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Treppenaufgang

von

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Mic Check

Wui, ich habe hier ein kleines Rechtschreibfehlerparadies erschaffen, aber ich bin im Moment zu müde, um dieses Paradies effizient und bösartig zu zerstören. Wuahahahaha... äh ja...

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Ich kuschelte mich zufrieden an den warmen Körper neben mir und fühlte mich rund um zufrieden. Das Leben hatte in letzter Zeit viele Überraschungen für mich bereit gehalten, dies war eigentlich mit unter die angenehmste, die ich seit langem hatte.

Haare kitzelten an meiner Wange, als er sich bewegte und ich öffnete verschlafen die Augen. Es waren seine Barthaare gewesen, an die ich mittlerweile einigermaßen gewöhnt hatte, auch wenn ich am Anfang ziemlich gegen einen Bart gewesen war. Aber es war ja nicht so, als hätte ich in dieser Hinsicht irgend ein Mitspracherecht. Er war was sein Aussehen anging eigen und eigentlich ging es mir mal nicht um Oberflächlichkeiten. Nicht bei ihm.

Er gab plötzlich ein kurzen, lauten Schnarcher von sich und drehte sich dann unvermittelt weg von mir. Ich setzte mich auf und seufzte. Durch die Vorhänge drang vereinzelt Licht und kurz betrachete ich ihn noch, wie er neben mir lag. Er hatte lange Haare, einen haarigen, untrainierten Bauch und einen Bart, er war so weit entfernt davon meinem absoluten Schönheitsideal zu entsprechen, dass es schon absurd war. Aber es war irgendwie okay, wir harmonierten ansonsten überraschend gut und darum ging es doch, oder?

„Hey, Birdo, ich muss jetzt dann los.“, erklärte ich ihm, während ich aufstand und nach meinen Klamotten suchte, die in Birdos Wohnung richtig rausstachen. Von ihm kam nur ein verschlafenes Grunzen, dass ich einfach so auffasste, dass er meine Aussage zur Kenntnis genommen hatte. Mit meinen Klamotten in der Hand ging ich in sein kleines Bad. Mein Kulturbeutel stand am Waschbeckenrand und ich erinnerte mich noch daran, wie mich Birdo ausgelacht hatte, als ich damit angekommen bin, nach dem fest stand das ich öfter übernachten würde. Irgendwie hatte ich mich verdammt weibisch gefühlt. Natürlich, mir war Körperhygienie wichtig und ich fand, dass meine Haut wirklich angenehmer war, wenn ich ein Gesichtspeeling verwendete und ich wollte nicht darauf verzichten. Aber wenn ich mir im Vergleich dazu Birdo anschaute, der in seinem Bad gerade mal eine Zahnbürste, Duschgel und Shampoo als Hygieneartikel beherbergte. Als ich mit meinem Zeug angekommen war, war es wäre ein Mädchen bei ihm eingezogen und ich war vielleicht schwul, aber definitiv kein Mädchen. Als einen Kompromis für mich, hatte ich auf ein paar Pflegeprodukte verzichtet, um mich nicht völlig der Lächerlichkeit preiszugeben, naja, nicht mehr als sowieso schon, wenn man mit Birdo eine Sexsache am Laufen hatte.

Ich duschte mich und zog mir dann meine Klamotten über. Ich musste in einer halben Stunde bei der Arbeit sein und da wollte ich doch wenigstens einigermaßen gut riechen, auch wenn es meine Arbeitskollgen vermutlich eh nicht sonderlich interessieren würde. Ich struppelte mir die Haare trocken und schaute in den Spiegel. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, als wäre ich mittlerweile erwachsener, als wie vor ein paar Monaten. Wenn man überlegte, dass es erst ein halbes Jahr her war, seit diese peinliche Andy-Sache gelaufen war, bin ich vielleicht wirklich etwas reifer geworden.

