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A night on the balcony

von

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Endlich hatte es aufgehört zu regnen. Den ganzen Tag über waren wahre Schleier von Tropfen aus den düsteren Wolken gestürzt und hatten jeglichen Aufenthalt in den Außenbereichen unmöglich gemacht.

Jetzt, wo die Sonne bereits lange untergegangen war, hatte der Regen aufgehört und die Wolken waren aufgerissen. Zerrissenen Fetzen gleich trieben sie über den Himmel, angestrahlt von einem blassen Vollmond und unzähligen winzigen Sternen.

Die Luft war frisch und sauber und strich sanft um die Ecken der Balustrade. Eine willkommene Abwechslung zu der stumpfen Luft im Innern der Stadt.

Rhyan genoss die einsame Stille, sog die Luft tief in sich hinein und ließ ihren Blick, ohne nach etwas bestimmten zu suchen, über den unruhigen Ozean gleiten. Trotz der Wellen glitzerte der nächtliche Himmel auf dem Wasser und brach sich immer wieder in einem tanzenden Spiel aus Licht.

Es war kühl, doch Rhyan kam gerade das äußerst Recht. Drinnen hatte den ganzen Tag über reger Trubel geherrscht. Diese Vorweihnachtszeit war ihr jedes Jahr ein Gräul. Selbst hier, in einer anderen Galaxie, Lichtjahre entfernt von dem Ursprung diesen Brauches. Die Hoffnung, dass es hier anders sein würde, hatte sich schnell zerschlagen. Ganz im Gegenteil. Grade wegen der großen Entfernung zu Familie und Freunden, schienen die Menschen hier gradezu besessen davon zu sein, Weihnachten in seiner ganzen Tradition zu zelebrieren.

Die junge Frau seufzte und stützte sich mit den Unterarmen auf das feuchte Geländer. Ihr war nicht im geringsten nach feiern zu Mute und sie war auch weiß Gott meilenweit davon entfernt, in vorweihnachtlicher Stimmung zu sein. Es gab zu vieles, das nicht hinter dem Glanz und dem Licht dieser gekünstelten Fassade von Freude und Liebe zurückbleiben konnte.

Menschen waren so ärmlich. Plötzlich, weil es der Brauch so einforderte, war man nett und freundlich zu seinen Mitmenschen und zeigte ein großes Herz. Rhyan schnaubte. Der Großteil von ihnen schien auch noch zu glauben, dass dieser Wesenszug tatsächlich allein auf das große Herz in einem selbst zurückzuführen war. Keine zwei Wochen später stellte sich dann aber doch meist heraus, was für ein riesengroßes Arschloch derjenige dann wirklich war. Es nervte sie und ließ sie innerlich eine immer größer werdende Abscheu gegen die Tau'ri entwickeln.

Ihr war dabei sehr wohl bewusst, dass sie einst selbst eine der ihren gewesen war. Doch die Jahre in der Fremde hatten sie verändert und zu jemanden werden lassen, der nicht in die Reihen der Erdenbewohner passen wollte. Oft genug war ihr das gezeigt worden.

Anfangs hatte Rhyan das verletzt. Es hatte wehgetan die Kluft zu spüren, die Ablehnung. Für sie war es eine Befreiung gewesen endlich wieder zu wissen woher sie überhaupt stammte. Und dann wurde sie von diesen Menschen zurückgestoßen, als wäre sie schon immer ein Alien gewesen. Oftmals unbewusst und ohne dass man überhaupt großartig darüber nachzudenken schien. Ihre Fremdartigkeit wurde als Selbstverständlichkeit hingenommen und trotzdem sie ihren geistigen Hintergrund wiedergefunden hatte, war sie doch eine vollkommen andere Person. Ihr altes Ich existierte nicht mehr – würde nicht mehr existieren können, im Einklang mit ihrem jetzigen dämonischen Wesen. Sie hatte es nicht verstanden.

Doch mit der Zeit war auch die Einsicht gekommen, dass der Mensch an sich zu einem derartigen Verhalten neigte. Und sie begann sie dafür zu verabscheuen. Wenn es das war, was die Tau'ri ausmachte, dann war sie froh, nicht länger zu ihnen zu gehören.

Und um so mehr ätzte sie dieses Fest der Liebe und Nähe an, da jetzt plötzlich ihre Fremdartigkeit nicht mehr zu zählen schien. Mit einem Mal benahm man sich, als wäre sie Teil dieser großen Familie und als hätte man sie niemals derart ausgegrenzt.

