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Lost in your eyes

von

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Autoren: SusyCute x desertdevil6
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 1/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Kommentar: Einleitung gib´s keine, weil wir von dem ganzen Getipsel schon

qualmende Finger haben. Freut

euch einfach, dass ihr einen unserer

"Ergüsse" lesen dürft ... aber seid bitte nicht so hart ... ist

unsere erste gemeinsame Story.^^
 

Disclaimer: Ja ... wessen wohl ... * umschau* Da sich keiner meldet isses unsers!!

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: könnt ihr euch doch eigentlich denken ... oder? Habt doch einen

gesunden Menschenverstand, gell?!
 

Lost in your eyes I
 

Majestätisch und von der Schwerelosigkeit des Alls umfangen steuerte ein Erkundungsfrachter auf einen eher kleinen und unscheinbaren Planeten zu. Das Schiff wirkte nicht sonderlich gefährlich, dennoch war es von einer erstaunlichen Größe. Die metallischen Außenwände reflektierten das schwache Licht der Sterne und verliehen der Erscheinung etwas Edles, Unbezwingbares.

Im Inneren des Frachters herrschte gespannte Ruhe. Auf der Brücke stand ein hochgewachsener Mann, betrachtete mit verkniffenen Mundwinkeln die Monitore, die einen Nahblick auf den angesteuerten, anscheinend ziemlich unterentwickelten Planeten bot.

Nachdenklich zog er die Stirn kraus, knirschte mit den Zähnen, bevor er sich an seinen Navigator wandte.

»Du kannst den Tarnmodus ausschalten! Die auf dem Planeten lebende Rasse hat keinerlei Fortschritte auf zu weisen. Also müssen wir keine wertvolle Energie verschwenden«, klang die harte, keinen Widerspruch duldende Stimme durch den Raum. Sofort wurde dem Befehl Folge geleistet. Die Tarnschilde, welche das Schiff als einen Frachter erscheinen ließen, deaktivierten sich und zum Vorschein kam ein schwer beladenes Schlachtschiff. Die metallene Oberfläche blieb jedoch erhalten, wirkte durch die entstandenen Einbuchtungen, die als Abschussrampen für schwere Munition dienten, um einiges gefährlicher und bedrohlicher.

Gleichzeitig erschienen hinter dem Ersten noch weitere Kriegsschiffe, die durch den Befehl ihres Anführers ebenfalls in einen Energiesparmodus gewechselt waren.

Langsam, fast gemächlich glitt das nun aus zwei Dutzend bestehende Geschwader auf den kleinen erdenartigen Planeten zu.

»Herr?«, riss ihn die fragende Stimme seines Navigator aus seinen Gedanken. Grimmig drehte sich der Schwarzhaarige um und gab dem Anderen mit einem Nicken zu verstehen, dass er weiter sprechen sollte.

Der relativ junge Mann am Steuerboard reagierte unumwunden.

»Wir werden in präzise drei Minuten in die Atmosphäre von GX-524 eindringen. Wie viele der anderen Schiffe sollen uns begleiten? Der Befehlshaber der

>Antegra< bittet um diese Information, damit er die Flotte entsprechend einteilen kann«, begründete er seine Frage und wartete geduldig auf eine Antwort.

Der Anführer dachte einen Augenblick nach. In diesem Sternensystem waren die Planeten wirklich nicht sehr weit entwickelt, weder von wirtschaftlicher noch von technischer Seite aus. Für die letzten beiden Eroberungen hatten sie nicht einmal die Hälfte der Flotte gebraucht. Deswegen rechnete er auch nicht damit, dass ihm hier viel Widerstand entgegen gebracht wurde.

»Sag Narus, dass ich nur drei Schiffe mitnehmen werde. Welche das sind, soll er bestimmen«, kam die knappe Anweisung und der braunhaarige Navigator sandte die Nachricht umgehend an das andere Schiff zurück.

Damit stand alles fest. Ascon grinste zufrieden in sich hinein. Schon lange vorher hatte er es auf diesen eher unscheinbaren Planeten abgesehen. Laut den Informationen, die er bisher gesammelt hatte lebten dort menschenartige Wesen, die ihre Hütten in Bäume bauten. Um sich zu verteidigen, benutzte die Rasse Pfeil und Bogen und verschiedene Messer. Nach seinem Urteil waren diese Kreaturen nicht viel weiter entwickelt, als die Steinzeitmenschen auf der Erde. Aber den blauen Planeten, wie die Erde immer genannt wurde, gab es nicht mehr. Schon vor Jahrhunderten hatte es einen vierten Atomkrieg gegeben und damit war das Schicksal der Menschen besiegelt worden.

Aber das sollte ihn nicht weiter interessieren. Sein Hauptaugenmerk lag darauf sich die Rohstoffquellen im alpha Quadranten des Sternensystems Insolentia zu sichern. Und der Stern, auf dem sie in wenigen Minuten landeten, besaß einen ganz außergewöhnlichen Rohstoff, den er unbedingt haben musste. Wahrscheinlich rührte das daher, dass sieben Monate lang nur Dunkelheit herrschte. Dadurch gedieh eine exotische Pflanzeart, aus der man einen wunderbar leichten und seidenähnlichen Stoff herstellen konnte.

Aber das Wichtigste war die Tatsache, dass gerade die Finsternisperiode beendet war. Somit erhellte jetzt die einzige Sonne die Oberfläche und schwächte gleichzeitig die Lebewesen, die eigentlich an die Dunkelheit gewöhnt waren. Ein idealer Zeitraum, um an zu greifen. So hielt sich der Eroberungsaufwand in Grenzen, er musste nicht unnötig viele Krieger mitnehmen um das zu erreichen wo er woanders Monate für brauchte und konnte sich schnell wieder anderen wichtigen Sachen widmen. Schließlich hatte er noch andere unterworfene Völker, um die er sich ab und zu kümmern musste.

Zufrieden mit sich und seinen Gedankengängen, widmete er seine Aufmerksamkeit erneut dem Monitor auf dem er alles mitverfolgte. Der Eintritt in die Atmosphäre kam einer Achterbahnfahrt gleich. Das gesamte Schiff erbebte unter dem enormen Druck und Ascon musste sich kräftig an dem Geländer festhalten, vor dem er stand.
 

Unruhig wälzte sich der schlanke, mittelgroße Junge hin und her. Sein Atem ging schnell und stoßweise und kleine Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gesammelt, perlten langsam auf der hellen, fast weiß schimmernden Haut herab und tropften auf eines der weichen, dicken Tücher, zwischen die er sich auf den Boden gekuschelt hatte. Es war mal wieder die Zeit, in der die Finsternisperiode gerade vorbei war und die Helligkeit kam, die mit zunehmender Zeit immer stärker wurde. Gerade diese Übergangsphase machte ihm immer wieder zuschaffen. Er wusste selbst nicht, weshalb das so war, niemand anderem ging es so, nur ihm. Er hatte schon als Kind extrem empfindlich darauf reagiert.

Mühsam schlug er die mitternachtsblauen Augen auf, und atmete erleichtert auf, als sie zu schmerzen aufhörten. Seine Pupillen waren groß, perfekt an die Dunkelheit angepasst, denn die Hütten waren glücklicherweise immer abgedunkelt, sonst würde er es nicht aushalten. Die geringste Helligkeit machte ihm an manchen Tagen schon zu schaffen, doch mittlerweile ging es wieder einigermaßen. Vorsichtig und langsam richtete er sich auf, wischte sich mit einem feuchten Tuch über das Gesicht um es ein wenig zu kühlen. Heute war es besonders schlimm, er wusste nicht, weshalb, er hatte irgendeine dunkle Vorahnung, konnte diese jedoch nicht näher definieren.

»Laurin, geht es dir wieder nicht gut?« hörte er in diesem Moment die Stimme seines kleinen Bruders, der gerade aus einem Nebenzimmer gekommen war und ihm einen aus speziellen Kräutern gebrauten Tee brachte. Eigentlich hieß er ja Laurelin, doch diesen Namen konnte er absolut nicht leiden, was sich seine Eltern nur dabei gedacht hatten! Der Name war viel zu lang und klang auch nicht sonderlich gut, also hatte er irgendwann beschlossen, sich nur noch Laurin zu nennen, was er als Kurzform gewählt hatte.

»Es geht schon«, sagte er auf die Frage seines Bruders hin und stand langsam auf, nachdem er das Glas leer getrunken hatte und sich wieder etwas besser fühlte. Nachdenklich griff er nach einem verzierten, wie Glas aussehenden Kamm und fuhr sich damit durch die langen, hellblauen, fast weißen Haare, die im Sonnenlicht wie Silber schimmerten. Anschließend flocht er sie zu einer für den Außenstehenden kunstvoll aussehenden Frisur, die jedoch hier fast jeder trug, einfach aus dem Grund, die Haare nicht im Gesicht hängen zu haben, da sie nie abgeschnitten wurden, und deshalb nur sehr langsam wuchsen, doch der Junge war stolz darauf. Er wusch sie jeden zweiten Tag mit einer bestimmten Pflanze, die den Haaren einen seidigen Glanz verlieh.

Müde streckte er sich und war froh, als sein Bruder merkte, dass er wie so oft nicht zum Sprechen aufgelegt war und das Zimmer wieder verließ. Laurin wechselte die verschwitzten Klamotten, trug nun ein blassoranges, farblich perfekt zu seiner Haar- und Augenfarbe passendes Gewand. Die langen, beinahe durchsichtigen und zum Ende hin auslaufenden Ärmel schlangen sich um seine schlanken Arme. Das Kleidungsstück reichte bis knapp über seine Knie, einfach weil es so bequemer war, besonders wenn er durch den Wald ging, um bestimmte Kräuter zu suchen. Auch lief er wie fast alle anderen immer barfuss, seine Fußsohle jedoch sah samtweich und zart aus, als wäre er nur über Seidenstoff gelaufen.

Gerade überlegte er, ob er sich erneut ein wenig in sein "Bett" kuscheln sollte, als er aufgeregte Stimmen hörte. Die Stirn runzelnd nahm er mit seinen kleinen, nach hinten spitz zulaufenden, feinen Ohren die Gespräche wahr, die sich in den Hütten auf den Nachbarbäumen abspielten.

»Da kam eben etwas vom Himmel geflogen!« rief eine Stimme aufgeregt.

»Ja, und es ist hinten auf der großen Blumenwiese gelandet«, sagte eine andere Stimme, die kurz darauf von einer Kinderstimme unterbrochen wurde, die weinerlich rief:

»Ich hab Angst!«

Laurin schüttelte den Kopf und wusste nicht recht, was er von alldem halten sollte. Doch schließlich siegte seine Neugier und er hob den die Fenster verdunkelnden, weichen aber schweren Vorhang zur Seite und lugte hinaus. Sofort brannten seine Augen, doch er zwang sie eisern dazu, sich an die Helligkeit zu gewöhnen und blickte auf die freie Fläche, die nicht von den meterhohen Bäumen bewachsen war. Seine Augen waren wie die von allen seines Stammes sehr scharf und er konnte, wenn er wollte kilometerweit sehen. Doch was er da sah, ließ ihm den Atem stocken. So etwas Fremdartiges hatte er noch nie gesehen und er hatte augenblicklich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Die vier komischen Dinge, er wusste nicht, wie er sie bezeichnen sollte, sahen dunkel und irgendwie bedrohlich aus. Doch sie glänzten, etwas, das dem Jungen gefiel, doch dieser Glanz war so anders als den, den sie hier hatten. Was das wohl für ein Material war? Der Planet, auf dem er wohnte, war zu 70 Prozent mit Wald und Blumen bewachsen, die sich an gras überwucherte Hänge schmiegten, in denen einige Leute seines Stammes einen bestimmten Rohstoff abbauten. Er sah aus wie Glas und ließ sich erhitzt in jede beliebige Form gießen, war jedoch so hart wie Diamant. Ansonsten gab es noch einige Seen und Flüsse mit glasklarem und sauberem Wasser hier und die verschiedensten Tierarten, die er auf die Schnelle gar nicht alle benennen konnte.

Doch schließlich konnte er die Helligkeit nicht mehr ertragen und er ließ die schweren Vorhänge zurück vor das Fenster gleiten und setzte sich wieder in die weichen Tücher auf dem Boden. Sein Körper zitterte leicht, er wusste, dass das da draußen kein gutes Zeichen war, hatte allerdings auch keine Ahnung, was er tun sollte. Schließlich rief er seinen kleinen Bruder zu sich und schlang die Arme um ihn, versuchte, ihm schonend beizubringen was er da draußen gesehen hatte.
 

Die Crew brachte das große, angsteinflößende Kriegsschiff sicher auf einer weiten grünen Fläche zum Stehen. Bei dem ersten Bodenkontakt ging ein heftiger Ruck durch den schweren Metallkörper. Danach verlosch das laute Summen der Antriebsdüsen und sämtliche Computer und Steuerapparate wurden in den standby Modus geschaltet.

Ascon war in seine Unterkunft gegangen, während sie die kurze Strecke zwischen Atmosphäre und Erdoberfläche überwanden und legte sicherheitshalber seine Kriegsausrüstung an, die aus einen schweren Stoff bestand, der jedoch für normale Waffen undurchdringlich war. Normalerweise stellte es ein großes Risiko dar in solchen Sachen in einen Kampf zu ziehen. Doch in den letzten Kämpfen hatte es sich als vorteilhaft erwiesen. Eine schwarze Hose und ein leichtes dünnes Hemd aus demselben Material bedeckten seinen Körper. Seine Füße steckten in kniehohen mit Schnallen versehenen Stiefeln. An den Seiten waren diese mit Metallplatten verstärkt und schützten ihn so zusätzlich noch.

Erneut überprüfte der Schwarzhaarige die Laserwaffen, welche sich in zwei Halftern an seiner Brust befanden, jedoch durch den langen schwarzen, leicht dunkelblau schimmernden Umhang im Verborgenen blieben.

Dann tastete er noch einmal versichernd nach dem Schwert an seiner Seite. Viele hielten es für altmodisch, da sie technisch eine der weitentwickelsten Rassen waren, die überhaupt im gesamten Sternensystem existierten. Doch es hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet. Weiterhin war es sein Zeichen, dass er stolz und mit erhobenem Blick trug. Es war ein Zeichen seiner familiären Herkunft, seines Standes. Jeder sollte sehen, wer er war und wo er hingehörte. Seine Leute hatten sich seinem Willen zu beugen und jeden Befehl von ihm zu tolerieren. Andernfalls besaß er die Macht über ihr Leben zu entscheiden.

Es gab nur ein, zwei Personen denen er vertraute und die er als Freunde ansah eingeschlossen seiner Familie natürlich.

Zuletzt band sich Ascon seine Haare noch einmal vernünftig zusammen. Die lange schwarz glänzende Mähne war ebenfalls etwas, das er mit großem Stolz trug und das ein Indiz für seine hohe gesellschaftliche Stellung war. Im Gehen griff er sich schließlich noch ein Messer von der Stichwaffensammlung an der Wand seiner Kabine. Alle Dolche befanden sich in einer sicheren Halterung, sodass bei unruhigen Flugverhältnissen oder falls sie angegriffen wurden nichts durch den Raum fliegen konnte.

Die stimmgesteuerte Tür glitt lautlos auf, als er kurz »Öffnen« sagte und ging genauso leise hinter ihm wieder zu. Mit einer gewissen Spannung, was ihn wohl auf dem neu entdeckten Planeten erwarten würde, machte er sich zur Ausstiegsrampe auf.

Dort wartete schon ein hochbewaffneter Einsatztrupp auf ihn. Die zwanzig Männer waren gut ausgebildete Krieger. Die besten, die sich in seiner Flotte befanden. Es gab noch mehr gute Kämpfer auf seinem Schiff, ungefähr noch einmal so viele. Diese waren aber Piloten und für die an Bord mitgeführten Gleiter zuständig, sozusagen Luftkämpfer. Nur ungern würde er einen von ihnen verlieren. Deswegen ließ er sie bei Bodeneinsätzen grundsätzlich auf oder in der Nähe des Schiffes.

»Also gut.« Er räusperte sich leise, ehe er seinen Blick hob und einen seiner Männer nach dem anderen direkt ansah.

»Ich erwarte, dass ihr jedem der sich euch in den Weg stellt effizient zum Schweigen bringt. Damit meine ich nicht, dass ihr jemanden töten sollt. Wie auch auf den anderen Sternen, sind wir auf die Arbeitskraft der niederen Rassen angewiesen.«

Eine kurze Pause trat ein, in der Ascon das Gesagte einwirken ließ. Doch seine Männer wussten ganz genau worauf er hinaus wollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie solch einen Befehl bekamen.

»Zuerst werden wir versuchen mit der hier anscheinend friedlich lebenden Art zu Verhandeln. Sollten sich diese Kreaturen jedoch als widerspenstig erweisen, wisst ihr was zu tun ist ... « Den Rest des Satzes ließ er absichtlich offen. Jedem war klar, was zu tun war.

»Ja, Herr!«, kam die gleichzeitige Zustimmung von den Kriegern und Ascon verließ schließlich allen voran die Laderampe, betrat mit schweren Schritten das fremde Territorium. Ein leiser Wind umschmeichelte ihn sofort, als er in das saftige Grün der weiten Wiese trat. Angenehm berührt atmete er einmal tief ein, genoss den leichten Duft, welcher ihm von den unzähligen Blumen zugetragen wurde.

Dann richtete er seine Aufmerksamkeit jedoch auf den nicht weit entfernten Wald, schätzte die Umgebung schnell und gekonnt ab. Ascon verließ sich grundsätzlich auf seinen sechsten Sinn, was lauernde Gefahren anging und der sagte ihm, dass er momentan nichts zu befürchten hatte.

Durch eine eindeutige Handbewegung wies er die Männer an sich zum Wald zu begeben, woraufhin sich der Trupp ohne zu Zögern in Bewegung setzte.
 

Entgegen der Erwartung von Laurin, der erwartet hatte, dass sein Bruder anfing, vor Angst zu zittern, stürmte der Kleine, der weitaus weniger empfindlich war, was Sonnenlicht anbetraf, zum Fenster und schob den Vorhang beiseite. Laurin seufzte nur und kuschelte sich in die Decken. Er spürte, wie er langsam träge wurde, der Tag wandte sich schon gegen Mittag zu, eine Zeit, die er normalerweise mit einem kleinen Schläfchen verbrachte, um sich dieser Helligkeit und Hitze nicht noch zusätzlich aussetzen zu müssen. Doch heute konnte er einfach nicht schlafen, außerdem sann er die ganze Zeit darüber nach, was das alles wohl zu bedeuten hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn schon die ganze Zeit. Noch nie war jemand Fremdes in ihre Welt gekommen, schon gar nicht mit solchen komischen Gefährten, was auch immer sie waren und darstellen sollten. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Kleine ausrief:

»Woooow, da geht was vorne auf... Und da... Da kommen Leute raus... Komm her, das musst du dir ansehen!!«

Ungeduldig winkte der Junge seinem Bruder mit einer Hand, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

»Komm lieber wieder zurück«, mahnte er langsam. »Ich weiß nicht, ob das gut ist...«

Doch der Kleine erzählte schon aufgeregt weiter, gar nicht auf den anderen achtend. Irgendwie war er begeistert, etwas Neues zu erleben, gab es hier doch so gut wie keine Abwechslung.

»Da sind lauter komische Wesen, die sehen ganz anders aus als wir... Der eine versammelt die anderen um sich. Sie sind alle ziemlich groß, der Mann hat ganz lange Haare, noch längere als du, und die sind ganz schwarz, komm doch mal her!«

Laurin schüttelte müde den Kopf. Das Licht, das durch den Spalt drang reichte ihm schon und er drehte den Kopf weg, schloss die Augen. Die Neugier und den Lebensgeist den sein kleiner Bruder hatte konnte er sich nicht erklären, denn er selbst war ruhig und ausgeglichen, genoss es, oft allein in den wunderschönen, schattigen und duftenden Wäldern spazieren zu gehen, einfach seine Ruhe zu haben. Von ihm aus konnte alles so bleiben, wie bisher, doch das würde ihm nicht mehr vergönnt sein, so wie es aussah.

»Komm da weg«, murrte er seinen Bruder nur an, der nicht auf ihn hörte sondern begeistert weiter erzählte:

»Unsere Leute haben sich inzwischen unten versammelt, ich kann einige unserer besten Bogenschützen erkennen. Sie sehen unsicher aus und wissen nicht, was sie machen sollen...«

Er gähnte laut und rieb sich über die Augen. Es war nicht gerade eine Zeit, in der man nachdenken und planen konnte, gerade zu der Zeit wurden die meisten aus dem Stamm müde und träge. Als Laurin bemerkte, dass sein Bruder nicht hörte, murmelte er nur noch etwas Unverständliches und zog die Beine an, rollte sich auf den weichen Decken zusammen. Zudecken brauchte er sich nicht, er konnte seine Körpertemperatur der Umgebung anpassen. Erneut versuchte er, ein wenig zu schlafen, doch es gelang ihm nicht. Was machten die fremden Wesen da unten? Sollte er nicht auch besser runtergehen? Die Gespräche in den anderen Hütten waren verstummt, alles schien den Atem anzuhalten und zu warten auf das, was da wohl kommen mochte. Der Junge entschied sich dagegen, runter zu gehen, hier oben würden sie sicherer sein. Er überlegte, ob er die Leiter hochziehen sollte, doch dazu hatte er weder Lust noch Elan. Sein kleiner Bruder hatte mit dem Reden aufgehört, na zum Glück. Ihre beiden Eltern waren vor ein paar Jahren bei einem Unfall im Bergwerk umgekommen, und so fühlte er sich verantwortlich für seinen Bruder, war er doch die einzige Familie, die er noch hatte. Schließlich glitten seine Gedanken doch ins Reich der Träume und er fiel in einen leichten Dämmerschlaf, aus dem er jedoch sofort wieder erwachen würde, wenn irgendetwas war. Sein Bruder derweil blieb am Fenster und beobachtete das Geschehen interessiert weiter mit großen Augen, versuchte, sich kein Detail entgegen zu lassen und wartete gespannt darauf, was nun passieren würde.
 

Ascon hatte mit seinen zwanzig Kriegern inzwischen den Wald erreicht. Wissend musterte er die Bäume, erkannte dank seiner gut ausgeprägten optischen Fähigkeiten die versteckten kleinen Häuschen in den Blätterdächern. Hm ... Ein Zeuge von Fortschritt war das nicht gerade, dachte er ein wenig herablassend. Aber er wollte sich nicht beklagen. Vielleicht gab dieses Volk ja gleich auf, wenn es seine Unterlegenheit erkannte. Große Lust auf einen Kampf, in dem der Sieger jetzt schon fest stand hatte er nicht besonders. Und er würde auch nur ungern jemanden verletzen. Bisher war bis auf wenige Ausnahmen immer alles glatt gelaufen. »Männer! Seid vorsichtig, wenn ihr den Wald betretet«, warnte er ernst, denn er spürte mit einem Schlag Gefahr. Zwar war es kein starkes Gefühl, aber immerhin. Diese Kreaturen gedachten also doch sich zu wehren?! Interessant aber auch sehr dumm!

Vorsichtig trat Ascon als Erstes an einem Busch vorbei, bahnte sich mit einiger Mühe einen Weg durch das dichte Gestrüpp. Seine Arme schoben herunterhängende Äste und Zweige beiseite, während er mit den schweren Stiefeln die bodennahen Pflanzen herunter trampelte und so für die Nachfolgenden einen besseren Durchgang in diesem urtümlichen Dschungel schuf. Lianen und ihm unbekannte Kletterpflanzen schränkten sein Sichtfeld rapide ein, was ihm überhaupt nicht passte. Er konnte es nicht leiden, wenn er seine Umgebung nicht auf einen Blick einschätzen konnte und darauf hoffen musste, dass nicht hinter dem nächsten Ast ein Hinterhalt lauerte.

Kaum hatte er diesen Gedanken beendet, schrillten die Alarmglocken plötzlich in seinem Kopf los. Verdammt, fluchte er innerlich, während er im letzten Moment einem Pfeil auswich, der nur haarscharf an seinem Oberarm vorbei zischte.

Sofort flog sein Blick in diese Richtung. Noch im selben Moment zog er mit der rechten Hand eine Waffe aus dem Halfter, visierte sein Ziel an und schoss.

»Ahhhh ... «, ertönte Augenblicke später ein angstvoller Schrei, danach ein Rascheln von Blättern keine zwei Meter entfernt. Mit ein paar langen Sätzen war er bei dem Fremden, der es gewagt hatte ihn an zu greifen. Der Kerl hatte auf einem Ast gesessen und seine Position natürlich ausgenutzt. Gegen Ascons schnelle Reaktionen hatte jedoch fast niemand eine Chance. Verletzt war die Kreatur nicht, denn der Laser des Schwarzhaarigen war nur ins Holz eingeschlagen, hatte es durchtrennt, sodass er das Gewicht des Schützen nicht mehr halten konnte und dieser herunter gestürzt war.

Als Ascon seinen Widersacher erreichte, war er doch milde gesagt überrascht.

Da saß ein recht jung aussehender ... Ja, was eigentlich? Mensch? Konnte schlecht sein. Die gab´s schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Aber was sollte das dann sein? Keine Rasse die er kannte, sah derartig seltsam aus. Der schlanke junge Mann hatte lange, in der Sonne silbern schimmernde Haare, die zu einer kunstvollen Frisur zusammen geflochten waren. Er saß verdattert auf dem Boden und sah ihn aus türkisen Augen verwirrt und erschöpft zugleich an. Kleine Schweißperlen rannen ihm von der Stirn und seine helle, zarte Haut fiel sofort auf im Schatten der Bäume. Er war zu träge, um sich noch groß zu bewegen und sah schweigend zu ihm auf.

Selbst ein Blinder hätte die Lage des am Boden sitzenden Geschöpfes erkannt. Blitzartig erinnerte sich Ascon wieder an eine seiner Notizen, die er vorher über diesen Stern gesammelt hatte. Darin stand nämlich, dass sie die Sonnenzeit nicht so gut vertrugen. Was für ihn natürlich auch einer der Gründe gewesen war, weshalb den Planeten zu dieser Zeit erobern wollte.

Nachdenklich musterte er das hellhäutige Wesen. Sein Ärger über den sinnlosen Angriff war schon wieder verraucht und so reichte er dem Silberhaarigen eine Hand, um ihm auf zu helfen.

Misstrauisch starrte der Kleinere auf seine dargebotene Hand, dann wanderte dessen Blick zu Ascons Augen, die fast gänzlich schwarz waren und ihn mit einer gewissen Härte aufforderten diese zu ergreifen.

Letztendlich sah der Silberhaarige ein, dass es eh nichts brachte sich zu Wehr zu setzen. Der andere sah einfach viel zu stark aus, schien aber im Augenblick recht ruhig zu sein. Da er den Schwarzhaarigen nicht gegen sich aufbringen wollte, reichte er ihm zaghaft seine Hand, die sofort von der kräftigen des Kriegers umschlossen wurde. Gleich darauf wurde er ohne Mühe hoch gezogen, was ihm ein überraschtes Quietschen entlockte. Erschrocken versuchte er sich dem Größeren wieder zu entziehen und konnte ein ängstliches Zittern nicht unterdrücken, als seine Handgelenke mit einem weichen Band vor seinem Körper gefesselt wurden.

Verständnislos hob der Kleinere den Blick, sah flehendlich zu dem Mann in Schwarz hoch. Was passierte hier mit ihm? Warum wurde er gefesselt? Wollten sie ihn essen?

»Keine Angst«, beruhigte Ascon den Silberhaarigen, der einer Panik nahe war.

»Ich tue dir nichts, wenn du meine Anweisungen genaustens befolgst.« Abwartend musterte er den Jungen. Verstand er ihn, oder wurde hier eine ganz andere Sprache gesprochen. Das hatte er bei seinen Recherchen nämlich nicht herausgefunden, weil der Planet noch recht unbekannt war und demzufolge als unbedeutend eingestuft wurde.

Zu seinem Glück schien der andere ihn jedoch verstanden zu haben, denn er senkte ergeben den Kopf und nickte unmerklich.

»In Ordnung. Dann befehle ich dir, deine Artgenossen die hier wahrscheinlich irgendwo auf den Bäumen herum hüpfen zu warnen. Sollten sie mich und meine Männer angreifen, werde ich sie fangen und einem nach dem anderen auspeitschen!«

Erneut nickte der Junge und Ascon sah wie einige Tränen vor dem Kleineren auf den Boden tropften. Der schien ja ziemlich nah am Wasser gebaut zu haben, dachte er ein bisschen genervt. Na ja ... Hoffentlich waren das hier nicht alles solche Heulsusen. Dann konnte er sich ja auf was gefasst machen.

»Flenn nicht rum!«, fuhr er den Jungen scharf an, der sofort ob der peitschenden Worte zusammen zuckte, sich aber gleich darauf die Tränen aus den Augen wischte.

»Bring mich zu eurem Dorf ... Oder wo immer ihr auch lebt. Ich wünsche keine weiteren Zwischenfälle, sonst geht´s dir schlecht!«

Der Junge senkte den Blick und biss sich auf die Lippen. Dann wandte er sich kurz ab und pfiff eine melodische Melodie, die nicht unbedingt laut war, jedoch von den anderen Bogenschützen gehört wurde, die sich sofort von den Bäumen gleiten ließen und der Melodie folgten, bis sie zu dem Jungen kamen, der gepfiffen hatte. Sie leisteten keinerlei Widerstand, hatten sie doch zuviel Angst und waren geschockt, dass ihr Kamerad gefesselt war. Der Junge murmelte ein paar Worte in einer fremden Sprache, dann senkte er den Blick und antwortete in der, dem Schwarzhaarigen bekannten Sprache leise:

»Das sind alle, die hier waren... Das „Dorf“ ist dahinten...«

Er zeigte in eine Richtung und lief schließlich zitternd vor, gefolgt von den fremden Wesen und seinen Freunden.

Die Melodie war inzwischen bis zu den Wohnungen der anderen durchgedrungen, die sich aus ihrer Starre lösten und ängstlich in die Ferne starrten. Doch trotz ihrer guten Augen konnten sie nicht durch Bäume hindurch schauen und mussten wohl oder übel abwarten. Sprechen tat kaum einer, sie alle waren viel zu überrumpelt von der Nachricht, dass einer ihrer Schützen gefangen genommen worden war und sie nun auf dem Weg hierher waren. Die meisten kletterten von ihren Hütten herab und warteten schweigend unten im Schatten. Sie alle kniffen die Augen zusammen, die intensive Sonne schmerzte.
 

Laurin hatte von alldem nichts mitbekommen. Er schlief inzwischen wieder tief und fest, vielleicht hatte das mit seinem nicht sehr guten körperlichen Zustand zu tun oder einfach, weil er Schlaf benötigte. So hörte er die Melodie nicht, die die Nachrichten weiter trug. Sein kleiner Bruder hörte sie zwar, doch er hatte noch nicht gelernt, den einzelnen Tönen die Botschaft zu entnehmen, so blieb er einfach weiterhin am Fenster sitzen und sah hinaus. Doch auch ihn beschlich inzwischen ein ungutes Gefühl, es lag eine Spannung in der Luft. Außerdem wunderte er sich, weshalb die meisten nach unten gegangen waren, und das um diese Zeit, das war doch hirnrissig. Er lehnte sich ein Stück vor und beobachtete weiterhin, während sein großer Bruder seelenruhig schlief.

Nach einer geraumen Weile erkannte er, was der Grund für das seltsame Verhalten seiner Freunde war.
 

Zusammen mit seinem Trupp folgte Ascon dem Silberhaarigen, nachdem sie die anderen Bogenschützen sicherheitshalber ebenfalls leicht gefesselt hatten. So bestand wenigstens nicht die Gefahr, dass sie noch einmal hinterrücks angegriffen wurden, was nach dem Zustand der einzelnen Personen zu urteilen wohl eh nicht eingetroffen wäre. Zudem machten sich Gefangene immer gut, um den Rest einer Sippe zur Unterwerfung zu zwingen. Die einzelnen menschenähnlichen Wesen machten einen sehr schwächlichen und trägen Eindruck, weshalb er seine Männer anwies, sie nicht all zu grob zu behandeln.

Nach einem unwesentlichen Fußmarsch, der Ascon trotz der brütenden, schwülen Hitze nichts ausmachte, erreichten sie bald eine relativ breite Lichtung, auf der sich überraschenderweise eine ganze Schar dieser Wesen im Schatten herumdrückte. Hunderte von Augenpaaren waren mit einem Mal auf ihn gerichtet, die meisten davon starrten ängstlich zu ihm, aber aus ein paar wenigen sprach Neugier. Energisch schritt Ascon in die Mitte der Lichtung, unterzog alles einer genauen Musterung, bevor er sich seinen Gefangenen griff und ihn absichtlich hart zu Boden stieß. Es war besser, wenn Fremde erst einmal Angst vor ihm hatten. Dann waren sie umgänglicher.

»Wer von euch ist hier der Anführer?«, fragte er in die Runde. Seine Stimme klang fordernd. Als keines der Wesen hervor trat, kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

»Hör gut zu, ihr niederes Pack! Ich habe keine Lust hier Wurzeln zu schlagen. Ich _will_ den Verantwortlichen sprechen und das ein bisschen flott!« Unterdrückte Wut schwang in seinem Tonfall mit. War dieses Volk geistig unterbemittelt, oder was? Als sich nach einiger Zeit immer noch niemand meldete, drehte er sich zu seinen Männern um.

»Tarêk! Gib mir deine Peitsche!« Ein deutlicher Befehl. Ascon hörte das ängstliche Fiepen, das durch die Reihen der Hellhäuter ging.

Während er die schwere Lederpeitsche in der Hand hielt, richtete er seinen Blick noch einmal warnend auf.

»Stellt mir sofort einen Führer, Verantwortlichen ... Was auch immer. Ansonsten macht euer Freund gleich Bekanntschaft mit meiner Peitsche. Und zwar solange bis sich jemand dazu bereit erklärt mit mir zu verhandeln.«

Inzwischen waren alle Augenpaare ängstlich und erschrocken auf ihn gerichtet, während sich die Hellhäutigen gleichzeitig fragten, was sie machen sollten. Sie hatten alles immer in der Gemeinschaft geregelt und bestimmt, sie standen alle auf einer Stufe, es gab niemanden, der höher stand, es gab einfach keinen Anführer, den hatten sie nicht notwendig gehabt. Der junge Bogenschütze kniete am Boden und unterdrückte ein Schluchzen. Er hatte furchtbare Angst und zitterte am ganzen Körper. Schließlich trat einer der älteren Wesen hervor, blickte den Schwarzhaarigen wachsam an und sagte ruhig, seine Angst und Ungläubigkeit unterdrückend:

»In unserem Volk gibt es keinen Führer. Alles wird in der Gemeinschaft beschlossen und abgestimmt. Niemand steht auf einer höheren Stufe oder ist etwas Besseres als andere, demzufolge kann kein Verantwortlicher gesprochen werden...«

Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu:

»Ich stelle mich aber bereit dafür, nur lasst den Jungen keine Schmerzen erleiden...!«

Er verstand nicht, wie jemand so brutal sein konnte und hoffte, dass den anderen seine Worte etwas besänftigt hatten. Er würde alles tun, damit niemand verletzt wurde.

Aufmerksam hatte Ascon dem Älteren zugehört. Na so was aber auch. Die regelten alles in der Gemeinschaft? Solche Systeme waren doch schon total veraltet. Gleichberechtigung gab es schon lange nicht mehr, vor allem nicht bei seinem Volk. Da hing es vom Kriegerlevel ab, in welcher Schicht man lebte und nicht zu vergessen vom Ansehen der Familie. Es gab zwar die Möglichkeit sich durch besondere Stärke und Intelligenz in der Hierarchie hoch zu arbeiten. Doch das war eher ein Seltenheitsfall, um nicht zu sagen, fast unmöglich.

Wieder beruhigt gab Ascon die Peitsche an den Mann zurück, von dem er sie beansprucht hatte und zwang den Jungen vor sich durch einen scharfen Befehl auf zu stehen. Umständlich und mit weichen Knien erhob sich der Silberhaarige. Der Krieger nahm wahr, dass sich die helle Haut auf dessen Oberarmen inzwischen einen leichten Rotschimmer bekommen hatte und da er kein Unmensch war, schubste er ihn zu dem Älteren hinüber.

»Sieh zu, dass du in den Schatten kommst!«, meinte er nur grimmig.

Danach richtete er sein Augenmerk erneut auf denjenigen, der sich als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt hatte.

»Und nun zu uns«, begann er ruhig. »Ich verlange, dass alle Personen von eurer Sippe auf der Lichtung erscheinen.« Ein unnachgiebiger, herrischer Zug bildete sich um seine Mundwinkel. »Und wenn ich alle sage, meine ich das auch so!«, unterstrich er seinen Befehl und verlieh ihm die nötige Überzeugungskraft. Der Ältere sah dem Mann kurz in die Augen, dann gab er den Befehl in seiner eigenen, melodischen Sprache weiter und erklärte, dass es besser war, wenn jeder kommen würde. Er war sich sicher, dass allein schon sein dringlicher Tonfall die anderen überzeugen würde dass es besser war, zu kommen.
 

Der kleine Bruder von Laurin hatte am Fenster gehockt und die Worte vernommen. Endlich hatte er auch ganz verstanden, worum es ging und er schluckte, bekam auf einmal Angst und stürzte vom Fenster weg hin zu seinem Bruder, der auf dem Boden lag und noch immer schlief.

»Lauri, Lauri, bitte wach auf, es ist wichtig!«

Er schüttelte ihn sanft an der Schulter und war erleichtert, als er mühsam die Augen aufschlug. Mit wenigen Worten hatte er ihm alles erklärt und sah ihn ängstlich an. »Sh, ganz ruhig, wird alles wieder gut«, murmelte er, gähnte und setzte sich auf. Er wusste, was es für eine Wirkung auf ihn haben würde, wenn er jetzt, in der Mittagshitze, nach draußen gehen würde, doch er konnte sich nicht widersetzen. Mühsam richtete er sich auf und öffnete die Bodenluke aus der die Hängeleiter herausging. Dann ging er zuerst und ließ den Kleinen dann folgen, passte auf, dass ihm nichts passierte. Sofort als er die Hitze spürte blieb ihm der Atem weg. Er hatte die Augen, die erneut schmerzten geschlossen, wusste ganz genau, wie er nach unten kam, dazu brauchte er nichts sehen. Schließlich war er unten angekommen, blinzelte kurz um sich zurechtzufinden und stellte sich dann einfach zu den Leuten seines Stammes, seinen kleinen Bruder, der ihn besorgt ansah, nicht aus den Augen lassend, so sehr es ihm auch wehtat. Seine Haut brannte, doch er legte einen Arm um den Kleinen, zog ihn eng an sich. Er zitterte leicht und hatte schreckliche Angst, versuchte jedoch, das dem Jungen nicht zu zeigen.
 

Zufrieden verfolgte Ascon, wie sich die Lichtung immer weiter füllte. Diese Wesen schienen praktisch wie Regen von den Bäumen zu fallen. Aber irgendwann ebbte der Andrang ab und er schätzte grob, um wie viele von denen es sich wohl handelte. Wenn er einigermaßen richtig lag, müssten es an die einhundert und fünfzig sein. Plus die Kinder, die er erst mal außen vor ließ, da die sich eh nicht für schwere Arbeiten eigneten. Soweit so gut.

»Sind das wirklich alle?«, hakte er skeptisch nach, woraufhin der Ältere bestätigend nickte. Der schnellen Reaktion nach zu urteilen, log der Mann nicht. War auch gesünder für ihn, dachte Ascon egozentrisch.

»Okay. Kommen wir zum nächsten Punkt. Ich bin aus einem weit entfernten Sonnensystem hergekommen, weil ich diesen Planeten als Rohstoffquelle auserkoren habe.« Nochmals richtete er sich an den Alten.

»Du kannst mir sicher am besten sagen, welche Rohstoffe es bei euch gibt.« Es war eher ein Befehl zu antworten, als eine Frage. Dennoch hatte Ascons Tonfall inzwischen etwas von seiner Härte eingebüßt. Es schwang aber immer noch eine leichte Ungeduld mit, die er nicht verbarg, weil er die Einwohner dieses „Dorfes“ damit besser unter Kontrolle behalten konnte.

Der Blick des Älteren wurde nachdenklich und glitt in die Ferne. Er konnte sich kaum vorstellen, dass der Schwarzhaarige ihr Geheimnis kannte, dennoch blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als es zu sagen wenn er nicht wollte, dass er hier wie ein Taifun wütete. Nach kurzer Zeit antworte er:

»Neben den unzähligen verschiedenen Pflanzen und ihren Wirkungen verfügen wir in den wenigen Stollen, die wir haben, über ein Metall.«

Den Namen ließ er weg, stattdessen fuhr er fort:

»Es ist hart wie Diamant und durchsichtig und genauso formbar wenn es erhitzt wird wie Glas, wir nutzen es für die Messer die wir brauchen, um besonders hartnäckige Pflanzen abzuschneiden ...«

»Hm ... Ein Metall. Das hört sich reizvoll an. Aber ich habe in meinen Recherchen über den Planeten noch etwas anderes gefunden, auf das ich eigentlich hinaus wollte.« Über die zusätzliche Information das Metall betreffend war Ascon mehr als erstaunt. Davon hatte er nichts gewusst, aber es klang sehr viel versprechend. Vielleicht würde sich daraus ein lohnender Geschäftszweig schaffen lassen. Zuerst musste er sich jedoch eine Probe besorgen und es einem Experten vorlegen, der ihm den genauen Wert bestimmte.

Abschätzend fixierte er den Älteren erneut, wartete auf eine Reaktion. Der Ältere runzelte die Stirn und blickte ihn verwirrt an, wusste nicht recht, was der Schwarzhaarige nun eigentlich wollte. Das Wertvollste an Rohstoffen hatte er genannt, er wusste nicht, was noch fehlte und ließ seinen Blick nachdenklich schweifen. Es war nicht leicht, bei der Hitze zu denken, es fiel ihm von Mal zu Mal schwerer.

»Ich weiß nicht, was Ihr meint«, sagte er höflich und ehrlich und sah seinen Gegenüber offen an. »Das Wertvollste hier ist das Metall...«

Mehr wusste er nicht zu sagen, also schwieg er stattdessen und wartete ab, wie der Mann reagieren würde.

Ascon knurrte missgestimmt. Wollte der Kerl ihn täuschen, oder hatte er wirklich keine Ahnung worauf er anspielte. Spätestens nachdem er dem Anderen jedoch ins Gesicht gesehen hatte, wusste er, dass ersteres nicht zutraf. Der schien wirklich keine Ahnung zu haben.

Leicht genervt seufzte er. Das Gespräch wurde ihm langsam zu langwierig. Und das ging ihm auf den Keks. Normalerweise war er ein guter Diplomat und schaffte es immer die Interessen beider Seiten zu verwirklichen. Doch heute war er wohl irgendwie nicht in der Stimmung. Möglicherweise lag es am Klima und an der Hitze, die in der letzten halben Stunde merklich angestiegen war. Sogar ihm trat schon der Schweiß aus den Poren und die Umstehenden schienen einem Zusammenbruch nahe zu sein.

»Also gut. Wir setzen unsere Unterhaltung woanders fort. Deine Leute können sich von mir aus wieder in ihre Baumwipfel begeben. Vorher verlange ich, dass meine Männer versorgt werden. Ausschreitungen, Befehlsverweigerungen oder sonstige Zuwiderhandlungen dulde ich nicht.«

Noch während er sprach, ertönte plötzlich ein erschrockenes:

»Lauri! Wach auf, sag doch was!!«, und er kleiner Junge sprang auf, kniete sich sofort zu einem mittelgroßen, nur kurz bekleideten Jungen, der scheinbar regungslos am Boden lag. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig und er war ganz rot im Gesicht. Seine silbernen Haare lagen wie ein Kranz um seinen Kopf herum und bildeten einen krassen Kontrast zu dem dunklen Gras, auf das er gesunken war. Seine ansonsten fast weiße Haut schimmerte vor Schweiß und die Augen waren geschlossen, das feine Gesicht schmerzverzerrt. Er reagierte nicht auf die Worte des anderen.

»Bitte, wach auf...!«, schluchzte dieser weiter und sah verzweifelt auf ihn hinab, wusste nicht, was er tun sollte.

Alle Köpfe hatten sich zu ihnen umgewandt.

Um sehen zu können, was gerade passiert war, bahnte sich Ascon einen Weg durch die Menge. Keiner der Leute traute sich zu dem Jungen, alle starrten ihn angstvoll an.

Na toll, dachte er grantig. Jetzt war auch noch so ein zart besaiteter Junge umgekippt und er musste sich darum kümmern, weil kein anderer sich traute.

Wundervoll. Der Tag wurde immer besser. Erst litt der Alte unter Amnesie was die Rohstoffe anging und nun musste er den Babysitter für irgend so einen Schwächling spielen.

Bei dem Jungen angekommen, kniete er sich neben ihn, legte seine große Hand auf dessen blasse Stirn und fühlte, ob er Temperatur hatte. Hm ... Die Haut war etwas wärmer als nötig, aber ganz so schlimm war es nicht. Bestimmt brauchte der Kleine nur ein kühles Plätzchen, musste raus aus der Sonne.

Der Kleine Bruder hockte noch immer an der Seite des Jungen und hatte ängstlich zu dem so fremdartigen Mann gestarrt, der sofort angelaufen kam.

»Bitte«, sagte er flehend. »Mein Bruder... Mein Bruder verträgt das Tageslicht nicht...«
 

In diesem Moment regte Laurin sich und stöhnte leise. Als er die Berührung auf seiner Stirn spürte, öffnete er seine Augen. Ein Fehler, wie er zu spät feststellte, denn sofort schoss ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf und er keuchte. Dennoch... Für einen Augenblick hatten seine nachtblauen Augen die tiefdunklen des anderen getroffen und ihm war ein Schauer durch den Körper gelaufen. Jedoch war er inzwischen viel zu schwach, um etwas sagen zu können, er vertrug das Sonnenlicht einfach nicht und auch wenn er im Schatten lag machte ihm die schwüle Luft und die hohe Temperatur schwer zu schaffen, mal abgesehen davon, dass es ihm schon vorher nicht gut gegangen war und er sich durch den Tag gequält hatte. Erneut stöhnte er leise und schmerzerfüllt und seine Hände krallten sich irgendwo fest.
 

Ascon hatte die flehende Stimme des Kindes einfach überhört. Er war schließlich nicht mit Blindheit geschlagen. Nur zu deutlich war ihm der Zustand des Silberhaarigen bewusst. Nüchtern überlegte er, wie er dem Kleineren am besten helfen konnte. Als plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen in sein Bewusstsein drang und er einen Wimpernschlag darauf von ein paar Augen gefangen genommen wurde, die so tief blau schimmerten wie der Alaisianebel(1), durchfuhr es ihn auf einmal wie ein Blitz. Er fühlte sich benommen und gleichzeitig faszinierten ihn diese leuchtenden Augen, deren Glanz nur durch die stetige Hitze getrübt war.

Wenig später spürte er die feingliedrige Hand an seinem Ärmel und ein unmerkliches Lächeln schlich sich um seine Mundwinkel. Sowie er dies bemerkte, ließ er seine Gesichtszüge erkalten und setzte eine gleichgültige Miene auf, um seine innere Aufgewühltheit zu verstecken. Was interessierte ihn denn an dem Jungen? Wenigstens dreißig andere Wesen dieser Sippe hatten sie selbe Augenfarbe. Da fühlte er aber nicht das Geringste. Um nicht mehr weiter darüber nachdenken zu müssen, verbannte Ascon die Gefühlsduseleien in die hinterste Ecke seines Hirns und hoffte, dass sie dort bleiben würden, bis er sie freiwillig wieder hervorkramte. Trotzdem stand sein Entschluss fest. Der Junge hatte etwas Seltsames an sich und genau aus diesem Grund würde er ihn mit auf sein Schiff nehmen. Zu dessen Nachteil war es ganz bestimmt nicht! Denn die >Necxus< besaß eine Klimaanlage und eine Vorrichtung, durch die die Räume abgedunkelt werden konnten.

Während er noch über die Funktionen des Luftschiffes nachdachte, hatte er sich seines Mantels entledigt und ihn über den zarten, dünnen Körper des Jungen gelegt. Das Material würde ihn ein wenig kühlen, sodass der Junge es bis zu dem Schiff durchhalten würde. Stirn runzelnd sah er auf, als er hörte, wie die anderen alle zusammen auf einmal scharf die Luft einsogen. Sie hatten ihn genauestens beobachtet und als der Schwarzhaarige seinen Mantel abgenommen hatte, kamen die verschiedensten Waffen darunter hervor. Natürlich kannten die Wesen sie nicht alle, um genau zu sagen, nicht eine einzige außer vielleicht ein langes Schwert, das man noch erkennen konnte, doch dass sie alle gefährlich waren stand außer Frage. Panik und Erschöpfung zeigte sich auf den Gesichtern der Einwohner. Sie alle waren es nicht gewohnt, so lange und ohne Schutz in der Hitze zu bleiben, wagten jedoch nicht, etwas zu sagen, oder sich zu rühren aus Angst, dass der Mann dann von seinen Waffen Gebrauch machen würde, was sie ihm durchaus zutrauten.

Der Schwarzhaarige erfasste die Situation mit einem Blick, kümmerte sich zunächst jedoch nicht darum und wandte sich dem Jungen wieder zu, der geschwächt und regungslos vor ihm lag. Ohne ein weiteres Wort nahm er ihn auf die Arme und runzelte kurz unmerklich die Stirn, als er feststellte, wie leicht der Junge war! Er tat ein paar Schritte und spürte plötzlich, wie ihn jemand hinten festhielt.

»Bitte... Mein Bruder... Er kann nichts dafür, er ist oft krank... Bitte... Nehmt ihn mir nicht weg, er ist das Einzige, was ich noch habe!«

Der Kleine Junge hatte ihn festgehalten und sah mit tränennassen, hellblauen Augen zu ihm auf, blickte ihn flehend an. Was sollte er denn ohne seinen Bruder machen? Er hatte keine Freunde hier... Verzweifelt fing er an zu schluchzen.
 

Ascon, der die unerlaubte Berührung des Kindes spürte, hätte aus Reflex fast zugeschlagen, wenn der kranke Junge nicht in seinen Armen gelegen hätte. Stattdessen schwang er aufgebracht herum und durchbohrte den vielleicht gerade Siebenjährigen mit einem mörderischen Blick. Augenblicklich zog dieser seinen Arm zurück, als hätte er sich verbrannt.

»Wage es ja nie wieder mich an zu fassen ohne meine eindeutige Erlaubnis!«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Im Normalfall stand für so etwas der Tod. Niemand durfte ihn anrühren. Es galt als tiefgehende Beleidigung sich von einem Unwürdigen berühren zu lassen. Das konnte er nicht dulden, schon gar nicht vor seinen Männern, die die Regeln seiner Rasse nur zu genau kannten.

»Tarêk!«, rief er gefährlich leise. Sein Blick hatte sich verdunkelt, sodass seine Augen nun gänzlich schwarz wirkten.

»Ja, Herr?«

Eine unglaubliche Spannung hatte sich seit dem Vorfall aufgebaut. Die Fremden, die eigentlich keine Sonne und die damit einhergehende Hitze vertrugen, standen wie angewurzelt da und beobachteten, was sich abspielte.

Der Mann namens Tarêk schritt mit einem unguten Gefühl im Bauch auf seinen Anführer zu. Er wusste genauso gut wie alle anderen, dass Ascon das Kind bestrafen musste. Aber er hoffte inständig, dass er nicht zu hart an die Sache heran ging. Zum Glück war der Schwarzhaarige nicht so außerordentlich gewalttätig wie andere Oberhäupter. Dennoch ... Der Kleine konnte sich auf was gefasst machen.

Dann traf ihn Ascons stechender Blick und er senkte ergeben den Kopf. »Wie lautet euer Befehl?«

Ascon dachte flüchtig nach. Dann fiel ihm etwas ein.

»Nimm den Jungen und fessel ihn an einen Baumstamm, aber so, dass er in der Sonne sitzt. Vielleicht bringt ihn die Hitze dazu das nächste Mal vorher über seine Taten nach zu denken, bevor er sie in die Tat umsetzt.« Dann ging er an dem Braunhaarigen vorbei, flüsterte aber noch, so dass es nur der Krieger verstand: »Aber nicht länger als eine Stunde. Lass ihn nicht wegsterben.«

Der Kleine, dem es neu war, dass man bestraft wurde wenn man jemanden anfasste, erstarrte vor Angst, als dieser ihn mit seinen Blicken zu durchbohren schien. Er wollte doch nur seinen Bruder wieder haben, die Männer sollten ihm nichts tun! Doch er erstarrte vor Angst, konnte sich überhaupt nicht rühren und sah nur mit großen, tränennassen Augen zu dem Braunhaarigen auf. Er war so gelähmt, dass er sich nicht einmal wehrte und ließ sich widerstandslos an einen Baum binden. Sein Blick suchte dabei immer wieder seinen Bruder, der regungslos in den Armen dieses furcht einflößenden Mannes lag, die feuchten Lippen leicht geöffnet und den Kopf an dessen breite Brust geschmiegt. Was hatte der Mann mit ihm vor? Er wollte es sich gar nicht vorstellen, doch langsam tat das helle Licht der Sonne seine Wirkung, auch wenn er nicht so empfindlich war, er war einfach zu erschöpft, die Panik und Angst um seinen Bruder taten ihr Übriges und schon bald hing er vor Verzweiflung schluchzend, die Augen zugekniffen an dem Baumstamm.
 

Inzwischen hatte Ascon dem Rest seiner Krieger befohlen die Stellung zu halten und die fremden Wesen zu überwachen, bevor er sich auf den Weg zu seinem Schiff machte. Gegenwehr oder gar einen Angriff seitens der Unterworfenen erwartete er nicht mehr. Die Hellhäuter hatten sich - wie auch nicht anders zu erwarten - als schwächliche, leicht zu beherrschende Rasse herausgestellt und waren demzufolge auch keine große Gefahr in Zukunft, überlegte der Schwarzhaarige, während er auf dem gleichen Weg den Wald verließ auf dem sie ihn betreten hatten. Nun war es nicht mehr weit bis zum Schiff. Mit langen, energischen Schritten überquerte er die Wiese und gelangte schließlich über die breite Laderampe in den mit Gleitern bestückten Hangar. Einige der Piloten sahen ihn etwas überrascht an, als er so ganz allein erschien, senkten jedoch schnell den Blick und wandten sich rasch wieder ihren Tätigkeiten zu, da sie nicht den Ärger des Anführers auf sich projiziert wissen wollten.

Ascon bekam davon nicht viel mit. Seine gesamte Aufmerksamkeit hatte sich auf das Bündel in seinen Armen gerichtet. Den halb geöffneten Lippen des Jungen entfloh abermals ein gequältes Stöhnen, während sich der schmale Leib schutzsuchend an ihn presste. Zischend sog Ascon die kühle Luft des Hangars zwischen den Zähnen ein, als seine Haut an den Stellen, wo der hellhaarige Junge ihn berührte zu brennen begann. Trotz der Kleidung spürte er den fragilen Körper viel zu deutlich an seinem und verfluchte sich mittlerweile dafür, dieses schwächliche Geschöpf überhaupt vom Boden aufgelesen zu haben. Aber leider hatte er das nun einmal getan und konnte ihn schlecht einfach wieder rausschmeißen. Deswegen eilte er zielstrebig zum Aufzug, fuhr automatisch auf Deck zwei, wo sich sein Zimmer befand und brachte den ohnmächtigen Kleinen gleich in die Kabine neben sich. Erst als Ascon den Jungen bereits in die kühlen Laken gebettet und die Klimaanlage per Stimmeingabe aktiviert hatte, wurde er sich dessen bewusst.

Die Unterkünfte der Krieger und Piloten befanden auf dem untersten Deck, da man von dort aus am schnellsten zu den Gleitern und den Waffen gelangte. In einem richtigen Gefecht zählte nämlich jede Sekunde und diese Einteilung hatte ihm und seiner Flotte schon oft Vorteile verschafft. Normalerweise wurden Gefangene und Leute die freiwillig mit ihnen kamen auch auf dieser Ebene einquartiert. Das ersparte eine Menge Ärger, falls es zu Ausschreitungen kam, denn seine Krieger sorgten dort unten für Ruhe und Ordnung.

Wieso also hatte er den Jungen mit hierher genommen? Leicht verärgert darüber schüttelte er den Kopf, wollte nun jedoch auch keine Änderungen mehr vornehmen aus dem einfachen Grund, dass er den Silberhaarigen dann nämlich noch einmal hätte anfassen müssen. Und das gedachte er so gut es ging zu vermeiden! Außerdem war es vielleicht auch gar nicht so schlecht den Kleinen hier unter zu bringen. Die Kabine war bei weitem größer als die Zimmer auf dem Unterdeck, besaß ein eigenes Bad mit Dusche ... Und ein weiterer Vorteil war, dass er jederzeit nach seinem »Gast« sehen konnte, ohne das gesamte Schiff durchqueren zu müssen.

Von diesen Gedanken einigermaßen beruhigt, erhob sich Ascon von der Bettkante und begab sich ins Badezimmer. Dort füllte er eine Schüssel mit kaltem Wasser, nahm einen weichen Lappen aus dem Schrank und kehrte in den anderen Raum zurück, seinen Platz auf dem Bettrand wieder einnehmend.

Dann nahm er das kühle Tuch aus dem Wasser, wrang es aus und legte es dem Kleinen auf die verschwitzte, heiße Stirn.
 

Laurin war heiß, schrecklich heiß und er träumte wirres Zeug, das er nicht verstand. Er hatte es gewusst, irgendetwas Schlimmes würde heute geschehen und er hatte es nicht verhindern können. Öfter hatte er solche Vorahnungen, doch sie nutzten ihm nicht viel, ebenso wenig wie die heftigen Vorwürfe, die er sich später darüber machte...

Er stöhnte, warf sich immer wieder auf dem weichen Bett herum und sprach wirres Zeug. Es war offensichtlich, dass er schlecht schlief, der Grund lag dafür ja klar auf der Hand. Seine zarte, blasse Haut, die unter der spärlichen Kleidung hervorschaute, glühte vor aufgenommener Hitze und der Junge atmete schnell und unregelmäßig. Seine Glieder zuckten und seine Haare lagen verfitzt und verschwitzt um seinen Körper, die kunstvolle Frisur hatte sich jedoch noch nicht gelöst. Gut, dass er nicht zugedeckt war, die Decke wäre sonst wohl schon in den ersten Minuten unten gewesen.

Erst, als er etwas Kühles auf seiner Stirn fühlte, beruhigte er sich etwas, löste sich langsam aus dem schrecklichen Traum und erwachte, ohne es jedoch zu zeigen. Er konnte das Plätschern von Wasser hören, wusste jedoch, dass er nicht bei sich zu Hause war, denn dort hörte er die verschiedenen Vögel vor seinem Haus singen und die Blätter im Wind rascheln... Lautlos seufzte er und versuchte, sich zu entspannen. Er fühlte sich vollkommen gerädert, doch er merkte, dass es hier angenehm kühl war und das war gut für seine angeschlagene Gesundheit, so konnte seine Haut langsam wieder abkühlen und die überschüssige Wärme frei setzen. Wo auch immer er war, hier würde es sich erst einmal aushalten lassen. Langsam beruhigte er sein hektisches Atmen und konzentrierte sich auf seine Umgebung, von der er zunächst noch nichts sah. Es roch eigenartig, er konnte es nicht beschreiben, nicht unbedingt abstoßend aber auch nicht sonderlich toll. Augenblicklich vermisste er den Duft der Wälder und Wiesen, fragte sich erneut, wo er wohl war.

Und dann hörte er es. Das gleichmäßige Atmen. Gleichzeitig spürte er, dass noch jemand im Raum war, er nahm die Wärme des anderen Körpers durch seine empfindliche, bereits wieder kühlere Haut deutlich wahr. Sein Herz machte einen Satz, doch er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Es war wohl besser an der Zeit, dass er seine Umgebung in Augenschein nahm, sonst würde er sich mit seinen Gedanken noch ganz verrückt machen, und das war nicht gut.

Als er seine großen, mit hellen und dichten Wimpern umrandeten Augen langsam aufschlug, waren seine Pupillen so groß, dass sie fast die Augenfarbe verdrängt hatten, und ein heftiger Schmerz durchfuhr den Kleinen. Er zitterte, gewöhnte seine Augen dann blitzschnell an die beißende Helligkeit und die Pupillen wurden sofort kleiner, und von einer tiefblauen, klaren Iris umrundet. Die Hand des Jungen war sofort zu seinem Kopf geschnellt und hielt diesen, er kniff die Augen zusammen, bis es nicht mehr so ganz wehtat. Verdammt, weshalb war es so hell hier drin, wo war er überhaupt?? Er wandte seinen Blick von der hellen, beleuchteten Decke ab und konnte erkennen, dass er in einem großen Zimmer lag, auf einem komischen, weichen Ding. Zögernd drehte er den Kopf und erstarrte, als er die dunkle Person auf der Bettkante sitzen sah, die ihn aufmerksam ansah und jede seiner Bewegungen zu beobachten schien. In der Hand hielt sie ein feuchtes Tuch, das er wohl auf die Stirn bekommen hatte. Scheu blickte er den kräftigen Körper hinauf, glitt mit dem Blick höher, bis er von den dunklen, glänzenden Augen gefangen genommen wurde. Er wollte etwas sagen und hatte die Lippen schon geöffnet, brachte jedoch keinen Ton heraus, war so von den Augen fasziniert, dass er alles andere um sich herum vergaß und regungslos liegen blieb. Laurin schaffte es nicht, den Blick abzuwenden, obwohl seine Augen schmerzten und sein Herz in seiner Brust Salto purzelte. Auch wenn alles in ihm danach schrie, dass hier irgendetwas faul war und er hier nicht hingehörte, nein, all dies brachte ihn nicht dazu, sich von den glänzenden, dunklen Augen wie er noch nie solche gesehen hatte, abzuwenden und den ruhigen Blick zu erwidern, der ihm entgegen gebracht wurde.
 

Ascon war gelinde gesagt überrascht, als der schwächliche Junge nach einer Weile wieder zu sich kam. Ruhig musterte er ihn, nahm jede noch so kleine Bewegung zur Kenntnis, um jeder Zeit bereit zu sein, falls der Kleine etwas Dummes anstellen wollte. Denn er vertraute ihm kein Stückchen. Sein Vertrauen musste man sich hart verdienen. Das bekam man nicht so einfach geschenkt. Schon gar nicht, wenn man nicht zu den Telemnar, der Kriegerrasse gehörte. Ascon glaubte zwar nicht, dass der Junge ihm gefährlich werden konnte, aber vielleicht besaßen diese unterentwickelten Lebewesen ja irgendwelche speziellen Fähigkeiten, die nur benutzt wurden, wenn sie sich bedrängt fühlten ...?

All diese Bedenken waren jedoch plötzlich wie weggefegt, als seine Augen auf die des silberhaarigen Jungen trafen. Die dunkelblauen Tiefen waren vor Angst weit aufgerissen. Doch Ascon glaubte unterschwellig noch etwas anderes zu erkennen ... Bewunderung? Ehrfurcht?

Genau erklären konnte er es nicht, aber er fühlte auf einmal ein seltsam umbekanntes Ziepen in seiner Brust. Jedoch nur für einen kurzen Moment, denn er erstickte jedwede Gefühlsregung sofort wieder im Keim. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er von einer angenehmen Unbeschwertheit ergriffen wurde. Seine verkniffenen Züge wurden eine Spur weicher und auch seine angespannten Muskeln lockerten sich ein wenig.

Ungeniert besah er sich den zierlichen Körper genauer. Dieser blassorangene Fetzen, der fast mehr entbößte als er verbarg, war von dem schmalen Oberkörper gerutscht. Blasse Haut kam zum Vorschein, die schmächtigen Schultern zitterten leicht, sodass der Stoff sich nur noch weiter verabschiedete. Unbewusst registrierte Ascon plötzlich die Wärme, die sich in seiner Körpermitte sammelte, während seine dunklen Augen über den Bauch des Jungen wanderte, wo das Oberteil jedoch zusammenlief und den Kleineren vor seinen musternden Blicken schützte.

Abrupt wandte er sich plötzlich ab, sodass seinem Gegenüber ein erschrockenes Fiepen entfuhr. Unwirsch fuhr sich Ascon durch die Haare und schnaubte verächtlich, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf seinen Gefangenen richtete. Diesmal waren seine beinahe schwarz funkelnden Augen zu schmalen Schlitzen verzogen und er starrte den verängstigten Jungen verächtlich und herablassend an.

»Wag es ja nicht noch einmal mich an zu sehen!«, zischte er gefährlich leise. »Ich weiß nicht, was ihr unwürdigen Kreaturen für Kräfte habt ... Aber du wirst DAS in Zukunft _sein lassen_. Sonst häng ich dich wie deinen Bruder in der Sonne zum trocknen auf!« Mit jedem Wort war Ascons Stimme eine Nuance leiser und bedrohlicher geworden, sodass der Junge furchtsam in sich zusammen sank und mit tränennassen Augen den Kopf senkte.

So richtig wusste Ascon auch nicht, was er mit »das« meinte. Aber er hasste es, wenn jemand mit ihm spielte. Und so etwas ähnliches hatte sich der Kleine wohl gerade erlaubt. Denn sonst hätte er sich in der Nähe eines Unbekannten nicht derartig gehen lassen. Fast hätte er sein inneres Schutzfeld sinken lassen, wodurch sich diese äußerst verwirrenden Empfindungen noch verstärkt hätten.

Telemnar-Krieger besaßen auf Grund ihrer zweiten Persönlichkeit viel mehr Sinne des Wahrnehmens. Dadurch erhöhte sich auch die Aufnahmefähigkeit von Sinneseindrücken und sie reagierten weitaus empfindlicher darauf wie andere Rassen. Lange Zeit war es ein tiefgreifender Mangel, der die Kriegsführung erschwerte. Aber nun waren sie in der Lage einen Schutzmechanismus auf zu bauen und diesen auch aufrecht zu erhalten. So gesehen hätte es für den Silberschopf unmöglich sein müssen, irgendwelche Gefühle in ihm aus zu lösen.
 

Laurin hatte den Blick sofort gesenkt und die geistige Ruhe, die er gerade noch gehabt hatte, als er den Mann so scheinbar ruhevoll angesehen und betracht hatte, war wie weggeblasen. Er fing wieder an, nachzudenken und verstand nicht, weshalb der Mann auf einmal so sauer gewesen war, er hatte ihm doch überhaupt nichts getan und dessen Worte ergaben für ihn keinen Sinn. Er hatte ihn doch nur angesehen, nichts weiter, was war denn daran verkehrt gewesen?! Laurin war so verschreckt, dass er zunächst nicht mehr wagte, aufzusehen. Er hatte sich noch Hoffnungen gemacht, da der Fremde so... er konnte es nicht beschreiben, einfach kurze Zeit so... vertraut gewirkt hatte, während er den Blickkontakt erwidert und er ihn dann betrachtet hatte. Der Kleine hatte gar keine Angst vor ihm gehabt, wie das normalerweise sein müsste, wenn er einem ihm völlig fremdes, nie zuvor gesehenes Geschöpf begegnete, ihn einfach mitnahm und offenbar einsperrte...!

Laurin war so in Gedanken versunken, dass die Worte des anderen erst verspätet ihre Wirkung erzielten. Sofort war sein Kopf wie leergeblasen, und nur noch ein Gedanke setzte sich fest:

Neth!!!

Sofort setzte er sich auf, starrte den Mann entgegen dem, was er sich zuvor vorgenommen hatte, an, wischte sich unwirsch einige silberne Haare aus dem Gesichts. Er fand auch endlich seine Stimme wieder und bemerkte erst jetzt, dass ihm dicke Tränen die Wangen hinab liefen.

»Was, was habt Ihr mit meinem Bruder gemacht?!«, rief er aufgebracht und mit zitternder Stimme aus.

Er hatte schreckliche Angst, aber nicht um sich, sondern um seinen kleinen Bruder! Seit sie lebten hatten sie niemanden außer sich selbst gehabt und nun sollte er einfach... tot sein?!

Die tiefblauen Augen des Jungen färbten sich augenblicklich in ein sattes, scheinendes Gold, was seine blasse Haut noch farbloser aussehen ließ. Er starrte den Mann wütend an, auch wenn er wusste, dass er keine Chance hatte. Fast hätte er mit den Fäusten auf die Brust des anderen getrommelt, doch er war noch klug genug es zu verhinden und seine Finger stattdessen in die Decke unter sich zu krallen und zu verkrampfen. Noch immer perlten dicke Tränen aus seinen Augenwinkeln hervor und tropften auf seine Hände, wo sie in tausend kleine glitzernde Teilchen zersprangen. Gleichzeitig fragte er sich, weshalb er dann noch am Leben war! Was war überhaupt passiert?!

Vage erinnerte er sich daran, wie sie ihr Haus verlassen hatten, und dann in dieser schrecklichen Sonne und Wärme standen, und wie ihm dann plötzlich schwarz vor Augen geworden war. Das letzte, was er noch mitbekommen hatte, waren die panischen Hilferufe seines Bruders, und der Blick aus zwei dunklen Augen... Danach war er ganz weg gewesen... Moment mal, aber das waren doch die gleichen Augen, wie bei dem Mann hier?! Noch immer wütend und auf eine Antwort wartend, die er eigentlich gar nicht hören wollte, starrte er ihn an. Es gab keine andere Möglichkeit, der Fremde musste ihn mitgenommen haben!

Wenn diese Lichter hier doch nicht so schrecklich hell wären, sie taten ihm in seinen sowieso schon stark mitgenommenen, noch immer goldenen Augen schrecklich weh und er hatte Mühe, sie offen zu halten, strich mit einer Hand darüber und massierte seine Schläfen ein wenig. Daran, abzuhauen oder sich zu wehren, geschweige denn, den anderen erstmal alles erklären zu lassen, kam er nicht.
 

Mit gespannten Schultern und nun wirklich aufgebracht, kniff Ascon die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, während er versuchte einigermaßen ruhig zu bleiben. Der Junge wagte es tatsächlich sich seinen Befehlen zu widersetzen?! Verärgert knirschte er mit den Zähnen, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, während er hart und abschätzend zu dem Kleinen blickte, der ihn aus goldenen Augen - entgegen seiner Anweisungen -anfunkelte. Auch wenn er ein bisschen erstaunt über dessen plötzlichen Mut war, hieß er diesen Ungehorsam nicht gut.

Er war doch kein niveauloser Unterklassekrieger, als dass er sich derartig auf der Nase herumtanzen lassen konnte.

Grob packte er den Kleineren an den Oberarmen, drückte ihn erbarmungslos in die weichen Laken zurück und baute sich einschüchternd über ihm auf.

»Hör zu! Denn ich sag es nur noch einmal!«, schäumte Ascon vor angestauter Wut, wobei ihm trotz allem Ärger der zitterde Körper unter seinem viel zu deutlich bewusst war. Davon beeinflusst, klangen seine nachfolgenden Worte nicht mehr ganz so eisern. »Du hast mich nicht an zu sehen! Es sei denn ich sage etwas anderes! Und falls es dein vernebeltes Hirn noch nicht wahr genommen hat ... Ab jetzt gehörst du mir! Du bist mein Sklave und hast zu tun was ich dir befehle. Und was deinen Bruder angeht ... « Er machte eine bedeutungsvolle Pause und spürte gleich darauf mit Genugtuung die Anspannung, die den zierlichen Jungen ergriff. »Er hat gegen meine Gesetze verstoßen und mich angefasst. Deswegen schmort er jetzt in der Sonne. Und falls du ebenfalls den Wunsch verspürst, die von dir ach so geliebte Sonne wieder zu sehen, tu dir keinen Zwang an.« Kurz drückte er den Kleinen noch einmal nachdrücklich an den Armen ins Bett, bevor er sich vom Bett erhob und gemächlich zur Tür ging. Dann warf er einen unmissverständlichen Blick zurück, wobei seine Augen die härteste Eiswüste in den Schatten stellten.

»Du wirst so lange in dem Zimmer bleiben, bis ich etwas anderes von dir verlange«, erklärte Ascon kühl. »Wenn ich wieder komme, wünsche ich, dass du angemessen gekleidet bist.« Abwertend glitten seine dunklen Augen über bereits gänzlich entblößten hellen Oberkörper. Dabei verspürte er abermals einen seltsamen Stich in seiner Brust, den er sich einfach nicht erklären konnte. Augenblicklich wandte er den Blick ab und sah dem Silberhaarigen ins Gesicht. Die goldenen und vor Tränen verschleierten Seelenspiegel des Jungen berührten etwas in ihm, was er sofort wieder bei Seite schob und in die hintersten Winkel seines Denkens verbannte.

Dieser vorlaute Bengel! Schon wieder hatte er gegen seine Anweisungen verstoßen! Verdammt noch mal! Im Moment würde er noch einmal darüber hinweg sehen. Aber beim nächsten Mal konnte sein Gefangener sich auf etwas gefasst machen, denn da würde er nicht so nachsichtig sein, dachte Ascon mürrisch und verließ mit sich langsam anbahnenden Kopfschmerzen das Zimmer. Die Tür öffnete automatisch und schloss sich hinter ihm mit einem leisen Summen. Danach gab er seinen Stimmencode ein, sodass der Junge nicht im Schiff herum spazieren konnte, solange er ihn nicht beaufsichtigte und machte sich auf den Weg zur Brücke.
 

Zurück blieb ein zitterndes, schluchzendes Bündel Etwas, das sich die schmerzenden Oberarme rieb, die an den Stellen, wo der Mann sie so erbarmungslos gedrückt hatte, schon blau wurden. Laurin war vollkommen verzweifelt, wusste weder ein noch aus und hatte nicht einmal mitbekommen, dass ihm die Kleidung herunter gerutscht war. Mit langsamen, zitternden Bewegungen richtete er sein Oberteil wieder und band es enger, während er sich schniefend aufrichtete. Er war es nicht gewohnt, so grob angefasst zu werden, und noch weniger, so angeschrien zu werden.

Noch immer brannte dieses verdammte Licht in seinen Augen und ließ ihn ständig kleine Sternchen sehen, außerdem tat es in seinem Kopf weh. Weshalb durfte er den Mann nicht ansehen, und weshalb war dieser so streng zu ihm. Er verstand das nicht, er hatte ihm doch überhaupt nichts getan!

Mit großen, inzwischen wieder tiefblauen Augen blickte er zu der Tür, die sich sofort fest und mit einem komischen Geräusch, das ihm Angst einjagte, hinter dem Fremden verschlossen hatte und gab alle Hoffnungen auf. Hier drin sah es so befremdlich aus, er kannte fast gar nichts, nichteinmal das Teil, auf dem er lag, und hier sollte er so lange bleiben, bis sich der Mann bequemte, wiederzukommen? Das würde er nur sehr schwer aushalten...

Eine Weile blieb er noch ganz apathisch sitzen, dann bestand seine erste Tat darin, dass er sich die silbernen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und aufstand. Er streckte sich, machte ein paar Dehnübungen, um wieder einigermaßen in Form zu kommen und griff dann die Decke, auf der er gelegen hatte. Sie war zwar viel zu dick im Gegensatz zu den Tüchern, auf denen er immer schlief, aber wenigstens würde er dann nicht auf dem harten Boden schlafen müssen. Er ließ die Decke in eine freie Ecke des Zimmers fallen, wo er ein wenig Platz hatte, dann ging er in das angrenzende Zimmer, wo er sich scheu umsah, jedoch gleich wieder das Weite suchte. Die vielen Gegenstände und Hebel kannte er nicht und sie machten ihm schreckliche Angst. Gerne hätte er sich mit etwas Wasser erfrischt, doch soetwas schien es hier nicht zu geben, außer dem feuchten Tuch, das der Mann benutzt hatte, um ihm die Stirn zu tupfen. Scheu und um sich abzulenken hob er es auf, schnupperte daran. Er hatte einen sehr guten Geruchssinn, nahm diesen Geruch wahr, der den Mann von Anfang an umgeben hatte und den er aus irgendeinem Grund mochte, und ging damit in seine selbsternannte "Schlafecke", wo er sich auf die Decke kuschelte und seine Temperatur auf ein Minimum absinken ließ, so dass sich seine Haut ganz kalt anfühlen würde. Irgendwann musste er die Hitze, die die kurze Zeit in der Sonne verursacht hatte, ja mal aus seinem Körper verbannen. Und so fühlte er sich wenigstens wieder ein wenig vertraut, wenn er so auf dem Boden lag, er war es so gewohnt, und deshalb beruhigte er sich auch schnell wieder. Gerne hätte er seine Frisur auch nochmal gerichtet, doch da er kein Wasser hatte, um sich darin zu spiegeln, war das wohl nicht möglich. Den Spiegel im Badezimmer hatte er nicht bemerkt, da er nur einen Schritt hinein getan hatte und sofort wieder geflüchtet war. Wie einen Schatz hielt er den duftenden Lappen in seinen Händen, während er zusammengerollt auf der Decke lag und die Augen geschlossen hatte. Schlafen konnte er dennoch nicht. Immer wieder spukten ihm die Worte des Fremden in seinem Kopf herum. Vieles von dem, was der Mann gesagt hatte, hatte er nicht wirklich verstanden. Was war ein Sklave? Das Wort hatte er noch nie zuvor gehört, und er konnte damit nicht wirklich etwas anfangen. Jedoch hatte er sehr wohl verstanden, dass er jetzt offenbar dem Mann gehörte und das verstand er nicht. Wieso sollte er ihm gehören? Er lebte doch, hatte seine eigene Persönlichkeit, er war doch keine Sache oder ein Haustier... Und weshalb sollte er die Dinge machen, die der Fremde sagte? Natürlich hatte er viel zu viel Angst davor, sie nicht zu tun, dennoch... er verstand es nicht und hatte die Stirn gerunzelt, seufzte vor sich hin und wischte sich die Tränenspuren aus seinem Gesicht, da er sich nun wieder vollkommen beruhigt hatte.

Seine Gedanken wanderten zu seinem Bruder. War er überhaupt noch am Leben? Er hatte sich Hoffnungen gemacht, immerhin hatte der Mann nicht gesagt, dass Neth tod sei... Vorsichtig richtete er seine Konzentration auf seinen kleinen Bruder und sprach ihn in Gedanken an. Viele aus seinem Stamm der Galadhrim konnten telepathieren, wenn auch meistens nur in der Verwandschaft und unter guten Bedingungen. Sein Bruder und er hatten sich damit viele Scherze erlaubt und es oft ausprobiert, sich manchmal tagelang einfach nur damit angesprochen, auch wenn sie nebeneinander gestanden hatten. Laurin bekam zwar ein Signal, aber sein Bruder war offenbar schon zu schwach zum Antworten, dennoch lebte er, das war doch schonmal ein Zeichen, das ihm Hoffnung gab! Er würde es später noch einmal versuchen, denn es erforderte ihn alle Konzentration und das war ihm im Moment zu anstrengend, da er nichts mehr weiter gegessen hatte und vollkommen müde war.

Schließlich döste er nach einiger Zeit doch weg.
 

Nachdem Ascon sich auf der Brücke kurz versichert hatte, dass alles in Ordnung war, verließ er nach Benachrichtigung der anderen Schiffe noch einmal das Schiff. Da er den Weg nun kannte, brauchte er nur ein paar Minuten, um das kleine Dorf zu erreichen.

Zu seiner Erleichterung hatten seine Krieger alles unter Kontrolle. Die Hellhäuter waren in Gruppen von jeweils zehn Mann aufgeteilt worden und durften nun unter Bewachung von zweien seiner Männer in ihre Hütten zurück. Zufrieden nickte Ascon sich zu. Es herrschte kein wilder Tumult, sondern die Aufteilung der fremden Wesen schien diszipliniert abgelaufen zu sein. Vor der Lichtung hatten sich ebenfalls zwei Wachen positioniert, sodass keine der Kreaturen flüchten konnte. Eigentlich war diese Maßnahme überflüssig, gübelte der Schwarzhaarige. Aber wer wusste schon, ob nicht doch eines von diesen fremden Wesen auf Grund des Stresses durchdrehte. Und wenn die Hellhäuter tatsächlich so eine Fähigkeit besaßen - Fremde oder Eindringlinge, die ihren idyllischen Frieden bedrohten - allein durch ihren unschuldigen, liebreizenden Anblick wehrlos zu machen, dann war sein Aufgebot an Kriegern vielleicht doch nicht so verkehrt.

»Tarêk!«, forderte er die Aufmerksamkeit des Braunhaarigen, während er sich dem kleinen Wachtrupp am Ende der Lichtung näherte. Unumwunden drehte sein Untergebener sich zu ihm um und salutierte kurz. Ascon musterte ihn mit kühlen dunklen Augen.

»Und? Wo ist der Bengel, den du bestrafen solltest?« Suchend glitt sein Blick zu den Bäumen, wo die Sonne sich mit einigen Strahlen durch das Blätterdach gekämpft hatte.

Unsicher sah der junge Krieger zu ihm auf, da er ein gutes Stück kleiner als sein Anführer war. »A-also ... «, begann er stotternd, fing sich aber wieder, da er wusste wie Ascon es hasste, wenn man ihm nicht vernünftig antwortete.

»Der Junge ist vor einer Weile ohnmächtig geworden. Ich habe veranlasst, dass er in eines der Baumhäuser gebracht wird, damit er sich erholen kann, weil ihr sagtet, dass er nicht zu hart bestraft werden soll«, rechtfertigte der Braunhaarige sofort sein Handeln, woraufhin er sich von Ascon einen missbilligenden Blick einfing.

»In der Tat. Das habe ich gesagt!«, murmelte er verstimmt und knirschte, wie immer wenn ihm etwas nicht gefiel mit den Zähnen. Flüchtig schätzte er noch einmal die Umgebung ab, bevor er Tarêk mit einem mürrischen Wink zu verstehen gab, dass er verschwinden sollte.

Dann machte er sich auf, eine dieser marode aussehenden Leitern zu erklimmen, um in die Baumhäuser zu gelangen. Besonders viel Vertrauen brachte er den Dingern ja nicht entgegen, aber so unmenschlich wie er sich manchmal gab, war er gar nicht.

Da er jetzt nämlich gedachte die Verhandlungen für die sich hier befindlichen Rohstoffe zu führen, wollte er, dass seine Verhandlungspartner auch einen kühlen Kopf bewahrten. Natürlich war das alles zu seinem Vorteil, denn als Telemnar war er einer der besten Kriegsführer und Handelsmänner. Ging man fair und ehrlich, aber trotzdem mit Nachdruck an seine Sache heran, so war es möglich eigentlich vorprogrammierten Problemen aus dem Weg zu gehen. Sicherlich erwiesen sich nicht alle Rassen als gute Partner, aber falls er hier auf Widerstand stoßen sollte, hatte er ja immer noch ein Ass im Ärmel.

Mit einem selbstgefälligen Lächeln um die Mundwinkel - was bei ihm allerdings eher wie ein gefährliches Zähneblecken wirkte, da seine Eckzähne etwas länger als normal waren - erreichte Ascon die schmale Holzplattform, auf der sich allem Anschein nach das Haupthäuschen befand.

Genießerisch sog er die frische Luft in seine Lungen, die hier oben herrschte. Ein ständig leichter Wind rauschte durch das dichte saftig grüne Blätterdach der Bäume und schuf zusammen mit den melodischen Vogelliedern eine angenehme Atmosphäre. Da er für sich momentan keine Gefahr ausmachen konnte, gestattete sich Ascon ein wenig Entspannung, lockerte seine verkrampften Muskeln und kreiste mit den Schultern, um seinen verspannten Nacken ein wenig zu entlasten.

So ließ es sich aushalten. Er mochte den Ort auf Anhieb und vielleicht würde er dem Planeten ja ab und zu mal einen Besuch abstatten ...

Natürlich geschäftsbedingt, rief er sich sogleich wieder zu Ordnung, als seine Gedanken erneut abschweiften. Irgendwie schien er die Luft hier nicht wirklich zu vertragen, denn andauernd ließ er seinen Gefühlen freien Lauf und stellte so gar nicht mehr den harten Anführer dar, den er eigentlich immer präsentierte. Was sollten denn seine Untergebenen von ihm denken, wenn er sich plötzlich so gehen ließ? Genau! Sie würden seine Autorität in Frage stellen und das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.

Passend zu seinen Gedanken verfinsterten sich Ascons Gesichtszüge wieder.

Er würde jetzt die Verhandlungen genauso wie sonst auch führen. Nämlich ohne Kompromisse! Und dann verschwand er hier und kam in höchstens ... höchstens einem Jahr wieder hierher, wenn er die Ware abholte. Bis dahin hatte er sich auch noch genug andere unbekannte Planeten einverleibt, sodass er sich ganz auf seine Handelskünste verlassen konnte.

Er hatte schon viele Erfahrungen, und diese gedachte er, zum vorteiligen Nutzen zu verwenden. Eine Menge Herausforderungen, die wesentlich schwieriger zu meistern gewesen waren als dies, hatte er angenommen und bewältigt. Also straffte er die Schultern, hob den Blick und trat energisch durch die Eingangstür, um die Verhandlungen endlich unter Dach und Fach zu bekommen.
 

Ende Teil 1
 

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Jaaa Leute *grins* Also hier mal etwas ganz neues, nämlich eine Story, die von mir und desertdevil6 geschrieben wurde *smile* Also es war nicht leicht, sich erst einmal über Inhalt und so etwas alles einig zu werden, aber wir haben es bis zum zweiten Kapitel geschafft, nachdem ich zweimal bei desertdevil6 gepennt habe *loooool* Der Rest wird wohl größtenteils über E-Mail und Telefon laufen^^“

Ihr könnt ja mal raten, welche Teile von mir geschrieben sind *lach* Auf jeden Fall ist es sehr spannend und oftmals witzig, eine Story zu zweit zu schreiben^.^

Auf jeden Fall würden wir uns über Kommentare freuen, also seid schön fleißig!! XD

SusyCute x desertdevil6

07/17/06
 

(1) Der Alaisianebel ist in Ascons Sonnensystem eine Sternenspirale, die in der Schwärze des Alls in einem tiefen Dunkelblau leuchtet. Man kann diese Farbe schlecht beschreiben. Aber er vergleicht sie sofort mit Laurins Augen. XD

Lost in your eyes II
 


 

Geschafft fiel Ascon auf seinen Platz auf der Brücke. Sein Sitz war schön weich und er wäre am liebsten auf der Stelle eingeschlafen, so müde war er. Doch seine Männer mussten auch durchhalten und allein schon deswegen wollte er ihnen ein Vorbild sein. Nichts hasste er mehr, wenn sich jemand auf der Arbeit anderer ausruhte.

»Anarel ... «, wandte er sich an den Navigator.

»Mach die Maschinen startklar. Ich möchte in kürzester Zeit hier verschwinden.

Die anderen beiden Schiffe bleiben zur Überwachung hier. Die Galadhrim werden so lange mit unseren Soldaten auskommen müssen, bis ich ein paar andere Männer herschicke.

Gib der >Antegra< Bescheid, dass sich die Flotte bereit machen soll!«

Nach den Anweisungen, ließ sich Ascon tiefer in die Polster sinken, während er diesmal einfach nur zusah, wie die Crew alles managte.

Normalerweise beteiligte er sich an der Steuerung, da er dafür ein außerordentliches Interesse hegte. Aber jetzt konnte er sich einfach nicht dazu durchringen auch nur einen Handgriff zu machen.

Obwohl die Verhandlung nicht sonderlich anstrengend gewesen war, fühlte er sich ausgelaugt und kraftlos. Musste wohl an den Temperaturen liegen.

Wenn ihm das sonst auch nichts ausmachte. Irgendwie hatte es doch an seinen Kräften gezehrt.

Lautlos seufzend erhob er sich schließlich wieder. Seine Männer gingen ihren Aufgaben auch nach ohne dass er ihnen dabei auf die Finger stierte.

Also konnte er sich genauso gut um seinen Problemfall kümmern, den er sich selbst an den Hals gehängt hatte. Na toll! Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust sich jetzt mit dem Jungen auseinander zu setzen.

Aber irgendwann musste er es tun. Und da er sich heute sowieso schon mehr geärgert hatte als sonst, würde er das Zusammentreffen mit der kleinen Katastrophe lieber gleich hinter sich bringen. Dann wurde der nächste Tag vielleicht nicht ganz so mies.
 

Laurin war ab und an aus seinem Schlaf aufgewacht und hatte sich verstohlen umgesehen, wusste noch bevor er die Augen aufgeschlagen hatte, wo er war, immerhin waren diese summenden Geräusche mehr als nur ungewohnt.

Er war durstig und hatte auch ein wenig Hunger, doch er beklagte sich nicht und hatte seinen schlanken Körper soweit unter Kontrolle, dass weder sein Bauch knurrte, noch sein Mund trocken wurde.

Ab und an hatte er über viele verschiedene Dinge nachgesonnen, war bei plötzlichen Geräuschen zusammen gezuckt. Natürlich hatte er ausprobiert, ob sich diese komische Tür aufmachen ließ, doch es hatte nichts gebracht, wie er sich schon hatte denken können, das wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein.

Auch der Kontakt zu seinem kleinen Bruder hatte nicht funktioniert, so sehr er es auch versuchte, und er machte sich bereits ernsthafte Sorgen, denn er konnte sich nicht erklären, woran es lag.

Langsam wurde ihm langweilig, er hatte nichts zu tun, und der Mann schien es nicht für nötig zu halten, so schnell wieder zu kommen.

Ein leises Seufzen stahl sich über die Lippen des Kleinen, als er sich auf der Decke umdrehte und ihm die Augen wieder zufielen. Ihm war langweilig, das Licht war schrecklich, und er wollte einfach nur noch raus hier, zurück in den Wald und zu seinem Bruder...

Erneut und ungewollt bahnte sich eine Träne ihren Weg über seine Wange, bevor sie lautlos auf die Decke tropfte. Laurin konnte nicht verhindern, dass er schon wieder Angst hatte und traurig war. Was würde jetzt mit ihm passieren?!

Würde er ewig hier bleiben müssen und seinen Bruder nie mehr wieder sehen? Musste er wirklich diesem Mann gehorchen, wie dieser es gesagt hatte?!

Auf Hilfe hoffte er nicht, denn er kannte sein Volk, das Konfrontationen lieber vermied. Gleichzeitig fragte der Junge sich, ob er wohl der einzige war, den der Mann hier her gebracht hatte, vielleicht waren seine Freunde ja auch hier, nur halt woanders?

Über diesen Gedanken war er jedoch wieder weggedöst, lag zusammen gerollt auf der Decke in der freien Ecke des Raumes.

Er handelte nach Gewohnheit, konnte nicht auf so einem weichen Ding schlafen, wie dem, auf dem er aufgewacht war, da bekam er ja fast Rückenschmerzen von...

Die Kleidung hatte Laurin ordentlich angezogen, sodass sie wieder die Haut seines Körpers bedeckte, den duftenden Lappen hielt er noch immer in der Hand, dicht an seinen Körper gepresst. Seine langen, silbernen Haare, die im Licht der Lampen hell leuchteten, lagen um seinen Körper, als wären sie flüssig, und er atmete aus halb geöffneten, feuchten und geröteten Lippen ruhig und gleichmäßig.

Wenigstens so konnte er der Ungewissheit ein wenig entgehen, indem er schlief, und somit seine Gedanken ausschaltete. Wenigstens für einige Zeit lang.
 

Auf dem Weg zu dem Zimmer seines Gefangenen, dachte Ascon darüber nach, was er mit dem Jungen eigentlich anfangen sollte. Ihn mitzunehmen war eher eine Kurzschlussreaktion gewesen. Im Normalfall hätte er sich nie und nimmer dazu hinreißen lassen. Aber was war heute schon normal?

Per Stimmcode entriegelte er die Tür, während er sich niedergschlagen die Haare zurückstrich. Hoffentlich hatte der Bengel sich ordentlich angezogen. Denn für Gefühlsduseleien, egal welcher Art, hatte er weder Lust noch Nerven.

Schlecht gelaunt, wie schon fast den gesamten Tag, betrat Ascon den immer noch hell erleuchteten Raum. Verdammt! War der Junge blind, dass er den Lichtschalter nicht fand, oder was?! Die Lichtintensität war momentan selbst ihm zu hoch.

Blinzelnd kniff er die Lider zusammen und schaute zielsicher zum Bett.

Das war jedoch leer ... Augenblick mal! LEER?

Entgeistert riss er die Augen auf, bevor er sich suchend im ganzen Zimmer umsah. Das konnte doch nicht möglich sein!

Noch nie war es jemandem gelungen die Türcodes zu überlisten ... Aufgebracht schwang Ascon herum, wobei sein schwarzschimmerndes, hüftlanges Haar unheilvoll um seine Gestalt wehte.

Schlussendlich entdeckte er den zierlichen Körper aber nach einigem Suchen in der Ecke neben der Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes.

Der Junge hatte sich auf der Bettdecke zusammengerollt. Die schlanken Beine waren fast bis an die schmale Brust gezogen, während das zarte Gesicht auf eine fragile Hand gebettet war. Im Schlaf wirkte der Kleine unglaublich unschuldig, stellte Ascon zum bestimmt dritten Mal an diesem Tag fest und sein Beschützerinstinkt wurde automatisch geweckt.

Allerdings hielt er seine Empfindungen hinter einer kühlen Fassade versteckt. Er merkte, dass da noch mehr war, ignorierte es aber.

Energisch schritt er zu dem Silberhaarigen, ging neben ihm in die Hocke und rüttelte ihn unsanft wach. Nebenbei bemerkte Ascon den Lappen, den der Kleinere an die Brust gedrückt hielt und wunderte sich. Was sollte das denn?

Das war doch nur ein Stück Stoff, nichts weiter! Schulterzuckend tat er es ab und schüttelte seinen Gefangenen noch einmal, der sich daraufhin leicht streckte, die feinen rosa Lippen zu einem verschlafenen Seufzen öffnete.

Wie hypnotisiert starrte Ascon dem Jungen ins Gesicht, ließ seine dunklen Augen fasziniert über die fein geschwungenen Augenbrauen und die unbeschreiblich langen, hellen Wimpern gleiten, sog alles wie eine durstige Pflanze in sich auf.

Zuletzt blieb er an den feuchtglänzenden Lippen des Jungen hängen, der sich mit der kleinen Zunge unbewusst, jedoch in Ascons Augen sehr verführerisch darüber geleckt hatte.

Als er sich so beim Starren erwischte, hätte er sich am liebsten selber in den Hintern getreten. Um Himmels Willen, wie tief war er eigentlich schon gesunken?!

»Hey! Wach endlich auf!«, fuhr er den Silberhaarigen deswegen um einiges gröber an, als beabsichtigt, was diesen augenblicklich erschrocken die Augen aufschlagen und sich aufsetzen ließ. Herrisch funkelte Ascon den Kleineren an, weil ihn der halbverträumte Blick so richtig auf die Palme brachte.

Außerdem, erinnerte er sich, sah der Bengel ihn schon wieder an, was er eindeutig nicht guthieß. Bis er diese unterentwickelte Kreatur soweit erzogen hatte, dass er sich mit ihr sehen lassen konnte, würde es wohl noch ziemlich lange dauern. Zähneknirschend drehte er dem anderen den Rücken zu und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.

»Wieso liegst du in der Ecke? Ist dir das Bett nicht gut genug, oder was?!«, fragte er barsch und mit forderndem Blick, nachdem er sich wieder umgewandt hatte.

Ob des schroffen Tonfalls schreckte der Silberschopf zurück, krampfte die Hand in den Lappen, als wäre es sein einziger Halt, wie Ascon aus den Augenwinkeln bemerkte.
 

Laurin war langsam aufgewacht, und wie so oft schaltete sich sein Denken nachdem er wach war, immer erst später ein. Er hatte nicht bemerkt, wie der andere das Zimmer betreten hatte, so zuckte er erschrocken zusammen und fuhr auf, als er die herrische Stimme hörte. Augenblicklich erinnerte er sich wieder.

Der Mann, der ihn mitgenommen hatte, war wieder hier!

Außerdem fiel ihm noch dunkel wieder ein, dass er ihn ja nicht ansehen sollte!

Sofort senkte er den Blick, was aber neben dem herrischen Blick, denn der andere ihm zuwarf und ihn vor Angst erzittern ließ, auch damit zu tun hatte, dass das Licht noch immer in seinen Augen wehtat.

Er drückte sich in die Ecke und blickte auf den Boden, spürte, wie er zitterte und sich nervös über die trockenen Lippen leckte. Langsam strich er sich eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte dabei lautlos.

Vielleicht sollte er die Frisur ganz auflösen...

Doch dann wären die langen Silbersträhnen noch mehr im Weg, also ließ er es sein. Gleichzeitig fragte er sich, was der Mann wollte.

Irgendwie war er froh, nicht mehr so ganz alleine hier in dem komischen, angsteinflößenden Raum zu sein, doch andererseits hätte er gerne noch ein wenig weiter geschlafen, außerdem spürte er instinktiv, dass der Dunkelhaarige keine gute Laune hatte, und er hoffte sehr, dass er sie nicht an ihm auslassen würde, er konnte doch gar nichts dafür, er hatte ihm doch nichts getan!

Sofort zuckte er zusammen, als er die barsche Stimme hörte, wagte nicht aufzusehen und klammerte sich an den Lappen, den er gar nicht wahrnahm.

Er hatte nicht bemerkt, dass er ihn noch immer in den Händen hielt. Es dauerte eine Weile, bis die Worte in sein Gehirn sickerten und er bemerkte, dass ihm der Mann soeben eine Frage gestellt hatte, auf die er ganz offensichtlich eine Antwort haben wollte. Allerdings hatte der Kleine schreckliche Angst, etwas Falsches zu sagen.

Er öffnete und schloss den Mund ein paar Mal, leckte sich erneut über die trockenen Lippen, während sich eine Hand an die Decke krallte.

Doch schließlich hatte er seine Angst ein wenig in den Griff bekommen, auch wenn er sich hier alles andere als wohl fühlte und sich bestimmt zum hundertsten Mal an diesem Tage zurück in sein Dorf wünschte, zu seinem Bruder!

Ungewollt stiegen ihm Tränen in die Augen, doch er starrte weiterhin nach unten, betrachtete die Stiefel, die der Mann trug und verzog kurz das Gesicht. Wie konnte man nur in solchen Dingern rumlaufen, das zwängte doch fürchterlich ein! Er selbst lief immer ohne Schuhe herum, doch auch einige aus seinem Volk trugen welche, allerdings leicht zu tragende. Laurin konnte das nicht verstehen, doch was kümmerte es ihn eigentlich?! Erst, als er einen ganz kurzen Blick nach oben warf, der seine Augen erneut schmerzen ließ, sah er, dass der Mann langsam aber sicher ungeduldig und wütend wurde.

Gerade, als der andere etwas Harsches sagen wollte, entsann er sich an die Frage und zog die Beine an, während er sich mit den Armen umschlang und mit leiser, melodischer aber leicht zitternder Stimme endlich antwortete:

»Ich... ich kann da nicht schlafen... weil ich es gewohnt bin, auf dem Boden zu schlafen...«

Er nahm an, der Mann hatte das Ding gemeint, auf dem er zu Anfang gelegen hatte, und das war seiner Meinung nach mehr als unbequem gewesen, weil es einfach zu weich war.

Scheu behielt der Kleine seine Augen gesenkt, hoffte, dass er den Mann durch seine Antwort nicht noch weiter verärgert hatte, strich mit seinen langen, schlanken Fingern ein paar Falten auf seiner Kleidung glatt, weil er einfach nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.

Grimmig nahm Ascon wahr, dass sich der Junge an seine Anweisungen erinnerte, zwar reichlich spät, aber immerhin.

Das kleine zusammengeschreckte Bündel in der Ecke fixierend, presste er die Kiefer aufeinander und dachte kurz nach.

Ja, wenn er sich richtig entsann, hatte er in den Baumhäusern auch keine Betten entdecken können, sich jedoch nur am Rande darüber gewundert. Dennoch ... der Junge war jetzt sein Gefangener. Er lebte nicht mehr in seinem idyllischen Wald, wo er machen konnte was er wollte.

»Mir ist egal, ob du auf dem Bett schlafen kannst, oder nicht!«, begann er schließlich kühl. »Du bist mein Gefangener.

Und da du für lange Zeit nicht in dein Baumhaus zurückkehren wirst, rate ich dir, dich hieran zu gewöhnen. Ich will dich nicht noch einmal auf dem Boden schlafen sehen, hast du das verstanden?« Auffordernd sah er auf den Kleinen herab, der keine Anstalten machte sich irgendwie dazu zu äußern.

Böse knurrend machte Ascon einen Schritt auf ihn zu, sodass der Junge sich zitternd an die Wand hinter sich drückte.

Die blanke Angst sprach aus seiner Körperhaltung und Ascons Miene wurde etwas weicher. Trotzdem erwartete er noch die Antwort auf seine Frage.

»Na wird´s bald! Oder hat´s dir die Sprache verschlagen?«

Eingeschüchtert sank der Kleinere noch ein Stückchen in sich zusammen und stotterte ein leises, kaum verständliches »J-ja«.

»In Ordnung. Dann leg jetzt bitte die Decke wieder auf das Bett«, forderte Ascon seinen Gefangenen ein wenig nachgiebiger auf.

Allzu große Angst wollte er ihm nicht einjagen, weshalb er ein Stück zur Seite ging, als der Junge sich erhob und das zerknitterte Leinenlaken wie einen Schutzschild vor seinen zierlichen Körper hielt.

In Ascons Augen erweckte er den Anschein eines verängstigten Häschens, dass an dem bösen bösen Wolf vorbei musste und jeden Moment fürchtete gefressen zu werden.

Amüsiert über diesen Vergleich, schlich sich ein unmerkliches Lächeln um seine Mundwinkel, während er jeden Schritt des vor Furcht bebenden Jungen genaustens verfolgte. Zaghaft und mit eingesunkenen Schultern tapste er zum Bett.

Dabei umschmeichelte Ascon ein leicht süßlich duftender Luftzug, den er wahrlich genoss. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und die Erinnerung an die blumenüberfüllte Wiese drängte sich sofort in seinen Sinn.

Doch Zeit um lange zu träumen hatte er nicht, denn ein jäher Ruck ließ ihn ins Schwanken geraten.

Dann wurde das gesamte Schiff auf einmal durchgeschüttelt und Ascon hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Plötzlich spürte er jedoch wie sich eine Hand in seinen Arm klammerte und ihn bei der nächsten Erschütterung schlagartig nach hinten riss.

Geistesgegenwärtig griff er nach dem Arm, zog die kleine Person noch im Fall schützend in seine Arme, bevor er hart mit dem Rücken gegen die Wand geschleudert wurde, als der Boden ihm heftig und unerwartet unter den Füßen weggerissen wurde.

In Ascons Augen vollführte der Raum eine halbe Drehung, er sah noch die grelle Beleuchtung an sich vorbei rasen, bis er einen blitzartigen Schmerz durch seine Schultern toben spürte.

Zischend entließ er die Luft zwischen seinen Zähnen, um einen schmerzvollen Laut zu unterdrücken.
 

Langsam und vor Angst zitternd tapste der Kleine an dem Mann vorbei, hatte solche Angst, dass er die Decke beinahe schützend an seinen Körper drückte.

Tränen schimmerten in seinen dunkelblauen Augen, während er sich fragte, wielange er wohl hier bleiben musste, es dann aber nicht wirklich wissen wollte.

Außerdem wusste er, dass er kein Auge mehr zutun würde können, wenn er, wie von dem anderen verlangt, auf dieser blöden, ekelhaft weichen Matratze schlafen sollte.

Naja, es ging ihm ja schon beschissen genug, seine Augen taten noch immer höllisch weh, auch wenn er den Schmerz verdrängt hatte, er war schwach, hatte Hunger und Durst, und wurde nun auch noch der Möglichkeit des Schlafens beraubt, was wollte der Mann denn noch alles?! Wollte er ihn langsam zu Grunde gehen lassen?!

Sein sonst eher positives Denken war dahin, er fand nur einen Punkt, den er auf die gute Seite stellen konnte, nämlich, dass es hier wenigstens angenehm kühl war, doch der Rest war einfach schrecklich, vor allem dieses Zimmer!!

Vielleicht ging er auf das Angebot des Mannes doch nochmal zurück, die Sonne war zwar schmerzvoll, aber würde ihm wenigstens ein mehr oder weniger rasches Ende bereiten, er wurde nicht so gequält wie hier, allem entraubt, was er brauchte und in einem kalten, überhellen und abstrakten Zimmer gefangen gehalten, fern voll all der Natur, die er sich so sehr ersehnte.

Er begann gerade zu schluchzen, als er eine Bewegung im Boden spürte.

Das war nichts Ungewöhnliches, er war es gewohnt, immerhin schwankten die Bäume, auf denen seine Rasse ihre Häuser baute bei ab und an gewaltigen Winden auch, doch die waren nichts zu dem hier!

Panisch griff er um sich, nach irgendetwas, das ihm Halt geben konnte und bekam den Arm des Mannes zu fassen, klammerte sich daran fest, obwohl er schreckliche Angst hatte.

Dann wurde sein zierlicher Körper nach hinten geschleudert, und er kniff die Augen panisch zusammen. Wieso konnte das Zimmer wackeln, er verstand das nicht!

Er zog den Kopf ein, machte sich so klein wie möglich und bereitete sich auf einen harten Aufprall vor, der nicht kam. Nur undeutlich spürte er, wie er in eine schützende Umarmung geschlossen wurde und kuschelte sich instinktiv nahe an den Körper des anderen, rollte sich zusammen und barg den Kopf unter seinen Armen, die schlanken Beine eng an seinen Körper gezogen.

Als es ruhiger wurde, öffnete der Junge die Augen wieder, zuckte nur noch leicht zusammen bei der Helligkeit der blöden Lampen die ihn langsam aber sicher annervten und versuchte zu verstehen, was da gerade passiert war.

Doch er hörte das Zischen des anderen und zuckte zusammen als er bemerkte, auf WEM er da gerade so gemütlich kuschelte. Augenblicklich errötete er und wagte nicht, aufzusehen, was ihm ja verboten worden war. Jedoch sprang er auf.

Nicht, dass es ihm nicht irgendwie gefallen hätte, aber der Mann machte ihm Angst, eben, weil er so unberechenbar war und deshalb zog er es lieber vor, sich zurückzuziehen.

Er zitterte noch immer am ganzen Körper und richtete seine schwer verrutschte Kleidung sofort, sich an die Worte des anderen erinnernd, die ihm Angst machten.

Noch immer schwieg Laurin und bückte sich, um die Decke aufzuheben und sie gehorsam zurück auf das Bett zu legen.

Ächzend rappelte Ascon sich auf, blendete dabei so gut es ging den stechenden Schmerz in seinen Schultern aus und biss sich auf die Zunge, um ein gequältes Aufkeuchen zu unterdrücken.

Gleich darauf glitt sein Blick zu dem Jungen, der sich bereits von ihm gelöst hatte und nun unschlüssig und ängstlich vor dem Bett stand. Tief atmete Ascon ein, um sich einigermaßen zu fassen, die Startturbulenzen verfluchend.

Sein Navigator würde noch was zu hören bekommen. Nicht mal das Schiff konnte er ohne Erschütterungen durch die Atmosphöre zurück ins All bringen, wie es sich normalerweise gehörte.

Bei einem Wurmloch oder ähnlichen hätte er ja noch Verständnis gehabt, aber wozu besaß sein Kriegsschiff bitte die neuesten Systeme ihres Sonnensystems?

Richtig, um solche Sachen zu vermeiden! Ascon seufzte lautlos. Anscheinend hatte dieser Unterklassekrieger bei der Vermittlung der Spezialprogramme gepennt. Dafür würde er ihm mindestens den Lohn kürzen, soviel stand jetzt schon fest.

Naja, zumindest war sein kleiner Gefangener allem Anschein nach nicht verletzt. Allerdings wollte Ascon kein Risiko eingehen, weshalb er mit zwei großen Schritten bei dem Jungen war und ihm mit einem kräftigen Ruck diesen orangenen Fetzen, den er immer noch trug vom Körper riss.

Geschockt stand der Kleinere stocksteif da, bevor er sich wieder erholte und anfing sich gegen seinen Peiniger zu wehren, versuchte die fremden Hände von sich zu stoßen und seinen zitternden Leib wieder zu bedecken.

Gegen den unnachgiebigen Griff Ascons hatte er jedoch keine Chance, musste die eingehende Musterung still über sich ergehen lassen.

Tränen perlten unaufhaltsam über seine Wangen. Er fühlte sich so gedemütigt, während er die prüfenden Blicke über seinen Körper gleiten spürte. Ununterbrochen zitterte er, bevor seine Handgelenke plötzlich losgelassen wurden.

Für Ascon waren die schwachen Schläge und Verteidigungsversuche keine Herausforderung. Außerdem wollte er nur sehen, ob der Junge nicht doch irgendwo etwas abbekommen hatte. Aber das einzige, was ihm auffiel, waren die blauen Flecke an den hellen Oberarmen. Und die sahen ganz nach seinen Fingerabdrücken aus. Augenblicklich spürte er wieder einen Stich in der Brust.

Er hatte den Kleinen verletzt ... unabsichtlich zugegeben, aber er hatte ihm weh getan. Leichte Gewissensbisse ergriffen von ihm Besitz. Diese verschwanden jedoch gleich wieder, als er seinen kleinen Gefangenen eingehender betrachtete.

Der Junge war sehr zierlich und schlank, das hatte er auch schon im angezogenen Zustand bemerkt. Aber ihn faszinierte die fast weiße Haut, welche ganz leicht in dem grellen Licht schimmerte. Sofort verspürte er das Bedürfnis den Jungen zu berühren, zu spüren, ob er sich wirklich so weich anfasste, wie er aussah.

Doch er konnte sich gerade noch so beherrschen, nicht die Hand aus zu strecken und seinem Wunsch nach zu geben. Stattdessen glitt sein Blick weiter in untere Regionen, bis zu der Scham des Kleineren, der seine Beine krampfhaft zusammen presste, als hätte er Angst, dass er ihn im nächsten Moment vergewaltigen würde. Davon war Ascon jedoch weit entfernt. Er wollte sich den Jungen nur ansehen.

Schließlich ließ er ihn los, weil er spürte, dass der Kleinere gleich einen Heulkrampf bekommen würde, wenn er ihn weiter so bedrängte.

Laurin wusste absolut nicht, was er davon halten sollte. Er hatte panische Angst und hätte aufgeschrien, wenn der Mann ihn nur einige Zeit länger festgehalten hätte. Zitternd und schluchzend stand er da, wagte nicht, aufzusehen aus Angst, dass der andere sich dann auf ihn stürzen, und ihm wehtun würde. Stocksteif und mit starrem Blick blieb er stehen, spürte die kräftigen Hände immer noch auf seinen Handgelenken, obwohl sie ihn schon lange losgelassen hatten.

Obwohl er seine Körpertemperatur regulieren konnte, war ihm auf einmal eiskalt, das war ihm noch nie passiert. Die fehlenden Haare auf seinem Körper bewirkten, dass er keine Gänsehaut bekam. Sein zarter, heller Körper war gänzlich haarlos, nur die Kopfhaare waren umso länger und prachtvoller, glänzten auch jetzt noch, als wollten sie ein Fest ankünden. Doch fern von alledem war die Situation, die sich jetzt bot.

Der Kleine war vollkommen verängstigt und wagte nicht, sich zu rühren oder auch nur ansatzweise zu bedecken. Seine Gedanken waren panisch und er war zu nichts mehr fähig. Lediglich seine Wangen röteten sich, und seine Augen wurden golden, etwas, dass ihn gefährlich aussehen ließ, doch da er den Blick gesenkt hatte, bekam das niemand mit.

Noch nie hatte er so stark Angst empfunden, wie jetzt.

Er wusste einfach nicht, wie er reagieren sollte, sein Leben war vorher eigentlich behütet gewesen, auch wenn er seine Eltern früh verloren hatte. Doch immer hatte er noch seinen kleinen Bruder gehabt, und sie hatten sich oft gegenseitig getröstet.

Nie jedoch hatte er Angst oder Scham empfunden, und er war auch nie von seinem kleinen Bruder getrennt gewesen.

Es war eine vollkommen neue Situation und er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte, seine Gedanken waren vor panischer Angst wie gelähmt und er wagte nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu rühren.

»Du brauchst jetzt nicht Statue spielen. Nimm dir ein paar vernünftige Sachen aus dem Schrank«, wies der Dunkelhaarige den Jungen mit leichtem Spott in der Stimme an, während er auf die helle Tür deutete, die in der Wand hinter dem Bett eingelassen war.

Darauf reagierte der Junge jedoch nicht, sondern blieb weiter erstarrt vor ihm stehen. Verwundert kräuselte Ascon die Stirn. Na sowas ... jedes halbwegs normale Wesen hätte nur auf diesen Befehl gewartet und wäre schnurstraks zum Schrank gestümt, um seine Blöße zu verdecken.

»Sag mal ... wenn es dir so sehr gefällt, dich nackt vor anderen zu präsentieren, dann können wir ja einen kleinen Rundgang durchs Schiff machen. Vielleicht änderst du deine Meinung ja dann. Meine Männer würden dagegen auch nichts ein zu wenden haben ... «, erklärte Ascon lapidar. Irgendeine Reaktion musste der Junge jetzt bringen. Natürlich meinte er das nicht ernst, aber jemand der ihn nicht kannte, durchschaute ihn nicht.

Mit einem Schlag bekam Laurin große Augen, wurde knallrot im Gesicht und löste sich endlich aus seiner Starre.

Er hob den Blick, ein Fehler, wie er mal wieder feststellen musste, doch das konnte er jetzt auch nicht mehr ändern. Er wandte der hellen Tür seinen Blick zu, tapste darauf zu und streckte zögernd eine zitternde Hand danach aus, sich der Blicke des Mannes in seinem Rücken sehr wohl bewusst.

Er öffnete die Tür und lugte vorsichtig hinein, trat unruhig von einem Bein auf das andere und kratzte sich verlegen am Po.

Die Sachen kannte er alle gar nicht, sie sahen eigenartig aus, schon allein die dunklen Farben machten ihm Angst und er warf einen kurzen, sehnsuchtsvollen Blick auf den blassorangenen Haufen, der mal seine bequeme Kleidung dargestellt hatte...

Doch es war wohl besser, wenn er gehorchte, also griff er nach einem Hemd, das vorne lauter Knöpfe dran hatte und ihm natürlich viel zu groß war. Er brauchte einige Zeit, um die ganzen Knöpfe unbeholfen in die Löcher zu stecken und griff dann nach einer Hose, das Gesicht verziehend. Er mochte sie jetzt schon nicht sonderlich, aber es blieb ihm wohl kaum was anderes übrig.

Er zog sie an und verschloss den Knopf, doch als er sie los ließ rutschte sie dennoch an seinen schmalen Hüften wieder hinab, sie passte einfach nicht. Hilfesuchend drehte er seinen Kopf und sah den Mann an, bat ihn stumm, irgendetwas zu tun und ihm zu helfen. Er konnte die Hose, die ihm viel zu lang war ja schlecht die ganze Zeit mit der Hand festhalten, so wie er das jetzt gerade tat!

Erleichtert sah Ascon zu, wie die Starre endlich von dem Kleinen abfiel und er sich in Bewegung setzte.

Allerdings hätte er beinahe laut losgelacht, als er den Versuch des Jungen sah, sich die Normkleidung eines Telemnar-Kriegers über zu streifen. Gerade so konnte er sich beherrschen, wobei ihm die Heiterkeit zweifelsfrei ins Gesicht geschrieben stand.

Zum Glück quälte der Kleine sich gerade noch mit den Sachen ab, sodass er seinen Zustand nicht bemerkte.

Schließlich traf jedoch ein hilfesuchender, flehendlicher Blick auf Ascon. Und diesmal ließ er sich erweichen, ging ebenfalls zum Schrank und wühlte selber in den Sachen, auf der Suche nach etwas, womit er die zu weite Hose auf den Hüften des schlanken Jungen fixieren konnte. Leider fand er nichts, was ihm weiter geholfen hätte, weshalb er seine Suche auf das Badezimmer ausweitete.

Automatisch betätigte er den Lichtschalter, sodass sich der kleine Raum, welcher mit einer recht kleinen Eckbadewanne ausgestattet war, die man auch gleich als Dusche benutzen konnte, erhellte.

Jaa ... was konnte ihm denn jetzt helfen, überlegte er im Stillen, während er das gesamte Badezimmer mit seinen dunklen Augen durchstöberte. Bis sein Blick schlussendlich an den zwei dunkelgrünen, sauber aufgehängten Bademänteln hängen blieb. Sofort nahm er einem den Stoffgürtel ab und kehrte in den anderen Raum zurück, wo der Junge ihn mit tellergroßen Augen erwartete.

Genauso automatisch wie beim Eintreten, knipste er das Licht auch wieder aus, was der Kleine mit ungläubig funkelndem Blick zur Kenntnis nahm.

»Du ... Ihr ... Ihr habt die Sonne angeschaltet u-und wieder aus ... «, stotterte er irgendwie hilflos und der Schrecken war nur zu deutlich in den mitternachtsblauen Augen zu lesen.

Doch schließlich wandelte sich der Blick ins amüsierte, und er sah sich langsam in dem Zimmer um.

Wie erwartet, sah er auch hier so ein komisches Ding an der Wand, und er tapste, sich die Hose noch immer mit einer Hand festhaltend, leicht schlurfend auf dieses Teil zu.

Viel konnte ja nicht passieren, also streckte er scheu eine zarte Hand aus und drückte mit einem Finger darauf, zuckte zurück, als es plötzlich dunkel in dem Raum wurde.

Er gewöhnte seine Augen blitzschnell an die neue, und viel angenehmere Umgebung und trat zurück, wieder auf den Mann zu, vor dem er stehen blieb, ohne irgendwo gestolpert zu sein.

»Das ist toll...«, sagte er leise und begeistert wie ein kleines Kind während er kurz auf und ab hüpfte.

Für einen kurzen Moment war die Angst vergessen, Laurin war vollkommen fasziniert von der Tatsache, hier das Licht an und aus zu schalten.

Er sah sich wieder um und fragte sich im Stillen, was hier noch in diesem Zimmer, das ihm erst so unheimlich vorgekommen war, erwarten würde.

Vielleicht gab es hier ja noch Sand oder Wasser, das man an und abstellen konnte, oder Gerüche, oder verschiedene Pflanzen? Obwohl, das war ja nun sehr unwahrscheinlich, doch seine Fantasie war angeregt und seine Augen glänzten, als er über viele lustige Dinge nachsann.

Er hatte das Licht nicht wieder angemacht, weil er es so als angenehm empfand und jetzt vieles noch viel besser erkennen konnte.

Still und mit einer gewissen Spannung hatte Ascon dem Kleineren bei seinen Aktionen zugesehen und war relativ erstaunt, dass dieser nicht mal eine normale Lampe kannte. Für so primitiv hatte er die Hellhäuter eigentlich nicht gehalten. Aber was konnte man schon von einer Rasse erwarten, die noch in der tiefsten Urzeit zu leben schien? Richtig ... fast gar nichts.

»Das ist elektrisches Licht«, erklärte er dem Jungen deswegen, wobei er elektrisch hätte weglassen können, da sein zwei Köpfe kleineres Gegenüber sowieso keinen blassen Schimmer davon hatte.

Dann fuhr er mit seinen Erklärungen fort, weil er vermutete, dass der Junge dementsprechend auch keinen Wasserhahn, geschweige denn eine Dusche kannte.

»Und du hast ja eben selbst herausgefunden, wie du es an- und ausmachen kannst.« Von der Dunkelheit um sie herum gänzlich unbeeindruckt griff er die freie Hand des Silberhaarigen und führte ihn ins Badezimmer, wo er das Licht jedoch anschaltete.

Zwar hatte er bemerkt, dass der Kleine ebenfalls keine Probleme hatte, im Dunkeln zu sehen, doch Ascon wollte, dass dieser sich daran gewöhnte.

»Das ist ein Badezimmer ... «, führte er fort und kam sich reichlich bescheuert vor, denn eigentlich war es das normalste auf der Welt. Jede halbwegs zivilisierte Kreatur wusste was ein Badezimmer war ... ok .. fast jede. Der Junge gehörte zweifelsohne zu den wenigen zehn Prozent, die ihr ganzes Leben schon ohne diese praktische Erfindung ausgekommen waren und die warmes Wasser auch nicht zu schätzen wussten.

»Also ... wenn du dich waschen willst, kannst du das hier tun. Sieh her ... « Mit einer Hand zeigte Ascon auf den Wasserhahn und schob den metallisch glänzenden Hebel nach oben, sodass es begann zu fließen. Wissbegierig hatte der Kleine seine Erläuterungen verfolg und starrte nun ganz gespannt und mit einem freudigen Glanz in den Augen auf das sprudelnde Wasser.

»Pass aber auf, dass der Hebel nicht nach links zeigt, wenn du es anschaltest. Dann kommt nämlich heißes Wasser«, wies er den Jungen umsichtig darauf hin.

Er wollte schließlich nicht, dass er sich die Finger verbrannte, nur weil er nicht wusste, wie alles funktionierte.

Neugierig alles betrachtend, schüttelte Laurin nur ungläubig den Kopf. Das es wirklich Wasser zum an- und ausschalten gab, hätte er nicht gedacht. Still blieb er stehen, dann streckte er seine Hand aus und berührte den Mann sacht, als er das Wasser wieder ausstellte und sich schließlich umsah.

Erneut fragte er sich, was es hier wohl noch alles gab, das er noch nicht kannte. Sein Kopf pochte ein wenig, war wahrscheinlich überstrapaziert mit dem hellen Licht, also schaltete der Kleine es munter wieder aus und gluckste kurz und leise, als es wirklich wieder dunkel wurde. Das war lustig und extrem praktisch.

Wenn er das eher gewusst hätte, dann hätte er sich anfangs nicht so lange rumquälen müssen.

Gedankenverloren strich er durch seine hellen Haare, die im Dunkeln sanft leuchteten und einen silbernen Glanz verbreiteten, der von den Fliesen im Badezimmer zurück geworfen wurde. Laurin schwieg dann, wurde wieder ernst, als er sich bewusst wurde, dass er noch vor kurzem Angst vor dem Fremden gehabt hatte.

Außerdem hielt er seine Hose noch immer mit der Hand fest, wagte jedoch nicht, den Mann noch einmal anzusehen.

Nachsichtig duldete Ascon, dass der Junge das Licht wieder ausschaltete. Natürlich ... der Kleine war so grelle Helligkeit nicht gewohnt.

Aber ganz im Finstern wollte er auch nicht stehen. Deswegen ging er zurück in den Hauptraum und regulierte die Intensität des Lichtes mittels Codeeingabe herunter, bevor er den Schalter erneut betätigte.

Sanftes, abgedämpftes Licht erhellte nun das Zimmer und erfüllte ihn mit Zufriedenheit. So ließ es sich aushalten und der Kleine fühlte sich sicherlich auch viel wohler. Ohne weiter darüber nachzudenken, wandte er sich den Silberschopf zu, reichte ihm den dunkelgrünen Stoffgürtel, den er immer noch in der Hand hielt.

»Hier. Damit kannst du erstmal die Hose zum Halten bringen, bis wir den nächsten Planeten ansteuern.

Dort werden wir dir dann ein paar passende Sachen kaufen. Mal sehen, vielleicht befindet sich aber auch auf meinem Handelsschiff noch etwas in deiner Größe.« Obwohl er da nicht viel Hoffnungen hatte, fügte er gedanklich hinzu, da sie meistens nur mit Stoffen oder Einheitsware handelten. Denn die Käufer, welche sie belieferten, besaßen eine von-bis-Wunschgröße, die dann auch gehandelt wurde. Schwierig, da für diesen Zwerg was zu finden.
 

Der Kleine sah auf, als das sanfte Licht anging und lächelte leicht. Ja, warum eigentlich nicht gleich so? So war das doch gleich viel angenehmer und nicht so schmerzhaft für Augen und Kopf...

Als er die Worte des Mannes hörte, blickte er ihn an und griff nach dem grünen Gürtel, senkte dann sofort wieder den Blick und wurde ernster.

Mit zitternden Fingern steckte er den Gürtel in die Ösen und machte vorne einen Knoten, was bestimmt vollkommen bescheuert aussah, aber es war ihm auch egal.

Dass er sich seine eigentliche Kleidung zurück wünschte stand außer Frage und war wohl offensichtlich.

In diesem Moment knurrte sein Bauch laut und er biss sich auf die Lippe, während er rot wurde. Vor lauter Begeisterung hatte er ganz vergessen, seinen Körper zu beherrschen.

»Verzeiht...«, murmelte er leise und verlegen, während er aus dem Bad ging, weil die Fliesen so kalt waren. Dabei schaltete er das Licht dort aus, eine Bewegung, an die er sich langsam gewöhnte.

Als Ascon das ihm nur allzu bekannte Geräusch zu Ohren kam, schmunzelte er leicht. War ja klar gewesen, dass das auch noch kam.

Aber wo er nun schon einmal am Erklären war, warum also nicht auch dies? Essen konnte der Kleine dann aber hoffentlich alleine.

Nicht, dass er ihn füttern musste, dachte Ascon abgeneigt und hatte sofort die Vorstellung eines sabbernden Kleinkindes im Kopf, das ihm die Hosen voll kleckerte, wie der dreijährige Sohn seines Bruders.

Nein danke!

Darauf konnte er getrost verzichten. Zumindest wollte er sich jetzt noch nicht auf soetwas einlassen. Wäre ja noch schöner. ER, als gebohrener Anführer und Krieger wurde zum Babysitter degradiert.

Allein das Bild in seinen Kopf, ließ ihm regelrecht schlecht werden.

Das ging ihm viel zu weit. Dann würde er den Jungen eher wieder auf seinen Urzeitplaneten zurückbringen, statt diese Strapazen auf sich zu nehmen.

Unmerklich schüttelte er sich, bevor er den Jungen ansprach.

»Hm ... ich weiß nicht, wovon du dich bisher ernährt hast, aber Wurzeln und Ähnliches haben wir hier nicht im Angebot«, meinte Ascon abwertend, während er aus einem weiteren in der Wand eingelassenen Schrank, der allerdings eher ein Schubfach war, eine Kapsel nahm und sie dem Kleinen in die Hand drückte.

»Das sind Essenskapseln. Von Obst, über Pasta und Pizza kannst du dir alles wünschen. Wenn du die Kapsel leicht drückst und deinen Wunsch dabei aussprichst dauert es nur ein paar Minuten, bis das Essen vor dir steht. Sollte es jedoch etwas Unbekanntes sein, passiert gar nichts.«

Scheu hörte der Kleine den Worten zu und runzelte unmerklich die Stirn. Als ob er sich von Wurzeln ernähren würde, also bitte!

Jedoch wagte er nicht, etwas zu sagen, sondern blieb im Zimmer nahe am Bett stehen, den Blick wie immer gesenkt und sich dafür verfluchend, dass er sich nicht soweit unter Kontrolle gehabt hatte, um sein Magenknurren zu unterdrücken.

Laurin sah erst auf, als der Mann, dessen Namen er noch überhaupt nicht kannte, wie er nebenbei feststellte, ihm eine Kapsel in die Hand drückte.

Misstrauisch beobachtete er sie, konnte sich nicht vorstellen, dass der Quatsch funktionieren würde, allerdings wäre sein Bruder davon hellauf begeistert. Apropos: Neth!!

Bei dem Gedanken, wie es seinem Bruder wohl ging, versuchte er sofort wieder, ihn mithilfe seiner Fähigkeit der Gedankenübertragung anzusprechen, während er sich äußerlich nichts anmerken ließ.

Und diesmal hatte er Glück. Schon kurze Zeit später antwortete sein Bruder, verschlafen aber besorgt:

"Lauri! Wie geht es dir, ich habe mir solche Sorgen gemacht!"

Der Junge lächelte kurz und meinte:

"Mach dir um mich keine Sorgen, mir geht es relativ gut, auch wenn ich dich wahrscheinlich erst einmal nicht sehen kann..."

In Windeseile erzählte er seinem kleinen Bruder, der zum Glück nur erschöpft war, sich aber wieder von der Sonne erholt hatte, was er hier alles Neues erlebt hatte. Der Kleine war begeistert, doch da Laurin den Mann nicht auf sich aufmerksam machen wollte, verabschiedete er sich bald wieder mit dem Versprechen, sich zu melden. Er wollte seinen Bruder nicht beunruhigen.

Jetzt wandte er seine volle Konzentration der Kapsel zu und drückte sie leicht, während er in Gedanken sprach:

"Obst."

Eine ganze Weile passierte gar nichts, doch schließlich hörte er ein leises Geräusch und kurze Zeit später erschien ein silberner Teller vor ihm, mit den verschiedensten Obstsorten.

»Hm, lecker!« rief er aus und klatschte begeistert in die Hände.

Ascon hatte den Kleinen, der in den viel zu großen Sachen aussah wie ein Schluck Wasser, aufmerksam beobachtet.

Über die Früchte freute er sich sichtlich und Ascon verspürte ein beruhigendes Gefühl im Bauch. Vielleicht sollte er mit dem Jungen doch nicht allzustreng sein. Immerhin hatte er ihn von seinen Verwandten getrennt und in eine völlig neue, wie auch unbekannte Umgebung gebracht.

Der Kleine war so unbedarft in allem, dass Ascon sich schwer verantwortlich für ihn fühlte. Normalerweise sollte ihm egal sein, wie es seinen Gefangenen ging. Sie mussten sich eben mit der Situation abfinden und sich anpassen.

Aber bei dem Silberhaarigen war es irgendwie anders. Er konnte es sich nicht erklären. Hinzu kamen noch diese seltsamen Gefühlsregungen, die der Junge in ihm auslöste.

Dafür musste es einen Grund geben und bis er den herausgefunden hatte, würde er sich höchst persönlich um den Kleinen kümmern.

»Iss ruhig weiter. Ich werde gehen, jetzt wo du weißt, wie hier alles funktioniert. Am besten du legst dich noch einmal schlafen.

Morgen komme ich wieder und dann reden wir weiter.« Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, sah er noch einmal zu dem Silberschopf zurück, der sich an den reichlichen Früchten gütlich tat und dabei so unschuldig und naiv aussah, dass Ascon sich wirklich fragte, wann er das letzte Mal so ein Bild vor Augen gehabt hatte. Er konnte sich nicht entsinnen.

Das war wohl einmalig im Universum.

Kurz bevor er durch die Kabine verließ, erhob er noch einmal seine Stimme.

»Wie heißt du eigentlich? Ich möchte dich nicht immer mit Junge, oder Kleiner ansprechen.«
 

Mit glänzenden Augen setzte Laurin sich mit der Schale auf den Boden, griff zögernd eine kleine Frucht und steckte sie in seinen Mund, kaute sie langsam und schluckte sie dann hinunter. Anschließend leckte er sich genießerisch über die Lippen, und da es eine rote Frucht gewesen war, färbten sich seine Lippen nun rot.

Davon bekam er allerdings nicht viel mit, er suchte sich schon eine nächste Frucht heraus, von der er erst die Schale entfernte.

Er war so vertieft darin, dass er kurz zusammen zuckte, als der Mann erneut sprach. Scheu blickte er vom Boden auf und sah extra ein wenig zur Seite, um ihn nicht anzusehen. Irgendwie beruhigten ihn die Worte, und er stellte fest, dass er kaum noch Angst hatte.

Er konnte es nicht verstehen, immerhin hatte ihn dieser Mann von zu Hause weggeholt, aber dennoch erfüllte ihn gerade eine unerklärliche Sicherheit.

Er nickte zu den Worten, wandte sich der Frucht zu und steckte sie in seinen Mund, kaute genüsslich darauf herum und schloss genießerisch die Augen. Dann erspähte er erneut eine rote Frucht, steckte sie in den Mund und kaute darauf herum, bis plötzlich ein lautes Knacken zu hören war, und der Kleine anfing zu husten.

Er steckte sich zwei Finger in den Mund und holte einen leicht angeknacksten Kern heraus, betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn und legte ihn in die Schale, schüttelte nur den Kopf. Dann hatte er sich wieder beruhigt und kaute auf dem Fruchtfleisch herum.

Er hatte noch nie irgendwelche Früchte gegessen, die soetwas Hartes in sich hatten! Naja, aber schmecken tat es ihm, das war die Hauptsache.

Er hob den Kopf, als der Mann erneut sprach und ein paar Silbersträhnen fielen ihm ins Gesicht, während seine tiefblauen Augen das Gesicht des Mannes kurz nach seinem Gemütszustand abtasteten und sich dann wieder senkten. Mit leiser, aber klarer, melodischer Stimme antwortete er diesmal ohne Angst zu haben:

»Ich heiße Laurin...«

Er leckte sich über die rotverschmierten Lippen und senkte den Blick wieder ganz. Gerne hätte der Kleine gewusst, wie der Mann hieß, doch er wagte nicht, zu fragen, wollte ihn nicht verärgern, wo er gerade so schön gute Laune hatte.
 

Während Ascon geduldig wartete, dass der Junge auf seine Frage antwortete, sah er ihm beim Essen zu. Sofort beschleunigte sich sein Herzschlag, als der rote Saft einer Pinusfrucht - welche große Ähnlichkeit mit der Form eine Pflaume hatte, jedoch rotes Fleisch besaß - aus dem Mundwinkel des Kleinen lief und die zarten, feuchten Lippen in ein grelles Rot färbte.

Leicht nervös musste er schlucken und er schüttelte unmerklich den Kopf, um die unmöglichen Vorstellungen, die sich allein bei diesem Anblick in ihm aufbauten wieder los zu werden. Das konnte doch nicht möglich sein!

Wieso reagierte er derartig darauf? Er hatte doch sonst nie solche Anwandlungen und kam mit diesen Dingen klar. Warum hatte dann also dieser Junge eine solche Wirkung auf ihn ... und das noch nicht einmal bewusst?

Auf keine der Fragen wusste Ascon im Moment eine Antwort. Sicher war nur, dass er soviel wie möglich Abstand zwischen sich und den Kleinen bringen musste. Es wäre absolut schlecht, wenn er seine Unsicherheit in Bezug auf ihn selbst bemerkte.

Ehe Ascon sich aber weiter mit seinem Problem beschäftigen konnte, antwortete der Junge nach einem flüchtigen Blick in sein Gesicht auf die Frage.

Melodiös klang die samtige Stimme zu ihm hinüber und Ascon nahm den ihm unbekannten Namen wahr, sprach ihn noch einmal leise nach und probierte automatisch verschiedene Sprechweisen aus.

Bis er eine ihm passend erscheinende gefunden hatte. Leise hallte der wohlklingende Name in seinem Kopf wieder und bevor Ascon sich endgültig von seinem faszinierenden wie gleichermaßen verwirrenden Gefangenen loseiste, sagte er mit unerklärlich sanfter Stimme: »Gute Nacht, Laurin ... «

Die helle Haut der Stirn kräuselte sich leicht, als der Kleine hörte, wie der Mann seinen Namen aussprach. So viele Varianten von der Aussprache seines Namens kannte Laurin überhaupt nicht, doch irgendwie war er fasziniert davon.

Er legte den Kopf schief, leckte seine Lippen ab, weil er spürte wie sie klebten und süßlich schmeckten, um die Farbe der Frucht dabei unwissentlich noch weiter zu verwischen und war für den Moment erst einmal satt. Also schob er die Schale beiseite und lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zurück, fühlte sich wohl auf dem harten Boden, der die Helligkeit und Zartheit seiner Haut noch betonte.

Kurz blickte er auf, und wunderte sich, als er die sanfte Stimme hörte, wollte sich schon fragen, ob eine andere Person hier im Zimmer war, denn dem Mann konnte die Stimme gar nicht gehören, so hart, wie er anfangs mit ihm gesprochen, und ihm entsetzliche Angst damit gemacht hatte. Doch als er mit seinen tiefblauen Augen aufsah, blickte er auf den Mann und erschauderte wollig.

Die sanfte Stimme war so angenehm für seine Ohren und sein Gemüt, er freute sich und lächelte leicht, etwas, dass er bei Fremden eigentlich selten tat, so dachte er jedenfalls. Naja, das war ja jetzt auch egal. Er schenkte dem Mann ein strahlendes Lächeln, das sogar den Glanz seiner Haare noch in den Schatten stellte und erwiderte leise, mit heller Stimme:

»Danke... Euch auch...«

Er senkte den Blick wieder, doch als er sich langstrecken wollte erinnerte er sich daran, dass ihm ja nicht erlaubt worden war, auf dem Boden zu schlafen, also seufzte er leise, fast lautlos und richtete sich wieder auf.

Er brauchte eine Weile um aufzustehen, da er andauernd auf seine viel zu großen Hosenbeine trat und sich somit immer selbst wieder auf den Boden beförderte.

Doch er gab nicht auf, bis er schließlich ein wenig breitbeinig dastand, um nicht wieder zu stolpern und hinzufallen. Die Hose hing ihm wieder auf halb acht, aber das störte ihn nicht sonderlich, er konnte den "Gürtel" ja nachher noch einmal fest und ordentlich verknoten.

Nachdenklich kratzte er sich am Arm, weil ihn der ungewohnte Stoff juckte, oder vielleicht auch die leicht angeschlagene, bläuliche Haut, die wohl erst in ein paar Tagen verschwinden würde, er wusste es nicht.

Verwirrt sah er auf als er bemerkte, dass der Mann noch immer an der Tür stand und blickte zu ihm auf, mit vollem Blick, wenn auch nur kurz. Er errötete, ihm stand eine Frage im Gesicht geschrieben, doch er wagte nicht, sie zu stellen.

Er hatte mit diesem einen Blick gesehen, dass der Mann ihn die ganze Zeit angesehen hatte und irgendetwas hatte in seinen dunklen, schimmernden Augen gelegen, Laurin wusste nur nicht, was das war. War es Verlangen?

Er konnte es sich nicht erklären, fragte sich aber dennoch, weshalb der andere noch immer hier war, wenn er doch eigentlich gehen wollte.

Jedoch sprach er nicht, nahm sich vor, das zu ignorieren und schlufte mit tapsenden Schritten zu dem Bett, seufzte erneut, als er sich darauf nieder ließ und das Gesicht verzog. Aber er wollte nicht wieder einen Streit oder irgendetwas vom Zaun brechen. Verwirrt war er aber dennoch, und das stand ihm auch ins Gesicht geschrieben.

Fasziniert beobachtete Ascon den Jungen, war aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sich von dem unschuldig-erotischen Anblick los zu reißen.

Verdammt! Wenn er sich nicht bald zusammen nahm, würde er sich vor dem Silberschopf noch lächerlich machen, denn die zu weite Hose war erneut ein Stück von den schmalen Hüften gerutscht, als Laurin aufgestanden war und hatte einen Teil wunderbar hellschimmernder Haut entblößt.

Verlangend war sein Blick auf die freie Stelle gebannt, glitt dann zu dem fein geschnittenen, zarten Gesicht und für einen kurzen Atemzug in dem der Kleinere den Kopf hob, tauchte er in die dunkelblauen Tiefen ein. Zu schnell endete der Augenblick, als Laurin sich gleich darauf wieder abwandte und Ascon in der Lage war, sich aus seiner kurzzeitigen Starre zu lösen.

Angespannt atmete er aus, obwohl er sich nicht bewusst gewesen war, die Luft angehalten zu haben. Um sich nicht noch einmal so eine Blöße zu geben, riss Ascon seinen Blick schließlich vollends los und drehte dem anderen den Rücken zu, wobei er versuchte seinen unregelmäßigen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.

Dann verzog er mürrisch das Gesicht und wär es ihm möglich gewesen, die Tür nach dem Verlassen des Raumes zuzuknallen, hätte er das sicherlich auch getan.

Zu ihrem Glück blieb die Automatiktür jedoch verschont vor seinem inneren Ärger und Ascon strebte mit eiligen Schritten zu seiner Unterkunft.

Dort trat er sofort ins Badezimmer, entkleidete sich und stieg dann unter die Dusche, die er erst einmal eiskalt aufdrehte, um einigermaßen auf den Boden zurück zu kommen und seinen Körper für die unangebrachte und ungehörige Reaktion zu strafen.

Scharf zog er die Luft ein, als das Eiswasser auf ihn nieder prasselte und seine anfängliche Erregung sofort ins Nichts auflöste. Er stand sogar so lange unter dem arktischen Wasserstrahl, bis er ein unangenehmes Stechen auf seiner Haut verspürte.

Erst dann drehte er den Wasserhahn zu und gestattete sich zu entspannen.

Leider hatte die Dusche nur eines seiner momentanen Probleme beseitigen können, nämlich seine Erregung. Zu seinem Frust, waren die Bilder, die er von dem Jungen sah, stets vor seinem inneren Auge präsent, schienen sich in seine Gedanken gebrannt zu haben, sodass er sie nicht mehr los wurde.

Auch nachdem er sich abgetrocknet hatte, in bequeme Bekleidung geschlüpft war und sich seinen Unterlagen zuwandte, die er für ihren nächsten Eroberungszug unbedingt durcharbeiten musste, konnte er seinen Gefangenen nicht aus seinen Gedanken verscheuchen, was ihm langsam aber sicher zur Weißglut trieb.
 

Laurin zuckte zusammen, als er plötzlich die seltsamen Geräusche der Tür hörte und sah auf, doch da hatte sich die Tür schon wieder geschlossen und der Junge war ganz alleine in dem Raum. Er fühlte sich sofort unwohl und sah sich eine Weile schweigend um, dann stand er auf, verhedderte sich natürlich wieder in den Hosen und fiel unsanft auf den Boden.

Verdammt!

Er zuckte zusammen, als er einen Schmerz in seinem Knie spürte, auf das er gefallen war, und das reichte ihm. Er zog diese bescheuerten Hosen aus, die ihm eh viel zu groß waren. Das Hemd war ja lang genug, also machte es keinen Unterschied. Außerdem würde dieser Mann sowieso erst morgen wieder kommen.

Er trat aus dem Stoffberg und ging mit nun fließenden Bewegungen ins Bad, wo er lächelnd diesen Hebel hochstellte und das Wasser laufen ließ.

Dann hielt er seine Hand darunter und trank ein paar Schlucke. Als er genug hatte, stellte er es wieder aus und trat zurück in das große Zimmer. Da er nicht wagte, wieder auf dem Boden zu schlafen, so gerne er auch wollte, nahm er das unter Augenschein, was der andere "Bett" genannt hatte und stellte fest, dass sich dieses weiche, ekelhafte Ding lösen ließ. Er zerrte so lange daran herum, bis er die Matratze vom Bett schieben konnte und stellte sie in eine freie Ecke.

Dann sah er mit einem wolligen Seufzen auf die harten Bretter, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte und erneut fasziniert gewesen war. Er legte die Decke darauf und kuschelte sich gewohnheitsmäßig darin ein, lächelte sanft und schloss die Augen, war binnen Minuten in einen tiefen, traumlosen Schlaf geglitten.

Auch als es morgen wurde, bekam er das nicht mit. Wie auch, immerhin waren hier keine Vögel, die sangen, und auch keine Fenster.

Er lag zusammengerollt auf der Decke, das lange Shirt war bis über seine Hüften gerutscht und seine Lippen waren halb göffnet und noch ein wenig rötlich von der gestrigen Frucht. Seine Hände lagen entspannt unter seinem Gesicht, und er atmete ruhig und gleichmäßig, die silbernen Haare lagen sanft an seinem Körper, schimmerten im Dunkeln und hatten sich aus der Frisur gelöst.

Er hatte sich die Nacht über ein wenig gedreht, so dass sein kleiner, fester und nun nicht mehr bedeckter Hintern zur Tür zeigte, und jedem, der herein kam, einen fröhlichen guten Morgen wünschte.

Doch von alledem bekam Laurin nichts mit, er schlief tief und fest und erholte sich erst einmal von den Strapazen.
 

Ascon hingegen fiel es schwer einzuschlafen. Unruhig wälzte er sich in seinem Bett von einer Seite auf die andere. Ruhelos glitt sein Blick zum tausendsten Male zur Uhr, die auf dem kleinen Nachtschränkchen neben seinem Bett stand und ihn mit den giftig grünen Ziffern eindeutig zu verhöhnen schien. Er war schon versucht, dem Scheißding den Gnadenstoß zu versetzen. Kurz davor hielt er jedoch inne, weil er sonst früh sicherlich wie beim letzten Mal in die Scherben trat und deswegen ein paar Tage nicht richtig laufen konnte.

Allmählich siegte dann aber doch die Erschöpfung und Müdigkeit und Ascon fiel in einen leichten, für ihn typischen Schlaf, aus dem er bei dem kleinsten Geräusch, oder der winzigsten Gefahr sofort wieder erwachte.

Zu seinem Leidwesen kam der nächste Morgen gemeinsam mit dem Weckerpiepsen viel zu früh. Da er die halbe Nacht wachgelegen und sich gedanklich mit dem zierlichen Jungen im Zimmer gleich neben seinem beschäftigt hatte, fühlte er sich wie gerädert.

Außerdem hatte er gestern Abend vergessen noch etwas zu Essen, weswegen sein Magen sich nun mit einem lauten Grummeln beklagte.

Weiterhin hatte er einen schalen Geschmack im Mund, seine Zunge fühlte sich pelzig an, so als hätte er auf einer alten Socke herum gekaut. Aber das Schlimmste bemerkte er erst, als er missmutig an sich herunter schaute.

Entsetzt weiteten sich seine Augen. Unglauben sowie Schock standen ihm ins Gesicht geschrieben. Das konnte doch nicht wahr sein! Er musste träumen ... sehr schlecht träumen!

Seine morgendliche Erregung war unübersehbar, so deutlich wie die Beule in der dünnen Decke zu erkennen war. Einen Moment lag Ascon noch erstarrt im Bett, bevor wie von einer Tarantel gestochen aufsprang und ins Bad stürmte, das gleiche Ritual wiederholend, wie am Abend zuvor.

