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Just one kiss may change my world

( Spiritshipping: Johan x Juudai / Jesse x Jaden)
von

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Krankenbesuch

Jetzt hat es mich doch erwischt: Ich habe mich erkältet!

Nun liege ich hier im Krankenbett und starre an die Decke. Ich fühle mich ein wenig schlapp und müde, aber schlafen kann ich trotzdem nicht, denn wenn man dazu verdammt ist, so tatenlos herumzuliegen, hat man viel Zeit zum Nachdenken… viel zu viel!
 

Da bekomme ich plötzlich Besuch! Es sind Shô, Kenzan und Asuka, die mich besuchen kommen. Natürlich freue ich mich. Endlich ein wenig Abwechslung! Aber Johan wäre mir lieber gewesen… Warum ist er nicht dabei?
 

„Hallo Aniki! Wie geht es dir?“ Sho setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett und präsentiert mir stolz die Schnitzfigur, die er heute in Werken vollendet hat. „Die sieht toll aus. Was soll das sein?“, frage ich ihn, woraufhin ich ein missmutiges Grummeln von ihm ernte: „Das sieht man doch!“

Ich sehe noch einmal ganz genau hin: „Ist das… ein Schweinchen? Ein Glücksschwein!“

Da fängt Kenzan plötzlich an zu lachen: „Es soll das Schwarze Magier Mädchen sein!“, kriegt dieser sich kaum noch ein. Shô regt sich tierisch auf und rennt Kenzan hinterher, der daraufhin wegläuft. Eine kleine Jagd durch das Zimmer beginnt.
 

Asuka steht nur daneben und schaut komisch, aber dann bewegt sie sich auf mich zu und überreicht mir eine kleine Bento-Box: „Hier, damit du wieder zu Kräften kommst.“

Ich nehme sie entgegen und öffne sie. Das Essen darin sieht toll aus, aber mir entweicht nichts weiter als ein müdes Lächeln. Ich schließe den Deckel wieder und lehne mich wieder ein wenig zurück. „Ich habe keinen Hunger.“

Sie scheint enttäuscht zu sein, dass ich ihre Mühe nicht zu schätzen weiß, aber es geht einfach nicht. Ich kriege nichts herunter.
 

„Was, du willst nichts essen?“ Kenzan tritt nun auch näher an das Bett, in dem ich liege. „Aber warum denn nicht?“

Shôs Ärger hat sich wohl ein wenig gelegt und der schaut ein wenig mitleidig zu der Blondine herüber: „Asuka hat sich so viel Mühe gemacht…“ Diese hat den Blick auf die Bettdecke gesenkt.
 

Warum komme ich mir nur gerade vor wie auf der Anklagbank? „Es tut mir wirklich leid, ich habe keinen Appetit.“ Mit diesen Worten lege ich das Bentô wieder in Asukas Hände.

„Na ja.“ Der Rar Yellow Student stemmt die Hände in die Hüften. „Du bist eben krank.“ Ich nicke ihm nur leicht zu. Asuka stellt das Bentô auf einem Schrank ab: „Gerade deshalb sollte er etwas essen.“ Dann lächelt sie leicht zu mir herüber: „Ich stelle es hier ab. Iss, wann du willst.“

Was soll ich groß dazu sagen? Ich nicke nur.
 

Auch wenn ich es zur Zeit wohl nicht so zu ehren weiß, aber meine Freunde sind wirklich Gold wert, so lieb wie sie sich um mich kümmern.

Sie schaffen es immerhin, mich ein wenig abzulenken und so führen wir eine angeregte Unterhaltung, in der sie mich über die Neuigkeiten auf dem Campus auf dem Laufenden halten. Oder sagen wir: Sie erzählen, ich höre mehr zu. Für mehr fühle ich mich einfach zu schlapp.

Aber lachen kann ich noch! Was Kenzan so passiert… Karen muss ihn ja wirklich „lieb“ haben…

Karen ist ja das Krokodil von Jim. Offenbar scheinen die zwei in letzter Zeit viel miteinander unternommen zu haben.

Aber bedeutet das, dass Jim dann weniger mit Johan rumhängt?

Johan... wenn er doch nur hier wäre… Ich vermisse ihn!
 

Ich starre auf die große Uhr an der Wand. Es ist bereits später Nachmittag. „Kommt Johan mich nicht besuchen?“, frage ich in die Runde.

Shô verzieht ein wenig das Gesicht: „Nicht, dass ich wüsste… Wieso?“

Was soll dieser Blick?

„Ich- ich wundere mich nur. Ich hätte gedacht, er würde mal nach mir schauen…“, entgegne ich.

Ein wenig verschämt senke ich den Kopf und versuche meine Verlegenheit mit einem Lächeln zu überspielen, denn ich entsinne mich gerade, dass ich ihn ja einfach geküsst hatte. Ob meine Freunde das gesehen hatten, dort im Hallenbad?
 

„Der kommt sicher noch!“, lacht Kenzan freudig. Hm, zumindest er hat den Kuss wohl nicht bemerkt.

Shô schaut immer noch so… für mich befremdlich. Er macht eine Handbewegung und beginnt einen neuen Satz: „Aber ist doch auch egal. WIR sind ja bei dir.“ Hola, ist er etwa eifersüchtig? Ich lasse Johan wohl schon wieder viel zu viel Aufmerksamkeit zuteil werden, selbst jetzt, wo er nicht einmal physisch anwesend ist. Aber ich kann einfach nicht anders. Er fehlt mir so!
 

Da platzt plötzlich die Tür auf und hereint tritt… ach Mist, nur Jim. Nur warum hibbelt Kuriboh dann so?

„Hey Juudai, how are you?“ Sein Krokodil ist dieses Mal nicht bei ihm. Na ja, Tiere sind auf der Krankenstation ja auch nicht erlaubt.

Kenzan dreh sich sogleich um und antwortet, als wäre Jims Frage an ihn gerichtet gewesen: „Hey Jim. Alles klar wie Kloßbrühe. Und bei dir?“ Der Australier gesellt sich sogleich zu ihm und schlägt freundschaftlich in seine Hand ein: „Alles fresh!“
 

Obwohl ich es hasse, wenn Jim immer so eng mit Johan zusammenhängt, ist die Bande zwischen ihnen doch manchmal auch nützlich. Daher frage ich Jim, wo der Europäer denn sei.

„I don’t know.“ Ist jedoch alles, was ich als Antwort bekomme. Was soll das? Wieso hält er jetzt mit dieser Info hinterm Berg? Er hat doch jetzt Kenzan! Ach verdammt!