Rhyan konnte darauf nur mit Wut und Aggression reagieren. Es war schlicht und ergreifend unverschämt.

Natürlich wusste sie auch, dass sie einigen hier in Atlantis damit bitteres Unrecht tat und sie schämte sich beinah dafür. Sie hatte hier Freunde gefunden, auch unter den Tau'ri. Und sie waren anders, aufgeschlossener. Sie verachteten sie nicht wegen des Dämons in ihr. In ihnen hatte sie eine neue Art von Familie gefunden, die sie bereitwillig in ihrer Mitte aufnahm. Und in Atlantis hatte sie ein Heim gefunden, in dessen Hände sie beruhigt die Wurzeln ihrer Vergangenheit legen wollte.

Es war anders als auf der Erde selbst, da hier viele Persönlichkeiten weilten, deren Heimatplanet ein anderer war. Und dennoch war auch Atlantis nicht vor Vorbehalten und Schubladendenken gefeit. Sie hatte erst vor ein paar Tagen ein langes Gespräch mit Teyla geführt, das sich eben um diese Problematik drehte. Sie selbst hatte es nicht immer einfach, da der ein oder andere in dieser Expedition sich schwer tat zu akzeptieren, dass sie Wraith-Gene in sich trug, aber dennoch fester Bestandteil von Colonel Sheppards Team war. Immer wieder hatte sie mit Misstrauen und bösen Unterstellungen zu kämpfen.

Rhyan erging es da nicht viel anders. Niemand hier hatte sie wirklich schon einmal in ihrer dämonischen Daseinsform gesehen. Niemand außer Sheppard und sein Team . Trotzdem kursierten die wildesten Gerüchte, die manchmal sogar dazu führten, dass die Menschen Angst vor ihr hatten und sie mieden wie eine Katze das Wasser.

Und da machte es sie rasend wütend, wenn eben diese Menschen plötzlich unter dem scheinheiligen Vorwand von Weihnachten zu ihr kamen und meinten, nett sein zu müssen.

Der Letzte der das versucht hatte, war kreidebleich geworden und hatte in haltloser Panik die Flucht ergriffen, als sie ihn knurrend von sich zurückgewiesen hatte. Für einen winzigen Moment hatte ihr Drachenerbe erzürnte Oberhand ergriffen und das unwillige Murren war in ein Knurren ausgeartet, welches ihre spitzen Reißzähne entblößt hatte. Auch war der ahnungslose Tropf scheinbar nicht damit zurecht gekommen, dass er anstatt in zwei menschliche Augen urplötzlich in gelbe Reptilienaugen geblickt hatte.

Der Zwischenfall hatte ungewollte Aufmerksamkeit erregt und die Leute in der Nähe hatten sich umgedreht, um sie anzustarren. Rhyan, selbst erschreckt über diese heftige Reaktion, war geflohen und hatte sich letztendlich hier her zurückgezogen.

Nachdenklich beobachtete sie das Kommen und Gehen der Wellen am Fuße der Plattform, auf welcher der Turm errichtet worden war, auf dem sie jetzt stand. Hinter ihr reckte sich die Stadt majestätisch in den nächtlichen Himmel. Einige der filigranen Türme waren von hunderten kleiner Lichter erleuchtet, so als wollten sie mit den Sternen konkurrieren. Andere Bereiche wiederum lagen in tiefer Dunkelheit. Die Areale, die noch nicht erforscht waren.

Rhyan liebte es, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was sich wohl in diesen düsteren Bereichen befinden mochte. Und sie schlug auch mit Vorliebe immer wieder die Anweisungen in den Wind, diese Teile nicht allein und ohne ausdrückliche Erlaubnis zu betreten. Der Balkon, auf dem sie stand, befand sich in einem dieser Bereiche und so war sie sich auch absolut sicher, dass niemand sie hier in ihren Gedanken stören würde.

Sie brauchte die Einsamkeit und genoss sie. Grade an Tagen wie diesen, an denen sie spürte wie sehr sie trotz allem eine Außenseiterin war. Auch hier. Es würde immer irgendjemanden geben, der sie auf Grund ihres dämonisch anmutenden Wesens skeptisch und misstrauisch beäugte. Dagegen würde selbst Elizabeth Weir nichts ausrichten können.

