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Der ewige Göttername

von

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Shinken und Shinjuu

Nozomu erwachte am nächsten Morgen noch bevor sein Wecker klingelte. Es war Samstag, also hatten sie nur den halben Tag Schule, was er ungemein erleichternd fand, aber da war noch etwas anderes. Was letzten Abend geschehen war, es war bestimmt nur ein Traum gewesen. So etwas konnte doch gar nicht passieren. Auch wenn er nicht wusste, wie er sonst nach Hause gekommen sein sollte, da er sich nicht daran erinnerte, anders nach Hause gegangen zu sein, aber die Ereignisse waren einfach zu verrückt gewesen.

Doch irgend etwas stimmte nicht. Er spürte eine fremde Aura in seinem Zimmer. Eine fremde, bedrohliche Aura. Vorsichtig öffnete er seine Augen – und zuckte heftig zusammen. Über ihn gebeugt stand eine Onryō, die ihr Messer bereits gehoben hatte.

Sie ließ die Klinge herunterfahren -

Nozomu riss seine Augen auf und sah sich schwer atmend um. Nichts war zu sehen.

Ein Traum... bestimmt war der ganze Tag nur ein Traum... Was sitzt da auf meiner Brust?

Etwas Leichtes, ähnlich einer Katze, schien dem Gefühl nach auf seiner Brust zu sitzen. Vorsichtig schielte er auf die Stelle und erschrak noch einmal. Auf seiner Brust saß ein Wesen von der Größe einer Puppe, ihr blondes Haar war zu einem Zopf gebunden, ihre grünen Augen sahen ihn neugierig an. Auf dem Kopf trug sie eine lavendelfarbene Kappe, ihr gleichfarbiger Rock wirkte wie Blütenblätter. An ihren Handgelenken waren kleine Glöckchen befestigt – und sie war durchsichtig.

„W-wer oder was bist du denn?“

Sie antwortete nicht. Nozomu war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt verstand.

Er räusperte sich. „Kannst du vielleicht... von mir runtergehen?“

Für einen Moment glaubte er, sie hätte ihn wieder nicht verstanden, aber plötzlich schwebte sie in die Luft, um von ihm runterzugehen.

„Danke“, murmelte er leise und stand auf.

Das Wesen stellte sich auf seinen Globus und begann darauf zu laufen. Nozomu betrachtete es ratlos. So etwas hatte er noch nie gesehen. Woher war es nur gekommen? Und warum missbrauchte es seinen Globus als Laufband?

Schließlich schwebte sie wieder nach oben und deutete auf die Uhr. Sie sagte immer noch nichts, aber Nozomu konnte sich denken, was sie sagen wollte: Beeil dich, du hast nicht mehr viel Zeit!

Er nickte und begann sich anzuziehen, während sie seine Schultasche inspizierte.

Zuguterletzt nahm er seine Tasche und ging nach unten zum Frühstücken. Das kleine Wesen folgte ihm.

Bevor er sich mit Zetsu angefreundet hatte, war jede Mahlzeit mit den Nagamines eine unangenehme Bürde in einer angespannten Atmosphäre gewesen. Inzwischen genoss Nozomu das Beisammensein der gesamten Familie und würde es ungern wieder eintauschen. Auch Yuzuki und Yamato waren nun deutlich lieber mit ihm zusammen.

Sogar das Essen konnte er inzwischen genießen, was eine gute Sache war, denn es schmeckte köstlich. Er fragte sich, ob das Wesen ebenfalls etwas aß, aber sie saß nur auf seinem Kopf und schien alles zu beobachten.

Nachdem Frühstück verabschiedeten Nozomu und Nozomi sich von den Nagamines und verließen das Haus, um zur Schule zu gehen. Das Wesen schwebte Nozomu hinterher.
 

Sie folgte ihm den ganzen Morgen und hüpfte sogar auf seinem Tisch umher während des Unterrichts, der sie zu langweilen schien. Ab und an sprang sie auch auf die Tische der anderen und tanzte dort um die Bücher herum, bis sie wieder zu seinem Tisch kam.

Sehen konnte sie anscheinend niemand außer ihm und sie stellte auch nichts an, deswegen kümmerte er sich nicht weiter darum und konzentrierte sich lieber auf den Unterricht.

