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Happy ohne Ende?

von

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Rumours

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 

Den Dialog in diesem Kapitel müsst ihr euch mal wieder spanisch denken, denn so gut kann ich diese Sprache nicht, als dass ich meine Gedanken so hätte ausdrücken können. Also, es ist deutsch, sollte aber eigentlich spanisch sein… ;)
 

Die unten stehenden Links verweisen auf die Kleider, die in diesem Kapitel eine Rolle spielen und sie sind nach der Reihenfolge ihres Auftauchens im Text sortiert. Das sind jeweils zwei Bilder von Prinzessin Madeleine von Schweden, die meiner Lena in dieser Story ebenfalls recht ähnlich sieht, daher erleichtert euch das vielleicht die Vorstellung der Situation ein bisschen.
 

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,grossbild-128557-152087,00.html

http://www.fem.com/fileadmin/content/1_Stars/2009-03/madeleine-schweden-AV.jpg
 

Mein ganzer Dank gilt von Herzen: Sunny, die sich als einzige die Mühe macht, mir ihre Meinung zu schreiben.
 

Vollkommen erschöpft vom Training schloss Timo die Tür auf, schmiss seine Sporttasche achtlos in die Ecke und ließ seine Schlüssel über die Kommode schlittern, bis sie mit einem dumpfen Geräusch am anderen Ende zu Boden fielen. Es war ja mal wieder klar gewesen. Ärgerlich bückte er sich nach den widerspenstigen Schlüsseln und schmiss sie diesmal aber in die für sie vorgesehene Schale, die mit einem beachtlichen Sammelsurium auf belanglosen Kleinigkeiten gefüllt war. Wofür er all den Kram brauchte oder wie er dort gar rein gekommen war, wusste der Torhüter der TSG Hoffenheim nicht. Hatte sich vermutlich alles irgendwie seit seiner Rückkehr in die Bundesliga angesammelt.
 

Kraftlos ließ Timo sich in seinen Bürostuhl sinken und schaltete den PC an. Monoton fing er an zu surren und einen Augenblick schloss Timo die Augen und träumte sich ganz weit weg, an den Sandstrand einer einsamen Insel oder etwas derartiges, auch wenn das Wetter in Deutschland ausnahmsweise Mal keinen Grund zur Klage lieferte. Irgendwie wollte der Ex-Stuttgarter seinem Leben für einen Moment entfliehen. Eigentlich hatte Timo auch gar keine Lust sich jetzt diversen Fan-Anfragen und dergleichen zu widmen, doch er wusste auch, dass er während seines Aufenthaltes bei der Nationalmannschaft nicht dazu kommen würde, also machte er es lieber gleich. Dafür wurde er immerhin bezahlt und die Fans hatten gewisse Erwartungen an ihn.
 

Bevor er sich jedoch der Pflicht ergab, öffnete er seinen Mail-Account und war etwas enttäuscht, als ihm nur eine neue Nachricht angezeigt wurde. Seine Adresse kannten zwar nicht sehr viele Menschen, doch trotzdem munterte diese Tatsache Timo nicht gerade auf. Ein voller Posteingang hätte seine Stimmung nach diesem Hammertraining vielleicht noch ein wenig kompensieren könne, aber so? Keine Chance. Lustlos klickte er die Nachricht an ohne weiter auf den Absender zu achten. Erst nachdem er die ersten Zeilen der Mail überflogen hatte und fast nur Bahnhof verstand, schaute er in die Kopfzeile nach dem Absender und dort stand dick und fett zu lesen: David Villa. Wenigstens einer seiner Kollegen, der sich regelmäßig meldete und für den er nicht einfach abgeschrieben und vergessen war. Doch mit dem Inhalt der Mail kam Timo trotzdem nicht ohne Wörterbuch und einen Online-Übersetzer weiter. Sein Spanisch war zwar nicht schlecht, doch David hatte scheinbar nach den normalen Begrüßungsformeln vergessen, dass er einem Nicht-Muttersprachler schrieb und war zum Teil sogar ins umgangssprachliche, Dialekt-lastige Spanisch gewechselt, welches für Timo immer noch ein Rätsel war.
 

