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Spuren im Schnee

Werwölfe & Vampire
von

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Mondlicht

Ich danke euch für eure lieben Kommentare. ^^

Die waren wirklich motivierend. X3

*alle knuff*

Diesmal ist es ein extra langes Kapitel.

Irgendwie hat mich die Muse gepackt gehabt. *-*

Ich mag dieses Kapitel eigentlich…. habe es mir aber nicht noch einmal durchgelesen deswegen bitte ich die Fehler die sich sicherlich eingeschlichen haben zu verzeihen.

*Kekse und Kuchen dalass*
 

Viel Spaß beim lesen!!
 

LG Ita

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Ich konnte das Ganze einfach nicht fassen.

Meine Verwirrtheit hatte sich kaum gebessert.

Und wieso verarschte mich dieser Raoul?

Plötzlich packte mich eine Wut, wie noch nie.

Ich schrie auf und klatschte dem anderen eine, mit meiner gesunden Hand. „Was fällt dir ein mich so zu verarschen, wenn ich meine Eltern erst verloren habe. DAS IST NICHT WITZIG!!“, brüllte ich weiter und sah den Braunhaarigen stinkig an.

Dieser hatte seinen Kopf zu Seite gedreht und ein roter Handabdruck war deutlich auf seiner Wange zu erkennen.

Kurz sah ich ein beängstigendes Funkeln in seinen Augen, was sich aber, genauso schnell wie es gekommen war, wieder legte.

Dann schrak ich zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich gerade einen Wildfremden geschlagen hatte, so etwas hatte ich bisher noch nie getan …

Aber entschuldigen würde ich mich nicht. Solche Scherze machte man nicht und so hatte er die Ohrfeige verdient.

Raoul sah mich wieder direkt an.

„Über sowas würde ich keine Scherze machen. Und in dieser Situation erst recht nicht, hältst du mich für so Geschmack- und Gefühllos?“, fragte er mit einem bitteren Unterton in der Stimme.

Jetzt wo er es sagte…

Ich hob nur ratlos die Schultern. Immerhin kannte ich ihn nicht lang genug um ihn besser einzuschätzen.

Aber wo er recht hatte…. Nun bekam ich doch ein schlechtes Gewissen und schloss kurz die Augen.

„Es tut mir leid…“, sagte ich leise.

„Aber wie würdest du reagieren …. Ich weiß einfach nicht was ich denken soll!“, fuhr ich zitternd fort und war nahe daran wieder in Tränen auszubrechen.

Schließlich konnte ich die heißen Tränen nicht mehr zurückhalten und heulte mir fast die Seele aus dem Leib.

Meine Eltern waren tot. Jetzt erst schlug über mich die Welle der Bandbreite, die das mit sich zog, über mich zusammen.

Was sollte ich tun? Wie sollte ich weiter leben ohne Geld?

Meinen Schulabschluss hatte ich ja noch nicht.

Da ich 18 war musste ich wenigstens in kein Heim. Aber das erleichterte die Sache auch nicht.

Das ich ein Werwolf sein sollte, hatte ich erst einmal vergessen oder verdrängt.

Im Moment spielte das keine Rolle.

Ich bemerkte nicht wie mich Raoul mitleidig ansah.

Plötzlich wurde ich zögerlich in eine vorsichtige Umarmung gezogen.

In meiner Verzweiflung drückte ich mich mit meinem gesunden rechten Arm fester an den angenehm warmen Körper und schluchzte wiederholt auf.

„Was soll ich jetzt nur tun??“, flüsterte ich leise, immer wieder von Schluchzern unterbrochen.

Wimmernd vergrub ich mein Gesicht an Raouls Hals.

Mir war die Nähe zu dem eigentlich Fremden nicht unangenehm und peinlich, wie sie in einer anderen Situation sicherlich gewesen wäre, sondern sie war einfach nur tröstend und beruhigend.

