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Bleigießen

Was hält das Schicksal für dich bereit?
von

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Die nächsten Tage

Teil: 2/2
 

Pairing: Nope - s. 1.Kap, ich wiederhol mich nur ungern
 

Warnungen: übertriebene/überreizte Aktionen und Handlungen (hier steht es nun absolut berrechtigt),
 

Kommentar:

Und hier geht es auch schon weiter!

Ich denke, ab hier wird es den ein oder anderen empörten (?) Ausruf geben..

Dennoch: Viel Spaß! :D
 

Widmung:

Auch dieses Kapitel ist meiner süßen Niji gewidmet!
 


 

***
 

Bleigießen

Was hält das Schicksal für dich bereit?

Teil 2
 

Mittlerweile war der erste Januar vorübergegangen – ohne weitere Vorkommnisse, aber Harry war nach diesem Tag um eine Menge an nicht einzuordnenden Bemerkungen reicher.

Darunter Lunas und Hermines Aussprüche beim Frühstück.

Rons Andeutung beim Mittagessen.

Und zuletzt, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hatte sich doch selbst Ginny dazu heruntergelassen, ihm einen unangebrachten und für ihn unverständlichen Ratschlag zu geben. Dass sie eigentlich seit ihrer Trennung nicht mehr miteinander sprachen, schien ihr in dem Moment wohl herzlich egal gewesen zu sein.

Harry seufzte und fuhr sich durch die störrischen Haare.

Er saß gerade über seinem Verwandlungsaufsatz – Hermine hatte ihn dazu genötigt, wenigstens schon mal drei Sätze zu schreiben. Natürlich war das nur eine nette Umschreibung dafür gewesen, dass er ihr nicht vorher unter die Augen treten sollte, bevor er nicht den Aufsatz vollständig ausgearbeitet hatte.

Viel lieber würde er jetzt im Moment bei Ron, Dean und Neville draußen vor dem Schloss sein, die sich schon seit einer Viertelstunde eine Schneeballschlacht mit anderen Schülern lieferten.

Was war das nur für eine Folter: Am Fenster zu sitzen, den Spaß der anderen zu sehen und selbst arbeiten zu müssen.

Sein einziger Lichtblick war, dass er mit seinem Leid nicht alleine war. Ihm gegenüber saß Parvati, die ebenfalls eine Predigt der brünetten Schülersprecherin zu hören bekommen hatte.

Um sich ein bisschen abzulenken – und dies nicht ganz so auffallend zu tun –, fischte er aus der Tasche seine Kapuzenjacke das Bleistück. Das trug er seit seiner „Herstellung“ die gesamte Zeit über bei sich.

Harry lächelte versonnen, schwelgte in Gedanken.

Ein wenig träumen durfte doch wohl noch erlaubt sein, oder nicht?

Parvati sah von ihren Aufzeichnungen auf und sprach ihn daraufhin an.

„Hängst wohl sehr an deiner Gitarre, wie?“

Der Junge blickte zu ihr hoch, bemerkte das neugierige Glitzern in ihren Augen. Aber es war keiner dieser „Ich brauche neue Gerüchte!“-Ausdrücke. Denn diese konnte er mittlerweile spielend leicht von anderen unterscheiden. Es handelte sich hierbei also um ehrliches Interesse einer Freundin.

„Ja, irgendwie schon.“, gab er zu.

Parvati strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter das Ohr, schwieg einen Moment und legte den Kopf auf die Seite.

„Joan hat so etwas Ähnliches erzählt.“, sinnierte sie, schloss die Augen und strich gedankenverloren über ein Stück Papier.

„Deine Freundin aus Slytherin?“

„Ja. Sie hatten gestern Früh auch Bleigießen gemacht. Nur wusste sie die Bedeutungen nicht so genau, ich musste sie ihr extra noch aufschreiben.“

Harry schmunzelte. Der letzte Satz hatte einen vorwurfsvollen Unterton gehabt. Parvati war eben mit Leib und Seele eine kleine Esoterikerin.

„Weißt du was?“ Mit einem Nicken, um seinen spontanen Entschluss zu unterstützten, klappte er den Buchdeckel zu und stand auf. Das Mädchen sah ihn nur an, wartete auf weitere Erklärungen.

„Wir gehen jetzt raus und machen uns auch einen schönen Tag! Wer ist denn Hermine, dass sie uns jegliche Freizeit streichen könnte?“
 

Mir roten Nasen, Wangen und Ohren kamen eine Handvoll Schüler in die Große Halle gestolpert. Sie lachten, klopften sich den Schnee von den Umhängen, die doch mehr abbekommen hatten als erwartet.

„Morgen schlagen wir euch!“, rief Ron den anderen noch hinterher, die sich bereits zu ihren Hauskameraden an die Tische gesellt hatten und diese Herausforderung für ein zweites Match mit zustimmenden Lauten annahmen.

„Man, das war echt klasse!“, grinste Neville, ließ sich auf die Bank plumpsen. „Und wer hätte gedacht, dass ein Schneemannwettbewerb so viel Kreativität brauchen würde?“

Harry lachte ebenfalls, dachte an seinen mickrigen Schneeberg zurück, der so überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Mann hatte aufweisen können. Dafür war aber Neville voll und ganz in seinem Tun aufgegangen und hatte mit Hilfe von Parvati und zwei Viertklässlerinnen eine kleine Schönheit ins Leben gerufen. Liebevoll wurde die Schneefrau nun mit „Schätzchen“ betitelt.

Es hatte also auf der Hand gelegen, wer gewinnen würde. Obwohl die Gruppe der Slytherins um Blaise Zabini ihm gehörige Konkurrenz geboten hatten. Ihr Schneemann war ebenfalls nicht zu verachten und hatte den stolzen Namen „Kryo“ erhalten.

