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A Japanese Girl's Trip Into The Shadows

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Meet Black Crystal

Yui konnte es noch gar nicht so recht glauben. Hier war sie also, zum ersten Mal vollkommen allein in einer neuen Stadt; und dann auch noch in New York! In einer Woche würde sie hier ihr Biotechnologie-Studium beginnen. Bisher hatte sie mit ihrem Vater in Columbia gelebt, aber die Universität in New York hatte einfach für diesen Bereich einen besseren Ruf. Sie stellte ihre Gitarre in das kleine Wohnzimmer ihrer neuen Wohnung und sah sich erstmal um. Diese war bereits möbliert, aber noch sehr unpersönlich. Naja, das würde sie bald ändern, wenn erstmal ein paar Bilder und weitere Dinge überall hingen und aufgestellt waren, dann würde das schon viel ändern. Davon war sie überzeugt. Zunächst mal würde sie heute Nacht hier bleiben, morgen würde ihr Gepäck erst ankommen; ihr Vater hatte angeboten, mit her zu kommen, um ihr zu helfen, aber das hatte sie abgelehnt. Sie wollte ihm erstens keine Last sein, und zweitens wusste sie, dass er sein Geschäft nur ungern alleine ließ. Es war schon kompliziert genug gewesen, einen Ersatz für sie zu finden, der in der Sushi Bar aushalf, jetzt, wo sie es einfach nicht mehr konnte, weil sie wegzog. Niemand schien seinen Ansprüchen zu genügen. Aber schließlich hatte es doch ein junger Mann geschafft, dass ihr Vater nicht komplett unzufrieden mit ihm war.

Sie beschloss, heute Abend gleich mal auszugehen. Sie hatte in letzter Zeit viel zu tun gehabt mit Packen und Organisieren, und keinerlei Zeit ihre Freiheit zwischen Schule und Studium zu genießen. So schleppte sie ihren Koffer ins Schlafzimmer, und packte erstmal aus. Sie hatte sowohl normale Sachen, als auch ein paar Ausgehsachen eingepackt, da sie ja nicht wusste, ob ihre restlichen Koffer auch wirklich morgen eintreffen würden. Sie traute solchen Sachen nie. Also zog sie einen kurzen, schwarzen Rock heraus, dazu ein dunkelrotes Shirt. Damit und mit Unterwäsche bewaffnet ging sie erstmal duschen. Dadurch erfrischt begann sie, sich anzuziehen und ihre Haare zu richten. Sie ließ sie zwar offen, aber ein paar Strähnen wurden dennoch mit einer Spange am Hinterkopf zusammengefasst. Sorgsam schminkte sie sich, und war schließlich mit dem Ergebnis zufrieden. Nun noch ihre schwarzen Stiefel anziehen und sie war ausgehbereit.

Es war zwar erst 22 Uhr, aber sie hoffte, sie würde trotzdem schon irgendwo was finden, was ihr gefiel. In Columbia war das einfach, da ging sie mit ihrem besten Kumpel in ihre Lieblingskneipe. Aber das hatte sich hier ja erledigt… aber zum Glück hatte Matt ihr hier ein paar gute Adressen geben können. Ein paar Mal war er schon in New York gewesen und hatte ihr daher ein wenig helfen können… Mit der Subway kam sie schnell an ihr Ziel. Allerdings war das das erste – und sicher nicht das letzte Mal – dass sie sich wünschte, sie hätte ihr Motorrad mit hergebracht, denn dann hätte sie die Blicke der anwesenden Typen nicht über sich ergehen lassen müssen. Aber naja. Sie konnte sich wehren, wenn es drauf ankam, dafür hatten sowohl ihr Vater als auch Matt gesorgt.

