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Der Regen für die Wüste

Ein Herz ohne Liebe ist wie ein Garten ohne Blumen (1. Teil der Wüstentriologie)
von

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Abschied?

Mal davon abgesehen, dass er vor zwei Tagen fast gestorben wäre, erholte sich Gaara ziemlich schnell. Das Fieber verschwand endgültig, aber es hatte seine Spuren hinterlassen.

Gaara hatte, seit er wieder genesen war mit niemanden richtig, außer mit Ikiru, gesprochen. Kankuro und Temari, die sich verständlicherweise Sorgen um ihn machten, versuchten ihn nach einer Weile nicht mehr in Gespräche zu verwickeln. Sie kannten Gaara, wenn er auf Durchzug stellte brachte ihn niemand dazu zu reden, außer er wollte es.

Es war drei Tage her seit der Brief gekommen war. Es war der letzte Tag. Der letzte Tag den Ikiru in Suna verbringen würde.

Gaara versäumte keine Minute. Kaum war die Sonne aufgegangen stürmte er in Ikirus Zimmer. Als er die Tür aufschlug, saß sie aufrecht im Bett, den Kopf auf die Knie gelegt.

„Ikiru...“

Sie sah so aus als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie hatte Ringe unter den Augen und sie waren leicht rot, fast so als hätte sie geweint.

Kaum hörte sie seine Stimme hob sie den Kopf.

„Komm zu mir...“, flüsterte sie.

Innerhalb von Sekunden war er bei ihr. Kaum saß er auf dem Bett warf sie sich ihm entgegen und drückte sich an seine Brust.

„Du hast nicht geschlafen.“, sagte er.

„Wie denn auch.“, seufzte sie.

„Ich habe auch nicht geschlafen, wenn dich dass tröstet.“, meinte er.

„Das bin ich doch von dir gewöhnt, dass du nicht schläfst.“

Dann war es wieder still. Gaara spürte wie sie anfing zu zittern. Er drückte sie noch fester an sich.

„Warum ausgerechnet jetzt?“

Er wusste keine Antwort.

„Das Schicksal mag uns anscheinend.“, meinte er sarkastisch.

„Wieso?“

„Es greift immer in unser Leben ein und macht etwas wunderschön oder etwas kaputt.“

Ikiru schluchzte kurz auf.

„Scheiß Schicksal!“, stimmte sie ihm zu.

„Es sucht sich anscheinend immer nur die gleichen aus.“, sagte sie nach einer Weile.

„Wahrscheinlich.“

Zwischen ihnen herrschte ein ganze Zeit schweigen.

„Gaara?“

„Ja?“

„Das ist der letzte Tag...“

„Ich weiß.“

„Und...“

„Und was?“

„Was machen wir...an unseren letzten Tag?“

Er schob sie einen Moment von sich weg und sah ihr ins Gesicht. Trauer und Verzweiflung spiegelten sich in ihren Augen, aber auch Erwartung.

„Das kannst du dir aussuchen.“, sagte er schließlich.

Sie wirkte einen Moment überrascht, fing dann aber an zu überlegen. Eine ganze Weile.

„Ein ganzer Tag ohne die anderen?“, fragte sie.

Gaara stimmte ihr zu.

„Nur wir beide?“

Nicken.

„Ganz alleine?“

Mit einem Mal schoss Gaara ein Gedanke durch den Kopf bei dem was sie sagte. Keine Freunde oder Geschwister, nur sie beide...ganz alleine.

Gaara schoss das Blut in den Kopf und er wurde so rot wie ein Tomate als er daran dachte was man alles alleine, ganz allein, ohne Zuschauer machen konnte.

„...“

„Gaara, geht es dir gut?“, hörte sie ihn fragen.

„Ob es mir...gut g-geht?“, stotterte er.

Er war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache. In seinen Gedanken waren Ikiru und er ganz alleine, in seinen Zimmer und...

„...“

„Gaara?“

Gaara schüttelte den Gedanken mit einer Kopfbewegung ab. Er gab es nicht gerne zu aber seit er Ikiru halbnackt auf seiner Brust aufgefunden hatte kamen ihm diese Gedanken wenn er bei ihr war leider viel zu oft.

„Mir geht es prächtig.“, meinte er schließlich. „Ich habe nur...nachgedacht.“

Ikiru hatte wahrscheinlich inzwischen eine gute Vorstellung worüber er nachgedacht hatte, denn sie lief genauso rot an wie er.

„Ähhhhhhhhhhhhhh...“

Offensichtlich hatte sie den gleichen Gedanken wie er. Schnell versuchte er das Thema zu wechseln.

„Wir machen alles was du willst. Es wäre nur gut, wenn es nicht zu offiziell wäre.“,sagte er. „Die Dorfbewohner sollen keinen Grund für den Quatsch wie letztes Mal bekommen.“

„Da stimme ich dir zu.“

Gaara fing an zu grinsen.

„Wie du den Boten zusammen geschlaucht hast war absolut klasse.“

Sie lächelte.

„Ehrlich?“

„Aber auf jeden Fall. Ich habe mich damals die ganze Zeit gefragt wie ein Mädchen so viele Schimpfwörter drauf haben kann.“

Ikiru lachte auf.

„Das habe ich wohl davon, wenn man so viel herum gekommen ist wie ich.“

„Wie genau hast du das gelernt so schlagfertig zu sein?“

„Na ja, sagen wir mal so. Einige Männer fanden mich nicht unattraktiv als ich ihnen in ihrer Stadt über den Weg lief. Und ich brauchte Geld.“

Gaara starrte sie entgeistert an.

„Bitte was?“

„Habe ich dir das noch nicht erzählt?“, fragte sie verwundert.

„Ich bitte um Erklärung.“, murrte er.

Sie grinste.

„Schätzchen.“, sagte sie gespielt empört und rückte näher an ihn heran. Ihre Finger zeichneten Kreise auf seiner Brust und sie grinste ihn verführerisch an.

„Für was würdest du eine Frau halten...“, setzte sie an. „...wenn sie alleine auf der Straße herumläuft, zerrissenen Klamotten trägt und nicht gerade unattraktiv aussieht? Ach ja, und sie sieht so aus als würde sie dringend Geld brauchen.“

Gaaras Augen weiteten sich als er begriff worauf sie anspielte. Er packte ihre Handgelenke.

„D-Das ist nicht dein Ernst.“, stammelte er.

Sie lächelte ihn verführerisch an und legte ihr Lippen an seine Ohren. Er erschauderte unwillkürlich als er ihre Zungenspitze an seinem Ohr spürte.

„Wirkt es auf dich so als würde ich Scherze machen?“

Mit einem Ruck fuhr er hoch.

„Du hast dich als...als...“, stotterte er.

Ikiru grinste und wand sich in ihrem Nachthemd.

„Oh Mann.“, sagte sie mit gespielt heißerer Stimme, bei der es Gaara trotzdem warm den Rücken runter lief. „Es ist ganz schön heiß hier drin.“

Ihre Finger packten den Kragen ihres Nachthemds und zogen ihn ganz langsam nach unten.