Nach einer geraumen Weile. Mein Zeitgefühl hatte sich vollkommen verabschiedet. Beruhigte ich mich schließlich wieder.

Meine Tränen versiegten nur schluchzte ich hin und wieder auf.

Aber ich ließ nicht locker, drückte Raoul einfach weiter an mich. Seine Nähe und sein Geruch hatten etwas sicheres, beschützendes, geborgenes, was mir meine Eltern nie wieder geben konnten.

Als ich mich vollends beruhigt hatte, ließ ich ihn los und rieb mir über die geröteten, geschwollenen Augen.

Raoul lächelte sachte und musterte mich kurz.

„Du willst sicher einen Beweis dafür, dass ich dich mit der Werwolfgeschichte nicht angelogen habe…“, sagte er und ich sah ihn kurz erschrocken an.

Als mir wieder einfiel was er zu mir gesagt hatte.

Ich nickte zögerlich, aber irgendwie wollte ich das Ganze nicht glauben. Es kam mir so unreal vor.

Er nickte.

„Ich werde mich jetzt aber nicht verwandeln …. Das wäre sicher zu drastisch.“, sagte er. Wieder nickte ich nur. Unfähig etwas Sinnvolles zu sagen.

Raoul lächelte: „Kannst du aufstehen? Ich will dir beweisen, dass du kein normaler Mensch mehr bist. Wenn du ins Vollmondlicht trittst, werden deine Wunden heilen und das ist sicher ziemlich praktisch. Aber dabei darfst du nicht hinauf in den Mond schauen. Überallhin nur nicht in den Mond.“, sagte er eindringlich.

„Jah ich denke ich kann stehen… Wie du meinst.“, antwortete ich leise. Dabei hatte ich einen ungläubigen Unterton in der Stimme.

Vorsichtig rutschte ich mit einem Bein vom Bett, das andere folgte.

Ich schob mich weiter vor und stand dann langsam auf.

Dabei wurde mir leicht schlecht. Aber ich biss die Zähne zusammen.

Die Aussicht meine Wunden los zu werden…. Allein die Vorstellung hatte einen Reiz, egal ob das nun funktionierte oder nicht, was ich nicht wirklich glaubte, aber hoffte.

Aber die Vorstellung sich in einen Wolf zu verwandeln behagte mir nicht, auch wenn es schöne Tiere waren.

Raoul stützte mich als ich strauchelte und schob mich ins Mondlicht, was durch das geschlossene Fenster Drang.

Dabei hielt er mir die Augen zu.

„Wieso darf ich eigentlich nicht in den Mond schauen?“, fragte ich leise.

„Wenn du das tust wirst du dich verwandeln und ich habe gerade nicht den Nerv auf eine unkontrollierbare Bestie.“

„W..w…was?“, fragte ich erschrocken.

Ich sollte zu einer unkontrollierbaren Bestie werden, wenn ich in den Mond sah.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, das passiert bei der ersten Verwandlung immer. Und bei Dieser werde ich dabei sein, nur habe ich gerade jetzt keinen Nerv dafür und du bist sicherlich auch erschöpft. Bei der Zweiten ist es schon wieder ganz anders… Ich werde dir noch alles erklären und beibringen, keine Sorge.“, sagte er in einem beruhigenden Tonfall. Dieser wirkte auch. Wenn es mir besser ging, sowohl körperlich als auch seelisch hatte ich selbst sicher bessere Nerven dafür.

Plötzlich kribbelte es fast unerträglich in meiner linken Hand.

Ich war in Versuchung dort zu kratzen getraute mich aber nicht.

Dann kribbelte auch meine Schulter. Es wurde zu einem unerträglichen Jucken. Dann konnte ich dem einfach nicht mehr standhalten und wickelte hastig und nur nach Gefühl, da mir Raoul immer noch die Augen zuhielt, den Verband ab.