Als ich das Bad verließ, stolperte ich, wie jedes Mal, über den Hund, der es sich wohl zur Angewohntheit gemacht hat, sich vor die Badezimmertür zu legen, wenn man duschen war. Ich hatte keine Ahnung, warum das Viech das machte, vor allem, weil es immer darauf hinauslief, dass ich den Hund unglücklich mit dem Fuss erwischte, er jaulte, ich fluchte und wir insgesamt alle sehr unzufrieden mit der Sache waren. Die Töle war auch der Grund, warum ich überhaupt immer bei Birdo übernachtete, anstatt er bei mir, obwohl ich mit Abstand die schönere Wohnung hatte. Er könnte dieses arme, arme Tier nicht über Nacht alleine lassen... Tz.

Ich starrte den Hund missmutig an und dafür bellte er mich kurz schlecht gelaunt an. Wir mochten uns nicht, da waren wir uns in jedem Fall sehr eilig.

Birdo war trotz des Krachs immer noch im Tiefschlaf und auf mein „Ich bin dann weg.“ gab es wieder nur ein kurzes Schnarchen. Naja, er war nicht so der Morgenmensch... und er musste auch nicht schon morgens zur Arbeit, der Glückliche.
 

„Bei dir und Ellie läufts wieder besser, oder?“, fragte mich Heinz recht unvermittelt, während wir beide dabei waren die Geräte wegzuräumen. Er redete selten mit mir über sowas und wenn dann nur nach Feierabend, was aber auch hauptsächlich daran, dass ihn die älteren Arbeitskollegen gerne damit aufzogen, dass sie schon verheiratet waren und er noch nicht mal eine Freundin hatte. Ich schien wohl eine Ausnahme zu sein, da ich mit Ellie nicht mal verlobt war. Was auch nie passieren würde, aber das und den Grund dafür musste Heinz wirklich nicht wissen.

„Wie kommst du drauf?“ Bei mir und Ellie lief es eigentlich gerade ganz gut, sie hatte Steve, ich hatte Sex und wir waren beide glücklich mit der Situation. Was vermutlich vor allem daran lag, dass ich mit Steve recht gut klar kam und Ellie wohl hoffte, dass ich mich mal auf Birdo festlegen würde. Aber der Gedanke nur mit einem einzigen Typen zusammen zu sein, kam mir irgendwie komisch vor. Vielleicht war ich auch einfach ein bisschen komisch in der Hinsicht, aber offensichtlich war ich nicht für Monogamie gemacht oder ich hatte einfach noch nicht den richtigen Kerl getroffen.

„Du bist in letzter Zeit irgendwie besser drauf.“ Beobachtete Heinz mich etwa? Gruseliger Gedanke.

„Ach, liegt daran, dass wir Frühling haben.“ Ich lachte und hoffte, das Heinz durch meine Antwort klar wurde, dass ihn mein Privatleben überhaupt nichts anging. Er war ein netter Kerl und alles, aber ich hielt meine Arbeitskollegen gerne auf Abstand.

„Hm, ja, Winter ziehen einen immer ganz schön runter.“ Ein wahres Wort. Der Winter war wirklich der pure Horror gewesen und ich war froh, dass er endlich vorrüber war. Mir hatte diese Andy-Sache noch ewig nachgehangen, Marius war über drei Monate nicht erreichbar gewesen, warum auch immer, und Ellie war mit Steve beschäftigt gewesen. So überflüssig wie in den paar Monaten hatte ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich überhaupt etwas mit Birdo angefangen hatte. Keine Ahnung, ich wollte den Gedanken auch nicht weiter verfolgen, da ich mir etwas fies dabei vorkam. Ich verbrachte wirklich gerne Zeit mit ihm, auch wenn sein Humor und seine Art am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig für mich gwesen war. Was aber vermutlich auf Gegenseitigkeit beruhte.

Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich mein Handy in meiner Jackentasche klingen hörte. Heinz nickte mir kurz zu, was soviel hieß, dass ich ruhig ran gehen konnte und er den Rest einräumen würde. Ich kramte hastig das Handy aus meiner Tasche und hob ab, ohne auf die Nummer zu sehen.

„Ja?“, kam es etwas abgehetzt von mir. Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass mein Anrufer gerade in dem Moment auflegte in dem ich abhob.

„Mike? Hey, ich bin´s Marius.“, drang seine angenehme, dunkle Stimme durch den Hörer. Ich merkte, wie sich ein wohliges Gefühl in mir ausbreitete. Man konnte sagen was man wollte, aber seine Stimme war einfach sexy.