Wie war das nur möglich, fragte er sich zähneknirschend. Noch nie hatte er nur von der Vorstellung einer Person, die er zumal erst weniger als einen Tag kannte eine Morgenlatte bekommen. Dieser Bengel musste ihn irgendwie verhext haben mit seinen ihm unbekannten Fähigkeiten.

Anders konnte Ascon sich das Geschehene nicht erklären.

Während er weiter darüber nachgrübelte, drehte er das Wasser warm und seifte sich seine hüftlangen schwarzen Haare ein, fuhr mit den Fingerspitzen massieren über seine Kopfhaut und spülte anschließen den Schaum von seinem Körper, bevor er die Dusche nach einem Handtuch greifend wieder verließ. Dieses wickelte er sich um die Hüften, wandte sich gleichzeitig dem Spiegel zu.

Naja ... wenigstens sah er nicht mehr ganz so schrecklich aus wie vorhin, als er seine Gestalt kurz im Spiegel gestreift hatte. Die vorher dunklen Augenringe, waren nur noch ganz leicht zu sehen, wobei seine gebräunte Haut einen nicht unwesentlichen Teil dazu betrug.

Nach der eingehenden Betrachtung seines Gesichts erledigte Ascon auch noch die restlichen Angelegenheiten im Bad, bevor er es verließ und zum Kleiderschrank schlurfte.

Dort zog er sich wahllos eine gesamte Montur heraus.

Die Farbe war völlig nebensächlich, da sich unter seinen Sachen sowieso nur dunkle befanden. Mit enganliegender schwarzer Hose, einem legeren Hemd und den kniehohen schwarzen Schuhen trat er noch einmal vor den Spiegel, um seine wilde Mähne mit einem Lederband zu bändigen, bevor er aus dem Raum marschierte.

Auf der Brücke sah er nur kurz vorbei, machte seinen obligatorischen Rundgang und fragte seine Crew nach Problemen. Mit einem Nicken bestätigte ihm der junge Navigator, dass alles in Ordnung sei.

Am Rande erinnerte sich Ascon, dass er den Braunhaarigen noch zusammen stauchen wollte, sah aber davon ab, weil er momentan keine Lust hatte sich mit irgendwem zu streiten. Seine Schultern schmerzten zwar immer noch, aber es war erträglich.

Also gab er präzise Anweisungen den Kurs und ihren nächsten Zielort betreffend. Dann schritt er zu dem Aufzug, um wieder auf seine Ebene zu gelangen und sich mit seinem Gefangenen zu beschäftigen, obwohl er darauf noch weniger Lust verspürte.

Mit gesenktem Blick wartete er die Bestätigung der Stimmenfrequenz und das Öffnen der Tür ab, die nur wenige Sekunden danach aufglitt. Lautlos seufzend hob er den Kopf und auch wenn er nicht erwartet hatte, dass der Junge sich irgendwie vernünftig bewegen konnte, so versetzte ihm der Anblick der sich ihm jetzt bot, einen Schlag sondergleichen. Wie vom Blitz getroffen stand er ihm Türrahmen.

So eine "Begrüßung" hätte er sich nie träumen lassen. Der Kleine lag halbnackt auf dem Gestänge des Bettes. Die Hose hatte er ausgezogen, wie Ascon auf den ersten Blick erkannte und das lange Hemd war bis zur schmalen Taille hochgerutscht. Der kleine rosige Hintern war ihm entgegen gestreckt und dadurch, dass der Junge die Beine angezogen hatte, ermöglichte er Ascon einen vorzüglichen Einblick auf seinen Unterleib.

Der Telemnarkrieger musste schlucken und wollte seinen Blick abwenden, schaffte es jedoch nicht, er war wie erstarrt und konnte einfach nicht wegsehen von der zarten, noch unberührten Haut, die förmlich danach schrie, liebkost zu werden!

Verdammt, wieso passierte ihm das nur!

Der leichte Luftzug, der nun, da die Tür offen war, durch das Zimmer fegte, ließ den Kleinen langsam aber sicher aufwachen. Er öffnete seine Augen zunächst nicht, sondern fand sich mit seinen anderen Sinnen wie schon zuvor zurecht.

Müde richtete er sich auf und öffnete erst dann die Augen. Sein Blick glitt sofort zu der Tür, erblickte den Schwarzhaarigen und sah ihn ungläubig an. Moment mal, wieso starrte er ihn so an?! Erst in diesem Moment realisierte er, dass er halb nackt hier lag und das Hemd hochgerutscht war.

Mit hochrotem Kopf zog er es wieder herunter und sah den anderen erschrocken an, als er sich aufrichtete. Eigentlich hatte er ihm einen guten Morgen sagen wollen, doch ihm waren die Worte im Hals stecken geblieben, das ganze war ihm so schrecklich peinlich!

Es dauerte eine halbe Unendlichkeit, bis Ascon sich wieder fing und gänzlich in das kleine Zimmer trat. Automatisch glitt die Tür hinter ihm zu, was den Jungen erleichtert aufseufzen ließ, wie er nebenbei bemerkte.

Langsam ging er ein Stück weiter in den Raum, blickte jedoch zur Seite.

»Zieh dich an!«, befahl er mit belegter jedoch gleichzeitig hart klingender Stimme. Nicht länger als nötig wollte er sich diesem Anblick aussetzen. Die Nacht über hatte er schon nicht richtig schlafen können und der Morgen war ebenfalls sehr "überraschend" gewesen, im negativem Sinne, seiner Meinung nach. Da wollte er nicht noch eine weitere unangenehme Situation provozieren. Apropos provozieren ... Der Junge hatte einen ausgeprägten Hang zur unbewussten Verführung!!

Tief holte Ascon Luft. Wie sollte er denn die Zeit überstehen, die er jetzt mit dem Kleinen verbrachte? Er rang sichtlich um Beherrschung, als Laurin sich erhob und das weiche Hemd in sanften Bahnen den jungen Körper umschmeichelte und trotz der Größe dessen Figur betonte. Der weiße Stoff reichte dem Kleinen fast bis zu den Knien, wobei die seitlichen Schlitze die schlanken, haarlosen Beine frei ließen.

Die Augen schließend, schüttelte Ascon unmerklich den Kopf.

Nein!! Er wollte jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Und damit er dem Problem, das sein Körper zweifelsfrei mit der Nacktheit des Kleineren zu haben schien demnächst aus dem Weg ging, würde er ihm jetzt erstmal vernünftige Sachen besorgen.

Zufrieden mit seinem Entschluss, sah er seinen kleinen Gefangenen an, der glücklicherweise wieder in seiner Hose steckte. Eigentlich hatte Laurin diese nicht mehr anziehen wollen, aber es war wohl noch besser, als sich so nackt wie vorhin zu präsentieren.

Gedanklich atmete Ascon erleichtert aus. Nichts desto trotz blieb seine Miene unverändert, zeigte nichts von dem momentanen Chaos seiner Gedanken- und Gefühlswelt.

Laurin unterdessen fühlte sich vollkommen unwohl.

Noch immer war die warme Röte nicht von seinen Wangen verschwunden und statt erneut in dieses unbequeme Kleidungsstück zu steigen, hätte er sich lieber in einem Mauseloch verkrochen und wäre nie wieder heraus gekommen. Die eindringlichen Blicke des großen Mannes machten es ihm auch nicht leichter und Laurin fragte sich, wie er sich gestern noch hatte einigermaßen wohl fühlen können. Irgendwie stellte sich das alles als Albtraum heraus, aus dem es sicherlich kein Erwachen gab.

Dennoch wagte er nicht sich dem Befehl zu widersetzen, dazu war er viel zu verschreckt. Und da er auch nicht der Typ war, der sich wehren konnte, hatte er stillschweigend gehorcht. Auch wenn ihn die Hose irgendwie einengte - obwohl sie ihm ja noch zu weit war - gab ihm dieser Stoff einen Teil seines Ehrgefühls zurück. Dennoch spürte er, wie der für ihn raue Stoff bei jeder Bewegung auf seiner empfindlichen, hellen Haut schabte und diese aufrieb.

Immerhin war er die samtweiche, sehr dünne und luftige aber körperbetonte Kleidung der Galadhrim, seines Volkes, gewohnt...

Er hoffte nur, dass der Stoff seine Haut nicht wund reiben würde, denn dann hatte er ein echtes Problem, weil von seiner ursprünglichen Kleidung nur noch Fetzen übrig waren, und er wollte dem Dunkelhaarigen lieber nicht erklären müssen, weshalb er die Sachen nicht vertrug, dann würde dieser sicher nur wieder böse werden und ihn am Ende vielleicht noch irgendwo, weit weg von seiner Heimat, rausschmeißen, das Risiko wollte er lieber nicht eingehen, also schwieg er wie so oft.

Fertig angezogen stellte Laurin sich in einigem Abstand vor den schwarzhaarigen Mann, signalisierte ihm so seine Aufmerksamkeit. Dabei hielt er seinen Blick gesenkt, traute sich nicht, dem Befehl des anderen zuwider zu handeln. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was der andere für Kräfte besaß und wollte nicht riskieren bestraft zu werden.

Er war noch hundemüde, da er auf den Brettern zwar endlich mal richtig hatte schlafen können, aber seiner Meinung nach war er viel zu früh geweckt worden. Aber was konnte er hier schon sagen, wo er sich an nichts orientieren konnte.

Keine Sonne, keine Vögel, keine anderen Wesen seines Volkes, es war zum Heulen. Außerdem fühlte sich seine Kehle wie eine Wüste an, denn die Luft im Zimmer war zwar kühl, dafür aber auch sehr trocken. Ganz im Gegensatz zu seinem Baumhaus, wo durch die verschiedenen, großen Bäume fast tropisches Klima herrschte, trotz der hohen Temperaturen in der Sonnenperiode.

Lautlos seufzte Laurin auf. Wie gerne wäre er wieder dort... In seiner geliebten Umgebung, in der ihn jeden Morgen sanfte Vogelstimmen aus dem Schlaf gesungen hatten, bei Neth seinem kleinen Bruder... seiner einzigen Familie. Er vermisste ihn so furchtbar, dass es ihn in der Brust schmerzte. Sehnsucht nach der Heimat erfüllte ihn. Warum nur konnte er nicht dort sein? Wo ihn wenigstens jemand mochte und nicht wie den letzten Dreck behandelte, dachte der Silberhaarige bitter und presste die Lippen aufeinander.

Doch dann erinnerte er sich an die sanfte Stimme, den verständnisvollen Ausdruck, der auf den Zügen des großen Mannes gelegen hatte und er musste sich berichtigen. Vielleicht hatte der Schwarzhaarige ihn ja mitgenommen, weil er ihn doch ein bisschen mochte? Hoffnung keimte in ihm auf. Insgeheim wünschte er sich, dass der andere ihn wenigstens ein wenig lieb gewann, denn sonst konnte er sich sicherlich auf eine schwere Zeit gefasst machen, die vor ihm lag.

Angst hatte er immer noch, wenn auch nicht mehr so sehr wie am Anfang. Dennoch konnte er ein leichtes Zittern nicht unterdrücken, als der Schwarzhaarige ihn erneut mit tiefer Stimme ansprach.

»Hast du dich mit der Einrichtung im Bad bekannt gemacht?«

Überrascht, von dieser Frage hob Laurin nun doch den Blick und sah dem anderen in die dunklen, ja fast schwarzen Augen. Als er es bemerkte, senkte er schnell den Kopf, kaute einen Moment mit klopfendem Herzen auf seiner Unterlippe herum, bevor er mit ins Hemd verkrampften Händen antwortete.

»Na... naja. Ein... wenig?« gab Laurin unsicher zu. In Wirklichkeit wusste er nur, wie man das Wasser an und ausstelle. Ob das reichte? Er wusste ja nicht, was es da noch alles gab und was der andere mit seiner Frage speziell gemeint hatte.

»Gut... dann geh dich waschen! Die Utensilien, die du dazu brauchst, findest du im Schrank über dem Waschbecken«, informierte Ascon ihn sachlich und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.

Um den Schwarzhaarigen nicht zu verärgern, raffte Laurin die zu lange, unbequeme Hose nach oben, damit er nicht auf den Stoff trat und stolperte und tapste in den anderen Raum, in dem der andere Mann ihm gestern das Wasser zum an- und ausmachen gezeigt hatte. Noch immer war diese Tatsache neu für ihn. Immerhin lebte er erst einen Tag hier und er zuckte erschrocken zusammen, als sich die Tür hinter ihm schloss. Automatisch drückte er auf das Ding, was den Raum wie eine Sonne erhellte und beruhigte sich wieder, als nach dem Schließen der Tür nichts mehr passierte.

Irgendwie war er von den ganzen fremden Sachen fasziniert. Nie, nicht einmal in seinen wildesten Fantasien hätte er sich vorstellen können, dass es so viel gab, was besser als in seiner Welt war. Allein schon dieses riesige

>Schiff< - wie der Schwarzhaarige es nannte - stellte für ihn ein Wunder dar. Es war in der Lage ohne Flügel zu fliegen. Dabei war ihm zu Hause das genaue Gegenteil beigebracht worden.

Auf ihrem Planeten traf das ja auch zu, dachte Laurin mit einem etwas traurigen Lächeln. Er hatte die Vögel und Schmetterlinge, die es in vielen bunten Farben gab stets beneidet und nun flog er selbst...

Zwar nicht auf die Art und Weise wie ein Vogel, aber er flog. Kaum zu glauben...

So in Gedanken versunken mit diesem halb traurigen, halb schiefen Lächeln auf den rosigen Lippen, stand er schon eine geraume Weile vor dem Wasserhahn ohne sich zu rühren. Er hatte die Zeit, die für ihn sowieso nicht so wirklich existiert hatte, außer wenn es darum ging, sich vor der Sonne zu schützen, wenn diese kam, ganz vergessen, so tief weilte er in seinen Gedanken.
 

Ascon hatte sich auf das Bett setzten wollen, als Laurin ins Bad getreten war, stellte jedoch perplex das Fehlen der Matratze fest. Warum war ihm das denn vorhin noch nicht aufgefallen? Zum Glück gab er sich die Antwort in diesem Moment nicht selbst, denn dann hätte er nur zugeben müssen, dass er viel zu fasziniert von dem zarten, halb nackten Körper des Kleinen gewesen war, als andere Dinge wahrzunehmen und das hätte ihn zweifelsohne wieder wütend gemacht.

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen und zu Schlitzen verengten Augen stand er vor dem Gestell und fragte sich grübelnd, wie der zierliche Kleine es geschafft hatte, das Monstrum von Matratze von dort zu entfernen. Schnaubend schüttelte er schließlich den Kopf, sodass ihm ein paar Strähnen ins Gesicht fielen, die er unwirsch zurück strich.

Der Junge würde noch eine Menge lernen müssen!

Nachdenklich verfrachtete er die wuchtige Matratze wieder auf das Gestell und brachte das >Bett< - welches jetzt auch wieder wie eines aussah - in Ordnung.

Dann kam ihm noch ein Gedanke. Wie in aller Welt hatte der Silberhaarige überhaupt auf dieser unbequemen Unterlage schlafen können? Da wäre der Boden ja noch angenehmer gewesen...

Im gleichen Atemzug erinnerte Ascon sich jedoch daran, dass er dem Jungen verboten hatte, weiterhin auf dem Boden zu schlafen. Er nickte sich selbst verstehend zu.

Wahrscheinlich war sein Befehl der Grund für die Aktion des Kleineren gewesen.

Pff... da hatte er sich wirklich einen Primitivling vom Feinsten als Gefangenen genommen. Besser, er wäre seinem Kodex treu geblieben, der eindeutig besagte, sich keine Eroberungsbeute in Form von Gefangenen auf zu halsen. Die machten nur Dreck und eine ganze Menge Probleme. Was das Beispiel hier eindeutig bewies... in jeglicher Art und Weise, denn der Teller mit dem restlichen Obst stand auch noch auf der Erde herum und wäre beinahe Opfer seiner Stiefelabsätze geworden.

Kopfschüttelnd setzte Ascon sich auf die Bettkante, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und faltete die Hände ineinander.

Tja... nun war der Kleine bei ihm... und irgendwo war ein bisschen Gesellschaft ja auch angenehm, versuchte er die guten Seiten an dem ganzen Desaster auf zu wiegen. Auf seinen Handelsreisen konnte Laurin ihn begleiten. Dann war er nicht so allein, obwohl er seine Ruhe meistens sehr genoss. Aber daran gewöhnte der Junge sich bestimmt schnell.

Wieder etwas zuversichtlicher glitt Ascons Blick zu der verschlossenen Badezimmertür und er fragte sich nach einem flüchtigen Streifen der Uhr, was der Kleine nun schon wieder anstellte, dass er derartig lange brauchte. Glücklicherweise war seine schlechte Laune weitestgehend verflogen, sonst hätte er wahrscheinlich ziemlich ungehalten die Tür eingetreten. So erhob er sich nur leicht gereizt und klopfte nachdrücklich an.

»Laurin?« fragte er angespannt. »Was machst du denn so lange?!« Seine Ungeduld spiegelte sich deutlich in seinem Tonfall wider.

Erschrocken fuhr Laurin aus seinen Gedanken und schreckte zurück. Fast wäre er gestolpert, weil er auf die zu langen Hosenbeine getreten war. Mit den Armen rudernd fand er jedoch glücklicherweise sein Gleichgewicht wieder, sonst hätte der Mann bestimmt vollkommen seine Geduld verloren, wenn der Kleine sich womöglich noch an den harten Gegenständen gestoßen shatte, bei denen er nicht wusste, wozu sie da waren.

Erleichtert, nicht mit dem harten Boden oder den Gegenständen Bekanntschaft gemacht zu haben, atmete er auf. Aber das zittrige Gefühl in Laurins Bauch hielt weiterhin an. Einen Moment später öffnete er schuldbewusst die Tür. Er hatte den anderen warten lassen. Bestimmt war er jetzt sauer auf ihn. Und diesmal konnte er es sogar verstehen... Ängstlich blickte er mit großen Augen zu dem Schwarzhaarigen hoch, bei dem er immer nie wusste, wie dieser reagieren würde.

»Bitte entschuldigt«, flüsterte er kleinlaut, als er den gereizten Gesichtsausdruck wahrnahm. »Ich ... «, stammelte er hilflos und wusste nicht mehr so recht, was er sagen sollte, um zu erklären, dass er vor sich hingeträumt hatte. Etwas, dass der andere bestimmt nicht verstehen würde ...

Ascon stöhnte innerlich auf. Er merkte schon, dass der Kleine wirklich von nichts eine Ahnung hatte. Mit einem abschätzenden Blick war ihm die Situation klar. Deswegen ging er einfach an Laurin vorbei ins Bad, öffnete den Schrank über dem Waschbecken und nahm Zahnbürste, sowie Zahnpasta heraus, stellte alles auf den Rand und wies den Silberhaarigen mit einem Wink an, zu ihm zu kommen, denn noch immer stand Laurin verstört in der Tür und verfolgte furchtsam seine Bewegungen.

»Nun komm schon her!« forderte Ascon den Kleineren eine Spur ungehalten auf und verdrehte die Augen, weil der andere sich kein Stück rührte.

»Ich werde dich schon nicht auffressen.« Sein Blick wanderte zu den Utensilien auf dem Waschbeckenrand. »Und die Zahnbürste auch nicht«, fügte er noch spöttisch hinzu, was ihn nicht ganz so streng klingen ließ.

Unsicher kaute Laurin auf seiner Unterlippe herum und beobachtete mit großen Augen, was der andere alles aus der Wand holte, die er vorher geöffnet hatte. Wände, die man auf machen konnte... das war ihm auch völlig neu. Und was bitte war eine Zahn... wie hieß das Ding doch gleich? Jedenfalls sah es komisch aus und machte ihm irgendwie Angst... Dennoch ließ er sich nicht allzu lange Zeit, seine neueste Entdeckung zu bewundern, sondern kam der Aufforderung des Schwarzhaarigen nun doch nach und blieb mit gesenktem Kopf neben ihm stehen. Er fühlte sich unwohl, weil er dem anderen plötzlich so nah war. Kein Meter trennte sie voneinander und er spürte deutlich die Körperwärme des anderen, was er in gewisser Weise genoss. Dennoch wusste er, dass es gefährlich war, dem anderen so nahe zu sein. Man wusste nie, wann dieser ausrastete, und da war es wirklich besser, auf Abstand zu sein...

Aber Laurin freute sich darüber, dass der große Mann ihn nicht gleich bestraft hatte, sondern ihm die wichtigsten Sachen erklärte. Trotzdem verstärkte das Wissen um die Gereiztheit des Größeren seine Unsicherheit und die Angst etwas falsch zu machen, oder etwas Verkehrtes zu sagen.

Nervös und mit einem mulmigen Gefühl im Magen strich er sich einige helle Strähnen aus dem Gesicht. Die silbrige Haarpracht hatte sich in der Nacht gänzlich aus der schönen Steckfrisur gelöst, sodass die seidigen Bahnen gleich einem Wasserfall über seinen Rücken bis zur Taille fielen. Gerne hätte Laurin sie wieder hochgesteckt und allem voran gekämmt, weil seine Haare sehr dünn waren und demzufolge leicht verfilzten.

Und da er sich schon länger nicht gekämmt hatte, was er normalerweise zweimal pro Tag machte, wollte er gar nicht wissen, wie er aussah... Aber er traute sich nicht zu fragen, wo er eine Bürste und Haarnadeln fand. Der große Mann hatte schon schlechte Laune genug und die wollte er nicht noch verschlimmern, indem er ihm mit wahrscheinlich belanglosen und unwichtigen Dingen kam.
 

Der Junge war vollkommen verschüchtert. Ascon fand keine vernünftige Erklärung dafür. Vielleicht lag es daran, dass er den Kleinen nackt gesehen hatte und dieser sich jetzt deshalb schämte. Konnte das der Grund sein?

Gedanklich zuckte er mit den Schultern. Und wenn schon... wenn dem wirklich so war, dann war dem Jungen nicht mehr zu helfen. Also besann er sich auf wichtigere Sachen.

»Gut. Sieh her!« forderte er Laurin auf, weil dieser immer noch auf den Boden starrte und nicht wagte, aufzusehen. Um unangenehme Missverständnisse zu vermeiden hielt er dem Kleineren die Zahnbürste vor das zierliche Gesicht, sodass er sicher war, dass der andere auch mitbekam, was er sagte.

»Das ist deine Zahnbürste.« Leicht wippte er den schmalen, länglichen Gegenstand zwischen den Fingern, während die großen Augen des Jungen fragend auf diesen gerichtet waren. »Wie eigentlich schon im Wort enthalten, putzt du dir damit die Zähne. Zuerst musst du aber Zahnpastas... «, zur Veranschaulichung nahm Ascon die Tube mit der hellgrünen Schrift in die andere Hand und hielt sie Laurin ebenfalls hin, »... auf die Borsten da

machen«

Demonstrativ zeigte er es einmal vor, weil er die Befürchtung hegte, dass die Zahncreme nachher sonst überall, nur nicht auf den Borsten landete.

»Dann hältst du den Borstenkopf kurz unter das Wasser und danach kannst du anfangen zu putzen.«

Aufmerksam hatte Laurin zugehört und nahm das dargereichte Objekt nun vorsichtig an sich. Skeptisch zog er die Augenbrauen zusammen, da er so setwas zu Hause nicht benutzte und demzufolge auch nicht kannte. Sonst reinigte er sich die Zähne mit einem Kräutergemisch zum Kauen, was schnell und effektiv ging. Dass er nun dieses Ding stattdessen verwende sollte, gefiel ihm nicht sonderlich, aber etwas anderes blieb ihm ja wohl nicht übrig.

Außerdem... jetzt wo der Mann ihm gezeigt hatte, wie er mit dem Teil umgehen musste, konnte es ja nicht so schlimm sein. Zumindest hörte es sich nicht besonders schwer an. Trotzdem fühlte er sich unsicher und seine Hand war leicht zittrig, als er die Zahnbürste zum Mund führte. Tatsächlich hielt Laurin das Ding möglichst weit von sich weg, als hätte er Angst, die Borsten könnten ihn jeden Moment wie eine giftige Spinne anspringen, sahen sie doch eigenartig aus unter dieser glitschigen Masse von... Wie hieß das andere Ding noch mal? Naja, war ja auch egal.

Seine Bewegung sah sehr lustig aus, da er wenig später mit dem Kopf der Bürste ziellos auf seinen Zähnen herum schrubbte und gleichzeitig einen hoch konzentrierten Gesichtsausdruck drauf hatte. Dabei entstand Schaum, welcher ihm langsam in den Mund lief und diesen füllte. Angewidert verzog Laurin das Gesicht, als die beißende, minzige Masse mit seiner Zunge in Berührung kam. Das war ja widerlich, wozu sollte das gut sein? Auf jeden Fall schmeckte es nicht sonderlich.

Belustigt beobachtete Ascon die Gemütsschwankungen des Silberschopfes. Wann er sich das letzte Mal über etwas Derartiges amüsiert hatte, wusste er nicht zu sagen. Aber der Kleine schlug wirklich alles. Das leicht verkrampfte und gleichzeitig skeptische Gesicht sah einfach zu komisch aus. Vorher war ihm nicht klar gewesen, dass er mit dem Jungen auch ein wenig Spaß haben konnte. Na gut... Spaß auf dessen Kosten. Aber wen interessierte das schon?!

Als Ascon es schließlich für ausreichend befand, legte er Laurin leicht die Hand auf die Schulter um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Denn so konzentriert, wie er sich die Zähne putzte, hätte er seine Worte bestimmt nicht wahrgenommen. »Du kannst jetzt aufhören. Sonst kommst du nachher mit der Zahnbürste auf der anderen Seite wieder raus.« Abermals lag eine Nuance Spott in seiner Stimme, was jedoch keinesfalls böse gemeint war.
 

Sofort hielt Laurin inne und blickte mit großen Augen fragend zu ihm auf. Lautlos seufzte Ascon, weil der Kleine anscheinend schon wieder vergessen hatte, dass er ihn nicht ansehen sollte, sah jedoch darüber hinweg, bevor er fortfuhr, den Rest zu erklären.

»Spuck den Schaum aus und spül ihn mit etwas Wasser weg. Den Mund musst du dir auch ausspülen ... Danach kannst du dich dann an dem Handtuch hier abtrocknen.«

Besagtes nahm Ascon aus einem Schubfach und hielt es Laurin hin. Ehe dieser das jedoch ergreifen konnte, blickte er erneut zu ihm auf und wagte zu fragen: »Welchen Schaum?« da er diesen aus Gewohnheit folgend einfach runtergeschluckt hatte, was jedoch widerlich gewesen war.

Welchen Schaum?, wiederholte Ascon langsam in Gedanken, ehe ihm bewusst wurde, WAS Laurin damit gemacht haben musste.

»Hast du den etwa hinter geschluckt?«, fragte er entsetzt und seine Ungläubigkeit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Wie blöd war der Junge eigentlich? Genervt schloss Ascon für einen Moment die Augen, schüttelte unmerklich den Kopf, während er die Lippen aufeinander presste und versuchte seine Gereiztheit den Kleineren nicht spüren zu lassen. Er war schon nahe dran gewesen ihn an zu schreien, doch er konnte sich noch beherrschen.

Stattdessen reichte er ihm das Handtuch.

Nachdem Laurin alles andere erledigt und sich nebenbei über die komische Reaktion des Mannes wunderte, sich jedoch nicht weiter darüber nachdachte, nahm er erfürchtig das weiche Tuch zwischen die Finger und presste sein fein geschnittenes Gesicht hinein.

Ascon hingegen hatte es noch gar nicht los gelassen. Deswegen stand der Jüngere unglaublich dicht vor ihm und trocknete sich in aller Seelenruhe das Gesicht ab. Gespannt hielt er den Atem an, als er die zarten Hände auf einmal auf seinem Handrücken spürte.
 

Ende Teil 2
 

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SusyCute x desertdevil6

09/01/06

Autoren: SusyCute x desertdevil6
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 3/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Kommentar: Ist euch das auch schon mal so gegangen, dass ihr jemandem etwas ganz tolles zeigen wolltet und euch total blamiert habt, ja? Ich hab die Tasten von meinem Labtop abgemacht, weil ich sie sauber machen wollte und hab sie nicht mehr dran bekommen. Ja ja ... so is das mit der Technik, die macht einem dauernd einen Strich durch die Rechnung ...
 

Disclaimer: Alles uns ... Ausleihen nur gegen hohe Gebühren, die ihr sowieso nicht zahlen könnt *grins* XD
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: dürfte wohl jetzt klar sein, oder? *suchend Ausschau halt nach ahnungslosen Gesichtern*
 

Lost in your eyes III
 


 

Augenblicklich fing es an dieser Stelle, an den der Junge ihn berührt hatte, an zu kribbeln und Ascon wusste nicht wie ihm geschah, als sich auch noch die weiche Wange an seine Hand schmiegte. Ungewohnte Hitze stieg ihn ihm auf und sammelte sich in unteren Regionen seines Körpers, was er eindeutig zu verhindern gesucht hatte.

Sofort stieß er Laurin grob zurück und bemühte sich gleichzeitig seine Sinne wieder unter Kontrolle zu bringen. Es ärgerte ihn, dass er so empfindlich auf diesen Jungen reagierte. Der kleinste Kontakt schien seinen Hormonhaushalt ins Chaos zu stürzen und das konnte ganz schön gefährlich werden.

Ein unterdrückter Schreckenslaut entfuhr dem Silberschopf und er blickte Ascon mit seinen klaren mitternachtsblauen Augen verständnislos und zugleich fragend an. Ascon schluckte, sah jedoch nicht ein, sich vor dem Jungen zum Affen zu machen. Immerhin war der Kleine sein Gefangener - unerfahren hin oder her. Außerdem durfte er sich von dem hübschen Gesichtchen nicht einwickeln lassen.

Das war alles.

Welche Art von Zauber oder Hexerei der Junge auch anwendete, um ihn zu verwirren, er war kein Anfänger mehr, der damit nicht umzugehen wusste, sondern würde diesen "Angriffen", die zweifellos und eindeutig seinen Beschützerinstinkt wecken sollten, widerstehen.

Laurin hingegen wusste nicht, was er nun schon wieder falsch gemacht hatte. Warum war der Schwarzhaarige einmal so nett zu ihm und dann wieder so abweisend und verletzend? Er verstand es nicht. Mit Tränen in den Augen, ließ er das weiche Handtuch sinken, das er immer noch zwischen den Fingern hielt. Er verstand nicht, was der Mann eigentlich von ihm erwartete.

Alles was er bisher gekannt hatte war weg. Dieser nicht nur gefährlich aussehende, gemeine Kerl hatte ihn einfach in eine fremde Umgebung mitgenommen, in der er sich überhaupt nicht zurecht fand und auch nicht wohl fühlte. Alles war neu und wenn ihm niemand erklärte, wie dies oder jenes funktionierte, war er aufgeschmissen.

Insofern war er vollkommen abhängig von dem Größeren, ob er es nun wollte oder nicht, und es tat ihm weh, wenn der andere ihn so ablehnend behandelte.

Weiterhin gab es hier nicht eine einzige Person die er kannte und der er sich anvertrauen konnte, denn er glaubte mittlerweile schon nicht mehr, dass sich noch andere Galadhrim hier irgendwo befanden. Er war seinem Stamm praktisch entrissen worden und jetzt verlangte dieser herzlose Mann, dass er sich von heute auf morgen anpasste und alles wusste.

Verzweiflung und die Sehnsucht nach seinem Zuhause überfluteten ihn und ließen ihn noch trauriger und deprimierter werden.

Auch wenn er nur darauf hoffen konnte, er wünschte sich, dass der Schwarzhaarige wenigstens ein bisschen nett zu ihm war und dass er ihn vielleicht noch einmal aus einem anderen Grund in die Arme zog, als nur um ihn vor Verletzungen zu bewahren, denn ein Mindestmaß an Zuneigung brauchte er, sonst fühlte er sich nicht wohl.

In seinem Stamm waren sie alle sehr einfühlsam gewesen und hatten sich um einander gekümmert und sich kleine Streicheleinheiten gegeben, um sich gegenseitig aufzumuntern. Demzufolge war er auch sehr impulsiv und empfindsam und hatte oft Stimmungsschwankungen, denn bei den Galadhrim war es wie in einer großen, harmonischen Familie gewesen, auch wenn er sich oft abgeschottet hatte, um sich um seinen Bruder zu kümmern... Doch er gehörte jetzt wohl nicht mehr zu seinem Volk...

Bei dem Gedanken daran schüttelte Laurin kurz mit geschlossenen Augen den Kopf. Nein! Er durfte nicht mehr so oft an seinen Bruder und sein Volk denken, sonst ging es ihm noch schlechter, weil ihm der Verlust und die Gewissheit, dass er ihn wohl nie wieder sehen würde, bereits schwer auf dem Herzen lag und ihn noch langsam aber sicher erdrücken würde.

Neu entschlossen wenn auch nicht ganz so fest, wie er es gern gehabt hätte, richtete er dem Mann von sich aus das Handtuch zurück und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde.

Mit gemischten Gefühlen hatte Ascon den Kleinen beobachtet, der das nicht so wirklich mitbekommen hatte. Der traurige Ausdruck auf den feinen Gesichtszügen war ihm keinesfalls entgangen und so fragte er sich, ob er durch seine grobe Reaktion schuld daran war, oder ob der Silberhaarige einfach nur mal wieder von Heimweh befallen worden war.

Dann entsann er sich jedoch, dass dies eine weitere Methode sein könnte, sein Mitleid zu erregen und deswegen reagierte er nicht darauf. Irgendwann würde der Kleine schon merken, dass das bei ihm nicht funktionierte.

»Nun komm! Ich zeige dir einen Teil des Schiffes. Außerdem werden wir auf dem Handelsschiff, das sich im Hangar befindet, nach ein paar Sachen für dich schauen. So kannst du nicht lange herumlaufen.« Ohne von einem der Besatzungsmitglieder vergewaltigt zu werden, fügte er noch in Gedanken an. Bewusst hatte er das nicht laut gesagt, um den Jungen nicht noch mehr zu ängstigen.

Laurin nickte nur zustimmend. Was sollte er auch anderes tun? Seine Fragen würde der Mann bestimmt nicht akzeptieren, geschweige denn beantworten, also versuchte er es gar nicht erst und gab sich mit dem zufrieden, was er an Informationen bekommen konnte. Dennoch verstand er nicht, wovon der andere eigentlich sprach. Was war bitte ein Hangar? Und noch so ein Flugdings in diesem Großen? Was hatte das für einen Sinn? Und war das Zuhause des Schwarzhaarigen denn wirklich so riesig?

Abgelenkt durch die vielen Gedanken die in seinem Kopf herumschwirrten, rückte seine Traurigkeit erst einmal in den Hintergrund. Gespannt und mit einem erwartungsvollen Glanz in den ausdrucksstarken, dunkelblauen Augen sah er zu dem Schwarzhaarigen auf.

Ascon hingegen war über die Stimmungsschwankungen von Laurin nicht wirklich überrascht. In gewisser Weise begrüßte er es sogar, da er ihn somit von seinem dummen Heimweh abgelenkt hatte. Zufrieden wandte er sich um und gemeinsam verließen er und Laurin das Zimmer.

Unbeholfen und immer mit einer Hand die Hose festhaltend tapste Laurin dem fremden Mann hinterher. Nachdenklich lag sein Blick auf dem breiten Rücken und er fragte sich, ob dieser wirklich so muskulös war, wie er aussah.

Einmal hatte er dessen Kraft ja schon bewusst zu spüren bekommen. Laurin erinnerte sich noch ganz genau an die starken Arme, die ihn beschützend an eine ebenso kräftige Brust gezogen hatten. Gern würde er diese wunderbare Wärme und trostspendende Nähe noch einmal spüren, denn er hatte sich für einen kurzen Moment wohl und behütet gefühlt, wie in seinem Zuhause... Während er so vor sich hin träumte, merkte er nicht, dass der Schwarzhaarige stehen geblieben war und rannte nichtsahnend in ihn hinein. Erschrocken schrie er auf.

Durch den Aufprall verlor er das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen kurz in der Luft und wollte einen Schritt zurück machen. Aber da er die Hose geistesabwesend losgelassen hatte, war der Stoff an seinen Beinen tiefer gerutscht und zu seinem Schrecken trat er genau darauf. Panisch angelte er mit den Fingern nach einem Halt, bekam den Umhang seines Vordermanns zu fassen und krallte sich krampfhaft daran fest.

Das erste, was Ascon spürte, was der Zusammenprall. Gleich nach dem kurzen Aufschrei, schnürte ihm plötzlich der Umhang ruckartig die Luft ab und er geriet ins Schwanken. Bevor er jedoch fallen konnte, drehte er sich schwungvoll, wobei er in der Bewegung geistesgegenwärtig nach Laurin griff. Fest legte sich seine Hand um den schmalen Oberarm und zog den Kleineren wieder auf die Füße, während er durch einen Schritt nach vorn sein eigenes Gleichgewicht wieder fand.

Einen Moment lang behielt er seinen Griff noch bei, sodass er sich sicher sein konne, dass Laurin wirklich stand, erst dann löste er sich und sah den Jungen streng an.

»Pass das nächste Mal besser auf!« Das war das einzige, was er sagte, dennoch zuckte Laurin zusammen. Er selbst ärgerte sich über seine Unachtsamkeit und Ungeschicklichkeit. Die Worte des Größeren klangen in seinen Ohren sehr unnachgiebig und gebieterisch und er wagte es nicht aufzusehen. Warum war er auch wieder verträumt durch die Gegend gelaufen?

Ein leises Seufzen stahl sich über seine Lippen. Zu Hause hatte er träumen dürfen wann und wie lange er wollte... Aber jetzt war er hier und musste sich diese Angewohnheit wohl oder übel abgewöhnen, denn noch mehr Ärger wollte er nicht bekommen. Der andere Mann war schon wütend genug wegen seinem Missgeschick.

Dabei hatte er ihn doch nur bewundert... Leicht schüttelte Laurin den Kopf, wobei ihm ein paar silbrige Strähnen ins Gesicht fielen, die er mit einer zarten Hand wieder unbewusst zurück hinter sein kleines, spitzes Ohr strich, wo es hingehörte. Aber das würde er dem anderen niemals sagen, was der Grund für seine Unachtsamkeit gewesen war. Bestimmt wurde er dann wieder wütend. Unsicher, ob der Schwarzhaarige noch etwas von ihm wollte, hob er nun doch ein Stück seinen Blick.

»Komm jetzt!«

Der Befehl ließ ihn erneut seufzen und als der andere sich in Bewegung setzte, lief er ihm wieder hinterher. Diesmal achtete er jedoch auf einen gebührenden Abstand.

Nichts desto trotz ließ er seine dunkelblauen Augen durch den Gang, durch den sie gerade entlang schritten, gleiten. Die Wände schimmerten in mattem Silber aufgrund des Lichtes, das relativ hell von der Decke strahlte. Aber es waren keine normalen eckigen Wände, wie Laurin sie kannte. Der Gang erstreckte sich wie ein Tunnel vor ihm, der nach oben hin abgerundet war. Die Lichter waren rechts und links oben seitlich angebracht, sodass in der Mitte ein freier Streifen blieb, jedoch niemand geblendet wurde. Ab und an befand sich ein Tür... oder etwas, was Laurin als das bezeichnet hätte auf der einen oder anderen Seite. Daneben prangte immer irgend so ein technisches Dings, von dem er keine Ahnung hatte, was es sein und wofür es überhaupt gut sein sollte.

Schließlich erreichten sie das Ende des Ganges, wie Laurin dachte. Umso überraschter war er, als die aus fünf ineinander gedrehten Zacken bestehende Wand sich plötzlich öffnete. Die Zacken verschwanden mit einem leisen Zischen in den Seiten sowie oben und unten, drehte sich praktisch weg.

Mit großen Augen schaute Laurin in den Spalt, in dem die Platten verschwunden waren, als sie vorbei gingen. Ein bisschen unheimlich war ihm ja schon. Ging das denn hier alles von alleine? Nirgendwo waren andere Personen zu sehen.

Brauchte man nichts mehr mit den Händen machen? Diese und andere Fragen schwirrten in seinem Kopf herum, als er dem Schwarzhaarigen weiter folgte.

Unterdessen ging Ascon die Ladung seines Handelsschiffes durch und überlegte, welche Sachen Laurin passen könnten. Stoffballen der unterschiedlichsten Sorten besaß er genug, um seine gesamte Besatzung neu einzukleiden, aber etwas Passendes für den Jungen zu finden würde schwierig werden.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie den Aufzug, der einfach nur aus einer Stahlplatte bestand, der zwischen den Decks per Stimmeneingabe hin und her bewegt wurde.

»Herzlich Willkommen. Auf welches Deck möchten Sie?« begrüßte sie die weibliche Computerstimme fragend.

Ascon wollte gerade seinen Befehl geben, als Laurin ihn schüchtern am Arm zupfte und ihn davon abhielt.

»Äh...« Neugierig sah er zu ihm auf. »Wo kommt denn die komische Stimme her... ich... wir sind doch ganz allein hier... oder?«

Als der Silberhaarige sich seines Verhaltens bewusst wurde, senkte er scheu den Blick, was Ascon ein unmerkliches Lächeln entlockte.

»Die Stime kommt aus dem Lautsprecher dort.« Zeigend wies er mit dem Finger in eine der Ecken. »Und wie vieles auf diesem Schiff ist sie computer-gesteuert. Das heißt jedes Mal beim Betreten des Aufzuges fragt sie automatisch wo man hin möchte«, setzte er noch erklärend hinterher, bevor er sein Ziel angab.

Heftig zuckte Laurin zusammen, als sich der Boden unter seinen Füßen plötzlich zu bewegen begann. Ängstlich griff er nach dem Arm des anderen Mannes und drückte sich dicht an dessen Seite. Bei dem nächsten Rucken dieses unbekannten Dinges fing er an zu zittern und kniff furchtsam die Augen zusammen. Nein... er wollte doch noch nicht sterben, dachte der Junge panisch, während sich Tränen unter seinen Augenlidern sammelten. Er bekam nur noch schlecht Luft und seine Ohren knackten. Außerdem schlug sein Herz wie wild!

Überrascht nahm Ascon den kleinen, zitternden Körper wahr, der sich dicht und verängstigt an seinen drückte.

»Hey... keine Angst. Wir bewegen uns bloß nach unten.« Seine Stimme klang sanft und beruhigend. Obwohl er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, legte er seinen Arm beschützend um den zierlichen Jungen und streichelte ihm beruhigend über den schmalen Rücken.

»Es dauert nicht mehr lange!«, sprach er dem Kleineren erneut Mut zu. Normalerweise ließ er sich zu so etwas nicht hinreißen, aber bei dem Jungen hatte er schon so viele Eingeständnisse gemacht, dass es auf eines mehr oder weniger nun auch nicht ankam.

»Sie sind jetzt auf LD 3 (1)«, informierte der Computer als der Druck mit einem Zischen ausgeglichen wurde und die Metallplatte einrastete. Immer noch recht furchtsam beobachtete Laurin das Vorbeiziehen der Wand. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dieses Ding nicht gefährlich war, aber ein wenig beruhigte ihn die Nähe des großen Mannes schon.
 

Dadurch fühlte er sich nicht mehr ganz so ausgeliefert und angreifbar. Außerdem mochte er es, wenn ihn jemand in den Arm nahm und auch wenn er lieber jemand anderen gehabt hätte, war er zufrieden überhaupt ein wenig Zuneigung zu bekommen.

Zielstrebig wollte Ascon aus dem Aufzug treten, als er erneut Laurins schüchterne Hand an seinem Ärmel wahr nahm und sich umdrehte.

»Was ist denn nun schon wieder?«, fragte er missmutig. »Hier ist doch überhaupt nichts vor dem du Angst haben musst. Bleib einfach in meiner Nähe und stell nicht irgendwelche Dummheiten an, dann passiert dir schon nichts«, wies er den Kleineren erklärend zurecht. Es entzog sich seinem Verständnis, dass der Junge vor allem Angst hatte und sich derartig furchtsam aufführte. Hier war ja nun wirklich nichts, was einem Schaden zufügen konnte.

Jedenfalls nicht, solange der Silberhaarige seine Finger von den Gleitern ließ. Wobei zu bezweifeln war, dass er überhaupt da heran kam, denn diese befanden sich auf jeweils beiden Seiten des Hangars an speziellen Halterungen und waren selbst für die Piloten nur über eine Brüstung zu erreichen auf die man ausschließlich über eine schmale Rampe kam, welche wiederum erst heruntergefahren werden musste. Gut... die Steuerung stellte nicht das Problem dar, aber wenn man so ahnungslos wie der Kleine war, bedurfte es nicht einmal einer Kindersicherung.

Laurin war bei dem inzwischen wieder unfreundlichen Ton leicht zusammen gezuckt. Erneut stiegen Tränen in seinen Augen auf, aber er versuchte sie zu verdrängen so gut wie er das vermochte. Dabei schniefte er leise und wandte das Gesicht verlegen zur Seite. Eigentlich müsste er sich doch inzwischen schon an den harschen Umgangston des Mannes gewöhnt haben, wieso spürte er noch immer diese schreckliche Kälte, die den anderen wieder umgab.

Eben hatte es geschienen, als wäre das Eis endlich gebrochen und er würde sich in Anwesenheit des Größeren endlich mal wohl und unbefangen fühlen, aber nein, er hatte es ja wieder vermasseln müssen! Erneut in eine Depriphase stürzend achtete er gar nicht mehr auf die vielen neuen Dinge um sich herum und versank immer mehr in seinen verzweifelten Gedanken ohne zu gucken, wo sie hinliefen. Er bemerkte auch nicht, wie der Griff um seine Hose lockerer wurde und diese wieder langsam und unbemerkt von seinen schmalen Hüften herunter rutschte.

Unterdessen ging Ascon in Gedanken durch, in welchen Truhen auf seinem Handelsschiff vielleicht etwas Passendes für Laurin zum Anziehen dabei sein konnte und verbannte alle anderen lästigen Hirngespinste und Fantasien in den letzten Winkel seines Gedächnisses. Zwei Piloten, die auf ihn zukamen und ihn über etwas, die Gleiter betreffend, informieren wollten, kamen ihm somit mehr als gelegen.

»Kaptain?«, räusperte sich der Größere von beiden, während sie vor ihm respektvoll salutierten. »Dürfen wir kurz Ihre Aufmerksamkeit beanspruchen und Bericht erstatten?« Achtungsvoll hielten die Zwei die Köpfe gesenkt und warteten auf Zustimmung, welche Ascon umgehend genehmigte.

»Ja, aber fasse dich kurz, Kanef.«

Kanef war der Chefmechaniker auf seinem Kriegsschiff, kümmerte sich aber hauptsächlich um die Gleiter, da er dafür speziell ausgebildet worden war. Für die empfindliche Steuerung und Technik der Flottenschiffe war eine ganze Gruppe von Telemnar verantwortlich, die jedoch immer nach Bedarf die Schiffe wechselten.

Noch einmal räusperte sich Kanef ehe er Auskunft über die zwei Gleiter gab, die nicht in Ordnung gewesen waren.

Ascon nickte nur ab und zu, während er die beiden Männer streng die ganze Zeit musterte. Dabei fiel ihm auf, dass Kanefs Gehilfe - er konnte sich nicht an dessen Namen erinnern, denn nicht von jedem Mitglied seiner dreihundert Krieger kannte er diesen - nicht bei der Sache zu sein schien. Auch hielt der recht junge Telemnar nicht den Blick gesenkt, wie es sich in der Gegenwart einer Autoritätsperson gehört hätte, sondern starrte direkt an ihm vorbei.

Das gefiel Ascon überhaupt nicht. Wohin starrte der Kerl nur?

Ungehalten drehte er ein Stück den Kopf und bekam Laurin zu Gesicht, der noch immer tief in seinen Gedanken versunken schien.

Seine Wangen waren leicht gerötet, sein Brustkorb hob und senkte sich während seinen Atemzügen und sein Blick war verklärt in die Ferne gerichtet. Irgendwie waren seine mitternachtsblauen Augen bei diesem Licht noch dunkler als sonst, was der Dunkelhaarige sich nicht erklären konnte.

Wahrscheinlich lag es daran, dass der Kleinere mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war. Wieso träumte er schon wieder?! Langsam nervte ihn das an, konnte der Junge sich nicht einmal längere Zeit auf das konzentrieren, was in unmittelbarer Nähe geschah. Als er sich wieder abwenden wollte, fiel sein Blick auf den Unterkörper von Laurin. Seine schlanken Hände hatten sich von dem Bund der Hose gelöst, die daraufhin logischerweise am Herunterrutschen war. Obwohl sie dem Kleineren zu groß war, war sie glücklicherweise nicht ganz herunter gerutscht, was dem Jungen bestimmt wieder peinlich gewesen wäre, sondern war an dessen schmalen aber sichtbaren Hüftknochen hängen geblieben. Aber sie hing gerade dort, wo die samtweiche, zarte Haut anfing, die wahrscheinlich noch von niemandem berührt worden war... Moment mal, WAS bitte dachte er da eigentlich gerade?!

Er straffte seine Schultern, wand seinen Blick augenblicklich von dem verführenden Geschöpf ab und ließ seine gesamte Verwirrtheit und Wut an dem Gehilfen aus, der damit überhaupt nicht gerechnet hatte und ihn völlig verständnislos ansah.

Laurin bekam davon jedoch überhaupt nichts mit. Wie so oft hatte er einfach abgeschaltet und hörte nichts mehr, war vollkommen in seine eigene Welt versunken.

Um so stärker zuckte sein Chefmechaniker zusammen, als er den jüngeren Assistenten fertig machte, bis dieser die Schultern hängen ließ und nur noch ein kleines Häufchen Elend darstellte. »Sie können jetzt abtreten!

Ich erwarte einen ausführlich ausgearbeiteten Bericht über die Ausbesserungen und Reparaturen, sowie die dadurch entstandenen Kosten bis morgen Mittag auf meinem Schreibtisch von Ihnen. Ansonsten können Sie schon mal anfangen Ihre Sachen zu packen! Unkonzentriertheit und Desinteresse dulde ich nicht auf meinem Schiff!!«

Sein dunkler, warnender Blick ruhte auf dem jungen Telemnar und verlieh seinen Worten den nötigen Nachdruck, bevor er sich zu Laurin umdrehte und diesen ebenfalls verständnislos anschaute.

Es machte ihn rasend, dass der Kleine sich derartig freizügig vor seinen Leuten präsentierte. Am liebsten hätte er ihn bis zu den Ohren in irgendein Kleidungsstück gewickelt, sodass auch ja niemand ein Fleckchen der seidig weichen Haut zu Gesicht bekam. Keiner sollte Laurin unbedeckt sehen... Dieses Privileg gestattete er ausschließlich sich selber. Schließlich war der Junge SEIN Gefangener und nicht der der gesamten Besatzung, das redete er sich jedenfalls ein.

»Zieh dir die Hosen richtig hoch!«, schnauzte er übellaunig. »Es sei denn, du willst von einem meiner Männer unbedingt vergewaltigt werden!«

Diesmal hatte er die Andeutung ausgesprochen und hoffte der Junge verstand, was er damit meinte. Aber so wie es aussah schien das nicht zu zutreffen und Ascon wurde noch missgelaunter, weil Laurin ihn nun wieder mit diesem unschuldigen, naiven und nichts verstehenden Blick direkt ansah, denn er wusste nicht, was der Mann schon wieder von ihm wollte.

Er verstand das Wort nicht, wagte bei dem Tonfall des Anderen aber sehr schnell, dass es nicht gut war, das jetzt zu fragen.

Außerdem machte er sich jetzt wieder Gedanken. Andauernd meckerte der Mann ihn wegen irgendetwas an, das in seiner Welt als normal galt. Dort hatte er immer freizügige Kleidung angehabt, und er hatte sich wohl darin gefühlt. Nichts daran war falsch gewesen oder wurde verboten... Was bitte hatte er dann nun schon wieder falsch gemacht?!

Leise begann er zu schniefen und senkte den Blick, weil ihm dicke Tränen in die Augen stiegen, seine geröteten Wangen hinunter kullerten und schließlich auf den Boden tropften. Er hielt es bald nicht mehr aus, woran hatte der Schwarzhaarige denn noch alles herumzumeckern! Konnte er es ihm denn nie recht machen?!

Mit zitternden Händen und bebendem Körper zog er sich das Kleidungsstück wieder nach oben und begann leise zu schluchzen.

Er hielt das nicht mehr aus, er wollte nicht andauernd für Sachen angemeckert werden, er wollte überhaupt nicht mehr angemeckert werden!!

Er wollte jemanden haben, der lieb und zärtlich zu ihm war und ihn verstand, in allen Situationen. Er schluchzte stärker und wandte sich von dem Dunkelhaarigen, ständig angenervten Mann ab, sah wie ein Häufchen Elend und vollkommen verletzt aus. Eigentlich hatte er gar nicht weinen wollen, aber er hatte es schon so oft zurückgehalten, irgendwann konnte er nicht mehr und all die Verzweiflung kam wieder hoch. Er sank auf den Boden und verbarg sein Gesicht in den Händen, wollte jetzt niemanden mehr sehen, um ja nicht wieder etwas falsch zu machen und erneut Anmecker zu kassieren, denn das reichte ihm inzwischen. Doch er wusste, dass soviel er auch versuchte, er dennoch in den Augen des anderen wieder alles falsch machen würde und das nahm ihm jegliche Hoffnung, hier je ein angenehmes Leben führen zu können, wie er das am Anfang noch gedacht hatte.

Als Laurin begann zu zittern und die zarten Lippen bebten, stutzte Ascon. Was war denn nun schon wieder los?

Keinen Moment später sank der Silberschopf auf die Knie, vergrub das tränennasse Gesicht in den Händen, während Schluchzer den zierlichen Körper schüttelten.

Ascon wusste überhaupt nicht, wie er darauf reagieren sollte. Mit so einer extremen Reaktion hatte er nicht gerechnet.

War er denn wirklich so schroff gewesen?, fragte er sich und ging vor dem weinenden Bündel in die Hocke, streckte die Hand aus, hielt jedoch kurz vor Laurins Schopf inne.

»Verschwindet und geht eurer Arbeit nach!«, forderte er seinen Chefmechaniker und dessen Assistenten auf. »Und kein Wort darüber, was ihr gesehen und gehört habt, ist das klar?!« Er drehte sich nicht um, als er zu den Zweien sprach.

»Ja, Sir«, kam es synchron, dann hörte er auch schon sich hastig entfernende Schritte und legte seine Hand nun endlich tröstend auf die gerötete Wange Laurins, nachdem dieser die Hände hatte kraftlos ein wenig sinken lassen. Ein leiser Seufzer entkam Ascons Lippen. Er wollte dem Kleinen doch nicht weh tun, wollte ihn lediglich vor Unheil bewahren und es war nun mal nicht seine Art dies auf freundliche Weise zu tun.

»Laurin... sieh mich an... bitte.« Das letzte Wort fügte er nur zögerlich an.

Nicht sofort kam der Junge seiner Bitte nach, weil diese im Widerspruch zu den Worten stand, die der Mann vorher zu ihm gesagt und auch immer darauf bestanden hatte. Deshalb hob er erst nach einer geraumen Weile langsam den Kopf.

Ascon versetzte es erneut einen Stich in der Brust, als er die wundervollen mitternachtsblauen Augen in Tränen schwimmen sah, sodass sie wie zwei tiefe Seen anmuteten, die ihn in ihren Bann zogen. Obwohl es ihm schwer fiel, zwang sich Ascon weiter zu sprechen. Er musste herausfinden, weshalb der Kleinere immer so emotional auf alles was er sagte reagierte.

»Ich kann verstehen das es für dich nicht leicht ist hier auf meinem Schiff zu sein, weil alles neu und fremd für dich ist.

Ich kann auch akzeptieren, wenn du etwas nicht verstehst und dir fremde Dinge Angst machen. Aber wenn wir miteinander auskommen wollen und das auch in friedlicher Hinsicht, dann musst du auch deinen Teil dazu beitragen«, erklärte er ruhig, sah den Kleineren aber ernst in die geröteten, verweinten Augen, während er auf eine Zustimmung oder irgendetwas in dieser Richtung wartete. Den nächsten Schritt musste Laurin tun. Für seinen Geschmack war er bereits weit genug auf den Jungen zugegangen.

Der Kleine war bei der Berührung erst zusammengezuckt, hatte sich dann jedoch entspannt und sogar ein wenig beruhigt. Aufmerksam hatte er den Worten des Anderen gelauscht und verstand einfach nicht, weshalb der Mann nun schon wieder so freundlich war! Musste er immer erst verzweifelt zusammen brechen, um soetwas zu erreichen?! Er wusste es nicht.

Nur noch leise schniefte er vor sich hin, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schwieg, weil er darauf wartete, dass der andere weiter sprach, was dieser jedoch nicht tat. Also kaute der Kleine verwirrt auf seiner Unterlippe herum und wusste nicht, was er sagen sollte.

Schließlich, nachdem er einige Zeit lang auf den Boden gestarrt hatte, hob er den Kopf erneut und begann ein wenig unsicher, mit weinerlicher Stimme:

»Und... und was soll ich da machen...« Er senkte den Blick wieder und fügte dann hinzu: »Und was ist vergewaltigen und weshalb seid Ihr auf einmal so freundlich und wer waren die Männer da vorhin und warum... warum darf ich... warum muss ich solche schwere Kleidung anziehen...und wie heißt Ihr überhaupt und wo sind wir gerade?«

Die letzten Wort waren wie ein Wasserfall hinuntergerasselt worden und er hatte immer wieder auf den Boden gestarrt und nicht gewagt aufzusehen, aus Angst, dass der Dunkelhaarige wieder böse werden könnte. Nun verstummte er und kaute erneut auf seiner Unterlippe herum, strich sich dann genervt eine Haarsträhne der noch immer nicht gemachten Haare hinter das Ohr.

»Und habt Ihr Haarnadeln und eine Bürste... denn meine derzeitige Frisur nervt ein wenig...«

Verlegen strich er mit einer schmalen Hand die Falten auf der Hose glatt. Er wusste gar nicht, weshalb er auf einmal so viele Fragen hatte, doch sie waren nun mal bei dieser Gelegenheit einfach ungewollt herausgesprudelt.

Ascon war mehr als überrascht über diese vielen Fragen, die ihn regelrecht von den Füßen rissen. Damit hatte er nicht gerechnet. Wie auch, der Kleine schien nur auf so einen Augenblick gewartet zu haben, um ihn mit allem was er hatte zu bombardieren. Dennoch war er froh darüber, dass der Junge endlich aussprach was ihm auf dem Herzen lag.

»Ganz schön viele Fragen hast du da«, stellte er noch einmal fest, während er überlegte, wo er mit dem Beantworten beginnen sollte.

»Also erst mal zu deiner Frage, was du machen sollst.« Er schwieg einen Moment. »Sei einfach ehrlich und sage, wenn du dich fürchtest, oder du etwas nicht verstehst. Natürlich habe ich nicht immer Zeit für dich, aber ich werde versuchen mich um dich zu kümmern, einverstanden?«, hakte er noch einmal nach und erntete ein verunglücktes kleines Lächeln von Laurin, der langsam verstehend nickte.

»Gut. Deinen Namen habe ich ja schon erfahren, Laurin. Ich heiße Ascon de Yardray. Die Männer, mit denen ich gerade gesprochen habe, passen auf, dass Schäden an meinem Raumschiff behoben werden. Das ist ihre Arbeit.

Die Kleidung die du trägst ist zu deiner eigenen Sicherheit. Ich kann dir leider nicht erlauben diesen fast durchsichtigen Fummel zu tragen, weil du dann die ganze Zeit auf deinem Zimmer bleiben müsstest. Weißt du, meine Flotte besteht nur aus Kriegern, die lange keine Frau mehr gehabt haben. Wenn sie dich derartig freizügig angezogen zu sehen bekommen, entsteht nur Ärger auf meinem Schiff und den kann ich nicht gebrauchen.

Deswegen wäre es schön, wenn du dich mit der Kleidung, die wir dir jetzt auf meinem Handelsgleiter aussuchen werden, anfreunden könntest. Ich verspreche dir auch, etwas Weiches heraus zu suchen. Die Sachen die du momentan trägst dienen nur als Übergangslösung, okay?« Fragend blickte er Laurin in die Augen.

Der Kleine hatte aufmerksam zugehört und sog die Informationen nur so in sich auf, auch wenn sie erneute Unklarheiten mit sich brachten. Diese würde er aber klären, wenn es sich anbot, jetzt hatte er den Mann wohl schon mit genug Fragen gelöchert.

Erwartungsvoll erwiderte er Ascons Blick und nickte zu dessen letzter Frage, was diesem ein unmerkliches Lächeln um die Mundwinkel zauberte und diesmal hatte der Hellhaarige keinerlei Scheu mehr und behielt den Blickkontakt bei, auch als Ascon weiter sprach.

»So, und nun komm. Lass uns erst mal etwas geeignetes für dich zum Anziehen heraus suchen. Deine restlichen Fragen beantworte ich dir später und auch deine Haare bringen wir nachher in Ordnung, wenn wir wieder auf deinem Zimmer sind.«

Mit diesen Worte ergriff er Laurins Hand, die immer noch auf dem rauen Stoff der Hose lag und zog ihn mit sich hoch, was ihm keinerlei Probleme bereitete, denn er war ein Fliegengewicht.

Als der Kleinere stand, wollte er ihn loslassen, doch der Junge hielt schüchtern und mit gesenktem Kopf seine Hand fest, weil es nach allem, was geschehen war einfach richtig erschien und ihm etwas Vertrautes gab.

Es war zwar sehr ungewohnt und Ascon hoffte auch, dass niemand seiner Krieger ihn in dieser Situation beobachtete, aber er konnte nicht abstreiten, dass es sich gut anfühlte... viel zu gut, wie er bemerkte, denn in seinem Bauch breitete sich erneut diese ihm schon bekannte Wärme aus.

Laurin, der sich nun wieder gut fühlte und nicht mehr über irgendwelche Dinge nachsann, wischte sich den letzten Rest der Tränen von den Wangen und sah sich nun wieder neugierig um als sie weiter gingen. Er schmiegte sich dabei etwas an Ascons Seite und hielt nicht mehr den großen Abstand, den er zuvor noch gehabt hatte. Irgendwie kam es ihm so vor, als wären sie sich ein Stück näher gekommen und das freute ihn. Gleichzeitig schöpfte er wieder neuen Mut und wünschte sich, dass er sich hier bald so gut es ging wohl fühlen würde.

Doch je weiter sie gingen, was den Kleinen ein wenig anstrengte, denn zu Hause hatte er nicht viel laufen müssen weil alles in der Nähe gewesen war, umso langweiliger wurde es um ihn herum und da es nichts weiter Interessantes anzusehen gab, glitt Laurin wieder in seine Gedanken zurück, während seine Hüften bei seinem federleichten Gang elegant hin und her schwangen und erahnen ließen, was für ein Körper unter der Kleidung steckte. Irgendwie war er schon gespannt, was er für Kleidung bekam und hoffte, dass sie wenigstens nicht so kratzen und seine Haut aufscheuern würde, wie er bei jedem Schritt feststellen musste, doch er beschwerte sich nicht. Allerdings wollte er nicht wissen, wie seine Beine aussahen, bestimmt waren sie ganz gerötet...

Immer wieder gingen ihm die Begründungen des Mannes durch den Kopf, weshalb er seine Kleidung nicht tragen durfte und er versuchte, sie nachzuvollziehen. Da Ascon beim Gehen schwieg, zumindest bis jetzt, konnte er sich viele Gedanken machen. Allerdings kam er nicht ganz zu dem erwünschten Ergebnis, also fragte er schließlich leise und wieder ein wenig scheu:

»Was sind F... Fr... Fru...« Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Hinterkopf, als ihm dieses Wort nicht mehr einfiel. Entschuldigend lächelte er den Dunkelhaarigen schief an, der aus seinem Gestammel bestimmt nicht schlau geworden war.

Stutzend drehte Ascon den Kopf in Laurins Richtung und sah auf den Kleineren an seiner Seite hinunter. Dessen Lächeln ließ ihn ganz warm ums Herz werden und er überlegte, wie er am besten auf die Frage antworten konnte. Andererseits... weshalb wollte der Kleinere denn wissen, was Frauen waren? Kannte er nur den Begriff nicht, oder wusste er generell nichts mit dem anderen Geschlecht an zu fangen? Bevor er jedoch weiter darüber nachsann, antwortete er: »Frauen sind weibliche Wesen, sie sind das "weiche" Geschlecht und sind in der Lage Kinder zu bekommen.«

» ...Kinder bekommen... «, murmelte Laurin wiederholend, die Stirn runzelnd und sein Blick verlor sich nachdenklich in der Ferne. Darüber hatte er noch nie nachgedacht. Da seine Eltern früh gestorben waren, hatte ihm auch nie jemand etwas darüber erzählt, und er wusste nicht, wie es funktionierte, ließ es jedoch dabei bleiben. Er würde es sowieso nie erfahren so wie es im Moment aussah, da er wohl nie wieder auf seinen Heimatplaneten kommen würde.

»Wieso habt Ihr mich eigentlich mitgenommen?« fragte er leise, weil ihn diese Frage schon quälte, seit er sich hier bei Ascon wiedergefunden hatte. Er wollte noch etwas hinzufügen, wurde wenig später aber durch einen enormen Schatten abgelenkt, der auf ihn fiel und der Dunkelhaarige blieb ihm somit die Antwort schuldig. Erschrocken rückte er dichter an Ascon heran und klammerte sich an den muskulösen Arm, der ihm Sicherheit versprach, denn der Mann hatte ihn schon oft vor Gefahren und anderen Dingen bewahrt. Der Hellhaarige drückte sein Gesicht in den Stoff der Kleidung an der Brust des Mannes und wagte nicht mehr aufzusehen.

Dabei zitterte sein zarter Körper leicht, was bis durch den Stoff zu spüren war.

Gespannt hielt Ascon den Atem an, als er Laurin plötzlich so nahe an seinem Körper spürte. Verwirrt blickte er auf den silbrigen Schopf herab und legte automatisch beruhigend einen Arm um die schmale Taille des Kleineren, streichelte einfühlsam mit den Fingerspitzen über dessen Rücken, während er leise und mit rauer Stimme sagte.

»Das ist nichts vor dem du dich fürchten musst, Laurin. Wir sind jetzt bei meinem Handelsschiff und du willst doch nicht noch länger auf angenehmere Sachen warten, oder?« Hinter seiner Frage steckte mehr als nur der Hinweis auf andere Kleidung. So sehr Ascon die Berührung mit dem zierlicheren Körper auch genossen hatte, aber es kostete ihn jedes Mal enorme Beherrschung sich die Gefühle, die der Junge in ihm weckte nicht anmerken zu lassen. Und die gleiche Beherrschung musste er aufbringen, um ihn nicht grob von sich zu stoßen, weil er sich selbst schützen wollte, denn schließlich hatte er versprochen den Kleineren besser zu behandeln. Und das schloss solche Situationen mit ein.

Meine Güte! Seit zwei Tagen kannte und hatte er Laurin erst in seiner Umgebung und seine Hormone spielten bereits die ganze Zeit verrückt. Er fand einfach keine vernünftige Erklärung dafür. Es konnte also nur an dem Jungen liegen.

Erleichtert atmete er innerlich auf, als Laurin wieder auf Abstand ging. Zwar vermisste sein Körper augenblicklich die wohltuende Nähe, doch er gestattete sich nicht, einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, obwohl ihm das ganz schön schwer fiel mit dem frischen Duft um die Nase, der von dem Kleineren herrührte und jetzt sogar an seiner Kleidung haftete.

Ehe er sich jedoch davon betören lassen konnte, öffnete er manuell die Laderampe seines Handelsschiffes, in dessen Schatten sie standen.

Zischend glitt die Rampe aus der Verriegelung und senkte sich ohne weitere Geräusche zu verursachen. Erst als das Metall auf den Boden aufsetzte, ertönte ein relativ lautes Schaben.

»So, lass uns gehen«, sagte er mit gepresster Stimme und zog Laurin sanft mit sich.

Der Hellhaarige hatte mit großen Augen zugesehen und war nur bei dem lauten Schabgeräusch zusammen gezuckt, da er laute Geräusche nicht gewohnt war und auch nicht wirklich leiden konnte. Zum Glück konnte er in diesem Moment jedoch kein Heimweh bekommen, weil er zu viel Neues um sich herum einfach betrachten und in sich aufnehmen musste.

Er nickte kurz bei den Worten des anderen und sagte nichts mehr, weil er sich nur noch erstaunt wenn auch ein wenig scheu umsah. Vorher hätte er sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen solche Dinge vorstellen können, die es hier gab.

Als sie die Rampe hinaufgingen, schwang diese leicht und Laurin griff automatisch nach dem Arm des Mannes. Der Kleine konnte zwar mit verbundenen Augen über ein Seil laufen, das über einen Abgrund gespannt war, ohne dabei auch nur einmal zu schwanken, doch bei der Rampe, die er nicht kannte und die ihm unheimlich war, hatte er ein mulmiges Gefühl.

Als würde er gleich hinunterfallen. Er kniff die Augen leicht zusammen, sagte jedoch nichts und hielt sich so lange an Ascons Arm fest, bis sie oben waren und eintraten. Dann löste er sich wieder von dem respekteinflößenden Mann, aus Angst, dass er ihn nerven könnte, denn das wollte er nicht. Ihm war es egal, was der Mann von ihm dachte denn wenn er Angst hatte, zeigte er dies auch. Nur brauchte er dann jemanden, an den er sich kuscheln konnte und der ihn beschützte, bis die vermeintliche Gefahr vorüber war.

Vorsichtig hob der Hellhaarige nun den Blick und wagte, sich mit großen, mitternachtsblauen Augen umzusehen.

Sie standen in einem riesigen Raum, wobei er erstaunt über den Platz war, der trotz der geringen Größe herrschte, denn dieses Schiff war ja viel viel kleiner, als das auf dem sich sein Zimmer befand. Angestrengt kniff Laurin die Lider zusammen, denn das Licht war recht grell und er mochte es auf Anhieb nicht und hatte keine Lust, seine Augen daran zu gewöhnen, das war immer so anstrengend.

Ascon blieb das nicht verborgen, weshalb er zu einer Schalttafel ging und die Intensität auf ein erträgliches Maß herunter regulierte .

»Besser so?«, fragte er und fühlte sich bestätigt, als Laurin ihm mit einem scheuen Lächeln zunickte und die Augen wieder normal öffnete.

Dann lief er erneut an dem Kleineren vorbei und verschwand zwischen den vielen aufgestapelten Truhen, die in dem gedimmten Licht matt metallisch schimmerten.

Laurin blickte ihm abwartend hinterher und rührte sich nicht vom Fleck, bis schließlich seine Neugier siegte und er ebenfalls langsam auf die aufgetürmten Behältnisse zuging. Ehrfürchtig legte er eine Hand auf das kühle Metall und strich über die glatte Fläche.

Hier lagerte der Mann also Stoffe und Kleidung? Ein Gefühl der Vorfreude breitete sich in seinem Bauch aus und er war auch ein bisschen nervös.

Während er wartete, dass Ascon wieder kam, verstärkten sich diese Empfindungen noch und er wurde ganz hibbelig, tapste von einem Bein auf das andere, als ob er mal müsste und wartete zunehmend ungeduldiger, denn die Hose schien immer schlimmer zu kratzen, so kam es ihm jedenfalls vor.

Ascon unterdessen suchte eine ganz bestimmte Truhe. Er meinte sich noch schwach an einen falschen Kauf erinnern zu können, der aus Anturia stammte, wo es auch nur kleine Leute gab. Die Sachen wichen von der Normgröße ab, was ihm jetzt nur gelegen kam. Nach zwei weiteren Reihen, die er rasch durchsah, wurde er endlich fündig.

Aber wie sollte es auch anders sein, stand diese blöde Truhe natürlich ganz unten. Darüber befanden sich drei andere in denen wertvolle Stoffballen lagerten.

Wie zum Teufel sollte er die jetzt runterhieven, überlegte er fieberhaft. Allein schon eine Truhe wog beinahe soviel wie er selbst und dann noch der Inhalt drauf gerechnet...

Aber er wollte JETZT an die Untere heran und deshalb fasste er das oberste Monstrum von Behälter jeweils links und rechts an den Halterungen und es gelang ihm mit enormer Kraftanstrengung diesen herunter zu heben.

Bei dem letzten ließen allmählich seine Kräfte nach, weswegen die Truhe mit einem lauten Knall neben den anderen zum Stehen kam. Geschafft keuchte Ascon auf und wischte sich den leichten Schweißfilm mit einem Ärmel von der Stirn, ehe er sich davor hockte, das Zahlenschloss der Truhe öffnete und den Deckel aufklappte.

Laurin hatte das laute Knallen gehört und war zusammen gezuckt. War Ascon etwas passiert? Es dauerte eine Weile, bis er sich aus seiner Starre lösen konnte, dann lief er in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte, denn sein Gehör war sehr gut und er konnte sich immer darauf verlassen. Schon bald hatte er den Ort gefunden, wo die ganzen großen Truhen aufeinander gestapelt waren, doch er sah sich nicht so genau um, wie noch zuvor. Sein Herz hämmerte ganz schnell gegen seine Brust und er machte sich Sorgen. Als er schließlich ein Rumgeraschel hörte, trat er vorsichtig durch die vielen Reihen und sah sich um. Er war erleichtert, als er Ascon scheinbar unverletzt mitten im Raum vor einer Kiste hocken sah, die er durchwühlte und nebenbei irgendetwas unverständliches brummelte. Lautlos wie er es sonst immer gewohnt war tapste er zu ihm und blickte ihm über die Schulter.

Offenbar hatte er ihn nicht bemerkt, denn er suchte noch immer weiter. Laurin staunte nicht schlecht, als er die schönen Stoffe sah und die verschiedenen Farben und Muster. Sie gefielen ihm sehr, aber er konnte nicht beurteilen, ob die Stoffe auch bequem waren, das würde er wohl erst wissen, wenn er sie auf seiner Haut spürte. Ganz fasziniert stand er regungslos und lautlos da und betrachtete die Sachen, konnte sich gar nicht davon losreißen.

Ja, so einigermaßen könnten die verschiedenen Kleidungsstücke passen, wenn er sich in Laurins Größe nicht arg verschätzt hatte. Nun musste er den Kleineren nur noch herholen und ihn etwas aussuchen lassen. Gedacht, getan. Schwungvoll erhob er sich, weil er zurück zur Laderampe wollte, wo er den Silberschopf zurückgelassen hatte. Umso erschrockener war er, als er sich umdrehte und den Jungen plötzlich vor sich stehen sah.

»Was zum Henker ... « Alarmiert wich er einen Schritt zurück und auch Laurin schreckte aus seinen Gedanken und stolperte nach Hinten. Geistesgegenwärtig griff Ascon blitzschnell nach dessen Arm und bewahrte ihn vor einen Sturz, denn die zu große Hose war wieder herunter gerutscht und der Kleinere war auf die Beine getreten und dadurch ins Schwanken gekommen.

»Danke«, sagte Laurin leise und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, während er sich kurz fragte, was ein Henker war. Hatte der andere ihn erschreckt, als er sich so plötzlich erhoben hatte! Scheu senkte er den Blick, raffte die Hosen wieder zusammen und zog sie nach oben, wobei seine Wangen leicht gerötet waren.

Er sah nicht auf und wartete auf die Reaktion des anderen. Normalerweise war er ja nicht so tollpatschig, aber wenn der Mann ihm seine Sachen gelassen hätte, die er schon mehrfach vermisst hatte, dann wäre das ganze auch nicht passiert!

Dann wäre er höchstens einen Schritt zurückgewichen und wäre nicht beinahe gefallen. Das sein Sturz erneut von Ascon vereitelt worden war gefiel ihm gar nicht, es war ihm peinlich. Das sah ja so aus, als könnte er sich nie alleine auf den Beinen halten... Leise seufzte er und betrachtete den Boden, auf dem es nichts zu betrachten gab, strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und leckte sich über die trockenen, geröteten Lippen, auf denen er herumgekaut hatte.

Inzwischen hatte Ascon sich wieder der Truhe zugewandt und suchte ein paar Sachen raus, die er für angemessen hielt, sortierte sie über seinen Arm, bevor er sie Laurin überreichte.

»Hier, davon kannst du dir aussuchen, was du gerne haben möchtest. Falls du einiges anprobieren willst, zeige ich dir einen kleinen Raum.«

Damit drückte er dem Kleineren, der ziemlich überrascht drein sah, die Kleidung in die Arme jedoch möglichst ohne ihn dabei zu berühren und ging schon mal vor in Richtung des Zimmers, das er erwähnt hatte.

Er mochte gar nicht daran denken, dass Laurin vielleicht auf die Idee gekommen wäre auf der Stelle aus den unbequemen Hosen zu steigen.

Obwohl... der Gedanke daran, wie der Kleine ihm seinen hellen, zierlichen Körper präsentierte war anregend... sehr anregend! Widerwillig schüttelte Ascon den Kopf. Solche Fantasien waren wirklich das Letzte und im Augenblick überhaupt nicht angebracht.

Die ganze Zeit versuchte er dem Jungen anständige Kleidung zu besorgen, weil er genau diese Vorstellungen aus seinem Hirn verbannen wollte und nicht weil er darauf aus war, den Kleinen nackt zu sehen. Wollte er das, könnte er ihm auch einfach befehlen so herum zu laufen.

Zum Glück war der Weg durch den Frachtraum nicht so lang, sodass er nach wenigen Minuten vor einem kleinen Zimmer stand, dessen Tür er nun öffnete und wartete bis Laurin an ihm vorbei und eingetreten war. Hinter dem Jungen betrat auch er das Zimmer, was er später noch sehr bereuen würde.

Laurin war ihm gehorsam ein wenig auf Abstand gefolgt, weil er sehr wohl bemerkt hatte, dass Ascon tief in Gedanken gewesen war, das spürte er instinktiv, da er ein sehr emotionales Wesen war. Also hatte er ihn lieber nicht angesprochen und auch nicht berührt, obwohl er das gerne getan hatte, ebenso wie er wissen wollte, worüber genau der Mann nachdenken musste, da er ihn noch nicht oft so gesehen hatte. Oft verschloss dieser sein Gesicht und niemand wusste, woran man bei ihm war, doch jetzt in diesem Moment konnte er ihm ansehen, dass er über etwas nachgrübelte.

Die Sachen hielt er dicht an seinen Körper gedrückt, als hätte er Angst, dass sie ihm jemand wieder wegnehmen würde, obwohl dies sehr unwahrscheinlich war. Er wunderte sich, dass er für das Umziehen extra in einen anderen Raum gehen musste, wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er an Ort und Stelle aus den unbequemen Sachen gestiegen, doch so hielt er die Hose noch das Stückchen fest, bis sie an dem Zimmer angekommen waren. Sofort als sie eintraten, blickte er sich um.

Es war ein kleines, ziemlich einfach eingerichtetes Zimmer, nicht so wie das, in dem er sich bisher hier immer aufgehalten hatte.

Rechts in der Ecke stand ein einfaches Bett, davor ein Waschbecken. Hinten stand so etwas wie ein Schrank, auch wenn er ein wenig anders aussah als wie er ihn kannte, denn sein Volk baute die Schränke immer aus einem Geflecht von weichen Zweigen, wenn sie überhaupt mal einen Schrank hatten. Er hatte zu Hause keinen gehabt und auch nie wirklich haben wollen... Er hatte seine Sachen einfach irgendwo wo sie nicht im Weg waren liegen gelassen und sie somit immer wieder gefunden, daher rührte seine vermeintliche Unordentlichkeit.

Über dem Waschbecken, das er ja inzwischen kannte, befand sich ein größeres glänzendes Feld. Neugierig und seine neuen Sachen für den Moment ganz vergessend, drehte er sich und trat darauf zu. Er war ganz erstaunt, als er sich selbst darin sah, bewegte probehalber seinen Kopf, verzog das Gesicht und wackelte mit den spitzen Ohren.

Das war er ja wirklich, er konnte sich in diesem Ding sehen wie im Wasser, nur das dieses meistens in Bewegung war... Laurin betrachtete sich eine ganze Weile. Seine Haare sahen schrecklich aus, er musste sie unbedingt waschen und hochstecken, sonst musste er sie spätestens in zwei Tagen abschneiden, doch das wollte er nicht, da er sie seit seiner Geburt hatte wachsen lassen und sie wuchsen sehr langsam, deshalb gab er immer darauf acht... Um zu sehen, ob er es auch wirklich war, der ihn da ansah, legte er die Sachen beiseite auf eine Ablage und hob die Hände, winkte damit herum und grinste leicht. Ascon hatte er ganz vergessen, er hatte auch nicht bemerkt, dass dieser hinter ihm noch das Zimmer betreten hatte.

Als der Hellhaarige spürte, wie die Hose erneut rutschte weil er sie losgelassen hatte, lächelte er und ließ sie rutschen, sah ihr nach, bis sie auf dem Boden angekommen war und stieg heraus. Er keuchte, als er seine Beine sah, beziehungsweise seine Oberschenkel, die sahen am Schlimmsten aus; total wundgescheuert, er hatte Glück gehabt, dass sie nicht bluteten, hätte er die Bekleidung noch länger getragen, wäre das wohl passiert.

Er wimmerte leise, als er den dumpfen Schmerz seiner angegriffenen Haut spürte und den er vorher nie wahrgenommen hatte, erst jetzt, als die Verletzung richtig mit Luft in Berührung gekommen war. Er war eine kurze Zeit wie erstarrt, dann riss er sich von dem Anblick los und betätigte den Wasserhahn, wie er es gelernt hatte.

Erleichtert atmete Laurin aus, als er das kühle Wasser auf seine geschundene Haut schöpfte und genießend die Augen schloss, als es seine schlanken Schenkel hinunter lief. Er machte so lange, bis die Schmerzen ein wenig abgeklungen waren, dann stoppte er den Wasserfluss und trocknete sich die Hände an einem Tuch ab, das daneben hing.

Die große Pfütze zu seinen Füßen gar nicht bemerkend, wandte er sich den neuen Sachen zu und zog sein viel zu großes Hemd dabei aus. Vollkommen natürlich bewegte er sich, streckte sich erleichtert, als er nackt war und seine samtweiche Haut in der Beleuchtung schimmerte, dann sah er die Sachen durch und versuchte einen Stoff zu finden, der am weichsten und somit am erträglichsten war.

Doch damit ließ er sich viel Zeit, denn er betrachtete jedes einzelne Stück erst fasziniert eine Weile, bevor er sich dem nächsten zuwandte.

Hinter sich hatte Ascon die Tür geschlossen und das Licht ein wenig hochgefahren, damit es nicht gänzlich dunkel war. Ihm hätte es nichts ausgemacht, aber von Laurin wusste er nicht, ob er in der Dunkelheit besonders gut sehen konnte oder nicht.

Außerdem wollte er damit irgendwelchen Unfällen vorbeugen.

Wegen den Einstellungen stand er mit dem Rücken zu dem Jungen und schwang erschrocken herum, als er plötzlich ein Geräusch wahr nahm, dass sich wie ein Wimmern anhörte. Doch das hätte er am besten nicht getan, denn der Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm den Atem und sein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es mit dreifacher Geschwindigkeit weiter in seiner Brust hämmerte. Laurin stand zwar mit dem Rücken zu ihm, er war jedoch vollkommen nackt und rieb sich mit den Händen über die Oberschenkel. Das er kannte er aber erst beim zweiten Hinsehen.

Wie als hätte er Halluzinationen, rieb sich Ascon die Augen und kniff sich einmal in den Arm. Oh ja, das war wirklich die Wirklichkeit und nicht so ein verkorkster Traum, den er letzte Nacht gehabt hatte. Oh Gott... wie sollte er das nur überstehen? Sein Blut geriet in Wallung, sein Blutdruck stieg in ungeahnte Höhen und andere Sachen stiegen gleich mit.

Der kleine, knackige Hintern lud nur so dazu ein berührt zu werden und Laurins Bewegungen erschienen ihm absichtlich verführend. Kurz schloss er für einen Moment die Augen und holte tief Luft, um sich einigermaßen zu beruhigen. Vielleicht war es besser das Zimmer zu verlassen. Laurins Blöße, die er so schamlos vor ihm präsentierte kostete ihn einiges an Beherrschung und das sollte schon etwas heißen, wo er doch sonst von kaum etwas aus der Reserve zu locken war. Aber das hier... Das war selbst für seine Nerven zu viel.

Erneut wimmerte der Kleine auf. Ascons Blick richtete sich wieder auf den schmalen Rücken und er fragte sich, ob der Junge Schmerzen hatte, dass er solche Laute von sich gab. Um Fassung ringend machte er ein paar Schritte auf ihn zu und fragte mit extrem rauer Stimme.

»Geht es dir gut... Hast du irgendwo Schmerzen?«

Als der Junge die Stimme hinter sich hörte, fuhr er erschrocken zusammen. Erstens hatte er nicht bemerkt, dass Ascon das Zimmer betreten hatte, zweitens war die Stimme des anderen so ungewöhnlich und klang ein wenig eigenartig und drittens war es ihm furchtbar peinlich. Er errötete leicht und als sich sein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte, drehte er sich ein Stück und biss sich auf die Lippe. Er wollte dem Mann nicht unbedingt sagen, dass die Kleidung, die er ihm verpasst hatte ihn verletzt hatte, wer wusste schon, wie der Mann darauf wieder reagieren würde?! Doch da er immer ehrlich antwortete und nie log, was er nicht konnte, sagte er leise, den Blick senkend:

»Ich... ich... meine Beine sind nur ein wenig wund...« Verlegen trat er mit einem Bein vor das andere und schob seine langen Haare von seinen Oberschenkeln, weil es wehtat, wenn sie mit der wunden Haut in Berührung kamen. Somit gab er jedoch unbewusst auch alle Blicke auf seinen Körper frei, auf seine gesamte Frontseite.

Er stand ein wenig seitlich von Ascon aus gesehen und hatte das Kleidungsstück, dass er gerade noch in der Hand gehabt hatte, vor Schreck wieder zurück auf den bunten Stapel fallen lassen. Nun blieb er regungslos stehen und wagte nicht mehr, sich zu rühren. Seine Oberschenkel pochten ein wenig, doch durch das kühle Wasser wurde es schon wieder ein wenig besser.

Wahrscheinlich brauchte seine Haut einfach mehr Feuchtigkeit, die Luft hier war viel zu trocken, und so wurde seine Haut langsam rissig und somit empfindsamer... Er würde Ascon um ein paar Dinge bitten müssen, aus denen er sich eine Feuchtigkeitscreme herstellen konnte, sonst würde seine Haut das bald nicht mehr mit machen.

Die leisen, schüchternen Worte des Kleinen bescherten Ascon ein Gefühl der Reue. Auch wenn Laurin es nicht beabsichtigt hatte, so hörte er einen leichten Vorwurf mitklingen und sein schlechtes Gewissen schaltete sich ein. Er war schuld an den aufgescheuerten Oberschenkeln, weil er dem Jungen gestern die Einheitskleidung aufgezwungen hatte. Woher sollte er denn aber bitte wissen, dass Laurin derartig empfindliche Haut hatte und auf jede Kleinigkeit reagierte?

Nun war es jedoch nicht mehr ab zu ändern und er überlegte, wie er dem Kleinen, die Schmerzen etwas lindern konnte.

Nachdenklich drehte er sich den Schubladen zu und war auch ganz froh darüber nicht mehr den verführerischen Körper vor Augen zu haben, denn Laurin hatte sich ihm nun fast vollständig zugewandt und auch wenn die Innenschenkel gerötet waren, tat das der Schönheit des Kleinen keinen Abbruch. Im Gegenteil, es ließ ihn noch erotischer aussehen, fast so, als hätte er eine Nacht lang guten Sex gehabt. Innerlich rief Ascon sich zur Ordnung und lenkte seine Konzentration auf sein momentanes Vorhaben, nämlich den erste Hilfe Kasten zu finden.

Ja, so etwas gab es auf jedem Raumschiff tatsächlich, man sollte es kaum glauben. Auf dem Weg zum Schrank, der ihn am Waschbecken vorbei führte, war er stark in Gedanken versunken, sodass er die Pfütze davor erst bemerkte als es bereits zu spät war.

Die Gummisohlen seiner Schuhe fanden auf dem glitschigen Boden keinen Halt, rutschten nach vorne weg, während er mit dem Oberkörper nach hinten kippte und mit einem erschrockenen Aufschrei auf den harten Boden knallte, wobei sein Kopf ebenfalls aufschlug und ihm einige Sekunden schwarz vor Augen wurde, bevor er plötzlich Laurins besorgtes Gesicht über seinem wahr nahm.

Der Junge bewegte die Lippen, doch er verstand kein einziges Wort. Erst nach geraumer Zeit schien sein Gehör wieder ein zu setzen, dennoch blieb er reglos liegen und versuchte einzuordnen, was soeben passiert war.

Laurin hatte das Geräusch und den erschrockenen Aufschrei gehört und sich sofort umgedreht. Als er Ascon regungslos am Boden liegen sah, erschrak er zutiefst und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen! Er rannte die kurze Strecke bis zu dem Mann und kniete sich erschrocken neben ihn.

»Ich... Ist Euch etwas passiert?« fragte er und wurde panisch, als der Mann nicht reagierte. Der Kleine redete weiter und Tränen stiegen ihm in die Augen und rollten seine Wangen herunter. Er war schuld, er war schuld daran, dass Ascon sich wehgetan hatte, hätte er doch vorhin besser aufgepasst!! Er schluchzte leise und strich mit seiner Hand vorsichtig über die Stirn des anderen, hoffte, dass er wieder zu sich kommen, und nicht sterben würde, denn Laurin befürchtete öfter mal das Schlimmste.

Was diese Männer dann mit ihm machen würden, daran wagte er gar nicht zu denken, vielleicht würden sie das mit ihm tun, was der Dunkelhaarige ihm gedroht und das er nicht verstanden hatte, weil er das Wort nicht kannte. Verzweifelt schniefte er, bekam aber nicht mit, dass der Mann scheinbar wieder bei Bewusstsein war, denn er rührte sich nicht.

»Bitte«, schluchzte er leise und zog seine Hand von der Stirn weg, rüttelte stattdessen sanft die Schulter des Dunkelhaarigen. »Steht wieder auf... Ihr... Ihr dürft nicht Sterben ich... was soll ich denn hier alleine...?!«

Verzweifelt schlug er die Hände vor das Gesicht und konnte nur noch eines denken: Er war schuld an dieser Katastrophe. Was, wenn der Mann nie mehr würde gehen können?! Zu Hause hätten seine medizinischen Fähigkeiten vielleicht ausgereicht, um ihn heilen zu können, doch hier hatte er die Mittel gar nicht, und schwach war er auch zu sehr...

Verzweifelt sank er neben Ascon auf den kalten, nassen und harten Boden, rollte sich ein und kuschelte sich gleichzeitig an ihn, wobei er noch immer herzzerreißend schluchzte.

Das Erste, was Ascon wahr nahm, war die Wärme eines anderen Körpers an seiner Seite und allmählich drangen auch die verzweifelten Schluchzer in sein Bewusstsein.

Stöhnend fasste er sich mit der freien Hand an die Stirn und richtete sich ein Stückchen auf, wobei wieder schwarze Punkte vor seinem inneren Auge zu tanzen anfingen und ihn anscheinend verhöhnen wollten.

Von der Stelle, wo er auf den Boden aufgeschlagen war, breiteten sich elendige Kopfschmerzen aus und ein unangenehmes Pochen ebbte wie die Meeresbrandung stetig durch seinen Schädel und schien sich mit einem Rauschen an seinen Schläfen zu brechen.

Mühsam unterdrückte er ein schmerzliches Keuchen und richtete sich schließlich ganz auf, ohne auf die kleine Gestalt zu achten die neben ihm auf dem Boden lag.

Zähneknirschend kam er auf die Beine und als die schwarzen Punkte sich endlich soweit verflüchtigt hatten, dass er wieder einigermaßen sehen konnte, blickte er sich böse nach dem Übeltäter seiner Bruchlandung um. Denn irgendwer würde für das riesige Horn, welches sich jetzt auf seinem Hinterkopf befand und ihn hundert Mal in der Minute mit grauenhaftem Pulsieren an die unerfreuliche Bodenbekanntschaft erinnerte, schwer büßen.

Erkennend blieb sein Blick an der beträchtlichen Wasserlache hängen, bevor er weiter zu dem immer noch nackten Jungen glitt, der ihn mit verweinten und weit aufgerissenen Augen von unten ansah.

Er hatte sich inzwischen aufgerichtet, nachdem er das Stöhnen gehört hatte und erleichtert festgestellt, wie Ascon, wenn auch ein wenig unsicher, auf die Beine kam. Also war er doch nicht am Sterben und konnte offenbar auch noch laufen.

Erleichtert atmete er auf und betrachtete ihn, um die eventuellen Verletzungen abschätzen zu können, einiges konnte er vielleicht doch machen?

Laurin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und beruhigte sich wieder, fühlte sich nach diesem Erlebnis aber vollkommen erschöpft, was sicherlich auch noch mit anderen Dingen zu tun hatte, doch das konnte er im Moment nicht ändern.

Als er den Blick des Dunkelhaarigen auf sich spürte, der nicht wirklich etwas Gutes verhieß, wandte er die Augen schnell wieder ab.

Er beschloss, schnell wieder aufzustehen um nicht so bescheuert auszusehen und vor Schreck hatte er ganz vergessen, dass er nackt war. Sich wieder aufrichtend verzog er das Gesicht, als er seine verletzte Haut erneut spürte, wagte jedoch nicht, etwas zu sagen.

Da biss er sich lieber auf die Lippe, bis er den süßen Geschmack seines Blutes schmeckte und schnell wieder davon abließ.

Doch entgegen seinen Erwartungen ließ auch der Mann keinen Ton verlauten. Er schrie nicht und meckerte nicht, er tobte auch nicht herum oder herrschte ihn an. Nein... er sagte überhaupt nichts. Stattdessen ging er ins hintere Ende des Zimmers, und von da an folgte Laurins Blick ihm wieder vorsichtig. Es tat ihm leid, dass Ascon das wegen ihm jetzt erdulden musste und er fühlte sich so richtig schlecht! Mit ineinander verknoteten Fingern blieb er stehen und bekam kaum mit, wie der Dunkelhaarige mit irgend etwas in der Hand wieder zurück kam und auf ihn zuhielt.

Bewusst sah Ascon Laurin nicht direkt an. Er musste immer wieder die Augen zusammen kneifen, um den massiven Schmerz in seinem Kopf zurück zu drängen. Etwas weniger tat ihm sein Rücken weh, das wurde von dem Hämmern in seinem Schädel wahrscheinlich übertönt.

Mit zusammen gepressten Lippen blieb er vor dem Jungen stehen und dirigierte ihn mit seiner freien Hand zum Bett. Laurin schien jedoch nicht wirklich zu verstehen, was er von ihm wollte, da er noch immer ein schlechtes Gewissen hatte und nicht verstand, weshalb das fast schon angekündigte Gewitter ausblieb und der Mann noch nicht einmal etwas sagte!

Ascon hingegen wollte nicht mehr als nötig sprechen, da seine eigene Stimme in seinen Ohren dröhnen und ihm noch zusätzlich kleine Schockwellen durchs Hirn schicken würde. Nein danke, ihm reichte aus, was er unfreiwilligerweise schon bekommen hatte.

Tja ... Schmerzen brauchte man nicht kaufen, die gab es umsonst, dachte er sarkastisch, während er Laurin einfach sanft an der Schulter anstieß, sodass dieser automatisch auf das Bett fiel, weil sich die Bettkante bereits in seinen Kniekehlen befunden hatte.

Das erschrockene Fiepen bereitete ihm abermals Schmerzen, doch er ignorierte sie so gut er konnte und legte den mittelgroßen Kasten mit dem dicken roten Kreuz neben den Jungen auf die Decke, bevor er sich davor hinkniete, um die wunden Innenschenkel des Kleinen zu behandeln.

Dieser starrte den großen Kasten misstrauisch an und wusste gar nicht, was er davon halten sollte. Darin waren so viele ihm fremden Dinge, die machten ihm schreckliche Angst! Außerdem wusste er gar nicht, was der Dunkelhaarige überhaupt vor hatte, was wollte dieser von ihm?!

Da Ascon das Verdrängen des Schmerzes in seinem Kopf fast jegliche Konzentration kostete, verschwendete er keinen Gedanken mehr an Laurins Nacktheit und ließ sich auch nicht von dessen unschuldig, verführerischen Anblick ablenken.

Er hatte genug mit sich selbst zu tun und hegte nur noch den Wunsch schnellst möglich auf sein Zimmer zu kommen, um sich erst mal eine schmerzlindernde Kapsel einzuhelfen.

Deswegen fasste er ohne einen Ton zu sagen Laurins Knie und schob sie bestimmt auseinander, damit er besser an die aufgescheuerten Innenschenkel heran kam, um sie mit einer speziellen Salbe einzucremen. Der Kleine zuckte bei der Berührung kurz zusammen und wurde knallrot als er bemerkte, dass er noch immer nichts trug.

Außerdem fühlte es sich ungewohnt an, er mochte es nicht, wenn seine Beine so weit auseinander lagen! Unsicher rutschte er hin und her, bemerkte aber, dass der Dunkelhaarige ihn nicht wirklich ansah, jedenfalls nicht, wie vor dem Unfall. Das war ihm unbehaglich. Vielleicht war doch etwas mit dem anderen passiert was er nicht sehen konnte?!

Laurin kam nicht mehr dazu, weiter darüber nachzudenken, als er plötzlich die Hände des Mannes auf seinen lädierten Schenkeln fühlte und spürte, wie er dort irgendetwas glitschiges verteilte. Das alleine war ja nicht weiter schlimm, aber kurz darauf fing die Haut wie Feuer an zu brennen. Aus Reflex zog er die Beine an, schrie vor Schmerzen, die ihm Tränen in die Augen trieben, wie am Spieß und holte ebenfalls aus Reflex mit seiner Hand aus, da der Schmerz, den er absolut nicht gewöhnt war und noch nie so hatte zu spüren bekommen, einfach nicht zu ertragen war.

Ascon konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er die Hand des Kleineren auf sein Gesicht zurasen sah. Kurz darauf explodierte eine neue Welle von Schmerz in seiner Wange und breitete sich in seinem gesamten Kopf aus.

Laurin hingegen war aufgesprungen. Nun tat ihm auch noch die Hand weh!! Er rannte zum Waschbecken, schlidderte dabei über die Pfütze, doch sein Gleichgewichtssinn war hervorragend, wenn nicht unbedingt eine Hose störte, die zu groß und damit im Weg war, und so kam er sicher an dem Waschbecken an, wo er das Wasser hektisch aufdrehte und panisch so lange die kühle Flüssigkeit auf seinen Schenkeln verteilte, bis dieses ekelhafte und schmerzende Zeug runter von seiner Haut war! Dass er dabei das halbe Zimmer überschwemmte, interessierte ihn nicht.

Erst jetzt, als die Schmerzen langsam abklangen, realisierte er, was er eben überhaupt getan hatte. Die rasenden Schmerzen hatten sein Denken ausgeschaltet, das sich nun wieder einschaltete. Er hatte noch nie zuvor jemanden geschlagen!

Und Ascon war es sowieso schon nicht gut gegangen! Er tapste durch das Wasser zurück zu dem Mann, der sich scheinbar ungläubig aber mit vor Schmerzen verkrampftem Gesicht den Kopf hielt. Laurin krabbelte auf das Bett, wobei er versuchte, die ziehenden Schmerzen zu ignorieren, ebenso wie die Tiefrotfärbung seiner Haut, wo sie mit diesem Zeug in Berührung gekommen war, und hockte sich wortlos vor den Dunkelhaarigen.

Er war noch so zittrig und geschockt durch die heftigen Schmerzen gewesen, dass er gar keine Angst hatte und ohne weitere Worte seine Hand ausstreckte und die Stirn des Mannes mit zwei schlanken Fingerspitzen berührte.

Dann senkte der Hellhaarige, seine Schmerzen zu ignorieren versuchend, seine Körpertemperatur, so dass seine Finger ganz kühl wurden und massierte damit die Stirn des anderen, wobei er sich darauf konzentrierte, die Schmerzen des anderen wegzubekommen. Dabei floss seine Energie auf den anderen über. Doch schon bald war Laurin zu erschöpft um noch weiter fortzufahren. Er löste den Kontakt, schloss die Augen und sank völlig kraftlos auf das Bett zurück, in einen narkoseähnlichen Schlaf fallend, aus dem er so schnell nicht erwachen würde. Er hatte alles gegeben.

Benommen hielt Ascon die Augen geschlossen, ließ die Hände auf die kühle Bettdecke sinken. Die Schmerzen waren unerträglich und er verspürte nur noch den Wunsch sich hinzulegen und solange zu schlafen, bis nichts mehr davon zu spüren war.

Doch er versuchte, wie immer, alles in den Hintergrund zu drängen, was ihn störte und nicht wichtig erschien. Stattdessen spielte sich die Szene noch einmal in seinen Gedanken ab, wie der Junge auf die eigentlich lindernde Creme reagiert hatte.

Es schien ihm sehr weh getan zu haben, was schließlich auch Grund für dessen Kurzschlussreaktion, also die Ohrfeige gewesen war, sinnierte Ascon, als er plötzlich die zarten und kühlen Finger des Kleinen auf seiner Stirn und seinen Schläfen fühle, wie sie langsame Kreisbewegungen vollführten. Zuerst war er versucht die Augen auf zu schlagen, doch dann entschied er sich dagegen und genoss einfach die sanften Berührungen, die irgendwie die Intensität seiner Kopfschmerzen zu mildern schienen.

Ein lautloses Seufzen stahl sich über seine Lippen und einen Augenblick später waren die wohltuenden Finger auch schon wieder verschwunden und Ascon fragte sich, ob er das ganze vielleicht nur geträumt hatte. Langsam schlug er die Augen auf, was ihm wunderlicherweise nicht mehr ganz so sehr schmerzte. Sein Blick fiel sofort auf den zusammen gesunkenen, zierlichen Leib auf den Decken. Laurins Gesicht war von den langen silbernen Haaren verborgen, sodass er die sanften Züge nicht erkennen konnte, doch rein instiktiv spürte er, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

Eigentlich wollte er böse auf den Jungen sein, da er ihn schon vor dem Mittagessen sowohl nervlich, als auch physich fertig gemaht hatte. Doch im Endeffekt konnte er es nicht. Er hätte ja auch besser aufpassen und etwas einfühlsamer sein können, suchte er die Fehler bei sich, was sonst nicht der Fall war. Generell waren die Arbeiten gleichmäßig auf seine Crew verteilt, sodass er nur die Verantwortung für seine Leute trug, wenn es zum Gefecht kam, da er ihr Anführer war.

Aber bei Laurin war es gänzlich anders. Bei dem Jungen musste er ständig aufpassen und ein Auge auf ihn haben, was ihm nun zum Verhängnis geworden war. Es ärgerte ihn mäßig, zu ändern war es jedoch nicht mehr. Er musste sich jetzt um den Kleineren kümmern, denn anscheinend ging es ihm wirklich sehr schlecht, obwohl er sich nicht entsinnen konnte, dass dieser hingefallen wäre, oder sich bis auf die aufgescheuerten Innenschenkel anderswo verletzt hätte.

Abschätzend ließ er seinen Blick über den Jungen gleiten, suchte nach eventuellen Schrammen, oder Ähnlichem, fand jedoch nichts. Dann lag es bestimmt nur an dem Stress der letzten Tage, schloss Ascon für sich.

Da es ihm einigermaßen besser ging, wickelte er Laurin in eine der dünnen Decken, klaubte den bunten Haufen Sachen zusammen und nahm den Jungen sowie die Sachen auf die Arme, während er sich auf den Weg zu dessen Unterkunft machte.

Zuerst einmal würde er Laurin auf sein Zimmer bringen. Aus dem Kleiderhaufen konnte er sich später auch noch heraus suchen, was er gerne haben mochte und später, wenn sie irgendeinen Planeten erreichten, würde er eine ordentliche Garderobe für den Kleinen zusammen stellen. Aber vorerst musste der Junge sich wieder erholen und da er die Salbe nicht vertrug, würde er einfach auf das zurückgreifen, was Laurin anscheinend für richtiger befunden hatte.

Inzwischen hatte er das Zimmer erreicht und legte den Silberhaarigen vorsichtig auf das Bett. Sich von dem Kleineren zu lösen, stellte sich jedoch nicht als einfach heraus, denn die langen Haare hatten sich irgendwie in dem Verschluß seines Umhangs verfangen und es kostete ihn einiges an Geduld die Strähne unbeschadet wieder zu lösen.

Erst jetzt fiel ihm so richtig auf, was den Kleineren schon seit einiger Zeit gestört hatte. Die Haare glänzten gar nicht mehr so schön wie zu anfang noch, sondern fingen an, abzustumpfen und sich zu verknoten. Seufzend richtete er sich auf und verschwand im angrenzenden Bad. Er kannte das Problem, obwohl seine Haare da offenbar weitaus mehr aushielten als die des Jungen.

Der Mann griff sich eine Bürste und ging zurück zu Laurin, setzte sich neben diesen und versuchte, auf die Haare und nirgendwo anders hin zu gucken. Er begann, die silbernen Strähnen einzeln durchzukämmen und zu Entfitzen, was gar nicht so einfach war, wie sich herausstellte, da die Haare sehr sehr dünn waren. Einige mussten her halten, als er die Frisur versuchte in Ordnung zu bringen, doch das konnte er ja nun schlecht ändern.

Als er sie nach ihm schier endlos erschienender Zeit endlich durchgekämmt und entfilzt hatte, überlegte er was er wohl am Besten machen konnte, damit sie nicht schon wieder unordentlich wurden. Er holte ein paar Klammern die er fand und begann, die einzelnen Strähnen zu flechten, dann zu bündeln und einfach hochzustecken.

Etwas besseres fiel ihm jetzt nicht ein, außerdem war er selbst müde und hungrig. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er endlich mit der Frisur fertig war, die ihm fast den letzten Nerv gekostet hatte und nicht einmal gut aussah. Sie war nichts im Gegensatz zu der kunstvollen Frisur, die der Junge zuvor noch gehabt hatte, doch es ging so oder eben gar nicht.

Er wollte Laurin zudecken, doch da fiel ihm die Verletzung wieder ein. Das Haarzeug wieder zurück ins Bad bringend holte er einige dünne Handtücher, tränkte sie mit Wasser so dass sie feucht waren und wickelte diese um die Oberschenkel, seinen Blick immer Starr auf die Tücher gerichtet haltend. Anschließend wollte er den Kleinen zudecken, doch dieser verzog das Gesicht und schob die Decke immer wieder irgendwie im Schlaf reflexartig von seinen Beinen hinunter.

Aber so konnte Laurin doch nicht liegen bleiben! Schließlich entschied sich Ascon dafür, die Decke einfach quer über den schmalen Körper zu legen, so dass die Verletzungen davon nicht berührt wurden, er aber wenigstens etwas gewärmt wurde.

An die viel zu weiche Matratze dachte er gar nicht mehr. Seine Pflicht war hiermit erfüllt und er würde sich wohl sofort aufs Ohr hauen, denn hinter seinen Schläfen pochte es immer noch unangenehm, obwohl ihm der Kleine schon irgendwie geholfen hatte, wie es schien. Es war nämlich erträglicher geworden.
 

~*~*~*~
 

Nach dem anstrengenden Tag auf der Brücke und einigen technischen Dingen, die mit den Spacehounds noch geklärt werden mussten, kehrte Ascon ausgelaugt und mit wieder stärkeren Kopfschmerzen auf sein Zimmer zurück. Vorhin war er gar nicht dazu gekommen, etwas gegen das Pochen in seinem Schädel zu nehmen, weil ihn Anarel, sein Navigator per Funk auf die Brücke beordert hatte.

In der Tat war seine Anwesenheit dort wichtig gewesen, denn es galt zu entscheiden ein Meteoritenfeld zu durch- oder umfliegen. Die Entscheidung hatte er treffen müssen und da er schon immer für Herausforderungen war und das Feld nicht wirklich gefährlich eingeschätzt hatte, hatten sie auf seinen Befehl den Mittelweg gewählt.

Leider waren die riesigen Brocken immer dichter geworden, sodass sie letzten Endes nur durchgekommen waren, weil sie sich den Weg freigeschossen hatten.

In gewisser Weise war es für seine Leute eine gute Übung für den Notfall, versuchte Ascon das Positive in dem Geschehenen zu sehen. Aber unglücklicherweise hatten sie auch einige Treffer von kleineren Steinen einstecken müssen, die nach dem Zerschießen auf der Außenhaut des Schiffes zerschellt waren. Es war nicht unbedingt schlimm, doch die Schäden mussten schnellstens behoben werden, weil bei dem eventuellen Angriff einer feindlichen Rasse solche Kleinigkeiten zum Verhängnis werden konnten.

Im Badezimmer angekommen, griff er nach ein paar giftig grün schimmernden Kapseln und nahm zwei davon mit einem Schluck Wasser ein. Irgendein Kräuterzeugs sollte da seine Wirkung tun, aber ihm war egal was für Bestandteile drin waren. Hauptsache es half.

Danach holte er sich eine Essenskapsel, obwohl er noch gar keinen Hunger hatte. Da er jedoch den ganzen Tag noch nicht wirklich etwas zu sich genommen hatte, zwang er sich dazu ein paar Bissen von seinem Fleischbrötchen herunter zu würgen.

Während er sich ab und zu ein Stück abriss und es sich in den Mund steckte, legte er den Umhang ab und öffnete den Kragen des schwarzen Hemdes etwas, sodass ein Teil seines Oberkörpers hervorschimmerte.

Er wollte sich gerade auf sein Bett setzten, als ihm Laurin plötzlich wieder in den Sinn kam und seine Gedanken beanspruchte.

»Stimmt ja, nach dem muss ich auch noch sehen«, murmelte Ascon in seinen nicht vorhandenen Bart, bevor er sich auf den Weg in das Zimmer nebenan machte. Außerdem fiel ihm ein, hatte der Kleine auch noch nichts gegessen. Nach dessen wunden Innenschenkeln musste er ebenfalls noch sehen und die Vorstellung an den zierlichen und zarten Körper gefiel ihm im Moment überhaupt nicht. Trotzdem... er hatte Laurin versprochen, sich um ihn zu kümmern und seine Versprechen hielt er immer.
 

Der Kleine war inzwischen aufgewacht und hatte sich verwirrt in "seinem" Zimmer wieder gefunden. Eine ganze Weile lang blieb er liegen, bis sich seine Gedanken langsam wieder einschalteten. Er richtete sich auf und spürte sofort, dass er ziemlich schwach war. Vielleicht hätte er gestern bei Ascon nicht so viel seiner eigenen Energie verbrauchen sollen, da er sowieso schon geschwächt gewesen war... Er wunderte sich sowieso, weshalb er sich so rasch wieder an alles erinnern konnte, normalerweise ging das nicht so schnell und er musste sich erst wieder zurecht finden.

Vorsichtig schlug er die Decke beiseite und sah die Tücher auf seinen Oberschenkeln, die inzwischen schon staubtrocken waren. Er erkannte deren Sinn nicht ganz und wickelte sie so schnell es ging ab, wimmerte aber leise dabei, weil es weh tat.

Als er sich die Rötung ansah musste er feststellen, dass sich seine Haut an einigen Stellen gelöst hatte und noch immer war es rot. Vorsichtig stand er auf und biss sich auf die Lippe als er jeden Muskel seines Rückens spürte. Verdammt, er hatte schon wieder auf diesem ekligen weichen Ding geschlafen, wenn er das öfter tat würde von seinem Rücken bald nichts mehr übrig sein!

Seufzend tapste Laurin in das Bad, wo er nun schon geübter das Licht anschaltete und nach kurzem Überlegen in das komische kleine Becken stieg, wo ebenfalls laufendes Wasser heraus kam wie er nach einer kurzen Überprüfung herausgefunden hatte.

Er stellte es an und verrenkte sich etwas, um seine Beine mit dem eiskalten Wasser zu kühlen. Genießend schloss er die Augen, bis er sie wieder öffnete und ein komisches schwarzes Ding an einer Kette erkannte, das offensichtlich zu dem Loch in dem Becken gehörte. Neugierig steckte er es hinein und bemerkte, dass sein Körper noch immer zitterte.

Er würde sich jetzt wohl noch eine ganze Zeit lang ausruhen müssen... Überrascht stellte er fest, dass das Wasser nun nicht mehr verschwand, sondern in dem Becken blieb und er ließ es zur Hälfte mit eiskaltem Wasser voll laufen.

Dann regelte er seine Körpertemperatur herab und glitt mit seinem Unterkörper ganz hinein, spreizte seine Beine weit, so dass möglichst an alle geschundenen Hautstellen das eiskalte Nass herankommen konnte. Gleichzeitig sah er den Spiegel und runzelte die Stirn, als er seine "Frisur" das erste Mal so richtig wahrnahm. Wer hatte das denn fabriziert, das sah ja schrecklich aus!

Er verdrehte die Augen und sah sich lieber nicht mehr an. Naja, das würde er nachher in Ordnung bringen, aber erst einmal würde er in diesem arktisch kalten Wasser eine Weile bleiben, wobei er hoffte, dass seine Beine möglichst schnell wieder heilten. Da er so rum lag, dass er die Tür sehen konnte, schloss er die Augen und genoss es sichtlich. Seine Haut schimmerte leicht aus einer Mischung von Silber und hellblau, doch ihm war nicht kalt, es war sehr angenehm. So blieb er ruhig liegen, die Augen geschlossen und der Atem ganz langsam gehend. Die dennoch langen Haare hatte er einfach über den Beckenrand geworfen, so dass sie nicht nass wurden und womöglich noch verfitzten.
 

Inzwischen war Ascon in Laurins Räumlichkeiten angelangt, hielt jedoch diesmal den Blick gesenkt und schaute nur ganz vorsichtig auf, um sich nicht noch einmal so einen Schock einzuhandeln, wie bei seinem letzten Besuch.

Aber ganz gegen seine Erwartungen befand sich Laurin nicht mehr in seinem Bett. Suchend schaute Ascon sich um. Vielleicht hatte der Kleine sich ja wieder in eine Ecke gelegt, weil er das Bett nicht mochte? Doch er konnte ihn nirgendwo entdecken. Blieb also nur noch das Badezimmer übrig.

Mit zwei großen Schritten war Ascon an der Tür, die nur leicht angelehnt war, sodass man durch einen winzigen Spalt hindurch sehen konnte. Dennoch drückte Ascon die Tür vorsichtig auf und ein in der Badewanne sitzender und entspannter Silberschopf kam zum Vorschein.

So so... Hatte Laurin sich doch an das Badebecken heran gewagt, stellte er erfreut fest. Möglicherweise gewöhnte der Junge sich doch schneller an sein neues zu Hause, als er vorher vermutet hatte.

Leise ging er zus Wanne und setzte sich ebenso lautlos auf den Rand, während er das zarte Gesicht des Jungen eingehend musterte.

Die Augen, die mit den langen, hellen Wimpern besetzt waren, waren sanft geschlossen und der gesamte Gesichtsausdruck war entspannt und friedlich, wie er ihn bisher selten zu Gesicht bekommen hatte. Probehalber hielt er einen Finger in das Wasser und zuckte zurück, wobei er den Kleinen ungläubig anstarrte. Das Wasser war ja eiskalt, er würde sich da drinnen den Tod holen! Erst jetzt bemerkte der Dunkelhaarige, dass die Haut des Jungen schon bläulich schimmerte, außer an den lädierten Oberschenkeln... Moment mal, wo bitte sah er da schon wieder hin?!

Er redete sich ein, dass er nur nach den Verletzungen hatte sehen wollen, die Erschreckenderweise noch schlimmer aussahen als zuvor. Laurin musste raus aus dem Wasser, sonst wurde er noch ernsthaft krank! Wie war er überhaupt auf die Idee gekommen, hatte er den Hebel nicht auf "warm" gestellt oder wusste er nicht, wie es ging?

Entschlossen griff er Laurin unter die Arme, um ihn aus dem eisigen Wasser heraus zu heben. Er wollte nicht, dass er sich erkältete und das würde er seiner Meinung nach, wenn er noch länger darin verweilte.

Der Kleine schreckte aus seinem leichten Schlaf, als er die Berührungen spürte. Er wollte nicht raus aus dem Wasser, was sollte das?! Verwirrt blickte er Ascon an und schluckte, dann sagte er leise:

»Ich... ich will nicht raus, bitte... Es ist angenehm... und hilft mir...«

Der Mann war bei der kalten Haut beinahe zurückgezuckt und hätte Laurin um ein Haar fallen gelassen. Dieser klammerte sich jedoch erschrocken an ihm fest, wollte er doch nicht auf den harten Beckenrand knallen.

Dabei schlang er die Arme um den Hals des anderen und als er sein Gesicht drehte war er ganz erschrocken! Ascon war so nahe, dass er seinen Atem schon spüren konnte! Verwirrt legte er den Kopf schief und spürte sein Herz ganz schnell schlagen. Wieso fühlte er sich gerade so komisch?! Dieses Gefühl kannte er überhaupt nicht und es machte ihn unsicher... Er öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment näherte sich das Gesicht des anderen dem Seinen und er schloss die Augen.
 

Ende Teil 3
 

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SusyCute x desertdevil6

10/20/06
 

(1) LD 3 steht für das Ladedeck 3, auf welchem sich der Hangar mit dem Handelsshiff befindet.

Autoren: SusyCute x desertdevil6
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 4/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Kommentar: Es ist nicht einfach eine Story gemeinsam zu schreiben, vor allem nicht, wenn man zweihundert Kilometer voneinander entfernt studiert oder zur Schule geht. Und wenn dann bei einem das Internet auch noch nicht funktioniert ist das echt zu Haare raufen. (Ja, sowas gib´s in der heutigen Zeit, wo wir sogar schon Gentechnik und veränderte Schafe haben auch noch!!)
 

Disclaimer: alles gediebt von unserer Fantasie
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin
 

Lost in your eyes IV
 


 

Ascon war wie zu Eis erstarrt, als der Kleinere die Arme um seinen Nacken schlang. Vor Überraschung setzte sein Herz einen Takt aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit seine Tätigkeit wieder aufnahm.

Verwirrung breitete sich in ihm aus. So etwas war ihm noch nie passiert. Sein Körper reagierte bereits nach kurzer Zeit in momentan nicht gerade angebrachter Weise auf den Jungen.

Angespannt sah er in die erschrockenen Augen des Kleineren, näherte sich wie magisch angezogen den feinen Zügen und spürte plötzlich ein Verlangen in sich aufsteigen, das seinesgleichen suchte. Die halb geöffneten Lippen schimmerten rosig und schienen ihn förmlich zum Küssen einzuladen. Auf den zarten Wangen lag ein sanfter Rotschimmer und bei dem unschuldigen Blick, mit dem Laurin ihn ansah, beschleunigte sich sein Atem augenblicklich. Ascon verstand es nicht, doch er war es leid darüber nachzudenken. Denken würde ihn jetzt sowieso nicht weiter bringen, sagte er sich und deshalb näherte er sich langsam den einladenden Lippen des Kleineren, der zögernd die Lider senkte.

Für Ascon existierte in diesen Sekunden nur der zierliche Junge in seinen Armen. Der Anblick des anderen hielt ihn gefangen, sodass er alles um sich herum ausblendete und sich nur noch auf die Eindrücke und Empfindungen konzentrierte, die sein Körper ihm sandte.

Nur noch wenige Millimeter trennten sie voneinander. Ascon konnte sogar schon den warmen Atem des Silberhaarigen auf seiner Haut spüren, der ihn förmlich elektrisierte und kleine erregende Stromstöße durch seine Adern jagte. Er war kurz davor seinen kleinen Gefangenen zu küssen, als sich plötzlich mit einem Mal sein Denken wieder einschaltete und vor den Konsequenzen warnte, die diese Berührung für sie beide haben konnte.

Wie als hätte er sich verbrannt zuckte der Schwarzhaarige zurück. Zwar hielt er Laurin immer noch fest, sodass der Kleinere nicht stürzen konnte und sich womöglich noch verletzte. Doch sowie Laurin sich nach dem Schrecken erholte, den Ascon ihm eingejagt hatte, löste er sich von dem Größeren und ließ sich wieder zurück in das kühlende Wasser gleiten.

Der Junge war vollkommen verwirrt und wagte nicht mehr, aufzusehen. Als er spürte wie er zu zittern begann, senkte er seine Körpertemperatur, die in den letzten Sekunden enorm gestiegen sein musste, wieder so schnell wie möglich herab und schloss die Augen halb, während er nicht wagte, sich zu rühren. Der Mann hatte ihn gerade doch tatsächlich küssen wollen! Er konnte es kaum glauben, denn mit allem hätte er gerechnet, nur damit nicht... Nicht bei Ascons so abweisender und kaum nähesuchender Art und Weise. Eigentlich bedauerte er es, dass der Mann sich nicht hatte dazu durchringen können, doch andererseits war er auch froh darüber. Die ganze Zeit schwieg er und wagte nicht aufzusehen und dem Blick des Dunkelhaarigen zu begegnen. Sein Herz und seine Atmung beruhigten sich zum Glück relativ schnell und schon bald sah er wieder so aus wie zuvor, als Ascon das Badezimmer betreten hatte. Nur dass statt der vorher friedlichen Stimmung nun eher eine angespannte Stille herrschte, die offenbar keiner der beiden wagte zu unterbrechen.

Krampfhaft ballte Ascon die Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten und seine innere Unruhe wieder spiegelten. Er musste sich unbedingt besser unter Kontrolle halten, sonst konnte so einiges schief gehen. Das eben war der beste Beweis dafür, dass er sich zu sehr von dem silberhaarigen, zarten Jungen hinreißen ließ. Und das konnte ihm zum Verhängnis werden. Abwechselnd spannte und entspannte er seine Fäuste, während es in seinen Gedanken fieberhaft arbeitete.

Besser wäre es, wenn er so wenig Kontakt wie möglich zu dem Kleineren hatte, doch dann brach er sein Versprechen, was er auch nicht wollte. Andererseits gewährleistete er auf diese Weise wenigstens dessen Wohlergehen, weil er nicht wusste, wie er das nächste Mal in einer derartigen Situation regieren würde.

Und auch wenn er es vor dem Jüngeren jetzt noch nicht offen zugeben würde, lag er ihm bereits nach den zwei Tagen, die sie mehr oder weniger miteinander verbracht hatten sehr am Herzen.

Nachdrücklich presste er die Lippen aufeinander und fasste den Entschluss nur noch das Nötigste mit dem Silberhaarigen zusammen zu unternehmen. Sicherlich verletzte es den Jungen, aber er konnte ihn nicht so einem hohen Risiko aussetzten. Ascon war auch klar, dass er sein Versprechen in gewisser Weise nicht einhielt, aber die Enttäuschung des Kleineren war ein vergleichsweise geringer Preis im Gegensatz zu seinem Leben. Das sah der Junge bestimmt ein.

Einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis, das er mit sich ausgehandelt hatte, wandte er sich wieder dem anderen zu, welcher erneut in das eisige Wasser gesunken war. Bedenklich schüttelte Ascon den Kopf, doch er sagte nichts. Wieso auch? Der Junge machte sowieso was er wollte und wenn es ihm half...

»Übertreib es nicht«, meinte er schließlich kurz angebunden und drehte sich um, weil ihm bei Laurins Anblick bereits wieder seine Fassung und Gelassenheit zu entgleiten drohte. Dann war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden und begab sich in sein eigenes.

Laurin, dem die Stille langsam aber sicher auf die Nerven gegangen war, weil er es einfach nicht aushielt wenn so eine Spannung im Raum herrschte, hatte ab und an scheu zur Seite geschielt und den Größeren unauffällig beobachtet. Die Anspannung in dessen Händen war ihm nicht entgangen, und er kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum. Dabei wagte er nicht, irgendetwas zu sagen oder sich zu rühren, blickte nur stumm auf das klare Wasser in dem sich das Licht spiegelte und betrachtete es gedankenverloren. Dabei war er irgendwann so tief in Gedanken versunken, dass er zusammenzuckte und sein Herz zwei Takte lang aussetzte, als Ascon den Kopf schüttelte, plötzlich drei Worte sprach und dann wie ins Nichts verschwunden war, so schnell hatte Laurin gar nicht gucken können wie der andere weg gewesen war. Verwirrt sah er ihm hinterher und zweifelte schon an sich selbst, wäre da nicht dieser Geruch gewesen, der den Schwarzhaarigen andauernd umgab und den der Hellhaarige unheimlich gern mochte und den bildete er sich garantiert nicht ein.

Unsicher blieb er noch eine ganze Weile in dem eiskalten Wasser, bis seine Schenkel endlich nicht mehr schmerzten und die Rötung etwas nachgelassen hatte. Der Kleine rieb über die geschundene Haut, um die abgehenden Teilchen zu beseitigen, dann stand er vorsichtig auf und griff nach einem großen Tuch, das er tatsächlich doch von der Funktion her kannte. Er trocknete sich ab, hängte das feuchte Handtuch dann auf und tapste zurück in das Zimmer, nachdem er das Wasser wieder abgelassen hatte. Nun fühlte er sich vollkommen wohl und erfrischt, außer dass sich sein Rücken noch immer zu Wort meldete, doch das war erstmal egal. Der Dunkelhaarige war nicht mehr hier, also konnte er auch nackt rumlaufen, wie er es nach einem Bad eigentlich gewohnt war. Seine Körpertemperatur behielt er dennoch so gesenkt bei, erstens, weil es ihm gut tat und zweitens, weil er so seine Energiereserven etwas schonte und somit konnte er schneller wieder zu Kräften kommen ohne sich lange regungslos auszuruhen und regenerieren zu müssen, das war praktisch.

Den bunten Kleidungsstapel erblickend hielt er darauf zu und durchsah ihn erneut, bis er etwas hellblaues fand, das seine Augen sowie seine Figur unbewusst betonte und ihm auch vom Schnitt und Material her gefiel. Es war zwar nicht so fein wie der Stoff, den sie in seiner Heimat herstellten, aber immerhin besser als weiterhin dieses kratzige, viel zu große Zeug zu tragen, das ihm weh tat. Er griff sich das, was offensichtlich das Unterteil war und zog es an. Es saß perfekt und kratzte auch nirgendwo, wobei es ziemlich weit war und unten wieder zusammen lief. Da er mit der Unterwäsche nichts anfangen konnte, die für ihn einfach viel zu kurze und kleine Kleidungsstücke darstellte, die er nicht kannte, schob er sie einfach beiseite, um das passende Oberteil zu suchen.

Dieses reichte ihm bis zur Hüfte, musste aber wohl so sein, denn es saß ebenfalls wie angegossen, als er sich endlich darin zurecht gefunden hatte. Er schlüpfte in die langen, an den Ellenbogen weit auslaufenden und am Ende spitz zulaufenden Ärmeln und schnürte es vorne so gut es ging zu. Zufrieden mit sich und der Welt tapste er auf nackten Füßen zurück ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Ach ja, diese Frisur musste er ja auch noch so schnell wie möglich unschädlich machen.

Nun, da er sich hier ein bisschen besser auskannte und auch neugieriger wurde, öffnete er ein Ding was vorne einen Knopf hatte und fand darin doch tatsächlich so etwas wie eine Haarbürste. Sofort löste er die Frisur und verbrachte einige Stunden damit, vor dem Spiegel zu sitzen und sich die langen, silbernen Haare so lange zu kämmen, bis sie wieder glänzten und im Dunkeln wie ein Wegweiser leuchteten. Dann begann er, die kunstvolle Frisur zu flechten und zu stecken, für die er ebenfalls einige Stunden benötigte, aber er hatte ja Zeit... Ascon hatte nicht so ausgesehen als würde er bald wieder auftauchen, und Laurin fand es etwas traurig, doch er würde daran wohl nichts ändern können. Andererseits war er auch froh darüber, so hatte er wenigstens Zeit für seine Haare, die schon genug gelitten hatten in der letzten Zeit.

Nachdem der Kleine im Bad fertig war überlegte er, wo er es sich gemütlich machen konnte. Das "Bett" war doof, doch er sollte das weiche Ding ja drauf lassen... auf dem Boden sollte er auch nicht liegen... wo bitte sollte er dann schlafen oder sich ausruhen? Moment mal, was hieß hier überhaupt sollte? Der Mann hatte ihm ja eigentlich gar nicht zu befehlen, wie er zu schlafen hatte, kannte er die Sitten und Gebräuche von ihm doch überhaupt nicht! Mit diesem Gedanken im Kopf griff sich der Junge erneut die Decke und schleifte sie über den Boden bis zu seiner Lieblingsecke, in der er schon einmal schön geschlafen hatte. Dort kuschelte er sich zusammen, seufzte wohlig und fühlte sich fast rundherum wohl. Er war frisch gebadet, seine Schenkel taten nicht mehr weh und seine Haare waren wieder in Ordnung. Fehlte nur noch jemand, der lieb zu ihm war und ihm Gesellschaft leistete...

Mehrere Tage vergingen, in denen Ascon sich konsequent von dem anderen Zimmer fern hielt. Zwar war es für ihn seltsam gewesen immer wissentlich an Laurins Unterkunft vorbei zu gehen, da seine eigene sich ja genau daneben befand, aber letzten Endes hatte er sich nicht durchringen können den anderen Raum zu betreten. Stattdessen hatte er einen anderen Telemnar geschickt, der sich um die Bedürfnisse des Jungen kümmern sollte. So richtig gefiel ihm diese Lösung nicht, aber damit wollte er sich jetzt nicht schon wieder auseinander setzen. Etliche Male hatte er sich nun schon Gedanken darüber gemacht, hatte hin und her überlegt, wie er sein Versprechen einhalten und gleichzeitig für den anderen da sein konnte. Doch nie war er auf einen grünen Zweig gekommen, weshalb er es schließlich aufgab.

Mit verbissenem Gesichtsausdruck saß Ascon nun auf der Brücke an einem Steuerpult und betrachtete die vorbei ziehenden Sterne durch die vordere Fensterfront. Obwohl er es nicht wollte, grübelte er erneut über das Thema Laurin nach, welches er sich bereits schon mehrere Male selbst verboten und es als Tabuzone deklariert hatte. Aber es half nichts!

Der Junge geisterte unentwegt durch seinen Kopf und erkämpfte sich immer mehr Platz darin. Frustriert schnaubte Ascon, sodass ihm seine Leute nur verwunderte Blicke zuwarfen. Böse funkelte er zurück.

»Konzentriert euch gefälligst!«, schnauzte er ungehalten und sofort wandte sich jeder wieder seiner Arbeit zu. Innerlich ärgerte er sich jedoch darüber, seine Gereiztheit an der Crew aus zu lassen. Normalerweise tat er so etwas nicht, weil er es als nicht besonders gut für das Arbeitsklima ansah und sich auch auf andere Weise Respekt verschaffen konnte, als durch das Anblaffen seiner Mannschaft.

Heute war ihm jedoch danach. Daran konnte er ebenfalls nichts ändern und die anderen würden sich damit abfinden müssen! So einfach war das, dachte er eigensinnig und eine Spur arrogant. Schließlich war er der Käptain auf dem Schiff. Demzufolge konnte er es sich leisten einmal schlecht gelaunt zu sein.

Der Bericht des jungen auszubildenden Mechanikers, den er vor drei Tagen zusammen gestaucht hatte, lag in seinem Zimmer. Eigentlich hatte er den noch durchsehen wollen. Leicht genervt seufzte Ascon auf. Ja, das musste er unbedingt noch machen. Seine Leute erledigten ihre Arbeit auch zufriedenstellend... Jedenfalls meistens und er musste mit gutem Beispiel voran gehen. Deswegen erhob er sich von seinem Platz.

»Anarel?« Suchend sah er sich nach dem Braunhaarigen um, der an einem anderen Nebensteuerpult stand und winkte ihn zu sich, als dieser fragend in seine Richtung schaute. Aufmerksam stellte er sich neben Ascon und wartete.

»Übernimm du bitte wieder die Hauptsteuerung. Ich muss noch einige Berichte und Unterlagen auswerten. Bis morgen früh habe ich die genau Flugroute festgelegt. Solange bleiben wir auf diesem Kurs.«

»Ja, Käptain, wie ihr befielt.« Geflissentlich nickte der Jüngere und bekam dafür sogar ein unmerkliches Lächeln von Ascon geschenkt.

»Gut. Sollte nichts mehr sein, kannst du auch auf Autopilot stellen. Aber vergiss nicht dann das Level-2-Schutzschild zu aktivieren.«

Erneut nickte der Braunhaarige. Natürlich hätte er all diese Sachen auch ohne die Anweisung seines Vorgesetzten erledigt. Doch er sagte nichts dazu und nahm es einfach so hin.

Zufrieden, keine Widerworte von dem anderen zu hören, verließ der Schwarzhaarige schlussendlich die Brücke. Flüchtig schaute er auf das breite Gerät, welches sich an seinem rechten Unterarm befand und das unter anderem auch die Zeit anzeigte. Kurz vor Mitternacht, stellte er überrascht fest, denn sonst besaß er ein ausgezeichnetes Zeitgefühl. Aber an seinem ganzen psychischen Durcheinander war nur eine Person schuld...

Wo er wieder beim Thema war.

Die freundliche Computerstimme hieß ihn auf seinem Deck willkommen und Ascon überlegte, ob er nicht vielleicht doch einmal bei Laurin vorbei schauen sollte. Bestimmt schlief der Kleinere schon, sodass er es nicht bemerken würde, wenn jemand in den Raum trat. Somit bestand ja dann auch keine Gefahr für ihn, was Ascon seine Entscheidung erleichterte.

Laurin hatte die ganze Zeit lang mehr oder weniger vor sich hin vegetiert. Jetzt, wo Ascon nicht mehr kam, zog er sich erneut wieder in sich zurück und vermisste seine Heimat schrecklich. Den fremden Mann, der einen Tag plötzlich in seiner Tür gestanden hatte, hatte er eiskalt abserviert und komplett ignoriert. Obwohl er ein wenig Angst vor ihm hatte weil er fremde Leute um sich herum hasste, hatte er ihm nur einen Blick zugeworfen und nie wieder beachtet, egal, was er auch gesagt hatte. Zufrieden hatte der Junge festgestellt, dass ihn der Mann nach dem zweiten Tag endlich in Ruhe ließ. Aber dennoch war ihm schrecklich langweilig. Er hatte nichts zu tun, absolut gar nicht, und nachdem er drei Tage lang ununterbrochen seine Haare gepflegt hatte, hatte er es irgendwann aufgeben müssen weil es nichts mehr zu pflegen gab. Und somit war die schöne Zeitbeschäftigung weg und dem Kleinen wieder schrecklich langweilig. Er hatte es aufgegeben zu hoffen, dass Ascon noch kommen würde, also hatte er kurzentschlossen die Ecke zu seinem neuen Schlafplatz degradiert und sich keinen Deut darum geschert, sich nicht auszuziehen wenn er schlief, was er ja normalerweise sonst auch nie tat. Ascon schien ja nicht mehr da zu sein um ihm seine Verhaltensweisen zu verbieten, also was sollte es? Wenn er hier schon gefangen und eingesperrt sein musste, dann konnte er ja auch wenigstens seinen Instinkten nachgehen. Also lag er auch jetzt wie die letzten Tage nackt auf der Decke und hatte sich zusammen gerollt. Das war das einzige, was er derzeit noch tat um sich wohl zu fühlen, alles andere half nicht. Doch Schlafen konnte er deshalb schon lange nicht mehr und weil sein Zeitgefühl hier ja schon von Anfang an weg war, scherte er sich auch nicht darum ob es noch früh oder schon abends war. Das ging ihn ja auch nichts an und interessierte ihn auch nicht wirklich. Er hatte sich letzten Endes mit der Situation abgefunden, was aber nicht hieß, dass er nichts dafür tun würde um wieder zurück in seine Heimat zu kommen.

Also war er auch jetzt zusammen gerollt auf der Decke. Das Licht hatte er die ganzen Tage ausgelassen, um seine Augen zu schonen und gleichzeitig zu verbessern, da er auch im Dunkeln sehr gut sehen konnte. Dennoch schimmerten seine Haare fast so hell wie der Mond. Ganz still lag er da und achtete nicht auf die Zeit, die verstrich, sonst war ihm nur wieder langweilig. Irgendwann begann er leise und für sich selbst mit seiner glockenhellen, klaren Stimme, eine wunderschöne Melodie zu summen, die ihm neue Kraft gab und ihn gleichzeitig beruhigte. Gegessen hatte er nur ab und an mal, er mochte diese Kapseln nicht und konnte durchaus einige Wochen lang ohne Nahrung auskommen wenn er dabei genug trank, und das tat er. Auf´s Klo gehen musste er nicht, sein Körper verwertete wirklich alles an Nahrung wieder, es sei denn, er aß wirklich etwas fremdartiges, aber ansonsten gehörte er zu der reinlichsten Rasse, die es wohl gab. Jedenfalls hatte er nicht viel gemacht und sich auch nicht sonderlich viel bewegt. Er war nur todgelangweilt und hatte sich vorgenommen, sich bei Ascon zu beschweren, der ihm nicht einmal Bücher oder so etwas gegeben hatte! Andererseits erinnerte er sich aber noch zu gut an die miese Stimmung des anderen, und der wollte er lieber nicht noch mal ausgesetzt werden, da er ein sehr harmonielebendes Wesen war.

Laurin hob den Kopf und hörte augenblicklich auf zu summen, als er draußen Schritte hörte, die offenbar vor seiner Tür stoppten. Kam dieser fremde Kerl schon wieder?! Na der konnte was erleben! Wenn er ihm noch mal auf die Nerven ging, würde er ihm einen eiskalten Finger auf die Stirn legen und ihn bewusstlos machen, um ihn dann endlich loszuwerden!

Zögernd stand Ascon vor dem Zimmer und rang immer noch mit sich. Sollte er nun eintreten, oder sollte er nicht? Ärgerlich über seine Unentschlossenheit, knirschte er wieder mit den Zähnen. Vor einer Minute war er sich doch sicher gewesen, nur einmal kurz rein zu schauen und jetzt?

Ungehalten wischte er alle Bedenken bei Seite und öffnete endlich die Tür. Langsam trat er in den dunklen Raum, griff schon automatisch zu dem Lichtschalter, ehe er sich um entschied. Nachher wurde Laurin noch wach, nur weil er das Licht angeschaltet hatte. Ihm machte es nichts aus, denn er konnte auch hervorragend in absoluter Finsternis sehen.

Als die Tür lautlos hinter ihm zugeglitten war, durchmaß Ascon den Raum mit Blicken, wobei er feststellte, dass der Kleinere wieder nicht in seinem Bett schlief, sondern wie zu Anfang auf dem Boden, was wieder Ärger in ihm aufsteigen ließ! Hatte er sich nicht deutlich genug ausgedrückt, oder musste er seinen Befehlen seit Neuem mehr Nachdruck verleihen?

Selbst wenn Laurin das Bett unbequem fand, so hätte er sich wenigstens an ihn wenden können und dann wäre schon eine Lösung gefunden worden. Aber dieses freche Trotzen ging ihm eindeutig gegen den Strich. Der Bengel tanzte ihm auf der Nase herum und das war etwas, was er sich nicht gefallen ließ.

Abermals knirschte er mit den Zähnen, während er bedächtig auf den Jungen zuging, der sich mit einer Decke und dem Kissen gemütlich in der Ecke zusammen gerollt hatte. Die feinen Haare erleuchteten den dunklen Raum mit ihrem ätherischen Strahlen und verliehen der sowieso schon blassen Haut des Jungen einen vornehmen Glanz.

Seufzend strich sich Ascon durch die Haare und wandte seinen Blick ab.

Okay... vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen nach Laurin zu schauen. Es war ein Fehler, gestand der Schwarzhaarige sich ein, weil sich bei dem Anblick des Jungen sein Missfallen und sein Verdruss sofort verflüchtigt hatten. Ein bisschen war es auch seine Schuld, denn der Silberhaarige hatte ja gesagt, dass er auf dem Bett nicht schlafen konnte und er hatte sich lediglich nicht darum gekümmert. Trotzdem würde er Laurin eine Strafe zukommen lassen, denn seine Autorität stellte niemand in Frage.

Nach einer Weile, die er den anscheinend schlafenden Jungen betrachtet hatte, drehte er sich wieder auf dem Absatz um, weil er den Kleineren nicht doch noch aus seinen Träumen reißen wollte.

Laurin hatte sich schlafend gestellt weil er davon ausgegangen war, dass der Fremde wieder in sein Zimmer kam. Aus einem Auge hatte er die Gestalt beobachtet die das Zimmer lautlos betreten hatte und sich gewundert, als er Ascon erkannte. Bequemte er sich also doch noch mal zu ihm? Das wunderte ihn, aber gleichzeitig freute er sich auch, zeigte es doch, dass er dem Mann wohl doch nicht ganz egal war. Dennoch... er hätte sich wenigstens schon mal etwas früher blicken lassen können, dann wäre ihm wahrscheinlich viel Langeweile erspart geblieben... Naja, aber er war froh, dass der Dunkelhaarige überhaupt gekommen war und er hatte gerade beschlossen, sein sich schlafen stellen aufzugeben als der Mann sich plötzlich umwandte und gehen wollte. Der Hellhaarige richtete sich auf, öffnete die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Dann streckte er sich ausgiebig und musterte den anderen, während er überlegte, was er sagen sollte, immerhin wollte er Ascon nicht schon wieder verärgern, wo dieser nun schon endlich mal da war. Er wollte es nicht zugeben, aber irgendwie hatte er den anderen sehr vermisst, der Ausflug durch dieses "Schiff" war zwar anstrengend, aber auch interessant gewesen und Laurin hatte sehr bedauert, dass sie das nicht öfter gemacht hatten. Noch immer wusste er nicht, was den Mann vor einer Zeit, die ihm wie eine Woche vorkam im Bad geritten hatte und was so schlimm an der Situation gewesen war, dass er gleich aus dem Bad hatte stürmen müssen...

»Wieso seid Ihr hier?«, fragte der Kleine mit leiser Stimme schließlich gerade heraus höflich und taxierte den Mann mit seinen Blicken aus mitternachtsblauen, großen Augen. Diese Frage hatte er sich eben die ganze Zeit gestellt und er wollte eine Antwort darauf wissen, immerhin hatte Ascon es nicht für nötig gehalten, in die gesamten vergangenen und stinklangweiligen Tage zu besuchen, dabei musste man sich doch um seine Gefangenen kümmern... Und wieso war er inzwischen wieder so abweisend zu ihm? Er hatte ihm doch überhaupt nichts getan, und dabei hatte der Junge noch gedacht, es würde endlich bergauf gehen...

Gerade war er an der Tür angelangt, als er die leise, melodische Stimme in seinem Rücken wahrnahm und einen Augenblick unmerklich erstarrte, bevor er sich wieder entspannte. Zögernd wandte er sich erneut Laurin zu, nur das dieser diesmal aufrecht saß und ihn aus großen, blauen Augen fragend anblickte.

Daraufhin verschränkte Ascon die Arme vor der Brust und starrte mit verkniffenen Mundwinkeln zurück, was deutlich sein Missfallen über das Verhalten des Jungen ausdrückte. Ihm lag schon eine böse Antwort auf der Zunge, die er dem Kleineren auf seine Frage geben wollte, doch er hielt sich zurück. Wenn er wütend, oder gereizt war, sagte er nämlich meistens Dinge, die er gar nicht so meinte und später bereute. Deswegen bemühte er sich bei ernsthaften und manchmal auch etwas hitzigen Diskussionen stets um einen kühlen Kopf und um Objektivität...

Davon konnte er bei Laurin jedoch nur träumen.

»Ich bin hier, weil ich nur sehen wollte, ob alles in Ordnung ist und gehe auch gleich wieder«, erklärte er in unterkühltem Tonfall, behielt den Blickkontakt aber bei.

Huh, da hatte aber jemand erneut aus irgendeinem Grund schlechte Laune... Laurin, der versuchte, das nicht auf sich zu beziehen kuschelte sich in die Decke ein auf der er normalerweise nur lag, weil er mitbekommen hatte, dass er noch nackt war und es war wohl besser, wenn Ascon das nicht mitbekam. Es wunderte ihn ja schon, dass er nichts dazu sagte, dass er wieder in der Ecke auf dem Boden schlief... Er strich sich einige helle Haarsträhnen aus dem Gesicht und wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er hätte sich ja denken können, dass Ascon wieder so drauf sein würde, wäre ja auch zu schön um wahr zu sein wenn das mal anders gewesen wäre... Aus diesem Grund war er unsicher, wie er nun antworten sollte, denn wenn Ascon nun schon einmal da war, wollte er sich auch mit ihm unterhalten. Dass dieser eigentlich gehen wollte ignorierte er gekonnt.

Der Kleine überlegte eine ganze Weile und blieb dabei still sitzen, bis er schließlich den Blick senkte und auf den Boden starrte während er leise und schluckend fragte: »Habt... habt Ihr das die vergangenen Tage... auch gemacht?«

Wenn ja, dann konnte er dem Dunkelhaarigen ja noch einmal verzeihen, obwohl ihm der Gedanke, dass der Mann ihn beim Schlafen beobachtete nicht sehr geheuer war. Scheu blickte er wieder auf, um zu sehen, wie der Mann reagierte und was er wohl antworten würde, denn da war er sehr gespannt drauf. Er war auch kein bisschen müde, hatte er ja genug Zeit zum Schlafen gehabt. Eigentlich hatte er auch viele Dinge, die er dem anderen sagen wollte, doch das ließ er lieber bleiben, nachher bekam er wirklich noch das Gewitter ab, das Risiko wollte er lieber nicht eingehen...