Gaara starrte sie mit offenem Mund an als sie einen anderen Finger an ihre Lippen legte und ihn mit glitzernden Augen ansah.

„Könnten sie mir vielleicht helfen, gnädiger Herr?“, flüsterte sie.

Gaara Kopf explodierte förmlich, mal ganz davon abgesehen dass sein jugendlicher Hormonspiegel gerade verrückt spielte.

Er starrte Ikiru aus offenem Mund an. Er wollte was sagen aber das einzige was er war ein trockenes Räuspern.

Ikiru fing schallend an zu lachen und fiel fast aus dem Bett.

„Oh...mein...Gott...Gaara.“, keuchte sie.

Gaaras starrte sie immer noch an als wäre gerade ein Marsmensch vor ihm gelandet.

„Du hast dich als...Hure durchgeschlagen?!?“, krächzte er.

Ikiru lachte weiter und beruhigte sich erst mal eine ganze Weile gar nicht. Da leuchtete Gaara es ein und er grinste sie leicht verlegen an.

„Das war ein guter Scherz.“, meinte er.

Ikiru hörte auf zu lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Das war kein Scherz.“

Gaaras Gesichtszüge entgleisten wieder.

„A-Aber...dass ist doch nicht...“

„Doch, das ist mein Ernst.“

„Du hast dich allen Ernstes als Hure durchgeschlagen?“, piepste er.

„Nicht direkt.“

Gaara erstarrte.

„Wie „Nicht direkt“?

Sie grinste ihn frech an.

„Ich habe mit Männer genau das gemacht was ich gerade mit dir gemacht habe.“, sagte sie und er lief schon wieder rot an. „Allerdings bin ich noch eine stolze Jungfrau.“

„Häh???“

„Ich habe sie ihn ihre Wohnungen oder in die hinterste Gasse geschleppt und sie dann mit einem kleinen Gehirnstreich außer Gefecht gesetzt. Ich habe ihnen das Geld abgeknöfft, was ich brauchte um mir was zu Essen zu besorgen und um ihn die nächste Stadt zu gelangen. Danach bin ich abgehauen.“

Gaara starrte wie eine Eule, mit mindestens so großen Augen.

„Wow.“, brachte er schließlich im sarkastischen Ton heraus.

„Beeindruckt?“

Gaara dachte gerade darüber nach wie er bei ihrer Anmache reagiert hatte. Gott, war ihm das peinlich! Er hatte sich wahrscheinlich nicht besser benommen als die anderen Männer.

„Tut mir Leid.“, murmelte er.

„Wofür?“

„Ich habe wahrscheinlich gerade nicht anders reagiert als diese Kerle.“

Zu seiner Überraschung grinste sie ihn liebevoll an.

„Oh doch, du warst anders. Du warst der einzige der Schamgefühl hatte und du bist der einzige der mich liebt.“

Da musste Gaara doch lächeln. Langsam näherte er sich ihr wieder und drückte sie an sich.

„Zieh dir lieber was richtiges an.“, sagte er schließlich. „Wenn du nicht möchtest, dass ich auf blöde Gedanken komme.“

Ikiru lief rot an, nickte ihm dann zu und verschwand im Badezimmer. Gaara, der von ihrer kleinen Story immer noch ein wenig erhitzt war, musste sich beherrschen ihr nicht zu folgen.

Kurze Zeit später stand sie auch schon wieder vor ihm. Sie hatte sich ein lockeres blaues Alltagskleid übergeworfen und ihre langen Haare zu einem Zopf hoch gesteckt.

„Du siehst wunderschön aus.“, sagte er und küsste sie auf den Mund.

Er spürte wie sie bei ihrem Kuss lächelte.

„Ich habe mir beim umziehen überlegt was ich machen will.“

„Ich höre.“

Sie löste sich von ihm und legte ihm die Hand auf die Brust.

„Können wir noch mal...an alle Orte gehen an denen wir uns irgendwie miteinander beschäftigt haben?“

Gaara schaute ihr tief ins Gesicht.

„Du willst alles noch mal Revue passieren lassen.“, stellte er fest.

„Genau.“

„Ich habe nichts dagegen.“

Schnell gingen sie aus dem Zimmer bevor sie von den anderen aufgehalten wurden. Shino neigte nämlich die ganze Zeit dazu die Rückreise zu planen. Und das ging Ikiru erstens gehörig auf den Keks und zweitens wusste sie auch so, dass sie hier bald verschwinden mussten.

Als sie auf die Straße kamen und sie somit in die Öffentlichkeit traten, setzten beide die Fassade des Kazekagen und der Dienern auf. Sie gingen nebeneinander, hielten sich nicht an den Händen, aber waren sich doch sehr nahe. Von allen Seiten wurden Begrüßungsworte zu Gaara und ihr gemurmelt. Ikiru wurde ein wenig rot. Irgendwie hatte sich herumgesprochen, dass sie es gewesen war, die das Dorf vor der Zerstörung bewahrt hatte. Seitdem traute sich Ikiru kaum noch auf die Straße, da sie entweder misstrauisch angeschaut wurde oder sie alle anschauten als wäre sie ein Weltwunder.

Plötzlich blieb Gaara stehen.

„Was ist los?“, fragte sie verwundert.

Sie hörte wie Gaara mit einem Schmunzeln sprach.

„Das ist auch ein denkwürdiger Ort.“, meinte er.

„Wieso?“, fragte Ikiru verwundert und schaute sich um.

Sie standen direkt vor dem Marktplatz. Abgesehen davon, dass sie Gaara mal über den ganzen Marktplatz angeschrien hatte, verband sie nichts hiermit.

Gaara drehte sich zu ihr um.

„Hier sind wir uns zum ersten Mal begegnet.“

Ikiru erstarrte und schaute sich um. Jetzt fiel es ihr auch wieder ein. Hier war sie, vor dem gesamten Dorf, in ihn hinein gelaufen. Sie wurde rot.

„Oh.“, murmelte sie.

Die Erinnerung hatte sie leider noch sehr gut im Gedächtnis. Wie sie Hinata losgelassen hatte und wie sie kurz darauf in ihn hinein gekracht war. Das war so ziemlich einer der peinlichsten Momente in ihrem Leben gewesen.

„Ich habe wohl keinen sehr guten ersten Eindruck auf dich gemacht.“, nuschelte sie.

Gaara kicherte kurz auf.

„Als du in mich hinein gelaufen bist habe ich dich anfangs für eine Streunerin gehalten.“

„Herzlichen Dank.“

„Tut mir Leid, aber deine Kleidung war dreckig und du sahst nicht gerade gesund aus. Erst in dem Moment wo ich dich ein wenig rüde angesprochen habe, habe ich dein Team bemerkt. Ich kannte deine Freunde schon vorher, daher habe ich erst dann gemerkt, dass du zu ihrem Team gehörst. Und als du mich auch noch angeschaut hast, mit deinen Augen, war ich erst mal einen Moment von den Socken.“

„Warum? Sah ich so schlimm aus?“, meinte sie scherzhaft.