Überrascht vernahm sie das leise Zischen der Türhydraulik, als diese in die Wand glitt, um den Zugang zum Balkon freizugeben. Sie drehte sich nicht um, doch all ihre Sinne waren auf den Bereich in ihrem Rücken gerichtet. Als keine Zurechtweisung folgte, konzentrierte sich die junge Frau verwundert genauer. Sie hörte Schritte, die sich ihr näherten und blitzte einen Blick voller Zorn zu ihrer rechten Seite, als dieser unerwünschte Besucher neben sie trat.

Es war Sheppard, der sie so unverhofft hier gefunden hatte. Er blickte sie nicht an und machte auch keine Anstalten das Wort an sie zu richten. Statt dessen schien er mit leicht schräggestelltem Kopf den Zug der Wolken zu beobachten. Es war seltsam den Colonel derart nachdenklich und abwesend zu sehen.

„Willst du mich zurechtweisen, dass ich hier nicht zu sein habe?“ Ihre Stimme klang abweisender als sie es beabsichtigt hatte. Doch andererseits... was kam er hier her und störte sie. Noch dazu ohne ein Wort zu verlieren.

Als sie keine Antwort erhielt, verfiel sie zurück in zähneknirschendes Schweigen. Wenn er nur hier her gekommen war, um sich von ihr anschweigen zu lassen, bitte. Das konnte er nur zu gerne haben. Sie verspürte auch nicht wirklich den Wunsch, ihre tiefe Verbitterung mit irgendjemanden zu teilen. Es ging niemanden etwas an. Und selbst wenn, verstehen würde sie vermutlich auch niemand. Warum auch.

Rhyan ballte die Fäuste. Sie war hier herauf gekommen, um die Wogen in ihrem Innern zu glätten. Jetzt, wo Sheppard hinzugekommen war, geschah genau das Gegenteil und ihre Emotionen kochten ein weiteres Mal unangenehm hoch.

Entschlossen zwang sie die Tränen zurück. Sie würde nicht weinen. Nicht vor ihm.

„Wieso sollte ich dich für deinen Wunsch nach Abgeschiedenheit strafen, Rhyan? Jeder von uns braucht den ein oder anderen Augenblick für sich und ich weiß, dass es grade in den letzten Tagen alles andere als einfach gewesen ist, solch eine Zeit zu bekommen.“ Ein schwaches Grinsen spielte um seine Mundwinkel und er wandte ihr endlich zumindest sein Gesicht zu. Auch wenn sie in der Dunkelheit hier draußen nicht sehr viel erkennen konnte. Sein Blick ruhte forschend auf ihr. „Ich weiß, dass du dich hier nicht wohl fühlst und...“ Er hob eine Hand, um ihren entrüsteten Protest zu unterbinden, „ich weiß auch, dass das lediglich an diesem ganzen vorweihnachtlichen Geplänkel liegt. Aber es ändert nichts an der Tatsache. Du willst hier nicht sein und das macht dich unglücklich.“

Sie antwortete nicht darauf, noch viel zu sehr mit ihrem inneren Grimm beschäftigt. „Das sagt grade der Richtige.“ Die Worte waren schneller heraus, als sie vorgesehen hatte und so warf sie einen bestürzten Blick zur Seite.

Sheppard musterte sie mit hochgezogener Augenbraue. Dann wandte er den Blick von ihr ab und starrte weiter hinaus aufs Meer. Die Gesichtszüge merklich verhärtet.

Rhyan fluchte innerlich. Ihre eigene seelische Verwundbarkeit der letzten Tage ließ sie andern gegenüber zu einer wahren Kratzbürste werden. Selbst den Menschen gegenüber, die ihr eigentlich am Herzen lagen. Und John war der Letzte, den sie mit ihren Worten verletzen wollte.

Aber es stimmte doch schließlich. Es hatte wirklich der Richtige gesagt. John Sheppard brauchte die Einsamkeit scheinbar ebenso sehr wie sie. Das war vermutlich auch der Grund, weshalb er sie hier oben hatte finden können. Und weshalb er ihr keine Vorwürfe machte.

Betreten schwieg sie und sah weg. Sie schämte sich dafür, doch der Colonel hatte recht. Das alles hier machte sie krank und ließ sie sich innerlich sträuben. „Tut mir leid, John.“

Auch ohne hinzusehen wusste sie, dass er ein verschmitztes Grinsen nicht ganz unterdrücken konnte. Wenigstens war er nicht nachtragend. „So wie es dir leid tut, dass du dem jungen Wissenschaftstechniker vorhin einen heiden Schrecken eingejagt hast?“

Leise seufzend ließ sie den Kopf auf ihre Unterarme sinken. Natürlich. Sie hätte wissen müssen, dass dieser kleine Zwischenfall noch ein Nachspiel haben würde.