Eigentlich hatte er gehen wollen. Doch anscheinend hatte der Junge Redebedarf, oder war mitteilungsbedürftig und er war zum geduldigen Zuhörer auserkoren worden, wie es schien. Er konnte gerade noch so ein abfälliges Schnauben unterdrücken. Ihm war nämlich nicht nach Reden zu Mute, schon gar nicht, wenn es um irgendwelche Unzulänglichkeiten seitens des Kleineren ging. Möglicherweise war er mit seinem zugeteilten Betreuer nicht zufrieden? Aber dafür konnte er nichts. Einen anderen Mann konnte er nicht entbehren.

»Nein, ich habe nichts dergleichen getan. Wozu auch? Schließlich habe ich dafür extra einen meiner Männer eingeteilt. Ich hatte viel zu tun und keine Zeit«, fügte er den letzten Satz nach einer kaum merklichen Pause an und bemerkte, dass er sich dadurch rechtfertigte, was ihm überhaupt nicht passte. Vor seinen Gefangenen musste man sich nicht rechtfertigen. Die hatten zu akzeptieren, mehr nicht!

Dennoch verspürte er wieder dieses Ziehen in der Brust, als der Junge traurig den Kopf senkte und etwas in sich zusammensank. Irgendwie hatte er auch den Eindruck, dass sogar das Leuchten der feinen, silbernen Haare etwas nachließ.

Dennoch hatte der Kleine ebenfalls geschnaubt, als er das Wort "Betreuer" hörte. Na toll, war er also ein Kind um das man sich nicht persönlich kümmerte, sondern wo zweitklassiges Personal reichte?! Der Kleine unterdrückte den Impuls, sauer zu werden denn das wäre gar nicht gut. Das war er nie gewesen und wollte er auch nicht, wer wusste schon, was dann passierte?

Also senkte er betreten den Kopf und schwieg nur. Was sollte er auch groß sagen, offenbar wollte Ascon nicht reden und zwingen konnte er ihn dazu nicht, dass wusste er. Dennoch war er es leid, andauernd behandelt zu werden als wäre er eine niedere Person, auf die man wohl oder übel aufpassen musste. Er schniefte leise, als sich ungewollt dicke Tränen in seinen Augen sammelten und ihm die zarten Wangen hinab perlten, um dann auf der Decke zu zerspringen.

»Dann geht schon«, sagte er kaum hörbar. »Ihr müsst Euch nicht mit mir abgeben wenn ihr es nur als Last empfindet... Ich bin ja auch nur ein Gefangener, der nichts dafür kann...«

Die letzten Worte waren kaum mehr als der Hauch eines Flüsterns in dem Raum gewesen, dann drehte sich Laurin weg, rollte sich unter der Decke zusammen und schluchzte leise. Die Erkenntnis, dass der Schwarzhaarige ihn wohl nicht mehr leiden konnte, hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt. Dabei war er sich keiner Schuld bewusst. Was konnte er denn dafür, wenn sich der andere so einen Gefangenen holte, der nunmal Zeit und Geduld erforderte ebenso wie Liebe und Zuneigung... Aber das waren wohl Fremdwörter für Ascon, die er höchstens mal in einem Buch gelesen aber gleich wieder vergessen hatte.

Wieder einmal knirschte Ascon mit den Zähnen. Diesmal jedoch aus Unmut über Laurins Reaktion. Meine Güte... Was musste der Junge sich auch gleich immer so emotional verhalten. Das gab es ja in keinem Film.

Aufseufzend fuhr Ascon sich abermals durch die Haare und überlegte, ob er nachgeben und zu Laurin gehen sollte, auch wenn es für ihn eine große Herausforderung darstellte. Zu Anfang hatte er sich noch keine so großen Sorgen darum gemacht, aber die Zeitperiode, wo er wirklich aufpassen musste, wem er zu nahe kam und wem nicht, kam langsam näher. Er wollte den Jungen nicht gefährden, aber so verletzt und traurig konnte er ihn auch nicht zurück lassen.

Mit einem tiefen Atemzug rang er sich dazu durch auf den kleinen zusammengerollten Körper zuzugehen und hockte sich neben das kümmerliche Häufchen. Vorsichtig streckte Ascon eine Hand aus, sodass er dessen Körperwärme spürte, berührte den Jungen jedoch noch nicht. Vorerst musste er testen, ob er bereits auf den Kleineren reagierte. Aber dem war nicht so, stellte er nach einem Moment fest, weswegen er sanft mit seinen Fingern über die weiche Haut von Laurins Nacken strich, die unter der Decke hervorlugte.

Laurin zuckte zusammen als er auf einmal eine Berührung an der empfindlichen Stelle seines Nackens spürte. Er hatte die Schritte zwar gehört aber nicht damit gerechnet, dass Ascon tatsächlich kommen würde geschweige denn, dass er ihn berührte. Dennoch war es gemein, wieso musste es dem Kleinen immer erst so mies gehen, bis sich der andere mal dazu herab ließ, ein wenig netter zu dem empfindsamen Jungen zu sein?!

Er regte sich zunächst nicht weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Der Mann hatte nichts gesagt und somit wusste Laurin nicht, in welcher Stimmung dieser nun war und das machte ihn unsicher... Um sich wieder zu beruhigen setzte er seine Körpertemperatur herab, so dass sich seine Haut zwar samtweich, aber eiskalt anfühlen würde und rollte sich dann ein Stückchen aus als er bemerkte, wie Ascon seine Hand zurückgezogen hatte, als wäre er über den Temperaturwechsel überrascht gewesen... Er drehte sich ein bisschen und schluchzte nicht mehr, schniefte nur noch leise und wischte sich mit einer Hand die Tränen von den nassen Wangen, die dort einen Silberstreifen hinterlassen hatten. Jedoch blickte er den Dunkelhaarigen nicht an, schob die Decke nur ein Stück herunter weil sie unangenehm warm war in diesem Moment. Auch er sagte nichts mehr, rührte sich auch kaum noch und wartete einfach ab was der andere tun würde, denn seiner Meinung nach war es an diesem, etwas zu sagen oder zu tun.

Ein wenig verwundert zog Ascon seine Hand zurück. Die Haut des Kleineren fühlte sich so unnatürlich kalt an und Sorge wallte in ihm auf, weil er es nicht einzuordnen wusste. Nicht, dass der Silberhaarige noch krank wurde. War es in dem Zimmer vielleicht zu frisch?, fragte er sich sogleich, während er nachdenklich die Stirn runzelte. Möglicherweise funktionierte der Temperaturregler nicht? Dennoch konnte er keinen nennenswerten Unterschied in der Zimmertemperatur fühlen, ganz gleich, wie sehr er etwas zu spüren versuchte.

Warum war Laurins Haut dann jedoch so kühl, ja fast kalt?

Zu frieren schien der Jüngere aber anscheinend auch nicht, denn die Decke hatte er fast bis zu der schmalen Hüfte herunter geschoben. Mit einer Mischung aus Erwartung und Neugier sah Laurin zu ihm auf und Ascon suchte nach irgendetwas was er sagen konnte, ohne den Kleineren wieder zu verletzen. Seine Stärke war es nicht unbedingt jemandem sanfte Worte zu sagen, denn er war es gewohnt Befehle zu erteilen und verstand sich nicht auf´s Trösten. Jedenfalls war er noch nie in einer verzwickten Situation gewesen, in der er so krampfhaft bemüht war einem anderen etwas liebevolles oder beruhigendes zu vermitteln. Das war seiner Meinung nach immer "Frauensache" gewesen.

Schwer seufzte er auf, bevor er erneut dem erwartungsvollen Blick des Jüngeren begegnete.

»Hör zu, Kleiner. Ich meine es nicht böse, wenn ich mich von dir fern halte. Auch bin ich mir bewusst, dass ich dir etwas versprochen habe. Dennoch existieren Dinge und Wesen in diesem Universum, die äußerlich nicht das sind, was sie zu sein scheinen und gefährlich sind. Ich möchte dich nur davor schützen... « Das er sich selbst ebenfalls zu einem Teil zu diesen grausamen Kreaturen zählte, erwähnte er nicht, da er Laurin nicht unnötig Angst einjagen wollte. Außerdem würde der Junge das sicherlich nicht verstehen.

»Aber... «, kam auch gleich der mehr oder weniger überzeugte Einwand. »Ihr seid doch gar nicht böse. Ich meine... jedenfalls habt ihr niemanden von meinem Volk, meiner Familie getötet.« Leichte Zweifel spiegelten sich in den großen mitternachtsblauen Augen und Laurin ergriff fast schon flehendlich auf eine Antwort wartend Ascons Ärmel, krampfte die feine Hand um den weichen Stoff und fühlte die Hitze der Haut des Schwarzhaarigen ganz deutlich unter seiner Handfläche.

Ascon verschlug es regelrecht die Sprache. Nicht, dass er von der plötzlichen Berührung sonderlich geschockt war, nein! Ihn überraschte die Gutgläubigkeit des Jungen. ER sollte NICHT böse sein?! Das konnte aber auch nur jemand behaupten, der ihn nicht einmal Ansatzweise kannte. Dazu blieb nur eines zu sagen. Laurin war mit solch einer Naivität und Arglosigkeit geschlagen, dass es schon fast weh tat. Der Junge sah die Realität nicht!

Für ihn war es ein leichtes ganze Völker auszulöschen und dabei nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Genauso gut machte es ihm nichts aus jemanden zu töten, vor allem, wenn er die Kontrolle verlor und seiner zweiten Persönlichkeit die Führung überließ. Und das war nicht nur bei ihm so, sondern bei fast allen seiner Krieger. Deshalb hatte er ja auch nur einen Telemnar gehabt, den er mit der Bewachung Laurins betrauen konnte.

Missmutig und mit einem schalen Geschmack im Mund fuhr er sich durch die Haare und überlegte, wie er Laurin die Lage am besten und schonensten begreiflich machen konnte.

Denn tun musste er es!

Es blieb ihm gar nichts anderes übrig.

Der Junge musste lernen, dass die Welt nicht nur aus guten Dingen bestand.

Sogleich schlichen sich jedoch wieder Zweifel in Ascons Gedanken. Sollte er dem Kleinen das wirklich antun? Sollte er tatsächlich das ruhige Weltbild des Jungen zerstören und es durch eine brutale und zerstörerische Realität ersetzen und ihm damit womöglich noch mehr Schaden zufügen, als mit der Unwissenheit, die er momentan noch mit sich herum trug?

Er wusste es nicht!

Nie hatte er gedacht, jemals vor einer derartigen Aufgabe zu stehen und hätte er es gewusst, dann hätte er bestimmt den Versuch unternommen diese zu meiden. Denn eines war sicher! Lieber würde er es vorziehen sich in einen Kampf zu stürzen, bei dem er ganz genau wusste, was zu tun war, als sich so einer - im psychischen Sinne - unsicheren Lage aus zu setzen.

Letztendlich hob er jedoch seinen Blick und sah Laurin wieder direkt in die großen, kindlichen Augen.

»Kleiner ... es stimmt. Ich hab niemanden von deinem Volk getötet oder töten lassen. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht getan hätte, wenn ihr euch nicht so schnell ergeben hättet. Verdammt... « Fest griff er Laurin bei den Schultern und schüttelte ihn ein wenig, jedoch eindeutig mit Nachdruck, wobei sich seine Finger gnadenlos in das weiche Fleisch gruben. Ernst und auch mit einer Nuance Eindringlichkeit bohrten sich seine beinahe schwarzen Augen in die des Kleineren.

»Laurin! Sei nicht so leichtgläubig und sieh die Welt wie sie wirklich ist! Ich weiß, für dich ist es sehr schwer, wo du doch bis vor kurzem noch so ein wundervoll behütetes Leben geführt hast. Aber in den unendlichen Weiten des Alls existieren mehr Grausamkeiten als du dir vorstellen kannst. Und jetzt wo du an meiner Seite bist, wirst du die Augen davor nicht mehr verschließen können!«

Als er die Tränen in Laurins Augenwinkeln bemerkte, ließ er ihn sofort los und bereute seinen Ausbruch. Zum Teufel noch mal ... er hätte es lassen sollen. Überhaupt hätte er den Jungen nie mit auf sein Schiff schleppen sollen!

Der Kleine hielt sich die Stellen, an denen der Dunkelhaarige ihn so grob angefasst hatte und blickte mit verletztem Blick und feuchten Augen zu ihm auf, versuchte aber, nicht zu schluchzen um den anderen nicht noch mehr zu reizen. Allerdings war er so vollkommen traurig und so sah er auch aus, dass er zunächst nichts sagte und erst wieder nach Fassung ringen musste. Er wich zurück bis an die Wand und drückte sich zitternd dagegen, konnte seinen Blick aber nicht von Ascon abwenden. Was konnte er denn dafür, dass er so friedlich aufgewachsen war! Er kannte niemanden, der böse war, die Menschen aus Ascons Rasse waren die ersten Fremden, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Und es war nicht so, dass er die Augen einfach vor der Realität verschloss, er wusste doch gar nichts von der so genannten "Realität". Woher sollte er denn auch? Die Realität war für ihn immer seine Heimat gewesen, wo Ruhe, Frieden und Idylle herrschten, er kannte doch gar nichts und konnte gerade mal mit dem Begriff "böse" etwas anfangen. Aber er hatte an der Tonart und den Gedanken und Vorstellungen, die der Ältere unmerklich ausstrahlte und die der Junge klar empfangen konnte, wenn auch ungewollt, genau merken können, was Ascon meinte und wie wichtig ihm war, dass der Junge das verstand.

Laurin senkte den Blick, drückte sich an die Wand, doch deren Kälte merkte er nicht einmal, weil sein Körper noch kühler war. Frustriert, weil er doch noch immer nicht genau verstand, wovon der Mann nun eigentlich sprach und was er von ihm wollte, schob er die Decke ganz von seinem Körper, zog die Beine an seinen Bauch und umschlang sie mit seinen Armen, legte den Kopf dabei auf die Knie. Laut seufzte er auf und starrte auf den Boden, fühlte sich, als wäre er total blöd und wisse überhaupt nichts. Außerdem war er überfordert. Er wusste einfach nicht, was er noch tun sollte! Ascon wusste doch, wo Laurin herkam und wie es bei ihm zuging, kannte die Mentalität der Galadhrim doch inzwischen zumindest soweit, das er sich ein Bild davon machen konnte. Weshalb war der Mann dann so stur?!

Nicht mehr aufsehend und vollkommen in seinen Gedanken versunken, saß der Junge da, hatte sich durch das Nachdenken aber wieder beruhigt, rieb sich nur noch über die Haut, wobei er unbewusst kurz schmerzvoll aufstöhnte, denn erneut hatte er dunkle, hässliche und seine zarte Haut entstellende Flecken, die ihm wehtaten.

Gewissensbisse breiteten sich in ihm aus und er bereute es, den Kleineren so unbeherrscht und kräftig angefasst zu haben, wusste er doch wie empfindlich der andere war. Auch fiel es ihm schwer seine Kraft einzuschätzen, gerade wenn er derartig aufgebracht war, wofür es eigentlich keinen richtigen Grund gab. Nun tat es ihm jedoch furchtbar leid Laurin weh getan zu haben. Das hatte er nicht beabsichtigt, als er dem Jungen seine Sicht der Dinge klar machen wollte. Der Kleinere sah wirklich verletzt aus und Ascon haderte mit sich, ob er dem Silberschopf nicht doch ein wenig seiner Nähe schenken sollte. Es ging ihm sichtlich schlecht, wie er zusammengesunken und mit umschlungenen Knien todtraurig an der Wand lehnte und das bewegte etwas in dem großen Krieger.

»Laurin?«, fragte er mit gesenkter Stimme und brachte den Kleineren dazu ihn wieder anzusehen. Eine seltsame Spannung bemächtigte sich seiner, als er in die tränenschimmernden Augen blickte und daran dachte, dass er der Grund für diese glänzenden Perlen des Schmerzes war.

Langsam überwand er das letzte Stück zwischen sich und dem Jüngeren und streichelte ihm vorsichtig über die Wange, immer darauf vorbereitet, dass Laurin es nicht mochte und vielleicht zurück zuckte.

Wider erwarten schmiegte der Kleinere sich jedoch in die Berührung und ein leises Seufzen bahnte sich den Weg über die halb geöffneten Lippen.

Resigniert stöhnte Ascon in sich hinein, weil es doch wieder darauf hinaus lief, dass er den Jungen an sich heran ließ und er ihn damit in Gefahr brachte. Aber im Moment wollte er nicht an diese Tatsache denken, denn auch wenn er manchmal unnahbar und gemein war, so wusste er doch, in welchen Situationen einfach nur die Anwesenheit eines bestimmten Menschen beruhigend und trostspendend wirken konnte. Und Laurin brauchte im Augenblick seine starke Schulter an die er sich anlehnen konnte.

Das tat der kleine Silberschopf auch, als er merkte, dass Ascon nichts dagegen hatte. Zuerst zwar noch zurückhaltend, doch als der Schwarzhaarige einen Arm um seine zarten Schultern legte und ihn sachte an sich zog, schmiegte er sich automatisch an den größeren Körper, legte seine zierliche Hand auf Ascons Brust neben seinen Kopf und fühlte sich einfach nur wohl und geborgen.

Ascon hingegen versteifte sich erst etwas und lauschte auf die Signale, die sein Körper ihm sandte und ob er sich eventuell doch zurückziehen musste. Allerdings spürte er keine Alarmsirenen in seinem Kopf aufschrillen, weshalb er den zarten Jungen leicht mit den Armen umschloss, nachdem er ihm fürsorglich die Decke über die Schultern gelegt hatte.

Eine Weile dachte er noch darüber nach, wie weit er schon gesunken war, dass er sich derartig aufopferungsvoll um einen unnützen Gefangenen kümmerte, er zudem auch noch auf dem Boden saß und den Jüngeren wie ein liebeskranker Idiot in den Armen hielt. Das waren jedoch Dinge, über die er sich im Moment keinen Kopf machen wollte. Es gab noch genug andere Tage in denen er über sein überaus seltsames Verhalten nachsinnen konnte.

Jetzt war es erstmal an der Zeit das wieder gut zu machen, was er in den letzten Tagen zerstört hatte.

Laurin hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig ein und aus. Er war so enspannt, wie der andere ihn selten gesehen hatte und hatte auch sofort die Körpertemperatur des Mannes angenommen, so dass sich seine Haut nicht mehr so kalt anfühlte wie noch zuvor. Er ließ seine Hand ganz ruhig an der Brust des Mannes liegen und spürte den gleichmäßigen Herzschlag, der ihm irgendwie Sicherheit gab, wusste er so doch genau, dass der Mann ihm nicht mehr wehtun würde. Und endlich fühlte er sich auch mal geborgen und sogar ein wenig wohl, was ihm in der ganzen Zeit seiner Gefangenschaft noch nicht passiert war und das verunsicherte ihn gleichzeitig auch etwas, denn eigentlich wollte er nur nach Hause, da konnte er doch keine Gefühle für den Mann spüren, der ihn so brutal aus seiner heilen und wundervollen Welt gerissen und ihn rücksichtslos in eine neue gestoßen hatte, ohne jegliche Vorbereitungen! Dennoch spürte der Junge ein warmes Gefühl in seiner Magengegend, das er noch nie zuvor gespürt hatte und er sprach seine Gedanken laut aus, bevor er sie noch überdacht hatte. Eigentlich hatte er gar nicht sprechen wollen, aber es überkam ihn einfach so emotional, dass es schon raus war, bevor er es überhaupt realisierte. Mit leiser, fast flüsternder Stimme hauchte er:

»Bitte... sagt mir, dass das kein Traum ist und lasst mich nie wieder los... Es... es ist so schön...«

Scheu und aus großen, leicht verdunkelten Augen, die sein Wohlfühlen ausdrückten, blickte er zu Ascon auf, hob sein fein geschnittenes Gesicht und drehte sich ein Stück, wobei ihm die Decke wieder von den Schultern rutschte, was auch ganz angenehm war, denn seine Haut war so empfindlich, dass er den Druck von schwerem Stoff sowieso nicht sehr mochte. Er schlief lieber auf den Decken, als sich damit zuzudecken, da er sowieso nicht frieren konnte, war das ganz nützlich.

Er blickte den Mann offen an und bereute die Worte nicht, denn sie waren wahr und aus tiefstem Herzen gesprochen. Seine Lippen waren leicht geöffnet weil er nicht recht wusste ob er noch etwas hinzufügen sollte oder nicht. Außerdem waren sie rot und feucht, weil er sich kurz mit der Zunge darüber geleckt hatte, um seine Unsicherheit zu überspielen. Seine zarten Wangen waren leicht gerötet und in diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als... ja was eigentlich? Natürlich von Ascon zärtlich berührt zu werden, aber da war noch etwas anderes... Sein Instinkt sagte ihm, dass er sich vorbeugen sollte, und so tat er das unsicher, näherte sich mit seinem Gesicht dem von Ascon und wartete ab, was passieren würde. Der Junge verstand nicht, weshalb sein Atem auf einmal schneller ging und er wagte nicht, sich zu rühren aus Angst, wieder alles kaputt zu machen, was in diesem Moment aufgebaut war. Nur noch ein kleiner Impuls fehlte und er würde das Gesicht des anderen berühren, aber er wagte es nicht, weil er nicht wusste, was ihn erwartete. Laut seinem Instinkt konnte es aber nichts schlimmes sein, im Gegenteil... Da der Mann jedoch noch nicht die Zeit hatte, zu reagieren, überwand Laurin diesen letzten Abstand schließlich klopfenden Herzens und spürte die weichen Lippen des anderen an seinen. Sein Herz tat einen Satz und er wagte weder zu atmen, noch sich zu rühren, während er inständig hoffte, dass Ascon ihn nicht wieder verletzen würde. Seine Hand krallte sich leicht in den Stoff des Hemdes, das der Ältere trug, und sein ganzer Körper war gespannt, als wartete er auf irgendetwas.

Wie gefangen starrte Ascon in die nun vor Erwartung leuchtenden Seelenspiegel des Kleineren, sah wie sich das feine Gesicht dem seinen immer weiter näherte. Gespannt hielt er den Atem an und spürte kurz darauf wie seine Lippen mit denen von Laurin verschmolzen. Auch das leichte Zittern, welches den Silberhaarigen durchlief, fühlte er ganz genau.

Doch er war einfach zu überwältig von der Initiative des Kleineren, dass er ein paar Sekunden nicht in der Lage war sich zu rühren. In seinem Kopf setzte jegliches rationale Denken für einen Augenblick vollkommen aus, bevor alles mit einem Mal wieder einsetzte und ein totales Chaos entstand.

Fragen wie »War es richtig?«, »Ist es nicht zu gefährlich?«, oder »Was tue ich hier eigentlich?«, stürmten unaufhaltsam auf ihn ein und machten es ihm unmöglich zu reagieren, auch wenn ein Teil von ihm nicht leugnen konnte, dass sich diese zarten Lippen wundervoll anfühlten.

Es war schon lange her, dass er etwas so Intensives und Reines gespürt hatte und seine innere Stimme, die ihn schon immer vor gefährlichen Situationen gewarnt hatte wurde in gleicher Weise leiser, wie sein Verlangen nach der Zartheit des Jungen und dessen verführerisch, süßen Lippen wuchs.

Er wollte sich abwenden, die Verbindung lösen und sich vor den Empfindungen, die plötzlich auf ihn einstürmten flüchten, weil er wusste, dass es nicht gut ausgehen konnte. Aber die Kraft dazu konnte er nicht mehr aufbringen. Sein Körper und seine Instinkte hatten die Führung übernommen und so öffnete er seine Lippen und begann mit ungewohnter Zärtlichkeit den Kuss zu erwidern. Sanft leckte er über Laurins Mundwinkel, kostete den lieblichen Nektar von dessen weicher Haut und ließ seine Zunge tastend in das fremde Terrain eintauchen. Dabei streichelte er unbewusst über Laurins nackten Rücken, drückte den Kleineren sachte dichter an sich und vertiefte die Innigkeit des Kusses noch weiter. Mit der anderen Hand strich er liebkosend an Laurins Kinn entlang, glitt den schmalen Hals herunter und verwob sie letztendlich bewundernd in den seidigen langen Haaren des Jungen, bevor er damit die Hüfte des Kleineren besitzergreifend umschlang.

Laurin hatte so etwas noch nie erlebt. Es war sein erster "Kuss", obwohl er diese Bezeichnung gar nicht kannte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es so schön sein konnte, sich auf diese Art und Weise zu verbinden und zu spüren. Woher hätte er das auch wissen sollen, nie hatte ihm irgendjemand beibringen können, was er jetzt erlebte. Seine Eltern waren früh gestorben, sein Bruder viel jünger und mit anderen aus seinem Volk hatte er nicht wirklich viel zu tun gehabt. Hintergründig hatte er noch den Gedanken, dass er hoffte, Ascon würde über seine Unbeholfenheit hinweg sehen, denn er hatte wirklich keine Ahnung, wie das nun richtig ging. Aber dem Mann schien es zu gefallen, denn Laurin spürte die Erwiderung und erschauderte, als er die Zunge des Dunkelhaarigen an seinen empfindsamen Mundwinkeln spürte. Sein Atem verschnellerte sich, als der Andere sich in seine Mundhöhle vorwagte und er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Es fühlte sich so... richtig und gut an, es gab keine Worte, die seine Gefühle hätten beschreiben können. Instinktiv schloss er die Augen und wurde wie flüssiges Wachs unter Ascons Berührungen, schmolz dahin und erschauderte jedes Mal erneut, als die sanften Fingerspitzen über seine so empfindsame Haut strichen, sie liebkosten und verwöhnten. Der Junge keuchte in den Kuss hinein, drückte sich instinktiv so eng an den anderen heran, wie es ging und schmiegte sich anschließend an den kräftigen Körper, öffnete die ersten Hemdknöpfe des Mannes und strich dann vorsichtig über die dunklere, warme Haut des Älteren. Das ganze war eine vollkommen neue Erfahrung für ihn, doch war er froh, dass Ascon dies anscheinend zu verstehen und akzeptieren schien und das ermunterte ihn dazu, seinen Instinkten zu folgen. Allerdings öffnete er verwirrt die Augen, als er etwas seltsames spürte. Er hatte sein Gewicht ein wenig verlagert und seine Beine etwas gestreckt, dabei spürte er jedoch eine Beule, die er nicht einzuordnen wusste. Den fesselnden Kuss nicht lösend, aber durch die neuen Gedanken nicht mehr so ganz dabei seiend, blickte er nach unten.

Was war das nur? Mit seinem Knie stieß er ganz leicht und testend dagegen und zuckte zusammen als Ascon auf einmal keuchte und den Kuss löste. Aus großen Augen sah Laurin ihn verwirrt an. Da unten befand sich doch... Irritiert blickte er an sich hinab und spreizte seine Beine ein wenig, um besser sehen zu können. Hatte der Mann etwa auch dieses komische Anhängsel, dessen Zweck dem Jungen bis jetzt immer ein Rätsel geblieben war? Aber warum... warum drückte es dann so gegen die Hose, war das nicht unbequem? Unsicher sah er wieder auf, vermisste aber augenblicklich die warmen, weichen Lippen auf seinen eigenen und drückte sich dem Älteren wieder entgegen, fiepte dabei leise, weil er eine Erklärung des Ganzen wollte. Er verstand es einfach nicht!!

Ascon hingegen war wie gefangen in der samtigen Wärme, in die er seit dem Kuss eingetaucht war. Eine unkontrollierbare Hitze hatte sich in seinem Körper ausgebreitet und sammelte sich unaufhaltsam wie ein riesiger Kometensturm in seiner Mitte, wo sie sich staute. Der Druck in ihm stieg stetig an und als Laurin ihn unbeabsichtigt mit seinem Knie im Schritt berührte, konnte er ein lautes Keuchen nicht unterdrücken. Erregt schnappte er nach Luft, leckte sich über die Lippen, die mit dem süßen Geschmack des Kleineren benetzt waren und versuchte sich gleichzeitig wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. Obwohl er zu Laurin nun kaum noch reinen Hautkontakt hatte, bis auf die Stellen, wie er dem Jüngeren über den Rücken strich, durchfuhr ihn eine weitere Hitzewelle und sein scharfes Blickfeld verschwamm einen Augenblick. Sogleich sah er die Konturen des Raumes jedoch wieder scharf und wollte sich dem Kleineren erneut zuwenden, als es diesmal plötzlich für einige Sekunden schwarz vor seinen Augen wurde. Mit einem Mal begann sein Rücken furchtbar zu schmerzen. Es war, als würden von einem bestimmten Punkt aus Lavaströme quälend langsam über seine Haut fließen und ihm ein Zeichen aufbrennen. Aufkeuchend fasste er sich an den Kopf. Es war nur ein unmerklicher Moment des Zögerns und Realisierens, doch auf einmal dröhnte das Alarmsignal in seinem Kopf los und Ascon verfluchte sich bis auf´s Äußerste. Es begann!

Er hatte es geahnt!!

Verdammt!

»Laurin... sag jetzt nichts. Ich muss gehen... «, brachte er nun vor Schmerzen und nicht mehr vor Lust schwer atmend hervor, während er den Kleineren vorsichtig und kurz angebunden von sich schob.

Er wollte Laurin nicht verletzten, konnte aber für nichts garantieren, da er sich und seinen Kräften nicht wirklich traute. Nicht wenn er gerade dabei war die Kontrolle über sich zu verlieren! Die Enttäuschung in dem Blick des Jungen bemerkte er sehr wohl, war jedoch nicht in der Lage darauf etwas zu erwidern.

Mit den Worten »Ich erkläre dir das ein anderes Mal... «, erhob er sich schnell, fasste sich aber erneut an den Kopf, da ihm schon wieder schwarz vor Augen wurde. Mist! Er musste schleunigst aus diesem Raum, sonst würde er den Kleinen morgen in seinen Einzelteilen von den Wänden kratzen dürfen.

Schwankend hielt er auf die Tür zu, warf aber noch einen Blick zurück bevor er das Zimmer endgültig verließ, wobei seine Augen in einem raubtierartigen Rot gefährlich aufleuchteten.

In seinem eigenen Raum verriegelte er die Tür sehr gewissenhaft, sank gleich darauf von Schmerzen gepeinigt auf die Knie, weil sein gesamter Körper ein einziges Meer aus Flammen zu sein schien. Der Stoff rieb unangenehm auf seiner plötzlich weitaus empfindlicheren Haut und er riss sich sein Hemd mit einem einzigen heftigen Ruck vom Körper, zerfetzte es dabei.

Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, trotz der Hitze die in seinem Körper tobte. Dazu gesellte sich auch noch ein unbändiges Pochen in seinem Schädel und er fühlte sich verdammt elend. Dass es alles allein seine Schuld war... daran verschwendete er in diesem Moment keinen Gedanken. Für ihn zählte nur eines. Er hatte Laurin gerade noch davor bewahrt eines seiner Opfer zu werden...

Laurin... kurz blitzte das Bild des Kleineren vor seinem inneren Auge auf, bevor er den höllischen Schmerzen unterlag und ohnmächtig auf dem Boden vor seiner Tür zusammenbrach.

Der Junge hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Instinktiv hatte er es gespürt, jedoch nicht wirklich einordnen können. Doch noch bevor er voller Sorge etwas hatte fragen können, war er schon des zärtlichen, ihm so gut tuenden Kontaktes beraubt worden und Ascon schien von Schmerzen geplagt auf die Tür zuzuhalten. Laurin wollte ihn zurück rufen, doch als er den Blick sah, erstarrte er und sein Herz setzte einen Moment lang aus. Erst als der Dunkelhaarige schon lange das Zimmer verlassen hatte, bemerkte der Junge, dass er noch immer auf die geschlossene Tür starrte.

Erst jetzt setzten seine Gedanken wieder ein. Er verstand nicht, weshalb der Andere fast schon panikartig geflüchtet war. War er vor ihm geflüchtet? Was hatte der Junge getan? Hatte er den Mann verletzt? Oder sonst irgendetwas falsch getan? Er konnte die zarten Berührungen noch immer auf seiner zarten Haut spüren, hatten den typischen Geruch von Ascon noch in der Nase und fühlte sich auf einmal leer und hoffnungslos. Außerdem war er noch immer verwirrt, er konnte sich diese verwirrenden Gefühle einfach nicht erklären, die in ihm vorherrschten. Weshalb kribbelte sein Bauch so, wenn er an den Dunkelhaarigen dachte, und wieso war er so betrübt über dessen so plötzliches Verschwinden? Er verstand die Welt nicht mehr und sank an der Wand zusammen. Seine Augen wurden dunkel und er war vollkommen verzweifelt. Es war alles seine Schuld, hätte er Ascon doch bloß nicht da unten berührt! Irgendetwas musste es damit zu tun haben, und der Kleine gab sich alleine die Schuld daran, dass der Mann wegen ihm Schmerzen erdulden musste. Erneut perlten ihm Tränen die Wangen hinunter, doch er nahm sie kaum wahr, bis er auf einmal kleine, rasselnde Geräusche hörte. Verwirrt blickte er auf und sah, dass sich seine Tränen in kleine, silbern schimmernde Perlen verwandelt hatten, die über den Boden kullerten und irgendwann mitten im Raum liegen blieben. Das verstand er ebenfalls nicht, doch zu sehr war er in seinen Gedanken mit Ascon beschäftigt, als dass er sich darum noch zusätzlich kümmerte. Er nahm es erst einmal als gegeben hin, auch wenn er sich sehr darüber wunderte. Nichts hielt ihn jedoch davon ab, weiter zu schluchzen und sich in die Decken zu verkriechen, die noch immer nach dem Älteren rochen. Laurin war vollkommen verzweifelt, sein schlanker, nackter Körper zitterte und seine Temperatur sank sofort wieder unter den Nullpunkt. Daran änderten auch die schrecklichen Geräusche nichts, die er aus dem Nachbarzimmer hören konnte. Sich das Kissen über den Kopf ziehend, damit der Junge nichts mehr hören konnte, weinte er verzweifelt vor sich hin. Nichts konnte er richtig machen, weshalb lohnte es sich überhaupt noch, zu leben? Seine Heimat und seinen Bruder würde er nie wieder sehen, Ascon wohl auch nicht, der durch ihn solche Schmerzen bekommen hatte, und ansonsten gab es nichts mehr, was wirklich lebenswert erschien. Immer wieder kullerten ihm dicke Tränen über die Wangen, die sich, auf den Boden treffend, in wunderschöne Perlen verwandelten und diesen langsam anfingen zu bedecken. Doch deren Schönheit war so tief wie die Traurigkeit von Laurin, der sich vor Kummer in sich zurück zog und seine Umwelt bald schon nicht mehr wahr nahm.

So verging eine Woche. Ascon bewegte sich zwar auf dem gesamten Schiff wie vorher, doch Laurins Zimmer betrat er kein einziges Mal. Und das aus gutem Grund. Er hatte sich äußerlich kaum verändert, aber in seinem tobte stets ein Kampf um die Vorherrschaft seiner Sinne mit seinem zweiten Gesicht. In den letzten Tagen hatte er zurückgesteckt und sich dessen Kontrolle ergeben, da er es sowieso nicht wirklich verhindern konnte. Aber nun war die Zeit herum und er konnte sich seinen Körper "zurückerobern". Zumindest war es ihm im Augenblick sehr wichtig, da er Laurin wohl wieder einmal wehgetan hatte. Er erinnerte sich noch genau an den verwirrten und zugleich ängstlichen Blick, den ihm der Kleinere zugeworfen hatte, bevor er aus dem Raum gestürmt war und es versetzte ihm einen Stich in der Brust, obwohl er es sich nicht erklären konnte.

Sicherlich dachte der Kleinere auch, dass es an ihm lag, was ja vielleicht gar nicht so falsch war, wenn der Schwarzhaarige richtig darüber nachsann. Denn im Endeffekt hatte er nur die Kontrolle verloren, weil Laurins Berührungen und Anschmiegsamkeit ihm den Verstand vernebelt hatten. Sonst wäre es bestimmt nicht so weit gekommen, dass er sogar die Alarmsignale seines Körpers überhört hatte. Dennoch konnte und wollte er dem Jungen nicht die Schuld geben. Seine Beherrschung ließ einfach zu wünschen übrig in letzter Zeit und das lag ganz einfach an ihm selbst.

Lautlos seufzend lehnte er sich in seinem Sitz zurück und betrachtete den hellen Schreibtisch vor sich. Er saß in seinen Räumlichkeiten, wo er die vergangenen Tage den gesamten Schriftkram aufgearbeitet hatte, der sich schon seit Ewigkeiten - was hieß, mehr als einen Monat - auf der Tischplatte totlag. Allerdings hing es ihm jetzt bis zum Halse heraus und deswegen erhob er sich, legte sich sein Cape um und verließ den Raum. Die Luft war ihm einfach zu dick und er brauchte statt der ellenlangen Planungsakten und Verkaufsverträge für die verschiedensten Stoffe mal ein wenig Abwechslung.

Beherrscht ging er wie jeden der vergangenen sieben Tage an Laurins Räumlichkeiten vorbei, ohne auch nur einmal zur Tür zu schauen. Als er den Aufzug erreichte, biss er sich jedoch leicht auf die Unterlippe. Aus einem unerfindlichen Grund schmerzte es ihn den Kleinen so zu missachten. Der Junge war ihm in irgend einer Weise wichtig geworden, doch wann genau das passiert war, konnte er noch nicht einmal sagen. Und wie wichtig, das wusste er auch noch nicht. Jedenfalls reichte es, um ihm Gewissensbisse zu bescheren. Unwirsch fuhr er sich durch die Haare, während der Aufzug ihn mit dem typischen leise, surrenden Geräusch zur Brücke brachte.

In diesem Moment beschloss er, Laurin am Abend zu besuchen und ihm zu erklären, weshalb es ihm vor einigen Tagen nicht möglich war, anders zu reagieren. Denn das schuldete er dem Kleinen einfach.

Ihn beschäftigte jedoch auch noch eine ganz andere Sache, die nichts mit seiner zweiten Gestalt zu tun hatte. Laurin hatte ihn geküsst! Der Junge hatte selbst die Initiative ergriffen und das brannte dem Schwarzhaarigen wie ein glühender Stein auf der Seele. War es von dem Kleinen nur ein Versuch ihn um den Finger zu wickeln? Spielten dort wirklich Gefühle eine Rolle, oder war er einfach nur die naheliegenste Person, die Laurin gebraucht hatte, um sich wohl zu fühlen? Wäre ihm womöglich jeder recht gewesen?

Zumindest die letzte Frage konnte er sich selbst beantworten.

Jeden schien der Kleine nicht an sich heran zu lassen, denn sonst hätte er den ihn betreuenden Telemnar nicht mit solch einer Missachtung gestraft. Dieser Gedanke stimmte Ascon ein wenig zufriedener und er betrat nicht mehr ganz so angespannt wie vorher die Brücke.

Seine Crew grüßte ihn wie immer, jedoch erkannte Ascon eine Nuance Erleichterung in den Blicken seiner Mannschaft, denn seine zweite Seite war wirklich mehr als gewöhnungsbedürftig. Selbst für seine Leute. Und deswegen konnte er es ihnen nicht verdenken, dass sie froh waren, wieder ihn selbst vor sich zu haben, auch wenn sein zweites Ich ebenfalls er selbst war.

Naja ... diese Gedanken waren ganz schön verwirrend, weshalb er sie einfach bei Seite schob und sich wichtigeren Dingen zuwandte.

Laurin war sauer, richtiggehend sauer. Mittlerweile nervte ihn alles an! Dieser blöde Aufseher konnte ihm gestohlen bleiben! Der Kleine hatte schon gegrübelt, wie er die Tür irgendwie verschließen konnte, sodass er endlich seine Ruhe hatte, aber es war ihm nichts eingefallen, zumal er sich mit Technik überhaupt nicht auskannte. Allerdings erinnerte er sich genugtuend an die Szene, wo der Aufseher das dunkle Zimmer betreten, und fett auf den vielen kleinen Perlen ausgerutscht war, die ungleichmäßig über den Boden verteilt waren. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus und er war froh, dass ihn der Mann seitdem in Ruhe gelassen und nur kurz das Zimmer betreten hatte, um die Essenskapseln neben die Tür auf den Boden zu stellen, kurz nach ihm zu sehen und gleich wieder zu verschwinden. Seine Wut verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war, dennoch war Laurin alles andere als glücklich. Er machte sich schreckliche Vorwürfe und hatte große Angst um Ascon. Mehrmals hatte er gemeint, die Schritte des Dunkelhaarigen vor seiner Tür vorbei laufen zu hören, doch sicher war er sich nicht. Er war verzweifelt, denn er hatte sich noch nie einem Menschen so für ihn intim genähert, noch nie, nicht einmal seinem Bruder und es verletzte ihn innerlich, dass der Mann das offensichtlich wohl nicht zu schätzen wusste... Hoffentlich ging es ihm wieder gut, der Junge würde es nicht aushalten zu wissen, dass Ascon wegen ihm schwer krank war... aber wenn er gesund gewesen wäre, hätte er doch schon längst vorbei geschaut... oder nicht? Vielleicht war der Mann auch sauer und schickte deshalb den Aufseher immer zu ihm, weil er ihn nicht mehr sehen wollte?

Bei diesem Gedanken fing Laurin an zu schniefen und drückte sein Gesicht in die Kissen. Seine Körpertemperatur war wieder auf dem Gefrierpunkt angelangt und erneut hüpften kleine Perlen auf den Fußboden. Wäre das Licht an, so würde jede einzelne Tränenperle in den schönsten Regenbogenfarben schimmern, doch jetzt im Dunkeln leuchteten sie nur in einem matten silber. Laurin war so verzweifelt, dass etwas passieren würde, wenn er sich nicht schnell mit anderen Dingen beschäftigte. Also griff er in seine langen, nur noch traurig matt schimmernden Haare und riss sich mit einem Ruck ein einzelnes Haar aus. Dann begann er lustlos, die Perlen auf diese lange Schnur zu fädeln, doch so ganz lenkte ihn dies nicht ab von seinen trostlosen Gedanken. Er fühlte sich wie eingesperrt und hatte schon seit Tagen mit Absicht das Essen verweigert. Doch am Schlimmsten für ihn war, dass er nicht in die Natur konnte. Er würde langsam aber sicher eingehen in dieser fremden Luft, er brauchte Pflanzen und Grünzeug um sich herum, um sich wenigstens ein bisschen wohl fühlen und entspannen zu können... Apropos Pflanzen... Laurin streckte seine linke Hand aus und betrachtete den Handteller, in dem sich fein geschwungene Linien in Form eines Blütenblattes befanden, die nur im Dunkeln und dann auch nur bei genauem Hinsehen sichtbar waren. Er hatte einmal gesehen, wie einer aus seinem Stamm eine Blüte hatte hervorbringen können, doch wusste der Kleine nicht, wie das funktionierte... Die angefangene Kette beiseite legend, strich er mit seinen kühlen Fingern über die fein geschwungenen, goldenen Linien und legte den Kopf schief, überlegte. Wenigstens lenkte ihn dies von seiner Trostlosigkeit ab. Leise hauchte er das Wort für "Blume" in seiner Sprache (muss ich noch nachgucken^^") und konzentrierte sich dabei voll und ganz auf seine Handinnenfläche. Als nichts geschah, wollte er schon aufgeben und sich wieder den Perlen zuwenden, doch in diesem Moment leuchteten die Linien golden auf und seine Haut wurde ganz warm. Kurze Zeit später hatte er schon eine wunderschöne, große Blume in der Hand, dessen Blüte hellgelb im Dunkeln leuchtete und sofort einen wunderschönen Duft verbreitete, der den Jungen gleich an sein zu Hause erinnerte. Als er die Blume losließ, blieb sie in der Luft neben ihm schweben und der Kleine schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Er fühlte sich ein wenig erschöpft, doch es gefiel ihm, und er würde das bald nochmal versuchen, vielleicht klappte das ja auch noch mit anderen Dingen?

Er griff wieder zu der Kette und fädelte weiter Perlen hinauf, die gar kein Ende nehmen wollten. Hatte er wirklich so viel geweint in der letzten Woche? Das war ihm gar nicht aufgefallen... Als das Haar voll mit schimmernden, kleinen Perlen war, knotete er die Enden zusammen und legte sie beiseite, dann begann er mit der nächsten Haarsträhne.

Er hatte bereits drei Ketten fertig, als er Schritte vor seiner Tür hörte, die eindeutig auf ihn zuhielten. Sein Blick verfinsterte sich und er starrte in Richtung Tür. Wenn das schon wieder dieser nervige Aufseher war, na der konnte was erleben!!!

Nach mehreren Stunden auf der Brücke, hatte Ascon sich wieder auf den neuesten Stand gebracht. Sie durchflogen gerade ein sehr gefährliches Gebiet, welches mit Eiskristallmeteoriten nur so gespickt war. Zudem traten diese in recht hoher Konzentration auf, sodass es selbst für seinen Spitzennavigator nicht möglich war das Schiff mit hoher Geschwindigkeit durch das Meteoritenfeld zu manövrieren. Es gefiel dem Schwarzhaarigen ganz und gar nicht, da sie das unnötig viel Zeit kostete. Aber es lohnte sich auch nicht das Feld zu umsteuern, denn das würde sie genauso viel, wenn nicht noch mehr Zeit kosten.

Das aber auch gar nichts gut gehen konnte. Überall gab es Probleme, was ihn wirklich frustrierte. In einer Woche wollte er schon auf »Tiburon« sein. Ein Planet mit stetig hoher Nachfrage an exquisiten und teueren Stoffen, da dort viele reiche und gut betuchte Kreaturen ihre Sommerresidenz hatte.

Die Ladung, die sich auf seinem Handelsschiff befand, war genau für diesen Planeten bestimmt und der Händler wartete auf ihn. Schon öfter hatte er mit ihm gehandelt und war mit dem Gewinn immer sehr zurfrieden. Deswegen wollte er diesen potentiellen Kunden nicht durch irgendeinen dummen Zwischenfall, der ihn Zeit kostete verärgern. Es gab nämlich genug andere Lieferanten, die seinen Platz einnehmen konnte. Zugegeben ... keiner der so feine und edle Stoffe verkaufte wie er, aber wie auch in anderen Geschäften war die Konkurrenz groß.

Ein wenig missmutig stieß er die Luft zwischen den Zähnen aus. Dann warf er noch einmal einen Blick hinaus in die dunklen Weiten und fixierte einen der tausenden Kristalle ärgerlich, die an ihnen wie dreidimensionale Schneeflocken vorbei glitten. Für einen Augenblick kniff er die Augen zusammen, weil er glaubte etwas Seltsames entdeckt zu haben. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es war danach nichts mehr zu erkennen. Vielleicht gaukelte ihm dieser Kristall auch nur etwas vor durch die Ablenkung von irgendeinem Lichtquant, aber das ungute Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, blieb weiterhin bestehen.

Grübelnd wandte er sich ab. Entweder er hatte sich wirklich geirrt und sich das nur eingebildet auf Grund seines enormen Ruhedefizites, oder da war tatsächlich etwas gewesen. Und er tendierte eher zu Letzterem. Instinktiv spürte er, dass etwas passieren würde. Genau konnte er es nicht bestimmen, doch die Spannung in seinem Körper, die er immer verspürte wenn Gefahr in der Luft lag hatte ihn noch nie getäuscht.

»Anarel? Alarmiere die Piloten. Sie sollen sich auf einen eventuellen Einsatz vorbereiten... «, befahl er langsam, ohne sich den anderen zuzuwenden.

»Aber Käptain! Wir durchfliegen ein Meteoritenfeld. Die Flieger raus zu schicken wäre reiner Selbstmord... «, wandte der junge Navigator entrüstet ein, verstummte jedoch sofort wieder, als er Ascons durchdringenden Blick auf sich ruhen spürte.

Der hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sich gegen eines der Steuerpults gelehnt, während er mürrisch mit den Zähnen knirschte.

»Die Piloten sind gut ausgebildete Leute, die durchaus mit so einer Herausforderung fertig werden.«, schmetterte er den einwandt ab und betrachtete aus den Augenwinkeln die Meteoriten.

»Außerdem sagte ich nur eventuell. Wenn es sich vermeiden lässt, werde ich niemanden da raus schicken. Aber ich habe da so ein Gefühl...« Den letzten Teil sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem anderen, bevor er sich erneut an den Jüngeren wandte.

»Informiere die anderen Schiffe ebenfalls. Und... auch wenn es möglicherweise Energieverschwendung ist, schalte in den Tarnmodus. Wenn da draußen tatsächlich jemand ist, dann will ich ihm meine Flotte nicht auf dem Präsentierteller darreichen!«

Diesmal widersprach ihm der junge Navigator nicht und befolgte sofort seine Anweisungen. Als er Ascons Befehl an die anderen Schiffe weiter leitete, fuhr sich der Schwarzhaarige noch einmal gestresst durch die Haare.

Zunehmend verstärkte sich die Spannung in ihm und er war sich nun sicher, dass da draußen feindliche Schiffe lauerten. Die Frage war nur: Wie viele? Und wann hatten sie vor an zu greifen?

Da er hier vorerst alles geregelt hatte, verließ Ascon die Brücke. Im Notfall konnte er immer noch zurück kehren und die Führung übernehmen. Aber weil er nicht wusste, wann und ob überhaupt etwas passieren würde, wollte er sich erstmal seinem anderen Problem zuwenden.

Es dauerte nicht lange, da stand er vor dem Zimmer seines kleinen Gefangenen, zögerte einen Moment, bevor er endlich eintrat. Wie schon beim letzten Mal war es vollkommen dunkel in dem Raum. Es kam ihm wie ein Deja vu vor, nur mit dem Unterschied, dass Laurin ihn diesmal böse ansah, was ihn nicht minder überraschte, hatte er den Kleinen doch noch nie mit so einem Blick gesehen.

Außerdem roch es hier eigenartig, so süßlich, dass einem ganz wirr im Kopf wurde und der Mann fragte sich, was der Junge hier drin die ganze Zeit getrieben hatte! Als er einen Schritt weiter in den Raum tat, bemerkte er die kleinen, schillernden Perlen auf dem Boden und runzelte verwirrt die Stirn. Was verdammt noch mal war hier los? Der Kleine schien sich die Zeit aber ganz schön vertrieben zu haben.

Laurin blickte die Person böse an, die sein Zimmer betrat, bis er bemerkte, dass es Ascon war, der da im Türrahmen stand. Verwirrt blickte er ihn an und glitt dann von oben nach unten um zu sehen, ob der Mann irgendwie verletzt war, doch es schien alles wie immer zu sein und das erleichterte den Jungen irgendwie, auch wenn er das nicht ganz so zeigte, wie er es eigentlich wollte. Rasch wandte er den Blick wieder ab und sah zur Seite, schluckte dabei. Er saß nackt auf den Decken, umgeben von Perlen und neben ihm schwebte noch immer die große Blume, deren Blütenkelch so mystisch schimmerte und den angenehmen Duft verbreitete. Seine Haare waren zu der gewöhnlich kunstvollen Frisur gesteckt, außer eine Strähne, die hing heraus. Laurin blickte Ascon wieder an, dann zog er sich demonstrativ eine der wunderschönen aber nur noch matt glänzenden Haarsträhnen heraus, wandte den Blick wieder ab und langte erneut nach den Perlen, begann sie eine nach der anderen mit ruhiger Hand aufzufädeln. Dabei schwieg er. Es erschien ihm einfach besser, denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, er war noch immer sauer auf den anderen, und wenn dieser etwas von ihm wollte, dann sollte er gefälligst zuerst die Konversation anfangen, Laurin sah das ja gar nicht ein. Er war noch immer zutiefst verletzt über das Verhalten des anderen, der ihm eine Erklärung versprochen hatte, die er wohl nie bekommen würde, und er würde auch nicht nachfragen, dazu war er zu trotzig! Die Angst, die er anfangs noch vor Ascon gehabt hatte, war verschwunden, zwar spürte er die Verletzungen seiner Haut durch den anderen noch immer, doch das nahm er nicht mehr so wirklich wahr, also blieb er wo er war und beschäftigte sich weiter, ohne den anderen ansprechen, oder ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

Natürlich blieb Ascon diese abweisende Haltung nicht verborgen. Er hatte gedacht ein heulendes und aufgelöstes Häufchen Elend vor zu finden. Aber stattdessen schien Laurin sich in dieser einen Woche um hundertachzig Grad gedreht zu haben. Nun ja... schlecht war es sicherlich nicht. Obwohl Ascon den Trotz des Jungen auch nicht unbedingt gut hieß. Da war ihm der weinerliche Laurin lieber.

Tief atmete er einmal ein und aus, ging zum Bett und ließ sich auf der Matratze nieder. Er wollte dem Kleineren noch nicht zu nahe kommen und brauchte für seine Erklärung, die er dem Jungen ja schuldig war ein wenig Abstand. Außerdem belastete ihn das Geschehnis von der Brücke zusätzlich und deswegen brauchte er ein bisschen Ruhe, um sich zu fassen und zu überlegen, wo er nun am besten anfagen sollte.

Musternd glitten seine dunklen Augen über Laurins schlanken Körper, der fast gänzlich enthüllt in seinem Deckenhaufen saß. Nur ein schmales Stück Stoff bedeckte den Schritt des Kleineren, weshalb Ascon seinen Blick schnell zu dem Gesicht Laurins gleiten ließ, das immer noch desinteressiert von ihm abgewandt war. Er schluckte, weil sich zu der extremen Anspannung nun auch ein leichtes Kribbeln mischte, von dem er ganz genau wusste, dass es ihm nicht besonders hilfreich bei seinem Vorhaben war.

»Es tut mir leid, Laurin«, entschuldigte er sich mit gesenkter Stimme, was er bei fast noch keinem getan hatte.

»Der Grund, weshalb ich vor einer Woche so hektisch aus deinem Zimmer gestürmt bin, ist folgender... «, kam er gleich zur Sache, da er es nicht mochte lange um den heißen Brei zu reden. Außerdem war es für ihn ein schweres Thema, weshalb er es auch so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.

»Es gibt ein Problem das ich habe und das kommt alle drei Monate einmal zum Vorschein. In dieser Zeit darf ich keinem Fremden zu nahe kommen, weil mein Körper darauf reagiert und wenn dieser jemand nicht mein Blutspartner ist, töte ich ihn. Dagegen kann ich nichts tun, weil ich einfach nicht ich selbst bin«, erklärte er ernst und sah eindringlich zu dem silberhaarigen Jungen hinüber, weil er sich insgeheim eine Reaktion erhoffte. Verständnis erwartete er nicht unbedingt, weil er wusste, dass es schwer vorstellbar war, dass sich zwei Persönlichkeiten einen Körper teilten. Aber zumindest ein Ansatz des Verzeihens erhoffte er sich, auch wenn er dies niemals offen zeigen, geschweige denn darum betteln würde.

Sein zweites Gesicht betitelte er deshalb als Problem, da es genau das war und immer zu den unmöglichsten Zeiten auftauchte; Sprich sein ganzes Leben in reines Chaos verwandelte.

Allerdings wäre er ohne es wahrscheinlich schon gar nicht mehr am Leben, da er sich im Kampfmodus genau auf dessen Kräfte berief und dem Tier in ihm die Kontrolle überließ.

Als Laurin nach einer Weile des Schweigens immer noch auf die schwebende Blüte starrte und nicht auf seine Worte reagierte, presste der Schwarzhaarige die Lippen aufeinander und verengte die Augen zu Schlitzen.

Er hatte sich entschuldigt! Hatte dem Jungen erklärt, weshalb er gegangen war und damit war sein Versprechen eingehalten. Was der Kleine mit den Informationen anfing, war ganz allein seine Sache.

Allerdings fühlte er sich durch Laurins Missachtung gekränkt und es ärgerte ihn, dass der Junge so desinteressiert dasaß.

Der Kleine hatte entgegen Ascons Erwartungen ganz genau zugehört, nur er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Er war dankbar, dass der Mann sich entschuldigt hatte und auch gleich zum Punkt gekommen war, doch er brauchte Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Dabei half es ihm, die wunderschöne Blüte zu betrachten und er legte die angefangene Kette beiseite und hob eine Hand, um die zarten Blütenblätter bewundernd zu berühren. Dabei dachte er nach. Er saß fast unbeweglich da und erst nach einer ganzen Weile blickte er Ascon wieder an. Wenn er ehrlich war verletzte es ihn, dass dieser so weit von ihm entfernt saß, doch er würde sich hüten, das zu sagen. Stattdessen erwiderte er den Blick des Mannes, der offenbar schon wieder ärgerlich über sein Verhalten war. Aber daran konnte Laurin nichts ändern. Er brauchte nunmal viel Zeit zum Nachdenken und überlegen, zumal es Dinge waren, mit denen er noch nie zuvor zutun gehabt hatte und das erforderte einiges.

Schließlich öffnete er doch seine zarten, rosigen Lippen und zögerte kurz, dann fragte er mit heller Stimme leise: »Wie... wieso ist das so? Ich meine... ich habe sowas nicht... und außerdem... das ist doch total nervig...« Er senkte den Blick wieder und streckte eine Hand aus, schob die Perlen geistesabwesend auf dem glatten Boden hin und her, während er auf eine Antwort wartete. Er war ja schon froh, dass sich Ascon wenigstens wieder zu ihm bemüht hatte, aber seiner Meinung nach hätte er das schon viel eher tun können.

Gerade hatte er sich erheben wollen, als Laurin sich schließlich doch noch dazu bequemte ihn zu beachten. Doch er sagte nichts und hörte einfach nur zu, musste über die Frage innerlich lächeln, zeigte es jedoch nicht nach außen hin. Außerdem durchströmte ihn Erleichterung, da der Junge ihm anscheinend ansatzweise zu verzeihen schien. Eigentlich hätte ihm das nichts bedeuten dürfen, doch er war ehrlich gesagt glücklich darüber, wenn man das so nennen konnte.

Dann entsann er sich wieder Laurins Frage, überlegte einen Augenblick.

»Nun, weißt du... Du wurdest auch mit bestimmten Fähigkeiten

geboren... « Langsam erhob sich Ascon, während er das sagte und ging mit bedächtigen Schritten auf den Kleinen zu, kniete sich vor ihn und betrachtete bewundernd die gelb schimmernde Blüte. »Zum Beispiel besitzt du die Kraft schöne Dinge zu schaffen.« Dabei strich er mit einem Finger ehrfürchtig über eines der Blütenblätter. »Ich hingegen habe von meinen Eltern andere Dinge vererbt bekommen. Meine besondere Fähigkeit ist mein zweites Gesicht, dem ich meine Kampfkraft verdanke und alles was damit zusammen hängt.«

Bedeutungsvoll glitt sein Blick zurück zu Laurins Gesicht. Der Kleinere sah ihn abwartend an und schien zu verarbeiten, was Ascon ihm gerade mitgeteilt hatte.

»Die Frage ist nur, wie man diese Dinge nutzt, die einem von der Natur gegeben werden und ob man sie kontrollieren kann. Ich kann es zu bestimmten Zeiten nicht. Das ist sehr zu bedauern und deswegen bin ich sehr vorsichtig und passe auf mit wem ich in diesen Abschnitten zusammen bin. Bei dir war es hart an der Grenze. Deshalb habe ich Abstand gehalten... aber dann hast du mich geküsst und ich habe es fast zu spät bemerkt... «

Ascons Blick war nun nachdenklich gegen die Wand gerichtet.

Eigentlich hatte er gar nicht so viel erzählen wollen, doch die Worte waren nur so aus ihm heraus gesprudelt. In Gegenwart des Jungen fiel es ihm erstaunlich leicht darüber zu sprechen.

Aus großen, nachdenklichen Augen blickte Laurin den Dunkelhaarigen an und legte unbewusst einen Finger an die Lippen. Er freute sich, dass Ascon doch noch näher zu ihm herangekommen war und hatte komischerweise überhaupt keine Angst vor ihm, obwohl er schon wusste, dass der Mann ihn töten konnte wenn er wollte, aber darüber machte er sich keinen Kopf. Er freute sich, und das sah man daran, dass seine Haare wieder heller schimmerten und seine Augen glänzten. Er war nicht der Typ, der lange eingeschnappt war, sondern nahm die Entschuldigungen gerne an und verzieh auch sehr schnell, das sah man ihm an, auch wenn er nichts dazu sagte.

Sein Blick glitt zu der Blume und er sagte leise: »Naja... aber so wollte ich sie gar nicht haben... ich wollte eine blaue Blüte, aber daran muss ich wohl noch üben...« Nachdenklich betrachtete er seine Handinnenflächen und bemerkte, dass er gar nicht so genau wusste, welche Fähigkeiten er überhaupt noch besaß. Es hatte ihm niemand beibringen können, und dadurch, dass er sich oft abgeschottet hatte, hatte er auch nicht wirklich viel mitbekommen...

Seine Gedanken schweiften ab und er dachte an den Moment zurück, indem er dem anderen so nahe gewesen war. Wie hatte Ascon das genannt? Irgendwas mit k... Er hatte es so schön gefunden, aber er wusste, dass es wohl besser war, das nicht mehr zu tun, schließlich wollte er dem Dunkelhaarigen nicht noch mehr Schwierigkeiten machen, als er sowieso schon hatte, spürte der Junge doch ganz genau die Unruhe des anderen. Trotzdem, er hatte noch einige Fragen.

Er sah wieder auf und suchte Ascons Blick, dann wollte er scheu wissen:

»Aber... ich... was ist das denn nun da unten?« Er zeigte auf seinen eigenen Schritt, spreizte seine Beine im Schneidersitz und zog den Stoff darüber hinweg, der sich dort aus unerfindlichen Gründen platziert hatte. Nachdenklich sah er das Anhängsel an und kaute auf seiner Unterlippe herum. Laurin war sehr neugierig geworden. Das war er zwar auch schon vorher gewesen, doch er wusste inzwischen, dass der Dunkelhaarige viel mehr wusste als er selbst, und dass er auch gut erklären konnte, deswegen fragte er auch ohne Unterlass. Er hob seinen Blick wieder und sah den Mann unschuldig und wissbegierig an, denn das wollte er endlich wissen!
 

Ende Teil 4
 

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SusyCute x desertdevil6

11/05/06

Lost in your eyes V
 


 

Ascon hatte die Frage nicht ganz nachvollziehen können, wusste erst nicht, was Laurin meinte, bis dieser sich vollständig vor ihm entblößte. Dummerweise war sein Blick automatisch den zarten Fingern gefolgt, sodass er jetzt genau zwischen die Beine den Kleineren starrte. Sofort beschleunigte sich sein Atem und die altbekannte Hitze wallte in ihm auf.

Verlegen drehte er den Kopf zur Seite, biss sich auf die Unterlippe und versuchte seine Hormone wieder unter Kontrolle zu bekommen.

War denn das die Möglichkeit!? Brauchte er den Kleinen denn nur nackt zu sehen, um dieses Verlangen zu verspüren den Jungen zu berühren?! Das konnte doch nicht normal sein!

Und weshalb stellte der Silberschopf ihm solche Fragen? Besaß er denn keine Eltern, die ihn aufgeklärt hatten?! Verdammt, warum blieben diese peinlichen Sachen immer an ihm hängen, dachte er verdrießlich, während er versuchte die richtigen Worte zu finden.

»Also weißt du... «, begann er mit brüchiger Stimme. »Wir Männer haben das da unten... « Er benutzte absichtlich Laurins Wortlaut, weil er sich schon denken konnte, dass der Kleinere mit irgendwelchen anderen fremdartigen Begriffen nichts anfangen konnte. »Weil wir uns damit unserer überschüssigen Körperflüssigkeit entledigen. Hauptsächlich dient es uns der Fortpflanzung. Damit haben wir mit einer Frau, manchmal auch mit einem Mann Sex, verstehst du?« Fragend sah er Laurin wieder an. Der Kleinere verzog jedoch nur nachdenklich das Gesicht, was Ascon vermuten ließ, dass er sich zu kompliziert ausgedrückt hatte.

Leicht genervt und auch ein wenig peinlich berührt seufzte er auf. Wie sollte er das denn nur erklären?

»Aber wie Kinder auf die Welt kommen weißt du schon, oder?«

Der Kleine sah ihn aus großen Augen an und wusste nicht so recht, warum Ascon so nervös war. Das war doch eine ganz normale Frage, oder nicht? Er strich sich die Strähne hinter das Ohr, die er für die Ketten benutzt hatte und plinkerte ein paar Mal kurz mit seinen langen, hellen Wimpern, dann blieb er einfach weiterhin so sitzen und antwortete schließlich: »Nein... woher soll ich denn wissen, wie Kinder auf die Welt kommen? Und was ist Sex und wieso Frauen...? Und warum überschüssige Körperflüssigkeit? Und was ist Fort... dingsbums...?« Man konnte die Fragezeichen förmlich sehen, die ihm auf die Stirn geschrieben standen. Als er den Blick des anderen sah, rechtfertigte er sich:

»Was denn... Meine Eltern sind schon früh gestorben, mir hat nie jemand was erklärt...« Beschämt senkte er den Blick und sah zu Boden, spielte dabei wieder mit den Perlen. Der Andere musste ihn bestimmt für furchtbar dumm halten... Er versuchte, nicht zu weinen und nagte weiter an seiner Lippe herum, kam sich irgendwie dämlich vor. Dabei hatte er doch ein Recht darauf zu wissen, was die ganzen Sachen waren, oder nicht? Und wenn er nicht fragte, würde es ihm nie jemand erklären. Im Moment war nur Ascon da, den er fragen konnte, und das hatte er getan, aber irgendwie war ihm jetzt ziemlich komisch zumute, er wusste selbst nicht weshalb, deswegen schwieg er erst mal wieder und ließ den Dunkelhaarigen zu Wort kommen.

Bei den ganzen Fragen, die sich alle nur auf DAS eine Thema bezogen wurde ihm ganz mulmig zu Mute. Wieso musste denn gerade ER jetzt den Jungen aufklären? Er konnte doch gar nichts dafür das dessen Eltern ihren Pflichten nicht mehr hatten nachkommen können. Mist!

Und die ganze Sache wäre ja auch nicht so kompliziert, wenn Laurin nicht mit gespreizten Beinen vor ihm sitzen würde. Angestrengt um Fassung ringend, fuhr er sich wie immer wenn er nicht weiter wusste durch die Haare und setzte dann zum Sprechen an.

»Nun... also fangen wir ganz langsam an. Sex ist, wenn zwei Wesen miteinander verschmelzen. Es können dabei Gefühle eine Rolle spielen, dann nennt man es Liebe und wenn es einfach nur von einer Seite gewollt ist... « Er zuckte kurz mit den Schultern. »Hat der andere Part meinst Schmerzen und es ist nicht so schön wie Sex eigentlich sein sollte.«

Allmählich war sein Blick wieder zu Laurins Augen zurück gewandert und er sah ihn während seiner Erklärungen fortwährend an.

»Wenn sich zwei Wesen lieben, entsteht aus ihrer Verbindung oft ein Kind. Das kann passieren, ist aber nicht die Regel, denn die Zeit ist dabei auch ein wichtiger Faktor. Wir nennen das Zeugen eines Kindes Fortpflanzung, weil wir unsere Eigenschaften und Fähigkeiten weitergeben und neues Leben schaffen.«

Der Schwarzhaarige machte eine Pause, ließ seine Worte wirken, um zu sehen, ob Laurin diesmal verstand was er ihm erklärte. Der Junge sog die Informationen begierig in sich auf und hing geradezu an seinen Lippen.

Einerseits freute es Ascon so einen interessierten Zuhörer zu haben, andererseits wäre es ihm lieber gewesen über ein anderes Thema zu erzählen. Als er sich jedoch daran erinnerte, was Laurin noch gefragt hatte, stutzte er.

»Du weißt nicht was Frauen sind?« Fragend hob er eine Augenbraue und versuchte sich gleichzeitig die anderen Wesen von dem Stamm des Jungen ins Gedächtnis zu rufen. So genau hatte er zwar nicht darauf geachtet, aber ihm war es so gewesen, als hätte er dort weibliche Wesen gesehen. Oder hatte er sich das nur eingebildet?

Falls ja, war es wohl kein Wunder. Immerhin sahen die doch alle gleich aus mit ihren langen Haaren und den feinen Gesichtszügen. Da konnte man sich halt schon mal irren.

Der Kleine schüttelte bei der Frage den Kopf. Zumindest kannte er den Begriff nicht. Er bemerkte, dass er noch so vieles nicht wusste und beobachtete die Bewegungen von Ascon ganz genau, erwiderte den Blick aus ruhigen, glänzenden Augen.

Das meiste, was Ascon erzählt hatte, war gut für ihn zu verstehen gewesen, doch nicht alles war ihm klar. Gedankenverloren kratzte er sich am Oberschenkel und meinte verwirrt: »Aber... was ist denn Verschmelzen? Das komische, was... na ja... wo Ihr halt... in meinem Mund gewesen seid?« Er konnte sich nicht mehr an den Begriff erinnern, aber sehr wohl an das Gefühl, dass bei ihm ausgelöst worden war, als der Dunkelhaarige sich mit seiner Zunge plötzlich in seinen Mund vorgewagt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er es schon irgendwie als Verschmelzen empfunden, weil es für ihn sehr intim gewesen war. In seinem Volk war es zwar üblich, fast nackt rumzulaufen, und niemand schämte sich dafür, deswegen war Laurin auch hier ganz unbefangen, doch so was wie Mundkontakt gab es bei ihnen normalerweise nicht, zumindest hatte er sich nicht darum gekümmert, konnte sich das nur mithilfe seiner Gefühle erklären. Und er wusste auch, dass er Ascon gerne eingelassen hatte und dass er das wahrscheinlich nie mit jemand anderem tun würde, es war einfach dieses Gefühl, das ihn beschlichen hatte...

Er machte sich so seine Gedanken und noch bevor der andere eine Chance hatte zu antworten, glänzten die Augen des Kleinen wieder vor Neugier und er wollte wissen: »Woher wisst Ihr das überhaupt so genau? Hattet Ihr schon mal Sex? Und habt Ihr Kinder??« Das interessierte ihn jetzt brennend und er wollte unbedingt eine Antwort darauf haben. Es musste sehr niedlich sein, viele kleine Ascons um sich herum zu haben! Das würde er gerne mal sehen...

Ungeduldig zappelte der Junge mit seinen schlanken Schenkeln und rutschte etwas auf der Decke hin und her, den Dunkelhaarigen dabei anschauend, weil er endlich eine Antwort auf seine ganzen Fragen, und besonders auf die letzte, haben wollte. Er konnte es kaum noch erwarten.

Bei der letzten Frage verschluckte Ascon sich beinahe an seiner eigenen Spucke und obwohl er es versuchte zu verhindern, bildete sich ein unmerklicher Rotschimmer um seine Nase herum. Das gab es doch nicht! Jetzt wurde er sogar rot!, bemerkte er zerknirscht und schloss einen Moment die Augen um sich zu sammeln.

Konnte das denn nicht endlich ein Ende haben?

Ein wenig hilflos, was eigentlich gar nicht zu ihm passte, starrte er wieder die Wand an, als stünden dort die Antworten auf Laurins Fragen und er müsste sie nur ablesen. Wenn das bloß so einfach wäre...

Abermals seufzte er auf. Es war ihm schon recht unangenehm jetzt auf einmal über sein Sexleben reden zu müssen. Normalerweise ging den Jungen das gar nichts an und welcher Mann redete schon gern über so etwas?!

Das Herumrutschen von Laurin lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kleineren. Es wäre jedoch besser gewesen, hätte er die Wand weiter angesehen, denn nun war er erneut Laurins körperlichen Anziehungskräften ausgesetzt. Wie von einem Magneten angezogen wanderten seine dunklen Augen über den schlanken, hellen Körper. Bevor er jedoch etwas Dummes tun konnte, griff er blindlings nach dem Stoff und drückte ihn dem Jungen in den Schritt. Dann strich er sich mit der Hand kurz über sein Gesicht, während er sich bemühte nicht dauernd einen nackten Laurin vor seinem inneren Auge zu sehen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte.

Nach einer Weile des Zögerns besann er sich jedoch wieder auf die Fragen.

»Du meinst sicherlich Küssen. Ja, das gehört auch zu den Dingen die man tut, wenn man sich gern hat. Es ist ein Zeichen dafür, das man den anderen achtet und ihm nicht weh tun möchte. Und ich weiß das so genau, weil ich schon viel herum gekommen bin und sehr viele Erfahrungen gesammelt habe. Es gibt außerdem eine Menge Bücher in denen man Informationen über diese Dinge findet.« Damit ließ er die pikanten Abschnitte seines Sexlebens gekonnt aus. Wer wusste schon, was dem Kleinen sonst noch für Fragen einfielen!

»Kinder habe ich noch keine, denn ich habe meinen Seelenpartner noch nicht gefunden.« Leichte Traurigkeit beschlich ihn. Es war außerordentlich schwierig die eine Person zu finden, die zu einem passte. Zudem war es teilweise auch noch gefährlich, da er das Blut dieser Person brauchte, um feststellen zu können, ob sie es tatsächlich war. Allerdings reagierte er bei einem Test der falsch war mit dem Erscheinen seiner zweiten Persönlichkeit darauf. Das war bereits zwei mal passiert und von seinen angeblichen Seelenverwandten waren nur ein paar Fetzen übrig geblieben.

Als er danach aufgewacht war, hatte er nur noch Mitleid empfinden können für die armen Kreaturen, deren Leben er ein so abruptes Ende gesetzt hatte. Letztendlich konnte er jedoch nicht wirklich etwas dafür, da ihm die Leute von einer Organisation herausgesucht worden waren, die sich extra auf das Problem seiner Rasse konzentriert hatte. Nur für ihn hatten sie noch keinen Seelenpartner gefunden, weshalb er nach den zwei Fehlschlägen den Vertrag gekündigt hatte.

Und nun ging er schon eine Weile seinen Handelsgeschäften nach, wo er für solche Sachen erst recht keine Zeit hatte. Darunter litt natürlich auch sein Sexleben, da es für ihn nicht möglich war mit einem anderen außer Personen seiner eigenen Rassen oder seinem Seelenverwandten zu schlafen, da er denjenigen sonst umbringen würde.

Aber das brauchte Laurin nicht zu erfahren...

Der Junge nagte an seiner Unterlippe herum und nickte immer wieder zu dem Besprochenen. Er hatte den Dunkelhaarigen verwirrt angesehen, als dieser ihn wieder mit dem Stück Stoff zudeckte. Das verstand er nicht so ganz, aber er wollte nicht wieder nachfragen. Außerdem wusste er noch immer nicht, wozu genau diese Anhängsel an seinem Körper da waren, doch vielleicht würde er das ja auch noch irgendwann ganz genau erfahren, im Moment reichten ihm die Erklärungen aus. Worüber er allerdings nachdenken musste waren die Worte von Ascon, als er das komische Wort küssen erklärte. Es war schon logisch, dass der Junge dem anderen nicht wehtun wollte und ihn achtete, aber hatte er den Mann wirklich gern? Konnte er jemanden gern haben, der ihn aus seiner Heimat entführt hatte und ihn hier gefangen hielt, der ihn schon mehrmals verletzt, aber ebenso auch vor Verletzungen bewahrt hatte? Konnte er das?

Scheu blickte er auf, sah ihn die Augen von Ascon und spürte ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch, das er noch nie zuvor gespürt hatte, aber es war angenehm, verwirrte ihn nur etwas. Verwundert stellte er fest, dass er den Dunkelhaarigen wirklich gern hatte, sonst hätte er ihn sicherlich auch nicht so nahe an sich heran gelassen... Nach einigen weiteren Minuten des Überlegens gähnte er schließlich und richtete sich auf. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass es dem Mann offenbar nicht wirklich gefiel, wenn er nichts anhatte, also tapste er auf den Sachenhaufen zu und suchte sich wortlos etwas aus, was nicht so unangenehm auf seiner Haut sein würde. Dann zog er es schweigend an und schob die Perlen zur Seite um nicht draufzutreten. Anschließend stupste er die Blume sanft mit einem Finger an, sodass sie zu Ascon hinüber schwebte und drückte ihm dann die fertigen Ketten in die Hand.

»Könnt Ihr behalten...«, meinte er ein wenig verlegen. »Ich... ich brauche es nicht mehr...« Dann bedankte er sich höflich für das Erklären und tapste ins Badezimmer rüber, um ein wenig Wasser zu trinken, denn er hatte nichts mehr gegessen während der letzten Tage, er hatte einfach keine Lust dazu gehabt, weil es langweilig gewesen war.

Als er zurück in das Zimmer kam, befand sich der Mann noch immer an Ort und Stelle und starrte gedankenverloren auf die Dinge, die Laurin ihm geschenkt hatte.

Es war seltsam. Er war zwar verwirrt darüber, dass der kleine Silberschopf gerade ihm diese Blume zusammen mit den schimmernden Perlen geschenkt hatte, doch irgendwie war er glücklich darüber, obwohl er sich fragte, womit er das überhaupt verdient hatte. Gleichzeitig kam er sich schäbig vor, weil es die einzigen Dinge waren, die der Kleinere wirklich sein Eigentum nennen konnte. Er wollte ihm das nicht auch noch weg nehmen. Nichts desto trotz bewunderte er die Selbstlosigkeit des anderen und ihm wurde ganz warm ums Herz.

Als Laurin wieder aus dem Badezimmer kam und zu ihm trat, erhob er sich und drückte die Sachen wieder in die Hände des Jungen, umschloss diese mit seinen eigenen, wobei er ernst in die wunderschönen Augen blickte.

»Ich kann das nicht annehmen. Es ist das Einzige was du hast und was dich an deine Heimat erinnert. Du solltest das nicht an jemanden so schlechtes wie mich verschenken. Gib es einer Person die es wirklich verdient hat.«

Damit wollte er sich schon abwenden, doch dann spürte er Laurins Hand an seinem Ärmel, die ihn zurückhielt.

Der Junge sah ihn ebenso ernst an und war ganz überrascht gewesen. Kurze Zeit fehlten ihm die Worte, weil er damit überhaupt nicht gerechnet hatte, doch dann antwortete er ruhig: »Ich... ich kann doch jederzeit eine neue Blume machen, Ihr könnt sie ruhig behalten... Und nehmt wenigstens eine von den Ketten, irgendwie habt auch Ihr einen Anteil daran, denn ohne Euch hätte ich sie offenbar nicht herstellen können...« Er drückte die Dinge wieder in die Hände des anderen und hatte es genossen, als er die großen Hände des Dunkelhaarigen um seine eigenen, schlanken gespürt hatte. Und er hatte auch einen Zusammenhang gefunden, was die Perlen betraf. Bevor er Ascon getroffen hatte, war dies nie passiert, also musste es folglich etwas mit ihm zu tun haben... Außerdem war das erst nach ihrem gemeinsamen Kuss passiert... Mit großen Augen blickte er ihn lieb an und lächelte leicht und aufmunternd, hoffte, dass der Mann die Dinge annehmen würde, etwas anderes hatte er nicht, aber irgendwie hatte er vorhin eben das Bedürfnis gehabt, Ascon etwas zu schenken, er wusste selbst nicht weshalb... »Außerdem... Ihr seid doch nicht schlecht, sonst würdet Ihr mich doch nicht so... lieb behandeln...«, fügte er noch kurz darauf an weil ihm die Bemerkung des Größeren wieder eingefallen war.

Der Schwarzhaarige wollte etwas darauf erwidern, kam jedoch nicht dazu. Ein unbändiger Ruck ging durch das gesamte Schiff und sofort waren Ascons Gedanken auf die Gegebenheit von vorhin fixiert. Er hatte also doch Recht gehabt. Dieser Schatten war keine Einbildung gewesen, sondern ein feindliches Schiff. Missmutig knirschte er mit den Zähnen und warf dann einen schnellen Blick auf die Manschette an seinem Unterarm auf der sich unter anderem auch eine Uhr befand. Dabei steckte er die Sachen unbewusst in die Taschen seiner Hose.

Die hatten sich aber ganz schön Zeit gelassen, stellte er einen Augenblick später fest. Denn es war fast anderthalb Stunde vergangen. Möglicherweise hatten sie darauf gehofft, dass er den Tarnmodus seiner Flotte wieder aufheben würde. So dumm war er jedoch nicht.

Nichts desto trotz musste er zurück auf die Brücke, um selbst das Kommando zu übernehmen und einige Sachen zu koordinieren.

Ein weiteres Krachen ging durch den Flugkörper und rührte von einer größeren Detonation auf dem Schutzschild her, denn Laurin wurde dabei nach hinten geschleudert und Ascon ergriff gerade noch rechtzeitig das Handgelenk des Kleineren und zog ihn schützend an sich.

»Laurin, ich muss zurück und meiner Mannschaft beistehen. Am besten, du bleibst hier. Dann kann dir nichts passieren. Setzt sich einfach wieder dort hin und verhalte dich ruhig... «, sagte er ein wenig gehetzt, weil die Zeit drängte. Die Explosionen waren schon ziemlich heftig gewesen und es war nur eine Frage der Zeit bis die Schutzschilde sich deaktivierten.

Außerdem musste er unbedingt wissen, wie groß die feindliche Flotte war.

Vorsichtig löste er deswegen Laurins Hände von seiner Hemdbrust, da der Kleinere sich dort richtig festgekrallt hatte und sah um Verständnis bittend auf den Jungen hinunter.

Der Kleine hatte sich mächtig erschrocken, als er plötzlich den Halt verlor und nach hinten gedrückt wurde. Zum Glück griff Ascon ihn noch rechtzeitig. Der Junge klammerte sich an ihn und zitterte leicht. Sein Herz klopfte ganz schnell und sein Atem hatte sich ebenfalls beschleunigt. Zum ersten Mal spürte er so etwas wie Angst und das war ein ganz neues Gefühl, das er zuvor noch nie erlebt hatte, aber gefallen tat es ihm nicht. Deshalb wurde er auch panisch, als er ganz alleine hier bleiben sollte, er wusste doch nicht einmal, was geschehen war!!

»B-bitte!«, piepste der Kleine und sah den Dunkelhaarigen aus großen Augen flehend an. »Ich... ich habe Angst alleine... Ich will hier nicht bleiben, nicht schon wieder... bitte!!« Ängstlich sah er ihn an und in seinen Augen schwammen erneut Tränen. Er zitterte am ganzen, schlanken Körper und war wie eine Klette, wollte Ascon nicht mehr los lassen, nicht jetzt, wo er diesen endlich wieder zu Gesicht bekommen hatte... Außerdem wusste er nicht was los war und passieren würde, das wollte er auf keinen Fall alleine durchstehen, er würde umkommen vor Angst!!

Ascon seufzte schwer, sah aber ein, dass er Laurin nicht alleine lassen konnte. Nun ja, können tat er das schon, doch irgendwie tat es ihm leid und da der Kleinere bereits die gesamte letzte Woche mehr oder weniger einsam in diesem Zimmer gehockt hatte, griff er ihn mit den Worten »Also gut« bei der Hand und zog den Jüngeren mit sich. »Bleib immer dicht bei mir und versuch dich irgendwo fest zu halten, wenn es wieder wackelt. Vorzugsweise aber nicht an mir!«, fügte er noch hektisch an, während er mit seinem kleinen Gefangenen auf den Gang und in Richtung Aufzug stürmte.

Keine Minute später erreichte er mit Laurin im Schlepptau die Brücke auf der er bereits sehnlichst erwartet wurde.

Unmerklich nickte er seinem Navigator zu, drückte den Jungen, den er immer noch an der Hand hielt in einen Sitz, der nicht weit von seinem eigenen entfernt war und legte ihm die Sicherheitsgurte an.

»Nur zu deinem Schutz«, erklärte er rasch, als er den leicht verängstigten Blick den Jüngeren auf sich spürte. Liebevoll strich er Laurin noch einmal über den Kopf, bevor er sich ebenfalls setzte und die Lage anhand der Daten einschätzte, die Anarel ihm soeben gereicht hatte.

»Das Schutzschild hat größere Schäden verhindert. Aber lange hält es den Angriffen nicht mehr stand. Vielleicht noch zwei oder drei von den größeren Geschossen, aber länger auf keinen Fall«, informierte der junge Mann ihn geflissentlich und mit sorgenvoller Miene, die Ascon leichtes Unbehagen bereitete.

»Wie viele Schiffe?«, erkundigte er sich kurz, während er aus dem Cockpit sah. »Das ist nicht sicher.« Anarel senkte den Kopf. »Wir können es nicht mit Genauigkeit sagen. Das Problem ist, dass sich der Feind zwischen den Eiskristallen versteckt. Diese sind wie kleine Prismen und vervielfältigen die Schiffe und deswegen ist es schwer einzuschätzen ob es sich nun um eines, zwei oder drei von denen handelt.«

Ascon hatte verstanden. In seinem Kopf arbeitete es, während er weiter in schnellen Schritten die Liste überflog.

»Was für Geschosse haben sie?« Ungeduldig richtete er seinen Blick auf den Braunhaarigen.

»Das können wir auch nicht genau sagen... «

»Verdammt noch mal!«, fuhr Ascon ihn an. »Was könnt ihr den überhaupt über unseren Feind sagen?!«

Anarel und auch die anderen zuckten zusammen. Der Braunhaarige wusste, dass sein Käptain es nicht so meinte, aber er verstand ihn nur zu gut. Die Situation war extrem angespannt und es ging diesmal um mehr als nur ein paar kleine Angreifer. Das waren keine Mücken mehr, sondern eine ganze Heuschreckenplage!

»Also gut. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Nanobomben. Die haben eine ziemliche Durchschlagskraft. Und... « Eine unmerkliche Pause entstand.

»Wenn ich das mal so in den Raum stellen darf... « Unsicher sah der junge Navigator wieder zu dem Schwarzhaarigen auf. »Ich vermute ganz stark, dass es nicht so viele Schiffe sind. Sie nutzen einfach nur den Effekt der Kristalle, der sie vervielfältigt und versuchen uns damit Angst einzujagen. Allerdings könnte meine Vermutung auch falsch sein, deswegen... «

Mit einer unwirschen Handbewegung unterbrach Ascon den Braunhaarigen.

»Schon gut. Ich habe verstanden. Schick die Hälfte der Spacehounds raus. Lass sie deine Vermutung überprüfen und sich dabei gleich an die Gegebenheiten gewöhnen. Und dann schalte mir die Frontlaser auf manuelle Steuerung.«

Sowie er das gesagt hatte, machte sich Anarel an die Arbeit. Gleich darauf setzte Ascon sich sein Headset auf, mit dem von der Position der Laser aus uneingeschränkte Sicht in 3D-Perspektive hatte. Außerdem konnte er diese Position nach allen Richtungen hin ändern. Passend dazu befand sich am Ende der Armlehnen je ein Joystick, wie man ihn von Computerspielen her kannte, mit denen der Schwarzhaarige die Waffen steuern konnte.

Der Junge, der sich nur widerstrebend hatte anschnallen lassen, weil er diesen Druck auf seiner Haut überhaupt nicht mochte, sah sich scheu aber auch neugierig um und rutschte auf dem Sitz hin und her, so weit die Gurte das zuließen. Er zitterte noch immer leicht und war unruhig, spürte er doch die Blicke der anderen, fremden Leute auf sich, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Allerdings beobachtete er Ascon fast die gesamte Zeit und machte sich so seine Gedanken. Er verstand kaum ein Wort, was die da alle faselten, aber er spürte instinktiv die Unruhe und Nervosität, die in der Luft lag und das machte ihn unsicher. Er konnte sich zwar nicht viel vorstellen, aber er hätte es vorgezogen, jetzt lieber auf festem Boden und seinem Heimatplaneten zu sein, wo er zwar auf die Sonne achten musste, aber das war es auch schon. Das hier alles war ihm zu hoch, und ehrlich gesagt wollte er auch gar nicht wirklich wissen, was passierte, vielleicht war es ganz gut so, denn die komischen Geräte und wackelnden Bilder machten ihm Angst, er fühlte sich gänzlich unwohl, und das wurde noch durch die seltsamen Geräusche verstärkt. Nein, hier war kein Platz, wo er gerne war, vielleicht hätte er doch im Zimmer bleiben sollen, aber dann wäre er wieder alleine gewesen, und das wollte er ja nun auch wieder nicht. Wenigstens konnte er hier Ascon beobachten und sich so seine Gedanken machen, auch wenn dieser mit vollkommen anderen Dingen beschäftigt war.
 

Ascon war hochkonzentriert. Durch das Headset konnte er die feindlichen wendigen Gleiter, die immer wieder an dem großen Schiff vorbei zischten verfolgen und abschießen. Mit der Zeit wurden es jedoch eindeutig zu viele.

Er wusste gar nicht mehr, welchen von denen er zuerst anvisieren sollte. Fluchend riss er an den Steuerelementen für die Laser und gab kurz darauf ein frustriertes Schnauben von sich.

Scheiße, die hatten ihn getroffen, sodass er jetzt nur noch eine Waffe hatte. Allerdings war seine Trefferquote damit fast noch genauso hoch wie mit beiden zusammen.

Die restlichen Crewmitglieder hatten auch ganz schön zu tun. Immer wieder warf der Braunhaarige einen sorgenvollen Blick zu seinem Käptain, als erneut eine gewaltige Erschütterung durch den Schiffskörper ging, sodass er fast von seinem Sitz geschleudert wurde.

»Verdammt!«, zischte Ascon, der dadurch kurz in seiner Konzentration unterbrochen worden war. »Die haben mir auch noch den zweiten Laser weggeschossen.« Aufgebracht riss er sich das Headset vom Kopf und sprang auf. Anarels Blick folgte ihm bedrückt.

»Es sind zu viele... «, setzte er an, doch Ascon brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen. Angestrengt sah er aus dem Frontfenster. Laurin hatte er schon längst vergessen. Er war ganz gefangen in seinen Überlegungen.

Ungehalten knirschte er wieder einmal mit den Zähnen.

Es musste doch einen Weg geben hier raus zu kommen.

Es wurde schwierig, da sie auch noch das Problem hatten, den Eiskristallen ausweichen zu müssen. Das Kriegsschiff war einfach zu schwer und träge, um große Ausweichmanöver durchführen zu können. Dafür war es einfach nicht geschaffen. Normalerweise konnten die Spacehounds dieses Defizit ausgleichen...

»Anarel, schick das zweite Geschwader raus. Wir haben nur eine Chance, wenn wir ihre Verstecksmöglichkeiten einschränken. Die Jungs sollen die Eiskristalle zerschießen. Wenn wir das Mutterschiff finden, können wir dem ganzen ein schnelles Ende setzen.«

Er machte sich nicht so sehr Sorgen darum, ob sie verlieren würde. Nein, das war eher unwahrscheinlich, denn seine Flotte war eine der Größten überhaupt. Vierundzwanzig Kriegsschiffe sollte man nicht unterschätzen. Auf diesen Schiffen befanden sich jeweils über dreihundert Spacehounds, die von ausgezeichneten Piloten geflogen wurden. Mehr sorgte er sich um die Schäden die sie davon trugen. Je länger der Kampf mit diesen Luftpiraten dauerte, desto mehr Energie verschwendeten sie und das hieß, dass sie später irgendwo zwischenlanden mussten.

Gedankenversunken kaute er auf seiner Unterlippe herum und suchte nach einer geeigneten Strategie.

»Käptain... eine weitere Nanobombe... «, rief Anarel ihm noch warnend zu, bevor diese detonierte und das Schiff so heftig herumschleuderte, dass Ascon Mühe hatte sich fest zu halten. Trotz aller Kraftaufwendungen konnte er nicht verhindern, dass er mit dem Rücken gegen einen Steuertisch prallte. Schmerzvoll stöhnte er auf.

Das Licht flackerte einen Moment, dann ging es ganz aus und wurde durch rote Leuchten ersetzt. Die sechs Crewmitglieder tippten wild auf den blinkenden Knöpfen vor sich herum, doch es brachte nichts. Diesmal konnte der Navigator sie nicht vorher warnen, als eine weitere Explosion das Schiff durchschüttelte.

Sirenen gingen los, zwei der Steuerpults warfen Funken und begannen zu qualmen und obwohl seine Mannschaft versuchte ruhig zu bleiben, konnte Ascon die aufsteigende Panik fast körperlich spüren. Und er spürte noch etwas... zwar nicht ganz so deutlich, aber es war da!

Suchend glitt sein Blick durch den Raum, bis er schließlich an dem silberhaarigen Jungen hängen blieb, der sich völlig verängstigt in den Sitz drückte und die Augen vor Furcht zusammen gepresst hatte und genau das war es, was er wahrgenommen hatte...

Im Moment hatte er jedoch keine Zeit sich darum zu kümmern.

Schnell brachte er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Problem.

»Die Schutzschilde sind ausgefallen... «, hörte er einen der Männer mit fahriger Stimme rufen.

»Wenn wir noch mal getroffen werden... «

»Wir werden nicht noch mal getroffen!«, brüllte Ascon den Mann wütend an und unterbrach den ins Jammern übergehenden Bericht. »Diese Luftpiraten sind keine professionellen Leute, klar?! Wir haben so etwas schön öfter hinter uns, also ist das wirklich kein Grund die Nerven zu verlieren!«, schnauzte er ungehalten, auch wenn er selbst recht unruhig war, was die ganze Angelegenheit betraf.

»Unser zweites Geschwader soll sich mit den Dreien der Antegra zusammentun und versuchen das Hauptschiff zu finden. Das erste Geschwader kümmert sich um die Verteidigung unseres Schiffes! Und ihr versucht die Flugbahn der Nanobombe nach zu vollziehen, um ebenfalls dieses Flugobjekt ausfindig zu machen!«, befahl er harsch und sah seine Leute nacheinander hart an, bis sie ihm verstehend zunickten.

Dann wandte er sich an Laurin, der sich furchtsam in dem Sitz zusammengerollt hatte und hockte sich davor.

»Hey... «, sagte er mit sanfter Stimme und strich dem Kleineren dabei beruhigend über die Wange. »Es ist alles gut. Du brauchst keine Angst zu haben.«

Der Junge saß zitternd und soweit zusammengerollt in dem Sitz, wie es ging. Er merkte nicht, dass ihm die Gurte dabei in die Haut schnitten, er wollte nur noch hier weg! Leise wimmernd lauschte er auf die Geräusche um sich herum, wurde durch die Panik und Unruhe der anderen nur noch nervöser und zitterte am ganzen Körper, holte nur noch unregelmäßig Luft und kniff die Augen zusammen, um nichts mehr sehen zu müssen, denn eine Sache neben der Sonne, vor der er am meisten Angst hatte, war Feuer, und er hatte die Funken gesehen, die fast bis zu ihm geschleudert wurden. Gegen Feuer war er nämlich machtlos, und es war beinahe noch verheerender als die Sonne. Wenn erst einmal die hitzigen Funken seine Haut berührt hatten, dann war alles zu spät, das wusste er. Seine Körpertemperatur war in den Gefrierpunkt gesunken und seine Sinne vollkommen geschärft, da er andauernd Alarmsignale empfing. Doch er wusste, dass er nicht fliehen konnte, es gab nichts, wohin er gehen konnte, außerdem würde er aus den Gurten niemals wieder heraus kommen! Verzweifelte Tränen stiegen ihm in die Augen und rannen über seine kalten Wangen, bis sie auf den Boden tropften und sich in kleine, schimmernde Perlen verwandelten, die wild über den schwankenden Boden kullerten. Erst als er eine sanfte Stimme hörte, die ihm bekannt vorkam, und eine leichte Berührung an seiner Wange, die seine Körpertemperatur wieder ansteigen ließ, öffnete er scheu die Augen und blickte in die dunklen Augen des anderen, sah den gespannten Gesichtsausdruck und dachte sich seinen Teil. Der Kleine sah vollkommen hilflos aus und er wusste, dass er hier nie wieder alleine heraus kommen würde. Erneut wimmerte er leise und seine Augen hatten sich in eine goldene Farbe verwandelt, weil er panische Angst hatte. Aber er wusste nicht, was er sagen sollte, wusste er doch, dass der Dunkelhaarige sowieso alles an seinen Reaktionen und seinem Gesicht ablesen konnte. Allerdings war er dankbar dafür, dass der Mann sich wieder um ihn kümmerte, das ganze war schon schrecklich genug, zumal er so gut wie gar nichts verstanden hatte und deshalb fiepte er nur leise und versuchte, sich an ihn zu schmiegen. Er brauchte jetzt körperliche, trostspendende Nähe, um sich nicht ganz auf seine Umwelt konzentrieren zu müssen.

Es hatte eine ganze Weile gedauert bis seine Worte zu dem Kleinen durchgedrungen waren und er endlich die Augen öffnete. Sie schwammen in Tränen und verwundert fing Ascon eine davon auf, die sich in seiner großen Handfläche in eine schimmernde Perle verwandelte. Erstaunen spiegelte sich in seinem Gesicht und als wäre es nicht schon außergewöhnlich genug, dass sich Laurins Tränen in wunderschöne Perlen verwandelten, bemerkte er auch noch die veränderte Augenfarbe des Kleineren. Er schaute nun nicht mehr in ruhige Dunkelblaue sondern in Goldglänzende, was ihn sehr verwirrte. Lag es nur daran, dass der Junge Angst verspürte? Das wäre eine plausible Erklärung, denn so richtig Angst hatte er ja in seiner Gegenwart noch nicht haben müssen, überlegte Ascon, während er seine Hand in den schmalen Nacken des Kleinen gleiten ließ und ihn beruhigend dort kraulte.

Vielleicht hätte er Laurin in seinem Zimmer lassen sollen, dann wäre der Kleinere nicht so verängstigt worden. Aber er konnte ja nicht ahnen, dass es so schlecht für sie aussehen würde.

Eine ganze Weile hockte er einfach nur vor Laurin und streichelte ihn tröstend. Um die Blicke der anderen kümmerte er sich nicht. Irgendwie waren sie ihm egal, und was sein Ansehen betraf... Er hatte sich nicht sehr verändert. Es hieß ja nicht, dass er weich wurde, nur weil er eine einzige Person bevorzugt behandelte.

»Käptain?! Wir haben das Hauptschiff lokalisiert«, rief Anarel freudig aus und wies dabei auf den Monitor vor sich, was Ascon jedoch nicht sehen konnte. Ein unmerkliches Lächeln erhellte aber sein Gesicht und Erleichterung überkam ihn.

»Siehst du... bald ist es vorbei«, sagte er mit zuversichtlicher Stimme an Laurin gerichtet, wischte dem Kleineren mit dem Daumen eine Träne von der Wange und ging dann zu dem jungen Navigator, um dessen Aussage zu überprüfen.

»Seht ihr? Es ist ungefähr zehntausend Yards von uns entfernt.« Mit einem Finger zeichnete er die Linie zwischen ihrem und dem feindlichen Schiff auf dem Bildschirm nach. »Das heißt, die befinden sich also mitten im Kern der Eiskristallwolke?«, hakte Ascon noch einmal nach und zog die Brauen zusammen.

»Ja, das ist richtig«, bestätigte Anarel nicht ohne Ascons zerknirschten Ausdruck zu bemerken. Und er wusste auch warum der Schwarzhaarige über die Information derartig missgestimmt war.

»Das beinhaltet ein weiteres Problem, wie ihr sehen könnt. Wir kommen nicht mit unseren Waffen an das Hauptschiff heran. Die Kristalle stören dabei und dass wissen die Luftpiraten auch. Deswegen haben sie sich ja dieses Gebiet ausgesucht.«

Ascon nickte zustimmend. Aber eines gab ihm zu denken.

»Du hast doch gesagt die haben Nanobomben benutzt?«, richtete er sich an Anarel, der daraufhin bestätigend nickte. »Ja, hab ich. Warum?« Verständnislos blickte er auf. Er verstand nicht was Ascon mit der Frage bezweckte.

»Wenn sie tatsächlich diese Art von Geschossen benutzt haben«, begann er zu erläutern. »Dann hätten sie das gleiche Problem wie wir. Nämlich das die Eiskristalle im Weg wäre. Demzufolge können sie die nicht benutzt haben... «, schlussfolgerte er und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust, während er weiter den Monitor musterte.

Nun hatte der junge Braunhaarige mitbekommen worum es dem anderen ging. »Ihr habt recht... «, meinte er ebenso nachdenklich, sprach jedoch seine Gedanken laut aus. »Aber wenn sie die Nanobomben mit speziellen Sensoren ausgestattet haben... sodass die Hindernisse überbrückt werden können und... nur energieausstrahlende Objekte anvisiert werden... dann wäre es gar nicht mal so problematisch.«

Aufmerksam hatte Ascon zugehört. Natürlich! Das musste es sein. Warum war er nicht eher darauf gekommen?! Ganz schön gerissen diese elenden Hunde.

Laurin hatte sich in Gegenwart des anderen langsam wieder beruhigt und seine dunkelblaue Augenfarbe zurück gewonnen. Dennoch schaute er noch immer ängstlich drein und atmete schnell und unregelmäßig. Das sanfte Kraulen in seinem Nacken nahm ihm allerdings ein wenig die Furcht und er sah Ascon wieder aufmerksam. Langsam hatte er sich auch wieder entrollt und leicht entspannt, aber Angst verspürte er noch immer, das sah man ihm an. Bei jeder fremden Stimme oder lauten und ungewöhnlichen Geräusch zuckte er zusammen und seine Augenfarbe wechselte ständig hin und her. Allerdings war er doch froh, nicht in seinem Zimmer eingeschlossen zu sein, weil er dort durch die Erschütterungen sicherlich durch den Raum gekullert wäre und sich verletzt hätte. Außerdem hätte er dann überhaupt nicht gewusst, was nun los war, deshalb war er schon ganz froh. Wenigstens konnte er Ascon hier beobachten und ein wenig von dessen Nähe spüren. Allerdings nervte es ihn, dass andauernd fremde Menschen zu ihm herüber starrten. Was konnte er denn dafür, dass er so außergewöhnlich war? Missmutig starrte er zurück, bis sie sich wieder ihren Aufgaben zuwandten. Der Kleine weinte inzwischen nicht mehr, doch seine Augen waren noch immer feucht und er hoffte, dass das Ganze bald ein Ende haben würde, weil lange hielt er das nicht mehr aus.

Inzwischen grübelte Ascon angestrengt darüber nach, wie sie am besten vorgehen sollten. Da allerdings nicht viele Möglichkeiten übrig blieben, bestätigte er die Vorgehensweise Anarels, der einfach den Geschwadern die Aufgabe überlassen wollte.

»In Ordnung. Aber gib dem Verteidigungskommando durch, dass sie uns zusätzlich die Flugbahn freischießen sollen auf Kurs 5379 Quadrant Gamma.«

Umgehend wurde sein Befehl ausgeführt. Durch das Cockpit verfolgte er das Vorbeizischen der Spacehounds. Kurz darauf zersplitterten die ersten Kristalle und er spürte, wie das Schiff sich auf Grund der Wende leicht seitlich neigte. Das riesige Kriegsschiff folgte den blitzschnellen Spacehound wie eine zerstörerische Walze. Ab und zu prallten kleinere Eissplitter auf der Außenhaut ab, aber die Krafteinwirkung war so gering, das man davon nichts im Innern spürte.

»Abstand zum gegnerischen Schiff fünftausend Yards«, informierte Anarel und Ascon nickte angespannt.

»Gut. Geschosse bereit halten! Sowie unser Feind in Sichtweise ist,

abfeuern.«

Dann ging alles ganz schnell. Ein letztes Mal schossen die kleinen wendigen Gleiter an dem großen Raumschiff vorbei, zerstörten erneut eine Reihe Eiskristalle und legten damit auch die Schussbahn frei. Die Crew reagierte umgehend und ohne Zögern.

Noch während zwei Mitglieder ausriefen: »Da ist es« hatte Anarel schon die Nanobomben gezündet, die nunmehr nur als zwei hell leuchtende Kugeln erkennbar waren und einen weißen Streifen hinter sich lassend auf das andere Schiff zurasten.

Erwartungsvoll starrte Ascon aus dem Frontfenster. Zu seinem Erstaunen handelte es sich entgegen seiner Erwartungen um einen monströsen Frachter und nicht um ein kleines unscheinbares Piratenschiff. Argwöhnisch kniff er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

Es sah recht beängstigend aus. Er hatte schon viele verschiedene Typen zu Gesicht bekommen, aber ... dieses hier war seltsam. Bevor er es sich jedoch noch weiter in seine Betrachtungen vertiefen konnte, trafen die Nanobomben mit unverwechselbarer Sicherheit ihr Ziel. Ein ohrenbetäubendes Knallen ertönte, das erst langsam in ein Grollen überging, ehe es ganz verscholl. Gleichzeitig wurde es mit einem Mal derartig hell, dass alle die Augen schließen mussten, um nicht geblendet zu werden. Als Ascon sie vorsichtig wieder öffnete, war von dem feindlichen Schiff nicht mehr übrig als ein paar verbogene Teile, die unkoordiniert im All herum schwebten. Die restlichen Gleiter, die noch todesmutig etwas zu bewirken versuchten, wurden von den Spacehounds abgeschossen, bevor diese nach und nach in den Hangar zurück kehrten und andockten.

Einerseits war der Schwarzhaarige erleichtert, den Feind besiegt zu haben. Aber eines verwunderte ihn. Zum Schluss war alles viel zu schnell gegangen. Die Luftpiraten hatten vorher nicht unbedingt viel einstecken müssen, da sie erst sehr spät entdeckt worden waren. Das hieß, hätten die auch nur ein annähernd gutes Verteidigungssystem gehabt, hätten die Nanobomben das Schiff nicht gleich in Stücke gerissen. Aber vielleicht hatten die anderen gepokert und darauf gehofft durch die Eiskristalle nicht entdeckt zu werden. Immerhin wäre das eine Möglichkeit dieses abrupte Ende zu erklären ...

Nun ja. Eigentlich tat es auch nichts zur Sache. Fakt war, dass sie gut aus der Sache heraus gekommen waren. Ascon seufzte.

»Anarel ... hast du den Schadensbericht für die gröbsten Sachen schon?«, fragte er, um sich von seinen Gedanken ab zu lenken. Doch das, was er zu hören bekam, sorgte auch nicht dafür, dass seine Stimmung in den siebenten Himmel stieg. Eher im Gegenteil. Denn trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit gegenüber den Luftpiraten, hatten sie erheblichen Schaden genommen, wie der Vorbericht offen legte. Zwar war nur sein Schiff, die

»Aakemba«, stark beschädigt worden und kaum eines der anderen, aber dazu kam noch, dass sie ein paar gute Piloten verloren hatten, was mindestens genauso ärgerlich war. Um die Spacehounds ging es ihm nicht vordergründig. Die waren schnell ersetzbar. Dagegen war die Ausbildung eines guten Piloten schwer und zeitaufwendig. Die entstandenen Lücken musste er so bald wie möglich wieder auffüllen, sonst sah es bei einem weiteren Angriff arg aus. Mit Unterbesetzung zu reisen war mehr als gefährlich, was das heutige Beispiel wieder einmal bewiesen hatte.

»Ascon...?« Anarel war zu ihm getreten und sah ihn verständnisvoll an. »Wir hätten nicht mehr tun können. Dafür sind unsere Gegner diesmal zu raffiniert vorgegangen.« Er hoffte, dass er mit seinen Worten nicht zu weit gegangen war, weil ihr Käptain sich bei jedem Verlust Gedanken machte. Das war aber auch eine Seite, die er an seinem Vorgesetzten schätzte. Kein anderer Anführer hatte bisher so viel Herz gezeigt, auch wenn man es dem Schwarzhaarigen nicht ansah und ihn im ersten Moment für einen vollkommen abgebrühten und harten Kerl hielt.

»Ich weiß. Trotzdem hätten wir uns schneller auf die Situation einstellen müssen. Das war kein Spiel, wird es auch nie sein. Wir sind professionell und können uns keine Fehler mehr leisten. Das nächste Mal geht es sonst nicht so glimpflich aus.«

Der Braunhaarige verstand Ascons Position und auch die restlichen Crewmitglieder nickten beflissen. Anarel machte sich ja auch Gedanken und das jedes Mal wenn sie durch ungesichertes Gebiet flogen. Es stimmte zwar, dass sie eine der größten und gefürchtetesten Flotten jenseits des Omega-Systems waren, dennoch waren sich nicht unbesiegbar, selbst wenn das Gerücht verbreitet wurde.

Im letzten Jahrzehnt war die Kriminalitätsrate fast um das Doppelte angestiegen und es gab immer mehr Zwischenfälle durch Luftpiraten. Gut, diesmal hatten sie nicht wirklich große Verluste einstecken müssen. Elf Spacehounds erschienen auf eine Masse von einigen tausend nicht unbedingt erheblich. Doch er war mit seinem Käptain voll einer Meinung. Denn diese Anzahl, auch wenn sie erst mal nicht wichtig erschien, war bei einem anderen Gefecht dann genau das Ausschlaggebende.

Erschrocken von einem lauten Piepen fuhr Anarel aus seinen Gedanken. Fragend schaute Ascon ihn an. Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen waren skeptisch zusammen gezogen und der junge Navigator beeilte sich an das einzige noch funktionierende Steuerpult zu kommen. Die anderen Schaltflächen waren teilweise durchgebrannt und explodiert, als sie von den Nanobomben getroffen worden waren. Konzentriert richtete er schließlich seine Aufmerksamkeit auf den Monitor.

Ascon hingegen lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und beobachtete mit grimmiger Miene den Gesichtsausdruck des Braunhaarigen. Es dauerte eine Weile, bis der Jüngere sich ihm wieder zuwandte.

»Ähm... « Anarel räusperte sich, wobei dem Schwarzhaarigen nicht dessen leichte Nervosität entging, die sein Gegenüber zu überspielen versuchte. leider ohne Erfolg.

»Also ich... « Noch einmal holte der Braunhaarige tief Luft. »Es gibt zwei Meldungen.« Ernst sah er Ascon an, der bei diesem Blick leichtes Unwohlsein in sich aufsteigen spürte. »Die erste ist vom Hangar. Sechs von den elf vermissten Piloten hatten es anscheinend noch rechtzeitig geschafft sich mit der Rettungskapsel abzusetzen. Die Aufklärungsjäger haben sie eingesammelt.«

»Aber das ist doch gut!«, meinte Ascon. »Warum machst du dabei so ein ernstes Gesicht?«

»Naja... « Sicherlich war es eine gute Nachricht. Er freute sich ja auch darüber. Nur wie er seinem Käptain die zweite, weniger erfreuliche Nachricht rüberbringen sollte...

»Red schon!«, wurde er dann ungeduldig von dem Schwarzhaarigen aufgefordert und fragte sich gleichzeitig, weshalb er immer diese blöde Aufgabe hatte schlechte Mitteilungen zu überbringen. Aber wie sollte er das nur anstellen?

»Die Antriebssysteme haben ebenfalls Schaden genommen. Drei der Brennstäbe sind beschädigt worden, das heißt wir können nur noch mit einem viertel des Schubes fliegen. Allerdings hat der Brennstab nicht mehr 100% Leistungsfähigkeit. Bevor wir den nächsten Planeten erreichen, der von seiner technologischen Seite her so weit fortgeschritten ist, um dort neue Antriebsstäbe zu erwerben, wird der dieser den Geist aufgeben... « Vorsichtig schielte Anarel zu dem Schwarzhaarigen.

Ascon indessen hatte mit wachsendem Unmut zugehört. Na das waren ja wundervolle Neuigkeiten! Nicht genug, dass er eine zweistellige Zahl Spacehounds verloren hatte, nein! Jetzt war auch noch der Antrieb im Arsch. Das kostete ihn mindestens zwei Wochen, wenn nicht sogar noch mehr.

»Wir müssen doch eigentlich noch zwei oder drei auf Lager haben«, wandte er nach kurzem Schweigen ein, doch Anarel schüttelte daraufhin nur mit ernstem Gesichtsausdruck den Kopf. »Nein. Auf dem Weg durch die Ceyclon-Galaxy haben wir Zwei verbraucht. Einer war vorher schon fast leer. Die Drei, die zerstört wurden, hatten die Techniker gerade neu einmontiert.« »Verdammt!« Ärgerlich schlug Ascon mit der Faust gegen die Wand neben sich. »Die Verantwortlichen für das Antriebssystem und die Energiereserven wussten doch welche Strecken auf uns zukommen würden und wie viele Brennstäbe wir brauchen«, warf Ascon seinem Gegenüber vor, wobei er ihn aufgebracht anstarrte. »Und solche Zwischenfälle wie heute, sollten auch bei der Vorratsbeschaffung berücksichtigt werden!!« Während er den jungen Navigator anschnauzte, warf er gereizt die Hände in die Luft.

»Wir hatten ja auch drei Brennstäbe auf Vorrat«, warf Anarel beschwichtigend ein. »Aber wer konnte denn ahnen, dass wir angegriffen werden und derartig Schaden nehmen?«

»Ja, wer konnte das ahnen?!«, warf Ascon sarkastisch ein, bevor er sich von der Wand abstieß und begann mit mürrischer Miene durch den Raum zu tigern. Dabei wich er den herumliegenden Bruchstücken der abgesprengten Steuerungsplatten automatisch aus und verschwendete nicht einmal einen Blick daran.

»Funk die anderen Schiffe an, ob die vielleicht noch Ersatz haben!«, befahl er nach einer Weile ungehalten, woraufhin Anarel sich sofort an die Arbeit machte.

Abwartend verschränkte Ascon erneut die Arme vor der Brust, während er missmutig hinaus ins All blickte. Die Kristalldichte hatte sich gelichtet, sodass nur noch ab und zu einer vorbei schwebte, einen Schweif aus glitzernden Splittern hinter sich herziehend.

Eigentlich waren die Kristalle schön an zu sehen, wie sie so im geringen Licht der Sterne funkelten, aber genauso gefährlich waren sie auch und er verspürte kein Bedürfnis danach diese Dinger länger als nötig um sein Schiff herum zu haben.

Es wurde Zeit, dass sie hier weg kamen!

»Ähm... Käptain?«, meldete sich Anarel zu Wort und holte Ascon damit aus seinen Gedanken. Dieser richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Navigator. »Zwei weitere Schiffe haben ebenfalls Schäden am Antriebssystem zu verzeichnen. Es sind gerade so viele Brennstäbe übrig, dass wir sie auf unsere Schiffe verteilen können, um wenigstens den nächsten höher entwickelten Planeten zu erreichen«, erklärte der Braunhaarige mit etwas unsicherer Stimme und wagte sich dann noch anzufügen: »Aber wir kommen nicht auf die volle Kapazität, was bedeutet, dass wir nicht im Hypermodus fliegen können.«

Bei jedem von Anarels Worten sank Ascons Laune weiter unter den Nullpunkt. Konnten sie nicht mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, hieß das, dass sie für eine vergleichsweise kurze Strecke das zehnfache an Zeit benötigten.

»Zum Teufel noch mal!«

Und der ganze Ärger war nur, weil diese verfluchten Geschosse mit Wärmesensoren ausgestattet waren. Sonst hätten sie nicht unbedingt den Antrieb getroffen. Aber da der ja verständlicherweise am heißesten wurde im Vergleich zum gesamten Schiff, war das die bevorzugte Trefferfläche gewesen. Daran ließ sich jetzt leider nichts mehr ändern. Deswegen sah der Schwarzhaarige auch ein, dass es nichts brachte sich weiter darüber zu ärgern. Davon kamen auch keine Brennstäbe angelaufen, obwohl man seine Wut wohl als Energiequelle hätte verwenden können, so aufgebracht wie er war.

»Also, wie viele Energieröhren können denn nun besetzt werden?«, fragte er ein wenig gefasster. Anarel bemerkte den leichten Stimmungsumschwung sofort und begrüßte ihn auch mit Freuden. Die ganze Zeit hatte er schon gefürchtet, der Schwarzhaarige würde seine Wut an ihm auslassen, obwohl er das in seiner gesamten Laufbahn noch nicht einmal erlebt hatte. Ascon konnte zwar recht ungemütlich werden und hatte ein unbestreitbar heftiges Temperament, aber noch nie war er gegenüber seiner Crew oder den Mannschaftsmitgliedern handgreiflich geworden. Trotzdem fühlte er sich ein bisschen erleichtert, beantwortete die ihm gestellte Frage jedoch ohne Zögern.

»Zwei Röhren können wir nutzen, wenn wir von einem der anderen Schiffe noch einen Brennstab bekommen.«

Nickend nahm Ascon das zur Kenntnis.

Die restlichen Mitglieder auf der Brücke hatten sich inzwischen dem Aufräumen gewidmet. Unterdessen waren zwei Techniker angerückt, die sich bereits an den Pult zu schaffen machten und versuchten diese wieder funktionstüchtig zu bekommen.

So gesehen herrschte im Moment richtiges Chaos, was dem Schwarzhaarigen ebenfalls nicht gefiel. Unzufrieden schnaubend drehte er sich um.

»Sieh zu, dass wir so schnell wie möglich den Brennstab bekommen. Dann teile Narus von der >Antegra< mit, dass er das Kommando über die nicht beschädigten Schiffe übernehmen soll und zurück nach >Othacaro< fliegen soll. Die anderen kommen mit uns. Und dann suche bitte nach einen relativ nahe gelegenen Planeten mit den nötigen Vorraussetzungen und nimm kurz darauf, sobald die Schäden hier... «, damit wies er auf das immer noch herumliegende abgesprengte Material der Steuerpults und warf einen Moment später einen bedeutungsvollen Blick auf die beiden Telemnar, die gerade an einer Einheit arbeiteten. » ...weitestgehend beseitigt sind.«

Pflichtbewusst nickte Anarel, doch davon bekam Ascon nicht mehr mit, da er sich bereits abgewandt hatte. Für ihn war es selbstverständlich, dass seine Befehle ohne Umschweife ausgeführt wurden. Er wusste aber auch, dass auf seine Crew Verlass war. Dann ging auf den Sitz zu, auf dem Laurin saß. Den Kleinen hatte er in der ganzen Aufregung und dem Ärger völlig vergessen und er verspürte deswegen auch ein wenig ein schlechtes Gewissen. Der Junge zitterte zwar nicht mehr so stark wie das letzte Mal, als sie unter vollem Beschuss standen, aber immer noch mehr als nötig. Aus großen ängstlichen Augen blickte Laurin ihn an.

Der Schwarzhaarige lächelte beruhigend, oder versuchte es zumindest und löste, bevor er vor dem Sitz in die Hocke ging sanft Laurins verkrampfte kleine Hände von den Armlehnen und umschloss sie mit seinen Großen.

»Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, hm?«, sprach er mit weicher, gedämpfter Stimme. »Es ist vorbei und dir wird nichts passieren«, versicherte er gefühlvoll, achtete jedoch darauf, dass nur der Junge ihn verstehen konnte. Seine Crew musste ja nicht alles mitbekommen. Auch wenn er sich sicher war, dass nichts nach draußen getragen wurde, so hatte er doch in gewisser Weise sein Gesicht zu wahren.

Deswegen löste er die Gurte, die Laurin im Sitz gehalten hatten und half dem Kleinen langsam auf die unsicheren Beine. Sicherheitshalber hielt er den schlanken Körper mit einem Arm umfangen, damit der Junge nicht vielleicht doch wegknickte.

Laurin war wie gelähmt vor Angst, die ihn seit dem Angriff befangen hatte. Er war ganz starr, weinte jedoch nicht mehr, zitterte nur stark und war verkrampft. Er bekam zunächst nicht mit, dass Ascon wieder bei ihm war, so sehr war er in seiner Angst und Unwissenheit gefangen. Obwohl er nicht viel verstanden hatte wusste er eines: So etwas wie eben wollte er nie wieder erleben!

Als der Dunkelhaarige ihn abschnallte und auf die Beine stellte und ihn dabei festhielt, sank er an den starken, warmen und durch den Schweiß sehr männlich duftenden Körper des anderen zusammen und atmete noch immer heftig und unregelmäßig. Seine Augen waren jedoch nicht geschlossen, aber war er völlig verkrampft. Er hatte sich regelrecht an den anderen geklammert, wollte ihn nie wieder loslassen, denn nur bei Ascon fühlte er sich wirklich sicher, er wusste selbst nicht, warum dies so war, aber es war nun mal so.

Dennoch stand er so unter Schock, dass er nicht mehr weinen konnte. Seine Augen waren noch immer goldfarben und er bemerkte auch nicht die tiefen Einschnitte der Gurte in seiner Haut, die ihn schmerzten, jedoch nicht so stark waren, dass er blutete. Aber Quetschungen waren es allemal, die so schnell nicht mehr weggehen würden, da seine zarte, hell schimmernde Haut sehr empfindlich war, gerade was Druck und Wärme anging. Seine Körpertemperatur hatte sich durch die Wärme des anderen wieder erhöht, war sie doch zuvor eiskalt gewesen, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen, sprach auch nicht und blieb regungslos.

Da er so etwas noch nie erlebt hatte, war der Schock für ihn natürlich besonders groß und niemand konnte sagen, wann er sich wieder daraus lösen würde. Sicher war nur, dass er ohne die Stütze des Dunkelhaarigen sicher auf dem Boden zusammensinken und sich womöglich noch an den herumliegenden Metallteilen verletzen würde. Laurin hatte sich so in sich zurückgezogen, dass er nicht einmal die sanften und leisen Worte des Mannes wahrnahm, nein, seine Augen waren weit aufgerissen und starrten ins Leere, als wäre er vollkommen erstarrt und würde nichts mehr um sich herum mitbekommen.

Nachdem sie die Brücke verlassen hatten, nahm Ascon Laurin auf die Arme. Der Junge war kaum fähig gewesen selbst zu gehen und hatte sich einfach mitziehen lassen. Er hätte den Kleineren natürlich auch hinter sich her schleifen können, aber ein so herzloser Tyrann war er nun auch nicht.

Aber es ärgerte ihn zugegebenermaßen, dass er sich vor dem Angriff der Luftpiraten durch den Bettelblick Laurins hatte weich kochen lassen.

Für den Jungen wäre es allemal besser gewesen in dem kleinen Zimmer zu bleiben. Auch wenn er nicht gewusst hätte, was los war ... zu so einem Schock wie jetzt wäre es jedoch garantiert nicht gekommen.

Deswegen machte Ascon sich Vorwürfe.

Inzwischen spürte er Laurins Kopf an seiner Brust und sah auf den Kleineren hinunter. Die Augen hatte er geschlossen und die zarten Gesichtszüge wirkten zwar immer noch verzerrt, aber wesentlich entspannter als noch vor ein paar Minuten. Erleichtert atmete Ascon aus, trat vom Aufzug auf den Gang als dieser hielt und brachte den Silberschopf in sein Zimmer. Dort blieb er zögernd vor dem Bett stehen und überlegte. Laurin mochte es nicht besonders, weswegen sie bereits mehrmals aneinander geraten waren.

Vielleicht war es besser, diesen Umstand zu akzeptieren ...

Ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, trug er den Jungen also in die Ecke, wo dieser sein Lager aufgeschlagen hatte und legte ihn dort behutsam auf den Decken ab. Obwohl es nicht kalt im Raum war, holte er eine zusätzliche Wolldecke aus einem der Schränke und wickelte sie um den zierlichen Körper des Jungen.

Vorsichtig strich er noch eine silbrige Strähne aus dem blassen Gesicht, bevor er sich erhob. Mit einem kurzen Blick auf den schlafenden Silberschopf verließ Ascon schließlich das Zimmer.

Kaum war er auf den Gang getreten, piepte ihn Anarel über den Mini PC, der an seinen Unterarm geschnallt war, an. Dieser stellte sicher, dass er immer und überall erreichbar war. Eilig tätigte er ein paar Eingaben, schnaubte dann verärgert und knirschte stark mit den Zähnen. Das konnte ja wohl kaum Anarels Ernst sein!

Ungehalten fuhr er sich durch die Haare. Da er an dem ganzen Desaster jedoch sowieso nichts ändern konnte, stapfte er unzufrieden und mit einer Miene, die selbst die dunkelsten Gewitterwolken vertrieben hätte in seine eigenen Räumlichkeiten. An Schlaf war nicht zu denken. Dafür war er viel zu aufgewühlt.
 

»Ich will verdammt noch mal endlich wissen, was das Ganze sollte!«, regte Ascon sich auf und verschränkte fordernden Blickes die Arme vor der Brust. Kühl taxierte er seinen Navigator, der händeringend nach Worten suchte.

»Also... es tut mir leid«, entschuldigte sich der Braunhaarige kleinlaut. »Aber das war voraus zu sehen. Ich meine... schon als wir die Brennstäbe eingesetzt haben, wussten wir, dass wir nicht weit damit kommen würden«, versuchte er seine Entscheidung zu verteidigen. Er hatte eigenmächtig beschlossen die Schubkraft und damit auch den Energieverbrauch zu erhöhen, nachdem er die Strecke bis zu ihren Zwischenziel durchkalkuliert hatte. Er war auf ein wesentliches besseres Ergebnis gekommen, als sie nun leider am Ende hatten. Im Endeffekt hatte sie das zwei Tage gekostet. Und genau diese zwei Tage waren sie noch von »Keron«, dem Planeten, von dem sie sich die Ersatzbrennstäbe besorgen wollten entfernt.

»Keron« war von allen möglichen noch der nahe liegendste Planet, der auch die entsprechenden Ersatzteile handelte. Das dort lebende Volk war zwar nicht als ein besonders Friedliebendes bekannt, doch es war ihre einzige Möglichkeit, wenn sie nicht eine halbe Ewigkeit antriebslos im All herum irren wollten.

Ascon seufzte und massierte mit den Fingern die Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen und das bereits die ganzen letzten Tage.

Nur das sie von Mal zu Mal schlimmer wurden. Geschlafen hatte er auch nicht besonders viel, weil ihm das Geschehene nicht aus dem Kopf gehen wollte. Zusätzlich hatten ihn noch die Arbeiten im Hangar in Anspruch genommen, und die Spacehounds betreffend war auch noch einiges zu klären gewesen.

Alles in allem hatte er kaum eine ruhige Minute gehabt. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, erfuhr er jetzt so zu sagen als Sahnehäubchen zu seinem sowieso schon Mount Everest übersteigenden Ärger, dass sein Navigator sich mit den Energiereserven verrechnet hatte und sie im wahrsten Sinne des Wortes angearscht waren.

»Tse... Entschuldigungen helfen uns nicht weiter!«, schnaubte Ascon verächtlich und schüttelte leicht den Kopf, was er jedoch sofort wieder bereute, als sich das Pochen hinter seinen Schläfen verstärkte.

»Käptain?«, meldete sich dann einer der anderen Crewmitglieder zurückhaltend zu Wort. Leise räusperte er sich als Ascon seinen undurchdringlichen Blick auf ihn richtete und schlug für einen Moment die Augen nieder.

»Mit der >Aakemba< kommen wir nicht weiter. Aber sie ist ja nicht das einzige Schiff das wir zur Verfügung haben«, gab der junge Telemnar zu bedenken.

Ascon überlegte.

»Aber die Spacehounds sind zu klein, um sie als Frachter zu benutzen. Außerdem würden sie in der Atmosphäre erheblichen Schaden nehmen, wenn nicht sogar verglühen«, meinte Anarel mit besorgniserregender Miene. »Zudem könnte bloß eine Person damit fliegen und selbst wenn wir die Geschosse entfernen, wäre kaum Platz für einen Brennstab.« Nachdenklich runzelte der Braunhaarige die Stirn und sah dabei ernst zu Ascon hinüber. Der stieß sich von der Wand ab, an der er bis jetzt gelehnt hatte und ging an den anderen vorbei zu einem der Steuerpults. Eine Zeit lang musterte er eine Zahlenkarte, und als er sich wieder umdrehte spielte ein selbstgefälliges Lächeln um seine Mundwinkel.

»Richtig. Die Spacehounds sind ungeeignet, die können wir nicht benutzen«, erklärte er ruhig und gelassen und strebte wieder auf seinen Platz zurück. »Aber Paith` Vorschlag hat mich auf eine Idee gebracht. Im Hangar steht die >Starlight<, mein Handelsschiff. Wenn wir die Fracht auf der >Aakemba< verstauen, müsste genug Platz für die fehlenden Brennstäbe sein.«

»Ja, genau! Daran haben wir ja noch gar nicht gedacht!« Anarel schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

»Ich werde sofort veranlassen, dass die >Starlight< entladen wird«, sagte der Braunhaarige, während er sich schon umdrehte, um sein Vorhaben in die Tat um zu setzen.

Ascon nickte bestätigend.

»Ich mache mich auf den Weg zum Hangar«, meinte er sich auf dem Absatz umdrehend, denn er wollte keine Zeit verlieren. Je schneller er auf diesem Planeten war und die Brennstäbe hatte, desto rascher konnten sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen.

Laurin hatte die gesamte Zeit durchgeschlafen, so lange hatte er hier wohl noch nie geschlafen, doch als er aufwachte fühlte er sich gleich besser. Er richtete sich auf, rieb sich die Augen und sah sich verwirrt um. Nach kurzer Zeit der Orientierung merkte er, dass er sich in seinem Zimmer befand und offenbar alleine war. Ascon musste ihn hier her gebracht haben, der Kleine konnte sich noch an das schöne Gefühl erinnern, in die Arme genommen, getragen und an die breite Brust gedrückt zu werden, und er lächelte leicht.

Doch das Lächeln verschwand bald wieder, als er sich aus Decken und Kleidung schälte und die hässlichen Striemen auf seiner zarten, hellen Haut sah, die durch den komischen Gurt am Sitz stammten.

Er wimmerte, als er eine dunkle, tiefere Strieme berührte und ein kleiner Schmerz durch seinen Körper schoss. Sofort rappelte er sich auf, stürmte ins Bad und ließ kaltes Wasser darüber laufen. Dies half ein wenig, aber auch nicht sonderlich viel, es tat noch immer weh... Seufzend trocknete er sich ab, suchte sich neue Sachen raus, die mehr oder weniger gut für seine Haut waren und zog sie an.

Dann löste er seine Frisur und kämmte die Silbersträhnen, die hell leuchteten so lange, bis sie wieder glatt und glänzend waren, anschließend steckte er sie wieder zu der Frisur zusammen und streckte sich, versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, als er erneut seine angegriffene Haut spürte, sondern versuchte, dies so gut es ging zu ignorieren.

Eine Weile blieb er in Gedanken versunken in seinem aus Decken bestehenden Nest sitzen und bemerkte erst jetzt, dass Ascon ihn nicht auf das grässliche Bett gelegt hatte. Ein Lächeln huschte über seine Gesichtszüge und er musste wieder daran denken, wie lieb der Mann doch in der letzten Zeit zu ihm gewesen war, das hätte er sich vorher niemals träumen lassen und er freute sich sehr, war er doch erleichtert, dass der Dunkelhaarige so einfühlsam für ihn da gewesen war, als die Situation so bedrohlich wurde.

An das Feuer wollte er sich lieber gar nicht erinnern... Aber gleichzeitig wusste Laurin auch, dass Ascon wohl sehr beschäftigt sein musste, deshalb fand er sich mit dessen Abwesenheit ab, zumal er auch nicht wirklich wusste, wie lange er nun geschlafen hatte, denn sein Zeitgefühl war verloren gegangen seit er hier als Gefangener an Bord gekommen war, daran konnte er auch nichts mehr ändern.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er die ihm so vertrauten Schritte auf seine Tür zukommen hörte und sprang auf, begrüßte Ascon mit einem strahlenden Lächeln, als dieser die Tür öffnete und eintrat.

Der Kleine konnte jedoch sofort sehen, dass es diesem nicht besonders gut zu gehen schien, das konnte er in seinen Augen und an dessen Gesichtsausdruck erkennen. Noch bevor der Mann etwas sagen konnte, war Laurin auf ihn zugetreten und hatten ihn zu dem Bett gezogen, ihn mit aller Kraft draufgedrückt und leise gesagt:

»Ihr seht krank aus, habt Ihr etwas mit dem Kopf?«

Verwundert zog Ascon die Augenbrauen hoch, als er Laurin bereits vor der Tür wartend vorfand. Auch dessen Initiative und Entschlossenheit überraschte ihn, wo er den Kleineren doch sonst eher weinerlich und zurückhaltend in Erinnerung hatte.

Einen Moment später fand er sich schon aufs Bett gedrückt wieder und konnte vor Erstaunen nur zur Bestätigung auf die Frage des Jüngeren nur nicken. Laurin nahm es ebenfalls mit einem Nicken hin und hielt den Dunkelhaarigen von weiteren Worten ab, wusste aus seiner Haltung heraus, dass dieser es eilig hatte, deshalb versuchte er auch, sich zu beeilen und legte je einen Zeigefinger auf die Schläfen des Mannes, der aus Reflex die Augen schloss. Laurin senkte seine Körpertemperatur, führte kreisende Bewegungen aus und konzentrierte sich auf den Ursprung des Schmerzes, versuchte, ihn soweit auszuschalten dass der andere nicht immer den beständigen Druck und Schmerz spüren musste.

Nach wenigen Minuten löste er seine Finger wieder und sagte verlegen, den Blick senkend: »Ich... ich hoffe es hat geholfen...«

Der Mann öffnete die Augen wieder und war beeindruckt. Der beständige Druck, der ihm schon in den letzten Tagen so zu schaffen gemacht hatte, war endlich weg. Kurz blieb er noch sitzen ohne sich zu rühren, dann erinnerte er sich jedoch wieder daran, weswegen er eigentlich gekommen war und erhob sich, griff den Jungen sanft am Arm und sagte: »Komm, wir müssen in den Hangar. Den Rest erzähle ich dir später, aber wir müssen uns beeilen, ich wollte schon längst dort sein.« Auf den Rest ging er zunächst nicht ein, sonst würden sie zu viel Zeit mit Reden verschwenden.

Er trat mit dem Kleinen an seiner Seite aus dessen Zimmer und ließ es zu, dass Laurin nach seiner Hand griff und dicht neben ihm an seiner Seite lief, sich dabei scheu umschauend und an seiner Unterlippe nagend.

Er hatte seine Körpertemperatur der des Anderen angepasst und lief in dessen Geschwindigkeit neben ihm her, verzog nur ab und zu kurz schmerzhaft das Gesicht, das er dabei jedoch abgewendet hatte, weil er nicht wollte dass Ascon das sah. Nach einigen Minuten schienen sie da zu sein, denn der Dunkelhaarige löste sich von ihm und ging auf ein paar Männer zu, um sich mit diesen zu unterhalten. Laurin folgte ihm ein paar Schritte, dann wollte er jedoch nicht stören und blieb in einigem Abstand stehen, sah sich aus großen Augen scheu um und wartete ab, was nun passieren würde.
 

Was ihn eigentlich geritten hatte, wusste Ascon nicht zu sagen, doch seine Schritte waren von ganz allein in Richtung Laurins Zimmer gewandert. Ursprünglich wollte er den Jungen gar nicht mitnehmen, da es sicherlich keine leichte Reise werden würde. Aber auf diesem Schiff konnte er ihn auch nicht lassen, schon gar nicht ohne Bewachung. Allerdings tat es dem Kleinen vielleicht gut mal wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.

Seine Informationsquellen hatten ergeben, dass auf »Keron« eine recht üppige Vegetation herrschte, die sich nicht allzu sehr von der von Laurins Planeten unterschied. Außerdem war gerade Sonnenwende. Der Planet besaß zwei Sonnen und vier Monde. Zur Sonnenwende wurden die acht Stunden-Tage auf zwei Stunden-Tage reduziert, sodass fast ein viertel Jahr Nacht war, ein Umstand, der sich für Laurin sehr positiv darstellte.

Als sie den Aufzug verließen, zog der Junge seine Hand zurück, wofür Ascon recht dankbar war. Er wollte den Jungen nicht enttäuschen, vor seinen Männern aber auch nicht allzu nachgiebig erscheinen.

Ohne weiter auf Laurin zu achten ging er zu einer Gruppe Telemnar, die gerade dabei waren den Frachtraum der >Starlight< zu räumen. Unter ihnen befand sich der Kommandeur der Piloten. Er war etwas kleiner als Ascon, trug nur ein Muscleshirt und eine Tarnhose. Die Schulterlangen Haare waren lässig zurückgebunden und die graugrünen Augen leuchteten freudig auf, als er seinen Käptain auf sich zukommen sah.

»Wir sind gleich fertig«, informierte er mitteilungsfreudig.

»Die Fracht wurde in eine Kammer geräumt, sodass sie nicht beschädigt werden kann.« Mit einer Hand wies er auf den Raum, in den gerade wieder einer der Piloten mit einer Kiste verschwand.

Zufrieden nickte Ascon.

»In Ordnung... Vier deiner Männer sollen sich bereit machen. Ich möchte möglichst noch in der nächsten Stunde starten«, befahl der Schwarzhaarige in gewohnt kühlem Ton, woraufhin der andere verstehend nickte.

»Kein Problem. Ich werde ihnen Bescheid geben und ... «

Ein anderer Krieger kam auf sie zu, wobei er sich mit einem Arm den Schweiß von der Stirn wischte.

»Wir sind fertig! Darral hat gerade die letzte Kiste entladen«, erläuterte der Mann und verbeuge sich knapp vor Ascon.

Ascon nahm das wohlwollend zur Kenntnis. Na ja ... es schien sich so langsam alles zu klären. »In einer halben Stunde fliegen wir ab. Bis dahin sollten die Vier es geschafft haben auf das Schiff zu kommen.«

Mit diesen Worten ließ er seinen Kommandeur stehen, gab Laurin, der etwas Abseits stand und sich mit großen Augen umsah mit einem Wink zu verstehen, dass er zu ihm kommen sollte und betrat dann zusammen mit dem Kleineren über die Laderampe das Schiff.

Bei jedem Schritt gab das Metall ein dumpfes Klingen von sich, welches von den Wänden des Hangars widerhallte. Im Frachtraum bog Ascon nach links ab und strebte durch ein paar Türen, die sich automatisch kurz vor ihm öffneten. Eine Weile später hatte er das Cockpit erreicht und bedeutete Laurin, der ein bisschen verschüchtert hinter ihm stand, sich auf einen der Sitze zu setzen. Der leicht wiederwillige Blick den Jungen entging ihm nicht, doch er ignorierte ihn.

Als der Silberschopf saß, lehnte er sich an das Frontpult und sah ihn schweigend an. Erst nach einer geraumen Weile erhob er die Stimme.

»Wie du sicherlich mitbekommen hast, haben wir bei dem Kampf mit den Luftpiraten erheblichen Schaden genommen. Dabei sind ein paar wichtige Teile zerstört worden, ohne die wir nicht weiter fliegen können... « Er machte eine Pause, um das Gesagte wirken zu lassen.

»Deswegen müssen wir mit diesem Schiff einen fremden Planeten ansteuern und diese Teile besorgen.«

Langsam löste er seine Haltung und ging auf Laurin zu.

»Ich nehme dich mit, wenn du willst, aber du kannst auch gerne hier bleiben. Die Entscheidung überlasse ich dir. Eines sage ich dir aber vorweg. Die Reise wird sehr anstrengend und ich kann wenig Rücksicht auf dich nehmen. Also überleg es dir gut.«

Eindringlich sah er Laurin an, um ihm auch wirklich die Bedeutung und Schwere seiner Worte klar zu machen.

Eigentlich war es ganz und gar nicht seine Art jemandem die Entscheidung zu überlassen. Normalerweise war es so, dass er befahl, und die anderen hatten das zu akzeptieren. Widerworte ließ er nicht zu. Bei Laurin war es eine Ausnahme, die er nicht so schnell bei einer anderen Person machen würde. Geduldig wartete er auf eine Antwort.

Der Junge war dem Dunkelhaarigen auf den Wink hin ins Innere des Schiffes gefolgt und hatte sich umgesehen um zu verstehen, was hier vor sich ging. Sehr weit mussten sie nicht laufen, dann schienen sie auch schon da zu sein. Der Kleine sah die Andeutung des Mannes und setzte sich widerwillig in den Sitz, sah er doch schon auf den ersten Blick die ätzenden Gurte, die er in keiner guten Erinnerung hatte und die er möglichst auch nicht noch einmal spüren wollte. Hatte er etwas falsch gemacht?

Er empfand die Dinger als Strafe, immerhin hatte die niemand anderes beim letzten Mal umgehabt...

Als er jedoch bemerkte, dass Ascon nur mit ihm reden wollte, beruhigte er sich wieder etwas und blieb nicht mehr so verspannt sitzen, sondern lehnte sich sogar noch etwas zurück und streckte die schlanken Beine.

Aufmerksam hörte er zu und nickte zu dem Gesprochenen, wurde aber nachdenklich, als er die eindringlichen Worte hörte, merkte er doch sehr schnell, dass der Dunkelhaarige es sehr ernst meinte. Tief in Gedanken versunken nagte er an seiner Unterlippe herum, knetete seine Finger und wusste nicht so recht, was er tun und wie er sich entscheiden sollte. Er wollte nicht alleine hier bleiben, was sollte er denn ohne Ascon?

Nachher taten die anderen noch das mit ihm, wovor ihn der Mann gewarnt hatte, woran sich der Junge aber nicht mehr erinnern konnte, weil er auch gar nicht wusste, was das gewesen war. Und außerdem wusste er ja nicht, wie lange der Mann wegbleiben würde, Laurin würde es nicht aushalten, so lange ohne den Anderen zu sein, deshalb sagte er leise, aus tiefblauen Augen zu ihn aufsehend:

»Ich... ich möchte nicht hier alleine bleiben... Aber wenn da Sonne ist, kann ich nicht mitkommen... Dann bin ich ganz schwach und... und würde Euch nur aufhalten...« Verlegen senkte er den Blick und nagte erneut an seiner Unterlippe herum, während er mit seinen langen Wimpern blinzelte und sich dann die Augen rieb.

Irgendetwas stimmte nicht, das hatte er im Gefühl. Er hatte ein ganz eigenartiges Gefühl, irgendwie war ihm mulmig zumute und er wusste, dass er sich auf dieses Gefühl immer verlassen konnte. Also sah er wieder scheu auf und sagte leise: »Ich... Geht nicht... ich habe ein ganz ungutes Gefühl, und... und darauf kann ich mich eigentlich immer verlassen...« Unsicher sah er ihn an. Er wollte nicht, dass sich der Andere in Gefahr begab, was sollte er denn ohne ihn machen?!

»Um die Sonne brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nach meinem Wissen ist dort gerade Sonnenwende. Das bedeutet, dass du nicht länger als zwei Stunden am Tag dem Licht ausgesetzt bist«, erklärte Ascon mit einem feinen Lächeln um die Mundwinkel. Laurin war erstaunlich umsichtig und das gefiel ihm. Der Junge wollte ihn nicht aufhalten, stellte also seine eigenen Wünsche hinten an, was nicht jeder tun würde und das bescherte ihm ein seltsam warmes Gefühl, das er sich nicht erklären konnte. Allerdings zog er bei Laurins zweitem Satz die Augenbrauen zusammen und seufzte.

»Hör zu, Laurin. Wir brauchen die Ersatzteile wirklich sehr dringend, sonst treiben wir ewig ziellos im Weltraum herum. Die Reise dürfte auch nicht länger als eine Woche dauern. Über die Hälfte der Zeit fliegen wir, da kannst du beruhigt schlafen. Du brauchst keine Angst zu haben. Dein Gefühl kommt sicher nur daher, dass du nicht weißt was passiert und wo es hingeht, hm?«

Beruhigend sah er Laurin in die großen blauen Augen und strich ihm aufmunternd durchs Haar. Scheu senkte Laurin den Kopf und murmelte etwas, was Ascon gerade so verstehen konnte.

»Uns wird schon nichts widerfahren. Und falls doch etwas geschieht... «, sagte Ascon, während er das Kinn des Kleineren mit einem Finger anhob, sodass er ihn wieder anblicken musste. »Dann werde ich dich beschützen, einverstanden?«

Der Kleine sah ihn aufmerksam an, als dieser ihm den Stand der Dinge erklärte und nagte ein wenig an seiner Unterlippe herum. Er verstand, was der Mann sagte und wie wichtig es war, dennoch nagte dieses Gefühl in ihm, das ihm Unbehagen und sogar ein wenig Angst bescherte. Und er wusste, dass er diesem Gefühl trauen konnte. Allerdings sah er auch den Zwiespalt, in dem der Dunkelhaarige steckte und konnte ihn vollends verstehen.

»Ich... es geht nicht um mich...«, antwortete er leise und sah Ascon eindringlich an. »Ich... ich mache mir Sorgen um Euch...«

Verlegen senkte er den Blick und kaute inzwischen auf seiner Unterlippe herum, stellte dies aber bald wieder ein, weil es weh tat.

Als der Mann ihm durch die Haare strich senkte er stumm den Kopf und schloss die Augen halb, genoss die Berührung sichtlich und fühlte sich wohl dabei. Er öffnete die Lippen, um noch etwas zu sagen, doch in diesem Augenblick hob Ascon sein Gesicht zu sich an und er erwiderte den Blick scheu und nickte langsam auf die Frage hin, wandte seine Augen nicht von denen des Anderen ab und versank irgendwie darin.

Sie waren so faszinierend dunkel, er hatte noch nie zuvor eine solche Augenfarbe gesehen... Vor lauter Nachdenken hatte er vollkommen vergessen, seine feuchten, roten Lippen zu schließen und auch den Finger des Dunkelhaarigen an seinem Kinn nahm er nicht mehr wahr. Er sah ihm nur noch in die Augen und erwiderte den Blick offen und ehrlich und aus tiefstem Herzen, versuchte, das Gefühl zu verdrängen, das sich in ihm breit gemacht hatte und hatte sich eigentlich schon dafür entschieden. Er würde mitkommen, schon allein aus dem Grund, weil er Ascon nicht alleine der Gefahr aussetzen wollte.

Die leisen Worte Laurins hatten das warme Gefühl in seinem Innern noch verstärkt. Der Blick in diese einzigartigen dunklen, blauen Augen verschlug ihm regelrecht den Atem und er nahm den Kleinen viel intensiver wahr als noch vor ein paar Sekunden. Ein leichter Duft nach frischen Blumen ging von dem Jungen aus, vermischt mit einem anderen Geruch, den er nicht deuten konnte, auf den seine Sinne jedoch stark reagierten. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er beugte sich ein Stück näher zu Laurin, verwob ihre Blicke miteinander und zog mit einem Finger die zarte Kinnlinie des Jüngeren nach, während er langsam den Kopf senkte.