„Hey, was gibt’s?“ In den letzten paar Wochen hatten wir uns eigentlich recht regelmäßig getroffen. Anscheinend hatte er im Moment mehr Zeit für mich, als noch vor ein paar Monaten. Fand ich gut.

„Ich könnte heute Abend bei dir vorbei kommen, wenn du Lust hast.“ Klang verlockend.

„Sorry, heute geht leider nicht. Hast du denn die Woche nochmal wann anders Zeit?“ Marius zu sehen war definitiv verführerisch, aber ich war erst heute Morgen aus Birdos Bett aufgestanden und es kam für mich gar nicht in Frage mit zwei verschiedenen Typen am gleichen Tag Sex zu haben. Auch ich hatte meine Prinzipien.

„Schade, schade. Ich weiß noch nicht, ob sich was ergibt, aber wenn, dann würde ich mich melden. Ist das okay?“ Ich konnte mir gerade richtig vorstellen, wie er dabei lächelte. Verdammt, ich hoffte, ich war in seinem Alter noch annährend so attraktiv.

„Klar, meld dich einfach. Würd mich freuen, wenn was zustande kommen würde.“ Vor allem, da es unwahrscheinlich war, dass ich bei Birdo diese Woche noch mal übernachten würde. Da er demnächst einen Auftritt hatte und viel Zeit mit Proben verbrachte. Danach hatte er wirklich keine Lust mehr auf irgendwas...

„Ich mich auch. Bis dann, Kleiner!“

„Ciao, Großer.“ Ich hörte noch sein raues Lachen und dann legte er auf. Frühling war in jedem Fall um einiges besser als Winter. Als ich auflegte, schloss Heinz gerade den Arbeitsschrank, was bedeutete, das wir für heute endlich fertig waren und gehen konnten.

Vor der Tür wartete schon Ellie auf mich, damit wir weiter ins Besito gehen konnte, einer der wenigen Wochentage, die Ellie und ich noch für uns hatten. Ich verabschiedete mich noch knapp von Heinz und umarmte sie dann stürmisch. Ich freute mich auf das Kaffeetrinken und ich fand, das heute generell ein guter Tag gewesen war.

„Du bist ganz schön gut drauf heute.“, stellte Ellie mit einem Grinsen fest. Ich wusste genau, was sie mit diesem Grinsen sagen wollte. Sie war der Überzeugung das die gute Laune an Birdo lag, was zum Teil sogar stimmte, aber das war es nicht allein.

„Natürlich, ich darf doch heute mit meiner Herzensdame einen Kaffee trinken gehen.“ Ich klimperte mit meinen Wimpern und sie boxte mich in die Seite, lachte allerdings dabei. Sie hakte sich bei mir unter und Arm in Arm schlenderten wir zur Straßenbahnstation.

„Übrigens hat sich Marius heute bei mir gemeldet.“, erzählte ich ihr, als wir uns in die S-Bahn setzten.

„Hrm.“, kam es nur von ihr und sie schaute mit einem leicht grimmigen Gesichtsausdruck in meine Richtung.

„Was?“ Ich war etwas irritiert.

„Du triffst dich noch mit ihm?“, bohrte sie nach, immer noch mit diesem finsteren Blick. Was zur Hölle war ihr Problem? Sonst hatte sie doch auch nichts gegen Marius gehabt.

„Natürlich, warum sollte ich nicht?“ So jemand wie Marius ließ man nicht einfach sausen.

„Hast du dabei schon mal an Birdo gedacht?“, kam es etwas aufgebracht von ihr. Ich schüttelte nur irritiert den Kopf. Warum sollte ich bei Sex mit Marius an Birdo denken?! Ellie verdrehte die Augen. „Das mit euch beiden geht doch schon ein paar Monate. Ich dachte du magst ihn.“

„Klar, mag ich Birdo, aber was hat das mit Marius zu tun?“

„Gott, Michi... sei doch nicht so ein Idiot.“ Ellie klang wirklich etwas genervt.

