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Dear Santa

von

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Dear Santa...

Dear Santa,

I will never ask for a gift anymore, if you just grant me this one.
 

Die Luft war kalt und eisig, so eisig, das selbst Väterchen Frost die Lust vergangen war, seine kalten Winde über das Land zu schicken. Sanft und gleichmäßig rieselten kleine, weiße Schneeflocken mit einem leisen kling und klang auf den Boden herab. Es war ein feines Glockenklingeln, sodass nur die Tiere es hören konnten. Aber dieser Schnee war besonders.

Denn auch die kleinen, artigen Kinder der Welt konnten das leise klingeln der fallenden Sterne hören. Es kündigte voll Vorfreude einen ganz besonderen Abend an. Einen, der schon seit Jahrhunderten die Herzen aller Menschen erwärmte und an dem sich Familien und Fremde, woher sie auch kamen, so nahe standen, als wären sie Brüder und Schwestern. Es war der Vierundzwanzigste Dezember, der vierte Advent, ach, was rede ich, es war Weihnachten! An allen Fenstern der Straßen konnte man Tannenbäume leuchten sehen und jeder Winkel in den Städten roch nach knusprigen Weihnachtsbraten und aus den Bäckereien drang ununterbrochen das Aroma von Zimt und Lebkuchen. Auf den Straßen wurde schon lange nicht mehr gesungen oder gespielt um diese Zeit.

Aber auf diesen Augenblick wollen wir nicht hinaus.

Sehen wir doch einmal etwas weiter in der Zukunft nach, jawohl. Zu einem kleinen Jungen, der den Gesetzen von Weihnachten nicht ganz so viel abgewinnen konnte, wie die Anderen. Die schweren Uhren zeigten, egal in welches Haus man auch sah, schon fast die zwölfte Stunde. Und, das könnt ihr mir glauben, der Zeiger wollte gerade auf Mitternacht springen, als das herrlichste Klingeln, das man je vernommen hatte, die Stille der Nacht durchschnitt. Sofort blieb der Zeiger selbst der kleinsten Uhr stehen, während ein Schatten schnell über den Himmel flog, gefolgt von einem Staub, der bedächtig unter lauten Rufen auf die Häuser nieder fiel und allen, die in ihren Betten lagen, wunderbare Träume zeigte.

Dennoch...

Manches ist nicht so, wie wir es gewohnt sind. Und so war es auch in diesem Jahr.

Ein junger Mann von stattlicher Statur, gekleidet in einen dicken, roten Mantel mit einem weichen, weißen Fell besetzt, kletterte ohne jedwedes Ächzen und Stottern von Dach zu Dach. Dicht gefolgt von einem Schlittengespann von Rentieren.

Aber wer war dieser Mann?

Der Weihnachtsmann natürlich! Bestimmt wollt ihr nun sagen, Moment! Der Weihnachtsmann ist doch dick, alt und bärtig. Nunja, das war er auch einst, vor vielen, vielen Jahren. Doch die Zeit steht nicht still und mit ihr verändert sich alles auf dieser Erde. Auch er.

Dennoch schweife ich ab, also zurück zur Geschichte.

An diesem Abend lief etwas schief. Denn zu dieser Zeit war ein kleiner Junge nicht dort, wo es ihm bestimmt war zu sein. Er saß mit seinem Teddybären und seinem Nachthemd mit großen Augen vor dem glühenden Kamin, neben sich Kekse und Milch. Stell das für den Weihnachtsmann hin, er wird sich mit Sicherheit freuen, so sagten ihm seine Eltern. Und so kam es, dass dieser kleine Junge, trotz Schelte noch voller Mehl im Gesicht, kurz vor Schlag zwölf hier saß. Ohne über den Sinn oder das Verbot nachzudenken, hatte er es einfach getan und erwartete das Rascheln von Kleidung im Kamin und das Rieseln von Ruß durch den Schacht, um diesem besonderen Mann gegenüber zu stehen.

Es dauerte auch nicht lange, da hörte er das quietschen neuer, lederner Stiefel und das Stöhnen und Krachen der alten Ziegel, spürte einen eisigen Hauch durch sein Nachthemd fahren und nur einen kleinen Moment später hatte eine beinahe jungenhafte Gestalt die Glut des Kamins zertreten und sah sich hustend unserem kleinen Jungen entgegen.

