Gedanken des Hasses - Die Bösewichte
Es war ein kühler Freitagabend der das gesamte Land bedeckte und allen Menschen eine zarte Gänsehaut schenkte, sollte ein kaltes Lüftchen durch die bereits dunklen Gassen streichen. Die meisten Wege waren nur von dem leichten Licht einer Straßenlaterne erhellt, was einem gerade so etwas sehen ließ. Für solch eine belebte Stadt war Tokio heute ziemlich ruhig. Vielleicht auch etwas zu ruhig? Konnte man das als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen? Gewissermaßen schon und einige Kriegerinnen für die Gerechtigkeit dürften sicherlich eine kleine Vorahnung vernehmen.
Eine große Frau mit ziemlich blasser Haut starrte mit ihren eisblauen Augen über ganz Tokio. Wo sie stand? Auf einem Dach eines Hochhauses. Ein schwarzes, glänzendes Kleid hüllte ihren spärlichen, beinahe dürren Körper vollkommen ein. Nur wenige nackte Hautstellen waren zu erblicken. Darunter ihre zierlichen, knochigen Finger die sich fest um das Geländer legten und so feste wie sie nur konnten zudrückten. "Genau so werde ich eure Hälse würgen, bis eure Gesichtsfarbe genau so weiß ist wie eine zarte Schneeflocke... wenn ich euch bald begegnen werde!" fauchte eine zarte Stimme die beinahe so klang, als könnte sie keiner Fliege etwas zu leide tuen. Mit der anderen Hand fuhr sie durch ihr hellrosanes Haar hindurch, das glatt herab hing und ebenfalls wie ein Schleier um ihren Körper lag. Jeder der ihr über den Weg lief hielt sie für eine Leiche. Denn so blass wie diese Dame es war, waren wirklich keine lebendigen Menschen. Lag das aber eher daran, dass sie sich dem Element des Eises sehr zugetan fühlt, jenes beherrscht und ebenso einen eiskalten Körper besitzt. Bei der blassen Frau handelt es sich um die Dämonin Rin. Die neue Gefahr für das gesamte Sailor Team und deren Freunde. Ihre starren Augen blickten erneut auf Tokio herab und schließlich wurde die Luft von einem lauten Lachen durchdrungen. Allerdings nicht von ihr selbst. Langsam wandt sich Rin herum, um dem Ursprung nachzugehen. Hinter ihr standen drei kleine Mädels.
"Was treibt ihr hier Herrin? Solltet ihr nicht zu Hause sein und uns irgendwelche Aufträge erteilen? Wir langweilen uns so, wissen sie!" platzte es vorlaut aus dem zierlichen Lippen von Yun heraus, die mit ihren schwarzen Flügeln aufzuckte. Neben jener standen noch Yuni und Yuna, die zustimmend nickten.
Yuna lehnte sich etwas vor um eine Verneigung anzudeuten. "Meine Herrin, verzeiht die Worte von Yun aber wir wollen wirklich gerne etwas anstellen. Haben wir nicht schon lange genug gewartet? Wieso müssen wir eigentlich noch warten bis wir los legen? Zumal wir bereits seid einem Monat am Leben sind." verkündete ihre zarte Stimme, während sie von Yuni unterbrochen wurde. "Wofür wir ihnen ja dankbar sind und so..." fügte diese noch hinten dran.
"Schweigt! Wie oft muss ich euch das noch erklären? Ich möchte jetzt noch nicht eingreifen. Ich möchte das die Sailor Krieger sich in Sicherheit wiegen und an ein ruhiges Leben glauben. Ich möchte sie verwirren und dann werde ich erst zuschlagen!" erklärte Rin mit lauter Stimme, ehe sie sich dann durch ihre dämonischen Kräfte zu ihrem Haus teleportierte. Jenes war ein großer Eispalast auf einer verlassenen, kleinen Insel. Mit langsamen und vor allem schleppenden Schritten begab sie sich auf ihren Thron in dem größten Saal des Gebäudes. Neben ihr stand ein Glas Wein, der rasch geleert wurde. Im nächsten Augenblick erschienen auch die drei kleinen Dämonen von eben, die sich verneigten und dann auf ihre Zimmer begaben.
Durch die Stille und Einsamkeit in den nächsten Minuten versackte Rin in ihre Gedankenwelt, die sie abschweifen ließ.
.oO(Ob es wohl richtig war schon alle Dämonen auferstehen zu lassen oder hätte ich damit noch warten sollen? Aber wie hätte ich das gekonnt? Es war so eine Wucht in meinem Körper..so viel Hass den ich dringend los werden musste! Grrr ich hasse es zu warten, aber mein Plan soll perfekt werden!)