„Ellie, Birdo ist es scheiß egal, dass ich Marius treffe.“ Das musste ich einfach mal klar stellen. Ich machte niemanden etwas vor. Birdo wusste, dass ich andere Kerle hatte und ich hätte auch kein Problem damit, wenn er noch jemand anderen hätte. Und Marius war sowieso von Anfang klar, dass er kein Exklusivrecht auf mich hatte.

„Er weiß davon?“, Ellie klang etwas überrascht und ich wusste nicht, ob ich deswegen gekränkt sein sollte.

„Natürlich, für was hälst du mich?“ Okay, die Andy-Sache war vielleicht idiotisch gewesen von mir, aber das war nicht der Regelfall. Ich konnte durchaus meine Affären händeln.

„Es stört ihn wirklich nicht?“, hakte sie nach. Es konnte Einbildung sein, aber sie klang irgendwie enttäuscht.

„Kein Stück.“ Also falls es ihn stören würde, so hatte ich es bis jetzt nicht bemerkt. Okay, ich sprach nicht groß mit ihm darüber, aber er wusste, dass ich mich mit Marius traf und er hatte damals gemeint, dass ist okay für ihn.

„Ihr seid komisch.“ Ellie seufzte und damit schien das Thema vom Tisch zu sein. Es tat mir ja leid, sie in der Hinsicht etwas enttäuschen zu müssen. Aber so sah die ganze Sache nun mal aus. Ich mochte Birdo und ich hatte aber trotzdem gerne weiterhin Sex mit Marius. Niemand störte diese Situation, also war doch alles in Ordnung. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja in ein paar Jahren auch etwas ruhiger und kann mich auf jemand bestimmtes festlegen. Im Moment hatte ich allerdings keine Lust dazu.
 

Marius hatte sich tatsächlich diese Woche noch mal gemeldet. Er hätte Freitagabend Zeit, weil eine Verabredung überraschend abgesagt hatte. Ich könnte mich ja jetzt als Lückenfüller fühlen, aber ich musste sagen, damit kam ich klar. Marius und ich waren beide nicht sehr emotional involviert was unsere Affäre anging und ich glaube, das mochten wir beide daran. Vielleicht war das sogar der Hauptgrund, warum er mich noch regelmäßig traf. Er hatte mal erwähnt, dass er immer wieder Lover hatte, die irgendwie sehr anhänglich geworden sind und darauf hatte er einfach keinen Bock. Ihm reichten schon seine Exfrauen.

Wenn er erwähnte, dass er schon mal verheiratet war, wirkte das auf mich immer etwas befremdlich. Vor allem, weil ich dann auch daran dachte, dass er einen Sohn hatte, der nicht viel jünger war als ich. Ich konnte mir Marius nach wie vor nicht in der Vaterrolle vorstellen und wollte es eigentlich auch nicht. Es passte schlicht und ergreifend nicht.

Jedenfalls würde er wohl in einer halben Stunde kommen und er hätte sogar mal Zeit zu übernachten, was wirklich selten vorkam. Aber mir sollte es recht sein. Ich mochte das Gefühl, neben jemand aufzuwachen.

Ich war mittlerweile nicht mehr sonderlich nervös, wenn Marius vorbei kam. Solange ich frisch geduscht war, in meinen Klamotten einfach hot aussah und Andy nicht vorbei kommen würde, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Und die ersten beiden Dinge hatte ich bewerkstelligt und das dritte war mittlerweile völlig unwahrscheinlich, zumindest hatte ich von Andy seit sechs Monate nichts mehr gehört, was auch besser so war. Allerdings schien er auf Ellie nicht mehr gut zu sprechen zu sein. Was auch einer der Gründe war, warum sie überlegte den Verein trotz Irene zu wechseln. Anscheinend war ihr aber auch allgemein nach Veränderung. War vielleicht auch einfach die Zeit dafür...

Ich war froh, als Marius klingelte. Ich war schon wieder dabei mich über Dinge zu ärgern, an denen ich nichts rütteln konnte und ich konnte es nicht ausstehen, wenn ich mich irgendwie in Selbstmitleid wand. Begeistert stellte ich fest, das Marius nicht nur sich und seinen sexy Arsch mitgebracht hatte, sondern auch Essen vom Chinesen. Er hatte mir mal erzählt, dass er eine Schwäche für asiatisches Fastfood hatte, was man bei seiner Figur nicht vermuten würde.

