Die vergangene Zeit in Hogwarts
"Du wirst bald feststellen, dass einige Zaubererfamilien besser sind als andere, Potter. Und du wirst dich doch nicht etwa mit der falschen Sorte abgeben. Ich könnte dir behilflich sein..."
Emily hatte sich entschieden. Doch sie hatte nicht Malfoys Angebot gewählt.
Stattdessen hatte sich zwischen ihnen eine nahezu abgrundtiefe Abneigung entwickelt, sodass man die beiden durchaus als Erzfeinde bezeichnen konnte.
Seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts hatte Malfoy keine Gelegenheit ausgelassen Emily Streiche zu spielen, sie zu demütigen oder auf einer anderen Weise zu schaden. Es war, als ob Emily Potter bloßzustellen seine persönliche Aufgabe in Hogwarts war, die ihm sein eigenes privates Vergnügen sicherte.
Er fand praktisch immer eine Gelegenheit sich über irgendein peinliches Ereignis ihrerseits mit seinen Slytherin-Freunden Pansy Parkinson und Blaise Zabini lustig zu machen und über sie herzuziehen.
Zu ihrem Leidwesen gab sie aber auch ein gutes Ziel ab:
Emily war in Zaubertränkekunde eine absolute Niete. Selbst Neville Longbottom, der es sogar fertig brachte seinen Tränken regelmäßig die genau gegensätzliche Farbe, als die gewünschte, zu verpassen, war besser als sie. Immerhin explodierte sein Kessel nicht andauernd und verteilte seinen Inhalt auf unvorsichtige Schüler, was Emily durchaus fertig brachte.
Dazu kam ihre stille Art mit der sie scheinbar alles über sich ergehen ließ. Natürlich bereitete es Malfoy einen unsäglichen Spaß Emily bis aufs Blut mit Beleidigungen gegenüber ihr selbst oder ihrer Freunde zu reizen - woraufhin sie oft hilflos aus dem Raum stürmte, was Malfoy widerum ein Gefühl des Triumphes gab und ihn in seinem Eifer nur bestärkte und die Qual für Emily nur noch schlimmer machte.
Im Grunde war Emily jedoch kein stilles, unscheinbares Mädchen.
Im Gegenteil: Sie war sogar recht impulsiv, doch da sie jahrelang ihre Gefühle bei ihrer Tante und ihrem Onkel und vor der restlichen Zaubererwelt zurückgehalten hatte, wusste sie noch nicht recht, wie sie mit ihrem aufbrausenden Gemüt umgehen sollte. Besonders in der Pubertät während des 4. und 5. Schuljahres hatte Emily unter ihren Stimmungsschwankungen zu leiden, da Malfoy es sich scheinbar zur Lebensaufgabe gemacht hatte, diese durch seine beständigen Provokationen bei ihr hervorzurufen.
Wie sie ihn hasste.
Er zwang sie während dieser Zeit ständig dazu sich mit ihrer Wut, ihrer Angst und ihren anderen scheinbar unkontrollierbaren Gefühlen auseinanderzusetzen. Doch am Ende des 7. Jahres, nach einer Tortur, die ihr beinahe endlos vorgekommen war, war sie ihm fast dankbar.
Die langen Jahre waren eine harte Schule gewesen, doch sie waren wohl nötig gewesen, um Emily zu zeigen, dass es richtig war seine wahren Gefühle zu zeigen. Sie brauchte sich nicht mehr hinter einer Fassade verstecken, denn nach Voldemords Tod war sie frei.
Die Zaubererwelt würde nun langsam das Interesse an ihrer Person verlieren und sie brauchte sich keine Gedanken mehr machen, wie die Öffentlichkeit diese oder jene Handlung von ihr deuten würde.
Zum ersten Mal, seitdem sie in diese zauberhafte Welt eingetreten war, hatte sie das Gefühl wirklich atmen zu können.
Sie war frei.
Sie war ungebändigt.
Und sie würde einige in ihrem Umfeld mit ihrer neuen, freigelassenen Persönlichkeit aus der Bahn werfen -
Malfoy eingeschlossen...