Vieles von dem, was die Klasse erst lernte, hatte er bereits im Krankenhaus gelernt, von daher hatte er keine Probleme, dem Stoff zu folgen, auch nicht, wenn er das kleine Wesen eine Weile beobachtete.

Das Ende des Schultages kam so früher als er gedacht hätte und pünktlich nach dem Unterricht standen Satsuki und Zetsu vor den Türen der Schule. Wie sie so schnell hatten hinauskommen können blieb Nozomu ein Rätsel. Er verabschiedete sich von Nozomi, die mit Misato und Shinsuke ins Einkaufscenter gehen wollte und ging schließlich gemeinsam mit Zetsu und Satsuki.

Zwischen den beiden herrschte immer noch eine angespannte Atmosphäre, aber für Nozomu hatte die Schülersprecherin ein Lächeln übrig. „Nozomu-kun, bist du gestern gut nach Hause gekommen?“

„Ja, danke, Senpai.“

Damit waren ihre Gesprächsthemen erschöpft.

Nozomu wollte so viel fragen, wovon sie gestern gesprochen hatten, was passiert war und wen sie überhaupt treffen wollten. Aber er traute sich nicht.

Zetsu wirkte ohnehin schon angespannt, da konnte er bestimmt nicht noch seine Fragen beantworten – und so wie er ihn kannte, würde der Silberhaarige ohnehin nur vielsagend schweigend oder ihn auf später vertrösten.

Sie kamen an einem großen Gebäude an, ein Schild am Eingang verriet Nozomu, dass es sich um ein Wohnheim handelte. Vermutlich für Schüler, die nicht allein leben konnten oder wollten.

Warum hat man mich nicht hierher geschickt? ... Hmm, nein, ich kann es mir denken.

Gemeinsam gingen sie hinein. Ein halbdunkler Raum empfing sie. Links befand sich eine Art Rezeption, rechts stand eine bequem aussehende Sofaecke um einen Tisch herum, dahinter gab es mehrere Türen, geradeaus führte der Gang zu einer Treppe.

Stille herrschte im Gebäude. Vermutlich war noch keiner da, wer wusste schon auf welche Schulen alle Bewohner gingen?

Zetsu führte sie hinter die Rezeption. Ein Messingschild mit dem Wort Büro verkündete, was sich hinter der Tür befand. Er klopfte an, wartete einen Moment und betrat den Raum schließlich.

Satsuki und Nozomu folgten ihm. Neben einem Regal, einem Aktenschrank und einer weißen Trockentafel, befand sich auch ein großer Schreibtisch und ein Sofa im Raum. Hinter dem Tisch saß ein grünhaariger Mann mit einem Pferdeschwanz. Seine gold-braunen Augen blickten ihnen intelligent durch die Brillengläser entgegen. Neben ihm stand eine braungebrannte Frau mit rotem Haar und goldenen Augen. Sie trug einen Arztkittel, aber Nozomu konnte auch so sehen, dass ihre Oberweite um einiges größer war als die, die er von anderen Frauen kannte.

Zetsu räusperte sich. „Nozomu, darf ich vorstellen? Der Leiter dieses Wohnheims Salles Cworcs und seine rechte Hand Jatzieta.“

„Und weiter?“, fragte Nozomu.

Sie kicherte bereits. „Nur Jatzieta, mein Lieber. Mhm, du siehst ziemlich süß aus, hätte ich gar nicht gedacht.“

Salles schloss bereits genervt die Augen. „Bitte, setzt euch. Du auch, Satsuki.“

Die drei Schüler setzten sich auf die Stühle direkt vor dem Schreibtisch.

Fragend sah Nozomu zwischen den beiden Erwachsenen hin und her. Sie wirkten nicht unbedingt wie normale Menschen. Wer waren sie nur? Hatten sie auch etwas mit diesen Dingen vom letzten Abend zu tun?

Salles räusperte sich. „Also, Nozomu, Zetsu hat mich letzten Abend noch angerufen und mir von den Onryō erzählt, die dich angegriffen haben.“

„Mich?“

Also hatten die Geister es wirklich auf ihn abgesehen gehabt – aber warum?