Dabei beobachtete er Laurin ganz genau. Der Jüngere hatte die Augen halb geschlossen und er spürte die zierliche Hand deutlich auf seinem Oberarm ebenso wie dass der Kleine ihn sachte zu sich zog.

Die samtigen Lippen waren halb geöffnet. Er spürte sogar schon Laurins warmen Atem auf seinen eigenen Lippen. Bevor er den Kleineren jedoch küssen konnte, hörte er Schritte und löste sich von Laurin, wandte den Blick ab, um sich wieder zu fangen. Aufgewühlt strich er sich durch die Haare und keinen Augenblick später traten die vier Männer ins Cockpit, die er abkommandiert hatte.

Mit einem kurzen Nicken und unzufriedenem Gesichtsausdruck begrüßte er sie. Zwei von ihnen waren Piloten, die anderen beiden Krieger. Ohne Umschweife nahmen die Piloten ihre Plätze ein, während die anderen den Raum wieder verließen und sich in die kleinen Kabinen begaben. Zu sechst das Cockpit zu bevölkern brachte nichts.

Laurin atmete deutlich schneller als er die zarten Berührungen des Anderen auf seiner empfindsamen Haut spürte und sog den männlichen Geruch des Mannes ein, den er so mochte. Er schloss die Augen ganz als er spürte, wie sich Ascon zu ihm hinunter beugte und drückte sich an ihn, suchte deutlich die Nähe des Dunkelhaarigen und nahm erstaunt wahr, wie entspannt er selbst doch war.

Das mulmige Gefühl war fast verschwunden, und er spürte eine Wärme tief in sich, die er noch nie zuvor gespürt hatte und die er als sehr angenehm empfand. Sein Herz schlug ganz ruhig und er war so entspannt, wie schon lange nicht mehr, und das sah man ihm auch deutlich an.

Umso mehr zuckte er zusammen, als er auf einmal Schritte wahr nahm. Er war ganz erschrocken und hatte sich in den Sitz gedrückt, löste den Blick von Ascon und sah niedergeschlagen zur Seite. Der Kleine wusste selbst nicht, wieso er sich auf einmal so mies fühlte, als wäre der Zauber von eben und das gute Gefühl mit einmal verschwunden, was ja auch so war, und das stimmte ihn betrübt, was er auch zeigte.

Er stieß die Luft von einem Atemzug enttäuscht und laut hörbar aus und warf einen finsteren Blick auf die Gestalten, die den Raum betraten, die Schuld daran waren, dass diese wundervolle Empfindungen ein so schnelles Ende gefunden hatten.

Missmutig nahm er wahr, dass einige der Personen da blieben und er somit nicht mehr alleine mit Ascon war. Vor sich hin grummelnd, was eigentlich nicht seine Art war, starrte er vor sich auf den Boden und zog die Beine an seinen Körper. Das Leuchten seiner Haare hatte nachgelassen und man sah ihm deutlich an, dass er gereizt war. Der Kleine war zum ersten Mal in seinem Leben wohl so richtig sauer, aber weder sagte noch tat er was, brütete nur missmutig vor sich hin.

Genauso missgelaunt starrte Ascon vor sich hin, obwohl er sich das nicht erklären konnte. Eigentlich hätte er froh über die Störung sein müssen, weil er sonst vielleicht eine echte Dummheit begangen hätte. Der Junge brachte ihn dazu Dinge zu tun, an die er normalerweise nicht einmal denken würde. Abgesehen davon hatte er im Moment keine Zeit sich um so etwas zu kümmern. Das lenkte ihn nur von seinem Vorhaben ab. Obwohl sie so gesehen während des Fluges eh nichts zu tun hatten.

Argh ... woran dachte er da nur! Vor ein paar Wochen hätte er denjenigen für verrückt erklärt, der behauptete er würde seine gefühlvolle Seite entdecken.

Konsequent schob er diese Gedanken in die hinterste Ecke seines Kopfes. Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Es gab andere Dinge, die seine Aufmerksamkeit forderten, auch wenn er die noch nicht entdeckt hatte. Aber es gab sie!

Dann wandte er sich an die Piloten.

»Wie sieht es aus? Können wir starten?«, fragte er mit hoch gezogener Augenbraue in leicht gereiztem Tonfall.

»Ja, können wir. Ich warte nur noch auf die Bestätigung der Brücke«, erklärte der Größere von Beiden und setzte sich danach sein Headset wieder auf. Der andere gab bereits die Flugroute ein und Ascon kam sich irgendwie ein wenig überflüssig vor. Sicherlich hätte er das Schiff auch allein steuern können, keine Frage. Aber wozu, wenn er genug Leute hatte, die er für genau das bezahlte?

Augenblicke später ging ein Ruck durch das Schiff.

»Maschinen gestartet, Schub auf zehn Prozent... « Der Hebel für die unteren Antriebsdüsen wurde von dem Einen ein Stück nach unten gestellt, woraufhin die >Starlight< vom Boden abhob. Das weitere Prozedere war Ascon bekannt, weshalb er sich zu Laurin umwandte, der bockig und mit verschränkten Armen in seinem Sitz saß. Amüsiert musterte er den Kleinen, weil diese Seite der krasse Gegensatz zu vorhin war. So hatte er Laurin noch nie gesehen, aber irgendwie war der Junge niedlich...

Niedlich... Zähneknirschend fuhr er sich durch die Haare. Er musste echt aufhören in diesen Bahnen von seinem Gefangenen zu denken. Und überhaupt musste er sich ein bisschen zusammenreißen.

»Komm, Kleiner! Ich zeig dir das Zimmer in dem wir vorübergehend wohnen werden.«

Ohne auf eine Reaktion zu warten verließ Ascon das Cockpit und trat nach kurzem in eine enge, schmale Kabine.

Der Kleine war so tief in seine grummelnden Gedanken vertieft, dass er den Start kaum mitbekam. Andernfalls hätte er sich wohl verängstigt in den Sitz gekrallt und panisch drein gesehen, doch so interessierte es ihn nicht wirklich und er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als er hörte, wie Ascon ihn ansprach. Laurin hob den Blick, doch da war der Dunkelhaarige schon aus dem Raum verschwunden. Missmutig sprang der Junge auf, wurde jedoch wieder ruhiger, als er zu Ascon aufholte und dicht an dessen Seite stehen blieb. Seine schlechte Laune verflog wieder, was man daran erkennen konnte, dass das kleine dunkle Zimmer, das sie gerade betreten hatten, durch seine leuchtenden Haare erhellt wurde.

Neugierig sah Laurin sich um, musste aber schon bald feststellen, dass es nicht viel zu sehen gab. Neben einem kleinen Waschbecken, das sich ganz hinten befand, stand nur rechts ein schmales, unbequem aussehendes Bett und ein kleiner Schrank auf der gegenüberliegenden Seite. Viel Platz zum Gehen blieb nicht, wie der Junge feststellen musste. Hier sollten sie zu zweit wohnen?! Ungläubig blickte er Ascon aus großen Augen an und trat einen Schritt in das Zimmer. Es war ja noch viel kleiner, als es aussah, hier würde er sich nicht wohl fühlen, das wusste er. Was er brauchte waren, große, luftige Räume mit vielen Fenstern! In dem großen Schiff hatte er es nur ausgehalten, weil der Raum ziemlich groß war und zudem noch ein angrenzendes Bad hatte, aber der hier hatte ja überhaupt nichts! Unzufrieden seufzte der Kleine und ließ den Kopf ein klein wenig hängen, wobei das silbrige Leuchten seiner Haare wieder schwächer wurde. Hoffentlich war dies nicht für lange, bei so einer Einrichtung wurde man ja depressiv...!

»Schau nicht so enttäuscht drein!«, sagte Ascon, als er Laurins deprimierten Gesichtsausdruck bemerkte. Er konnte doch auch nichts dafür, dass die Kabinen auf der >Starlight< so klein waren. Außerdem besaß das Schiff nur drei solcher Zimmer, was hieß, dass die anderen vier sich die übrigen Räume ebenfalls teilen mussten. Normalerweise flog er ja auch nicht mit mehr als drei Personen. »Ich kann daran nichts ändern und es ist schließlich nur für kurze Zeit«, gab er grummelnd von sich, während er sich den schweren schwarzen Umhang abnahm, die Schranktür öffnete und diesen darüber hängte. Auch den Gürtel mit seinem Schwert schnallte er ab und legte ihn ebenfalls über die Tür, sodass er nur noch in ein legeres Hemd und schwarze Hose gekleidet war. Dass der Junge ihm zusah, machte ihm nicht viel aus. Warum auch? Sie waren beide Männer, na ja, Laurin mehr oder weniger, aber er störte sich nicht daran.

Der Kleine sah ihm aus großen Augen zu, und es war ihm nicht einmal peinlich. Währenddessen lauschte er auf die Worte des anderen, senkte den Blick dann doch verlegen und meinte: »Ich weiß... weiß ich doch... Deswegen habe ich ja auch nichts gesagt...« Er seufzte leise und pflanzte sich auf den schmalen Teil Boden zwischen Bett und Schrank, direkt neben Ascon. Die Tür hatte er geschlossen, damit mehr Platz war. Eigentlich würde er sich jetzt auch am liebsten ausziehen, aber er wusste, dass der Dunkelhaarige das aus irgendeinem Grund nicht mochte, also seufzte Laurin lautlos und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Der harte Boden war herrlich und kam ihm gerade recht. Er wollte dem Mann nicht die Decke wegnehmen, also senkte er seine Körpertemperatur herab, so dass ihm nicht kalt werden konnte und blickte den Dunkelhaarigen wie ein Hündchen an, das vor dem Bett seines Herrchens treu auf ihn wartete. Müde war der Junge eigentlich nicht, aber er sah, dass der Mann wohl geschafft war und etwas Schlaf vertragen konnte, deshalb wollte er ihn nicht stören und ebenfalls ein wenig dösen. »Tut Euer Kopf noch weh?«, fragte er zaghaft nach und hob den Blick, blieb aber weiterhin eingerollt und sonst regungslos liegen, legte nur den Kopf ein wenig schief und sah Ascon von unten her an.

Fast wäre er über Laurin gestolpert, als er einen Schritt zurück trat. Perplex sah er auf den Kleinen hinunter und war verwundert darüber, wie sehr der Junge sich zusammenrollen konnte. Dennoch gefiel ihm das nicht sonderlich. Er wollte nicht aufwachen und dann in geistiger Umnachtung auf den Anderen drauf treten, wenn er aufstand. Die leise Frage überraschte ihn ein wenig, entspannte ihn aber auch. »Nein, es geht«, meinte er nur abwinkend, obwohl er immer noch ein unterschwelliges Pochen hinter seinen Schläfen verspürte. Aber er wollte nicht, dass der Silberschopf ihm erneut so nahe kam. Als er sich dann jedoch zum Bett umdrehte, merkte er, wie blöd, sein vorheriger Gedanke war. Laurin würde mit ihm in einem Bett schlafen, auch wenn er sich dagegen sträubte. Und da war es nun mal unvermeidlich, dass sie sich nahe kamen. Unmerklich schüttelte er den Kopf, seufzte und ging dann vor dem Kleineren in die Hocke, was der Spalt zwischen Bett und Schrank bei seiner Körpergröße gerade noch zuließ.

Er war verdammt müde und das verbarg er auch nicht vor dem anderen, als er ihn ansprach. »Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, aber du wirst mit mir in dem Bett schlafen!«, bestimmte er einfach und wenig einfühlsam, da er einfach keine Geduld mehr aufbringen konnte, wo er so nahe dran war, mal Schlaf zu kommen. Deswegen schlug er die Decke zurück, legte sich hin, hielt diese abwartend hoch und machte Laurin damit klar, dass er keinen Protest dulden würde.

Der Kleine glaubte dem Mann nicht, als er dessen Worte hörte, spürte er doch ganz genau, dass es ihm noch nicht wirklich wieder sehr gut ging, aber da Ascon es offenbar ablehnte, sich helfen zu lassen, schwieg der Kleine und legte seinen Kopf wieder auf den Boden, um ihn kurz darauf erneut zu heben und verwundert aufzusehen, als der Dunkelhaarige sich auf einmal vor ihn hingehockt hatte. Bei den unerwartet harten Worten hob der Kleine die Augenbrauen. Er war mehr als nur verwundert. Wieso wollte der Mann ihn zwingen, wieder auf diesem ekelhaft weichen Ding zu schlafen, wo er doch wusste, dass es dem Kleinen nicht gut tat? Und wieso hatte er ihn dann zuvor in seinem Zimmer in die Ecke, und nicht in das Bett gelegt?! Große Fragezeichen standen auf der Stirn von Laurin, sein Blick hatte sich unwillkürlich verfinstert, und das Leuchten von seinen Haaren gleich mit. Er hatte keine Lust! Außerdem war das Teil viel zu schmal, Ascon nahm doch schon einen riesigen Teil des Bettes ein, wieso wollte er, dass der Junge bei ihm schlief, wo er es sich doch schon so gemütlich auf dem Boden gemacht hatte?! Laurin bemerkte aber, dass der Dunkelhaarige wohl schlecht gelaunt war, wenn er müde war, deshalb wagte er nicht zu widersprechen, was er unter normalen Umständen sicherlich getan hätte. Grummelnd rappelte er sich auf, rieb sich die Augen und warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf den schönen harten Boden, bevor er Ascon grimmig ansah und unter die ekelhaft weiche Decke auf das ekelhaft weiche Ding krabbelte und sich so weit an den Rand legte, wie nur irgend möglich. Normalerweise hätte er sich gerne an den starken Körper gekuschelt, doch nicht wenn er zu etwas gezwungen wurde und zudem noch bockig war! Aus Frust ließ er seine Körpertemperatur auf den Nullpunkt sinken, so dass jeder, der ihn berührte einen gewaltigen Schrecken bekam, legte sich mit dem Rücken zu dem Anderen und schloss frustriert die Augen, ohne sich mehr zu rühren. Das würde wohl wieder ziemlich unbequem werden und er würde kein Auge zutun können, das wusste der Junge jetzt schon! Obwohl... er grinste leicht, als er eine Idee hatte. Da Ascon so müde war, würde er sicherlich ziemlich schnell einschlafen, und dann konnte er ja einfach wieder auf den Boden schlüpfen. Dieser Gedanke stimmte ihn schon wieder ein wenig besser, doch das zeigte er nicht.

Zufrieden beobachtete Ascon wie Laurin zu ihm unter die Decke schlüpfte. Er konnte klar und deutlich sehen, dass es dem Kleineren überhaupt nicht passte, aber er war zu geschafft, um auf die ärgerlichen Blicke zu reagieren, die ihm zugeworfen wurden. Eine Weile sah er mit an, wie der Junge sich absichtlich dicht an die Kante drängte, um ihm auch ja nicht zu nahe zu kommen. Eigentlich hätte er das klaglos hinnehmen müssen, doch es lag nicht in seiner Absicht nachher einen maulenden und rum zickenden kleinen Silberschopf an der Backe zu haben. Also schlang er einen Arm um die schmale Taille des Kleinen und zog ihn an seine Brust. Dabei nahm er erschrocken die eiskalte Haut des Jungen zur Kenntnis und war froh über seine Handlungsweise. So hatte er wenigstens einen Grund Laurin im Arm zu halten. Automatisch begann er mit einer Hand über den Oberarm des Kleinen zu reiben und versuchte so ihn aufzuwärmen. Von der Stelle arbeitete er sich immer ein kleines Stückchen weiter vor, streichelte über die zierlichen Seiten, wobei er unabsichtlich das Hemd mit hoch schob, sodass seine Finger plötzlich auf seidige, zarte Haut trafen. Und obwohl er eigentlich müde gewesen war, war diese Müdigkeit mit einem Mal wie weggeblasen und durch Neugier ersetzt worden.

Forschend ließ er seine Finger weiter nach vorne gleiten, erkundete die weiche Haut von Laurins Bauch und bemerkte erfreut das leichte Zucken des Kleineren, sowie den beschleunigten Atem.
 

Hehehe, wenn es so spät ist krieg man sich in die Haare^.^ Man ist das lustig, wir kloppen uns hier gerade und fabrizieren dauernd unmögliche Enden, damit der andere es immer schwer hat, weiterzuschreiben XDXDXD Nenene, ist echt witzig, und dann wird man noch von nem Papageien angegriffen, der damit beschäftigt ist, einen Block in Konfetti zu zerlegen *kicher* Naja, wie auch immer, ist auf jeden Fall total lustig. Wir hoffen, dass euch die Story bis hierhin gefällt und ihr uns schön viele Kommis hinterlasst *smile*

Bis zum nächsten Mal!!!
 

SusyCutexDesertdevil

Lost in your eyes VI
 

(Forschend ließ er seine Finger weiter nach vorne gleiten, erkundete die weiche Haut von Laurins Bauch

und bemerkte erfreut das leichte Zucken des Kleineren, sowie den beschleunigten Atem.)
 

Laurin zuckte zusammen, als er plötzlich an der Taille gepackt, und an den warmen, gut gebauten Männerkörper gedrückt wurde und verkniff sich einen Laut. Mit Absicht ließ er seine Haut so kalt wie sie war, um den Älteren ja nicht auf dumme Gedanken zu bringen, immerhin wollte dieser ja schlafen und das tat er hoffentlich bald! Seine Hoffnungen wurden zunichte gemacht, als er auf einmal merkte, wie der Andere begann, seinen Körper zu erforschen. Verdammt, Ascon sollte schlafen, und nicht kuscheln! Jeden anderen Augenblick hätte sich das der Kleine gewünscht, nur nicht jetzt und hier, dieses weiche Zeug ging ihm eindeutig auf die Nerven und er hatte keine Lust, sich den Rücken kaputt zu machen! Aber er merkte auch, dass er aus dem Griff des Dunkelhaarigen nicht entkommen konnte, und das nervte ihn an, genauso wie der Fakt, dass er genau spürte wie die Müdigkeit des Mannes der Neugier wich und er wusste nicht, was er jetzt machen sollte, war das Ganze doch überhaupt nicht geplant gewesen. Zumindest von ihm nicht. Er öffnete seine Augen und starrte an die gegenüberliegende Wand, während er versuchte, sich mit aller Kraft zu beherrschen. Doch es klappte nicht, nicht, wo er die Streicheleinheiten und sanften Berührungen schon die ganze Zeit vermisst hatte und sich so danach gesehnt hatte, ein wenig netter behandelt zu werden. Toll, Ascon traf auch immer den falschen Zeitpunkt, jedes Mal!

Erschocken stellte der Hellhaarige fest, dass er vollkommen empfindsam an seinem Bauch war und so konnte er nicht verhindern, dass sein Atem schneller ging und seine Muskeln zuckten. Außerdem wechselte seine Temperatur andauernd. Die Berührungen des Anderen ließen sie hochschnellen, er zwang sie mit Willenskraft wieder nach unten, so dass andauernd ein Wechselspiel von kalt nach warm und umgekehrt auf seiner Haut erfolgte, dass auch deutlich spürbar war. Eine kurze Zeit rang der Kleine noch mit sich und versuchte krampfhaft, den Berührungen zu trotzen, doch als Ascon an seine Brust kam, wimmerte er leise auf und ließ seine Körpertemperatur auf warm. Der Größere hatte gerade unwissend die Striemen des Gurtes getroffen, die seine schöne Haut verunzierten und zudem noch sehr schmerzhaft waren und das konnte er nicht mehr ignorieren. Seine schlanken Hände verkrampften sich in das Laken und er hatte auf einmal Tränen in den Augen, weil die große Hand des Anderen einiges an verletzter Haut getroffen hatte und das brannte jetzt höllisch!!!

Während seiner Erkundungstour waren ihm die kleinen Unebenheiten auf Laurins Haut aufgefallen und das Zusammenzucken und Wimmern des Jungen bestätigte ihm, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sofort hielt er mit seinen Streicheleinheiten inne und schlug in einer fließenden Bewegung die Decke zurück. Dann drehte er Laurin sanft auf den Rücken, sodass der Kleine ihn ansehen konnte.

»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du dich verletzt hast?«, fragte Ascon vorwurfsvoll und zog im gleichen Moment das leichte Hemd bis zu Laurins Kinn hoch, um sich die Wunden anzusehen. Erleichtert atmete er aus. Es waren nur ein paar oberflächliche Striemen, die schnell wieder verheilen würden. Und er hatte schon sonst was gedacht! Aber da der Kleine nichts gesagt hatte, hatten sich die Streifen leicht entzündet. Nichts Ernstes, aber trotzdem wollte er sie behandeln.

Deswegen stieg er über Laurin hinweg aus dem Bett, kramte kurz im Schrank bis er fündig geworden war und setzte sich dann auf die Kante. Der Junge hatte sich ebenfalls aufgerichtet, doch Ascon drückte ihn an der Schulter wieder unnachgiebig runter.

»Bleib liegen! Ich werde dir nur ein wenig Wundsalbe auf die aufgeriebenen Stellen schmieren. Das lindert den Schmerz und beschleunigt den Heilungsprozess.«

Ohne auf Widerworte zu warten, öffnete er die Dose, tauchte seine Finger in die kühle durchsichtige Creme und begann anschließend sie vorsichtig und gewissenhaft auf der geschundenen Haut zu verteilen.

Der Kleine senkte den Blick, als Ascon die Decke zurückschlug und seine geschundene Haut frei legte. Verlegen nagte er an seiner Unterlippe herum und antwortete nach einigem Zögern:

»Ich... ich wollte Euch doch nicht schon wieder auf die Nerven gehen... außerdem... das geht schon wieder weg...« Er wollte sich das Oberteil wieder zurückziehen, doch der Mann ließ ihn nicht. Schweigend sah Laurin ihm hinterher und seufzte in sich hinein.

Wieso war der Dunkelhaarige jetzt wieder so putzmunter?! Das gefiel ihm überhaupt nicht! Er richtete sich auf um besser sehen zu können, spürte aber sofort wieder die starken Hände des anderen, die ihn zurück drückten. Vorwurfsvoll sah Laurin ihn an.

Er hasste es, wenn er so grob berührt wurde, da litt seine Haut immer so besonders drunter... Aber andererseits war es ja sowieso schon egal, er sah aus wie ein Marienkäfer, lauter hässliche dunkle Flecken und Striemen auf seiner sonst so elfenbeingleichen Haut. Selbst seine Schenkel waren noch nicht wieder völlig verheilt, das dauerte bei ihm immer Ewigkeiten, es sei denn er hätte die Möglichkeit, an spezielle Kräuter ranzukommen, dann wäre das natürlich etwas Anderes... Aber das war ja nicht so!

Misstrauisch beäugte er die Salbe und zuckte zurück, als der Mann sie ihm auftragen wollte, konnte er sich doch noch genau an das letzte Mal erinnern, wo das Zeug so ekelhaft gebrannt hatte! Er starrte den Mann an und biss sich auf die Lippe, doch entgegen seinen Erwartungen brannte es nicht und er duldete die Berührungen. Doch sobald der Dunkelhaarige fertig war, rutschte er wieder an die Kante des Bettes heran, murrte unzufrieden weil die Unterlage zu weich war und rollte sich wieder zusammen, mit dem Rücken zu Ascon. Sein Gesicht barg er unter den Armen so dass es niemand mehr sehen konnte. Es war offensichtlich, dass er noch immer grummelte, aber er brachte noch ein leises:

»Danke« über die Lippen, bevor er regungslos und eingekugelt liegen blieb.

Ascon seufzte schwer. Da war wohl jemand nicht besonders erbaut über seine Hilfe. Tja... daran konnte er nichts ändern. Achtlos ließ er die zugeschraubte Dose auf den Boden fallen und legte sich ebenfalls zurück in Bett. Laurin nahm ihm seinen Befehl immer noch übel, schien sich jedoch auch ein bisschen damit abgefunden zu haben. Er konnte es ja verstehen, aber der Junge musste auch seine Sicht der Dinge begreifen. Sowie er lag, spürte er die Müdigkeit zurückkehren und zog die Decke über Laurin und sich. Nach einem Moment des Grübelns, warf er alle Bedenken bei Seite, schlang wie schon zuvor einen Arm um den zierlichen Jungen und zog ihn an sich.

Jegliche forschende Berührungen unterließ er aber, weil er dem Kleinen nicht weh tun wollte. Das einzige, was er auch eher unbewusst tat war, Laurin mit dem Daumen liebkosend über die Hüften zu streicheln. Aber nach einer Weile döste er weg und damit schliefen auch seine Zärtlichkeiten ein.

Der Kleine spürte, wie Ascon zurück in das schmale Bett kam und rührte sich nicht. Er öffnete lediglich die Augen ein Stück als er spürte, wie die Decke auf ihn gezogen wurde. Was sollte er denn mit einer Decke?! Er fühlte sich nicht wirklich wohl, aber ändern konnte er daran nichts, noch nicht. Er ließ sich an den Körper des anderen ziehen und lag diesmal mit dem Gesicht zu Ascons Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich ein wenig auf die zärtlichen Berührungen des anderen.

Wenn er sich zwischen hartem Boden und zärtlichen Berührungen entscheiden müsste, wüsste er nicht, was er wählen sollte. Er mochte solche Liebkosungen sehr gerne, aber er sah gar nicht ein, auf Befehl in so einem ekelhaften Ding zu schlafen und das wusste Ascon!

Nach einer Weile döste auch er ein, schlief jedoch nicht wirklich, weil er nicht müde war und schon so tief und lange vorher geschlafen hatte. Er wartete noch eine ganze Weile, bis er sicher war, dass der Mann eingeschlafen war, dann löste er sich langsam, vorsichtig und unbemerkt aus der Umarmung und glitt zum Bett hinaus, auf den schönen, harten Fußboden.

Er legte sich ganz weit hinten hin, schon fast unter das Waschbecken und rollte sich zufrieden aufseufzend zusammen. Er hatte es nicht für möglich gehalten, aber nachdem er seine Körpertemperatur wieder gesenkt hatte, war er doch tatsächlich sofort eingeschlafen! Was Ascon nachher beim Aufwachen allerdings sagen würde, wollte er lieber nicht wissen, doch darüber machte er sich keinen Kopf, er schlief tief und fest und regungslos.

Ein penetrantes Piepen riss ihn aus dem Schlaf. Gähnend rappelte Ascon sich auf und suchte verschlafen nach seinem Mini PC, den er sonst immer um den Unterarm geschnallt trug. Sich die Augen reibend, schwang er die Beine über die Bettkante und folgte einfach dem nervenaufreibenden Geräusch, was ihn letztendlich in den Schrank leitete. Vage erinnerte er sich, dass er das Gerät dort abgelegt hatte, nachdem er den Raum betreten hatte. Apropos Zeit; Wie spät war es eigentlich und wie lange hatte er geschlafen?

Gemächlich nahm er das Teil an sich, schnallte es sich wieder um und klärte, was er wissen wollte. Immer noch verschlafen strich er sich die langen schwarzen Strähnen nach hinten, die sich aus dem Knoten gelöst hatten und stieß ein ärgerliches Schnauben aus, als sie einfach wieder zurück fielen. Also seine Haare musste er als Erstes in Ordnung bringen, sonst wurde er noch verrückt.

Er konnte es nicht leiden wenn ihm diese die Sicht versperrten. Entschlossen erhob er sich und trat vor das winzige Waschbecken. Dabei stieß er mit dem Fuß gegen etwas Weiches. Verwundert zog er die Augenbrauen zusammen, sah nach unten und entdeckte Laurin, der es sich dort gemütlich gemacht hatte. Sofort war jedwede Müdigkeit verflogen. Ärger wallte in ihm auf. Wie konnte dieses kleines Biest es wagen, seinen Befehlen zu trotzen?! Es machte ihn rasend, wenn er sich vorstellte, wie der Junge sich aus dem Bett gestohlen hatte, wo er doch ausdrücklich angeordnet hatte, dass er an seiner Seite bleiben sollte.

Zähneknirschend beuge er sich in einer fließenden Bewegung herunter, griff unnachgiebig nach dem Arm des Kleineren und zog ihn ohne Vorwarnung hoch. Sein Griff war stahlhart und er hörte wie Laurin vor Schmerzen wimmernd erwachte. Die blauen Augen waren weit aufgerissen und Tränen standen darin. Doch Ascon ließ sich davon nicht beeindrucken.

Nicht diesmal.

Dazu war er viel zu aufgebracht. Lieblos schleuderte er Laurin aufs Bett und stellte sich mit verschränkten Armen davor.

»Was hast du dir dabei gedacht?!«, fragte er fordernd und in unterkühltem Tonfall, während er den Jungen mit seinen kalten schwarzen Augen durchbohrte. Sein ganzes Gesicht war angespannt und verkniffen, weil er sich wirklich zusammenreißen musste hart zu bleiben. Aber er konnte sich nicht dauernd von seinem Gefangenen auf der Nase rumtanzen lassen. Das ging einfach nicht. Und vielleicht war er bereits schon zu nachsichtig gewesen, sodass Laurin dachte sich das leisten zu können.

»WAS HAST DU DIR DABEI GEDACHT?«, fuhr er den Silberschopf noch einmal lauter an, als dieser nicht auf seine Frage antwortete.

Der Junge war erschrocken aus seinem Schlaf gerissen worden, als er Schmerzen spürte, die ihm sofort dicke Tränen in die Augen trieben. Und dass der Verursacher dieser Schmerzen auch noch Ascon war, konnte er zunächst nicht glauben. Aber dessen finsterer Gesichtsausdruck ließ sein Herz einen Takt lang aussetzen. Noch nie hatte er so viel Angst gehabt wie in diesem Augenblick.

Er schrie leise auf, als er das Bett auf sich zufliegen sah und rollte sich instinktiv zusammen, bevor er aufkam. Auch wenn es nicht weh tat, erschrocken hatte er sich trotzdem. Außerdem konnte er seinen Arm im Moment nicht bewegen, der Dunkelhaarige hatte einfach zu fest zugegriffen. Der Kleine schniefte vor sich hin, dicke Tränen kullerten ihm von den Wangen und landeten als matt glänzende Perlen auf der Decke, doch das nahm Laurin nicht wahr.

Er zuckte zusammen, als er Ascon schreien hörte, denn noch nie zuvor hatte er das anhören müssen und es gefiel ihm nicht sonderlich. Zitternd und eingerollt blieb er liegen, kam nicht hoch, weil er sich nicht auf den Arm stützen konnte. Seine Nase lief und sein Kopf tat augenblicklich weh, so dass er dachte, dass es ihm noch nie so schlimm ergangen war. Er verstand es einfach nicht, wieso war der Mann manchmal nett und manchmal so ausgesprochen gemein?! Dazu hatte er kein Recht! Und da er den Älteren eigentlich sehr mochte, tat es ihm noch doppelt weh im Herzen, ihn so zu sehen!

Er brauchte eine Weile, bis er sich dazu durchgerungen hatte, etwas zu sagen, dann antwortete er mit zitternder, schwacher Stimme:

»Ihr... Ihr denkt immer nur an Euch... W-wie es mir geht, ist Euch doch vollkommen gleichgültig!... Ich... ich will nach Hause!« Weinend rollte er sich noch enger zusammen, hatte dem Dunkelhaarigen keinen einzigen Blick mehr zugeworfen, weil er viel zuviel Angst hatte.

»Ihr... I-Ihr seid überhaupt nicht mehr lieb...!«, fügte er noch an. Und dem Mann hatte er vertraut! Dieses Vertrauen war inzwischen aber kaum noch da, das hatte der Ältere mit seiner Art gründlich zunichte gemacht, was man an dem zitternden, schluchzenden und zurückzuckenden Häufchen von zartem, misshandeltem Wesen auch deutlich sehen konnte.

Allmählich wurde Ascons Miene etwas weicher und es tat ihm irgendwie leid, Laurin so behandelt zu haben. Doch er war nicht bereit etwas Nettes zu sagen, oder sich gar zu entschuldigen. »Ich weiß, dass ich nicht >lieb< bin. Das brauchst du mir nicht vorzuwerfen!«, meinte Ascon kopfschüttelnd.

»Aber das ich immer nur an mich denke, stimmt nicht!« Unentwegt lag sein Blick auf dem kleinen weinenden Bündel und er war schon versucht den Jungen in den Arm zu schließen und ihm beschwichtigende Worte ins Ohr zu flüstern, doch er hielt sich eisern zurück. Laurin musste lernen ihn zu verstehen und dabei war es nicht hilfreich, wenn er immer wieder nachgab und sich erweichen ließ.

»Und sieh mich an, wenn ich mit dir rede!«

Es dauerte einen Moment bis der Silberhaarige den Kopf hob und ihn verschreckt und zitternd von unten herauf ansah.

Ascon löste seine steife Haltung und begann in der schmalen Schneise zwischen Bett und Schrank auf und ab zu gehen. »Weißt du weshalb ich wollte, dass du im Bett schläfst?«, fragte er gerade heraus und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Laurin.

Der schüttelte scheu, noch immer weinend den Kopf, ohne sich weiter zu rühren.

»Siehst du? Du kennst die Gründe nicht, weshalb ich etwas sage oder tue, sondern denkst einfach ich will dich quälen, ärgern oder sonst irgendwas. Aber das stimmt nicht! Ich denke mir etwas dabei, wenn ich einen Befehl gebe!«, versuchte er dem Jungen zu erklären.

»Wenn ich dich hätte quälen wollen, hätte ich das längst getan. Aber das habe ich nicht. Erinnere dich an das letzte Mal, als du auf der >Aakemba< aufgewacht bist. Hast du da in einem Bett gelegen?«

Nach kurzem Überlegen schüttelte Laurin erneut den Kopf, aber beruhigt hatte er sich noch immer nicht.

»Na also! Dein Wohlergehen ist mir nicht >gleichgültig<, wie du es so schön nennst. Das müsstest du jedoch längst begriffen haben... « Enttäuscht drehte Ascon dem Jungen den Rücken zu. Es war ihm in der Tat sehr wichtig wie es Laurin ging, auch wenn er das dem Kleinen nicht offen ins Gesicht sagen würde.

Noch nicht!

Vielleicht irgendwann einmal...

Noch war er aber nicht dazu bereit den anderen weiter an sich heran zu lassen.

Laurin nicht weiter beachtend, brachte er seine Haare in Ordnung. Dabei kreisten seine Gedanken ungewollt um den Jungen, der immer noch verängstigt auf dem Bett hockte. Es war nicht zum aushalten! Er wollte ja nett und freundlich sein, aber der Kleine musste ihm auch ein paar Schritte entgegen kommen. Seine Kontrolle ganz aufzugeben, das sah er gar nicht ein!

Da der Andere nicht mehr sprach, wandte Laurin den Blick wieder ab. So langsam kam wieder Leben in seinen Arm und er drehte sich um, rollte sich erneut zusammen und schob die lästigen, drückenden Perlen beiseite um bequemer liegen zu können. Eine ganze Weile schwieg er und dachte nach, brauchte Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und starrte die Wand an, sah vieles aber noch immer nicht ein.

Das kam ihm alles viel zu schnell und zu plötzlich, er war das doch nicht gewöhnt! Wie auch, bei dem friedliebenden Volk, dem er angehörte und in dem es kaum Konflikte gab, und so was schon gar nicht, dass dem Anderen befohlen wurde, was er machen sollte! Da waren sie alle gleich gestellt und hatten dieselben Rechte und Pflichten, so dass auch niemand bevorzugt wurde. So etwas wie jetzt, gab es da nicht!

Laurins Gedanken drehten sich im Kreis und er war noch immer sehr aufgewühlt und zitterte am ganzen Körper, wusste nicht, wie er sich verhalten und welchen Ton er annehmen sollte, immerhin verdankte er Ascon schon einiges, aber dass dieser ihn von seinem Heimatplaneten weggeholt hatte, würde er ihm wohl nie wirklich verzeihen.

»Und, warum musste ich nun in dem blöden Bett schlafen?!«, fragte er leise und tonlos, sich nicht rührend, doch noch bevor der Mann antworten konnte, fiel ihm noch etwas ein und er fügte hinzu:

»Ach, und hattet Ihr auch einen Grund dafür, mir eben wehzutun?!« Er schob den Ärmel seines einen Armes hoch und zeigte Ascon vorwurfsvoll und ein wenig schmerzgeplagt schauend den tiefdunklen Abdruck, den seine Finger beim Hochziehen des Jungen vorhin dort hinterlassen hatten. Und der Andere wusste von Anfang an, wie empfindlich Laurins Haut war, das konnte der Kleine nun wirklich nicht verstehen und er sah das auch überhaupt nicht ein, schaffte wieder eine Distanz zwischen ihm und dem Anderen und fühlte sich dennoch zutiefst verletzt, auch wenn der Mann ihm jetzt alles erklärte, oder es zumindest versuchte. Hätte er das gleich getan, wäre das ganze nicht passiert!!!
 

Bei Laurins Worten hatte er sich wieder umgedreht und schaute nun auf den vorwurfsvoll präsentierten Arm des Jungen, den er ihm praktisch unter die Nase hielt. Als er dann erneut auf Abstand ging, setzte er dem Kleinen nach und sah ihm unnachgiebig in die verweinten, blauen Augen. »Du solltest im Bett schlafen, weil ich beim Aufstehen nicht auf dich drauf treten wollte«, beantwortete er die erste Frage ganz simpel. »Und was deine zweite tadelnde Frage betrifft... ja, den hatte ich. Du hast mich mit deiner Zuwiderhandlung gereizt und wütend gemacht.

Das sollte dir eine Lehre sein. Merk´ es dir für das nächste Mal, wenn du mir trotzen willst.

Nichts bleibt so gut im Gedächtnis wie Schmerzen!«

Ascon wusste genau wie sich das anhören musste; Gemein und verletzend. Aber wahrscheinlich würde Laurin nur so lernen zu begreifen. Das Entsetzen, was die wunderschön leuchtenden Augen nun trübte, tat ihm mehr weh, als es eine Ohrfeige oder sonst irgendwelche Schläge getan hätten. Deswegen schnappte er sich im Gehen seinen Umhang und verließ den Raum.

Wäre er nicht gegangen, wer weiß ... möglicherweise wäre er doch schwach geworden und hätte den Tränen des Kleinen nachgegeben.

Seine Schritte führten ihn von ganz allein ins Cockpit. Fragend sah er die beiden Piloten an. Einer von ihnen musste ihn angepiept haben.

»Oh, hallo Käptain. Wir wollten sie nur darüber informieren, dass wir in ein paar Minuten in die Atmosphäre von >Keron< eintreten«, erhielt er sogleich die Antwort auf seine ungestellte Frage. Unmerklich nickend nahm er es zur Kenntnis. Dann hatte er ja zwei ganze Tage geschlafen, schoss es ihm durch den Kopf. Kein Wunder also, dass Laurin aus dem Bett geflüchtet war. Und noch etwas fiel ihm ein. Sie hatten noch gar nichts gegessen, seit sie mit der >Starlight< aufgebrochen waren.

Wie rücksichtslos von ihm. Der Junge musste am verhungern sein.

»Seid vorsichtig. Ich überlasse euch hier alles. Bringt uns heil runter!«, befahl er kurz angebunden.

Einen Moment später waren die zwei Piloten wieder allein und Ascon trat erneut in die kleine Kabine, wo er Laurin noch immer zusammengerollt vorfand. Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Junge jedoch das Bett verlassen und sich auf den Boden gelegt.

Dies missachtend stieg Ascon über Laurin hinweg und kramte erneut in einem Schrankfach, bis er fand, was er gesucht hatte. Geübt öffnete er das schmale, längliche Etui, entnahm zwei Essenskapseln und steckte sich die Schachtel anschließend in die Hosentasche. Dann hockte er sich vor Laurin, der ihn die ganze Zeit misstrauisch und ängstlich beobachtet hatte. Unverwandt sah er den Jungen an und hielt ihm einen Augenblick später die Kapsel hin.

»Hier... Du solltest etwas essen, bevor wir landen.«

Laurin hatte geschwiegen und nichts mehr gesagt. Zum Einen, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, da er diese Ansichten überhaupt nicht teilte, und zum Anderen aus Trotz. Er schluchzte vor sich hin, und als ihn die Perlen langsam zu nerven begannen, rollte er sich mit der Decke zum Bettrand und ließ sich kraftlos auf den Boden plumpsen. Ihm war schon alles egal! Er zog sich die Decke über Körper und Kopf und rollte sich, noch immer weinend, darunter zusammen.

Ascon war so gemein! Das Einzige, was er mit den Schmerzen bewirkte war, dass der Junge ihm nur noch aus Angst gehorchte, und nicht mehr aus Zuneigung und Vertrauen, das er in diesem Augenblick vollkommen verloren hatte. Der Dunkelhaarige hatte mit seiner Aktion alles kaputt gemacht, was er sich aufgebaut hatte, denn Laurin war so fertig wie schon lange nicht mehr, und da er nichts mehr zu verlieren hatte, sagte er auch gerade heraus was er dachte. Das brachte ja sowieso nichts mehr, still zu schweigen.

Vielleicht wäre es ganz gut gewesen, wenn der Mann auf ihn drauf getreten wäre, dann hätte das ganze immerhin ein schnelles Ende gefunden und er musste sich nicht noch mit dem ganzen Mist und den total unangebrachten Vorstellungen des anderen herumplagen. Nur leider war hier kein Fenster, aus dem er springen konnte, und selbst wenn, dann hätte das nicht viel gebracht, da er meist wie eine Katze heil auf seinen zwei Beinen ankam, egal aus welcher Höhe er sprang.

Der Kleine hörte die Tür erneut nach ihm schier endlos erscheinender Zeit. Er hob die Decke ein Stück, um mit kleinen, roten und verweinten Augen zu sehen, wer das war und blickte Ascon misstrauisch und gleichzeitig ängstlich an, ließ aber sofort die Decke wieder fallen, als dieser es auch noch wagte, sich zu ihm hinunter zu beugen und so zu tun, als wäre nichts passiert. Und ihm dann noch so eine blöde Kapsel hinzuhalten. Als ob ihm jetzt nach Essen zumute wäre!!

Er rollte sich unter der Decke zusammen, stopfte die Enden unter seinen Körper und drehte sich von dem Mann weg, mit dem er nichts mehr zu tun haben wollte. Er schniefte noch kurz, dann konnte er nicht mehr weinen weil er zu erschöpft war und antwortete auf die Worte des anderen nur mit einem:

»Ich HASSE dich!«

Dass er den Anderen dabei duzte war ihm unbewusst passiert, aber es war ihm auch völlig egal. Ihm war auch egal, ob der Dunkelhaarige ihm nun schon wieder wehtat, ihm war alles so dermaßen egal, er wollte nur noch erlöst werden von dieser Wendung seines Lebens!

»Du hasst mich also? Auch gut!«, meinte Ascon äußerlich ruhig und gelassen. Innerlich empfand er diese Worte wie einen Schlag in den Magen, doch er hütete sich davor das zu zeigen und steckte die Kapsel wieder weg. Wenn Laurin nicht wollte, hatte er eben Pech gehabt. Er würde ihn nicht zwingen etwas zu essen; Überhaupt würde er den Jungen vorerst zu nichts nötigen.

»Wenn du dich abreagiert hast und Hunger verspüren solltest, sag was... «

Ärgerlich setzte Ascon sich aufs Bett und runzelte skeptisch die Stirn, als es plötzlich zu wackeln begann. Die Wände der kleinen Kabine vibrierten recht stark und das war eindeutig kein gutes Zeichen. Gerade wollte er die Piloten über den Mini PC anfunken und fragen was denn los war, doch dazu kam er gar nicht mehr... Bevor er sich noch irgendwo festhalten konnte, wurde er hart gegen den Schrank geschleudert, weil das Schiff zu Trudeln anfing. Geistesgegenwärtig stieß er sich so stark ab, dass er nicht auf Laurin landete, sondern knapp daneben. Sowie der Schwarzhaarige einen festen Halt gefunden hatte, langte er nach dem Kleinen, der nur vollkommen verschreckt unter seiner Decke hervor schaute.

»Diskutier nicht! Mach, was ich dir sage!«, befahl er Laurin, der gerade ansetzen wollte etwas zu sagen. Ohne Zögern hob Ascon mit einer Hand das Bett an und es kam ein relativ großer Raum darunter zum Vorschein, der normalerweise für Reiseutensilien genutzt wurde, jetzt aber leer war. Zusammen mit der Decke stieß er den Jungen hinein, der ein klägliches Quieken von sich gab. Doch es war keine Sekunde zu früh gewesen, denn erneut wurde die >Starlight< heftig durchgeschüttelt, sodass eine der oberen Schranktüren schwungvoll aufflog. Aus den Augenwinkeln sah Ascon sie noch auf sich zuschnellen, aber da war es bereits zu spät. Er spürte noch einen heftigen, stechenden Schmerz durch seinen Kopf schießen, dann wurde ihm schwarz vor Augen und seine Knie knickten weg. Gleichzeitig fiel das Bett zurück und riss ihn noch mit sich, klemmte seinen Arm ein, wovon er jedoch nichts mehr mitbekam.

Laurin gab auf die Worte hin nur ein »Hmpf!« zum Besten und verdrehte die Augen dabei. Er hasste die Gefühlsschwankungen des Anderen total. Erst nett, dann böse und nun gleichgültig, wer sollte denn bitte damit etwas anfangen und darauf eingehen können?! Außerdem war ihm der Hunger verdammt noch mal endgültig vergangen, und wer war da wohl Schuld dran?!...

Die Hoffnung des Kleinen schwand, er würde wohl nie mit dem Dunkelhaarigen klar kommen, aus der Traum. Das ging einfach nicht, sie passten nun mal nicht zusammen, zu unterschiedlich waren ihre Persönlichkeiten. Wenn sich doch irgendwo die Chance ergeben würde, abzuhauen, aber nein! Außerdem würde er dann noch immer nicht zu seinem Heimatland zurückkommen... wahrscheinlich nie mehr, und das war bis jetzt eigentlich der einzige Grund gewesen, bei dem Älteren zu bleiben und all die Launen und Probleme auszuhalten: Ascon war der einzige Weg für ihn zurück nach Hause...!

Er achtete nicht mehr auf Ascon, mit dem er von jetzt an nicht mehr reden würde, weil es ja sowieso nichts brachte und wollte gerade frustriert seine Gedanken fortsetzen, als er plötzlich spürte wie der Boden wackelte.

Verwirrt runzelte der Junge die Stirn und kämpfte seinen Kopf unter der Decke hervor, um herauszukriegen, was denn nun schon wieder los war.

Erschrocken sah er Ascon neben sich auf den Boden fliegen und seine Gedanken waren wie gelähmt, er wusste weder was er sagen, noch was er tun sollte, sondern blieb regungslos und erstarrt auf dem Boden liegen, den Mund geöffnet wie um etwas zu sagen und tat sonst nichts weiter, starrte nur den Mann an, von dem er eigentlich gar nichts mehr wissen wollte.

Er spürte, wie der Dunkelhaarige nach ihm langte und zuckte vor der Berührung zurück, doch da wurde er schon in einen dunklen, kleinen Raum geschoben und ein panischer Laut entwich seinen Lippen. Ängstlich klammerte er sich an die Decke und kullerte hin und her, weil er so leicht war und sich nirgendwo wirklich festhalten konnte.

Ängstlich kniff er die Augen zusammen, sein Herz schlug wie wild und er wusste, dass etwas passiert sein musste. Hatte er es nicht geahnt? Aber nein, der verbohrte blöde Kerl hatte ja nicht hören wollen!!!

Die Gedanken von Laurin wurden jäh unterbrochen, als er heftig durchgeschüttelt wurde. Sich ganz einrollend und in die Decke klammert, wimmerte er leise und angstvoll und wagte nicht, sich zu rühren.

Erst nach schier endloser Zeit und einer großen Erschütterung, nachdem der Junge einige laute Geräusche und einen riesigen Knall mit seinem feinen Gehör wahrgenommen hatte, schien es sich endlich wieder zu beruhigen und es wurde erschreckend ruhig und still.

Der Kleine hob sein Gesicht und rieb sich die schmerzenden Augen, versuchte sich aufzurichten und stieß mit dem Kopf oben gegen etwas Hartes. Das Gesicht verziehend schüttelte er sich nur kurz, stellte erleichtert fest, dass er sich bis auf einige Hautverletzungen nichts getan hatte. Allerdings knirschte er mit den Zähnen als ihm einfiel, wem er das wohl zu verdanken hatte. Hätte der Mann ihn in Ruhe gelassen, wäre vielleicht alles zu Ende, aber nein! Wie immer musste der Kleine alles unbeschadet überstehen!

Als er endlich wieder nachdenken konnte, sah er sich um und kniff die Augen zusammen, um etwas sehen zu können. Das Erste, was er wahr nahm war ein Arm, der offensichtlich unter der Bettkante eingeklemmt war. Es dauerte eine Weile bis es zu dem Jungen durchdrang, WESSEN Arm das sein musste und er rappelte sich auf und krabbelte darauf zu. Er versuchte, irgendwas zu bewegen, aber es ging nicht. Erschrocken blickte er Ascon an, da der Kleine mit dem Kopf unter dem Bett hervorlugen konnte. Der Ältere rührte sich nicht und eine Blutspur lief über sein Gesicht.

Schweigend sah Laurin den Dunkelhaarigen an. Eigentlich müsste er ihn hassen, wieso gab es ihm dann so einen Stich ins Herz, den Anderen so zu sehen? Laurin versuchte, wieder einige klare Gedanken zu fassen. Als erstes musste er den Arm da irgendwie raus bekommen, tat das nicht weh?! Er stemmte sich mit den Armen auf dem Boden ab und versuchte, sich mit dem Oberkörper gegen das Bett zu drücken. Er setzte seine gesamte Kraft ein, die er besaß und biss sich hart auf die Lippen, als er die Kante des Bettes auf seiner Haut spürte. Doch daran konnte er jetzt nichts mehr ändern, er wollte sowieso nicht wissen, wie er aussah! Er schaffte es, das Bett ein wenig anzuheben und drückte den Arm weg. Dann bewegte er sich vorsichtig vor und war erleichtert, als er schließlich aus dem dunklen Raum raus war und das Bett wieder einrastete.

Der Kleine sprang mit wackligen Beinen auf und begann, an der Tür zu rütteln, doch nichts rührte sich. Er rief, klopfte und schrie, doch er konnte keine Stimmen vernehmen. Hilflos drehte er sich um. Wieso rettete dieser Dummkopf ihn immer und dachte überhaupt nicht daran, sich selbst in Sicherheit zu bringen?! Die harten Worte, die Ascon zu ihm gesagt hatte, passten überhaupt nicht zu solchem Verhalten...

Laurin raffte sich zusammen und ließ sich neben den Mann sinken, untersuchte ihn kurz und griff dann zu dem Lacken und riss es mithilfe seiner Zähne in kleine Stücke, tupfte das Blut weg und verband den Arm, so gut es ging. Er kannte sich mit Medizin kaum aus, eher mit Heilkräutern, aber die hatte er hier nicht. Er bräuchte ein blutstillendes Mittel, denn die doch sehr tiefe Wunde am Kopf wollte und wollte nicht aufhören zu bluten. Der Kleine wusste genau, wie die Pflanze aussah, die er brauchte, wieso kam er hier nicht raus?! In diesem Moment fielen ihm die feinen Linien in seiner Hand auf und er hatte eine Idee. Er konzentrierte sich darauf, wie die Pflanze und deren Blätter aussahen und ließ seine Energie in seine Hände strömen. Dabei hatte er die Augen geschlossen, um sich voll und ganz zu konzentrieren. Als er sie nach einigen Momenten wieder öffnete, umspielte ein kleines triumphierendes Lächeln seine Lippen. Er hatte es geschafft. Die Pflanze, die vor ihm schwebte sah genauso aus und verbreitete einen würzigen Geruch. Mit zittrigen Händen trennte der Junge die Blätter ab, wusch sie unter dem Wasserhahn, so dass sie nass waren und legte diese anschließend auf die offene Wunde, band einen Lakenstreifen darum, damit sie hielten und die Wirkstoffe gut in die Wunde eindringen konnten.

All dies hatte Laurin jedoch sehr viel Kraft gekostet, und da er vorher nichts gegessen hatte, spürte er, wie ihm die Sinne schwanden und er neben dem Mann auf den Boden sank, mit seinem Kopf auf dessen Bauch aufkam und sich erst einmal ausruhen musste von dem ganzen Stress und der ganzen Anstrengung.

Das erste was er spürte, war ein mörderisches Brennen und Pochen an seinem Kopf. Stöhnend hob er eine Hand, um die Wunde zu befühlen.

Umso erstaunter war der Schwarzhaarige, als er auf einmal Stoff unter seinen vorsichtigen Fingern ertastete. Eine ganze Weile starrte er ratlos an die Decke und war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Was war nur passiert? Kaum hatte er sich diese Frage gestellt, begann alles von Anfang an vor seinem inneren Auge abzulaufen.

Angefangen von der Auseinandersetzung mit Laurin, bis zu dem Moment, wo er die Schranktür auf sich zukommen sah... Laurin! Ruckartig schnellte er hoch, bereute es jedoch einen Augenblick später, denn die Bewegung hatte eine neue Schmerzwelle ausgelöst, die nun durch sämtliche Nerven zog und es ihm so richtig gab.

Erneut stöhnte er gepeinigt auf und als er sich auch noch auf dem Arm abstützen wollte, der unter der Bettkante eingeklemmt gewesen war, entwich ihm ein schmerzvolles Keuchen. Ungläubig musterte er seinen Unterarm, stellte aber schnell fest, dass es sich nur um eine Quetschung handelte. Trotzdem fiel es ihm schwer den Arm richtig zu bewegen.

Erst einige Augenblicke nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte, bemerkte er schließlich Laurin, der blass und flach atmend halb auf ihm lag. Bedächtig strich er dem Jungen die silbrigen Haare aus dem Gesicht und untersuchte ihn auf sonst auf irgendwelche Verletzungen. Dabei schlug sein Herz einen Takt schneller und er verspürte einen dicken Kloß im Hals. Hoffentlich war der Kleine unversehrt, sonst wusste er nicht, wie er ihm helfen sollte. Letztendlich stellte sich jedoch heraus, dass Laurin nur ein paar oberflächliche Kratzer davon getragen hatte. Erleichtert atmete Ascon aus, obwohl er sich nicht erinnern konnte die Luft angehalten zu haben. Dann hob er den Kleinen mit einigen Anstrengungen aufs Bett, biss die Zähne zusammen, da sein gequetschter Arm sofort zu protestieren begann. Kraftlos ließ er sich daneben fallen und wühlte mit seiner unversehrten Hand die Schachtel mit den Kapsel aus seiner Tasche. Eine nehmend, forderte er etwas energiereiches zu Trinken und erhielt es keine Sekunde später. Angespannt rappelte er sich wieder auf, zog den Silberschopf mit dem Rücken an seine Brust, sodass er aufrecht saß und flößte ihm die Flüssigkeit langsam und vorsichtig ein.

Es würde dem Kleinen etwas Kraft zurückgeben und ihn ein wenig beruhigen. Zwar wusste er nicht was genau geschehen war, doch ihm schwante Böses. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht schon wieder angegriffen worden waren und sich jetzt in der Gewalt von irgendwelchen brutalen Piraten befanden. Wäre das der Fall, würde er Laurin eher mit seinen eigenen Händen töten, als ihn diesem Pack zu überlassen. Der Tod war besser als alles andere, was diese Kerle dann mit ihm anstellen würden...

Daran wollte er jetzt aber nicht denken, weshalb er diesen Gedanken erst einmal verbannte.

Es musste nicht unbedingt ein Angriff gewesen sein, der sie in diese Lage gebracht hatte. Umsichtig breitete er eine Decke auf dem Boden aus, nachdem er Laurin alles von dem Getränk eingeflößt hatte und legte ihn darauf. Anschließend wandte er sich der Tür zu, wollte sie per Hand öffnen, doch sie bewegte sich kein Stückchen. Irgendwas schien zu klemmen!

Fluchend rüttelte er daran herum, bis es ihm zu bunt wurde. Also ging er einen Schritt zurück und trat kraftvoll dagegen. Ein schaudererregendes Quietschen ertönte und nach einem zweiten Kick brach die massive Tür aus der Verankerung, sodass man sich an der einen Seite hindurch zwängen konnte. Das tat er auch, kam gerade so hindurch und sah sich aufmerksam auf dem schmalen Gang um. Konzentriert horchte er nach verdächtigen Geräuschen, doch zu seiner Erleichterung blieb alles ruhig. Dennoch schlich er sich lautlos bis ins Cockpit, drückte sich dabei an die Wand, um eventuellen Angriffen ausweichen zu können.

Überall auf dem Boden lagen Glassplitter verteilt und er ahnte nichts Gutes. Im Cockpit angekommen verschlug es ihm die Sprache und er brauchte einige Sekunden bis er das Gesehene verarbeitet hatte. Die Frontscheibe war von einem dicken Ast durchbohrt und wies überall kleine Risse auf, die sich wie ein Spinnennetz über die gesamte Scheibe erstreckten.

»Was ist hier los?«, richtete er sich an die beiden Piloten, die noch in ihren Sitzen saßen und verdächtig ruhig waren. Bedächtig ging er auf sie zu und tippte einen der Sitze an, der sich daraufhin ein Stück seitlich drehte und einen seiner Männer bestialisch aufgespießt zeigte.

Nach Luft ringend ließ Ascon seinen Blick zu dem anderen wandern und ihm wurde regelrecht schlecht. Der Mann hatte einen langen Splitter der zerstörten Scheibe zwischen den Augen zu stecken und viele kleine hatten sich zusätzlich noch in die Haut an Gesicht und Hals gegraben. Beide Männer hatten die Augen weit aufgerissen und Blut lief ihnen aus den Mundwinkeln.

Einen Moment schloss Ascon die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Seine Piloten waren gestorben, gute Männer, die er sehr geschätzt hatte. In letzter Zeit ging aber auch alles den Bach runter. Er hätte am liebsten vor Wut, Enttäuschung und noch so allerlei losgebrüllt, doch er beherrschte sich. Jetzt auszurasten brachte nichts. Nichts desto trotz ballte er die Hände zu Fäusten und schlug einmal schnaubend gegen die Wand, um sich wenigstens ein bisschen abzureagieren. Konnte denn nicht einmal etwas glatt gehen?!

Dann erinnerte er sich an die zwei Krieger, die ebenfalls noch auf der >Starlight< waren. Sofort machte er auf dem Absatz kehrt, um nach den Beiden zu sehen, auch wenn er nicht viel Hoffnung hegte.

Schnellen Schrittes bewältigte er den Gang und riss die Tür zu der Kabine auf, in der die Zwei sich eigentlich befinden müssten. Er war schon auf das Schlimmste gefasst, doch der Raum war leer. Einigermaßen erleichtert atmete er aus.

Zu früh sollte er sich jedoch nicht freuen. Seine weitere Suche führte ihn in den Frachtraum und dort entdeckte er den kläglichen Rest seiner sowieso kleinen Mannschaft. Stöhnend barg Ascon das Gesicht in einer Hand, als er die anderen Beiden entdeckte. Sie waren ebenfalls tot. Der eine lag in einer riesigen Blutlache, die von einer Kopfwunde herrührte und der andere war von einer Stahlstange gepfählt worden, die normalerweise als Aufhänger für bestimmtes Frachtgut diente. Der gesamte Boden war mit Blutspuren überzogen, weil die Männer höchst wahrscheinlich gestorben waren und durch die Erschütterungen und das Schwanken des Schiffes hin und her geschleudert worden waren. Deswegen konnte Ascon nicht genau sagen, woran seine Leute nun tatsächlich gestorben waren. Aber selbst wenn er es gewusst hätte, ändern konnte er es nicht mehr, also war es auch egal.

Bedrückt verließ er den Laderaum wieder und dabei fragte er sich permanent, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Warum waren sie abgestürzt? Er hatte keine Erschütterungen gespürt, die auf Geschosse zurückzuführen waren, also was war dann der Auslöser gewesen?

Auf all diese Fragen gab es nur eine Antwort und die würde er im Cockpit finden. Auch wenn es ihm widerstrebte noch einmal dorthin zurück zu kehren, verdrängte er seine Abneigung.

Als er vor dem blutbesudeltem Steuerpult stand, fegte er erst mal die Scherben beiseite und versuchte möglichst nicht zu den beiden Toten zu sehen. Dann machte er sich an einem der Geräte zu schaffen und zog letztendlich einen länglichen quadratischen Kasten aus dem breiten Steuerpult. Gekonnt löste er auch die Kabel durch die es festgehalten wurde und wollte das Cockpit gerade wieder verlassen, als er ein verdächtiges Scharren vernahm. Sofort verspannte er sich und sein Körper war in Alarmbereitschaft.

Hatte man sie doch angegriffen? Drangen die Fremden nun doch in sein Schiff ein?

Instinktiv stellte er den Flugschreiber ab, versteckte sich in der Ecke neben dem Gang, der ins Cockpit führte und wartete ab. Die schlurfenden Schritte wurden lauter und als die Person sein Blickfeld erreichte, griff er blitzschnell zu. Ein erstickter Schrei entfuhr seinem Opfer und sowie er bemerkte, dass es sich bei seinem angeblichen Feind nur um Laurin handelte, ließ er den Jungen sofort wieder los. Entrüstet sah er den Kleinen an, der zutiefst verängstig und mit schreckengeweiteten Augen zurückstarrte. Bevor Laurin sich jedoch umdrehen und die schrecklichen Bilder sehen konnte, nahm Ascon ihn in den Arm, legte eine Hand über die Augen des Kleineren und führte ihn hinaus.

»Lass uns woanders reden... «, sagte er leise und beschwichtigend, während er seine Hand wieder von Laurins Augen nahm und ihn zurück in ihre Kabine führte.

Der Hellhaarige stöhnte und richtete sich langsam auf, rieb sich die Augen und spürte, wie er zitterte. Er konnte sich daran erinnern, wie er im Halbschlaf irgend etwas geschluckt hatte und wie es ihm kurze Zeit später wieder etwas besser ging.

Es dauerte eine Weile, bis er sich erinnern konnte und er mühsam aufstand, sich an dem Bett aufstützend. Verwirrt bemerkte er, dass er auf einer Decke geschlafen hatte und Ascon nirgendwo in Sicht war.

Erst nach geraumer Zeit entdeckte Laurin die zertrümmerte Tür und löste sich aus seiner Starre, um ebenfalls durch den Spalt zu schlüpfen und den Dunkelhaarigen suchen zu gehen.

Wieso er das tat, wusste er nicht so recht, denn eigentlich war er noch immer sauer auf diesen, doch unter diesen Umständen waren andere Dinge wichtiger. Er wollte nämlich nicht alleine auf diesem inzwischen fast totenstillen, kaputten Schiff bleiben, wer wusste, wo die anderen alle hingegangen waren! Und Ascon musste es wieder besser gegangen sein, sonst hätte er sich erstens noch in der Kabine befunden und zweitens die Tür nicht aufbekommen.

Vorsichtig trat der Junge in das, was einmal der Gang gewesen war und wusste nicht so recht, wo er hingehen sollte. Das sah alles so anders aus, außerdem hatte er Angst! Was, wenn jetzt aus irgendeiner der vielen dunklen Ecken jemand rausspringen würde?! Außerdem nahm seine feine Nase Blut- und leichten Verwesungsgeruch wahr, etwas, das ihm noch viel mehr Angst machte, als er sowieso schon hatte und er zitterte am ganzen Körper als er sich zögernd in Bewegung setzte. Er hob seine Füße nicht richtig, weil er zu schwach war, aber selbst das leise Geräusch seiner Füße erschien ihm endlos laut!

Nervös tat er einen Schritt nach dem anderen und bemerkte gerade, dass er wohl auf den Raum zuging, in dem sich die Piloten befunden hatten, als auf einmal jemand aus einer dunklen Ecke vorsprang und ihn fast zu erdrücken schien. Panisch, erschrocken und in Todesangst entwich seinen Lippen ein kurzer Schrei, bevor er den ihm so vertrauten Geruch bemerkte und erleichtert feststellte, dass es nur Ascon war, der ihn so erschreckt hatte.

Aber er sah ihn dennoch ängstlich und panisch drein schauend an. Doch noch bevor er etwas sagen oder tun konnte spürte er, wie sich ein kräftiger Arm um ihn legte und bemerkte die Hand vor seinen Augen, runzelte nur verwirrt die Stirn, lief aber zielsicher mit dem anderen den Gang entlang, auch wenn er nichts sehen konnte. Auf die Worte des Dunkelhaarigen brachte er nur ein Nicken zustande. Sein ganzer Körper zitterte noch immer vor Angst und er wusste nicht, was er nun tun sollte.

Zurück in der Kabine setzte er sich freiwillig auf das Bett und zog die Beine Schutz suchend an seinen Körper, rieb sich die Augen und zitterte noch immer, sah aus feuchten und ängstlichen Augen zu Ascon auf, der hinter ihm wieder durch den Türspalt kletterte. Sagen konnte er jedoch nichts, dazu saß ihm der Schreck zu tief in den Gliedern.

Sowie sich Ascon erneut durch den engen Spalt gezwängt hatte, setzte er sich zu Laurin aufs Bett und brauchte erst mal einen Moment um sich zu beruhigen. Er gab es nicht gerne zu, aber er war total schockiert darüber, dass nicht einer seiner Männer den Absturz überlebt hatte. Frustriert fuhr er sich mit seiner unverletzten Hand durch die Haare und seufzte schwer. Ohne sich zu Laurin um zu sehen, begann er zu berichten: »Wie du vielleicht gemerkt hast befinden wir uns auf einem Planeten. Wir sind abgestürzt und alle außer uns beiden sind dabei drauf gegangen... « Eine bedeutungsschwangere Pause entstand. Dann drehte sich der Schwarzhaarige zu Laurin um und blickte ihm direkt in die Augen.

»Ich weiß nicht wo wir uns befinden, oder wie weit die nächste Stadt entfernt ist, aber Fakt ist, dass wir hier nicht bleiben können. Ich werde versuchen heraus zu finden was passiert ist und wo wir ungefähr sind, aber versprechen kann ich nichts.« Sich von dem Jungen abwendend, erhob sich Ascon wieder. »Bitte bleib hier, bis ich zurück komme, Laurin.« Es war kein Befehl, sondern eine einfach Bitte und Ascon hoffte, dass der Kleine das auch so auffasste. Er wollte dem Jungen wirklich den Anblick dieses schrecklichen Szenarios ersparen. Es gab bestimmt noch genug, was er mit ansehen musste.

Inzwischen hatte er den Flugschreiber, den er schon aus dem Steuerpult genommen hatte erreicht, nahm den Kasten an sich und ging damit in den Frachtraum, wo sich ein direkter Anschluß an die Energiereserven inklusive Monitor befand. Es dauerte nicht lange, da hatte er das Ding fachmännisch angeschlossen und zog sich die Daten herunter, die er haben wollte.

Eine halbe Stunde darauf wusste er in etwa wie es zu ihrem Absturz gekommen war und ärgerte sich insgeheim darüber. Hätten sie sich ein bisschen mehr über den Planeten informiert, wäre das nicht passiert. Denn um >Keron< herum existierte ein sehr starkes Magnetfeld. Dadurch hatten die Geräte und Steuereinheiten wahrscheinlich falsche Daten angegeben und die Piloten hatten es zu spät bemerkt, was ihren Absturz zur Folge gehabt hatte.

Missmutig schnaubte Ascon, während er nach weiteren Hinweisen ihre Position betreffend suchte. Irgendwann fand er einen Anhaltspunkt und fiel beinahe aus allen Wolken.

Zögerlich kehrte er schließlich zu Laurin zurück. Vorerst würde er ihm noch nicht sagen wie schlecht es um sie stand. Das hatte noch etwas Zeit. Stattdessen ging er zum Schrank und wühlte darin herum.

»Komm, zieh dir das hier an«, sagte Ascon und hielt dem Jungen ein paar Sachen hin. Zusätzlich stellte er ein paar Stiefel raus, die Laurin auf alle Fälle brauchen würde.

Er selbst zog sich ein weiteres Hemd über und schnallte sich den Gürtel mit seinem Schwert um.

Danach drehte er sich zu dem Kleinen um, der bisher keine Anstalten gemacht hatte sich der Kleidung auch nur zu nähern, was Ascon wiederum furchtbar aufregte, doch er holte tief Luft und versuchte nicht gleich an die Decke zu gehen, obwohl er verdammt gereizt war. Aber er sagte sich immer wieder, dass Laurin ja nichts dafür konnte. Der Junge war am aller wenigsten Schuld an alledem.

»Laurin, würdest du bitte die Sachen anziehen, hm? Die Kleidung ist aus einem speziellen sehr resistenten Material, was dich da draußen im Dschungel vor vielen Dingen schützen wird. Also tu mir den Gefallen, ja? Es ist auch zu deiner eigenen Sicherheit. Von mir aus kannst du deine andere Kleidung drunter lassen, aber außerhalb des Schiffes wird es sehr warm sein.«

Laurin schluckte, als er hörte, dass die anderen Besatzungsmitglieder gestorben waren und senkte traurig den Blick. Er hatte sie zwar kaum beachtet, aber niemand verdiente es, auf solch eine Weise zu sterben... Er blinzelte die Tränen weg, die sich in seinen Augen sammelten und starrte vor sich auf den Boden, die schmalen Hände ineinander verkrampft.

Er sah auf, als der Dunkelhaarige ihn bat, in dem Zimmer zu bleiben und biss sich in die Unterlippe, um seine Angst nicht zu zeigen. Alles hier war ihm unheimlich, es war kein Leben mehr, kein Surren und keine Geräusche, wie sonst immer. Daran hatte er sich schon so gewöhnt, dass es nun sehr furchterregend ohne eben dies war. Aber er zwang sich tapfer zu einem Nicken und kuschelte sich eng in die Decke, blickte Ascon hinterher, als dieser aus dem Zimmer verschwand und versuchte, keine Angst zu haben. Aber es gelang ihm nicht, er hatte panische Angst, wusste er doch nicht, wie es war, einfach so zu sterben, er hatte sich noch niemals zuvor Gedanken darüber gemacht.

Aber vielleicht war es auch gar nicht so gut, sich verrückt zu machen...

Nach einer Weile versuchte der Kleine, sich irgendwie abzulenken, indem er Bilder von sich und seinem Bruder vor seinem geistigen Auge ablaufen ließ und so seine Erinnerungen wieder auffrischte. So musste er sich wenigstens keine Gedanken machen. Allerdings hatte das Ganze zur Folge, dass er erneut schreckliches Heimweh bekam und leise vor sich hin schniefte.

Laurin war froh, dass er Ascons Schritte inzwischen kannte, ansonsten wäre er wohl erschrocken zusammen gezuckt, doch so blickte er den Mann scheu an, als dieser das Zimmer wieder betrat und schwieg noch immer, brachte kein Wort über die Lippen. In Gedanken versunken beobachtete er den Dunkelhaarigen, wie er in dem Schrank herumwühlte und sich anschließend umzog, bekam jedoch nicht mit, wie dieser etwas zu ihm sagte, reagierte auch nicht. Erst, als Ascon es ein zweites Mal sagte blickte er auf und konzentrierte sich wieder auf die unliebsame Gegenwart.

Mit großen Augen blickte er Ascon an, sah dann zu dem Kleidungsstapel und dann wieder zu dem Mann, dann bewegte er sich langsam und krabbelte langsam aus der Decke heraus, in die er sich eingewickelt hatte. Vorsichtig und ängstlich stand er auf, beäugte das Zeug misstrauisch und näherte sich vorsichtig. Er beschloss, seine jetzige Kleidung drunter zu lassen, damit ihm der andere Stoff nicht auf der Haut scheuerte und antwortete leise: »Mich stört die Umgebungstemperatur nicht, ich kann weder schwitzen noch frieren, weil ich meine Körpertemperatur regulieren kann...« Ihn wunderte, dass Ascon das noch nicht mitbekommen hatte, aber er sagte nichts weiter dazu, sondern griff sich die viel zu großen Sachen und musste erst einmal den Mann betrachten um zu sehen, wo genau was hingehörte. Er krempelte die Ärmel und Hosenbeine um, so dass er sich wenigstens ein wenig darin bewegen konnte und streikte, als er sah, wozu diese dunklen Dinger da waren. »Die ziehe ich nicht an!«, verkündete er überzeugt. Er hasste es, etwas an seinen Füßen zu tragen, das hatte er nie getan und wollte es auch nicht haben! Seine Haut an den Fußsohlen war schmerzunempfindlich und Gegenstand undurchlässig. Sehr praktisch, wenn man im Wald lebte, wo andauernd Holz und Steine herum lagen. Nach einer kurzen Pause wechselte er leise das Thema und blickte ihn aus großen Augen ein wenig vorwurfsvoll an, sagte das, was er schon die gesamte Zeit lang sagen wollte:

»Ihr wolltet mir ja nicht glauben. Genau deshalb hatte ich ein mulmiges Gefühl am Anfang...« Erschrocken hielt er inne als er erkannte, dass Ascon wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben gewesen wäre, wenn sich der Junge nicht dazu entschlossen hätte, mitzukommen! Diese Tatsache ließ ihn ganz anders fühlen und er hob den Kopf wieder und sah den Dunkelhaarigen mit einem undurchdringbaren Blick an. War das Zufall gewesen? Irgendwie hatte er ein eigenartiges Gefühl dabei, war es seine Bestimmung, den Anderen zu begleiten und zu beschützen?

Aber dieser beschützte IHN doch immer... Laurin konnte sich das nicht erklären und schüttelte verwirrt den Kopf. Irgendetwas verband ihn mit dem Älteren, das hatte er ja schon früher mitbekommen. Nur leider hatte er noch immer keinen blassen Schimmer, was das sein sollte. Immerhin hatte er ihm ja direkt ins Gesicht gesagt, dass er ihn hasste, und diese Worte taten ihm eigentlich schon wieder leid. Aber so weit, diese Worte wieder zurückzunehmen und sich zu entschuldigen war er noch nicht.

»Ich hab schon geahnt, dass dich die Temperatur nicht stört. Aber zieh die Sachen trotzdem an. Sie schützen dich vor der Sonne. Die scheint zwar wie gesagt nur zwei Stunden am Tag, aber du weißt selbst wie empfindlich du darauf reagierst.

Und noch was... Der Stoff ist hitzebeständig und mit normalen Stichwaffen nicht zu zerstören. Da ich nicht genau sagen kann, was für Kreaturen hier leben, wäre es beruhigender für mich zu wissen, dass du nicht ganz so anfällig für eventuelle Angriffe bist.« Laurins erster Kommentar wunderte ihn wirklich nicht, bei dem auf und ab seiner Körpertemperatur. Selbst ein Blinder hätte mitbekommen, das da etwas nicht stimmen konnte. Eine Weile sah er leicht belustigt zu, wie der Junge sich in die Kleidung zwängte und dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog. Als der Blick des Kleinen jedoch auf die Stiefel fiel und er dessen sofortigen Protest hörte, rollte er genervt mit den Augen. Langsam aber sicher hing seine Geduld an einem seidenen Faden. Was machte er denn falsch, dass Laurin ihm dauernd widersprechen musste? Merkte der Junge denn nicht, dass er nur um sein Wohlergehen besorgt war?

»Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sagen muss... Aber du wirst die Schuhe anziehen. Bist du dir überhaupt bewusst in was für einer Lage wir uns befinden? Vor uns liegt ein Marsch von zwei Wochen. So weit ist die nächste Stadt von diesem Platz hier entfernt. Das wird eine verdammt harte Zeit und egal wie resistent und unempfindlich du gegen irgendwelche Sachen bist, ziehst du die Stiefel nicht an, dann hast du spätestens am dritten Tag so wunde Fußsohlen, dass wir nicht weiter gehen können.

Und noch was; Es mag zwar auf den ersten Blick so aussehen, aber das hier ist nicht dein idyllischer Heimatplanet. Das heißt, du kannst dich nicht einfach bewegen wie du willst, weil hinter jedem Baum, hinter jedem Strauch Gefahren lauern. Es gibt an diesem Ort Raubtiere, die nur darauf warten ein unvorsichtiges Geschöpf in ihre Klauen zu kriegen.«

Danach herrschte eine geraume Weile Stille und Ascon dachte über Laurins letzte Worte nach. »Was deine Vorahnung betrifft... « Er schwieg kurz, um die richtigen Worte zu wählen. »Darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen, das wusstest du auch. Es gab keine andere Möglichkeit an neue Brennstäbe zu kommen.«

Diesmal war es an dem Jungen, mit den Augen zu rollen, doch er sagte nichts zu den letzten Worten, dachte stattdessen über die anderen Sachen nach. Er hatte wirklich keine Lust, diesen Mist anzuziehen, er fühlte sich ja jetzt schon vollkommen unwohl.

Der Stoff rieb zwar nicht auf seiner Haut, aber der Kleine hatte keine Bewegungsfreiheit mehr, fühlte sich eingepackt, und das mochte er überhaupt nicht! Allerdings sah er, dass es nichts bringen würde, sich aufzuregen, spürte er doch die zunehmende Ungeduld des anderen, und er wusste selbst am Besten, wie unbeherrscht Ascon war, wenn er wütend wurde, das wollte er so schnell nicht wieder sehen.

Missmutig und andauernd vor sich hin seufzend setzte er sich auf das Bett, blickte auf die Füße des Mannes um zu sehen, wie er die Dinger anziehen musste und hätte sie beinahe noch verkehrt herum angezogen, wenn der Mann nichts gesagt hätte.

Als seine Füße darin ekelhaft eingepackt waren, verzog Laurin das Gesicht und versuchte es mit einem alles erweichenden Bettelblick, aber er wusste, dass dieser nichts brachte, also erhob er sich schwer seufzend und missgelaunt und stolperte, als er seinen ersten Schritt tun wollte. Er konnte in diesen Dingern einfach nicht laufen! Ascon musste ihn durch den Türspalt tragen, weil er das alleine nicht geschafft hätte und selbst dann hatte Laurin noch Schwierigkeiten mit dem Laufen und stolperte bei jedem zweiten Schritt, musste sich am Ärmel des Älteren festhalten und schnaufte wehleidig. Er hasste das, wäre er doch bloß nie mitgekommen!!! Er wusste selbst, dass er sich das nicht wirklich wünschte, aber das war nun mal so!

Er vergaß seine Gedanken allerdings, als Ascon mit ihm einen Raum betrat, den er bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte und in dem sich viele eigenartige Dinge befanden, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Er blieb sicherhaltshalber stehen, um nicht alles hier umzureißen wenn er fiel, bewegte seine Füße in diesen Teilen und warf einen hilfesuchenden Blick nach oben. Lange würde er das nicht aushalten, er konnte sich überhaupt nicht richtig bewegen und das nervte ihn derartig, dass er vergaß, sich auf seine Umgebung und die Worte des anderen zu konzentrieren.

Bevor sie das Schiff verließen, wollte sich Ascon mit einigen Waffen ausstatten. Er war froh darüber, dass Laurin nicht mehr rumgemurrt hatte wegen den Schuhen. Es sah eigentlich ganz amüsant aus wie der Kleinere versuchte damit zu gehen... als wenn ein Baby laufen lernte. Dennoch machte er sich nicht darüber lustig, weil er nachempfinden konnte, wie viel Überwindung es den Jungen gekostet hatte die Stiefel überhaupt anzuziehen. Hilfsbereit griff er Laurin unter die Arme und führte ihn sicher zu seinem Ziel.

In der Waffenkammer ließ er den Silberschopf dann los, um sich ein paar Laserwaffen hinten in den Gürtel zu stecken. Die würde er sicherlich früher brauchen als ihm lieb war. Aufmerksam ging er weiter die Reihen durch, die zwar nicht so abwechslungsreich ausgestattet waren wie auf seinem Kriegsschiff, aber dennoch ihren Zweck erfüllten. Von handlichen Stichwaffen bis zu großkalibrigen Geschossen war alles dabei. Doch die größeren Sachen beabsichtigte er nicht unbedingt mit zu schleppen. Stattdessen überlegte er, was er Laurin für eine Waffe geben konnte. Bestimmt würde sich der Junge dagegen sträuben. Aus Ascons Sicht war es jedoch unabdinglich, dass Laurin wenigstens etwas besaß womit er sich im absoluten Notfall verteidigen konnte.

Kurz entschlossen nahm er einen kleinen Dolch aus dem Polster eines hochtechnologisierten Faches, sowie eine dazu passende Handfeuerwaffe, deren Funktion er dem Jungen nach Verlassen des Schiffes erklären würde. Mit beidem kehrte er zu Laurin zurück und hielt es ihm hin.

»Ich möchte, dass du die zwei Sachen an dich nimmst. Den Dolch steckst du am besten in einen deiner Stiefel und den Laser irgendwohin, wo du ihn schnell griffbereit hast.« Ernst blickte er auf den Kleineren hinunter und sah genau wie viel der andere davon hielt. Er wich sogar ein Stück vor ihm zurück und schaute ihn dabei ungläubig an.

»I-ich will das nicht... «, flehte Laurin kläglich und krampfte die Hände in den Stoff der Hosen.

Das Messer kannte er ja noch, so etwas ähnliches hatte er bei sich zu Hause auch zum Pflanzen schneiden genutzt und es als sehr praktisch empfunden. Demzufolge nahm er es auch nach einigem Zögern und Überlegen an sich, doch das andere Ding sah ihm schon zu gefährlich aus. Selbst wenn er in irgendeine Gefahr geraten sollte, dann wäre es das Letzte, sich zu wehren, denn da sein Volk sehr friedliebend war, würde er eher vor Schreck erstarren, als gleich darauf irgendetwas zu seiner Verteidigung zu tun, da konnte Ascon tun und sagen was er wollte, eigentlich musste er es ja wissen!

Der Kleine ging noch einen Schritt zurück und steckte das Messer griffbereit in eine irgendwie dazu passende Tasche an der Hose, um schnell daran zu kommen. Wenn der Mann sagte, dass es hier Urwald gab, herrschten hier doch bestimmt auch Pflanzen vor, und genau darauf hatte es der Kleine abgesehen. Sobald er irgendeine Pflanze fand, die er kannte und dessen Heilwirkung ihm ebenfalls bekannt war, würde er sie mitnehmen. Taschen genug hatte er ja, und er brauchte dringend etwas für seine Haut, er mochte sich ja schon selbst nicht mehr ansehen, so schrecklich sah er aus!

Der Junge wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der andere wieder etwas sagte und auf ihn zukam. Sofort wich er zurück, stolperte weil er sich nicht gut und vor allem alles andere als schnell bewegen konnte und kniff die Augen zusammen. Er hatte es so satt! Er hatte sich auf Bewegung gefreut, aber nicht, wenn er durch die Kleidung praktisch bewegungsunfähig war.

Frustriert schnaubte er und sah sich schon auf dem Boden landen.

Geistesgegenwärtig griff Ascon nach dem Kleineren, als er merkte, dass dieser fallen würde und zog ihn sanft wieder auf die Füße. »Vorsicht, du musst dich erst daran gewöhnen«, sagte er verständnisvoll und ließ Laurin dann wieder los.

Gleich darauf setzte er erneut zum Sprechen an, lenkte das Thema jedoch wieder auf die Waffe zurück. »Hör mir bitte mal zu, ok? Ich kann dich nicht jede Sekunde im Auge behalten und es wäre auch ein bisschen viel verlangt, meinst du nicht? Ich habe versprochen dich zu beschützen. Das werde ich auch so gut es geht tun, aber es könnte ja sein... « Ascon brach ab. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt irgendwann einmal eine Schwäche einzugestehen, aber außer Laurin wusste es ja niemand.

Obwohl es ihm schwer fiel, rang er sich dazu durch.

»Es könnte sein, dass ich in irgendeiner Situation auch mal auf dich angewiesen bin. Auch wenn es dir nicht gefällt. Bitte nimm die Waffe erst einmal. Du musst sie ja nicht benutzen solange wir keiner größeren Gefahr ausgesetzt sind.« Eindringlich sah er den Jüngeren an und hielt ihm abwartend den Laser entgegen.

Laurin hatte sich kurz an den Mann geklammert als er das Gleichgewicht verloren hatte und sah finster auf seine Füße.

Er hasste diese Teile jetzt schon und hatte sie noch nicht einmal lange an! Als Ascon erneut zu sprechen anfing horchte der Kleine auf und hob den Blick zu ihm, spürte er doch, dass irgendetwas anders war als sonst und dass der Andere ihm wohl etwas wichtiges sagen wollte. Ruhig horchte er zu, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und verstand nicht so ganz. Der Dunkelhaarige sollte mal auf ihn angewiesen sein? Das konnte er sich nie und nimmer vorstellen...

Noch immer misstrauisch, sah er auf das abscheuliche Ding, das ihm so ganz und gar nicht gefiel, weil es nicht natürlich aussah, und wollte gerade ansetzen etwas zu erwidern, als er sich doch dagegen entschied. Der Mann war eben so nett gewesen und hatte ihn gebeten... Und kurz war er auch mal verständnisvoll gewesen, das rechnete ihm der Junge hoch an, auch wenn es wirklich nur kurz gewesen war... Und irgendwie hatte Laurin ein schlechtes Gewissen wenn er jetzt erneut ablehnen würde, wusste er doch, wie wichtig Ascon die ganze Sache war.

Also seufzte der Hellhaarige einmal kurz und griff mit zwei spitzen Fingern wortlos nach dem Ding, verzog das Gesicht und ließ es in seine linke Tasche gleiten. Als es aus seinem Sichtfeld verschwand, wirkte der Junge schon wieder erleichterter und er wollte nun aber wirklich endlich die Pflanzen draußen sehen und endlich wieder frische Luft schnappen, das hatte er schon so lange vermisst und er sehnte sich sehr danach, auch wenn er es nicht wirklich würde genießen können, aber immerhin besser als gar nicht.

Aus großen Augen sah er den Älteren an und sagte dann leise: »Biiiiitte, können wir jetzt raus? Ich halte es hier drin nicht mehr aus... Ich brauche frische Luft...« Aufmerksam sah er den anderen an und blieb noch abwartend stehen.

»Moment noch... «, bremste Ascon Laurins Enthusiasmus etwas, beeilte sich jedoch mit dem Aussuchen von zwei, drei weiteren Waffen, die er an die dafür vorgesehenen Schnallen seiner Hose anbrachte. Zusätzlich kramte er noch schnell nach Munition, ließ diese ebenfalls in seinen Hosentaschen verschwinden und nickte dem Silberschopf dann bestätigend zu.

»Na los, gehen wir.«

Aufgeregt stürmte Laurin zu der Tür und wäre beinahe wieder über seine eigenen Füße gestolpert, weil er nicht mehr an die schweren Schuhe gedacht hatte. Doch er fing sich schnell wieder und achtete diesmal darauf vorsichtiger zu sein. Auf dem Gang sah er unsicher erst in die eine und dann in die andere Richtung. Wo sollte es denn jetzt lang gehen?

»Nach rechts«, sagte Ascon, weil er merkte, dass Laurin nicht weiter wusste. Gleich darauf setzte der Junge sich wieder in Bewegung und der Schwarzhaarige folgte ihm in geringem Abstand. Er hatte vor die >Starlight< durch die Rampe des Frachtraumes zu verlassen. So stellte er sicher, dass niemand in das Schiff eindringen konnte. Falls es aber doch geschehen sollte, würde es den Einbrechern sowieso nichts bringen, da er den Steuerchip ebenfalls aus dem Bordcomputer entfernt hatte und somit war das gesamte Schiff lahm gelegt.

Kurz vor dem Laderaum schloss er zu Laurin auf, nahm den Kleineren in den Arm und hielt ihm wie schon im Cockpit eine Hand über die Augen, bis sie die Metallrampe verlassen hatten. Erst dort löste er den sicheren Griff um Laurins schmale Taille und ließ dann durch die eigene manuelle Steuerung die Rampe hochfahren, bis der Schiffsrumpf geschlossen war. Erst danach drehte er sich zu dem Silberschopf um und nahm zum ersten Mal wirklich seine Umgebung wahr.

Tatsächlich befanden sie sich mitten im tiefsten Urwald. Der Wind raschelte in den Baumkronen und ein paar nachtaktive Vögel kreischten ab und zu. Ansonsten war nicht viel zu sehen, da es recht dunkel war, um nicht zu sagen finster. Ein normaler Mensch hätte wahrscheinlich keinen Meter weit sehen können und Ascons Vorahnung, dass es ein lebensgefährlicher Marsch werden würde bestätigte sich. Begeistert war er überhaupt nicht, aber wenigstens Laurin schien sich einigermaßen wohl zu fühlen. Dem Kleinen machte die Finsternis anscheinend auch nicht viel aus. Aber so besonders überraschte ihn das auch nicht.

»Da hast du deinen Dschungel. Bist du jetzt zufrieden?«

Energisch schritt er an dem Silberschopf vorbei, um damit zu beginnen sich einen Weg durch das Dickicht zu schlagen.

»Bleib dicht hinter mir«, wandte er sich noch einmal um und fing Laurins Blick mit seinem ein.

»Wenn du nicht mehr kannst, oder was anderes hast, sag es mir. Dann machen wir eine Pause, in Ordnung?«

Der Junge wartete ein wenig zappelig, bis Ascon endlich fertig war, sich den Kram einzupacken und freute sich, als es endlich los ging.

Er war zu hastig, das merkte er daran, dass er erneut stolperte, sich aber noch rechtzeitig irgendwo festhalten konnte und wieder fing. Na wenn das so weiter ging, würden sie nicht weit kommen, dachte er niedergeschlagen und sah sich um weil er nicht genau wusste, wo er jetzt langgehen sollte. Erleichtert hörte er Ascon zu, der ihm die Richtung vorgab und setzte sich in Bewegung. Er zuckte zusammen, als der Dunkelhaarige auf einmal dicht zu ihm aufschloss und ihm erneut die Augen zuhielt, runzelte die Stirn und fragte sich, was dies sollte, bis er erneut den ekelhaften Geruch wahr nahm, und diesmal war er ganz nah! Ihm wurde schlecht und er war froh, als er endlich nach ihm endlos vorkommender Zeit wieder frische Luft einatmen konnte, obwohl die Luft hier natürlich anders war als bei sich zu Hause, aber immerhin.

Laurin blieb vor dem Schiff stehen und sah sich erwartungsvoll um, doch seine Begeisterung schwand recht schnell wieder.

Dieser Wald war keineswegs friedlich, das spürte er sofort, denn er war nicht mit der Natur seines Heimatplaneten zu vergleichen, dessen Bäume nicht so dicht aneinander gestanden und auch nie so bedrohlich gewirkt hatten. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Er war ja schon froh, dass er überhaupt wieder Natur um sich hatte.

Die ironischen Worte des anderen beachtete er nicht weiter, weil er nicht vor hatte, darauf zu antworten. Stattdessen sah er sich lieber etwas genauer nach den Pflanzen um, vielleicht kannte er ja wirklich welche! Er ließ den Mann vorgehen und drehte sich einmal kurz, um die Lage zu erkennen, dann folgte er dem Anderen und antwortete auf dessen Worte, den Blick offen erwidernd:

»Ja, mache ich.«

Dann sah er sich wieder um. Er hatte einen sehr guten Orientierungssinn und würde zielsicher wieder zurückfinden, sollten sie sich verlaufen. Immerhin war der Wald seine Heimat, zwar nicht dieser Wald, aber trotzdem, und da war eine solche Fähigkeit unabdingbar, sonst hätte er sich ja immer wieder zu Hause verlaufen.

Erst jetzt nahm er wahr, dass es dunkel war und nickte erleichtert. Das war gut. Er mochte die Sonne nicht sonderlich und war dankbar dafür, ihr nicht ausgesetzt zu sein. Allerdings fiel es dem Kleinen schwer, mit den Dingern zu laufen. Immer wieder stolperte er und fiel hin, rappelte sich aber so gut und so schnell es ging immer wieder auf, auch wenn es ihn sehr frustrierte.

Schon bald hatte er keine Lust mehr, aber das zeigte er nicht. Stattdessen hielt er das Messer immer griffbereit und schnitt hier und da unauffällig einige Blätter von Pflanzen ab, die ihm bekannt waren. Das klappte auch recht schnell, außer bei einer, da musste er den Mann bitten, kurz zu warten, denn die Blätter waren sehr dick und der Junge brauchte eine Weile, um sie durchzuschneiden und in eine seiner Taschen zu verstauen. Zufrieden mit sich und der Welt wollte er schon im wahrsten Sinne des Wortes weiterstiefeln, als er Ascons Reaktion bemerkte, der irgendetwas wahrzunehmen oder zu sehen schien, was ihm noch verborgen geblieben war. Was war los? Laurin fühlte sich schon die gesamte Zeit nicht sehr wohl, spürte er doch die Bedrohung dieses Waldes, doch er wollte den Mann nicht immer mit seinen dunklen Vorahnungen nerven, die er doch nicht ernst nehmen wollte, also schwieg er besser, aber leichter machte es ihm dies auch nicht.

Es war bereits eine Weile her, dass sie das Schiff verlassen hatten und sich durch den Urwald schlugen. Das Vorankommen gestaltete sich sehr schwierig, da Ascon ihren Weg erst freilegen musste. Immer wieder schlug er mit einem der langen Messer, die er mitgenommen hatte Lianen und Gestrüpp nieder. Zudem waren seine Sinne bis aufs Äußerste geschärft, sodass ihm kaum etwas entging.

Ab und zu hielt Laurin ihn kurz an, damit er irgendwelche Pflanzen abschneiden konnte. Derweilen musterte Ascon ihre Umgebung sehr eingehend und prüfte an dem Mini PC, ob sie sich auch noch auf der richtigen Route befanden.

Es war ein abgestimmtes Wechselspiel zwischen ihnen, doch der Schwarzhaarige spürte, wie Laurin die Kräfte allmählich verließen. Er sagte jedoch nichts. Erst wenn der Kleine ihn darum bat, würde er eine Pause einlegen. Trotzdem sah er sich inzwischen nach einem geeigneten Unterschlupf um, denn auch ihm fiel es langsam immer schwerer ihren Weg weiter frei zu schlagen und zusätzlich machte sein verletzter Arm ihm zu schaffen, auch wenn er es nach Außen hin nicht zeigte. Energisch biss er die Zähne zusammen und blendete den Schmerz einfach aus.

Nach einer Weile erreichten sie eine kleine Lichtung. Die Erde war sehr uneben und es lagen erstaunlicherweise viele riesige Steine herum, wodurch die Baumreihen etwas ausgedünnt wurden und der Platz nicht ganz so gefährlich wirkte. Außerdem war von dieser Stelle aus alles recht gut einzusehen, was Ascon davon überzeugte hier zu bleiben und ihnen beiden eine Pause zu gönnen. Prüfend ließ er seinen Blick zu den Baumwipfel gleiten und als ihm das Dämmerlicht auffiel fühlte er sich in seinem Beschluss noch bestärkt.

Sie konnten sich ausruhen und gingen dabei noch der Sonne aus dem Weg, die Laurin sowieso nicht vertrug. Abwägend betrachtete er erneut den Haufen Steine, zwischen denen sich ein ziemlich breiter Spalt befand. Langsam ging er darauf zu und kontrollierte, ob sich auch kein anderes Lebewesen dort niedergelassen hatte. Da er jedoch keine Gefahr spürte, entspannte er sich etwas und drehte sich zu Laurin um. Der Junge sah ihn mit flehenden Augen an und Ascon merkte, dass er den Kleinen wirklich bis an seine Grenzen getrieben hatte.

»Komm, wir werden für eine Weile hier rasten«, meinte er und sowie Laurin verstand, was er da gerade gesagt hatte, erhellte Erleichterung das zarte Gesicht.

Er war schon ganz erschöpft, hatte jedoch niemals auch nur einen Ton gesagt. Er schnappte durch die feuchten, roten und halb geöffneten Lippen schwer nach Luft und ließ sich auf einem der Steine nieder, streckte die Beine und zog sich sofort die ekelhaften Dinger von seinen Füßen, atmete erleichtert aus, als diese wieder frei waren. Der Kleine war so froh, dass sie endlich eine Pause machten, der Marsch war ja nicht schon schwer genug, nein, er musste auch noch diese blöde Kleidung tragen...

Nachdem er sich eine kleine Weile mit halb geschlossenen Augen und von sich gestreckten Beinen erholt hatte, sah er sich neugierig um und entdeckte neben sich in einer großen Kuhle im Stein, dass sich dort klares Wasser angesammelt hatte. Prüfend steckte er einen Finger hinein und nippte an der Flüssigkeit, die sich als klares, frisches Regenwasser herausstellte. Sofort durchkramte er die Taschen und förderte einige große Blätter zutage, die er sofort in das Wasser legte. Anschließend zog er sich die dicken Sachen aus, legte sie ordentlich beiseite und bekam nicht mit, wie Ascon ihn beobachtete. Stattdessen drückte er die Blätter unter Wasser und wartete einige Zeit, dann roch er prüfend daran und nickte. Er zog sich das dünne Oberteil aus, besah sich die dunklen Stellen auf seiner Haut und griff nach einem der eingeweichten Blätter, um es, nass wie es war, auf die betreffende Stelle zu legen und kurz drüber zu reiben. Dann hielt er es noch eine Weile an seine geschundene Haut gepresst und wartete ab. Nach kurzer Zeit nahm er es wieder herunter und betrachtete die Stelle erneut. Die Verfärbung war fast weg und er atmete erleichtert aus, fuhr so lange damit fort, bis man nichts mehr sehen konnte, dann wandte er sich der Verletzung am Arm zu, bei der es etwas länger dauerte. Als er das auch geschafft hatte, schlüpfte er aus der Hose und behandelte seine gespreizten Schenkel, die jedoch schon vorher fast verheilt gewesen waren. Die benutzten Blätter legte er zum Trocknen hinter sich auf den Stein, wusste er doch, dass er sie noch mindestens zweimal wieder verwenden konnte, was sehr praktisch war, dann musste er nicht so viele davon mitnehmen.

Endlich fertig, zog er sich das dünne Zeug rasch wieder an weil er die Reaktion des Anderen darauf nicht vergessen hatte und hob den Kopf, um den Mann zu betrachten. Kurz darauf kramte er erneut in der Tasche und brachte ein violettes, großes und etwas haariges Blatt zutage, das er kurz in dem Wasser schwenkte und dann Ascon mit den Worten hinhielt:

»Das ist gut für Euren Arm, davon gehen die Schmerzen weg und es heilt besser.« Aufmerksam blickte er den Dunkelhaarigen an, den dünnen Arm noch immer ausgestreckt, ihm das Blatt hinhaltend.

Mit einem leichten Anflug von Unzufriedenheit hatte der Schwarzhaarige zugesehen, wie Laurin sich auszog. Zuerst wollte er etwas sagen, unterließ es dann aber und wartete einfach ab, was der Junge als nächstes tun würde.

Er wollte nicht schon wieder in Ungnade fallen, und einen Streit vom Zaun zu brechen erschien ihm auch nicht besonders klug. Umso verwunderter war er, als der Kleine sich nach seiner komischen Prozedur bis auf die Stiefel wieder ankleidete und ihm anschließend ein giftig aussehendes Blatt hinhielt. Skeptisch beäugte er dieses und fragte sich gleichzeitig, ob der Junge ihm wirklich helfen wollte, oder eher loswerden. Der offene und ehrlich besorgte Blick des Silberhaarigen belehrte ihn jedoch eines Besseren und er nahm, wenn auch mit einigem Widerstreben das Blatt aus der zarten Hand.

»Und was soll ich jetzt damit tun?«, fragte er unwissend, da er sich mit alter Kräuterkunde nicht besonders auskannte und sich auch nie wirklich dafür interessiert hatte, zumal es bereits weit entwickelte Technik gab, die man auf vielen Planeten einsetzte.

Die Frage des anderen ließ den Jungen zum ersten Mal seit sie sich begegnet waren kichern und das sonst eher traurig erscheinende Gesicht hellte sich mit einem Schlag nur durch diese Frage des Mannes auf. Der schlanke Körper des Kleinen zitterte bei jeder Bewegung und seine Haare leuchteten so hell wie noch nie. Es dauerte etwas, bis sich Laurin wieder beruhigt hatte, dann wischte er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und sah erstaunt, als sie auf den Boden tropften, wie sie sich in goldenfarbene, im Licht in allen Farben schimmernde Perlen verwandelten. Verwundert las er sie vom Waldboden auf und betrachtete sie, legte den Kopf schief und konnte sich das nicht erklären. Aber er fand die Perlen so schön, dass er sie behalten wollte und sie einfach in eine Hosentasche steckte. Dann hatte er sich wieder beruhigt und sah den Dunkelhaarigen amüsiert an, als er ruhig antwortete:

»Na man muss das Blatt auf die betroffene Stelle legen, was sonst? Ich meine, Ihr könnt es auch essen, aber dann muss man es ziemlich klein Kauen. Hilft gegen Bauchschmerzen, schmeckt aber nicht sonderlich, man sollte es mit Honig zusammen essen, dann ist es lecker.« Er nickte bekräftigend und als sich Ascon nicht bewegte weil er scheinbar über irgendetwas nachdachte, verdrehte der Kleine die Augen und erhob sich, trat auf den anderen zu und schob die Ärmel hoch, besah sich den Arm.

»Der sieht aber nicht gut aus«, kommentierte er das Offensichtliche besorgt und nahm dem Mann das große Blatt aus den Händen, um es um den Arm zu wickeln. »Es ist besser, wenn Ihr das für eine Zeit auf der Haut lasst...«, fügte er noch an und sah sich nach irgendetwas um, mit dem er das Blatt am Arm fixieren konnte. Als er nichts fand, riss er sich kurzerhand eines der langen, leuchtenden Haare aus und wickelte es mehrmals darum, knotete es am Ende zusammen und zog die Ärmel vorsichtig wieder drüber.

»Das dürfte erst einmal halten«, meinte er und ließ sich wieder auf den Stein sinken, lächelte den Mann leicht und ehrlich an und sah ihm in die dunklen Augen. Was der Andere wohl gerade dachte? Das würde den Jungen zu gerne interessieren, aber er wagte nicht, nachzufragen.

Als der Junge anfing ihn auszulachen, verdunkelte sich Ascons Gesicht, denn bisher hatte es keiner gewagt sich über ihn lustig zu machen.

Außerdem... Woher sollte er denn bitteschön wissen, wie man dieses Grünzeug benutzte? Allerdings verflog sein Ärger sofort wieder als er Laurins strahlendes Gesicht sah. So fröhlich hatte er den Jungen noch nie gesehen und er wollte dessen gute Stimmung nicht zerstören, also hielt er den Mund.

Was ihn dann aber doch ernsthaft wunderte, waren die Tränen des Kleineren, die sich in goldene Perlen verwandelten. Vage erinnerte er sich daran, dass Laurin ihm solche ähnlichen bereits einmal geschenkt hatte. Damals hatte er sich auch schon gewundert, wo der Junge die hergehabt hatte, doch nun wusste er es. Es war ein erstaunliches Phänomen... So etwas hatte er noch nie gesehen, geschweige denn darüber gelesen. Bevor er jedoch nachfragen konnte, erklärte ihm Laurin wie er das Blatt benutzen sollte. Als er keine Anstalten machte, die Anweisungen zu befolgen, kam der Silberschopf auf ihn zu, legte die Verletzung frei, indem er den Hemdärmel hochschob und wickelte es um die gequetschte Stelle, wo er es daraufhin mit einem seiner Haare festband.

»Das hättest du nicht tun müssen«, sagte Ascon bedauernd, während er einen Moment das silbrige Haar betrachtete, das um seinen Arm gewickelt war, bevor Laurin den Ärmel umsichtig wieder zurückschlug und sich dann zurück auf seinen Stein setzte. Er war versucht gewesen dem Jungen dankbar durch die Haare zu streicheln, besann sich jedoch und unterließ es.

Stattdessen suchte er sich zwei geeignete etwa handgroße Steine, legte diese in den Eingang der kleinen Höhle und sammelte ein paar kleine Äste zusammen, die er auf der Lichtung fand. Diese brachte er ebenfalls zu dem Spalt, wo er sich dann hinsetzte und begann die Steine aufeinander zu schlagen. Funken stoben zur Seite, was er zufrieden zu Kenntnis nahm. Die alten Methoden waren doch immer noch die besten, dachte er, packte die handvoll trockenes Gras auf den kleinen Holzstapel, die er abgerupft hatte und schlug die Steine solange aneinander bis ein Funken das Gras entzündete. Sofort stapelte er die Äste darüber und wenig später prasselte ein angenehm warmes Feuer in der schmalen Höhle.

»Komm her, Laurin. Hier kannst du dich etwas ausruhen und schlafen.« Fürsorglich nahm Ascon seinen Umhang ab und breitete ihn auf dem Boden aus. Dann sah er auffordernd zu dem Jungen, der ihn aus Angst geweiteten Augen anstarrte.

Laurin blickte den Mann verwirrt an, als dieser bedauernd auf das silbrig glänzende und noch immer leuchtende Haar des Jungen schaute. Das war doch selbstverständlich gewesen...

»Ich weiß...«, antwortete er nur leise und lächelte noch einmal kurz, dann wurde er wieder ernst. Aber Angst hatte er erst einmal keine mehr, auch wenn die Geräusche um sie herum eigenartig waren und er sie nicht gewöhnt war.

Nachdenklich sah er Ascon dabei zu, wie er verschiedene Dinge aufsammelte und war neugierig, was der Mann denn nun damit vorhatte. Interessiert stand er auf, tapste auf ihn zu und legte den Kopf schief. Als er jedoch auf einmal Funken sah, entfuhr ihm ein erschrockenes Quieken und er stolperte rückwärts, starrte erschrocken und aus schreckgeweiteten Augen auf das Feuer, das auf einmal auf der Stelle anfing zu brennen. Wie ein verschrecktes Tier starrte er darauf und konnte sich nicht rühren, zitterte aber am ganzen Körper und hatte schreckliche Angst, war Feuer doch mitunter das Einzige, das ihm so richtig gefährlich werden konnte, außerdem taten ihm schon die Augen von dem hellen Licht schrecklich weh!

Er vernahm die Worte des Mannes erst ziemlich spät, dann löste er sich aus seiner Starre und stolperte rückwärts, bis er hinfiel und auf dem Po landete. Selbst dann rutschte er noch zurück und schüttelte immer wieder panisch den Kopf. Keine zehn Tiere brachten ihn DA rein, nie und nimmer!!! Er atmete schnell und unregelmäßig und war vollkommen verschreckt.
 


 

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Ja Leutchen, wieder mal ein Kapi zu Ende, aber nicht traurig sein, wir sind ja schon kräftig am Weitertippeln XD Ideen über Ideen, ihr werdet euch noch wundern *fies grins* Aber natürlich wird NICHTS verraten *kicher*

Würden uns über Kommis sehr freuen!!*smile*

Bis zum nächsten Mal!!!
 

SusyCutexDesertdevil

Laurin hatte Angst vor Feuer, das war ihm jetzt klar. So Panisch wie der Junge sich verhielt. Aber er würde es nicht löschen, soviel war sicher. In diesem Urwald existierten viele gefährliche Kreaturen, die nur darauf warteten sie zu ihrem Abendessen zu deklarieren und aus Erfahrung wusste er, dass das Einzige wovor sich fast alle Tiere fürchteten Feuer war.

Leicht seufzend stand er auf und ging zu Laurin, hockte sich neben den auf dem Boden sitzenden Jungen, während er die Umgebung dabei weiter unauffällig im Auge behielt.

»Weißt du Laurin... genau wie dir geht es diesen Lebewesen in unserer Umgebung. Sie fürchten sich vor dem Feuer. Hast du dich nicht gefragt, warum ich keine Angst davor habe?«

Panisch schüttelte der Kleine den Kopf, wobei ihm ein paar silbrige Strähnen, die sich aus der Steckfrisur gelöst hatten im Gesicht herumhüpften.

Verstehend nickte Ascon und erzählte weiter.

»Ich habe keine Angst davor, weil ich damit umgehen kann. Man muss es kontrollieren können, dann ist es ungefährlich und kann sogar sehr schön sein, verstehst du?«

Abwartend musterte er Laurin in dessen Gedanken es zu arbeiten schien. Der Junge war hin und her gerissen und das blieb Ascon nicht verborgen. Er erwartete ja nicht, dass der Kleine sich gleich mit dem Feuer anfreundete, aber er sollte zumindest sehen, dass es nicht so schrecklich war, wie er sich das vorstellte. Er wollte Laurin helfen seine Furcht vor solchen unbekannten Dingen zu verlieren.

Vielleicht merkte der Junge das ja.

In seiner Position verharrend, streckte er Laurin die Hand hin und wartete äußerlich gesehen geduldig, dass Laurin endlich nachgab.
 

Der Kleine sah ihn aus großen, goldenen Augen an und zwinkerte ein paar Mal, zitterte noch immer am ganzen Körper. Er zog die Beine an und wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte sich nicht mit dem Feuer anfreunden, es war schädlich für ihn und seine Gesundheit! Aber andererseits wollte der Dunkelhaarige, dass er mit ihm da rein ging!

Ängstlich nagte er an seiner Unterlippe und wusste nicht, was er tun sollte. Hilfesuchend blickte er auf die große Hand von Ascon und betrachtete sie, wurde wieder ein wenig ruhiger und sah dann an dem Mann vorbei zu dem hellen Feuer, kniff die Augen zusammen und versuchte, keine Angst mehr davor zu haben, doch das gelang ihm nicht. Als er aufsah waren seine Augen noch immer golden, aber er ergriff die Hand des anderen zitternd und richtete sich langsam auf. Wenn er schon in die gefährliche Höhle da musste, dann aber nur mit Ascon und so weit weg von dem Feuer wie nur irgend möglich!

»Aber....«, sagte er noch leise, »Es tut ganz doll in den Augen weh... und brennt auf der Haut...«

Offen sah er den Älteren an und zitterte noch immer leicht. Es war ihm anzusehen dass dies kein leichter Schritt für ihn war und er noch immer große Angst hatte.
 

Innerlich seufzte Ascon schwer, als er Laurins Hand nahm und den Kleineren auf die Beine zog. Er ahnte bereits, dass die folgenden Tage eine echte Zerreißprobe für seine Nerven darstellen würde. Außerdem konnte er sich nicht eines leichten unwohlen Gefühls in der Magengegend erwehren. Sachte, aber mit leichter Kraft schob er den Silberhaarigen vor sich her, auf das kleine Lager zu und bedeutete ihm, sich auf den ausgebreiteten Umhang zu setzen. Das tat er, wenn auch widerwillig, wie Ascon feststellte. Wachsam tatstete er erneut die Umgebung ab, nachdem er sich neben Laurin nieder gelassen hatte.

Sowie er saß, suchte der Kleine seine Nähe, rutschte ganz dicht an seine Seite und legte vertrauensvoll den Kopf in seinen Schoß, während er immer noch ängstlich seine zierliche Hand in Ascons Hose verkrallte.

Als er Laurin so nah bei sich fühlte hielt er für einen Augenblick die Luft an.

Gefallen tat es im nämlich nicht, doch er konnte sich nicht dazu durchringen, den Jungen weg zu stoßen. Das würde ihn wieder verletzen, was er nun ganz und gar nicht im Sinn hatte. Also ergab er sich seinem Schicksal.

Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Lichtung. Die Sonne stand bereits ziemlich hoch am Himmel und nur die großen Bäume verhinderten, dass das Licht ihren Unterschlupf erreichte. Es war ziemlich schnell hell geworden, stellte Ascon nebensächlich fest, während sein Blick über die Steine und schließlich zu den Stellen glitt, an denen die Baumreihen dichter wurden und kaum Licht vorherrschte.

Nun gut ... es war vielleicht von Vorteil, dass sie am Tage rasteten und sich ausruhten. Nicht nur wegen Laurin. Die meisten Tiere waren nachaktiv, weswegen bei Tageslicht ein wesentlich geringeres Risiko eines Angriffs bestand. Dennoch würde er weiterhin aufpassen. Man konnte ja nie wissen...

Während seiner Überlegungen hatte Ascon unbewusst eine Hand auf Laurins Kopf gelegt und strich gedankenverloren durch die silbrigen Strähnen. Erst als er ein leises Schnurren wahr nahm und auf den kleinen zusammen gerollten Körper an seiner Seite blickte, bemerkte er seine Geste.

Genervt von sich selbst verzog er das Gesicht.

Er wurde weich! Normalerweise hätte er nie auch nur eine Andeutung in solch eine Richtung gemacht. Aber seitdem er diesen Jungen bei sich hatte, neigte er des Öfteren zu so etwas. Der Kleine schaffte es immer wieder, dass er sich zu Nettigkeiten hinreißen ließ. Er forderte es sogar und bei seiner unschuldigen Art fiel es Ascon zunehmend schwerer hart zu bleiben. Allerdings konnte er ihre jetzige Situation als Ausnahme betrachten. Solange sie sich durch diesen gefahrvollen Dschungel schlugen, wollte er mal nicht so sein. Schließlich verließ sich Laurin auf ihn und da es in den folgenden Tagen, oder Wochen sogar noch härter wurde, musste er dem Kleinen eine Stütze sein.

Das sie abgestürzt waren, war nicht seine Schuld. Eigentlich konnte niemand etwas dafür. Zu ändern war es auch nicht, weswegen sie das hier durchstehen mussten... gemeinsam! Und sie würden es schaffen. Egal wie, davon war er überzeugt. Er würde Laurin nicht im Stich lassen. Selbst wenn er den Kleineren die ganze Zeit über tragen musste.

Zufrieden mit seinem Entschluss, erlaubte sich Ascon sich etwas zu entspannen. Die Umgebung beobachtete er jedoch nach wie vor.
 

Der Kleine kuschelte sich eng an den warmen Körper des Mannes und schnurrte unbewusst. Das hatte er lange nicht mehr getan und war schon selbst davon überrascht. Das tat er nämlich normalerweise nur, wenn er sich äußerst wohl fühlte und vollkommen zufrieden war. Er hatte es unbewusst getan und öffnete die Augen ein Stück als er es bemerkte, hörte jedoch nicht damit auf, genoss die sanfte Hand, die mit seinen leuchtenden Haarsträhnen spielte und sie liebkoste.

Laurin spürte, dass der Mann in Gedanken versunken war und unterbrach ihn deshalb auch nicht, sondern blieb regungslos und zusammen gerollt liegen. Allerdings beobachtete er das Feuer noch immer misstrauisch, auch wenn es in seinen Augen brannte, aber das Risiko wollte er nicht eingehen, dass es ihm wehtat, zuviel Angst hatte er vor diesem Element.

Er hob kurz den Kopf, als er ein paar Vögel auffliegen hörte und richtete den Blick aus den nachtblauen Augen gen Himmel. Noch eine ganze Weile lauschend verharrte er in dieser Pose, dann rollte er sich wieder zusammen und bettete seinen Kopf erneut in Ascons Schoß, erhoffte sich noch mehr Streicheleinheiten. Seine Haut jedoch ließ er abkühlen, es war ihm zu unheimlich, weil er zu nahe an dem Feuer war.

Nach einiger Zeit glitt auch er tief in Gedanken und schon bald war er in einem leichten Dämmerschlaf. Auch wenn der Wald nicht so friedlich war wie in seiner Heimat, die Geräusche waren ähnlich, und auch die frische Luft tat ihm gut. Er genoss es sichtlich, wieder unter freiem Himmel zu sein und das sah man ihm auch an, er wirkte zufrieden und stellte keine neugierigen Fragen, verhielt sich ganz ruhig und regte sich nur ab und an mal ein wenig.

Seine Umgebung nahm Laurin aber dennoch wahr, jedoch eher im Gespür als mit den Sinnen. Unweigerlich erinnerte er sich an seine Heimat, die Blumenwiesen und frischen Wälder, die kleinen Häuser und vor allem sein Bruder, die einzige Familie, die er noch hatte...

Lautlos seufzte der Kleine und zog die Beine noch enger an seinen warmen Körper, war froh, dass er diese ollen Dinger nicht mehr an seinen Füßen tragen musste und fühlte sich etwas befreiter. Gleichzeitig fragte er sich, wie lange sie wohl noch herumirren würden und wann sie endlich da sein würden, wo auch immer Ascon hin wollte. Nicht, dass es Laurin stören würde, doch er spürte die Angespanntheit des Mannes inzwischen sehr deutlich, und das wirkte sich auch auf seine eigene Stimmung aus, denn er wurde ein wenig unruhig, blieb jedoch liegen wie und wo er war und ließ den anderen einfach machen. Er hatte da einfach mehr Erfahrung und würde sie schon sicher hinbringen.
 

***
 

Auf Laurins Heimatplaneten herrschte derweilen eine recht ruhige Stimmung. Die zwei riesigen Kriegsschiffe wirkten zwischen dem herrlichen Grün und der belebten Natur zwar immer noch irgendwie fehl am Platze mit ihrer dunklen, furchteinflößenden Ausstrahlung, aber in gewisser Weise hatten sich die Lebewesen in den letzten Wochen daran gewöhnt.

Vor allem der Tagesablauf der Galadhrim lief wieder geregelt.

Der Befehlshaber der Telemnar, Tarêk, hatte dafür gesorgt und Dank der Kooperation der anderen war alles friedlich abgelaufen. Wie schon nach ihrer ersten Begegnung hatte er die Hellhäuter in Gruppen von zehn Leuten eingeteilt, die jeweils von zwei Wachen beaufsichtigt wurden. Diese waren mit Nummern ausgestattet, welche die genaue Reihenfolge festlegten, in der die Gruppen in dem Stollen das Metall abbauten. Natürlich mutete er den Wesen das nicht bei Tageslicht zu und sie hatten auch genug Zeit sich mit ihren eigenen Sachen zu beschäftigen. Da es im Großen und Ganzen zehn Gruppen waren und jeden Tag beziehungsweise Nacht nur eine arbeitete, stellte die Einteilung ein ausgewogenes Verhältnis für die Einheimischen dar. Es war Tarêk wichtig gewesen, dass dieses Baumvolk sie nicht als Feinde sah. Zwar würden sie von ihnen auch nicht als Freunde denken, aber immerhin ging er mit seiner humanen Behandlung schwerwiegenden Problemen aus dem Weg. Denn auf diese Weise ergaben sich keine Konflikte. Beide Seiten konnten mit diesem Kompromiss leben. Es würde nicht zu irgendwelchen hirnverbrannten Aufständen kommen, die dann wahrscheinlich eh nur Leben kosteten.

Momentan schien die Sonne und es war recht warm. Selbst ihm stand bereits der Schweiß auf der Stirn, den er sich mit einer automatischen Geste mit dem Arm von der Stirn wischte. Er war bereits nach zwei Tagen dazu übergegangen seine Kriegsbekleidung abzulegen, da es in den Morgenstunden schon ziemlich warm war. Am Mittag wurde man dann fast lebendig geschmort, trug man nur mehr als eine Schicht Kleidung am Leib. Da es für die Männer unter seinem Kommando einer Folter gleichgekommen wäre, hatte er ihnen erlaubt leichte Sachen zu tragen. Außerdem bestand von den Hellhäutern sowieso keine Gefahr. Sie hatten sich schließlich geeinigt und sollte es doch zu einem Zwischenfall kommen, waren sie ihnen körperlich immer noch deutlich überlegen. Deswegen machte er sich auch kaum Gedanken darüber.

Langsam ging er einen der dicht begrünten Pfade entlang um von einem der Schiffe wieder auf die Lichtung zu gelangen, von der man die Bäume der Wesen erreichte. Ein paar Männer hatte er nämlich abkommandiert, um den Planeten mit getarnten Erkundungsfliegern zu erforschen. Die Schiffe besaßen ungefähr die gleiche Form wie die Spacehounds, waren jedoch auf Grund ihres Einsatzgebietes etwas größer und damit auch mit mehr Männern zu besetzen.

Der Planet war noch groß. Das hieß, die Hellhäuter die sie entdeckt hatten, konnten unmöglich die einzigen höher entwickelten Lebewesen sein. Vielleicht gab es noch mehr Stämme oder andere Gruppen?

Unbewusst zuckte er leicht mit den Schultern.

Auf jeden Fall war der Planet noch nicht wirklich erobert. Bisher waren sie sich nur eines kleinen Teils sicher. Eine Basis hatten sie geschaffen, jetzt war es Zeit zu expandieren und sich auch noch den Rest an zu eignen.

Die Erkundungsflieger besaßen eine spezielle Ausrüstung, die es möglich machte, einzelne Punkte mit einem Signal zu versehen, das man über ein radarähnliches Gerät zurückverfolgen konnte. Auf diese Weise konnten sie unbemerkt eine Bestandsaufnahme durchführen, um später ihr Wissen geschickt einzusetzen.

Inzwischen hatte Tarêk den Wald erreicht und schob seine Gedanken etwas in den Hintergrund.

Ein komisches Gefühl beschlich ihn. Er fühlte sich plötzlich beobachtet, was ihn dazu veranlasste sich um zu sehen und seine Umgebung genau zu mustern. Als er jedoch nichts entdeckte, schüttelte er leicht den Kopf.

Das musste die Hitze sein. Vielleicht hatte er zu viel Sonne abbekommen, oder er wurde langsam paranoid.

Denn dieses Gefühl verspürte er nicht zum ersten Mal.

Er konnte es nicht benennen, aber bedroht fühlte er sich auch nicht. Eine Weile blieb er ungerührt an einem Fleck stehen und starrte ein paar Pflanzen an. Dann kam er sich aber albern vor.

Ein schwaches Grinsen schlich sich um seine Mundwinkel, bevor er nochmals den Kopf schüttelte und sich wieder in Bewegung setzte. Mit dem Gedanken an ein kühles Bad, wischte er seine Überlegungen weg und schlug letztendlich den Weg zu einer kleinen wunderschönen Oase ein, die er bei seinen ersten Rundgängen entdeckt hatte. Bisher wusste niemand davon, worüber er ganz froh war.

So hatte er wenigsten auch mal ein bisschen Zeit für sich allein und konnte den Aufenthalt genießen.
 

Still und unbewegt hockte der Kleine in den verzweigten Ästen der Bäume und spähte durch das dichte Laubwerk. Er war so klein und schmal, dass er weder von unten, noch von der Seite aus zu sehen war.

Oft hatten ihn schon welche aus seinem Volk wegen seiner kleinen Größe geneckt, aber das machte ihm nichts aus. Dadurch hatte er viele Vorteile. Er war schon mehrere Male einfach von seinem Elternhaus abgehauen und hatte sich tagelang in der Gegend herumgetrieben. Er liebte es einfach, in den Bäumen wie ein flinkes Äffchen zu klettern und von niemandem gesehen zu werden.

Mittlerweile war er so geschickt darin, dass er sogar von seinen Eltern nicht mehr in den Baumkronen gesehen wurde, trotz der guten Augen und das machte ihn stolz. Auch wenn sie sich Sorgen machten, es kümmerte ihn nicht so viel, er kam ja immer wieder zurück.

Die letzten Wochen jedoch war er oft außerhalb gewesen, weshalb er das Ankommen der Kriegsschiffe vollkommen verpasst hatte. Erst, als er nach einer Woche wieder gekommen war, hatte er sich über die komischen Dinger auf der Wiese gewundert und über den veränderten Geruch in der Luft. Ungesehen von irgend jemandem hatte er sich wieder in sein Dorf geschlichen und den günstigsten Zeitpunkt abgewartet, um seine Eltern in einem unbeobachteten Moment zu fragen, was eigentlich passiert war. Diese waren sehr erleichtert gewesen zu sehen, dass es ihrem Sohn gut ging und wollten ihn vor der Arbeit im Bergwerk schützen, die zwar nicht sonderlich schwer, aber doch ungewohnt war. Sie hatten ihm alles erzählt und der Junge hatte immer wieder genickt. Das klang alles sehr interessant, er hatte beschlossen, sich genauer umzusehen und umzuhorchen, möglichst unauffällig ohne gesehen zu werden, immerhin liefen hier auch andere komische Wesen herum, vor denen er sich zunächst besser in Acht nehmen wollte, weil er sie noch nicht kannte.

Doch seit gestern saß er unbewegt in der breiten, gut bewachsenen Baumkrone und verfolgte mit wachem Blick einen hochgewachsenen Mann, der ihn aus irgendeinem Grund sofort in seinen Bann gezogen hatte. Er konnte nicht einmal genau sagen, weshalb, vielleicht lag es an den halblangen, dunklen Haaren und den dunklen, faszinierenden Augen, oder einfach der Erscheinung.

Auf jeden Fall ließ der Junge ihn keine Sekunde aus den dunklen, grauen Augen und grinste immer wieder als er sah, wie sich der Dunkelhaarige ab und an umsah, als würde er sich verfolgt fühlen. In diesen Augenblicken kicherte der Kleine leise und drückte sich an den Stamm des Baumes, war durch das Laub vor dem Licht der Tageshitze weitestgehend geschützt und nicht zu sehen. Er trug waldgrüne, dünne Sachen und hatte seine rückenlangen Haare mit einigen geflochtenen Zöpfen zurück gebunden.

Wenn er wollte konnte er tagelang so da hocken und einfach nur beobachten, ohne dass ihm dabei langweilig wurde. Dadurch, dass er oft draußen war, machte ihm auch die Hitze nicht viel aus, nur das Sonnenlicht stellte für ihn wie für alle seiner Rasse ein Problem dar, aber da war es praktisch, dass es die schattigen, breiten Baumkronen gab, die guten Schutz boten.

Der Baum, auf dem er saß, befand sich an einem kleinen See, der so versteckt lag, dass ihn eigentlich kaum jemand kannte, und wenn, dann nutzte ihn niemand, weil er genau in der Sonne lag. Der Kleine war überrascht als er sah, dass der Mann genau dort drauf zu hielt. Er schien das wohl zu kennen, das war sehr verwunderlich, aber so konnte er ihn wenigstens mit freier Sicht beobachten.

Lächelnd betrachtete er den Fremden, sah ohne zu zögern zu, wie dieser sich entkleidete und glitt bewundernd mit seinen Blicken über die dunkle, schimmernde Haut. Sie gefiel ihm auf Anhieb, da machte er keinen Hehl daraus und gespannt beobachtete er, wie der Mann in das glänzende Wasser glitt und zu schwimmen begann.
 

Tief durchatmend genoss Tarêk das kühle Nass um sich herum. Es war angenehm und er entspannte seine Muskeln, ließ sich einfach treiben und ruderte nur ein wenig mit den Armen um im Gleichgewicht zu bleiben. Den Blick gen Himmel gerichtet vergaß er für einen Moment, weshalb er eigentlich auf diesem Planeten war und gab sich dem Gefühl der Freiheit hin, das er im Augenblick verspürte. Es war unvergleichlich und auch wenn es schwer vorstellbar war ... in seiner Heimat fühlte er sich nie so. Dort gab es kaum Natur und der gesellschaftliche Zwang machte einen fast wahnsinnig, vor allem wenn man sich in einer derartig hohen Stellung befand wie er.

Familie zu haben war zwar gut und schön, doch die Verpflichtungen der Blutsverwandtschaft gegenüber waren beinahe unmenschlich.

So empfand er es zumindest. Deswegen hatte er sich trotz seines hohen Ranges als Oberbefehlshaber in Ascons Flotte anheuern lassen und sich für ein abenteuerliches und risikoreiches Leben entschieden.

Auf diese Weise war er seine lästige Familie los, die sein Dasein eh nur als Sprungbrett benutzen wollte, um in der Hierarchie weiter aufzusteigen, sei es entweder durch seine Heirat oder eine glorreiche militärische Laufbahn.

Beides hatte er abgelehnt.

Er wollte nicht sein Leben lang missbraucht werden. Denn nichts weiter war es, was diese Leute, die sich Eltern schimpften tun wollten.

Glücklicherweise hatte er jedoch eine Möglichkeit gefunden ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und auch wenn er manchmal zweifelte, ob er das Richtige getan hatte, so bestätigten ihm doch Momente wie dieser, dass es nicht falsch war mit diesen herrschsüchtigen Telemnar zu brechen. Er schätzte nämlich seine jetzige Arbeit und Position. Dabei fühlte er sich gut und es machte ihm Spaß und das war es doch, was das Leben ausmachte.

Jedenfalls sah er das so.

Zufrieden mit sich und der Welt drehte er sich auf den Bauch und schwamm ein paar kräftige Züge, spürte, wie das kühle Wasser seiner Haut schmeichelte und lächelte befreit und genießerisch, wie er es nur konnte, wenn er allein war.

Wie lange er letztendlich in dem kleinen See verbracht hatte, wusste er nicht. Nicht mal an seiner Haut konnte er das erkennen, da nicht übermäßig Wasser aufgenommen wurde und seine Finger demzufolge auch nicht schrumpelten.

Gemächlich tauchte er zum Ufer zurück, wo er sich die tropfenden dunkelbraunen Strähnen nach hinten strich, damit sie ihm nicht ins Gesicht hingen. Danach watete er das letzte Stück auf den dichtbewachsenen Rand zu, wo er vorhin seine Sachen abgelegt hatte. Derweil genoss er die wärmenden Sonnenstrahlen, die seinen Körper wie zarte Hände liebkosten und die glitzernden Wassertropfen, die über seine Haut perlten lechzend aufsogen, sodass er bald schon wieder trocken war.

Unbesorgt begann er schließlich sich anzukleiden, wickelte sich das Hemd jedoch nur um die Hüften, um die Sonne noch etwas länger zu genießen. Da er vom Hauttyp wie alle Telemnar recht dunkel war, brauchte er sich um einen eventuellen Sonnenbrand keine Sorgen machen. Zuletzt schlüpfte er in seine Schuhe und runzelte dann nachdenklich und verwundert zugleich die Stirn, während er die leere Stelle vor sich betrachtete, an der eben noch der Sachenhaufen gelegen hatte. Die Grashalme waren umgeknickt und wiesen noch auf das Gewicht hin, was kurz zuvor auf ihnen gelastet hatte. Doch mehr konnte er dem bewachsenen Fleck Erde nicht entnehmen. Erneut fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, um sie sich zurück zu streichen und plötzlich fiel es ihm wieder ein.

Sein Haarband! Er hatte ein Lederband gehabt, um seine dunklen Strähnen zu bändigen.

Aber wo war es geblieben? Suchend schaute er sich um und ging ein paar mal hin und her. Doch von dem Band fand er keine Spur.

Komisch! Verloren hatte er es ganz bestimmt nicht, denn er konnte sich genau daran erinnern, dass er es mit auf den Haufen gelegt hatte. Wo zum Teufel war es also geblieben?!
 

Schnaufend erklomm der Junge das letzte Stück seines Lieblingsbaumes und ließ sich in eine verzweigte Astgabel sinken, wo er sich entspannt anlehnte und leise vor sich hin grinste.

Er hatte den Mann noch lange beobachtet, dessen Muskelspiel und die Sonnenstrahlen, die auf der dunklen Haut reflektierten. Ihm war das glückliche, entspannte und befreiende Lächeln nicht entgangen, das für wenige Minuten auf den sonst so eher ernsten Gesichtszügen des Mannes gelegen hatte und sofort war es um ihn geschehen. Der Kleine wusste selbst nicht weshalb, aber er brauchte ein Andenken, irgendetwas, das ihn diesen Moment nicht vergessen ließ, der so wunderschön und bezaubernd war...

Als sein Blick auf den Kleiderhaufen des Dunkelhaarigen gefallen war, war eine Idee in ihm gereift und er hatte nur kurz gezögert, dann war er den Baum flink und lautlos hinunter geklettert und hatte sich ihm hohen Gras versteckt, bis er sich sicher war, dass der Mann noch eine Weile abgewandt von ihm schwimmen würde. Schnell und lautlos war er hingeschlichen und hatte bewundernd über das fremde Material gestrichen, den fremden Geruch daran wahrgenommen, der ihm irgendwie gefiel und er hatte die Kleidung rasch durchgesehen, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihm als Erinnerungsstück dienen könnte.

Der Kleine hatte die Hoffnung schon aufgeben und sich zurückziehen wollen, als sein Blick auf ein schmales Lederband fiel, das wie gemacht für diesen Sinn seiner Mission war. Also griff er es vorsichtig und steckte es in seine Tasche, dann legte er die Sachen wieder ordentlich hin und zog sich zurück. Spuren im Gras hinterließ er kaum sichtbar, denn er war so leicht, dass sich das Gras meist schon kurze Zeit später wieder erholte und sich erneut aufrichtete, außerdem trat er immer mit den Fußspitzen auf.

Nun saß er oben in der Baumkrone, betrachtete seine neueste Errungenschaft und schnupperte daran, erschauderte, als er den männlichen Geruch wahrnahm und wickelte sich das Band kurzerhand vorsichtig um das Handgelenk, so dass er es immer bei sich tragen konnte. Unter dem langen Ärmel war es nicht zu sehen, erst, wenn er ihn hochschob.

Als der Junge erneut einen Blick auf den Dunkelhaarigen warf, hielt er sich den Mund zu, um nicht laut loszulachen, weil er es einfach witzig fand, wie der Mann da im Gras herumsuchte und schließlich aufgab. Ein wenig frech war es ja schon von ihm gewesen, aber was sollte es. Er würde den Mann wohl nicht mehr wieder sehen, zumindest würden sie sich wohl nicht treffen, denn der Kleine legte großen Wert darauf, versteckt zu bleiben. Lange sah er der Person nach, beobachtete jede Bewegung, bis sie hinter einem Hügel verschwunden war, und er sie trotz seiner sehr guten Augen nicht mehr sehen konnte.

Dann seufzte er und blickte hinauf in den Himmel, freute sich riesig über den Gegenstand und musste immer wieder an den Mann denken, was er sich nicht erklären konnte, aber der Kleine war so fasziniert von dem fremdländischen Aussehen.. Am liebsten würde er viel mehr darüber erfahren...
 

Immer noch ein bisschen verwirrt machte sich Târek wieder auf den Weg zurück auf die Lichtung, um seinen Pflichten nachzukommen und die Wächter nach der aktuellen Lage zu fragen.

Begleitet von Sonnenschein erreichte er die bewohnten Bäume, vor denen seine Männer saßen und gelangweilt auf den langen Grashalmen herumkauten, die hier überall wuchsen. Augenscheinlich hatten sie nichts zu tun auf Grund der hohen Temperaturen und der Tageszeit.

Er sah seine Männer zwar nicht so gerne faulenzen, aber es gab halt nichts anderes zu tun, deswegen sagte er auch nichts.

In diesem Moment fiel ihm ein, dass er seine Haare ja noch immer offen trug, da ihm ja sein Haarband offensichtlich abhanden gekommen war, und es nervte ihn ein wenig, dass ihm die längeren, noch feuchten Strähnen immer wieder ins Gesicht fielen.

Also sprach er nur kurz einige Worte mit den Wachen, dann machte er sich auf den Weg zurück in sein Hauptschiff, wo er zuerst seine Kabine aufsuchte und sich ein neues Lederband griff. Auf dem Weg zu der Kommandozentrale band er sie zusammen und nickte zufrieden vor sich hin, während er die Lage abcheckte und die Männer fragte, die ihre gesamte Zeit an den Überwachungscomputern saßen und die Kontrolle behielten. Außerdem konnten sie auch mit dem Schiff ihres Anführer Kontakt aufnehmen, wenn sie wollten, doch dieser hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet.

Bei dieser Nachricht runzelte Târek die Stirn und fuhr sich kurz durch die Haare, wusste aber auch nicht so recht, was er tun sollte.

Also beließ er es erst einmal dabei und fragte den Hauptverantwortlichen der Brücke ob bereits Informationen der Erkundungsflieger eingegangen waren.

»Ja, von zweien haben wir schon eine Rückantwort«, informierte ihn der Jüngere eifrig und begann sofort auf dem Computerboard wild herum zu tippen. Daraufhin materialisierte sich über einem glatten Tisch mit einer grünen Glasplatte, der sich in der Mitte des Raumes befand, ein virtuelles Bild des Planeten auf welchem sie sich gerade befanden.

Interessiert wandte sich Târek dem Bild zu und bemerkte erfreut die zwei roten Punkte, die an unterschiedlichen Stellen blinkten. Wie er wusste kennzeichneten sie Stellen, an denen sich weitere Einwohner des Planeten befanden und auf die seine Erkundungstrupps gestoßen waren.

Mit flinken Fingern betätigte er nun selbst ein paar gläserne Felder auf der Platte und konnte so die genauen Daten der Standpunkte ermitteln, so dass es kein Problem mehr für ihn wäre, diese wieder zu finden. Zusätzlich nahm er sie noch in ein Archiv auf, in dem sämtliche Daten von erforschten Planeten bereits gespeichert waren und ließ das virtuelle Bild verschwinden, um sich eine detaillierte Karte auf der Tischplatte anzeigen zu lassen, die er nun interessiert betrachtete.

Auf diese Weise konnte er sich nun ganz in Ruhe eine Strategie ausdenken, in welcher Reihenfolge er die verschiedenen Stämme erobern wollte. Noch waren die Informationen etwas lückenhaft, aber er erhoffte sich weitere Fortschritte durch die Erkundungsflieger in den nächsten Tagen.

Nach wenigen Minuten schaltete er die Anzeigen wieder aus und führte sich die Daten der letzten Wochen noch einmal zu Gemüte, um sich erneut einen Gesamteindruck zu verschaffen, wie weit sie bisher gekommen waren, damit er die Ergebnisse bei dem nächsten Gespräch mit Ascon ordentlich und sortiert vorweisen konnte.
 

Nach einigen Minuten löste sich der Junge aus seiner Starre und fuhr erschrocken hoch. Jetzt hatte er diesen gut aussehenden Mann doch tatsächlich aus den Augen verloren! Das konnte ja nicht wahr sein, er verlor sich hier tatsächlich in Tagträumen, das war doch sonst nicht seine Art, was war nur los mit ihm?

Sofort kletterte er wieder ein Stück von dem Baum herunter, auf dem er sich gerade befunden hatte und sprang leichtfüßig von Ast zu Ast. Der Gleichgewichtssinn seiner Rasse war ausgesprochen gut, und so fiel es ihm nicht schwer, die Balance zu halten.

Anmutig glitt er von Baum zu Baum, bis er irgendwann einen der letzten Bäume erreicht hatte, die an die große Wiese anschlossen, wo sich noch die zwei komischen Gefährte der anderen Rasse befanden, die der Kleine nun aus großen dunkelgrauen Augen neugierig und interessiert musterte. Zu gerne hätte er mal gewusst, was sich hinter diesen komischen metallisch glänzenden Wänden befand, aber über die Wiese würde er es nie schaffen, ungesehen dort anzukommen, deshalb blieb er wo er war, machte es sich bequem und grinste, als sich zwei der komischen Leute, die wohl offensichtlich bewachen sollten, direkt unter seinen Baum setzten und anfingen, sich zu unterhalten.

Doch das interessierte ihn nicht, sein Blick war auf die Person gerichtet, die gerade über die Wiese zu diesen Gefährten ging. Der Wind spielte mit den offenen, glänzenden Haaren des Mannes und erneut lächelte der Kleine und berührte gedankenverloren das schwarze Band an seinem Handgelenk, das ihn wieder an die Szene am kleinen See erinnerte.

Schade, dass der Mann so schnell in diesen Dingern verschwunden war. Es sah nicht so aus, als würde er noch mal in nächster Zeit hervor kommen, also machte es sich der Junge in dem Baumwipfel bequem. Dann würde er eben warten, bis die Person wieder raus kam, es machte ihm nichts aus. Schlaf brauchte er nicht viel, wenn dann döste er eher vor sich hin, wurde aber bei jedem kleinsten Geräusch wieder wach. Er schlief gerne in den Wipfeln der Bäume und lauschte auf das Rascheln der Blätter im Wind und atmete die frische Luft ein. Solange er im Schatten saß war alles in Ordnung, und solange er den Mann möglichst bald wieder sah, war er noch glücklicher.

Gedankenverloren seufzte er leise und streckte die schlanken Beine, lehnte sich an den Stamm des Baumes und schloss die Augen halb, während er auf die sich entfernenden Schritte der beiden Wachleute lauschte. Der Junge fühlte sich sicher. Ihn würde niemand entdecken, dazu konnte er zu gut und zu leise klettern, und sich obendrein noch prima tarnen.

Aber jetzt würde er erst einmal ein bisschen dösen, bis der Mann das fremde Gefährt wieder verließ und er ihn wieder ungehindert beobachten konnte.
 

***
 

Bei Ascon und Laurin vergingen die nächsten Tage nicht so ruhig und entspannt, denn der Schwarzhaarige trieb sie beide ununterbrochen zum Weitergehen an, um möglichst einen Großteil des Weges hinter sich zu bringen. Er war sich ständig der lauernden Gefahr bewusst, weswegen er ihnen auch nur kurze Pausen gönnte.

Dabei versuchte er den Kleinen so gut es ging zu unterstützen, weil er merkte, dass der Hellhaarige von Stunde zu Stunde erschöpfter wurde.

Stirnrunzelnd richtete er den Blick gen Himmel und bemerkte, dass der Mond, der sie die letzten Tage begleitet hatte, hinter dichten Wolken verschwunden war. Das hieß nichts Gutes. Wenn er richtig lag, würde es in den nächsten Minuten anfangen zu regnen, und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, traf ihn auch schon der erste kühle Tropfen mitten auf seine Nase.

Besorgt drehte er sich zu Laurin um, der wie ein Häufchen Elend hinter ihm stand und geschafft zu Boden sah. Als er bemerkte, dass der Kleine keinen der wasserabweisenden Umhänge trug, gab er ihm seinen und legte ihn zärtlich um die schmalen Schultern, um ihn dann vorne gut zuzubinden. Er war dem Jungen ein wenig zu groß, aber das war normal, immerhin war Laurin ja mindestens zwei Köpfe kleiner als er selbst. Und er bezweifelte stark, dass der Junge so etwas wie Regen kannte, so heiß, wie es auf dem Planeten war. Verwundernswert war, dass die Pflanzen dort dennoch immer grün und frisch aussahen...

Doch das war nur ein kurzer Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, bevor er den Kleineren an die Hand nahm und ihn sanft weiter zog.

Bereits nach kurzer Zeit war seine Kleidung vollkommen durchgeweicht und das Wasser lief ihm in Strömen über das Gesicht. Im ersten Moment war es recht angenehm, weil es ihn ein wenig abkühlte, aber mit der Zeit wurde es doch recht kalt und feucht und ließ ihn frieren.
 

Laurin gab es nur ungern zu, aber er konnte kaum noch. Er hätte nicht gedacht, dass das Laufen durch diesen Dschungel so anstrengend sein konnte. Er schnaufte leise und hielt immer wieder inne, wobei er das Gesicht verzog. Er war sich sicher, dass er viel länger durchgehalten hätte, wenn er nicht diese ekelhaften Sachen tragen müsste, vor allem diese widerlichen Dinger an seinen Füßen, bei denen er schon mehrfach einfach versucht war, sie wegzuschleudern und ohne weiter zu gehen.

Aber er wollte den Mann nicht verärgern. Er spürte ja so schon dessen Wachsamkeit und wollte ihm keine zusätzlichen Probleme aufhalsen.

Dankbar nahm er jede Unterstützung an, die er von dem Älteren bekam und riss sich zusammen, sagte sich immer wieder, dass sie es bald geschafft hatten und er durchhalten musste.

Er bemerkte den Blick von Ascon Richtung Himmel und sah ebenfalls auf, zog die Augenbrauen zusammen und hielt sofort mit dem Laufen inne, um stehen zu bleiben. Was waren denn da für komische weiße und graue, flauschige Dinger am Himmel? Das kannte er ja gar nicht, und wie kamen die da hin? Etliche Fragen schossen ihm durch den Kopf, und gerade, als er eine davon stellen wollte, spürte er etwas Kühles auf seiner Wange.

Erschrocken quiekte er auf und wischte es ab, bemerkte, dass es augenscheinlich Wasser war und sah den Dunkelhaarigen aus großen, tiefblauen Augen an und plinkerte ein paar Mal als er sah, dass dieser ihm seinen Umhang überzog und ordentlich zuband.

»Wa... warum kommt da Wasser vom Himmel? Das... das geht doch gar nicht, das ist doch unlogisch!! Und wieso geht das überhaupt, da ist doch gar nichts?!«

Aus großen Augen sah er ihn verwirrt an, folgte aber dem Zug der Hand, als Ascon ihn zum Weitergehen animierte.

Schon kurze Zeit später bemerkte der Kleine, dass der Mann fror und wischte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sofort reichte er ihm beide Hände und ließ die Temperatur dort sofort rasch ansteigen, damit er sich daran wärmen konnte.

Aber auf eine Antwort wartete er noch immer, weil ihn das jetzt brennend interessierte. Dabei vergaß er sogar, dass er noch kurz zuvor erschöpft gewesen war.
 

Für Laurins Frage hatte er im Moment keinen Sinn.

»Später«, meinte er deswegen nur kurz angebunden und strebte weiter durch das dunkle Gehölz, auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf. Sie brauchten dringend einen, denn so konnten sie auf keinen Fall weiter gehen. Laurin war zwar weitgehend durch sein Cape geschützt, aber mit nassen Haaren und Füßen wollte er dem Jungen nicht unbedingt einen langen Marsch zumuten. Da er sowieso schon empfindlich war, rieb er sich nachher die Füße auf, oder bekam Fieber, was sie später behindern würde. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Mit zusammengezogenen Brauen und zu schmalen Schlitzen verkniffenen Lidern versuchte er durch den Regen etwas zu erkennen. Es war fast nicht möglich seine Umgebung klar zu sehen und er hegte die Befürchtung, dass ihnen diese Situation zum Verhängnis wurde.

Zwar hatte er die letzten Tage keine besondere Gefahr gespürt, doch jetzt beschlich ihn ein Gefühl des Beobachtetseins und das gefiel ihm ganz und gar nicht.

Von einem Augenblick auf den anderen umschloss er Laurins erstaunlich warme Hand fester mit seiner und beschleunigte ihr Tempo, zog den Kleineren erbarmungslos mit sich, während er mit dem anderen Arm das Gestrüpp aus dem Weg schob. Es war ihm egal, dass einige Lianen dabei seine Haut aufrissen. Er wollte nur so schnell wie möglich einen halbwegs sicheren Platz erreichen.