Nach einer halben Stunde hatte Timo es dann aber auch endlich geschafft die Mail zu entschlüsseln ohne seinen ehemaligen Kollegen, den Halbspanier Mario Gomez, anzurufen, damit er für ihn den Übersetzer spielte. Als Timo jedoch gedankenverloren in seinem Spanisch-Wörterbuch blätterte, fiel sein Blick auf eine Landkarte Spaniens. Timo fand sowohl Madrid als auch seine alte Heimat Valencia schneller als erwartet und als sein Blick weiter über die Karte glitt, blieben seine Augen bei dem Schriftzug „Barcelona“ hängen. Es erinnerte ihn an etwas, was er unbedingt nachschauen wollte, aber er wusste es nicht so recht zuzuordnen.
 

Planlos drehte er sich auf seinem Stuhl herum und wartete auf die Erleuchtung, die jedoch ausblieb. Immer wieder drehte er sich im wahrsten Sinne des Wortes im Kreis und sah PC, Schrank, Fenster und Wand an sich vorbeifliegen, ohne dass ihm ein Licht aufging. Frustriert von seiner eigenen Vergesslichkeit wandte Time sich wieder Davids Mail zu und begann eine Antwort zu tippen, bis sein Blick wieder an einer Zeile hängen blieb: „Das Spiel gegen Barcelona wird-“ Plötzlich wusste Timo wieder, an was ihn Barcelona erinnerte, natürlich, wie hatte er das auch vergessen können: Er hatte sich doch im Internet über Lena schlau machen wollen!
 

Ohne die bereits geschriebenen Zeilen an David zu speichern machte Timo sich daran den Namen einer großen Suchmaschine in den Rechner einzugeben. In Rekordzeit hatte er Lenas Vor- und Nachnamen eingetippt und wartete nun ungeduldig auf die Suchergebnisse. Erstaunt registrierte er, dass es scheinbar kaum Ergebnisse auf deutsch gab und so erweiterte er die Suche und wurde nicht enttäuscht: Wie erwartet präsentierten ihn die spanischen Medien, die wie alle anderen Medien weltweit auch mit ihren alten Artikeln im Netzt vertreten waren, eine weit gefächerte Auswahl an Schlagzeilen, die zumindest dem Namen nach alle etwas mit einer Lena zu tun hatten. Da der Keeper aber keine Lust hatte alles mühsam durchzuackern, präzisierte er seine Suchanfrage noch etwas weiter, in dem er einfach das Wort „Barcelona“ hinzufügte um auch auf Nummer sicher zu gehen. Wirklich verringert hatte es die Anzahl der möglichen Ergebnisse zwar nicht besonders, aber Timo war ziemlich zuversichtlich, dass er nun brauchbare Informationen über Torstens kleine Schwester finden würde.
 

Auf gut Glück klickte er den vierten Eintrag an, der von einer großen spanischen Tageszeitung stammte. Seine erste Quelle sollte wenigstens ein bisschen seriös sein und nicht gleich eine der großen spanischen Boulevard-Zeitungen, denn was die manchmal für Lügen und Märchengeschichten schrieben, wusste Timo aus leidvoller Erfahrung nur zu genau. Gespannt wartete er auf den Seitenaufbau, der aus unerfindlichen Gründen extrem langsam voran ging. Doch dann tauchte endlich der gewünschte Artikel vor Timos Augen auf und er staunte nicht schlecht, denn bereits die Bilder verrieten ihm, dass es sich definitiv um Lena Frings handeln musste. Und dass diese Frau bei weitem mehr Leichen im Keller hatte, als sie ihn an ihrem ersten Zusammentreffen geschildert hatte, war ihm jetzt auch vollkommen klar. So viele Einträge und Artikel in der Presse bekam nur, wer irgendetwas Interessantes, Wichtiges oder Skandalöses getan hatte. Und in Lenas Fall tendierte er ganz stark zu letzterem, zumindest, soweit es um die Auffassung der Presse ging. Schließlich war sie ja bereits während seiner Zeit in Spanien häufig als „Vielleicht-Messi-Freundin“ in der Regenbogenpresse gewesen.
 

Von dem Artikel an sich verstand Timo nicht mal die hälfte, so gut waren seine Kenntnisse nun doch nicht, deswegen folgte er nur dem Link zur Fotogalerie und hielt beeindruckt einen Augenblick inne als er sah, um wie viele Fotos es sich handelte: Sie hatten locker über fünfhundert zusammengetragen und das bezeichneten sie nur als eine kleine Auswahl aus den vergangenen Monaten.
 