Zaghaft griff ich mit der rechten Hand an die Schulter und versuchte auch da den unerträglichen Verband zu lösen. Zwischendurch kratzte ich mich mit der gesunden Hand immer wieder an der Linken, an der jetzt keine Wunde mehr vorhanden war. Was mich innehalten ließ. Ich zog die Hand Raouls von meinen Augen um es nun auch zu sehen.

Und tatsächlich, es wart keine Spur einer Wunde mehr zu sehen.

Ich keuchte auf und betastete meine Schulter.

Sie schmerzte nicht mehr.

Mehr als ein erstauntes Keuchen kam nicht über meine Lippen, als ich den Verband abwickelte.

Ich versuchte einen Blick auf meine Schulter zu werfen.

Deutlich konnte ich sehen, wie immer noch unter diesem grässlichen Jucken die blauen Prellungen verschwanden und meiner Haut wieder einen normalen Ton annahm.

Meine Kopfschmerzen waren bald darauf auch verschwunden und körperlich fühlte ich mich verdammt gut.

Das konnte ich auch nicht leugnen. Ich fühlte mich gesund und kräftig.

Ein unbekanntes Gefühl, vor allem nach dem es mir so schlecht ging.

Raoul zog mich schließlich aus dem Mondlicht. Er wollte wohl kein Risiko eingehen, falls ich doch zum Mond sehen sollte.

Er drückte mich auf das Bett und musterte mich eingehend.

„Es scheint ja alles funktioniert zu haben.“, nuschelte er vor sich hin und lächelte dann.

Das einzige was ich konnte, war ihn mit großen Augen anzustarren.

Entweder träumte ich gerade oder ich war vollkommen durchgeknallt.

Ihn immer noch ungläubig anstarrend, während er einfach nur lächelte kniff ich mir fest in den Oberarm.

Bei dem Schmerz zuckte ich zusammen und ein leises: „Au!“, verließ meine Lippen.

Träumen tat ich definitiv nicht, was der Schmerz bewies.

Leise seufzte ich wieder.

Wie sollte es jetzt weiter gehen?

Der Blick den ich inzwischen von dem Dunkelhaarigen abgewandt hatte, wanderte wieder zu eben jenem.

„Was soll ich jetzt tun?“, fragte ich verzweifelt die einzige Person die da vielleicht weiterhelfen konnte.

Raoul wurde Augenblicklich wieder ernst.

„Zuerst würde ich vorschlagen, dass du noch eine Weile schläfst. In der Zwischenzeit werde ich ein Grab für deine Eltern ausheben. Ich hoffe du verstehst, dass wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen können… zumal die Gefahr zu groß ist, das wir Werwölfe erkannt werden.“, sagte er ernst.

Mir gefiel der Gedanke überhaupt nicht, meine Eltern hier zu beerdigen… Daran denken wie er überhaupt ein Grab ausheben wollte, wollte ich auch nicht. Der Boden war gefroren, wie wollte er das schaffen…. Ich hatte mir das immer anders vorgestellt, zumindest unterbewusst, wenn es mal zu so etwas kommen sollte, was ich nie gehofft oder mir gewünscht hatte.

Aber wenn das Alles wirklich stimmte, was Raoul da sagte, wäre das wirklich das Beste.

„Wenn du dann wach bist, wirst du dich duschen und ich packe inzwischen Sachen zusammen die uns nützlich sein könnten. Dan geh ich mich duschen, wenn ich darf, du kannst inzwischen Sachen zusammen packen, die gern mitnehmen möchtest.“, fuhr er fort.

Ich sah ihn nur verwirrt an. Wo wollte er den hin?

Sogleich äußerte ich das auch laut.

Er lächelte wieder.

„Du hast mich gefragt was du tun sollst und ich mache dir einen Vorschlag … aber ich würde dir empfehlen bei mir zu bleiben. Ich will zurück zu einem Freund, er wird uns bei sich aufnehmen und dort habe ich dann auch Zeit dir beizubringen, was du alles wissen musst.“, fuhr er fort und ich hörte ihm nur zu.