Alles in allem war die Jury – die aus einem Haufen Schüler bestanden hatte – zu dem knappen Ergebnis gekommen, dass dem Team P.A.N.I. die Ehre des Sieges gebührt hatte.

Dass sich die Schlangen das nicht so ganz hatten gefallen lassen, war an der darauffolgenden Schneeballschlacht zu erkennen gewesen, bei der alle hatten mitmischen können.

Lächelnd verweilte Harry noch eine Weile bei den Gedanken an den vergangenen Nachmittag – hatte er doch so auch Draco mehr beobachten können, der es sich ebenfalls nicht hatte nehmen lassen, die Gryffindor mit Schneebällen zu bombardieren. Und dass der Blonde in diesem gelösten Zustand noch viel attraktiver aussah, das wusste Harry ja bereits. Man dachte ja nur an das wunderschöne Foto, das er Colin abgeschwatzt hatte.

Die gute Laune wurde jedoch nun durch eine ganz gewisse Person getrübt. Hermine saß Harry gegenüber und taxierte ihn mit wütenden Blicken.

„Du hast den Aufsatz nicht fertig.“, meinte sie kalt, griff nach seiner Hand, als er nach der Kanne mit dem warmen Kakao greifen wollte.

„Na und?“, erwiderte Harry unwirsch, zog die Stirn kraus. „Ich weiß schon, wann ich arbeiten muss und wann ich mir Freizeit nehmen kann.“

Das Mädchen, das sich gelegentlich seine Freundin schimpfte, knirschte mit den Zähnen. „Ich habe dich gestern schon damit in Ruhe gelassen, damit du ein bisschen schwärmen konntest, aber heute lass ich dich damit nicht noch einmal durch, mein Lieber.“

Der Gryffindor seufze, sah sich mehr oder minder hilfesuchend um. Ron hatte sich neben ihm dezent in seinem Essen vergraben – so wie er es immer tat, wenn er um keinen Preis auffallen wollte. Eine Gruppe Mädchen gackerte wie verrückt, schien also ebenfalls kein rettender Anker darzustellen.

Der einzige, der nicht in ein Gespräch verwickelt war und auch noch einigermaßen gut ausgeprägte diplomatische Fähigkeiten aufweisen konnte, um Hermine angemessen die Stirn zu bieten, war Seamus. Generell würde er mehr auf Deans Hilfe vertrauen, aber da dieser im Moment von Jack belagert wurde, konnte dieser Harrys bittenden Blick nicht sehen.

Also blieb nur noch Seamus. Innerlich seufzte Harry. Er würde sicherlich irgendeine Gegenleistung wollen, das wollte er immer. Bei ihm gab es selten bis gar nicht etwas umsonst und sei es auch nur eine kleine Information, die der dunkelhaarige Gryffindor preisgeben musste.

Nun gut, das musste er eingehen, wenn er den heutigen Abend einigermaßen unbeschadet überstehen wollte. Und mit einem Seitenblick zu Hermine bestätigte sich Harry noch einmal in seinem Tun – sie war drauf und dran es jetzt bis aufs Äußerste treiben zu wollen. Das konnte man an ihren gefletschten Zähnen und der gekrümmten Fingerhaltung erkennen.

Kaum dass er den waghalsigen Beschluss gefasst hatte, dem brünetten Mädchen wahrhaftig den Kampf anzusagen, blickte ihn Seamus mit einem wissenden Grinsen an.

„Du weißt, dass es dich was kosten wird.“, raunte der Ire, wandte sich danach an das Mädchen, das Harry weiterhin mit starren Augen fixierte.

„Hermine, Darling.“, zwitscherte Seamus, warf sich mehr oder weniger mitten in das Sichtfeld der Genannten, was gleichbedeutend damit war, dass er sich schier auf den Tisch warf, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Sprich dich aus, was soll ich dir zu Weihnachten schenken? Ich habe einfach keine Idee!“ Er seufzte schwer, fasste sich theatralisch an die Stirn.

Harry dagegen zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch.

Nun ja, das war nicht wirklich die Art von Hilfe gewesen, die er sich vorgestellt hatte. Schließlich war erst vor wenigen Tagen Heiligabend beziehungsweise –morgen gewesen und –

Seamus.“ Als hätte man dem Helden der Zaubererwelt einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf gekippt, schauderte er. Auch die Menschen in seiner nahen Umgebung erfasste dieser Kältehauch.

Das war kein guter Tonfall.

Allein an dem Angesprochenen selbst schien es vorbeigegangen zu sein.

„Weihnachten ist erst wieder in dreihundertsechsundfünfzig Tagen, meinetwegen auch in achttausendfünfhundertneunundvierzig Stunden und sechsundzwanzig Minuten. Und jetzt geh mir aus dem Weg.“

Doch stattdessen sah der Ire sie mit großen Augen an.

„Wow, ich wusste ja, dass du gut in der Schule bist und auch in Arithmetik, aber so gut?! Ich bin vollkommen verblüfft!“

Hermine ließ kurzzeitig von ihrem eigentlichem Zielobjekt ab, um dieser Aussage eine angemessene Antwort entgegenzudonnern, als Harry seine Chance gekommen sah. Mit für ihn selbst überraschender Schnelligkeit und Gewandtheit sprang er von der Bank auf, stieg darüber und rannte den Mittelgang entlang, direkt zur Flügeltür.

Ich kriege dich noch, Harry Potter!“ war das letzte schlechte Omen, das er für dieses neu angebrochene Jahr noch gebraucht hatte, dachte Harry sarkastisch, während er in der Eingangshalle bereits seinen Lauf verlangsamte und in einen leichten Trab verfiel.

Rational betrachtet blieben ihm noch gute zwei Stunden seines Lebens.