Der Techniker war gradewegs Caldwell in die Arme gelaufen, was ungünstiger nicht hätte kommen können. Weiß der Teufel was er dem Kommandanten der Daedalus erzählt hatte. Jedenfalls stand dieser nur wenige Minuten später vor Sheppard, um ihm unmissverständlich aufzuzeigen, was es für Konsequenzen haben würde, wenn der Colonel seine Team-Mitglieder nicht im Griff hätte.

Und jetzt, wo er so deutlich sah, wie sehr die junge Frau von all dem niedergedrückt wurde, war er froh, dass er sie gegenüber Caldwell derart in den Schutz genommen hatte. Er hatte keinen Moment lang geglaubt, dass dieser Zwischenfall als ein Angriff ihrerseits auf den Techniker zu werten war. Es war ihm nicht entgangen, dass sie sich in den letzten Tagen sehr zurückgezogen hatte und auf ihre Umwelt abweisend und bedrohlich wirkte. Doch bislang hatte er keine Chance gesehen, der Ursache auf den Grund zu gehen.

Und um ehrlich mit sich zu sein, war er auch nicht unbedingt die beste Besetzung für diese Aufgabe. Jetzt allerdings hatte er keine andere Wahl mehr.

Er konnte nur erahnen, wie sie sich derzeit fühlen musste. Ihm war sehr wohl bewusst, welche Zurückweisung und welch tiefes Misstrauen sie in den letzten Monaten hatte ertragen müssen und er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass sie unglaubliche Wut darüber in sich verspürte, die noch dazu von hilfloser Machtlosigkeit verstärkt wurde. Schließlich gab es nichts, was sie tun konnte, außer sich mit der jetzigen Situation abzufinden und ihr Bestes zu tun, um den Keim des Misstrauens zu ersticken. Dabei war ein Zwischenfall wie der zurückliegende nicht unbedingt von Vorteil.

Dazu kam außerdem noch, dass sie so viel Stolz besaß, dass sie sich nicht verdrehen wollte, nur um in das Schema der Allgemeinheit zu passen und um es denjenigen Recht zu machen, die an ihr zweifelten. Alles in ihr sträubte sich, weigerte sich dieses scheinbar Unvermeidliche einfach so hinzunehmen, obgleich sie wusste, dass ihr vermutlich gar keine andere Möglichkeit bleiben würde. Und das führte zu brennender Verbitterung.

Sheppard wünschte, er könne ihr mehr helfen sich in die Gemeinschaft der Atlantis-Expedition einzufinden und Fuß zu fassen. Immerhin hatte es bis noch vor wenigen Tagen so ausgesehen, als hätte sie diesen Schritt endlich bewältigt. Doch etwas war schief gegangen.

Rhyan versuchte sich offenkundig gegen alles zu verschließen, wandte sich ab und wollte niemanden näher an sich heran lassen als unbedingt notwendig. So als wolle sie nicht noch einmal derart verletzt werden. Gleichzeitig sendete sie unglaublich starke Signale auf Kampf und Verteidigung.

Sie war eine überaus starke Persönlichkeit die sehr wohl wusste, wohin ihr Weg sie führen sollte und die ohne zu wanken für ihre eigenen Interessen aufrecht stand und diese verfocht. Nur weil irgendjemand nicht mit ihrem Wesen zurecht kam, weil sie nicht in dessen „Heile-Welt-Szenario“ passen mochte, würde sie sich noch lange nicht krumm machen oder um Verzeihung winseln. Sheppard wusste nur zu genau, dass eben dieses Verhalten sehr leicht und sehr nachhaltig zu Einsamkeit führen konnte. Und eben diese Gefahr sah er bei Rhyan jetzt nur allzu deutlich.

Vertrauen bekamen nur diejenigen, die sich dieses Gut verdienten und sollten sie sich diesem Vertrauen als würdig erweisen, würde sie diesen Menschen bis in die tiefsten Höllen mit der Macht ihres Drachenerbes beschützen und für ihn da sein. Die daraus resultierende Loyalität hatte er bereits mit eigenen Augen erleben dürfen und er war dankbar, dass er ihr in diesen Momenten nicht als Feind gegenüber stehen musste.

Doch eben so leicht konnte man in tiefe Ungnade stürzen, sollte man dieses Vertrauen jemals missbrauchen oder sich als unwürdig erweisen. Sie stand lieber allein, als Seite an Seite mit jemanden, den sie nie in ihrem Leben würde verstehen, und dessen Weltanschauung sie niemals würde akzeptieren können. Und sie würde keine Schonung walten lassen, wenn sich irgendwer darüber beschweren sollte. Geschah dies, würde man lediglich die Wahl haben zu akzeptieren oder ohne sie weiter zu machen.