Eine Weile dachte ich über seine Worte nach. Es war wirklich eine Option, die mir auch helfen würde, aber ich konnte ihm noch nicht genug vertrauen und das Ganze erschien mir immer noch zu unreal, wie in einem Traum. Ich konnte mir da einfach nicht helfen.

Wieder kniff ich mich. Und der Schmerz bewies auch dieses Mal, dass es kein Traum war.

Schließlich nickte ich zaghaft.

„Es kommt mir alles so unreal vor! … aber ich denke ich werde mit dir kommen, etwas anderes fällt mir nicht ein.“, sagte ich leise und legte mich wieder auf das Bett.

Raoul lächelte mir zu als er das hörte.

Irgendwie war ich dem Anderen schon dankbar, dass er mir geholfen hatte und mir eine Möglichkeit bot, aber es kam mir alles so merkwürdig vor.

Ich beobachtete ihn vom Bett aus.

Er war immer noch in die Decke gewickelt, was mich nun stutzig machte.

„Wieso bist du eigentlich in die Decke gewickelt?“, fragte ich zögerlich und deutete mit dem Finger auf ihn.

Er grinste auf einmal.

„Hm… ich dachte mir es ist besser wenn ich dir nicht nackt gegenüber trete.“

Ich lief plötzlich rot an und wurde mir auch gleich bewusst, dass ich nur im BH und Hose auf dem Bett lag.

Verlegen zog ich mir die Decke über den Körper und nickte leicht in seine Richtung.

„Jah...“, sagte ich erstickt.

„Wie soll ich dich eigentlich nennen?“, fragte er mich plötzlich.

Ich richtete meinen Blick auf ihn, meine Verlegenheit hatte sich wieder gelegt.

„Zahra…V...“, sagte ich leise. Bei dem Nachnamen stockte ich, dabei musste ich an meine Eltern denken.

Ich versuchte den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte hinunterzuschlucken, aber es gelang mir nicht.

„Gut, Zahra.. Ich werde jetzt das tun was ich vorgehabt hatte. Schau nicht in den Mond und schlaf gut.“, sagte er bevor er sich umdrehte und die Tür leise hinter sich schloss.

Mit Tränen in den Augen sah ich ihm hinterher.

Ich vergrub mich in meinem Bett. Plötzlich war mir wieder total elend.

Leise weinte ich vor mich hin.

Bis ich schließlich wieder in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

Laut schreiend, viel ich aus dem Bett und schlug um mich.

Der Schmerz brachte mich zur Besinnung und ich rieb mir über die feuchten Augen.

„Mama… Papa….“, schluchzte ich wie ein kleines Kind und fing wieder an zu weinen.

Nach einer halben Ewigkeit wie mir schien, hatte sich mein Schock, der von dem Alptraum herrührte, wieder gelegt und ich wischte mir die nassen Wangen trocken.

Desorientiert sah ich mich im Zimmer um, bis mir alles wieder einfiel.

Keuchend hielt ich mir meinen Kopf der sachte pochte.

Meine Gelenke knackten wie bei einer alten Frau als ich mich aufrichtete und mich am Bett abstützte.

Leicht schwankend stand ich nun und ließ mir alles noch ein Mal in Ruhe durch den Kopf gehen.

Dann kam mir der Vorschlag Raouls wieder in den Sinn und ich beschloss, dass es wirklich das Beste wäre mich zu duschen.

Um mir erst einmal alles Verwirrende vom Körper zu waschen und um wieder klar zu denken.

Eine heiße Dusche war genau das Richtige, beschloss ich.

Gedankenversunken suchte ich mir eine Jeans, Unterwäsche, ein paar Socken und ein langärmliges Oberteil zusammen und ging in mein Bad.

Immer noch nicht richtig anwesend zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche.

Ich drehte das Wasser auf und schrie erschrocken auf, da das Wasser eiskalt war.

Nun war ich endgültig unter den Lebenden und drehte das Wasser hastig wärmer, bis es mir angenehm heiß über die Schultern rann.

