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Halluzinationen mit Frau Holle

von

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Träume sind Schäume...oder?!

Die Gegend lag schon in tiefer Dunkelheit, als sie endlich, nach einer Fahrt ohne weitere Zwischenfälle in ihrem Zielkönigreich ankamen. Da es schon fast Mitternacht war, konnte Will Lui davon überzeugen, dass es vielleicht nicht unbedingt ratsam war, jetzt noch beim König vorzusprechen. Trotz der späten Stunde war schnell eine gemütliche Herberge gefunden, in der sie sogar noch etwas Warmes zu essen bekamen, bevor sie zu Bett gingen. Auf dem Gang zu den einzelnen Zimmern verabschiedeten sich Lui und Will von Dorothea, die ein eigenes Zimmer bekommen hatte. Dafür hatte sich Will ausgesprochen und der Prinz war sofort seiner Meinung gewesen. Bei dem Gedanken, dass die Hexe, während er schlief, mit ihm tun konnte, was sie wollte, wurde Lui ziemlich übel. Wäre sie mit ihnen in einem Zimmer gewesen, er hätte wahrscheinlich zum ersten Mal seinen gesunden und überaus festen Schlaf verflucht. So lagen die beiden Männer dann auch in ihren Betten und schliefen nach dem (zumindest für Will) sehr anstrengenden Tag schnell ein.
 

Die Sonne schien. Es war angenehm warm. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen.

Wilhelm registrierte, dass er an einem Brunnen saß. Ein Stück weit von diesem Brunnen entfernt stand ein recht ärmlich aussehendes Haus, vor dem ein Hahn stolz umher spazierte. Er sah sich noch ein wenig weiter auf dem Hof um und musste feststellen, dass ihm dieser Ort völlig unbekannt war. Er hatte weder das Haus noch den Brunnen je in seinem Leben gesehen. Als er gerade darüber nachdachte wie um alles in der Welt er hierher gelangt sein könnte, sprang die Tür des Häuschens auf und ein Mädchen von vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahren kam herausgestürmt und schnurstracks auf ihn zugelaufen. Offenbar war sie nicht gerade gut gelaunt.

„Was willst du hier? Verzieh dich, Mann! Ich hab jetzt wirklich keine Zeit mich mit irgendwem zu unterhalten! Obwohl...eigentlich könntest du mir helfen, wenn du einmal hier bist. Mir ist meine Spule in den Brunnen gefallen und meine Stiefmutter sagt, ich soll sie wieder hoch holen. Würdest du mich vielleicht an dem Seil wieder hochziehen, wenn ich die Spule gefunden habe?“

Will war erst einmal völlig perplex ob der schnellen Rede und der unerwarteten Aufforderung des Mädchens, fand dann aber seine Sprache wieder und antwortete: „Ähm, natürlich helfe ich dir. Aber wie ist dir die Spule denn überhaupt da rein gefallen?“

„Ach weißt du, meine blöde Stiefmutter zwingt mich immer das Garn für unsere Kleidung zu spinnen und wenn schönes Wetter ist, mache ich das hier draußen am Brunnen. Aber wenn man eben die ganze Zeit am Spinnen ist, dann werden die Hände schon mal wund und blutig. Und als das heute wieder passiert ist, wollte ich die Spule im Brunnen auswaschen, da ist sie mir aus der Hand gerutscht und hineingefallen. Das musste ich natürlich meiner Stiefmutter beichten und dann hat sie eben gesagt, ich soll sie wieder hoch holen, egal wie. Und da du jetzt weißt, was du wissen wolltest, Fremder, würde ich jetzt gerne erstmal deinen Namen wissen.“

„Ich bin Wilhelm.“ antwortete der „Fremde“ lächelnd. Irgendwie schien sie ihm gleich sympathisch.

Seine freundliche und aufgeschlossene Antwort schien sie vollends davon zu überzeugen, dass es sich bei dem jungen Mann, der hier plötzlich einfach so herumgelungert hatte, um einen netten und vertrauenswürdigen Kerl handeln musste.