„Ganz ihm Gegenteil.“, antwortete er und sah ihr ins Gesicht.

„Du hattest das schönste Gesicht, dass ich je gesehen hatte. Deine Augen waren es, die mich direkt an dir fasziniert haben.“

„Ausgerechnet das?“

„Ich habe direkt an deinen Augen gesehen, obwohl sie mich in gewisser Weise auch irgendwie nervös gemacht hatten, dass du etwas besonderes bist.“

„Jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt.“

Zusammen gingen sie weiter. Innerhalb kürzester Zeit kamen sie an einen weiteren bekannten Ort.

„Ich habe gesagt, du sollst jetzt hier raus gehen!!!“, schrie eine zornige Männerstimme.

Kaum hörte Ikiru diese Stimme musste sie anfangen zu grinsen. Erst recht als ein betrunkener Mann aus einer Kneipe stolperte, hinter ihm ein erboster Wirt.

„Und lass dich hier ja nicht mehr blicken!!!“

Ikiru blieb stehen und schaute den Wirt an. Sie hatte ihn gezwungen ihr etwas zu trinken zu geben, dass wusste sie noch gut. Das sie danach sturzbetrunken auf seinem Tresen gehockt hatte, meinte sie auch noch zu wissen.

„Tag auch.“, grüßte sie den Wirt.

Der starrte sie einen Moment lang wie einen Geist an. Dann wanderte sein entsetzter Blick zu Gaara...und innerhalb von zwei Sekunden war er in der Bar verschwunden und die Tür schlug mit einem Knall zu.

Gaara fing schallend an zu lachen, Ikiru ebenfalls. Den Wirt wollten sie nicht belästigen, dem saß der Abend wahrscheinlich tiefer in den Knochen als einen von ihnen.

Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Oase, den wohl wichtigsten Ort. Zusammen blieben sie an einer Palme stehen und schauten auf das Wasser.

„Hier haben wir uns zum ersten Mal geküsst.“, flüsterte sie.

Gaara nickte. Nur zu gerne hatte er diese Erinnerung im Kopf. Aber ihm fielen auch andere Sachen ein die hier passiert waren.

„Hier habe ich dir alles erzählt.“, sagte er leise und schaute ihr ins Gesicht.

„Ja, und ich werde es bestimmt nicht vergessen.“

Einen Moment war es still.

„Oh schaut mal.“, hörten sie jemanden rufen.

Beide drehten sich um...und schauten in die Gesichter von mindestens fünf oder sechs kleinen Kindern.

„Das ist das Blumenmädchen.“, rief ein kleiner Junge.

Ikiru fing an zu lächeln. An einen ihrer ersten Tage hatte sie für die Kleinen Wasserblumen gemacht.

„Du magst Kinder, oder?“, fragte Gaara leise.

Ikiru nickte.

„Das ist mir damals auch schon aufgefallen als ich dich beim Blumenformen beobachtet habe.“

Ikiru fuhr zu ihm herum.

„Du hast mich beobachtet?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich bin überall.“, kicherte er.

Dann schaute er wieder auf die Kleinen. Sie schauten ihn alle mit großen Augen an.

„W-Werter Kazekage.“, stammelten sie und deuteten eine kleine Verbeugung an.

Gaara seufzte. Selbst die Kinder. Sie hatten von ihren Eltern wahrscheinlich eingeredet bekommen, dass, wann immer er in der Nähe war, ihn zu respektieren und zu huldigen.

„Ich halte mich Abseits.“, murmelte er ihr zu und ging ans Ende der Oase.

Von einem kleinen Baum aus beobachtete er Ikiru wie sie anfing für die Kleinen Blumen zu formen. Wieder fing sie mit etwas einfachen an, einem Veilchen. Dann wurden ihre Blumen immer größer und größer. Schließlich wurden sie sogar zu Pflanzen die Gaara gar nicht kannte. Wieder einmal fragte Gaara sich wo Ikiru in ihrem ganzen Leben schon gewesen war. Sie kannte Orte, die er nicht kannte und wahrscheinlich auch nicht kennen lernen würde. Ikiru war frei. So frei wie ein Vogel. Und er...

Sein Blick blieb an den Kindern hängen, die Ikiru anschauten wie eine Göttin. Wahrlich war das gar nicht so verkehrt. Sie bewunderten sie, klatschten und jubelten wenn sie etwas Neues hervor zauberte.

Gaara fixierte eines der Kindergesichter. Es strahlte vor Begeisterung und Freude, es sah aus wie das glücklichste Kind der Welt. Gaara konnte nicht verhindern, dass er auf jedes dieser kleinen Kinder ein klein wenig neidisch war. Sie hatten Eltern und eine richtige Familie, ihre Kindheit verlief wie eine Kindheit verlaufen sollte.

Gar nicht zu vergleichen mit Gaaras sogenannter Kindheit. Einer Kindheit die er nie gehabt hatte. Danke auch, Vater, dachte sarkastisch und wünschte sich, dass sein alter Herr wortwörtlich in der Höhle schmorte.

Sein Blick wanderte von den Kindern über den Platz vor der Oase. An einer stelle spielten ein paar Jugendliche ein Ballspiel, etwas weiter Abseits diskutierte gerade eine Frau mit ihrem Mann und hatte ihr Kind, dass unter einem Dach stand anscheinend völlig vergessen.

Gaara fixierte das kleine Kind, einen Jungen von wahrscheinlich nicht mal vier Jahren. Es hatte braune Haare und riesige Kulleraugen. Es sah sogar für Gaara süß aus. Am Rande bemerkte er, dass das Dach unter dem das Kleinkind stand nur auf zwei Balken gestützt war und nicht sehr stabil wirkte.

BAMM

Gaara zuckte heftig zusammen als der Spielball der Jugendlichen volle Kanne gegen einen der Balken des Daches stieß.

„Scheiße!!“, fluchte Gaara und rannte los.

Noch bevor er da wahr stürzte das Dach schon ein. Er hörte wie Ikiru seinen Namen schrie. Schnell tat er das einzige was sich ihm anbot. Der Sand von der Oase stürmte auf ihn zu und flog zu dem einstürzenden Dach herüber. Allerdings war dieser viel zu feinkörnig und benötigte mehr Kraft um aufrecht gehalten zu werden. Und die hatte Gaara im Moment nicht.

Ihm blieben nur fünf Sekunden.

Der Sand stütze das Dach und hielt es knapp eineinhalb Meter über dem Boden aufrecht.

Vier Sekunden.

Das Kind sah mit weit aufgerissenen Augen an die Decke. Gaara wahr noch drei Schritte entfernt.

Drei Sekunden.

Gaara duckte sich unter das instabile Dach.

Zwei Sekunden.

Mit einem Satz packte er den Jungen. Es waren zwei Meter bis sie unter dem Dach weg waren.

Eine Sekunde.

Gaara sprang.