Erst ein leises, kaum vernehmliches Wimmern ließ ihn seine Geschwindigkeit etwas drosseln. Ohne jedoch anzuhalten, drehte er sich zu Laurin, der nur flehendlich zu ihm aufsah. In den blauen Augen erkannte er dessen ganze Erschöpfung und presste die Lippen aufeinander. Ascon wusste, dass der Hellhaarige einem Zusammenbruch nahe war, spürte es fast am eigenen Leib.

Schwer seufzte er, stoppte kurz und beugte sich ein Stück zu Laurin herunter.

»Leg deine Arme um meinen Hals!«, befahl er flüchtig. Zögernd kam der Junge dem nach und sowie er die warmen Hände in seinem Nacken spürte, schlang der Schwarzhaarige seinen Arm um die Oberschenkel des Kleineren und zog ihn an sich, sodass Laurin praktisch auf seiner Hüfte saß und er noch die andere Hand frei hatte um sich weiter durch das Gestrüpp zu kämpfen.
 

Der Kleine hatte ebenfalls Gefahr gespürt, aber da der Dunkelhaarige immer schneller gelaufen war, hatte er dem nicht mithalten können, denn er war durch die schweren Dinger an seinen Füßen immer wieder gestolpert und beinahe hingefallen. Er hatte sich jeden Kommentar verbissen und war noch immer verwirrt über die Tatsache, dass da Wasser vom Himmel kam, und er war traurig, dass der Ältere es ihm nicht erklärt hatte.

Doch nun, da er die Gefahr selbst spürte, wollte er ebenfalls weg von hier, er fühlte sich nicht mehr wohl, irgendetwas passierte noch, hatte er die Befürchtung.

Als Ascon ihn noch immer hinter sich her zog, und Laurin eine Liane oder irgendetwas abbekam, entrang sich seinen Lippen ein Wimmern und er senkte den Blick. Er hatte sich doch zusammen reißen wollen! Aber das war nun vorbei, er machte dem Dunkelhaarigen erneut Umstände, dabei wollte er das doch gar nicht... Aber er konnte da ja auch nichts für... Er fühlte sich nur so unheimlich schwach und müde... Er könnte jetzt stundenlang schlafen...

Langsam sah er auf, als der Mann anhielt und sich zu ihm herunter beugte, stand ziemlich wackelig auf seinen Beinen und atmete durch die halb geöffneten Lippen schwer ein und aus. Immer wieder strich er sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht und bemerkte entgeistert, dass der Mann blutige Striemen hatte. Seine Augen weiteten sich, doch gerade, als er etwas sagen wollte, unterbrach ihn Ascon schon.

Ungläubig blickte er ihn an, als er die Worte hörte, aber er tat zögernd, was er ihm sagte und schlang seine zarten Arme um seinen Hals, senkte dabei verlegen den Blick und quietschte erschrocken, als ihn der Ältere so unerwartet hoch hob. Das hatte schon lange niemand mehr mit ihm gemacht, früher immer seine Eltern, aber die lebten ja nicht mehr...

Instinktiv drückte er sich an den Körper des anderen, klammerte sich fest und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Automatisch erhöhte sich seine Körpertemperatur, wie eigentlich immer, wenn er Körperkontakt zu anderen Wesen hatte und er schmiegte sich warm und eng an Ascon, machte sich trotzdem Vorwürfe, dass der Mann ihn jetzt auch noch tragen musste, wo er selbst schon so erschöpft war... Zum Glück war er nicht sehr schwer, und er hoffte, dem Dunkelhaarigen wenigstens mit seiner Körperwärme etwas helfen zu können.

Gleichzeitig versuchte er, nicht panisch zu werden, weil er nun wirklich Angst hatte. Er konnte die Gefahr deutlich spüren, und sie schien nicht mehr sehr weit entfernt zu sein.

Die Augen zusammen kneifend drückte er sein Gesicht ganz in die Schulterbeuge des Mannes und konzentrierte sich auf dessen Bewegungen, während ihm das Wasser in den Nacken lief und er den Umhang wieder schützend zuzog, so gut er es eben konnte.
 

Von einer inneren Stimme angetrieben, quälte sich Ascon weiter durch den Urwald. Regentropfen klatschten ihm ins Gesicht und mit jedem Schritt schien er tiefer im Boden zu versinken. Der Weg wurde immer beschwerlicher und allmählich ließen auch seine Kräfte nach. Ans Aufgeben verschwendete er jedoch nicht einen einzigen Gedanken, obwohl er sich im wahrsten Sinne des Wortes beschissen fühlte. Seit Tagen hatte er nicht mehr geschlafen, da er in den wenigen Stunden wo es hell war darauf geachtet hatte, dass Laurin sich ausruhte. Außerdem hatte er aufpassen müssen, weil es einfach zu gefährlich war den Kleineren unbeaufsichtigt zu lassen. Seine eigenen Bedürfnisse hatte er hinten angestellt, doch so langsam erreichte auch er seine Grenzen.

Vor Anstrengung kam sein Atem stoßweise und trotz der Kälte schien sein Körper auf einmal zu glühen. In seinem Kopf begann es unterschwellig zu pochen, was er jedoch geflissentlich ignorierte. Energisch schüttelte Ascon leicht den Kopf. Er konnte sich jetzt keine Schwäche erlauben. Erst wenn sie einen geeigneten Unterschlupf gefunden hatten, würde er sich etwas Ruhe gestatten.

Wie lange er schon mit Laurin auf dem Arm durch das Dickicht stapfte wusste er nicht, doch das Schicksal schien es auch einmal gut mit ihm zu meinen, denn zwischen ein paar Bäumen erhob sich das Land auf einmal und ging in die Anfänge eines Bergplateaus über. Trotz des Regens erkannte Ascon die seltsame Formation der riesigen Steine, die so übereinander lagen, dass sie einen trockenen Fleck beherbergten, der zudem auch noch windgeschützt war. Zielstrebig hielt er darauf zu und atmete erleichtert aus, als er darunter gelangte.

»Hey, Laurin ... «, suchte er die Aufmerksamkeit des Jungen.

»Du kannst jetzt loslassen.« Vorsichtig entspannte er seinen verkrampften Arm, mit dem er den Silberschopf die ganze Zeit an sich gedrückt hatte, sodass der Kleinere langsam an ihm herunter glitt und sachte mit den Füßen auf dem Boden landete. Sowie Laurin ihn losgelassen hatte, schob er ihn in die hinterste Ecke, da er nicht das Risiko eingehen wollte, entdeckt zu werden.

Das ungute Gefühl verspürte er immer noch. Zwar nicht mehr so stark wie noch vor einiger Zeit, aber es war unverkennbar da. Angespannt presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und tastete noch einmal mit scharfem Blick die Umgebung ab, bevor er sich erneut zu Laurin umwandte, der inzwischen auf den Boden gesunken war und sich die nassen Stiefel von den zarten Füßen pellte.

Erschöpft ließ er sich dann neben seinen Leidensgenossen sinken und begann Laurin das Cape zu öffnen. Dank des Stoffes war der Junge nicht vollständig nass geworden, was er mit einem kleinen zufriedenen Lächeln bemerkte. Nachdem er den Umhang von den schmalen Schultern des anderen gestreift hatte, fasste er die durchgeweichten hellen Haare zusammen, sodass nicht auch noch das Hemd durchnässt wurde und bändigte die Strähnen mit seinem Haarband, welches er sich kurz zuvor heraus gezogen hatte.

»So müsste es für eine Weile gehen. Ich werde noch Feuer machen. Dann trocknen meine Sachen schneller«, informierte er Laurin kurz darauf und ein paar ängstliche blaue Augen wurden hektisch aufgerissen, genau wie jedes andere Mal zuvor. Eigentlich müsste sich der Kleinere bereits daran gewöhnt haben, aber das würde er wohl nie, dachte Ascon seufzend und sammelte die wenigen trockenen Äste zusammen, die glücklicherweise unter diesem Steinvorsprung lagen. Lange würde es nicht reichen, doch zum Entfachen eines Feuers reichte es allemal.
 

Laurin brachte zunächst vor Erschöpfung kein Wort heraus. Er schwankte, als seine Beine den Boden wieder erreichten und ließ sich zitternd sinken und in die hinterste Ecke schieben. Das erste was er tat war, seine Füße wieder in die Freiheit zu entlassen, die ihnen rechtmäßig zustand, dann blickte er auf, als Ascon ihm das Cape öffnete und sah ihn aus großen, müden und erschöpften Augen an.

Als er jedoch sah, wie der Mann sein Haarband herausnahm und seine Haare damit bändigte, piepste er schwach:

»Aber... das ist doch Euers... Was ist mit Euren Haaren? Die sind fast genauso lang und noch nasser als meine... bitte...«

Ihm lagen die nächsten Worte auf der Zunge, aber er konnte sie nicht aussprechen. Der Dunkelhaarige tat so viel für ihn, er kümmerte sich erst um ihn und dann erst um sich selbst, das verstand der Junge nicht, wo Ascon doch am Anfang so gemein zu ihm gewesen war... Und jetzt so was... Er wollte nicht, dass es dem Mann wegen ihm so schlecht ging...

Jedoch zuckte er zusammen, als er hörte, dass Ascon Feuer machen wollte und sah ihn panisch an. Er spürte in etwa, was der Dunkelhaarige dachte, deshalb senkte er den Blick bald wieder, schluckte und wusste, dass es wichtig war mit dem Feuer.

Seufzend sah er sich um und bemerkte in einer der gegenüber liegenden Ecken, dass da noch Holz lag. Langsam kämpfte er sich auf die zitternden Beine und tapste unsicher dahin, wobei er sich leicht ducken musste. Dann sammelte er es auf und tapste zögernd zu Ascon, der auf dem Boden kniete und bereits ein kleines Feuer entfacht hatte. Er brauchte einige Minuten, um seine Angst vor diesem Element zumindest ein wenig zu bekämpfen und trat dann zu dem Dunkelhaarigen. So dicht war er noch nie an einem Feuer gewesen, und er reichte ihm die Äste, sah ihn dabei unsicher an und verschwand dann schnell wieder in die Ecke, wo er sich hinsetzte und versuchte, sich auszuruhen. Das Feuer behielt er dabei aber immer im Blick. Er spürte die Gefahr noch immer, aber nicht mehr so stark wie noch zuvor, also beruhigte er sich auch wieder etwas.

Seine Haare erleuchteten die kleine Höhle zusätzlich etwas, aber nicht viel. Erst mussten sie wieder trocknen. Kalt war ihm jedoch nicht, er musterte den Mann nur besorgt. Wegen ihm ging es Ascon nicht gut, er hatte ihm seinen Mantel gegeben und ihn dann noch den halben Weg getragen... Er machte sich Vorwürfe und schniefte leise.
 

Dankbar hatte Ascon das trockene Holz entgegen genommen, welches Laurin ihm zu seiner Überraschung brachte. Zumindest sah der Kleine die Notwendigkeit eines Feuers nun ein auch wenn er sich immer noch davor fürchtete.

Als es einigermaßen brannte, ging er noch einmal kurz nach draußen, suchte sich drei etwas längere Äste, an denen wenigstens ein Ende verzweigt war und baute dann neben dem Feuer einen provisorischen Ständer. Anschließend schälte er sich aus dem klitschnassen Hemd, das wie eine zweite Haut an seinem Körper klebte und hängte es über eben diesen, damit die Sachen besser trockneten, oder überhaupt trocken wurden. Danach ging er erneut zu Laurin und ließ sich fix und fertig neben ihm nieder. Müde sah er den Kleineren an.

»Das Band kannst du vorerst behalten. Es soll deine Haare hochhalten, sodass deine Kleidung nicht nass wird«, erklärte Ascon und seine Erschöpfung war deutlich aus den Worten heraus zu hören. »Ich bin sowieso total durchgeweicht, da machen ein paar nasse Strähnen mehr oder weniger auch nichts.«

Auch wenn er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, so klang die Rechtfertigung selbst in seinen eigenen Ohren lahm. Aber er war zu geschafft, um weiter darüber nach zu denken. Stattdessen fischte er umständlich das kleine Etui mit den Essenkapseln aus seiner Hosentasche und öffnete es.

Bedrückt betrachtete er den Inhalt.

Obwohl er völlig sparsam mit den Kapseln umgegangen waren, befand sich nur noch eine einzige in dem Behältnis. Aber Ascon wusste ganz genau, dass die Kapseln selbst für eine Person nicht ausgereicht hätten. Nicht für diese Strecke!

Ein Seufzen unterdrückend nahm er dieses Kleinod aus dem Etui, drehte es zwischen den Fingern und war sich bewusst, dass Laurin ihn aufmerksam und besorgt zugleich beobachtete. Leicht Lächelnd sah er den Jungen an. Das zarte Gesicht war ebenfalls von den Anstrengungen ihres Marsches gezeichnet und die hellen Haare, die nicht mehr ganz so nass waren, standen leicht in alle möglichen und unmöglichen Richtungen ab. Der Kleine sah einfach nur süß aus, stellte Ascon fest. Warum ihm das gerade jetzt auffiel konnte er sich nicht erklären. Aber es war ihm auch egal.

»Gib mir deine Hand... «, sagte er sanft und Laurin starrte ihn erst eine Weile an, bevor er dem nachkam. Sachte umschloss er sie mit seiner, drehte die kleine Handfläche nach oben und legte die Kapsel hinein!

Da Laurin nicht gesehen hatte, dass es die Letzte war, erwartete er keinen Widerspruch.
 

Laurin sah ihn aus großen Augen an und tastete mit seinen Händen nach dem Haarband. Er hätte seine Haare auch stecken können, das wäre gar kein Problem gewesen, aber er wusste, dass der Mann das Band nicht zurücknehmen würde, also senkte er nur scheu den Blick und brachte ein leises »Danke...«, über die Lippen, während er wieder einen Blick zu dem Feuer wandern ließ, dann aber erneut Ascon ansah.

Er spürte irgendeine bedrückte Stimmung, konnte sie sich aber nicht erklären und blickte verwundert auf seine Handfläche, als er dort die Essenskapsel vorfand. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf, hielt ihm das Ding hin und sagte offen:

»Ich kann nach Anstrengung nichts essen... Dann wird mir immer ganz doll schlecht... Aber Ihr müsst was essen und schlafen...« Aus großen, ruhigen Augen sah er ihn an. Es stimmte wirklich, er konnte nichts essen wenn er erschöpft war, das war schon immer so gewesen, er war ja sowieso sehr anfällig für Krankheiten... Aber zur Zeit ging es ihm besser...

Er hatte mit dem Schniefen aufgehört, aber ein paar kleine Perlen kullerten trotzdem über den Fußboden. Er sah doch, wie sehr Ascon litt, und er wollte nicht, dass der Mann sich für ihn aufopferte und daran womöglich noch zugrunde ging. So erschöpft kannte er ihn gar nicht...

»Bitte... mir geht es gut... Ihr... um mich müsst Ihr euch keine Sorgen machen...«

Bedrückt sah er den Dunkelhaarigen an und wischte sich über die feuchten Wangen, dann rutschte er ein wenig scheu an ihn und erschauderte als er merkte, wie kühl der Mann war. Sofort erwärmte er seine Haut und hielt den Blick gesenkt. Irgendwie war ihm ein wenig komisch zumute, er wusste selbst nicht wieso. Nie hätte er sich träumen lassen, mal in so eine Situation zu kommen, wo sie mitten im gefährlichen Urwald erschöpft in irgendeiner Höhle zusammen kauerten. Er hätte den stolzen Mann nie so eingeschätzt... Er war so lieb und aufopferungsvoll und fürsorglich geworden...

Erneut seufzte der Kleine und flüsterte kaum hörbar, den Blick gesenkt:

»Bitte... Lasst mich nicht alleine... Ich... was soll ich denn ohne Euch hier... in der Fremde...«

Erneut hatte er Tränen in den Augen, wagte aber nicht, aufzusehen.
 

Liebevoll strich er Laurin über den Kopf und lächelte in sich hinein.

Der Kleine schien zu spüren, dass es ihm nicht besonders gut ging. Aber er fand es ausgesprochen niedlich, wie er sich um ihn sorgte, auch wenn seine Angst davor alleine zu sein sicherlich mit eine Rolle spielte.

»Behalt die Kapsel und bewahre sie für dich auf. Falls du doch Hunger bekommen solltest, brauchst du mich nicht erst zu fragen«, meinte Ascon und lehnte seinen schmerzenden Kopf hinter sich an die Wand.

Erleichtert spürte er Laurins warme Hände und war froh, dass es dem Jungen trotz allem was sie bereits durchgemacht hatten wirklich gut ging. Deswegen und weil er im Augenblick keine Gefahr ausmachen konnte, erlaubte er sich etwas zu entspannen.

»Keine Angst... wir stehen das hier zusammen durch. Ich lasse dich nicht im Stich«, versicherte der Schwarzhaarige überzeugt und setzte sein liebevolles Streicheln fort, nachdem Laurin ganz nah an ihn heran gerückt war.

Müde schloss er die Augen und sagte sich, dass es nur für einen Moment sein würde. Doch ehe er es sich versah war er in einen tiefen Schlaf geglitten und damit schlief auch sein Streicheln ein, was von dem Kleinen nicht unbemerkt blieb.
 

Scheu hob der Hellhaarige seinen Kopf, als er die sanften Streicheleinheiten auf seinem Kopf spürte. Er betrachtete das müde Gesicht des Mannes und seufzte lautlos. Aber da Selbstvorwürfe nichts brachten, ließ er sie lieber gleich ganz sein. Sein wacher Blick glitt über Ascon und er versuchte auszumachen, wie es diesem insgesamt ging, aber sein Gespür war ein wenig verwirrt, er wusste selbst nicht warum.

Er nickte zu den Worten und steckte die Kapsel in eine der Taschen der Kleidung, die er trug. Die Worte des Dunkelhaarigen beruhigten ihn, und die Anspannung fiel von ihm ab, er kuschelte sich ganz eng an den Mann und schloss die Augen ebenfalls, genoss das Kraulen sichtlich. Kurz seufzte er wohlig, dann kehrten seine Gedanken zu der Situation zurück.

Er vertraute darauf, dass Ascon sein Versprechen halten würde und sie hier zusammen rauskommen würden, er hatte nämlich Angst, hier bleiben zu müssen. Er wollte doch irgendwann in seine Welt zurück und seinen Bruder wieder sehen...

Sich auf die Lippe beißend versuchte er, etwas anderes zu denken und öffnete die Augen wieder als er merkte, dass der Dunkelhaarige ihn nicht mehr weiter streichelte und ruhig und gleichmäßig atmete. Der Kleine lächelte, als er das entspannte Gesicht sah und glitt mit seinem Blick unbewusst zu der kräftigen, unbehaarten Brust des Mannes, die er jetzt, da Ascon kein Hemd mehr trug, eingehend mustern konnte. Sein Blick wurde nachdenklich und er nagte noch immer an seiner Unterlippe herum, sah den Mann wieder aus großen Augen an und streckte ganz vorsichtig seine Hand aus. Noch kurz zögerte er, dann berührte er die nackte Brust mit den Fingerspitzen und erforschte sie ein wenig. Er wusste selbst nicht, warum ihn die nackte Haut so faszinierte und in den Bann zog. Vielleicht, weil sie um einiges dunkler als seine eigene war und einen Kontrast zu ihm bildete...

Noch eine Weile strich er über Ascons Brust, dann zog er seine Hand zurück und überlegte. So, wie der Mann saß, konnte man doch nicht bequem schlafen, das war nicht gut für den Rücken... Sich umsehend fand er jedoch nichts, was er unterlegen konnte, dabei wollte er doch, dass der Dunkelhaarige sich endlich mal richtig und ganz ausruhen konnte...

Einige Minuten dachte er noch nach, dann richtete er sich auf und löste sich von Ascon, um ihn noch einmal zu betrachten und stand dann auf, nahm sich den komischen Umhang, den ihm der andere umgelegt hatte und hängte ihn sich um, so dass er nicht nass werden würde. Nur seine Haare wieder, aber das passierte eben, so richtig stören tat es ihn nicht. Noch einmal sah er Ascon an, wie er friedlich schlief, dann machte er einen großen Bogen um das Feuer und trat in das komische Wetter hinaus. Noch immer fielen Tropfen vom Himmel und er hätte sehr gerne gewusst, wie das überhaupt gehen konnte... Aber er hatte wichtigere Dinge zu tun.

Da Laurin keine Gefahr mehr spürte, wagte er sich weiter bis in den Wald hinein, behielt die kleine Höhle aber immer im Blick, wo er das Feuer flackern sehen konnte. Mit wachen Augen sah er sich auf dem Waldboden um und lächelte, als er dort einen Fleck Moos sah. Er kniete sich nieder und begann, es vom Boden abzuziehen. Dabei wischte er sich immer wieder die nassen Tropfen mit dem Handrücken vom Gesicht. Das er barfuß lief war ihm nicht aufgefallen, weil er ja normalerweise so auch immer durch den Wald lief.

Als er das ganze Moos hatte, ging er zurück zu der Höhle, trocknete es vorsichtig über dem Feuer, was sehr schnell zu gehen schien und begann den Platz neben Ascon damit auszulegen. Von seiner Erschöpfung war erstmal nicht mehr viel übrig geblieben.

Erneut wagte er sich hinaus und suchte noch weitere Stellen. Einmal fand er einen kleinen Bach und er hockte sich hin, um davon zu trinken. Das Wasser schmeckte nicht so süß, wie das in seiner Heimat, aber man konnte es trinken.

Als er keinen Durst mehr hatte, brachte er den Stapel zurück in die Höhle und schon bald hatte er den Boden soweit ausgelegt, dass er den Mann sanft und vorsichtig drauf schieben konnte und er sich näher am Feuer befand, es so also warm hatte. So gut er konnte legte er Ascon bequem hin und betrachtete sein Werk. Dann schüttelte er den Kopf. Nein... der Kopf musste höher liegen...

Laurin sah auf und blickte nach draußen. Er hatte ein ungutes Gefühl und da war es nicht ratsam, noch einmal raus zu gehen... Aber er wollte doch, dass der Dunkelhaarige es bequem hatte...

Noch eine ganze Weile überlegte er, dann richtete er sich auf und strich dem Mann liebevoll die dunklen Strähnen hinter die Ohren zurück. Als sein Blick auf die halb geöffneten Lippen fiel, schluckte er und betrachtete ihn eine Weile. Dann beugte er sich ganz vorsichtig hinunter und küsste ihn hauchzart. Er wusste selbst nicht, wieso er das tat, aber es fühlte sich einfach so gut an...

Rasch löste er sich jedoch wieder von ihm und errötete tief als er realisierte, was er da gerade eigentlich getan hatte.

»Ich... ich bin gleich wieder da...«, stammelte er, obwohl er wusste, dass Ascon schlief und zog sich den Umhang schnell wieder zu, um noch einmal nach draußen zu gehen. Und nur noch dieses eine Mal, danach würde er bei dem Dunkelhaarigen in der Höhle bleiben. Er brauchte nur noch einen Stapel Moos für das Kopfkissen...

Diesmal musste er jedoch tiefer in den Wald hinein, weil er davor schon alles weggesammelt hatte und er beeilte sich, weil ihm das ungute Gefühl sagte, dass etwas passieren konnte wenn er nicht schnell genug war.

Erleichtert seufzte Laurin als er im Schein seiner hellen Haare ein Plätzchen mit schönem, dickem Moos sah und begann es zu pflücken und in seine Taschen zu stecken.

Er schreckte alarmiert hoch, als es hinter ihm raschelte und sein Herz setzte kurz aus. Er war wie erstarrt, als er einen großen Umriss sah, der ganz bestimmt nicht Ascon war. Hatte er sich so in das Pflücken vertieft, dass er das nicht mitbekommen hatte?!

Panisch zitterte er und lief einfach drauf los, spürte, dass er verfolgt wurde und senkte das Leuchten seiner Haare unbewusst. Er hatte nicht gewusst, dass er das überhaupt konnte... Aber jetzt waren andere Dinge wichtiger, er musste so schnell wie möglich wieder in die Höhle zurück, sonst hatte er ein Problem. Nur er wusste nicht mehr, in welcher Richtung diese lag!

Blindlings rannte er weiter und verletzte sich an scharfen Pflanzen, doch das spürte er nicht. Zum Glück waren seine Füße robust gegen nahezu alles, und er war leicht genug, dass er sich nicht verletzte, wenn er auf spitze Dinge trat. Ab er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper, wusste, dass er verloren war, wenn er jetzt aufgab, denn was immer es war, das ihn verfolgte, es war zwar langsamer, blieb aber immer auf seiner Spur.

Laurin stolperte über eine Wurzel, die er nicht gesehen hatte und fiel hin. Ein schmerzvoller Laut entwich ihm und er kam nicht mehr hoch, weil ihm seine Beine nicht mehr gehorchten. Am ganzen Körper zitternd drückte er sich an den Baum und spürte seinen Verfolger immer näher kommen. Er kniff die Augen zusammen und Tränen der Angst perlten unaufhörlich über seine Wangen. Dort, wo sie auf den Boden fielen, wuchsen sofort kleine, silbrig schimmernde Blümchen, doch der Junge sah das nicht. Er kauerte sich hin und spürte entsetzt, dass er blutete und die silbrig schimmernde Flüssigkeit seine Wange hinunter lief. Es war aus, er spürte es. Ihm konnte nur noch Ascon helfen, doch dieser schlief tief und fest...

»Es... tut mir leid...«, wimmerte er leise.

Zu gerne hätte er noch mehr mit dem Mann unternommen, aber er fiel ihm immer zur Last... Wäre er doch bloß nicht noch mal aus dieser Höhle gelaufen und hätte auf sein Gefühl gehört!!!

In diesem Moment sah er den riesigen Schatten auf sich zukommen.
 

Cliffhanger. Wir hassen sie bei anderen aber lieben sie bei eigenen Stories *kicher* Schon komisch, was? Ein Phänomen *kicher* Naja, da seid ihr dann ja wenigstens schon gespannt auf den nächsten Teil und hinterlasst uns vielleicht den einen oder anderen Kommi^.^v

Über Lob und/oder Kritik wären wir sehr dankbar!!
 

SusyCutexDesertdevil

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 8/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin
 


 

Lost in your eyes VIII
 

Von einer Sekunde auf die andere schreckte Ascon plötzlich hoch. Zuerst konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was passiert war, doch nach einiger Zeit klärte sich seine Verwirrtheit auf und er fuhr sich stöhnend durch die langen offenen Haare.

Wie es aussah war er tatsächlich eingeschlafen, stellte der Schwarzhaarige verdrossen fest.

Verdammt! Wenn etwas passiert wäre, hätte es schlecht ausgesehen und er hatte Laurin doch versprochen, dass er auf ihn aufpassen würde. Angestrengt rappelte er sich auf und runzelte nachdenklich die Stirn, als er das ganze Grünzeug bemerkte auf dem er gelegen haben musste. Aber er konnte sich nicht entsinnen, sich darauf gelegt zu haben. Und wie war das Unkraut überhaupt in ihren Unterschlupf gekommen?

Laurin war doch nicht etwa...?

Sofort glitt sein Blick suchend umher und als er den Jungen nirgendwo entdeckte, bemächtigte sich seiner eine böse Vorahnung. Dann entdeckte er noch die Stiefel, die einsam und verloren in der einzigen Ecke lagen. Nicht einmal die hatte der Hellhaarige angezogen...

Verflucht! Angespannt ballte Ascon die Hände zu Fäusten, zögerte jedoch nicht länger. Flink griff er nach seinem Hemd und überprüfte noch im Hinausrennen seine Waffen. Dass es inzwischen aufgehört hatte zu regnen, registrierte er gar nicht, zu sehr war er darauf konzentriert Laurins Geruch aufzunehmen und dessen Spur zu verfolgen. Er machte sich schreckliche Sorgen!

Was wenn dem Kleinen etwas passiert war?

Was wenn er zu spät kam?

Energisch schüttelte er den Kopf. Daran durfte er nicht einen Moment denken!

Schnell und rücksichtslos kämpfte er sich durchs Geäst. Immer stärker nahm er Laurins Gegenwart wahr, aber da war auch noch etwas anderes, etwas weitaus bedrohlicher Wirkendes. Mit zusammengebissenen Zähnen beschleunigte er noch einmal seine Schritte, obwohl sich sein gesunder Verstand dagegen sträubte direkt einem Feind in die Arme zu laufen.

Aber da kam der Kleinere schließlich in sein Blickfeld und vergessen waren alle Bedenken.

Ascon drosselte Tempo etwas, lief jedoch trotzdem noch relativ schnell in dessen Richtung.

Seine Nerven waren zum zerreißen gespannt, spürte er die gefährliche Aura dieses fremdartigen Wesens immer deutlicher, ja beinahe körperlich. Alarmiert spannte er seine Muskeln, bereit jede Sekunde einem Angriff auszuweichen.

Als er den Jungen fast erreicht hatte, hörte er es blitzartig Zischen und sein Herz setzte einen Schlag aus, als eine riesige scherenartige Klinge neben Laurin in den Boden gerammt wurde, den Kleinen nur knapp verfehlte. Nun zögerte Ascon nicht mehr länger, schüttelte die Starre ab, die ihn überfallen hatte und sein Körper schaltete automatisch in den Kampfmodus. Augenblicklich begann sich seine Haut zu verändern, auf seinen Armen bildeten sich schwarze Schuppen und seine Augen glühten rot auf, doch da stürzte er bereits mit gezogener Waffe auf ihren Angreifer zu.

Geschickt lenkte er das Monster von Laurin ab, wich immer wieder den gigantischen Scheren aus, mit denen es ihn zerquetschen wollte. Alles in ihm war aufs höchste angespannt und seine Sinne waren scharf auf seinen Gegner gerichtet, um möglichst jede kleinste Bewegung voraus zu sehen und reagieren zu können.

Auf einem etwas freieren Platz kam er schließlich dazu das Wesen genauer zu mustern.

Es besaß acht behaarte Beine, sodass man meinen könnte es würde sich um eine Spinne handeln, doch dieser Endruck trog. Außerdem passte der weiter aufragende Kopf nicht dazu, wenn man das so nennen konnte. Der ähnelte nämlich eher einer Gottesanbeterin, wobei Ascon angewidert das Gesicht verzog, als er zu den arbeitenden Beißwerkzeugen hinaufblickte. Das gefiel ihm noch weniger als gar nicht.

Erneut wich er einer heftigen Attacke aus, sprang zurück und schaffte es gerade noch rechtzeitig sich seitlich abzurollen, um nicht aufgespießt zu werden.

Allmählich musste er das hier beenden. Entgegen seiner Erwartungen war das Vieh verdammt reaktionsschnell, was es ihm erschwerte überhaupt zu treffen, da seine Angriffe immer abgewehrt wurden. Zudem zeigten die Laser keine Wirkung. Die Panzerung dieses Monsters war einfach zu kompakt, er kam damit nicht durch.

Fluchend umfasste er seine Waffe fester, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

Es musste doch einen Schwachpunkt haben, überlegte er fieberhaft, während er einem weiteren Scherengriff auswich. In derselben Sekunde erkannte er jedoch, dass das Vieh ihn reingelegt hatte und sah nur noch wie die andere Schere auf ihn zuraste, er gegen einen Baum geschleudert wurde.

Das nächste was er spürte, waren unendliche Schmerzen in der Seite, die ihm fast die Besinnung raubten. Verbissen kniff er die Lider zusammen und rappelte sich auf. Dabei spürte er, dass sein bereits vorher schon verletzter Arm ebenfalls ganz schön was abbekommen hatte.

Sein Atem ging schnell und unregelmäßig, doch er gestattete sich nicht seine Konzentration sinken zu lassen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren, wenn er sie beide hier raus bringen wollte.
 

Der Kleine hatte das schreckliche Vieh bemerkt und es mit aufgerissenen Augen im schwachen Licht gemustert. Er zitterte vor Angst, und als er eine der schweren Scheren auf sich zukommen sah, kniff er die Augen zusammen und dachte schon, sein letztes Stündlein hatte geschlagen, als er auf einmal einen ihm so bekannten Geruch wahrnahm. Allerdings zuckte er zusammen und schrie panisch auf, als das Vieh ihn nur knapp verfehlte.

In diesem Moment erblickte er Ascon, allerdings erkannte er ihn erst auf den zweiten Blick. Der Mann sah so anders aus, irgendwie machte er ihm Angst! Die roten Augen und die eigenartige Haut... War das diese komische zweite Persönlichkeit, von der der Dunkelhaarige mal gesprochen hatte? Aber er hatte keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken, als das Vieh begann, den Mann anzugreifen!

Laurin war wie erstarrt und konnte sich nicht rühren. Aber die Tränen perlten unaufhörlich von seinen Wangen als er mit ansehen musste, wie der andere verletzt wurde. Leise wimmernd rollte er sich zusammen und zitterte. Was würde das Ganze für ein Ende nehmen? Ascon war zwar nun bei ihm, aus welchen Gründen auch immer, aber was nutzte das, wenn dieses ekelhafte Vieh sie beide verletzte? Sie hatten doch überhaupt keine Chance!

Er versuchte in dieser Situation etwas zu finden, was dem Mann vielleicht helfen konnte, irgendetwas, das dieses Vieh vielleicht abschreckte... Er beobachtete es, auch wenn er schreckliche Angst hatte und bemerkte, dass die Augen von ihm ziemlich klein waren. War es lichtempfindlich?

Laurin zitterte als er sich schwerfällig aufrichtete und hoffte, dass das Vieh ihn noch nicht bemerkte. Er wischte sich die Tränen weg und schloss die Augen, dann konzentrierte er sich darauf, seine Haare so hell wie nur möglich leuchten zu lassen und trat einen Schritt vor. Bei dem hellen Leuchten musste sogar Ascon die Augen zusammenkneifen, und die hellen Blümchen, in denen der Junge stand, taten ihr übriges.

Im Moment war das Vieh abgelenkt und wich sogar zurück, als der Kleine erneut einen Schritt tat und ihn mit dem hellen Licht zurück drängte. Aber wie lange das anhalten würde wusste er nicht.
 

Ascons Überraschung hielt nur kurz an. Zuerst wollte er den Jungen anbrüllen, ob er verrückt und lebensmüde war, doch sowie er mitbekam, dass Laurin wahrscheinlich einen Schwachpunkt bei dem Ungetüm entdeckt hatte, handelte er, solange es abgelenkt und durch das plötzliche Licht anscheinend geblendet war.

Agil pirschte er sich an ihren Angreifer heran und brachte sich mit einer geschickten Rollbewegung unter seinen Gegner. Von außen war er bisher nicht gegen das Vieh angekommen, aber er konnte sich noch schwach daran erinnern, dass Insekten meistens nur äußerlich gepanzert waren. In gewissem Sinne gehörte dieses Lebewesen auch dazu und er hoffte, dass er es wenigstens soweit außer Gefecht setzen konnte, dass sie genug Zeit hatten hier weg zu kommen.

Unter dem spinnenartigen Leib kam er auf dem Rücken zu liegen, richtete die Laserwaffe auf den Punkt, wo er die Körpermitte vermutete und drückte ab. Sofort schoss ihm ein Schwall grüner Schleim entgegen, dem er selbst wenn er gewollt hätte nicht entkommen konnte.

Ohrenbetäubend schrie das Monster auf und Ascon schaffte es gerade noch rechtzeitig sich wieder unter diesem hervor zu manövrieren. Kraftvoll stieß er sich an einem der Spinnenbeine, welches ihm noch zusätzlichen Schwung verlieh, bevor das aggressive Vieh in sich zusammen brach. Eine Weile blieb er noch in seiner Position, um sicherzugehen, dass das Monster nicht nur simulierte und sie nachher noch mal angriff. Aber dem war nicht so. Keine Regung ging mehr von dem Wesen aus, weshalb Ascon schließlich aufstand und sich den Schleim angeekelt aus dem Gesicht und von den Armen wischte. Es brachte jedoch nicht viel.

Gotteslästerlich fluchte er. Na toll!

Jetzt konnte er sein Hemd endgültig wegschmeißen! Es war nicht nur zerrissen, sondern auch total eingesaut. Unmöglich das wieder sauber zu bekommen. Missmutig verzog er das Gesicht. Auf jeden Fall musste er sich erst mal waschen. Er wollte sich gar nicht vorstellen was für ein Gefühl es war, wenn der Sabber erst mal trocknete.

Dann schob er diese Gedanken jedoch bei Seite und schaute sich nach Laurin um. Der Junge hatte ihm mit seinem Einsatz unsagbar geholfen. Allerdings war es auch Laurins Schuld, dass sie überhaupt in so eine Situation geraten waren, weshalb nun leichter Ärger von Ascon Besitz ergriff. Sie hätten Beide drauf gehen können!

Und er hatte dem Kleinen ausdrücklich gesagt, dass es zu gefährlich war auf eigene Faust loszuziehen.

Warum hatte er sich also nicht an seine Warnung gehalten?

Sogar seine Schritte waren von unterschwelligem Ärger begleitet, als er zu dem Jungen ging, der weinend auf dem Waldboden zusammen gesunken war. Ascon wusste nicht wie er reagieren sollte und dachte nach, während er sich zu ihm herunter beugte.

Laurin anzuschnauzen brachte es nicht. Der Junge war so schon verängstigt genug. Prüfend blickte er in das zerkratzte Gesicht und registrierte die kleinen Blutrinnsale auf den hellen Wangen, die von den Schnitten herrührten. Nicht gut ... gar nicht gut, dachte der Schwarzhaarige sofort.

Er musste höllisch aufpassen, dass er ja nicht damit in Berührung kam. Sonst passierte ein weitaus schlimmeres Unglück!

Deswegen näherte er sich dem Kleinen auch nicht weiter sondern sagte nur: »Komm, lass uns zurück gehen.« Dann erhob er sich und drehte sich um, wartete bis er sicher war, dass Laurin sich erhoben hatte und lief schließlich in einem angenehmen Tempo zurück zu ihrem Lager.
 

Laurin war zitternd auf den Waldboden gesunken. Er war vollkommen erschöpft, weil er sehr viel Energie benötigt hatte und stellte erleichtert fest, dass dieses abartige Vieh endlich tot war. Er blickte zu Ascon auf und sah ihn unsicher an, weil er noch immer so komisch und fremd aussah...

Aber er hörte auf die Worte, nickte und richtete sich zitternd auf. Er war noch ein wenig unsicher auf den Beinen, aber da er ja selbst an dem Schlamassel Schuld war, wollte er den Dunkelhaarigen nicht noch weiter belasten, also lief er ihm langsam hinterher. Dadurch, dass er sich auf seine nackten Füße verlassen konnte, stolperte er auch nicht, war nur erschöpft, was man daran sehen konnte, dass er schwerer Atem holte. Er brauchte unbedingt etwas, womit er das Blut stillen konnte, seine Kleidung war schon ganz silbrig. Laurin wusste, dass er verbluten konnte, wenn er nichts tat, denn darauf reagierte sein Körper sehr empfindlich. Aus seinem Volk hatten die Leute immer die Kinder gewarnt, sich ja nicht an spitzen Pflanzen zu verletzen, weil es sehr schwer war den Blutfluss zu stoppen. Das war nur möglich, wenn eine Person, die er mochte, über die Wunde leckte, oder er eine bestimmte Pflanze fand, die es aber nur sehr selten gab.

Er hatte Glück, dass es nicht sehr tiefe Kratzer waren, aber sie würden dennoch nicht alleine aufhören zu bluten.

»A... Ascon...«, sagte er leise und sah ihn unsicher an, wobei er zu ihm aufschloss und neben ihm herlief. An dem ekelhaften Geruch störte er sich nicht, weil es wichtigere Sachen gab.

»Ich... wenn ich keine der Pflanzen finde, die mein Blut stillen kann, dann musst du darüber lecken, damit sich die Wunden schließen... Sonst... kann ich innerhalb von Stunden verbluten, weil sich meine Haut nicht selbst schließen kann...« Er schluckte und hielt den Blick gen Boden gesenkt, wusste nicht, wie der Dunkelhaarige das aufnehmen würde, spürte der Kleine doch schon dessen schlechte Laune.

Gerade kamen sie an einem klaren Flusslauf vorbei, in dem sich der Mann endlich waschen konnte, deshalb hielt Laurin, der noch immer auf eine Antwort wartete, an und nagte nervös an seiner Unterlippe herum, während erneut ein Bluttropfen silbrig glänzend sein Kinn hinab rann und auf seinen Umhang fiel.
 

Bei Laurins Worten durchfuhr ihn ein Ruck und er musste leicht schlucken. Er sollte die Wunden des Kleinen lecken? Allein bei dem Gedanken daran und was passieren konnte, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Aber was blieb ihm eigentlich für eine Wahl, wenn er dem Kleineren nicht beim Sterben zusehen wollte? Unzufrieden knirschte er mit den Zähnen.

»Komm her... «, wies er Laurin schließlich mit einer Handgeste an, während er sich am Wasser niederließ und sich erst einmal notdürftig wusch.

Leicht zitternd glitt Laurin neben ihn, er sah den Jungen jedoch erst nicht an, kämpfte noch mit sich selbst. Dann fasste er einen Entschluss.

»Hör mir genau zu, Laurin«, eindringlich blickte er nun in die großen blauen Augen. »Versprich mir, dass du von jetzt an immer tust, was ich dir sage!«, forderte er und wartete ungeduldig die Antwort ab. Er las in den ausdrucksvollen Iriden des Kleineren, dass dieser nicht ganz verstand, was er damit bezwecken wollte, doch schließlich willigte er ein.

»Sag es!«, befahl Ascon. Er wollte es von Laurin hören.

»I-ich verspreche es...«, sagte der Junge etwas unsicher und veranlasste den Schwarzhaarigen zu einem zufriedenen Seufzen.

»Also gut. Wenn ich es getan habe, dann wirst du unverzüglich zurück in unseren Unterschlupf gehen.« Zur Sicherheit wies er dem Hellhaarigen noch einmal die Richtung. »Achte genau darauf, wann ich zurück komme. Ich denke dein Gehör ist gut genug, dass du mich aus einiger Entfernung erkennen wirst.« Er machte eine kurze Pause und schloss für einen Augenblick die Augen, weil er nicht so recht wusste, wie er Laurin vor sich schützen sollte. Leckte er ihm das Blut von der Wange würde mit Sicherheit seine zweite Persönlichkeit erwachen. Bis jetzt hatte sie noch geschlafen, aber dafür garantieren konnte er nach der folgenden Handlung nicht mehr. Und wenn sein zweites Ich erst einmal erwacht war, war eine Verwandlung bestimmt kaum zu verhindern. Damit stand unweigerliche Laurins Leben auf dem Spiel.

»Wenn du mich so siehst... « Absichtlich ließ Ascon die Schuppen auf seiner Haut erscheinen und hielt ihm einen Arm hin, sodass Laurin es sich genau ansehen konnte. Furchtsam schreckte Laurin ein Stück zurück, fing sich dann aber wieder.

»Dann lauf weg, lauf so schnell du kannst und versteck dich irgendwo. Klettere von mir aus auf einen Baum. Aber versuch einfach weg zu bleiben, verstanden?! Komm mir dann nicht zu nahe!«

Nachdrücklich ließ er seine Augen einmal rot aufglühen, bevor er den Kampfmodus wieder herunterfuhr und sein ursprüngliches Äußeres annahm.
 

Der Kleine war für kurze Zeit verschreckt. Die roten Augen machten ihm mehr Angst, als diese komischen Schuppen auf der Haut, und er war instinktiv zurück gewichen, starrte Ascon aus schreckgeweiteten Augen ängstlich an, bis er sich klar machte, dass ihm der Mann nichts tat. Unsicher leckte er sich über die trockenen Lippen, während erneut ein silbriger Tropfen auf seine Kleidung fiel. Er vertraute dem Dunkelhaarigen, das wusste er, und er machte es sich erneut noch einmal klar. Zwar verstand Laurin nicht, was das alles sollte, aber er spürte, dass es sehr wichtig war, also widersprach er nicht und fragte auch nicht nach, immerhin hing sein Leben davon ab. Wenn er erst einmal zu viel Blut verloren hatte war es aus. Wäre er doch bloß nicht wie ein Verrückter in den Wald gelaufen, er war an diesem ganzen Schlamassel schuld...

Den Blick senkend seufzte er einmal kurz lautlos, dann sah er Ascon mit festem Blick an, in dem keine Angst mehr lag sondern bedingungsloses Vertrauen. Um den Mann zu beruhigen sagte der Kleine leise, den Blick haltend:

»Ich... ich vertraue Euch, Ascon...«

In diesem Moment wirkte er irgendwie älter, als hätte ihn die ganze Situation reifer gemacht und er fügte noch an um zu zeigen, dass er alles verstanden hatte:

»Also... wenn sich meine Wunde geschlossen hat, laufe ich weg zu unserer Höhle und wenn Ihr dann kommt und... und so komisch ausseht, dann... dann klettere ich auf den nächsten Baum, möglichst weit weg, ja?«

Er sah den Dunkelhaarigen aus großen Augen an und rutschte wieder ein Stück heran.

»Müssen... müssen wir uns dann trennen... ist das schlimm?«

Ihm lagen einfach so viele Fragen auf der Zunge, eigentlich hatte er sie nicht stellen wollen, aber es war ihm einfach so heraus gerutscht. Er vertraute Ascon bedingungslos, aber alleine sein wollte er nicht, nicht hier...

Gedankenverloren und auf eine Antwort wartend steckte der Kleine seine Beine in den kühlen, schmalen Flusslauf und schloss die Augen halb, genoss die Frische. Aber er spürte, wie er ganz langsam schwächer wurde, seine Lebensenergie verlor, deswegen raffte er sich schon bald schnell wieder auf und lehnte sich zu dem Mann hinunter, damit dieser besser an seine Verletzung heran kam.

Laurin schloss wider Erwarten nicht die Augen, und zeigte auch keinerlei Angst. Er sah dem Mann vertrauensvoll in die Augen, atmete ganz ruhig und zitterte nicht einmal.
 

In gewisser Weise erleichtert und doch unendlich angespannt, nahm er Laurins Antwort entgegen.

Gut, der Kleine hatte verstanden, was er ihm sagen wollte. Er freute sich auch darüber, dass der Junge ihm vertraute. Das war mehr, als er nach all dem erwarten konnte und doch bedrückte es ihn. Was, wenn sein anderes Ich Laurin fand und verletzte, schlimmstenfalls tötete?

Es war nicht auszuschließen und allein der Gedanke daran verursachte ihm ein schlechtes Gewissen und seine Ungewissheit trieb ihn schier in den Wahnsinn. Nervös strich er sich noch einmal die offenen Haare zurück und merkte dann auch schon den kleineren Körper dicht an seiner Seite. Er spürte, dass Laurins Kräfte langsam nachließen und rang sich dazu durch dem Silberschopf noch einmal liebevoll über den Kopf zu streichen, bevor er auf die letzte Frage antwortete.

»Vorerst müssen wir uns trennen. Solange ich für dich fremd aussehe musst du dich von mir fern halten. Aber wenn wieder alles in Ordnung ist, dann werde ich dich schon finden, versprochen!«, versicherte er dem Kleineren.

Er hoffte nur, dass sein zweites Ich Laurin nicht zuerst fand...

Nachdrücklich sah er dem Kleineren noch einmal in die Augen. Dieser erwiderte seinen Blick unerschrocken und der Schwarzhaarige hielt ihn eine ganze Weile fest, sodass Laurin auch den Ernst der Lage vollständig begriff. Erst als er sich sicher war, überwand Ascon zögerlich den Abstand zwischen ihnen und begann vorsichtig über die tiefen Kratzer in dem zarten Gesicht zu lecken. Bedächtig glitt seine Zunge über jede kleine Verletzung die er entdeckte und er fasste dabei zärtlich unter Laurins Kinn, um es sachte anzuheben, damit er auch an die vereinzelten Wunden am Hals heran kam.

Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper, Hitze durchströmte ihn wellenartig und er hielt in seiner Bewegung inne, biss sich um Beherrschung ringend auf die Lippen. Er hatte es gewusst! Seine zweite Persönlichkeit erwachte.

»Zeig mir deine Arme«, befahl er gepresst, wobei er versuchte durch pure Willenskraft, den Wandlungsprozess hinaus zu zögern.

Fahrig griff er nach dem schmalen Handgelenk, streckte Laurins Arm, sodass er alle Kratzer auf einen Blick erkennen konnte und leckte schnell und nicht mehr annähernd so sanft wie am Anfang darüber.

Das gleiche wiederholte er bei dem anderen Arm und es fiel ihm immer schwerer die Kontrolle zu behalten. Sein Rücken brannte bereits wie Feuer und er unterdrückte nur unter äußerster Anstrengung ein schmerzvolles Stöhnen. Die Konturen der Umgebung begannen langsam zu verschwimmen und schwarze Punkte tanzten vor seinem inneren Auge.

Grob schubste er Laurin schließlich von sich und brachte schwer atmend ein angespanntes »LAUF!« hervor. Er hatte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde, doch er spürte auch, dass er es nicht mehr lange zurückhalten konnte. Schuppen bildeten sich bereits auf seiner Haut und es war nur noch eine Frage von wenigen Minuten, bis er vollkommen die Kontrolle verlor und seinem zweiten Ich überlassen musste.

Laurins Blut hatte eine viel stärkere Wirkung auf ihn, als dessen Speichel oder seine Berührungen. Deswegen verlief die Verwandlung so schnell... zu schnell!

Gepeinigt von unsagbaren Schmerzen, krallte Ascon seine Hände in den feuchten Grasboden und krümmte qualvoll den Rücken.
 

Laurin spürte, wie Ascon mit sich rang und verstand das nicht so ganz, aber er fragte nicht nach. Er vertraute dem Dunkelhaarigen und erwiderte deshalb auch dessen Blick ruhig. Er seufzte wohlig, als der Mann ihm sanft über die Haare strich und schmiegte sich an ihn, die Situation beinahe ganz vergessend. Für Streicheleinheiten war immer Zeit, er liebte Streicheleinheiten über alles, war vollkommen verschmust, wenn der andere das zuließ, doch bisher hatten sich noch nicht viele Situationen ergeben… Schade eigentlich…

Der Hellhaarige wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er die Stimme von Ascon hörte und lauschte auf die Worte, leise seufzend.

Er mochte ihn nicht alleine lassen, hier im Wald… Was, wenn ihm doch irgendetwas passierte und noch so ein Vieh kam? Der Kleine nagte an seiner Unterlippe herum und nickte schließlich. Merkte sich, erst wieder zu dem Anderen zu gehen, wenn er „normal“ aussah, auch wenn er ein wenig Angst hatte. Aber die Worte machten ihm auch Hoffnung, also atmete er noch einmal tief durch und nickte schließlich. Er hoffte wirklich, dass sie sich wieder fanden und er selbst sich nicht irgendwo verlief… Nachher fanden sie sich in der riesigen Wildnis hier nicht wieder!

Automatisch schloss er die Augen, als der Mann ihn näher zu sich heran zog und zärtlich begann, über die Verletzungen zu lecken. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem beschleunigte sich. Er spürte, wie sich die Wunden sofort verschlossen und nichts als zarte, unberührte Haut hinterließen.

Doch der kurze Moment der Idylle wurde unterbrochen, als ein Ruck durch den Körper des anderen ging. Entsetzt sah Laurin auf, er spürte die Schmerzen, die der andere auf einmal erleiden musste, fast körperlich und wimmerte leise.

Verwirrt streckte er seine dünnen Arme vor, als der Dunkelhaarige das verlangte und bemerkte erst jetzt, dass er auch dort blutete. Das hatte er ja gar nicht mitbekommen! Die Augen zusammen kneifend ließ er die nun ruppigen Berührungen über sich ergehen und war vor Angst wie gelähmt, weil er spüren konnte, was in Ascon vorging.

Er schrie erschrocken auf, als der Mann ihn von sich stieß, doch dadurch verlor sich seine Starre und er rappelte sich zitternd auf, den anderen ängstlich anstarrend. Konnte er ihn hier alleine lassen? In diesem Zustand? Er war versucht zu bleiben, doch da erinnerte er sich an das Versprechen, dass er dem Dunkelhaarigen gegeben hatte. Zur Höhle laufen, und wenn Ascon noch immer so komisch aussah fliehen…

Laurin zuckte zusammen und wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er den Schrei des anderen hörte, dass er laufen sollte. Er stolperte, als er sich hektisch umdrehte, fiel jedoch nicht, sondern schwankte ein wenig, dann hatte er das Gleichgewicht wieder gefunden und lief so schnell er konnte. Dabei blieb er am Bachlauf, wo keine Äste waren, die ihn verletzen konnten, und als das Wasser flach wurde, rannte er hindurch zur anderen Seite, bis er wieder auf Waldboden lief. So schnell war er noch nie gerannt. Seine Haare leuchteten nur noch schwach und er atmete schnell und unregelmäßig. Zum Glück verletzte er sich nicht noch einmal, sondern lief so schnell er konnte zu der Höhle zurück.

Schwer atmend kam er an der Höhle an, schlich sich um das nur noch schwach brennende Feuer herum und ließ sich auf das weiche Moos sinken. Aber dann sprang er wieder auf und legte Holz nach. Falls Ascon kam, war ihm bestimmt kalt… Er brauchte einige Zeit, um sich zu überwinden, dann griff er das trockene Holz und schmiss es auf den Haufen. Die Luft war ganz schön heiß da, aber er hielt es aus, und als es wieder höher brannte, verzog er sich zurück auf das Moos, das noch nach Ascon duftete…

Leise schniefte er und kleine Tränen kullerten von seinen Wangen hinunter und perlten und hüpften glänzend über den Boden. Es war alles seine Schuld, er war schuld, dass der Mann Schmerzen hatte…!

Allerdings lauschte er genau auf die Geräusche um sich herum, bereit, sofort aufzuspringen, sollte er etwas hören.
 

Sein Rücken brannte wie ein ganzes Inferno und er glaubte ohnmächtig zu werden. Verbissen wehrte er sich dagegen, kämpfte gegen die bestialischen Schmerzen an. Wenn er jetzt schon aufgab, hatte Laurin wahrscheinlich gar keine Chance. Zumindest ein bisschen durchhalten musste er noch, bevor er seiner anderen Persönlichkeit die Gewalt überließ.

In seinem Kopf herrschte Chaos und Ascon wusste wenig später nicht mehr, was er tun sollte. Je mehr er sich gegen die Verwandlung wehrte, desto heftiger versuchte Kiron, sein zweites Ich, die Kontrolle zu übernehmen und umso brutaler wurden auch die Schmerzen.

Schweißgebadet kniete er im Gras und hatte seinen Oberkörper mit den Armen umschlungen, während sein innerer Kampf auch auf seiner Haut sichtbar wurde. Immer wieder wechselten sich schwarze Schuppen und glatte dunkle Haut ab. Ascon keuchte, ihm lief vor Anstrengung der Schweiß die Kinnlinie entlang und tropfte in Gras, wovon er jedoch nichts mitbekam. Alles woran er denken konnte war, die Kontrolle zu behalten auch wenn er wusste, dass er niemals gewinnen konnte.

Wenig später erschlaffte sein Körper und er fiel auf den weichen begrünten Boden.
 

***
 

In den letzten Tagen war Tarêk recht zufrieden mit dem was sie geschafft hatten. Auf der virtuellen Karte des Planeten vor der er wieder einmal stand, um die Informationen aus zu werten, befanden sich nun bereits drei weitere Stellen, an denen Lebewesen entdeckt worden waren. So langsam bekam er einen Überblick über die Besiedlung des Landes und in nicht allzu ferner Zeit sollte es dann möglich sein mit den momentan noch Unbekannten Kontakt auf zu nehmen. Wie schon zuvor speicherte er die neu gewonnen Informationen im Archiv ab und streckte sich dann sorgenfrei. Bisher lief alles gut und deswegen würde er jetzt rausgehen und sich ein wenig entspannen.

Doch sowie er das Schiff verließ, beschlich den Braunhaarigen wieder dieses seltsame Gefühl. Es war stärker und eindeutiger geworden, sodass er es nicht mehr auf irgendeine Einbildung schieben konnte. Seine Instinkte suggerierten ihm, dass er beobachtet wurde und allmählich war er auch davon überzeugt. Fragte sich nur WER es auf ihn abgesehen hatten und WARUM? Anscheinend war das aber nur bei ihm so, denn als er seine Männer heute früh geschickt nach dieser Sache gefragt hatte, hatten alle nur mit dem Kopf geschüttelt.

Tja... Das verunsicherte ihn etwas und darüber ärgerte er sich. Doch er war fest entschlossen heraus zu finden, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte. Außerdem war er sich sicher, dass es nicht nur Einbildung war, weil er an chronischem Haarbandmangel zu leiden schien. Und das immer nur wenn er in dem kleinen versteckten Teich baden war.

Deswegen fasste er einen Entschluss. Irgendwie würde er den Übeltäter schon ausfindig machen und er hatte auch schon eine Idee wie er das anstellen würde. Zielstrebig trat er von der Wiese in den Wald und schritt auf dem schmalen Pfad zu der Lichtung der Galadhrim, wo sich einige seiner Männer befanden und zwischen den Bäumen herum lungerten. Die Mittagshitze war unerträglich, weshalb er die Arbeiten hatte einstellen und die Leute in ihre Baumhäuser zurückkehren lassen. Er war nicht der Typ, der sich an anderer Leute Leid erfreute und außerdem handelte er auch in Ascons Sinne, der ebenfalls Rücksicht genommen hätte. Sie waren zwar eine kriegerische Rasse, dennoch aber auf das Wohl ihrer Untertanen bedacht. Denn Untergebene die sich geachtet und gut behandelt fühlten, zettelten keine Aufstände an und so hatten beide Seiten ihre Ruhe.

Da alles in Ordnung zu sein schien, strebte er tiefer in den Wald und erreichte auch schon bald seinen Lieblungsplatz. Sofort entspannte er sich etwas, bei dem wunderschönen Anblick. Das Wasser glitzerte wie tausend Diamanten und das tiefe Blau war einfach nur atemberaubend. Die satte grüne Umgebung, verlieh dem ganzen etwas urtümliches und gleichzeitig märchenhaftes, sodass er sich sofort von dem Bild gefangen fühlte. Nach einer Weile des Betrachtens löste er sich jedoch davon und setzte sich unter den nahe stehenden Baum.

Mit Absicht ging er nicht Baden, so wie er es sonst immer tat. Bevor er sich an die erstaunlich weiche Rinde lehnte, öffnete er seine Haare, sodass sie ihm locker über die Schultern fielen und behielt das Band in der Hand, wo es leicht vom Wind bewegt wurde. Dann schloss er die Augen und tat so als würde er schlafen wollen. Tatsächlich aber waren seine Sinne rasiermesserscharf und er nahm jedes noch so kleine Geräusch überdeutlich wahr. Äußerlich total entspannt wartete er also ab, was passieren würde...
 

Amien kicherte vor sich hin. Er saß in seinem Lieblingsbaum am See und war natürlich nicht zu sehen, so gut getarnt war er. Der Kleine hatte seinen Ärmel zurück geschoben und betrachtete die vier Lederbänder, die er schon darum geschlungen hatte. Und er konnte genau die Ereignisse aufzählen, mit denen sie verknüpft waren. Glücklich lächelte er und betrachtete sie noch eine ganze Weile, dann jedoch ließ er den langen, dünnen Ärmel wieder drüber fallen und schloss die Augen halb.

Er fühlte sich wohl, niemand hatte ihn gesehen und seinen Eltern schien es auch gut zu gehen. Und er konnte ungehindert diesen gutaussehenden Mann beobachten, den er in letzter Zeit häufiger zu Gesicht bekam, was ihn sehr freute. Und es ergab sich oft eine Gelegenheit, wo er eines dieser faszinierenden Lederbänder unbemerkt an sich nehmen konnte. Er wusste selbst nicht weshalb, aber irgendwie fand er es lustig, dass der andere das noch nicht mitbekommen und immer wieder ein Neues dabei hatte. War das nicht eigentlich unlogisch? Naja, es interessierte ihn nicht wirklich, solange er neue Erinnerungsstücke bekam, die so schön waren!

Er lächelte erneut und lehnte sich in die Baumkrone die so schön bequem war. Leicht gähnte er. Irgendwie war er ein wenig schläfrig, doch er wurde sofort wieder hellwach, als er Schritte hörte. Wer kam denn da? Aber die Schritte erkannte er sofort und ein freudiges Lächeln umspielte seine fein geschwungenen Lippen. Er kam wieder, bestimmt zum Baden, das traf sich gut! Er grinste und lehnte sich etwas vor, beobachtete ihn genau und musterte ihn von oben bis unten. Hach... so einen schönen, dunklen und durchtrainierten Körper hätte er auch gerne, aber leider war ihm das nicht vergönnt... Naja, musste er sich mit Anschauen zufrieden geben...

Erstaunt nahm Amien wahr, dass der Mann diesmal gar nicht baden ging, sondern sich genau an den Stamm seines Baumes lehnte, auf dem er gerade hockte. Lautlos kletterte der Kleine einige Zweige hinab, um sehen zu können, was der andere tat, ohne aber von unten selbst gesehen zu werden.

Das war ja eigenartig, er schien sich ausruhen zu wollen, das hatte er doch noch nie gemacht, das war unlogisch und roch geradezu nach einer Falle. Aber das Bändchen bewegte sich so verlockend im Wind! Und wenn er es hatte, dann hatte er einen ganz besonderen Augenblick gefangen! Wenn er es doch nur unbemerkt bekommen könnte! Aber wie sollte das gehen? Die Äste des Baumes reichten zwar tief, aber so tief nun auch wieder nicht! Nun, er könnte sich an den letzten Ast hängen und nach unten baumeln lassen, um es zu kriegen, aber wer garantierte denn, dass der Mann nicht zum Baum aufsah? Es sei denn, er schlief tief und fest...

Nachdenklich nagte der Kleine an seiner Lippe herum. Aber er war so gefangen in dem Gedanken, dieses Band mit dem Andenken endlich zu haben, dass er darüber keinen weiteren Gedanken mehr verschwendete. Er musste es haben, um jeden Preis!!!

Lautlos sprang er die Äste hinab, leichtfüßig und ohne die Balance zu verlieren. Als er am untersten Ast angekommen war, erschauderte er und hielt inne. Er war dem Mann näher als er je gewesen war und das ließ ihn den Moment inne halten. Er schloss die Augen und lächelte beseelt, doch dann erinnerte er sich wieder an das Ziel seiner Mission und er setzte sich auf den letzten Ast und ließ sich langsam kopfüber hinunter, so dass er sich mit den Beinen bequem an dem Ast festhalten konnte.

Lautlos atmete er und betrachtete das Gesicht, das so nahe war, schluckte und lächelte. Doch dann sah er das Band und er grinste, streckte eine zarte Hand danach aus und begann gaaaaanz langsam daran zu ziehen, aber nur in Abstand der Windstöße, die das Bändchen bewegten, damit es nicht auffiel. Und nach schier endloser Zeit hatte er es tatsächlich in den Händen, strahlte vor Glück und band es sich sofort leise um das Handgelenk, schob seinen Ärmel dann wieder bedeckend darüber und hielt inne. Verdammt, er hatte nicht darüber nachgedacht, WIE er da wieder RAUF kommen sollte!!! Panisch beugte er sich hoch und schaffte es, den Ast mit einer Hand zu umfassen. Jetzt musste er es nur noch ein Stückchen höher schaffen! Hoffentlich schlief der andere tief und fest, denn das ganze war eine ziemlich wacklige Angelegenheit!
 

Der leichte Wind umspielte ihn, streichelte seine Haut und ab und zu streifte eine Haarsträhne sein Gesicht. Das Band hielt er relativ locker und zuerst bemerkte er nicht wie es sich langsam bewegte. So angestrengt er auch lauschte, er hörte einfach nichts Auffälliges und fragte sich innerlich seufzend, ob das nicht doch ein wenig zu offensichtlich für diesen Dieb war.

Immerhin waren solche Leute gerissen und würden sich nicht von so etwas hinreißen lassen. Doch dann spürte er ganz plötzlich einen etwas stärkeren Zug an dem Band, spannte sich an und war schon versucht die Augen aufzuschlagen, doch entschied sich im letzten Moment anders und überlegte von wo der Dieb kommen mochte.

Schritte hatte er keine gehört, also befand er sich sicherlich nicht auf dem Boden. Blieb also nur noch der Baum... Sowie er diesen Gedanken gefasst hatte, nahm er einen geringfügig veränderten Geruch in der Luft war, der seine Nase lieblich umspielte. Davon abgelenkt merkte er nicht, wie das Band seine Finger verließ. Erst als der Duft verschwand registrierte er, dass er sich schon wieder erfolgreich hatte bestehlen lassen und schlug nun doch die Augen auf, richtete sein Augenmerk sofort nach oben wo er seinen Widersacher vermutete... und tatsächlich!!

An dem Ast über ihm hing ein Junge.

Auf den ersten Blick erkannte er, dass es einer der Galadhrim war und ganz automatisch schlug er kraftvoll mit seinem Arm gegen die Baum. Die Erschütterung sorgte dafür, dass der Kleinere erschrocken aufschrie, weil er den Halt verlor und er plumpste ungebremst in Tarêks Schoß, da sich dieser noch nicht aufgerichtet hatte.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte er den Kleineren ärgerlich an, der sich verschreckt in sein Hemd gekrallt hatte und nun leicht ängstlich mit geweiteten grauen Augen zu ihm aufsah. Eine Weile starrte er einfach nur zurück, ließ seinen Blick dann wandern und entdeckte auf Grund des hoch gerutschten hellen Ärmels an dem Arm des Jungen seine ganzen verschollenen Haarbänder. Daraufhin sah er ihm mit noch größerem Ärger wieder in die Augen.

»Du hast mich also wirklich beklaut, du kleiner Unhold!«, stellt er gepresst fest und meinte es gar nicht so böse wie er sich anhörte. Als ihm nämlich allmählich klar wurde, dass das auch der Junge sein musste, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, ohne dass er ihn dabei zu Gesicht bekommen hatte, wich seine Verärgerung über den Diebstahl seiner Sachen leichter Belustigung. Doch das zeigte er nach außen hin nicht, sondern behielt seinen strengen Ausdruck bei.
 

Amien wollte gerade erleichtert aufseufzen, weil er es fast zurück auf den Ast geschafft hatte, der Sicherheit und Schutz für ihn bedeutete, als er auf einmal ein Geräusch hörte und der Baum anfing zu wackeln. Erschrocken schrie er auf und konnte nicht verhindern, dass er nach unten plumpste, weil er sich nirgendwo mehr festhalten konnte.

Doch er fiel entgegen seinen Erwartungen gar nicht hart, sondern ziemlich weich und sofort umfing ihn ein stark männlicher Duft, der ihm fast die Sinne raubte. Ein wenig benebelt davon hatte sich der Kleine an das Hemd des anderen geklammert, doch als er es merkte, zog er die Hände scheu zurück, rollte sich zu einer Kugel zusammen und sah ängstlich zu ihm auf. Verdammt, ihn hatte noch nie jemand erwischt, wieso gerade er?! Das war ja megapeinlich!!!

Sein Herz klopfte total schnell und eine gewisse Röte zeigte sich auf seinem Gesicht, die er eigentlich noch nie gehabt hatte, aber jetzt war sie da. Er war dem anderen so nah, berührte ihn, was einen Schauer durch seinen Körper jagte und seinen Atem schneller gehen ließ. Er stellte fest, dass er sich wohl fühlte, und dann noch diese männliche, tiefe Stimme, einfach herrlich...

Seine Angst wich der Bewunderung und Neugierde, und der Sinn der Worte des Mannes drang erst ziemlich spät zu ihm durch. Amien folgte dem Blick des anderen und errötete tief, als die fünf Lederbänder offensichtlich zu sehen waren. Er zog seinen Arm zurück, sah ihn trotzig an und legte anschließend den Kopf schief. Er verstand das Wort „Unhold“ nicht, das der Andere gesagt hatte, aber es musste irgend etwas Schlimmes bedeuten. Dabei hatte er überhaupt nichts Schlimmes gemacht, das sah er ja überhaupt nicht ein.

Außerdem, wieso sah ihn der andere so streng an?! Er hatte überhaupt nichts getan!

Mit festem Blick richtete er sich auf und meinte mit heller, ruhiger Stimme:

»Ich weiß überhaupt nicht, was Ihr habt, Ihr habt doch offensichtlich genug von den Dingern und ich habe sie aufgehoben, als Andenken.« Ohne den anderen ausreden zu lassen, streckte er seinen Arm, hielt ihm die Bänder vor die Nase und zählte erklärend auf: »Bei dem Band hier sah ich Euch zum ersten Mal am See baden, das zweite Band erinnert mich daran, wie Ihr so glücklich und entspannt im Wasser ausgesehen habt, bei dem dritten Band habt Ihr euch so langsam und verträumt ausgezogen, dass ich einfach etwas brauchte, um mich daran erinnern zu können, das vierte Band zeigt an, wo Ihr nach dem Baden noch eine ganze Weile am Ufer geblieben wart und die Natur genossen habt und das Band hier, das letzte«, meinte er grinsend, »erinnert mich an die Szene, wo ihr schlafend an meinem Baum gelehnt habt...« Er stockte kurz. »Naja... geschlafen habt Ihr wahrscheinlich sicherlich nicht... aber es sah so aus!«, rechtfertigte er sich und lächelte, strahlte den Mann an, wobei seine dunklen, grauen Augen glänzten.

Also er zumindest fand es toll, so viele schöne Erinnerungsstücke zu haben, und er würde sie nicht mehr her geben, so viel stand fest. Entschlossen sah er dem anderen in die dunklen Augen und versank ein Stück darin. Er hatte große Lust, den Mann jetzt zu küssen, aber Amien wusste, was das für weitreichende Folgen haben konnte, deshalb ließ er es lieber bleiben, nicht wenn der Mann nicht aufgeklärt wurde darüber. Aber angetan hatte es ihm dieser, und das sah man ganz deutlich, weil er auch nicht versuchte, es zu verbergen, so glücklich war er, und dieses Glück wollte er mit anderen teilen. Deshalb war der Schreck auch ganz schnell wieder vergessen, der Kleine liebte neue Situationen und kam sehr gut mit ihnen zurecht.
 

Tarêk überraschte die Frechheit des Kleinen außerordentlich. So etwas war ihm ja noch nie untergekommen. Schon gar nicht bei den Galadhrim, die, seitdem er sie kannte allesamt sehr ruhiges und zurückhaltendes Verhalten an den Tag legten und noch keine anderen Gemütszustände gezeigt hatten. Umso verwunderter reagierte er auf diesen Sonderling, wie er ihn erst mal bezeichnete, da er dessen Namen nicht kannte.

»Als Andenken also... «, wiederholte er ruhig, als der Kleine ihm aufgeweckt und frech seinen Arm präsentierte, um den er all die Lederbänder gewickelt hatte.

Missmutig knirschte Tarêk dann mit den Zähnen.

»Sicher hab ich noch ein paar davon, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht mich, oder jemand anderes zu bestehlen! Sowas tut man nicht!!«, belehrte er den Jungen streng und wurde sich jetzt erst richtig bewusst, dass der kleine Frechdachs auf seinem Schoß saß. Als der Jüngere dann auch noch aus zu plaudern begann an was für eine Begebenheit ihn das jeweilige Band erinnerte, sog der Braunhaarige scharf die Luft ein.

Der war ja wirklich total dreist! Er selbst war ja nicht unbedingt prüde und hatte kein Problem angestarrt zu werden, aber so wie der Hellhaarige berichtete, hatte er ihn die ganze Zeit über bespannt, wie ein Stalker und das passte dem Mann überhaupt nicht in den Kram.

Allerdings war er sich nicht schlüssig, was er nun tun sollte. Einerseits müsste er den Kleinen für seine Diebstähle bestrafen, aber andererseits milderte das glückliche Strahlen des lieblichen Gesichtes seinen Ärger über das Geschehene etwas ab. Dennoch...

»Tja... Du hast mich bestohlen und alles von mir gesehen...«, begann er langsam zu sprechen und packte den anderen vorsichtig an den Schultern, denn verletzen wollte er ihn keinesfalls. Den Jüngeren von sich herunter hebend, stand er auf und stellte ihn dann nachdrücklich vor sich ab, blickte betont streng in die großen grauen Augen, die neugierig zu ihm aufsahen und immer noch dieses freche Funkeln beherbergten.

»Du bist mir etwas schuldig und deshalb will ich, dass du dich vor mir ausziehst!«, meinte er in unnachgiebigen Tonfall. Damit wollte er den Kleinen bestrafen, sicher würde er es als demütigend empfinden und Tarêk wäre nicht gezwungen andere Maßnahmen zu ergreifen. »Sieh es als ausgleichende Gerechtigkeit! Du hast mich bespitzelt, nackt wohlgemerkt und nun drehen wir das Spielchen einfach um.«

Mit verschränkten Armen lehnte er sich lässig zurück an den Baum, wartete und amüsierte sich über die geröteten Wangen des Kleineren, der ihm entrüstete Blicke zuwarf. »Nun komm schon... «, forderte er den Hellhaarigen abermals auf - diesmal jedoch in leicht gelangweiltem Ton - als dieser nicht reagierte und nur stur seinen Blick erwiderte. »Ich hab es dir doch oft genug vorgemacht und der dünne Fummel, den du momentan anhast, verdeckt ja nun wirklich nicht sehr viel!« Tarêk machte eine kurze Pause und bot dem Jüngeren dann eine Alternative an. »Aber wenn du nicht willst... « Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Dann kann ich dich zur Strafe auch an einen Baum in die Mittagssonne hängen, damit du in Zukunft vorher überlegst, wen du bestielst.«
 

Amien sah den anderen aus großen Augen an und legte den Kopf schief. Er verstand das nicht, was war denn so schlimm daran, wenn er sich die Bänder genommen hatte, der Mann hatte doch selbst zugegeben, dass er noch genug davon hatte! Außerdem spürte er, dass der andere wütend war und das war gar nicht gut, er mochte ihn doch lieber so entspannt und friedlich wie an dem kleinen See und nicht so aufgebracht. Das stand ihm nicht, da hatte er nur so komische Falten auf der Stirn.

Als der Mann weiter sprach, verzog der Kleine nachdenklich und ein wenig verwirrt das Gesicht. Er wusste nicht, was „stehlen“ bedeutete, in seinem Volk gehörte jedem alles und jeder durfte sich etwas nehmen. So etwas wie private Dinge gab es nicht, sie waren ja ziemlich gleich und hatten nicht viel Unterschiedliches in ihren Häusern oder an Kleidungen. Aber offenbar ging es darum, dass er die Bänder genommen hatte, soweit kam er ja noch mit, und dass er den anderen angesehen hatte. Aber was war denn daran so schlimm? Manchmal lief sein Volk nackt rum, und zwar wenn die Nebelzeit kam, wenn sie denn mal kam, dann war es nämlich den ganzen Tag grau und schön kühl und das Feuchte in der Luft haftete so schön an der Haut, was sich richtig gut anfühlte. Da sah auch jeder von jedem Etwas, was war denn daran das Problem?? Nachdenklich kaute der Kleine auf seiner Unterlippe herum und versuchte, zu verstehen und einzuordnen, was der andere da von sich gab, aber so ganz nachvollziehen konnte der Kleine das nicht.

Amien sah auf, als der andere ihn von dem bequemen Schoß hob und murrte kurz, ließ sich eher widerwillig hinstellen und legte den Kopf schief, fragte sich, was das nun schon wieder sollte. Zum Glück war der Baum sehr groß und dessen Schatten demzufolge auch, so dass er keine Angst vor den Sonnenstrahlen haben musste. Angst hatte er davor ja eigentlich nicht, er war durch seine vielen Erkundungstouren schon abgehärtet und eine halbe Stunde in der Sonne zu stehen machte ihm nicht viel aus, erst danach war es ratsamer, sich in den Schatten zurück zu ziehen weil seine empfindsame Haut das dann doch nicht mehr so richtig mit machte. Das lag wohl an seiner Rasse und es ärgerte ihn, weil er sonst viel besser auf Pirsch gehen konnte, ohne immer gleich im Schatten bleiben zu müssen, aber ändern konnte er daran ja leider nichts...

Die Worte des Mannes drangen erst verspätet durch seine Gedanken hindurch in sein Bewusstsein und er stellte fest, dass er den anderen die gesamte Zeit lang angesehen hatte. Naja war ja auch kein Wunder, es gefiel ihm, was er sah, und so aus der Nähe betrachtet war er noch faszinierter von der dunklen, schimmernden Haut des anderen und den längeren, weichen Haaren...

Als er den Sinn endlich verstand, warf er dem anderen einen entrüsteten Blick zu und kam nicht umhin, dass sich seine Wangen leicht röteten. Verdammt, war das peinlich!! Er hatte nichts zu verbergen und es störte ihn nicht, nackt vor anderen zu sein, aber sich gerade vor IHM nackt zu präsentieren war nun doch etwas anderes, irgendwie fühlte er sein Herz schneller schlagen und der Kleine verstand nicht, wieso er auf einmal so hibbelig und aufgeregt wurde und weshalb er sich dagegen sträubte. Eigentlich freute er sich doch, die Aufmerksamkeit des faszinierenden Mannes zu bekommen und seine Stimme endlich zu hören, davon hatte er doch schon mehrmals geträumt... Trotzdem, der Klang der Stimme des anderen gefiel ihm gar nicht und deswegen zögerte er noch eine ganze Weile und überlegte, wie er sich entscheiden sollte. Das mit dem Baum machte ihm keine Angst. Wenn es einer der Bäume hier war, so kannte er einige Tricks, um davon loszukommen, das machte ihm nicht viele Sorgen, aber das stand auch nicht zur Debatte.

Allein schon wie der andere ihn ansah brachte ihn fast völlig aus dem Konzept und er brauchte eine Weile um sich zu fangen. Dann schnaubte er, zuckte gleichmütig mit den Schultern und begann seine dünne Hose vorne aufzubinden. Er hatte eine Schnur rein gemacht, damit sie ihn beim Klettern nicht behinderte, und er öffnete die Schleife, ließ den weichen Stoff auf den Boden gleiten und trat hinaus. Anschließend streckte er seine Ärmchen und zog sich das Oberteil über den Kopf, blieb erst mit der Frisur drin hängen und brauchte eine Weile, um sich rauszukämpfen, dann hatte er es jedoch geschafft. Er war rot im Gesicht, weil es ihm peinlich war, doch das verflog bald wieder. Er ließ das Oberteil auf den Sachenhaufen fallen und streckte sich kurz. Es fühlte sich befreiend an, nichts mehr auf der Haut zu haben und der Wind kühlte so schön. Er schloss die Augen halb, ließ seine Hände locker auf seinen Hüften liegen und atmete durch die halb geöffneten, feuchten Lippen, während der Wind mit seinen Haarsträhnen spielte, die nicht in der Frisur mit eingebunden waren. Die Bänder hatte er an seinem Arm gelassen, er wollte sie behalten, um jeden Preis und davon würde ihn auch der Mann nicht abhalten.
 

Tarêk war zufrieden. Der Kleine begann nun sich aus zu ziehen und die Röte auf den blassen Wangen zeigte deutlich, dass es dem Hellhaarigen peinlich war und dass er sich schämte. Allerdings verflüchtigte sich dieser Ausdruck mit der Zeit, aber das bemerkte der Dunkelhaarige gar nicht, zu sehr war er von dem nackten, feingliedrigen Körper gefangen. Bewundernd glitt sein Blick über den schmalen Hals und die Brust, die sich durch den leicht beschleunigten Atem relativ schnell hob und senkte. Die kleinen rosèfarbenen Brustwarzen hoben sich deutlich von der hellen, schimmernden Haut ab und Tarêk verspürte auf einmal das Verlangen zu dem Jungen zu gehen und ihn zu berühren.

Als er aber merkte in welche Richtung seine Gedanken abschweiften, rief er sich innerlich zur Ordnung und schüttelte unmerklich den Kopf. Er war unmöglich! Doch er erklärte sich sein plötzliches Begehren einfach damit, dass er schon lange keine Frau mehr gehabt hatte. Sie waren über zwei Monate unterwegs gewesen, bevor ihre Flotte auf diesen Planeten gestoßen war und hier verweilten sie nun auch schon wieder mehrere Wochen. Kein Wunder also, dass er sich bereits von einem nackten Jungen angemacht fühlte.

Nichts desto trotz musterte er den kleinen Dieb weiter, begutachtete den flachen Bauch und schließlich wanderte sein Blick auch zwischen die Beine des Hellhaarigen, der sich ausgiebig vor ihm streckte und die kühle Luft um seinen Körper zu genießen schien. Anscheinend hatte er sich mit der Situation abgefunden und seine Schamhaftigkeit überwunden...

Ungeniert starrte Tarêk weiter auf die Mitte des Jungen und ihm wurde langsam aber sicher heiß. Eine stetig wachsende Wärme breitete sich in ihm aus und er musste schlucken, als der Junge sich auch noch mit der Hand über den Bauch fuhr und sich unschuldig zwischen den seidigen Schenkeln berührte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter gegen seinen Brustkorb zu pochen und er schloss für einen kurzen Moment die Augen, versuchte sich wieder in den Griff zu bekommen und vor allem seine verrückt spielenden Hormone!

»Zieh dich wieder an... «, befahl er ein wenig später mit belegter Stimme und versuchte den Kleinen nicht mehr allzu neugierig zu mustern, vor allem nicht dessen Mitte.

Deswegen konzentrierte er sich auf das hübsche Gesicht, aus dem ihm fragende Blicke zugeworfen wurden, was bewirkte, dass Tarêk sich unbewusst noch mehr anspannte und seine Muskeln deutlich hervortraten.

Er ärgerte sich, denn mit dieser Aktion hatte er sich eher selber eins ausgewischt, als dem Kleinen eine Lektion zu erteilen, denn der stand immer noch einfach nur da und schien sich recht wohl zu fühlen. Verdammt! Und seine Lederbänder befanden sich immer noch um den Arm des Hellhaarigen gewickelt, wobei die Enden leicht vom Wind umspielt wurden und ihn zu verhöhnen schienen. Wiederbekommen würde er die nicht, da war er sich absolut sicher, aber gefallen tat ihm das nicht.
 

Der Kleine spürte den Blick des Mannes auf sich und grinste innerlich. Er hatte den Ausdruck in den Augen des anderen gesehen und begann, sich unschuldig über den Bauch zu streicheln, bis hin zu seinem unberührten Schoß. Da er noch nicht geschlechtsreif war, was erst durch den ersten leidenschaftlichen Kuss passierte, regte sich bei ihm auch nichts und er streichelte sich unschuldig weiter, fühlte, dass das den anderen anzumachen schien und fand es witzig. Es gefiel ihm, das hätte er nie gedacht!

Als er die Worte hörte, sah er verwirrt auf und blickte den anderen fragend an. Er verstand nicht, weshalb er sich jetzt auf einmal wieder anziehen sollte, es war doch gerade so schön gewesen!

Er zögerte noch kurz, dann zuckte er mit den schmalen Schultern und bückte sich, um seine Sachen von der Wiese aufzuheben, wobei er dem Mann unbewusst seinen unberührten, rosigen Hintern entgegen streckte. Langsam zog er sich wieder an, dem anderen dabei immer wieder laszive Blicke zuwerfend und grinste innerlich. Er fand es lustig.

Einen Blick zu dem Baum werfend überlegte er kurz, ob er die Chance nutzen und sich verdrücken sollte, doch er entschied sich dagegen. Der Mann kannte ihn schon, außerdem fand er es toll, in dessen Nähe zu sein, von daher blieb er wo er war und sah ihn aufmerksam und abwartend an, als er sich wieder angezogen hatte. Mal sehen, was der andere noch mit ihm vorhatte, da war er ja mal gespannt.

Er liebte neue Situationen und Abenteuer und wollte am liebsten sofort neue Dinge kennen lernen. Aber er riss sich zusammen und wartete mit unschuldigem Gesichtsausdruck ab, was der Mann entscheiden würde.
 

Tarêk verzog grimmig das Gesicht, als Antwort auf die verführerischen Blicke des Jungen. Der Kleine machte sich einen Spaß daraus den Spieß umzudrehen und ihn in Verlegenheit zu bringen. Doch nicht mit ihm! Er hatte schön öfter nackte Männer gesehen und auch wenn sich von denen keiner vor seiner Nase selbst angefasst und ihn dabei SO angesehen hatte, wusste er sich zu beherrschen und setzte eine unbeteiligte, ruhige Miene auf.

Dieser Ausdruck wich jedoch schneller wieder als er gedacht hatte, denn als ihm der süße Hintern des Kleinen entgegen gestreckt wurde, verschluckte er sich fast an seiner eigenen Spucke. Wollte der Hellhaarige ihn zur Weißglut treiben?! Mürrisch knirschte er mit den Zähnen, eine Angewohnheit die er sich von Ascon abgeschaut hatte und drückte so seinen Unmut über die ganze Situation aus.

Doch er konnte den Blick auch nicht von dem anderen Körper abwenden und starrte die ganze Zeit wie gebannt zu dem Jungen, war schon fast ein bisschen enttäuscht, als dieser wieder in seinen Sachen steckte. Dennoch weigerte er sich strickt vor sich zuzugeben, dass er den Kleinen irgendwie anziehend fand und sich durch jede Geste, die der andere ihm schenkte angemacht fühlte. >Der Spinnt doch!<, dachte Tarêk wüst und fuhr sich ruppig durch die offenen Haare, sich daran erinnernd, dass der Bengel ihm schon wieder das Haarband geklaut hatte.

»Was glotzt du so?!«, schnauzte er den Kleinen ungehalten an, der engelsgleich und mit den Händen auf dem Rücken dastand und auf irgendwas zu warten schien, dabei ein unschuldiges Lächeln auf den leicht feuchten rosa Lippen. Das ging ihm ja so was von gegen den Strich!

»Verschwinde bloß!« Mit einer wegwerfenden Handgeste drehte er sich um, denn im Augenblick verspürte er keine Lust sich in dem kühlen Wasser zu entspannen. Schon gar nicht, wenn der Kleine in der Nähe war und nur darauf wartete ihn zu bespannen. Innerlich seufzte er und war sich nicht sicher, wie er sich nun weiter dem anderen gegenüber verhalten sollte? Eigentlich hätte er ihn für diese ganzen Frechheiten härter bestrafen müssen, aber da er nicht besonders auf Quälereien stand, hatte er von den Optionen auspeitschen und in die Sonne hängen nicht viel gehalten. Dann schüttelte der Braunhaarige den Kopf und versuchte den Jungen einfach zu vergessen. Doch das stellte sich gar nicht als so einfach heraus und als er plötzlich eine kleine Hand nach seiner greifen fühlte, war das Vorhaben ganz zum Scheitern verurteilt. Mit wild funkelnden Augen drehte er sich um und starrte direkt in die großen grauen Augen des Hellhaarigen, der seinen aufgebrachten Blick ruhig und lächelnd erwiderte und nicht einmal Angst zu verspüren schien.

»Was willst du noch?!«, fragte Tarêk gefährlich leise, packte den Kleinen und drückte ihn mit seinem Körper gegen den nächsten Baum, bohrte seinen Blick tief in die Iriden seines Gegenübers und versuchte zu ergründen was dieser mit seinem Verhalten bezwecken wollte. »Willst du mein Hemd? Meine Hose? Oder hast du es lediglich nur auf Ärger abgesehen, weil du kleines Biest vor lange Weile nicht weißt, was du mit dir anfangen sollst, hm?«
 

Der Kleine blickte den Mann verwirrt an, als er dessen fragende Worte vernahm.

»Ihr guckt doch selber, wieso darf ich da nicht gucken?«, gab er von sich, weil er es nicht verstand. Wieso sollte er nicht gucken? Er guckte gerne, vor allem, weil es so viel gab zu gucken! Der Dunkelhaarige sah doch toll aus, wer da nicht hinguckte, der war definitiv krank!

Er verzog das Gesicht, als er die harten Worte hörte und machte ein gespielt trauriges Gesicht, zog dabei eine Schnute. Er wollte nicht weggehen, er wollte bei dem anderen bleiben, ihm Gesellschaft leisten, ihn immer angucken, nicht nur von weitem, sondern von ganz Nahem! Er wollte dessen Geruch einatmen und seine herrliche, tiefe Stimme hören und das den ganzen Tag!

Eine kurze Zeit sah er ihm noch hinterher, wie er dem Weg entlang ging, dann jedoch lief er ihm mit wenigen, lautlosen Schritten hinterher, streckte sich und bekam dessen Hand zu fassen, sah ihn dabei aus großen Augen an und lächelte verzückt, weil sich die dunkle Haut so wahnsinnig gut anfühlte! Ob sie wohl auch so gut schmecken würde, wie sie aussah? Das musste er bei Gelegenheit gleich mal ausprobieren!

Gerade wollte er sich darüber angenehme Gedanken machen, als er von dem anderen gegen den nächsten Baum gedrückt wurde, der hinter ihm ganz weich wurde und den Aufprall abfederte, sodass sich Amien nicht wehtun konnte.

Ein wenig verständnislos sah er ihn an weil er nicht verstand, was das sollte, aber es fühlte sich gut an, total gut! Er spürte, dass sie zusammen passten, wusste auch nicht so recht, wieso, aber er spürte es einfach. Ein Leuchten trat in seine Augen und sein Lächeln vertiefte sich. Ein wenig verspätet hörte er die Worte des anderen und erwiderte dessen Blich aufmerksam, als er zuhörte.

Er riss seine Augen auf und strahlte auf einmal über das ganze Gesicht.

»Ehrlich? Ihr würdet mir wirklich Euer Hemd und Eure Hose geben?« Er konnte es kaum fassen, er hatte eine Glückssträhne und bekam vor lauter Begeisterung gar nicht mehr den Rest des Satzes mit, den der andere sagte. »Das ist ja toll!« Aufgeregt sah er den Dunkelhaarigen an und zappelte herum, weil er es endlich haben wollte und war so glücklich wie noch nie.

Der faszinierende Mann wollte ihm wirklich seine tollen, herrlich duftenden Sachen als Andenken geben, einfach so? Das fand er toll, er wusste gar nicht, was er sagen sollte und sein kindliches Gesicht strahlte vor Freude. Sogar seine langen Haare erschienen noch heller als die Sonne, drückten seine Freude aus und aus strahlenden, tiefgrauen Augen sah er den Mann an, hatte die zarten, feuchten Lippen ein wenig geöffnet und zu einem glücklichen Lächeln verzogen, fühlte sich in diesem Moment vollkommen wohl und strahlte eine innerliche Wärme aus, wie sie noch nicht einmal von der Sonne kommen konnte.
 

Tarêks Augen wurden immer größer. War der denn noch zu retten?!! Der Bengel schien ihm ja alles was er sagte im Mund umzudrehen... Ärgerlich zog er die Augenbrauen zusammen und stemmte seine Faust neben dem Gesicht des Kleineren in den Baum. »Du hast da was nicht richtig verstanden!«, wies er den Kleineren mit dunkler, gefährlich klingender Stimme auf diesen Tatbestand hin, der ihn mit einem glücklichen Lächeln anstrahlte. Auch das helle Leuchten der feinen Haare war ihm nicht entgangen, was er bewundernd zur Kenntnis nahm. Doch der Größere war im Moment nicht für ein Spielchen zu haben und brachte seinen Unmut darüber auch zum Ausdruck.

»Ich meinte das ironisch. Du bekommst weder eines meiner Hemden noch meine Hose, oder sonst irgendwas, kapiert!«, schnauzte er den Jungen ungehalten und mit seiner Geduld fast am Ende an und sah wie das Leuchten der Haare und das Strahlen der großen grauen Augen sofort wieder nachließ.

»Außerdem hast du ja wohl deine eigenen Sachen. Wozu brauchst du dann meine..?!«, fragte er rhetorisch. Während der Dunkelhaarige das sagte, löste er sich von dem Kleineren, den er ja mit seinem Körper an den Baum gedrückt hatte. Es war ein richtig angenehmes Gefühl gewesen und jetzt wo er wieder auf Abstand gegangen war, erfasste ihn das Verlangen den Jungen wieder an sich zu ziehen.

>Das reicht jetzt aber Tarêk!!<, rief er sich selbst zur Ordnung. Was sollte denn das? Er war doch sonst nie so. Leise seufzte er und schüttelte dann diese Gedanken einfach ab. Der Hellhaarige verwirrte ihn, doch er ließ sich das nicht anmerken. Wieso auch?! Schließlich war der andere nur ein Kind, das jemanden suchte, den es ärgern konnte. Mehr nicht und so sollte er sich auch verhalten.

»Geh wieder zurück zu deinen Eltern und hör auf mich zu belästigen. Ich habe besseres zu tun, als mich mit einem Kind abzugeben und mich über deine Spielchen zu ärgern.« Dann drehte er sich wieder um und ging seines Weges, wobei er innerlich hoffte, dass der Kleine ihm nicht schon wieder hinterher laufen würde. Allmählich wusste er auch nicht mehr, was er dagegen tun sollte. Und verletzen wollte er den Jungen nicht, derartig gefrustet war er noch nicht, dass er anderen Schmerzen bereitete.
 

Der Kleine wurde ganz traurig, als er die harten Worte hörte und den Sinn verstand. Der andere wollte nicht… Aber er hatte ihm doch angeboten, dass er die Sachen haben konnte, wieso war er dann so gemein zu ihm? Die Galadhrim waren nicht ironisch, deshalb wusste er nicht, was das hieß. Wenn sie etwas sagten, dann standen sie auch dazu… Umso gemeiner fand er es, was der Mann da eben getan hatte.

Er bekam feuchte Augen, schniefte einmal und klammerte sich an seinen Sachen fest, wandte den Blick ab und sah auf das Gras. Das war ja so gemein!! Seine ganze Freude war dahin, seine Haare flackerten kurz und wurden dann wieder dunkler, fast unscheinbar und er rutschte an dem weichen Stamm des Baumes hinab, gegen den er bis eben noch gedrückt worden war, umschlang seine Knie mit seinen Armen und ließ seinen Kopf dazwischen sinken, so dass niemand mehr sein Gesicht sehen konnte.

Auf die Frage des Mannes antwortete er nicht, wieso sollte er auch, er hätte ihn ja sowieso nicht verstanden! Wie alle Galadhrim hatte er Stimmungsschwankungen, zwar nicht so enorm wie bei anderen, aber gerade weil der Mann, den er so sehr mochte, so gemein zu ihm war, machte ihn das so emotional. Sonst weinte er eigentlich nicht, aber heute überkam es ihn einfach mal und er schämte sich nicht einmal dafür.

Umso mehr verletzten ihn die letzten Worte, in denen der Dunkelhaarige eindeutig ausdrückte, dass er ihn nicht wollte, seine Gesellschaft nicht, und auch alles andere nicht.

Leise schluchzte der Kleine vor sich hin und dicke Tränen perlten von seinen Wangen, tropften auf das Gras, wo aus jeder Träne ein kleines, blau leuchtendes Blümchen wuchs. Er saß ein wenig verkrampft da, zitterte leicht, was man bei der dünnen Kleidung sehen konnte und redete nicht mehr.

Amien hörte, dass der andere ohne noch irgendwie zu reagieren wegging und war in diesem Moment ganz froh darüber. Er hätte ihn nie treffen sollen, das Beobachten an sich wäre schöner gewesen und er wäre nicht so verletzt worden wie jetzt. Das ganze hätte er sich sparen können. Dabei waren die kurzen Berührungen und die weiche, tiefe Stimme doch gerade schön gewesen!!!

Er schniefte leise vor sich hin und blieb bewegungslos sitzen, wollte nichts und niemanden mehr sehen. Wenn er sich sicher war, dass der gemeine Typ weg war, dann würde er sich auf seinen Lieblingsbaum verziehen und dort bleiben, und dann konnte ihn niemand mehr von da hinunter bewegen!! Das nahm er sich fest vor und inzwischen wurde er eher wütend als traurig, aber er wusste nicht, was er machen konnte, da gab es einfach nichts. Der Mann wollte ihn nicht und das klang ziemlich eindeutig… Vielleicht sollte er die Bänder von seinem Arm abmachen und einfach in den See schmeißen, das war vielleicht das Beste…
 

***
 

Laurin saß inzwischen schniefend in der Höhle und hatte sich in das warme, weiche Moos gedrückt. Er hatte zwar sein Zeitgefühl verloren, aber es kam ihm ewig lange vor. Was, wenn Ascon nicht wieder kam? Für diesen Fall hatten sie sich nichts ausgemacht. Aber der Mann hatte ihm doch versprochen, wieder zu kommen…

Er wischte sich die Tränen von den Wangen und schob die Perlen auf dem Boden genervt von sich. Heute war ihm nicht danach zumute, mit ihnen zu spielen. Seufzend schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Umgebung, griff nach dem wetterfesten Umhang, um ihn wieder ordentlich anzuziehen und wartete.

Er wusste, dass er noch mal da raus musste und seufzte erneut leise. Er hasste warten auf etwas Bestimmtes. Das war ätzend. Er stand total unter Spannung und hatte Angst, das wusste er. Nicht um sich, aber um Ascon, denn dessen gepeinigte Geräusche hatte er noch lange gehört, als er weggelaufen war…

Der Kleine starrte in das Feuer, bis ihm die Augen weh taten, und er wollte sich gerade etwas strecken, als er Schritte hörte, die noch ziemlich weit weg waren, aber sie schienen zielgerichtet hierher zu kommen. Und es waren eindeutig nicht Ascons Schritte, die kannte er mittlerweile sehr gut. Sie hatten zwar Ähnlichkeit, waren es aber nicht.

Erschrocken sprang Laurin auf und drückte sich an dem großen Feuer vorbei an den Eingang der Höhle. Da er sehr gut sehen konnte, glitten seine Augen durch die Baumstämme des Waldes hindurch und er erstarrte, als er eine Figur sah. Sie war groß, größer als Ascon, und das Furchterregendste waren wohl die roten Augen, die auf ihn fixiert waren, so schien es ihm zumindest. Er sah seinem dunkelhaarigen Begleiter ähnlich, aber nur auf den ersten Blick. Laurin sah, dass sich in der dicken, schwarzen Mähne rote Strähnen befanden, die ihn zusammen mit den dunklen Schuppen auf seiner Haut noch gefährlicher wirken ließen.

Beim genauen Hinsehen konnte er erkennen, dass es nicht ausschließlich schwarze Schuppen waren, sondern dass sie wie ein Muster von roten Schuppen ergänzt wurden. Im Gesicht waren sie nur vereinzelt zu finden, es sah Ascons ähnlich, außer die Augenfarbe und der Gesichtsausdruck, der den Kleinen noch immer erstarren ließ. Sein Herz setzte aus, er atmete nicht mehr, was für ihn aber kein Problem war und seine Beine gehorchten ihm nicht. Er konnte das Wesen einfach nur ängstlich anstarren, dass da durch den Wald direkt auf ihn zustampfte und wurde erst aus seiner Starre gerissen, als ein großes komisches Wesen über ihm anfing zu krähen und davon flog.

Da riss sich Laurin von dem Anblick los und rannte, rannte um sein Leben wie schon einmal heute, ohne auf irgend etwas zu achten, außer auf Äste, damit seine Haut nicht noch einmal verletzt wurde. Hastig sah er sich um, hatte keine Zeit um nachzuprüfen, ob das Wesen ihm folgte oder nicht, sondern rannte tiefer in den mit Felsen übersäten Wald hinein, bis er einen großen Baum fand.

Ascon hatte gesagt, er sollte auf einen Baum klettern, also tat er das auch. Mit flinken Bewegungen kletterte er nach oben und ließ sich schwer atmend in die unbequeme Baumkrone sinken. Er zitterte am ganzen Körper und Tränen rannen ihm über die Wangen. Er wusste nicht, weshalb er überhaupt weinte, wahrscheinlich, weil er Angst hatte.

Ruppig riss das schuppige Wesen sich das verklebte Hemd von der Brust und schleuderte es verachtungsvoll von sich, bevor es sich prüfend auf der Stelle umsah. Wo war er verdammt noch mal... fluchte Kiron einen Augenblick später, zog gefährlich die Augenbrauen zusammen und fragte sich wieso er überhaupt aufgewacht war. Dann erinnerte er sich plötzlich... Da war etwas gewesen, etwas warmes, süß duftendes und es hatte ihn verführerisch gelockt!

Ein tiefes Grollen rollte seine Kehle hinauf und klang wie das Knurren eines Wolfes, der kurz vor dem Angriff stand. Ascon hatte ihn aufhalten wollen!

Deswegen war es jetzt weg!

Unzufrieden knurrend blickte der große Krieger an sich herunter und bemerkte dabei sofort das silberne Schimmern an seinen Fingern. Neugierig hob er die klauenbestückte Hand, sodass er seinen Fund besser betrachten konnte. Probeweise roch er an der hellen Flüssigkeit, führte sie zu seinen Lippen und kostete vorsichtig davon, indem er mit der Zunge daran tippte. Ein wahres Feuerwerk an Emotionen raste von einer Sekunde auf die andere durch seinen Körper und seine empfindlichen Geschmacksknospen schienen schier zu explodieren, so eine intensive Wirkung hatte dieser Saft. Berauscht und mit dunkelrot glänzenden Augen genoss er das langsame Abklingen des Effektes, bevor er die Hand wieder sinken ließ.

Gleichzeitig witterte er einen schwachen ihm seltsam bekannt vorkommenden Geruch und er schlussfolgerte, dass die Person, der dieses silberne... was immer es auch war, gehörte der Ursprung des Duftes sein musste. Von seinen animalischen Instinkten getrieben, verfolgte Kiron die feine Spur des Geruchs mitten durch das Unterholz. Nebenbei schob er dichtes stachelgespicktes Gestrüpp beiseite, oder wich diesem aus. Anhaben konnte es ihm nichts, dazu war sein Schuppenpanzer viel zu dick und selbst wenn er kleine Verletzungen erlitt, heilten sie binnen Sekunden wieder ab.

Konzentriert streckte er seine Nase in die Luft... Der Duft wurde mit jedem Schritt den er ging intensiver und nach einer Weile entdeckte er die Quelle...

Ein Mensch! Sofort bleckte er die etwas längeren Eckzähne. Sein Gebiss war sehr gut ausgeprägt, weshalb ihn das eher wie ein Raubtier aussehen ließ, als nach einem Krieger. Gefährlich zogen sich seine Augenbrauen zusammen und seine Augen zu schmalen Schlitzen, aus denen es furcheinflößend rot hervorblitzte.

Eine Weile hatte der Junge nur so dagestanden, doch als er sich umdrehte und die Flucht ergriff, erwachte der Jagdinstinkt in Kiron und er setzte dem Kleinen unumwunden und flink wie ein Panther nach. Er war schnell und ausdauernd, leichtfüßig überwand er jedes Hindernis und der Sprint machte ihm nichts aus, nicht einmal sein Atem beschleunigte sich. Beinahe hatte er den Jungen eingeholt, als dieser sich unerwartet auf einen Baum rettete.

Ein bösartiges Grinsen breitete sich auf dem kantigen Gesicht des Schwarzhaarigen aus, als er neben dem Gehölz zum stehen kam und er schlug wütend aufschnaubend seine Klaue in die Baumrinde, hinterließ vier längliche Schlitze. Seine Nasenflügel blähten sich ärgerlich und die Muskeln unter den schwarzen, sowie roten Schuppen arbeiteten ununterbrochen.

Dann schlug er erneut seine Klauen in den Baum und begann geschickt daran hinauf zu klettern.

Als Laurin sah, dass das Wesen ihm tatsächlich so dicht gefolgt war und nun unten am Baum war, fing er an zu zittern und brachte nur ein erschrockenes Fiepen hervor. Er zitterte, weil er Angst hatte, das war nicht Ascon… und es sah so gefährlich aus!! Allein schon diese Krallen… Unaufhörlich rannen ihm Tränen der Angst über die Wangen und perlten nach unten, fielen auf das gefährlich aussehende Wesen, aber dieses bekam das wahrscheinlich noch nicht einmal mit.

Ängstlich und panisch schrie der Kleine auf als er bemerkte, dass das Wesen den Baum hinauf kletterte!!!

Ganz eng kuschelte er sich in den Baumwipfel und machte sich so klein wie möglich. Vielleicht kam das Wesen ja nicht bis hier hoch? Seine einzige Hoffnung war, dass der dünne Wipfel es nicht aushielt und durchbrach, aber dann war er ja selbst in Gefahr!! Na toll, was hatte Ascon sich dabei gedacht?! Auf einen Baum klettern… das brachte gar nichts!

Laut schniefte der Kleine, hatte schreckliche Angst und rollte sich noch kleiner zusammen, sein Gesicht schützend gegen seinen Bauch gedrückt. Die langen, leuchtenden Haare, die nur noch leicht flackerten hatten sich aus der Frisur gelöst und verdeckten ihn fast vollständig unter sich, aber die Geräusche, die stetig näher kamen, ließen das kleine Herz des Jungen noch schneller schlagen.

Seine letzte Stunde hatte geschlagen, er spürte es, wie kam er denn hier weg? Es gab keinen Ausweg, Ascon war nicht mehr da und einen anderen Weg gab es nicht, so wie das Wesen ausgesehen hatte, wäre es ihm ohne Mühe überall hin gefolgt…

»Ascon…«, wimmerte er leise, als das Atmen bedrohlich nahe war und erwartete das Schlimmste.

Kiron schnaubte als er spürte, wie ihn etwas am Kopf traf... und jetzt schon wieder!!

Wütend blickte er auf, seine roten Augen glühten vor Ärger und er verdoppelte seine Geschwindigkeit, mit der er den Baum erklomm. Die in ihm brodelnde Wut zeigte sich deutlich in den immer tiefer werdenden Rillen, die er mit seinen Klauen in die Rinde schlug. Dieses minderwertige Wesen konnte etwas erleben!! Es warf irgendwas nach ihm... niemand wagte es ihn zu bewerfen!

Als der Stamm des Baumes begann sich auf zu zweigen, wurde der Krieger automatisch wieder langsamer. Seine Instinkte schlugen Alarm und schließlich, als ihm die Äste zu dünn wurden hielt er inne, starrte mit brennenden Augen und zusammen gebissenen Zähnen zu dem anderen Wesen hinauf.

Er wollte es erreichen, es haben!

Kurz presste er die Lippen aufeinander und kletterte dann vorsichtig weiter. Sein Beharrlichkeit war stärker, als die mögliche Absturzgefahr, die er nun einfach ausblendete.

Fast hatte er das kleine Ding erreicht... nur noch wenige Zentimeter fehlten. Weiter wollte er aber dann doch nicht klettern, denn der Ast auf dem er stand, knackte schon unheilverheißend.

Prüfend warf Kiron einen Blick nach unten und kniff die Augenbrauen zusammen, bevor er erneut aufsah.

»Komm runter!«, zischte er fordernd und registrierte das Zusammenzucken des Wesens, dass sich ängstlich noch weiter an den Baum drückte.

Als keine weitere Reaktion erfolgte, schlug er aufgebracht gegen den Ast, sodass der obere Teil begann zu wackeln. Es war ihm egal, dass dieser Fremde leise aufschrie. Aber sowie erneut ein paar kleine Steine, wie er vermutete auf ihn nieder regneten, packte ihn Kiron die Raserei und er schlug kräftiger gegen den Ast. Sollte der andere doch runter fallen.

Wenn er seinen Forderungen nicht nachkam hatte er eben Peck gehabt. Immer und immer wieder malträtierte er den Baum, bis erneut ein Schrei ertönte, der ihn inne halten ließ.

Laurin zitterte inzwischen vor Angst. Das Wesen war einfach nur furchteinflößend und er würde alles tun, nur nicht freiwillig zu ihm hinunter kommen. Dann würde es ihn vermutlich auffressen, darauf hatte er nun wirklich keine Lust! Aber andererseits blieb ihm wohl kaum etwas übrig!

Er weinte weiter, lauschte dem Geräusch der Perlen, wie sie irgendwo auftrafen und auf das Atmen des Wesens.

Sich an die Äste klammernd holte er erleichtert Luft als er merkte, dass es nicht zu ihm rankam, weil es offenbar zu schwer war, doch die Erleichterung hielt nur für wenige Sekunden an, dann spürte er, wie der ganze Baum wackelte und schrie erschrocken auf, klammerte sich an dem Stamm fest und starrte ängstlich herunter, weinte noch immer. Wenn er jetzt herunter fiel…

Er könnte zu dem benachbarten Baum springen, aber er zweifelte nicht daran, dass das Wesen ihm folgen würde, so lange, bis er vor Erschöpfung zusammen brach. Erneut weinte er und spürte, wie seine Augen langsam anfingen zu brennen und das Schütteln stärker wurde. Er klammerte sich mit aller Macht fest, aber in diesem Moment übermannte ihn einfach die Wut.

Was sollte das?! Was konnte er denn dafür, dass er hier sein musste, war sein Leben nicht schon schwer genug?!!

»Hör endlich auf!!!!!!!«, rief er mit entschlossener Stimme und starrte das Vieh wütend an, das vor Verblüffung sogar aufgehört hatte, den Baum zu misshandeln. Vor Wut waren seine Haare ganz hell geworden, leuchteten weit in den Wald hinein und waren sogar heller als der Mond. Seine Haut hatte sich elektrisch aufgeladen, so dass jeder, der ihn berührte, einen Schlag bekommen würde und seine Augen waren golden.

»Was hast du mit Ascon gemacht?!! Gib ihn sofort wieder her! Und lass den armen Baum in Ruhe, er kann nichts dafür!«

Er zitterte vor Erschöpfung und Anstrengung und wusste, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde, wenn dieses Vieh nicht endlich abhauen würde, deshalb hoffte er innig, dass es endlich vorbei wäre und Ascon wieder kommen würde, er hielt das nicht mehr aus! Der Mann hatte doch gesagt, er sollte auf einen Baum flüchten!! Toll, und das hatte nichts genützt!

»Ascon?« Verwirrt zog Kiron die Augenbrauen zusammen und starrte weiter nach oben in den Wipfel des Baumes. Prüfend schnupperte er in der Umgebung und nahm alle Gerüche in sich auf, wertete sie aus und tatsächlich!! Er roch einen Duft, der auf seine zweite Persönlichkeit hinwies. Dann kräuselte der Krieger nachdenklich die Stirn, was ihn ziemlich unberechenbar aussehen lassen musste, denn er spürte wieder etwas auf seinen Kopf treffen. Ärgerlich riss er die Augen, die er für einen Moment geschlossen hatte wieder auf.

»Komm runter!«, forderte er ein weiteres Mal, jedoch mit ruhigerer Stimme als zuvor. Wenn dieses Geschöpf Ascon gehörte, wollte er es sich erst genauer ansehen, bevor er es vorschnell tötete. Erneut weigerte sich der andere und Kiron war schon nahe dran doch kurzen Prozess zu machen, indem er einfach den Ast abhackte auf dem dieses seltsame Ding saß. Aber er hielt sich zurück.

»Nun komm schon... Zier dich nicht so!«, meinte er schließlich ungeduldig und streckte abwartend eine Hand aus. »Es sei denn du willst runter fallen... « Der letzte Teil war eine deutliche Warnung und um es dem Fremden noch verständlicher zu machen, schlug er die andere Klaue abermals in den Baum, sodass ein unheilvolles Knacken ertönte. Selbst Kiron wurde davon mulmig und wie um sich zu vergewissern, dass er selber noch sicher stand, schaute er nach unten.

Der Kleine seufzte leise und erleichtert, als er spürte und sah, wie das Wesen ruhiger wurde. Dennoch sah es verdammt gefährlich aus, und der Kleine rechnete nicht mehr damit, hier lebend und heil runter zu kommen. Er zitterte ja jetzt schon so stark, dass er auf der Stelle vor Erschöpfung einschlafen könnte, wenn da nur nicht so etwas Gefährliches genau darauf wartete!

Seine Haarfarbe normalisierte sich wieder etwas, und er schöpfte kurz ein wenig Kraft, weigerte sich jedoch erneut, herunter zu kommen. Da wäre er ja schön blöd, immerhin hatte er noch Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut werden würde…

Allerdings wunderte er sich, weshalb die Stimme auf einmal nicht mehr so gefährlich klang, das war bestimmt ein Täuschungsmanöver, und so wie Ascons klang sie noch lange nicht, irgendwie tiefer… tierischer, er wusste auch nicht, was er davon halten sollte. Er hatte am Anfang auch nicht angenommen, dass das Wesen sprechen konnte, aber nun…

Laurin starrte ihn aus ängstlichen, goldenen Augen an, als er die letzten Worte vernahm und schniefte erneut leise, schrie auf, als der Baum erneut wackelte und er kurz davor war, runter zu fallen.

Es war aus, er wusste es einfach. Wäre er doch nie hierher gekommen, wäre er den Tag doch bloß in der Hütte geblieben, dann könnte er bei seinem Bruder sein und in Frieden leben…

Mit zitternden Beinen richtete er sich auf, setzte sich jedoch wieder, als das zu gefährlich war und schob sie ängstlich zu dem anderen runter. Es war sowieso aus, besser jetzt kurz und schmerzlos, als später total erschöpft…

Er beugte sich nach vorne und wunderte sich noch, wieso es eine seiner Klauen ausstreckte, aber in diesem Moment gab der Ast nach und er schrie erschrocken auf, griff die Klaue des anderen und landete auf ihm.

Zum Glück wog er fast nichts, sonst hätten sie wohl beide einen Abgang gemacht.

Ängstlich kniff er die Augen zusammen und wartete auf Schmerzen. Er wagte nicht, sich von dem Wesen zu lösen, aus Angst, runter zu fallen. Obwohl, vielleicht war das eine bessere Option?

Seine Haut war eiskalt und er zitterte noch immer stark, seine Haare leuchteten weiterhin und weil er extreme Angst hatte verströmte er einen süßlichen Geruch, der die Gedanken von Menschen benebeln konnte, aber welche Wirkung es bei diesem Wesen haben mochte stand in den Sternen. Wahrscheinlich gar keine.

Selbstzufrieden hatte Kiron geseufzt, als der andere sich zu ihm hinunter bequemte. Doch als es erneut knackte, schrillten bei ihm die Alarmglocken und keine Sekunde später spürte er das fremde Wesen in seine Arme fliegen. Geistesgegenwärtig krallte er sich mit einer Hand an den Baum. Mit der anderen hielt er den Kleinen fest an sich gedrückt. Argwöhnisch sah er dieses hellhaarige Etwas an, das sich hilflos an ihn klammerte und einen komischen Geruch verbreitete. War es tot und fing gleich an zu stinken?... Nein, es atmete und zitterte und ...

Kiron musste niesen. Dieser Geruch war ja schrecklich, stellte er für sich fest und schüttelte mit verkniffenen Gesicht den Kopf, dass die rotschwarze Mähne nur so über seinen Rücken wallte.

Anschließend entschied er sich mit seiner Beute zu beschäftigen, wenn er wieder von diesen Baum herunter geklettert war. Deswegen löste er die kleinen Hände unsanft von seiner Kleidung und warf sich den anderen wie einen Sack Mehl über die Schulter, ignorierte den ängstlichen Aufschrei, da er sich bereits auf den Abstieg konzentrierte.

Es dauerte auch nicht lange, da hatte er nur noch ein zwei Meter vor sich, die er mit einem Sprung überwältigte. Leicht in die Knie gehend, federte er die Wucht ab und richtete sich gleich wieder auf. Seine Last schob er einfach von sich, sodass der Hellhaarige hart auf den Boden fiel und leise aufwimmerte.

Sogleich wand er sich ihm zu, ging in die Hocke und griff nach den langen Haaren, zog den anderen auf diese Weise zu sich heran. Erneut entkam dem schlanken Wesen ein Wimmern und Kiron zog nicht mehr ganz so fest, ließ aber auch nicht los. Vielleicht rannte es wieder weg... Das wollte er damit verhindern.

Neugierig rückte er dem fremden Geschöpf näher, blieb nur einen kurzen Augenblick an dessen Augen hängen und musterte dann den schlanken Hals und den Teil der Brust, den er sehen konnte.

Automatisch suchte er an den Armen nach einem Zeichen, das darauf hindeutete, dass der andere zu Ascon gehörte, doch er fand nichts. Außer dem Duft, der unterschwellig von dem Wesen ausging nahm er nichts wahr. Dennoch war sein Interesse geweckt.

Wieso hatte Ascon ihn nicht zu seinem Besitz gemacht?

Unbeeindruckt schlitzte er deswegen das Oberteil seines Gegenübers mit einer seiner Klauen auf und legte die helle Haut frei. Vielleicht hatte seine zweite Persönlichkeit dort ein Zeichen hinterlassen...

Aber auch nachdem er die Stoff Fetzen beiseite gestrichen hatte, war nichts zu finden. Der kleine Körper zitterte wie Espenlaub und als Kirons rote Augen zu dem Gesicht zurück kehrten, erblickte er tiefe Furcht darin. Doch es machte ihm nichts aus. In dieser Beziehung entwickelte er keine Gefühle, denn er war ein Krieger und Gefühle waren da hinderlich. Und solange Ascon keinen Partner fand, würde er das sowieso nicht tun.

Nichts desto trotz wollte er testen, ob dieses Wesen nicht vielleicht doch mehr war, als er sich einbildete. Sein zweites Ich hatte das Geschöpf noch nicht geprüft, davon wüsste er sonst. Also würde er es übernehmen. Er rückte noch näher an den zitternden Fremden heran, als er sowieso schon war, doch da ging ein Ruck durch den anderen und er versuchte ihm zu entfliehen.

Lächerlich! Kiron musste sich nicht einmal anstrengen, um ihn wieder einzufangen.

Grob packte er den Kleineren an der Schulter und presste ihn mit dem Rücken gegen den Baum, von dem er eben herunter geklettert war. Verärgert blickte er in die verweinten Augen hinunter, aber davon Mitgefühl zu haben, war er weit entfernt. Stattdessen hielt er den anderen fest zwischen seinem kräftigen Körper und dem Baumstamm eingeklemmt und beugte sich zu dessen entblößter Schulter herunter. Einmal leckte er testend darüber, bevor er seine scharfen Eckzähne in dem zarten Fleisch versenkte.

Laurin hörte das Wesen schnüffeln und verzog das Gesicht.

Dieses Geräusch machte ihm schreckliche Angst, weil er nicht wusste, was als nächstes folgen würde! Offenbar würde es ihn doch auffressen!!! Schniefend wandte er sich ab, zitterte noch immer stark und hatte sich noch nicht von dem Fall erholt, als er leise aufschrie, weil er plötzlich und ohne Vorwarnung einen Druck in seiner Magengegend spürte.

Er wehrte sich zunächst nicht, so überrascht war er, doch dann wurde ihm schlecht, und er strampelte, um in eine andere Lage zu kommen. Es war gänzlich unbequem, so schlecht hatte er sich noch nie gefühlt, nicht einmal, als Ascon anfangs noch so gemein zu ihm gewesen war, und er schluchzte weiter, fragte sich, wann es endlich ein Ende hatte. Vielleicht hätte er doch oben bleiben und runterfallen sollen, dann müsste er das jetzt hier nicht ertragen!!

Seine Haut wurde abwechselnd kalt und heiß, doch er bemerkte es nicht einmal, ihm wurde schummrig vor den Augen, er nahm kaum noch etwas wahr, so schwach war er und er spürte, dass sein Ende nahte, wenn das so weiter ging, er hielt es nicht mehr aus!

Doch es sollte noch schlimmer kommen.

Als er die plötzliche Luftveränderung spürte, seine Ohren wehtaten und sein Herz einen Satz tat, schrie er panisch auf, sah die Erde auf sie zurasen und prallte dann hart auf den Waldboden, wobei sich einige harte Stöckchen in seinen Rücken gruben. Er gab einen zischenden Laut von sich und dachte schon, es wäre zu Ende, aber als er die Augen aufschlug bemerkte er, dass dieses fürchterliche Wesen direkt vor ihm hockte. Starr vor Angst konnte er sich keinen Zentimeter rühren und fixierte es aus panischen, goldenen Augen. Doch der folgende Schmerz riss ihn wieder aus seiner Starre.

Gepeinigt schrie er erneut auf, seine Stimme gab schon nach, er war schreien nicht gewohnt und der Schmerz war das Schlimmste, was er je gespürt hatte, denn an seinen Haaren war er sehr empfindlich. Wenn er selbst sich was rausriss, war das keinerlei Problem, aber sobald jemand damit ruppig umging, konnte er vor Schmerzen nicht einmal denken!!

»Lass… mich doch endlich gehen…«, flüsterte er heiser und weinte weiter, wobei die Perlen seine Wangen hinab kullerten und auf den Waldboden hopsten.

Er konnte nicht mehr, konnte das nicht endlich ein Ende haben? Er wollte nicht mehr, es ging einfach nicht mehr, er hielt es nicht mehr aus und war vollkommen fertig mit den Nerven und auch am Ende seiner Kräfte, denn nichts schien dieses Wesen abzuschrecken.

Ans Wegrennen dachte er schon gar nicht mehr, dazu war er sowieso schon zu schwach, er bezweifelte, dass er sich überhaupt für einige Minuten auf den Beinen würde halten können. Eigentlich hatte er schon lange aufgegeben, er hatte einfach keine Chance, nicht einmal die geringste, aber er konnte sich einfach nicht von dem Schmerz lösen, es tat so weh, wenn das Vieh ihn wenigstens an den Armen festhalten würde, das wäre vielleicht weniger schmerzhaft, aber doch nicht an seinen Haaren!!! Laurin kam sich vollkommen erniedrigt vor und sah nicht mehr auf, versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen damit der Zug an seinen Haaren wenigstens einigermaßen erträglich wurde.

Der Kleine spürte, dass das Wesen irgendetwas suchte, konnte sich aber nicht vorstellen, was das war. Er dachte auch nicht weiter darüber nach, zu sehr lähmte der anhaltende, starke Schmerz seine Gedanken und er weinte nur noch leise vor sich hin. Bald würde er schon zu schwach sein, um weiter weinen zu können…

Deshalb reagierte er auch schon gar nicht mehr, als das Wesen sein Oberteil aufschlitzte. Es fühlte sich eigentlich ganz angenehm an, nicht mehr der schwere Druck auf seiner ohnehin schon gereizten Haut, aber gleichzeitig fühlte er sich entblößt, entblößt und erniedrigt vor einem Fremden, und das ließ ihn rot werden. Seine Körpertemperatur sank weiter ab, aber sonst reagierte er nicht. Was konnte er auch schon tun? Gar nichts, das war ja das Schreckliche. Zu wissen, dass das Ende bald kam und man nichts tun konnte, rein gar nichts…

Laurin wurde plötzlich aus seiner Starre gerissen, als er merkte, dass ihm das Vieh noch weiter auf die Pelle rutschte. Und er schreckte auf und achtete nicht mehr auf die schrecklichen Schmerzen, versuchte wegzulaufen. Er hatte solche panische Angst, dass er nur noch weg wollte, einfach weg, wo ihn dieses Vieh nicht bekam und ihm nicht so schrecklich wehtun konnte!!!

Hastig atmete er aus, als ein heftiger Schmerz durch seine Schulter fuhr und er merkte, dass er gegen den Baum geprallt war. Erneut perlten schimmernde Tränen aus seinen Augen. Die Bäume bei ihm zu Hause hätten ihn niemals so verletzt, sie waren freundlich… Aber was konnte er hier schon erwarten, richtig, gar nichts.

Er zog den Kopf ein, kniff die Augen zusammen und rollte sich Schutz suchend zusammen, wusste aber, dass es nichts brachte, denn er spürte, dass er eingeklemmt war und sich nicht befreien konnte.

Und auf einmal war da eine Zunge an seiner Schulter, und er japste entsetzt auf weil er nicht verstand, was das sollte. Als er jedoch die scharfen Zähne spürte, schrie er ein letztes Mal auf, bevor er sich sicher war, dass das Vieh ihn jetzt bei lebendigem Leibe verspeisen würde und ihm erneut schummrig vor Augen wurde. Er konnte nicht mehr, es tat so weh und er war so vollkommen erschöpft, es ging einfach nicht mehr…
 

Kiron spürte, wie der kleine Körper vor ihm zuerst erstarrte und dann ganz weich wurde. Misstrauisch zog er die Augenbrauen zusammen und legte seine großen Pranken um die schmale Hüfte des Wesens, damit es ihm nicht wegrutschte, während er seine Zähne langsam von der Wunde löste, die er geschaffen hatte. Sie war nicht sonderlich groß und blutete auch nicht großartig. Nur ein kleines Rinnsal der silbrigen Lebensflüssigkeit lief über die helle Haut der Schulter und setzte ihren Weg auf der entblößten Brust des Geschöpfes fort. Einen Moment verfolgte Kiron mit aufleuchtenden roten Augen fasziniert diese Spur, beugte sich herunter und leckte sie schließlich mit seiner rauen Zunge weg.

Wie schon zuvor schmeckte er die Süße der Unschuld in dem Blut des Fremden und es gefiel ihm. Er konnte kaum genug davon bekommen. Dennoch ließ er es bleiben abermals zuzubeißen. Er war zwar ein Krieger und entwickelte für andere, außer seinem Seelenpartner keine Gefühle, aber er hielt auch nichts davon Andersartige qualvoll zu töten.

Deswegen löste er eine Hand von der Hüfte, führte seinen Arm zu seinem Lippen und biss fest zu, bis auch dort Blut hervorsprudelte. Ohne Zögern drückte er die aufgerissene Stelle dann auf die Schulter des Hellhaarigen und wartete ab.

Sowie sich die beiden Flüssigkeiten vermischt hatten, reagierte Kiron auf das Wesen in seinen Armen. Eine seltsame, unbekannte Wärme stieg in ihm auf wie er sie noch nie gefühlt hatte. Es war wie ein angenehmer Regen der seinen gesamten Körper einhüllte, in jede Pore drang und ihn schließlich innerlich erfüllte. Überrascht riss er die Augen auf, die er bei dem fremden Empfindungen geschlossen hatte und bemerkte das goldene Leuchten um sich und den Kleinen in seinen Armen. Tausende von glimmenden Glühwürmchen schienen um sie herum zu fliegen, erhellten wie ein magischer Kreis die Umgebung und Kiron richtete den Blick atemlos auf seinen Arm, der auf einmal extrem begann zu kribbeln.

Er keuchte.

Dieses Kribbeln verwandelte sich einen Augenblick darauf in ein leichtes Stechen und die dunklen Schuppen auf seinem Unterarm verschwanden, hinterließen normale Haut, auf der noch die Wunden seines Bisses hässlich rot prangten. Ein einziger Blutstropfen löste sich aus dem aufgerissenen Fleisch und bildete langsam aber unaufhaltsam und wie von einer unsichtbaren Feder geführt ein bizarres Muster auf der gesamten Innenseite seines Unterarms, während die Verletzung von Sekunde zu Sekunde kleiner wurde und letztendlich gänzlich verschwand. Wie vom Donner gerührt hatte Kiron das alles verfolgt und biss die Zähne zusammen, als das Muster auf seiner Haut plötzlich zu glühen schien. Doch nur für einen kurzen Moment, dann war alles vorbei.

Erstaunt wanderten seine roten Augen zu dem bewusstlosen Wesen zurück, dass völlig kraftlos an seiner breiten Brust lehnte und nichts von dem Geschehenen mitbekommen hatte. Dabei fiel sein Blick auch auf die Schulter des Jungen, dort, wo er ihn verletzt hatte und er vergaß zu atmen...

Er blinzelte, schaute weg und sah ein zweites Mal hin, doch er träumte das nicht!

Auf der Schulter des Jungen befand sich das selbe Zeichen wie auf seinem Unterarm und markierte den Hellhaarigen auf diese Weise als zu ihm gehörig. Heftige Gefühle wallten auf einmal in ihm auf und gleichzeitig standen Tränen der Freude in seinem Augen.

Er hatte ihn gefunden... Seinen Seelenverwandten! Niemals hätte er damit gerechnet, schon gar nicht bei diesem komischen Wesen.

»Laurin... «, flüsterte er rau und von einer Erleichterung beseelt, die man nur fühlen konnte, wenn man nach langer Suche sein Ziel erreicht hatte. Mit einer Sanftheit, die er sich nie zugetraut hätte, streichelte er dem Kleinen mit seinen klauenartigen Händen über den Kopf, drückte ihn an sich und nahm ihn anschließend auf die Arme, um ihn in die Höhle zu tragen, aus der er vorhin vor ihm geflüchtet war.

Derweil sah er die ganze Zeit in das fein geschnittene Gesicht, das deutlich von Erschöpfung und Schmerz gekennzeichnet war und Schuldgefühle wallten in ihm auf. Er hatte dem Geschöpf weh getan...

Aber dafür konnte er ja nichts.

Erst als er die Reaktion seines Blutes auf das des Kleineren geprüft hatte und es positiv ausgefallen war, wurden seine vorher versiegelten Empfindungen erweckt.

Deswegen schob Kiron diese schweren Gedanken bei Seite, denn sie brachten eh nichts.

Von jetzt an würde er das schöne Wesen beschützen. Niemand würde ihm mehr weh tun! Seine Entschlossenheit spiegelte sich auch in seinen Gesichtszügen und es war seiner Haltung deutlich anzusehen, dass er es verdammt ernst meinte.

Vorsichtig und sanft bettete er den Jungen auf den Mooshaufen, als er die Höhle erreichte, richtete die mehr oder weniger zerrissenen Sachen ein wenig und bedeckte auf diese Weise die Blöße des anderen so gut es eben ging.

Dann hockte er sich neben das Lager und beobachtete seinen Seelenpartner ungeniert. Er war schön, musste er zugeben und streckte wie magisch angezogen eine Hand nach dem nur leicht schimmernden Haar aus, fuhr probeweise durch einzelne Strähnen. Neugierig rückte er letztendlich immer näher, musterte das zarte Gesicht... Die Wimpern waren wirklich lang, wie bei einem Mädchen, bemerkte er belustig und die Lippen waren auch recht voll, schimmerten leicht rosa. Vielleicht war es ja gar kein Junge, wie er schon die ganze Zeit gedacht hatte...?

Zweifelnd wanderten seine Augen an dem schlanken Körper hinunter und blieben am Schritt hängen. Als er nach einer Weile des Grübelns immer noch keine Antwort auf seine Frage hatte, weil sich ja nur durchs Ansehen nicht darauf schließen lief, ob es sich nun um Junge oder Mädchen handelte, ließ er seine große Hand einfach zwischen die Beine des Hellhaarigen gleiten und tastete ungeniert und ohne Hemmungslosigkeit dort herum, bis seine Wissbegierte gestillt war.

Allerdings registrierte er dann plötzlich ein unmerkliches Zucken und seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf das Gesicht seines Seelenpartners gelenkt.

Verängstigte golden schimmernde Augen blickten ihn fast schon panisch an und Kiron hielt still, weil er den Kleineren erst mal nicht weiter verschrecken wollte. Aber dann siegte seine Neugier wieder einmal und er rückte dem anderen noch näher und sah ihm tief in die weit aufgerissenen Augen.

Laurin stöhnte, als er ganz langsam wieder zu Bewusstsein kam. Das letzte, woran er sich erinnern konnte waren Schmerzen, starke Schmerzen in seiner Schulter, die ihn fast wahnsinnig gemacht und ihm das Bewusstsein geraubt hatten.

Wo war er jetzt? War er schon tot? Lebte er gar nicht mehr? Würde er seinen Bruder nie wieder sehen? Und Ascon? Wo war Ascon, er hatte ihm doch versprochen bei ihm zu bleiben!!

Ganz langsam öffnete er die Augen und spürte, wie sein Kopf schmerzte. Nein, das war real, er lebte noch. Er lag auf etwas Weichem... Aber wie war das möglich? Wieso hatte ihn das Vieh nicht aufgefressen?!

Der Kleine griff sich an die Stirn und schloss die Augen noch einmal. Alles drehte sich davor, er konnte nichts erkennen...

Aber er konnte sich an einen Traum erinnern, einen wunderschönen Traum! Er wusste nicht mehr viel, nur dass er glücklich gewesen war, wunschlos glücklich, und dass da ganz viele goldene Glühwürmchen bei ihm gewesen waren und Licht und Wärme gespendet hatten, wie bei ihm zu Hause...

Zitternd vor Erschöpfung lauschte er auf die Geräusche und hörte das Knistern eines Feuers sowie entfernte Waldgeräusche. Aber da war noch etwas anderes...

Ein Atmen... ein tiefes, ruhiges Atmen, das definitiv nicht von ihm stammte!

Laurin öffnete die Augen nun doch erneut und riss sie auf, als er das Vieh sah! Panisch wollte er erneut fliehen, irgendwohin, wo es ihn nicht finden konnte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Er spürte etwas Eigenartiges, es war ihm so, als wäre dieses Wesen überhaupt nicht mehr böse, sondern friedlich. Es hockte neben ihm und schien ihn zu betrachten...

Erst jetzt nahm der Kleine wahr, dass er so gut wie nichts mehr auf der Haut trug und seufzte erleichtert auf, schloss erneut kurz die Augen. Die gesamte Zeit war er in dieser Kleidung eingesperrt gewesen, jetzt so ruhig und entspannt ohne dazuliegen war ein Genuss, in den er vorher selten gekommen war, und deshalb beruhigte er sich langsam auch wieder. Er spürte, dass von dem fremden Wesen keine Gefahr mehr ausging und obwohl er sich noch lebhaft daran erinnern konnte, wie dieses ihn nicht gerade sanft vom Baum geholt hatte, spielte es für ihn jedoch keine Rolle mehr. Es war egal. Er war in der Höhle und offenbar sicher, außerdem war er noch immer zu erschöpft, um erneut Angst zu haben.

Laurin ließ seine Körpertemperatur ansteigen und seine Haare bekamen erneut ihr helles, ursprüngliches Leuchten zurück, das anzeigte, dass es dem Jungen gut ging. Er atmete ruhig und gleichmäßig, zuckte nur zurück, als das Gesicht des Anderen auf einmal so dicht vor ihm war und er blickte ihn kurz panisch aus goldenen Augen an, doch dann bemerkte er, dass das Wesen wohl nur guckte und entspannte sich wieder, erwiderte den Blick scheu aus tiefblauen Augen und nagte an seiner Unterlippe herum weil er nicht wusste, was er nun tun sollte.

So ganz geheuer war es ihm mit dem anderen nämlich nicht und er wollte nichts riskieren. Wer wusste denn schon, was für Stimmungsschwankungen es haben konnte, nachher fraß es ihn doch noch auf! Außerdem war es seiner Meinung nach viel zu nahe an ihm dran!

Der Kleine wollte gerade den Blick abwenden, als er auf einmal etwas spürte, was schon die gesamte Zeit lang da gewesen sein musste. Es war die Hand des anderen... Sie befand sich auf...

Mit einem Schlag wurde er knallrot und quietschte erschrocken, während er versuchte, seine Beine zusammen zu kneifen, um die Hand loszuwerden, die es sich dazwischen bequem gemacht hatte.

»Was... was machst du da?!«, piepste er und blickte ihn hochrot im Gesicht und verlegen an.

Er wusste selbst nicht so recht, weshalb er so reagierte, aber da hatte ihn noch nie jemand angefasst und er konnte nicht verstehen, warum es ihm auch noch GEFIEL, wenn jemand dieses komische nutzlose Anhängsel berührte, das auf einmal ein Eigenleben zu haben schien, was ihm gar nicht gefiel, weil er es nicht verstand!!

Das war noch nie zuvor passiert! Jemand völlig Fremdes fasste ihn da an, instinktiv wusste er, dass es falsch war und das es nur einen gab, den er ohne zu Zögern da ran lassen würde, und das war...

Erschrocken zuckte er zusammen als das Wesen auf einmal sprach und ihn aus seinen Gedanken riss.

»Dich anfassen... «, erwiderte Kiron unbeeindruckt und rückte noch ein bisschen näher, als ihm die komische Farbe auf dem Gesicht des anderen auffiel. Interessiert löste er seine Hand von Laurins Schritt und wollte dem Kleinen prüfend über die Wange streicheln, als dieser fiepend vor ihm zurück zuckte. Davon ließ er sich jedoch nicht beeindrucken, sondern setzte dem Silberhaarigen nach, hielt ihn fest und strich mit seinem Finger über die gerötete Haut.

»Was ist das?«, fragte er an Laurin gerichtet und sah ihn verständnislos an. »Warum änderst du deine Farbe?«

Der Kleine errötete tief, als er die Worte hörte und verstand nicht so recht. Was gab es denn da anzufassen, da war doch nichts? Außerdem war das peinlich, er mochte es nicht sonderlich und so war er froh, dass das Wesen sich schließlich doch von ihm löste, nur um wieder an ihn heran zu rutschen, und das so dicht, dass Laurin Angst bekam und zurück wich, wobei er leise fiepte, weil er erschrocken war.

Was wollte der andere schon wieder? Da war doch nichts! Er zitterte leicht, als er festgehalten wurde, doch als er merkte, dass nichts passierte, konzentrierte er sich nicht mehr so sehr auf die Berührung, sondern sah ihm in die Augen und beruhigte sich augenblicklich wieder, was ihn sehr verwunderte. Aber er dachte nicht weiter darüber nach, sondern lauschte auf die tiefe, wohlklingende Stimme und runzelte die Stirn, als er die Frage hörte.

»Meine… meine Farbe? Was für eine Farbe?«, wiederholte er verständnislos und legte den Kopf schief, bis ihm einfiel, dass sich seine Augenfarbe änderte, wenn er Angst hatte. »Ich… meine Augen werden golden, wenn ich Angst habe«, meinte er leise und scheu. »Und… wenn ich keine Angst habe, sind sie blau…«

War es das gewesen, was das Wesen hatte wissen wollen? Der Kleine wusste es nicht, er wusste nur, dass ihm gerade im Gesicht herumgefasst wurde, und er schob die große Hand mit einem scheuen: »Lass das, das kitzelt!«, beiseite und sah ihn lieb an. Er wusste selbst nicht so recht, er fühlte sich wohl in diesem Augenblick, so komisch es klang.

Aufmerksam betrachtete Kiron den anderen weiter. Er war fasziniert. Das Wesen konnte also auch seine Augenfarbe ändern? Aber das erklärte noch lange nicht die rote Farbe auf den Wangen.

Das seine Hand beiseite geschoben wurde, quittierte er mit einem leisen Knurren, das tief aus seiner Kehle kam, was aber nur seinen Unmut darüber zum Ausdruck brachte.

Doch er war einfach noch zu neugierig, um sich von dieser kleinen Geste von seiner Erkundungstour ablenken zu lassen. Stattdessen fasste er den Hellhaarigen an der Schulter, drückte ihn daran sanft aber mit Nachdruck zurück auf das Moos und kam über ihn. Er wollte alles von dem anderen wissen. Am besten jetzt sofort...

Deswegen fuhr er mit eingezogenen Krallen vorsichtig durch die helle Mähne, die sich wie kühle Seide zwischen seinen Fingern anfühlte, einfach wunderbar weich. Er begann zu schnurren wie ein zufriedener Kater und blickte dann hinunter in das immer noch leicht verschreckte Antlitz. Verwundert ließ er von dem Jungen ab, brachte sein Gesicht ganz nah an das von Laurin heran, sodass sie nur noch wenige Millimeter voneinander trennten und suchte in den großen blauen Augen nach dem Grund dafür.

Dabei fielen seine langen schwarz-roten Haare nach vorn, hüllten ihre beiden Gesichter wie einen Schleier ein und einige Strähnen kringelten sich sogar auf dem Bauch des Kleineren, was den Hellhaarigen zu Kirons Verwirrung leise lachen ließ. Jetzt verstand er ja gar nichts mehr!

Erst hatte der andere noch Angst vor ihm und nun lachte er? Was hatte er denn gemacht..?

Verständnislos zog er die dichten Augenbrauen zusammen und wirkte dadurch wieder etwas gefährlicher. Allerdings dachte Kiron nicht weiter über dieses Verhalten nach, sondern rollte sich kurz entschlossen neben den Kleineren und zog ihn besitzergreifend an seine breite Brust. Er war müde und nach allem was passiert war, würde Laurin es bestimmt auch sein. Jedenfalls nahm er das an und wenn er jetzt einschlief, wollte er seinen Seelenpartner bei sich wissen. Nach so langer Zeit war es wie eine Erlösung für ihn. Er brauchte jemanden den er gern haben konnte und da er ihn jetzt hatte, würde er ihn nicht mehr gehen lassen. Einen Moment wurde seine besitzergreifende Umarmung etwas fester und er knurrte noch einmal unzufrieden auf, als der Junge sich ein Stück von ihm wegbewegen wollte.

Das ließ er jedoch nicht zu. Laurin war sein!

Laurin zuckte erschrocken zurück, als er auf einmal das Knurren hörte, das tief aus der Kehle des anderen zu kommen schien. Ängstlich betrachtete er ihn und fragte sich, was das bedeuten sollte, irgendwie klang es bedrohlich... Doch das Wesen schien friedlich zu bleiben und tat ihm nicht wieder weh, auch nicht, als es ihn zurück in das weiche Moos drückte. Erst wollte der Kleine sich noch wehren, doch dann ließ er es bleiben weil er merkte, dass er gegen die Kraft des anderen keine Chance hatte. Außerdem war es auch bequemer so.

Aber unsicher war er noch immer, denn das Wesen kam ganz nahe über ihn und das bereitete ihm ein wenig Unsicherheit, denn er war es nicht gewohnt, so gerade auf dem Rücken zu liegen. Wenn er schlief, rollte er sich immer zu einer kleinen Kugel zusammen, und dass da jemand über ihm war, war er schon gar nicht gewohnt, deshalb spiegelte sich die Unsicherheit auch in seinem Gesichtsausdruck wieder, aber er hatte keine Angst, das würden sonst seine Augen anzeigen, die inzwischen die ganze Zeit blau blieben und den anderen aufmerksam musterten, um heraus zu finden, was es denn nun schon wieder vor hatte. Es schien sehr neugierig zu sein, hatte es so einen wie ihn noch nie zuvor gesehen?

Aber es kannte doch Ascon... Wo war überhaupt Ascon, eigentlich müsste sich der Kleine schreckliche Sorgen machen, aber aus irgendeinem Grund war er total ruhig und spürte irgendwie, dass es sich schon von selbst ergeben würde, es war einfach ein sicheres Gefühl, kein unruhiges, wie er es in letzter Zeit schon so oft vorausahnend gehabt hatte.

Laurin wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Wesen auf einmal durch seine inzwischen offenen und erneut leicht verfitzten Haare fuhr, zwar ein wenig unbeholfen aber sanft. Scheu sah er auf und betrachtete es, aber er atmete ganz ruhig und verspannte sich nur ein ganz klein wenig.

Das laute Schnurren jedoch, das er nicht kannte und noch nie zuvor gehört hatte, ließ ihn aufschrecken und er starrte den anderen verwirrt und ein wenig ängstlich an. Was erzeugte es da für komische Geräusche? Das war ja eigenartig, war das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Der Hellhaarige beschloss, dass es kein schlechtes Zeichen sein konnte, weil das Wesen noch immer friedlich zu sein schien und mit seinen Haarsträhnen herumspielte, doch als es seinen Gesichtsausdruck sah, kam es sofort wieder näher, und zwar so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Laurin konnte nicht ausweichen und wurde für einen winzigen Augenblick panisch, weil er es hasste, wenn ihm jemand zu dicht kam, noch dazu im Gesicht!

Doch als er in die roten Augen sah, die ihren angsteinflößenden Blick verloren hatten und nun sanft und neugierig zu sein schienen, beruhigte er sich wieder und kicherte, als etwas weiches auf seiner Brust und seinem Bauch kitzelte. Ihm war vorher noch gar nicht aufgefallen, wie lang die rot-schwarzen Haare des Wesens waren und er hob scheu eine Hand und strich durch die kräftigen aber dennoch geschmeidigen Haare des anderen und lächelte dabei leicht.

Seine Haare leuchteten wieder heller und drückten sein Wohlbefinden aus. Irgendwie verspürte er gar keinen Drang zu Sprechen, es war, als würden sie sich auch ohne Worte verstehen, oder zumindest dabei sein, nachdem sie sich ordentlich „beschnuppert“ hatten und deshalb dachte er sich auch nichts dabei, als der andere kurz gefährlicher aussah, weil er etwas nicht verstand.

Der Kleine gähnte und beobachtete das Wesen dabei, wie es sich neben ihm zusammen rollte. Dabei lächelte Laurin, weil er es gut nachvollziehen konnte, wie bequem dieses Einrollen war, wenn man schlafen wollte. Irgendwie wurde auch er wieder schläfrig. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie erschöpft er war, kein Wunder, er war ja auch den letzten Stunden puren Stress ausgesetzt gewesen, da forderte sein zarter Körper schon einmal den Schlaf, der ihm zustand.

Laurin wollte sich gerade umdrehen, als er schon an die breite Brust des anderen gedrückt wurde, der offenbar nicht alleine schlafen, sondern mit ihm kuscheln wollte. Dagegen hatte der Kleine ja auch nichts, wenn er nur endlich mal die Fetzen der Kleidung loswerden würde, die noch auf seiner Haut drückten! Also bewegte er sich und versuchte, sie so gut es ging von seinem Körper zu streifen, damit er sich freier bewegen konnte.

Das Knurren ließ ihn zusammenzucken und er wehrte sich gegen den festen Griff.

»Warte doch mal!«, sagte er leise. »Ich komme doch gleich kuscheln, ich will mir nur das Zeug vom Körper streifen...« Er sah dem Wesen entschlossen in die müden Augen. »Dauert nicht lange«, fügte er noch an und lächelte freundlich, war erleichtert, als der Griff wieder ein wenig lockerer wurde. Kurz richtete er sich ein Stück auf, zog die Stofffetzen von seiner Haut und ließ sich dann wieder, als nichts mehr drückte, wohlig seufzend in das weiche Moos und an den anderen, warmen und starken Körper sinken, wo er sich ankuschelte und sofort spürte, wie das Wesen ihn besitzergreifend an sich drückte.

