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Bis(s) wir uns wiedersehen

Forgotten memories
von

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First day

Ich wusste, dass ich träumte.

Immer, wenn ich diese Topasfarbenen Augen sah, wusste ich, dass ich träume. In meinem Traum saß ich auf der Terrasse eines weißen Hauses, das zum größten Teil verglaste Außenwände hatte. In meinen Armen lag ein kleines Bündel, das sich räkelte und genüsslich schmatzte. Ich konnte eine große, grüne Wiese sehen und hörte nichts, als das Zwitschern der Vögel und gelegentliches Klopfen aus der Garage.

Neben mir saß ein Junge, etwa in meinem Alter, der mich die ganze Zeit lächelnd ansah. Seine Augen waren es, die mir sagten, dass ich träumte. Er hatte einen Arm um mich gelegt und streichelte das Gesicht des schmatzenden Bündels. Wenn dieses kleine Wesen die Augen aufschlug, sah man in ein paar wunderschöner grüner Augen. Meiner Meinung nach waren sie die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte.

Im Gesicht dieses kleinen Babys erkannte ich sowohl meine Züge, als auch die des Jungens, der mich sanft umarmt hatte. Scheinbar waren wir in meinem Traum die Eltern. Ich fühlte mich so geborgen. Ganz anders, als es in der Realität der Fall war. Ich hasste es aufzuwachen. Jedes Mal, wenn ich aufwachte, war da diese Leere in meiner Brust, die sich in meinen Träumen füllte.

Langsam verschwamm das Bild des Jungen und das Bündel in meinen Armen begann sich aufzulösen. Die Geräusche verebbten. Ich wachte auf.

Ich will nicht aufwachen, dachte ich, ich will hier bleiben. An diesem wunderschönen Ort.
 

Langsam wurde das störende Piepen meines Weckers lauter. Es war wohl Morgen. Mit der einen Hand, die ich auf den Nachttisch schlug, warf ich den Wecker um, der leider keine Ruhe gab.

Mit der anderen Hand zog ich meine Decke zur Seite, damit ich endlich aufstehen konnte. Heute würde mein erster Tag an der Schule sein. Meine Pflegemutter, Melissa Andrews, hatte mich nach einem Einschulungstest in die erste Stufe der High School verfrachtet. Irgendwie wusste ich, dass heute ein seltsamer Tag werden würde, doch ich hatte keine Ahnung, warum.

Ich öffnete meine Rollläden und sah aus dem Fenster. Wie jeden Tag, war es bewölkt. Das war Forks. Forks war der Ort in Amerika mit der höchsten Niederschlagsquote. Melissa sagte, dass in ihrem Heimatort fast jeden Tag Wolken den Himmel bedeckten.
 

Als sie mich vor einem Jahr im Krankenhaus besucht hatte um mich zu befragen, konnte ich ihr keine Antwort geben. Bis heute kannte ich meinen richtigen Namen nicht. Deshalb nannte man mich schlichtweg Jane. Jane. Das war der Vorname für jede unbekannte weibliche Person in Amerika. Damit es allerdings einigermaßen angenehm war für mich, durfte ich vorerst Melissas Nachnamen tragen.

So wurde ich Jena Andrews. Eine Frau, die ihre Vergangenheit nicht kannte.

Als ich mit Melissas 15 Jahre alten Volvo, ich sparte bereits auf ein eigenes Auto, durch die Hauptstraße von Forks fuhr, kam es mir jedes Mal so seltsam vertraut vor. Als hätte ich hier Jahre gelebt, nur, dass ich mich nicht erinnern konnte.
 

Als ich endlich an der Schule angekommen war prangte ein riesiges Schild mit der Aufschrift >Welcome to Forks High School< an der Wand. Auf der Suche nach einem Parkplatz wurde mein altes Auto angestarrt, als käme es vom Mars.

Das konnte vielleicht daran liegen, dass fast jeder hier einen Neuwagen fuhr und seinen Reichtum dermaßen zur Schau stellte, dass einem beinahe übel wurde. Wie würde ich mich hier bloß wohlfühlen können? Während ich so auf die Uhr schaute, bekam ich beinahe einen Schreck. Es war schon 7.55Uhr und ich musste noch in das Sekretariat der Schule, um meinen Stundenplan und die Karte für das Schulgelände zu erhalten.