Was könnte er damit sinnvolles anfangen?

Doch noch bevor er die letzten Momente seines Lebens durchplanen konnte, holte ihn ein dezentes Räuspern aus seinen Gedanken, was ihn auch dazu bewegte stehenzubleiben. Er hatte sich noch nicht einmal umgedreht, wusste aber, dass es von einem Mädchen kam, das jünger sein musste als er und ebenfalls aus einem anderen Haus. Aus Gryffindor war niemand mehr so zaghaft in seiner Gegenwart.

„Harry?“

Genannter drehte sich um, sah sich mit einem blonden Mädchen konfrontiert, dessen blaue Augen beinahe überirdisch wirkten. Die weichen Gesichtszüge und das Grübchen im Kinn deuteten einen schutzbedürftigen Hauch an, den das Mädchen umgab. Die zierliche Figur, die unter dem dunkelgrünen Rollkragenpullover und der engen Jeans zu erahnen war, sprach weiterhin dafür.

Wie gut, dass er seit Ginny von solchen Fällen der Hilfsbedürftigkeit per Schocktherapie kuriert worden war.

„Ja?“ Er kannte sie nicht – sollte er?

„Hi.“ Ihre Wangen färbten sich rot, ein wenig verlegen huschte ihr Blick über sein Gesicht, blieb aber nie an seinen Augen hängen. War das so etwas wie der letzte Rest an „Nicht-Verlegenheit“, dass sie nicht ganz wegsah?

Eine peinliche Stille legte sich über die beiden. Harry sah sich ein wenig genervt um.

Im Grunde hatte er nicht beabsichtigt, das Mädchen vor sich irgendwie zu beleidigen oder vor den Kopf zu stoßen, aber er wollte auch nicht dumm herumstehen. Seine Lebenszeit rann ihm förmlich durch die Finger, wenn er noch länger hier in der zugigen Eingangshalle stand und auf sein Todesurteil alias Hermine wartete.

„Ich.. Ähm, also, ich wollte fragen..“

Das Mädchen schien mit sich zu ringen, stotterte minutenlang sinnloses Zeug. Um es ihm und sich selbst leichter zu gestalten, lächelte Harry ihm freundlich zu. Das gab den meisten den entscheidenden Ruck, endlich mit der Sprache herauszurücken.

Sie grinste noch einmal verlegen, dann holte sie einmal tief Luft.

Seine Taktik hatte also auch bei ihr gefruchtet.

„Gut, fangen wir das Ganze noch einmal von vorne an.“ Nun blickte sie ihn mit strahlenden Augen an. „Mein Name ist Kate. Ich wollte fragen, ob du vielleicht mit mir ausgehen würdest.“

Ihre großen blauen Kulleraugen schienen immer größer zu werden, je länger sie auf eine Antwort wartete.

Harry atmete geschlagen aus. Unterbewusst registrierte er jedoch, dass sie diese Kate sein musste, von der Maudine ihm gestern erzählt hatte. Das war es also gewesen.

„Kate. Das ist wirklich süß von dir und du bist bestimmt auch ein nettes Mädchen und alles-“

Die Blonde grinste gezwungen, als sie ihn unterbrach. „Jetzt kommt dieses allseits beliebte aber, nicht wahr? Ich hatte es geahnt. Und Maudine hatte mir abgeraten. Ich bin wirklich so blauäugig, wie sie gemeint hatte.“

Während sie da so mit sich plauderte, blickte Harry sich unauffällig um.

Die Flügeltür zum Esssaal war noch immer verschlossen – und das bereits seit zehn Minuten; kein gutes Zeichen. Die Gemälde um ihn herum waren mit sich selbst beschäftigt, wenige Schüler liefen an ihnen vorbei, um noch etwas vom Abendbrot abzubekommen.

Ihr Selbstgespräch scheinbar beendet wandte sich Kate wieder ihm zu.

„Da du ja nicht mit mir ausgehst, habe ich eine Frage an dich.“

Der Gryffindor fokussierte seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf sein Gegenüber.

„Bitte, ich denke, das bin ich dir schuldig.“ Abermals packte er eines dieser nullachtfünfzehn Lächeln aus, die er im Grunde selbst nicht ausstehen konnte, aber doch des Öfteren einen guten Dienst erwiesen hatten, so dass er sie nicht ablegte.

„Hast du wirklich eine Gitarre gehabt?“

Verdattert legte Harry den Kopf schief, fragte sich, ob diese Kate nicht den ein oder anderen giftigen Dampf zu viel eingeatmet hatte.

Warum waren alle so erpicht auf seine bescheuerte Gitarre? So einzigartig konnte das ja wohl nicht gewesen sein.

„Warum?“ Auf diese Gegenfrage hin schüttelte sie resolut den Kopf.

„Ich hätte gern die Antwort.“

„Ja. Aber warum willst du das wissen?“

Mit einem merkwürdigen Laut, der eine Mischung aus freudigem Jauchzen und ersticktem Schrei sein könnte, wich sie zurück, kicherte dann leise und schlug sich die Hände vor den Mund.

„Maudine, Joan, Lavender, Parvati, Luna, Karen.. Sie hatten alle Recht! Bei Salazars grüngestreiften Socken!“

Und damit verschwand sie in Richtung Speisesaal.

„Ja, nee, is klar.“, meinte Harry nur verstört, beschäftigte sich dann wieder mit seinem eigentlichen Vorhaben: und zwar den Weg bis zu seinem „Versteck“ – Gryffindorturm, Jungenschlafsaal der siebten Klasse – noch vor Hermines „Befreiung“ hinter sich gebracht zu haben.

Doch er war noch nicht mal hinter der zweiten Ecke nach der ersten Treppe, als unmännliches Geschrei seine Gehörgänge erreichte.