»Ist ja gut...«, meinte er müde und gähnte. »Bin ja schon da und laufe nicht weg, du brauchst nicht so fest zuzudrücken.«

Die Worte seiner hellen Stimme schallten leicht von den Wänden zurück, doch das störte ihn schon gar nicht mehr. Er zog die Beine an, schmatzte noch einmal kurz wohlig, dann schloss er die mit langen, hellen Wimpern besetzten Augen und schlief augenblicklich ein, ruhig und gleichmäßig atmend. Und dieses Mal schlief er so tief wie schon lange nicht mehr, fühlte sich wohl und beschützt und war glücklich und zufrieden.

Dunkel hatte er aufgeknurrt, als der Hellhaarige sich von ihm abdrückte um los zu kommen. Wollte er ihn nicht haben, fragte sich Kiron deshalb, blickte finster drein und war bereit den anderen jederzeit einzufangen, falls er weglaufen wollte.

Die beschwichtigenden Worte beruhigten ihn jedoch wieder, ließen seinen halb aufgerichteten Körper in das Moos zurück sinken und er beobachtete nur wie der Kleinere sich auszog. Erneut begann er Laute des Wohlbefindens von sich zu geben, als sein Seelenpartner zu ihm zurückkehrte und sich an ihn schmiegte. Schnurrend legte er seinen Arm um den anderen und vergrub genießerisch sein Gesicht in den weichen Haaren. Die mochte er sehr gerne und sie dufteten auch noch so schön. Sein Schnurren wurde lauter, denn er schmuste sehr gerne und das kostete er in vollen Zügen aus. Erst eine ganze Weile nach Laurin schlief er ein, weil er sich nicht vom Anblick des Kleineren hatte lösen können, so glücklich war er darüber endlich jemanden gefunden zu haben, der allein ihm gehörte, für ihn bestimmt war.
 


 


 

Wie niedlich!!!!*schnief* *Taschentuch von desertdevil mopst* *reinschnieft*

Ich LIEBE solche tollen, einfühlsamen Szenen!!*smile* *sich über die feuchten Augen wischt*

Öhm...*sich umschaut* äh... ja, also und überhaupt...

Schreibt schön viele Kommis, damit es bald weitergeht!!

*wegwetzt*
 

SusyCutexDesertdevil
 


 

Hallihallo, wir sind es wieder *lol* Tut uns leid, dass wir länger kein kapi mehr on stellen konnten, aber wir haben irgendwie die beiden Pairings hintereinander geschrieben, so dass ich für die Story alles erst einmal wieder zusammen schneiden musste. Das war gar nicht so leicht, ich hoffe, ihr versteht das *lol* Aber ich denke, ab jetzt wird es wieder schneller gehen mit dem Hochladen.

Also, würden uns über Kommis freuen!!*knuddl*
 

SusyCutexDesertdevil

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 9/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin
 


 

Lost in your eyes IX
 

Tarêk zog sich nun vorerst in seine Räumlichkeiten zurück, um sich ein wenig aus zu ruhen. Allerdings konnte er nicht schlafen, obwohl er recht müde war, wälzte sich immer wieder in seinem Bett hin und her und richtete sich nach einer Weile noch ungehaltener als er eh schon war wieder auf. Verdammt!!, fluchte er und schlug mit der Faust gegen die metallene Wand neben seinem Bett. Das konnte doch nicht wahr sein. Ununterbrochen dachte er an diesen Bengel. Warum musste dieses Balg in seinem Kopf herum geistern? Hätte er sich nicht jemand anderes suchen können?! Als wenn er nicht schon genug zu tun hätte, aber nein! Da musste ihm auch noch so was passieren. Das brachte ihn richtig in Rage und in dieser Stimmung konnte er erst recht nicht schlafen.

Lautlos seufzte Tarêk schließlich auf, legte sich auf den Rücken und starrte blicklos gegen die Decke. Wieso beschäftigte er sich eigentlich gedanklich so sehr mit dem Jungen?, begann er ruhig sich selbst zu analysieren. Es war nicht zu leugnen, dass er den Kleinen ganz hübsch fand, aber im Großen und Ganzen waren alle Galadhrim relativ schön. Das Kriterium schloss er deswegen aus und beschränkte sich darauf die Gegensätze heraus zu filtern, die zwischen dem Jungen und den anderen seines Volkes bestanden. Auf Anhieb fiel ihm die Dreistigkeit des Hellhaarigen ein, denn damit hatte der Junge es geschafft ihn aus dem Konzept zu bringen. Nachdenklich verzog er etwas das Gesicht, während er beim weiteren Nachsinnen die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Nach einer Weile gab er jedoch auf nach irgendwelchen Gründen zu suchen. Er war jetzt nicht in der Stimmung, wollte eigentlich schlafen, was er leider nicht konnte und deswegen erhob er sich und schlenderte rastlos durch das Schiff. Hier und da erkundigte er sich nebenbei nach einigen Arbeiten die in den Technikräumen liefen und kehrte nach drei Stunden erneut in sein Zimmer zurück. Diesmal war es ihm möglich zu schlafen und das tat er dann auch ausgiebig.

Am nächsten Morgen erlebte er jedoch eine unschöne Überraschung. Als er sich aufrichtete, entdeckte er erschrocken das Zelt in seinem Bett und zog unwirsch die Augenbrauen zusammen. Verdammt!!, fluchte Tarêk, während er bereits aufsprang und in das angrenzende Badezimmer stürmte. Mist, mist, mist... das hatte ihm ja gerade noch gefehlt, dachte der Dunkelhaarige miesgelaunt und konnte sich gar nicht erklären, wieso er auf einmal so eine Morgenlatte hatte?? Das passierte ihm doch sonst nie! Unter der Dusche machte er diesem Streich seines Körpers jedoch sofort den Garaus und trat wenig später zitternd vor Kälte zurück in sein Zimmer. Immer noch war ihm unbegreiflich, wieso das gerade ihm passierte. Hatte er es denn schon so nötig?! Nein!, wehrte Tarêk sich gegen diesen Gedanken. Er war bisher immer lange ohne Sex ausgekommen und das würde sich auch jetzt nicht ändern!, beschloss er eigensinnig, zog sich an und machte sich dann zu seinem morgendlichen Rundgang auf. Alles lief bestens und er konnte sich nicht beklagen. Das Schiff verließ er an diesem Tag jedoch nicht. Einerseits wollte er nicht riskieren diesem Jungen wieder über den Weg zu laufen und andererseits hielten ihn ein paar wichtige Sachen an Bord. Trotz all der Beschäftigung und den Aufgaben die er zu erledigen hatte, schwirrte ihm unentwegt der Junge durch den Kopf. Tarêk wusste auch nicht, was er anstellen musste, damit er diesen los wurde. Es schien unmöglich zu sein und so gab er sich für diesen Tag geschlagen. Er war geschafft und müde und wollte nur noch in sein Bett.

Der folgende Morgen wurde zu seinem Frust aber auch nicht anders als der letzte und es folgten noch so einige in denen er immer unleidlicher und gefrusteter wurde. Das konnte doch nicht angehen!! Wütend und total aufgebracht schmiss er die Decke bei Seite und stattete dem Bad wie nun schon fünf Tage lang einen sehr kalten Besuch ab. Das schien langsam zur Gewohnheit zu werden... Er musste daran unbedingt etwas ändern. Das war kein Zustand mehr für ihn und mit dem ständigen Gedanken an den Jungen im Kopf wurde er noch wahnsinnig. Der Kleine hatte ihn verhext, jawohl!! Die einzige Möglichkeit die ihm einfiel, war, den Hellhaarigen auf zu suchen und ihn zu bitten diesen Fluch rückgängig zu machen.
 

Amien saß noch eine ganze Weile weinend am Fuß des Baumes, an den ihn der andere gedrückt hatte und nahm nichts mehr um sich herum wahr. Er war so verzweifelt, dass er gar nicht merkte, wie die Sonne rum kam, erst als seine Haut anfing zu brennen sah er verwirrt auf und rappelte sich erschrocken auf. Er war ganz rot! Er musste wohl schon mehr als eine halbe Stunde in der Sonne gesessen haben!

Wimmernd zog er sich aus, weil die Sachen auf seiner Haut rieben und lief zu dem kleinen See in der Nähe, wo er ins kühle Wasser sprang und so lange tauchte, bis seine Haut wieder angenehm kühl war und nicht mehr brannte. Da er kein Problem damit hatte, auch mal eine Stunde ohne Luft auszukommen, blieb er auch so lange unten und blickte sich mit seinen sehr guten Augen interessiert um, spielte mit einigen kleinen Fischen und sammelte Muschelschalen als Andenken, fühlte sich wohl in der Dunkelheit des Wassers und ließ sich treiben. Erst als er wieder langsam Luft benötigte, tauchte er wieder auf und schüttelte sich, schwamm an Land und blieb kurze Zeit in der Sonne stehen, dann waren seine Haare und sein Körper trocken und er konnte sich wieder anziehen. Seine Haut war noch immer gerötet, aber wenigstens schmerzte sie nicht mehr. Das war aber auch dumm von ihm gewesen, wieso hatte er nicht aufgepasst?! Ach ja richtig... wegen dem Mann, der ihm die ganze Zeit die Gedanken verdreht und der ihm letzten Endes das Herz gebrochen hatte...

Der Kleine schniefte und flüchtete auf seinen Lieblingsbaum, wo er sich in die dichte, gemütliche Baumkrone kuschelte und sich eine einzelne Haarsträhne ausriss. Dann fing er an, die kleinen Muschelschalen aneinander zu reihen zu einer Kette und hängte sie neben sich an einen Ast. Wegen seiner Haut würde er jetzt öfter schwimmen müssen, da konnte er gleich noch mehr davon sammeln...

Seufzend sah der Junge in die Ferne und schüttelte den Kopf, als er dieses seltsame, silberne Gebilde entdeckte. Sein Lieblingsbaum war einer der höchsten hier, deshalb hatte er auch eine sehr weite Sicht, aber er wollte nicht mehr an den Mann denken, der so gemein zu ihm gewesen war. Wäre er bloß nie zu ihm herunter geklettert, dann wäre das ganze nicht passiert!! Erneut kullerten ein paar Tränen seine Wangen hinunter und fielen hinab, wo sie auf irgendein Blatt trafen und silberne Spuren hinterließen.

Einige Tage lang blieb Amien auf seinem Baum, kletterte nur herunter, wenn das Brennen auf seiner Haut nicht mehr auszuhalten war und er die Kühle des Wassers brauchte. Aber ansonsten hockte er dort oben, machte seine Muschelkette weiter und starrte trübsinnig vor sich hin. Mehrfach hatte er überlegt, diese verdammten Bänder an seinem Arm einfach wegzuschmeißen, aber er hatte es nicht übers Herz gebracht, die Erinnerungen, die damit verbunden waren, waren einfach zu schön gewesen und deshalb hatte er sich nicht davon trennen wollen. Und auch wenn er es vermisste, den wunderschönen Mann zu beobachten, zu Gesicht bekommen wollte er ihn nicht mehr, dazu war er zu verletzt.

Nur einmal stattete er seinen Eltern einen Besuch ab, die ihn entsetzt musterten und fragten, was denn passiert sei, doch er hatte nur geantwortet, dass er nicht aufgepasst hatte und zu lange in der Sonne gewesen sei. Er hielt es dort nie lange aus, seine Eltern machten sich immer schreckliche Sorgen um ihn. Sollten sie doch ein zweites Kind zeugen und das umsorgen, dann hätte er wenigstens seine Ruhe, dachte Amien missmutig als er sie eher fluchtartig wieder verließ und zurück zu seinem Lieblingsbaum kehrte. Ab und an sammelte er ein paar Früchte, um sie zu essen, aber der Appetit war ihm schon seit Tagen vergangen, immer wieder hing er lustlos in seiner Baumkrone, starrte missmutig in die Ferne und wusste nichts mit sich anzufangen. Es war doch alles zum Heulen!!

An dem Tag, an dem sich seine noch immer rote Haut anfing zu pellen, beschloss er, besonders lange in dem kleinen See zu bleiben. Er suchte einige Kräuter von denen er wusste, dass sie die Zeit verlängern konnten, die er ohne Sauerstoff unter Wasser bleiben konnte und aß einige davon, dann zog er sich aus, warf seine Kleider irgendwohin in das Gras, es würde sowieso niemand vorbei kommen, und sprang in das kühle Nass. Hier unten konnte er seine Sorgen wenigstens vergessen, der kleine See war viel größer, als er eigentlich aussah und es gab immer wieder neue Dinge zu entdecken. Besonders gefielen ihm die Pflanzen dort unten, die unterschiedlich und getarnt blühten, aber trotzdem wunderschön aussahen. Das Licht der Sonne kam nur gedämpft bis ganz unten, und so war es ein wenig schummrig, aber er konnte hier bestimmt auch ein wenig dösen... Neugierig sah er sich nach einem geeigneten Plätzchen um und fand einen mit Moos überwachsenen Felsen, der eine kleine Kuhle hatte. Dort kuschelte er sich hinein, schloss die Augen und genoss den sanften Druck des Wassers auf seiner Haut. Er würde schon rechtzeitig aufwachen, wenn er Sauerstoff benötigte, das war immer so und darauf konnte er sich verlassen. Aber erst einmal brauchte er Ruhe vor seinen ganzen traurigen Gedanken. Eng kuschelte er sich auf den weichen Felsen und fiel nur auf, weil seine langen, geöffneten Haare um ihn herum im Wasser schwammen, doch die friedlichen Fische ließen ihn in Ruhe und störten seinen Schlaf nicht.
 

Geschwind verließ Tarêk das Schiff über die Laderampe, wo einige Mechaniker gerade die Erkundungsflieger zu einer Durchsicht auf die Wiese schoben, damit sie die besseren Lichtverhältnisse nutzen konnten. Der Dunkelhaarige ging nur an den großen Schiffen vorbei, stopfte die Hände in die Taschen seiner Hose und strebte auf den Wald zu. Er musste unbedingt den Kleinen finden, der sich so störrisch in seinem Kopf eingenistet hatte. Das konnte nur ein Fluch sein und den gedachte er nun wieder los zu werden! Er war ja eigentlich ein recht geduldiger Typ, aber jeden Morgen mit einer Erektion aufzuwachen ging ihm dann doch zu weit!

Allerdings sah Tarêk ein kleines Problem auf sich zukommen, denn er hatte keinen blassen Schimmer wo er den Jungen suchen sollte... Der konnte überall sein und wenn dieser kleine Dieb nicht gefunden werden wollte, würde Tarêk daran auch nichts ändern können. Mit wachsamen Blick durchstreifte der Dunkelhaarige den Wald, musterte die meiste Zeit die Baumkronen, weil er den anderen dort eher vermutete als auf dem Boden und kam ganz automatisch zu dem See, in dem er bis vor einer Woche noch täglich baden gegangen war, bis er den Frechdachs getroffen hatte. Stirnrunzelnd schaute er sich um und entdeckte ein paar leichte Sachen, die auf dem weichen sattgrünen Grasboden verstreut lagen. Was war denn hier los? Vorsichtig bewegte er sich zu einem der Kleidungsstücke, ging in die Hocke und nahm den leichten, seidigen Stoff zwischen seine Finger.

Diese Art von Sachen trugen nur die Galadhrim, schloss Tarêk nachdenklich. Also war keiner von seinen Männern hier baden gegangen. Sorgenvoll sah der Dunkelhaarige sich um, konnte aber niemanden entdecken, der tatsächlich im See badete. Einzig und allein die Kleidung wies darauf hin, dass jemand hier war... Doch wo?? Ein mulmiges Gefühl machte sich in der Magengegend des großen Mannes breit und in seinem Kopf arbeitete es auf Hochtouren. Was war hier los?, fragte er sich immer und immer wieder, bis ihm plötzlich ein schlimmer Gedanke in den Sinn kam.

Konnte es sein..? War hier jemand ertrunken..?, raste es ihm durch den Kopf, während er sich bereits schnell die Sachen vom Leib riss. Waren die Galadhrim des Schwimmens fähig? dachte er noch, streifte seine Stiefel ab und setzte im nächsten Moment schon zu einem eleganten Kopfsprung an. Ohne viele Spritzer zu verursachen und ohne großen Widerstand glitt sein Körper in das kühle Wasser und er tauchte gleich tief ab. Sofort öffnete Tarêk die Augen, schaute sich suchend um, während er ein paar Züge schwamm und noch tiefer gelangte. Zuerst brannte das Wasser etwas in seinen Augen, sodass er recht verschwommen sah. Das besserte sich nach ein paar Sekunden, aber als er bereits recht tief in den See gelangt war, bemerkte er wie ihm langsam die Luft knapp wurde. Noch wollte er jedoch nicht aufgeben, tauchte tiefer und auf einmal erkannte er etwas seltsam hell Erscheinendes aus den Augenwinkeln. So schnell er konnte schwamm er mit kräftigen Zügen darauf zu. Dieses Etwas wurde nun deutlicher und bald erkannte Tarêk, dass es sich um einen Jungen handelte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er den anderen als den Kleinen identifizierte, der ihm vor einer Woche in den Schoß gefallen war und er zwang sich trotzdem es hoffnungslos erschien, das letzte Stück zu dem anderen noch zu überbrücken. Die silbrig schimmernden Haare bildeten einen wunderschönen Schleier um den Kleinen, doch dafür hatte der Dunkelhaarigen keinen Blick. Er brauchte unbedingt frische Luft, war der einzige Gedanke in seinen Kopf, weswegen er ohne zu zögern nach dem Jungen langte und ihn schnell mit sich an die Oberfläche zog. Sowie er das in der Sonne schimmernde Wasser durchbrach, warf Tarêk den Kopf in den Nacken und holte gierig Luft, füllte seine Lungen mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Viel Zeit verschwendete er darauf aber nicht, sondern wandte sich augenblicklich dem schlaffen Körper zu, der neben ihm im Wasser schwebte. Voller Sorge nahm er den Kleineren auf den Arm, trug ihn unumwunden aus dem See und legte ihn in dem weichen und von der Sonne angewärmten grünen Gras ab, bevor er den blassen Leib untersuchte. Der Junge atmete nicht, stellte er nach kurzem fest und fuhr sich nervös durch die tropfnassen Haare. Was sollte er nur tun? Er wollte den Kleinen nicht sterben lassen. Und das nicht nur aus dem Grund, weil er diesen Fluch loswerden wollte, sondern weil er den anderen auch irgendwie ein bisschen mochte. Außerdem war der Hellhaarige noch so jung, hatte sein ganzes Leben noch vor sich und allein dieser Gedanke bescherte dem Älteren ein schlechtes Gewissen, denn irgendwo gab er sich selbst die Schuld daran, dass der Junge zu so einem Mittel gegriffen hatte. Er war sehr gemein gewesen und was er gesagt hatte war verletzend gewesen. Er wollte sich dafür entschuldigen und das nicht bei einem Toten!

Zuerst zögerte Tarêk noch ein wenig, doch dann beugte sich entschlossen zu den Lippen des anderen hinunter und legte seine eigenen darauf, während er ihm gleichzeitig die Nase zuhielt. Der Dunkelhaarige wollte den Jungen wieder beleben, auch wenn er nicht viel Hoffnung hatte, dass es etwas brachte. Doch wenigsten versuchen wollte er es. Trotz der Kälte des zierlichen Körpers, fühlten sich die Lippen unter seinen eigenen weich und nachgiebig an, was Tarêk sehr überraschte. Er hätte nicht gedacht, dass es so angenehm sein würde... Kurz fluchte er, weil er schon wieder an ganz andere Dinge dachte, als an das Leben des Kleinen...
 

Das erste, was Amien in seinem Schlaf spürte, war etwas Warmes auf seinen Lippen. Er wollte durch die Nase atmen, doch irgendwie ging das nicht, und da er noch genügend Sauerstoff in seinem Körper übrig hatte und nicht atmen musste, ließ er es bleiben und erwiderte den Kuss genießend, schlug nach wenigen Augenblicken seine tief grau schimmernden Augen auf und brauchte eine Weile, bis er das Gesicht erkannte, dass sich direkt vor seinem befand.

Es war der Mann, der vor einer Woche so gemein zu ihm gewesen war, und dieser... Moment mal, was tat dieser da gerade... Er KÜSSTE ihn!!!

Mit einem Mal schreckte er hoch und löste den Kuss dadurch, fing automatisch wieder an zu atmen und starrte den Dunkelhaarigen mit weit aufgerissenen Augen an. Schon spürte er, wie sich sein Körper nicht sichtbar für den anderen veränderte und konnte es nicht fassen. Wie war das passiert, wie konnte es überhaupt passieren?! Und er hatte den Kuss auch noch erwidert, seinen ersten Kuss, der ihn prägte und geschlechtsreif machte!!!

Noch immer starrte er den Mann an, doch als er für sich selbst feststellte, dass es nichts brachte, sich darüber aufzuregen, schluckte er und sah sich um. Wieso war er nicht mehr im Wasser, und wieso war der Mann auf einmal wieder bei ihm, den er doch eigentlich nie hatte wieder sehen wollen, und WIESO verdammt noch mal hatte dieser ihn auch noch geküsst? So plötzlich und anscheinend ohne Grund?!

Amien zitterte leicht und blinzelte in der Sonne, die seine sowieso noch angeschlagene Haut bereits getrocknet hatte, und da er so schnell nicht aufstehen konnte, drehte er sich um, steckte seinen Mittelfinger in die Erde und schloss die Augen, ließ einige Energie aus seinem Körper in die Erde fließen und ließ so einen kleineren, hell blühenden Strauch entstehen, der groß genug war, um Schatten auf ihn zu werfen. Erst dann sah er dem Dunkelhaarigen offen in die Augen und sprach leise:

»Wieso... wieso habt Ihr das getan... Das war dumm von Euch... Der erste Kuss prägt einen Galadhrim und macht ihn geschlechtsreif...« Er errötete leicht und sah, dass die Kleider des Mannes überall verstreut lagen, anscheinend auf dem Weg zum See hin. Moment mal... hatte der andere gedacht, er wäre ertrunken?

Nun fing er an, leise zu lachen und fügte hinzu:

»Ihr... Ihr habt jetzt nicht gedacht, ich bringe mich wegen so was gleich selbst um, oder?«

Er fasste sich an den Kopf, als er den entgeisterten Blick des anderen sah und feststellte, dass er Recht gehabt hatte.

»Ich... wir können mindestens eine Stunde ohne Sauerstoff unter Wasser auskommen...«, erklärte er leise, weil er wollte, dass der Mann ihn verstand. Dabei streckte er sich und störte sich nicht daran, dass er nackt war und keinen Faden am Leibe trug.

»Und wenn wir diese Pflanze da essen...«, er zeigte auf ein farnartiges Gewächs, das ganz in der Nähe stand, »dann können wir noch länger ohne Sauerstoff auskommen... Ich habe mich da unten nur ein wenig schlafen gelegt, weil die Kühle angenehm für meine Haut ist... Tut mir leid, dass ich Euch damit erschreckt habe...«

Nun senkte er schuldbewusst den Kopf und schwieg, sich leicht auf die Lippe beißend und sich leicht über die Haut reibend, damit die lästigen Hautfetzen, die durch die Verbrennung durch die Sonnenstrahlen entstanden waren, abzuschütteln.

Der Mann hatte noch nichts gesagt, vielleicht war er jetzt sauer mit ihm... Nun, das war sein Recht, aber der Kleine konnte ja nichts dafür, dass der andere so wenig über ihre Rasse wusste... Wenn er ehrlich war freute er sich sogar, den anderen wieder zu sehen, und auch über den Kuss, aber er hätte ihn gern erst bekommen, nachdem er den anderen darüber aufgeklärt hatte, was er für Folgen hatte... Naja, nun war es zu spät... Und wenn der andere nicht sein Partner werden wollte, blieb immer noch die Möglichkeit, dass er sich von seinen Eltern küssen ließ, das machte das Ganze rückgängig, doch eigentlich wollte er das gar nicht, er war manchmal schon launisch genug, da musste das nicht auch noch sein, außerdem würden seine Eltern einen Herzinfarkt bekommen, wenn er ihnen erzählte, dass ihn einer von den „Fremden“ geküsst hatte... Nein, das behielt er lieber zunächst für sich, offenbar musste er den Dunkelhaarigen erst aufklären und das konnte eine Weile dauern, aber das musste er ja nicht jetzt machen...

Amien hob den Kopf und wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Stimme des Mannes zu ihm durchdrang und er sah ihn aufmerksam an und lauschte auf dessen Worte.
 

Als er die leichte Regung des kleinen Körpers spürte, durchflutete Tarêk grenzenlose Erleichterung und er war ein wenig überrascht darüber, dass der Junge die Berührung seiner Lippen erwiderte. Skeptisch runzelte er die Stirn. Da stimmte doch etwas nicht... Der Kleine spuckte kein Wasser und zeigte auch sonst keine Anzeichen, dass er nahe am Ertrinken gewesen war...

Plötzlich ruckte der Hellhaarige hoch und starrte ihn entgeistert an.

Tarêk verstand jetzt gar nichts mehr. Ein Ertrinkender war doch eigentlich schwach und geschockt.. nun ja, geschockt sah der Kleinere auch aus, aber irgendwie war dem Dunkelhaarigen nicht wohl bei der Sache. Es war komisch... Der Junge zitterte, starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, schien sich aber allmählich zu beruhigen. Gerade setzte Tarêk an etwas zu sagen, da drehte sich der Kleine auf einmal weg. Genau sehen konnte der Dunkelhaarige nicht was der Hellhaarige tat, doch es musste irgendwas wichtiges sein, sonst hätte er sich wahrscheinlich eher auf ihn konzentriert.

Ungläubig riss Tarêk die Augen auf, als er von einem Moment auf den anderen einen kleinen Strauch vor sich in die Höhe wachsen sah... Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu!!, dachte er und erinnerte sich sofort an den Fluch, von dem er nun ganz sicher war, das der Junge ihm den auferlegt hatte. Eigentlich war er ja nicht abergläubisch und weit davon entfernt sich vor irgendetwas zu fürchten, aber das ging ihm dann doch etwas zu weit, vor allem weil er nicht einschätzen konnte was für Dinge der Junge noch alles anstellen würde.

Mit scharfen Blick beobachtete er den Kleinen, als er sich wieder umdrehte und diese unglaublichen grauen Augen auf ihn richtete. Er war darauf gefasst, dass er gleich wieder einen Fluch oder dergleichen über sich ergehen lassen musste, doch stattdessen begann der andere zu sprechen und ihm Vorwürfe zu machen, dass er ihn geküsst hatte! Gekränkt verzog Tarêk das Gesicht.

Er hatte doch nur helfen wollen... Aber bitte, dann ließ er einen von der Sorte das nächste Mal lieber ertrinken, grummelte er und wusste, dass er das nie tun würde, selbst wenn er jetzt so darüber dachte.

Dann begann der Kleine plötzlich aus dem Nichts heraus zu lachen und wurde Tarêk dadurch nur immer rätselhafter. Fragend zog er die Augenbrauen zusammen und man sah ihm seinen Verdruss über die ganze Angelegenheit deutlich an. Aufmerksam lauschte er den folgenden Erklärungen und schaute den Jungen entgeistert an. Das gab es doch gar nicht... Mit Hilfe von Pflanzen länger unter Wasser bleiben können... Aber es war die einzige plausible Erklärung und ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als den Worten des Jungen glauben zu schenken. Die leise Entschuldigung zum Schluss wäre ja eigentlich nicht nötig gewesen. »Wofür entschuldigst du dich?«, fragte Tarêk deswegen gleich. »Ich müsste das glaube ich bei dir tun, aber na ja. Bevor du jedoch wieder wegrennst, habe ich noch ein paar Fragen... « Den Dunkelhaarigen störte die Nacktheit des Jungen nicht und so krabbelte er ein bisschen näher an diesen heran, denn er wollte ihn im Notfall festhalten können, wenn er sich weigerte diesen Fluch von ihm zu nehmen. Aber jetzt musste er erst mal seinen Wissensdurst stillen, denn der Kleine hatte doch vorhin irgendwas davon gemurmelt, dass er ihn nicht hätte küssen dürfen?

»Was meintest du mit geschlechtsreif? Ich hab dich außerdem gar nicht geküsst!«, erklärte Tarêk und schüttelte den Kopf. »Das war nur eine Wiederbelebungsmaßnahme, weil ich dachte du wärst in den See gefallen und ertrunken«, erklärte er noch hinterher und sah dem Kleineren ernst in die Augen. »Ich küsse doch nicht einfach so fremde Leute!« Sein Tonfall klang ein bisschen empört, während er sich neben den anderen setzte und leise seufzte.

Meine Güte, diese Galadhrim schienen ja wirklich ein Magiervölkchen zu sein, oder so was in der Art, sinnierte der Dunkelhaarige und warf dann verstohlen einen Seitenblick auf den Jungen neben sich, der anscheinend genau das gleiche vorgehabt hatte, sodass sie sich nun direkt in die Augen sahen.
 

Der Kleine bemerkte die Stimmungswandlung des anderen und er legte den Kopf schief, lauschte auf die Worte und sah ihn entrüstet an.

»Wieso sollte ich weglaufen?«, fragte er und zog die schmalen, feinen Augenbrauen zusammen. »Ich bin noch nie vor Euch weggelaufen, IHR seid doch weggelaufen, das letzte mal!«

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah ihn trotzig an. So richtig verziehen hatte er dem anderen noch nicht, dass er ihn einfach so in diesem deprimierten Zustand zurückgelassen hatte, nachdem er so gemein zu ihm gewesen war. Gedankenverloren rieb er sich über die Haut und fing an, die Schüppchen der sonnenverbrannten Haut zu entfernen. Erleichtert stellte er fest, dass es langsam besser wurde und abheilte. Das war aber auch dumm von ihm gewesen, er hätte es mitbekommen müssen, dass er schon eine Weile in der Sonne gesessen hatte... Naja, daran konnte er jetzt wohl nichts mehr ändern, es war geschehen und jetzt musste er sich damit abfinden.

Amien ließ zu, dass sich der Mann neben ihn setzte und hörte die Fragen, lächelte dabei leicht als er das Interesse und die Neugier heraus hörte und wandte sich dem anderen gerade zu, um ihm eine Antwort zu geben, als sich ihre Blick zufällig trafen. Der Kleine blinzelte ein paar Mal und errötete schlagartig, dann wandte er den Blick verlegen ab und nagte an seiner Unterlippe herum. Wieso klopfte sein Herz so schnell, das verstand er nicht, er war doch sonst nicht so!! Um sich abzulenken widersprach er dem Mann überzeugt.

»Doch, Ihr habt mich geküsst, ihr habt mich auf die Lippen geküsst! Ob das nun von euch gewollt war oder nicht ist mir gleich, aber es war ein Kuss, und jetzt habt Ihr den Salat!«

Er nickte und spreizte seine Beine, sah nach unten und berührte das kleine Anhängsel, während er erklärte:

»Geschlechtsreif heißt, dass das hier jetzt funktioniert und nicht nur nutzlos herunter hängt, und dass Ihr mich jetzt ohne Schwierigkeiten nehmen könnt und dass ich Kinder bekommen kann.« Er nickte zu seinen Worten und sah den entgeisterten Gesichtsausdruck des anderen, also fügte er noch erklärend hinzu:

»Mein Körper hat sich dem von Euch angepasst, durch den Kuss... Das heißt ich bin vollkommen bereit für Euch, was auch immer Ihr machen wollt. Normalerweise ist bei uns ein Kuss auf die Lippen das Zeichen, dass man der Partner des anderen werden möchte, ein Leben lang, das wird aber erst bestätigt, wenn man miteinander schläft, dann stellen sich beide Körper aufeinander ein und das ist auch nicht mehr rückgängig zu machen...« Nachdenklich blickte er in die Ferne und strich sich die langen Haare seiner zerwuschelten Frisur aus dem Gesicht. Er hatte sich schon immer einen Partner gewünscht, aber dass es ausgerechnet dieser Mann werden würde hätte er nie und nimmer gedacht! Und er wusste auch nicht so recht, was er davon halten sollte, sicher freute er sich, aber er hatte den Verdacht, dass der faszinierende Mann nicht wollte und das machte ihn ein wenig traurig...

Schließlich sah er ihn aus großen Augen sanft an und öffnete seine feuchten, roten Lippen, um etwas zu sagen. Eine kurze Zeit zögerte er noch, dann fragte er scheu, ihn aufmerksam und fast bittend ansehend:

»Wollt... wollt Ihr nicht mein Partner werden?«
 

***
 

Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt und die ersten Vögel begrüßten mit ihren hellen Stimmen den anbrechenden Tag. In der kleinen Höhle war es jedoch noch dunkel und nur leises gleichmäßiges Atmen war zu vernehmen. Dann regte sich die Größere der beiden Personen und saß mit einem Mal sofort aufrecht.

Ein wenig desorientiert schaute Ascon sich um, bis ihm wieder einfiel, was überhaupt passiert war. Seine Augen weiteten sich erschrocken ein Stückchen und er suchte augenblicklich nach Laurin. Derweil schlug ihm sein Herz vor Furcht rasend gegen seine Brust, weil er nicht wusste, ob etwas schlimmes geschehen war, oder nicht. Von der Zeit, die Kiron seinen Körper kontrolliert hatte, wusste er so gut wie gar nichts und das ärgerte ihn jedes Mal. Diesmal jedoch am meisten, da er nicht wie sonst immer allein in seiner Kabine gewesen war, wo er niemandem schaden konnte... Laurin, dachte er unablässig und sah sich nun erst einmal richtig um.

Sowie der Dunkelhaarige die zusammengerollte Gestalt neben sich entdeckte, fiel ihm eine unglaubliche Last von den Schultern und er atmete erleichtert aus, schloss für einen Moment die Augen und dankte wem auch immer, dass dem Kleinen nichts zugestoßen war. Das hätte er sich nie verzeihen können.

Auch sein rasender Puls beruhigte sich wieder und Ascon ließ sich geschmeidig neben den zierlichen Körper gleiten, umarmte ihn sanft und zog ihn dankbar an sich, drückte sein Gesicht in die weichen Haare und roch eine Nuance von sich selbst an Laurin, was ihn ein wenig verwunderte. Angestrengt dachte Ascon nach.. Wie konnte das sein? Sie waren zwar vor seiner Verwandlung immer zusammen gewesen, aber an den letzten Abschnitt konnte er sich ja nicht erinnern... Skeptisch hob er wieder den Kopf und schaute mit geschärftem Blick auf den Jungen hinunter, der immer noch friedlich schlief. Friedlich... das passte doch alles gar nicht zusammen, überlegte der Dunkelhaarige und begann Laurin eingehender zu betrachten und den Körper mit seinen Blicken ab zu suchen. Der Kleine lag auf der linken Seite, sodass er nur dessen andere Hälfte gut einsehen konnte.

Verdammt, was war nur vorgefallen? Es sah beinahe so aus, als hätte Kiron den Kleinen eingefangen und mit ihm zusammen geschlafen, aber das funktionierte doch nicht! Sein zweites Ich war zu keinen Gefühlen fähig, bei keinem anderen außer seinem Seelenpartner. Das konnte nur eines bedeuten...

Aber dazu müsste Laurin ein deutlich sichtbares Zeichen auf der Haut tragen, das ihn als seinen Partner kennzeichnete und das hatte Ascon bisher noch nicht entdeckt...

In ihm spielten die Empfindungen total verrückt. Erwartung und Hoffnung, aber auch der Gedanke, dass es eine Unmöglichkeit war, dass Laurin sein Seelenpartner war vermischten sich miteinander. Es dauerte ein bisschen, bis sich Ascon wieder etwas gefasst hatte. Tief holte er Luft und legte dann eine Hand auf den Oberarm des Jungen, drehte ihn langsam und mit einer unglaublichen Spannung im Bauch herum, sodass der Kleine nun auf dem Rücken lag, vollkommen nackt. Ascons Blick wurde jedoch von etwas ganz anderem gefangen. Wie festgeklebt waren seine dunklen Augen auf die Schulter Laurins gerichtete und er schluckte. Unglauben spiegelte sich in seinem Gesicht und er streckte ehrfürchtig die Hand aus, berührte das dunkle Zeichen auf der zarten Haut federleicht, musste sich vergewissern, dass er das hier nicht nur träumte.
 


 

Laurin schmatzte zufrieden im Schlaf. Er hatte tief und fest geschlafen, so schön wie schon lange nicht mehr, denn auch bei sich zu Hause hatte er immer öfter schlecht geträumt und war kränklich gewesen, weswegen der Schlaf bei ihm immer eine negative Wertung gehabt hatte, da er nicht mehr viel mit ausruhen zu tun gehabt hatte.

Doch hier war es anders. Er hatte gespürt, dass jemand um ihn besorgt war, ihn beschützen wollte und lieb und zärtlich zu ihm war, der mit ihm zusammen eingeschlafen war! Das alles war so schön gewesen, dass sein Schlaf durch nichts hatte getrübt werden können.

Unbewusst spürte er, wie er an einen Körper gezogen wurde und schmiegte sich an ihn, seufzte wohlig und streckte sich ein wenig, wobei er erschauderte, weil es sich einfach so wunderbar gut anfühlte!

Laurin wurde langsam wach, als er spürte, dass er auf den Rücken gedreht wurde, eine Position, in der er nun wirklich nicht schlafen konnte. Er verzog das Gesicht, drehte sich wieder um und rollte sich ein, lag diesmal auf der rechten Seite, hatte die schlanken Schenkel an seinen nackten Körper gezogen und sie mit den Armen umschlungen, atmete ruhig und gleichmäßig weiter. Allerdings war sein Geist schon ein wenig wacher und fing an zu arbeiten.

Wo war er überhaupt?

Da er im Halbschlaf nicht auf die Antwort kam, musste er sich dazu bequemen, doch die Augen zu öffnen, was er nach einigem Zögern dann auch tat. Verschlafen öffnete er die noch ganz vor Schlaf dunklen Augen, rieb sie sich und plinkerte dann ein paar Mal, bevor sich sein Blick fixierte und er sich in dem Halbdunkel umsah. Er spürte, dass die Wärmequelle ein wenig weggerutscht war und schmiegte sich wieder wohlig seufzend an sie, dann hob er den Blick und sah Ascon verschlafen an. Er brauchte einige Minuten, bis er verstand, dass es Ascon war, der da neben ihm lag und sein Gesicht erhellte sich sofort.

»Ascon?«, rief er aus und strahlte ihn an, hätte ihn wohl geküsst, wenn er nicht so schrecklich schüchtern gewesen wäre. Stattdessen rieb er sich vertrauensvoll an ihm, so wie das Wesen es getan hatte, sah ihn weiterhin an und lächelte über das ganze zarte Gesicht. Seine Haare leuchteten und erhellten die Höhle, so dass man ohne Schwierigkeiten sehen konnte.

Der Kleine war so froh, dass Ascon wieder da war und dass es ihm gut ging. Gleichzeitig sah er sich nach dem Schmusetier von gestern um, konnte es jedoch nicht entdecken und runzelte die Stirn. Wo war es hin? Es hatte ihn doch beschützen wollen?

Ein wenig verwirrt saß er da, wusste nicht, wen er jetzt lieber hier haben würde, aber er hatte Ascon die letzte Zeit vermisst, das wusste er, deswegen schmiegte er sich auch so eng an ihn und sah ihn noch immer an, als ob er nicht glauben könnte, dass er es wirklich war.

»Geht es Euch gut?«, fragte er ruhig und strich sich eine helle, lange Strähne hinter das Ohr zurück, während er die Beine ein Stück anzog und das weiche Moos und den warmen Körper des anderen sichtlich genoss. Dass er nackt war, hatte er vergessen und auch noch nicht wirklich mitbekommen, immerhin fühlte sich der Luftzug gut an, der von draußen kam und seine Haut streifte.

Als Ascon noch immer nicht antwortete, blickte Laurin ihn verwirrt an, bis er merkte, dass der Mann irgendwo hinzusehen schien. Nachdenklich folgte er dem Blick und erstarrte, als er seine Schulter sah. Was war denn da passiert?!!

Er riss die Augen auf und schluckte, starrte auf das Muster und fuhr mit einer Fingerspitze vorsichtig darüber, doch entgegen seinem Erwarten tat es nicht weh! Was war das? Wo kam es her, das hatte er doch noch nie gehabt!

»Was... was ist das?«, fragte er scheu und blickte den Dunkelhaarigen aus großen, tiefblauen Augen fragend an, wobei er auf eine Antwort wartete.
 

In seiner Faszination bemerkte Ascon gar nicht wie der Jüngere erwachte, erst als der Kleine sich vertrauensvoll an ihn kuschelte, wechselte sein Blick kurz zu Laurins Gesicht, bevor er wieder auf das Zeichen starrte, welches dessen Schulter zierte.

Es dauerte eine Weile er seine Stimme wieder fand und sprechen konnte, derartig nahm ihn die ganze Sache mit. »Das Muster.. Es ist das Zeichen dafür, dass du zu jemandem gehörst..«, antwortete er mir rauer Stimme und sah schließlich ernst in Laurins Augen, während er mit den Fingerspitzen langsam und ehrfürchtig die dunklen Strukturen nachfuhr. »Das Zeichen bindet dich für immer an deinen Partner..«, setzte er noch hinterher und nebenbei setzte sich Ascon auf und zog sich sein Hemd aus, denn er wusste, dass er genau das gleiche Zeichen irgendwo tragen musste, denn ein anderer Telemnar war nicht in der Nähe und das hieß, das dies sein Symbol war. Das Symbol, dass sie von nun an zusammen gehörten.

Bei dem Gedanken daran, schlug sein Herz wieder einen Takt schneller, denn er hatte schon gar nicht mehr gewagt zu hoffen, dass er jemals denjenigen finden würde, der zu ihm passte. Allerdings hätte er sich auch nie träumen lassen, dass es gerade dieser Junge werden würde. Als er das Hemd endlich abgestreift hatte, stach ihm sofort das dunkle Muster auf seinem rechten Unterarm ins Auge und er konnte ein erleichtertes Funkeln in seinen dunklen Tiefen nicht unterdrücken. Laurin war tatsächlich sein Partner...

Glücklich schaute er zu dem Kleineren hinunter, der ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte und nun wie gebannt auf seinen Unterarm starrte, auf dem sich das selbe Zeichen befand wie aus seiner Schulter.

»Es bedeutet das wir... zusammen gehören...«, sagte der Dunkelhaarige dann noch einmal mit sanfter Stimme und schenkte dem Kleinen das erste wirklich glückliche Lächeln, dass dieser jemals gesehen hatte. Dass so etwas Unglaubliches nach einem Absturz und vielen anderen Unannehmlichkeiten geschah konnte wirklich nur eine Fügung des Schicksals sein.

Langsam ließ Ascon seinen Arm sinken und kam mit seinem kräftigen Körper über Laurin, sah den Kleineren dabei mit einem Brennen in den dunklen Augen an, während er sich zu ihm hinunter beugte.

Nur noch wenige Millimeter von den halb geöffneten erwartungsvollen Lippen des Kleinen hielt er inne und fragte mit dunkler Stimme: »Willst du mir gehören?«
 

Der Junge runzelte auf die Erklärung leicht die Stirn. Jemand anderem gehören? Davon bekam er ein Zeichen? Das hatte er noch nie gehört und er fand es ein wenig unlogisch... Wenn es aber so war? Zu wem gehörte er dann? Zu dem Wesen von gestern? Das war ja eigentlich die einzige Möglichkeit und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. Er wollte doch Ascon nicht verlassen, wollte doch bei ihm bleiben!

Gerade als er feuchte Augen bekam, wurde er davon abgelenkt, wie sich der Mann das Hemd auszog. Automatisch sah ihn der Junge an und erstarrte, als er das gleiche Zeichen bei ihm entdeckte. Wie war das möglich? Er hatte den Dunkelhaarigen doch seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, wie kam es dazu?!!

Die Stimme von Ascon riss ihn aus seinen Gedanken und er sah auf. Als er die Worte hörte, bekam er feuchte Augen. Er gehörte zusammen? Mit dem Mann, den er so mochte? Für immer? War das wirklich wahr?

Laurin konnte es kaum glauben, dass er einen Partner gefunden hatte, denn auch in seinem Volk war es nicht so ganz leicht, den passenden Partner für sich zu finden, allerdings hatte sich der Kleine nie dafür interessiert, weil er nur für seinen kleinen Bruder da sein wollte und demzufolge hatte er auch nie geglaubt, dass er je einen Partner finden und auch akzeptieren würde...

Als der Kleine das glückliche Lächeln auf Ascons Gesicht sah, konnte er nicht anders, als scheu zurück zu lächeln. Die Freude des Mannes ging auf ihn über, und er wurde ganz hibbelig und war so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Das bedeutete, dass er nie wieder alleine sein musste und immer jemand da war, der ihn beschützte!

Der Junge sah, wie der Mann über ihn kam und rollte sich instinktiv auf den Rücken, spreizte seine Beine ein Stück, um etwas Platz zu haben und sah ihn aus großen, dunklen und vor Freude schimmernden Augen an, erschauderte sofort, als sich Ascon zu ihm hinunter beugte und seufzte wohlig. Er verstand sich selbst nicht! Noch vor einigen Tagen hatte er schreckliche Angst vor diesem Mann, und jetzt ließ er ihn sogar nahe an sich heran, ohne sich zu wehren, und es gefiel ihm auch noch!

Als er die geraunte Frage hörte, lief dem Kleinen ein wohliger Schauer über den Rücken und er sah ihn leidenschaftlich an, brauchte nicht zu überlegen, um dem Mann zu antworten, denn tief in sich drin spürte er schon die Antwort. Laurin hielt den Blickkontakt, errötete ein wenig und erwiderte schließlich schüchtern:

»J-ja... ich... ich möchte nicht mehr weg... möchte bei dir bleiben...«

An seiner Unterlippe herum nagend, fragte er sich, wo das andere Wesen war und ob es nicht böse werden würde... aber er sagte es nicht laut, die Lippen des Mannes, die sich so kurz vor seinen eigenen befanden, nahmen seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch, und er zögerte nur ganz kurz, dann hob er seinen Kopf ein wenig und berührte mit seinen Lippen die des anderen, erschauderte tief und sah ihn dabei unentwegt und glücklich an. Er hätte nie gedacht, dass ihm so was passieren würde.
 

Zart spürte er die weichen Lippen Laurins auf den Seinen und erwiderte den Blick in die strahlenden blauen Augen. Leicht lächelte er in die Berührung, denn es machte ihn unendlich froh, dass der Kleine auch mit ihm zusammen sein wollte. Wärme breitete sich in ihm aus und das Gefühl den Jungen, seinen Partner, immer beschützen zu wollen.

Sanft vertiefte Ascon den Kuss, senkte die Lider ein wenig und schloss dann gänzlich die Augen, konzentrierte sich nur noch auf die Empfindungen die sein Körper ihm sandte, während er zärtlich über Laurins Seiten streichelte. Plötzlich durchzuckte es ihn heiß und ein seltsames Brennen breitete sich auf seinem Unterarm aus, weshalb Ascon verwundert den Kopf hob und zu eben jener Stelle schaute. Vor Überraschung weiteten sich seine Augen, als er sah, wie das Muster von einer Stelle an begann auf zu glühen. Wie eine Schlange breitete sich das Glühen auf dem Zeichen aus und der Dunkelhaarige beobachtete das Geschehen irritiert aber auch gleichzeitig mit extremen Interesse, bis sein Augenmerk auf Laurin gelenkt wurde, der plötzlich kurz aufwimmerte. Leichte Besorgnis ergriff ihn, doch im selben Moment erblickte er die Schulter des Kleineren, auf der sich das selbe abspielte wie auf seinem Unterarm.

Daraufhin beugte er sich wieder zu dem Jungen hinunter, schaute ihm einen kurzen Augenblick tief in die Augen und senkte schließlich seinen Kopf um das Symbol auf Laurins Schulter zu küssen. Es fühlte sich heiß unter seinen Lippen an, doch Ascon machte einfach weiter, glitt mit seiner Zunge wie magisch angezogen die filigranen Linien nach und pustete zum Schluss auf die Stelle, wobei er den Schauder spürte, der den Kleinen dabei durchlief.

»Mit dem Kuss wurde unsere Bindung endgültig gesiegelt... «, hauchte Ascon gegen Laurins Lippen. Es war ein rein instinktives Gefühl, denn er wusste zwar wie die Sache theoretisch ablaufen sollte, doch es immer wieder Unterschiede und Abweichungen, die bei der Bindung zu einem Partner auftraten. Und es gab noch eine Sache die ihn neben dem Glück, dass er endlich einen Partner gefunden hatte erleichterte. Nämlich, dass er den Jungen nun ohne Zurückhaltung berühren durfte, weil sein zweites Ich schließlich das besiegelt hatte, was er sich insgeheim gewünscht, aber nie getraut hatte, denn das Risiko wäre ihm zu groß gewesen...

In dem Punkt musste er seiner zweiten Persönlichkeit also dankbar sein!

Langsam hob Ascon seine Hand und streichelte liebevoll über Laurins Wange, doch sein Gesichtsausdruck wurde etwas ernster.

»Habe ich dir große Schmerzen zugefügt?«, fragte er dann, weil er sich ja an nichts erinnern konnte und gerne wissen wollte, was geschehen war. Allerdings wies der verständnislose Blick des Kleinen darauf hin, dass er nicht zu verstehen schien, was Ascon mit seiner Frage meinte. Der Dunkelhaarige seufzte kurz.

»Du weißt nicht, dass Kiron und ich die selbe Person sind, nicht wahr?«, forschend schaute er Laurin in die verwirrten blauen Augen.
 

Der Hellhaarige seufzte wohlig in den Kuss, als er spürte, wie Ascon ihn erwiderte, schmiegte sich an ihn und schloss die Augen ebenfalls, genoss die zärtliche Berührung ihrer Lippen sichtlich und die seiner Seiten, während sich sein Atem ein wenig beschleunigte. Es fühlte sich einfach so gut an, und Laurin war froh, dass er das jetzt nicht mehr vermissen musste, dass von nun an immer jemand da sein würde, der mit ihm kuschelte und für ihn da war!

Er wurde aus seinen Gedanken und dem Wohlbefinden gerissen, als er auf einmal einen Schmerz in seiner Schulter spürte, der ihm Tränen in die Augen trieb. Ungewollt und reflexartig wimmerte er auf, zuckte ein wenig zusammen und sah Ascon hilfesuchend an, der sich zu ihm hinab beugte. Ruhig erwiderte er den Blick und sah dann überrascht auf seine Schulter.

Doch bevor er noch reagieren konnte, hatte der Dunkelhaarige schon sanft und zärtlich auf das Muster geküsst und leckte über die verschlungenen Linien. Ungewollt keuchte er und erschauderte, schloss die Augen halb, während der Schmerz sich verflüchtigte und einem tiefen Wohlgefühl platz machte.

Laurin öffnete seine Augen wieder, als der Mann anfing zu sprechen und lauschte aufmerksam, und spürte eine tiefe Freude in sich, die er mit dem fast blendenden Leuchten seiner Haare ausdrückte. Er hatte vor Rührung Tränen in den Augen und schmiegte sich an den Mann, schloss die Augen und versuchte, seine auf ihn einstürmenden Gefühle zu ordnen und konnte noch immer nicht fassen, dass er den Mann, der ihn eigentlich von seiner Heimat weggebracht hatte und ihn von allem getrennt hatte, was er kannte, so gerne hatte, dass er mit ihm eine Partnerschaft einging!

Der Kleine war ganz in Gedanken und hob den Blick wieder, als Ascon erneut sprach und ihm eine Frage stellte. Sofort runzelte er seine Stirn und legte fragend den Kopf schief. Ascon hatte ihm doch nicht wehgetan! Wieso fragte er so komische Sachen? Jetzt war er vollkommen verwirrt! Und diese Verwirrung steigerte sich noch, als er den nächsten Satz hörte.

»Wer... wer ist Kiron?«, fragte er scheu und sah ihn aus großen Augen fragend an, verstand nicht, was Ascon von ihm wollte. Dabei lag er noch immer unter ihm, was ihn jedoch nicht störte, im Gegenteil, die Position war sogar sehr bequem!
 

Ascon rollte sich auf die Seite, da er Laurin nicht die ganze Zeit über mit seinem Gewicht belasten wollte, zog den Kleinen aber mit sich und dicht an seine Brust, bevor er erneut die Stimme erhob.

»Weißt du, es ist folgendermaßen... Ich habe eine zweite Persönlichkeit... «, seufzte Ascon und erwiderte Laurins immer noch leicht verwirrten Blick. »In bestimmten Zeitabschnitten muss ich meinem zweiten Ich die Führung über meinen Körper überlassen. Dafür bin ich aber auch in der Lage die Kräfte zu nutzen und zu kontrollieren die Kiron innewohnen...« Abermals seufzte Ascon auf.

»Ich wollte nicht, dass du mit Kiron zusammen triffst, weil er, solange er allein die Kontrolle über meinen Körper hat, sehr animalisch ist und weil er keine Gefühle entwickelt, solange ich keine passenden Partner gefunden habe. Ich weiß, dass er dich gefunden hat, sonst hättest du heute früh nicht neben mir gelegen und er hat dich verletzt, dafür ist das Zeichen auf deiner Schulter Beweis genug.« Ascons dunkle Augen bekamen einen traurigen Ausdruck, weil er sich schon fast ausmalen konnte was passiert war und wie sehr Laurin gelitten haben musste. Dann kam ihm ein noch unerfreulicherer Gedanke und der Dunkelhaarige musste schlucken, überlegte, ob er Laurin wirklich alles erzählen sollte, entschied sich aber dafür, denn er wollte dem Kleinen nichts mehr vorenthalten.

»Du trägst das Zeichen an der Stelle, an der er dich verletzt hat, um zu prüfen, ob unser Blut zusammen passt. Wärst du nicht glücklicherweise mein Partner gewesen, dann... « Eine kurze Pause entstand, ehe Ascon weiter sprechen konnte. »Dann hätte er dich getötet und.. Ich hätte noch nicht einmal etwas dagegen tun können..« Diese Gedanken belasteten ihn sehr und der Ältere wagte gar nicht daran zu denken, was hätte geschehen können.

Wie, um sich zu bestätigen, dass das alles kein Traum und Laurin bei ihm war, drückte er den Kleinen noch dichter an sich und setzte einen sanften Kuss auf den hellen Schopf.

»Doch von nun an werden wir beide dich beschützen, denn er empfindet sehr stark für dich, weil er bereits sehr lange auf den Moment gewartet hat einen Seelenpartner zu finden, genau wie

ich..«
 

Der Kleine ließ sich drehen, bewegte sich kurz, um besser liegen zu können und schmiegte sich wohlig seufzend an ihn, während er aufmerksam zuhörte. Die ersten Worte verstand er zunächst gar nicht, aber er unterbrach Ascon nicht. Dieser würde bestimmt weiter sprechen, und dann verstand er vielleicht, was der Mann ihm sagen wollte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Junge begriff, dass Kiron, also das Wesen von gestern, diese komische zweite Persönlichkeit war, die Ascon meinte, dennoch war es ganz schön abstrakt und er konnte es nicht so ganz nachvollziehen...

»Das Kuschelvieh von gestern... das ist Kiron?«, fragte er leise nach und legte den Kopf schief. Um sicher zu sein, dass er richtig verstanden hatte, fügte er noch hinzu:

»Und... und wenn Kiron da ist, dann bist du nicht da, und wenn du da bist, ist er nicht da? Und ich kann nicht beide auf einmal haben?« Aus großen Augen sah er ihn an und leckte sich kurz über die trockenen Lippen, während er nachdenklich hin und her schaute. Vorstellen konnte er sich das nicht, aber jetzt wusste er, wieso ihn das Wesen so an Ascon erinnert hatte...

»Verletzt? Naja... ich... ich hatte ganz doll Angst, als es mich vom Baum geholt hat. Es hat mich auf den Boden geworfen und ganz doll an meinen Haaren gezogen, und mich gebissen...«, erzählte er leise, fuhr dann aber fröhlich fort: »Aber dann habe ich nichts mehr mitbekommen und als ich aufgewacht bin, hat es mich angefasst und geguckt und dann wollte es kuscheln... und dann bin ich eingeschlafen... Und dann war es nicht mehr da, aber du...«

Erneut sah er sich um, wie um sicher zu gehen, dass Kiron nicht mehr da war. Vermissen tat er ihn ja schon, er war irgendwie niedlich gewesen, so anschmiegsam und zum Schluss gar nicht mehr böse... Deswegen hatte er die schreckliche Zeit davor eigentlich auch schon fast wieder vergessen gehabt...

Erneut lauschte er auf die Worte von Ascon und spürte, dass es ihn bedrückte, dass er hätte sterben können. Leise sagte er:

»Macht Euch doch darüber keinen Kopf... ich bin ja noch da... außerdem hatte ich solche Angst, dass es wohl angenehm gewesen wäre, einfach zu sterben... Aber dann hätte ich Euch ja nicht wieder gesehen und Ihr habt mir versprochen, dass wir uns wieder sehen!« Er nickte und hatte ihn, während er scheu erzählt hatte, ab und an angesehen. Laurin wollte nicht, dass der Mann Trübsal blies, das musste nicht sein, lieber sollte er fröhlich sein.

Der Kleine erschauderte, als er noch enger an den Körper gezogen wurde und schloss genießend die Augen, seufzte wohlig bei dem sanften Kuss auf seinem Kopf und sah ihn lieb an.

Als er die letzten Worte vernahm, errötete er ein wenig und schmiegte sich an ihn.

»Danke...«, hauchte er leise und war so froh, dass der Mann bei ihm bleiben würde um ihn zu beschützen, da fühlte er sich gleich viel besser. Und darauf, Kiron wieder zu sehen freute er sich auch, er vermisste ihn aus irgend einem Grund schrecklich, auch wenn er sich nur schwer vorstellen konnte, dass er in Ascon steckte...

Nachdenklich aber zufrieden musterte er den anderen.
 

Aufmerksam hörte Ascon sich an, was Laurin ihm über die Geschehnisse erzählte und es schmerzte ihn direkt am Herz, dass Kiron dem Kleinen so sehr verängstigt und ihm Schmerzen zugefügt hatte. Zärtlich strich er Laurin durch die Haare, spielte ein bisschen mit den seidigen Strähnen und hörte weiterhin zu, was der Junge berichtete.

Als es dann darum ging, dass der Kleine hätte sterben können, wurde Ascon etwas wütend, da Laurin die Sache irgendwie auf die leichte Schulter zu nehmen schien und die Weichheit verschwand größtenteils aus seinem Gesicht. Ernst schaute er Laurin an und seine Augen waren leicht verdunkelt, als er sprach: »Mag sein, dass es für dich eine Erleichterung gewesen wäre, aber ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn Kiron dich getötet hätte, schließlich hatte ich versprochen dich zu beschützen...«, meinte Ascon gepresst und nahm Laurins Gesicht in seine Hände. »Ich will nicht, dass du ans Sterben denkst, okay? Egal was jemals passieren wird.. Ich will, dass du kämpfst und nicht einen Gedanken ans Aufgeben verschwendest!«

Bei seinen Worten war er dem Antlitz des Kleineren immer näher gekommen, sein dunkler Blick war intensiv auf das andere Augenpaar gerichtet, während er Laurin sanft küsste, ihre Lippen verschmelzen ließ und langsam begann die weiche Haut mit seiner Zunge zu erkunden.

Irgendwie verspürte Ascon ein unbändiges Verlangen in sich, ein Verlangen den Jungen zu besitzen und ihn gänzlich zu seinem Eigentum zu machen. Doch sein rationales Denken behielt die Oberhand über seine inneren Triebe und verbot ihm jegliches Handeln was über das Küssen hinaus ging.

Hier war weder der richtige Ort noch eine angemessene Umgebung, um den letzten Schritt zu tun und ihre Partnerschaft endgültig mit dem Verschmelzen ihrer Körper zu besiegeln. Außerdem würde es eine Menge Kraft kosten, die sie jedoch dringend für den noch bevorstehenden Weg benötigten.

Deswegen löste sich Ascon nach einer Weile wieder und setzte sich auf, obwohl er natürlich lieber noch ein bisschen neben dem Kleinen liegen geblieben wäre. Aber das konnten sie sich nicht leisten. Zu viel Zeit hatten sie bereits durch den Zwischenfall mit Kiron verloren. Das missmutige Murren, das Laurin von sich gab, ließ den Älteren sich umdrehen und er gestattete sich, seinen kleinen Partner eine Weile zu mustern, bevor er seufzte und Laurin aufforderte ebenfalls auf zu stehen.

»Wir müssen weiter... «, erklärte er schwer und erinnerte damit unweigerlich wieder an die Lage in der sie sich befanden. »Es wäre gut, wenn du dich wieder anziehen würdest...« Kurz zögerte er und schaute sich in der immer noch dunkel erscheinenden Höhle um, dann wurden seine Züge resigniert und er setzte hinzu: »Oder zumindest das, was noch davon übrig ist... «
 

Laurin war ein wenig verwirrt, als er den Ernst in den dunklen Augen des Mannes erkannte und legte den Kopf schief, sah ihn jedoch an, als sein Kopf in die Hände des Dunkelhaarigen genommen wurde und lauschte aufmerksam auf die Worte.

»Kann nicht kämpfen«, murrte er und streckte sich leicht. »Außerdem sterbe ich nicht so schnell... Ich kann nur an gebrochenem Herzen und wirklich sehr schweren Verletzungen sterben...«

Er war ein wenig nachdenklich geworden. Über den Tod hatte er sich so gut wie nie Gedanken gemacht, und es interessierte ihn eigentlich auch nicht. Das hieß, es hatte ihn vorher nicht interessiert, jetzt, wo er jemanden hatte, den er sehr gern hatte, sah er die Dinge natürlich ein wenig anders, aber er verstand Ascon vollkommen und nickte schließlich zu seinen Worten.

Weiter konnte er aber nicht denken, da er leidenschaftlich geküsst wurde und er schmolz dahin, wurde wie flüssiges Wachs in den Armen des Dunkelhaarigen und schloss die Augen. Er erschauderte und seufzte wohlig als er die zärtliche Zunge auf seiner Haut spürte, atmete schneller und drückte sich noch enger an den Mann.

Fast schon enttäuscht murrte er, als Ascon sich von ihm löste und schließlich aufstand und sah ihm hinterher. Er hatte keine Lust, jetzt aufzustehen, es war doch gerade so schön gewesen, wieso konnten sie nicht weiter kuscheln? Es hatte sich so schön angefühlt...

Er seufzte schwer und richtete sich schließlich doch auf, sah sich um und hielt den seidenen Fetzen hoch.

»Das kann ich nicht mehr anziehen...«, sagte er leise und seufzte. »Das war Kiron... und die komische Jacke ist auch irgendwie nicht mehr da...«

Er hatte keine Ahnung, wo sie abgeblieben sein könnte...

»Bleibt nur noch das da...«

Er verzog das Gesicht, als er den ekelhaften, schweren Anzug und die Dinger sah, die er schon zuvor hatte tragen müssen und die er aus Trotz einfach nicht mehr angezogen hatte...

»Aber... ist nicht gut für meine Haut...«

Da er die Seidenkleidung nicht mehr drunter ziehen konnte, würde der ekelhafte, raue Stoff unweigerlich seine Haut aufreiben, und je länger sie laufen würden, desto schlechter würde es ihm gehen, das wusste er... Und er wusste, dass Ascon das auch wusste...

Hilfesuchend sah er ihn an und wusste nicht, was er tun sollte, seufzte dabei leise.

Er erinnerte sich auch erst jetzt, weswegen sie eigentlich hier waren und dass sie sich durch den Urwald gekämpft hatten... Erneut seufzte er. Er hatte eigentlich gehofft, dass das ein Ende haben würde...
 

***

Tarêks Blick wurde nachdenklich, als der Junge ihm vorhielt selbst weggelaufen zu sein. Nun ja, aus der Sicht des Kleineren war es wohl so, gestand er sich ein, obwohl er ja nicht wirklich weggelaufen war. Er hatte halt nur seine Ruhe haben wollen. Wie schon zuvor glitt sein Blick musternd über den anderen, der sich ein paar Hautschuppen von der Schulter pellte. Derweil legte sich ein liebliches Lächeln auf die Züge und Tarêks Herz schlug auf einmal einen Takt schneller, als er diesen Ausdruck sah, der so sanft und niedlich war, dass er gar nicht wusste wie ihm geschah.

Als der Junge seinem Blick begegnete schaute er schnell wieder weg und seine Verlegenheit zeichnete sich sanft auf den hellen Zügen ab, was Tarêk lächeln ließ. Dann begann der Hellhaarige zu erzählen und der Ältere runzelte skeptisch die Stirn. Eigentlich hatte er das mit dem Kuss ja nicht mit Absicht gemacht. Eine unmerkliche Röte schlich sich nun auch auf sein Gesicht. Obwohl... als er die samtigen Lippen berührt hatte, hatte er zweifelsfrei einige Sekunden lang daran gedacht den Jungen zu küssen, doch das wollte er sich nicht eingestehen, und schon gar nicht dem anderen gegenüber erwähnen.

Plötzlich spreizte der Kleine seine nackten Beine und Tarêk wandte schnell seinen Blick ab. Für einen kurzen Moment blieb sein Herz stehen, bevor es in einem schnellen Tempo weiter schlug und ihm wurde richtig heiß... Musste wohl an der prallen Sonne liegen, redete er sich selbst raus und schaute aus den Augenwinkeln auf den anderen, der sich jetzt sogar... ANFASSTE!!

Die Erklärung auf seine Frage, bekam er nur am Rande mit. Er war ja eigentlich nicht prüde und konnte mit seiner Nacktheit gut umgehen, aber das... Das war reine Quälerei, vor allem für ihn selber, weil er spürte, wie sein eigener Körper begann unumwunden zu reagieren. War denn das die Möglichkeit...? Nun stieg die Hitze ihm auch noch ins Gesicht und Tarêk richtete sich leicht auf und keuchte. Außerdem wollte er nicht, dass der Kleine seine Erregung zu Gesicht bekam. Das wäre ihm ja oberpeinlich... war es jetzt schon, weil er sich über seine mangelnde Selbstkontrolle aufregte.

Aber als der Junge sagte, dass er ihn nehmen konnte, drehte er sich mit einem entgeisterten Blick in die Augen des anderen wieder um.

»Du.. du.. Ich..«, stotterte er, was normalerweise NIE passierte!! »Du würdest mit mir schlafen?«, rang Tarêk sich nun doch zu seiner Frage durch und schluckte schwer. »Einfach so, nur weil ich dich geküsst habe und dein Körper sich auf mich eingestellt hat?« Das konnte er gar nicht glauben, genauso wenig wie die Aussage, dass der Kleine Kinder bekommen konnte. »Tse... Und Kinder kannst DU ja schon gleich gar nicht bekommen!«, widersprach er. »Kinder können nur Frauen kriegen. Männer aber nicht...« Das alles brachte er schon mit mehr Überzeugung in der Stimme heraus, denn auf diesem Gebiet kannte er sich wenigstens aus. Sicher schaute er in die grauen Augen des Kleineren und vermied es seinen Blick in untere Gefilde abschweifen zu lassen. Das hatte nachher böse Folgen...

Und als der Kleine weiter erzählte wurde ihm klar, dass der ihn für immer an sich band, wenn er ihn nahm. Unmerklich schüttelte er den Kopf. Der Junge wollte ihn als Partner? »Bist du dir da wirklich sicher?«, hakte er mit einiger Skepsis nach und konnte sich gar nicht vorstellen wie das gehen sollte. »Du willst mich als Partner?« Ungläubigkeit zeichnete sich nun auf seinem Gesicht ab. »Aber du kennst mich doch gar nicht! Weshalb bist du dir so sicher, dass gerade ich gut für dich bin? Ich meine, ich könnte dich ein paar Mal nehmen und dich dann einfach zurück lassen...«, meinte er erst, doch Tarêk wusste, dass er niemals zu solch einer Herzlosigkeit fähig wäre. Irgendwie mochte er den Jungen, auch wenn der ein Dieb war und ihn hinterrücks beklaut hatte. Das leichte Lächeln war nun von den lieblichen Zügen verschwunden und hatte einer tief greifenden Traurigkeit Platz gemacht an der Tarêk schuld war. Er nahm Anteil daran und seufzte kurz.

»Also.. ich weiß nicht. Wir werden sicher noch eine Weile hier bleiben, bis der Planet vollständig erforscht ist, aber danach brechen wir zu dem nächsten auf und das hieße, dass ich dich verlassen würde...«, überlegte der Dunkelhaarige und sah den anderen entschuldigend an, schloss aber eine Partnerschaft erst mal nicht aus. Nun ja, der Junge gefiel ihm und er fühlte sich in irgend einer Weise zu ihm hingezogen. Ob das nun von Dauer war konnte er nicht sagen, dazu war er sich über seine Gefühle noch zu unsicher. »Bevor ich aber wirklich was mit dir anfange... «, sagte er langsam und ernst und blickte den anderen direkt an. »...weißt du, da spielen auch noch Gefühle eine Rolle. Ich bin mit nicht so sicher, was ich für einen völlig Fremden empfinden soll... Außerdem hast du mich verflucht!! Das finde ich gar nicht witzig... «, ereiferte sich Tarêk dann, denn die Erinnerung an die unliebsamen und erschütternden Morgenstunden kehrte mit einem Mal zurück und das begrüßte er überhaupt nicht.
 

Aus großen, grauen Augen sah ihn der Kleine an und legte den Kopf schief, als er die Frage hörte. Irgendwie hatte der Mann noch nicht verstanden, was er ihm eigentlich sagen wollte. Es ging doch nicht darum, ob er mit ihm schlafen wollte. Das hatte er bereits akzeptiert, als er den Kuss erwidert hatte, ohne das so recht zu wissen, und allein das zeugte schon davon, dass sie eigentlich als Partner geschaffen waren und zusammen passten.

»Ihr habt mich geküsst, da sehe ich das Miteinander Schlafen als selbstverständlich an...«, erwiderte er ruhig und sah ihm in die Augen. »Das gehört doch dazu, außerdem würdet Ihr dann mein Partner werden und... na ja...« Er stockte, weil er nicht so recht wusste, wie viel er von seinen Gedanken preis geben sollte, tat es dann aber doch und fügte an: »Naja weil... ich mir schon... seit längerem einen Partner wünsche... Die anderen sind alle nicht mehr alleine...«, erwiderte er noch leiser. Eigentlich hatte es ihm ja nichts ausgemacht, immer alleine zu sein, er war ja selbst immer in den Wäldern herum gestreift, weil seine Eltern ihn nervten und er alleine sein wollte, aber seit er diesen Mann beobachtet hatte, sehnte er sich danach, in dessen Gesellschaft zu sein, und dass dieser ihn geküsst hatte, war ihm wie ein Traum vorgekommen.

Als er jedoch hörte, dass er angeblich keine Kinder bekommen konnte, zog er die Augenbrauen zusammen.

»Was sind denn Frauen... und Männer...? Ich kann auf jeden Fall Kinder bekommen, schau, da.« Er drehte sich um, streckte ihm seinen nackten, wohlgeformten Po entgegen und deutete auf das kleine, rosige Loch, das den anderen direkt anzulächeln schien. »Außerdem kannst du das gar nicht wissen, weil du von unserer Rasse ja überhaupt nichts weißt, wenn du noch nicht einmal weißt, dass wir schwimmen und auch lange tauchen können!« Er hatte einen vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme und sah ihn aufmerksam an, war nicht bereit, nachzugeben. Er sah ja gar nicht ein, dass sich dieser Mann anmaßte, etwas über seine Rasse sagen zu können, was er noch nicht einmal nachgeprüft hatte. Wie sollte sich seine Rasse denn sonst fortpflanzen, sie sahen doch alle gleich aus und hatten auch den gleichen Körperbau...

Als der Mann erneut nachfragte, ob er sich sicher war, verdrehte Amien die Augen.

»Wieso fragt Ihr denn so oft?«, kam es ein wenig angenervt von dem Kleinen. »Wenn ich etwas sage, dann meine ich es auch, und JA, ich möchte Euch gerne als meinen Partner, also ich würde zumindest gerne...«, stammelte er und errötete leicht, weil er sich der Nähe des anderen durchaus bewusst war und sein Körper irgendetwas wollte, was er jedoch noch nicht tun konnte, weil der andere nicht zugestimmt hatte. Außerdem war dieser noch immer am Zweifeln

»Ich kenne Euch nicht gut, da habt Ihr recht«, stimmte er mal zu. »Doch ich habe euch schon eine ganze Weile beobachtet. Außerdem kann ich mich bei so was immer auf mein Gefühl verlassen, und das sagt mir ganz eindeutig, dass Ihr zu mir passt und dass Ihr mich niemals verlassen könntet... Und Gefühle... ich weiß nicht... da müsst Ihr selbst drüber entscheiden. Aber wenn Ihr immer weglauft, könnt Ihr mich ja auch gar nicht besser kennen lernen... Und ich versteh noch immer nicht, wieso Ihr mich geküsst habt, wenn Ihr wie Ihr sagt noch nicht wisst, was Ihr für mich empfindet, das ist doch alles komisch!«

Amien streckte die Beine und lehnte sich an den weichen Stamm des Busches, schloss die Augen halb. Das war alles so kompliziert, der Mann machte sich eindeutig zu viele Gedanken! Aber ändern konnte er daran auch nichts, dabei wollte er ihn so gerne als Partner, wollte seine Berührungen spüren und immer seinen Duft einatmen und ihn beobachten...

Schwer seufzte der Kleine. Irgendwie hatte es ihn ganz schön erwischt...

Er nahm die Worte des anderen verspätet wahr und sah auf, blickte ihm tief in die Augen, runzelte verwirrt die Stirn und legte den Kopf schief.

»Ver... Verflucht??«, erwiderte er verwirrt und seufzte. »Was ist das? Ich habe nichts mit Euch gemacht, nur beobachtet...« Aus großen, unschuldigen Augen sah er ihn an und strich sich eine Strähne zurück hinter das Ohr, wollte eine Antwort wissen und wartete ungeduldig darauf.
 

Tarêk war immer noch skeptisch und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich habe dich NICHT geküsst!«, wiedersprach er dann nochmals. Er konnte sich einfach noch nicht mit dem Gedanken abfinden, dass der Junge sich ihm einfach hingeben würde, nur weil sich ihre Lippen berührt hatten und er das als etwas anderes empfunden hatte, als es eigentlich war. Die nächsten Worte des Jungen, berührten ihn jedoch. Der Kleine vertraute ihm seine Wünsche an, sagte deutlich und direkt, dass er mit ihm zusammen sein wollte... Tarêk hatte so etwas noch nie erlebt und war demzufolge auch recht erstaunt. Allerdings hörte sich der Hellhaarige leicht traurig an, was dem Krieger irgendwie gar nicht gefiel.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis der Junge ihn auf einmal mit der Frage überrannte, was Frauen seien. »Ähm.. «, machte er zum Anfang ganz klug, überlegte kurz, wie er das am besten erklären konnte und räusperte sich dann. »Also, du und ich wir sind Männer, weil wir einen Penis besitzen.. «, erklärte Tarêk und konnte nicht verhindern, dass sich in seinem Gesicht unnatürliche Wärme sammelte. »Frauen bekommen Kinder und haben auch noch Brüste, womit sie die Kinder nach der Geburt ernähren...« Gerade wollte der Dunkelhaarige noch mal bemerken, dass der Junge selber keine Kinder bekommen konnte, als dieser sich auch schon umdrehte, auf alle Viere ging und ihm sein kleines unschuldiges Loch präsentierte. Tarêk schluckte schwer, fühlte sein Herz so fest gegen seine Brust schlagen, als wolle es jeden Moment heraus springen und leckte sich unbewusst über die plötzlich trockenen Lippen. Ein paar Sekunden später, wandte er jedoch schnell den Blick ab, denn nicht nur seine Herzschlagfrequenz stieg an, sondern auch gleich noch andere Sachen, was er aber versuchte zu verbergen, indem er sich anders hinsetzte und die Beule, die in seinem Schritt entstanden war auf diese Weise vor den Blicken des anderen schützte. Verdammt!, fluchte der Dunkelhaarige innerlich und hörte dabei die nachfolgenden Worte des Jungen nur halbwegs. »Stimmt, wir wissen eigentlich gar nichts über euch... «, gab er schließlich zu, denn länger wollte er sich auf keinen Fall über so ein prekäre Thema unterhalten. Wer wusste schon wohin dies noch führte? Seit er dauernd diese morgendlichen Erektionen hatte, würde er für gar nichts mehr garantieren und wenn der Kleine so weiter machte und sich dermaßen schamlos darbot, würde er ihn wahrscheinlich gleich bespringen wie ein liebestoller Hund. Denn so weit reichte seine Beherrschung nach den ganzen Eskapaden auch nicht mehr. Tief holte Tarêk einmal Luft, um sich wieder etwas zu beruhigen. Okay... ganz locker, sprach er sich gut zu und schaute erneut zu dem Jungen, der sich glücklicherweise richtig hingesetzt hatte. »Hm.. « Er dachte immer noch nach, wie es jetzt weiter gehen sollte. Sollte er es auf einen Versuch ankommen lassen mit dem Jungen? Er stand zwar nicht auf Kinder, aber immerhin reagierte sein Körper auf diesen. Obwohl man davon ja nicht ausgehen konnte, oder dieses Indiz als Grundlage für eine Beziehung nutzen sollte. Doch er wollte den Kleinen auch glücklich sehen und hatte sich schlecht gefühlt, als er das traurige Gesicht gesehen hatte. Waren das Gefühle, auf die man aufbauen konnte, oder eher nicht?

Leicht schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf. Er wusste es nicht.

»Also gut... «, fasste er einen Entschluss, nachdem sich der andere darüber wunderte, dass er ihn verzaubert haben sollte. »Ich schlage vor, wir lernen uns erst einmal besser kennen.« Schnell hob er die Hand, um den anderen zum Schweigen zu bewegen, weil er noch nicht fertig war. »Es ist nur ein Versuch, in Ordnung? Mehr kann ich im Moment nicht versprechen, aber ich bin bereit dir eine Chance zu geben... « Einen Augenblick runzelte er noch mal nachdenklich die Stirn, bevor er etwas äußerte, was ihm noch nicht ganz klar war. »Wie ist das eigentlich, wenn ich mit dir schlafe? Musst du dann immer bei mir bleiben, oder ist es dir möglich auch noch einen anderen zu finden, mit dem du glücklich werden kannst?«

Denn falls es mit ihnen beiden nicht klappen sollte, musste er wissen, ob er es wenigstens richtig mit dem Jungen probieren konnte, was hieß, alle Sachen die eine Beziehung ausmachte mit eingeschlossen.

»Und sag mal... wie heißt du eigentlich?«, setzte Tarêk dann noch hinterher, weil ihm soeben der Gedanke gekommen war, dass er den Namen noch gar nicht wusste. Offen schaute er den Kleineren an und wartete auf Erklärungen.
 

Der Kleine zog eine Schnute und machte einen Schmollmund, als der Mann noch immer darauf beharrte, ihn nicht geküsst zu haben. Das hatte sich für ihn aber ganz anders angefühlt, aber er sagte nichts mehr dazu weil er merkte, dass es nichts brachte sich mit ihm darüber zu streiten. Aber der gleichen Meinung war er noch lange nicht!

Deshalb schmollte er noch eine ganze Weile und schwieg trotzig, bis der Dunkelhaarige auf einmal anfing, ihm irgendetwas zu erklären. Interessiert horchte er auf, weil er gerne neue Dinge lernte, und deshalb horchte er auch ganz genau zu. Und weil er etwas nicht verstand, fragte er auch sofort nach.

»Was ist Penis und... Brüste?«, wollte er wissen und sah ihn aus großen Augen an, weil er mit diesen Begriffen absolut nichts anfangen konnte, das hatte er noch nie gehört und er wollte schon gerne wissen, was es war.

Er bemerkte die Reaktion des anderen nicht, als er versuchte, ihm zu zeigen, wie er Kinder bekommen konnte und verzog nur erneut das Gesicht, weil der Mann einfach nicht verstehen wollte. Wollte ihm hier komische Sachen erklären und gab noch zu, keine Ahnung von der Rasse zu haben... Amien seufzte leise. Wohin sollte das nur führen... Er wusste es nicht, war aber nicht bereit, schon aufzugeben.

Er zog die Beine an seinen Körper und umschlang sie mit den Armen, legte seinen Kopf auf seine Knie und sah auf das glitzernde Wasser des kleinen Sees. Ab und an warf er einen Blick auf die Person neben sich und war noch immer fasziniert von der dunklen Haut und den langen, dunklen Haaren des anderen. Er hatte große Lust, sie zu berühren und nachzuprüfen, ob sie wirklich so eine Farbe hatten und wollte sehr gerne wissen, wie sie wohl schmeckten... Aber aus irgendeinem Grund traute er sich nicht, seine Hand auszustrecken und einfach einen Versuch zu wagen.

Stattdessen horchte er in sich hinein und spürte, dass sich sein Körper schon ein wenig verändert hatte, dass er auf den Dunkelhaarigen reagierte, dessen Stimmung fühlen und ab und an auch einen Gedanken erhaschen konnte, was er zuvor nie gekonnt hatte. Außerdem spürte er ein Verlangen in sich, den anderen endlich zu spüren, tief in sich, so wie viele andere es in seinem Alter schon längst erfahren hatten... Erneut seufzte er leise. Irgendwie war er immer schon ein Spätzünder gewesen. Viele hatten ihre Partner schon vor etlichen Jahren kennen gelernt, wo er immer draußen umhergepirscht und die Gegend erforscht hatte, und irgendwann wollte niemand mehr wirklich etwas von ihm wissen, er war eine Art Außenseiter geworden, und wenn er näher darüber nachdachte, war er wohl selbst Schuld daran. Er war halt immer weggewesen... Und als er endlich begonnen hatte, sich für jemand anderen zu interessieren, hatte er feststellen müssen, dass es gar nicht so einfach war, wie es sonst immer aussah. Zudem kam noch hinzu, dass es sich um jemanden von einer anderen Rasse handelte, was sowieso von vielen nicht verstanden werden würde...

Der Kleine starrte vor sich hin und wusste nicht so recht, wohin das führen sollte, aber er fühlte sich nun mal zu dem Mann hingezogen, daran konnte er doch auch nichts mehr ändern... Und er war nicht willig, das wieder herzugeben. Seinen Eltern würde er es vorerst sowieso nicht erzählen, die machten sich nur wieder viel zu viele Sorgen und ließen ihn nachher womöglich noch nicht wieder gehen, nein, darauf ließ er sich gar nicht erst ein, er wollte bei dem anderen bleiben, und wenn dieser ihn schon nicht wollte, dann wenigstens ihm zuhören oder ihn beobachten...

Langsam drangen die Worte des Mannes wieder zu ihm durch und er hob den Kopf und sah ihn an, versuchte zu verstehen, wovon er gerade sprach und hatte den Sinn sehr schnell erfasst. Er wollte etwas sagen, wurde jedoch davon abgehalten und schloss den Mund wieder. Einen Versuch... na ja, nicht unbedingt das, was er sich vorgestellt hatte, aber immerhin besser als gar nichts, oder? Allerdings wusste er auch nicht, wie er sich das vorstellen sollte, vor allem, wie es nun weiter gehen sollte, aber seine Augen leuchteten, ebenso wie seine Haare.

Als er die Frage hörte, überlegte er und hob einen Finger an die Lippen, während er nachdachte. Schließlich sah er den anderen wieder an und erwiderte:

»Hm... also wenn Ihr mit mir schlaft, verändert sich mein Körper soweit, dass ich nur noch mit Euch schlafen kann. In der Zeit kann kein anderer mit mir schlafen, das würde ich auch nicht wollen... Ich weiß nicht, ob man das noch ändern kann... Auf jeden Fall kann die Einstellung von meinem Körper nach dem Kuss ohne dass wir miteinander geschlafen haben rückgängig gemacht werden, indem mich jemand küsst, den ich auch sehr gerne habe, zum Beispiel meine Eltern, aber wie das danach ist weiß ich nicht, das kam noch nicht vor... Bei uns bleiben die Partner, die sich gefunden haben, ein Leben lang zusammen, also eigentlich für immer... Wir leben nämlich sehr lange...« Er senkte den Blick und verstummte nachdenklich, knetete dabei seine schlanken Finger und knabberte an seiner Unterlippe herum. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, glaubte er nicht mehr daran, dass er je einen Partner in seiner Rasse finden würde, dazu war er vielen zu eigenartig... Konnte er doch nichts für, dass er lieber alleine war...

Amien sah auf, als er die letzte Frage hörte, strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück und lächelte leicht, als er ruhig antwortete:

»Ich heiße Amien...«

Eigentlich wollte er schon noch gerne fragen, wie der andere hieß, aber er ließ es bleiben, irgendwie traute er sich nicht, aus einem Grund, der ihm nicht bekannt war, also senkte er nur wieder ein wenig schüchtern den Blick und wartete darauf, dass der Mann weiter sprach.
 

»Amien... «, wiederholte Tarêk langsam und ließ sich den weich klingenden Namen auf der Zunge zergehen. Er gefiel ihm auf Anhieb und der Dunkelhaarige fand auch, dass der Name zu dem Kleinen passte. Kurz seufzte er, denn die Fragen von Amien schwirrten noch zu genau in seinen Gedanken umher. Fast hatte er sich schon gedacht, dass der Junge nicht wusste, was er mit »Penis« und »Brüsten« meinte. Immerhin besaßen sie hier keine Frauen, wie er mitbekommen hatte und nun ja.. Andere Begriffe gab es hier sicherlich auch. Abermals seufzte er, und blickte dann wieder zu dem Jüngeren rüber. »Also ein Penis ist das, was du zwischen deinen Beine hast...«, erklärte Tarêk und kam nicht umhin ein wenig rot im Gesicht zu werden, als er zwischen die weit gespreizten Schenkel des Kleinen schaute, dies jedoch nur kurz tat, damit er nicht auf falsche Gedanken kam. Deswegen richtete er seine Augen wieder auf das Gesicht des Jungen und fuhr mit seiner Erläuterung fort. »Und Brüste befinden sich bei den Frauen am Oberkörper, aber das wirst du eh nie sehen, also brauch ich gar nichts weiter dazu sagen.« Tarêk ärgerte sich ein wenig darüber, dass er selbst verlegen wurde, weil er ja sonst nie so prüde war. Als er jedoch aus den Augenwinkeln bemerkte, wie Amien fragend zwischen seine Beine sah und sich selbst berührte, musste er stark an sich halten kein Nasenbluten zu bekommen. »Äh.. kannst du das lassen?!«, fragte er mit einer Nuance Ärger in der Stimme, was Amien dazu bewegte die Hände von seinem besten Stück zu nehmen. Es kostete den Dunkelhaarigen ein ganzes Stück Beherrschung sich nicht auf den Jungen zu stürzen, wo er mit diesen offensichtlich anregenden Gesten schier dazu eingeladen wurde. Heftig presste er die Lippen aufeinander, als ihn der unschuldige Blick Amiens traf und er schnaubte kurz frustriert auf. »Und könntest du so nett sein und dir vielleicht was anziehen? Auch wenn du scharf drauf bist Sex mit mir zu haben, ich will nicht unbedingt wie ein Tier über dich herfallen, also hör auf dich selber zu streicheln und anzufassen, sonst vergesse ich mich«, meinte er daraufhin schon wieder etwas ruhiger, stand kurz auf und sammelte di verstreuten Sachen des Kleineren ein, um sie ihm dann in den Schoß zu drücken.

Als Amien sich schließlich notdürftig bekleidet hatte, fand Tarek zu seinem normalen Denken zurück und rief sich in Erinnerung, was der Kleine vorher gesagt hatte. »Bleibt ihr wirkliche in Leben lang zusammen? Auch wenn ihr euch nicht mehr leiden könnt?« Das war für ihn eigentlich nichts Neues, denn bei ihrer Rasse gab es auch nur eine Person, mit der man ein Bündnis für die Ewigkeit einging, aber diese zu finden grenzte schier an Unmöglichkeit und deswegen konnten sie vor diesem Bündnis mit anderen Personen Geschlechtsverkehr haben. Vorrausgesetzt ihre zweite Persönlichkeit war noch nicht durch ein besonderes Ritual erweckt worden, so wie bei vielen ihrer Art. Denn mit der zweiten Persönlichkeit, die tief in einem schlummerte, bekam man mehr Kraft. Allerdings erst wenn diese erweckt wurde und das machte auch die Stärke ihrer Rasse aus, mit der sie schon viele Planeten erobert hatten.

Bei ihm selbst war das noch nicht der Fall. Tarêk hatte sich erst aus Trotz geweigert, weil seine Familie auf das Ritual bestanden hatte und später war immer nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, sodass er bis jetzt noch keine Probleme mit irgendwelchen Persönlichkeitsschwankungen gehabt hatte. Eine Sache stand aber fest.. Falls Amien der richtige Partner für ihn war, dann würde seine bis dato noch schlummernde andere Hälfte bei ihrer Vereinigung erwachen.

Nach all diesen Überlegungen musterte Tarêk den Jungen mit seinen dunklen Augen und nickte innerlich. Er würde es mit dem Kleinen versuchen und egal, was dabei heraus kam, wenn er mit Amien intim wurde, würde er bei ihm bleiben müssen, für immer. Es war eine schwere Entscheidung... Doch irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er es zulassen sollte.

Zum ersten Mal, seitdem sie sich getroffen hatte, schenkte der Dunkelhaarige dem Jungen ein leichtes Lächeln. Amien musste seinen Blick wohl gespürt haben, denn er hob den schüchtern gesenkten Kopf und sah ein wenig verwirrt aus. »Ich möchte es auf einen Versuch ankommen lassen«, wiederholte er, diesmal jedoch freundlich und legte den Kopf leicht schief. Zu verlieren hatte er nichts und den Kleinen würde er sicher auch ein bisschen glücklich machen. Zufrieden mit seiner Entscheidung vertiefte sich sein Lächeln, das er selten zeigte und er hielt Amien die Hand hin. »Ich bin Tarêk...«
 

Der Kleine schloss die Augen halb als er hörte, wie der Mann seinen Namen aussprach und seufzte wohlig. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, er wusste selbst nicht so recht, weshalb eigentlich, aber fest stand schon mal, dass er es mochte, wenn der Dunkelhaarige seinen Namen aussprach, und das noch so sanft... Da konnte er dahin schmelzen. Er wusste jetzt schon, dass wenn ihn der andere so ansprechen würde, dass er nicht widerstehen konnte und alles tun würde, was der Mann sagte...

Als er die Erklärungen hörte, runzelte er verwundert die Stirn. Es gefiel ihm nicht, wenn er etwas nicht genau wusste, aber er sah schon ein, dass es nichts brachte, wenn er es sowieso nie zu Gesicht bekommen würde... Bei dem ersten Begriff jedoch spreizte er seine Beine und besah sich das kleine Anhängsel.

»Das da?«, fragte er irritiert und berührte es, schob es hin und her und machte ein fragendes Gesicht, weil die Bezeichnung komisch war... Amien zuckte zusammen, als er die leicht wütenden Worte des Mannes hörte und sah ihn verwirrt an. Was war denn so schlimm daran, wenn er sich da anfasste? Passierte doch nichts... Und wieso sollte er sich so plötzlich wieder anziehen, wo er doch die gesamte Zeit nackt gewesen war?! Verwirrt sah er den Mann an und rührte sich nicht, war ein wenig trotzig, weil er die Kleidung eigentlich nicht schon wieder auf seiner Haut spüren wollte, aber als er die Sachen schließlich in seinen Schoß gedrückt bekam, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich anzuziehen. Allerdings hatte er, als der Dunkelhaarige sich wieder hingesetzt hatte, etwas entdeckt, was ihn interessiert aufsehen ließ. Er zog sich jedoch erst ordentlich an, verzog dabei das Gesicht und antwortete schließlich auf die Fragen.

»Ja, wir bleiben ein Leben lang zusammen, ich glaube nicht, dass man sich mit der Zeit nicht mehr leiden kann, dazu passt man dann viel zu gut zusammen, aber ich kann dazu ja noch nichts sagen, hatte ja noch niemanden...« Eine Spur Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit, die jedoch bald wieder verflogen war, als ihm der Mann sagte, dass er ihn wirklich wollte, wenn auch als einen Versuch. Er strahlte und freute sich über das Lächeln, das der andere ihm schenkte und das so ehrlich war. Er hatte den Dunkelhaarigen noch nie lächeln sehen, er freute sich riesig darüber und er sah ein wenig irritiert auf die Hand, ergriff sie jedoch und lächelte glücklich, wiederholte den Namen des Mannes ebenfalls eine ganze Zeit lang mit weicher, sanfter Stimme vor sich hin, bis er einen für sich geeigneten Klang herausgefunden hatte und ihm wieder einfiel, was ihn vorhin irritiert hatte.

Amien ließ die Hand des anderen wieder los, eine Berührung, die er sehr genossen hatte, richtete sich auf und krabbelte bis zu Tarêk heran, legte den Kopf schief und machte ein langgezogenes, fragendes: »Hmmm?????«

Dabei streckte er seine Hand aus, machte den Zeigefinger lang und tippte vorsichtig testend in die komische Beule, die der Mann da hatte und die vorhin seiner Meinung nach noch nicht da gewesen war.

»Tut... tut das weh?«, wollte er vorsichtig wissen und verzog das Gesicht, weil er nicht wusste, was er davon halten sollte. War der Mann krank, musste er ihm irgendwie helfen??? Immerhin kannte er es ja nicht, woher auch...
 

Hehehe, wir lieben es, an solchen Stellen aufzuhören *kicher* Da müsst ihr euch schon ein bisschen gedulden. Wir würden uns sehr über eure Meinungen freuen, die sind uns nämlich sehr wichtig!
 

SusyCutexDesertdevil

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 10/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin
 

Lost in your Eyes X
 

Ascon wusste, dass es Laurin nicht gefiel, dass sie weiter mussten, doch es gab keine andere Möglichkeit. Es war noch ein weiter Weg und die Chancen es in die nächste Stadt zu schaffen standen nicht wirklich gut. Zu viel war bereits geschehen und sie hatten kaum noch Nahrung. Wasserreserven waren nicht das Problem, doch Laurin brauchte etwas zu Essen, damit er bei Kräften blieb. Dem Kleinen fiel das ganze Laufen sowieso schon sehr schwer und deswegen musste er darauf achten, dass der Junge auch gut aß. Bei ihm war es nicht so wichtig, er konnte ein paar Tage ohne Nahrung auskommen, obwohl dies auch seine Grenzen hatte, überlegte Ascon, während sein Blick zum Ausgang der Höhle glitt.

Dann vernahm er Laurins Stimme und drehte sich wieder zu dem Kleinen um, der hilfesuchend zu ihm schaute. Leicht presste der Dunkelhaarige die Lippen aufeinander, als er die zerfetzte Kleidung sah und seufzte schwer. Es war ihm schon klar, dass der Junge die groben Sachen nicht einfach so tragen konnte, zu gut erinnerte er sich daran, was das letzte Mal dabei heraus gekommen war. Doch er konnte Laurin ja schlecht nackt herum laufen lassen! Verdammt...

»Kannst du das da.. « Ascon wies auf das Seidenstück, das der Kleinen noch immer mit einem betrübten Blick in der Hand hielt. »Kannst du das nicht irgendwie ein wenig flicken?« Doch im selben Moment wusste der Ältere, dass seine Frage völlig bescheuert war. Wie sollte Laurin das denn machen, wenn er weder Nadel noch Faden zur Hand hatte?!

»Ach.. schon gut.. «, wehrte er deswegen mit einer unwirschen Handgeste ab und überlegte fieberhaft, was er dem Kleinen noch zum Anziehen geben konnte. Er selbst hatte ja nur noch seine Hose. Das Hemd war durch den Kampf mit diesem urtümlichen Monster zerfetzt worden und was Kiron mit dem Rest angestellt hatte, wusste er nicht.

Dann fiel sein Blick auf den Umhang, den sie auch noch hatten und er fasste nach dem weichen Material, hob es hoch und so langsam manifestierte sich in seinem Kopf eine Idee.

»Sag mal.. Dieser Stoff ist doch weich genug für deine Haut, oder?«, fragte Ascott mit einem hoffnungsvollen Klang in seiner dunklen Stimme. »Wenn du dich darin einwickelst, oder wie auch immer, dann müsste es doch gehen.. « So richtig sicher war er sich zwar nicht, aber es war ihre einzige Möglichkeit, wenn Laurin nicht nackt herumlaufen sollte. Und vielleicht war der Kleine ja so geschickt, dass er sich daraus irgendwie so was wie einen kleinen Anzug machen konnte. »Ein Messer habe ich dabei und Fäden kannst du doch aus dem Stoff heraus ziehen, also..??« Hoffnungsvoll hielt er Laurin den Umhang hin und schenkte dem Kleinen ein aufmunterndes Lächeln, obwohl ihm im Moment nicht so sehr danach zu Mute war. Aber es ging hier nicht nur um ihn und der Junge war schon so sehr demotiviert.

Der Kleine dachte gar nicht daran, dass sie Essen benötigten. In seiner Heimat gab es immer genug, und er hatte dann gegessen, wenn er sich danach gefühlt hatte. Aber so ein richtiges Hungergefühl gab es bei ihm eigentlich nicht, sein Körper konnte auch längere Zeit auch ohne Nahrung auskommen, genauso wie ohne Sauerstoff. Das merkte er auch gar nicht. Was passierte, wenn er zu lange nichts aß, das wusste er nicht, immerhin war er noch nie in so einer Situation gewesen, war eigentlich immer ziemlich behütet aufgewachsen, wenn auch ziemlich einsam... Seit seine Eltern gestorben waren, hatte er recht zurückgezogen gelebt und war nur für seinen Bruder da gewesen, der sein ein und alles war.

Bei dem Gedanken an seinen Bruder wurde ihm ganz schwer ums Herz. Hoffentlich ging es ihm gut, so ganz alleine... Er kannte doch auch niemanden, hoffentlich kam er nicht um vor Kummer... Mehrmals hatte Laurin schon versucht, geistlich mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber es hatte nicht wieder geklappt und er machte sich große Sorgen...

Leise seufzte er und beobachtete Ascon dabei, wie er sich umsah und auf seine zerfetzte Kleidung zeigte.

Der Kleine sah an sich hinunter und schluckte. So konnte er schlecht draußen herum laufen, so gefährlich wie es war... Er wollte nicht wieder so einem ekelhaften Vieh begegnen...!

»Das... das geht nicht wieder ganz«, sagte er leise und Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit, denn diese Kleidung war wirklich bequem gewesen im Gegensatz zu dem, was er zuvor hatte anziehen müssen... Zwar war sie nicht so gut gewesen, wie die von zu Hause, aber sie hatte seine Haut wenigstens nicht aufgerieben...

Betrübt senkte er den Blick. Er machte dem Mann immer nur Ärger... Und ohne ihn wäre er bestimmt nicht verletzt worden...

Gerade, als eine silbrige Träne seine Wange hinab tropfte und als Perle mit einem leisen Geräusch über den Steinboden kullerte, hörte er Ascon sprechen und sah auf, wischte sich über die Augen und strich sich die herausgelösten, leicht leuchtenden Strähnen aus dem Gesicht.

Die Frage wahrnehmend, streckte er seine zarte Hand nach dem Stoff aus und berührte ihn testend. Er fühlte sich weich und schön kühl auf seiner Haut an.

Leicht nickte er. Das dürfte gehen, aber um sich dazu was zum Anziehen zu machen, müsste er es zerschneiden... Und das wollte er nicht. Er konnte den Umhang doch nicht zerschneiden, er war doch viel zu schön...!

Langsam und schweigend griff er nach dem Stoff, musterte ihn prüfend und seufzte leise, als der Mann ihm das Messer hinhielt, schlug die Augen wieder nieder und griff schließlich danach, ohne etwas zu sagen. Ihm blieb wohl keine andere Wahl...

Während er den Stoff erst durchschnitt, damit er eine große Lage hatte, aus der er etwas machen konnte, perlte eine weitere Träne von seiner Wange und kullerte über den Stoff.

»Wieso... lasst Ihr mich nicht einfach hier... Ich... ich bin doch nur eine Last... und mache immer nur Ärger...«

Leise schniefte er, wischte sich über die Augen, damit die Umrisse durch die Tränen nicht verschwammen und erwartete keine Antwort. Stattdessen schnitt er Formen aus dem Stoff, die für ihn alleine einen Sinn zu ergeben schienen und breitete sie schließlich vor sich aus, als er sie ausgeschnitten hatte. Dann griff er eine Haarsträhne von sich und riss sich ein einzelnes Haar aus, leckte die Spitze an, die daraufhin nadelspitz wurde und begann, die Teile schweigend miteinander zu verbinden. Dabei kullerten noch immer ab und an Perlen von seinen Wangen, er wusste auch nicht, warum er auf einmal so depri war, er hatte oft Stimmungsschwankungen, und mit solchen schwierigen Situationen konnte er oft nicht umgehen. Das war ja auch verständlich, immerhin hatte er so etwas noch nie erleben müssen...

Schließlich war er fertig, stand auf und strich sich die Fetzen vom Leib, stand splitternackt da, was ihn aber nicht störte und glitt zuerst in das hosenähnliche Teil, das ziemlich weit auseinander lief und unter den Knien wieder zusammen, so dass seine schlanken Beine frei blieben. Das Oberteil hatte einen V-Ausschnitt und lange, weitlaufende Ärmel, die seine Arme und Hände vollkommen bedeckten und bis zu seinen Hüften reichten.

Als er angezogen war, sah er unsicher auf und blickte Ascon fragend an, wollte wissen, ob das so ging...

Ascon war erleichtert, als der Kleine nach langem Zögern nach dem Umhang griff und kurz darauf hielt er Laurin auch noch sein Messer hin, das der Junge wortlos annahm. Doch der Dunkelhaarige sah deutlich die Tränen in den großen Augen glitzern und wenig später perlten diese über Laurins helle Wangen.

Lautlos seufzte Ascon, ließ den Kleinen aber erst mal in Ruhe, um zu sehen, ob er wirklich etwas aus dem Umhang machen konnte, denn momentan hielt Laurin den Stoff nur zwischen den Fingern und schien ihn zu testen, ob er weich genug war. Abwartend lag sein Blick auf dem Hellhaarigen und auch wenn die eigentlich nicht so viel Zeit hatten, blieb Ascon geduldig. Es brachte ja auch nichts ihnen Stress zu machen. Dann würde die Situation nur noch unerträglicher werden.

Dann schien Laurin sich entschieden zu haben, denn der Kleine setzte das Messer an und begann sich irgendwelche Teile zurecht zu schneiden, wovon der Krieger natürlich überhaupt keine Ahnung hatte. Aber der Kleine würde schon wissen was er tat, beruhigte Ascon sich selbst und schaute einfach nur zu, bis er die leisen trübseligen Worte vernahm.

Nachdenklich runzelte er die Stirn, bevor er sich erhob und zu dem Kleineren ging, ihn sanft in seinen Arm zog und zärtlich durch die weichen aufgelösten Haare streichelte.

»Sag doch nicht so was.. hm? Und außerdem.. es stimmt doch gar nicht. Sicher hast du ein paar Fehler gemacht, aber wärst du nicht mitgekommen, dann hätte ich den Absturz des Schiffes vielleicht nicht überlebt...«

Darüber hatte sich Ascon auch schon Gedanken gemacht. Eigentlich war er ja nur in seiner Kabine geblieben, um auf Laurin auf zu passen und den Jungen nicht allein zu lassen. Andernfalls wäre er sicher im Cockpit gewesen oder im Frachtraum und gemäß dem Fall, wäre es ihm bestimmt nicht anders ergangen als seinen Crewmitgliedern. Insofern hatte Laurin ihn eigentlich gerettet, auch wenn Ascon das nicht gerne zugab.

»Komm schon.. «, bat er eindringlich. »Sei nicht mehr so betrübt. Wir haben schon ein ganzes Stück geschafft und den Rest bekommen wir auch noch hin..«, versuchte er Laurin auf zu muntern und auch sich selbst, denn Ascon war sich nicht so sicher, ob sie die nächste Stadt noch rechtzeitig erreichten. Er konnte nur darauf hoffen.

Ihre Situation war recht aussichtslos. Dennoch wollte er das beste daraus machen und dafür war es wichtig, dass der Kleine nicht aufgab!

Dann entließ er den Jungen wieder aus seiner Umarmung, sodass er den Stoff weiter bearbeiten konnte. Nach einer Weile nahmen die abstrakten Stücken sogar für ihn erkennbare Formen an und Ascon nickte anerkennend, als Laurin in die Sachen geschlüpft war.

»Das sieht gut aus..«, lobte er mit einem aufmunternden Lächeln und zog Laurin anschließend wieder zu sich, streichelte dem Kleineren wieder sanft durchs Haar.

»Siehst du? Eine Hürde haben wir gemeistert und das werden wir bei der nächsten auch schaffen!« Einen Moment gönnte er ihnen noch ein bisschen Ruhe, bevor Ascon sich erhob, die zerfetzten Sachen auf einen Haufen warf und anschließend Laurin ansah, die Hand ausstreckend. »Wollen wir?«

In seinen dunklen Augen lag dabei das Versprechen auf Laurin auf zu passen und das würde er auch, jetzt noch viel mehr, denn der Kleine war sein Seelenpartner und sollte dem Jungen irgendetwas passieren, so würde er dessen Schmerz spüren, genauso wie er jetzt Laurins Unsicherheit und Furcht fühlte.

Der Kleine hatte bei der sanften Umarmung die Augen geschlossen und sich leicht an den anderen gelehnt. Es tat so gut, zu spüren, dass er nicht alleine war, dennoch hatte er nicht so recht die Hoffnung, dass sie hier je wieder heraus kamen und er war immer noch der Meinung, dass Ascon ohne ihn besser dran war und vielleicht eine Chance hatte... Doch er schwieg nur zu den Worten, sagte nichts weiter und nickte nur kurz.

Als der Dunkelhaarige seine Kleidung schließlich für gut befand, stand Laurin auf und nutzte die Pause, um seine Frisur noch einmal neu zu stecken, damit ihm die Haare nicht immer ins Gesicht fielen.

Die kurzen, sanften Berührungen genoss er, und er brauchte sie auch, beruhigten sie ihn doch wenigstens ein bisschen und lenkten ihn von seinen trübseligen Gedanken ab. Sagen tat er jedoch nichts mehr, er strich die Kleidung glatt und sah auf, als der Mann die Hand ausstreckte.

Kurze Zeit blickte der Hellhaarige darauf, dann ergriff er sie jedoch schweigend und auf den Boden sehend und drückte sich an den warmen Körper des anderen, während er zu der Frage nur nickte.

Wenigstens konnte er sich jetzt besser bewegen, er war barfuß und seine Kleidung war auch bequem und leicht zu tragen. Also behinderte er Ascon vielleicht doch nicht so sehr und sie kamen bestimmt jetzt schneller voran...

Kurz ließ der Junge die Hand des anderen los, um auf einen Stein zuzutapsen, der ein wenig ausgehöhlt war und in dem sich Regenwasser gesammelt hatte. Laurin trank ein paar erfrischende Schlucke, wusch sich dann mit dem kühlen, klaren Wasser das Gesicht und griff schließlich wieder nach der Hand des anderen, fühlte sich schon besser und weinte auch nicht mehr, obwohl er noch sehr schweigsam war. Und ein wenig Angst hatte er auch, er sah das ekelhafte Viech immer noch vor sich, dass sie fast getötet hätte, und er wollte nicht wissen, was da noch alles im Gebüsch hockte, denn der Wald war nicht freundlich, das spürte er. Die Bäume waren nicht so lieb, wie bei ihm zu Hause, sie waren bedrohlich und hart, er mochte sie nicht, und ihm tat die Natur hier leid... Aber er beschloss, ein paar kleine Blümchen wachsen zu lassen, während sie gingen, dann sah vieles vielleicht schon freundlicher aus...

Als der Kleine sich schutzsuchend an ihn schmiegte, strich Ascon ihm noch einmal über den Rücken, denn das schien Laurin wirklich zu brauchen. Dann löste sich Laurin jedoch wieder einen Moment, trank ein paar Schlucke Wasser aus der Mulde eines Steines und als er wieder zurück kam, sah der Kleine in Ascons Augen schon ein bisschen besser aus. Leicht griff er wieder nach Laurins Hand und schlug schließlich ein zügiges Tempo an.

»Wenn es dir zu schnell geht, oder wenn du eine Pause brauchst, dann sag bitte was, ja?«, meinte der Dunkelhaarige ernst, während er kurz zu dem Jungen herunter schaute.

Wieder nickte der Kleine und so setzte Ascon seinen Weg fort, hielt Laurin an einer Hand und schlug ihnen mit der anderen, in der er sein Schwert hielt einen Weg durch das Gestrüpp.

Bereits nach kurzer Zeit lief ihm der Schweiß über den Körper, doch Ascon erlaubte sich keine Schwäche, trieb sich immer weiter, denn es lag noch so viel Weg vor ihnen, dass sie es sich nicht erlauben konnten sich aus zu ruhen.

Es bereitete ihm auch noch Sorgen, dass Laurin nichts an den Füßen hatte und sich womöglich noch verletzte, doch das würde er spüren, beruhigte er sich etwas und hieb den nächsten Ast ab, der im Weg war.

Auf dem gesamten Lauf hielt er die Augen offen nach einem Bach oder einer Quelle, wo Laurin sich etwas erfrischen konnte, denn auch wenn sei kaum noch etwas zu essen hatten, so mussten sie wenigstens ausreichend trinken. Doch es war durch den Dschungel kaum etwas zu sehen. Die Bäume standen zu dicht, waren immer wieder von kleinen Sträuchern und Ranken behangen und miteinander verbunden, sodass es ein Ding der Unmöglichkeit darstellte, überhaupt drei Meter zu schauen.

Die Luft war zudem sehr feucht und aufgeheizt, sodass Ascon nach stundenlangen Marsch, wirklich spürte wie seine Muskeln allmählich zu schmerzen begannen. Sein Atem ging unregelmäßig, aber er wollte noch nicht aufgeben...

Schließlich glaubte er in der Ferne ein Plätschern zu hören, orientierte sich daran und schlug eine etwas andere Richtung ein und wirklich! Nach kurzer Zeit erkannte er einen kleinen Wasserfall, der aus einer Felsspalte entsprang und einen kleinen Teich bildete, der verheißungsvoll in der Sonne glitzerte.

Sacht drückte Ascon die Hand des Kleinen und drehte sich zu ihm um.

Der Kleine passte sich dem Tempo des Mannes an. Er nickte zu dessen Worten hin, sagte jedoch nichts weiter und folgte ihm vorsichtig und auf den Boden schauend. Nicht wegen spitzen Gegenständen, die konnten seinen Füßen nichts antun, aber wegen Wurzeln und Steinen, über die er stolpern konnte, und das wollte er möglichst vermeiden.

Aber es ging schon viel leichter, als zuvor, er konnte sich freier bewegen und es lief sich leichter. Außerdem lächelte er, als in seinen Spuren kleine, leuchtende Blümchen aus dem Boden wuchsen, die leicht dufteten und ihn ein wenig an seine Heimat erinnerten...

Er folgte dem anderen, hatte seine Köpertemperatur ein wenig herab gesetzt, um Energie zu sparen und sah sich nebenbei immer wieder um, konnte aber nicht viel sehen, weil die Pflanzen einfach viel zu dicht wuchsen.

Ascon schien etwas zu suchen, jedenfalls blickte er sich immer wieder um, während der Kleine seine Hand weiterhin fest hielt und ihm schweigend folgte.

Der Hellhaarige, der sowieso kein Zeitgefühl hatte, wusste nicht, wie lange sie schon gelaufen waren, aber er konnte sehen, dass der Mann unregelmäßig atmete und schon langsam erschöpft zu sein schien... Sich auf die Lippe beißend senkte er den Blick. Er selbst fühlte sich erschöpft, aber das Wissen, dass sie unbedingt weiter mussten, hielt ihn aufrecht und ließ ihn weiter laufen, auch wenn er öfter mal stolperte, weil er einen Ast oder Stein zu spät gesehen hatte, aber zum Glück fiel er nicht hin.

Auch Laurin hob den Kopf, als er leises Plätschern hörte und wusste, was der Mann gesucht hatte. Er folgte ihm und blickte angestrengt nach vorne, sah schließlich ebenfalls den kleinen Wasserfall und lächelte leicht. Ohne auf den Dunkelhaarigen zu achten, ließ er dessen Hand los, tapste zu dem kleinen gebildeten Teich, hockte sich hin und trank einige große Schlucke. Dann setzte er sich auf einen Stein in der Nähe und ließ die Füße in das kühle Nass baumeln, schloss die Augen halb und entspannte sich nach diesem anstrengenden Lauf. Er fragte sich, ob er ins Wasser baden gehen konnte, um sich ein wenig zu erholen und blickte den Mann fragend an. Aber wahrscheinlich würde das wieder zu viel Zeit in Anspruch nehmen, deswegen senkte er den Blick schnell wieder und baumelte mit den Füßen, ohne etwas zu sagen.

Obwohl Laurin erschöpft aussah schien er nicht so fertig zu sein, wie die Tage zuvor und das beruhigte den Dunkelhaarigen ungemein. Bevor er ein Wort sagen konnte, war der Junge auch schon zu dem kleinen Teich gegangen und trank etwas. Gut.. es war gut, dass Laurin von sich aus trank, dachte Ascon und ging ebenfalls zum Wasser um seinen Durst zu stillen, der bereits unerträglich war.

Dabei bemerkte er auch den fragenden Blick, strich Laurin im Vorbeigehen über den Kopf und meinte: »Du kannst dich ruhig ein bisschen erfrischen, aber sei vorsichtig..«

Daraufhin setzte sich Ascon, zog seine Schuhe und die Hose aus, die er ja als einziges noch am Körper trug und trabte ins Wasser. Der Teich war nicht besonders tief... vielleicht eineinhalb Meter, wenn es hochkam. Ihm ging das Wasser nur bis zur Hüfte, aber es reichte ja aus. Es war außerdem angenehm frisch und Ascon genoss die Kühle auf seiner erhitzen Haut, trank ein paar Schlucke und wusch den Schweiß von seinem Oberkörper, bevor er ganz untertauchte und auch seine verschwitzten Haare nass machte.

»Komm schon, Laurin.. Das ist angenehm und du siehst auch aus, als könntest du eine Erfrischung vertragen..«, sagte Ascon und lächelte dem Jungen zu. Es wunderte ihn ein wenig, dass der Kleine nicht schon längst im Wasser war, aber nach dem Grund wollte er im Augenblick nicht forschen. Stattdessen streckte er abwartend eine Hand aus und wartete einfach ab. Große blaue Augen schaute zu ihm herüber und da fiel es dem Älteren wie Schuppen von den Augen.

Laurin hatte ihn noch nie nackt gesehen... vielleicht war der Kleine deswegen so perplex?

Der Kleine schloss die Augen, als ihm durch die Haare gekrault wurde und seufzte kurz wohlig auf, blickte Ascon an, als er die Worte hörte und überlegte, ob es sich lohnte, jetzt ins Wasser zu gehen... Aber es sah auch so verlockend aus...

Bevor er jedoch zur Tat schreiten konnte, wurde sein Blick von dem Anblick des Dunkelhaarigen gefangen, der sich gerade auszog, vollkommen auszog. Der Kleine errötete tief. Er wusste selbst nicht warum, aber er hatte den anderen noch nie so gesehen, und sein Herz schlug aus irgend einem Grund schneller. Laurin konnte seinen Blick nicht von dem schönen, dunklen und glänzenden Körper abwenden, den er erst jetzt so richtig zu Gesicht bekam...

Aber was ihn am meisten verwunderte war das komische dunkle Zeug, was der Mann da unten hatte... Was war denn das? Er selbst hatte so etwas nicht...

Verlegen zog er seine Hose ein Stück vor und linste hinein. Nein, er hatte so etwas nicht, was war das nur?

Total verwirrt und verlegen blickte er Ascon an und hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Die Worte nahm er erst ziemlich verspätet wahr, so tief war er in Gedanken versunken gewesen und er blickte auf, als er die Hand sah, die ihm entgegen gestreckt wurde.

Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum, blickte ihn noch immer aus großen Augen an und stand dann schließlich langsam auf, um sich auszuziehen und seine Kleidung ordentlich zusammen zu legen. Dabei blickte er noch mal in seinen Schritt, als hätte er Angst, dass er plötzlich da auch so was komisches haben könnte, aber da war nichts...

Ein wenig beruhigt tapste er in das Wasser und sah Ascon dabei weiter aus großen Augen an, bis er ein wenig unsicher vor ihm stand und ihn noch immer neugierig musterte.

Ascon beobachtete den Jüngeren eine Weile und fühlte sich in seiner Annahme bestätigt, denn als Laurin, verwirrt in seine Hose schaute, war für den Mann alles klar. Dennoch blieb er still und wartete einfach darauf, dass der Kleine zu ihm ins Wasser kam. Erstens wollte er Laurin nahe sein und zweitens war es auch besser, wenn er auf den Jungen aufpasste, egal wo sie waren. Als Laurin vor ihm stand und zu ihm aufsah, lächelte er ihn sanft an, bevor sein Augenmerk auf das Zeichen auf der Schulter des Jungen richtete.

»Mein Zeichen.. «, flüsterte Ascon schon fast ehrfürchtig, streckte langsam die Hand aus und berührte die feinen Linien, die zu einem Muster verschlungen waren. Einen Moment später lächelte er den Kleineren wieder an und begann damit das kühle Wasser über die helle Brust zu schöpfen. Zärtlich streichelte er dabei über die Haut des Jungen und genoss es dem anderen nahe zu sein. Jetzt, wo sie miteinander verbunden waren, stellte das kein Problem mehr dar und Kiron würde Laurin auch nichts mehr tun.

Schließlich beugte er sich hinunter und setzte zart einen Kuss auf das Zeichen. Diese Geste hatte einfach so viel zu bedeuten... es war wie ein Versprechen das Ascon dem Jungen gegeben hatte. Bevor er jedoch zu viel nachdenken konnte, fuhr er fort Laurin zu waschen, während ab und zu ein paar Wassertropfen aus seinen Haaren rannen und auf seine Brust fielen.

Der Kleine vergaß seine ganzen verwirrenden Gedanken, als Ascon ihn anlächelte. Ihm wurde ganz warm ums Herz und er lächelte scheu zurück, seine Haare leuchteten hell auf und er fühlte sich wohl, drückte sich ein wenig an ihn und drehte den Kopf, als er die Worte des Mannes hörte, um seine Schulter anzusehen. Er errötete leicht, betrachtete es mit den Augen und wusste noch immer nicht, wie es dahin gekommen war. Vor allem war seine haut doch sonst so empfindlich... Aber hier spürte er nichts, kein Ziepen oder Wehtun...

Laurin keuchte, als der Dunkelhaarige das Zeichen so sanft berührte und einen Kuss drauf hauchte. Er fühlte es so intensiv, es war wunderschön, das hatte er noch nie zuvor erlebt...

Erneut seufzte er wohlig, als er die warmen, sanften Hände auf seiner Haut spürte und das kühle Wasser, das sie hinab lief... Versonnen genoss er es, so sanft gewaschen zu werden und entspannte sich voll und ganz dabei, fühlte sich pudelwohl und hing seinen Gedanken nach.

Schließlich war er aber doch zu neugierig, und er öffnete die Augen wieder und fuhr mit seiner Hand vorsichtig in den Schritt des Mannes, um ihn dort testend anzustupsen. Aus großen Augen bemerkte er, dass es Haare waren, die da dran waren. Aber wieso waren die da dran? Das war doch unlogisch... Er zupfte ein wenig daran herum und blickte den Mann schließlich aus großen Augen fragend an, wusste jedoch nicht, wie er fragen sollte. Er fand das einfach viel zu komisch, und außerdem... Das Anhängsel war bei dem Mann viel größer! Erneut wandte er den Blick ab und betrachtete es ausgiebig, legte den Kopf schief, hatte seine Hand jedoch wieder zurück gezogen. Das verstand er alles nicht...

Laurin schien sich wirklich wohl zufühlen in seiner Gegenwart und das beruhigte Ascon. Der Kleine hätte auch Angst vor ihm haben können, nach allem was geschehen war, doch der Dunkelhaarige war froh, das dies nicht der Fall war und der Junge sich ihm derartig anvertraute. Lächelnd schöpfte er wieder das kühle Wasser über den zierlichen Körper, bemerkte aber, dass Laurin bald die Augen wieder öffnete und ihn neugierig betrachtete.

Ascon fand das fast schon niedlich, bis der Kleine seine Hand zielsicher in seinen Schritt gleiten ließ und ihn dort berührte. Vor Überraschung weiteten sich seine Augen erst ein Stück, bevor er sie zu schmalen Schlitzen zusammenkniff und tief Luft holte. Verdammt! Wenn der Kleine so weiter machte, dann würde er sich nicht zusammen reißen können. Ascon reagierte normalerweise nicht so schnell auf jemand anderen, doch Laurin war sein Seelenpartner und da war alles viel intensiver.

Auf der anderen Seite wusste er wie naiv der Junge war und ließ ihn erst mal schauen. Wenn es ihm zu viel wurde, konnte er immer noch unterbrechen. Zum Glück nahm der Kleine seine Finger dann wieder weg und schaute so verflucht unschuldig zu ihm hoch, dass Ascon nur gefrustet stöhnen konnte. Wie um alles in der Welt pflanzten sich diese Wesen fort, wenn Laurin von körperlicher Nähe nicht den blassesten Schimmer hatte??

Ascon sah genau die unausgesprochene Frage in den großen blauen Augen, bevor er jedoch antwortete, hatte Laurin den Blick schon wieder in seinen Schritt gerichtet und schien zu überlegen.

Sanft legte er einen Finger unter das Kinn des Kleineren und hob es an, sodass Laurin ihn ansehen musste. »Was willst du wissen? Wenn du fragst, dann gebe ich dir auch eine Antwort, aber du musst fragen.. «, meinte Ascon, dem die Gedanken des Jungen nicht entgangen waren. Doch wenn der Kleine etwas wissen wollte, musste er schon von sich aus kommen! Von sich aus würde er nicht mit dem leidigen Thema anfangen, weil er wusste, dass das dann kein Ende mehr nehmen würde und Ascon fand sich einfach zu schlecht als Aufklärer in solchen Dingen.

Außerdem.. Beizeiten würde er Laurin das sowieso alles zeigen, denn sowie sie diesen Horrormarsch überstanden hatten und wieder sicher auf seinem Schiff waren, konnte er sich ganz auf den Jungen konzentrieren.

Der Kleine grübelte immer noch. Er war ja auch eher die Ausnahme in seinem Volk, andere wussten viel besser Bescheid, aber dadurch, dass seine Eltern schon sehr früh gestorben waren, und er sich abgeschottet hatte von den anderen, um sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern, war es klar, dass niemand da gewesen war, um ihn aufzuklären. Und neugierig war er ja schon, wenn auch sehr schüchtern... Deshalb freute er sich ja auch, wenn ihm Ascon etwas erklärte, denn er selbst wusste von seinem Körper so gut wie gar nichts, woher auch? Er wusste nur, dass er da unten nicht so was Komisches hatte...

Laurin wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er die Finger des anderen unter seinem Kinn spürte und scheu den Blick hob, um ihn ein wenig verlegen anzusehen. Als er die Frage hörte, wurde er noch röter im Gesicht und er kaute auf seiner Unterlippe herum, während er überlegte, wie er das sagen sollte, immerhin war es für ihn etwas komplett neues.

Er zögerte noch eine ganze Weile, indem er den Blick wieder gesenkt hatte, und schließlich antwortete er leise, nicht hinsehend:

»Na... ist doch komisch... ich hab so was nicht... so was Komisches... die Haare da unten... wieso... und warum überhaupt...?«, stammelte er ein wenig unbeholfen und sah den Mann wieder schüchtern an, wusste ja nicht, dass dieser sich schon denken konnte, was er fragen wollte und hoffte, dass dieser es verstanden hatte, was er von ihm wollte. Der Kleine verstand das nicht, und er wollte so gerne eine Antwort haben...

Er genoss es, in dem schönen, klaren Wasser zu sein, schöpfte mit seinen Händen ein bisschen von der Flüssigkeit und trank sie. Es war erfrischend. Währenddessen wartete er immer noch auf eine Antwort des anderen und blickte ihn schließlich wieder aus großen Kulleraugen fragend an, in denen auch eine gewisse Neugier zu sehen war. Ja, er wollte unbedingt wissen, wozu die Haare da gut waren, irgendeinen Sinn mussten sie doch haben, oder nicht?
 

***
 

Tarêk spürte die kleine zierliche Hand des Jungen wie sie die Seinige ergriff und freute sich innerlich, auch wenn er es im Moment noch nicht offen zu geben würde. Aufmerksam lauschte er den Erklärungen die er von Amien noch bekam, was das Zusammenleben betraf und machte sich so seine Gedanken. Den Kleinen aus den Augenwinkeln betrachtend, überlegte Tarêk, ob er ihn denn nun mit auf´s Schiff nehmen sollte, weil der Junge bestimmt nicht mehr allein bleiben wollte. Das war ein bisschen kompliziert, obwohl... So viele Telemnar befanden sich nicht mehr dort. Die meisten waren mit den Erkundungsflügen beschäftigt, weswegen nur auf der Brücke reges Treiben herrschte. Kurz seufzte er lautlos und bemerkte wie Amien auf ihn zugekrabbelt kam. Skeptisch runzelte Tarêk die Stirn. Was war denn jetzt los?, fragte er sich und wenig später spürte er wie Amien ihm in den Schritt tippte. Laut keuchte er auf und schreckte ein Stück zurück, da diese Berührung für ihn sehr unerwartet kam. Er hatte überhaupt nicht mehr an seine Erregung gedacht und war nun um so mehr überrascht, dass der Junge sein Augenmerk gerade darauf gerichtet hatte.

»Lass das... «, knurrte der Dunkelhaarige und wischte Amiens Hände von dieser Körperstelle. »Das macht man nicht!«, belehrte er ihn weniger freundlich und holte ein paar mal tief Luft, um sich zu beruhigen. Denn so unerwartet die Berührung auch gewesen war, so hatte sie ihm doch das Blut in die Lenden gejagt. Von seinem plötzlichen Stimmungsumschwung erschreckt, zog Amien sich etwas zurück und Tarêk tat seine unwirsche Reaktion sofort leid. Wieso konnte er auch nicht sagen, es war einfach so!

»Hör mal... «, begann er dann langsam und wieder mit einer Nuance Nachgiebigkeit und Sanftheit in der Stimme. »Du kannst mich nicht einfach da anfassen, okay? Das macht man einfach nicht und es gehört sich auch nicht. Woanders ist aber in Ordnung...«, meinte er abschließend, weil er nicht wollte, dass der Kleine sich gänzlich zurück zog, auch wenn er permanente Nähe nicht gewohnt war.

»Und nein, es tut nicht weh«, setzte er dann noch hinterher, da er sich an die mehr oder weniger unschuldige Frage des Jungen erinnerte. Zum Glück hatte Amien sich bereits wieder angezogen, denn seine Libido spielte irgendwie verrückt, was auch ganz schön an seiner Beherrschung kratzte.

Der Kleine hatte gar nicht mitbekommen, dass Tarêk so tief in Gedanken versunken war und zuckte erschrocken zurück, als er dessen harte Worte hörte. Was war denn daran so schlimm? Er hatte nur etwas wissen wollen, und wieso fasste man da nicht an??? Außerdem mochte er es nicht, wenn der andere so und in diesem Tonfall mit ihm sprach, er hasste es, wenn Leute schlecht gelaunt waren, und dieser Mann schien das irgendwie sehr oft und dann plötzlich und scheinbar ohne jeden Grund zu sein...

»Also seid Ihr doch krank...«, schlussfolgerte er leise, sah den Mann an und legte den Kopf schief. Etwas anderes konnte es ja gar nicht sein, wenn er da nicht anfassen durfte und der Mann da vorhin so komisch gekeucht hatte.

Das kannte er nicht und wusste auch nicht, wie er das noch anders einordnen sollte.

Aber irgendwie fand er es trotzdem gemein, rutschte ein Stück weg und zog die Beine wieder an sich, um seinen Kopf danach erneut auf seinen Knien zu betten und in die Landschaft zu starren. Er verstand den Mann einfach nicht, aber er wusste inzwischen schon, wie er mit ihm umgehen und worauf er achten musste.

Er lernte ziemlich schnell, das war sein Vorteil, und er lernte auch sehr gerne. Außerdem liebte er es, neue Dinge kennen zu lernen, die er noch nicht kannte. Da fiel ihm auch gleich die komische Behausung des anderen ein, in die er ihn hatte gehen sehen und er dachte nicht daran, dass er ja eigentlich noch ein bisschen schmollte, sondern hob den Kopf, sah den Dunkelhaarigen an und meinte:

»Kann... kann ich dann das komische große silberne Ding auch mal angucken, in das Ihr immer gegangen seid? Das sah so interessant aus...« Seine Augen leuchteten leicht und er rutschte ein Stück hin und her, konnte gar nicht schnell genug eine Antwort bekommen.

»Ich bin nicht krank!!«, ereiferte Tarêk sich und grinste über die Naivität des anderen. »Diese Stelle ist nur sehr empfindlich und wenn du mich da berührst, dann musst du damit rechnen, dass ich dich gleich hier wo wir sind flachlege und das habe ich nicht vor.«

Bestimmt sah er Amien in die grauen Augen und versuchte es dem Kleinen auch noch durch Blicke klar zu machen, wurde allerdings nur verwirrt angestarrt. Oh man, was hatte der Junge denn nun schon wieder nicht verstanden. Einerseits fand Tarêk es ganz lustig, das Amien viele Wörter nicht kannte, auf der anderen Seite nervte es ihn ein wenig. Er war normalerweise ein recht geduldiger Mensch, aber auch seine Geduld hatte irgendwann mal ein Ende.

Dann musste Tarêk jedoch wieder lächeln, als er die ungeduldige Frage des Jüngeren hörte.

»Du willst also mit auf´s Schiff?«, fragte er schmunzelnd und Tarêk konnte nicht leugnen, dass ihm das Interesse des Kleineren gefiel. Und auch das erwartungsvolle Leuchten in den grauen Augen entging ihm nicht. Es war verwunderlich, dass der Kleine sich über derartig lapidare Dinge freute, aber der Dunkelhaarige fand es auch schön. Immerhin war Amien noch für viele Sachen zu begeistern, was es bei den meisten heut zu Tage gar nicht mehr gab. Vor allem bei seinem eigenen Volk.

Dennoch gedachte er ein wenig mit dem Jungen zu schäkern. Irgendwie hatte Tarêk gerade Lust drauf und er wollte den Kleinen ein bisschen necken, nur um zu sehen wie dieser darauf reagierte. Denn so würde er Amien auch besser einschätzen können.

»Hm.. «, machte er gespielt nachdenklich. »Was würdest du denn dafür tun, wenn ich dich mit auf´s Schiff nehme? Vorrausgesetzt du klaust nicht wieder alles... «

Auffordernd schaute er den Kleinen an und ein unmerkliches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Eine Eigenart, die er sich von Ascon abgeschaut hatte. Tarêk war schon gespannt, was der Junge sich einfallen ließ.

Der Kleine kicherte, als der Mann so nachdrücklich sagte, dass er nicht krank sei und auch noch anfing zu grinsen und fand es einfach nur lustig. So recht verstand er jedoch nicht, was Tarêk nun damit meinte, wie empfindlich? Und was war denn schon dabei, wenn er ihn da anfasste, und vor allem, was war flachlegen??? Aus verwirrten, tiefgrauen Augen sah er den Dunkelhaarigen an und legte den Kopf schief, wie immer, wenn er etwas nicht verstand.

Er wusste genau, dass der Mann ihm ansah, dass er den Sinn hinter den Worten nicht verstanden hatte, aber der andere machte keine Anstalten, darauf einzugehen, also schmollte er nur leicht und zog eine Schnute, sagte jedoch nichts mehr dazu.

Als Amien die Frage des Mannes hörte, nickte er eifrig, so dass seine Haare ein wenig verwuschelt wurden und antwortete, während er sich einige Strähnen aus dem Gesicht strich:

»Jaaaa, möchte gerne aufs... Sch... Schüfff.« Er sprach das Wort falsch aus, aber immerhin hatte er es sich gemerkt, darauf war er schon sehr stolz und er nickte erneut eifrig und sah Tarêk aus großen Augen neugierig und aufgeregt an, zappelte herum und wäre am liebsten sofort losgegangen, um sich alles haargenau anzusehen und zu erforschen.

Er zog die feinen Augenbrauen in die Höhe, als der Mann ihn hinhielt und pustete die Wangen auf, zog einen Schmollmund und machte ein:

»Mööööö, will dahin!« Erneut nickte er und sah den Größeren an, hörte die letzten Worte und errötete leicht, wobei er auch nicht so recht wusste, warum. Erst sah er den anderen entgeistert an, dann legte er den Kopf schief und begann, an seiner Unterlippe herum zu knabbern. Da er immer das sagte, was er dachte, und auch dazu stand, kannte er es nicht, wenn man sich untereinander neckte und gar nicht meinte, was man sagte.

Demzufolge nahm er die Worte des Dunkelhaarigen auch sehr ernst und wunderte sich nur ein wenig darüber, dass er etwas von ihm haben wollte, wenn er mitkommen durfte... Aber vielleicht war das bei ihm ja so üblich, Amien stellte fest, dass auch er keine Ahnung von der Rasse hatte, der Tarêk angehörte, und so würde er wahrscheinlich noch so einiges lernen müssen.

Er grübelte noch eine ganze Weile, schließlich meinte er leise, ihn ansehend:

»Hm... Was Ihr wollt...« Ihm fiel nichts ein, was konnte er dem Mann schon geben außer der Muschelkette, die er die letzten Tage gemacht hatte, aber was sollte der andere damit, das wollte er bestimmt nicht haben... »Oder... hm... flachlegen?« Er wiederholte das Wort, das der andere zu Anfang gesagt hatte, und von dem er die Bedeutung nicht so recht wusste, von dem er aber dachte, dass es ganz gut passen würde, also sagte er es einfach mal, er würde schon sehen, wie der Dunkelhaarige darauf reagierte.

Anschließend verteidigte er sich noch.

»Ich klaue gar nicht, ich nehme mir nur Andenken mit, das ist alles... Außerdem braucht Ihr sie doch sowieso nicht und in meinem Volk gehört auch jedem alles...« Aus großen Augen sah er ihn an und nickte noch mal bestätigend.

Das aufmüpfige Verhalten des Kleinen amüsierte Tarêk sichtlich und er machte auch gar keinen Hehl daraus. Dass Amien das Wort Schiff falsch aussprach trug ebenfalls zu seiner Belustigung bei. Man würde zwar verstehen was der Junge meinte, aber das war ja nicht der Sinn der Sache.

»Das heißt Schiff.. mit einem »i« und du musst es weicher aussprechen«, erklärte der Dunkelhaarige grinsend und strich sich legere durch seine dunklen Haare, die mittlererweile durch die Sonne getrocknet worden waren.

Amien hingegen schien immer hibbeliger zu werden, doch Tarêk dachte noch gar nicht im Traum daran jetzt los zu gehen. Er wollte sich erst mal noch etwas der Sonne hingeben und den Kleinen ein bisschen necken.

Als der Blick des Jungen dann nachdenklich wurde, vermutete der Dunkelhaarige, dass Amien sich darüber Gedanken machte, was er ihm geben könnte und eine seltsame Spannung ergriff von ihm Besitz. Er war wirklich neugierig, was der Kleine sich einfallen lassen würde. Die dann folgenden Worte gefielen ihm jedoch nicht so ganz, denn sie entsprachen nicht seinen Erwartungen. Amien schien nichts in den Sinn zu kommen, was er mit einem kurzen Schulterzucken noch deutlicher machte. Tarêk war ein bisschen enttäuscht, sperrte aber die Ohren auf, als der Kleine noch einmal ansetzte etwas zu sagen und verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. Spätestens jetzt wurde ihm klar, dass der Junge ihn vorhin wirklich nicht verstanden hatte. Tarêk seufzte und verdrehte die Augen, aber er konnte nicht leugnen, dass dieser unschuldige Vorschlag seine Libido wieder heftig angestachelt hatte. Das merkte er deutlich in seiner Hose, schüttelte aber nur den Kopf und erhob nun selbst die Stimme, um Amien wenigstens jetzt über den Sinn seiner Worte auf zu klären.

»Flachlegen heißt, dass ich mit dir schlafen würde, Sex haben, Liebe machen... nenn es wie du willst... «, meinte Tarêk, während er den Jüngeren dabei direkt ansah. Schüchtern senkte der Hellhaarige seinen Kopf und erst dadurch wurde ihm bewusst, dass er automatisch lauter gesprochen hatte, was eigentlich gar nicht beabsichtigt war.

»War nicht böse gemeint...«, fügte der Dunkelhaarige noch an, damit Amien nicht traurig wurde, nur weil er etwas in den falschen Hals bekam.

»Und das mit dem Klauen.. Natürlich hast du mich bestohlen! Bei uns hat jeder seine eigenen Sachen und wenn ein anderer davon etwas haben möchte, dann muss er den Besitzer fragen. Tut er das nicht, ist es Diebstahl. So einfach ist das.« Tarêk hoffte, dass die Erklärung ausreichte, um dem Jungen seine nicht korrekten Handlungen klar zu machen. Aber so wie er sich das dachte, würde sich an Amiens Einstellung sowieso nichts ändern, weil er schon viel zu lange damit gelebt und es auch von seinen Eltern beigebracht bekommen hatte.

Der Kleine legte den Kopf schief, als Tarêk ihm versuchte die Fremde Sprache beizubringen und versuchte sofort, es nochmals zu versuchen.

»Schüff, Schif, Schüfff, Schiif, Schifff...«, versuchte er leise vor sich hin, bis er den Klang so einigermaßen für sich heraus gefunden hatte und sich den nächsten Worten des Mannes zuwenden konnte, der keine Anstalten machte, jetzt loszugehen. Dabei wollte er es doch so gerne sehen und angucken! Er war schon so schrecklich neugierig, wollte endlich wissen, wie es in dem komischen Ding aussah, das so fremd war und schon von außen so faszinierend wirkte...

Aber der Dunkelhaarige schien nicht mit seiner Antwort zufrieden zu sein und er seufzte leise und ein wenig niedergeschlagen, weil er schon merkte, dass er nicht dahin kommen würde, wenn er dem Größeren nicht irgend etwas gegeben hatte, was diesem gefiel... Er kam jedoch nicht dazu, sich noch viele weitere Gedanken zu machen, weil ihm Tarêk jetzt endlich erklärte, was es denn nun wirklich hieß, jemanden flachzulegen. Er kannte den Namen zwar, also das Wort, aber er konnte es sich nicht erklären aus den beiden zusammengesetzten Worten... Also lauschte er neugierig auf die Erklärung und errötete ein wenig, senkte verlegen den Blick und kaute erneut auf seiner Unterlippe herum. Was musste der Dunkelhaarige nur von ihm denken! Er war ja sonst nicht so, aber er mochte den Mann nun mal sehr gerne, und da achtete er manchmal nicht so sehr darauf, was er sagte... Aber die netten Worte, die der andere danach sagte munterten ihn wieder ein wenig auf und er blickte Tarêk sanft an, beobachtete jede seiner Bewegungen und legte den Kopf erneut schief, als er hörte, wie das mit den Sachen in der Rasse des anderen gehandhabt wurde.

»Das ist ja doof und langweilig... und überhaupt viel zu kompliziert!«, meinte er nickend und fuhr fort: »Bei uns gehört jedem alles und jeder darf sich nehmen was er möchte... Ist viel einfacher...« Er schmollte erneut ein wenig und würde seine Einstellung sowieso nicht ändern, weil er gar keinen Sinn darin sah. Es war so doch viel einfacher, als wie der Mann erzählte...

Nach einiger Zeit dachte er jedoch wieder darüber nach, was er Tarêk geben konnte und seufzte leise, stand schließlich auf und meinte:

»Komme gleich wieder.«

Dann lief er zu seinem großen Lieblingsbaum, der ganz in der Nähe stand und kletterte flink und geschickt daran hinauf, bis ganz oben in die Krone, wo er nun doch die Kette vom Ast nahm. Sie bestand aus vielen kleinen verschiedenen schillernden Muscheln und einigen Perlen. Mehr hatte er nicht, er wusste nicht, was er dem Mann sonst noch geben konnte und sah kurz ein wenig traurig drein, dann zuckte er mit den Schultern und kletterte mit der Kette wieder hinunter, ließ sich in das weiche Gras plumpsen, lächelte und strich ein paar Mal darüber, bevor er wieder zu Tarêk ging und dabei nicht einen Grashalm umknickte, so leicht und geschickt war er.

Schließlich stand er wieder vor dem Mann und senkte verlegen den Blick, als er ihm die Kette hinhielt, ihn dabei nicht ansehend.

»Mehr... mehr habe ich leider nicht, was ich Euch geben könnte... Ich habe sie selbst gemacht...«, sagte er leise und wagte nicht aufzusehen, war ein wenig verlegen und hatte Angst, dass dem Mann sein Geschenk nicht gefallen würde.

Entspannt lauschte er Amiens Versuchen, den richtigen Klang vom Wort Schiff heraus zu finden und lächelte leicht, als es dann endlich klappte. Es stimmte Tarêk irgendwie froh, auch wenn er nicht wusste warum. Deshalb nahm er es einfach so hin, genoss währenddessen die Sonnenstrahlen, die seine Haut kitzelten und beobachtete den Kleinen derweil aus den Augenwinkeln, wie er unruhig dasaß und es augenscheinlich nicht erwarten konnte, dass sie endlich losgingen. Niedlich, kam es dem Größeren in den Sinn, denn anders war Amien so aufgeregt und neugierig wirklich nicht zu bezeichnen.

Dass er ebenfalls von dem anderen beobachtet wurde, jedoch viel offener, als anders herum, machte dem Dunkelhaarigen nichts aus. Irgendwie hatte er sich bereits an Amiens Blick gewöhnt, dadurch, dass der Kleine ihm immer hinterher spioniert hatte.

»Es ist gar nicht langweilig und doof seinen eigenen Besitz zu haben...«, wiedersprach er den trotzigen Worten des Kleineren. »Du weißt immer was du hast und brauchst keine Angst haben, dass es dir einfach jemand wegnimmt. Denn wenn bestimmte Dinge einfach so verschwinden, dann weißt du gar nicht wer sie hat und wo du suchen sollst, wenn du sie selbst benötigst.« Er vertrat nur seine Ansichten und war deswegen auch ruhig und seine Stimme hatte einen samtigen Klang.

»Verstehst du? Aber wenn jemand fragt, ob er sich mal etwas ausleihen kann, dann hab ich auch nichts dagegen... So läuft das bei uns.«

Tarêk schaute Amien mit einem verständnissuchenden Blick an, wusste aber nicht, ob der Kleine das was er gesagt hatte nun verstehen wollte, oder nicht. Zumindest dachte der Junge aber darüber nach und das verbuchte der Dunkelhaarige schon als Fortschritt.

Nach einer Weile erhob sich Amien jedoch, entschuldigte sich kurz und war auch schon verschwunden, was Tarêk mit einem verwunderten Stirnrunzeln quittierte. Neugierig sah er dem Kleinen hinterher, fragte sich, was der Kleine auf einmal hatte.

Lange zu warten brauchte er aber nicht, um eine Antwort auf seine stumme Frage zu bekommen, denn der Kleine war kurz darauf wieder bei ihm, tapste schüchtern vor ihn und reichte ihm eine Kette, die aus seltsam, aber doch wunderschön schimmernden Muscheln bestand. Tarêk machte große Augen.

»Das... Soll das wirklich für mich sein?«, hakte er skeptisch nach, weil er gar nicht glauben konnte, dass der Junge ihm so eine Kostbarkeit schenken wollte. Als er dann auch noch die schüchternen Worte vernahm, die eigentlich gar nicht zu dem frechen Jungen passen wollten, machte sein Herz einen Hüpfer und seine überraschten Züge wurden weich, während er Amien dankbar anlächelte. Nie hätte er gedacht, dass ihm der Kleine so etwas schenken würde und eigentlich wollte er es gar nicht annehmen. Doch er spürte, dass er Amien enttäuschen würde, wenn er das Geschenk nicht annahm und so streckte er die Hand aus und ließ sich die Kette geben. Diese selbst in den Händen haltend, kam sie ihm noch einmal viel schöner vor, die Sonne brach sich auf den glatt schimmernden Oberflächen der Muschelschalen und ließ diese dadurch wie Diamanten glänzen. Dann hob Tarêk seinen Blick und lächelte den Kleinen sanft an.

»Ich danke dir... Aber das hättest du nicht tun brauchen. Sie ist dir sicherlich viel wert, aber ich freue mich, auch wenn ich dich vorher nur etwas necken wollte... «

Leicht griff er nach Amiens Hand, hielt sie mit seiner umschlungen und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Nach einem weiteren kurzen Blick in die tiefgrauen Augen, senkte er seinen Schopf und setzte einen sanften Kuss auf die Innenfläche. Das war seine Art Danke zu sagen und er hoffte, dass sie Amien gefiel.

Amien sah Tarêk aus großen Augen an, als dieser so ungläubig fragte, ob die Kette wirklich für ihn sei. Das verstand er nicht recht, und er nickte langsam und antwortete leise:

»J-ja... die... die ist für Euch... wirklich...«

Scheu blickte er den Mann aus großen Augen an und sah erstaunt, wie ihn dieser warm anlächelte. Sofort klopfte sein Herz ganz schnell und er tapste näher, erwiderte das Lächeln zaghaft und freute sich riesig, fühlte sich vollkommen wohl, weil der Dunkelhaarige in so einer guten Stimmung war, wie er sofort fühlen konnte und das ließ ihn vollkommen glücklich sein.