Der Mann nickte. „Seit du in dieser Stadt bist, gab es vermehrte Erscheinungen dieser Rachegeister. Sie sind nur hinter dir her, aus welchem Grund auch immer. Jedenfalls hast du jetzt bestimmt viele Fragen, nicht wahr?“

Nozomu nickte. „Was sind Shinken? Und Shinjuu? Wer seid ihr eigentlich? Und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?“

„Ich werde dir deine Fragen alle beantworten“, sagte Salles. „Zuallererst: Eien Shinken, die ewigen Götterschwerter, sind machtvolle Waffen, die anders als konventionelle Waffen sind. Shinken verfügen über einen eigenen Willen und sind fähig, mit ihrem Träger zu kommunizieren. Jedes Shinken hat einen Rang von eins bis neun. Allerdings ist nicht jeder fähig, eine solche Waffe zu führen – und selbst wenn du fähig bist, kannst du nicht jedes Shinken führen. Ein Schwert mit Rang Eins verfügt über unbegrenzte Macht, kann aber kaum von einem Menschen kontrolliert werden, während ein Schwert mit Rang Neun über keine nennenswerten Fähigkeiten verfügt, dafür aber von jedem Nutzer gebraucht werden kann.“

Nozomu runzelte seine Stirn. Salles schob ihm ein Buch hin. „Das hier ist mein Shinken. Es ist Egen, die Erkenntnis und hat Rang Fünf.“

Er runzelte seine Stirn. „Aber... es ist ein Buch.“

Neugierig nahm er es in die Hand. Er konnte spüren, wie Macht ihn zu durchströmen begann. Eine fremde Macht, die ihn als Feind ansah und ihn abstoßen wollte. Er fühlte den ohnmächtigen Zorn, der im Inneren der Waffe herrschte. Hastig legte er es wieder weg.

„Ein Shinken kann viele Formen annehmen. Schwerter, so wie das von Zetsu oder Satsuki, Bücher, so wie meines oder eine Laterne, so wie das von Jatzieta.“

Sie lachte noch einmal leise.

Salles ließ das Buch wieder verschwinden. „Als nächstes kommen wir zu den Shugo Shinjuu, den schützenden Götterbestien. Shinjuu sind die Verkörperungen des Willen eines Shinken. Es ist ihre Aufgabe, ihren Meister zu beschützen und ihn in allen Bereichen nach Kräften zu unterstützen, um das große Ziel zu erreichen.“

Das große Ziel?

Diesmal erschien zu Demonstrationszwecken ein puppenartiges Wesen auf Zetsus Schulter. Von der Größe her, erinnerte sie Nozomu an das blonde Wesen, das ihn inzwischen verlassen hatte. „Das ist... ein Shinjuu?“

Sie räusperte sich. „Mein Name ist Nanashi, Dienerin von Zetsu Akatsuki. Erfreut, dich kennenzulernen.“

„F-freut mich auch.“

Er fühlte wie sein normales Leben, das er sich so sehr wünschen, aus seinen Händen glitt und am Boden zerschellte. Und zwar endgültig.

„Auch Shinjuu haben vielfältige Formen, keines gleicht dem anderen, genau wie Menschen“, erklärte Salles. „Wenn du ein Shinken hast, wird sich auch dein Shinjuu zu zeigen.“

Nozomu nickte, Nanashi verschwand wieder. Es erschien ihm immer noch wie ein Traum. Im nächsten Moment würde er in der Klinik oder im Zug aufwachen und nichts von alledem wäre geschehen. Aber etwas in ihm sagte ihm, dass dem nicht so wäre und er nun, da er die Oberfläche angekratzt hatte, noch tiefer hinabsteigen musste, um alles herauszufinden.

„Nun zu uns“, sagte Salles schließlich. „In diesem Wohnheim leben nicht viele Leute, um genau zu sein sind es derzeit nur drei. Aber sie alle haben ein Shinken und ein Shinjuu. Wir kämpfen, um das große Ziel zu erreichen.“

„Was soll daran groß sein?“, fragte Satsuki schnaubend. „Wenn es nach euch geht, bleibt alles wie es ist, das ist nicht groß!“

Salles sah sie sanft lächelnd an. „Du hast deinen Standpunkt oft genug deutlich gemacht, als du das Wohnheim verlassen hat, Satsuki, danke.“

„Worum geht es eigentlich?“, fragte Nozomu.