Ein wenig missmutig ziehe ich die Decke etwas höher.

Nanu, was kitzelt mich denn da? Als ich die Decke wegziehe, entdecke ich… ein Psyana?? Nein, das ist Ruby!! Was macht es hier? Hane Kuriboh jedenfalls freut sich und kuschelt das kleine Katzenwesen gleich an.

Aber das heißt ja, wenn Ruby hier ist, dann muss auch…!
 

Ich schaue mich wild um. Die Tür ist einen Spalt geöffnet und ich höre Schritte.
 

„Aniki, kennst du die neue TV Show, in der sie Austauschschüler und –Studenten bei ihrem Auslandsaufenthalt begleiten?“

Ich schaue Shô kurz an. „Austauschstudenten?“
 

„Was ist mit Austauschstudis?“, ertönt eine Stimme, die ich die ganze Zeit vermisst habe, und in der Tür steht mein Lieblingsaustauschstudent: „JOHAN!!!! <3“ Ich setze mich sofort auf und winke ihn herbei.
 

Er sieht sich argwöhnisch um und hält ein Päckchen in der Hand. Im Schlepptau hat er Rei, die sogleich zu mir läuft: „Juudai-sama!!“

Oh Gott, wenn ich das schön höre! Bleib weg!! Doch bevor sie mir schon wieder um den Hals fallen kann, ermahnt sie die rettende Stimme des Europäers: „Rei, Juudai braucht Ruhe!“

Daraufhin schreckt sie davor zurück, mich zu umarmen. Zum Glück! Aber sie hockt sich auf einen Stuhl neben meinem Bett und beginnt, mich vollzulabern: „Juudai-sama, hast du gut geschlafen? Was hast du geträumt? Also, ich hatte letzte Nacht einen total lustigen Traum! Du kamst auch darin vor. Es ging darum, dass…“
 

Ich höre ihr gar nicht zu, denn Johans Stimme dringt eher zu meinen Ohren hervor: „Was ist denn hier überhaupt los? Die Ärztin hat doch Ruhe angeordnet und euch hört man alle schon bis auf den Flur…“ Er scheint verärgert.

Kenzan gibt Kleinbai: „Sorry Kumpane. Wir wollten Aniki nur etwas aufheitern.“ „Ja, also spiel dich nicht so auf!“, motzt Shô ihn an.
 

Johan aber ignoriert Shô einfach und sein Blick wandert stattdessen zu mir. „Wieso brauchst du Aufmunterung?“ „Ich äh…“, stammle ich nur rum.

Er kommt auf mich zu: „Geht es dir nicht gut?“ und seine Hand legt sich auf meine Stirn. Oh oh, gar nicht gut: Blitzschlag. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig!
 

„Temperatur hast du nicht.“ Er nimmt die Hand wieder weg und schuppst Ruby und Kuriboh aus dem Bett, um die Decke wieder über meine Beine zu legen. Dann setzt er sich auf die Bettkante und drückt mir das Kästchen in die Hand. „Hast du Hunger?“, fragt er mit dem absolut süßesten Lächeln der ganzen Welt.

Wie könnte ich da jemals nein Sagen? Ich nicke bloß.

Daraufhin öffnet Johan das Päckchen. „Oh, dies ist auch ein Bentô!“

„Ja, wir haben uns gedacht, wir kochen dir was.“, meint Rei.

Ich schaue überrascht zwischen ihr und Johan hin und her. „Ihr habt das zusammen gemacht?“ Johan nickt.

Wieso denken immer alle daran, mir etwas zu essen zu bringen? Aber es ist so süß von ihm... und von Rei.

Oh mein Gott: „Frittierte Shrimps!!! Johan du bist der beste!!!… Ihr seid die besten!“ Vor lauter Freude umarme ich ihn einfach und werfe dabei fast das Bentô auf meinem Schoß um. Dabei merke ich gar nicht, wie fest ich ihn eigentlich umklammere. Er fühlt sich ja so gut an. Ich will so gerne mehr davon… Und er riecht auch richtig gut, als habe er frisch geduscht. Johan riecht immer so frisch, beinahe betörend…

„Juu-Juudai!“, lacht Johan und versucht dabei, meine Umarmung zu lockern. Oh, er hustet. Erst jetzt fällt mir auf, wie fest ich ihn gedrückt habe und lasse schweren Herzens los.

„Wie kann man sich so über Essen freuen? Du musst ja ausgehungert sein!“, lacht er schließlich auf, nachdem er etwas Luft geschnappt hat. Gott, ist sein Lachen süß!! Er scheint auch gar nicht böse auf mich zu sein wegen des Kusses. Da hab ich mir wohl ganz umsonst Sorgen gemacht. Gott sei Dank!
 

„Juudai-sama!“ Oh oh, warum schaut Rei denn so… erbost?

„Ich will auch ne Umarmung! Schließlich habe ich Johan beim Kochen geholfen.“ Aber ich tätschle ihr nur den Kopf und widme mich dann dem Inhalt der Box.
 

Eine andere Person ist jedoch verärgert, so sehr, dass ich fast den Shrimp wieder ausspucke, den ich gerade verzehren wollte.

„Und mir sagst du, du hast kein Hunger! Ist dir mein Essen nicht gut genug, oder was?!“

„Asuka…“

Sie steht vorwurfsvoll vor meinem Bett, ihre geöffnete Bentô Box in der Hand haltend. „In meiner Box gibt es auch frittierte Shrimps, du… DU IGNORANT!!“, schreit sie mich an und stolziert dann schnellen festen Schrittes aus dem Raum.

Rei rennt ihr hinterher: „Asuka-samaaa!!“
 

‚Asuka-SAMA’? Hab ich was verpasst?
 

„Oh Mann, sind Mädchen pingelig. Ist doch egal, wessen Shrimps Aniki isst.“, meint Kenzan. Jim verschränkt die Arme hinterm Kopf: „Das würde ich so nicht sagen.“ „Nicht? Wieso nicht?“ Der Australier seufzt und spaziert schließlich auch zur Tür: „Erklär ich dir später. Ich muss jetzt Karen füttern. Willst du mit?“ Unser Dino-Freak erhebt sich und geht Jim hinterher: „Gern.“ Er dreht sich noch um, bevor er den Raum verlässt. „Tschau, Aniki!“, und winkt mir zum Abschied.
 