KNIRSCH, KRACH

Mit einem hässlichen Geräusch stürzte das Dach ein und hüllte alles in Staub. Als sich der Staub wieder legte konnte man noch die Überreste des Daches erkennen...und keinen Meter daneben Gaara der dem kleinen Jungen noch im Arm hielt. Vorsichtig stand er auf uns starrte auf die Trümmer.

`Ich muss aufhören Sachen zu denken. Sie könnten in Erfüllung gehen.´

Er schaute auf den kleinen Jungen...und schaute in Augen, die so groß waren wie Teller.

„Ka-Ka-Kaze-...“, stammelte er mit piepender Stimme.

Gaara seufzte.

„Ja.“, murmelte er. „Kazekage.“

Er wunderte sich wie leicht dieses Kind war, er konnte es mühelos im Arm halten. Er hielt es ganz sanft, fast als hätte er Angst es zu verletzten. Der Junge schaute ihn immer noch aus riesigen Augen an. Dann hob er ein kleines Händchen und legte es auf Gaaras Wange. Gaara erstarrte zur Salzsäule als er diese winzige, sanfte, weiche Hand spürte. Er sah aus den Augenwinkeln wie alle Leute ihn wie angewurzelt anstarrten. Er schaute dem Kind tief in die Augen...und es schaute ihm ebenfalls in die Augen.

„Tl-tl-tl.“, murmelte es. Langsam bildete sich ein Wort.

„Tlau-tlaulig.“, sagte es.

Gaara starrte es perplex an. Dieses Kind...

„Du...tlaulig...“, sagte es und schaute ihn aus Kulleraugen an.

„W-Werter K-Kazekage.“

Langsam drehte sich Gaara um und schaute in das Gesicht einer verängstigten Frau. Offensichtlich die Mutter. Sanft übergab er den Jungen der Frau.

„Danke, danke.“, keuchte sie und drückte das Kind an sich.

Gaara antwortete nicht sondern sah immer noch in die Augen des Kindes, das ihn ebenfalls noch anschaute.

„I-Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte die Mutter leise.

Langsam schüttelte Gaara den Kopf und schaute dann die Mutter an.

„Es ist nichts.“, murmelte er.

Die Mutter schaute ihn noch einen Moment an und bedankte sich dann abermals. Langsam drehte sich Gaara zu der Oase um. Ikiru stand dort mit den Kindern und alle sahen ihn erstaunt und bewundern an. Als alle Kinder zu dem Kleinen liefen um ihn auszufragen und Ikiru alleine ließen sah er Ikirus Gesicht. Sie lächelte.

„Gut gemacht.“, formte sie mit den Lippen und zwinkerte ihm zu. Dann machten sie sich weiter auf den Weg.

„Das war gerade verdammt süß.“, sagte sie leise als sie die Menschenmenge hinter sich gelassen hatten.

Er brummelte irgendetwas vor sich hin.

„Du hast dich ganz anders benommen als sonst.“, sagte sie.

„Wie meinst du das?“

„Du warst...sehr sanft. Du hast dich auf das Kind eingestellt und mit ihm ohne viel zu sagen kommuniziert.“

„Das hast du alles gesehen?“

„Vor diesen Augen kannst du nichts verbergen.“, kicherte sie und sah ihm ins Gesicht.

Gaara schüttelte mit einem Grinsen den Kopf.

„Wir müssen zu noch einem wichtigen Ort.“, sagte er.

„Nach ihnen, werter Kazekage.“, stichelte sie.

Fünf Minuten später standen sie an der Dorfmauer. Ikiru bekam eine Gänsehaut und musste schlucken. Hier waren auch nicht gerade unbedeutende Sachen passiert. Hier hatte sie sich für ihn geopfert um Gaara und sein Dorf zu retten, hier war sie zum ersten Mal ihrem Onkel begegnet.

„Das ist ein sehr...gruseliger Ort.“, meinte sie schließlich.

„Wem sagst du das.“, murmelte er zurück. „An dieser Mauer sind Männer gestorben, ermordet worden, hier haben wir beide Leute kennen gelernt die wir nie kennen lernen wollten.“

Ikiru seufzte auf. Dann stiegen sie die Mauer hinauf. Gaara beobachtete die Sonne wie sie sich den Weg über den Himmel suchte und alles in ein gleißendes Gelb und Gold erleuchtete.

„Genießt du immer noch die Sonne?“, fragte er sie scherzhaft.

„Wir sind hier in der Wüste, hier scheint immer die Sonne.“, sagte sie mit einem Grinsen. Dann fingen beide an zu lachen als sie sich daran erinnerten, dass sie damals genau diese Worte gesagt hatten, allerdings umgekehrt.

Es war Nachmittag und die Sonne neigte sich langsam gen Westen. In drei Stunden war sie weg.

„Wir sollten zurück..“, meinte er.

Ikiru nickte und sie gingen ein letztes Mal durch das Dorf wieder zurück zum Hauptsitz.

Schweigend gingen sie nebeneinander her. Beide wussten, dass sich ihr letzter Tag dem Ende zuneigte und sie wagten beide nicht es auszusprechen. Kaum waren sie im Gebäude trennten sie sich kurz, da Gaara wohl oder übel kurz seinen Pflichten als Kazekage nachgehen musste und Ikiru sich frische Klamotten anziehen musste.

Da Ikiru schon alle ihre Sachen in ihre Tasche getan hatte blieb ihr nur noch ein Kleidungsstück, ihr Nachthemd, und die Sachen die sie sich für die Reise zusammengelegt hatte. Ikiru hatte keine Lust den Rest des Tages in verschwitzen Klamotten herumzulaufen, daher zog sie ihr Nachthemd an. Gaara würde sowieso eine Weile brauchen.

Eineinhalb Stunden später ging die Tür auf und Gaara betrat das Zimmer. Ikiru stand auf dem Balkon und schaute auf das Dorf hinab. Sie kam gerade anscheinend vom Dach. Wie er sie so von hinten ansah, spürte er zum ersten Mal ein Gefühl, dass er sowohl gut kannte aber gleichzeitig auch nie richtig gespürt hatte. Instinktiv schloss er die Tür hinter sich ab.

Er betrachtete ihre Gestalt. Seine Augen fuhren die Rundungen ihrer Hüfte nach und ihren schmalen Rücken. Fast so als hätte sie seinen Blick gespürt drehte sie sich zu ihm um.

„Gaara...“

Sein Blick glitt weiter über ihren Körper, über ihre Taille, ihre Brüste und ihren Bauch. Wieder durchzuckte ihn dies Gefühl und es verging erst recht nicht als er bemerkte, dass sie nur ein Nachthemd trug.

„Gaara...“, wiederholte sie und kam auf ihn zu.

Wie sich ihre Haare im Gleichschritt mit ihren Bewegungen bewegten, wie sie ihren Körper zu streicheln schienen.

„Gaara...“, flüsterte sie leise und hob die Hand.

Sofort riss er sie an sich und küsste sie. Anfangs schien sie überrascht über diese plötzliche Annäherung zu sein, aber dann gab sie ihm bereitwillig nach. Sie konnte nicht anders.