„Die spinnen doch total, wenn die alle innerhalb der letzten Zeit gemacht worden sind, dann kann ich verstehen, dass Lena da weg wollte, das muss ja eine wahre Hetzjagd auf sie gewesen sein.“
 

Nachdenklich sah Timo sich ein Foto nach dem anderen an, bisher noch keines skandalös oder verwerflich, was nicht weiter verwunderlich war, immerhin hatte er bisher nur offizielle Fotos zu Gesicht bekommen. Auch die Bildunterschriften hauten ihn vorläufig noch nicht vom Hocker, da er wusste, wie spekulativ und auch verletzend die spanische Presse sonst sein konnte. Die sollten wohl normal sein, doch nach dem zehnten Bild wurde es für Timo langsam interessanter, denn nun fingen die Paparazzi Bilder an, solche Aufnahmen, die ohne Einwilligung und oftmals auch ohne Wissen der betroffenen Personen aufgenommen worden waren.
 

Einige zeigten Lena in ihrem „Arbeitsoutfit“ beim Training der Barca-Jugend: Schwarze, gut sitzende Jogginghose mit Emblem und in irgendeinem Top oder T-Shirt, die langen blonden Haare locker in einen Pferdeschwanz gefriemelt. Entweder stand sie bei ihren Schützlingen und klopfte dem einen oder anderen auf die Schulter oder sie diskutierte mit den Trainern, die das Training leiteten. Immer schien sie in Bewegung zu sein und auf den meisten Fotos lächelte oder lachte sie sogar ganz befreit und scherzte mit ihren Jungs, die zum Teil mehr als nur einen Kopf größer waren als die junge Deutsche. Hin- und wieder sah man sie sogar mit dem Ball jonglieren oder mit Torwarthandschuhen im Tor stehen. Torstens kleine Schwester, so erschien es Timo zumindest, glich bei ihrer Arbeit einem wahren Energiebündel und man konnte ihr förmlich ansehen, wie gern sie mit den Jungs zusammenarbeitete, wie sie sich immer wieder engagierte. Allein schon durch diese Fotos bekam Timo eine noch höhere Meinung von ihr, denn seiner Ansicht nach war die Nachwuchsförderung extrem wichtig, aber auch sehr schwer, denn mit einem Haufen pubertierender Jungs arbeitete wahrscheinlich kein Mensch gerne. Und er konnte es niemanden verdenken, wenn er an sein eigenes pubertäres Verhalten dachte, mit dem er regelmäßig seine Eltern terrorisiert hatte.
 

Die folgenden Bilder zeigten Lena im Bikini am Strand, zusammen mit Lionel Messi, Carles Puyol, Andres Iniesta und Bojan, wenn Timo den Bildunterschriften Glauben schenken durfte. Und Lena sah wirklich gut aus, ihre lange Mähne flatterte nur so im Wind und sie wirkte einfach nur richtig glücklich und befreit. Man sah sie zusammen beim Beach Volleyball mit den Jungs und auch wie Carles und Andres sie gerade an Armen und Beine gepackt hatten um sie ins Wasser zu schmeißen. Auf anderen Bildern zerstrubbelte Lena Puyols Lockenpracht oder saß auf Iniestas Schultern, um sich mit Bojan zu kabbeln. Es waren Aufnahmen einer ausgelassen Gruppe, die sich nicht bewusst war, dass sie beobachtet und fotografiert wurden. Dass jeder Schritt genauestens dokumentiert wurde. Und wie detailliert diese Dokumentationen waren, konnte Timo auf der nächsten Aufnahme sehen, denn der Zoom machte es möglich, dass der Betrachter das Gefühl hatte Lionel Messi über die Schulter schauen zu können, wie er Lena den Rücken mit Sonnencreme einrieb. Strahlend schien der kleine Argentinier mit der weißen Creme Bilder zu kreieren, eine Sonne konnte Timo ausmachen und, einen Augenblick hielt er inne, ein Herz. Ein Herz, das Lionel Messi auf Lena Frings’ Haut gemalt hatte. Ja, solche Fotos waren Wasser auf den Mühlen derer, die den beiden eine heimliche Liebesbeziehung andichteten.
 