„Tschau.“

Nun bin ich mit Johan und Shô allein im Raum. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das ungute Gefühl, dass Shô Johan irgendwie nicht so wirklich leiden kann. Da liegt eine gewisse Spannung im Raum.
 

Johan sieht mich neugierig an: „Asuka hatte auch ein Bentô für dich, aber du wolltest nichts davon?“ „Ich hatte keinen Hunger.“

Mein kleiner Freund aus dem Obelisk Haus verschränkt die Arme ineinander: „Ja, das war vor ein paar Minuten. Aber kaum bietet dir unser toller Austauschstudent etwas zu essen an, hast du plötzlich doch Appetit!“ Ich kann seinen Unterton deutlich heraushören und schlucke nur beschwerlich das Essen herunter. Johan dürfte er auch nicht entgangen sein, denn er beginnt, Dinge näher zu definieren: „Moment, Hunger und Appetit sind zwei verschiedene Dinge! Was hatte Juu-chan jetzt nicht?“
 

‚Juu-CHAN’?! Endlich sagt er es wieder!

Ich kann nicht leugnen, dass mir das gefällt.
 

„ ‚Juu-CHAN’ hatte angeblich keins von beidem, weder Hunger, noch Appetit. Aber frag ihn doch selbst!“, brummt Shô und richtet dabei seinen Blick auf mich, woraufhin Johans mich fragend anschaut.

Die Situation gefällt mir nun gar nicht.
 

Aber zum Glück kommt da gerade Manjôme mit der Ärztin herein: „Wo ist denn Tenjoin-kun? Ist sie schon weg?“, will er wissen.

„Ja, sie war eben hier.“, entgegne ich, woraufhin er ein wenig enttäuscht scheint.

Mittlerweile kann ich es nachvollziehen. Wir stecken in ähnlichen Situationen: Wir sind beide in Personen verliebt, von denen wir nicht wissen, ob sie unsere Gefühle erwidern. Na ja… Eigentlich hat Asuka klar und deutlich gesagt, dass Jun nicht ihr Typ ist. Dennoch gibt er nicht auf. Bewundernswert… oder dumm?

Ich hingegen bin mir nicht sicher, ob Johan immer noch so nett zu mir wäre, wenn er wüsste, was er mir bedeutet.

Natürlich würde ich es nur allzu gern wissen, aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst vor Ablehnung. Mit einem Liebesgeständnis könnte ich vielleicht unsere Freundschaft zerstören.
 

Die Frage der Ärztin reißt mich aus meinen Gedanken: „Juudai, wie geht es dir heute, schon besser?“ Dabei legt sie ihre Hand auf meine Stirn und sieht in meine perplexen Augen. „Fieber hast du keines mehr. Aber du siehst müde aus.“ Sie deutet auf mein Bentô. „Wenn du das aufgegessen hast, solltest du etwas schlafen.“
 

Dann dreht sie sich um und spricht zu den anderen: „Wenn ich euch dann bitten darf, zu gehen. Juudai braucht Ruhe.“

„Aber ich bin eben erst gekommen.“, wirft Johan ein und macht dabei ein Mitleid erregendes Gesicht.

„Ja, das ist wahr!“, bestätige ich und greife dann demonstrativ nach Johans Hand, um die Ärztin mit einem ähnlich flehenden Ausdruck zu überzeugen: „Es würde mir gut tun, wenn Johan noch ein wenig bei mir bleiben darf. Bitte, liebe Frau Doktor!“
 

Die Ärztin rollt leicht mit den Augen, gibt dann jedoch nach: „Na gut, euch kann ich wohl nicht trennen. Aber die anderen müssen gehen. Darauf bestehe ich. Und sobald du fertig bist mit dem Essen, muss Johan auch gehen. Du sollst schließlich wieder gesund werden und ich trage dafür die Verantwortung!“
 

Triumphierend lächeln Johan und ich einander an. Er erwidert nun meinen Händedruck und streicht mir mit dem Daumen sanft über die Hand. Das löst ein wohliges Kribbeln in mir aus. Ich bin so froh, ihn noch eine Weile bei mir haben zu dürfen.
 

Shô hingegen stöhnt leicht auf. Er muss den Raum jetzt immerhin verlassen. Ebenso Jun, doch dem scheint dies nicht viel auszumachen:

„Ich wollte hier eh bloß auf Asuka warten.“, meint Jun und begibt sich so wieder zur Tür. Shô folgt ihm. Es scheint ihm nicht so recht zu sein, dass ich Johan auserkoren habe, mir noch länger Gesellschaft zu leisten, denn er verabschiedet sich nicht einmal. Bestimmt ist er eifersüchtig.

Wenn ich so darüber nachdenke, sogar zu Recht, denn ich habe ihn und auch meine anderen Freunde oft ganz schön vernachlässigt, seitdem Johan in mein Leben trat. Aber was soll ich machen? Ich würde am liebsten jede freie Minute mit dem Skandinaven verbringen. Und wenn er nicht bei mir ist, verspüre ich so ein Gefühl der Sehnsucht…
 

„Jetzt iss in Ruhe. Ich bleibe solange hier bei dir.“, meint Johan und streichelt mir dabei liebevoll weiter mit dem Daumen über meine Finger, ehe er den Händedruck schließlich löst.
 

Ich befolge seinen Rat und vergreife mich an den Leckereien. „Wieso kommst du eigentlich so spät?“, will ich wissen. „Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet.“

„Ehrlich?“, erkundigt er sich und schaut dabei etwas verwundert drein.

„Ja, natürlich!“, erwidere ich und verputze dabei den nächsten Shrimp. „Überrascht dich das etwa?“

Er kratzt sich am Kopf: „Um ehrlich zu sein nein.“
 

Irre ich mich, oder habe ich ihn gerade ein wenig in Verlegenheit gebracht? Doch ich hake nicht nach und lächle nur. Obgleich er nicht weiß, was er mir tatsächlich bedeutet, weiß er wohl, dass er mir wichtig ist. Schließlich sind wir Seelenverwandte.
 

Während ich also esse, unterhalten wir uns ein wenig und es ist wie immer. Anscheinend hat sich wirklich nichts geändert. Auf eine Art beruhigt mich das irgendwie.

Wir unterhalten uns einfach und reden über Gott und die Welt. Mit ihm geht mir nie ein Gesprächsthema aus. Das ist so unglaublich. Wir können sogar gemeinsam schweigen, was sogar noch unglaublicher ist.

Reden kann man überhaupt mit fast jedem. Aber Schweigen ist eine Kunst. Zwischen vielen anderen Menschen entsteht dann so eine unangenehme, fast schon peinliche, Atmosphäre. Das ist zwischen uns nicht so.