Auch das hatte er bereits selbst erleben dürfen und es hatte zu einem wahren Gefecht zwischen ihm und ihr geführt. Er konnte sich wahrscheinlich glücklich schätzen, dass er als Sieger daraus hervor gegangen war. Obgleich ihm auch klar war, dass er das Privileg eines solchen Gefechts wahrscheinlich lediglich erhalten hatte, weil er sich zuvor ihres Vertrauens als würdig erwiesen hatte. Denn nur dann hatte man die Chance eine vollkommen andere Rhyan zu Gesicht zu bekommen, die zuvor sehr bedacht zurückgehalten worden war.

Hier oben auf dem Balkon konnte er jetzt ganz deutlich beide Seiten ihres Wesens spüren. Sie versuchte sich gegen ihn zu verschließen und wies ihn mit deutlicher Körpersprache zurück. Aber sie griff ihn nicht an, sondern duldete seine Anwesenheit sogar. Allein diese Zerrissenheit zeigte ihm nur zu deutlich, wie verzweifelt sie in Wirklichkeit war. Der Ausbruch dem Techniker gegenüber war auch nichts weiter gewesen als ein hilfloses um sich schlagen.

Die falsch verstandene Freundlichkeit der Menschen verwirrte sie und schreckte sie ab. Dabei brauchte sie diese Nähe grade jetzt dringender als alles andere. Zum ersten Mal schien sie über sich selbst ins Stolpern zu geraten und sich aus den Augen zu verlieren und alles, was ihr dabei helfen konnte, wieder Ruhe in sich selbst zu finden, war Zuneigung und vertraute Nähe.

Nur würde sie diese jetzt niemals freiwillig annehmen oder akzeptieren. Es gab zu viele dieser einsam umherstreifenden Wölfe, ständig auf der Suche nach einem Rudel, welches sie beschützen und umsorgen konnten. Und doch blieben sie immer wie Geister. Unerkannt und wie Schatten knapp außerhalb des Wahrnehmungsfeldes.

Sheppard atmete die kühle Nachtluft ein und ließ seinen Blick noch einmal über das aufgewühlte Meer gleiten. Schon seltsam wie sehr einen dieser Anblick zu beruhigen vermochte. Dann trat er behutsam hinter Rhyan, die noch immer tief in Gedanken versunken schien, und schlang seine Arme um ihre Schultern. Innerlich machte er sich auf ein wütendes Aufschreien gefasst. Doch es blieb aus. Die junge Frau versteifte sich zwar, ließ sich jedoch nach nur wenigen Herzschlägen vorsichtig gegen ihn sinken. Er fühlte ein schwaches Zittern, dass über ihren Körper rann und zog sie näher an sich, nahm ihre Arme und hielt sie fest.

Tatsächlich stahl sich ein Lächeln auf ihre Züge, als sie seinen warmen Atem an ihrem Hals spürte und er ihr einen behutsamen Kuss auf das Ohr hauchte „Du wirst hier immer ein zu Hause haben, Rhyan. Ungeachtet all dieser engstirnigen Leute, die dich einfach nicht gut genug kennen.“ Seine Hände strichen sanft über ihre Oberarme und er drängte sich näher an sie, umschloss sie mit seiner Wärme. „Wir werden die Feiertage auf dem Festland verbringen, wenn du magst. Bei den Athosianern. Dort gibt es keine falsche Freundlichkeit. Und auch kein Weihnachten.“

Jetzt lächelte sie wirklich und spürbar löste sich eine Last von ihren Schultern. „Das wäre wunderbar, John.“

Er lachte leise, froh den Dämon besiegt zu haben, der sich in ihrem Innern unbemerkt eingenistet hatte.

Rhyan genoss seine Nähe, seine Zuneigung. Und sie dankte ihm im Stillen, dass er da gewesen war, als es niemanden sonst hätte geben können.

Lange noch blieben sie eng umschlungen auf dem Balkon stehen, gefangen von der stillen Schönheit Atlantis, das schweigend seine Schatten über die nächtlichen Piers sandte, von dem Rauschen des unermüdlichen Ozeans und des Windes, der die sanfte Kühle des Winters in sich trug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-08-26T19:38:57+00:00 26.08.2009 21:38
So, dann fang ich erstmal mit meinen Negativ-Punkten an.