Und zu Timos Erstaunen folgten noch mehr solcher vermeintlichen Beweisbilder: Lena, wie sie Leo in einer Eisdiele ihren Löffel hinhielt, damit er ihr Eis probieren konnte, die beiden, wie sie Arm in Arm durch Barcelona schlenderten und dann gemeinsam in seiner oder ihrer Wohnung verschwanden. Beiden sah man an, dass sie glücklich und zufrieden mit sich und der Welt waren, selbst nach einem verlorenen Spiel konnte Messi scheinbar schon wieder lachen, zumindest tat er es, als er in sein Auto stieg, in dem Lena schon auf ihn wartete. All das schien schon irgendwie sehr verdächtig. So verhielten sich glückliche Paare und nicht „nur“ Freunde, wie sie immer wieder betonten.
 

Langsam blätterte Timo weiter und ihm stockte vor Faszination und Bewunderung der Atem, als er nun wieder offizielle Bilder sah: Lena, die ihr Gesicht gedreht hatte und nicht direkt in die Kamera blickte, in einem engen, weißen Kleid , die Haare locker zurück und diesen undefinierbar geheimnisvollen, weichen Blick in den Augen und dieses gewisse Lächeln auf ihren Lippen. Er wusste nicht, wem sie in diesem Augenblick angesehen hatte, aber er war sich sicher, dass es ein unheimlicher Glückspilz sein musste. Timo fand sie nämlich wunderschön auf diesem Bild, gerade eben auch, weil sie durch ihre Schlichtheit, ihre Einfachheit auffiel, eine Gabe, die die meisten Frauen in seiner Umgebung nicht zu besitzen schienen.
 

Dass aber auch Lena durchaus spektakulärer und sogar noch schöner aussehen konnte, bemerkte Timo, als er sich die offiziellen Bilder des Barca-Banketts anlässlich des Championsleaguetriumphes ansah: Eine strahlende Lena in einem fließenden rosa farbenen Kleid und langen, offenen Locken. Sie schien nur so vor Lebensfreude zu sprühen und wieder leuchteten ihre Augen und sie lachte so fröhlich, dass Timo sich unwillkürlich fragte, was diese junge Frau so verändert haben musste. Was aus ihr die traurige, überforderte Frau gemacht hatte, die er in Bremen kennen gelernt hatte. Irgendwie konnte der Torhüter der TSG Hoffenheim keinen Reim darauf machen. Das waren immerhin alles Bilder aus glücklichen Zeiten, manche unter Umständen etwas zu privat, als dass man sie gern in Zeitungen sah, aber sie waren nicht schlimm, nicht anstößig oder sonst irgendwas. Aber sie zeigten Lena immer wieder mit denselben Männern an ihrer Seite, meistens vertrauter und intimer, als es in einer ganz „normalen“ Freundschaft wohl hätte sein sollen und das war vermutlich einigen ein Dorn im Auge. Schließlich handelte es sich bei diesen Männern um die begehrtesten Junggesellen der Stadt, wenn nicht sogar des Landes und das eine Frau sie alle mit Beschlag belegte, war nicht akzeptabel, so vermutete es zumindest der ehemalige Stuttgarter.
 

Eigentlich hatte Timo bereits genug Fotos gesehen um sich denken zu können, was wohl Lenas Problem in Barcelona gewesen sein musste, doch die Neugier brachte ihn dazu weiter zu klicken und weiter zu schauen, wie sich Lenas Leben innerhalb der letzten Wochen und Monate vor seinen Augen entfaltete. Seine Faszination mit der Frau, die er im Hause seines Mitspielers vollkommen aufgelöst auf dem kalten Steinboden hatte sitzen sehen, hörte einfach noch nicht auf. Timo wollte alles erfahren und so suchte er weiter nach Bildern, die ihm etwas über die Person Lena Frings verraten würden. Man sah sie aus ihrer Praxis kommen, stilsicher aber leger und Jeans gekleidet, man sah sie aber auch aufreizend gekleidet zusammen mit den Jungs in der Disco feiern und wie sie mit ihnen über die Ramblas schlenderte, ihre Begleiter bepackt mit Taschen, die vermutlich von ihren Einkaufstrip stammten.
 