Es gab Tage, an denen wir zusammen am Wasser saßen und einfach nur den Wellen lauschten, ohne ein Wort zu sprechen. Und dennoch kam nicht das Gefühl auf, man hätte sich dem jeweils anderen gegenüber damit unhöflich verhalten.

Ich möchte es wieder tun, einfach nur mit ihm im Gras liegen und sich die Gebilde der Wolken ansehen. Einfach zu wissen, dass da jemand ist, jemand ganz Besonderes, dieses Gefühl, das ist unbeschreiblich.
 

Leider jedoch hat die Ärztin bemerkt, dass ich meine Mahlzeit schon längst beendet habe. Sie hatte uns schon ein wenig mehr Zeit zusammen eingeräumt, doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, an welchem sie auch Johan auffordert, mir eine Ruhepause zu gönnen, indem er den Raum verlässt.
 

Am liebsten würde ich mit ihm gehen, aber das geht ja leider nicht. Johan scheint dasselbe zu denken, denn zum Abschied streicht er mir behutsam über die Wange und sagt: „Werd schnell wieder gesund, ja? Dann brauchen wir die Erlaubnis der Ärztin nicht mehr, um uns zu sehen.“
 

Es ist so toll, die Welt ist rosa und glitzert! Ich schaue nur begeistert in seine Smaragdaugen und lege meine Hand auf seine, damit er sie nicht wieder wegnimmt. „Kommst du morgen früh wieder?“

Johan antwortet mit einem Nicken, das von einem Lächeln und dem Gleiten seines Daumens über meine Wange begleitet wird- ganz so wie vorhin bei meiner Hand.

Dieses Streicheln beruhigt mich so sehr, dass ich für kurze Zeit die Augen schließe.
 

„Am liebsten hätte ich dich auch die ganze Nacht hier!“, gestehe ich.

Johan fasst diesen Satz allerdings wohl anders auf, als er von mir gemeint war.

Er lacht: „Na, irgendwann muss ich aber auch mal schlafen- und du auch!“

Und ehe ich die Augen wieder öffnen kann, entzieht er mir seine Hand wieder und strubbelt mir zum Abschied kurz etwas burschikos durch Haar.

„Machs gut, Brauner!“, sind seine Worte dabei, die er mit einem kecken Grinsen auf den Lippen ausspricht- Schließlich begibt er sich zum Ausgang.
 

Normalerweise hätte mich so eine Äußerung geärgert, doch ich bin immer noch berauscht von der Zärtlichkeit, die eben auf mich einwirkte. War er zuvor auch schon so zärtlich zu mir, oder ist bloß meine Wahrnehmung gestört, weil ich in ihn verliebt bin?
 

Ich sehe ihm nach, bis er schließlich hinter dem Türrahmen verschwindet. Jetzt ist er weg. Hoffentlich kehrt er morgen zurück. Bis dahin ruhe ich mich wohl wirklich besser aus.

Ich will mich gerade zurücklehnen, da fallen mir Chronos-sensei und die Ärztin auf, wie sie da so tuschelnd im Türrahmen stehen. Manchmal fällt ein Blick zu mir herüber. Hm, wahrscheinlich hat er wieder irgendeine Neurose, dieser nervtötende Lehrer…
 

Es soll mich nicht kümmern. Ich ziehe die Decke hoch und dreh mich zur Fensterseite.

Kuriboh hat sich neben mich gebettet. Es scheint Ruby genauso zu vermissen wie ich Johan, obwohl ich doch nur krank bin und ihn schon morgen wieder sehen werde. Ich fühle so eine wohlige erfrischende Zufriedenheit in mir.

„Du verstehst mich, Hane Kuriboh…“, flüstere ich meinem Duellgeist leise zu und ziehe es dann an mich heran, um es in den Arm zu nehmen.
 

Auch wenn ihn außer Johan und mir fast niemand sehen kann, fühlt sich sein Fell doch recht kuschelig an. Johan hatte Kuribohs Fell mal mit meinen Haaren verglichen. Damals regte mich dieser Vergleich irgendwie auf, aber jetzt… Ob er damit meinte, dass meine Haare auch so weich sind wie die meines kleinen Freundes? Bevor ich es richtig bemerke, bricht der Schlaf schlussendlich über mich herein.
 

Die nächsten zwei Tage war ich immer noch ans Bett gefesselt, bevor ich endlich genesen war und entlassen wurde.

Das war schon ätzend genug. Aber viel schlimmer war, dass Johan mich gar nicht mehr besuchen kam…

Meine anderen Freunde kamen weiterhin jeden Tag zu mir, aber von Johan war keine Spur.

Er hat sein Versprechen gebrochen! Er hatte mir doch versprochen, dass er mich besuchen kommt! Warum also tut er es nicht?!
 

Am ersten Tag habe ich noch geglaubt, dass ihm einfach etwas dazwischen gekommen sei, aber dass ich ihn am zweiten dann auch nicht gesehen habe, hat mich doch recht betrübt. Es war ein ziemlicher Schock. Mein Herz fühlt sich so schwer an und ich male mir die blödesten Geschichte aus.
 

Vielleicht will er ja gar nichts mehr mit mir zu tun haben. Bestimmt hat er bemerkt, was ich fühle.

Vielleicht waren die Zärtlichkeiten, die er mir entgegenbrachte, auch bloß ein Test, um meine Reaktion zu prüfen.

Er hatte mich bereits damals im Schwimmbad so merkwürdig angesehen, kurz nach meiner Wiederbelebung, die ich ja in einen Kuss ausarten lies.
 

Was soll ich denn nur machen, wenn er tatsächlich nicht mehr mit mir sprechen will? Bei diesem Gedanken kamen mir die Tränen, sodass ich begann zu weinen, obwohl meine Freunde noch im Raum waren und mir gerade etwas erzählten. Aber ich konnte ihnen nicht zuhören und meine Gefühle auch nicht mehr zurückhalten, so sehr ich es versuchte.

Das sorgte für ziemlich viel Wirbel, weshalb die Ärtzin mich heute morgen fast nicht entlassen hätte. Doch da kein medizinischer Grund mehr dagegen sprach, lies sie mich dann doch gehen. Zum Glück, denn noch länger hätte ich es nicht ausgehalten.

Ich wollte wieder herumlaufen und ich wollte Johan zur Rede stellen!
 