Viel zu spät kam ich zu meiner ersten Stunde und ich wurde leider so angestarrt, wie schon auf dem Parkplatz. Als wäre ich irgendeine Außerirdische.

Wenigstens war mein Lehrer sehr freundlich und stellte sich direkt als Mr. Newton vor. »Sie müssen Miss Jane Andrews sein. Setzen Sie sich doch bitte neben Miss Masen. Das ist leider der einzige freie Platz in diesem Kurs also haben sie keine Auswahl in diesem Semester.« Hinten wurde schon die Hand gehoben, sodass ich keinerlei Schwierigkeiten hatte den richtigen Platz zu finden. »Hallo!«, grüßte sie mich, »Ich bin Ness. Falls du Fragen zur Schule hast, kannst du mich gerne fragen«, sagte sie und ließ ihre strahlend weißen Zähne aufblitzen. Sie war so unbeschreiblich schön. Ihre grünen Augen waren so satt, wie das Gras auf einer Blumenwiese. Ihre Haut war so hell wie Porzellan und der scharfe Kontrast ihrer schwarzen, gelockten Haare unterstrich diese Schönheit noch einmal.

Wie ein Blitz durchfuhr es mich. Sie kam mir von irgendwo her bekannt vor. Wenn ich nur wüsste, woher.
 

»Ich bin Jane, freut mich dich kennen zu lernen. Aber sag mal, kennen wir uns irgendwo her?«, fragte ich sie. »Ich glaube nicht. Ich bin erst vor Kurzem ohne meine Familie aus Europa hergezogen! Meine Brüder und Schwestern leben alle im schönen, zurzeit total verschneiten England.«

Ich beneidete ihre Geschwister nicht. Kälte, Regen und Schnee schienen irgendwie nicht mein Element zu sein, obwohl es so vertraut war hier in Forks. Ich schaute aus dem Fenster, an dem ich gerade saß. Englischunterricht war irgendwie nicht mein Fall. Langeweile breitete sich aus. Ich passte auch gar nicht mehr auf, und so musste ich mehrmals von Ness angestoßen werden, als ich vom Lehrer angesprochen wurde.

Als es zur Pause klingelte packten wir alle unsere Hefte ein und gingen aus dem Klassenraum. Zumindest hatte ICH das vor, denn ich wurde von den Jungs belagert. Ness, eigentlich Renesmee, sah mich entschuldigend an und rannte aus dem Klassenraum direkt Richtung Parkplatz. Sie hatte zu ihrem Glück heute nur eine Stunde Schule. Ich allerdings wurde mit Fragen nahezu bombardiert.

Wo ich herkäme, wie alt ich sei, wo ich wohne. Ich versuchte alles möglichst wahrheitsgetreu zu beantworten, und es blieb mir leider nicht erspart meinen Klassenkameraden von meiner Amnesie zu erzählen. Lügen wäre noch schwieriger gewesen. Besonders, wenn ich meine Erinnerung wiederbekäme und plötzlich wieder ins Nichts verschwinden würde.
 

Ich verstand nicht, warum sich alle für mich interessierten. Einige der Lehrer, die an mir vorbeigingen sahen mich auch an, als wäre ich irgendein Geist, den sie gesehen hätten. Ich dachte allerdings nicht weiter darüber nach und ging meines Weges direkt zur Schulkantine. Ich wunderte mich zwar, wieso ich den Weg wusste, ohne auf den Plan zu schauen, aber ich schrieb es der Tatsache zu, dass nahezu jeder dorthin ging.

An irgendeinem der vielen Tische in der Kantine erkannte ich einige aus meinem Kurs. Weil kein Platz mehr frei war, holte ich mir einfach einen Stuhl von einem relativ leeren Tisch und stellte ihn an den Tisch der Anderen.

Mein Tablett war überladen mit Obst und irgendeiner ekligen Suppe, die heute das einzige Tagesmenü war. Hoffentlich war das Essen nur heute, an meinem ersten Tag so schlecht.
 

»Wisst ihr schon, wo die Studienfahrt unserer Stufe hingeht?«, fragte uns das Mädchen, was ich aus meinem Englischkurs noch als Ella in Erinnerung hatte. Sie war klein, brünett und sah afrikanisch angehaucht aus. »Ihr werdet es kaum glauben«, erzählte sie weiter ohne auf eine Antwort von uns zu warten, »Wir fliegen nach Europa! Nach England!« schwärmte sie weiter.