„Hast du das eben mitgekriegt?! Hast du gehört, was Kate gerade erzählt hat?!“, kreischte eine schrille Stimme, die Harry im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Auch nicht, als er den nächsten Sätzen lauschte.

Dass er ursprünglich auf der Flucht sein sollte, vergaß er nebenbei – die Neugier war eben doch zu übermächtig.

„Das ist ein Zeichen! Ein magisches Zeichen! Ich habe es ja schon immer gesagt, irgendwann trifft es sogar dich.“

Laut dieser Aussage befanden sich wohl zwei Personen, darunter eine mit hundertprozentiger Sicherheit männlich, auch wenn die Stimme sehr schrill und unangenehm klang, in der Eingangshalle, schritten gemächlich die Stufen empor, die Harry bereits hinter sich gelassen hatte.

Um nicht aufzufallen schlich selbiger rückwärts die Gänge entlang, um ja keines der Worte zu verpassen. Sorge um eventuelle Kollisionen mit Rüstungen hatte er keine – Hogwarts war sein Spielplatz, er wusste schon, wo er hintreten musste und wo nicht.

„Und dabei ist es mir egal, dass du so ein hässliches Gesicht ziehst! Es ist Schicksal, Bestimmung!“

Noch während der Junge weiter über Kates Statement berichtete, woraus der Gryffindor herausgehört hatte, dass es sich um diese vermaledeite Gitarre handelte, meldete sich seit gut zweihundert Metern Fußweg auch die andere Person zu Wort.

Und diese Stimme war Harry nur allzu geläufig – ab und an war er bei ihr schon ins Schwärmen geraten, aber natürlich stets im Geheimen.

„Du weißt, dass ich nichts auf diesen Humbug gebe, Blaise. Auch nicht, wenn es laut allen magisch ist.“ Draco schnaubte herablassend.

Harry konnte sich in diesem Moment nur zu gut vorstellen, dass er auch noch, um seine geringe Wertschätzung zu diesem Thema zu verdeutlichen, lässig mit der Hand abwinkte. Er lächelte verliebt.

Obwohl ihm im Unterbewusstsein vollkommen klar war, dass dieses halbe Zusammentreffen so klischeehaft war, dass es beinahe aus allen Nähten platzen musste. Würde nur noch fehlen, dass Harry einen Patzer beging und in eine Rüstung hineinlief. Dann würden die beiden Jungen auf ihn aufmerksam werden und es würde eine dermaßen peinliche Situation entstehen, dass Blaise schon nach weniger als einer Minute die Flucht ergreifen würde. Wenn man diesen absurden und schnulzigen Gedanken weiter verfolgte – was in Harrys Gehirn genau in diesem Augenblick sehr wohl stattfand –, käme man unweigerlich zu dem Schluss, dass das alles mit einer kitschigen Liebeserklärung enden würde, damit auch jeder Romantiker auf seine Kosten kommen würde.

Aber Harry befand sich im realen Leben, also würde ihm auch ein solch banaler Fehler nie unterlaufen. Okay, vielleicht könnte ihm so ein Fehler schon unterlaufen, vor allem dann, wenn es wirklich so ablaufen würde, wie er es sich gerade vorgestellt hatte – da würde er es doch glatt herausfordern.

Aber da Draco dem ganzen Hokuspokus, wie er das Bleigießen gerade nett tituliert hatte, nichts abgewinnen konnte und ihm dementsprechend auch keinerlei Glauben entgegenbrachte, wäre es herzlich sinnlos, eine derartige Lage heraufzubeschwören. Denn schon allein deswegen würde diese magische Stimmung fehlen, die das ganze Szenario wunderschön abgerundet hätte.

Der Gryffindor schüttelte leise über sich selbst lachend den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte die Treppen hinauf zum Turm.

Seine Freunde würden sicherlich auch bald auftauchen, allen voran Seamus und Hermine.

Welche Freude.

Da blieb er doch ganz gerne mal in seiner kitschig, verliebten Traumwelt hängen.
 

Es war Zeit zum Schlafengehen – frühes Schlafengehen.

So eines, wenn man an seinem Leben hing und keiner unnötigen Gefahr begegnen wollte.

Seamus hatte ihn direkt nach seinem Eintreffen im Gryffindorturm gewarnt, ja nicht den Schlafsaal zu verlassen und seinen Zauberstab immer in erreichbarer Nähe zu haben.

Dies hatte sich der bebrillte Junge auch sehr zu Herzen genommen:

Er saß mit dem Rücken an die Wand gepresst auf dem Bett, die Augen weit aufgerissen und immer darauf bedacht, jedes noch so leise Geräusch zu erfassen. Dass ihm das nur mäßig gelang, stellte er fest, als ihn jemand kräftig an der linken Schulter rüttelte.

„Harry, du solltest so nicht schlafen.“

Er schreckte hoch, hielt demjenigen, der ihn aufgeweckt hatte, welchen er geistesgegenwärtig als Ron identifizierte, unter die Nase. „Ich bin wach, ich bin wach!“, versicherte er, was jedoch nur Gelächter im Schlafsaal nach sich zog.

„Natürlich, Harry.“, spottete Dean, der bereits in seinem Bett lag und ein Buch auf den angewinkelten Beinen liegen hatte – er war wirklich der einzige in ihrem Freundeskreis, der Hermine so eine derartige Konkurrenz bieten konnte.

Die anderen drei standen noch im Zimmer herum, schienen sich ebenfalls bettfertig zu machen.

„Wie viel Uhr ist es?“

Neville gab ihm Auskunft: „Kurz nach halb zwölf.“

Harry stöhnte leidvoll und wollte sich aufrichten, krümmte sich jedoch mit einem jämmerlichen Laut wieder zusammen.