Irgendwie das Leben einer ganz normalen Frau, die gewissenhaft ihrer Arbeit nachging, hin- und wieder Bummeln war und in ihrer Freizeit gerne mal mit ihren Freunden ein bisschen feierte. Nichts Skandalöses, nichts Gravierendes. Und vor allen Dingen nichts, was man vor seinem großen Bruder verstecken musste. Alles ganz harmlos und im Bereich des Normalen. Nur hatte die Sache wahrscheinlich aus der Sicht ihres Bruders einen kleinen Harken: Diese Freunde, mit denen Lena so gern zusammen war, waren nicht irgendwelche Spanier, sondern die Elite des vermutlich derzeit besten Fußballclubs der Welt und somit ganz klar Torstens Konkurrenten. Nicht zu vergessen der Europameistertitel, den zwei von Lenas besten Freunden Torsten Frings sozusagen direkt unter der Nase „weggestohlen“ hatten.
 

Timo konnte schon verstehen, warum Lena daran zweifelte, ob ihr Bruder die Wahrheit mit Fassung tragen würde, schließlich war es schon eine überraschende Offenbahrung, dass sie mit all diesen Männern auf du und du war und in ihrem Schrank zu Hause eine Medaille des Championsleague-Gewinners hängen hatte. Etwas, was sich jeder Profifußballer wünschte, jedoch nur die Wenigsten in ihrem Leben erreichten und Lena hatte es als sozusagen als inoffizielle Teampsychologin geschafft. Ja, Timo hatte auch die Bilder des Finales gesehen, als das Team oder zumindest Teile des Teams Lena hatten hochleben lassen und wie sie ihre Medaille in Empfang genommen hatte. Die anschließenden Bier und Sektduschen, die sie freudig über sich hatte ergehen lassen und immer wieder diese Einzelaufnahmen von ihr und Lionel im Gespräch oder während einer innigen Umarmung. Sicher, Lena hatte auch Iniesta, Bojan und Puyol häufiger umarmt und mit ihnen gejubelt, doch die meisten Aufnahmen zeigten sie eindeutig an Lionels Seite. Es hätte Timo wahrscheinlich auch nicht besonders überrascht, wenn Torsten beim Anblick dieser Bilder Rauch aus den Ohren gekommen wäre. Er schien recht beschützerisch zu sein, wenn es um seine kleine Schwester ging. Doch andererseits wusste Timo auch genau, dass der „Lutscher“ ganz klar zwischen privatem und beruflichem trennte und genauso würde er es wahrscheinlich auch bei Lena machen. Also hatte sie doch eigentlich nichts weiter zu fürchten als einen kurzen, vermutlich zugegebenermaßen lauten Wutausbruch des Bremers und danach würde wieder alles gut werden. Warum sprach sie ihn dann nicht einfach darauf an, statt sich weiterhin mit diesen Lügen zu quälen?
 

Die Unwissenheit quälte Timo und so griff er kurz entschlossen zum Telefonhörer und rief seinen ehemaligen Kollegen David Villa an. Der musste einfach Bescheid wissen, was da in Spanien los war oder er würde ihm zumindest die Internetseiten übersetzen könne, damit auch er im Bilde war, wo nun genau das Problem der spanischen Presse mit Lena lag. Denn an der Sache war was faul und zwar gewaltig.
 

„Hola?“
 

„Hola David. Que tal?“
 

Der Mann am anderen Ende des Hörers brauchte einen Augenblick, bis er wusste, mit wem er sprach. Die Stimme des Torhüters hatte er einfach schon zu lange nicht mehr gehört, ihr Kontakt innerhalb der letzten Zeit hatte sich auf Mails beschränkt und so war der Stürmer Valencias etwas irritiert nun einen Antwortanruf auf seine Mail zu bekommen. Und dann auch noch so schnell, damit hatte er nicht gerechnet. Trotzdem freute er sich, hatte er sich doch mit dem Deutschen immer ganz gut verstanden.
 