Nach einer halben Ewigkeit nahm ich mir endlich das Duschgel und wusch mich ausgiebig.

Ich wollte alles von den Ereignissen von mir waschen.

Mit einer Bürste schrubbte ich mir fast die Haut wund, bevor mir in den Sinn kam, dass das auch nicht helfen würde.

Meine Eltern würde es nicht zurück bringen.

Auf einmal wütend schleuderte ich die Bürste auf den Boden der Duschkabine.

Eine Fließe zersprang klirrend unter der ungewohnten Wucht.

Ich spürte trotz dem heißen Wasser, das ich wieder weinte.
 

Gefasst stieg ich nach gut einer halben Stunde endlich aus der Dusche und trocknete mich ab.

Die wunde Haut die bei dem Trockenrubbeln nur noch mehr gereizt wurde ignorierte ich.

Dann zog ich mich schnell an und trocknete mit dem Föhn noch meine Haare.

Mit einem traurigen Blick verlies ich das Bad und machte mich wie benebelt auf den Weg zurück in mein Zimmer.

Vor mich hin starrend suchte ich Klamotten zusammen, die ich mitnehmen würde.

In meiner Lethargie bemerkte ich nicht wie mir zwei gelb schimmernde braune Augen folgten.

Immer noch stumpf lies ich mich schließlich auf das Bett fallen und starrte stur auf den Boden.

Auf einmal packten mich zwei starke Hände bei den Schultern und schüttelten mich.

Aus meiner Lethargie gerissen sah ich zu demjenigen der mich schüttelte hoch, aber ohne eine Gefühlsregung.

„Komm schon Zahra, las dich nicht so hängen. Es wird sich alles wieder bessern.“, sagte eine mir immer noch kaum vertraute aber bekannte Stimme in einem aufmunterndem Tonfall.

Dabei rüttelte mich Raoul immer noch aber er lies langsam los.

Als mir wieder klar wurde was gerade mit mir im Begriff war zu geschehen.

Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich kam wieder zu mir.

„Tut mir leid…“, nuschelte ich und sah nun zu dem Anderen, der mich musterte.

Er lächelte aufmunternd und zog mich kurz in seine Arme um mir Halt zu geben.

Nach einer Weile löste ich mich von ihm und stand auf.

„Was genau hast du jetzt nun vor? Ich möchte mich gern darauf einrichten.“, fragte ich ihn und suchte, nun wieder bei „Bewusstsein“, andere Gegenstände zusammen die ich mitnehmen wollte.

Raoul beobachtete mich bei meinem Tun und seufzte leise.

„Zuerst suchen wir alles zusammen was nützlich sein könnte. Etwas zum essen, Geld, Kleidung, vielleicht ein paar technische Sachen, Decken…. Dann wollte ich alles in den Jeep packen den ihr besitzt… und wollte zu besagtem Freund aufbrechen.“, sagte er.

Ich hörte kurz auf zusammenzusuchen und dachte über das Gesagte nach.

Es hörte sich nicht schlecht an und selber wäre ich auch nicht auf etwas Besseres gekommen.

Dabei weigerte ich mich vehement an meine Eltern zu denken.

„Kannst du Auto fahren?“, fragte ich ihn um mich auf andere Gedanken zu bringen.

„Ja, aber meinen Führerschein habe ich nicht bei mir meine ganzen Papiere, befinden sich draußen ich hab sie gestern dort vergraben…. Ich werde sie später holen… ich werde sie wohl brauchen.“, sagte er und stand auf. Raoul hatte seine Papiere immer in einer kleinen Umhängetasche dabei, selbst wenn er als Wolf unterwegs war. Aber auch nur dann wenn er sich über die Grenzen bewegte.

„Kannst du Auto fahren?“, fragte er mich und ich schüttelte nur den Kopf.

Ein paar Fahrstunden hatte ich bereits hinter mir aber den Führerschein besaß ich noch nicht.

Raoul nickte knapp.