Stilistisch betrachtet ist es nicht so gut wie in Innocence. Du brichst an einigen Stellen ein. ich hab mir nur die ersten Stellen notiert, die ich auch für die krassesten Brüche halte (JAHA, der Zettel liegt wieder neben mir!)
auf der ersten Seite ist der Absatz beginnend mit "Menschen waren so erbärmlich..." etwas out of order. Ich kann dir das aber sonst auch noch mal genauer erklären...sonst schreib ich hier noch nen Roman....

Dann bin ich mir jetzt SICHER, dass die Wettereinleitung dein Markenzeichen ist!!!

Ansonsten geb ich deiner Schwester Recht, durch Rhyan kann man auch ein Stückweit auf dich blicken. Ich hab mich eben sehr an unsere Unterhaltung von vorhin erinnert gefühlt. Und an deine Zeit im Exil... Is nun mal so, dass man manche Dinge besonders gut beschrieben kann, wenn man sie selbst durch hat.
Was mich eigentlich auch auf die Idee von einer Gefährtin für Rhyan gebracht hat. Halt jemand, der anders anders ist *zwinker* Vielleicht begleitet Teyla sie irgendwann... *schwelginphantasien*

*grins* Ich habe aber noch einen Mutanten entdeckt!!!! Rhaegar hat seinen Körper wieder!!!*grins*

Alles in allem: sehr lesenswert und hilft ungemein rhyan ein wenig besser kenenzulernen, obwohl man trotzdem merkt, dass Rhyan noch viel mehr ist...ich kenn sie ja schon aus Revenge und aus Innocence...eine Entwicklung zeichnet sich ganz klar ab und Balcony reiht sich da gut ein. Mit ein wenig Feilen am Stil (nach meiner Meinung) würde sich das unheimlich gut als Zwischenepisode eignen.

Immer wieder eine Freude etwas von dir zu lesen!!!
Von:  Karen_Kasumi
2009-02-15T19:41:43+00:00 15.02.2009 20:41
Oooooooooooooh, wie peinlich...da hab ich Hirnie deine Geschichte schon vor einiger Zeit gelesen, hab es aber irgendwie komplett verpennt, dir noch ein Kommie dazu zu schreiben. Mäh, tut mir Leid :(

Mir kommen diese Weihnachts-Gefühle irgendwie bekannt vor. Ich finde das auch immer nur relatib ätzend, diese andauernde erzwungene Freundlichkeit - furchtbar.
Wunderbar, wie diese beiden Seiten da in Rhyan kämpfen. Und ihre Beziehung zu Sheppard natürlich auch, ist ja klar ^.^ Hach, schon diese paar wundervollen Seiten bieten reihenweise Ansätze für eine Fortsetzung...schreib sie bitta, ja? Biddö *hundeblick*!

Von:  MorgainePendragon
2009-02-14T21:49:02+00:00 14.02.2009 22:49
Oro...?O.o
Da scheint ja einiges passiert zu sein während meiner... Abwesenheit.^^

Ich bin verwirrt... Auf der ersten Seite sprichst du von einem Wraith-erbe in ihr und wenig später von einem Drachen-Erbe. Was denn nun? BEIDES? Nur so ne Frage^^. Vielleicht wurde das aber schon innerhalb der Fanfic geklärt und ich muss es bloß noch nachholen zu lesen.

Ich finde es sehr schön geschrieben. Man kann in ihre Seele sehen - und ich entdecke tatsächlich so manche Allegorie in Bezug auf eine gewisse Persönlichkeit, die sich meine Schwester nennt, eh? Es ist doch wirklich so, etwas von einem selbst packt man doch IMMER mit in seinen Chara. Und du HASST es doch auch, dich irgendwelchen.... Zwängen zu unterwerfen. Z.B. was die Familie und Feiern oder sowas betrifft.^O~
So erklärt kann ich Rhyan sehr gut verstehen. Sie ist so anders, ZU anders um sich wohl zu fühlen bei uns Menschen - obwohl sie ja im Grunde auch noch einer ist. Mutiert. Klingt böse? Aber nennt man es nicht so, wenn sich jemand über eine lange Zeit an äußerliche Begebenheiten anpasst? Vielleicht auch Evolution? Interessant.

Ich fand auch den Vergleich mit den einsamen Wölfen sehr schön. Mystisch, traurig...
Und bei Umarmungen und Küssen sind sie also auch schon. Ich Depp. Sollte mal echt weiterlesen...^^


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