England, dachte ich, hoffentlich war es schon warm, wenn wir dahin reisten. Auf noch mehr Kälte hatte ich keine wirkliche Lust. Mir war Forks schon zu wider mit diesem nasskalten Klima. Hoffentlich erinnerte ich mich bald, sodass ich sogar vielleicht auf eine High School in einem sonnigeren Staat gehen konnte, als Washington.
 

Am nächsten Tag hörte ich, als ich mich gerade auf dem Weg zum Bus machen wollte, ein lautes Hupen neben mir. Es war Ness, die in einem alten Volvo langsam neben mir herfuhr. Mit elektrischen Fensterhebern öffnete sie das Beifahrerfenster und grinste mich verschmitzt an.

»Darf ich sie mitnehmen, Miss Andrews?«, lachte sie. Die Entscheidung zwischen einem alten, Volvo mit Klimaanlage und einem stickigen, eiskalten gelben Schulbus viel mir nicht wirklich schwer und so warf ich meine Tasche auf den Rücksitz und setze mich auf den hellgrauen Beifahrersitz aus Leder.

»Und?«, fragte mich Ness, als sie die Kupplung trat und den ersten Gang einlegte, »Wie fandest du den ersten Tag? Ich kam ja gar nicht dazu dich am Ende der Schule auszufragen, weil ich nur eine Stunde hatte.« Es war so einfach mit Ness zu reden. Ich konnte ihr gegenüber einfach ehrlich sein, denn irgendetwas in mir sagte mir, dass ich ihr blind vertrauen konnte. Bei den anderen in unserem Jahrgang hatte ich das Gefühl mich verstellen zu müssen, denn sie sahen mich immer wieder mit einem mitleidigen Blick an, wenn ich in die Kantine ging. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass ich mein Gedächtnis verloren hatte, vielleicht aber auch damit, dass Ness nicht zu den beliebtesten Schülern der Schule gehörte und ich mich sehr gut mit ihr verstanden hatte.

Bei den anderen galt sie als verwöhntes, streberisches Mädchen, das nebenher noch aussah wie ein Model und sich für keinen aus der Schule interessierte. Sie war ein Einzelgänger. Umso mehr überraschte es meine Mitschüler, als ich mit ihr zusammen aus ihrem Auto stieg und wir uns lachend über die geplante Fahrt nach England unterhielten.

Wie ich erfahren hatte, lebte ihre Familie ganz in der Nähe unseres Zielortes und so würde Ness wohl während dieser Zeit nicht mit uns im Hotel leben, sondern bei ihrem Vater und ihren Großeltern. Ich erfuhr, dass ihre Mutter vor 2 Jahren in Italien während eines Urlaubs spurlos verschwunden war und ihre Familie deshalb nach Europa gezogen war, damit sie jede neue Spur verfolgen konnten.

Ich konnte kein Mitleid empfinden. Sie erinnerte sich wenigstens an ihre Mutter. Ich wusste weder, wie meine Mutter aussah, noch, wie sie hieß.

Als Ness bemerkte, dass ich einen leidenden Gesichtsausdruck machte, wurde sie still, drückte mich kurz, gab mir einen freundschaftlichen Wangenkuss und ging zu ihrem Sportunterricht. Ich hingegen hatte Italienisch, warum auch immer, ich konnte fließend italienisch sprechen und hatte somit keine Probleme aufzupassen und gleichzeitig meinen Gedanken nachzuhängen.
 

Hoffentlich fand ich bald heraus, warum ich diese Leere in meinem Herzen verspürte, die Ness jedesmal schaffte ein bisschen zu betäuben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jennalynn
2011-07-28T19:37:27+00:00 28.07.2011 21:37
AHA ok also Bella ist Ness Mutter das ist ja schon klar. Ich frag mich nur, wie es sein kann das Bella nun mit einmal so menschlich ist. In Italien hatten die Volturi ihre Finger mit ihm Spiel, das steht denk ich mal auch fest. OK einfach weiter lesen würde ich sagen *grins*

LG
Von: abgemeldet
2009-03-05T13:13:13+00:00 05.03.2009 14:13
Interessantes Kapi bin gespannt wie sich deine Geschichte entwickelt.

Lg



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