Hunger hatte ich in jedem Fall und der Abend war noch jung, also konnten wir uns Zeit lassen. Wir mussten ja nicht jedes Mal wie die wilden Tiere übereinander herfallen. Naja, zumindest nicht heute.

„Und wie war dein Tag so?“, leierte er ein Gespräch an, während er zu mir rüber lächelte. Ich fand, dass es ein guter Plan, so den Freitagabend zu verbringen.

„Recht langweilig, eigentlich bist du das Highlight dieser Woche.“ Wenn man mal von Birdo Montagabend absah, aber Birdo als Highlight zu bezeichnen, traf es auch nicht ganz. Es war einfach angenehm mit ihm Zeit zu verbringe, so wie das bei Freunden auch war. Vielleicht waren wir auch sowas wie friends with benefits.

„Ich fühle mich geehrt.“ Er lachte und ich fühlte mich wenig ernst genommen, aber so war Marius eben.

„War bei dir was spannendes los, irgendwelche bekannte Models abgelichtet?“ Ich wusste nicht genau, was Marius sonst so machen sollte.

„Uff, nicht direkt, aber die Woche war anstrengend. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich mal ein bisschen bei dir ausspannen kann.“ Marius war jemand, der gerne Komplimente machte und man konnte nur die Hälfte von dem was er sagte, wirklich für bare Münze nehmen. Aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass er das gerade so meinte, wie er es sagte.

„Dafür bin ich doch da.“ Kurz überlegte, ob ich mich mit dem Satz irgendwie herabdegradierte. Aber eigentlich war es doch so, oder? Wir trafen uns miteinander, weil wir gerne zusammen Sex hatten. Er warf mir wieder dieses Lächeln zu, bei dem ich ihn einfach nur anstarren konnte und ich beschloss etwas schneller zu sein. Der Abend war vielleicht jung, aber man musste ja auch nicht kostbare Zeit verschwenden, oder?
 

Ich wachte von dem Geräusch auf, das sich ein Schlüssel in Schloß drehte. Irritiert öffnete ich die Augen und schaute erstmal neben mich. Ich konnte Marius schlafenden Körper im Dämmerlicht neben mir aus machen. Ich rieb mir die Augen und schaute irritiert zum Wecker. Es war drei Uhr nachts, wer zur Hölle war das?

Bevor ich überhaupt aus dem Bett war, beantwortete sich die Frage selbst. Meine Schlafzimmertür würde einen Spalt geöffnet und ein Kopf schob sich hinein.

„Michi?“, fragte Birdo leise in den Raum und ich wäre am liebsten gestorben. Birdo wusste, dass ich andere Kerle hatte, aber ich hatte nie vor, dass er jemals einen von ihnen kennen lernen würde und schon gar nicht Marius. Es war jetzt nicht so, das er mich inflagranti erwischte, aber es reichte schon, dass ein halbnackter Kerl neben mir schlief.

Ich sprang sofort aus dem Bett und hoffte, Birdo hatte nicht bemerkt, das jemand neben mir lag. Bei der Aktion verhedderte ich mich allerdings in der Decke, fiel unglücklich auf den Boden und zog Marius auch noch die Decke weg.

„Alles klar?“, kam es besorgt von Birdo, der jetzt den Lichtschalter betätigt hatte und auf mich heruntersah. Ich fühlte mich total lächerlich, wie ich in meine Decke verwickelt nur in Shorts auf dem Boden saß. Ich war mir sicher in dem Raum hing noch der Geruch von Sex und ich erinnerte mich daran, dass die Gleitcreme und Kondome noch offen auf dem Nachttisch lagen. Fuck, das war so unendlich peinlich. Was machte Birdo hier?

„Ja, geht schon...“, murmelte ich und versuchte zumindest nicht mehr armselig auf dem Boden zu sitzen. Aufstehen sorgte allerdings auch nicht dafür, das es mir weniger peinlich war.

„Hey, was ist denn los?“ Marius hatte seine Augen einen Spalt geöffnet und starrte missmutig in unsere Richtung. Anscheinend würde er gerne weiter schlafen und kurz kam er mir so alt vor, wie er tatsächlich war. Warum musste mir das gerade alles vor Birdo passieren?

