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Der Weihnachtsmuffel

von

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Schnee fiel in rauen Mengen vom Himmel. Der Himmel war bedeckt und dunkel, obwohl es noch früh am Abend war.

Es war inzwischen so kalt, dass die Menschen die draußen umherliefen, kleine Atemwölkchen mit ihrem Mund formten und die Fenster beschlugen.

Aus einem dieser Fenster sah ein hochgewachsener Mann heraus. Er hatte dunkles Haar und dunkle, hervorstechende Augen. Ein weißes Hemd mit Krawatte und schwarzer Hose trug er am Leibe, doch so schlicht sie auch für das Auge eines Laien aussehen mochte, diese Kleidung war alles andere als schlicht, war sie doch von dem Modelabel ARMANI.

Doch das ganze Haus war sehr modern und edel eingerichtet. Alles war in schwarz, weiß und grau gehalten und vom Boden hätte man essen können, so sauber war er.

Eine Uhr in der Ecke begann zu schlagen. „Fast Heiligabend“ murrte Kei – so hieß dieser Mann – Kei Mizuno.

Er war Chef in der Ming – Klinik – eigentlich immer freundlich, bis auf wenige Tage im Jahr – die Weihnachtszeit. An diesen Tagen – vor allem an Heiligabend war er unerträglich. Warum?

Weil es genau zu dieser Zeit war als SIE starb. Vor genau 7 Jahren war es passiert. Seine Schwester Hinoto rannte vor ein Auto – sie war erst 13 Jahre alt gewesen und beide hatten sich an eben diesem Tag gestritten.

Sie rannte wütend über die Straße – da passierte es. Ein Auto riss sie mit. Sie starb noch am Unfallort. Nur deswegen war er Arzt geworden. Nie wieder wollte er, dass einem geliebten Menschen so etwas passierte.

Doch auch deshalb hasste er Weihnachten. Alle nannten ihn einen Weihnachtsmuffel. Ihm aber war dies egal. Sie kannten eben nicht den Grund für Keis Abneigung für Weihnachten, sonst würden sie genauso denken.

„GONG“ Er seufzte auf. Noch drei Schläge der Uhr und es war soweit. Jedes Jahr um diese Zeit trat das einzige ein was Kei etwas besänftige an Weihnachten.

„GONG“ Noch zwei. „GONG“ Nur noch einer. „GONG“ Die Uhr hatte ein letztes Mal geschlagen. Nun war es so weit.

Jedes Jahr hörte Kei an eben diesem Abend und um diese Zeit ein Klopfen an der Tür und wenn er dann öffnete, fand er auf der Türschwelle ein Päckchen.

Jedes Jahr steckte darin etwas nach Keis Geschmack – egal ob es nun ein Buch oder etwas zum Anziehen oder sonst etwas war – es gefiel Kei.

Wer auch immer der Absender war, irgendwie schätzte er Kei richtig ein. Doch es war nie eine Karte oder ein Name dabei. Das ging nun schon seit seinem Einzug so.

Irgendwie machte ihm das die Weihnachtszeit etwas erträglicher.

Er atmete tief ein und ging zur Tür. Doch es war kein Klopfen zu hören. Vorsichtig und verwirrt öffnete er die Tür.

Nichts - da lag absolut gar nichts. Wie konnte das sein? Es lag doch jedes Jahr etwas um diese Zeit da. Warum diesmal nicht? Kei strich mit seiner Hand etwas Schnee von den Stufen und setzte sich. Lange sass er da. Wie lange wusste er nicht, nur dass seine Hände inzwischen taub waren vor Kälte.

Er bildete eine Höhle mit seinen Händen und hauchte hinein. Ein wenig wärmer fühlten sie sich schon an, so dass er diese wieder bewegen konnte.

Kei seufzte. Es würde wohl niemand mehr kommen. Er entschied sich hinein zugehen und die Tür zu schließen. Unruhig ging er auf und ab.

Warum hatte er der Absender sich überlegt nichts mehr zu schenken? War es ihm zu teuer geworden? Als wenn es Kei darum ginge. Der Gedanke zählte und die Geschenke zeigten, dass er der einzige war der sich wirklich Gedanken um ihn machte. Oder war dem Absender vielleicht etwas passiert? Kei sah erschrocken auf. Er wurde blass – bei dem Gedanken daran, dass ihm oder ihr etwas passiert sein könnte wurde ihm übel. Er wusste inzwischen, dass ihm der Absender fast wie ein Freund erschien. Er dachte nach und ging zu seinem Schrank hinüber, wo seine letzten Geschenke waren. 4 Geschenke hatte er von ihm – dieses Jahr wäre es das Fünfte gewesen. Das erste Geschenk war ein Buch gewesen über 1000 Dinge die einen glücklich machten. Hier dachte er damals sogar noch an einen Scherz. Doch im darauf folgendem Jahr bekam er ein weiteres Geschenk – eine alte Schallplatte von dem Film „Frühstück bei Tiffany“. Das dritte Geschenk war eine Krawatte mit Initialen gewesen und das letzte – das letzte war eine Schneekugel gewesen. Darin war eine zugeschneite Landschaft und - ein Mensch. Um genau zu sein ein Mensch der aussah wie er selbst und alleine auf einer Bank saß. Irgendwie gefiel ihm dieses Geschenk am besten. Er nahm sie in die Hand und schüttelte daran und sah dann zu wie der Schnee herab fiel.