„Ich geh jetzt duschen.“, sagte er und verschwand aus dem Raum.

In der Zwischenzeit suchte ich alles zusammen was ich finden konnte, was nützlich sein konnte, und verstaute es in ein paar Taschen.

Eine Tasche war bereits voll mit meinem wichtigsten Hab und Gut, zu dem auch ein Laptop und eine Kamera gehörten.

Mit dieser Ging ich nach unten und stellte sie in den Flur.

In der Küche füllte ich eine zweite Tasche mit Lebensmitteln und einigem an Zutrinken.

Diese stellte ich ebenfalls in den Flur.

Plötzlich fiel mir auch ein, dass Raoul etwas zum anziehen brauchte.

Er hatte ja nicht aus jux gestern gesagt, dass er mir nicht nackt unter die Augen treten wollte.

Mir kamen die Sachen von meinem Vater in den Sinn.

Diese waren aber in der Nähe ihres Schlafzimmers in einem Extraraum.

Und in den gelangte man nur, man durch das Schlafzimmer ging.

Das traute ich mir einfach nicht zu.

Leise vor mich hin weinend hatte ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer gekauert.
 

Nach einer Weile kam Raoul nach unten.

„Was ist los? Ich habe dich weinen gehört…“, fragte er und kam nur mit einem Handtuch um die Hüfte ins Wohnzimmer.

„Ich wollte dir Sachen von meinem Vater geben, aber dazu muss ich durch das Schlafzimmer…“, stotterte ich vor mich hin.

„Da sind auch noch zwei Reisetaschen.“, stotterte ich weiter.

Diese würden wir sicher noch brauchen. Ich schluchzte auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

Ich spürte eine Hand die sich beruhigend auf meine Schulter legte.

„Keine Problem ich mach das… ich hole mir ein Hemd und ein Hose und die zwei Reisetaschen. Wen es dir hilft werde ich mir später neue Kleidung kaufen, von dem Geld was wir hier finden … Du bekommst alles zurück, was ich mir nehme, wenn wir bei meinem Freund sind.“, versprach er und lächelte leicht.

Ich sah mit tränenverschmierten Gesicht zu ihm auf und nickte zaghaft.

Irgendwie war ich ihm dankbar für seine Rücksicht.

Auch wenn es nur wieder ungute Gefühle in mir hervorrief.

Ich wusste er meinte es nur gut. Ich sah ihm hinterher als er aus dem Raum verschwand.

Nach einigen Augenblicken kam er wieder zurück mit den beiden

Reisetaschen und angezogen.

„Ist es auch wirklich o.k für dich wenn wir etwas von hier mitnehmen?“, fragte er vorsichtig.

Ich nickte nur. Natürlich war es das ich konnte mich jetzt nicht Quer stellen.

Innerlich hatte ich mir alles schon durch den Kopf gehen lassen.

Alles was ich bisher kannte ließ ich zurück, das war mir bewusst geworden aber ich war mir nicht sicher ob ich bereit dazu war.

„Ja .. ja es ist okay.“, bestätigte ich noch einmal, mit etwas festerer Stimme, da ich mich wieder gefangen hatte.

Raoul nickte und nahm ein paar Decken und Kissen aus dem Wohnzimmer und packte sie in eine der Taschen.

Still sah ich ihm dabei zu.

„Wie lange sind wir denn unterwegs?“, fragte ich leise.

Raoul sah zu mir und lächelte etwas.

„Eine Woche per Auto und das ohne Rast.“, sagte er mit einem gequälten lächeln.

Ich sah ihn erschrocken an.

„Wo wohnt denn dein Freund?“, fragte ich entsetzt.

„In Frankreich... und da ein Flug nicht in Frage kommt müssen wir den Landweg nehmen…“, antwortete er kleinlaut.

Mir großen Augen ließ ich mich nach hinten sinken.

„Ich kann kaum Französisch….“, gab ich leise von mir.

Er lächelte. „Das wirst du schnell lernen.“, sagte er zuversichtlich.