Sein Rücken schmerzte höllisch, genauso wie seine Beine. Daraufhin war dreistes Lachen von Seamus zu hören.

„Als ich meinte, dass du aufpassen solltest, meinte ich nicht, dass-“, noch bevor er seinen Satz vollenden konnte, surrte ein Zauberspruch durch die Luft und verfehlte den rothaarigen Iren nur um Haaresbreite.

„Vergiss nicht, wen du hier vor dir hast, Seamus.“, knurrte Harry dunkel, hinkte elegant – schließlich musste eine bedeutungsvolle Aussage auch mit dementsprechender Haltung und Bewegung untermalt werden – zur Türe, um vor dem nächtlichen Träumen noch einmal den Waschraum aufzusuchen.

Als er die Türe hinter sich geschlossen hatte, wimmerte er gepeinigt. Mit der rechten Hand tastete er auf seiner Kehrseite herum, soweit das anatomisch möglich war und stellte nach einer Minute resigniert fest, dass einfach alles wehtat und sich nicht nur auf einen Punkt konzentrierte. Auch seine Beine waren steif geworden von dem ungemütlichen Sitzen – er hatte beinahe vier Stunden mit angewinkelten Knien ausgeharrt. Da war es kein Wunder, dass seine Gliedmaßen irgendwann streikten.

Unter Geächze schaffte es Harry dann doch, sich bettfertig zu machen und schlurfte zurück in den Schlafsaal.
 

Dritter Januar und das Grauen wollte kein Ende nehmen.

Nicht nur, dass Hermine auf einmal wieder einen auf gute Freundin machte – was bei Harry einen Schauder sondergleichen auslöste –, sondern auch, dass Seamus vehement seine Bezahlung für die gestrige Hilfestellung verlangte.

Am Frühstückstisch sitzend rieb er sich den Nacken, verneinte das Angebot des brünetten Mädchens ihm ein Glas Orangensaft einschenken zu dürfen.

„Also, was kannst du mir anbieten?“, fragte der Ire, lächelte Lavender neben sich charmant an und zwinkerte danach Demelza frech zu.

„Was verlangst du?“, entgegnete der Dunkelhaarige, stützte seinen Kopf in die Handfläche. Die Nacht über hatte er wenig geschlafen, andauernd war ihm das Gespräch zwischen Draco und Blaise durch die Gedanken gehuscht.

Welche Chance hatte er, dass er in diesem letzten halben Jahr seinen Schwarm erobern konnte? Wenn er es wirklich realistisch sah, bestand dieser Funken Hoffnung überhaupt nicht.

Sehr ermutigend.

„Wie wäre es, wenn du mir hilfst, die kleine Braden nach einem Date zu fragen.“ Seamus’ Augen leuchteten auf, während er Harry ganz fasziniert über die Schulter blickte.

„Wer?“

Um den näheren Erläuterungen folgen zu können, wandte sich der Gryffindor auf der Bank um, wobei sein Blick wie magisch vom Slytherintisch angezogen wurde.

Draco saß bereits da, schob scheinbar gelangweilt sein Brötchen von der einen Seite des Tellers auf die andere. Er sah richtig gut aus – was Harry eigentlich schon längst wusste, aber es jeden Tag gern aufs Neue feststellte.

Er hatte sich mit einem grauen eng anliegenden Pullover gekleidet, das hellblonde Haar wohl nach dem Duschen antrocknen lassen, denn von Weitem sah es noch ein bisschen nass aus.

Links neben ihm saß sein Freund Blaise, den Harry schon immer für ein bisschen verrückt gehalten hatte, aber doch meist zurecht in diesem Hause und Dracos bester Freund war.

Rechts neben seinem Schwarm hatte es sich das blonde Mädchen von gestern gesetzt. Wie war doch noch gleich ihr Name gewesen? Kate?

„Du siehst doch da Malfoy sitzen, oder?“, begann Seamus mit seiner Erklärung, wer denn diese Braden sein sollte, und Harry kräuselte für einen kurzen Augenblick die Lippen.

Natürlich wusste er, wo Draco saß, was war das denn für eine Frage?

Aber noch im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass wohl kaum jemand von seiner Leidenschaft zu den kühlen Eisprinzen wusste.

„Und von uns aus gesehen rechts siehst du dieses Mädchen.“

„Ja, Kate. Und weiter?“, meinte Harry, um das Ganze ein bisschen zu beschleunigen, indem er zu verstehen gab, dass er wusste, wo sich Seamus’ Augen gerade befanden.

„Kate? Du kennst sie?“, wollte dieser wissen, worauf Harry sich verwundert zurückdrehte und ihn das Gesicht des Iren blickte.

„Ja, gestern hat sie mich um ein Date gefragt.“

„Was?! Dich?!“ Alle Farbe war aus dem sommersprossigen Gesicht gewichen, was Harry dazu veranlasste, verwirrt dreinzuschauen. Was war denn jetzt kaputt?

„Dann hab ich ja gar keine Chance mehr.“

„Bitte?“ Fragend blickte sich Harry um, erntete von den anderen jedoch ebenfalls nur ein ratloses Achselzucken.

Der rotblonde Gryffindor hatte mittlerweile den Kopf auf seine verschränkten Arme fallen gelassen und wimmerte bemitleidenswert vor sich hin.

„Seamus?“, wollte Harry vorsichtig wissen, war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich mehr erfahren wollte.

„Man! Kate Braden, du Idiot!“, raunzte dieser nur, was nun endlich zur Auflösung dieser verwirrenden Situation führte.