Sie stieg schließlich aus, ging wieder an die Oberfläche zurück. Es war schon recht dunkel, und die Straße sah nicht besonders vertrauenerweckend aus. Aber damit hatte sie kein Problem, und Angst erst recht nicht. Bald schon hatte sie die Bar gefunden, die sie gesucht hatte. Dass Hell’s Inn war genau, wie es Matt ihr beschrieben hatte: Der Eingang war leicht zu übersehen, wenn man nicht danach suchte. Es ging erstmal einen langen Gang nach hinten, dann eine Treppe runter. Unten stand schließlich ein Türsteher, der aussah wie ein Troll, aber sicher war sie nicht. „Was willst du hier, Kleine? Das hier ist nichts für kleine Mädchen wie dich...“ sagte er unfreundlich. Yui sah nach oben – mit ihren knappen 1,60m musste sie den Kopf dafür weit in den Nacken legen – und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Was ich hier will? Ein bisschen gute Rockmusik hören und mit normalen Leuten quatschen…“ sagte sie mit fester Stimme. Er sah sie immer noch skeptisch an. „Na komm, lass sie schon rein, die nimmt eh nicht viel Platz weg.“ Hörte sie in diesen Moment eine Stimme hinter sich. Sofort wandte sie sich um; hinter ihr stand ein schwarzhaariger Elf, der sie angrinste. Der Troll sah auch zu ihm. „Roy, was machst du denn schon hier? Du weißt doch, dass ihr erst um Mitternacht anfangt!“ Der Elf lachte. „Noch nie von ‚Vorbereitung’ gehört?“ Der Troll sah ihn zweifelnd an. „Normalerweise besteht deine Vorbereitung für einen Auftritt darin, euren Gitarristen herzuzerren… in halbwegs spielfähiger Verfassung…“ sagte er abwertend. Der Elf knurrte kurz. „Du wärst froh, wenn du so spielen könntest…“ sagte er nur, dann nahm er Yuis Arm. „Darf ich dich auf ein Bier einladen?“ fragte er sie und steuerte sie an dem Troll vorbei durch die Tür. Der schien davon zwar nicht begeistert, aber scheinbar wollte er sich nicht mit diesem Typen anlegen. „Ähm… klar… was sollte das denn?“ fragte sie, als sie drinnen waren. „Naja, … Lurch hat manchmal ein kleines Problem, neue Leute reinzulassen, vor allem Frauen. Dabei könnten wir hier durchaus mehr gebrauchen… und wenn du auf gute Musik stehst, bist du hier auf jeden Fall richtig. Ich bin übrigens Roy, meine Band spielt hier heute Abend. Heißt Black Crystal, falls du es dir merken willst…“ er bestellte zwei Bier, und stellte eines vor sie hin.“ – „Ich bin Yui, und ob ich es mir merken will, sag ich dir hinterher…“ erklärte sie, stieß mit ihm an und nahm einen kräftigen Schluck. „Das find ich gut! Bist du neu in der Gegend?“ – „So kann man das sagen… ich bin heute hergezogen… also nach New York. Aber was meinte der Troll damit, dass du normal deinen Gitarristen herschleppen musst?“ das hatte sie doch etwas verwundert. „Naja…. Sagen wir mal so – Brian ist nicht der Zuverlässigste. Aber er ist genial, daher will ich ihn auf keinen Fall verlieren…“ wich der Schwarzhaarige aus. Sie nickte. „OK… naja. Ob er genial ist, werd ich ja nachher hören!“ Sie unterhielt sich noch eine ganze Weile mit Roy, bis dieser schließlich um halb 12 zur Tür sah; sie wandte sich ebenfalls um, und sah zwei Menschen hereinkommen – einen sehr großen Mann, der einen anderen, etwas kleineren und ziemlich dürren stützen musste. Sie vermutete, dass das wohl der fragliche Gitarrist sein musste. „Deine Band?“ fragte sie. Roy nickte. „Ja… du entschuldigst mich? Ich würde mich freuen, wenn du’s bis zum Schluss aushältst…“ Er lächelte sie noch mal an, dann ging er zu den anderen Beiden.

So hörte Yui also zum ersten Mal Black Crystal. Sie mochte die Musik, auch, wenn es etwas härter war, als das was sie normalerweise hörte. Sie musste auch zugeben, dass Brian genial war, auch, wenn sie deutlich sah, dass er absolut nicht nüchtern auf der Bühne stand. Aber sie hatte damit nun wirklich kein Problem, es zählte schließlich, dass er gut spielte. Aber sie verstand, was der Troll damit gemeint hatte, dass Roy ihn normalerweise zum Gig schleppen musste… wahrscheinlich wusste der Typ die meiste Zeit gar nicht, dass sie überhaupt einen Auftritt hatten. Sie wartete, bis Roy wieder zu ihr kam. „Hey, ihr seid richtig gut.“ Sie lächelte. „Danke… hätte nicht gedacht, dass wer wie du solche Musik hört… darf ich dir Brian und Peter vorstellen?“ Er zeigte auf die Beiden, die ihn zu ihr hin begleitet hatten; Brians Augen waren glasig, sie war überzeugt, dass er es nicht mal schaffte, sie zu fokussieren. Peter hingegen musterte sie eindringlich. Ihr war beinahe unwohl unter seinen Blicken. „Hast du irgendein Problem?“ fragte sie ihn. „Woher kennst du die Kleine?“ Peter ignorierte sie komplett. „Hab sie vorhin erst an der Tür getroffen. Gib ihr ne Chance…“ sagte Roy ruhig. „Hm.“ Das war alles, was der große Mann sagte. Er setzte Brian auf einem der durchgesessenen Sessel ab, dann holte er sich was zu trinken.

Es dauerte nicht lange, ehe Roy und Yui wieder ins Gespräch vertieft waren und er fand schnell heraus, dass sie selbst auch Gitarre spielte. Das wiederum ließ Peter hellhörig werden. „Bist du gut?“ fragte er sie ziemlich direkt. Sie hatte schnell gemerkt, dass er kein Mann großer Worte war. „Ich bin nicht schlecht, aber ich habe noch viel zu lernen…“ sagte sie mit typisch japanischer Bescheidenheit. „Komm doch einfach mal vorbei, wir proben immer Mittwoch Abends hier, um fünf.“ Roy schrieb ihr die Zeit und auch seine Telefonnummer auf. „Dann kommst du auch mal zum Spielen…“ sagte er mit einem Lächeln. Yui steckte die Nummer ein. „OK, mal sehen, ob ich Zeit hab…“ sie sah auf die Uhr. Es war schon halb fünf. „Ich werd dann mal gehen, es war n langer Tag… Bye bis dann!“ Sie verabschiedete sich und verließ dann die Bar.



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