Aus diesem Grund bin ich gerade auf dem Weg ins Obelisk Blue Haus. Mir ist klar, dass die Obelisken mich hier nicht wirklich gerne sehen werden, ehe ich nicht meine rote Jacke ablege und dafür eine blaue anziehe, aber mittlerweile müssten sie mich doch kennen!
 

Johan wohnt dort in dem Abteil für die Austauschstudenten. Ich klopfe an seiner Tür, doch es öffnet niemand. Als ich versuche, die Tür zu öffnen, merke ich, dass sie abgeschlossen ist. Dann ist er wohl nicht hier.

Doch wo ist er dann?

Ich sinke mit dem Rücken an besagter Tür herunter. „Johan… wo bist du?“

Eine Weile verbleibe ich so und denke nach. Wo könnte er nur sein? In meinem Kopf ziehen Bilder von Orten, an denen er sich öfter aufhält, vorbei wie in einer Diashow. Dummerweise verweilt er nie lange an einem Ort, weshalb es etwas schwierig werden könnte, ihn zu finden.
 

„Kuri kuri!“
 

Das ist eine Lösung, ich könnte Kuriboh als Suchhund benutzen. Ich richte mich wieder auf und sehe es scharf an. „Hane Kuriboh?“ Das Wesen schaut erwartungsvoll zu mir herüber. „Kuriboh, ich bitte dich, suche Ruby!“ Das Fellknäuel schließt die Augen… und saust kurz darauf los. „Nicht so schnell, Kuriboh!“, renne ich ihm schreiend hinterher. Seine kleinen Flügelchen erreichen ein beachtliches Tempo. Es hetzt mich quer über den Campus. An einer Biegung lege ich mich schließlich lang, aber so richtig gekonnt. „Mann Kuriboh, du Mistvieh…“, brumme ich vor mich hin, während ich versuche, mich wieder aufzurichten.
 

„Juudai?“
 

„Was?!“ Verblüfft schaue ich in die beiden so wertvollen Smaragde, die ich verloren hatte. „JOHAN!“ Er steht dort am Brunnen und seiner Kleidung nach zu urteilen kommt er wohl gerade vom Sport. Ich stürme sofort zu ihm.
 

„Johan, warum hast du mich die letzten Tage ganz allein gelassen?!“, packe ich ihn am Kragen und rüttle daran. Mir kommen fast schon wieder Tränen. „Wieso hast du das getan? Warum warst du nicht bei mir? Du bist so gemein!!“

„Juu… Juudai…“ Johan hat nicht wirklich eine Ausrede parat und greift bloß nach meinen Armen, damit ich von ihm ablasse.

Völlig außer Atem starre ich auf eine Erklärung wartend in seine Augen, doch bevor er wirklich antworten kann, ertönt die Stimme eines Dritten: „Andersen!“
 

Wir drehen uns beide zur Seite und erblicken einen Jungen mit langen grünen Haaren und fiesen Augen, der ziemlich rotzig auftritt. „Andersen, du sollst dich doch von Yuuki-kun fernhalten, hast du das vergessen?“

Wie bitte, was?!

Ich spüre richtig, wie die Wut in mir hochschießt und stürme auf den Unbekannten zu: „Also DU bist der Grund, weshalb Johan die letzten verfluchten zwei Tage nicht bei mir war?! Was nimmst du dir heraus, du…“ Ich hole aus... „DU MISTKERL!!!“ …und schlage zu! Wie im Wahn prügle ich auf ihn ein. Das kenne ich von mir gar nicht, doch es geschieht wie von selbst.

„Juudai, bist du verrückt?!“ Erst als Johan mich schließlich von ihm wegzieht, beruhige ich mich wieder ein wenig.

Hastig atmend betrachte ich den Jungen, dem ich wohl gerade die Nase gebrochen habe.

Er liegt auf dem Boden und versucht kläglich, sich wieder aufzuraffen. Das Blut tropft auf den Boden und färbt die Steine rot. Mit so einem Ausraster meinerseits hat er wohl nicht gerechnet, ich ehrlich gesagt jedoch am aller wenigsten. Schockiert starre ich auf das Szenario, als wäre ich eben aufgewacht. Johan eilt dem unbekannten zur Hilfe. Ich komme mir plötzlich so schäbig vor…
 

Just in jenem Moment kommt Professor Chronos mit dem Kanzler vorbei. Als sie den blutenden Jungen sehen, bleiben sie zunächst ungläubig starrend stehen, doch dann rennen sie los und… schuppsen Johan von ihm weg? Was ist denn nun los?
 

„Wie kannst du bloß? So etwas hätte ich von dir nicht erwartet, Andersen!“
 

Moment. Denkt der Kanzler nun etwa, Johan hätte den Jungen geschlagen?
 

„Aber…“

„Kein ‚Aber’! Es war eine Ansage von oben, und die hast du zu befolgen, völlig egal, woher du kommst! Sich den Regeln zu widersetzen, und das mit solch profanen Mitteln…!!! Dass einer wie DU der beste Student der Arctic Akademie ist, lässt mich stark an ihrem guten Ruf zweifeln!“

Der Kanzler übergibt den Verletzen an Professor Chronos mit der Aufforderung, ihn zur Ärztin zu geleiten. Dann dreht er sich noch ein Mal zu dem gerade sprachlosen Skandinaven um: „Das wird Konsequenzen haben, Freundchen. Deine Akademie kann ihren ‚Spitzenduellanten’ zurückhaben!“
 

Oh nein! Was habe ich nur getan?!

Nach dem Vorfall musste sich Johan im Büro des Rektors melden. Ich wollte das Missverständnis aufklären, doch man hat mich nicht in das Büro gelassen… und Johan ist direkt nach dem Vorfall davon gelaufen, ohne mich mit ihm reden zu lassen. Alles, was er mir entgegnete, war ein Kopfschütteln begleitet von einem Blick, der mir sagte, dass ich schweigen sollte, als ich zum Reden ansetzte.
 

Nun sitze ich hier auf den Stufen meiner Hütte und heule vor mich hin. Wie erbärmlich bin ich eigentlich?

Ich muss unbedingt eine Gelegenheit finden, mit dem Rektor zu sprechen, um ihm zu erklären, dass Johan dem Jungen überhaupt nichts getan hat.

Nur warum hat Johan sich nicht helfen lassen? Wieso hat er mich so ablehnend angesehen? Was, wenn er mich nun hasst? Das wäre das aller schlimmste für mich!
 