„Ich bin Marie, freut mich dich kennen zu lernen. Also holen wir das gute Stück da mal wieder raus. Ich geh runter und wenn ich an dem Strick hier ziehe, dann holst du mich hoch.“

Dabei deutete sie auf das Seil, an dem der Eimer zum Wasserheraufholen befestigt war.

„In Ordnung.“

„Gut, dann mal los.“

Und mit diesen Worten war sie über den steinernen Rand des Brunnens gestiegen und gesprungen. Als sie fiel, entfuhr ihr ein spitzer Schrei, der jedoch bald verstummte.
 
 

Dann war Stille.
 
 

Nachdem Marie gesprungen war, blieb Wills Blick auf dem Brunnenrand hängen. Erst jetzt entdeckte er die kleinen Blutflecken, die von Maries Verletzungen beim Spinnen stammen mussten. Und apropos Marie ... so langsam begann er sich über die unangenehme Stille zu wundern. Wenn jemand in einem mit Wasser gefüllten Brunnen etwas suchte, dann müsste doch zumindest so etwas wie Plätschern zu hören sein. Und ihr Aufprall auf dem Wasser hätte ebenfalls ein nicht zu überhörendes Geräusch verursachen müssen.

„Marie?“

Keine Antwort.

„Marie?“ Diesmal rief er lauter. „Ist alles in Ordnung?“

Nur die Vögel zwitscherten leise. Kein Laut drang aus dem Dunkel nach oben.

Was sollte er jetzt tun? Marie war eindeutig verschwunden. Sollte er an der Tür des Hauses klopfen und der Stiefmutter alles erzählen? Nein, die würde das nicht großartig interessieren. Nach allem, was ihm die junge Frau erzählt hatte, machte die Stiefmutter nicht gerade den Eindruck, dass sie sich besonders um das Wohl ihrer Stieftochter scherte.

Sonst war kein Mensch zu sehen, den er hätte um Hilfe bitten können. So blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als selbst in den Brunnen zu springen und nachzusehen, was mit Marie geschehen war.

Er stieg auf den Brunnenrand und mit einem kühnen Sprung ließ er diesen seltsamen Ort hinter, oder besser, über sich. Er fiel tiefer und tiefer, doch zu keinem Zeitpunkt spürte er Wasser um sich. Und ein Aufprall war bis jetzt auch nicht abzusehen. So fiel er weiter und immer weiter...
 
 

Schweißgebadet wachte er auf. 'Wo bin ich?' dachte er überstürzt. Noch immer saß ihm ein ziemlicher Schreck in den Gliedern und sein Atem ging schwer und schnell. Er sah sich um. Er lag in einem Bett in einem dunklen Zimmer. Ein Blick auf das Bett neben ihm und dessen prinzlichen Inhalt und ihm fiel schlagartig alles wieder ein. 'Achja...das Gasthaus. Unser Zimmer...' Bei diesen Gedanken entfuhr ihm ein erleichterter Seufzer und er entspannte sich. Er ließ sich zurück auf sein Kissen fallen und dachte über diesen Traum nach, der ihn so durcheinander gebracht hatte. Wohin konnte das Mädchen denn verschwunden sein? Gut, es war ein Traum, da war alles möglich, aber trotzdem...

Er hatte noch nie einen Traum von solch erschreckender Klarheit gehabt. Und meistens vergaß er sofort im Moment des Erwachens, was er geträumt hatte ... doch selbst jetzt noch, zehn Minuten nach seinem Erwachen, stand ihm jeder einzelne Moment dieses Traumes klar vor Augen. Nach weiteren fünfzehn Minuten des Vor-sich-hin-grübelns sagte er sich, dass es keinen Zweck mehr hatte. Morgen würde bestimmt wieder ein anstrengender Tag werden und da konnte er es sich nicht leisten, die halbe Nacht wach zu bleiben und über etwas nachzudenken, das sowieso nicht real war. So drehte er sich auf die Seite, schloss die Augen und versank in einen neuerlichen, doch diesmal traumlosen Schlaf.
 