Ich seufzte leise: „England wäre gut, Deutschland oder Norwegen, aber Frankreich…“, murmelte ich vor mich hin.

Er sah auf. „Deutschland?“, fragte er nach.

„Ja… ich wohne erst seit einem halben Jahr in Norwegen, vorher wohnte ich in Deutschland.“, antwortete ich.

Raoul nickte und lächelte etwas.

„Vielleicht kannst du mir Deutsch beibringen …. Die Sprache kann ich noch nicht.“, sagte er und stopfte eine weitere Decke in die Tasche.

Meine Neugier war geweckt.

„Wo kommst du ursprünglich her?“, fragte ich ihn.

Er sah zu mir und grinste kurz.

„Aus Rumänien…. Aber dazu später mehr. Ich möchte gern schnell hier weg….“, sagte er und sah sich kurz um.

Eine gruselige Stille breitete sich aus in der man nur das Pfeifen des Windes vernahm.

Ich schüttelte mich und stand auf.

„Ich geh nach oben und suche mir meine Papiere mein Geld und noch ein paar warme Klamotten zusammen…“, informierte ich ihn und ging nach oben.

Dort angekommen schnappte ich meine Umhängetasche und tat alles Wichtige hinein. Von Krankenkarte über Reisepass bis Personalausweis.

Das Geld aus meinem Sparschwein stopfte ich in mein Portmonaie, was mit meinem Handy, dem Ladegerät und ein paar Batterien in der Tasche verschwand.

Dann ging ich zu meinem etwas leer wirkenden Kleiderschrank und nahm mir zwei Winterjacken für mich heraus und eine schwarze, mir zu große, Winterjacke für Raoul.

Etwas später hatte ich auch zwei paar Handschuhe, zwei Schals und zwei Mützen.

Damit bewaffnet kam ich wieder nach unten.

Raoul durchsuchte gerade eine Schublade als ich ankam.

Er lächelte mir sachte zu.

„Hast du alles was du brauchst?“, fragte er und ich nickte.

„Ich hab hier noch eine Jacke Handschuhe, einen Schal und eine Mütze für dich.“, sagte ich und legte alles auf den Sessel.

Ohne ein Wort ging ich in die Küche und nahm aus einem unauffälligen Krug, das Geld was meine Eltern dort immer aufbewahrten.

Soweit ich wusste war es immer alles was meine Eltern im Haus hatten.

Dabei überkam mich wieder ein schlechtes Gewissen…. Aber mir bleib nichts anderes übrig … Sie hätte sicher nicht dagegen, dachte ich mir niedergeschlagen.

Ich packte das Geld in meine Tasche und ging wieder zu Raoul.

„Ich habe alles … ich glaube wir sind fertig soweit….“, sagte ich leise zu ihm als ich wieder im Wohnzimmer war.

Er nickte und zog sich die Sachen an die ich für ihn mitgebracht hatte.

Ich tat es ihm nach und ging dann in den Flur um mir die praktischsten und bequemsten Schuhe anzuziehen die ich besaß.

Ihm gab ich wortlos die Winterschuhe meines Vaters. Die er mit einem kurzen sorgenvollen Blick zu mir anzog.

Ich nahm die Autoschlüssel und die Fahrzeugpapiere von dem Telefontischchen und reichte sie ihm.

„Danke.“, sagte er und ging mit zwei vollen Taschen zu dem Unterstand für den Jeep, der sich neben dem Haus erstreckte. Ich folgte ihm mit der Leeren und der anderen Reisetasche.

Die Taschen waren schnell verladen.

„Wartest du kurz hier ich hole schnell meine Tasche.“, sagte er und verschwand im Wald. Langsam nickte ich und sah mich im winterlichen Wald um.

Ich zog mein Handy aus der Tasche um endlich mal einen Blick auf die Uhr zu werfen.

Es war 10 Uhr morgens Sonntag.

Das heißt ich hatte fast einen Ganzen Tag geschlafen ….