Während ich so den Kopf in den Knien vergrabe, spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Hey Kumpane, was ist los?“

Aus verheulten Augen blicke ich in das Gesicht eines braungebrannten Jungen mit Ohrringen aus Knochen. „Kenzan?“, wimmere ich weinerlich.

Er sieht gar nicht überrascht aus. „Heulst du schon wieder?“

Verschämt drehe ich den Kopf beiseite.

Er setzt sich gelassen neben mich und blickt gerade aus: „Magst du Johan so sehr?“

„Was?“ Ich blicke ihn überrascht an. „Wie… kommst du darauf?“

„Na ja…“ Er schaut lächelnd herüber. „Ist er nicht bei dir, fragst du dauernd nach ihm oder heulst, bis er kommt. Und wenn er dann da ist, hast du nur noch Augen für ihn. Somit heulst du bestimmt, weil er nicht hier ist.“ Kenzans Finger wandert auf meine Nasenspitze: „In jedem zweiten deiner Sätze kommt das Wörtchen ‚Johan <3’ vor, als wärest du unsterblich in ihn verknallt.“

Die Konfrontation mit dieser direkten Erkenntnis lässt mich ganz rot anlaufen. Woher kann er das wissen?!

Er nimmt den Finger wieder weg und schaut fragend in mein perplexes Gesicht: „Na nu, hab ich etwa Recht?!“ Doch mein zitterndes Stottern rettet mich nun auch nicht mehr. Im Gegenteil: Es reitet mich nur noch tiefer in die Scheiße, denn jetzt fühlt Kenzan sich bestätigt.

„Du bist tatsächlich in Johan verliebt?!“

Ich gebs auf und schweige. Meine glühend roten Wangen sprechen wohl für sich.
 

„Ist ja süß! Dann kapier ich jetzt so einiges.“, lacht er plötzlich auf.

„Ach ja? Was denn?“, frage ich leicht bockig.

„Na, z.B., weshalb du ständig nach ihm gefragt hast, als du krank warst. Oder warum du sein Bentô gegessen und das von Asuka verschmäht hast.“

Ich entgegne ihm wieder nur Schweigen.

„Ich hatte mir erst so was gedacht, diesen Gedanken dann jedoch wieder verworfen, weil ich mir sagte, das kann nicht sein. Juudai und schwul? Aber wenn ich’s mir recht überlege, hast du nie wirkliches Interesse an Mädels gezeigt, nicht mal an der Obelisk Queen Asuka. Und das, obwohl du echt ganz gute Chancen bei ihr gehabt hättest. Darum haben dich viele beneidet, weißt du das eigentlich?“
 

„Jetzt ehrlich?“, will ich wissen und sehe ihn überrascht an, denn das ist mir neu.

„Ja.“, nickt er. „Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Obelisken dich einfach nicht mögen. Es liegt nicht an deiner Uniform, wie du vielleicht dachtest.“, grinst er mich an. Dann nimmt sein Grinsen überdimensionale Größen an: „Und? Wie weit bist du mit deinem Johan?“

„Also Kenzan!“, brumme ich auf. „Was soll die Frage?“

„Na, habt ihr was miteinander oder schmachtest du ihm nur hinterher?“, stichelt er weiter.

Ein wenig betrübt lass ich den Kopf hängen und quetsche nur ein leises „Letzteres…“ heraus. Warum erzähle ich ihm das eigentlich? Ich lege ihm gerade mein heikelstes Geheimnis offen!

Er blickt in den Himmel. „Das ist sicher ziemlich doof für dich, he? Hast du ihm denn wenigstens gestanden, was du empfindest?“

Ich schüttle nur langsam den Kopf. „Mh mhhh…“

Kenzan zieht eine Braue hoch: „Feigling!“

Irritiert sehe ich ihn an.

„Da brauchst du gar nicht so zu gucken. Wenn du es ihm nicht langsam sagst, wirst du bald keine Gelegenheit mehr dazu haben.“

„Wieso das denn?!“

Der Dunkelhäutige erhebt sich wieder und stemmt die Hände in die Hüften. „Na, heulen bringt doch nichts. Deine Tränen werden seine Verweisung auch nicht verhindern können!“

„Verweisung?“ Ich verstehe nur Bahnhof.

„Jetzt sag bloß, du weißt es nicht?“

„Oh Mann, WAS DENN?!“

„Na, Johan muss die Akademie verlassen. Ich kenne zwar den Anlass nicht, aber er hat irgendetwas angestellt, weshalb der Kanzler ihn nun rausgeworfen hat. In ein paar Stunden geht sein Flieger.“
 

Ein Schlag ins Gesicht würde sich sicher besser anfühlen als dieser Stich, der mir gerade durchs Herz fährt. Womit habe ich das verdient?

Nach einer kurzen Schockstarre erhebe schließlich auch ich mich: „Woher weißt du das?“

Kenzan macht eine Handbewegung. „Von Jim, und der hat es von Johan selbst. Jim wird wohl mit Johan gehen. Richtig kollegial, was?“

Ich ergreife seinen Kragen: „Wo ist Johan jetzt? Sag es mir!!“

„Hey hey, nicht so hastig! Er müsste jetzt schon am Steg sein. Ich war eben auf dem Weg dorthin und wundere mich deshalb, wieso er dir nichts gesagt hat…“

Ich lasse ihn wieder los. Will Johan mich wirklich nicht mehr sehen? Ich muss unbedingt zu ihm und ihn das selbst fragen.

Ziel gerichtet renne ich zum Steg.

„Hey Juudai, warte doch!“ Wie erwartet rennt Kenzan mir nach.
 

So langsam gelangt der Steg in mein Sichtfeld. Und tatsächlich: Da unten stehen O’Brien, ein paar andere Typen, Jim, der einen Koffer trägt, und… Johan! Letzterer hält eine Tasche und steht verdächtig nah am Steg. Oh nein, Johan, geh nicht, bitte!

Wenn ich daran denke, dass ich bald ein paar tausend Kilometer von ihm getrennt sein werde, kommen mir die Tränen. Mein aller bester Freund, den ich je hatte, im fernen Europa und ich hier? So muss sich sterben anfühlen!

In der Hoffnung, seine Abreise noch verhindern zu können, rufe ich ganz laut seinen Namen und renne, so schnell ich kann. Er wollte sich gerade zum Schiff drehen, welches schon bereit liegt, doch dann dreht er sich noch einmal um.
 

„Johan!!!“ Mit vollem Schwung werfe ich mich in seine Arme.