Für einen Moment wurden verwirrte Blicke gewechselt, man belauerte sich förmlich, bis sie beide mit einer Geste das Schweigen zu unterbrechen ersuchten. Aber Moment, was tat der gute Weihnachtsmann denn da? Er lächelte besonnen und schwärmte laut über diese niedliche, kleine Puppe, ehe er seinen schweren Jutesack zum Weihnachtsbaum trug und einen Zettel aus seiner Tasche hervorzog.

Geduldig ging er die Namen durch, bis er seine Zielperson fand.

Sitzen gelassen musste der kleine Junge ein trauriges Schniefen unterdrücken, hatte er doch gehofft, dass der Weihnachtsmann ihn erkannte! Nur wozu war man denn ein Junge, wenn man sich von solch kleinen Rückschlägen aufhalten ließ? Entschlossen stand er auf, lief auf den Weihnachtsmann zu und hielt ihm sein kleines, volles Tablett vors Gesicht, so weit es mit seiner Größe eben ging.

Man hörte ein Geräusch, als würde ein Hund einer Fährte folgen, als der rot bemantelte seine Nase auch schon aus dem Sack steckte und ein leises Lachen zu hören war.

"Aber nicht doch, Fräullein Zeit, mir wieder und wieder solch leckere Süßspeisen vorzuhalten, obwohl Ihr es doch wart, die mir das Abnehmen nahegelegt ha -"

Jäh unterbrach er, als er einen Blick auf sein Gegenüber warf und erstarrte einen Momen wie vor Schreck. Wer stand denn da vor ihm, wenn nicht das Fräullein Zeit oder das Väterchen Frost? Ein kleiner, schüchterner Blick wurde über das Tablett geworfen. Nanu? Hatte sich da etwa ein kleiner Weihnachtself hinter ihm ins Haus geschlichen? Nein, er hatte keine Arbeitskleidung und auch keine spitzen Ohren.

Ein weiterer Blick auf die Liste in seiner Hand und es brach die Erkenntnis über ihn herein.

"Was machst du denn hier, mein Junge? Es ist verboten, auch nur einen Blick auf den Weihnachtsmann zu werfen! Weißt du denn nicht was das heißt? Kohlen, wenn überhaupt!", rief er besorgt aus, aber das Gesicht des kleinen Jungen zeigte keine Veränderung. Er hielt him weiterhin einfach nur sein kleines, geordnetes Tablett entgegen, bis der Weihnachtsmann nicht wiederstehen konnte. Vorsichtig nahm er ihm das Tablett von den Händen, setzte es auf dem Boden ab und setzte sich davor, wartete, dass der Junge es ihm gleich tat.

Schweigend saßen sie da, aßen die Süßigkeiten und teilten die Milch, als seien sie Brüder. Und mit jedem Bissen, den der Weihnachtsmann tat, wurde sein Lächeln breiter. Es schmeckte so zuckersüß, so wunderbar und weihnachtlich, wie schon seit Jahren kein einzelner Bissen es tat. Egal ob reich oder arm, es schmeckte alles gleich. Gebacken von den Händen von Müttern oder voll von Erwartungen an Geschenke. Aber diese hier hatten den Geschmack, den nur etwas haben konnte, was von träumerischen Händen geschaffen wurde. Nicht von einer Großmutter, Mutter, Tante, nein. Diese hier hatte er gebacken in der Erwartung auf einen einzelnen Blick.

Artig aßen sie alles auf, wie es sich gehörte, lachten einander an, als hätten sie nie etwas anderes getan. Auch dem Weihnachtsmann ging es besser, als je zuvor.

Zumal er jetzt eine Lösung für ihr Problem hatte.

Noch ehe er das Haus verließ, nachdem er die Geschenke unter dem Baum abgelegt hatte, die letzten, die dem Jungen zustanden, wandte er sich um und sprach ihn an.

"Nächstes Jahr komme ich wieder. Warte dann hier auf mich und lass uns noch einmal gemeinsam dieses Fest feiern. Lass es uns am besten jedes Jahr tun!", schwärmte er und umarmte das Kind, ehe er schwer bepackt durch den Kamin verschwand und ein glückliches Kind zurück ließ.
 