„Muy bien, gracias. Y tu?“
 

„Tambien.“
 

Es herrschte Schweigen zwischen den beiden, da David nicht wusste, warum Timo angerufen hatte und Timo wiederum nicht wusste, wie er das Gespräch unauffällig auf Lena lenken sollte. Als die Stille zu lang wurde, entschied Timo sich gegen die unauffällig Variante und fragte David einfach grad heraus:
 

„David, kennst du eine Lena Frings aus Barcelona? Saß während unserer Spiele immer mit auf der Trainerbank und sie ist eine gute Freundin von Lionel Messi. Klingelt da was?“
 

Lautes Lachen war Davids Antwort und irgendwie wunderte sich der Spanier, was sein deutscher Freund jetzt auf einmal mit dieser Frau wollte. Und warum er augenscheinlich nicht wusste, was mit ihr los war.
 

„Si, naturalemente kenne ich sie. Wer in Spanien kennt sie nicht? Ihr spurloses Verschwinden ist derzeit eines der Top-Themen der Presse.“
 

Timo stutzte. Vom spurlosen Verschwinden hatte er noch nichts gelesen, aber das lag wahrscheinlich an seinen mangelnden Spanisch-Kenntnissen.
 

„Was ist denn bei euch los, dass sich alle für eine einfache Psychologin interessieren?“
 

„Einfach Psychologin? Ich bitte dich, diese Frau scheint ein wahrer Fußballermordender Vamp zu sein, wenn man der Presse glaubt. Es scheint keinen zu geben, auf den sie es nicht abgesehen hat, wobei sie lieber die besonders erfolgreichen nimmt. Aber einer reicht ihr wohl nicht, wie man munkelt. Sie soll da recht anspruchsvoll sein.“
 

Ungläubig schüttelte Timo den Kopf. Nein, das konnte nicht sein, die Lena, die er bei Torsten kennen gelernt hatte, war nicht so, die hatte es nicht auf Fußballer abgesehen, die war ganz normal gewesen. Schlagfertig zwar, aber nicht irgendwie unangenehm. Sie wirkte nicht wie eine Frau, die sorglos mit den Gefühlen mehrere Männer spielte nur zu ihrem Amüsement. Und so berechnend wie David sie beschrieb hatte sie auch nicht auf ihn gewirkt.
 

„Bist du dir sicher, dass wir von derselben Frau sprechen?“
 

„Klar, mittellange blonde Haare, strahlend blaue Augen, relativ klein und ein Gesicht wie ein unschuldiger Engel. Dabei hat sie den Teufel im Blut. Die Liste ihrer Liebhaber, Affären und Verflossenen liest sich wie eine Liste zur Wahl der besten Fußballer. Fast alles, was Rang und Namen hat, ist darauf vertreten. Und dabei ist sie immer nur auf ihren Vorteil bedacht.“
 

Unwillkürlich ballte Timo seine Hand zur Faust. Wut stieg in ihm auf. Es war unbestreitbar, dass sie von ein- und derselben Person sprachen, aber er war sich sicher, dass David sich irrte. Musste er einfach, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Er hatte ein völlig falsches Bild von Lena und Timos Sprachlosigkeit fasste der Stürmer als Aufforderung auf weiter zu sprechen.
 

„Ein paar Beispiele gefällig? Gut, nehmen wir zu Beginn gleich zwei Dauerbrenner: Carles Puyol und Andres Iniesta. Der eine ist Kapitän, der andere das gefeierte Mittelfeldtalent. Sehr Prestigeträchtige Beute und sie haben dafür gesorgt, dass sie Lenas Position innerhalb der Mannschaft noch besser wurde. Dann wäre da auch noch Bojan-“
 

„David! Der ist erst 19!“
 

Wieder nur ein Lachen des Spaniers, der sich ein wenig über Timos Fassungslosigkeit amüsierte. David wusste, dass Timo schon nicht mehr in Spanien gewesen war, als dieser Sturm losgebrochen war und wahrscheinlich kannte er diese Frau sowieso nicht persönlich, daher befremdete ihn diese Anteilnahme doch ein wenig.
 

„Ich weiß. Scheinbar brauchte sie mal was jüngeres, es heißt sogar, sie hätten schon was miteinander gehabt, als er noch bei weitem jünger war.“
 

Wieder machte der Stürmer in Dienste Valencias eine bedeutungsvolle Pause und Timo spürte, wie ihm so langsam Übel wurde.
 