„Passt schon, sorry.“ Ich packte Birdo, der Marius mit einem komischen Blick musterte, an der Hand und zog ihm aus dem Zimmer. Als ich mit ihn die Küche geschleift hatte, fiel mir auch wieder ein, dass es tatsächlich einen Grund gab, warum Birdo hier war. Wir hatten ausgemacht, dass er Samstagnacht noch nach seinem Konzert zu mir kommen würde. Allerdings war Freitagnacht, aber wenn ich mir Birdos Montur ansah, hatte ich das dumpfe Gefühl, dass wir das irgendwie anders definierten. Scheiße, ich hätte Marius nie zugesagt, wenn ich das gewusst hätte.

„Du, ich werd dann mal wieder, ich will nicht stören.“, meinte Birdo nachdem ich ihn immer noch peinlich berührt anschwieg. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich musste mich nicht vor ihm rechtfertigen, aber ich fühlte mich trotzdem irgendwie beschissen. Verdammt unangenehme Situation, verdammt unangenehm. Ich konnte ja nicht mal behaupten, dass es nicht so war, wie es aussah, aber ich wüsste nicht was es mir helfen sollte, zu lügen.

„Was, du störst nicht.“, haspelte ich und wusste, dass es klang wie purer Schwachsinn. Birdo grinste nur und was mich überraschte war, dass es kein trauriges oder niedergeschlagenes Grinsen war, sondern dass er sich über mich amüsierte. War ihm die Sache nicht auch so unangenehm, wie mir?

„Okay, wenn es dir nichts ausmacht, würd ich gerne bleiben. Ich bin nämlich sackmüde und möchte eigentlich nur noch schlafen. Ich schlaf auch auf dem Sofa.“ Um das noch zu untersteichen gähnte er auch und ich konnte einfach nicht Nein sagen. Auch wenn ich das Gefühl hatte mich in eine ganz absurde Situation hineinmanövriert zu haben. Wie sollte ich die Nacht überstehen, wenn Birdo auf meinem Sofa und Marius in meinem Bett schlief? In all den Jahren war mir sowas eigentlich nie passiert, was ganz erstaunlich war, wenn man überlegte, wie viele Männergeschichten ich schon hatte. Allerdings machte es das nicht besser. Vielleicht sollte ich doch mal etwas an meinem Lebensstil ändern.

Ich schlich mich in mein Schlafzimmer und legte mich zu Marius, der sich wieder in seine Decke eingerollt hatte und schlief. Ich deckte mich zu und versuchte mir einzureden, dass ich nicht gerade zwei Lover in meiner Wohnung hatte, die sich eigentlich nie treffen sollten. Eventuell hatte ich ja Glück und Birdo war schon aus der Wohnung, wenn Marius aufwachte... Okay, unwahrscheinlich, Birdo war der pure Morgenmuffel. Vielleicht wäre ja Marius... Hatte er nicht was davon erwähnt, dass er mal ausschalfen konnte? Heilige Scheiße, was hatte ich da getan?

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das morgen am Frühstückstisch aussah. Marius und Birdo konnten doch überhaupt nichts miteinander anfangen und wem sollte ich überhaupt einen „Guten Morgen“-Kuss geben? Hm, keinem, das sollte gehen, hoffte ich. Solange ich keinem bekam. Hölle.

Je weiter ich darüber nachdachte, desto lieber wollte ich einfach aus meiner Wohnung fliehen. Aber zu Ellie konnte ich nicht gehen, es war sicher Steve bei ihr und spontan würde mir niemand anderes einfallen. Außerdem wäre das sehr feige...

Und wie ich mich so in meinem Bett wälzte, darauf bedacht nicht zu nah an Marius zu liegen und leise das Schnarchen von Birdo im Nebenraum hörte, beschloss, dass ich definitiv etwas an meinem Leben ändern musste.