Schon kurz nachdem die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen, stand Wilhelm auf und zog sich an. Der Prinz war eigentlich ein Langschläfer, doch auch er wollte heute etwas früher aufstehen. Er wollte endlich zum Schloss, um sich mit der Prinzessin bekannt zu machen, die von allen Leuten, die sie (sprich Will) in der Gegend befragt hatten, als äußerst klug angesehen wurde. Nun gut, hatte er sich gedacht, wenn sie so hübsch wie klug war, hatte er kein Problem. Außerdem mochte er kluge Frauen.

Im Palast des Königs wurden sie (sprich Ludwig) von ebendiesem König auch recht herzlich begrüßt. Er zeigte sich hocherfreut über das Interesse, dass der Prinz an seiner Tochter hegte und sprach auch von einer guten Beziehung zwischen ihren zwei Ländern. Jedoch hoffte Lui, dass die Prinzessin mehr ihrer Mutter als ihrem Vater ähnelte, denn der hatte rein äußerlich nicht gerade viel zu bieten, mit seinem mehr als dicken Bauch und seinem pausbäckigen, geröteten Gesicht, den Sommersprossen und dem etwas längeren Bart aus roten Haaren.

„Nun, Prinz Ludwig, darf ich vorstellen: meine Tochter, Prinzessin Nathalie.“

Die Tür zum Thronsaal öffnete sich und herein trat ein blondes Mädchen in einem bezaubernden blauen Kleid.

„Guten Tag, Prinz Ludwig, es freut mich Euch kennen zu lernen.“, sagte sie, als sie diesem Prinzen gegenüberstand, der so völlig anders aussah, als sie sich einen Prinzen vorgestellt hätte.

Der Angesprochene war gerade intensiv und ausschließlich in die Betrachtung des Kleides versunken und stellte sich den doch recht ansehnlich geformten Körper darin genauer vor. Doch nun löste er sich von seinen Vorstellungen und hob seinen Blick, um festzustellen, ob das Kleid die vermutlich blauen Augen des Mädchens so fabelhaft unterstreichen würde, wie er dachte. Nun, er blickte der Tat in zwei hellblaue Augen, die jedoch durch eine dicke Brille überdurchschnittlich groß aussahen. Ihr Gesicht war über und über mit Sommersprossen bedeckt und sie blickte ihn mit einem breiten Grinsen an, das enthüllte, dass Prinzessin Nathalie auch eine Zahnspange ihr Eigen nannte.

Die allgemeinen Grundsätze der Höflichkeit verboten es ihm, aber am liebsten wäre er bei diesem Anblick schreiend aus dem Schloss gerannt. Klug mochte die Prinzessin wohl ohne Zweifel sein, aber optisch war sie für Lui der komplette Reinfall.

Er schaffte es nach allen Regeln der prinzlichen Entwindungskunst sowohl den König als auch die Prinzessin abzuwimmeln und machte sich dann schleunigst aus dem Staub.

In einem Vorzimmer des Thronsaals wartete Will, der schon an Ludwigs schnellem Schritt ablesen konnte, dass die Prinzessin wohl nicht seinen Ansprüchen genügt hatte.

„Los Will, bloß weg hier!“

Oh ja, der Prinz war not amused.
 
 

„Das musst du dir mal vorstellen: ihr Körper sah ja ganz in Ordnung aus, aber das Gesicht... furchtbar. Eine Brille so dick wie ... ich weiß nicht was ... und Sommersprossen und eine Zahnspange!! Es war einfach grausam.“

Lui war noch immer ganz aufgebracht.

„Kann ich mir vorstellen, Prinz.“ war Wills möglichst neutrale Antwort. Ein bisschen gelacht hätte er am liebsten schon, wenn er sich vorstellte, wie verdutzt Lui vor diesem Mädchen gestanden haben musste.

„Ganz ruhig, Prinz. Ihr habt ja noch mich! Ich stehe Euch immer zur Verfügung ...“ sagte Dorothea, während sie anzüglich um ihn herumscharwenzelte.