„Aber das wäre ja Verführung eines Minderjährigen.“
 

„Exakt und genau das haben ihr unter anderem die Medien auch vorgeworfen. Aber das war noch nicht alles, ich kann noch ziemlich lange weitermachen.“
 

„Das war’s noch nicht?“
 

Der Torhüter hielt sein Telefon fester umklammert und fragte sich, ob er tatsächlich noch mehr hören wollte, oder ob er David nicht doch eher bitten sollte zu schweigen. Das war alles so viel auf einmal und so langsam merkte Timo, wie sein Bild, das er sich von Lena gemacht hatte, langsam zu bröckeln begann. Ihr strahlendes Lächeln bekam ernsthafte Risse und Timo wusste nicht mehr, was er glauben sollte.
 

„Nein, das war’s noch nicht. Da hätten wir dann noch Pep Guardiola, den Trainer. Klassische Sache, bei ihm hat sie sich wohl hochgeschlafen. Die beiden haben vorher schon zusammengearbeitet heißt es und na ja, die alte Geschichte halt. Dann wäre da noch Sheva, mit dem-“
 

„Sprechen wir hier gerade von Shevchenko, dem Ukrainer? Wie ist sie denn an den gekommen, der spielt nämlich definitiv nicht bei Barca.“
 

„Genau von dem rede ich, aber wo sie ihn kennen gelernt hat, kann ich dir nicht sagen, aber auf jeden Fall sind sie zusammen in ziemlich intimen Posen gesichtet worden. Vielleicht sollte sie dem Verein einen Gefallen tun und der Deal war, dass er zu Barca wechselt, wenn Lena mit ihm schläft, wer weiß das schon?“
 

Resigniert ließ Timo den Kopf hängen. Er konnte seinem ehemaligen Kollegen das einfach nicht alles glauben, nicht ohne handfeste Beweise, doch als er einzeln diese Stichworte in die Suchmaschine eingab, kamen genug Artikel mit Fotos, die Davids Worte untermauerten. All diese schlimmen Dinge, die über sie geschrieben worden waren, schienen tatsächlich wahr zu sein. Das erschütterte Timo, denn nun glaubte er eher, dass Lena nur ihre schmutzige Vergangenheit vor Torsten geheim halten wollte als alles andere.
 

„Ach ja, und die beste Story habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Lionel Messi und Lena. Dass es zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft sein soll, weißt du ja bestimmt, aber nach all diesen Affären könnte man ja denken, dass er sich von ihr distanziert, oder nicht? Wäre ja eine ganz normale Reaktion, wer will denn auch eine, die schon einmal überall herumgereicht worden ist? Nein, denkste, dieser Dummkopf stellt sich weiterhin vor die Presse und verteidigt sie, als hinge sein Leben davon ab. Dabei hat er doch auch die Fotos gesehen. Und Bilder lügen nicht.“
 

Stille. Timo wusste nicht, was er sagen sollte. Vor sich sah er die Bilder, so viele Bilder, teilweise so eindeutig, aber waren sie das tatsächlich? Er wusste, dass es gute Fotomontagen gab, aber warum sollte jemand vollkommen grundlos solch eine Hetzjagd auf Lena veranstalten? Timo war unsicher, ob er überhaupt wissen wollte, wie und wann das ganze angefangen hatte, deswegen hielt er seinen Mund und fragte nicht. Zumindest nicht das.
 

„David, wie viel, glaubst du, ist davon wahr?“
 

Wieder herrschte einen Moment Schweigen und der Spanier ging in sich und überlegte, was er seinem deutschen Freund darauf antworten sollte. Immerhin wusste er selbst nur zu gut, wie schnell die Presse Gerüchte in die Welt setzte und er hatte Lena immer nur aus der Ferne gesehen, nie tatsächlich mit ihr gesprochen. Für ihn war sie die Frau von den Bildern und aus den zahlreichen Erzählungen seiner Barca-Kollegen bei der Nationalmannschaft. Eben jene Kollegen, mit denen sie angeblich Affären hatte. Hatten sie deshalb so von ihr geschwärmt? David wusste es nicht. Kannte aber durchaus die Meinung der betroffenen Fußballer zu diesen Geschichten.
 