Als ich zum Reden ansetze, merke ich, dass mir eine gefühlte halbe Tonne Tränen die Wangen herab läuft. „Johan, wieso willst du gehen? Weshalb sagst du mir nicht einmal etwas davon? Warum willst du mich verlassen?“ Meine Stimme ist genauso zittrig wie mein ganzer Körper, den ich sicherheitshalber eng an seinen klammere.

„Juudai…“ Sein Blick wirkt so mitleidig, als wäre ihm genauso zumute wie mir. Mit seiner Hand streicht er mir über die Tränen: „Nicht weinen.“
 

„Warum willst du weg?“, flüstere ich leise.

„Ich muss.“, lächelt er gequält.

„Und warum wolltest du so klammheimlich verschwinden? Johan, du hast den Jungen doch nicht geschlagen!“

„Juudai, lass gut sein.“, meint er schließlich, wobei sein gequältes Lächeln in ein ernstes Gesicht umschlägt.

„NEIN!“, schreie ich auf und klammere mich dabei noch fester an ihn, indem ich meine Finger in sein Hemd kralle und näher rücke. „Du darfst nicht gehen! Bleib bei mir!!“

So schlecht wie es allgemein zurzeit steht, würde ich erwarten, dass er nun versucht, meinen Klammergriff von sich zu lösen, doch… er legt die Arme um mich, drückt mich noch enger an sich und vergräbt dabei sein Gesicht in meiner Schulter.
 

Johan, weinst du etwa?
 

Seine Umarmung beruhigt mich ein wenig, obwohl er kein Wort spricht. Aber schließlich bricht er die Minutenstille, die mir vorkam wie eine halbe Ewigkeit.

„Verzeih mir!“

Verzeihen? „Johan, aber du solltest MIR…!“

Doch bevor ich diesen Satz zu ende führen kann, nimmt er meinen Kopf in seine Hände und berührt meine Wange mit seinen Lippen – genau dort, wo die Tränen sich aufzweigten und getrennte Wege flossen.

Dann sieht er mir kurz in die Augen und wischt mir dabei die Tränen von der anderen Wange.

Er spricht nicht viel, doch das Wort, welches er sodann über seine Lippen jagt, reißt die Wunde in meinem Herzen zu einem tiefen Loch:

„Sayônara!“

Es bedeutet einen Abschied auf sehr lange Zeit, wenn nicht sogar für immer.
 

Ein lautes Geräusch katapultiert mich zurück in die kalte Realität. Es ist das Tuten des Schiffes, welches nun ablegt – und Johan von mir trennt. Er nutzt meine Starre aus, um sich loszureißen und rennt davon.

„Johan!“ Ich will ihm nach, doch das Schiffspersonal hält mich zurück, denn ich habe keine Bordkarte.

Schließlich geht auch Jim an mir vorbei, der Johan begleiten wird. „Juudai, man sieht sich immer zwei Mal im Leben… und es gibt Flugzeuge.“

Wütend stampfe ich auf. Hat der Kerl nichts Besseres zu tun, als mir blöde Sprüche aufzutischen?! Der soll mir lieber seine verdammte Bordkarte aushändigen!!
 


 

„JOHAAAN!! Komm zurück!!!!“, rufe ich noch lange. Doch die weiße Fähre nähert sich bereits dem Horizont, sodass ich hier auf dem Steg schließlich kleinlaut in mich zusammensinke.

„Juudai… Sei nicht traurig.“, meint Kenzan tröstend. Doch ich bin nicht zu trösten und meine Tränen nicht zu stoppen.

Johan, warum musstest du fort? Warum hast du nicht einmal versucht, den Sachverhalt richtig zu stellen? Wolltest du mich schützen, indem du verschwiegst, dass ich es war, der den Jungen so zugerichtet hatte? Glaubst du, dass ich sonst von der Akademie verwiesen wäre?

Und vor allem: Warum nennst du mir solch eine gewaltige Abschiedsfloskel? Wieso um alles in der Welt erklärst du mir nichts und gibst mir keinen Hinweis, wie ich dich wieder sehen kann? Willst du mich etwa gar nicht wieder sehen?
 

Aber ICH will dich verdammt noch mal wieder sehen!!! Also komm zurück!!!

… Bitte…
 

Kapitel 06
 

Ende
 


 

-------

PS.: Hat jemand Interesse an meinen GX- oder Shaman King- Videokassetten? : D



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  VoidGear
2010-06-22T18:54:14+00:00 22.06.2010 20:54
Ahhhw..hatte zuerst damit gerechnet,Johan würde Juudai jetzt i-wie hassen oder so..
Aber nö,so isser nicht XD
Trotzdem total traurig...
Von:  honeybunnyXD
2010-03-26T17:44:26+00:00 26.03.2010 18:44
hey das kapi war voll toll!!!
hoffe du schreinst bald weiter ...*dich anfleh*
das ende war total traurig*heulheul*hoffe du bringst sie irrgentwie wieder zusammen kann mir grade nich so ganz vorstellen wie du das schafst
bin mir aba sicher das du das schafst^^
bin total neugirig wie es weiter geht
byebye
Lg honeybunnyXD
Von:  Totentaenzer
2009-09-02T21:15:13+00:00 02.09.2009 23:15
;_________;
Neiiiiiiiiiiin bittenicht ._.
*traurig guck* Hab gerade deine Geschichte nochmal gelesen... sie ist so fesselnd ;.; Und jetzt das Ende dieses Kapitels macht mich voll fertig .___.
T____T warum werden immer die schönsen Paare auseinander gerissen... u.u Ich hoffe du kannst schnell updaten denn ich brauch mein happy end (und vorher noch n bisschen einen leidenden Juu xD)
<3
Von:  Ascian_Dragon
2009-07-23T17:22:36+00:00 23.07.2009 19:22
Oha deine ganze FF ist echt spannend!
Der Schreibstil ist einfach genial.
Armer Judai T_T
Ich bin ziemlich gespannt wies weiter geht. Das ist alles richtig spannend.
Awww >.< So süß die beiden

lg Takuya ♥
Von:  YassieChan
2009-07-04T23:51:38+00:00 05.07.2009 01:51
Also erst mal du schreibst einfach super und das Kapitel war echt seht traurig.
schreib mir doch bitte ne ENS wenn du wieder ein Kapitel drinne hast.
LG Yassie-chan ^^
Von: abgemeldet
2009-06-21T16:08:01+00:00 21.06.2009 18:08
Also das Kapitel is echt traurig
*schnief*
Aber ich weiß es tief im Herzen das Johan zurückkommt <3
Und Juudai wird glücklich.