Ich hatte die ganze Nacht kein Auge mehr zu gedrückt und fühlte mich wie gerädert. Dafür, dass das gestern Abend noch ein entspannter Morgen hätte werden sollen, war das wirklich mies. Ich war kurz nach dem die Sonne aufgegangen war, aufgestanden und hatte mich in meine kleine Küche gesetzt. In der Hoffnung besser nachdenken zu können, wenn ich nicht neben Marius neben liegen musste. Die Tasse Grüntee hatte mir allerdings auch nicht weiter geholfen und ich wollte einfach nur noch, dass der Morgen schnell vorbei gehen sollte. Ich schaute alle paar Minuten auf die Uhr und beobachtete dabei, wie der Minutenzeiger langsam von sieben Uhr nach acht Uhr kroch, dann nach halb neun und ich fand, es war jetzt an der Zeit, dass Ellie ihrer Pflicht als beste Freundin nachkommen sollte. Weder Marius noch Birdo hatten irgendwie gezeigt, dass sie bald aufwachen wollten und ich musste jetzt einfach mit jedem reden.

Ich ging zum Telefon in meinem Flur und wählte ihre Nummer. Mir war es egal, ob sie jetzt noch schlief, ich brauchte sie jetzt. Nach geschätzten zehn Mal Klingen hob sie auch endlich ab.

„Verdammt, Michi, weißt du wie viel Uhr wir haben!“, brummte sie ins Telefon und ich fühlte mich schon etwas ruhiger, bloß weil ich ihre Stimme hörte.

„Ellie, ich muss definitiv mein Leben ändern.“, teilte ich ihr meine Erkenntnis über die Nacht mit.

„Was, so früh am Morgen?“, murmelte sie verschlafen.

„Ich mein das ernst, ich werde mein Leben ändern.“, wiederholte ich noch mal, diesmal entschlossener.

„Find ich gut...“ Sie gähnte und schien nicht wach genug zu sein, um den vollen Umfang meiner Aussage zu verstehen. „Steve und ich haben übrigens jetzt eine Wohnung gefunden.“

In diesem Moment wurde mir klar, dass es wirklich an der Zeit war, mein Leben neu zu gestalten und vieles hinter mir zu lassen, dass mir bis dahin so wichtig war. Wenn man leben wollte, konnte man nicht immer auf altgewohnte Dinge beharren. Ellie hatte das verstanden und es war an der Zeit, dass mir das auch klar wurde.
 


 

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So, es ist zu Ende. Kurz und schmerzlos? Ich mag das Ende. Falls Interesse besteht, könnte ich auch noch ein kleines Bonuskapitel hochladen. Es würde mich übrigens freuen, wenn ihr auch weiterhin bei mir reinschaut. In den Herbstferien werde ich mich an eine neue Geschichte setzen, für diesoviel feststeht, dass es um einen Zeichner und einen Punk geht und ich viel Spass beim Schreiben haben werde, weil das eine Geschichte ist, die ich seit vielen, vielen Jahren umsetzen möchte.
 

Ich werd jetzt jedenfalls schlafen gehen, es ist halb zwei in der Nacht und ich muss morgen um sieben aus dem Bett.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  helenar
2016-09-30T11:07:12+00:00 30.09.2016 13:07
Hey,
bin gerade über diese Geschichte gestolpert und muss sagen, dass ich gerne noch ein zusätzliches Kapitel lesen würde,mit einem kleinen Ausblick wie es mit Michi weiter gegangen ist. Das mit Birdo und Marius scheint mir ja kein längerfristiges Potential zu haben, aber wer weiß? Zehn Jahre später ist Michi vielleicht mit Philipp zusammen ;-).

Jedenfalls hat mir die Geschichte gut gefallen.
Liebe Grüße
Antwort von:  Memphis
30.09.2016 13:45
Hey,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar und es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Das mit Marius ist in der Tat nichts längerfristiges. Der hat - nach zwei Scheidungen - auch keine Lust mehr auf feste Beziehungen, aber Michi hat sich auch dazu entschieden, dass sich die Sache mit Marius - bei allem Spaß, den sie hatten - einfach erledigt hat, weil er seine Prioritäten anders setzen will.
Allerdings wird es Michi mit der Zeit deutlich ernster mit Birdo, nachdem er es auch schafft, so ein bisschen über Oberflächlichkeiten hinweg zu sehen und merkt, dass er jemand braucht, der ihn ausgleichen kann. Und das kann Birdo sehr gut, weil er sich einfach nicht so stresst, und auch wenn es nicht so wirkt, sein Leben ganz gut im Griff hat. Und Birdo, der mag Michi einfach, und kann über so manche Eigenheit von ihm hinweg sehen.