„Soll ich ehrlich sein, Timo?“
 

„Natürlich, sonst hätte ich nicht gefragt.“
 

„Ich weiß nicht, was ich glauben soll, ich meine, ich kenne ja die Presse und weiß, zu was für Lügenmärchen sie im Stande sind, aber da sind noch all diese Bilder und die können nicht alle durch die Bank weg getürkt sein. Das geht nicht. Ich weiß aber auch, dass Barca und die angeblichen „Liebhaber“ alles dementiert haben, dass da was gewesen sein soll, der Verein schleppt sogar jede Zeitung vor den Kadi, die es wagt solche Geschichten über Lena abzudrucken. Sie machen richtig ernst. Und trotzdem stoppt es die Zeitungen nicht, sie beharren darauf, dass man die Wahrheit schreiben dürfen muss. Pressefreiheit und so. Solche Risiken würden sie bei rein erfundenen Geschichten niemals eingehen, sie sind ja nicht dumm. Und dann wäre da noch ihre überstürzte Nacht-und-Nebel Flucht aus Barcelona: Ich kenne Lena zwar nicht persönlich, aber ich weiß, dass es das falsche Zeichen war, nämlich eines von schuld. Die Jagd, die die Presse veranstaltet hat, war bestimmt nicht einfach zu ertragen, mich nervt ja schon ein relativ kleiner Medienrummel, aber trotzdem, wortlos zu flüchten war auch nicht richtig. Jetzt terrorisiert die Presse Lionel und die anderen, weil sie Lenas Aufenthaltsort nicht kennen. In Barcelona brennt derzeit echt die Luft und ich möchte mit keinem der Beteiligten tauschen, wirklich nicht.“
 

Das waren klare und deutliche Worte, die Timo jedoch nicht weiter brachten. Welcher Mensch war Lena nun? Der Vamp oder das nette Mädchen von nebenan? Oder gehörte etwa beides zu ihr? Timo war verwirrt und statt Antworten auf die alten Fragen hatten sich nur noch neue aufgetan. Vielleicht hätte er seine Recherche besser unterlassen sollen, doch jetzt war es zu spät und mit diesem neuen Wissen über Lena musste er nun die nächsten Tage bei der Nationalmannschaft mit Torsten Frings verbringen ohne ihn auf ihre bewegte Vergangenheit ansprechen zu können. Das würde hart für ihn werden, soviel stand für Timo schon mal fest. Der Neu-Hoffenheimer konnte ja noch nicht wissen, dass er Lena dort bereits wieder sehen und eine Gelegenheit zu einem ausgiebigen Gespräch haben würde. Die wusste es nämlich selbst noch nicht, dass ihr Bruder sie mit diesem Angebot überraschen wollte.
 

To be continued
 

So, jetzt wisst ihr über einen Teil der Ereignisse in Barcelona Bescheid. In Flashbacks werde ich mich vermutlich auch noch der ein oder anderen hier geschilderten Situation annehmen, besonders dem Championsleague-Triumph, zumindest wenn ihr es detaillierter und aus der Sicht der Beteiligten lesen wollt…^^ Ich überlasse euch da teilweise die Entscheidung, schreibt, was ihr euch wünscht…

Timo ist ja nun ziemlich geschockt, ihr auch? Wird er wohl an seinem alten Bild von Lena festhalten oder glaubt er den Worten seines ehemaligen Kollegen?

Traut ihr Lena überhaupt so etwas zu? Und war es das, was ihr auch von Anfang an erwartet habt? Oder zumindest nach dem letzten Kapitel?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sunny12
2010-06-26T10:49:40+00:00 26.06.2010 12:49
hey!
wieder ein sehr gut gelungenes kapitel!
ich fühl mich gerade ungefähr so, wie timo sich gefühlt haben muss. ich bin auch ziemlich geschockt, dass man lena so etwas unterstellt. aber ich hoffe doch, dass es nicht wahr ist. denn, wie in diesem kapitel gesagt wurde, die presse denkt sich gerne solche sachen aus und man weiß nie genau, ob es jetzt stimmt oder nicht. ich würde es ihr eigentlich eher nicht zutrauen.
aber ich finde es gut, dass man jetzt noch ein bisschen mehr über lena erfahren hat. und ich fände es gut, wenn du noch ein paar dinge aus der sicht der beteiligten erzählen würdest.
bin schon sehr auf das nächste kapitel gespannt, vor allem darauf, was passiert, wenn lena auf die ganzen vorfälle angesprochen würde.
lg sunny12


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