Ich sagte dir ja schon oft das die FF einfach der hammer ist.
Es ist einfach fabelhaft
I love it ~
Von: abgemeldet
2009-06-16T19:11:01+00:00 16.06.2009 21:11
*flenn*
waaaaaah ~
Armer Juudai ... er tut mir so leid
Ich freue mich schon total drauf wie es weiter geht >.<
Die Geschichte is einfach toll *______*
Man würde am liebsten weiter lesen und nie mehr aufhören
*schwärm*

Von:  LadyMalice
2009-06-12T22:08:18+00:00 13.06.2009 00:08
ouu, der arme Judai *mitflenn* ist ja total schrecklich, was du denen antust :( wie soll denn Judai ohne Johan klarkommen?

Ich find die story immer noch absolut klasse xD ich find zwar merkwürdig, dass die Lehrer ihn da noch nicht einmal erklären lassen, wieso das überhaupt passiert ist, vielleicht liegt es auch am rang dieses schülers, aber es gefällt mir sonst ziemlich gut^^

Langsam bekommt man doch das gefühl, dass Johan Judai mag <3 wieso sollte er ihn sonst verteidigen? Das ist alles irgendwie echt süß =D
Ich will meeeehr
Von:  Tyri
2009-06-12T09:46:16+00:00 12.06.2009 11:46
*schnief*
ich fühle mit judai, im letzten teil mit Q____Q
Johan könnt auch mal seine klappe aufmachen! >.< (*öhm...ich mal wieder^^')
jaa..sho ist eifersüchtig XD ist dasniedlich! x3
und das mit dem bento.. hihi...tja das war klasse XDD

ach ja der "brunnen" (da ist gar kein wasser drin XDD) liegt i-wo vor der vulkan XDD kp wo genau..aber in der serie tauchte dieser besagte brunnen doch auch auf oder?? XD
ich hab keine ahnung...

aber ich fands insgesammt toll!
und bring die beiden bitte wieder zusammen!! <3
Von:  Jitsch
2009-06-10T18:56:58+00:00 10.06.2009 20:56
Uhm, mein Erster Gedanke, gerade bei dieser letzten Szene war "Kitsch pur". Nun ja, es ist eben eine Liebesgeschichte und die wäre ohne Herzschmerz wahrscheinlich nichts.
Interessant fand ich vor allem, wie genau du die Nebencharaktere mit einbringst und ihre Gefühle auch gut beschreibst. Das finde ich sehr schön dargestellt, so mit Shô, Kenzan und den ganzen anderen. Obwohl Kenzan nun der letzte ist, von dem ich Ratschläge in Liebesdingen erwartet hätte XD Wäre dafür nicht eher Fubuki zuständig?
An der Krankenszene, die ich im Allgemeinen sehr lebendig und schön beschrieben fand, auch was die Bento-Geschichte und alles angeht, fand ich nur eines störend: Man hat überhaupt nicht gemerkt, dass Jûdai krank war. Er hätte ja zumindest zwischendurch mal husten können oder jemand hätte sagen könen, dass er sich lieber nicht anstecken lassen will...
Den restlichen Teil kann ich noch nicht so richtig beurteilen, weil ja noch nicht ganz klar ist, was dahinter steckt. Zumindest bei dem Grünhaarigen. Wohingegen mir Johans Gefühle als Leser mittlerweile relativ klar sind. Vorausgesetzt, meine Theorie stimmt: nämlich habe ich den Eindruck, dass er auch in Jûdai verliebt ist, sich aber eben scheut, es ihm zu sagen und ihn lieber verlässt, bevor er seine Gefühle nicht mehr unterdrücken kann...
Den etwas unlogischeren Verlauf was die Prügelei angeht (ich als Lehrer hätte erstmal gefragt "Wer von euch hat ihn verprügelt?" und dann hätte eigentlich immer noch Johan sofort sagen können "Ich war's" und dann hätte man dasselbe Problem gehabt).
Übrigens kommt mir Jûdai stellenweise etwas sehr schwer von Begriff vor (eigentlich hasst er doch nur Lernen und ist eigentlich ein heller Kopf... "Deine Akademie kann ihren ‚Spitzenduellanten’ zurückhaben!" ist in meinen Augen eine relativ klare Ansage). Als Heulsuse kann ich ihn mir übrigens auch nicht vorstellen... Ist er nicht eher der Typ, der sich bei Problemen auf sich zurückzieht und so tut, als wäre es ihm egal? Aber evtl. hat das auch mit der Art von Problemen zu tun, die er regeln muss, da er in der Serie nie verliebt war, kann man das vielleicht auch nicht so pauschalisieren.
Also: Es ist durchaus denkbar, auch wenn ich ihn in verliebt anders dargestellt hätte >.<

Ein paar interessante Aspekte und meine Gedanken dazu:
- Werkunterricht: Sowas haben die an der DA? Aber andererseits weiß man aus dem Anime ungefähr zwei oder drei Fächer (von denen eines mit Daitôkuji-Sensei nach der ersten Staffel sang- und klanglos weggefallen zu sein scheint) und irgendwas müssen die ja sonst noch machen...
- Kochen: Ich habe mich gefrat, wo man denn in der DA kochen kann. Müsste man dafür Tôme-san fragen oder haben die bei Obelisk Blue ne eigene Küche? Bzw. könnten sie auch unten bei den Reds gekocht haben, da kann ich mir ne Küche eher vorstellen. Dann ist es nur komisch, dass sich die beiden Köche nicht begegnet sind.
- Psiana (eig. mit i XD): Woher kennt Jûdai denn Pokémon?
- Brunnen: Wo ist der denn an der DA? Irgendwie hatte ich in der Szene nicht den blasssesten Schimmer, wo die spielt o.O

Und ein paar Zitate, auf die ich eingehen will:
"Dummerweise verweilt er nie lange an einem Ort" - Erinnerte mich prompt an die Bemerkung, dass Johan null orientierungssinn hätte. Außerdem klingt es ein bisschen nach Tadashi aus Special A (kennst du das?), über den heißt es auch immer "Ihn hält es nie lange an einem Ort".

"Jim wird wohl mit Johan gehen." - Sprich: Jim besucht jetzt Johan an der Arctic? Oder reist er aus Protest wieder nach Australien? Es ist ja nicht so, als würden sie aus demselben Land kommen.

Auf jeden Fall bin ich doch gespannt, wie du das ganze jetzt auflösen willst. Johan kann ja schlecht plötzlich zurückgeflogen kommen.

Jitsch*


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