Sie liebte ihn!

Ihre Hände legten sich auf seine Brust und strichen darüber, sanft aber bestimmend. Ihre Finger zeichneten jeden einzelnen Muskel auf dieser muskulösen, aber schlanken Brust ab.

Und sie liebte ihn nicht nur!

Ganz sanft strich sie mit den Fingern über seinen Hals und verteilte dort Küsse. Sie spürte wie er eine Gänsehaut bekam.

Sie begehrte ihn!

Und als er sie wieder heftig an sich zog und sie an sich drückte wusste sie es...und er ebenfalls.

Er liebte sie...und begehrte sie genauso wie sie ihn!

Durch das dünne Nachthemd konnte Gaara auf jeden Zentimeter ihrer Haut schauen. Die sanften Rundungen ihres Rückens und ihrer Taille.

Oh ja, er begehrte sie mehr als alles andere! Und das Beste war, dass Ikiru genauso zu fühlen schien.

Hinter ihnen, hinter dem Dorf, am Horizont, sendete die Sonne ihre Abendstrahlen auf das Dorf.

Beide fühlten sich als würden sie brennen, ein verlangendes Brennen in ihrem Innern, das sie beide nur auf eine Weise stillen konnten.

Als Gaara sie an den Armen packte und sie schließlich ein wenig von sich abhielt, sprang sie ihn wortwörtlich an. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schloss ihre Beine hinter seinem Rücken zusammen, Sie hatte ihm in Klammergriff. Beide kamen aus dem Gleichgewicht und stürzten auf das Bett. Gaara schaute auf und sah in Ikirus gerötetes Gesicht. Allerdings nicht vor Scham, sondern vor Verlangen.

„Unsere letzte Nacht.“

Ihr Flüstern hallte in seinem Kopf wieder. Sie beugte sich zu ihm runter und küsste ihn neben das Ohr.

„Ich habe noch eine Bitte.“

„Welche?“

„Lass uns diese Nacht...nie wieder vergessen.“

Mit einem Knurren drückte Gaara sie hoch und rollte beide so um, dass sie nun unten lag. Als er die verlangend am Hals küsste und sie leise auf keuchte war seine Antwort klar.

Ihre Finger glitten unter sein Shirt und zogen es hoch. Keine fünf Minuten später lag es neben dem Bett.

Ikiru spürte wie seine Finger unter ihr Nachthemd glitten und sie seufzte wohlig auf. Seine Finger, kühl und doch unheimlich sanft strichen über ihren Bauch und zogen schließlich ihr Nachthemd nach oben. Er legte erst mal nur ihren Bauch frei, bedeckte ihn sanft mit winzigen Küssen, die ihr ein Kribbeln am ganzen Körper verpasste. Dann zog er ihr das Hemd endgültig vom Körper,

Gaara schaute auf den schönsten Körper hinab den er je gesehen hatte. Ebenmäßige, sanfte, straffe, leicht braune Haut. Ihre Brüste waren nicht zu groß und nicht zu klein, genau die mittlere Größe. Sanft strich er mit einer Hand darüber als würde er Alabaster berühren. Sie schauderte unter seiner Berührung.

Mit einem Mal wurde ihm klar, dass das was er gerade vorhatte er noch nie gemacht hatte und sie wahrscheinlich auch nicht. Aber schlagartig vergaß er diesen Gedanken wieder als er weiter ihren Körper erforschte. Er ging unheimlich sanft vor fast so als hätte er Angst ihr weh zu tun.

„Gaara...“, keuchte sie.

„Ikiru...“, murmelte er.

„Es...ist ganz schön...heiß hier drin.“, nuschelte sie und sah ihn verlangend an.

Er antwortete ihr nicht. Das einzige was er hörte waren ihre Worte in seinem Kopf.

„Könnten...sie mir vielleicht....helfen, gnädiger Herr?“

Er meinte sie heißer kichern zu hören. Und als er sich wieder über sie beugte wusste er eins.

Sie würde diese Nacht nie in ihrem Leben vergessen...und er sicher auch nicht.
 

„Ikiru, wir müssen los!“

Es war Nachtmittag und der Moment des Abschieds war gekommen.

Ikiru rührte sich nicht von der Stelle.Sie hatte nur Augen für Gaara, der Mühe hatte seine ruhige Fassade aufrecht zu erhalten. Was gestern Nacht zwischen ihnen vorgefallen war, was sie gemacht hatten...dass saß ihnen beiden noch tief in den Knochen. Sie hatten sich auf eine Weise miteinander verbunden wie noch nie, eine Verbindung, die sowohl seelisch als auch körperlich gewesen war.

Eigentlich hatten sie sich schon verabschiedet. Ikiru wollte und konnte es nicht vor ihren Freunden machen.

Als er Anstalten gemacht hatte aus dem Zimmer zu gehen, war sie zu ihm gestürmt und hatte ihn fast umgeworfen. Sie hatte hemmungslos geweint und geflucht und geschrien. Aber sie konnte nichts daran ändern.

An seiner Schulter hatte sie gut eine Stunde lang geweint und er hatte sie eine Stunde lang einfach nur im Arm gehalten.

„Ich will dich nicht verlassen!“, hatte sie geflüstert.

Er selbst hatte kein Wort hervorgebracht. Nur einen Gedanken hatte er sie ganze Zeit gedacht.

Er liebte sie so sehr...und er würde sie verlieren.

„Ikiru...“, meldete sich Shino schon wieder.

„Lass ihr Zeit, du Vollidiot.“, zischte Kiba Shino an als dieser schon wieder ansetzten wollte.

Gaara und Ikiru schauten sich einen Moment lang nur in die Augen und betrachteten sich.

Er würde sie nie vergessen!

Als sich schon wieder Tränen in Ikirus bildeten, spürte Gaara einen dicken Kloß im Hals. Ehe er etwas sagen konnte, schlang sie die Arme um ihn und er spürte kurze Zeit später ihre Tränen.

„Ich liebe dich.“, schluchzte sie leise.

Der Kloß wurde dicker und dicker und Gaara spürte ein Brennen in den Auge. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und sog ihren Duft ein.

Ein letztes Mal.

„Ich liebe dich auch.“, sagte er leise und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Der Letzte, dachte er als er von ihr ab ließ.

Ikiru liefen die Tränen über das Gesicht, dann nickte sie ihm zu.

Hinata, die ebenfalls den Tränen nahe war, packte Ikiru an der Hand und setzte sich in Bewegung. Ikiru wurde von Hinata mit gezogen. Immer weiter entfernte sie sich von ihm und schließlich konnte er ihr Gesicht nicht mehr erkennen. Die Sonne schien ihr von hinten in den Rücken und verweigerte ihm die Sicht auf ihr Gesicht. Dann drehte sie sich um und lief langsam neben ihr Freundin her. Sie entfernten sich, weiter...und weiter.

Und dann war sie weg. Gaara konnte sie nicht mehr sehen. Seine Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das Brennen in den Augen wurde stärker und er drehte sich auf dem Absatz um und ging ins Haus.