Plötzlich fiel sein Blick auf einen Aufkeber an der Außenseite der Schneekugel – mit dem Schriftzug. „Seit 1845 in Tokyo“. Ob er den Absender so finden konnte?

Sein Gesicht wurde aufgeregt und ungeduldig. Ja so könnte es klappen. Kei sah sich jedes Geschenk noch einmal an. In jedem dieser Geschenke waren entweder Aufkleber oder Etiketten. Auf dem Buch stand die Adresse eines Buchladens. Dies würde also seine erste Station werden.
 

Am nächsten Tag war Kei auch nicht schlauer als vorher. Seine Informationen hatten nichts gebracht. Der Buchladen erinnere sich nicht an den Käufer und ein Computerverzeichnis hatten sie nicht. Der Antiquitätenladen aus dem die Schallplatte kam – was er dank des Aufklebers in der Mitte wusste – war inzwischen geschlossen worden und die Krawatte war aus einem pikfeinen Laden aber auch da erinnerte sich niemand. Nun blieb ihm nur noch die Schneekugel. Er hatte herausgefunden dass es hier nur einen Laden gab der seit 1845 Schneekugeln produzierte und zwar Snowfairies Dreams.

Er sah sich in dem Laden um. Überall Schneekugeln der verschiedensten Größen. Fein säuberlich auf den Regalen stehend aufgereiht. Langsam schritt Kei durch die Reihen Richtung Kasse. „Entschuldigung“ erwiderte er zu dem Kassierer. Er erklärte ihm die Situation. Der Kassierer nickte. Er war ein älterer Mann und blickte über seine Halbmondbrille. „Ich erinnere mich… ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, blond… Ich erinnere mich weil es die einzige Sonderanfertigung letztes Jahr an Weihnachten war und dann so ein ausgefallener Wunsch….“ Schmunzelte der ältere Mann. „Er stieg in den 34er Bus Richtung Yoji Bahnhof.“ „Danke“ Kei strahlte auf. Endlich wusste er etwas. Er rannte hinaus. Nächste Station war also der Bahnhof.

Er stieg in denselben Bus und befragte den Busfahrer und tatsächlich er erinnerte sich. Ein junger Mann, Anfang 20. „Er steigt immer an der Bäckerei Yoshu aus und ein“ Ja bald hatte er ihn das wusste Kei.

Siegessicher stieg auch er an der Bäckerei aus. Nicht mehr viel – dann war das Puzzle beendet…
 

Gegen Abend kam Kei wieder an seiner Wohnung an. Er hatte die Spur verloren. Er war in der Bäckerei gewesen, dann bei einem Cafe - Stand und dann in einer Bibliothek. Doch da erinnerte sich niemand. Und so gab er auf und ging nach hause zurück… Er seufzte und kaum war er drinnen ließ er sich auf den Sessel fallen. Er strich sich durch die Augen. Ein Junger Mann, Anfang 20 und blond, der immer in Yoshu einstieg und sich vorher etwas aus der Bäckerei und einem Cafe holte und anscheinend lernbegierig war. Mehr wusste er nicht. Doch es tat ihm weh nicht zu wissen was mit ihm war.

Dieses Gefühl des Unwissens machte ihm sehr zu schaffen und engte alles in ihm ein. Warum ging es ihm nur so schlecht? Warum hatte er das Gefühl weinen zu müssen um einen Fremden? Warum schmerzte sein Herz so sehr? War er etwa verliebt? Konnte das sein? Er und verliebt? In einen fremden Jungen?

Doch bevor Kei eine Antwort fand, schlief er auch schon ein.
 

2 Tage später. Kei wollte gerade den Müll herausbringen, als er etwas auf dem Boden sah. Nein – das konnte nicht sein, oder doch?

Er beugte sich hinunter und stellte die Tüte ab. Vor ihm lag ein Geschenk. Hastig zog er es an sich und packte es aus.