So zogen die Jahre in die Lande und mit jedem wuchs auch der Junge heran, aber nie vergaß einer, auf den anderen zu warten. Und so wurden auch von Jahr zu Jahr ihre Treffen immer vertraulicher und sie lernten einander kennen. Doch die Zeit stand nie still und wollte es nicht.

Es war ein bitterkalter Dezember und Gevatter Frost wütete durch die Wälder, gefolgt vom gelegentlichen Donnern einiger Musketen. Das kleine Städtchen in dem der Junge lebte war seit Monaten schon nicht mehr das, was es einst gewesen war. Überall lagen Trümmer und Asche und nichts war mehr zu spüren von der allweihnachtlichen Atmosphäre, denn auch hier hatte der Krieg nicht Halt gemacht. Die rasch gehämmerten Kreuze an den Gräbern des Friedhofs zeugten von vielen Opfern dieser schweren Zeit, doch auch heute, wie an jedem Weihnachten, saß der, mittlerweile zu einem jungen, ansehnlichen Mann gewordene Junge vor dem Kamin. Doch nichts erinnerte mehr an damals. Es stand nur ein kleines Bäumchen, geschmückt mit dem nötigsten im Zimmer und es war auch nicht warm oder roch nach gebackenem.

In einem dünnen Nachthemd, geflickt und löchrig und voll von Flecken, einem halben Laib Brot und einem Glas Wasser saß er wie jedes Jahr unbeirrt da, wartete auf das ersehnte Klingeln der Glocken. Und irgendwann um die zwöflte Stunde, da hallte ein lautes Klingeln durch die Nacht und kaum später, doch das Rascheln im Kamin ließ auf sich warten. Lange Zeit saß der junge Mann so da, war schon kurz davor, seine Hoffnungen aufzugeben, doch gerade, als er dachte, der Weihnachtsmann würde nicht kommen, da fiel Ruß auf den Boden und es raschelte laut und schon kurz darauf stand der Weihnachtsmann vor ihm.

Es war, wie noch vor einigen Jahren, wäre nur etwas ein wenig feierlicher gewesen. Nahezu unverändert wand sich die Gestalt des Weihnachtsmannes durch den Kamin, doch sein Blick war besorgt.

Den schweren Jutesack ablegend wandte er sich an den jungen Mann, drückte ihn herzlich an sich und weinte bittere Tränen, bis auch dieser nicht anders konnte, als es dem Weihnachtsmann gleich zu tun. So standen sie eine lange Zeit da, bis sie sich beruhigt hatten und sahen einander an, bis der Weihnachtsmann das Wort erhob.

"Ich weiß es kommt überraschend, doch... Ich habe auch die Briefe bekommen, die du mir über die letzten Jahre geschickt hast, aber nie konnte ich dir deinen Wunsch erfüllen. Denn dieses Jahr bin ich gekommen, um mir meinen zu erfüllen. Die letzten Jahre über habe ich dich kennen und verstehen gelernt und bin nun endlich Manns genug, an Weihnachten auch meinen Wunsch zu äußern. Ich wünsche mir, dass du gemeinsam mit mir an den Nordpol zurückkehrst, damit wir für immer zusammen sein können und uns gegenseitig unsere Einsamkeit nehmen. Willst du mir diesen Wunsch erfüllen?"

Die Antwort war ein schüchterner Kuss auf die Wange des Weihnachtsmannes und er antwortete seinerseits mit einem Kuss auf die Stirn des jungen Mannes.

Mit einem Lächeln verließen sie das Haus gemeinsam und flogen unter dem lauten Klingeln der Schlittenglocken gen Nordpol, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen.

An diesem Weihnachten fiel der Schnee dick und weich auf das Land und hüllte mit dem Ende des Krieges alles in eine friedliche Decke, als wäre nie etwas gewesen.

Es war ein schönes Fest für alle, denn diesem Fest folgten Frieden und Glück selbst in den entwegensten Winkeln der Welt.

Und wenn ihr nächstes Jahr an Weihnachten heimlich aus dem Fenster seht, kurz bevor die Glocken zwölf schlagen, dann könnt ihr vielleicht den Weihnachtsmann und den Jungen sehen, wie sie auf dem Schlitten durch den nächtlichen Himmel fliegen unter dem wunderschönen Klingeln der Weihnachtsglocken...



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