Drinnen begegnete er Temari und Kankuro. Sie sahen ihn aus unergründlichen Blicken an.

„Sie sind weg.“, sagte er leise und ließ seine Geschwister, und Ikiru, hinter sich.
 

Ohne auf die Leute zu achten, an denen er vorbei kam und die ihm etwas sagen wollte, stürmte er nach oben auf das Dach.

Er stieß die Tür mit solch einem Ruck auf, dass sie fast aus den Angeln fiel. Die Sonne schien ihm knallhart ins Gesicht, aber er wendete die Augen nicht ab.

„Warum...?“, flüsterte er und schloss die Augen für einen kurzen Moment.

Er merkte gar nicht, dass seine Geschwister in der Tür standen und ihn beobachteten.

Er öffnete die Augen abermals, blickte der Sonne entgegen. Seine Augen fingen an zu brennen, ob von der Sonne oder von sich aus, er wusste es nicht. Er wusste auch nicht, wie lange er dort oben stand, er wusste nur, dass es lange war.

Wind kam auf und wirbelte den Sand auf dem Dach auf. Seine Augen folgten den wirbelnden Staub, wie er über den Boden und schließlich vom Dach gepustet wurde.

„Warum...?“

Langsam sank er in die Knie und saß wie ein kleines Kind auf dem Boden. Seine Finger gruben sich in sein Haar und er senkte den Kopf.

„Warum...?“

Gaara sah auf den Boden, ein unwiderrufliches Brennen in den Auge. Dann fiel ein Tropfen auf den Boden und er starrte verwundert darauf. Langsam hob er eine Hand und hob den Sand mit dieser nassen Stelle auf. Seine Hand fing an zu zittern als er merkte was es war.

Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht...und erstarrte als er eine feuchte, kleine Spur an seiner Wange spürte.

Wie vom Blitz getroffen sprang er auf und stürmte zu der Tür, an seinen aufgescheuchten Geschwistern vorbei. Innerhalb von einer Minute war es raus aus dem Haus und lief an den perplexen Dorfbewohner vorbei zur Oase.

Es waren nicht viel da. Nur am Rande der Oase spielten ein paar Kinder Ball. Das Wasser glitzerte in de Sonne und schillerte ihm entgegen. Durch die Reflexion zeichneten sich Lichtspuren auf seinem Gesicht ab.

Wasser. Ikiru.

Sie waren nicht mal seit fünf Stunden weg und es zerriss ihm jetzt schon das Herz. Die Sonne, die sich langsam dem Westen zu wandte und in eine rötliche Farbe überging, ließ das Wasser nicht mehr blau sondern rot erscheinen.

Langsam sank er auf dem Sand in die Knie. Die klitzekleinen Steine schmiegten sich an seine Beine und gaben ihm ein warmes aber sanftes Gefühl...ein Gefühl wie eine Berührung Ikirus.

Abermals spürte er wie seine Augen anfingen zu brennen und er schloss die Augen. Allerdings wehrte er sich nicht dagegen, da er wusste, warum seinen Augen brannten. Er ließ es zu.

Keine zwei Sekunden später spürte er wie sich die Tränen ihren Weg über seine Wangen suchten. Sie liefen ihm über das Gesicht und tropften auf den Sand, hinterließen kleine, dunkle Stellen auf dem Boden.

In seinen Gedanken merkte er, dass es das erste Mal war, dass er weinte...seit elf Jahren. Er hatte seit seinem sechsten Lebensjahr nicht mehr geweint. Er hatte keinen Grund gehabt in seinem Leben je wieder zu weinen.

Bis jetzt.

Unaufhörlich liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Er selbst gab keinen Ton von sich, seine Stimme hatte auf dem Dach versagt. Seine Hände zitterten, der Kloß in seinem Hals übte so einen Druck aus als würde ihn jemand versuchen zu erwürgen.

„Ikiru...“

Sie war weg.

„Ikiru...“

Sie kam nicht zurück.

„Ikiru...komm zurück.“, flehte er mit einer Stimme, die nur ein Hauch im Winde war.

Erinnerungen kamen in ihm hoch, jeden Moment den er mit ihr verbracht hatte. Er erinnerte sich an ihr Lachen, ihr Weinen, ihr Schreien, sogar an ihr Gefluche.

Er erinnerte sich an ihr Gesicht, ihren Körper, ihre Haare, ihren Duft.

Seine Hand verkrallte sich in den Sand und zogen Spuren im Sand nach.

Ihre Stimme, ihre Worte, die ihm so sehr das Herz geöffnet hatten.

„Ich liebe dich.“

Ihre Worte halten in seinem Kopf wie ein Echo wider. Wie sehr wünschte er sich das noch einmal von ihr zu hören.

„Ikiru...“

Seine Augen streiften die stellen im Sand an denen seine Tränen hinein gesickert waren. Kleine Tropfen.

Mit einer Bewegung schnellte die Stelle Sand empor und schwebte in der Luft.

Ein Bild schoss Gaara durch den Kopf.

Ikiru, wie sie für die kleinen Kinder Blumen formte.

Langsam formte sich der Sand in der Luft um und bildete eine Form.

Er hatte Ikiru nur zweimal beim Blumenbilden zugeschaut...aber...

Ein kleiner Klumpen weißen Sandes, vermischt mit seinen Tränen, hatte sich in seiner Hand gebildet. Sanft strich er mit den Fingern über die Ränder, schärfte sie mit seiner Kraft ein wenig ab und verlieh dem unförmigen Etwas eine Gestalt.

Fünf Minuten späte schaute er auf das was er in der Hand hielt.

Es war nicht genau das, was Ikiru damals gemacht hatte. In seiner Hand hielt er eine kleine Sandrose. Ihr Blütenblätter waren leicht geöffnet...das Innere der Blume war jedoch nicht zu sehen. Es hatte sich nicht geöffnet.

Eine Träne fiel auf die Blüte, auf das Innere. Durch das Wasser verlief die Form des Sandes und es sah so aus als würde sich das Innere öffnen.

Entgeistert starrte Gaara auf seine unfreiwillig vollendete Kreation. Ein heißeres Lachen bildete sich in seiner Kehle und suchte einen Weg nach draußen. Es bildete sich aber nur eine Art Schnauben.

Er konnte nicht lachen.

Nicht jetzt.

Nicht mehr.

Nie mehr.

Als seine Hände anfingen zu zittern rutschte ihm die Rose aus der Hand und zerfiel auf dem Boden. Gaara starrte auf seine Hände. Hände, die Ikiru berührt hatten, ihre Hand gehalten hatten, sie gestreichelt hatten, ihr Haar zwischen den Fingern gehabt hatten.

Sie geliebt hatten.

Gaara fing unaufhörlich an zu zittern. Alles, alles erinnerte ihn an Ikiru. Das Dorf, die Oase, das Haus mit dem Dach auf dem sie immer geredet hatten...selbst sein Körper, der Ikiru berührt hatte erinnerte ihn an sie.