Wenige Augenblicke später tauchte Raoul wieder auf, mit besagter Tasche in der Hand.

Ich suchte seinen Blick.

„Ich würde mich gern von meinen Eltern verabschieden.“, sagte ich mit gebrochener Stimme.

Der Wald war ruhig und es war klirrend kalt.

Bei jedem Atemzug sah man weiße Wölkchen aufsteigen.

Raoul nickte verstehend.

„Ich zeig dir wo ich sie begraben habe ….“, er ging voraus.

Um den Unterstand für den Wagen in den hinteren Garten.

Dort sah man deutlich die frisch ausgehobene Erde. Sie bestand eher aus großen gefrorenen Klumpen.

Ich konnte mir gar nicht vorstellen wie er bei den Temperaturen überhaupt ein Loch in die Erde bekam.

Aber ich war ihm im Moment einfach nur dankbar.

Vielleicht sprach ich ihn später darauf an …

Wortlos sah ich das Grab an. Und danke meinen Eltern innerlich für alles. Worte brachte ich einfach nicht über meine bebenden Lippen. Stumm fing ich an zu weinen.

Raoul stand einfach neben mir und schwieg.

Nach einiger Zeit der Stille, nur hin und wieder von meinen Schluchzern unterbrochen fasste ich einen Entschluss, der mein weiteres Leben bestimmen sollte.

Ein Gedanke formte sich.

„Ich werde euch rächen. Ich werde dieses Mistvieh, diese verachtenswerte Kreatur verfolgen. Bis sie tot vor meinen Füßen liegt. Da schwöre ich.“, dachte ich entschlossen, mit einem grimmigen Gesichtsausdruck.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yuki_Lolly
2009-07-12T11:51:24+00:00 12.07.2009 13:51
hi^^
das kapitel ist wieder super gewesen =)
ich find die stelle, als die verletzungen von zahra heilen cool xD
das ist voll krass x3

hdgggdl =)
Von: abgemeldet
2009-04-17T17:46:38+00:00 17.04.2009 19:46
boah das war ja wieder ein super kapi ...
zahra tut mir i-wie voll leid :( aber respekt das sie sich so zusammenreißen kann toll
und am ende kriegtman ja richtig angst vor ich hehe
freu mich schon aufs nächste kapi lol
Von:  Ilona_Delagun
2009-04-17T11:40:27+00:00 17.04.2009 13:40
Da krieg man ja eine Gänsehaut. Einfach toll geschrieben.
Sie hat ihm eine geknallt. Eine schöne Reaktion. Ich hätte, denke ich, genau so reagiert. *grins* Ihre Gedanken sind wieder wunderbar rüber gekommen.
Und dass sie die Gedanken so tapfer verdrängt ist zwar nicht gut, aber der Situation angemessen. Sie Wird sicherlich noch lange brauchen um, das zu verkraften. Viel Glück dabei von meiner Seite.
Das mit dem Mondlicht und dem heilen von Wunden, finde ich sehr interessant und mal was neues. *gut gemacht*
Sehr schön ach das Ende. Da kriegt man richtig Angst vor Zahra. Und das finde ich richtig klasse.

Wie du siehst bin ich wieder voller Lob für dich und freue mich sehr auf das nächste Kapitel. Bin schon gespannt wie ihre erste Verwandlung ist und der Freund von Raoul.

Hochachtungsvoll

Ilona Delagun
Von: abgemeldet
2009-04-16T16:41:43+00:00 16.04.2009 18:41
Hay......
Hab heute leider nur wenig Zeit.....deshalb diesmal nur ein kurzes Kommi....
War aufjedenfall wieder richtig klasse......man konnte richtig mit Zahra mitfühlen......und Raoul is auch total süüß zu ihr.......
Freu mich schon aufs nächste Kapi......
glG Snow........
und sry nochmal weil ich mich soo kurz fassen musste.......nächste wird wieder länger.....Versprochen....


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