Im Nebenzimmer sah ein Rotschopf mit verträumten Augen aus dem Fenster heraus, wobei er die Wellen im Meer begutachtete. Ein leises Murren verließ seinen Mund als er hinter sich eine weitere Präsenz wahr nahm. Sofort wandt sich Tsubasa um und schlug mit der Hand gegen die Wand. "Yu ich habe dir schon so oft gesagt nicht einfach in mein Zimmer herein zu kommen. Was willst du wieder?!", kam es mürrisch von ihm und er seufzte leise auf. Er besaß das Element des Feuers. War es nun ein Wink des Schicksals, dass er sich ausgerechnet mit dem Eisdämon nicht besonders gut verstand? Wie sollte man das denn sonst verstehen? Aber Yu schien wirklich eine seltsame Person zu sein. Man konnte nicht besonders gut mit ihm sprechen und schon gar nicht über die eigenen Gedanken. Kopfschüttelnd wandt er sich wieder zum Fenster um und blickte mit seinen gelben, starren Augen zurück in die Ferne. Nachdenklich? Wenn er alleine war erblickte man Tsubasa im Prinzip nur so. Aber das sollte niemand wissen. Yutaka selbst hatte sich schon wieder aus dem Zimmer heraus begeben und vor Tsubasas Tür war nun eine Wasserpfütze, die langsam Gestalt annahm.
"Gönnt der einem auch gar keinen Spaß!", kam es leise und dennoch fluchend von dem Weißhaarigen, der sich bloß seine Langeweile vertreiben wollte. Seine kastanienbraunen Augen huschten suchend durch den ganzen Gang ehe er sich mit langsamen Schritten in sein eigenes Zimmer verkroch. Dort ließ er sich auf sein Bett plumsen und starrte die Zimmerdecke an. "Wozu sind wir nur erweckt worden? Warum bin ich denn am Leben? Um zu warten? Nur um Rins Rachepläne zu vervollständigen? Also manchmal stelle ich mir wirklich besseres vor." Jene Gedanken mussten einfach laut ausgesprochen werden. Ansonsten würde der Weißhaarige wohl wieder viel zu aufbrausend wirken und seine schlechte Laune an jemand anderem heraus lassen. Yu war genauso wie das Meer. Still und ruhig, konnte aber im nächsten Moment alles chaotisch enden. Lag wohl daran das er früher einmal nicht mehr als einige Wassertropfen war und bloß durch den puren Hass von Rin eine richtige Gestalt bekam. Doch seit diesem Tage an saß er bloß immer in diesem komischen Gebäude fest und durfte nicht einmal nach draußen gehen. Er könnte ja auffallen oder dergleichen. Das ganze war mehr als erdrückend und die Gedanken über jenes langweilige Thema schweben zu lassen ließen ihn auch schon einschlafen. Mehr würde es für Yu heute sowieso nicht zu tuen geben.
Ganz anders als Tsubasa. Dieser stand nämlich nach wie vor an dem offenen Fenster und seufzte leise auf. Das Leben konnte manchmal wirklich unfair sein. Warum musste er so geboren werden? Warum durfte er nicht auch als Mensch das Licht der Welt erblicken? Seine zierlichen, beinahe feminimen Hände legten sich um den kleinen Rubin, den er an seiner Kette hängen hatte. Er war nur ein Stein - nicht mehr und nicht weniger. Selbst wenn viele diese Schmuckstücke mochten, so er aber nicht. Wie denn auch? Nur durch Rin wurde er zu dem, was er nun war. Nur durch seine Herrin, die ihm jetzt in seinem kleinen Zimmer verrotten ließ, wo er alle paar Minuten irgendwelche melancholischen Anfälle hatte. Dachte über sein verpfuschtes Leben nach und was für einen Sinn jenes überhaupt hatte. Doch wurde Tsubasa dabei immer wieder gestört. Entweder von Yu, der seine Langeweile los werden wollte, oder aber von den drei kleinen Dämoninnen, die sich bloß einen Spaß mit ihrem Herren erlauben wollten. Tsubasa empfand das ganze gar nicht so lustig und reagierte jedes mal entsprechend darauf. Furchtbar das ganze. Selbst wenn er zu den führenden Dämonen dieses Plans gehörte, gab es immer wieder Zweifel die seinen Körper durchströmten.
Und wer von ihnen konnte auch schon wissen wie lange man hier noch warten würde um endlich einen Befehl von Rin zu erhalten. Tage? Wochen? Oder vielleicht sogar Jahre? In der Zwischenzeit würden sie sich wohl einfach treiben lassen und ihrer Gedankenwelt hinterher jagen. Was sollten sie auch anderes tuen, wenn es ihnen sogar verboten war sich unter die Menschen zu mischen? Aber die Frage die sich alle stellten...Worauf schien Rin eigentlich noch zu warten?