Sie ziehen nach ein paar Jahren auch mal zusammen, schaffen sich aber keinen Hund mehr an, dafür legt sich Birdo mal sowas wie eine Frisur zu. XD Also aus Birdo und Michi wird etwas langfristiges. Zur Überraschung von ein paar Leuten. XD

Ich hoffe, dass hat das kleine Loch noch gefüllt, das die Geschichte hinterlassen hat. XD

Liebe Grüße,
Mo
Antwort von:  helenar
23.10.2016 00:17
Hey,
Vielen Dank für deine Antwort, ich habe sie tatsächlich erst heute gelesen *blush*
Deine Ausführung überrascht mich etwas, da ich nicht das Gefühl hatte, dass Birdo so arg an Michi hängt. Allerdings ist es wohl auch nicht seine Art das so an die große Glocke zu hängen.... Jedenfalls freut es mich, dass Michi es doch längerfristig schafft sein Leben in ruhigere Bahnen zu lenken.
Also danke nochmal dass du diese kleine Lücke für mich gefüllt hast!
Liebe Grüße Helenar
Von:  ShivaBlue
2013-04-16T12:44:19+00:00 16.04.2013 14:44
"So, es ist zu Ende. Kurz und schmerzlos? Ich mag das Ende. Falls Interesse besteht, könnte ich auch noch ein kleines Bonuskapitel hochladen"

Hey Memphis,
wie schauts aus, gibts hierzu noch ein Bonuskaptiel? :)
Antwort von:  Memphis
16.04.2013 19:52
Hey ShivaBlue,

ich glaube, es hat niemand Interesse an einem Bonuskapitel gemeldet. Ich kann aber die demnächst mal gucken, ob ich noch wo ein Kapitel dazu rumliegen habe. Ist ja schon ein paar Jährchen her, seit ich die Geschichte geschrieben. XD
Antwort von:  ShivaBlue
17.04.2013 07:56
huhu,
ja ich weis dass die Geschichte schon älter ist. Hab sie grad letztens mal wieder gelesen und mich gefragt ob er es wirklich geschafft hat sein Leben zu ändern und überaschenderweise monogam geworden ist oder ob es nur von kurzer dauer war und wenn er tatsächlich einem Menschen treu geworden ist, was für ein Mensch das sein müsste ;)
Von:  ReiRei-chan
2009-11-20T19:53:47+00:00 20.11.2009 20:53
Ich hab gerade gemerkt, dass ich das letzte Kapitel gar nicht kannte! Schande über mein Haupt!

Sag mir bloß bescheid, wenn du was neues hast, sonst verpenn ich das noch! Dann würde ich krepieren!

Das Ende ist genial! Einfach perfekt. Ich kann das so gut nachvollziehen. Einfach dieses "zack" und man hat eine Erkenntnis! xD

Von: abgemeldet
2009-10-11T08:41:05+00:00 11.10.2009 10:41
Ein unerwartetes aber wirklich gutes Ende!
Ich hab nur erst gedacht BIRDO??!!
Des ist mir erst gar net in den Kopf gekommen, aber ich find die zwei passen schon iwie zusammen
Ein wirklich super Ende!
lg fireflys
Von: abgemeldet
2009-10-09T14:56:35+00:00 09.10.2009 16:56
Ich mag das ende ebenso ^^ unerwartet aber trotzdem gut...ich bin nur fast aus alles wolken am anfang des kapitels gefallen...BIRDO?! XDDDD
ich war do shocked aber nja xD und ich mag marius immernoch so sehr *_* wieder mal eine tolle geschichte, respekt ^^
Von:  felitastic
2009-10-09T10:57:44+00:00 09.10.2009 12:57
Ich mag das Ende. Und ich mag Birdo *___*

Wahahaha... ich stell mir vor, wie er versucht, mit Birdo ne Beziehung zu haben... ist sicher lustig. Und er wird n Hund haben *kicher*


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