„Oh. ’Tschuldige, Seamus. Soll ich sie vielleicht fragen, ob sie mit dir ausgehen will..?“

„Wie arm kommt das denn?“ Seamus hob seinen Kopf wieder, seufzte. „Nein, danke, Harry. Damit wäre deine Schuld beglichen.“

Eine Weile lang geschah nichts – eine Wohltat für Harrys geschundene Nerven. Auch wenn er die Sache mit Hermine lieber noch im Hinterkopf behielt. Man wusste ja nie, wann sie gedachte, ihre Krallen auszufahren und zum tödlichen Schlag anzusetzen.

Doch irgendwann ging auch ein friedlicher Ruhemoment zu Ende.

Er wollte gerade aufstehen, als er in den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Natürlich war dies in einer gefüllten Großen Halle keine Besonderheit, dennoch erregte sie seine Aufmerksamkeit, was sich dadurch erklären ließ, dass sie aus Richtung des Slytherintisches kam. Doch noch bevor er Genaueres in Erfahrung hätte bringen können, stellte sich Parvati vor ihn, grinste ihn breit an.

Kein gutes Grinsen. Kein gutes Glitzern in den Augen.

Das waren nur zwei Dinge, die in Harry Panik auslösten.

„Ron?“, fiepte er, doch dieser – der sich doch wahrhaftig sein bester Freund schimpfte – war so eben erfolgreich von Hermine abgelenkt worden.

Verräterin, dachte der Gryffindor nur grimmig, während er seinen Blick von seinen vermeidlichen Freunden abwandte und gedanklich zu seinem eigentlichen Problem zurückkehrte.

Parvati Patil. Eine der berüchtigten häuserübergreifenden „Tratschschwestern“ – dass dies noch nicht als Sekte anerkannt war, ließ Harry nur ungläubig den Kopf schütteln.

„Das Schicksal muss nun erfüllt werden.“, meinte sie liebreizend, nahm ihn sanft an der Hand. Der Dunkelhaarige wollte sich wehren, spürte jedoch gleich darauf eine Hand in seinem Rücken, die ihn beständig nach vorne drückte.

Lavender Brown. Ebenfalls eine „Tratschschwester“.

Das war nicht gut.

„Ron?!“, rief er dieses Mal energischer, aber wieder erhielt er keinerlei Unterstützung.

Ein panischer Angstschrei wollte ihm letztendlich doch nicht über die Lippen kommen, er war ja nicht umsonst Harry Potter. Er hatte es irgendwie geschafft, Voldemort unter die Erde zu bringen, einen Drachen zu überlisten, einen Basilisken zu töten und hunderte von Dementoren in die Luft zu schlagen!

Da ließ er sich doch nicht von zwei übergeschnappten Mädchen einschüchtern.

Dass sie dies aber dennoch viel zu gut schafften, sah man daran, dass der Junge, kaum dass sie aus der Halle getreten waren, mit einem unsicheren Lächeln versuchte, die beiden umzustimmen.

„Lavender, komm schon. Du weißt, dass ich Klatsch und Tratsch nicht viel abgewinnen kann. Lasst mich gehen.“, seine Stimme wurde immer dünner.

Als er bei der Brünetten keinen Erfolg hatte, versuchte er sein Glück bei Parvati.

„Parvati! Ich habe uns gestern doch ein bisschen Freizeit verschafft, es war so lustig. Willst du wirklich, dass das so endet?!“

Es brachte nichts. Sie blieben unerschütterlich.

Kein Zauber würde ihm gegen den Verband der „Tratschschwestern“ mehr helfen können. Seinen Zauberstab hatte er zwar griffbereit, aber er wusste ebenso gut, dass Parvati und Lavender ihre auch in Sekundenschnelle verfügbar hatten. Nicht umsonst waren sie in Punkto Schnelligkeit seine gelehrigsten Schülerinnen gewesen.

„Es tut nicht weh, Harry.“, meinte Lavender nach einer Weile grinsend. „Wir wollen dem Schicksal nur ein bisschen unter die Arme greifen.“

Das beruhigte ihn nicht im Mindesten. Schon knappe zehn Minuten waren sie die Treppen des Schlosses hoch und runter gelaufen, waren dort einen Korridor entlang gewandert und dann wieder nicht.

Wäre Harry von seiner zeitweiligen Panik nicht so besessen gewesen, hätte er vielleicht sogar mitbekommen, wo sie ihr Weg hinführte. Schließlich kannte er die Schule wie seine Westentasche, wobei natürlich die Karte der Rumtreiber zu Anfang einen erheblichen Beitrag geleistet hatte.

„Wir sind da.“ Ehrfürchtig sah der Gryffindor auf – und blickte auf eine vermoderte alte Tür.

Gut, er hatte sich irgendwie etwas anderes vorgestellt. Etwas mehr Imposantes..

Sie machten die Tür auf, die erbärmlich in den Angel quietschte und schubsten ihn hinein.

„Wir kommen gleich wieder.“

„Wie beruhigend.“, fauchte Harry gehässig, seufzte aber laut auf, als die Tür zurück ins Schloss fiel. Er nutzte die Zeit, um sich in dem Raum genauer umzusehen.

Es war anscheinend ein altes Klassenzimmer, welches nicht mehr in Benutzung war und die es zu hunderten in Hogwarts gab. Überall verstaubte Tische, Sitzbänke.

Eine breite Fensterfront ließ das kalte Licht von draußen herein.

Die Sonne hatte es bisher nicht geschafft, sich durch die Wolken zu kämpfen und Harry bezweifelte, dass sie es im Laufe des Tages schaffen würde. Es würde heute wohl eher noch einmal schneien und somit den jüngeren Schülern – und sicherlich auch den älteren – eine Freude bereiten.

Ein lautes Zetern riss ihn aus seiner Betrachtung, sein Blick schwenkte zum verschlossenen Ausgang.