Als er die Hand sah, die ausgestreckt wurde, um die Kette zu bekommen, lächelte er glücklich und drückte sie ihm in die Handfläche, verweilte mit seinen Fingern noch eine kurze Zeit auf der warmen Haut des anderen, dann zog er seine Finger jedoch schnell wieder zurück. Es hatte sich sehr gut angefühlt, aber er wusste nicht so recht, wie Tarêk das auffassen würde, immerhin hatte er ihn vorhin angemeckert, als er ihn da berührt hatte, wo es so komisch gewesen war, und auch, wenn er danach gesagt hatte, dass er ihn woanders ruhig berühren durfte, so recht traute er sich nicht mehr und er wollte die schöne Stimmung nicht durch eine Unachtsamkeit wieder verderben, also blieb er ganz ruhig vor dem anderen stehen, schloss die Augen halb, weil ihn die Sonne blendete und war vollkommen entspannt und friedlich.

Als der Mann ihn erneut anlächelte, errötete er leicht und wusste nicht, warum er so dermaßen auf dieses verzaubernde Lächeln reagierte, er liebte es, den anderen Lächeln zu sehen, das wusste er jetzt schon, irgendwie war es ein schönes Gefühl und er erwiderte es sofort glücklich und aus vollem Herzen.

Dann vernahm er die Worte, die Tarêk sprach und lauschte dem sanften Klang der Stimme des anderen, freute sich, als sich dieser bedankte und lächelte sanft. Ein Dankeschön galt sehr viel bei den Galadhrim, es zeigte, dass man den anderen achtete und akzeptierte und sich freute, in dessen Gesellschaft zu sein, deswegen war Amien wunschlos glücklich, als er die Worte hörte und das sah man ihm auch an.

»Was... was ist denn necken?«, wollte er leise wissen, weil er das Wort nicht kannte und sich vorgenommen hatte, den anderen jetzt öfter zu fragen, damit er auch sicher sein konnte, ihn zu verstehen und ihn auch besser kennen zu lernen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Dunkelhaarige auf einmal seine Hand nahm und sie sanft drehte. Die Berührung fühlte sich wundervoll an und er riss die Augen auf, als Tarêk einen sanften Kuss in seiner empfindsamen Handinnenfläche platzierte und erschauderte, gab einen leisen, langgezogenen wohligen Laut von sich, schloss die Augen und erschauderte leicht. Ihm war deutlich anzusehen, dass es ihm sichtlich gefiel und er mehr davon wollte, deswegen zog er seine Hand auch nicht zurück und ließ sich langsam auf die Knie sinken, sah ihn aus dunklen Augen sanft an.

Tarêk behielt weiterhin sein Lächeln bei, was für ihn total selten war und beobachtete wie Amien sich vor ihm auf die Knie sinken ließ, nachdem er dessen Hand geküsst hatte. Das leise Seufzen des Kleinen zeigte ihm, dass der Junge die Berührung genossen hatte und da er die zierliche Hand immer noch in seiner hielt, strich er sachte mit dem Daumen über die erstaunlich weiche Haut.

Er war ganz schön verwundert über seine eigene Reaktion, denn eigentlich war er misstrauisch Fremden gegenüber und dieses Misstrauen legte er auch so schnell nicht ab. Aber Amien schien die unsichtbare Grenze bei ihm überwunden zu haben. Wie auch immer der Kleine das geschafft hatte...

Tarêk war zwar immer noch ein bisschen unsicher, wie es nun mit ihnen weiter gehen sollte und hatte auch keinen Plan, wie Amien sich das mit ihm zusammen vorstellte, doch er entschloss sich, das alles einfach mal auf sich zukommen zu lassen.

Genauso sanft wie die dunklen grauen Augen ihn ansahen, blickte er zurück und erinnerte sich schließlich an die Frage, die der Kleine ihm gestellt hatte. »Du willst wissen, was necken heißt... « Kurz überlegte der Dunkelhaarige, wie er das am besten erklären konnte. »Kennst du das Wort scherzen? Ich wollte nur ein bisschen mit dir herumalbern und habe eigentlich kein Geschenk erwartet. Ich wollte halt nur sehen, ob du dir etwas einfallen lässt, oder ob du überhaupt etwas tun würdest... Es war nicht böse gemeint.«

Nachdem Tarêk das kleine Missverständnis aufgeklärt hatte, ließ er die Ruhe um sich herum auf sich wirken und entspannte sich sichtlich, genoss die leichte Berührung von Amiens Hand und schloss halb die Lider. Auch wenn er sich das vorher nicht hatte vorstellen können, bei dem Ärger den ihm der Junge bereitet hatte, so fühlte er sich doch irgendwie wohl in der Gegenwart des Kleineren, was sich auch auf seinen Zügen spiegelte.

Dann öffnete er die Augen jedoch wieder ganz und war überrascht, denn Amien hatte sich zu ihm gebeugt und dessen Lippen waren nicht mehr, als ein paar Millimeter von den seinen entfernt.

Ohne ein Wort zu sagen, blickte er dem Jungen intensiv in die grauen Tiefen und leckte sich unbewusst über die Lippen, weil er den Kuss, den Amien ihm schenken wollte bereits mit jeder Faser seines Körpers erwartete. Sein Atem beschleunigte sich, doch Tarêk tat nichts weiter, als auf den Jungen zu warten. Vielleicht hatte er auch gar nicht vor ihn zu küssen??, schwebte es ihm durch den Kopf...

Der Hellhaarige sah Tarêk unentwegt an, weil er das Lächeln einfach nur genoss, und es so lange sehen wollte, wie es da war, um es sich einzuprägen und für immer im Gedächtnis zu behalten. Denn es war so wunderschön...

Erneut seufzte er wohlig auf, als der Dunkelhaarige seine Hand weiter liebkoste, erschauderte erneut und rutschte noch ein Stück dichter zu ihm heran, schloss die Augen schließlich wieder und genoss es sichtlich. Er war so froh, dass sie sich jetzt verstanden und der andere sogar Berührungen zuließ, dass er ihn nicht mehr anmeckerte und wütend, sondern sanft und liebevoll war, etwas, wonach sich Amien schon lange gesehnt hatte, jemanden zu haben, der liebevoll zu ihm war und ihn so annahm, wie er nun mal war, und ihn nicht als Einzelgänger, der sowieso immer alleine sein wollte, abstufte und in Ruhe ließ. Das fand er so schön, deswegen wollte er diese Bindung auch festhalten, wollte sie nicht lösen, aus Angst, dann wieder alleine sein zu müssen...

Tarêk hatte es irgendwie geschafft, das zu sehen, was die anderen sonst nicht in ihm gesehen hatten, und es auch aus ihm heraus zu kitzeln, wie zum Beispiel, dass er schrecklich neugierig war, viele Dinge wissen wollte und sich auch Mühe gab, sie zu lernen, wenn er sie als wichtig erachtete.

Der Kleine war so in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht merkte, wie ihn der andere schon eine Weile sanft ansah. Leicht errötete er und senkte schüchtern den Blick, weil er ein wenig verlegen war, doch dann sah er wieder auf und lauschte auf die Erklärung des Wortes, legte den Kopf schief und man sah ihm an, dass er deutlich nachdachte und versuchte, es nachzuvollziehen. Am Ende der Erklärung nickte er schließlich. Er verstand es nicht so ganz, wieso Leute dann herumscherzten, aber er hatte verstanden, was der Mann ihm hatte sagen wollen, und das war die Hauptsache. Also erachtete er das Thema für sich als abgeschlossen und merkte es sich.

Der Junge dachte noch eine ganze Weile nach und merkte nicht, wie er sich immer dichter zu dem Mann beugte und sich schließlich nur noch einige Millimeter vor seinem Gesicht befand. Erst als er aufsah, merkte er das und errötete leicht, sah, dass Tarêk das noch nicht mitbekommen hatte und betrachtete die roten, feuchten und schmalen Lippen des anderen, war ganz fasziniert von diesen und fragte sich, wie sie wohl schmecken würden, sie sahen so verführerisch aus, er wusste auch nicht, weshalb er gerade so dachte und empfand, aber sein Herz klopfte schneller und er erwiderte den Blick aus ruhigen Augen, als der Dunkelhaarige ihn schließlich ansah.

Erst wollte er zurückzucken, doch da der Mann keine Anstalten machte, sich zu bewegen und scheinbar auch nicht abgeneigt zu sein schien, überwand er sich schließlich doch dazu und traute seinen Gefühlen, beugte sich schließlich ganz zu ihm und zögerte nur ganz kurz, dann senkte er seine Lippen schließlich auf die des anderen und schloss seine Augen, atmete schnell und gleichmäßig durch die Nase und erschauderte, als er die Wärme und den eigenen Geschmack wahrnahm. Seine zarten Hände hatte er unbewusst auf die Brust des Mannes gelegt und er kraulte sie sanft, während er den Kuss inniger werden ließ und auf die Reaktion des anderen wartete.

Sanft legten sich die unglaublich weichen Lippen auf seine und Tarêk ließ es einfach geschehen. Automatisch wanderten seine Hände zum Rücken des Kleineren, umfassten ihn sachte und er zog den Jungen leicht, aber doch bestimmt an sich. Vorwitzig spürte er die Zunge des Hellhaarigen und lächelte ein wenig gegen dessen Lippen, während er die Berührung neugierig erwiderte.

Amien schmeckte erfrischend und ein bisschen fruchtig, was bestimmt von dem Nektar kam, den der Kleine gegessen hatte, dachte der Dunkelhaarige seltsamerweise überrascht. Dieser Kuss war tausendmal besser als in seinen Träumen, und er hatte oft von so einer Szene geträumt, zwar unfreiwillig, aber nun war es sowieso egal, denn jetzt durfte er das Original genießen...

Leicht nippte er an Amiens Unterlippe, knabberte ein wenig daran herum und leckte schließlich mit seiner Zunge wieder über die empfindsame Haut. Es war so ein wunderbares Gefühl, dass Tarêk gar nicht mehr von dem Kleinen ablassen wollte, obwohl er erst dermaßen gegen so eine Verbindung gewesen war. Doch bald schon kamen wieder Bedenken in ihm hoch und er löste sich von den lieblich schmeckenden Lippen des Jüngeren, schaute Amien nur ruhig und nachdenklich an.

Tarêk erinnerte sich nun wieder, was der Kleine ihm darüber erzählt hatte, wie viel ein solcher Kuss bewirkte und ein bisschen schuldig fühlte er sich schon, denn er spürte tief in sich das Gefühl, das er dem anderen nie das geben können würde, was dieser sich so sehr von ihm wünschte. Allerdings hatte er versprochen, dass sie es miteinander versuchen würden... Und wer wusste schon... vielleicht würde es sogar etwas werden...

Nichts desto trotz war Tarêk sich da noch unsicher, auch wenn er es sehr genossen hatte den Jungen auf diese Weise näher kennen zu lernen. Lautlos seufzte er, schenkte Amien dann aber ein kleines Lächeln und wuschelte dem Kleinen durch die nun wieder trockenen Haare.

»Du bist mir einer... «, meinte er und wunderte sich eigentlich über sich selbst, denn normalerweise ließ er sich nicht so leicht bezirzen, und das schon gar nicht von einem Jungen! Das musste wohl an seinem langen Entzug liegen, obwohl... Amien war ein niedlicher kleiner Dieb, ein bisschen frech und forsch und vielleicht war es das, was ihn im Endeffekt überzeugt hatte, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Denn ganz abgeneigt war er dem Kleinen eigentlich nicht.

Sanft streichelte er Amien über den Rücken, da seine Hand sich immer noch dort befand und den Kleinen an sich drückte. Auch bemerkte Tarêk nun die zierlichen Hände des anderen auf seiner Brust und an den Stellen wo ihn der Junge berührte begann es unmerklich auf seiner Haut zu kribbeln.

Seltsam... Sein Körper reagierte auf den Kleinen und das bereits bei einer so winzigen Berührung. Verwundert schüttelte der Dunkelhaarige unmerklich den Kopf über sich selbst, seufzte abermals, diesmal jedoch so, dass Amien es hörte und schaute den Jungen dann wieder an, während er mit seinen Händen die von dem Kleineren umschloss und von seiner Brust nahm.

»Wir sollten dann langsam mal gehen... Es gibt noch einige Dinge, die ich auf dem Schiff erledigen muss«, erklärte Tarêk ruhig. Sofort wurde Amiens Gesichtsausdruck wieder traurig, als er sich schließlich aufrichtete und den Jungen damit von seinem Schoß schob. Doch Tarêk zog ihn mit sich hoch, fing eine der glänzenden Haarsträhnen ein und zog ganz sachte daran, wobei er dem Kleinen ernst in die grauen Tiefen blickte.

»Mach nicht so ein Gesicht... Das steht dir nicht.«

Dann folgte ein unmerkliches Lächeln, das um seine Mundwinkel zuckte und er stupste Amien noch einmal neckend auf die Nase, bevor er ihn endgültig losließ und begann seine Sachen einzusammeln, sich ständig von den Blicken des Jüngeren verfolgt fühlend.

Amien konnte es kaum glauben, als der Mann den Kuss erwiderte und ihn umschlang, um ihn sanft näher zu sich heran zu ziehen, so dass er diesen tollen Körper intensiver spüren konnte. Es kam ihm vor wie ein Traum, ein wunderschöner Traum. Seit er Tarêk gesehen hatte, hatte er sich gewünscht, so innig wie in diesem Moment zusammen sitzen zu dürfen und sich zu verwöhnen. Es fühlte sich einfach nur großartig an und er war sich sicher, dass er das auf keinen Fall mehr vermissen wollte, dazu war es einfach zu gut!

Er atmete automatisch ein wenig schneller, schloss die tiefgrauen, lustverhangenen Augen nach einer Weile ganz und konzentrierte sich ganz auf diesen Kuss.

Der Kleine erschauderte als er spürte, wie der Dunkelhaarige an seiner Unterlippe herum nippte und daran knabberte, erschauderte sichtlich und seufzte wohlig in den Kuss hinein, schmiegte sich dabei noch ein wenig enger an den anderen. Auch spürte er dessen testende Zunge, genoss die Feuchtigkeit und den fremden Geschmack des anderen, den er sehr anziehend fand. Es passte zu Tarêk, dieser herbe, männliche Geschmack, Amien konnte gar nicht genug davon bekommen und öffnete die Augen wieder, als der Kuss auf einmal von dem anderen gelöst wurde. Sofort kamen ihm Bedenken. Wollte der andere ihn nicht, war er zu schlecht, schmeckte er nicht...?!

Unsicher und ein bisschen enttäuscht sah er den Mann an und wusste nicht, was er sagen sollte, leckte sich mit der kleinen Zunge über seine noch immer feuchten Lippen, um die letzten Reste des fremden Geschmacks in sich aufzunehmen. Er bemerkte, dass der Dunkelhaarige irgendwie nachdenklich wirkte und wagte nicht, diese Stille zu unterbrechen.

Jedoch war der Kleine gänzlich verwirrt, als ihm Tarêk ein Lächeln schenkte und er legte den Kopf schief, weil er nicht verstand, was das nun wieder sollte und sah ihn aus großen Augen an, lauschte konzentriert auf dessen Worte, als dieser endlich anfing zu sprechen und errötete leicht als er sich daran erinnerte, dass er selbst diesen Kuss ja angefangen hatte. Das war ihm wirklich ein wenig peinlich, immerhin hatte er den anderen nicht gefragt... Aber er hatte den Kuss doch erwidert...?

Noch immer war er verwirrt und man konnte in dem Gesicht des Jungen deutlich sehen, wie es in seinen Gedanken arbeitete. Allerdings genoss er es total, als ihm der Mann durch die Haare wuschelte, strahlte und verbreitete sofort wieder einen süßlichen Geruch. Außerdem leuchteten seine feinen Haare wieder heller und zeigten an, dass er sich sichtlich wohl fühlte.

Leicht schmiegte er sich an die Hand und schloss die Augen halb, erschauderte leicht, weil noch nie jemand in solcher Art und Weise seine Haare liebkost hatte...

»Hmmm...«, gab er schließlich den genießerischen Laut von sich, als auch sein Rücken liebkost wurde und er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und sah vollkommen glücklich aus. Es fühlte sich so gut an, allein das überzeugte ihn schon davon, dass sie zusammen gehörten und dass er nicht mehr von Tarêk getrennt sein wollte. Er wusste, dass sie zusammen passten, er wollte es dem anderen beweisen und war froh, dass dieser sich auch auf ihn einließ und ihn nicht mehr so gemein wie noch zu Anfang behandelte.

Die Gedanken von Amien wurden jedoch unterbrochen, als er das schwere Seufzen des anderen hörte. Er sah auf und blickte den Mann aufmerksam an, fragte sich, was dieser hatte und sah verwirrt zu, wie er seine Hände weg schob.

Als der Kleine hörte, dass sie los mussten und der Dunkelhaarige noch etwas zu erledigen hatte, wurde sein Blick traurig. Er hatte eigentlich gedacht, dass es dem anderen gefallen würde, aber so, wie dieser jetzt los wollte, sah es nicht so aus... Traurig senkte er den Kopf und betrachtete einige kleine Blümchen in der Nähe, seufzte ebenfalls leise und wollte sich aufrappeln als er von dem bequemen Schoß geschoben wurde, um selbst aufzustehen, doch da zog ihn Tarêk schon mit sich hinauf und zog leicht an einer seinen empfindsamen Haarsträhnen. Aus Reflex trat der Junge einen Schritt näher. Er wusste wie weh es tat, wenn jemand an seinen Haaren zog, er hatte sich einmal mit den Haaren in einem fremden Busch verhangen, das Erlebnis würde er nie vergessen, es hatte schrecklich wehgetan! Und auch wenn es ihm schwer fiel zuzugeben, der Mann war noch nicht sein Partner, denn sie hatten noch nicht mit einander geschlafen. Und das hieß, dass ihn Tarêk immer noch unwissentlich verletzen konnte, solange er noch nicht sein fester Partner war, also war Amien lieber vorsichtig.

Aufmerksam blickte er in die faszinierend dunklen Augen, versank ein wenig darin und schloss die Augen dabei halb, errötete, als er die Worte hörte und wandte sich verlegen ab. Allerdings quietschte er, als ihm der andere auf die Nase stupste und wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, wurde jedoch von dem Lächeln des Mannes angesteckt und erwiderte es ein bisschen scheu.

Sofort fühlte er sich einsam, als der Dunkelhaarige ganz von ihm abließ, um seine Sachen zusammen zu suchen und er seufzte lautlos, wusste, dass er nicht alles haben konnte, aber er freute sich schon total auf das Schiff, wollte unbedingt neue Sachen kennen lernen und war schon sehr gespannt darauf.

Während er Tarêk beim Anziehen beobachtete, fing er an, seine Haare zu der üblichen kunstvollen Frisur zu stecken, damit sie ihm nicht im Weg hingen, blieb aber weiterhin im Schatten, weil er früh genug wieder in die Sonne musste. Doch so weit war das Schiff ja nicht weg, zumindest hatte es vom Baum aus nicht so weit weg ausgesehen, aber das würde er ja schon noch erfahren...

Von den eingesammelten Sachen, zog sich Tarêk nur seine Schuhe an, denn mit den anderen wäre es ihm doch ein bisschen zu warm geworden. Es war den Ständen der verschiedenen Sonnen nach zu urteilen gerade Mittagszeit. Er spürte das auch an der drückenden aufgeheizten Luft und da die Galadhrim Sonne und Hitze gleichermaßen schlecht vertrugen, hielt der Dunkelhaarige es für besser sich nicht allzu viel Zeit zu lassen, um aufs Schiff zu gehen. Mit einem erstaunlicherweise besorgten Blick, der ihm gar nicht richtig auffiel, kehrte er zu Amien zurück, der ihn stumm mit seinen großen grauen Augen verfolgte und völlig gefesselt von ihm zu sein schien.

Als er den Kleinen erreichte, der glücklicherweise im Schatten des komischen Busches stand, den er selbst erschaffen hatte, bedachte er den Jungen mit einem unmerklichen Lächeln. In der Zwischenzeit hatte Amien sich die Haare wieder geordnet und Tarêk musste zugeben, dass diese Frisur echt kunstvoll aussah. Schon fragte er sich, wie der Kleine das ohne Haarnadeln oder Spangen hinbekommen hatte und er war auch gar nicht verlegen laut zu äußern, was ihn beschäftigte.

Erfreut über sein Interesse lächelte der Hellhaarige ihn glücklich an und Tarêk ließ es geschehen, dass der Kleine nach seiner Hand griff, während sie sich in Bewegung setzten und den Weg Richtung Schiff einschlugen. Derweil lauschte er der sanften melodischen Stimme des Kleineren aufmerksam. Der Pfad durch den Wald wurde jedoch bald etwas schmaler, sodass es nicht mehr möglich war nebeneinander zu laufen. Viele dicht mit Blättern bewachsene Äste hingen im Weg und Tarêk ließ Amiens Hand los, um das Gestrüpp bei Seite zu halten.

Eigentlich hatte ihm das ganze Grünzeug nie etwas ausgemacht, denn es war auch der Grund dafür, weshalb diese idyllische Quelle noch von niemandem weiter entdeckt worden war und dafür war er ziemlich dankbar. Doch jetzt störten ihn die vielen Zweige irgendwie, denn Amien dicht bei sich zu haben hatte ihm besser gefallen, als er eigentlich zu geben wollte. Aber der Dunkelhaarige beherrschte sich und ließ sich nichts von seinem Missfallen diese Sache betreffend anmerken.

Stattdessen setzte er seinen Weg fort, drückte immer wieder ein paar Äste zurück, sodass Amien ungehindert weiter gehen konnte. Schließlich war aber auch der verwachsene Pfad zu Ende und man konnte wieder normal nebenher laufen, da die Wege nahe der Siedlung durch die häufige Nutzung breiter waren. Augenblicklich trat der Kleine neben ihn und lächelte scheu zu ihm auf, was Tarêk gar nicht von dem Jungen erwartet hätte.

»Du kannst scheu lächeln?«, fragte er amüsiert und rief sich die Szene in Erinnerung wo Amien frech sein Haarband stehlen wollte und in seinen Schoß gefallen war, wo er ihm überzeugt erklärt hatte, dass er das Band behalten würde. Demzufolge passte dieser Ausdruck gar nicht zu dem Kleinen.

»Und jetzt wirst du auch noch rot... «, grinste der Dunkelhaarige. »Wie komme ich denn zu der Ehre?« Es belustigte ihn schon ein wenig und auch wenn er es eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, konnte er nicht anders, als Amien ein bisschen auf zu ziehen. Der Kleine war wirklich niedlich!

Tarêk war eigentlich niemand der schnell jemanden an sich heran ließ. Doch bei dem Jungen schien es etwas anderes zu sein. Irgendwie faszinierte ihn der Kleine und brachte ihn dazu offener zu sein... Es war schon etwas seltsam, vielleicht hatte Amien ihn doch irgendwie verhext, denn bisher hatte er noch nie wirkliches Interesse an einem anderen Lebewesen gezeigt, so wie jetzt. Umso nachdenklicher war er auch, doch Tarêk hatte im Moment keine Lust mehr sich darüber den Kopf zu zerbrechen, weshalb er diese Gedanken in die hinterste Ecke seines Hirn verbannte, wo sie hoffentlich bleiben würden, bis er sie selbst wieder nach vorne zog.

Schließlich erreichten sie den Waldrand. Amien hatte seine zierliche Hand wieder in die von Tarêk geschmuggelt, was dieser zuerst gar nicht merkte, weil er zu sehr in Gedanken war. Doch jetzt nahm er es wahr und schaute irritiert auf den Jüngeren hinunter. »Du bist ganz schön anhänglich... «, sagte er mit einem Blick auf ihre verbundenen Hände, meinte es aber nicht böse. Doch er löste diese Verbindung und legte Amien sein großes Hemd in weiser Voraussicht über den Kopf, sodass der Kleine keine direkte Sonne abbekam, wenn sie die ebene Wiese überquerten, wo es keinen einzigen Baum gab, der kühlenden Schatten spendete. Ein wenig zupfte er noch an dem Hemd herum und trat schließlich zufrieden einen Schritt zurück. »Okay.. so kannst du gehen.«
 

Der Kleine war ganz überrascht, als er hörte, dass der andere Interesse an seiner Frisur hatte und er lächelte sanft und griff automatisch nach der Hand des anderen, als sie losliefen. Leise und ruhig erklärte er ihm ungefähr, wie es bei ihm funktionierte, dass seine Haare immer so halten würden, wie er wollte, mit purer Willenskraft und dass er dort sehr empfindsam war, dass es wehtat, wenn jemand daran zog.

Als er geendet hatte sah er sich neugierig um, um herauszufinden, welchen Weg der Mann einschlagen wollte. Er kannte die Gegend hier ja wie seine Hosentasche, hatte schon von klein auf alles erkundet und sich immer neugierig mit jedem neuen Detail vertraut gemacht, und wenn es nur eine Blume gewesen war, die vorher noch nicht geblüht hatte.

Amien lächelte, als der andere die Zweige von ihm fern hielt und lachte leise.

»Die können mir nichts tun«, erwiderte er freundlich. »Es ist meine Heimat, hier würde mich nie etwas verletzen.« Er nickte bestätigend und lächelte, sah an dem Gesichtsausdruck des anderen, dass dies neu für ihn war und informierte ihn gerne über seine Rasse, wenn es sich mal ergab.

So lange der Weg so schmal war, tapste er brav hinter Tarêk her, betrachtete dessen muskulösen Körper und seufzte lautlos. Er sah so gut aus, vor allem die gebräunte Haut!!!

Als der Weg wieder so breit war, dass sie nebeneinander laufen konnten, schloss Amien wieder zu dem Dunkelhaarigen auf und lächelte ihn scheu an, betrachtete ihn dabei aufmerksam, wollte alles von ihm wissen und sich einprägen, weil er ihn einfach so faszinierte!

Die sanfte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er errötete augenblicklich als er die Worte verstand, wurde noch röter bei den nächsten Worten, fiepte und wandte sein Gesicht verlegen ab. Verdammt, wieso war ihm das so schrecklich peinlich, er war doch sonst nicht so?!!!

»Mööö, lasst mich doch!«, meinte er, zog schließlich einen Schmollmund und sah den anderen an, legte den Kopf schief und tat eingeschnappt. Das war er jedoch nicht, irgendwie konnte er Tarêk nicht böse sein, dazu hatte er ihn viel zu gern, außerdem war der Kuss so schön gewesen… Herrlich, schade, dass er nicht noch länger gedauert hatte…

Ganz in Gedanken versunken hatte er den Größeren wieder angefasst und war weiter gelaufen. Erst, als er die Worte hörte, die der Mann nun zu ihm sprach, legte er erneut den Kopf schief und fragte leise:

»Darf… darf ich denn nicht???« Aus großen Augen sah er ihn an und wollte eine Antwort wissen. War das schlimm, dass er so anhänglich war?? Er war nun mal so froh, den Mann endlich gefunden zu haben, der so zu ihm passte und wollte ihn nicht mehr gehen lassen, wollte auch nicht mehr von ihm getrennt sein. Vielleicht war er deshalb so anhänglich? Er wusste es nicht, aber er hoffte, es würde Tarêk nicht stören, er mochte es eigentlich ganz gerne, diese große Hand um seine schmalen Finger…

Er sah ein wenig verletzt drein, als der Mann sich ihm entzog, aber als der Kleine merkte, dass er es aus einem anderen Grund tat als was er dachte, lächelte er wieder sanft.

»Oh, ich krieg Euer Hemd???«, strahlte er als er es mitbekam und zog es mit glänzenden Augen von seinem Kopf herunter, vergrub seine feine Nase darin und atmete genießerisch ein.

»Toll!!!«, rief er aus und lächelte den Mann glücklich an. Das Hemd roch so lecker nach Tarêk, er genoss es zutiefst und wollte losgehen, als er den Blick bemerkte. Lächelnd erwiderte der Junge:

»Keine Angst, ich kann bis zu einer halben Stunde ohne Schutz in die Sonne, bin das schon gewöhnt…«

Er wurde zapplig, sah immer wieder zu dem glänzenden Ding und wollte endlich da hinein, hielt das Hemd mit seinen schmalen Händen an seine Brust gedrückt und strahlte noch immer glücklich übers ganze Gesicht.
 

Joa, wie ihr seht, kommen sich die beiden auch schon ein wenig näher *smile* Es macht großen Spaß, auch mal einen frechen Dickkopf zu beschreiben, nicht nur den meist braven Laurin *loool* Also seid gespannt, was da noch alles kommt, Ideen haben wir auf jeden Fall einige! *smile*

Bleibt uns treu,
 

SusyCutexDesertdevil

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 11/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin, Tarêk x Amien
 


 

Lost in your Eyes XI
 


 

Tarêk hatte sich die ganzen Sachen, die der Kleine ihm erzählte aufmerksam angehört und prägte sie sich ein, denn er fand es ganz interessant mehr über dieses Baumvolk heraus zu finden. Was er dann allerdings nicht mehr so lustig fand war, dass Amien sich das Hemd, was er ihm sicherheitshalber über den Kopf gestreift hatte, damit der Kleine nicht die pralle Sonne abbekam wieder herunter zog und sein Gesicht darin vergrub. Mürrisch zog er die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Dafür war das aber nicht gedacht...«, meinte er trotz allem ruhig, gab seine Haltung dann aber seufzend wieder auf und nahm Amien das Hemd bestimmt aus den Händen, um es ihm erneut über den Kopf zu streifen.

»Auch wenn du ohne auskommen würdest, du hast schon Sonnenbrand und deswegen halte ich es für besser, wenn du das bis zum Schiff trägst.« Der Dunkelhaarige sprach aus Gewohnheit schon fast in Befehlston, bemerkte dies jedoch nicht. Amiens glückliches Lächeln wich nun einem trotzigen Ausdruck, aber Tarêk machte sich nicht so viel daraus, obwohl er zugeben musste, dass er das strahlende Gesicht des Kleineren viel anziehender gefunden hatte. Dennoch schaute er den Hellhaarigen ernst an und sein Blick ließ erkennen, dass er keinen Widerspruch duldete.

»Komm schon..«, erhob er ein wenig besänftigend die Stimme. »Es ist nur zu deinem Besten.« Dann griff er selbst nach der Hand des Kleineren, umschloss sie mit seiner großen und zog Amien sanft mit sich in Richtung Schiff. Der Weg verlief schweigend und Tarêk vermutete, dass der Junge immer noch eingeschnappt war und deswegen keinen Ton sagte. Aber irgendwie machte er sich Sorgen um den anderen, auch wenn er das im Moment noch nicht offen zugeben würde. Er wollte nicht, dass der Kleine sich wegen ihm noch mehr die Haut verbrannte, weil er eh schon annahm, dass er an den Verbrennungen des Jungen nicht ganz unschuldig war.

Schließlich erreichten sie nach einer Weile das Schiff und der Dunkelhaarige strebte zum Hangar, der eigentlich immer offen stand, weil die Erkundungsgleiter ein- und ausflogen wie es gerade passte. Außerdem bestand auf diesem Planeten eh keine Gefahr von irgendwelchen unbekannten Kreaturen angegriffen zu werden. Das hatten sie bereits bei ihrem Anflug festgestellt. Ein wenig verlangsamte der Größere sein Tempo, um Amien die Möglichkeit zu geben sich um zu schauen, als die den riesigen relativ langen Raum über die heruntergelassene Laderampe betraten. Neugierig beobachtete er den Kleinen und ein schmales Lächeln schlich sich auf seine Mundwinkel, als er das beeindruckte Schimmern in den grauen Augen erblickte.

Im hinteren Teil arbeiteten ein paar Mechaniker an einem Spacehound der dringend gewartet werden musste. Zum Gruß hob Tarêk die Hand und zog Amien schließlich etwas zügiger mit sich zur Seite, da er an den plötzlich aufleuchtenden Lichtern erkannte, dass sich ein Erkundungsschiff im Anflug befand, und das konnte ziemlich heftig und furchteinflößend wirken, wenn man es nicht kannte.

»Es kommt nur ein Schiff, deswegen müssen wir zur Seite gehen..«, klärte er den Kleinen auf, der verunsichert und leicht ängstlich wegen den Lichtern und dem anschwellenden Geräuschpegel zu ihm aufsah und sich schutzsuchend an ihn drückte.
 

Amien sah Tarêk aus großen Augen an, als dieser ihm das Hemd wieder aus den Händen nahm und dachte für einen kurzen Moment, dass er es ihm nicht mehr geben wollte. Doch dann hörte er die Worte und verzog das Gesicht.

»Das ist doch nicht weit«, sagte er und blickte ihn wieder an, beinahe bittend. »Und der Sonnenbrand ist doch auch schon fast wieder weg, bitte...«, widersprach er und versuchte zu diskutieren, denn der Befehlston gefiel ihm gar nicht. Das lud dann immer schon dazu ein, zu diskutieren und sich nicht dran zu halten, denn der Kleine dachte gar nicht daran, sich befehligen zu lassen, das hatte er seinen Eltern auch schon beigebracht. Er hatte seinen eigenen Dickkopf und wusste auch, wie er ihn durchsetzen konnte, egal zu welchen Mitteln er dabei greifen musste. Trotzig sah er den Dunkelhaarigen an und hatte seine Unterlippe ein Stück nach vorne geschoben.

Die sanfte Stimme und die zärtliche Berührung seiner Hand ließen ihn jedoch sofort dahin schmelzen und er vergaß seinen Widerstand, weil er doch nun endlich zu dem silbernen Ding... Schiff hieß es ja, wollte, unbedingt, er war schon sehr neugierig darauf und wollte es endlich angucken!

Sanft erwiderte er den Händedruck, lächelte und schmiegte sich beim Gehen ein wenig an den Größeren, genoss diesen Körperkontakt zusehends, den er ja nun, da sie sich leidenschaftlich geküsst hatten, noch intensiver spürte und den er nicht mehr vermissen wollte, weil es sich einfach so wahnsinnig gut anfühlte!

Der Kleine genoss das zutiefst, deshalb schwieg er. Er war nicht mehr sauer, das hatte er längst wieder vergessen, denn nachtragend war er meist nicht, jetzt war er schrecklich neugierig, und glücklich. Ab und an schnupperte er in der Luft, nahm die fremden Gerüche auf und sah sich immer wieder aufmerksam um.

Der Weg kam ihm endlos lange vor, dabei war die Wiese doch überhaupt nicht so groß und Amien wurde zusehends ungeduldiger, zappelte herum und seufzte erleichtert, als sie endlich da waren. Sofort atmete er schneller und sah sich neugierig um, lächelte leicht und seine grauen Augen glänzten. Der Kleine war froh, dass Tarêk langsamer ging, dann musste er nicht so hetzen und konnte sich in aller Ruhe umsehen. Es sah ganz und gar komisch aus, aber schön, und höchst interessant! Er nahm alles Wissen in sich auf, was er kriegen konnte und achtete gar nicht so sehr auf die anderen Personen, die hier herumwuselten. Die Rampe hatte er nicht einmal wahr genommen, er war mit seinen nackten Füßen einfach darüber hinweg getapst, hatte sich nur im Unterbewusstsein über das komische Gefühl gewundert, es aber nicht für wichtig befunden, um noch weiter darüber nachzudenken.

Der Galadhrim sah auf, als Tarêk die Hand hob und runzelte die Stirn, konnte gar nicht so schnell denken, da wurde er schon zur Seite gezogen. Doch noch bevor er fragen konnte, antwortete ihm der Dunkelhaarige schon und der Kleine hörte aufmerksam zu, nickte und sah zu der Öffnung, war schon mächtig gespannt darauf, wie es wohl aussehen würde, wenn es ankam.

Eigentlich war er ja überhaupt nicht der ängstliche Typ, aber das Geräusch, das immer lauter wurde, machte ihm doch Angst. Er hatte sehr empfindsame Ohren, die ihm eindeutig signalisierten, dass die Geräusche nicht gut waren. Instinktiv rutschte er näher an den Mann heran und hielt sich die spitzen Ohren mit den Händen zu, während er die Augen zusammen kniff, weil das ankommende Licht ihn blendete. Gleichzeitig fragte der Kleine sich, was es war, was da ankam, das gefiel ihm ganz und gar nicht! Aber neugierig war er noch immer, dagegen konnte er einfach nichts tun und er wartete nun wieder gespannt ab, was passieren würde, seine Kehrseite eng an Tarêk gedrückt, in dessen Nähe er sich vollkommen sicher fühlte.
 

Tarêk merkte schon, dass das einfliegende Erkundungsschiff dem Kleinen ängstlicher machte als neugierig, was wohl an dem ohrenbetäubenden Lärm lag, der durch die Turbinen entstand und im Hangar durch die Metallwände noch verstärkt wurde. Deswegen dirigierte er Amien noch ein Stück weiter zur Seite, bis sie ein Pult mit einigen Steuereinheiten erreichten. Dort lagen auch noch ein paar Kopfhörer mit denen die Mechaniker in Kontakt mit der Brücke standen, die aber auch gleichzeitig die Ohren schützen, weil sie Schallwellen reflektierten. Ein unersetzliches Arbeitsmittel für die Mechaniker, die ständig dem Lärm der ein- und ausfliegenden Erkundungsschiffe ausgesetzt waren.

Diese setzte er nun auch dem Jungen auf, der sich noch immer dicht an ihn presste und sich die Ohren krampfhaft zuhielt. Nach einigem Suchen fand er auch noch ein zweites Paar hinter dem Pult und setzte es sich selbst auf. Somit konnte er sich ungestört mit Amien unterhalten und dem Kleinen ein paar Sachen erklären, da sich auch noch ein kleines Mikro an den Kopfhörern befand. Mit geübtem Griff klappte Tarêk es runter und begann ein paar Dinge zu erklären, während das Schiff bereits zur Landung ansetzte.

»Das hier ist ein sogenanntes Erkundungsschiff. Diese Schiffe sind nur leicht bewaffnet, denn sie dienen wie der Name schon sagt, mehr dem Erschließen der Oberfläche von Planeten.« Sanft und beruhigend strich er Amien bei seinen Worten über die Oberarme, aber eher unbewusst.

»Wir haben nur zwölf Stück von diesen Modellen auf jedem Hauptschiff, denn größtenteils steht die Eroberung von Land um Vordergrund und da brauchen wir natürlich mehr Kampf - als

Erkundungsflieger. Bei den meisten Planeten stoßen wir auf erheblich größeren Widerstand als es bei euch der Fall war«, erzählte der Telemnar, kam dann aber wieder zu dem landenden Schiff zurück.

»Jetzt wird das Fahrgestell ausgefahren, siehst du?«, zielbewusst deutete er auf das Metall, welches aus dem Boden des Schiffes kam. Leicht setzte es auf dem Boden des Hangars auf und sofort glich der Pilot den Druck aus, sodass zu allen Seiten eine Dampfdruckwelle entstand, die sich jedoch sofort wieder verflüchtigte. In diesem Moment erschrak Amien sich aber, was Tarêk daran bemerkte, dass der Junge sich furchtsam an ihn presste und die Finger in seinen Arm krallte.

»Hey... « Beruhigend strich er dem Jungen über den Kopf. »Davor brauchst du dich nicht fürchten. Weißt du, in so einem Schiff steckt sehr viel Energie...«, versuchte er es einfach zu erklären, denn er glaubte nicht, dass der Kleine seine technikspezifischen Ausführungen verstehen würde. »Wenn es landet, dann konzentriert sich die Energie auf einen bestimmten Punkt und wenn der Pilot nicht rechtzeitig reagiert und die Energie frei lässt, dann geht das Schiff kaputt. Und die Energie wird in diesem Fall in Form von Luft frei gelassen.« Tarêk hoffte, dass er es halbwegs verständlich rüber gebracht hatte. Aber da Amien überhaupt keine Ahnung von Technik hatte, würde es schwer werden.

Letztendlich wurden die Turbinen des Erkundungsfliegers abgestellt, die Warnleuchten erloschen und auch der Geräuschpegel sank extrem ab, sodass der Dunkelhaarige seine Kopfhörer wieder abnahm und es bei dem Kleinen auch tat.

Die Luft unter dem soeben gelandeten Schiff flimmerte vor Hitze und er warnte Amien, dass er dort nicht hingehen sollte, weil es gefährlich war. Ging man zu früh zu nah an die überhitzten Turbinen, dann konnte es durchaus passieren, dass die Kleidung Feuer fing. Es war bereits einmal bei einem Mechaniker passiert, der nicht aufgepasst hatte. Zum Glück hatten die anderen Arbeiter aber rechtzeitig reagiert, sodass der Mann mit ein paar leichten Verbrennungen davon gekommen war. Und das teilte er dem Kleinen auch mit. Obwohl der Ältere eher nicht glaubte, dass Amien sich hinter das Schiff traute.

Denn gerade weil es nur direkt hinter dem Schiff dermaßen heiß war, war es so gefährlich.

»Okay.. Tust du mit einen Gefallen, Amien?«, fragend schaute er auf den Jungen hinunter und lächelte ihn leicht an. »Würdest du hier einen Moment auf mich warten? Ich muss nur kurz etwas mit den Piloten besprechen, ja?« Sie standen etwas abseits, weshalb die drei Männer die aus dem Schiff kamen sie nicht sahen und es war Tarêk auch ganz recht so. Nicht jeder musste Amien gleich zu Gesicht bekommen, denn obwohl er das Kommando über alles hatte, mussten nicht alle seine Taten auf Wohlgefallen stoßen.

Sanft strich er dem Kleinen noch einmal über den Kopf, bevor er sich löste und zu dem Piloten ging.

Ernst wie immer nickte er dem Mann zur Begrüßung zu, wechselte ein paar Worte mit ihm und ließ sich einen Lagebericht geben. Danach händigte ihm der andere den Datenschreiber aus und das war auch schon alles, was er hatte klären wollen.
 

Amien riss die Augen auf, als er den ohrenbetäubenden Lärm hörte. So etwas Lautes hatte er noch nie gehört und es war einfach nur schrecklich und tat weh!! Er kniff die Augen zusammen und presste die schmalen Hände auf seine kleinen, spitzen Ohren, drückte sich eng an den Mann, zitterte leicht.

Eigentlich war er nie der ängstliche Typ gewesen, im Gegenteil, anders als die anderen seines Volkes war er immer für neue und andere Dinge offen, wollte sie kennen lernen, verstehen und betrachten, aber sobald seine ureigensten Instinkte geweckt waren, konnte er auch nichts mehr tun, denn er war laute Geräusche einfach nicht gewohnt und hatte Angst davor.

Er zuckte zusammen, als Tarêk ihm etwas Komisches aufsetzte und fiepte, sah ihn ängstlich an und verzog das Gesicht, weil es ein wenig drückte und er es absolut nicht gewohnt war. Aber sofort war der schreckliche Lärm verschwunden und der Kleine atmete erleichtert auf, hielt den Druck aus und zuckte zusammen, als er auf einmal die Stimme des Mannes hörte, als wäre sie in seinem Kopf. Konnte der andere Sachen, die unmöglich waren? Aus großen, grauen Augen starrte er ihn an und versuchte zu verstehen, was hier eigentlich vor sich ging.

Schließlich überwand er sich schließlich und ignorierte das, was ihn so verwirrte, lauschte stattdessen auf die Worte des Mannes und den Erklärungen, versuchte sie nachzuvollziehen und zu verstehen, weil sie sehr interessant waren. Und neugierig war er ja immer noch, wenn er auch ein wenig verwirrt war und etwas ängstlich, aber er war ja schon froh, dass es nicht mehr so laut war...

Das sanfte Streicheln auf seinen Oberarmen gefiel ihm und er beruhigte sich augenblicklich wieder, schloss die Augen halb und genoss die sanften Berührungen, kuschelte sich ein wenig in sie und lauschte nun aufmerksamer zu. Ab und an nickte er zu den Fragen, konnte genau sehen, was der andere erklärte und verfolgte es aufmerksam mit.

Allerdings zuckte der Kleine zusammen, als plötzlich mit einem lauten Geräusch, das er trotz der komischen Dinger vernehmen konnte, hörte und erschrak bei den komischen Nebelwolken, die auf einmal entstanden. Das kannte er nur in der Regenzeit, wo so dichter Nebel war, dass alles weiß erschien, aber die Augen der Galadhrim waren so geübt, dass sie ohne Schwierigkeiten durch ihn hindurch sehen konnten und alles erkannten, was sie wollten. Amien fragte sich, was dieser komische Nebel hier sollte und hob schnuppernd seine Stupsnase in die Luft, verzog das Gesicht. Nein, das musste was anderes sein, nach Nebel roch es definitiv nicht und er mochte den Geruch auch nicht gerade.

Er bemerkte erst, dass er aus Angst die Finger in den Arm des Mannes gekrallt hatte, als dieser ihn mit sanfter Stimme zu beruhigen versuchte. Amien sah ihn wieder aufmerksam an und schmiegte sich etwas an ihn, als ihm liebevoll über den Kopf gestreichelt wurde.

Zwar lauschte er den Erklärungen aufmerksam, aber er verstand trotzdem nicht, worüber der Dunkelhaarige sprach. Er versuchte jedoch, sich davon nichts anmerken zu lassen und nickte ab und an mal zu den Worten.

Erleichtert sah er auf, als der Druck auf seinen Ohren wieder weg war, weil Tarêk ihm diese komischen Dinger wieder abgenommen hatte und stellte erleichtert fest, dass es nun leiser war. Er hörte die Warnung des Mannes und wäre sowieso nicht dahin gegangen, er fürchtete sich noch immer ein wenig davor, außerdem warnte ihn schon die heiße Luft, da nicht hinzugehen, denn vor Hitze und besonders Feuer hatte er großen Respekt.

Er hob den Kopf, als der Mann ihn so lieb um einen Gefallen bat und erwiderte das Lächeln scheu, nickte dann langsam und wartete darauf, dass der andere weiter sprach, war schon ein wenig neugierig, was Tarêk von ihm wollte.

Der Dunkelhaarige wollte gehen, na gut, das machte dem Jungen nicht viel aus, sobald der andere bald wieder kam, war alles in Ordnung und er nickte, sah ihn offen an und blickte ihm dann hinterher. Doch bald weckte ein Geräusch seine Aufmerksamkeit und er drehte sich ein Stück um. Da waren zwei Männer hinter ihm ein wenig mit irgendetwas beschäftigt, aber sie standen so, dass sie ihn nicht sehen konnten.

Aufmerksam beobachtete er sie, doch dann sah er auf einmal etwas Glänzendes. Er hob den Kopf, beäugte es aufmerksam und stellte fest, dass es hübsch war. Er wollte es unbedingt haben!

Langsam, lautlos und vorsichtig schlich er sich heran, passte einen Moment ab, in dem die beiden nicht guckten und schnappte es sich, nur um wieder zurück zu tapsen und es unauffällig zu betrachten. Das Ding war länglich, hatte an beiden Enden ein komisches, eckiges Loch und war schwer, doch das störte ihn nicht, es gefiel ihm und er wollte es behalten, also wickelte er es mit einem Grinsen in das Hemd von Tarêk ein, das er noch immer besaß und drückte es anschließend unauffällig an sich.

Als der Dunkelhaarige anschließend wieder zu ihm zurückkam, sah er ihn unschuldig an, während sich die Männer im Hintergrund anfingen zu streiten.

»Du hattest ihn zuletzt«, rief der eine aus und sah den anderen grimmig an, der sich sofort verteidigte:

»Das stimmt, aber ich habe ihn hier hingelegt, das weiß ich ganz genau!«

»Na toll, und wo ist er jetzt verdammt noch mal? Ich muss die anderen Muttern auch noch festziehen, sonst wird das heute nicht mehr fertig!«

»Und was kann ich dafür? Hättest du ihn gleich genommen, wäre das nicht passiert! Aber nein, du musstest ja noch unbedingt in dein komisches Buch da kritzeln!«

»Ach ja, jetzt bin ich wieder Schuld oder was!!«

Der Kleine sah Tarêk aus Augen an, die kein Wässerchen trüben konnte und fragte unschuldig:

»Was hast du dahinten gemacht?«
 

Mit dem Datenschreiber in der Hand kehrte Tarêk schließlich wieder zu dem Kleinen zurück. Nachher würde er auf jeden Fall noch mal auf die Brücke müssen, um die Daten auf ihrer erstellten Karte zu ergänzen. Doch das war nicht allzu dringend. Vor Amien blieb er stehen und lächelte den Jungen sanft an. Gerade als er den Kleinen auffordern wollte mit ihm zu kommen, fiel ihm auf, wie sich im Hintergrund zwei seiner Mechaniker stritten und gegenseitig beschuldigten. Um was es ging, konnte der Dunkelhaarige leider nicht herausfiltern. Missmutig zog er die Stirn kraus. Verdammt! Was hatten die denn nun schon wieder, regte er sich bereits im Voraus auf, legte Amien eine Hand auf die Schulter und bedeutete ihm so zu bleiben wo er war. Dann stapfte er an dem Kleinen vorbei zu den zwei Männern.

»Was ist denn hier los?«, fragte er ungehalten, stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Zwei mit unerbittlichem auffordernden Blick.

»Was ist der Anlass für dieses Rumgebrüll? Ihr solltet euch lieber auf die Arbeit konzentrieren!«, meinte Tarêk voller Unmut über die Sache, denn er sah es nicht gern, wenn seine Leute sich stritten.

»Wir streiten uns nicht«, wehrte der eine ab und schaute finster zu seinem Partner. »Aber wir sind hier fast fertig und wollten nur noch die paar Muttern festdrehen, als der dazu passende Schlüssel verschwunden ist!«

»Genau!«, bestätigte der andere und erwiderte fest Tarêks Blick. »Ich weiß genau, dass ich den Schlüssel dort hingelegt habe.« Zielsicher zeigte er auf eine Stelle neben dem Werkzeugkasten und wartete dann ab, was Tarêk dazu sagen würde.

Tarêk jedoch seufzte nur. »Verdammt! Ihr streitet euch wegen so einer Kleinigkeit? Seid ihr noch zu retten?!«, fuhr er die Beiden an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir haben ja wohl bei weitem genug Werkzeug und wenn ihr euch nicht erinnern könnt wohin ihr was gepackt habt, dann holt gefälligst was anderes...«

Das war alles was er dazu zu sagen hatte. Danach drehte sich der Dunkelhaarige einfach um und ging wieder zu Amien. Mein Güte, was die so einen Aufstand um einen einfachen Schlüssel machten...

»Na komm, lass uns gehen..«, sagte er schließlich an den Kleinen gerichtet, fasste nach der zierlichen Hand und zog ihn sachte mit sich zum Aufzug, mit dem sie auf Deck eins hochfuhren, wo sich sein Zimmer befand.

Dort angekommen sagte er »an« und die Deckenleuchten spendeten sofort ein sanftes Licht, tauchten den Raum in eine angenehme Atmosphäre und ließen ihn heimelig aussehen.

Als die Tür wieder zugeglitten war, drehte er sich zu Amien um und sah zu, wie dieser sich neugierig umschaute und versuchte alles in sich auf zu nehmen. Die grauen Augen leuchteten voller Interesse und Wissbegier und Tarêk lächelte leicht darüber. Dann wurde er jedoch wieder ein wenig ernster und erhob seine Stimme, während er auf den Jungen zuging. Dicht vor ihm blieb er stehen und blickte wissend in das so unschuldig erscheinende Antlitz.

»Amien... Sei ehrlich, hast du den Schlüssel geklaut?«, fragte der Mann gerade heraus. Er hatte es zwar extra als Frage formuliert, doch er wusste ganz genau, dass das Werkzeug nicht von allein Beine bekommen hatte und zu dem Zeitpunkt hatte er auch kein Auge auf Amien gehabt, sprich, auf ihn aufpassen können. Deshalb war er zu fast hundert Prozent sicher, dass der Kleine nicht hatte widerstehen können. Allerdings hatte er den Jungen nicht vor seinen Leuten bloß stellen wollen, weshalb er erst mal über den Diebstahl hinweg gesehen hatte.
 

***
 

Aufmerksam beobachtete Ascon, wie Laurin sich anscheinend Gedanken machte und überlegte wie er seine Frage formulieren sollte und das zauberte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel. Er konnte in den blauen Tiefen genau sehen wie der Jüngere mit sich rang und hörte letztendlich aber doch, was der Kleine wissen wollte. Ascon fand es wirklich niedlich wie Laurin den Blick senkte, weil es ihm anscheinend peinlich war so etwas zu fragen.

»Hm.. «, dachte der Dunkelhaarige nach. Wie sollte er dem Jungen das nun wieder erklären? Einerseits war es etwas ganz normales, aber da Laurin davon keine Ahnung zu haben schien und das nicht kannte, gestaltete es sich schon ein wenig schwieriger.

»Weißt du.. «, begann er ruhig. »Bei jeder Rasse ist das anders. Du hast gar keine Körperbehaarung, Ich dagegen hab nur welche an bestimmten Stellen.. « Oje.. das war ja wieder richtig toll! Ascon seufzte.

»Das hat etwas mit der Entwicklung der Individuen zu tun. Die Lebewesen sind unter bestimmten Bedingungen aufgewachsen und haben sich angepasst an das Leben auf ihrem Planeten und da hat die Natur das bei einigen als Schutz entstehen lassen und bei anderen weggelassen, weil es unnötig war.« Leicht gezwungen lächelte der Dunkelhaarige und hoffte, dass das Thema damit geklärt war.

Dann sah Ascon dem Kleinen dabei zu, wie er ein wenig von dem Wasser mit den Händen aufnahm und davon trank, was ihn augenblicklich wieder an ihre Situation erinnerte. Schwer seufzte er. Laurin sollte weiterhin so unbeschwert sein können, doch er befürchtete, dass es nicht mehr lange so bleiben würde. Um ihnen jedoch noch einen Moment Ruhe zu gönnen, ließ er sich gänzlich in das Wasser sinken und wusch auch seine Haare mal ordentlich aus. Denn diese waren verschwitzt und kaum noch zu bändigen. Damit ließ er sich aber nicht allzu viel Zeit, behielt immerfort den Jungen im Auge und auch die Umgebung. Ascon spürte zwar keine Gefahr, aber man konnte ja nie wissen.

Schlussendlich erhob er sich aus der kleinen Quelle und ging heraus, um sich von der Sonne trocken zu lassen. Das dauerte nicht lange und der Dunkelhaarige schlüpfte wenig später gleich wieder in seine Hosen, sowie Stiefel und band sich das Navigationsgerät nun um den Arm, was er die letzte Zeit in einer Tasche getragen hatte. Konzentriert tippte er etwas ein und korrigierte die Richtung in die sie mussten, seufzte resigniert, als das Gerät die Entfernung zur nächsten Stadt sah.

Nun gut. Die Hälfte des Weges hatten sie so ungefähr hinter sich. Aber das allein hatte sie schon eineinhalb Woche gekostet. Sie hatten keine Nahrung mehr und nur von Wasser konnten sie die nächsten zwei Wochen, denn so lange schätzte Ascon würden sie noch brauchen, nicht überleben. Sorge zeichnete sich auf seinen Zügen ab und er schaute zu Laurin, der noch immer im Wasser stand und die Kühle auf seiner Haut genoss. Traurig lächelte Ascon.

Hätte er den Kleinen doch nur niemals mitgenommen. Er seufzte wieder schwer.

Nun ja.. zu ändern war es nicht mehr! Außerdem hatte es ja auch seine Vorteile gehabt.

Sachte strich er sich über den Unterarm, wo das Zeichen prangte, das ihn als vergeben kennzeichnete. Wenn er recht überlegte, war Ascon dankbar dafür. Wer wusste schon, ob er überhaupt den Versuch unternommen hätte Laurin zu testen. Wahrscheinlich eher nicht!

»Laurin... «, rief er den Kleinen nach einiger Zeit, der nun in der Quelle herumpaddelte und es tat ihm leid, dass sie das nicht noch länger genießen konnten. »Komm raus, wir müssen weiter, ja?«
 

Der Kleine sah ihn aus großen Augen an, als er die Erklärung hörte. So ganz verstand er diese nicht, aber er testete den anderen in den Gedanken und bekam so den Sinn heraus, was er ihm eigentlich hatte sagen wollen und verstand, dass es bei der Rasse, der Ascon angehörte, normal war und zum Schutz vor was auch immer diente. Also nickte er schließlich nur, sah ihn noch einmal kurz an und beschäftigte sich dann mit dem schönen, erfrischenden und gut schmeckenden Wasser.

Er bemerkte, dass Ascon badete und ließ ihn in Ruhe, sagte nichts weiter dazu und genoss einfach die Ruhe nach dem ganzen Stress. Allerdings achtete er darauf, in flachem Wasser zu bleiben. Er hatte nie gelernt zu schwimmen, deswegen war er auch ein wenig ängstlich. Zwar konnte der Kleine unter Wasser eine Weile atmen, aber das wusste er nicht, weil ihm niemand etwas davon gesagt hatte, deshalb blieb er lieber vorsichtig.

Als Ascon seine Haare wusch, lächelte der Kleine. Seine eigenen Haare reinigten sich von selbst, da brauchte er nicht viel machen. Das wäre auch ziemlich anstrengend, so lang wie sie waren... Aber so... Heute leuchteten sie wieder hell, weil er fröhlich war und sich wieder gut fühlte, und als der Dunkelhaarige den kleinen See verließ, sah er ihm kurz hinterher und setzte sich auf den Grund, paddelte ein bisschen mit den Händen und ließ sich treiben, schloss die Augen dabei halb. Er fühlte sich vollkommen wohl und war glücklich darüber, dass er mit dem anderen nun zusammen war. Dadurch fühlte er sich noch viel mehr beschützt und verstanden... Schon komisch, wie das manchmal kam, am Anfang hatte er große Angst vor dem Mann gehabt, und jetzt vertraute er ihm vollkommen und mochte es, dessen Nähe zu spüren...

Zeitgleich mit Ascon betrachtete er sein Zeichen auf der Schulter und konnte sich nicht erklären, wie es dahin gekommen war. Es war einfach da, auf seiner Haut und das war für ihn wie ein Wunder, da seine empfindsame Haut sogar bei sehr kleinen Verletzungen schon sehr empfindlich reagierte, und bei dem Zeichen spürte er rein gar nichts...

Laurin war so tief in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wie Ascon ihn rief. Aber er hatte so ein Gefühl und sah auf, errötete leicht als die Worte in seinem Kopf nach hallten und nickte schließlich, richtete sich auf und wusch sich kurz ab, dann ging er aus dem Wasser heraus und trat auf Ascon zu, blieb aber in der Sonne stehen, die ihn innerhalb von wenigen Sekunden trocknete. Dann lief er zurück in den Schatten, sah den Dunkelhaarigen leicht lächelnd an und kuschelte sich eng an ihn, um seine Wärme zu genießen und die sanfte Berührung ihrer Haut zu genießen.
 

Mit einem liebevollen Blick beobachtete er wie Laurin aus dem Wasser kam, sich kurz in der Sonne räkelte und schließlich zu ihm kam und sich dicht an ihn schmiegte. Sanft strich er dem Kleinen über den hellen Schopf und lächelte.

»Zieh dich an, ja? Wir müssen dann weiter...«, sagte Ascon ruhig und versuchte sich seinen Schwermut nicht anmerken zu lassen, um den Kleinen nicht auch noch damit zu belasten. Er seufzte lautlos und sah dann zu wie Laurin seine Sachen zusammen suchte und sich anzog. Zwar sagte der Kleine nichts, aber Ascon spürte, dass er es nicht besonders mochte. Allerdings konnte er dagegen auch nichts tun. Doch er nahm sich vor den Jungen nicht zu sehr an seine Grenzen zu treiben. Laurin war ihm wichtig und er würde mehr Rücksicht nehmen als vorher auch wenn sie noch ungefähr die Hälfte des Weges vor sich hatten. Es würde nicht leicht werden, das wusste Ascon, doch er hatte versprochen, dass er sie beide hier rausbringen würde und dieses Versprechen gedachte er zu halten.

Als Laurin fertig angezogen war, schenkte er dem Jungen ein aufmunterndes Lächeln und strich ihm noch einmal zärtlich über die Wange. »Na komm.. Wir müssen dann.. «, meinte der Dunkelhaarige, streckte die Hand aus und wartete, dass Laurin ihm die seine reichte, was der Kleine wenig später auch tat. Erst dann drehte er sich um und setzte ihren Weg fort.
 

***
 

Der Kleine zog ein missmutiges Gesicht, als der Mann nicht auf seine Frage antwortete und blieb ruhig stehen, als er nach hinten zu den Männern ging, grinste in sich hinein und versuchte noch immer, möglichst unschuldig auszusehen, presste das Hemd eng an sich und wartete geduldig ab, bis Tarêk hinten fertig war und zu ihm zurück kam, nickte leicht zu den Worten und folgte ihm, sich noch immer mit großen Augen umsehend. Das alles war so neu, spannend und interessant, er konnte gar nicht überall gleichzeitig hinsehen!

Er lächelte, als der Mann nach seiner Hand griff, umfasste sie und schmiegte sich beim Gehen leicht an den anderen, genoss die Nähe und sah sich weiterhin aufmerksam um, ohne etwas zu sagen. Aber man konnte sehen, dass er fasziniert war von allem hier.

Erst klammerte er sich ein wenig an den Dunkelhaarigen, als sie mit dem Fahrstuhl fuhren, doch schon bald hatte er sich dran gewöhnt und untersuchte alles ausführlich und wissbegierig. Als sie ausstiegen war er schon fast ein wenig traurig. Das hatte Spaß gemacht und sich gut angefühlt, das wollte er noch mal machen!!

Amien sah auf, als er die Stimme des Mannes hörte und war erstaunt, als plötzlich die Lichter angingen. Wie war denn das möglich?! Doch noch ohne sich davon ablenken zu lassen sah er sich aufmerksam um. Hier wohnte Tarêk?! Das war ja öde... Also er bevorzugte lieber einen Baum, wo er frische Luft hatte, nicht den Mief hier drin... Aber interessant war es schon, was hier alles rumstand und er musterte die Dinge, die er nicht kannte neugierig und versuchte durch reines Betrachten herauszufinden, wofür sie gut sein könnten, was ihm sichtlichen Spaß machte.

Als der Dunkelhaarige auf ihn zukam, hob er den Kopf und sah ihn aus großen Augen fragend an, konnte ihn fast spüren, so dicht stand er bei ihm und das genoss er sichtlich.

Die Worte des anderen hörend, legte er den Kopf schief und runzelte die Stirn.

»Schüü... sssssl?«, wiederholte er vorsichtig und kratzte sich an der Stirn. »Weiß nicht, was das ist, und kau... klau...en auch nicht, kenn ich nicht die Worte...«

Natürlich konnte er sich schon denken, was der Mann meinte und von ihm wollte, aber er wollte nicht zugeben, dass er das silberne Ding einfach genommen hatte. Es hatte ihn fasziniert, er wollte ein Andenken haben und hatte einfach nicht widerstehen können, deshalb hatte er es mitgenommen. Gedacht hatte er sich dabei natürlich nichts, wieso sollte er auch, bei ihm im Volk konnte er sich auch immer alles nehmen was er wollte...

Die andere Kultur verstand er sowieso nicht, deshalb hatte er auch nicht vor, sich ihren Verhaltensweisen anzupassen, er wollte er selbst sein und auch bleiben. Aufmerksam sah er dem Dunkelhaarigen in die Augen, trat noch einen Schritt auf ihn zu und schmiegte sich an ihn. Der Kleine wusste selbst nicht genau, was er eigentlich hatte, aber er wollte die Wärme und Nähe von Tarêk spüren, kuschelte sich an ihn und schmiegte seinen Kopf an die warme Brust, schloss die Augen halb und war ganz entspannt.
 

Nachsichtig ließ Tarêk es zu, dass der Junge sich an ihn schmiegte und den Kopf ankuschelte. Er fand es ja nicht unangenehm, doch ein wenig ärgerte es ihn schon, dass Amien versuchte ihn vom Thema ab zu lenken und vor allem auch noch so unschuldig tat, obwohl er genau zu wissen schien, was er gemeint hatte.

»Amien!«, sagte er etwas strenger und bewirkte damit, dass der Hellhaarige erneut mit Kulleraugen zu ihm aufsah. »Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist. Ich werde auch nicht böse sein, aber ich habe dir schon einmal gesagt, dass du nicht einfach irgendwo etwas mitnehmen kannst, okay? Das geht einfach nicht, bitte akzeptiere das...«

Tarêk wusste jedoch, dass es ein sinnloses Unterfangen war Amien in dieser Hinsicht zu erziehen.

Dennoch wollte er dem Kleinen wenigstens sagen, was er nicht für gut hieß.

»Also, um dir zu erklären, was ein Schlüssel ist, musst du ihn mir geben, ja? Keine Angst, ich nehme ihn dir nicht weg, aber wenn ich noch einmal sehe oder mitbekomme, dass du irgendetwas wegnimmst, was nicht dir gehört, dann kann ich dich nicht mehr mit hierher nehmen.«

Ernst und mit einer gewissen Strenge in der Stimme erwiderte Tarêk den unschuldigen Blick, den Amien ihm immer noch zuwarf, ließ sich aber nicht anmerken, wie sehr der Kleine ihn damit ins Schwanken brachte. Abwartend hielt er die Hand hoch, während er den Jungen nun mit Blicken dazu aufforderte ihm das Werkzeug zu geben.
 

Als der Kleine seinen Namen hörte und die Tonart in der Stimme des Mannes erfasste, die ein wenig strenger als gewöhnlich schien, sah er mit großen runden Kulleraugen zu ihm auf und nagte an seiner Unterlippe herum, während er auf die Worte des Dunkelhaarigen hörte und nicht wusste, was er machen sollte. Er verstand nicht, wieso er die schönen Dinge nicht einfach mitnehmen konnte! Wenn er eine schöne Blume oder Frucht im Wald fand, durfte er sie sich doch auch mitnehmen! Was anderes war dies für ihn hier auch nicht: eine Landschaft, wo er sich nehmen konnte, was er haben wollte und er verstand nicht, wieso er das nicht durfte!

Er hörte, dass er dem Mann das Ding geben musste, um zu wissen, was dieses komische Wort bedeutete und überlegte hin und her. Er wollte es eigentlich behalten und nicht wieder hergeben, auf der anderen Seite wollte er aber auch gerne wissen, was dieses Wort bedeutete, immerhin lernte er ja auch gerne hinzu und wollte viele Dinge wissen, so neugierig war er...

Man sah ihm förmlich an, dass er hin und her überlegte und nicht wusste, für welche Variante er sich entscheiden sollte.

Er hörte jedoch die Worte des Mannes und sah ihn aufmerksam an. Er würde ihm das Teil nicht wegnehmen? Noch immer überlegte er und brauchte eine ganze Weile, bis er die restlichen Worte verstand. Da senkte er traurig den Kopf und blickte zur Seite. Er durfte nicht mehr herkommen wenn er noch mehr nahm? Aber... das war doch alles so schön und interessant!! Er wollte hier nicht weg, aber er wollte sich trotzdem Andenken mitnehmen!

Wieder so eine Situation, in der er nicht wusste, was er machen sollte. Hätte er den anderen doch bloß nicht kennen gelernt!! Aber andererseits wäre er hier dann auch nie herein gekommen und hätte niemanden gefunden, der ihn so annahm, wie er nun mal war, auch wenn Tarêk gerade anders drauf war...

Unschlüssig starrte er auf die hingehaltene Hand und zögerte noch eine ganze Weile, bis er schließlich schwer seufzte, das Gesicht abwandte und das Ding aus dem Hemd wickelte, ihm dann schweren Herzens und mit einem Schmollmund hinhielt. Es war offensichtlich, dass er eigentlich nicht wollte.
 

Deutlich konnte Tarêk die Unentschlossenheit des Jungen an dessen Verhalten erkennen und auch die grauen Tiefen zeigten fast alles von dem was der Kleine dachte. Schlussendlich schien aber doch Amiens Neugier zu siegen und er händigte ihm widerwillig den Schlüssel aus. Der Schmollmund, den der Kleine dabei machte, zauberte ein Lächeln auf Tarêks Züge und er konnte nicht anders dem Jungen durch die Haare zu wuscheln.

»Nun hab dich mal nicht so, hm? Ich habe dir doch gesagt, dass du es diesmal zurückhaben und behalten kannst, aber nur, wenn du mir versprichst mich das nächste Mal zu fragen, wenn du irgendetwas haben möchtest, in Ordnung?« An und für sich war dieser Schlüssel nichts wert. Sicher war er ein Werkzeug was sie irgendwo brauchten, aber wie er den Mechanikern bereits gesagt hatte, hatten sie davon mehr als genug. Allgemein, was Werkzeug anging. Aber es ging hier ums Prinzip!

»Also.. « Leicht wiegte der Dunkelhaarige den Schlüssel in der Hand, während er Amien zu seiner kleinen Sitzecke dirigierte und ihn in auf die schmale Couch drückte. Selbst setzte er sich neben den Kleineren und hielt den Schlüssel so, dass der Junge ihn gut sehen konnte.

»Das was du siehst ist ein Werkzeug. Damit kann man bestimmte Dinge befestigen. Siehst du die Löcher an den beiden Enden?« Kurz wartete er, bevor er seine Erklärung fortführte. »Die Löcher sind verschieden groß, das heißt da passen unterschiedliche Sachen hinein, die man dann festdrehen kann.« Damit Amien das vielleicht besser verstand, stand Tarêk kurz auf, holte aus einem Schubfach eine Schraube mit Mutter und setzte sich anschließend wieder neben den Kleinen, der erwartungsvoll zu ihm hoch guckte.

»Hier.. Das ist eine Schraube.. « Er deutete auf den länglichen Gegenstand in seiner Hand, danach auf das runde Teil mit Loch. »Das andere ist eine Mutter. Wenn man die Mutter auf die Schraube drehen will, benutzt man diesen Schlüssel.« Verständnishalber führte der Dunkelhaarige einmal durch, was er eben erklärt hatte und legte es Amien dann in den Schoß, weil der Kleine die Finger kaum noch still halten konnte und fast auf ihn drauf kroch vor Neugier.

»Hey hey.. nun mal langsam... Du kannst das von mir aus alles behalten«, meinte er großzügig. »Aber bei anderen Sachen musst du mir versprechen vorher zu fragen, alles klar?« Abwartend schaute er zu Amien, der es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte und nun begeistert mit der Schraube und dem Schlüssel spielte. Dass ihm diese Position unangenehm war konnte er nicht mal sagen, eher war sie ihm etwas zu angenehm, aber da der Kleine eh keine Ahnung zu haben schien von solchen Sachen, blieb Tarêk erst einmal sitzen und beobachtete Amien nur mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel.
 

Der Kleine Sturkopf ließ sich durch die Haare wuscheln, genoss diese Berührung und schmiegte sich wohlig seufzend in sie. Dann lauschte er den Worten und verzog das Gesicht. Er hasste es, immer vorher erst fragen zu müssen, das musste er bei sich zu Hause doch auch nicht! Aber er nickte, damit er seine Ruhe hatte und sah nun aufmerksam auf das schöne, glänzende Ding, das sich in den Händen von Tarêk befand.

Er ließ sich von dem Mann in eine Sitzecke dirigieren und setzte sich ein wenig verwirrt, sah ihn dabei aus großen, grauen Augen an und wartete ab, was er vor hatte. Als sich der Dunkelhaarige neben ihn setzte, schmiegte er sich sofort eng an ihn und beobachtete das Ding aufmerksam, lauschte dabei auf die Erklärungen und versuchte, sich alles vorzustellen. Auf die Fragen nickte er und sah verwirrt auf, als Tarêk aufstand und irgendetwas holte, und blickte dann erwartungsvoll auf ihn, wollte wissen, was der andere da geholt hatte!! Er legte den Kopf schief, als er das besagte andere Ding sah, betrachtete es aufmerksam, leckte sich über die Lippen und rutschte noch ein Stück näher heran. Das wollte er auch haben, das sah genauso schön aus!!

Aufmerksam verfolgte er, was der Mann da mit den komischen Dingen machte und war vollkommen fasziniert. So was hatte er ja noch nie gesehen!! Er zappelte ungeduldig herum, wollte es endlich haben und rutschte dabei schon fast auf den Schoß des anderen, was er nicht einmal mitbekam, drängte sich neugierig an ihn und konnte kaum noch still sitzen.

Als er die Dinge endlich bekam, strahlte er, machte es sich auf dem Schoß von Tarêk bequem, und fing an, begeistert damit herumzuspielen, war fasziniert und bekam kaum noch etwas von seiner Umgebung mit. Was er jedoch mitbekam war, dass er die Dinge behalten durfte, und er strahlte den Mann an und hauchte ihm einen langen Kuss auf die Lippen, bevor er sich wieder mit den Dingen beschäftigte und aufmerksam damit herum spielte, was ihm sichtlich gefiel und Spaß machte. Wenn es nach ihm ginge, könnte er das ewig machen!!
 

Leicht verkrampfte sich Tarêk, als Amien auch noch auf seinem Schoß herum ruckelte, um anscheinend eine bequemere Position zu finden und konnte gerade noch so ein Keuchen unterdrücken. Hart biss er die Zähne zusammen und rang um Beherrschung. Wenn das so weiter ging, dann musste er in den nächsten Minuten das Bad aufsuchen. Aber das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Amien noch nicht einmal zu merken schien, was er bei ihm anrichtete, obwohl die Beule in seiner Hose so langsam ziemlich offensichtlich war. Verdammter Mist!

»Amien..? Könntest du bitte von mir runter gehen..?«, fragte er mit gepresster Stimme. Verflucht! Er MUSSTE ins Bad, sonst wurde er noch verrückt. Noch eine Weile mit diesem unschuldigen Wesen auf seinem Schoß hielt er nicht aus. Fahrig und dadurch ein bisschen unsanft schob er den Kleinen schließlich von sich runter, weil er ihn bisher nur mit fragendem Blick musterte und eine Erklärung zu wollen schien. Doch dafür hatte er ja im Moment weniger als gar keine Nerven, weswegen er sich schnell erhob nachdem er die kleine Klette los war und in Richtung Bad stürmte.

Dort lehnte er sich schließlich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er skeptisch an sich herunter sah und seufzte, als er das Ausmaß seiner Erregung erkannte. Mist verdammter! Und das nur, weil der Junge auf seinem Schoß gesessen hatte..?!

Ungläubig und enttäuscht von sich schüttelte Tarêk den Kopf. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Erst träumte er von dem Jungen und hatte jeden Morgen eine Latte, derer er sich mit kaltem Wasser entledigen musste, unangenehmer weise, und als wenn er nicht schon genug gelitten hatte, bekam er nun einen Ständer allein weil der Kleine auf seinem Schoß saß!

Oh man! Er war ein hoffnungsloser Fall!

Wie sollte er das nur je wieder auf die Reihe bekommen, fragte sich der Dunkelhaarige und fuhr sich fahrig mit der Hand durch die Haare. Zu seinem Verdruss war Amien auch noch nicht mal nackt gewesen, was seine Erregung hätte erklären können, aber nein! Er kam sich vor wie ein pubertierender Jugendlicher, der es vor Notgeilheit nicht mehr aushielt...

Nach einer Weile fand Tarêk es jedoch zu müßig sich jetzt weiter darüber Gedanken zu machen und begann nun sich langsam zu entkleiden, ließ die Sachen da fallen wo sie ihm gerade aus der Hand glitten und stieg schließlich unter die Dusche, unter die wohlgemerkt kalte Dusche!
 

***
 

Seit einer Woche schlugen sie sich nun durch den Dschungel und ihre Situation hatte sich nicht gebessert. Im Gegenteil, sie war sogar noch schlimmer geworden. Wie befürchtet, hatten sie mit dem ständigen Nahrungsmangel zu kämpfen und auch wenn Laurin ab und zu ein paar essbare Früchte entdeckte und er selbst öfter mal einen Vogel geschossen hatte, so wog das die regelmäßigen Mahlzeiten, die sie sonst zu sich nahmen keineswegs auf. Das bisschen, was sie wirklich fanden überließ Ascon zumeist auch noch Laurin, weil der Kleine wirklich mehr Energie brauchte. Das dauernde Laufen zehrte an ihren Kräften und der Dunkelhaarige spürte schon seit den letzten zwei drei Tagen, dass der Jüngere nahe am Aufgeben war. Laurin konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und nur noch seine aufmunternden Worte hielten den Kleinen aufrecht.

Da sie bereits wieder seit fünf Stunden nur liefen und Laurin noch nicht ein Wort gesagt hatte, drehte er sich nun zu ihm um und lächelte ihn liebevoll an. »Komm, Liebling..« Er streckte eine Hand aus und als Laurin den Kopf hob, schaute er in totmüde blaue Augen, die ihm einen schmerzhaften Stich versetzten. Ascon wusste nicht, wann er angefangen hatte, Laurin so zu nennen. Doch er hatte bemerkt, dass, wann immer er es tat, Laurin sich freute, wieder ein wenig mehr motiviert war und er den Jungen damit zum durchhalten motivierte.

Mit ein paar schweren Schritten war er bei dem Kleinen, nahm an sanft an den Armen und führte ihn zu einem großen Stein, auf den sich Laurin erschöpft sinken ließ.

Ascon fühlte sich auch nicht besonders, doch aufgeben war für ihn keine Option. Er hatte ein Versprechen zu halten und dafür würde er fast alles tun.

Nun setzte er sich jedoch neben den Kleineren auf den Stein, um sich ebenfalls einen Moment Ruhe zu gönnen, den sein Körper dringend benötigte, den er sich aber nie so richtig gegönnt hatte, weil er mehr um Laurin besorgt war.

»Hey.. Wir haben es ja fast geschafft.. «, versuchte er den Jungen ein wenig auf zu muntern, da Laurin wie ein Häufchen Elend neben ihm saß. Die schmalen Schultern waren zusammen gesunken und es tat Ascon richtig leid den Kleineren so leiden zu sehen. Hätte er ihn doch nur niemals mitgenommen. Andererseits hatte es auch Vorteile gehabt, denn sonst hätte er niemals seinen Seelenpartner gefunden. Leicht schüttelte er den Kopf. Jetzt war wirklich kein guter Zeitpunkt um darüber nach zu denken und sich Vorwürfe zu machen, dachte der Dunkelhaarige und beließ es dabei. Stattdessen schloss er seine Arme um Laurin und zog den Kleinen an sich, flüsterte ihm leise tröstende Worte zu und machte sich selbst damit gleichfalls Mut.

Sanft strich er Laurin über den Kopf, legte seine Hand dann an dessen Hinterkopf und drückte ihn liebevoll an seine Brust, als der Kleine auf einmal verzweifelt anfing zu schluchzen.

»Sch.. Ist ja gut.. Nicht weinen, Liebling.. «, flüsterte er leise und setzte einen zarten Kuss auf Laurins hellen Schopf. »Wir haben es doch fast geschafft... «

Und das hatten sie wirklich!

Laut seinem Navigator befanden sie sich nur noch 18 Stunden von der nächsten Stadt entfernt. Das waren etwas weniger als zwei Tage. Es wäre doch gelacht, wenn sie das nicht auch noch schaffen würden. Immerhin hatten sie die größten Widrigkeiten schon hinter sich und egal wie schwer es jetzt noch wurde, Ascon würde die Zähne zusammen beißen und sie hier rausbringen! Wie schlecht es ihm selbst ging, darauf achtete Ascon nicht. Viel wichtiger war ihm Laurin. Solange der Kleine halbwegs in Ordnung war, war sein Zustand nicht von Belang.

Obwohl sie eigentlich weiter gemusst hätten, gönnte Ascon ihnen eine etwas längere Pause, die sowohl Laurin, als auch er dringend brauchten.

Zärtlich streichelte er den Jungen weiter, der sich nun dicht an ihn gedrückt hatte und leise vor sich hin weinte. Ascon ließ den Kleinen weinen, denn er wusste, dass es Laurins ganze Verzweiflung war, die da aus ihm sprach.
 

***
 

Der Kleine hatte gar nicht gemerkt, dass er auf dem Schoß des anderen herum gerutscht war, so tief war er in das Spielzeug versunken, und er verstand die Worte des Mannes auch nicht gleich, weil er so beschäftigt war. Erst nach einiger Zeit riss er sich von seinem Spielzeug los und sah ihn fragend an, ohne sich zu rühren, musterte ihn und versuchte den Grund für dieses komische Verhalten heraus zu finden. Er wollte eine Antwort, deswegen rührte er sich auch nicht.

Umso überraschter war er, als ihn Tarêk einfach frech von seinem Schoß runter schob und bevor sich’s der Kleine versah in ein anderes Zimmer stürmte und die Tür zuschob.

Perplex saß Amien da und starrte eine ganze Weile auf das undurchsichtige Material, bevor er das Spielzeug vorsichtig zur Seite legte und aufstand.

Wieso war der Mann so plötzlich aus dem Zimmer gestürmt?! War etwas nicht in Ordnung? Und wieso sagte er ihm nichts davon? Was war da in dem anderen Zimmer überhaupt? Er hatte ja noch nicht die Möglichkeit bekommen, sich alles genau anzuschauen...

Unsicher tapste er auf die Tür zu und hielt sein Ohr daran, runzelte die Stirn. Wasserplätschern? War da ein Wasserfall oder ein Fluss? Hier in dem komischen Ding? Und wenn ja, wieso nahm Tarêk ihn dann nicht mit? Das war gemein, er wollte auch ins Wasser, zusammen mit dem anderen! Das war doch bestimmt schön und machte Spaß!

Einen Entschluss fassend wollte er in das Zimmer und drückte gegen die Tür, doch nichts passierte. Die Stirn runzelnd zog er daran, doch auch so ging sie nicht auf. Es dauerte fast eine Minute, bis er herausgefunden hatte, dass er die komische Tür schieben musste und ließ sie lautlos aufgleiten, aber nur ein Stück, so dass er gerade so durch den Spalt passte.

Aus großen Augen sah er sich um. Mensch, hier gab es ja lauter wundersame Dinge! Er drehte sich einmal um sich selbst und runzelte die Stirn, als er die verstreuten Kleidungsstücke sah. Sofort hob er sie auf und legte sie ordentlich zusammen, um sie neben der Tür auf einem Stapel zu platzieren. Dann blickte er aus großen Augen auf und wollte herausfinden, wo der Wasserfall herkam. Neugierig und leise tapste er heran und sah das komische Ding, das den Raum abteilte und hinter dem Wasser aus der Decke kam. Zumindest sah es so aus. Hatten die hier einen Fluss abgeleitet? Verwirrt beobachtete er das Wasser einige Sekunden lang, dann erst bemerkte er den Mann, der mit geschlossenen Augen unter dem Wasser stand und sich zu waschen schien.

Gemein!, dachte Amien murrend. Bunkerte den ganzen Spaß für sich alleine und erzählte ihm nicht einmal was davon!

Doch das ließ er nicht auf sich sitzen. Das Wasser sah so schön aus, dass er einfach nicht widerstehen konnte. Er schlüpfte lautlos aus seinen Klamotten, legte diese ebenfalls auf den Sachenstapel und drückte sich dann an dem Mann vorbei unter das Wasser.

»Hm... schön...«, rief er aus und streckte sich. Es fühlte sich wundervoll an auf seiner Haut, wo es abperlte. Die Kälte machte ihm ja nichts aus, da er seine Körpertemperatur anpassen konnte und dass er Tarêk erschreckt hatte, hatte er ebenfalls überhaupt nicht mitbekommen. Er genoss es einfach nur sichtlich unter den Wassertropfen zu sein.
 

Total erschrocken, um nicht zu sagen geschockt machte Tarêk einen Satz zurück, als er Amien auf einmal ebenfalls in der Dusche erblickte. Ungläubig rieb er sich über die Augen und konnte immer noch nicht ganz fassen, dass der Kleine derartig frech war einfach zu ihm in Badezimmer und auch noch unter die Dusche zu kommen. Hart schlug sein Herz gegen seine Brust und Tarêk schluckte, hielt vor Anspannung den Atem an und wusste nicht, was er tun sollte.

Zum Glück war von seiner Erregung nicht mehr viel übrig, sonst wäre es richtig peinlich geworden. Streng zog der Dunkelhaarige die Augenbrauen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Er wusste, dass es nichts brachte Amien an zu schnauzen, weil dieser dann sicherlich wieder deprimiert wurde, also schob er seinen inneren Konflikt bei Seite und griff zum Shampoo, um sich wenigstens ordentlich zu waschen, während er den Kleinen dabei beobachtete, wie er sich jauchzend dem Wasserstrahl entgegen streckte und glücklich vor sich hin lächelte.

Es war Tarêk eigentlich überhaupt nicht peinlich mit Amien gemeinsam zu duschen, er befürchtete nur, dass der Sinn seiner Dusche dabei ganz weit in den Hintergrund treten würde. Zumal die Kabine wirklich nicht groß war und sie beide demzufolge recht dicht aneinander standen. Lautlos seufzte er und versuchte an etwas anderes zu denken und Amien möglichst nicht so eingehend zu betrachten, was ihm jedoch außerordentlich schwer fiel, da seine Blicke fast schon automatisch zu dem zierlichen Körper wanderten, als würden sie von einem Magneten angezogen.

»Du bist ganz schön frech, weißt du das?!«, erhob der Größere nun doch die Stimme und er konnte sich des leichten Ärgers nicht erwehren der darin mitschwang. Dann drehte er das Wasser auf eine wärmere Stufe, bevor er den Duschkopf aus der Fassung nahm und sich den Schaum aus den Haaren spülte. Dass er dem Kleinen damit das Wasser wegnahm, störte ihn nicht, aber er bekam einen enttäuschten Laut zu hören, der ihn schelmisch grinsen ließ.

»Was denn?«, erkundigte sich Tarêk unschuldig und wunderte sich darüber, wie schnell doch seine Stimmung umschlug. Das kannte er gar nicht von sich, aber anscheinend reagierte er in der Nähe des Kleinen sowieso ganz anders als sonst, sodass er es nicht mit normalen Situationen vergleichen konnte, dachte Tarêk leicht resigniert. Er hätte jedoch lieber auf Amien aufpassen sollen, denn der Kleine verlieh seinem Unmut darüber, dass der Dunkelhaarige ihm die Dusche weggenommen hatte Ausdruck, indem er danach angelte und sich dabei ganz dicht an Tarêk schmiegte, sodass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen ihre Körper gepasst hätte.

Vor Schreck stockte Tarêk der Atem und er versteifte sich, sah perplex auf den Kleinen hinunter, wodurch sich ihre Blicke direkt trafen. Fasziniert starrte er in die grauen Tiefen und konnte sich kaum mehr davon lösen. Alles um ihn herum schien nebensächlich zu werden, doch im letzten Moment riss sich der Dunkelhaarige zusammen und schob Amien bestimmt von sich, während er tief Atem holte und kurz die Augen schloss, um sich wieder ein zu kriegen.

Verdammt, verdammt, verdammt!!, fluchte er innerlich und presste die Lippen aufeinander. Wieso musste ihm immer so etwas passieren?! Wie er bereits geahnt hatte, war seine Erregung in Sekundenschnelle wieder zu ihrer alten Stärke erwacht, was er eigentlich hatte verhindern wollen. Verflucht! Er hatte sich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, zumindest nicht seinen Körper, ärgerte sich Tarêk und drückte Amien mit wütender Miene die Dusche in die Hand, während er die kleine Kabine verließ.

Er ärgerte sich über sich selbst und seine mangelnde Beherrschung. Aber wie sollte er sich denn beruhigen, wenn der Junge direkt vor seiner Nase splitternackt herumsprang und sich dann auch noch um seinen Hals warf, wohlgemerkt ebenfalls nackt.

Er seufzte... Es war zum Verzweifeln. Da musste sich Amien nicht wundern, wenn er irgendwann über ihn herfiel, denn seine Beherrschung hatte Grenzen!

Mit einem Handtuch um die Hüften verließ Tarêk fast schon stürmisch das Bad, blieb dann stehen und wusste erst einmal nichts mit sich anzufangen. Was sollte er denn jetzt tun? Seine Erektion war nach wie vor vorhanden und er sah keine Möglichkeit diese irgendwie unauffällig los zu werden..

Gefrustet begann er ausfallend vor sich hin zu fluchen, was allerdings auch nicht viel zur Lösung seines Problems beitrug.
 

Der Kleine genoss es, unter dem Wasserstrahl zu sein. Er liebte Wasser über alles, es fühlte sich so schön an, der leichte Druck auf seiner Haut, der ihm nicht weh tat, außerdem glitzerte es so herrlich! Er sah auf, als er die Worte des anderen hörte und legte verständnislos den Kopf schief. Frech? Was war das? Er kannte das Wort nicht. Mit den Schultern zuckernd beschloss er für sich, dass es wohl nicht so wichtig war und wollte sich gerade wieder genießerisch unter die Wassertropfen stellen, als Tarêk sie einfach für sich bunkerte. Das war gemein!!

Amien schnaubte frustriert und drückte sich an ihn, streckte sich, weil er auch unter das Wasser wollte und drängte sich eng an den anderen, ohne sich etwas dabei zu denken. Nur die Berührung der nackten Haut war wundervoll und fühlte sich sehr schön an, aber im Moment achtete der Junge da nicht drauf, er wollte ins Wasser!

Als er aufsah, traf sich sein Blick mit dem des Dunkelhaarigen und der Kleine lächelte. Er mochte die dunklen Augen, die oft so schön glänzten, bei ihm im Volk hatte niemand so dunkle Augen... zumindest nicht so fast schwarz... Bevor er jedoch noch weiter träumen konnte schob ihn der andere von sich, drückte ihm das komische Ding in die Hand, wo das Wasser raus kam und flüchtete schon wieder aus dem Zimmer.

Perplex stand der Kleine da und plinkerte ein paar Mal. Er verstand das nicht. Hatte er irgend etwas im Gesicht, das der Mann immer gleich aus dem Zimmer stürmte?

Ratlos sah er sich in der Wasserpfütze auf dem Boden an, aber er konnte nichts erkennen. Hm, dann war wohl nichts, dachte der Kleine und sann noch einige Zeit darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern und aalte sich unter dem schönen klaren Wasser, noch mindestens eine halbe Stunde lang. Dabei beobachtete er die komischen Dinge, die hier herum lagen oder sich fest in der Wand befanden und ihm so fremd waren, fand jedoch nie heraus, wozu sie eigentlich waren.

Der Junge legte das Ding, wo das Wasser raus kam, auf den Boden der Dusche, wo munter weiter das Wasser raus lief. Woher sollte er auch wissen, dass er das ausschalten musste, ein Wasserfall lief ja auch immer weiter, ohne aufzuhören.

Pitschnass trat er aus der Dusche und wrang seine langen Haare aus. Seine Haut trocknete hier drinnen wesentlich langsamer als im Sonnenlicht, aber das störte ihn nicht, da ihm ja nicht kalt sein konnte. Er verbrachte eine weitere Viertelstunde damit, sich die Haare zu der praktischen, hübschen Frisur zu stecken und nahm anschließend, als er fertig war, den Sachenstapel, der seine und die Sachen von Tarêk beinhaltete, um, nackt wie er war, aus dem Bad zu tapsen und sich umzusehen. Inzwischen war er nur noch feucht, aber nicht mehr nass.
 

***
 

Der Kleine war am Anfang noch sehr glücklich gewesen. Das Baden hatte Spaß gemacht und hatte ihn erfrischt. Doch je länger sie liefen, umso trübseliger wurde er, denn es war einfach keine Landschaft für ihn. Die unfreundliche Natur, der unebene, oft versperrte Weg und dann auch noch die wenigen Pausen, die sie nur machen konnten...

Nie hätte er gedacht, dass das so schrecklich werden würde, und auch so lange dauerte. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie das weiter gehen sollte. Ascon hatte zwar gesagt, dass sie zu einem Platz wollten, wo wieder viele Leute waren, aber wie weit das noch war, wusste er nicht.

Und er spürte auch, dass er bald nicht mehr konnte. Sein Körper kam nicht mehr damit klar, dass er so wenig Nahrung zu sich nahm. Immer wieder sah er unscharf, ihm war schwindlig, und er stolperte, weil er seine Füße nicht mehr heben konnte, oder eine dicke Wurzel nicht gesehen hatte. Er fühlte sich einfach nur schrecklich und wusste nicht, wie lange er das noch durch hielt. Wenn er ein paar essbare Beeren fand, dann ging es für einen Tag wieder, aber danach spürte er wieder, dass er bald nicht mehr konnte...

Mühsam folgte er dem anderen, versuchte immer, ihn im Blick zu behalten und wünschte sich einfach nur nach Hause!

Schwerfällig und erschöpft sah er auf, als er die Worte des anderen hörte, und versuchte, ihnen glauben zu schenken. Sagen tat er jedoch nichts, und er ließ sich von dem Dunkelhaarigen führen. Erleichtert ließ er sich auf einen Stein sinken, schloss die Augen und versuchte, seinen Atem wieder zu beruhigen. Seine Haare leuchteten schon lange nicht mehr, sahen farblos und unnatürlich aus. Nur, wenn Ascon ihn so sanft berührte, oder liebevoll mit ihm sprach, kam wieder ein kleiner, leuchtender Schimmer hervor, der jedoch nicht lange anhielt.

Als der Mann ihn an sich drückte, konnte der Kleine nicht mehr. Er fing an, verzweifelt zu schluchzen. Das hatte er zum letzten Mal, als Kiron ihn verletzt hatte, aber seitdem nicht mehr, aber es war befreiend. Dicke Tränen kullerten von seinen Wangen und landeten als kleine Silberperlen im Schoß des anderen. Laurin schniefte, sein Körper zitterte und er war völlig zusammen gesunken. Die schlanken, inzwischen fast mageren Beine hatte er an seinen Körper gezogen, als wäre ihm kalt, und er drückte sich eng an den anderen, während seine Schluchzer vom Wald verschluckt wurden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie hier je wieder raus kommen würden, und er wusste auch, dass er es nicht mehr durchhalten würde. Er konnte einfach nicht mehr, und das spürte er deutlich.

»Lasst... lasst mich hier...«, schluchzte er leise. Auch wenn es ihm schwer fiel, aber Ascon hatte mit ihm keinerlei Chance. Er war zu langsam, und würde sicherlich nicht mehr viele Schritte tun können, egal, wie lange sie sich ausruhten. Dazu war er einfach viel zu schwach...
 

Eine ganze Weile blieb Ascon noch mit Laurin sitzen, streichelte ihn einfach nur beruhigend und flüsterte liebevolle Worte. Doch er spürte, dass der Kleine wirklich am Ende war. Und als er dann auch noch Laurins niedergeschlagene Worte vernahm, war es ihm klar.

»Wie kannst du nur so etwas sagen!«, meinte Ascon mit zusammen gezogenen Augenbrauen und war ein bisschen ärgerlich darüber. Dennoch hob er sanft das Kinn des Jungen an, sodass er ihm in die Augen schauen musste. Ernst sah er den Kleinen an.

»Ich werde dich nicht hier lassen, verstanden! Und sag nicht noch einmal so etwas Dummes...«, schalt er Laurin, doch es war nicht böse gemeint und er zog den zierlichen Körper wieder an seine Brust. »Ich habe versprochen, dass ich uns beide hier wieder raus bringe.. Wir sind kurz vor unserem Ziel und ich werde dich nicht zurücklassen!«, bestätigte er noch einmal mit fester Stimme. Dann erhob er sich langsam und blickte zu Laurin hinunter, wobei er etwas nachdenklich aussah.

»Hm.. Stell dich auf den Stein, okay..« Sicherheitshalber half er Laurin noch auf die Beine, drehte sich dann um und meinte ruhig: »So und jetzt schling die Arme um meinen Hals und deine Beine um meine Hüfte.« Es dauerte eine Weile, bis der Kleine seinen Worten nachkam, als schien er zu überlegen. Doch letztendlich spürte Ascon, wie sich zwei zierliche Hände auf seine Schultern legten und Laurin auf seinen Rücken krabbelte.

»Gut so.. « Unterstützend griff er unter Laurins Kniekehlen und hielt ihn auf diese Weise noch fest. Der Kleine war furchtbar leicht und wäre Ascon im Besitz seiner vollen Kräfte gewesen hätte er nicht einmal gezuckt, wenn er Laurin hätte tragen müssen. Doch so, war der Kleine noch eine zusätzliche Belastung, die ihm in seinem angeschlagenen Zustand sehr zu schaffen machte. Aber Ascon erlaubte sich nicht Schwäche zu zeigen. Er musste durchhalten um ihrer beider Willen!

Hart biss er die Zähne aufeinander und lief los, hoffte, dass er selbst es wirklich schaffen würde. Ab und zu warf er einen Blick auf den Navigator, der alle halbe Stunde den Kurs neu berechnete und damit auch die Zeit anzeigte, die noch zu ihrem Zielort fehlte.
 

Der Hellhaarige zuckte bei den Worten kaum zusammen. Wäre er nicht so erschöpft gewesen, hätte er sich Gedanken gemacht und ein schlechtes Gewissen gehabt, aber im Moment war es ihm einfach schon egal. Er wollte nur noch irgendwo hin, wo es nicht mehr so anstrengend war...

Die anfangs sanften Worte, hatten ihn wieder beruhigt und er weinte nicht mehr, war aber noch immer fürchterlich schwach und rieb sich die Augen.

Als er die Worte von Ascon hörte, runzelte der Kleine die Stirn und verstand nicht so recht, was das sollte, aber er rappelte sich mühsam auf, war dankbar über die Hilfe des anderen und hielt sich dann mühsam auf den Beinen, wankte ein bisschen. Der Kleine verstand zwar nicht, was der Mann wollte, aber er zögerte nur kurz, dann hielt er sich an den kräftigen Schultern des anderen fest und lehnte sich nach vorne. Sofort spürte er, wie er an den Knien festgehalten wurde, und sein Kopf sank auf die Schulter des Dunkelhaarigen. Seine Augen konnte er kaum noch offen halten, er bemerkte nur noch, wie Ascon los ging, wie er die Berührungen der Muskeln auf seiner Haut spürte und wie es sanft wippte. Er schlang seine Arme und Beine bald enger um den anderen und schloss die Augen ganz, atmete ruhig und gleichmäßig. Bald bekam er nichts mehr um sich herum mit und war vor Anstrengung bewusstlos geworden. Allerdings klammerte er sich im Unterbewusstsein noch weiter an den anderen, damit dieser ihn nicht auch noch richtig festhalten musste.
 

Mit Laurin als zusätzlicher Last hatte Ascon ganz schön zu kämpfen. Zum Glück hielt sich der Kleine aber weitgehend allein fest, sodass er einen Arm frei hatte, um sich den Weg durch das Dickicht zu schlagen. In immer kürzeren Abständen schaute Ascon auf das Navigationsgerät, aber sie kamen nur schleichend voran. Er seufzte.

An einem kleinen Wasserlauf hielt Ascon nach stundenlangen Marsch an und löste die Arme von Laurin von seinen Schultern und sank mit dem Kleineren im Arm auf den weichen bemoosten Boden. Da Laurin immer noch bewusstlos war, bettete er dessen Kopf auf seinen Schoß, schöpfte mit einer Hand etwas Wasser und tröpfelte es dem Kleinen so gut es ging zwischen die halb geöffneten trockenen Lippen. Danach nahm er sich selbst etwas und schloss unter der Erschöpfung, die bleiern auf ihm lag für einen kurzen Moment seine Augen.

So fertig war er schon lange nicht mehr gewesen und allmählich fragte er sich, ob er das letzte Stück wirklich noch schaffte. Seine Beine fühlen sich so unendlich schwer an und sein gesamter Körper war so ausgepowert, verlangte nur noch nach Ruhe.

Die durfte er sich jedoch noch nicht gönnen!

Die Augen wieder geöffnet sah er auf Laurin hinunter. Der Kleine war noch nicht ausgewacht. Das zarte Gesicht war unnatürlich blass und die sonst hell leuchtenden Haare besaßen nur noch einen schwachen Schimmer. Sanft strich Ascon durch die aufgelösten Strähnen und seufzte, bevor er sich schwerfällig wieder aufrappelte und den Jungen nun seitlich auf seine Hüfte nahm.

Die Arme legte Laurin instinktiv wieder um seinen Hals und erleichterte ihm somit das Tragen ein wenig.

Ascon wusste zwar, dass es nun wirklich nicht mehr weit war, aber es fiel ihm schwer neue Entschlossenheit zu fassen. Irgendwann war er auch am Ende seiner Kräfte und vor allem seiner Verbissenheit angelangt.

Auf dem weiteren Weg gönnte sich Ascon dann keine Pause mehr, aus Angst, dass er sich dann nicht mehr zum Weitergehen würde aufraffen können und als er wirklich schon dachte zusammen zu brechen und es nicht mehr zu schaffen, erblickte er von Weitem ein paar Bauten, die auf den Stadtrand hinwiesen. Mit aller letzter Kraft beschleunigte Ascon noch einmal seine Schritte und brachte den Weg bis zum ersten Gebäude hinter sich. Für das Aussehen dieser hatte er überhaupt keinen Blick mehr. Der Dunkelhaarige hoffte nur, dass derjenige, der in diesem Haus wohnte ihnen nicht feindlich gesinnt war und ihnen für ein oder zwei Nächte Unterschlupf gewähren würde.

Schwach klopfte er an die Tür, dieses seltsamen Hauses und wartete. Als niemand kam, gab er es schon auf, hier auf Hilfe zu stoßen, doch dann knarrte die Tür plötzlich und ein kaum menschlich anmutendes Wesen schaute durch einen schmalen Spalt zu ihnen hoch, denn es schien viel kleiner zu sein. Mehr konnte Ascon durch den Schlitz nicht erkennen.

Kurz räusperte er sich. »Ich.. können sie uns helfen? Bitte..?«, fragte er mit ächzender Stimme, die von seinem schlechten körperlichen Zustand zeugte. »Wir sind im Urwald abgestürzt und suchen einen Platz zum ausruhen.. und vielleicht etwas zu Essen..«, fügte er noch an und schaute die Person, die sich immer noch halb versteckte bittend an.

Fast befürchtete Ascon schon abgelehnt zu werden, doch nach einer Weile und einer ausgiebigen Musterung öffnete sich die Tür langsam weiter und das Wesen machte eine Geste, die verdeutlichte, dass er eintreten sollte.
 

Tbc
 

Tja.. nun sind wir schon bei Kapitel 11 angelangt und Kapitel 12 wird auch nicht so lange auf sich warten lassen. Nur mal so als Vorankündigung.

Vielen Dank noch mal an ushios, evejean, ReinaDoreen, aYaKaShi und Kreyon, die uns bisher die ganze Zeit mitfiebernd begleitet und ihren Senf dazu gegeben haben. Bleibt uns auch weiterhin so treu..

Und was wir schon mal verraten können, mit Tarêk und Amien wird’s sich nicht so lange hinziehen wie mit Ascon und Laurin bis sie zusammen kommen.

Bis zum nächsten…^^
 

Susycute x Desertdevil

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

E-Mail: SusyCute911@hotmail.com

braddyly@freenet.de
 

Teil: 12/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin
 


 

Lost in your eyes XII
 


 

Als Laurin aufwachte, bemerkte er als erstes stechende Kopfschmerzen. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Er stöhnte auf, rieb sich den Kopf mit kühlen Fingern, doch es wurde nicht besser. Er öffnete die Augen trotzdem ganz, dankbar, dass es in diesem Zimmer stockdunkel war. Wo war er?

Sein Blick fiel auf einen großen Krug mit einer klaren Flüssigkeit, und er griff sich eines der beiden Gläser, die daneben standen und goss sich mit zittrigen Fingern ein. Schnell trank er ein paar Schlucke und seufzte erleichtert. Es war schönes, kaltes Wasser und langsam verschwanden seine Kopfschmerzen. Nachdem er noch drei weitere Gläser voll getrunken hatte, ging es ihm wieder so gut, dass er seine Umgebung mustern konnte. Er drehte sich um und war erleichtert, dass Ascon neben ihm lag, auf einigen Decken, mitten auf dem Boden. Er schien zu schlafen und sah total erschöpft aus, aber wenigstens lebte er…

Der Kleine strich ihm über die zerwuschelten Haare und zog einige Kissen heran, um sie unter den Oberkörper des anderen zu stopfen. Dann setzte er sich hinter ihn, hielt Ascons Kopf in seinem Schoß fest und aufrecht, und versuchte dann, ihm mithilfe von dem Glas ein wenig Flüssigkeit einzuflößen. Der Mann brauchte das bestimmt jetzt, genauso wie er!

Der Kleine hatte keine Ahnung, wo sie waren und wie lange er geschlafen hatte, aber er spürte, dass sie hier in Sicherheit waren.

Das Zimmer war nicht sehr groß, hatte ein Fenster, dessen Vorhänge geschlossen waren und beinhaltete noch einige komische Regale. Ansonsten gab es hier nichts…

Ascon schluckte die Flüssigkeit reflexartig, und der Hellhaarige seufzte erleichtert, auch wenn der Mann nicht aufwachte. Nach einer ganzen Weile hatte Laurin schließlich eine Schüssel mit verschiedenen, eigenartigen Früchten entdeckt und langte danach. Er schnupperte an einigen, aber sie schienen essbar zu sein, also knabberte er an einigen herum, bis er sich wirklich besser fühlte. Dann bettete er Ascon wieder ordentlich auf dem Boden und überlegte, ob er ihn ausziehen sollte. Das war doch sicher unbequem…

Gerade, als er sich selbst erst einmal aus den Sachen schälen wollte, hörte er ein Geräusch von der Tür.

Sein Kopf schnellte nach oben, als sich diese öffnete und eine Gestalt in das Licht seiner nun wieder heller leuchtenden Haare trat. Der Kleine verzog das Gesicht. Was war denn das für ein Geschöpf? Das hatte er ja noch nie gesehen! Es war ja noch kleiner als er, und machte ihm irgendwie ein wenig Angst! Seine Ohren waren spitz, aber sie standen seitlich ab und waren ziemlich groß, seine große Nase stand wie die eines Tieres weit vor, und es musterte ihn aus kleinen Schlitzaugen. Es war ein wenig kompakter gebaut, nicht so schlank, und Laurin fiepte, wich an die Wand zurück und starrte es ängstlich an.

Das Wesen murmelte einige Worte, blieb aber an der Tür stehen und es dauerte eine ganze Weile, bis Laurin merkte, dass er die Sprache kannte, auch wenn es nicht seine eigene war. Er hatte sich zu Hause oft mit anderen Sprachen beschäftigt, wenn auch eher aus Spaß, nicht, weil er dachte, dass es sie wirklich gäbe. Er zögerte kurz, dann antwortete er in der gleichen Sprache:

»Ja… danke… Wir sind irgendwie… vom Himmel gefallen… und dann war alles kaputt… und wir mussten durch so viel Wald… mir geht es gut, aber… Ascon ist noch nicht wach… Gibt es vielleicht irgendwo die Möglichkeit zum Waschen?«

Das Wesen musterte ihn, dann erwiderte es ziemlich wortkarg:

»Da Tür, Becken im Boden. Wasser schon drin. Noch mehr Essen?«

Er zeigte auf die Schüssel, und Laurin verneinte.

»Nein danke… Erst mal nicht…«

Das komische Wesen nickte, und dann war es auch schon wieder verschwunden.

Laurin zog die Augenbrauen in die Höhen und richtete sich erst mal auf, als er die versteckte Tür entdeckte. Er öffnete diese und fand ein primitives Waschzimmer. Aber das erste, was er entdeckte, war etwas, womit er seine Haare machen konnte, und das hatte für ihn Vorrang! Es ziepte nämlich schon die ganze Zeit schrecklich, er hielt es kaum aus!

Also nahm er das Ding, kehrte damit zu Ascon zurück und fing an, seine eigenen, hellen Haare zu bürsten. Bis er sie durch hatte und sie wieder in ihrem vollen Licht strahlten, verging fast eine Stunde, dann war er fertig und hatte seine kunstvolle Frisur gesteckt.

Nachdem er damit fertig war fing er an, die Haare des Mannes zu entwirren. Dazu brauchte er nicht ganz so lange, aber er gab sich alle Mühe, weil er Ascon auch nicht wehtun wollte. Dabei strich er sanft über dessen Wange und betrachtete die erschöpften Züge.

»Nur wegen mir musstest du das alles erleiden…«, sagte er seufzend, eher zu sich selbst, dann stand er wieder auf und lief zurück in das kleinere Zimmer, um das Wasser zu testen. Es war schön warm, genau das Richtige! Das würde dem Mann bestimmt gut tun. Nur wie bekam er ihn da hinein?

Nachdenklich kaute Laurin auf seiner Unterlippe herum, ging wieder zu Ascon zurück und packte ihn unter den Armen, um ihn mit aller Kraftanstrengung bis nach drüben zu ziehen. Dann atmete der Kleine schnell, weil er sich so angestrengt hatte und fing an, die Hose des Mannes auszuziehen, bis er ganz nackt war. Anschließend zog er sich selbst auch aus und glitt in das Becken, in dem er auch sitzen konnte, und zog den Mann ganz vorsichtig aber mit nochmaliger Kraftanstrengung vorsichtig hinein, bettete ihn zwischen seinen Beinen und griff nach einem neben liegenden Tuch, um anzufangen, ihn sanft zu reinigen und den Schmutz der letzten Tage abzuwaschen. Sich selbst nahm er dabei nicht so wichtig, erst war Ascon dran!

So verging einige Zeit, und Laurin war tief in Gedanken versunken, bis er aufschreckte, weil ihm etwas einfiel. Wie um alles in der Welt bekam er Ascon hier jetzt wieder raus?!! Das würde er nie alleine schaffen! Er fiepte und blickte in das schlafende Gesicht des Mannes, sah ihn aus großen Augen an und beugte sich hinab, um ihn vorsichtig auf die Lippen zu küssen.

»Ascon?«, fragte er leise. Hoffentlich wachte der andere auf, sonst würde er ihn hier nicht raus bekommen… Aufmerksam musterte er ihn, hoffte, dass der Mann bald aufwachen würde…
 

Ascon schlief den Schlaf der Gerechten und spürte kaum, was Laurin mit ihm anstellte. Selbst sein Unterbewusstsein, das ihn sonst immer vor allgegenwärtigen Gefahren warnte und jede noch so kleine Veränderung in seinem Umfeld wahr nahm, war wie auf Eis gelegt.

Erst als er angenehm warmes Wasser um sich herum spürte und streichelte Bewegungen fühlte, wachte er langsam auf. Der sanfte Berührung seiner Lippen, erfüllte ihn mit unglaublicher Zuneigung und als er auch noch seinen Namen liebevoll fragend geflüstert hörte, flatterten seine Lider und er öffnete langsam und immer noch müde seine Augen.

Ascon brauchte einen Moment um sich zurecht zu finden und seine Erinnerungen ab zu rufen. Doch dann wusste er wieder was passiert war und wo sie sich befanden und fühlte sich gleich um Längen erleichtert. Sie waren in Sicherheit und somit war seine größte Sorge erst einmal beseitigt und er konnte sich entspannen.

Ein Stückchen drehte er den Kopf und schaute dem Kleineren in die erwartungsvollen großen Augen, lächelte leicht und seufzte. »Wir haben es geschafft...«, murmelte er zufrieden. Seine Augen schlossen sie von ganz allein wieder.

Eigentlich wollte er erst einmal nichts weiter als noch ein bisschen schlafen. Ascon fühlte sich immer noch, als hätte er den schlimmsten Höllenmarsch seines Lebens hinter sich und war froh, dass Laurin sich um ihn kümmerte.

»Wie geht es dir eigentlich?«, fragte er mit ruhiger Stimme und lehnte sich an den Jüngeren an, ließ sich weiter von diesem waschen. Hemmungen hatte er keine. Warum auch? Schließlich gehörten sie nun zusammen und da gab es nichts mehr zu verbergen, was sie nicht sowieso voneinander schon kannten, oder noch kennen lernen würden.

Jetzt konnte es nur noch bergauf gehen. Laurin schien es im Moment besser zu gehen als ihm und auch das begrüßte Ascon, denn nichts wäre für ihn schlimmer gewesen, als wenn der Kleine noch leiden müsste. Dann schweiften seine Gedanken jedoch träge zu seinem zweiten Problem.

Wenn er ein wenig ausgeruhter war, dann würde er sich zuerst darum kümmern, dass sein Schiff geborgen und repariert wurde.

Der Dunkelhaarige hoffte, dass auf diesem Planeten die Möglichkeiten dazu gegeben waren, aber wenn sie laut Auskunft des Informationsnetzwerkes Brennstäbe besaßen, dann mussten auch Ersatzteile für die Reparatur seines Schiffen vorhanden sein. Zumindest schlussfolgerte er das jetzt. Sollte dem nicht so sein, hatten sie echt ein riesiges Problem!

Aber an so eine Misere wollte Ascon jetzt noch nicht denken. Sie konnten ja nicht überall Pech haben.
 

Der Junge strahlte, als er merkte, dass Ascon aufwachte. Sanft streichelte er ihm durch die langen, feuchten Haare und lächelte, während seine Haare schon wieder ganz hell leuchteten und nur noch von dem leichten Schmutzfilm getrübt waren, den sie während des Marsches abbekommen hatten. Aber der Kleine würde nachher noch genug Möglichkeiten haben, sich zu waschen jetzt ging es erst mal darum, dass es Ascon gut ging!

Aus großen Augen musterte er ihn und massierte ein wenig die Schläfen des Mannes mit seinen kühlen Fingern, so dass der andere wieder klar im Kopf wurde, und auch ein wenig wacher. Anschließend wusch er ihn weiter, so weit er eben heran kam, hielt ihn aber gut fest und an sich gedrückt.

Als Laurin die Frage hörte, lächelte er, beugte sich kurz hinab, um Ascon erneut sanft auf die schönen Lippen zu küssen. Das machte er inzwischen irgendwie total gerne. Er mochte den Körperkontakt, wusste selbst nicht wieso, aber es fühlte sich so toll an! Dann lief immer so ein schöner Schauder durch seinen Körper und sein Herz tat einen Satz. Dann merkte der Kleine immer, wie lieb er den Mann eigentlich hatte...

Er strahlte übers ganze Gesicht und erwiderte lächelnd:

»Mir geht es gut...«

Er war erleichtert zu hören, dass sie in Sicherheit waren, das hatte er ja auch schon gespürt, auch wenn ihm das fremdartige Wesen ein wenig Angst gemacht hatte...

Laurin sah sich um und bemerkte die Schüssel mit den Früchten sowie den Krug mit Wasser. Die Dinge hatte er vorhin extra noch mit her gebracht, und er füllte mit einer Hand den Becher, während er mit der anderen Hand sanft die Brust des Mannes kraulte. Er hielt ihm den Becher mit der klaren Flüssigkeit an die Lippen und ließ ihn Trinken, während er sich anschließend daran machte, eine ihm bekannte, fleischartige Frucht zu pellen, damit Ascon etwas im Magen hatte. Der Mann hatte doch bestimmt schon länger nichts mehr gegessen, und da war das gerade richtig...

Die Schale war jedoch so hart, dass Laurin nicht wusste, wie er sie aufkriegen sollte, doch dann handelte er einfach instinktiv, ohne groß zu überlegen. Seine Fingernägel wurden messerscharf und er schlitzte die nussartige Schale einfach auf, als wäre sie ein Blatt. Dann pellte er vorsichtig an den Fruchtstücken herum, während seine Fingernägel wieder verschwanden.

»Hier... das ist gut für Euch...«, sagte er leise und lächelte, als er dem Mann etwas von der fleischigen Frucht an die Lippen hielt. »Ihr müsst bald wieder zu Kräften kommen...«

Der Kleine lächelte, dann fing er wieder an, den muskulösen Bauch des anderen zu waschen. Unwillkürlich musste er an Kiron denken, an das Schnurren und die warme, dicke Mähne... Irgendwie vermisste er den anderen, aber er wagte nicht, Ascon danach zu fragen, wann er ihn wieder sehen würde.

Laurin gab sich große Mühe, den anderen zu waschen, wobei er vergaß, dass er selbst auch nicht gerade sauber war. Mit dem Lappen glitt er in den Schritt des Mannes, wusch ihn dort, neugierig und musternd, weil er das ja so noch nicht kannte. Außerdem hatte der Mann da viel mehr unten, und war auch viel größer... Das faszinierte ihn sehr, und das konnte man ihm auch ansehen. Und man merkte, dass er sehr um den anderen besorgt war und sich sehr gerne um ihn kümmerte. Da war er gar nicht mehr der schüchterne und naive Galadhrim, vielleicht hatten ihn die vergangenen Erlebnisse auch einfach stärker gemacht, er wusste es nicht... Aber er freute sich, dass Ascon wieder wach war und hoffte, dass es ihm bald wieder besser ging.
 

Wohlig seufzte Ascon auf, als er die zierlichen Finger an seinen Schläfen spürte, die ihn sanft massierten. Nach einer Weile fühlte er sich gleich viel besser. Der Dunkelhaarige wusste zwar nicht warum ihn solch kleine Berührungen derartig entspannten und beruhigten, aber er hatte auch nicht die Muße darüber nach zu denken, sondern genoss es lieber von Laurin verwöhnt zu werden.

Und auch, als der Jüngere ihn schließlich weiter wusch, hatte Ascon nichts dagegen ein zu wenden. Sanft glitt der Lappen über seine Haut und der Dunkelhaarige seufzte immer wieder leise. Dann hörte Laurin aber auf und er wollte schon verwundert den Kopf von dessen Schulter heben, als er einen liebevollen Kuss auf seinen Lippen spürte. Leicht öffnete Ascon die Augen und lächelte in die zarte Berührung. Es fühlte sich schön an, wunderschön! Laurin berührte ihn inzwischen sehr gerne, stellte Ascon irgendwo in seinen noch immer nicht ganz geordneten Gedanken fest und erwiderte den Kuss sachte, leckte sanft über die weichen Lippen des Kleinen und lächelte dagegen.

Der Jüngere löste sich schließlich wieder von ihm und antwortete mit melodischer Stimme auf seine Frage. Ascon brummte zufrieden, hatte sich das ja schon gedacht, aber es freute ihn, dass der Kleine sich wirklich gut fühlte. Weiter sann er jedoch nicht darüber nach, denn etwas Süßliches wurde ihm zwischen die Lippen geschoben und automatisch nahm Ascon es an, kaute auf der Frucht herum und schluckte sie schließlich hinter, ließ sich mit dem nächsten Stück füttern und spürte, wie sich sein Magen dafür bedankte und ein freudiges Knurren von sich gab, das darauf hinwies, dass er noch mehr haben wollte.

Und er bekam mehr, denn Laurin hielt ihm schon das nächste Stückchen hin, was er dem Kleinen nun sanft mit den Lippen aus den Fingern zupfte. Genüsslich stöhnte er, als er alles von der Frucht abgegessen hatte und bedankte sich bei dem Kleineren mit einem sanften Kuss auf die Wange, lächelte entspannt.

»Das war gut.. «, sagte er liebevoll und leckte sich über die Lippen, um auch noch den Rest des süßen Nektars in sich auf zu nehmen. Laurin kicherte leise und Ascon wusste, dass der Junge sich aber sein Lob freute und das schickte einen warmen Schauder über seinen Rücken.

Nachdem der Junge ihm alles von der Frucht gegeben hatte, begann er wieder damit sanft mit dem Lappen über seine Brust zu reiben, glitt über seinen Bauch, wo Ascons Muskeln verdächtig unter den Berührungen zuckten und der Mann gab erneut Laute des Wohlbefindens von sich. Sein Atem stockte jedoch, als Laurin mit dem Lappen in seinen Intimbereich glitt und ihn dort ebenfalls wusch, allerdings war die Neugier des Jungen dabei deutlich zu spüren! Zuerst ließ er den Kleinen noch probieren, verhielt sich ruhig und sagte nichts, doch als der Dunkelhaarige merkte, wie das Blut schneller durch seine Adern pulsierte und sich eine bekannte Wärme in seinem Bauch ausbreitete, ließ er seine Hand ebenfalls zwischen seine Beine wandern, umfasste sanft Laurins Hand und gebot dieser Einhalt.

»Das reicht...«, beschloss er mit angerauter Stimme und legte die Hand des Kleinen wieder auf seine Brust und bedeutete ihn damit an dieser Stelle weiter zu machen, denn noch wollte Ascon ein wenig von dem Kleineren umsorgt werden.
 

***
 

Wüst strich Tarêk sich durch die Haare und dachte immer noch nach, was er nun tun konnte. Er hoffte wirklich, dass Amien noch eine Weile unter der Dusche blieb, aber für den Fall, dass der Kleine ihm gleich wieder hinterher kam, ging er lieber schnell in ein anderes Zimmer, trocknete sich auf dem Weg dorthin flüchtig ab und zog sich dann schnell an, wobei ihm seine Erektion wieder überdeutlich bewusst wurde.

»Verdammt!«, fluchte er bestimmt schon zum tausendsten Mal, verzog säuerlich das Gesicht und zwängte sich dann trotzdem in eine Hose. Da musste er jetzt durch, dachte der Dunkelhaarige und seufzte genervt. Der Junge schaffte ihn wirklich!

Langsam und nicht so fit wie er sich gerne gefühlt hätte kehrte Tarêk in das Zimmer zurück, was man gut und gerne als Wohnzimmer bezeichnen konnte. Geschafft ließ er sich auf das Sofa sinken und versuchte mal einen Moment nicht an Amien zu denken und sich zu beruhigen, was auch ein bisschen half.

Die Beule in seiner Hose war nicht mehr ganz so groß und Tarêk ließ den Kopf seufzend auf die Lehne hinter sich sinken, schloss die Augen und rekapitulierte, was in den letzten Stunden passiert war.

Meine Güte.. er musste wirklich aufpassen, dass ihm der Kleine nicht zu sehr ans Herz wuchs, sonst bedeutete das eine Menge Kummer.. nicht nur für ihn, sondern für sie beide! Und das wollte er dem Kleinen nicht antun, dafür mochte er ihn schon zu sehr, obwohl sie sich noch gar nicht so lange kannten. Ein leises Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und Tarêk hob schwerfällig, was für ihn eigentlich sehr untypisch war, den Kopf und schaute direkt auf Amien, auf einen NACKTEN Amien, berichtigte er sich sofort und stöhnte innerlich, fuhr sich seufzend durch die Haare, bevor er den Jungen wieder ansah, bemüht den Blick auf dessen Gesicht gerichtet zu halten, damit sein Körper gar nicht auf falsche Gedanken kam.

Angespannt lächelte er den Kleinen an, stand auf und nahm ihm die Sachen ab.

»Amien.. zieh dich bitte wieder an«, bat er mit bemüht ruhiger Stimme, sortierte die luftige Kleidung des Kleineren aus seinen heraus und reichte sie dem Jungen. Damit er gar nicht in Versuchung kam Amien mehr als nötig an zu schauen und somit weitere Probleme zu verursachen, brachte er seine schmutzigen Sachen ins Schlafzimmer und ließ sich dabei ausgiebig Zeit.

Als Tarêk jedoch zurück kam, lag der Junge auf dem Sofa in eine weiche Decke gekuschelt und lächelte ihn strahlend an. Die Sachen lagen unbeachtet daneben. Obwohl es ihn ärgerte, dass der Kleine nicht das getan hatte, was er verlangt hatte, konnte er ihm einfach nicht böse sein und das Lächeln ließ seinen Ärger darüber verrauchen.

Langsam ging der Dunkelhaarige zum Sofa und setzte sich zu dem Jungen, ohne ihn erst mal an zu sehen.

»Ich hab doch gesagt, du sollst dich anziehen.. Warum hast du das nicht gemacht?«, fragte er und warf nun doch einen Blick auf den Kleinen, der nun an ihn heran rutschte und sich selig lächelnd an ihn kuschelte. Tarêk seufzte wieder einmal, ließ es aber zu und legte eine Hand auf die nackte Schulter des Jungen, zog kleine Kreise auf der Haut und wunderte sich, wie samtig sie sich anfühlte. Ob der Kleine überall so weich und nachgiebig war? Sofort hätte Tarêk sich für diesen Gedanken ohrfeigen können, doch es war ja kein Wunder, dass er immer wieder an so etwas dachte, wo der Junge doch wieder fast nackt vor ihm lag!
 

Es dauerte eine Weile, bis der Junge mitbekam, dass Tarêk sich in dem Zimmer befand und zu ihm aufsah, als er wieder herein kam. Leicht lächelte der Kleine, nachdem er sich mit großen Augen weiterhin umgesehen hatte und tapste ein paar Schritte auf ihn zu, bevor er merkte, dass der Dunkelhaarige aufstand. Erwartungsvoll sah er ihn an, doch der andere nahm ihm lediglich die Sachen aus der Hand und der Blick von Amien wurde ein wenig enttäuscht. Als er hörte, dass er sich auch noch anziehen sollte, murrte er, sah dem Mann hinterher, wie er mal wieder das Zimmer verließ und hielt seine Sachen fest, während es in seinem Kopf arbeitete. Hintergründig fragte er sich, ob der andere wegen ihm immer weglief und in ein anderes Zimmer ging, aber darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen.

Stattdessen trat er auf das kuschlige Ding zu, auf dem er schon vorhin gesessen hatte, schob seine „Spielsachen“ zur Seite und zog sich was schönes Flauschiges über den Unterkörper und die Beine, während er seine Kleidung einfach daneben auf den Boden fallen ließ. Das fühlte sich schön an, auf so etwas schlief er normalerweise, wenn er mal nicht auf einem Baum übernachtete... Aber das kam nicht so oft vor, er war ja eigentlich immer draußen, weil er die Natur so mochte...

Der Kleine lächelte verträumt und lauschte auf die Schritte des anderen, die er hören konnte. Er schien irgend etwas nebenan zu machen... Aber es war hier gerade so schön gemütlich, dass Amien sich nicht dazu aufraffen konnte, aufzustehen und rüber zu gehen. Und vielleicht kam Tarêk ja auch gleich wieder, das wäre schön, dann wäre er nicht mehr so alleine. Er genoss es nämlich sichtlich, Gesellschaft zu haben, angenehme Gesellschaft...

Tatsächlich kam der Dunkelhaarige just in dem Moment wieder ins Zimmer und der Kleine strahlte ihn an, weil er sich freute, nicht mehr alleine zu sein. Er hob den Kopf, damit der andere auf dem schmalen Ding Platz hatte und sah ihn aus großen Kulleraugen sanft an. Seine Haare leuchteten und er atmete ruhig und gleichmäßig, lauschte aufmerksam auf die sanfte Stimme und die Worte des anderen.

Selig kuschelte er sich an ihn, rollte sich zusammen und schloss die Augen halb, schnurrte leicht, als er die sanften Berührungen an seiner Schulter spürte und genoss diese sichtlich, fühlte sich wohl und genoss die Schauer, die durch seinen Körper gejagt wurden.

Reichlich spät bemerkte er, dass ihm Tarêk eine Frage gestellt hatte und er sagte nur:

»Ist doch so viel gemütlicher.«

Das musste dem anderen als Antwort reichen. Oftmals dachte sich Amien nichts dabei. Er handelte meist nach Gefühl. Und sein Gefühl hatte ihm gesagt, dass es schön war hier, gut für seine Haut, und dass er keine Kleidung brauchte. Die störte ja sowieso nur. Von daher war für ihn dieser Sachverhalt erledigt. Und dass er selten gehorsam war und seinen eigenen Dickkopf hatte, dürfte der Mann ja eigentlich schon wissen.

»Gemütlich«, seufzte der Kleine nach einiger Zeit wohlig und wurde schläfrig, weil es sich so schön anfühlte, schön warm und gemütlich, er fühlte sich wohl. Und der Dunkelhaarige schien auch wieder friedlicher zu sein, das war schön... Kurz gähnte er, dann schloss er die Augen, seinen Kopf in den Schoß von Tarêk gekuschelt und bald ganz ruhig und gleichmäßig atmend.

Da war er doch tatsächlich eingeschlafen. Er schmatzte im Schlaf, hatte seine feuchten, roten Lippen halb geöffnet und war völlig entspannt, lag friedlich da und sah aus, als würde ihn kein Wässerchen trüben können. Ganz unschuldig und zart...
 

Leise seufzte Tarêk und hatte schon damit gerechnet eine derartige Antwort zu bekommen. War ja klar gewesen. Amien tat was er wollte und nahm keine Rücksicht auf ihn und seine Hormone. Es war zum Verzweifeln. Zum Glück räkelte und ruckelte der Junge nicht auf seinem Schoß herum, sonst hätte Tarêk wohl irgendwann wirklich die Beherrschung verloren und den Kleinen wieder raus geschmissen. Obwohl.. das hätte er nicht wirklich über sich gebracht, überlegte der Dunkelhaarige und seufzte.

Seine Hand hatte sich automatisch auf den Schopf des Kleineren gelegt und streichelte sanft durch die seidigen hellen Haare. Es war ein schönes Gefühl jemanden so zu berühren, dachte Tarêk und strich nun ganz bewusst durch die hellen Strähnen, die sich weich und doch irgendwie schwer unter seinen Fingern anfühlten.

Erst jetzt merkte er, dass der Jüngere die Augen geschlossen hatte und gleichmäßig atmete. War der Junge etwa eingeschlafen? Leicht schüttelte der Mann den Kopf und schmunzelte. Jetzt, wo Amien schlief, traute er sich, das zarte Gesicht genauer in Augenschein zu nehmen. Was ihn wirklich erstaunte waren die unglaublich langen Wimpern.. Wenn der Kleine die Augen auf hatte, sah man sie gar nicht so deutlich, weil sie zudem genauso hell waren die dessen Haare. Aber nun.. wirklich bewundernswert!

Die Haut des Jungen war im Gegensatz zu seiner ebenfalls total hell und wirkte fast durchscheinend. Sachte fuhr Tarêk mit einem Finger über Amiens Schulter. Er hatte den Kleinen nun zwar schon öfter berührt, aber nie so bewusst. Vorsichtig übte er ein wenig Druck aus, malte Kreise auf die seidige Haut und lächelte, als Amien anscheinend zufrieden seufzte. Das gefiel ihm wohl?!

Tarêk wiederholte das sanfte Streicheln und erntete dafür erneut einen Laut des Wohlbefindens, wodurch sein Blick letztendlich auf die vollen, leicht geröteten Lippen des Kleinen gelenkt wurde.

Gebannt starrte er darauf und erinnerte sich genau, wie diese sich unter den seinen angefühlte hatten, als er dachte der Junge wäre ertrunken und er ihn hatte wiederbeleben wollen. Intuitiv nahm er einen Finger und strich zart darüber, spürte den warmen Atem, der über seine Hand strich und lächelte schief. Hm.. Er bewunderte die Zartheit des Kleinen und er mochte Amien auch. Dennoch war Tarêk sich immer noch unsicher, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen war sich auf den Kleinen ein zu lassen. Doch er war es langsam müde darüber nach zu sinnen, legte den Kopf nach hinten auf die Lehne der Couch und schloss die Augen, während seine Hand einfach wieder über Amiens Schulter streichelte, so, als wäre das ihre Aufgabe.
 

Amien war tief und fest eingeschlafen. Zu viel war in der letzten Zeit passiert, das ihn erschöpft hatte, und er war nie wirklich zur Ruhe gekommen. Aber hier, bei dem anderen, den er so gerne hatte, fühlte er sich wohl und geborgen, so dass er sogar schlafen konnte, was er sonst meist nie tat. Meistens döste er vor sich hin und entspannte sich so, aber jetzt war er vollkommen weg.

Ganz regungslos und entspannt lag er da, eine Hand unter seinem Kopf, die andere auf seiner Hüfte. Als der andere anfing, ihn zu verwöhnen und zu streicheln, bemerkte er das sogar durch seinen Schlaf hindurch, seufzte wohlig und schmiegte sich in die Berührungen, die ihm so gut taten, zog die Beine an und schmatzte schließlich zufrieden. Es war offensichtlich, dass er sich wohl fühlte und er vollkommen entspannt war.

Und eben weil er sich so sicher fühlte, wurde er auch in den nächsten Stunden nicht mehr wach, sondern schlief tief und fest mit dem Kopf auf dem Schoß des Mannes, ohne sich noch groß zu rühren. Aber er seufzte immer wohlig wenn er liebkost wurde und sah aus wie ein kleines Schmusekätzchen, das sich verwöhnen ließ und gar nicht genug davon bekommen konnte.

Seine Haare leuchteten hell und seine Haut schimmerte unschuldig, ließ den Raum ein wenig in einem bläulichen Licht erstrahlen.
 

Eine Weile döste Tarêk vor sich hin, bis ihm auf einmal ein Geräusch auffiel. Es war stetig und der Mann fragte sich wo es herkam. Lautlos seufzend hob er den Kopf wieder, löste sich langsam von dem Jungen, den er sanft in die Kissen bettete und ging der Sache nach. Nicht, dass noch irgendwas beschädigt war, wodurch auch immer. Doch je näher er der Geräuschquelle kam, desto sicherer wurde sich Tarêk, dass es sich um Wasser handelte. Mit einem grimmigen Blick schob er die Tür zum Bad auf und seine Miene verfinsterte sich gleich noch ein Stück weit mehr, als er sein Badezimmer sprichwörtlich schwimmen sah!

Leise flüchte der Dunkelhaarige vor sich hin und raubte sich die Haare. Verdammt! Warum hatte Amien das Wasser nicht ausgestellt, fragte er sich, während er sich schnell die Socken auszog und zur Dusche ging, um diese ab zu stellen. Danach betrachtete er sich das Chaos gleich noch mal.

Mist! Nicht nur, das sein Bad jetzt unter Wasser stand, nein! Auch die Tanks die sie an Bord hatten, müssten nun wieder aufgefüllt werden!

Himmel noch mal. Wie dumm war der Kleine eigentlich?! Tarêk verstand den Jungen einfach nicht. Gut, er wusste über viele Dinge nicht bescheid, aber was ihn wirklich ärgerte war, dass Amien ihn nicht mal gefragt hatte, ob das Wasser aus zu schalten ging. Tse.. Tarêk schnaubte. Das einzig positive an dem ganzen Desaster war, dass nichts auf dem Boden gelegen hatte, was nass werden konnte. Dann seufzte er schwer, nahm sich ein Handtuch und begann damit das Wasser auf zu saugen und in die erhöhte Duschkabine aus zu wringen, die der Menge nicht hatte stand halten können und übergelaufen war. Jetzt floss das Wasser jedoch wieder ab und Tarêk wiederholte die Prozedur, bis der Boden nur noch feucht war und nicht mehr unter einer fünf Zentimeter hohen Wasserschicht schimmerte.

Anschließend hängte er das Handtuch zum trocknen über das Waschbecken und fuhr sich durch die Haare, fluchte gleich wieder, weil er mit seinen feuchten Finger in den dunklen Strähnen hängen blieb. Man! Er war bis auf`s Blut gereizt und sollte ihm im Moment jemand dumm kommen, würde er dem unweigerlich an die Kehle springen.

Nach getaner unfreiwilliger Arbeit, begab er sich zurück in das andere Zimmer.
 

Der Galadhrim hatte von dem Ganzen nichts mitbekommen. Woher sollte er auch wissen, dass das Wasser auszuschalten ging? Wasserfälle hörten doch auch nicht einfach so auf, und Seen flossen nicht, sondern waren stilles Wasser... Etwas anderes kannte er nicht, deshalb hatte er sich ja auch keinen Kopf darüber gemacht. Tarêk hatte es ja nicht für nötig gehalten, ihm alles zu erklären, woher sollte er es dann wissen?

Als der Dunkelhaarige das Zimmer wieder betrat, drehte sich der Kleine gerade auf die andere Seite und bemerkte nicht, dass die dünne Decke dabei auf den Boden fiel und seinen völlig entblößten Körper zeigte, da er sich ja zuvor keine Sachen angezogen hatte. Sein schmaler, wohlgeformter und unberührter Po war dem Mann entgegen gestreckt, rosig schimmernd. Amien rührte sich nicht, er hatte den Kopf ein wenig nach hinten gelehnt und atmete durch feuchte, halbgeöffnete Lippen ein und aus. Ihm war nicht kalt, er merkte nicht einmal, dass er nicht mehr zugedeckt war. Seine langen, hell leuchtenden Haare lagen locker um seine Schultern herum und zeigten an, dass er sich wohl fühlte. Er lag teilweise darauf, aber selbst das schien ihn nicht zu stören und aus seinem Schlaf zu reißen, in den er gerade so schön geglitten war. Seine Arme waren irgendwie verknotet um seine Hüfte geschlungen, aber er lag sehr bequem und drehte sich nach einiger Zeit nur wieder ein bisschen, murmelte leise:

»Hmmm... Tarêk... mjahmjahm...« Er lächelte im Schlaf, kicherte kurz, dann wurde er wieder leise und sagte nichts mehr, schlief ruhig weiter und zog die schlanken Schenkel an sich, nur um kurze Zeit später wieder zu seufzen und sich umzudrehen. Aber davon bekam er selbst nichts mit, er schlief tief und fest. Normalerweise schlief er seiner Rasse gemäß meist regungslos, aber er spürte im Unterbewusstsein, dass es keine Baumkrone war, auf der er schlief, und dementsprechend reagierte sein Körper im Schlaf auch darauf, was seinen angenehmen Schlaf jedoch nicht störte.

Ganz friedlich und engelsgleich lag er da, sah vollkommen unschuldig, lieb und artig aus, als ob ihn kein Wässerchen trüben konnte und würde so schnell nicht mehr aufwachen, es sei denn er wurde geweckt. Wenn man ihn so sah würde man nie denken, dass es der kleine Frechdachs faustdick hinter den hübschen, spitzen Ohren hatte. Vielleicht war er auch deshalb so ein bisschen zum Außenseiter in seiner Rasse geworden. Selbst mit seinen Eltern kam er nicht klar, mochte es nicht, dass sie so überbesorgt waren. Gerade deshalb verschwand er oft tagelang, ohne Bescheid zu sagen, weil er einfach seine Freiheit brauchte. Auf der anderen Seite fehlte ihm aber auch jemand, der lieb zu ihm war, ihn beschützte, aber auch faszinierte... So jemand wie Tarêk, der ihn ein wenig erzog, was seine Eltern offenbar versäumt hatten, und der ihm aber auch Zuneigung gab.

»Mhjahm... ganz doll lieb... Tarêk... schön... bleiben...«

Es war offensichtlich, von wem der Junge inzwischen so lebhaft träumte, denn er lächelte wieder im Schlaf, zuckte mit den Augen, und auch seine Haare leuchteten in wenigen Abständen ein wenig heller. Es roch merklich süßer in dem Raum, der frische Duft nach Blüten und Bäumen machte sich breit, wie es immer geschah, wenn ein Galadhrim träumte. Das kam nicht oft vor, aber in solchen sehr seltenen, für Außenstehende sehr faszinierenden Momenten wurde offensichtlich, wie verbunden die Wesen mit dem Wald waren. Ihr Körper schimmerte, wurde teilweise durchscheinend und zeigte Bilder von Wäldern, Blumen, Wasserfällen und von Wolken am Himmel. Dabei waren sie sehr real und wohnte jemand so einem träumenden Wesen in seiner Traumphase bei, so glitt er ebenfalls ein wenig in einen Trancezustand und versank in der Natur, wurde entspannt und döste ebenfalls, je nachdem, wie derjenige es an sich heran ließ.

Doch Amien merkte davon nichts, er träumte einfach nur wunderschön von dem Dunkelhaarigen und ließ sich durch nichts stören.
 

In dem anderen Zimmer, kehrte Tarêk schnurstraks zur Couch zurück und war entschlossen dem Kleinen jetzt zu zeigen, wie das mit der Dusche funktionierte, denn es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass dieser sich bei ihm waschen würde. Auf halbem Weg, ein paar Meter von dem Sofa entfernt blieb er jedoch plötzlich wie angewurzelt stehen und starrte auf Amien, der noch friedlich schlummernd dalag. Aber das war es nicht, was ihn zum Innehalten gebracht hatte. Die Decke war herunter gerutscht und bot Tarêk nun einen unbeschwerten Blick auf den Körper des Jüngeren. Er schluckte.

Innerlich fluchte er, weil er vorhin ja nicht darauf bestanden hatte, dass der Kleine sich etwas anzog. Das nächste Mal würde er nicht so nachgiebig sein, beschloss der Mann, wusste aber im gleichen Moment, dass er dem Kleinen sicherlich so einiges durchgehen lassen würde, wenn dieser ihn mit seinen großen, bettelnden himmelgrauen Augen anblickte. Unmerklich schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf, sah wieder zu Amien, dessen Po genau in seine Richtung zeigte und schier danach zu schreien schien von ihm berührt zu werden. Die helle Haut schimmerte unwirklich und Tarêk musste sich wirklich zusammen reißen nicht auf dumme Gedanken zu kommen, die zweifelsfrei schon in seinem Kopf umherspukten.

Himmel noch mal!

Amien schien ihn herausfordern zu wollen!

Tarêk wusste überhaupt nicht wie er damit umgehen sollte. Außerdem begann sein Körper allein von dem Anblick dieses unschuldigen Wesens zu reagieren! Die Worte die der Hellhaarige im Schlaf daherseufzte, verstand der Mann geradeso und war ganz überrascht davon. Wieso träumte der Junge von ihm?

Beschäftigte er die Gedanken des Kleinen wirklich so sehr?

Langsam trat er näher an Amien heran, hockte sich vor die Couch und hob die Decke auf, als sich der Kleine wie auf Kommando erneut etwas vor sich hin nuschelnd zu ihm umdrehte. Das feingeschnittene hübsche Gesicht war ihm nun zugewandt und Tarêk lächelte leicht, strich mit einem Finger sanft über Amiens Stirn und streifte eine lange schimmernde Strähne hinter dessen Ohr.

»Du bist mir einer...«, seufzte er nun selbst und schloss für einen Augenblick die Augen, bevor er wieder den Jungen musterte, der ihn einfach mehr faszinierte, als er sich insgeheim eingestehen wollte.

»Oje.. das kann ja noch heiter werden.. «, sagte er dann mehr zu sich selbst als an Amien gerichtet und wollte den zierlichen Körper gerade wieder zudecken, als er erst mal den seltsam süßlichen Duft wahr nahm, der sich bereits vor einiger Zeit in seinem Zimmer ausgebreitet hatte. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. War das jetzt gut oder schlecht?

Doch auf die Frage brauchte er keine Antwort, denn instinktiv wusste der Mann, dass es nichts schlechtes sein konnte, weil der Geruch von dem Jüngeren kam, wie sich herausstellte. Gleichzeitig dazu fiel ihm auf, dass Amiens Haut irgendwie unnatürlich durchscheinend war. Das hatte er vorhin entweder nicht bemerkt, oder aber dieser Zustand war jetzt erst eingetreten.

Es war ein wunderschöner Anblick und in Zusammenhang mit dem süßlichen Duft nach Blumen und Blüten, ließen die transparenten Bilder, die nun über Amiens Haut zogen eine seltsame Ruhe in ihm aufkommen. Der Mann konnte sich das nicht erklären, aber er fühlte sich auf einmal sorgenfrei und unbeschwert, ließ sich von den beruhigenden Bildern mitziehen und seufzte leise, während seine Finger sich ganz von allein auf Amiens Haut legten und zärtlich und leicht die Bilder nachzeichneten, die ab und zu wechselten. Die verträumten Worte die der Junge vor sich her murmelte holten ihn ebenfalls nicht aus seiner Versunkenheit. Schon lange war sein Ärger über die Überschwemmung im Bad vergessen und er saß einfach nur neben der Couch und liebkoste den Kleinen im Schlaf.

Normalerweise hätte Tarêk das nicht getan, jedenfalls noch nicht jetzt.

Aber er hatte sich hinreißen lassen und da er sowieso fasziniert von dem Kleinen war, machte es ihm auch nichts aus.
 

Amien fühlte sich wohl, so richtig wohl. Zum ersten Mal in seinem Leben so wirklich wohl, ohne irgendwelche störenden Gedanken, die ihm seine Gefühle immer wieder vermiesten. Er fühlte sich ganz frei und glücklich, vollkommen entspannt und federleicht. Ein Gefühl, das er noch nie gehabt hatte...

Es dauerte eine ganze Weile, bis sein Geist sich von den angenehmen Träumen löste, und der Junge wieder klar denken konnte. Er behielt die Augen geschlossen und wusste, dass er gerade geträumt haben musste. Er wusste es einfach instinktiv, denn er hatte noch nie zuvor geträumt. Von seinen Eltern wusste er nur, dass Träume etwas sehr Kostbares und Einzigartiges waren, sowohl für den, der träumte, als auch für den, der zusah, und meistens, so sagten seine Eltern immer, war ein Traum das Zeichen dafür, dass sich eine Vermutung bestätigte. Und wenn einem der Grund des Traumes einfiel, dann wusste man, dass es richtig war und man getrost weiter machen konnte.

Der Galadhrim überlegte. Wenn er wüsste, wovon er geträumt hatte... Es war alles so wunderschön gewesen, das befreiende Gefühl strömte noch immer durch seinen Körper und er fühlte sich ganz leicht und frei, wie noch nie zuvor. Er hatte seine Augen geschlossen, um sich noch ganz auf die wunderschönen Empfindungen zu konzentrieren, lag regungslos und ruhig atmend da und seufzte wohlig, als er auf einmal die zarten Berührungen seiner Haut intensiv wahrnahm. Es fühlte sich wundervoll an, und verschlafen, wie er war, drückte er sich ihnen entgegen, gab erneut wohlige Geräusche von sich, was er vorher noch nie getan hatte, und ließ sich noch eine ganze Zeit lang treiben.

Irgendwann öffnete er jedoch langsam seine Augen und versuchte, sich zurecht zu finden. Das erste, was ihm auffiel war seine eigene Haut. Wie sah er denn aus?! Fasziniert betrachtete er den Wasserfall, der in seinen Armen hinab lief, seine durchschimmernde Haut leuchtete und er bemerkte, dass sein gesamter Körper Bilder des Waldes zeigte, die jedoch langsam begannen, zu verblassen. Er war ganz überrascht, so etwas hatte er noch nie erlebt, aber er wusste, dass dies wohl mit seinem Traum zusammen hing...