Der Angesprochene ließ es sich nicht nehmen, sie mit einer Geste, als ob er Ungeziefer verscheuchen wolle und einem schnippischen Kommentar abzufertigen: „Wenn ich mal ganz verzweifelt bin, komme ich auf dein Angebot zurück. Oder warte..nein, noch nicht mal dann.“

Ludwig hatte beschlossen den Weg zurück zum Gasthaus zu laufen. Auch wenn er es nicht unbedingt zugab, das schöne Wetter freute ihn und er genoss es, einfach mal den Boden unter seinen Füßen zu spüren, statt immer nur auf dem Pferd oder in der Kutsche zu sitzen.

Der Prinz versuchte zwar, es zu verbergen, aber Wilhelm spürte, dass ihm dieser Spaziergang gut tat. Und so schnupperte auch er ein wenig die warme Frühlingsluft und ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen, während er mit den Pferden hinter den beiden anderen herlief.
 

Sie waren eine Weile so gegangen und noch immer im Wald, da überkam Will ein komisches Gefühl. Es war, als würde etwas an seinem Verstand ziehen, seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken. Er schloss kurz die Augen, um dieses merkwürdige Gefühl abzuschütteln, doch als er sie wieder öffnete, befand er sich offensichtlich nicht mehr in dem Wald, in dem er soeben noch mit Lui und Dorothea gegangen war. Er war auf einer grünen Wiese, von der er schwören konnte, dass sie vorher nicht da oder auch nur in Sicht gewesen war. Wunderschöne Blumen umgaben ihn und der Duft, den er einatmete, war einfach atemberaubend. Für einen kurzen Augenblick ließ er sich von der Schönheit dieses Ortes einlullen.

Dann jedoch begann er sich zu fragen, was er eigentlich hier machte. Er erhob sich, denn er war in liegender Position erwacht, und aus der Höhe fielen ihm Fußspuren auf, die sich von seinem Standpunkt aus weiterzogen.

Nun gut, dann war also schon einmal jemand hier gewesen. So beschloss er, den Fußspuren zu folgen.
 
 

„Will, wenn wir im Gasthaus sind, kannst du schonmal anfangen meine Koffer in die Kutsche einzuladen und das nächste Königreich mit ansprechender Prinzessin ausfindig zu machen!“

Keine Antwort.

„WILL!“

Lui wendete seinen Blick nach hinten, entdeckte jedoch nur Dorothea, die sich nun auch suchend nach dem Diener umblickte.
 

Doch weder die Pferde noch Wilhelm waren zu sehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Koribian
2009-04-10T13:45:27+00:00 10.04.2009 15:45
Hey ^^
Also es gibt definitiv viel zu wenige FFs zu diesem Manga und ich hab mich echt gefreut, als ich deine gesehen habe. Allein dass du eine geschrieben hast, finde ich super. XD Aber als ich die Story dann gelesen habe, war ich wirklich begeistert. Kam mir fast so vor, als würde ich wirklich den Manga lesen, da du die Charaktere recht gut getroffen hast. (Will ist toll *Q*)
Ich könnte jetzt ewig so weiter machen und dich loben, aber wir wollen ja mal nicht übertreiben, sonst wird mein Kommentar zu lang. ;D
Auf jeden Fall hast du meiner Meinung nach einen klasse Schreibstil, da alles verständlich ist und es sich flüssig und ohne weitere Probleme lesen lässt. Hast du fein gemacht *tätschel* :D Weiter so! *mit killerniete-Fan-Fähnchen rumwedel*
Bis zum nächsten Kapitel,
Koribian :]
Von:  Ikuto_Kuro_Neko
2009-03-20T20:27:08+00:00 20.03.2009 21:27
oh das war super
*will fan ist*
mach so weiter dann bekommst de viele komis ^^

bin schon gespannt ob Lui Will findet
Von: abgemeldet
2009-03-02T19:43:44+00:00 02.03.2009 20:43
↓da fehlt ein 'a' ^^°
Von: abgemeldet
2009-03-02T19:42:51+00:00 02.03.2009 20:42
ich mag das Gnze von Wort zu Wort mehr ^^ ... hoffentlich findeste möglichst bald Zeit weiterzuschreiben :D


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