Darin lag ein silbernes Armband mit Keis Namen darauf. Er betrachtete es und schmunzelte. „Gott sei dank… es geht ihm gut“ flüsterte er. „Ahh haben sie es endlich gesehen?“ Kei sah auf, neben ihm stand Mrs. Killupa die ihn freundlich anlächelte. „Endlich? Wie lange liegt es hier denn schon?“ Sie sah zum Himmel als würde sie nachdenken. „Hmmm… vor etwa 10 Minuten hat es der junge Mann da hingelegt“ „Der junge Mann?“ Kei sprang auf immer noch das Geschenk in Händen. „Wohin ist er gegangen?“ Die Frau lachte leise. „Sie Scherzkeks… Er wohnt doch direkt gegenüber in dem roten Haus.“ Kopfschüttelnd ging sie in ihr Haus.

Kei hingegen zog sich das Armband an. „Gegenüber?“ Schnell rannte er hinüber und klopfte wie wild. Er wollte ihn sehen – sehen wer es war, der ihm soviel Gedanken und Sorgen bescherte.

Kurze zeit später öffnete sich die Tür. Ein junger Mann, Anfang 20, kurzes blondes Haar hatte er aber dabei haselnussbraune Augen. Er war etwas kleiner als Kei und sehr dünn. Das linke Bein war in einem Gips. „Ja?“ fragte er mit einer sanften Stimme.

Und in diesem Moment erkannte Kei die Antwort auf all seine Fragen – oh ja er liebte ihn. Er schmunzelte. „Warum hast du es mir erst heute gegeben?“

Der junge Mann namens Heiji sah ihn ertappt an und errötete. „Ich… ich hatte einen Unfall vor zwei Tagen… Aber woher…?“ „Ich hab dich gesucht … weil ich mir Sorgen gemacht habe… Aber… ich konnte dich nicht finden und dann hat Mrs. Killupa mir erzählt, dass du es hingelegt hast.“ „Alte Tratschtante“ murrte Heiji schmollend. Kei lachte leise und beugte sich vor. Sanft küsste er ihn kurz auf den Mund.

Heiji erschrak und sah ihn übberascht an. „Was… was war das denn?“ „Der Beginn von etwas schönem?“ fragte Kei und beobachtete Heiji. Dieser schmunzelte und legte die Arme um ihn. „In Ordnung. Nächstes Jahr feiern wir zusammen, mein Weihnachtsmuffel“
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Laniechan
2008-12-16T20:55:49+00:00 16.12.2008 21:55
hach wie schön. eine niedliche weihnachtsgeschichte in der kalten jahreszeit ^^ leider finde ich sie etwas kurz, die "jagd" hättest du noch ein wenig ausführlicher machen können. aber trotzdem ist sie sehr gelungen auch dein schreibstil liest sich sehr flüssig weiter so!
Von: abgemeldet
2008-12-14T23:55:10+00:00 15.12.2008 00:55
Wie niedlich :3
Aber schon vorbei?????
Keine fortsetzung??
Meno xD
Die idee ist echt super
Lg
Nicicat
Von:  YaoJin
2008-12-14T21:28:17+00:00 14.12.2008 22:28
FF wurde überarbeitet
Von:  Kim_Seokjin
2008-12-14T19:12:58+00:00 14.12.2008 20:12
Erstmal ist die Idee sehr süß. Etwas Leichte sudn Süßes zum Schmunzlen, wie ich finde, denn das Lächeln wollte nicht von meinen Lippen runter.

Ein kleines Manko habe ich allerdings. Manchmal schriebst du Worte groß, die eigentlich klein geschrieben werden. Das ist nicht bös gemeint. Also bitte nicht falsch verstehen. ^-^
Von:  Malin-Saturn
2008-12-14T19:06:56+00:00 14.12.2008 20:06
ich geben den beiden vorrednern recht, eine schöne geschichte. Kurz und doch ausführlich genug.
Von:  Kuemmmel
2008-12-14T17:46:33+00:00 14.12.2008 18:46
Eine sehr niedliche Geschichte!!
Sie passt sehr gut zur Voweihnachtszeit, auch wenn der 'Weihnachtsmuffel' vielleicht noch ein wenig mehr beschrieben werden könnte. Aber das muss nicht zwingend sein. Die Idee mit dem heimlichen Päckchen vor der Türe find ich süß - wen würde so etwas nicht freuen *lach* Die Spurensuche macht das ganze interessant und man kommt selber ins Grübeln wer es denn sein könnte .. Letztendlich ein sehr überraschendes Ende :)
Gefällt mir ^.^
Von:  Noa-Willow
2008-12-14T09:37:31+00:00 14.12.2008 10:37
Ein wirklich süße Gesichte. Hat mir sehr gefallen! Weiter so!^^


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