Er würde sie immer im Kopf behalten, egal was er tat, sah und fühlte.

Er würde sie nie wieder aus dem Kopf bekommen.

„Ich liebe dich.“, flüsterte er.

„Ich liebe dich auch.“

Gaara zuckte zusammen als er glaubte ihre leise Stimme zu hören. Aber es konnte sowieso nicht sein.

„Sie ist weg, siehe das ein.“, zischte er sich selbst zu.

„Denkst du das, oder weißt du es?“, sagte die Stimme.

„Ich weiß es.“

„Warum?“

„Weil sie nicht zurück kommen kann! Sie hatte keinen wichtigen Grund in diesem Dorf zu bleiben der der Hokage als wichtig genug erschien wäre.“

Es entstand Stille. Gaaras seufzte, die Stimme war weg.

„Bist du dir da sicher...dass sie keinen triftigen Grund gefunden hat zu bleiben?“

Ganz langsam weiteten sich Gaaras Augen.

`Das...das...kann...´

Wie in Zeitlupe drehte er sich um.

Hinter einer Palme, von dem Stamm fast verdeckt, stand sie, der Wind spielte mit ihrem Haar und wehte ihm einen blumigen Duft in die Nase.

Ikiru trat hinter dem Stamm hervor und sah ihn an.

Langsam stand Gaara auf. Er konnte nicht glauben was er sah. Konnte es sein?

„I-Ikiru...“

„Gaara...“, flüsterte sie.

Wie ein Traumatisierter ging er auf sie zu, sie ebenfalls. Schließlich stand sie vor ihm. Zitternd hob er eine Hand und näherte sich ihr.

Wahr sie echt?

Seine Finger berührten ihre weiche, eben mäßige Haut.

„Gaara...ich liebe dich!“, flüsterte sie und packte seine Hand.

Sie war echt!

Mit einem Ruck drückte er sie an seine Brust. Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren, sog ihren Duft in die Nase, diesen blumigen Duft. Ihre Körperwärme an seinem Körper zu spüren, schon wieder...es war wahr! Sie war da, sie war hier!!!

Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah sie genau an. Aus ihren Augen liefen Tränen und ein wunderschönes, glückliches Lächeln zierte ihr Gesicht.

„Warum?“, brachte er heißer hervor.

„Ich habe einen Grund gefunden zu bleiben...“, sagte sie und hob ihre Hand an sein Gesicht.

Überraschung bildete sich in ihren Augen.

„Du...weinst?!?!“, flüsterte sie.

Erst jetzt fiel Gaara wieder auf, dass ihm Tränen aus den Augen liefen. Aber es war ihm egal. Ohne lange zu zögern drückte er sie an sich und küsste sie. Ihre Lippen auf seinen zu spüren war das schönste Gefühl, was er je gespürt hatte. Nach einer Ewigkeit lösten sie sich voneinander.

„Warum bist du hier? Ich dachte...“

„...dass ich für immer weg bin? Das dachte ich auch.“

„Aber...“

„Weißt du noch was ich gesagt habe als du mir den Brief vorgelesen hast? Was ich da über die Hokage gedacht habe?“

Gaara starrte sie perplex an.

„Du...“

„Ich habe mir gedacht...scheiß auf Tsunade. Sie kann mich mal am Arsch lecken.“, kicherte sie.

„Aber sie wird dich wegen Befehlsverweigerung bestrafen lassen, ist dir das nicht klar?“, rief Gaara aus.

„Das ist mir schon klar.“, sagte Ikiru leise. „Ich habe noch einmal gründlich nachgedacht...und bin zu einem Entschluss gekommen.“

Langsam nahm sie seine Hand in ihre.

„Als ich vor fünf Monaten nach Konoha gekommen bin...hatte ich zum ersten mal einen Ort gefunden, den ich ein Zu hause nennen konnte. Ich hatte Freunde, Leute, die sich um mich sorgten und die zu mir freundlich waren. Ich hatte Freunde und habe sie als meine Familie betrachtet.“

Sie schloss seine Hand in ihrer ein und führte sie an ihr Gesicht.

„Aber dann kam ich nach hier...und habe mich in einen so unglaublichen Jungen verliebt, den ich für den Rest meines Lebens nicht mehr verlassen will.“

Gaara spürte wie ein Lächeln sich auf seinen Lippen bildete.

„Ich bin auf die Lösung gekommen, wie ich immer bei dir bleiben kann, als wir ungefähr eine Stunde auf dem Weg waren. Ich bin sofort umgekehrt, habe Hinata das zugerufen, was ich vor habe. Sie haben mich gehen lasse.“

Sie schaute ihm tief ins Gesicht.

„Nehme mich...in dein Dorf auf, Gaara.“

Gaara spürte wie ihm der Mund aufklappte.

„Du willst...eine Suna-Nin werden?“, brachte er hervor.

„Es ist die einzige Lösung.“, sagte sie eifrig. „Ich bin, seit mein Clan nicht mehr existiert, keinen Dorf oder Region verpflichtet. Ich gehöre niemanden. Deshalb kann Tsunade auch nicht an mich heran und mir Dinge befehlen...vor allem dann nicht wenn ich zu einer

Suna-Nin werde.“

Fasziniert schaute Gaara auf dieses Mädchen. Sie war auf die Lösung gekommen. Es war absolut einleuchtend. Er war der Kazekage, er konnte einen freien Ninja in sein Dorf aufnehmen, wenn er das wollte.

„Was sagst du?“, fragte sie zaghaft.

Die Antwort war eindeutig. Als Gaara sie praktisch an sich riss, sie beide durch denn Schwung um fielen und im Wasser der Oase landeten, als Gaara sie, trotz des Wassers um sie herum küsste...war die Antwort klar.

„Ja.“

Beide waren klitschnass aber es machte ihnen im Moment reichlich wenig aus. Sie hatten nur Auge für sich und küssten sich als wäre niemand da der zusehen konnte.

Sie wurden allerdings unterbrochen als sie beide ein Quietschen hinter sich hörten. Sie drehten sich um...und schauten in das Gesicht eines kleinen Jungen, der sie mit offenen Mund anstarrte. Gaara erkannte den Jungen von gestern. Beide schauten den Jungen an, perplex, dass doch jemand da war und sie bemerkt hatte.

Das Kind hatte einen so weit offen stehenden Mund in den mindestens ein ganzes Eis rein passte. Dann drehte es sich um und lief weg.

„Mami, Mami, der Kascheka hat gerade was ganz komisches mit dem Mädchen gemacht! Er hat sie versucht zu essen, Mami darf der das???“

Wie vom Donner gerührt rührten Gaara und Ikiru sich nicht. Dann sahen sie sich an...und Gaara zuckte mit den Schultern. Dann machten sie da weiter wo sie aufgehört hatten...und wurden abermals unterbrochen als sie ein erschrockenes Keuchen aus mindestens hundert Kehlen hörten.

Gaara spürte wie ihm kalt wurde und als er sich umdrehte...starrte er in die Gesichter von den Dorfbewohner. So weit er sehen konnte sah er Menschen auf der Straße...und alle sahen sie aus übergroßen Augen und offenen Mündern an.