„Ich lass mich von dir doch nicht verarschen! Bist du bescheuert?! Lass mich endlich los!“

Harry schmunzelte, lehnte sich mit verschränkten Armen an das Lehrerpult.

„Wir sind da.“, hörte er darauf wieder diese unangenehme Stimme, die er nun ohne Probleme zuordnen konnte. Heute wirkte sie nicht so schrill, aber dennoch mochte der Gryffindor dieses Kratzen darin nicht.

Dracos Stimme dagegen streichelte seine Sinne – nur nicht unbedingt, wenn sie sich Beleidigungen an den Kopf warfen, da war er eher versucht, sie als ungemein erotisch abzutun. Was im Endeffekt jedoch nicht wirklich hilfreich war, wenn er eigentlich eine schlagfertige Antwort parat haben sollte.

Die Tür wurde aufgerissen und der blonde Slytherin wurde unsanft hineingeschubst.

„Wenn ich euch nachher in die Finger kriege, macht euch darauf gefasst, dass man euch nicht mehr erkennen wird, wenn ich mit euch fertig bin!“

Durch den offenen Spalt konnte Harry Blaise sehen, was seine Vermutung bestätigte, aber auch ein rothaariges Mädchen, wobei er auf Joan tippte.

„Wir kommen gleich wieder.“, meinte sie noch, bevor sie das morsche Holz mit einem Ruck wieder zuzog.

„Ah, Draco Malfoy, welche Ehre dich hier zu empfangen.“, grinste Harry, verharrte in seiner Position, spürte, wie sein Herz schneller zu pochen begann. Nur nichts anmerken lassen, hieß die absolut unanfechtbare Devise.

Der junge Mann drehte sich zu ihm um und stöhnte daraufhin fassungslos.

„Das bringen die nicht wirklich, oder? Wenn die auch nur noch entfernt glauben, sie würden aus dieser Angelegenheit ungeschoren davonkommen, dann werde ich sie aber bitter enttäuschen müssen.“, grummelte er in sich hinein und Harry hätte am liebsten gekichert.

Aber da die Regel ja feststand, beließ er es bei einem leichten Zucken der Mundwinkel.

„Potter. Stellen wir eins erst mal klar. Wir beide sind hier wegen dieser bescheuerten Gitarre, die wir zufälligerweise wegen dem Bleigießen haben. Und mein bescheuerter Freund und seine noch beklopptere Freundin sind der Meinung, dass es Schicksal sei, dass wir uns nun ineinander verlieben müssten.“ Er hob genervt die Hand, schien sich durch das Haar fahren zu wollen, doch kurz bevor er es tat, hielt er inne.

Harry lachte leise. Niemand durfte an seine Haare, scheinbar noch nicht einmal er selbst.

Draco dagegen sah auf und blickte in undefinierbar an.

„Findest meine Misere wohl lustig, Potter?!“, zischte er, lehnte sich nun ebenfalls an ein Pult an und zwar so, dass er sowohl Harry, als auch die Türe gut im Blick hatte.

„Irgendwie ja.“, grinste der Gryffindor. „Vor allem, da du ja mit deinem Elend nicht allein bist.“

Sein Gegenüber seufzte, woraufhin Harrys Herz noch einen Takt schneller klopfte.

Es war ihm bewusst, dass der andere es sicher nicht hören konnte, aber am liebsten hätte er jetzt seine Hand auf die Brust gepresst und es somit zum Langsamerschlagen gezwungen, um die verräterischen Laute auf ein Minimum zu reduzieren.

„Es ist vollkommen absurd, was die beiden sich da zusammengesponnen haben. Allein schon die Tatsache, dass wir uns fast sechs Jahre lang bis aufs Blut bekriegt haben! Das kann wegen so einer Blödelei nicht einfach über den Haufen geworfen werden.“

Dieser Aspekt ließ den Löwen wehmütig lächeln. Seine Augen wurden ein wenig trüb.

Natürlich nicht.

Verständlich.

„Hey, Potter? Hörst du mir überhaupt noch zu?“

Draco war näher an ihn herangetreten und schaute ihm direkt in die Augen. Der bittere Zug um Harrys Mundwinkel wurde deutlicher.

Jetzt konnte er sich richtig davon überzeugen, dass der Slytherin schöne Augen hatte. Grau mit dunklen Sprenkeln darin.

Die Welt war doch grausam.

Er würde es nicht haben können.

„Ja, du hast gemeint, dass wir uns nicht in einander verlieben können, weil wir sechs Jahre lang eine wunderschöne Feindschaft gepflegt haben.“

Die Brauen des anderen zogen sich zusammen.

„Ich fragte eigentlich, ob wir den Tratschtanten eine Lektion erteilen sollten.“

„Lektion..? Gut..“, antwortete der Dunkelhaarige abwesend.

„Potter, du bist immer noch nicht ganz anwesend.“, stellte Draco fest.

Angesprochener nickte kurz, blinzelte dann mit den Augen, um seine Gedanken wieder zu bündeln. Er sollte jetzt bei der Sache bleiben, sonst würde doch noch etwas ans Tageslicht kommen.

„Was hast du dir gedacht?“, wollte er nun wissen, um dem anderen damit zu beweisen, dass er wieder vollkommen zurechnungsfähig war.

Sein Herz hatte sich mittlerweile beruhigt – oder war es langsamer geworden?

„Noch nichts, ich kann mir schließlich auch keinen Masterplan aus dem Ärmel schütteln.“ Der Blonde setzte sich auf einen staubigen Tisch, ließ die Füße baumeln und betrachtete Harry eine Weile.

Als dieser nichts weiter sagte, ergriff er abermals das Wort: „Warum streiten wir uns gerade nicht?“

Müde zuckte der Gryffindor mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht weil wir unsere Feindschaft hinter uns gelassen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben?“

Er wollte nicht darüber nachdenken. Nicht hier darüber sinnen, dass sein letzter Funke Hoffnung soeben von einem Platzregen ertränkt wurde.