Diesmal war es Jatzieta, die antwortete: „Der Grund warum es Shinken gibt ist ganz einfach. Es geht um eine Schlacht. Und zwar um den Ewigen Götternamen. Wer diesen Namen erkämpft kann über das Schicksal der Welt entscheiden.“

Erstaunt hob Nozomu eine Augenbraue. „Ein Name?“

Er hatte, wenn es schon um eine Machtquelle ging, mit etwas anderem gerechnet. Einer Waffe, einem Kristall oder irgendeinem anderen Behälter – aber sicher nicht mit einem Namen.

Salles nickte. „Der ewige Göttername. Er wird auf die Seele des Siegers graviert und setzt dadurch unvergleichliche Kräfte frei. In dieser Stadt gibt es drei Gruppen, die darum kämpfen. Wir, die dafür sorgen wollen, dass alles so bleibt wie es ist. Satsukis Gruppe, die Frieden über die Menschheit bringen will. Und diejenigen, die die Menschheit komplett auslöschen wollen.“

Die Menschheit auslöschen?

„Und Zetsu ist... bei euch in der Gruppe?“, fragte Nozomu langsam.

Der Silberhaarige nickte zustimmend. „Ich will diese Welt erhalten, so wie sie ist.“

Satsuki schnaubte wieder. „Sage ich doch! Nozomu-kun wird da bestimmt nicht mitmachen! Er wird sich mehr als alle anderen eine friedliche Welt wünschen!“

Nozomu sah sie fragend an. „Was habe ich denn damit zu tun?“

Wieder herrschte Stille im Büro. Lediglich eine Wanduhr tickte vor sich hin, ohne sich von äußeren Umständen stören zu lassen.

Die Anwesenden tauschten Blicke, kommunizierten wortlos miteinander. Nozomu rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her. Er konnte sich zwar bereits denken, was man von ihm wollte, wollte es dennoch erst einmal hören.

„Nun“, ergriff Salles schließlich wieder das Wort „du bist ebenfalls ein Shinken-Nutzer und früher oder später wirst du dich einer der drei Parteien anschließen müssen.“

„Und wenn ich nicht will?“, fragte Nozomu herausfordernd.

Satsuki schluckte. „Erinnerst du dich an deinen ersten Schultag und den toten Schüler? Shou Epirma? Er hat sich ebenfalls keiner Gruppe angeschlossen.“

Salles schloss die Augen und nickte zustimmend. Jatzieta senkte den Blick. „Schließt du dich niemandem an wirst du von denen, die die Zerstörung wollen, gejagt – und getötet, um dich als potentiellen Feind auszuschalten.“

Zetsu nickte nun ebenfalls. „Und Shou war ein guter Kämpfer. Du dagegen bist ein Anfänger, Nozomu. Bei dir werden sie leichtes Spiel haben.“

Der Braunhaarige seufzte. „Und jetzt will jede Gruppe mich für sich haben?“

„Natürlich“, antwortete Jatzieta. „Man kann nie genug Verbündete haben.“

Nachdenklich sah er an Salles vorbei aus dem Fenster hinter ihm. Das Fenster führte zu einer Seitengasse, die nur wenige Meter breit war, bevor das nächste Haus begann. Auf der gegenüberliegenden Häuserwand gab es kein Fenster. Nur Stein.

Ihm stand der Sinn nicht nach Kämpfen. Er wollte nicht nachts mit einem Schwert umherziehen und andere Leute bekämpfen. Er wollte diesen Götternamen nicht haben. Er wollte nur ein ganz normales Leben führen, wie er es sich immer gewünscht hatte.

Die Augen aller Anwesenden waren gespannt auf ihn gerichtet. Er seufzte schließlich und stand auf. „Ich werde... es mir überlegen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2009-03-03T20:41:44+00:00 03.03.2009 21:41
*Zetsu anschwärm*
Ähh... ja. Nettes Kapi. Zetsu macht es noch besser XD

Nya. Was soll ich schreiben? Oh ja. Ich finde Rehme so lustig XD
Nur sie kommt auf die Idee auf einen Globus zu laufen XDD

*Kopf kratz*
Im nächsten Kapi schreibe ich mehr XD


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