Gaara und Ikiru erstarrten zur Salzsäule. Jetzt war es, wohl oder übel raus. Langsam stand Gaara auf und zog Ikiru mit sich hoch. Wie sie beide mit tropfenden Kleidern da standen und auf eine Reaktion warteten fühlte Gaara sich fast so wie damals als er Temari und Shikamaru zum ersten Mal beim Knutschen erwischt hatte. Nur das sie nicht von Temari erwischt worden sind...sondern von dem ganzen Dorf.

Sie warteten und warteten...und warteten. Alles war wie erstarrt, er, Ikiru, das Dorf.

Und dann hörte Gaara ein Geräusch mit dem er gar nicht gerechnet hatte. Erst war es leise, dann wurde es lauter als es sich langsam vervielfältigte.

Es war Klatschen. Händeklatschen.

Und ehe Gaara richtig wusste wie ihm geschah klatschte das ganze Dorf auf einmal los und pfiff ihnen entgegen. Gaaras Mund klappte auf und er sah zu Ikiru. Die war kirschrot angelaufen und hatte ein verlegenes Grinsen im Gesicht. Als der Sturm der Applaudierenden nicht aufhörte fing Gaara an zu grinsen. Leicht zog er Ikiru an sich und drückte ihr einen leichten und sanften Kuss auf den Mund. Das Dorf explodierte förmlich.

Und als Gaara und Ikiru sich mit einem Lächeln den Dorfbewohnern zu wandten, durch die Menge in Richtung des Hauptgebäudes gingen, wusste Gaara eins.

Jetzt hatten die Dorfbewohner ihn und Ikiru endgültig akzeptiert.
 

Langsam schritt Ikiru die Treppe runter und trat in das Sonnenlicht und aus dem Gebäude. Der Moment war gekommen.

Das erste was sie merkte war, dass unheimliche viele Menschen anwesend waren. Der ganze Vorplatz war mit Menschen überfüllt. Es war nur eine kurze Zeremonie, aber sie war einer der wichtigsten Momente in Ikiru Leben. Sie spürte wie alle sie anstarrten und sie streckte den Rücken durch.

„Los geht es.“, sagte sie zu sich selbst.

In der Mitte des Platzes sah sie Gaara, er wartete auf sie. Er hatte wahrscheinlich seine traditionellen Kazekagesachen an...und er wartete auf sie.

Ikiru spürte wie sie an bekannten Menschen vorbei kam. Alle flüsterten ihr Mut zu, scheinen sie an zu lächeln oder wünschten ihr im Stillen Glück.

Endlich war sie bei Gaara und stellte sich vor ihm aufrecht hin. Gaara sah sie prüfend an.

„Ikiru Yorokobi.“

„Ja.“

„Du hast den Wunsch geäußert in dieses Dorf einzutreten.“

„Das ist wahr.“

„Wirst du all meinen Befehlen folgen, sie ausführen und akzeptieren?“

„Das werde ich.“

„Schwörst du Suna-Gakure immer treu zu bleiben, es nicht zu entehren oder zu verraten.“

„Ich schwöre.“

Sie spürte wie Gaara anfing zu lächeln. Dann griff er hinter sich, packte etwas und hielt es ihr hin.

„Komm näher.“

Ikiru gehorchte und stellte sich genau vor ihm hin. Sie spürte wie er ihre Haare zurück schob und wie ein schwerer Stoff mit einer dünnen Metallplatte um ihre Stirn gebunden wurde. Ihr Herz fing schneller an zu schlagen.

„Ikiru Yorokobi.“, sagte Gaara und Ikiru schaute mit klopfenden Herzen auf.

„Hiermit ernenne ich dich zu einem offiziellen Suna-Nin.“

Das Stirnband mit dem Zeichen Suna-Gakures blitze in der Sonne auf. Ikiru Herz machte einen Freudensprung und sie merkte am Rande wie die Dorfbewohner anfingen zu applaudieren.

Aber sie hatte nur Augen für Gaara, der sie auch nicht aus den Augen ließ.

„Willkommen.“, flüsterte er.

Dann sprang Ikiru ihm in die Arme und küsste ihn...vor dem ganzen Dorf. Der Jubel wurde noch lauter, ohrenbetäubend.

Gaaras Herz machte Luftsprünge vor Freude. Er konnte es kaum fassen.

Sie war hier.

Sie würde nicht weggehen!

Sie waren für immer zusammen, für immer miteinander vereint!
 


 


 

hahahahahaha, ich erwartete jetzt aber einen kräftigen applaus, ne war nen scherz;-D

übermorgen habe ich geburtstag und ich tue dann den epilog rein, ganz doll versprochen;-*
 

hab euch lieb.

Evelina

letztes kapitel: endgültige lebensveränderung



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Black_Devil_Boy
2010-03-17T02:18:37+00:00 17.03.2010 03:18
Einfach Geil!
Hatte schon lange kein FF mehr was ich am Stück gelesen hab weil die Story und Der Stiel gut waren.
Und ich hab ziemlich Gelacht!!
Und das Kind hat blaue Augen und rote Haare ;)

Von:  charmingfussel
2009-06-25T20:11:44+00:00 25.06.2009 22:11
Deine FF ist einfach der Hammer! Was Anderes kann man einfach nicht dazu sagen xP! *Applaus* :P

Von: abgemeldet
2009-05-09T11:44:33+00:00 09.05.2009 13:44
echt der hammer...:)))))))))
so traurig aber auch so ...leidenschaftlich ;D
das ende ist soooo schön...*grins*
aber die armen nach liebeskummer auch noch fast für immer von einander weg..und was die alles schon zusammen durchgemacht haben....

Hdgdl.Nadine!....
ps:freu mich auf party...<333333333
Von:  Temari-nee-chan
2009-05-08T23:19:04+00:00 09.05.2009 01:19
Ich bin ja so froh dass sie zurück gekommen ist. Ich dachte wirklich es gäbe keine Lösung für die Beiden.

Es ist einfach ein schönes Ende. Ich setzte die Story auf meine FAvo Liste.
Hast du ganz toll gemacht. Bravo.

LG Tanja
Von:  Tinary
2009-05-08T22:00:26+00:00 09.05.2009 00:00
Hey,

Gott Gaara tat mir so leid, als er dachte Ikiru hätte ihn für immer verlassen, das hat einem fast das Herz zerissen - die Rückkehr von ihr war dann einfach zu schön, vorallem die Reaktion des kleinen Jungen

"Das Kind hatte einen so weit offen stehenden Mund in den mindestens ein ganzes Eis rein passte. Dann drehte es sich um und lief weg.
„Mami, Mami, der Kascheka hat gerade was ganz komisches mit dem Mädchen gemacht! Er hat sie versucht zu essen, Mami darf der das???“"

Zu geil!! :) Das ist ein tolles Kapitel gewesen, ich freue mich schon auf den Epilog.

lg & Happy Birthday,
Tin


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