Natürlich – er war immer realistisch genug gewesen, um sich bewusst zu machen, dass diese winzige Chance in der Wirklichkeit nie bestanden hatte, aber die Erkenntnis traf ihn dennoch hart.

„Glaubst du daran?“ Ein verwirrter Blick seitens Harrys folgte. „Ich meine an das Bleigießen?“

Wieder hob er die Achseln.

„Nein, nicht wirklich.“, und leise murmelte der Dunkelhaarige in sich hinein: „Aber dieses Mal würde ich es nur zu gerne.“

„Mh.“

Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Sie war Harry unangenehm, sie kratzte und piekte überall und ließ sich nicht abschütteln. Jeder Versuch einer Konversation erstarb im Keim.

Ein letztes Mal setzte er an. Er war doch ein Gryffindor-Löwe, oder nicht?

„Hast du deine Gitarre dabei? Oder eher: Hast du sie überhaupt noch?“, fragte er mutig. Sein letzter Strohhalm, an den er sich klammerte. Wenn der Slytherin wirklich vollkommen nichts auf dieses Symbol gab, dann würde er sie auch nicht dabei haben. Dann wäre alles vorbei.

Draco schreckte auf, sah ihn an. Blonde Strähnen fielen ihm in die Stirn. Harry hatte seinerseits sein Bleistück aus der Hosentasche gezogen, wandte es wie so oft in den letzten zwei, drei Tagen in den Fingern.

Der Blonde wollte gerade antworten, als die Tür aufging und vier Gesichter hereinlugten.

Lavender, Joan, Parvati und Blaise. Sie blickten die beiden Jungen enttäuscht an. Doch dann wandten sie sich zu und tuschelten miteinander.

Harry beobachtete dieses Szenario skeptisch.

Seiner Meinung nach waren sie eine Sekte. Punkt. Ende.

Das Fazit ihrer Besprechung ließen sie die zwei Zuschauer nicht erfahren, doch ihre Enttäuschung war einem freundlichen Lächeln gewichen. Die vier Schüler ließen die Türe offen stehen und entfernten sich wieder.

Der Blonde stand auf, ging dem Ausgang entgegen, doch noch vor er durch den Rahmen schlüpfen konnte, kam Harry auf seine Frage zurück: „Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Draco.“

Einen Moment schien der Angesprochene zu zögern, doch dann kramte er in der Tasche seiner Jeans, hielt schlussendlich ein Stück glänzendes Blei in der linken Hand. Er warf dem Gryffindor einen Blick über die Schulter zu und schien sogar einen weichen Rotschimmer auf den Wangen zu haben.

„Natürlich habe ich sie noch, Harry.“, murmelte er und der andere konnte ganz genau die Verlegenheit heraushören.

„Dann ist ja gut. Verlier sie nicht.“, erwiderte Harry, spürte, wie sich der eiserne Knoten in seiner Brust löste und das eiskalte Wasser der Erkenntnis in heißen Dampf umwandelte, als seine Flamme der Hoffnung wieder zu lodern begann.

„Wie könnte ich..?“

Mehr einem Hauch gleich lagen diese drei Worte noch in der Luft.

Draco verschwand aus dem Zimmer, ließ einen lächelnden Harry zurück.

Es war noch nicht vorbei.

Und als er selbst aus dem Raum ging, war er sich sogar sicher, dass Hermine ihm nichts anhaben könnte.

Nicht, wenn das Schicksal seine Finger im Spiel hatte. Und früher oder später würde sich das schon noch erfüllen.

Die „Tratschschwestern“ hatten nicht ganz unnütze Arbeit geleistet.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-11-02T18:33:17+00:00 02.11.2010 19:33
I liiiiike! aber wo ist das Ende? xD
Von:  NijiNiji
2009-01-02T16:42:20+00:00 02.01.2009 17:42
also hier mein großes letztes kommi (ob es groß wird weiß ich eigentlich gar nicht XD):

die geschichte war echt super! auch wenn du vielleicht hier und da was kürzen hättest könne, bzw weglassen.
und was ich natürlich ganz toll gefunden hab war das ende! genauso wie ich es mir vorgestellt hab! es ist schön das es offen bleibt ^^

und wer was anderes behauptet ist doof! die haben ja alle keine ahnung wie man ne richtig gute ff schreibt ò.ó ich bin auf jeden fall dein größter fan aber das weißt du ja schon ^^

vl schaff ich es eines tages dir auch ne ff zu schreiben ... mal sehn ^^

hab dich gaaaaaaaanz doll lieb! und danke nochmal ^^ für einfach alles
dein kitty
Von:  leewes
2009-01-01T20:48:51+00:00 01.01.2009 21:48
wie schon schluss??? das kann doch garnicht sein... wie geht es denn weiter??? kommen sie nun zu sammen und wenn ja wie?? und wie reagiert kate und der rest der schülerschafft darauf??? was für eine rache bekommen die tratschschwestern???? und sowiso und überhaubt???
ich will nciht das es schon vorbei ist...
ich will wieter lesen...*heul*
naja ich glaube ich muss lernen das ich nicht immer alles bekomme was ich mir wünsche....*g*
ich freu mcih shcon auf was neues von dir und falls es doch weiter gehen sollte könntest du mir dann bescheid sagen???
bis dann
lg
lee
Von:  Inan
2009-01-01T20:10:26+00:00 01.01.2009 21:10
Naja, wie Harry es gesagt hat:
Es ist noch nicht zuende^^
Von: abgemeldet
2009-01-01T19:11:30+00:00 01.01.2009 20:11
süße geschichte, aber komisches ende

lg


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