Langsam hob er den Blick aus seinen verdunkelten Augen und erkannte Tarêk, der neben ihm auf dem Boden saß und ihn streichelte. Der Junge lächelte sanft, als er den Mann sah und wusste in diesem Moment, dass dieser es war, von dem er geträumt hatte! Das hieß... er wurde ganz aufgekratzt! Das hieß ja, dass er sich sicher sein konnte, dass es mit ihm und dem anderen klappen würde!! Der Kleine strahlte über das ganze Gesicht und lehnte sich wieder entspannt zurück, genoss wohlig seufzend die Streicheleinheiten und ließ sich noch eine ganze Weile treiben, um den angenehmen Zauber des Traumes langsam abklingen zu lassen.

Allerdings merkte er schon bald, dass da etwas ganz und gar nicht stimmte. Und das befand sich in seiner Körpermitte. Wieso verdammt noch mal fühlte es sich dort so warm an?! Langsam fing er an, sich zu rühren, drehte sich ein Stück auf den Rücken, spreizte die Beine und richtete sich ein Stück auf, um genauer sehen zu können. Ungläubig blickte er auf sein kleines Anhängsel. Seit wann... seit wann konnte er so was machen? Gut, er war durch den Kuss mit Tarêk geschlechtsreif geworden, aber... wieso ausgerechnet jetzt und wieso pulsierte das so komisch und fühlte sich auch noch gut an, wenn er es testend anstubste??? Aus großen Augen blickte er den Mann an und die Fragezeichen standen ihm förmlich auf der Stirn geschrieben.
 

Zuerst merkte Tarêk gar nicht, wie Amien langsam aufwachte, zu versunken war er noch in die Bilder, die sich transparent auf der Haut des Kleinen zeigten. Als diese aber allmählich anfingen wieder zu verblassen, schaute er leicht besorgt in das Gesicht des Jungen. Doch dieser hatte sie Augen noch geschlossen, was zeigte, dass er noch schlafen musste. Allerdings schmiegte sich Amien nun richtig seinen Händen entgegen und Tarêk wusste, dass der Kleine zumindest nicht mehr richtig fest schlief, als dieser auch noch wohlwollend seufzte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge, das nur wenige zuvor gesehen hatten. Der Junge war irgendwie etwas Besonderes.

Tarêk konnte es sich nicht richtig erklären, aber Amien hatte etwas an sich, was ihn mehr als alles andere bisher faszinierte. Er hatte solche Eigenschaften, oder Fähigkeiten noch bei keinem anderen gesehen und selbst die anderen Galadhrim hatten nicht diese Wirkung auf ihn wie der Kleine. Unmerklich schüttelte er den Kopf, blickte in das feingeschnittene Gesicht mit den langen hellen Wimpern und sah zu, wie langsam ein paar verdunkelter grauer Augen unter den Lidern zum Vorschein kamen. Verklärt schaute Amien ihn an, schien erst nicht richtig zu begreifen wo er sich befand, doch das gab sich recht schnell wieder. Dann bemerkte der Kleine die noch schwachen Bilder auf seinem Körper und Erstaunen spiegele sich deutlich in dessen großen Augen wieder.

Unbewusst hatte er den Jüngeren weiter gestreichelt, aber das schien Amien gar nicht so sehr wahrgenommen zu haben, oder Tarêk hatte zumindest nicht den Eindruck. Doch dann strahlte ihn der Junge auf einmal an, was er sich wieder überhaupt nicht erklären konnte. Amiens Stimmungsschwankungen waren dem Dunkelhaarigen ein echtes Rätsel. Aber das würde er sicherlich auch noch lösen.

Der Kleine sank wieder auf die Couch und lächelte geheimnisvoll vor sich hin, doch als Tarêk ihn gerade fragen wollte, was der Hellhaarige so schön fand, drehte sich der Kleine um und setzte sich mit gespreizten Beinen auf. Stirnrunzelnd beobachtete Tarêk das und konnte sich erneut keinen Reim darauf machen. Seine Unwissenheit klärte sich jedoch schneller als ihm lieb war, denn Amien schaute auf sein halb erigiertes Glied und schien relativ ratlos zu sein. Tarêk wollte sich anstandshalber schon wegdrehen, als der Kleine auch noch anfing sich an zu fassen.

»Lass das..«, meinte er zwar ruhig aber bestimmt und er nahm seine immer noch leicht streichelnde Hand von Amiens Oberschenkel. Daraufhin drehte der Jüngere den Kopf zu ihm und die Frage die ihm praktisch übers ganze Gesicht geschrieben stand, ließ den Mann schwer aufseufzen.

Oh man, das konnte doch irgendwo nicht wahr sein! Kannte Amien denn nicht einmal das?!

Anscheinend nicht. Naja.. verständlich, wenn der Junge noch keinen Sex gehabt hatte und laut dessen Aussage auch erst mit dem ersten Kuss geprägt wurde und zu so etwas fähig wurde. Abermals seufzte Tarêk und machte sich klar, dass er Amien jetzt wohl aufklären musste.

Geschmeidig erhob er sich vom Boden und schob den Jungen ein Stück beiseite, sodass er ebenfalls auf dem Sofa Platz hatte. Gleichzeitig drückte er dem Kleinen die Decke in den Schoß und versuchte nicht die ganze Zeit dort hin zu blicken. Das hatte keine guten Auswirkungen auf seinen Körper!

Als er den Kopf drehte und den Hellhaareigen anschaute, verdrehte er die Augen. Amien guckte verständnislos zu ihm und in den grauen Augen stand eine stumme Bitte. Fehlten nur noch Katzenohren und ein Schwänzchen, dann wäre das Bild eines bettelnden Kätzchens perfekt.

»Na komm schon her.. «, meinte er gutmütig, hob einen Arm und bedeutete dem Jungen sich auf seinen Schoß zu kuscheln, obwohl er vermutete, dass das wahrscheinlich kein gutes Ende für ihn haben würde. Doch irgendwie konnte er dem Kleinen seine Nähe nicht verweigern.

»Okay.. was willst du wissen..?«
 

***
 

Der Junge freute sich, dass Ascon ordentlich aß, und hielt ihm immer wieder etwas an die Lippen, denn immerhin sollte der Mann wieder gesund werden. Er sah so erschöpft aus, so hatte ihn der Kleine eigentlich noch nicht vorher gesehen und wenn er ehrlich war, machte er sich Sorgen.

Doch er quietschte lachend, als der Dunkelhaarige ihm ein Küsschen auf die Wange hauchte und wurde ganz rot im Gesicht, weil er sich riesig freute, vergaß die trübseligen Gedanken schon bald wieder. Es hatte sich auch so gut angefühlt und kribbelte auf seiner Haut, er wusste selbst nicht, wieso, aber es war schön, wunderschön und obwohl sie hier in der Fremde waren, hatte er keine Angst mehr, sobald der Mann nur bei ihm war...

Laurin hätte vorher nie gedacht, dass er jemals so würde fühlen können, aber es war tatsächlich so, und das erfüllte ihn mit unendlicher Zuneigung. Die ganze Zeit lächelte er still und glücklich vor sich hin, und als der Mann nichts mehr essen wollte, nahm er sich einfach wieder den Lappen und schrubbte die faszinierende Haut des anderen sanft und liebevoll weiter. Es machte ihm Spaß, und er rutschte ein Stück seitlich, um besser an alle Stellen heran zu kommen. Dass der andere dabei wohlige Geräusche von sich gab, gefiel dem Kleinen sehr, und er nahm sich fest vor, sich die Stellen zu merken, an denen Ascon besonders laut aufseufzte, um ihn genau dort erneut zu verwöhnen.

Dabei schwirrte ihm noch immer die wunderschöne Berührung ihrer Lippen zuvor in Erinnerung. Das Gefühl dabei war so einmalig gewesen, er wollte es öfter spüren! Es fühlte sich so toll an, er war dabei ganz glücklich und entspannt, und in seinem Kopf waren dann auch keine störenden Gedanken mehr...

Laurin war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie er Ascon nun schon eine ganze Weile zwischen den Beinen wusch. Erst, als er die Hand des Mannes spürte, und dessen Worte hörte, sah er auf, errötete leicht und kaute ein wenig verlegen auf seiner Unterlippe herum. War das falsch gewesen, was er gemacht hatte? Hatte er zu viel gewaschen, oder irgendeine Bewegung nicht beachtet, so, wie er in seinen Gedanken versunken war? Er wusste es nicht, aber als Ascon ihm bedeutete, ihn an der Brust weiter zu waschen, verscheuchte er diesen Gedanken wieder und lächelte scheu, wusch zärtlich über die Stellen, die er schon kannte und von denen er wusste, dass es dem Dunkelhaarigen gefiel, wenn er dort mit dem Lappen rüber strich.

Der Hellhaarige bekam genau die erwartete Reaktion des Mannes und grinste breit, freute sich und gab sich noch mehr Mühe, den anderen ein wenig zu verwöhnen, denn offenbar gefiel es diesem recht gut, sonst würde er nicht so entspannt aussehen. Die Haare des Kleinen leuchteten taghell, und zeigten an, dass er sich rundherum wohl fühlte. Er hatte noch nie mit jemand anderem außer seinem Bruder zusammen gebadet, und er musste sagen, dass er es wirklich als angenehm empfand und sich ganz wohlfühlte.

Verliebt betrachtete er Ascon und bekam es gar nicht mit, während er ihn weiterhin leicht massierend nun mit seinen Fingerspitzen verwöhnte, weil der Lappen nun doch störte.
 

Laurin ging ganz in seiner Aufgabe auf und Ascon ließ es sich noch eine Weile gut gehen, aber dann drehte er den Kopf und schaute zu dem Kleineren. »Hast du dich denn schon richtig gewaschen?«, fragte er sanft und umfasste zärtlich die Hand des Jüngeren, die mit den Fingerspitzen seine Brust liebkost hatte. Es war schön hier so mit Laurin zu sitzen und die Ruhe zu genießen, die ihnen in den letzten Wochen nicht vergönnt gewesen war. Aber der Kleine hatte sich jetzt schon so hinreißend um ihn gekümmert und sich wahrscheinlich zurück gestellt, das wusste der Dunkelhaarige rein instinktiv und als Laurin dann ganz ehrlich den Kopf schüttelte, lächelte er lieb, setzte sich ein Stück nach vorn und bedeutete dem Jüngeren vor ihn zu krabbeln, was Laurin nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung tat.

Dann zog Ascon, der sich inzwischen schon wieder etwas wacher und kräftiger fühlte, den Kleinen zwischen seine gespreizten Beine und umfing ihn erst einmal sanft mit seinen Armen, drückte Laurin an seine Brust und küsste den zarten Nacken.

Daraufhin quietschte der Kleine und lachte schließlich. Ascon grinste. An dieser Stelle war Laurin also besonders empfindlich. Das musste er sich merken! Anschließend griff er zu dem Lappen mit dem der Junge ihn ebenfalls gewaschen hatte, tat etwas Seife drauf und begann nun seinerseits die helle, samtige Haut zu reinigen. Dabei war er ausgesprochen zärtlich, was man ihm gar nicht zutrauen würde, bei seiner kräftigen Statur und den großen Händen. Doch sein kleiner Partner blühte unter den liebevollen Berührungen richtig auf und das leise Seufzen fand Ascon richtig niedlich. Sanft und gründlich wusch er Laurin, über Brust, Bauch und Unterbauch und auch dessen Intimregion ließ der Dunkelhaarige nicht aus, doch er bemühte sich den Jüngeren nicht zu erregen, denn hier war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit, um ihre Verbindung endgültig zu besiegeln.

Als Ascon mit Laurins Vorderseite fertig war, bedeutete er dem Kleinen sich auf seinen Oberschenkeln um zu drehen. »Na komm.. Ich helfe dir..«, sagte er. Unterstützend umfasste er Laurins Hüfte und dieser drehte sich und setzte sich nun umgekehrt und mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß. Das ließ den Mann kurz schlucken. Wenn der Junge jetzt eine falsche Bewegung machte, oder sich aufreizend bewegte, würde er sich sicherlich nicht lange beherrschen können, doch daran wollte Ascon im Moment noch gar nicht denken.

Sein Gesichtsausdruck war ganz weich, als er Laurin anlächelte und ihm einmal durch die Haare strich. »Die müssen wir auch noch waschen..«, stellte er fest und sah sich gleich nach einen Krug oder etwas ähnlichem um, womit er die leuchtenden Strähnen des Kleinen benetzen konnte. Und er fand auch eine Schale, die dafür da zu sein schien und am Rand des Beckens gerade so in seiner Reichweite stand. Entschlossen nahm er sie, schöpfte etwas Wasser und goss es dem Kleinen gleich darauf über den Kopf, wobei er jedoch eine Hand wie einen Schirm an Laurins Stirn hielt, damit ihm kein Wasser in die Augen lief.

Nichts desto trotz fiepte der Kleine kurz auf, aber da war Ascon schon fertig. Wie ein begossener Hund schaute Laurin ihn an und Ascon musste sich wirklich beherrschen, um nicht in lautes Gelächter aus zu brechen. Laurins große Augen spiegelten Missfallen wieder und er war anscheinend gar nicht begeistert davon, derartig von ihm überrascht worden zu sein. Unschuldig zuckte Ascon mit den Schultern. »Zu spät.. «, lächelte er drückte Laurin einen sanften Kuss zur Versöhnung auf die Lippen. Die nassen Haare ließen den Jungen noch schmaler wirken, als er sowieso schon war und dem Dunkelhaarigen kam er in diesem Moment einfach nur zum Knuddeln vor. »Sei nicht böse, Liebling..«, raunte er besänftigend und strich mit einem Finger die Kinnlinie des Jüngeren entlang, während er mit seiner freien Hand die Seife griff und davon etwas auf Laurin Kopf gab. Dann begann er wieder ganz liebevoll die hellen, nun etwas leicht flackernden Haare zu waschen. Laurins Gefühle schienen zu schwanken, wie es aussah. Während der letzten Wochen hatte Ascon gelernt auch Anhand der Helligkeit des Leuchtens von Laurins Haaren dessen Gefühlslage ab zu schätzen und wie gut es ihm ging. Und das fand er gar nicht so schlecht, weil es noch offensichtlicher war, als in den dunkelblauen Augen zu lesen.

Das leise Murren, was der Kleine von sich gab amüsierte ihn, doch der Dunkelhaarige fuhr fort, die hellen Strähnen zu waschen, nahm dann wieder die Schale und spülte den Schaum wieder ordentlich aus. Als er fertig war, raubte er sich noch einen Kuss und lächelte Laurin wieder an.

»Und? War es nun so schlimm?«

Liebevoll zog er den Kleinen dichter an sich, sodass Laurin schließlich an seiner Brust lehnte und er ihm Geborgenheit spendend über den Rücken streicheln konnte.
 

Der Hellhaarige wurde aus seinem Tun gerissen, als Ascon ihn fragte, ob er sich selbst auch schon gewaschen hätte. Stumm schüttelte er den Kopf. Daran hatte er erstens noch gar nicht gedacht, und zweitens hätte er, selbst wenn er daran gedacht hätte, den Mann sowieso zuerst verwöhnt, so erschöpft, wie er ausgesehen hatte.

Verwundert aufsehend folgte Laurin den Anweisungen des Mannes und rutschte ein Stück herum, bis er sich vor ihm befand und schmiegte sich sofort wohlig seufzend an ihn. Ihm entfuhr ein Quietschen, als er so sanft und unerwartet in den Nacken geküsst wurde und kicherte leise, weil er dort so empfindsam war. Die Berührung zog seinen ganzen Körper hinab, fühlte sich einfach wundervoll an und er schloss genießerisch die Augen.

Als Ascon auch noch anfing, seine Haut nun so zu verwöhnen, war es ganz um ihn geschehen. Er seufzte immer wieder wohlig vor sich hin, drückte sich erneut an den Mann und genoss die Berührungen sichtlich, die er vorher nie bekommen hatte. Umso intensiver waren sie jetzt, und das fand der Kleine wunderschön! Ganz regungslos blieb er an den Dunkelhaarigen gelehnt sitzen, mit geschlossenen Augen und halb geöffneten Lippen, durch die immer wieder ein leises, wohliges Seufzen drang.

Viel zu schnell für seinen Geschmack hörte Ascon wieder mit den wundervollen Berührungen auf, und der Kleine murrte leise, sah ihn ein wenig enttäuscht an, horchte jedoch auf die Worte und drehte sich umständlich um. Auch wenn er nicht wusste, was das für einen Sinn haben sollte, doch er war froh, dass der Dunkelhaarige ihm dabei half, denn so einfach war das gar nicht. Es war sowieso seltsam hier, er hätte viel lieber in einem See gebadet, aber das war ihm ja hier nicht vergönnt, also musste er sich damit hier mehr oder weniger zufrieden geben.

Geduldig blieb er in dieser Stellung sitzen und wartete ab, was der Mann nun tun würde, war irgendwie schon ein wenig gespannt darauf. Angst hatte er schon lange nicht mehr, er vertraute Ascon vollkommen und stellte fest, dass dies so war, seit sie die schlimme Zeit da in der Wildnis hatten verbringen müssen... Dass so etwas Positives daraus geworden war... Das war wirklich sehr schön!

Laurin erwiderte das Lächeln scheu, das Ascon ihm schenkte, runzelte jedoch die Stirn, weil er die folgenden Worte nicht ganz verstand. Er war doch schon vollständig gewaschen, was meinte der Mann denn jetzt?!

Wenige Augenblicke später sollte er es erfahren, als nämlich auf einmal etwas Nasses über seinem Kopf ausgebreitet wurde. Erschrocken quietschte er auf, verkrampfte sich und sah den Mann entgeistert an.

»W-was... was tust du da?!«, rief er aus und erschauderte. Es fühlte sich einfach nur widerlich an, wie das Wasser seine Kopfhaut hinab lief, so etwas hatte er noch nie erleben müssen, und er mochte es überhaupt nicht!!

Missmutig erwiderte er den Blick des anderen und keuchte, als ihm Ascon entschuldigend einen warmen Kuss auf die Lippen drückte, der dem Kleinen schon wieder Schmetterlinge im Bauch bescherte. Allerdings änderte sich nichts an seinem Missfallen daran, dass der Dunkelhaarige jetzt auch noch so ein komisches Zeug nahm, und seine empfindsamen Haare damit einrieb, die entsprechend seiner Stimmung empört flackerten. Daran konnten auch die besänftigenden Worte und das sanfte Streicheln in seinem Gesicht nichts ändern.

Bevor der Junge jedoch noch etwas sagen konnte, was er zweifelsohne sehr gerne getan hätte, ergoss sich auch schon wieder ein Schwall Flüssigkeit über seine Haare und er fiepte frustriert auf und versuchte, sich dagegen zu wehren. Aber es war schon zu spät, erneut hingen seine sehr langen Haare in klatschnassen Strähnen herunter und Laurin wusste überhaupt nicht, was er davon halten sollte, zumal der Mann ihm auch noch diese bescheuerte Frage stellte! Den Kuss erwiderte er diesmal gar nicht, zu sehr war er von Emotionen überrollt.

»Ob es so schlimm war?!!!«, entrüstete er sich empört und seine Haare flackerten erneut heftig. »Es ist ekelhaft! Die säubern sich von selber, da muss kein Wasser rauf, und so ein ekelhaftes Zeug auch nicht!! Und weil wir hier drinnen sind und keine Sonne, werden sie auch in nächster Zeit nicht trocknen, wie soll ich denn dann rumlaufen? Die sind total schwer!!!«

Er zog ein verdrießliches Gesicht und fing an zu schmollen. Er war sauer mit Ascon. Dieser hätte ihn wenigstens fragen können, oder ihn vorwarnen, so dass er es noch hätte verhindern können, aber nein!!

So aufgebracht, wie Laurin war, Schmusen wollte er immer, also ließ er sich dennoch bereitwillig an die breite, bequeme Brust ziehen und sich besänftigend streicheln. Mehr sagen tat er jedoch nicht, und seine Haare flackerten noch immer leicht, was anzeigte, dass er keineswegs friedlich war.

Toll, was sollte er denn jetzt machen?! Es hing doch alles im Weg, er konnte sich nicht mal die Frisur machen, das ging nicht mit nassen, schweren Haaren! Und laufen konnte er damit schon gar nicht! Und hier war kaum Licht, wer wusste, wann er mal wieder in die Sonne durfte, damit sie trockneten...

Leise schniefte er, weil er sich Sorgen machte. So etwas war ihm noch nie passiert, seine Haare waren so empfindsam, und er wusste nicht, was mit ihnen passierte, wenn sie so lange nass blieben...

Die Wut war der Angst gewichen und er zitterte leicht, als er sich noch enger an den Mann drückte und einige Silberperlen ins Wasser tropften.
 

***
 

Verwirrt blickte Amien auf, als der Mann ihm sagte, dass er es lassen sollte, sich da anzufassen. Was war denn bitte so schlimm daran? Das verstand er nicht, doch noch bevor er noch nachfragen konnte, hörte der andere auch schon auf, ihn zu streicheln und der Kleine murrte enttäuscht und sah ihn fragend an. Er verstand das alles nicht, und war noch nicht ganz wach. Zu überrumpelt war er von dem Traum und seiner körperlichen Reaktion.

Der Galadhrim sah auf, als der Dunkelhaarige aufstand und ihm eine Decke in den Schoß drückte, nur um ihn dann ein Stück wegzuschieben und sich neben ihn auf den angewärmten Stoff der Couch zu setzen. Verwirrt musterte der Junge die Decke, kuschelte sich aber schließlich darin ein und versuchte, die komischen, ungewohnten Gefühle zu ignorieren, die gerade in ihm vorherrschten. Lag das alles an dem Traum? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es auch unter den Galadhrim sehr selten war zu träumen.

Schließlich, als Tarêk sich endlich bequem hingesetzt hatte, sah Amien wieder aus großen, verwirrten Augen zu ihm auf und legte eine Spur betteln mit in seinen Blick. Er wollte sich wieder auf den Schoß des anderen kuscheln, das war so gemütlich gewesen, er wollte da wieder hin!

Der Kleine strahlte, als der Dunkelhaarige schließlich doch nachgab, kicherte und freute sich riesig. Seine Haare strahlten erneut und seine Haut verlor auch ganz allmählich den transparenten Schimmer, so dass sie wieder leicht bläulich aussah, wie zuvor auch.

Er krabbelte geschickt auf den Schoß des anderen, rollte sich darin ein und lächelte ihn von unten herab an, strahlte richtig. Die Decke hatte er dabei zur Seite geschoben, weil er den Druck auf seiner Haut gerade nicht spüren wollte. Der Junge fühlte, dass er zu Tarêk gehörte, dass der Mann genau der Richtige für ihn war, und die Gewissheit seines Traumes erfüllte ihn mit Freude, denn nun war er selbst wirklich sicher, dass die Beziehung zu dem Dunkelhaarigen niemals negativ für ihn sein konnte, wenn er schon die Bestätigung durch so einen seltenen Traum hatte...

Die Worte des Anderen rissen ihn aus seinen Gedanken und er blickte aus seinen klaren Augen wieder auf und legte den Kopf schief.

Der Mann wollte ihm alles erklären? Der musste ja viel wissen... Aber obwohl... über die Galadhrim schien er nicht wirklich viel zu wissen, das hatte sich ja vorher schon bestätigt...

Trotzdem beschloss Amien, seine heißen, dringenden Fragen loszuwerden, die sich in seinem Kopf stapelweise ansammelten. Bevor er noch überlegen konnte, wie er sie stellen sollte, platzte es schon aus ihm heraus:

»Naja... ganz viel... Wieso ist das so warm da unten und so komisch, ich hab doch gar nichts gemacht, und wieso gerade jetzt, und warum du nicht und wieso und vorher hatte ich’s doch auch nicht und wieso darf ich nicht anfassen? Ist doch nicht schlimm, wollte doch nur herausfinden, was da los ist...«

Fragend sah er ihn aus großen Augen an, wusste, dass es ein wenig durcheinander gekommen war, aber er konnte es nicht anders formulieren, so war es nun mal in seinem Kopf drin!

Der Junge zappelte ein wenig, weil er dringend auf die Antwort des Mannes wartete und unbedingt wissen wollte, was denn nun mit ihm los war und vor allem, warum!!
 

Geduldig wartete der Mann bis Amien sich bei ihm eingekuschelt hatte und legte dann seine Hand auf den Arm des Kleinen, wo er ihn sachte mit dem Daumen streichelte. Eine Weile herrschte eine angenehme, aber doch irgendwie spannende Stille zwischen ihnen, in der der Junge zu überlegen schien, was er nun fragen wollte. Aber wirklich geordnet fragte Amien dann doch nicht und Tarêk musste lachen, als er den ganzen Wortschwall hörte. Da war aber einer neugierig!

Amien war so wissbegierig wie ein kleines Kind und so wie der Junge aussah, war er fast noch ein Kind. Tarêk ahnte ja nicht, wie alt der andere wirklich war! Aber das war ihm eigentlich auch gar nicht so wichtig. Was zählte war die Bindung, die er bereits teilweise eingegangen war und die er – zugegeben – ungern rückgängig machen würde.

Dann besann er sich aber auf die Fragen, die ihm der Kleine gestellt hatte und überlegte, wo er am besten anfangen sollte. Er war zwar recht gut, solche Dinge rüber zu bringen, aber ob Amien ihn überhaupt verstand, war eine andere Frage, denn schon im Hangar hatte der Jüngere mehr als unwissend dagestanden.

»Also.. Du hast doch geträumt, nicht wahr?«, fing er einfach mal mit einer Frage an und schaute in die großen Augen, die aufmerksam zu ihm aufsahen. Amien nickte.

»Siehst du.. Du hast von etwas Schönem geträumt, von einer Person die du sehr gerne hast und deswegen ist dir sehr warm geworden. Das, was du geträumt hast, hat deinen Körper reagieren lassen, es hat dich erregt. Das ist eine ganz normale Reaktion.« Tarêk ließ außer Acht, dass es sich bei der Person, die er meinte um ihn selber handelte. Er wusste es, weil der Kleine im Schlaf gesprochen hatte und da hatte er ganz genau seinen Namen gehört, aber das tat ja jetzt nichts zur Sache.

»Ich bin nicht erregt, weil ich nicht geträumt habe, so wie du..«, setzte er noch hinterher, als ihm der Part von Amiens Frage wieder in den Sinn kam. Leicht stupste er dem Jungen dabei auf die Nase und fand es süß, wie dieser dabei leicht die Augen zusammenkniff, bevor er ihn wieder wissbegierig anschaute, mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den zarten Zügen. Tarêk seufzte lautlos. Dieser Blick! Wenn der Kleine wüsste, dass er bei ihm damit fast alles erreichen konnte... Aber zum Glück war das noch nicht so.

»Hm.. und du hast mir doch selbst erzählt, warum es vorher nicht möglich für dich war erregt zu werden«, bemerkte er dann. »Du hast mir erzählt, dass du erst mit deinem ersten Kuss geschlechtsreif wirst und wenn du geschlechtsreif bist, dann willst du dich automatisch fortpflanzen, das heißt, Kinder zeugen. Dafür brauchst du dann das zwischen deinen Beinen und es muss funktionieren...« Innerlich verdrehte der Mann über sich die Augen. Oje.. er hoffte, dass Amien das jetzt gerafft hatte, denn er wusste nicht, wie er das noch einfacher darstellen sollte.

»Und man fasst da nicht an, wenn andere zuschauen können..«, meinte er zum Schluss noch aufklärend. »Das macht man einfach nicht. Wenn man es beim Sex, also miteinander schlafen berührt ist das in Ordnung, aber nicht einfach mal so, es sei denn du musst dich erleichtern.«

So.. das war alles gewesen. Der Dunkelhaarige überlegte noch einmal, doch er glaubte alles beantwortet zu haben, was in dem Gewirr der gesamten Frage gesteckt hatte.
 

Der Kleine sah ihn aus großen Augen wissbegierig an und rührte sich nicht, als der andere anfing mit dem Erklären. Er nahm alle Informationen in sich auf und nickte eifrig, als er die Frage hörte. Ja, er hatte geträumt, sogar ziemlich intensiv. Hatte man ihm das so angesehen? Und ja, ihm war warm geworden, der Stoff von dem Ding auf dem sie saßen war ja von ihm auch ganz warm gewesen, und er hatte ja auch von Tarêk geträumt, den er sehr gerne hatte. Gut, soweit kam er ja noch mit. Aber warum hatte sein Körper dann reagiert? Eben weil das so schön war? Gut, wenn er annahm, dass es so war, dann machte das ja wirklich schon Sinn, denn der Traum an sich war ja etwas ganz Besonderes, also war es schon logisch, dass sein Körper da reagieren konnte...

Nachdem er für sich ausgewertet hatte, dass er das verstand, nickte Amien zu sich selbst und sah den Mann wieder lächelnd und weiterhin an und kniff die Augen zusammen, als dieser ihm so komisch auf die Nase stupste. Das kannte er nicht, aber es fühlte sich nicht negativ an, nein, er mochte es, also lächelte er und war immer noch ein wenig zapplig, wartete ungeduldig darauf, dass der Dunkelhaarige weiter sprach.

Als es dann zu dem Thema der Fortpflanzung kam, kaute der Kleine an seiner Unterlippe herum und erwiderte leise:

»Ja... das weiß ich ja... Aber ich wusste nie so genau, wie das funktioniert, weil bei uns ist es so, dass derjenige, der geschlechtsreif wird, die Kinder nicht zeugen kann, sondern sie bekommt... Weil... na ja, meine Eltern haben mir erklärt, weil er«, der Junge zeigte auf sein Anhängsel, indem er die Beine spreizte und drauf zeigte, »ja dann noch nicht so groß ist, und dann kann man noch keine Kinder zeugen. Aber kriegen kann man welche. Und wenn man dann den Partner wechseln sollte, oder später eine Richtige Verbindung eingeht, dann kriegt immer der mit dem Kleineren die Kinder... Und der andere kann sie Zeugen... Aber so ganz habe ich das nicht verstanden, auch wenn meine Eltern versucht haben, mir das zu erklären... Weil, wozu brauche ich das dann, wenn ich gleich einen Partner am Anfang finde, der größer ist und sowieso die Kinder zeugt? Dann brauche ich es doch gar nicht?«

Er schüttelte den Kopf und sah ihn wieder aus großen Augen an, beschloss aber, zunächst weiter zuzuhören und rollte sich wieder ein, weil er merkte, dass es dem Dunkelhaarigen nicht gefiel, wenn er die Beine spreizte und es ihm zeigte.

»Versteh ich nicht«, meinte er auf die Ausführung mit dem Berühren hin und zog die feinen Augenbrauen zusammen. »Ist doch ein Teil meines Körpers, wieso darf ich es nicht vor anderen zeigen? Die haben doch das Gleiche? Und was ist „Erleichtern“? Und „erregt“?«

Die Augen waren fast so groß wie Baumscheiben, denn der Kleine kapierte es nicht alles so ganz. Aber er war so neugierig, dass er unbedingt alles wissen wollte, und deshalb wartete er wieder gespannt auf Erklärungen, machte es sich wieder auf dem Schoß des Mannes bequem und versuchte, seine Gedanken zu ordnen und dem anderen nebenbei zuzuhören.
 

Erleichtert atmete Tarêk aus, als er beobachtete wie der Kleine langsam zu sich selbst nickte. Puh.. da hatte er ja noch einmal Glück gehabt. Zumindest etwas war dem Jungen verständlich gewesen. Dann begann Amien zu sprechen und erzählte ihm wieder die Sache mit dem Kinder bekommen. Tarêk runzelte die Stirn. Er konnte das immer noch nicht so ganz glauben und war dementsprechend skeptisch.

Aber irgendwo schien es auch logisch zu sein. Naja.. so war das eben und vielleicht sollte er sich mit den Tatsachen abfinden. Außerdem würde er es ja sehen, irgendwie..

Aufmerksam hörte er dem Jüngeren weiter zu und seufzte, als Amien wieder die Beine auseinander machte und erneut auf sein Glied zeigte. Richtig schlau wurde er aus der Erklärung aber auch nicht. »Also.. du hast doch gesagt, dass ihr euch bei eurem ersten Kuss auf einen Partner einstellt und das ihr, wenn ihr miteinander geschlafen habt, den Partner nicht mehr wechseln könnt? Wie kann es da sein, dass du von Partnerwechsel sprichst..«, fragte der Dunkelhaarige nun und zog sicherheitshalber wieder die Decke über Amiens Schoß, weil er da sonst dauernd hinstarren würde.

»Hm.. Also derjenige, der größer ist, befruchtet dann den Partner... «, wiederholte der Mann nachdenklich. Irgendwie war das verwirrend, mit dem Kinder kriegen und der Bindung und sowieso. Aber okay. Er bemühte sich, es zu verstehen.

Bei Amiens nächster Frage merkte er jedoch wieder auf und lächelte leicht.

»Na du brauchst das da unten, weil du ja Stoffe, die du nicht verdauen kannst wieder ausscheidest..«, drückte Tarêk es ganz einfach aus. Er wunderte sich, dass Amien davon keine Ahnung hatte und vermutete schon, dass es da auch wieder etwas gab, was er nicht von dem Jüngeren und dessen Rasse wusste.

Aber da gab es bestimmt noch tausende von Dingen!

Dann überlegte er wieder, wie er dem Kleinen die andere Frage am besten beantworten konnte, ohne sich selbst in irgendwas rein zu reiten. Doch dann hatte er eine Idee, gegen die sich zwar sein Kopf wehrte, aber sein Körper war davon reichlich begeistert. Die samtigen Lippen des Kleinen hatte er schon die ganze Zeit vor Augen und der Gedanke daran diese zu küssen und die zarte Haut zu streicheln glomm ebenfalls stetig in seinem Inneren, obwohl er versucht hatte diesen so gut es ging zu ignorieren.

Sanft bedeutete er dem Jüngeren sich auf zu setzen. Zuerst wusste Amien gar nicht, was er von ihm wollte, doch er sah ihn nur fragend an, während sich der Kleine auf seinen Schoß setzte.

Tief schaute Tarêk dem Jungen in die Augen, näherte sich langsam dessen Gesicht und küsste ihn dann ganz zart auf die halb geöffneten rosa Lippen. Dabei ließ er seine großen Hände liebevoll über Amiens Rücken streicheln, massierte die Muskeln ein wenig und begann dann den Jüngeren im Nacken zu kraulen.

Nach einer Weile löste er den Kuss ein wenig und schaute dem Kleinen wieder in die bereits verklärten verdunkelten grauen Augen.

»Fühlst du das.. in deinem Bauch, auf deiner Haut.. All diese schönen Gefühle versetzen dich in einen Zustand der Erregung und je weiter man sich streichelt, küsst und liebkost, desto größer wird diese Erregung.. «, erklärte der Dunkelhaarige mit angerauter Stimme, nahe an Amiens Lippen.

Tarêk lächelte wieder, als ihm noch ein vorwitziger Gedanke kam. »Und dafür brauchst du dieses Anhängsel da zwischen deinen Beinen auch..«, grinste er nun.

»Damit du Lust empfinden kannst.. «

Der Ausdruck auf dem Gesicht des Jüngeren war goldig. Tarêk sah genau die verschiedenen Gefühle, die sich in den dunkelgrauen Iriden spiegelten und immer wieder wechselten.
 

Der Kleine lächelte, als er die Frage des Mannes hörte und legte den Kopf leicht schief, nickte aber zu dessen Bemerkung. Diesmal überlegte er, wie er es ausdrücken sollte, damit Tarêk ihn verstand.

»Also«, meinte er nach einiger Zeit zögerlich, »Das Küssen ist ja nur eine Sache. Damit ist ja noch nicht alles besiegelt, es kann ja sein, dass die Eltern nicht wollen, oder dass man sich streitet. Und dann findet man halt vielleicht nach einiger Zeit einen neuen Partner. Oder es kann sein, dass der Partner eingeht, weil er Kummer hat. Weil eigentlich können wir gar nicht sterben, nur an Kummer oder an einer bösen Krankheit, aber das haben mir nur meine Eltern erzählt, das soll nicht so oft vorkommen, bei uns noch nie. Sie haben es nur in Büchern gelesen... Naja und wenn sich zwei finden, weiß man immer, wer mehr Erfahrung hat, und der zeugt dann die Kinder. Aber man kriegt ja nicht gleich Kinder, wenn man sich vereinigt, das passiert ja nur bei der Befruchtung, und dafür spielen ganz viele Faktoren eine Rolle... Welche, weiß ich aber auch nicht so genau, auf jeden Fall passiert es irgendwann...«

Er lächelte.

»Früher konnte ich die Kleinen nicht leiden, aber jetzt finde ich sie ganz okay... Aber ich hatte nie viel mit ihnen zu tun, weil Geschwister hab ich keine und ansonsten mögen mich ja die meisten nicht, weil ich immer den Wald erkunden gehe...«

Sein Blick wurde ein wenig traurig und er hatte eher zu sich selbst gesprochen, blickte aber auf, als der Dunkelhaarige weiter redete.

Jedoch verstand er das absolut nicht, was der Mann von ihm wollte.

»Ausscheiden?«, wiederholte er verständnislos. »Da... da kommt was raus?« Verwirrt zog er das Tuch von seinem Schoß und tippte gegen sein Anhängsel.

»Da ist noch nie was rausgekommen. Ist das nicht komisch? Wie soll das funktionieren???«

Das verstand er nicht, und seine großen Augen studierten die Gesichtszüge von Tarêk, weil er eine Antwort darauf haben wollte, die möglichst ausführlich war. Er war so wissbegierig, er musste immer alles ganz genau wissen, vielleicht mochten ihn die meisten Leute aus seinem Volk deshalb nicht, weil er so viel nachfragte... Aber wenn er es doch nun einmal wissen wollte?

Amien war ganz überrascht, als er sich aufsetzen sollte, tat es jedoch, indem er sich ausrollte und dann aufrichtete und blickte den Dunkelhaarigen aus noch immer großen Augen fragend an.

Doch dann bekam er einen Kuss, der sich so schön anfühlte, dass er dahin schmelzen konnte. Hm... er liebte es, den anderen auf diese Art und Weise spüren zu dürfen, es war einfach herrlich und er erschauderte, spürte, wie kleine Schmetterlinge in seinem Bauch zu tanzen schienen und drückte sich den zarten, liebkosenden Berührungen entgegen, die sich so schön anfühlten, wie sich sein Traum angefühlt hatte. Seine Haut kribbelte und seine Körpertemperatur erhöhte sich sofort spürbar.

Als der Mann sprach, blickte er wieder aus leicht lustverhangenen Augen zu ihm auf und lauschte auf die Worte, nickte leicht, weil die Beschreibung seine Gefühle perfekt traf und lächelte leicht und glücklich, weil es sich gut anfühlte. Als er jedoch die letzte Erklärung vernahm, runzelte er wieder leicht die Stirn und betrachtete sein Anhängsel erneut, merkte, dass es immer noch oder schon wieder so komisch war... Als hätte es ein Eigenleben... Aber der Mann schien recht zu haben, dass er damit Lust empfinden konnte, weil, vorher hatte es ja noch nicht funktioniert und da hatte sich auch nie etwas so schön angefühlt, wie gerade eben...

»Ich glaube, das verstehe ich«, sagte er leise und ein wenig verträumt, blickte ihn wieder vollkommen zufrieden an und sah dann wieder auf sein Anhängsel.

»Und... und wie bekommt man das wieder weg? Oder... oder bleibt das jetzt so?!«

Dieser Gedanke erschreckte ihn ein wenig, weil, wie sah denn das aus, wenn das jetzt so komisch blieb?!
 


 

Tbc…
 

© SusycuteXdesertdevil6

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sooo.. da sind wir mal wieder.. zum dritten Mal in Folge pünktlich ^^

Ich hoffe Ihr hattet bei den vergangenen zwei Pitelchen euren Spaß und dass dieses Kapitel mindestens genauso gut ankommt..

Mit der eigentlichen Story gings bisher nicht so schnell voran, aber es wird wieder besser ^^

Jaaa.. dann viel Spaß auch diesmal.

Kritik oder Lob.. alles ist erwünscht.

Rechtschreibfehler sind kostenlos und zum mitnehmen.

*smile*
 


 

Lost in your eyes 14
 


 

Dann hörte er die leise samtige Stimme des Hellhaarigen und öffnete wieder die Augen, leckte sich unbewusst über die Lippen, als sein Blick über den zarten Körper wanderte und als er dann noch beobachtete, wie Amiens Zunge sich über die weichen nachgiebigen Lippen schob und diese befeuchtete, war es um ihn geschehen und Tarêk gab der Versuchung nach.

Sanft legte er seine Hände an die Hüften des Kleineren und zog ihn ein wenig dichter an sich, platzierte sich an dessen Eingang und drang langsam und vorsichtig in den Jüngeren ein.

Ein langes Keuchen entkam seinen Lippen und der Mann stöhnte gleich darauf, denn die samtene Enge fühlte sich einfach nur unbeschreiblich an. Es war, als würde der Kleine sich ihm perfekt anpassen und kurz darauf steckte er tief in ihm drin, spürte, wie Amien sich immer wieder leicht um ihn verengte und ihn ganz verrückt damit machte.
 

Natürlich merkte er, dass der Mann Zweifel hatte und irgendwie mit sich rang. Aber Amien wagte nicht, sich einen Zentimeter zu bewegen, denn er wollte, dass sich Tarêk von alleine für ihn entschied. Schweigend betrachtete er den größeren, sah die Hände, die verkrampft waren und fing an, an seiner Unterlippe herumzunagen. Vielleicht war das alles doch keine so gute Idee gewesen... Der Dunkelhaarige wollte offenbar nicht, sonst hätte er doch schon schneller reagiert, doch gerade, als sich der Galadhrim mit feuchten Augen zurückziehen wollte, spürte er die großen Hände des Mannes auf seinen Hüften, die ihn noch näher an den schönen Körper zogen, der den Hellhaarigen von Anfang an so fasziniert hatte. Mit zarten Fingerspitzen strich er über die dunkle Brust, umrundete die Brustwarzen dabei unbewusst, und sah mit einem lächelnden Gesicht nach oben, als er spürte, wie sich die Erregung des Dunkelhaarigen langsam in ihn drückte. Hell stöhnte er auf, warf den Kopf in den Nacken und krallte sich an den kräftigen Schultern fest. Sofort spürte er, wie sich seine Muskeln eng und ruckartig um den anderen zusammen zogen, sich sein Körper somit vollends auf Tarêk einstellte, ihn zu seinem Partner machte. Von nun an würde er mit niemand anderem mehr schlafen können, doch das machte dem Hellhaarigen überhaupt nichts aus. Er hatte den Mann sehr gerne, und schenkte ihm deshalb ja auch sein erstes Mal, über das er sich keine Gedanken gemacht hatte, deswegen hatte er auch keine Angst.

Es fühlte sich wundervoll an, wie es tief in ihm pochte, es war so richtig, das wusste er, und Amien wusste in diesem Moment auch, dass ihn niemand mehr von Tarêk trennen konnte, nie wieder!

Erneut stöhnte er hell auf und öffnete seine Augen einen Spalt breit, um seinen Liebsten anzusehen und sich dann herunterzubeugen, um ihn leidenschaftlich auf die heißen Lippen zu küssen. In diesem Moment waren alle Gedanken beiseite geschoben und instinktiv hob er seine Hüfte wieder an, klammerte sich dabei an dem Größeren fest und keuchte erregt, als das Glied des anderen ihn wieder ein Stück verließ, nur um es dann wieder tief in sich hinein zu drücken, wobei er selbst noch so eng war wie zuvor, und das würde sich auch nicht ändern. Und dadurch, dass er sowieso von Natur aus an dieser Stelle schon feucht war, machte es die ganze Sache noch leichter.

Amien liebte die Geräusche des anderen, die anzeigten, dass es diesem ebenso gefiel und quietschte leicht als er sah, dass sein eigenes Anhängsel schon wieder in die Höhe stand! Ging das wirklich so schnell?

Das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen! Aber es fühlte sich wundervoll an, seinen Partner immer wieder so tief in sich spüren zu dürfen, das Gefühl war wirklich einmalig! Sein Körper zeigte dieses Wohlwollen natürlich auch an. Die Haare des Galadhrim schienen so hell wie noch nie, sein Körper war von einem leichten, schimmernden Silberfilm überzogen und sein Atem ging heftig. Doch sein Gesicht zeigte pures Verzücken und er keuchte immer wieder leise den Namen des anderen vor sich hin, während er sich auf den Gefühlen der Lust treiben ließ.
 

Als Tarêk vollends in dem Kleinen versunken war, blieb er für einen Moment ruhig, gab Amien Zeit sich an ihn zu gewöhnen und betrachtete sich den Jungen unter halb geschlossenen Lidern. Der Hellhaarige wirkte wie ein Elf. Die weiche Haut schimmerte unendlich zart und ein heller Schein schien den anderen zu umgeben, ein Leuchten, das Tarêk erstaunte, aber gleichzeitig auch irgendwie glücklich machte.

Das der Kleine die Finger in seine Schultern gekrallt hatte, bemerkte der Mann kaum. Er war im Augenblick viel zu sehr auf seine eigenen Empfindungen konzentriert, die Hitze, die sich in seinem Körper ballte war unglaublich und seine Erregung schien von Sekunde zu Sekunde noch zuzunehmen. So intensiv hatte er Sex nie empfunden und Tarêk spürte, das es nur mit Amien so sein würde. Der Junge würde von nun an der Einzige für ihn sein, das war jetzt sicher!

Noch weiter kam der Dunkelhaarige nicht mit seinen Gedanken, sondern ging voll auf den verlangenden Kuss ein, der ihm von dem Jüngeren aufgedrückt wurde und erwiderte ihn stürmisch.

Amien war zwar unerfahren, was solche Dinge anging, aber dafür ging der Kleine ganz schön ran, forderte ungehemmt Zärtlichkeiten und Liebkosungen ein und Tarêk gab dem Jüngeren diese Zuwendung gerne.

Leicht grinste er in den Kuss, als er mit der Zunge in Amiens Mund eindrang und begann den Kleinen heraus zu fordern. Sofort versuchte dieser es ihm nach zu machen, doch Tarêk war geschickt und drängte die kleine freche Zunge immer wieder zurück.

Kurz darauf vergaß er ihr Spielchen jedoch, denn Amien begann schließlich seine Hüfte ein bisschen an zu heben und verengte sich dabei automatisch um ihn, was dem Dunkelhaarigen ein tiefes Stöhnen entlockte. Als der Jüngere sich wieder auf ihm nieder ließ, glitt er erneut ganz tief in ihn und keuchte. Das war der Wahnsinn! Und Amien hatte erst angefangen...

Langsam und sinnlich ritt ihn der Kleine und Tarêk gab sich ganz seinen Gefühlen hin, küsste den Jüngeren erneut leidenschaftlich und tief und hatte die Augen genießerisch geschlossen.

Ab und an gab er Amien die Möglichkeit Luft zu schnappen, wie auch jetzt. Als er jedoch das leise Quietschen vernahm, öffnete er die Augen und sah den Kleinen fragend an, folgte dem Blick des Jungen und lächelte verschmitzt, weil Amien so niedlich drein schaute.

Sanft küsste er den anderen auf die Schläfe und strich ihm durch die Haare, glitt zu dem zarten Nacken und sah den Kleinen schmunzelnd an. »Das ist ganz normal.. «, beruhigte er ihn. »Wenn du ein bisschen mehr Ausdauer hast, dann kannst du schon ein paar Mal hintereinander.. «, gab er wissend von sich und kraulte den Jungen im Nacken, bevor er ihn wieder zu sich heran zog und erneut sinnlich küsste.

Nun begann auch Tarêk seine Hüfte zu bewegen und versuchte fester und schneller in den Kleinen zu stoßen. Sein Verlangen wuchs immer weiter an und sein Atem ging bereits ganz unregelmäßig, genauso wie Amiens.

Letztendlich legte er seine Hände wieder auf die schmalen Hüften und beschleunigte ihren Rhythmus, stöhnte und keuchte immer wieder und spürte seinen Höhepunkt unaufhaltsam herannahen. Bevor er aber kommen konnte, umfasste er Amiens Glied und rieb es im Takt zu seinen Stößen. Der Kleine lernte schnell und bewegte sich nun selbst immer fordernder auf seinem Schoß, sodass Tarêk ihn wieder mit seinen Händen überall berühren und verwöhnen konnte.
 

Kichernd folgte Amien dem Mann in den Kuss, umspielte dessen Zunge, die in sein süßes Reich vorgedrungen war und versuchte, es ihm gleich zu machen, indem er sich an der Zunge das anderen vorbei in dessen Mund schummeln wollte. Das war jedoch gar nicht so einfach, und kleine Schmetterlinge tanzten in seinem Bauch, als sich ihre Zungen so leidenschaftlich berührten, denn auch dort war der Galadhrim sehr empfindsam, wie er erst jetzt feststellte.

Automatisch spreizte er seine Beine weiter, um noch dichter an Tarêks Körper heranzurutschen und sich immer wieder in einen dieser wundervollen Küsse ziehen zu lassen, in denen er immer mehr und immer schneller dazulernte. Außerdem machten ihm diese kleinen Zungenkämpfe großen Spaß, weshalb er nebenbei auch leise kicherte und den Mann verliebt und aus vor Lust verdunkelten Augen ansah, während er sich weiter auf dessen Erregung bewegte, dabei immer wieder von einem angenehmen Gefühl durchströmt wurde.

So etwas hatte er noch nie erlebt, es war ein sehr schönes Gefühl, das er nie wieder missen wollte. Jetzt konnte er schon verstehen, warum so viele Galadhrim in seinem Alter davon geschwärmt hatten. Es war wirklich wunderschön, das hätte er schon viel früher ausprobieren sollen... Aber gut, da hatte er Tarêk ja auch noch nicht getroffen, wer wusste, wen er sonst abbekommen hätte... Wahrscheinlich wirklich niemanden...

Aber darüber wollte er sich jetzt keine trübseligen Gedanken machen. Er war jetzt hier, bei dem Mann, den er als Partner wollte und der ihn faszinierte. Sie liebten sich und die Gefühle waren einfach nur wunderbar...

Genießerisch schloss er die Augen, als er die Hände des Dunkelhaarigen überall auf seinem Körper spürte und keuchte, als der Mann ihn noch enger in seinen Schoß drückte. Tief erschauderte er, stöhnte hell auf und zog sich mehrmals um Tarêk zusammen, um seine Bewegungen anschließend wieder aufzunehmen.

Tief errötete der Kleine, als ihm der Ältere erklärte, dass er mehrmals hintereinander kommen konnte und musterte seine eigene kleine Erregung skeptisch. Aber dann zuckte er mit seinen Schultern. Das war ja umso besser, dann konnte er diese Gefühle noch länger fühlen...

Sanft lächelte er den Dunkelhaarigen an und stöhnte hell auf, als dieser ihn in seinem Schritt berührte, um ihn dort extra zu verwöhnen. Der Atem des Galadhrim ging schon ganz schnell und er spürte, wie Tarêk in ihm immer härter und größer wurde und dass er es wohl kaum noch aushielt. Auch er selbst spürte es ganz langsam wieder herannahen, dieses wundervolle Gefühl... Und nebenbei verwöhnte ihn der Mann auch noch so wundervoll, es war herrlich! Die schmalen Finger des Jungen lösten sich aus den Schultern des anderen und er fing ebenfalls an, die Brust des Größeren liebevoll zu verwöhnen, hatte dabei seinen Kopf in den Nacken gelegt und atmete schnell und unregelmäßig. Immer wieder verengte er sich stark um seinen Partner und drückte sich eng an ihn, während seine Hüfte immer schneller nach oben und wieder nach unten ging. Und dann spürte er etwas wundervoll Warmes tief in sich und hob erstaunt den Kopf...
 

Tarêk fühlte sich wie im siebenten Himmel, wo er jetzt auch noch von Amiens zarten Fingern verwöhnt wurde. Überall wo der Kleine ihn berührte, hinterließ er ein warmes Kribbeln. Seine Lenden vibrierten und der Dunkelhaarige spürte, dass er bald kommen würde. Ganz instinktiv hatte der Jüngere den Rhythmus gesteigert und drückte sich nun immer fordernder auf seine Erregung. Tief stöhnte Tarêk und rieb auch Amien etwas fester. Schweiß stand ihm auf der Stirn und seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig.

Dann ließ er eine Hand in den zarten Nacken des Kleineren gleiten und zog ihn zu einem leidenschaftlichen tiefen Kuss zu sich heran, den er erst wieder löste, als der Jüngere atemlos keuchte. Doch Tarêk war nun richtig in Stimmung, leckte über Amiens Kinnlinie und glitt dann tiefer, um dessen Hals mit sanften Küssen zu übersähen. Die Haut des Kleinen schimmerte wie Silber und war so weich und nachgiebig, dass der Mann gar nicht genug bekommen konnte. Leicht biss er dem Jungen in die Schulter und lächelte in sich hinein, als dieser daraufhin hemmungslos den Kopf in den Nacken warf und vor Lust hell stöhnte.

Besänftigend verwöhnte er dann die Stelle mit liebevollen Küssen, bevor er zu dem Ohr des Jungen glitt und sich daran mit Lippen und Zunge zu schaffen machte.

Lange hielt er das aber nicht durch, denn seine gesamte Lust strömte in seine Lenden und letztendlich ließ der Dunkelhaarige alle Zurückhaltung fallen, stieß noch zwei dreimal in den willigen Körper und ergoss sich schließlich tief und heiß in Amien, den Kopf in den Nacken werfend und den Namen des Jüngeren rau stöhnend.

Dabei vergas er jedoch nicht den Kleinen weiter zu reiben, bis dieser sich zum zweiten Mal in seine Hand ergoss. Erschöpft sah er zu, wie der schlanke Körper sich vor Anspannung durchbog und ein Laut der Erlösung über die rotgeküssten halb geöffneten Lippen strömte. Geschickt fing er diesmal Amiens Saft mit seiner Hand auf, umschlang den Hellhaarigen mit einem Arm und zog ihn besitzergreifend an seinen verschwitzten Körper. Sanft drückte er dem Kleinen einen Kuss auf die Schläfen und seufzte zufrieden, schloss noch einmal die Augen und genoss die sanften Wellen seines Orgasmus, die ihn noch durchströmten. Noch immer steckte er tief in Amien, doch es störte ihn nicht. Im Gegenteil!

Sonst hatte er das nie gemocht nach dem Sex, sondern immer schnell unter die Dusche gewollt. Aber na ja.. bei dem Jungen war sowieso alles anders und Lust ins Bad zu gehen und sich damit von dem Kleinen zu lösen, verspürte er im Augenblick überhaupt nicht. Dazu fühlte er sich viel zu matt und erschöpft.. Aber es war eine angenehme Erschöpfung und Tarêk kostete dieses Gefühl richtig aus.

»Hmm... «, schnurrte er und schnupperte an Amiens Haaren, die irgendwie auf einmal einen seltsamen Duft verströmten. Vorher hatte er diesen nur ganz schwach wahrgenommen, jetzt kam er ihm um einige Nuancen stärker vor. Das wunderte ihn. Nachdenklich sah er den Jüngeren an, der sich dicht an seine Brust kuschelte und einen glückseligen Ausdruck auf den Zügen trug. Da ihm der Kleine so nah war, konnte er deutlich Amiens Herzschlag spüren. Es fühlte sich gut an.. mehr als gut. Während er Amien so anschaute, wurde er immer ruhiger und spürte wie sich ein Glücksgefühl in ihm ausbreitete... Das ließ den Mann die Stirn runzeln und er stupste den Jüngeren an, der ebenfalls leise angefangen hatte zu schnurren.

»Sag mal.. «, meinte er leise. »Was hast du mir noch nicht erzählt? Irgendwas muss es da geben, was nach dem Sex passiert.. Ich fühle mich so komisch! Als wenn sich deine Stimmung auf mich überträgt.. und ich glaube riechen kann ich auch viel besser, aber ich kann mich auch täuschen.. «, begann Tarêk sich laut zu wundern und sah Amien dabei auffordernd an. »Was hast du mir verschwiegen, du kleiner Frechdachs.. « Fragend wanderte er seiner Augenbrauen in die Höhe und verdeutlichte seine Wissbegier.
 

Alle Sinne des Galadhrim schwanden, als der Mann ihn so verwöhnte, wie er das noch nie in seinem Leben erfahren hatte. Er lernte gleich, wo seine empfindsamen Stellen waren und hielt sie Tarêk nach diesem neuen Wissen auch hin, legte seinen Kopf schief und bot ihm seine empfindsamen Ohren an. Laut stöhnte er, als er die Lippen und die Zunge des anderen daran spürte und ein Zittern lief durch seinen Körper, das sowohl seine Haut, als auch seine Haare erfasste und ihn fast um den Verstand brachte. Das Beißen des Dunkelhaarigen machte ihn ebenfalls schrecklich an, so dass er leise keuchte und sich noch enger an den anderen drückte. Dieser konnte ihn ja nun nicht mehr verletzen, da sie Partner waren, von daher hatte der Biss einen ganz anderen Effekt als wenn sie noch nicht zusammen gewesen wären...

Der Galadhrim spürte, als der Mann kam, denn dessen Stimmung veränderte sich und er warf den Kopf in den Nacken und stöhnte Amiens Namen. Das gefiel dem Kleinen. Er strahlte über das ganze Gesicht, als hätte er etwas Verbotenes getan und keuchte, als Tarêk ihn weiter rieb. Erneut klammerte sich der Kleine an den Schultern des Mannes fest, zuckte mehrmals mit der Hüfte nach vorne, wobei es ihn nicht im Geringsten störte, dass sich sein Partner noch in ihm befand und kam schließlich mit einem leisen Aufschrei heftig in dessen Hand.

Danach musste er sich erst einmal ausruhen. Er war es nicht gewöhnt, zu kommen, schon gar nicht zweimal und sein Kopf sank an die Brust des Dunkelhaarigen hinab, wo er erst einmal nach Luft rang, obwohl er damit ja eigentlich keine Probleme hatte. Er fühlte sich einfach wundervoll, so befreit und erlöst, es war herrlich, und es war schön, dass dieses Gefühl auch noch eine ganze Weile blieb. Immer wieder verengte er sich um den Größeren, bis dieser schließlich ruhig, eng und tief in ihm gebettet blieb. Das gefiel Amien, und er zog seine Beine etwas an seinen Körper, schlang die Arme um den Hals von Tarêk und kuschelte sich an dessen Brust, von der er schon zu Anfang das Hemd gestreift hatte, um besser an die schöne Haut heran zu kommen. Es war wundervoll und der Galadhrim war glücklich, richtig gehend glücklich. Er strahlte vor Zufriedenheit und hatte die mit langen, silbernen Wimpern besetzten Augen geschlossen.

Erst, als er Tarêks Stimme hörte und angestupst wurde, hob der Junge den Kopf und blinzelte, um sich wieder in der Realität zurecht zu finden. Er strahlte noch immer vor Freude und schnurrte, weil es ihm so gefiel.

Amien hob die fein geschwungenen Augenbrauen in die Höhe und fing an zu kichern, als er die Worte des Mannes hörte. Es stimmte, er hatte es wirklich vergessen zu erwähnen, weil er einfach nicht mehr daran gedacht hatte. Irgendwie hatte der Kleine es nicht für wichtig gehalten, dem anderen das zu sagen, weil er sowieso nicht angenommen hatte, dass sie so schnell Partner werden würden. Natürlich freute er sich riesig darüber, aber nun musste er die Konsequenzen auch erklären, die er vorher vergessen hatte zu erwähnen.

Er grinste immer noch über beide Ohren, schmiegte sich an den anderen und hatte ihn noch immer eng umschlossen in sich.

»Naja«, meinte er unschuldig und lächelte. »Ich habe mal irgendwann gehört, dass wenn ein Galadhrim mit einem aus einem anderen Volk zusammen ist, das dann beim ersten Mal einige Eigenschaften auf den jeweils anderen übergehen können. Welche, das ist aber nicht bekannt... Weil Fremde waren ja vor euch noch nicht bei uns und ich kenne nur einige Geschichten, die von anderen Galadhrimvölkern erzählt worden sind... Und die Eigenschaften bleiben dann auch für immer... Kann ich mir zwar auch nicht vorstellen, aber na ja...«

Er zuckte mit den Schultern und sah Tarêk warm an, lächelte und machte einen Unschuldsblick, wie um ihn um Verzeihung dafür zu bitten, dass er vergessen hatte, ihm davon zu erzählen. Dabei sah er so engelsgleich und unschuldig aus, dass man ihm eigentlich nicht böse sein konnte. Nur seine blitzenden Augen zeugten davon, dass er nicht so brav war, wie er eigentlich aussah.
 

Wie ein Kätzchen hatte Amien sich an ihn gekuschelt und schnurrte leise vor sich hin, was das niedliche Bild noch perfektionierte. Auf seine Frage kicherte der Kleine zuerst nur, doch Tarêk wartete einfach ab. Der Junge würde ihm das schon noch erklären, da war er sich ganz sicher. Und wirklich! Nach einer Weile hob der Hellhaarige den Kopf und lächelte ihn an, als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Tarêk wusste es natürlich besser, blieb jedoch ruhig und lauschte den Informationen, die der Kleine preisgab.

Unmerklich schüttelte er den Kopf und konnte nicht fassen, dass es so etwas wirklich gab. Er hatte ja schon viel erlebt und gesehen auf den Planeten, die sie erobert hatten. Aber dass beim Sex Eigenschaften und Fähigkeiten zwischen den Partnern ausgetauscht wurden, davon war er einfach baff.

Was den Dunkelhaarigen aber immer noch am meisten fasziniert war, dass hier die männlichen Wesen auch Kinder bekommen konnte. Einfach unglaublich! Und so langsam glaubte er, das es wirklich so war und Amien ihn nicht nur auf die Schippe genommen hatte.

Entspannt schaute er in das feingeschnittene Gesicht des Kleineren und musste unwillkürlich Lächeln, als er schon wieder diesem Unschuldsblick ausgesetzt war. Anscheinend hatte der Junge ein schlechtes Gewissen. Na ja.. konnte er ruhig haben, dachte Tarêk, meinte es aber nicht böse.

»Du bist mir einer... «, raunte er sanft und bemerkte dann, dass er ja noch den Erguss des Jüngeren in seiner Handfläche hatte. Neugierig hob er diese und sah sich die silbrige Flüssigkeit noch einmal genauer an. »Ist das immer so?«, wollte er wissen und hob kurz den Blick, um Amien ins Gesicht zu sehen. Dann führte der Dunkelhaarige die Hand zu seinen Lippen und leckte sie ab.

Erneut schmeckte er diese unvergleichliche Süße und war wieder von neuem erstaunt. Bei Amien schien wirklich alles irgendwie süß zu sein. Während er seine Zunge über die Handfläche wandern ließ, sah er den Kleinen an, beobachtete ihn und nahm jede kleine Reaktion in sich auf.

Amien leckte sich nun selbst über die Lippen und schien zu erwarten, dass er ihm auch etwas von seinem Saft abgab. Doch Tarêk dachte nicht daran, immerhin hatte der Kleine heute schon etwas abbekommen. Als ihn dieser Gedanke überkam, musste er grinsen. Da er jedoch nicht ganz so gemein sein wollte und den Bettelblick des Jungen nicht ertrug, zog er ihn zu sich und küsste ihn sinnlich, sodass Amien sich selbst noch in dem Kuss schmecken konnte.
 

Erneut kicherte der Kleine, als er die Worte seines Partners hörte und seine Augen glänzten, als ihm erneut gewahr wurde, dass er jetzt wirklich einen Partner hatte. Jemand, der ihn gern hatte, der ihm diese wunderschönen Gefühle schenkte und der auf ihn aufpasste... Der Galadhrim konnte gar nicht anders, als vor sich hin zu strahlen und glücklich auszusehen.

Dann jedoch kuschelte er sich wieder eng an den Größeren, schmiegte seinen Kopf an dessen Brust und schnurrte erneut, weil er sich einfach so wohl fühlte. Dieses ganze Gefühl, diese Leichtigkeit und diese Befriedigung, es war herrlich!

Erst, als Tarêk seine Hand hob, sah Amien wieder neugierig zu ihm auf und blieb regungslos sitzen, wartete ab, was der Mann nun tun würde und sah ihn aus großen Augen an. Auf die Frage hin legte er den Kopf schief und runzelte die Stirn.

»Was ist immer so?«, hakte er nach und wusste nicht, was der andere meinte. »Das da?«, fragte der Junge und zeigte auf seinen Erguss in der Hand des Dunkelhaarigen, war noch immer verwirrt. »Das sieht glaube ich immer so aus... Wieso? Ist das komisch?« Er wurde ein bisschen unsicher, weil er nicht wusste, wie das des anderen aussah. Er konnte ja schlecht nachgucken.

Der Kleine wurde abgelenkt von seinen Gedanken, als der Dunkelhaarige seine Hand abschleckte und den Erguss in sich aufnahm. Leise fiepte Amien und leckte sich über seine Lippen. Er wollte auch etwas von dem leckeren Zeug haben! Das hatte ihm vorhin schon so geschmeckt... Außerdem war es gemein, wie der Dunkelhaarige ihn schon wieder ansah und ihm nichts abgab...

Ungeduldig wackelte der Junge hin und her, sah ihn aus großen Augen an und wollte auch etwas abhaben! Als ihm Tarêk wirklich nichts gab, wollte Amien schon anfangen, sich zu beschweren, doch da zog ihn sein Partner wieder eng zu sich heran und küsste ihn sanft.

»Hm...«, entkam es dem Kleinen und er schloss automatisch die Augen, öffnete seine Lippen und glitt mit seiner Zunge zu denen des Mannes, um leicht darüber zu lecken. Dann versuchte er, in dessen Reich zu kommen, um auch dort zu kosten, was sich als gar nicht so leicht erwies, aber er wollte es schaffen, wollte auch mal von dem anderen kosten, nicht immer nur dieser von ihm! Seine Hände klammerten sich wieder an den Schultern des Größeren fest und er verengte sich leicht um ihn, weil er sich so anstrengte.
 

Von dem Kuss war der Kleine ganz begeistert, dass konnte Tarêk deutlich spüren und er grinste gegen die nachgiebigen Lippen des Jungen, weil dieser vehement versuchte in seinen Mund einzudringen. Spielerisch drängte er Amiens Zunge immer wieder zurück und machte sich einen Spaß daraus, den Jüngeren ein Stück vordringen zu lassen, bevor er ihn geschickt wieder austrickste und aus seinem Reich heraus schubste.

Doch der Dunkelhaarige hatte nicht damit gerechnet, dass Amien die Sache so ernst nehmen würde. Der Kleine wollte unbedingt in seinen Mund eindringen und gerade hatte er sich entschlossen es zuzulassen, als der Jüngere sein Becken bewegte und sich dabei um ihn verengte. Tief stöhnte er auf und bot dem Kleinen damit die Möglichkeit an seiner Zunge vorbei zu schlüpfen und nun auch einmal von ihm zu kosten.

Nichts desto trotz genoss Tarêk es sehr von dem Jüngeren geküsst zu werden. Amien hatte sich bereits viel von ihm abgeschaut und der Ältere staunte nicht schlecht, wie forsch der andere an alles ranging. Das hätte er nie erwartet, auch wenn Amien von Anfang an schon ziemlich frech und fordernd gewesen war. Aber es gefiel ihm außerordentlich und so ging er auf das heiße Zungenspiel ein und stöhnte dabei ab und zu leise in den Kuss.

Da er immer noch tief in dem Jüngeren steckte, spürte er jede kleine Bewegung überdeutlich und Tarêk konnte nicht verhindern, dass er schon wieder erregt wurde.

Keuchend löste er den Kuss und sah Amien aus verdunkelten Augen an.

»Du willst es wohl gleich am Anfang wissen, was?«, fragte er etwas atemlos und überlegte, ob es nicht vielleicht besser war sich erst einmal von dem Kleineren zu lösen, damit dieser sich ein wenig erholen konnte.

»Hmm.. was hältst du davon, wenn wir beide noch einmal duschen gehen? Ich bin verschwitzt und du verklebt zwischen den Beinen.« Fragend wanderte eine seiner starken Augenbrauen in die Höhe und Tarêk ließ eine Hand zu Amiens Po wandern, wo er leicht durch die feuchte Spalte strich.

»Ach ja.. und nicht jeder hat einen silbernen Erguss...«, erklärte er dann, weil ihm Amiens Frage von vorhin in den Sinn kam. »Normalerweise ist er nur milchig weiß.. aber du bist ja was Besonderes.. «, fügte er noch grinsend an, bevor er sanft die Hüfte des Kleineren umfasste und ihn langsam von seinem Schoß hob.
 

Der Galadhrim ging ganz in dem Kuss auf. Er grinste und gab nicht auf, bis er es schließlich geschafft hatte, in den Mund des Mannes zu gelangen. Dass er dessen Stöhnen dazu genutzt hatte, fand er witzig und er bewegte seine Hüfte gleich noch einmal, um die süßen Geräusche des Dunkelhaarigen erneut zu hören. Dabei grinste er breit und löste den Kuss, leckte sich dabei genießerisch über die Lippen. Tarêk war schon einzigartig, es gefiel dem Kleinen außerordentlich gut bei ihm.

Natürlich spürte er, dass der Mann schon wieder in ihm hart wurde. Ein wenig irritierte ihn dies ja, aber er hatte nichts dagegen, es noch mal zu machen, so wunderschön, wie es gewesen war... Die Worte des Größeren irritierten ihn. WAS wollte er wissen? Ein wenig verwirrt blickte er Tarêk an, doch schließlich schüttelte er nur den Kopf. Er musste ja nicht alles wissen, zumindest heute nicht, ausnahmsweise, weil er so gut drauf war...

Das ließ Amien schon wieder fröhlich vor sich hin grinsen und als er die Worte seines Partners hörte, legte er den Kopf schief.

»Duschen?«, wiederholte er und runzelte die Stirn. Das Wort hatte der andere doch schon mal benutzt, doch ihm fiel nicht mehr ein, was das gewesen war... Eine ganze Weile überlegte er, doch schließlich erhellte sich sein Gesicht und er meinte:

»Da wo das Wasser so warm rauskam? Ja... duschen gehen!«

Er war ganz begeistert und kicherte vor sich hin, keuchte jedoch, als sich der Dunkelhaarige so unerwartet von ihm löste und ihn von seinem Schoß hob, um sich aufzurichten. Amien ließ es zu, zog sich erst wieder zusammen, als er alleine stand und sah an sich hinab. Er hatte leise gekeucht, als der andere ihn zwischen seinen Pobacken berührt hatte. Das war er nicht gewöhnt, aber irgendwie fühlte es sich schön an...

»Bin doch gar nicht verklebt...«, meinte er plötzlich und rieb die restlichen Spermaspuren von seinem Körper, die ihn als Silberstaub verließen. Dann verrenkte er sich kurz, um sich überall zu betrachten und schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was Tarêk meinte, aber duschen wollte er dennoch, darauf freute er sich schon!

Lächelnd lauschte er den Erklärungen und legte den Kopf dabei schief.

»Milchig? Was ist milchig?«, wollte er sofort wissen und fügte ohne eine Antwort abzuwarten hinzu: »Weiß ist ja langweilig, gar nicht schön...«

Ungeduldig zappelte er herum, weil er endlich zu dem schönen Wasser wollte, der Mann sich aber extra Zeit zu lassen schien. Schließlich nahm er einfach den Arm des Dunkelhaarigen und zog ihn in Richtung Bad, kicherte dabei munter vor sich hin.

Anhand von Amiens Gesichtszügen konnte Tarêk erkennen, dass der Junge es nicht mochte, dass er ihn schon verließ. Aber es war vorerst besser so. Er hatte ja keine Ahnung davon, dass es dem Kleinen nichts mehr ausmachte ununterbrochen Sex zu haben, weil er sich auf ihn als Partner eingestellt hatte. Aber das würde er bald noch erfahren.

Als Amien das Wort duschen wiederholte, nickte der Dunkelhaarige und lächelte, weil der Kleine sich Gedanken machte und schließlich auch drauf kam, was es bedeutete. »Richtig.. «, bestätigte er und wuschelte dem Jüngeren durch die Haare, als er nun vor ihm stand und ihn mit großen Augen musterte.

Tarêk erhob sich ebenfalls und zog sich die Hose aus, die ja nicht besonders viel gebracht hatte. Eigentlich hätte er sich vorhin auch gleich nackt zu Amien setzen können, wenn er geahnt hätte, auf was der Besuch des Kleinen hinauslaufen würde.

Lautlos seufzte er, bereute es aber nicht mit dem Jungen geschlafen zu haben. Es war schön gewesen und noch immer verspürte Tarêk dieses seltsame Glücksgefühl in sich, was er von sich gar nicht kannte. Doch er nahm es hin und hob den Kopf, als Amien meinte er sei nicht verklebt. Gerade wollte der Dunkelhaarige widersprechen, als er mit ansah, wie Silberstaub von der Haut des Kleineren rieselte. Er runzelte die Stirn, trat zu ihm heran und fuhr mit den Fingern über die samtige Haut des Jüngeren.

»Tatsächlich?«, gab er beeindruckt von sich und wurde sich bewusst, dass er noch längst nicht alles von Amien wusste. Der Kleine war aber auch ein seltsames Geschöpf. Tarêk freute sich schon darauf, noch mehr an dem Jungen zu entdecken und war gespannt.

Dann griff er jedoch nach Amien, umfasste ihn und warf ihn sich über die Schulter.

»Trotzdem gehst du mit mir duschen!«, beschloss er und legte seine Hand extra auf den kleinen knackigen Po des anderen, streichelte ihn dort sanft, während er ins Bad trat.

»Was milchig ist, wirst du noch früh genug erfahren.. «, tat er Amiens andere Frage vorerst ab und stellte den protestierenden Jungen wieder auf seine Füße, als sie sich in der Duschkabine befanden. Schelmisch funkelten seine Augen.

»Was magst du lieber?«, wollte er wissen.

»Warmes oder kaltes Wasser?« Immer noch grinste Tarêk vor sich hin und amüsierte sich über Amiens leicht verärgertes Gesicht und den süßen Schmollmund.
 

***
 

Erleichterung überkam den Dunkelhaarigen, als Laurin einwilligte den Umhang zu tragen und nicht ablehnte, wie er schon geglaubt hatte, dass der Kleine es tun würde. So richtig begeistert schien der Junge nicht, aber es war ja zu seiner eigenen Sicherheit und Laurins Problem klärte sich auch.

Mit einem großen Schritt war Ascon wieder bei seinem kleinen Partner, nahm ihm den Umhang ab und drehte ihn richtig rum. »Es ist so etwas wie ein Cape, was ich dir schon im Wald gegen den Regen gegeben habe«, erklärte er mit ruhiger Stimme und legte dem Jüngeren schließlich den Stoff um die Schultern. Vorne befand sich ein dünnes Kettchen, damit die beiden Seiten auch zusammen hielten und Ascon verschloss es.

Der Umhang hatte auch noch eine Kapuze. Die zog der Dunkelhaarige aber erst mal nur ordentlich zurecht, denn zu sehr wollte er Laurin auch nicht in den Stoff einwickeln. Der Junge sollte sich auch ein wenig wohl fühlen und sich die Gegend anschauen können.

Leicht strich er Laurin noch über die Schultern und nickte ihm zu.

»So können wir gehen..«, gab er zu verstehen und war ganz zufrieden.

Der Umhang reichte Laurin bis zu den Knien, genau wie die Hose und trug noch ein bisschen auf, sodass der Kleine nicht mehr ganz so zierlich aussah.

Dann entfernte sich Ascon ein Stück von dem Jüngeren, nahm sich ebenfalls einen Umhang in seiner Größe, den er vorhin schon entdeckt und bei Seite gelegt hatte und warf ihn sich über. Diese Sachen waren praktisch. Er konnte seine Waffen, vor allem auch das Schwert das er mitgenommen hatte tragen, ohne dass es jemand zu Gesicht bekam.

Anschließend griff er nach Laurins Hand und zog ihn sachte an seine Seite, beugte sich noch einmal hinunter und hauchte dem Jungen einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

»Bleib an meiner Seite.. «, raunte er sanft und öffnete schließlich die Tür zu einem anderen Zimmer. Sie hatten nur einen Nebenraum als Unterkunft gehabt, daran konnte er sich noch erinnern. Im Hauptraum, den sie nun betraten, erblickte der Krieger das Wesen, das ihn eingelassen hatte und nickte ihm zur Begrüßung zu.

»Wir gehen uns etwas in der Stadt umsehen und würden gerne wieder kommen, wenn Sie das gestatten?« Ascon formulierte es extra als Frage und war freundlich, weil er nicht wusste, ob diese Leute sie loswerden wollten oder nicht. Allerdings war er sich immer noch nicht sicher, ob diese Rasse seine Sprache verstand. Doch das kleinere Wesen nickte nur desinteressiert zurück und wandte sich wieder dem Abwasch zu. Also musste es ihn verstanden haben, wie schon zuvor.

Länger hielt sich der Dunkelhaarige dann aber nicht in dem Raum auf, sondern strebte zur Tür.

Gemeinsam mit Laurin trat er ins Freie und atmete die feuchtwarme tropische Luft ein. Da sie noch recht nahe am Dschungel waren, tönten auch noch die typischen Geräusche zu ihnen herüber.

Dies einfach ignorierend, drehte Ascon sich halb und warf einen Blick auf die Stadt, die sich vor ihnen erstreckte. Sie war nicht weit entfernt. Höchstens eine halbe Meile..

Ein leichter Wind wehte ihm ins Gesicht und auch die Sonnenstrahlen, die seicht sein Gesicht kitzelten, fühlten sich sehr angenehm an. Es war schön solche Kleinigkeiten wieder einmal genießen zu können.

Dann riss er sich jedoch zusammen und vergegenwärtigte sich erneut ihre Situation.

»Na dann mal los.. «, lächelte er Laurin an, der ihn beobachtet hatte. Den Blick des Kleinen hatte Ascon deutlich auf sich gefühlt und wenn er ehrlich war, gefiel es ihm wenn Laurin ihn ansah. Erneut fasste er sanft nach der zierlichen Hand des Jüngeren und zusammen machten sie sich auf den Weg.
 

Aufmerksam beobachtete der Galadhrim, wie Ascon ihm dieses Ding ummachte und nickte, als er dessen Worte vernahm. Stimmte, so etwas Ähnliches hatte er schon einmal gehabt, ein bisschen konnte er sich erinnern... Auch wenn er sich nicht unbedingt gerne an die Zeit zurück erinnerte, die sich zwischen dem Absturz und bevor sie hierher gekommen waren, befand. Sie war nicht unbedingt toll gewesen...

Naja, der komische Umhang war ein wenig eigenartig, er hing so tief, behinderte ihn aber kaum beim Gehen, außer, dass er ein wenig auf seiner Haut rieb. Aber das war auszuhalten. Und wenn sich der andere damit besser fühlte... Dann nahm er es gerne in Kauf. Schmerzen hatte er nicht, sonst hätte er es schon wie versprochen vorher kundgetan.

Sanft lächelnd genoss er die kurzen Zärtlichkeiten, die ihm der Dunkelhaarige zukommen ließ, und nickte auf dessen Worte hin, folgte ihm, nachdem er zugesehen hatte, wie sich der andere auch noch anzog und ein paar Sachen mitnahm. Den Kuss hatte er sanft erwidert. Er liebte es, wenn der andere dies tat, es fühlte sich immer wieder wunderschön an!

Ein bisschen ängstlich drückte er sich an den Größeren, als sie ein neues, fremdes Zimmer betraten und musterte das komische Wesen scheu, hielt sich im Schatten des anderen und sagte keinen Ton. Er war froh, dass sie nicht lange in diesem Raum hocken mussten, sondern das komische Gebäude verließen.

Jetzt erst fiel dem Jungen auf, wie dunkel es doch in den Zimmern gewesen war, jetzt, wo er die Augen kurz vor der Sonne zusammenkneifen musste. Er hatte hier kaum Angst, dass sie seine Haut schädigen konnte, denn seltsamerweise war sie hier nicht so intensiv wie in seiner Heimat. Er hatte ja auch Sachen an, nur sein Gesicht war nicht geschützt, und seine Beine, aber das störte ihn nicht. Laurin liebte es, barfuss zu gehen und war eigentlich überrascht, dass der Mann nichts dazu gesagt hatte. Aber umso besser, er musste ihm diesen Fakt ja nicht unter die Nase binden. Wenn er es wollte, würde der Galadhrim es machen, aber gefallen würde es ihm nicht, deshalb sagte er nichts und schwieg.

Ihm fiel außerdem auf, wie stickig es eigentlich in den Räumen gewesen war. Wie sehr hatte er es vermisst, draußen zu sein, es war herrlich! Gut, die Umgebung war nicht gerade so berauschend, wie in seiner Heimat, aber es war immerhin etwas. Die Luft war ziemlich feucht, das nahm er sofort wahr und die Geräusche des Waldes, die bis hierher erklangen, hörten sich seltsam vertraut an.

Eine ganze Weile ließ er die Eindrücke auf sich wirken, dann betrachtete er Ascon, dem es ähnlich zu gehen schien, denn auch er sah sich um und schien es zu genießen, wieder draußen zu sein. Irgendwie faszinierte es den Kleinen, wie sich das Sonnenlicht auf der dunklen Haut zeigte und er bemerkte gar nicht, dass er seinen Partner regelrecht anstarrte.

Erst, als er dessen Worte hörte, sah er auf, errötete tief und biss sich verlegen auf die Lippe. Das war ja auch peinlich, das hatte der Dunkelhaarige bestimmt mitbekommen... Es war ja nicht schlimm, aber irgendwie fühlte sich der Galadhrim ertappt.

Schnell nickte er zu den Worten hin, leckte sich kurz über seine Lippen und strahlte förmlich, als Ascon seine Hand nahm. Schnell umschlang er die des anderen mit seinen schmalen Fingern und ließ sich führen, folgte dem anderen, glücklich vor sich hinlächelnd und die Umgebung intensiv musternd. Am meisten war für ihn ungewohnt, dass sich die komischen Gebäude auf dem Boden befanden. Er war es gewöhnt, hoch oben in den Bäumen zu wohnen und nur mithilfe von kleinen Leitern nach unten zu kommen. Wenn Laurin ehrlich war, vermisste er dieses Gefühl irgendwie: sesshaft zu sein und hoch oben auf den Bäumen, den Wind zu spüren und den süßen Duft der Blüten...

Schnell schüttelte er den Kopf. Dies war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für Heimweh. Er wollte den Mann damit nicht auch noch belasten. Sie wollten doch schnell wieder zurück! Also verscheuchte er seine Gedanken und schob den komischen Umhang zurecht, der ihn beim Laufen nun doch ein wenig behinderte, weil er immer vorne an dem Stoff seiner Hose haften blieb.

Ab und an sah er unauffällig zu seinem Partner und betrachtete ihn lächelnd, während er dessen Hand weiterhin liebevoll umfasst hielt. Er freute sich wirklich, dass sie es aus dem schrecklichen Wald geschafft hatten und Momente wie diese zu zweit genießen konnten, ohne Sorgen und ohne Angst. Das ließ ihn ganz warm um das Herz werden und er drückte sich beim Laufen ein wenig in die Seite des Mannes, um ihm zu zeigen, wie gerne er doch bei ihm war.
 

Obwohl er es sonst nicht leiden konnte, wenn man ihm zu nah auf die Pelle rückte, war er nun ganz froh, dass Laurin sich beim Gehen an seine Seite kuschelte und ihn gar nicht mehr loslassen wollte. Wenn der Junge sich weiter so verhielt, war er eine Sorge wenigstens schon los und der Kleine hatte ihm ja versprochen nicht weg zu gehen. Ascon glaubte dem und machte sich über das folgende Gedanken, strich jedoch unbewusst über die zarte Hand die von seiner umschlossen wurde.

Nach einer Weile erreichten sie die Stadt. Zuerst säumten die Straße auf der sie gingen nur ein paar Häuser. Diese waren nicht sonderlich schön oder besonders, sondern die Wände waren hell verputzt worden. Teilweise war die Farbe aber schon abgeblättert und ließ die Bauten alt und herunter gekommen wirken.

Die Reihen verdichteten sich mit jedem weiteren Schritt und irgendwann kamen sie in ein Viertel, das schon mehr nach Technik aussah und vermuten ließ, dass es sich um so etwas wie einen Markt handelte, denn ab und zu gab es Stände, die mit den verschiedensten Waren handelten. Prüfend sah er auf Laurin herunter, der sich mit großen Augen umsah, aber keinen Schritt von seiner Seite wich.

»Wenn du etwas genauer anschauen willst, dann musst du es nur sagen«, wies er den Jüngeren darauf hin und hielt automatisch an einem Stand der Stoffe anbot. Da er damit handelte, kannte er sich darin gut aus und wusste auf einen Blick welche Waren teuer und kostbar waren und welche einfach nur da zu sein schienen um den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen.

Fachmännisch musterte er die Ballen in den verschiedenen Farben und sah zu dem Jüngeren hinunter. Laurin guckte ebenfalls ganz fasziniert und tastete bereits mit den Fingern ein paar Stofflagen ab, was Ascon mit einem unmerklichen Lächeln quittierte.

Es juckte ihn selbst in den Fingern etwas zu kaufen. Für Laurin würde er das tun, aber er hatte keine Ahnung, welche Zahlungsmittel hier galten und deswegen wollte der Dunkelhaarige keine voreiligen Versprechungen machen.

»Komm... Lass uns erst einmal weiter gehen. Es gibt bestimmt noch viele andere schöne Sachen zum Anschauen.« Und damit zog er den Kleinen sanft von dem Stand weg, sehr zum Bedauern des seltsamen Wesens, dass sich schon ein dickes Geschäft ausgemalt hatte. Das konnte Ascon genau an dem seltsam verzogenen Gesicht erkennen, weil er ein geübtes Auge in dieser Beziehung hatte und sehr viel Erfahrung.

Als sie ein bisschen weiter von dem Stand weg waren, beugte er sich zu Laurin hinunter und sah ihm in die großen blauen Augen. »Bevor wir etwas kaufen können, müssen wir erst mal in Erfahrung bringen, wie wir hier bezahlen können«, erklärte er. »Es ist bei dir zu Hause bestimmt ganz anders, aber bei den meisten Rassen geht es darum Geld zu verdienen. Das sind manchmal Münzen, aber meistens ist es Geld, was dir auf einem Bildschirm angezeigt wird. Virtuelles Geld auf einem Konto.. das heißt man lagert dort sein Geld«, versuchte er Laurin diese Tatsache nahe zu bringen.

»Das Problem ist, dass fast jeder Planet anderes Geld hat und der Wert ist auch unterschiedlich, verstehst du? Deswegen müssen wir erst wissen, wie es hier ist, bevor wir Sachen kaufen können.«

Zu gerne würde er dem Kleinen ein paar Wünsche erfüllen. Gerade weil Ascon wusste, wie schön Laurin weiche samtige Stoffe fand. Lautlos seufzte er und sah sich dann um. Vielleicht fanden sie hier so etwas wie eine Bank. Aber das würde wohl eher nicht der Fall sein, so wie es aussah...
 

Aus großen Augen blickte sich der Galdhrim um, musterte fasziniert die fremden Wesen und die verschiedenen Stände und nickte auf die Worte des Dunkelhaarigen nur, blieb jedoch dicht an seiner Seite. Die vielen fremden Leute waren ihm unheimlich, außerdem mochte er Gedränge nicht sonderlich, da war er schon froh darüber, dass sein Partner bei ihm war. Immer wieder sah er strahlend zu ihm auf und lächelte, freute sich, wenn Ascon dies ebenfalls tat, nur um sich danach wieder aus großen Augen umzusehen und alles Neue in sich aufzunehmen. Es gab ja noch so vieles, was er noch nicht kannte...

Begeistert quietschte er, als der Mann mit ihm zu einem Stand trat, der wunderschöne Stoffe anbot und sofort griff er danach und fuhr mit seinem Finger über das herrliche Material und seufzte wohlig. Das fühlte sich toll an, er hatte noch nie so viele verschiedene Stoffe gesehen, vor allem waren die alle so wunderschön!

Laurin konnte sich gar nicht davon losreißen und bemerkte nicht, dass ihn viele Leute neugierig musterten, wahrscheinlich wegen seiner hellen, wie Mondlicht leuchtender Haare. Der Galadhrim hörte jedoch die Worte seines Partners und lächelte sanft, nickte leicht und riss sich schweren Herzens von den schönen Stoffen los, warf ihnen noch einen letzten Blick zu und folgte dem Mann dann, sich weiterhin neugierig umsehend. Hier gab es ja so viele Dinge, die er gar nicht kannte! Das Einzige, was ihn störte war, dass es hier nur so wenig Bäume und Natur gab, viel zu viele Gebäude, das fand er sehr schade...

Weil er geträumt hatte, bemerkte er nicht, dass der Größere stehen geblieben war und lief voll in ihn hinein.

»Tut mir leid!«, rief er aus und senkte verlegen den Blick, weil er nicht aufgepasst und gemerkt hatte, dass Ascon angehalten hatte. Dann jedoch lauschte er wissbegierig auf die Erklärungen, stellte jedoch fest, dass er kein Wort verstand. Er runzelte die Stirn und fiepte.

»Was... was ist bezahlen? Und was ist Geld? Und Bild... schirm? Und Virr...tuell... Konto... und Wert????«

Die Fragezeichen standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, doch als er merkte, dass es der Mann schwer hatte, es ihm zu erklären, versuchte der Galadhrim, aus der Stimmung und den Gedanken seines Partners schlau zu werden, legte den Finger an die Lippen und erzählte schließlich leise:

»Hier... hier kriegt man die schönen Sachen nicht umsonst, sondern muss denen dafür was geben, ja? Und das, was man denen gibt, Gold oder so, ist immer unterschiedlich? Und du weißt nicht, wie viel und was du ihnen geben sollst? Und du hast dein Gold nicht mit?« Aus großen Augen sah er ihn fragend an, hoffte, dass er das soweit richtig verstanden hatte, auch wenn ihm der Dunkelhaarige bestimmt etwas anderes hatte sagen wollen. Doch der Kleine ließ sich davon nicht entmutigen, sah den anderen weiterhin aufmerksam an und wartete auf eine Antwort, überlegte in der Zeit, ob er vielleicht irgendwie helfen konnte, doch ihm fiel nichts ein. Wenn er wenigstens wüsste, wie dieses komische Gold aussah... Dann könnte er es vielleicht mit seinen Händen herstellen, wie die Blumen...

»Kann ich irgendwie helfen?«, fragte Laurin leise und nagte an seiner Unterlippe herum, sah Ascon dabei wieder an und kam sich so hilflos vor, wollte doch so gerne helfen...!
 

Es war schon klar gewesen, dass Laurin nicht alles verstehen würde, was er ihm erzählte und bei dem Fragenschwall der aus dem süßen Mund des Kleineren kam, verzweifelte Ascon schon fast. Hatte er sich wirklich so kompliziert ausgedrückt? Innerlich seufzte er und überlegte, wie er das am besten noch einfacher erklären konnte, doch da fing Laurin erneut an zu sprechen und die Informationen mit eigenen Worten wieder zu geben, was Ascon wirklich erleichterte.

Gespannt hörte er zu und nickte dann. Ein lächeln huschte über seine Züge, als Laurin fragte, ob er sein Gold nicht mithatte und Ascon wuschelte ihm sanft über den Kopf.

»Nein.. mein Gold habe ich nicht mit. Ich habe das nie mit, weil es so viel ist. Das liegt bei jemandem der darauf aufpasst«, erklärte er dem Kleineren und hoffte, dass es einfach genug war. »Wenn ich etwas brauche, dann gibt es eine Karte... « Er zog diese aus einem Spalt, der am Navigationsgerät eingelassen war. »Hier schau.. « Ascon gab dem Kleinen die Karte, die eigentlich nur ein Metallrahmen war mit einem durchsichten glasartigen Mittelstück. Da sie momentan nicht aktiviert war, konnte man hindurchsehen.

»Hier drauf wird angezeigt, wie viel Geld ich besitze und wenn ich etwas kaufen möchte, wird es abgezogen. Das heißt, das derjenige, der auf das Geld aufpasst, gibt soviel an denjenigen weg, wie viel ich ausgegeben habe, verstanden?«, hakte der Dunkelhaarige nach und beobachtete Laurin, der immer noch die Karte zwischen seinen Fingern drehte.

Dann nahm er dem Kleinen die Karte jedoch wieder weg. Die Leute um sie herum sahen schon mit komischen Blicken zu ihnen herüber und es war ihm einfach zu unsicher diese Karte so offensichtlich zu zeigen. Wenn sie ihm hier gestohlen wurde, hatte er wahrscheinlich keine Möglichkeit sie sperren zu lassen, obwohl es die neueste Version war und nur mit Stimmcode, sowie Kennwort funktionierte. Trotzdem war ihm nicht so wohl dabei und er packte sie wieder weg.

»Wir müssen jetzt erst schauen, ob ich mit dieser Karte bezahlen kann, hm? Wenn nicht, haben wir ein großes Problem...« Den letzten Teil hatte er mehr zu sich selbst gesagt. Aber noch hatte er Hoffnung. »Komm.. lass uns eine Bank suchen.. «, meinte er mit sanfter Stimme und griff erneut nach Laurins Hand. »Eine Bank ist so ein Ort, wo das Geld aufbewahrt wird«, meinte Ascon erklärend, denn er spürte, dass ihn der Kleine gleich danach gefragt hätte, so wissbegierig wie er schon wieder schaute.
 

Laurin strahlte, als Ascon ihm auf seine Erklärungen hin zunickte und war stolz auf sich, dass er es richtig verstanden hatte. Er war ganz glücklich und drückte sich an den anderen, lauschte anschließend wieder auf dessen Worte und legte den Kopf schief. Das mit dem Gold verstand er. Wenn der Dunkelhaarige so viel hatte, dann konnte er es ja nicht mitnehmen, und dann musste einer aufpassen, dass es ihm keiner wegnahm, soweit kam er auch noch mit.

»Aber... wenn du dein Gold brauchst, dann muss der, der darauf aufpasst, es dir doch bringen, oder? Also wenn du einen Gegenstand haben willst... Aber der weiß doch gar nicht wo du bist, und das dauert doch viel zu lange...« Skeptisch runzelte der Kleine die Stirn, aber seine Worte zeigten, dass er genauestens mitdachte und es verstehen wollte.

Als Antwort auf seine Frage zog der Mann eine komische Karte heraus und gab sie ihm. Der Galadhrim musterte sie verwirrt, drehte sie vorsichtig in seinen Händen und stupste dagegen. Dabei legte er den Kopf schief und versuchte zu verstehen, wie das gehen sollte.

»Aber«, fing er wieder an, »das geht doch gaaaa nich, das dauert doch viel zu lange, bis der, der auf dein Gold aufpasst hier ist und es dem anderen gibt...« Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. Er verstand das nicht, und was sollte diese komische Karte?? Bevor er sie sich noch weiter ansehen konnte, hatte Ascon sie ihm auch schon wieder entzogen und sie wieder weggesteckt. Das fand der Galadhrim schade, aber er sagte nichts, weil auch er die Blicke der komischen Leute gesehen hatte.

Schnell drückte er sich wieder eng an den anderen, griff nach dessen Hand und nickte nur, machte sich mit dem Dunkelhaarigen auf den Weg. Doch dessen letzte Worte verstand er schon wieder nicht. Das war doch alles so unlogisch, wie sollte das gehen?

»Aber«, hakte er verwirrt nach, »Wenn dein Gold, auf das jemand aufpasst, bei dir zu Hause ist, wie kann es dann hier sein, so dass du es holen kannst?«

Er verstand es einfach nicht, das war so unlogisch... Durch seine Verwirrung flackerten seine Haare und während sie liefen trat ein Wesen zu ihm und strich bewundernd über seine langen, leuchtenden Haare. Leise fiepte der Kleine, sah es ängstlich an und wagte nicht, sich zu rühren aus Angst, dass es dann an seinen Haaren zog und ihm wehtat. Ängstlich sah er zu Ascon und hoffte, dass dieser etwas unternahm, es war ihm alles so unheimlich, die Wesen sahen so komisch aus und machten ihm ein wenig Angst.
 

Sie gingen weiter durch die Straßen und Ascon sah sich immer wieder mit suchendem Blick um, während er Laurins Hand sanft festhielt. Der Kleine schien zu überlegen und die hellen Haare flackerten leicht, was Ascon dazu bewog seine Aufmerksamkeit wieder auf den Jüngeren zu lenken. Aufmerksam lauschte er Laurins Worten und erkannte, was dieser nicht verstanden hatte.

»Ja schon.. aber dazu habe ich ja die Karte. Da ist gespeichert, wie viel Geld ich besitze, also als Zahl. Kaufe ich etwas, dann wird diese Zahl kleiner und die Zahl bei dem Verkäufer steigt«, meinte er und sah sich wieder um.

»Es braucht niemand herzukommen, denn es gibt Geräte, die eine Verbindung zu meinem Konto aufbauen. Ein Konto ist das, wo das Geld liegt und die Bank ist der Aufpasser. Durch die Verbindung kann dann das Geld übertragen werden, ohne das jemand hierher kommen muss.. « Leicht lächelte er zu Laurin hinunter und bewunderte die großen blauen Augen, die ihn hochinteressiert musterten und jede Information in sich aufsaugten. Die Straßen wurden nun wieder etwas enger und der Dunkelhaarige gab es schon fast auf eine Bank zu finden.

Vielleicht sollte er jemanden fragen. Dann wusste er wenigstens, ob seine Hoffnung sich erfüllte oder ob er sich etwas anderes einfallen lassen musste.

Plötzlich wurde der Druck von Laurins Hand stärker und Ascon hörte den Kleinen fiepen. Verwundert wandte er sich dem Jüngeren zu und erkannte, was ihm Angst machte. Sofort verhärteten sich seine Gesichtszüge und er sah das Wesen, das stark nach einer Frau aussah, welche die unförmigen Finger immer noch über die flackernden Haare seines Partners streichen ließ feindselig an. Gleichzeitig nahm er Laurin bei Seite und stellte sich halb vor ihn. Abwehrend baute er sich vor der Person auf, beherrschte sich jedoch, weil er keinen Ärger provozieren wollte. Doch er zeigte auch an, dass der Junge ihm gehörte und er nicht duldete, dass irgendjemand ihn anfasste.

»Lassen Sie das!«, knurrte er und zog die Augenbrauen zusammen. Allerdings kam ihm da sein Problem wieder in den Sinn. »Ich hätte da eine Frage, wo Sie schon an uns heran getreten sind..« Immer noch beobachtete er die Frau scharf und schirmte Laurin vor deren Blicken ab. Es gefiel ihm überhaupt nicht wie sie den Jüngeren musterte.

Als die Frau dann die Frage hörte, verzog sich das sowieso schon hässliche Gesicht und ein leises Grunzen ertönte. »Gibt hier keene Bank...«, krächzte sie mit einem komischen Akzent, doch Ascon verstand sie und fühlte sich urplötzlich nieder geschlagen. Verdammt!

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, umschlang er Laurins Hüfte besitzergreifend und zog den Kleinen mit sich weg, strebte eine hellere Gegend an, weil er vermeiden wollte noch einmal mit so einer unliebsamen Gestalt zusammen zu treffen.
 

Erleichtert versteckte sich der Galadhrim hinter dem Rücken seines großen Partners. Er hasste es, wenn sich fremde Leute an seinen Haaren zu schaffen machten, noch dazu, wenn diese Personen so unheimlich aussahen!

Eigentlich wollte er so schnell wie möglich weg, aber Ascon schien sich noch mit dem komischen Wesen unterhalten zu wollen. Das behagte dem Jungen ganz und gar nicht. Er trat von einem Fuß auf den anderen, fiepte leise und drückte sich eng an den anderen, wollte endlich weiter. Hier war es ihm zu unheimlich, und eindeutig zu eng...

Deshalb achtete er gar nicht auf das Gespräch, zitterte nur leicht und versuchte, seine Tränen zu unterdrücken. Nach einer Weile gelang ihm das auch und der Dunkelhaarige wandte sich ihm wieder zu, umschlang seine Hüfte und zog ihn mit sich weg. Das erleichterte Laurin und er rieb sich verstohlen über die Augen, bevor er seine Umgebung wieder neugierig musterte. Dabei dachte er über die Erklärung des anderen nach, was das komische Gold betraf. Obwohl der Mann es versucht hatte, einfach zu erklären, verstand der Galadhrim es immer noch nicht. Gold konnte sich doch nicht in so einer kleinen Karte befinden! Er stieg da nicht durch und wusste, dass er sich das auch nicht vorstellen konnte, deshalb fragte er gar nicht erst wieder nach. Und so wirklich interessieren tat es ihn ja auch nicht, er wollte nur, dass sein Partner keine Probleme hatte, das war alles. Durchsehen würde er da sicher nicht, und er wollte Ascon auch nicht mit seinen bestimmt dummen Fragen auf die Nerven gehen...

Der Kleine war erleichtert, als sie endlich wieder in eine hellere Gegend kamen und hob die Füße, weil die Steine auf dem Boden hier etwas uneben waren. Dabei schob er seinen Umhang wieder ein Stück zurück und bemerkte in diesem Moment die bedrückte Stimmung seines Partners. An seiner Unterlippe herum nagend sah er den Mann an und drückte sich eng an ihn, weil er ein wenig Trost spenden wollte.

»Kann ich wirklich nicht helfen...?«, fragte er leise und wurde selbst ganz traurig, weil er merkte, dass der andere nun wohl ein paar Probleme hatte. Und Laurin hasste es, wenn er ihm nicht helfen konnte, er wollte nicht, dass der andere so traurig war...
 

Inzwischen war Ascon tief in Gedanken versunken und versuchte eine Lösung für das Geldproblem zu finden. In so einer Lage hatte er sich noch nie befunden und wie es aussah, würde er sein Schiff wohl nicht reparieren lassen können, was bedeutete, dass er hier auf diesem Planeten festsaß. Denn ein Ticket für ein anderes Schiff konnte er sich wegen Geldmangels ja auch nicht leisten! Es war ein verdammter Teufelskreis und der Dunkelhaarige fluchte innerlich.

Die leise Frage des Galadhrim riss ihn schließlich aus seinen Überlegungen und er sah seufzend auf Laurin hinunter, versucht, sich nichts von seinen Sorgen anmerken zu lassen.

Leider gelang es ihm nicht wirklich.

Abermals seufzte Ascon schwer und strich dem Kleineren dann sanft über den Kopf.

»Schon gut.. Du kannst mir da nicht helfen.« Ascon zögerte kurz, begann jedoch wenig später Laurin das Problem zu erläutern.

»Verstehst du? Wenn ich nicht an mein Geld heran komme, kann ich auch die Reparatur meines Schiffes nicht bezahlen.« Unwirsch fuhr der Telemnar sich durch die dunklen Haare und sah sich um.

Auf der linken Seite befanden sich Läden mit kleinen technischen Geräten und die andere Seite wurde abwechselnd von Werkstätten und Fahrzeuggeschäften gesäumt. Neugierig verfolgte Ascon die Straßenseite soweit er sehen konnte. Etwas weiter hinten befand sich ein riesiges Gebäude mit einem halbrunden Dach. Richtig definieren konnte der Dunkelhaarige nicht, was es sein sollte, doch er wollte es sich auf jeden Fall mal ansehen. Ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Hangar schien es zu haben und genau nach so etwas hatte er gesucht.

Um sein Finanzproblem musste er sich dann später wieder Gedanken machen.

»Komm, Laurin.. Lass uns da mal schauen gehen. Vielleicht finden wir da Leute, die mein Schiff bergen und reparieren können.« Ascon wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Ihre Lage war schon aussichtsloser gewesen und da hatten sie auch durchgehalten. Irgendetwas würde ihm schon einfallen, wie er das Problem lösen konnte.
 

Laurin bemerkte genau, dass Ascon nicht bei der Sache war, weil er seine Frage erst ziemlich spät beantwortete. Und obwohl sie noch nicht miteinander geschlafen hatten, spürte der Kleine doch, dass sein Partner verzweifelt zu sein schien. Und es ging ihm sehr zu Herzen, als der Dunkelhaarige ihm sagte, dass er nichts tun konnte um ihm zu helfen.

Traurig senkte der Galadhrim den Kopf und seine Haare flackerten verheißungsvoll, als er sich auf die Lippe biss und seine Hände ein wenig verkrampfte.

Kurz sah er auf, als der andere eine kurze Erklärung abgab, die der Kleine zumindest etwas nachvollziehen konnte und er klammerte sich an seinen Umhang und rieb sich verstohlen über die Augen.

Laurin wusste selbst nicht, wieso ihm das so nahe ging. Vielleicht war es der Fakt, dass er schon so lange von seiner Heimat weg war, vielleicht war es noch gar nicht so lange, aber es kam ihm schon ewig vor. Er hatte sogar vergessen, wie die Blumen unter seinem Baum dufteten, und wie sein Bruder aussah!

Rasch drehte er Ascon den Rücken zu. Seine schmalen Schultern zitterten, doch er schaffte es, sich zu beherrschen und wieder ein wenig zusammen zu reißen. Er wollte dem Mann nicht noch mehr Ärger einbringen, den er sowieso schon hatte.

Also nickte er, als er die Worte des anderen hörte, die zwar schon zuversichtlicher klangen, aber der Kleine spürte, dass es eigentlich hoffnungslos war. Stumm nicke er, ließ einige Strähnen seiner Haare mit Absicht vor sein Gesicht fallen, damit der andere es nicht sehen konnte und griff dessen Hand, um dann mit ihm mit zu gehen. Seine Haare flackerten noch immer, dagegen konnte er nichts machen, aber nicht mehr so stark, wie noch zuvor.

Um sich abzulenken hob der Galadhrim den Blick, nachdem er sich sicher war, dass seine Augen wieder trocken waren und auch er bemerkte dieses komische große, hohe und halbrunde Gebäude, das sich am Ende dieses langen Weges befand. Stumm überlegte er, was das wohl sein konnte, aber er gab das schon bald wieder auf. Er würde es sowieso nicht herausfinden. Was wusste er denn schon über fremde Welten?

Richtig, gar nichts.

Er wusste ja noch nicht einmal, wie er Kinder bekommen konnte, das war doch zum Heulen! Wenn er so etwas schon nicht wusste, wie sollte er dann erst Ascon helfen...

Laurin hatte versucht, sich zusammen zu reißen, aber er konnte es nicht. Ein leises Schluchzen verriet ihn und er versteckte sein Gesicht noch weiter hinter seiner Haarpracht, umklammerte die Hand des anderen fester und schämte sich dafür, dass er seinem Partner schon wieder Ärger machte. Das hatte er nicht gewollt...
 

***
 

Der Galadhrim erschauderte, als Tarêk seine weiche Haut berührte und genoss es sichtlich. Leise kicherte er.

»Bei mir kann nichts verkleben«, meinte er nur und genoss es, dass ihm durch die Haare gewuschelt wurde. Er wusste, dass der andere ihn nun nicht mehr verletzen konnte, selbst wenn er es wollte, deswegen störte er sich nicht an der Hand in seinen Haaren, sondern lächelte nur vergnügt vor sich hin.

»Mein Körper macht sich schnell und alleine sauber«, erklärte er nur und sah wieder zu dem Mann hoch, der aufgestanden war und sich nun ganz auszog.

Die kleine Zunge des Jungen huschte über seine Lippen, während er den Mann unverhohlen betrachtete. Er liebte den kräftigen, dunkleren Körper, es war immer wieder eine schöne Ansicht, die er sich nicht entgehen ließ.

Als der Größere wieder auf ihn zutrat, hob der Kleine den Kopf ganz und sah ihn an. Nur noch ein Quietschen kam über seine Lippen, als er so plötzlich gepackt und hochgehoben wurde, dann strampelte Amien auch schon und murrte:

»Hey... lass mich runter, kann alleine gehen... hörst du, runter!!!«

Doch alle seine Versuche brachten nichts, Tarêk war natürlich viel stärker als er und hielt ihn fest. Der Galadhrim keuchte, als sein Partner auch noch über seinen Po strich und erschauderte, wehrte sich jedoch immer noch. Doch erst, als sie schon im Badezimmer waren, wurde er endlich wieder runtergelassen und boxte dem anderen murrend ihn die Seite, sah ihn an und hatte einen Schmollmund. Noch eine ganze Weile schmollte Amien vor sich hin, verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah den Dunkelhaarigen missmutig an, doch schließlich meinte er:

»Mag aber wissen was milchig ist! Wieso sagst du es mir nicht gleich?!«

Aus großen Augen sah er den anderen an und wusste, dass dieser seinem Bettelblick kaum widerstehen konnte. Vielleicht würde es ja diesmal auch funktionieren?

Die Frage, die Tarêk stellte, verwirrte den Kleinen so sehr, dass er vergaß, dass er bis eben noch geschmollt hatte. Aus großen Augen sah er ihn an und überlegte.

»Mag warmes Wasser«, antwortete er lächelnd und fügte noch hinzu: »Aber ich kann ja nicht frieren oder schwitzen, deswegen ist es mir egal«

Sanft lächelte er ihn an und wartete ab.
 

Kaum hatte der Dunkelhaarige seine Frage bezüglich des Wassers ausgesprochen, als er auch schon von Amien in die Seite geboxt wurde. Das entlockte ihm jedoch nur ein schiefes Lächeln, denn der Kleine hatte so zierliche Hände, dass er ihm nicht wirklich wehtat. Auch über das Murren amüsierte sich Tarêk prächtig, denn es hörte sich eher wie ein Schnurren an. Amien war richtig niedlich, wie er vor sich hin schmollte und ihn aufgebracht anfunkelte.

Doch dann schwang die Stimmung des Kleinen plötzlich wieder um und der Junge sah nun neugierig zu ihm auf. Über die folgende Frage, schüttelte Tarêk erneut den Kopf und wuschelte dem Jungen durch die Haare.

»Wieso wartest du nicht, bis ich bereit bin es dir zu erklären?!«, stellte der Dunkelhaarige einfach eine Gegenfrage und eine seiner Augenbrauen wanderte in die Höhe. Sich ein bisschen in Geduld zu üben konnte dem anderen nicht schaden und als Tarêk vernahm, dass Amien lieber warmes Wasser sollte, stellte er den Regler ein und öffnete den Hahn.

Sogleich rieselte es wieder angenehm auf sie hinunter und Tarêk genoss mit geschlossenen Augen, wie das Wasser über seinen Körper lief. Er liebte Wasser. Vor allem im Sommer war es schön, wenn man sich erfrischen konnte. Amien hatte er natürlich nicht vergessen, doch er wollte herausfinden, wie der Jüngere in bestimmten Situationen reagierte und pachtete deshalb erst einmal den gesamten Wasserstrahl für sich. Tarêk wusste, dass es gemein war, aber er war sich sicher, dass der Kleinere sich, frech wie er war, etwas einfallen ließ.

Immer einen Blick auf Amien habend, fuhr er sich mit den Fingern durch seine bereits nassen Haare und legte den Kopf ein Stück in den Nacken, um sich das Wasser ins Gesicht rieseln zu lassen.
 

»Mag aba nich warten, mag es jetzt wissen!«, gab der Galadhrim bekannt und stemmte die Hände in die Hüften, was gar nicht so einfach war, denn die Duschkabine war doch recht klein für zwei Personen. Doch das störte ihn nicht. Eigentlich hätte es ihn stören müssen, denn er war die Freiheit der Natur gewöhnt, keine einengenden Wände, doch aus irgendeinem Grund nahm er diese gar nicht so wirklich wahr, sondern schmollte wieder.

Wieso erklärte Tarêk es ihm nicht einfach, er wollte doch so gerne neue Worte kennen lernen und nicht ewig warten, bis der Dunkelhaarige mal mit der Sprache rausrückte! Das war wirklich gemein!

Und als der Mann dann auch noch das ganze schöne Wasser für sich bunkerte, war der kleine Galadhrim ganz verstimmt. Er sah sich den anderen eine Weile an, bemerkte, dass es diesem wohl zu gefallen schien, ihn zu ärgern und fiepte leise, um ihn aus großen Augen anzusehen. Als dies jedoch auch nicht half, murrte Amien und hockte sich hin, krabbelte flink wie ein Eichhörnchen zwischen den Beinen des Dunkelhaarigen hindurch und richtete sich vor ihm wieder auf, indem er ihn mit seinem Rücken nach hinten drängelte und sich unter dem Wasserstrahl aalte und räkelte, dabei mit seinen Händen seinen Körper entlang strich, so dass auch jede Stelle dieses schöne, warme Nass abbekam. Er liebte Wasser über alles, es war wunderschön und erfrischend, und tat seiner Haut sehr gut. Deshalb freute er sich auch, wenn er mit dem anderen Duschen konnte. Tarêk bekam noch immer etwas von dem Wasser ab, auch wenn der Galadhrim jetzt vor ihm stand, denn der Kleine war nicht so groß wie der Mann.

Nach einer Weile drehte der Galadhrim den Kopf, um Tarêk beobachten zu können. Das tat er sehr gerne. Er liebte es, den Dunkelhaarigen zu beobachten, dessen wundervollen Körper zu betrachten und ihn immer wieder erneut zu bewundern. Und so dauerte es auch nicht lange, da drehte sich Amien um und schob seine Zunge zwischen die zarten Lippen, als er mit seinen Fingern bewundernd über die Bauchmuskeln des anderen strich, dann dessen ruhendes Glied kurz liebkoste und schließlich wieder von ihm abließ, um ihn von unten auf anzustrahlen. Das alles gehörte zu seinem Partner, den er jetzt hatte Der Kleine war so glücklich, dass seine Haare wieder hell schienen und den Raum erleuchteten. Einen besseren und schöneren Partner hätte er niemals haben können, der Traum hatte also wirklich diese wundervolle Bedeutung, die ihm Gewissheit brachte, dass sie zusammen passten, obwohl es gar nicht so aussah von außen her.

Noch immer lächelte Amien glücklich vor sich hin und war ganz verträumt, nahm kaum noch wahr, was in seiner Umgebung geschah.
 

Leicht überrascht hob der Telemnar den Kopf und sah zu, wie Amien durch seine Beine schlüpfte und sich schließlich vor ihn drängelte um auch an das Wasser zu kommen. Erneut legte sich ein Lächeln auf seine Züge und er musste zugeben, dass der Junge wirklich ziemlich einfallsreich war. Tarêk hatte eher vermutet, dass der Kleine ihn an betteln würde, oder etwas in der Art. Aber da hatte er sich anscheinend getäuscht.

Nichts desto trotz ärgerte er sich nicht darüber, sondern freute sich eher, denn ihm gefiel es, dass Amien auch fordernd sein konnte. Genau diese wohl dosierte Frechheit gefiel ihm an dem Jungen und deswegen betrachtete er Amien ein Weilchen, wie dieser sich unter dem Wasser streckte und die Augen genussvoll geschlossen hatte, als wäre es das Schönste der Welt sich von warmen Wasserperlen berieseln zu lassen.

Gerade als Tarêk weiter an den Kleineren heran treten wollte, wandte dieser den Kopf und drehte sich schließlich ganz um. Geduldig und neugierig, was Amien nun schon wieder ausheckte, blieb er ruhig stehen und gab dann einen Laut des Wohlbefindens von sich, als er die Hände des Jüngeren auf seiner Haut spürte. Als diese dann tiefer glitten, hielt Tarêk gespannt die Luft an. Damit hatte er ja nun überhaupt nicht gerechnet!

Doch die Berührung an seinem Glied war nur sanft und kurz und der Dunkelhaarige atmete erleichtert auf.

Sex war die eine Sache... aber er wollte den Jungen schon noch etwas besser kennen lernen, bevor sie wieder miteinander schliefen. Es ging ihm ja nicht nur um das eine und das wäre bei Amien sowieso nicht gegangen, denn so wie der Junge es ihm erklärt hatte, war ihre Partnerschaft nun besiegelt und nicht mehr rückgängig zu machen. Und wenn Tarêk ehrlich war, wollte er das auch gar nicht.

Sanft sah er auf den Kleineren hinunter und da Amien so niedlich und entrückt schaute, legte er sachte seine großen Hände auf die Hüfte des anderen und zog ihn an sich.

»Kleiner Naseweis... «, tadelte er liebevoll, beugte sich hinunter und rieb seine Nase an der von Amien, wobei er dem Jüngeren leicht lächelnd in diese wunderschönen grauen Augen blickte. Nur einen Moment zögerte er noch, bevor seine Lippen das andere, nachgiebige Paar fanden und er küsste Amien zärtlich und langsam, während ihnen das Wasser nur so über den Körper perlte.
 

Unter dem warmen, erfrischenden Wasser und den liebevollen Blicken des anderen fühlte sich der Kleine einfach nur wohl, sehr wohl sogar. Er war richtig glücklich, das konnte man ihm ansehen, so hell, wie seine Haare strahlten. Und auch sein Gesicht zeigte, dass er total zufrieden war.

Entspannt schloss er halb die Augen, atmete durch feuchte, rote und halb geöffnete Lippen ein und aus und genoss es einfach, dieses wundervolle Gefühl. Das Gefühl zu wissen, jetzt nie mehr alleine zu sein, das Gefühl zu wissen, dass er jetzt einen Partner hatte, der ihn liebte und ihm diese wundervollen Gefühle schenkte! Und zu wissen, dass er jetzt niemandem mehr egal war und nicht mehr alleine im Wald vor sich hin lebte... Das war schon sehr schön!

Amien wurde aus seinen Gedanken und Gefühlen gerissen, als er große Hände auf seiner Hüfte spürte, blickte verwirrt auf, seufzte jedoch wohlig, als er an den schönen, kräftigen Körper seines Partners gezogen wurde. Es war herrlich, es fühlte sich so schön an, so richtig... In seinem Bauch spürte er viele kleine Schmetterlinge herumflattern, das hatte er noch nie erlebt, aber es gefiel ihm.

Erst die Worte entlockten ihm wieder eine Reaktion, denn der Galadhrim runzelte die Stirn, legte einen Finger an die Lippen und überlegte laut.

»Was ist ein Nase... waiß??«, wollte er verwirrt wissen und schüttelte den Kopf. Das hatte er noch nie gehört. »Meine Nase ist doch gar nicht weiß... oder doch?«

Er fiepte, drehte sich um und versuchte, sich im Wasser zu spiegeln, konnte jedoch nichts erkennen. Als er Tarêks Lachen hörte, drehte er sich wieder ein wenig verwirrt um, legte den Kopf schief und fing an zu zappeln. Er mochte es gar nicht, so lange auf eine Antwort warten zu müssen, er wollte immer am liebsten alles gleich und sofort wissen.

Doch weiter kam er in seinen Gedanken nicht, denn ein angenehmes Schaudern lief durch seinen Körper, als er die Lippen seines Partners auf seinen eigenen, empfindsamen spürte. Es war eine wundervolle Berührung, die er über alles liebte, und er schloss sofort die Augen und öffnete seinen Mund, ließ den Dunkelhaarigen in sein Reich ein und schmiegte sich enger an den schönen, faszinierenden Körper. Gleichzeitig streichelte er Tarêk mit seinen zarten Händen massierend über den Rücken. Er hatte vorhin zwar nichts gesagt, aber er hatte sehr wohl das wohlige Seufzen des Mannes mitbekommen, als er diesem über die Brust gestrichen hatte. Also gefiel es Tarêk, wenn er ihn berührte. Und das tat er gerne!

Also verwöhnte er den Rücken des anderen, während er gar nicht daran dachte, den wunderschönen Kuss zu lösen. Neckend spielte er mit der Zunge in seinem Mund, umschmeichelte sie und stupste sie an. Dabei hatte er seinen Kopf in den Nacken gelegt und die Augen noch immer geschlossen, genoss es in vollen Zügen, so verwöhnt zu werden und diese Berührungen genießen zu dürfen, die er vorher noch nie erlebt hatte!

Demzufolge dachte er auch gar nicht daran, sich zu lösen. Von ihm aus konnte es noch Stunden so weiter gehen, er mochte das Gefühl der Wärme und Geborgenheit, und vor allem des Angenommen-Seins, wenn er so mit dem Mann kuschelte. Das war wundervoll, und er kostete es bis zum letzten Moment vollends aus.
 

Die sanften Berührungen des Kleineren zusammen mit dem warmen Wasser waren angenehm und beruhigend. Tarêk hatte die Augen geschlossen und sich ganz fallen gelassen, freute sich über die Initiative, die Amien ergriff. Eine ganze Weile küssten sie sich einfach nur, bis der Dunkelhaarige auf einmal einen seltsamen Schmerz im Nacken verspürte. Zuerst versuchte Tarêk ihn zu ignorieren, doch er wurde immer stärker und schließlich löste er den Kuss, legte den Kopf in den Nacken und tastete mit einer Hand über die Stelle, die ihm wehtat.

Sie fühlte sich komisch an, nicht mehr so als würde er über Haut streichen, sondern… anders eben. Hart biss er die Zähne aufeinander, weil erneut eine Schmerzwelle durch seinen Nacken schoss und sich seine ganze Wirbelsäule hinunter ausbreitete.

Das konnte doch nicht normal sein! Fluchend drehte Tarêk das Wasser aus und schob Amien ein Stück zur Seite, um die Dusche zu verlassen. Er musste sich hinlegen, bevor es so schlimm wurde, dass er gar nicht mehr laufen konnte. Denn so eine Befürchtung hegte er, auch wenn er keine Ahnung hatte, was gerade mit ihm passierte. Geistesgegenwärtig griff Tarêk nach einem Handtuch und ging bereits unsicher auf den Beinen auf die Couch zu.

Er hatte es nicht nur geahnt, nein! Es wurde mit jeder Minute schlimmer!

Die nächste Welle des Schmerzes durchflutete ihn und diesmal war es Tarêk nicht möglich den gequälten Laut, der sich den Weg über seine Lippen bahnte zu unterdrücken.

Es war so, als würden kleine Bomben in seinem Kopf explodieren. Die besorgten Worte des Kleineren erreichten ihn nicht, obwohl Tarêk sich bewusst war, dass Amien an seiner Seite hockte und verzweifelt versuchte ihm zu helfen.

Seine Hände zitterten und als sein Blick auf seine Arme fiel, wurde ihm plötzlich bewusst, was mit ihm los war. Die Schuppen, die sich teilweise schon auf seiner Haut gebildet hatten, sagten alles! Hatte er doch tatsächlich mit Amien den richtigen Partner ausgewählt, sodass sein Körper sich veränderte und damit seine zweite Persönlichkeit auf natürliche Weise erwachte…

Kaum hatte Tarêk diesen Gedanken zu Ende verfolgt, kamen die Schmerzen wieder und raubten ihm schier den Verstand. Sein gesamter Körper begann nun zu zittern und verkrampfte sich. Trotzdem versuchte er Amien irgendwie zu vermitteln, dass es nicht so schlimm war wie es aussah. Es war schlimmer, fühlte sich furchtbar an, aber andersherum war Tarêk glücklich darüber. Mit Amien hätte er niemand besseren für´s Leben finden können und deswegen nahm er diese bestialischen Schmerzen gerne in Kauf.
 

Natürlich hatte Amien das Ganze ebenso genossen wie der Dunkelhaarige, und er freute sich, ganz unbefangen mit dem anderen schmusen zu können. Doch auch wenn er die Augen geschlossen hatte spürte er, dass mit Tarêk irgendetwas nicht stimmte. Dessen Herz schlug schneller als normal und auch schwitzte er deutlicher.

Verwirrt öffnete der Kleine seine Augen und legte den Kopf schief, beobachtete den anderen aufmerksam und leckte sich reflexartig über die Lippen, auf denen noch dieser wunderbar herbe Geschmack haftete. Doch in diesem Moment flüchtete der andere auch schon aus der Dusche und Amien sah ihm aus großen Augen hinterher, dann tapste er ihm sofort nach und spürte, dass der Dunkelhaarige Schmerzen hatte. Sofort redete er beruhigend und ein wenig hilflos auf ihn ein und hockte sich sofort neben die Couch, auf der sich Tarêk niedergelassen hatte. Zögernd strich er ihm durch die wundervollen, weichen Haare und musterte ihn noch immer besorgt, wusste nicht, wie er ihm helfen konnte. Aber er spürte, dass der andere wusste was mit ihm los war, und dass es in Ordnung war, auch wenn es dem Kleinen unendlich leid tat, dass der Mann solche Schmerzen erdulden musste...

Neugierig betrachtete der Galadhrim die veränderte Haut seines Partners und strich probehalber darüber, schnupperte und nahm die Veränderung sofort wahr. Der Mann verwandelte sich in irgendetwas. In was und warum ausgerechnet jetzt konnte sich Amien nicht erklären, aber es war offensichtlich...

Fasziniert beobachtete er das Geschehen und schwieg dabei, strich nur ab und an mal über den schuppigen Arm des anderen. Ansonsten wartete er einfach ab, was passieren würde, er wusste, dass er Tarêk nicht helfen konnte und dass es das Beste war, einfach abzuwarten.
 

Nachdem die Schmerzen, die nun seinen gesamten Körper durchzogen, ihren Höhepunkt erreicht hatten, fluteten sie allmählich wieder ganz langsam ab. Tarêk war völlig geschafft und wäre seine Haut nicht vollständig mit einem massiven Schuppenpanzer überzogen, wäre er schweißgebadet. Die Spannung der Verwandlung steckte ihm tief in den Knochen und seine Muskeln zuckten unkontrolliert. Erschöpft lag er auf dem Sofa. Neben sich spürte er durch seine geschärfte Wahrnehmung Amien. Und das so deutlich, als würde er ihn direkt berühren. Allein den betörenden Duft, der den Jungen umgab, prägte sich unglaublich tief in sein Gedächtnis und blieb dort wie ein Fingerabdruck haften. Tief atmete Tarêk durch, bevor er ohne die Augen zu öffnen nach Amiens Hand griff und den Jungen zu sich zog, sodass dieser auf seinem Körper zu liegen kam.

Erst dann schlug Tarêk die Augen auf, die nun nicht mehr braun waren, sondern in einem katzenartigen grün funkelten. Ruhig und voller Zuneigung ruhten sie auf dem Kleineren.

Erstaunlicherweise schien Amien sich nicht vor seiner neuen Gestalt zu fürchten. Angst hätte er gerochen bei seinem feinen Gespür, aber der Kleine lag entspannt da und sah ihn erwartungsvoll an. So richtig wusste Tarêk nicht wie er mit einer Erklärung beginnen sollte, deswegen seufzte er kurz auf und tat es einfach auf die direkte Weise.

»Also bei mir ist es gar nicht so anders wie bei deiner Rasse. Du musst mit jemandem intim werden, um dich endgültig zu binden. Wir müssen es ähnlich machen, um den richtigen Partner zu finden.«

Eine kurze Pause entstand und Tarêk versuchte die ganzen Dinge, die er dem Jüngeren, seinem PARTNER, erzählen wollte zu ordnen, damit dieser es wenigstens ein bisschen verstand. Das war nämlich bei dieser Fülle an Informationen und dem sowieso schon komplizierten Prozedere gar nicht so einfach.

»Die Telemnar sind ursprünglich eine Mischung von zwei verschiedenen Wesen. Wir werden mit einer Persönlichkeit geboren und wenn wir den richtigen Partner gefunden haben, dann offenbart sich eine zweite Persönlichkeit, und zwar diejenige, die bis dahin unterdrückt worden war. Das geschieht durch den Austausch von Körperflüssigkeiten. Blut ist die direkte Variante und da passiert die Verwandlung fast sofort. Bei mir hat es jetzt etwas länger gedauert, weil wir nicht diesen direkten Kontakt hatten… «

Tarêk fand es selbst unglaublich, wie das alles funktionierte. Doch er hielt nur kurz inne, bevor er weiter sprach.

»Bei den meisten von uns wird die zweite Persönlichkeit mit einem bestimmten Alter künstlich erweckt, da wir dadurch stärker und so ziemlich unverwundbar werden. Wir nutzen die Veränderungen unseres Körpers als Waffe gegen andere und bisher war das immer sehr effizient.«

Erneut brach der Dunkelhaarige ab, weil er deutlich spürte, wie seine zweite Persönlichkeit versuchte die Kontrolle zu erlangen. Aber noch wollte er Amien das erklären. Der Kleine sollte sich nicht fürchten und die Sache ganz ruhig angehen.

Immerhin war es nicht gerade beruhigend, wenn plötzlich ein ganz anderes Wesen vor einem stand. Leise keuchte er auf, kniff die Augen kurz zusammen, bevor er Amien wieder ansah.

»Ich werde gleich nicht mehr da sein, sondern jemand anderes, der dich unbedingt kennen lernen möchte..« Tarêk lächelte angespannt.

»Aber.. du brauchst keine Angst zu haben.. «
 

Noch immer aufmerksam beobachtete Amien den anderen und fing an, an seiner Unterlippe herum zu nagen, wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, was gerade vor seinen Augen ablief. So etwas hatte er noch nie gesehen, aber es faszinierte ihn mit jedem Augenblick mehr und so starrte er Tarêk die gesamte Zeit fasziniert an.

Er lächelte leicht, als er die Hand des anderen spürte und ließ sich auf den Körper des Dunkelhaarigen ziehen, fühlte sich vollkommen wohl und tastete neugierig nach der fremdartigen Haut des anderen, fühlte die eigenartigen Schuppen und schnupperte neugierig daran. Erst dann hob er auf ein unbestimmtes Gefühl hin seine Augen und blickte überrascht in die fremdartigen des Mannes. Fasziniert betrachtete er ihn und hatte überhaupt keine Angst, im Gegenteil, seine Neugier war nur noch größer als zuvor. Unbewusst leckte er sich über die Lippen und schmiegte sich an den bequemen Körper unter sich, lächelte dabei leicht und lauschte dann auf die Worte des anderen. Dabei legte er den Kopf leicht schief und lauschte neugierig, versuchte zu verstehen, was Tarêk ihm sagen wollte.

»Also... also ist da noch ein Tarêk in dir, ein zweiter, ja? Und der... der kommt erst jetzt raus, weil... weil wir Partner sind? Und... und der sieht so anders aus als du, ja? Aber... er ist auch nett?«, versuchte der Galadhrim das Gehörte für sich zu reflektieren und sah den Dunkelhaarigen dann aus großen Augen fragend an, ob er damit richtig gelegen hatte. Er brauchte öfter mal eine Bestätigung dafür, dass er fremde Dinge richtig verstanden hatte.

Auf die letzten Worte hin riss der Kleine die Augen auf und sein Blick wurde ein wenig unsicherer.

»Aber... aber du kommst wieder... ja...?«

Das war seine größte Sorge. Er freute sich sehr, den anderen Tarêk kennen zu lernen, aber nur, wenn er den anderen dann auch wieder bekam. Ansonsten war er doch sehr unsicher...

Als er merkte, dass es wohl nicht mehr lange dauerte, bis er den neuen kennen lernte, hauchte er dem anderen einen sanften Kuss auf die Lippen und sah ihn ruhig an.

»Ich freue mich drauf... Aber... komm bald wieder, ja?«

Aus großen Augen sah er ihn an und lächelte schüchtern, dann machte er es sich auf dem anderen bequem und wartete neugierig ab.
 

Tbc...
 

susycutexdesertdevil

Anmerkung der Redaktion: Joah... auch wenn das Feedback immer weniger wird, hoffen wir doch, dass die Story noch einigermaßen ankommt ^^

Auch hiermit wieder viel Spaß. Und schreibt uns doch, falls ihr noch eine Idee habt, was man verbessern kann, oder aber auch, was euch nicht so gefällt eventuell. Wir sind immer für Kritik offen..

*Keksteller hinstell*
 


 

Lost in your eyes 15
 


 

Über Amiens Ausdrucksweise musste der Dunkelhaarige lächeln. Ein zweiter Tarêk.. der Kleine war richtig niedlich, wie er versuchte das Erklärte zu verstehen und so nickte er einfach zustimmend.

»Genau.. und ja, er wird gleich kommen, weil er dich kennen lernen will. Er wird dir nichts tun, vielleicht ein bisschen neugierig sein, aber ansonsten wird er dich genauso beschützen wie ich..« Tarêk lächelte, als er die unsichere Frage Amiens vernahm.

»Keine Angst.. es dauert eine Weile, aber dann komme ich wieder«, versicherte er dem Jüngeren und strich ihm liebevoll über den Kopf. Sanft ließ er seine Hand in den Nacken des Jüngeren gleiten und zog ihn zu einem zärtlichen Kuss hinunter, schloss dabei die Augen und hauchte ein beruhigendes »bis bald« auf Amiens Lippen, bevor er seinem anderen Ich die Kontrolle überließ.

Die grüne Musterung seiner Schuppen begann in verschiedenen Abstufungen zu leuchten und als der Telemnar seine Augen wieder aufschlug, funkelten sie noch intensiver, eindringlicher und voller Neugier. Eine Weile regte er sich nicht. Beide Wesen musterten sich einfach nur, bis der Dunkelhaarige sich aufrichtete und Amien dabei zurückschob. Er war vorsichtig, schnupperte und versuchte heraus zu finden, was sein Gegenüber empfand. Angst war es nicht, das hätte er gerochen. Katzenartig näherte er sich dem Jungen wieder an.

Seine dunkle Pranke legte sich interessiert auf die nackte helle Brust des Kleineren und drückte ihn zurück, bis er auf dem Rücken lag. Dann musterte er ihn von oben bis unten. Dass der Hellhaarige nackt war, kam ihm ganz gelegen. Das war also jetzt sein Partner…

Leicht legte er den Kopf schief, ließ seine Tatze aber auf Amiens Brust ruhen, bevor er sie langsam abwärts bewegte. Deutlich nahm er den beschleunigten Herzschlag des Jungen wahr und wie dieser allmählich von seinem Tun nervös wurde. Da dies nicht seine Absicht war, ließ er von dem Kleineren ab, stand auf und bewegte sich ein Stück von der Couch weg, um sich einmal ausgiebig zu räkeln. Das Handtuch blieb dabei unbeachtet auf dem Sofa liegen.

Danach gab der Dunkelhaarige einen zufriedenen Schnurrlaut von sich und bewegte sich erneut auf Amien zu. Diesmal blieb er aber vor dem Sofa und musterte ihn verspielt von unten.

Eine seiner Pfoten hatte er auf den Stoff gelegt und ließ seine Krallen ein wenig hervorblitzen, interessiert, was der Kleine tun würde. Doch sein neugieriger Blick traf nur auf einen ebenso neugierigen. Also streckte er die Pfote weiter nach oben, tatzte nun mit eingezogenen Krallen gegen Amiens Wange und grinste, als dieser sich ein wenig erschreckte.

»Ich tu dir nichts…«, bemerkte er amüsiert und mit dunkler, ein wenig angerauter Stimme und krabbelte wieder auf die Couch, ganz nah an seinen lang ersehnten Partner heran. Mit funkelnden Augen blickte er in die großen Grauen des Jungen, bevor er ihm seine große Pfote hinhielt.

»Ich bin Djamis…«, stellte er sich vor und die Freude darüber jetzt einen Partner zu haben, war ihm deutlich an zu hören. Noch mehr freute ihn jedoch, dass der Kleine anscheinend überhaupt keine Angst verspürte.
 

Erleichtert nickte Amien, als er die letzten Worte von Tarêk hörte und musterte ihn wieder aufmerksam, als er sah, wie sich die Oberfläche der Haut wieder veränderte und die Farbe wechselte.

Überrascht blickte er in die faszinierenden Augen und war ein wenig verwirrt, als das andere Wesen ihn zurück drückte. Aber er ließ es geschehen und musterte überrascht die Tatze. Aber im Moment rührte er sich noch nicht, vielmehr beobachtete er den anderen Tarêk aufmerksam, wollte herausfinden, wie dieser reagierte und beobachtete ihn, als er mit der Tatze tiefer wanderte. Leicht errötete er und wurde ein wenig unruhig, weil er sich unsicher war, wie er darauf reagieren sollte, doch zum Glück ließ das Wesen von ihm ab und stand auf. Interessiert musterte er ihn wieder und legte den Kopf schief, als es wieder ankam zu ihm und ihm die Tatze hinhielt. Verwirrt musterte er das Blinkende dazwischen und kannte das, weil er seine Fingernägel auch verändern konnte, um Fruchtschalen zu knacken. Er zuckte zurück, als er auf einmal im Gesicht berührt wurde, lächelte jedoch, als er die brummigen Worte hörte und strahlte das Wesen an, das so anders als Tarêk war. Bereitwillig rutschte er ein Stück, damit es neben ihm Platz hatte, dann kuschelte er sich instinktiv daran und ergriff die Tatze, strich bewundernd über die veränderte Haut und die faszinierenden Farben und sah dann wieder in die faszinierenden Augen, als er ruhig und freundlich den Namen wiederholte, um ihn sich zu merken. Anschließend fügte er noch lächelnd hinzu:

»Ich heiße Amien.«

Er strahlte und konnte gar nicht ablassen von dem faszinierenden Körper des anderen, war neugierig und wollte alles erkunden.

»Und Angst habe ich nicht, Tarêk hat mir gesagt, dass du mir nichts tust.«

Er kicherte und legte verspielt seinen Kopf schief, um das Wesen erneut zu betrachten.
 

Überrascht beobachtete Djamis, wie Amien sich an ihn kuschelte. Damit hätte er überhaupt nicht gerechnet, doch sofort spürte er wie die Zuneigung zu seinem Partner weiter anstieg. Vorsichtig legte er seine Arme um den Jungen und zog ihn weiter an sich. Zufrieden begann er zu schnurren und drückte damit aus, wie wohl er sich fühlte.

»Amien…«, wiederholte Djamis dann und fuhr ihm mit leicht ausgefahrenen Krallen durch die seidigen Haare. Aber nur so, dass er den Jungen nicht verletzte, dabei aber Wirkung erzielte. Er mochte lange Haare, stellte Djamis unumwunden fest und lächelte vor sich hin.

Dann ließ er seinen Blick wieder über den zierlichen Körper wandern, suchte ihn instinktiv nach einem Zeichen ab und als er keines fand, zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Ein leises Grummeln drang über seine Lippen und der Telemnar dirigierte seinen verwunderten Partner auf der Couch zurecht, sodass Amien auf dem Rücken lag und er wieder über ihm war. Erneut strich er mit einer Samtpfote über den zarten Bauch des Jungen und hielt erst inne, als er bei dessen Unterbauch angekommen war. Beruhigend sah er zu ihm auf, bevor er sich hinunter beugte und die weiche nachgiebige Haut vorsichtig mit einem seiner scharfen Zähne aufritzte. Spannung hatte Besitz von ihm ergriffen, auch wenn er spürte, dass Amien ihm Vertrauen entgegen brachte und nicht flüchten würde.

Sich seiner sicher, führte er die Kralle zu seiner Brust und ritzte sich dort ein Stück Haut auf, wo er willentlich die Schuppen hatte verschwinden lassen. Anschließend senkte er den Oberkörper und brachte ihre Verletzungen in Verbindung. Sofort begann es an den Wundrändern zu brennen. Djamis empfand es nicht als unangenehm, sondern genoss das Kribbeln, das mit dem Brennen einherging und allmählich seinen gesamten Körper durchzog.
 

Sofort seufzte Amien zufrieden als er spürte, wie ihn Djamis noch weiter an sich zog und dabei ebenfalls wohlige Geräusche von sich gab. Es fühlte sich alles so richtig an, es war, als würde er das Wesen schon ewig kennen! So etwas hatte er noch nie gefühlt.

Er lächelte als der andere seinen Namen wiederholte und erschauderte, mochte die tiefe Stimme total und kuschelte sich an das Wesen, schloss die Augen halb und zeigte, dass er sich einfach total wohl fühlte.

Und als ihm Djamis auch noch durch die empfindsamen Haare strich, war es ganz um den Galadhrim geschehen. Er keuchte leise auf und erschauderte erneut ziemlich tief, weil es sich wirklich wundervoll anfühlte, wie der andere durch seine Haare fuhr! Das ließ sie gleich noch viel heller leuchten, als sie es sowieso schon taten.

Allerdings war der Kleine ein wenig verwirrt, als er das Grummeln des anderen hörte und auch richtig deutete. Er bemerkte den suchenden Blick und runzelte ein wenig verwirrt die Stirn, ließ sich erneut auf die Couch legen und blickte Djamis ruhig in die Augen. Er seufzte wohlig, versteifte sich aber ein wenig, als der andere tiefer glitt. Allerdings beruhigte er sich wieder etwas, als er den friedlichen Blick des Wesens sah und lächelte nur ein wenig schief.

Allerdings zuckte er zusammen, als er auf einmal unerwartet einen Schmerz spürte und sah verwirrt nach unten. Er blickte irritiert auf die leicht blutende Wunde und verstand nicht, was das ganze sollte. Er vertraute diesem Wesen doch, wieso tat es ihm weh? Seine Emotionen waren deutlich auf seinem Gesicht abzulesen und seine Haare flackerten, als er bemerkte, wie sich Djamis selbst verletzte. Ungläubig sah er, wie der Dunkelhaarige sich über ihn beugte und ihre Wunden schließlich miteinander verband. In diesem Moment fiel Amien das wieder ein, was Tarêk über Körperflüssigkeiten und Blut gesagt hatte, doch weiter kam er nicht mehr, denn ein brennender Schmerz ging von der Wunde aus und zog sich über seinen gesamten Körper. Er wimmerte laut, unwillkürlich lösten sich Tränen aus seinen Augen und er wusste nicht, wie er das alles überstehen sollte, es fühlte sich einfach schrecklich an!!
 

Djamis bemerkte fast sofort, das er der einzige war, der den Schmerz einigermaßen angenehm empfand. Das leise Wimmern war ihm Beweis genug, wie sehr Amien darunter litt. Deswegen löste er die Wunden von einander, griff nach dem Kleineren und zog ihn dicht an seine Brust, barg ihn in seinen Armen und versuchte ihn zu besänftigen.

Es schien dem Jungen wirklich sehr weh zu tun. Djamis wollte aber das sie auch noch durch dieses Mal verbunden waren, was sich nun langsam auf der hellen Haut des Galadhrim ausbildete, zeitgleich zu dem Seinen. Die Wunde des Kleinen verschloss sich wieder, was ebenfalls zu schmerzen schien, denn Amien wimmerte erneut auf. Genau auf der Stelle der kleinen Verletzung entfaltete eine violette Knospe ihre Blüte und zarte grüne Ranken zogen sich über die zarte helle Haut Amiens. In regelmäßigen Abständen sprossen schillernde Blätter hervor und zogen sich in einem länglichen Muster über den Unterbauch des Jüngeren.

Fasziniert beobachtete Djamis diesen Moment, der sie für immer verband. Der Schmerz war ein Teil davon und er war sich sicher, dass Amien ihm deswegen nicht böse sein würde. Er gehörte eben dazu und sorgte dafür, dass dieser unglaubliche Augenblick für immer in dessen Gedächtnis bleiben würde.

Bald hatte sich das Muster vollständig ausgeprägt, glühte noch einmal kurz auf, wobei Amien einen erstickten Schrei von sich gab und schließlich war ihre Verbindung endgültig. Djamis hatte sein eigenes Zeichen gar nicht so richtig wahr genommen, zu sehr war er mit dem des Kleineren beschäftigt gewesen, aber das finale Glühen spürte er sehr deutlich und knurrte kurz, weil es sich wirklich schmerzhaft und unangenehm anfühlte. Außerdem veranlasste es ihn dazu, sich sein Zeichen nun doch einmal anzuschauen, bevor er sich wieder Amien zuwandte und ihn weiter tröstete. So sanft es ihm möglich war, wischte er mit seinen großen Tatzen über Amiens zarte Wangen. Erst als er eine Träne wegwischen wollte, die gerade hinab perlte, bemerkte er, wie diese sich zu einer silbrigen Perle wurde und auf dem Sofa landete. Ungläubig blickte er ihr hinterher und sah dann wieder zu Amien.

»Du kannst zaubern… «, stellte er begeistert fest und langte nach einer Perle. Einige hatten sich schon auf dem Sofa angesammelt und lagen verstreut darauf herum. Doch Djamis hatte nur Augen für den Kleineren. Der Junge wurde immer faszinierender.

Zuerst hatte er gar keine Angst, jetzt weinte er silberne Perlen…

Verspielt tatzte er nach dem kleinen Haufen und warf einige auf die Erde, guckte ihnen verspielt nach wie sie durch den Raum rollten.

Dann galt seine Aufmerksamkeit wieder Amien.

»Nicht mehr weinen, ja? Ist ja jetzt vorbei… «, versicherte er mit reuiger Stimme und strich Amien durch die Haare, weil der Junge das vorhin so gemocht hatte.
 

Dem Kleinen traten vor Schmerz immer wieder neue Tränen in die Augen und er wimmerte lauter, zitterte stark und konnte überhaupt nicht mehr klar denken! Aber er spürte, wie ihn der andere in den Arm nahm und versuchte zu beruhigen, deswegen atmete er bewusst tiefer durch, auch wenn es nicht viel brachte, denn es tat noch immer weh. Da er Schmerzen nicht gewöhnt war, empfand er sie als noch intensiver und wusste nicht wie er mit ihnen umgehen sollte. Ein erstickter Schrei löste sich von seinen Lippen, als es auf einmal so anfing zu schmerzen, dass Amien schon dachte, sein Ende wäre gekommen. Sein Bewusstsein trübte sich, er merkte wie er langsam wegtrat, doch dann hörte der Schmerz auf einmal auf.

Erleichtert und vollkommen erschöpft sank der Galadhrim auf dem Sofa zurück und zitterte so stark wie noch nie in seinem Leben. Noch immer weinte er ohne Unterlass vor sich hin, das war ihm noch nie passiert! Aber er schämte sich nicht dafür, hatte er doch schreckliche Schmerzen gehabt und wollte sich einfach nur noch ausruhen... Erschöpft schloss er seine Augen und versuchte, seinen heftigen Atem wieder zu beruhigen, hatte sich aber weiterhin an Djamis festgeklammert und zitterte noch immer etwas.

Erst, als er die erstaunten Worte des anderen hörte, runzelte er die Stirn und öffnete seine Augen wieder.

»Zau... zaubern...?«, wiederholte er ratlos mit schwacher Stimme und wusste mit diesem Wort nichts anzufangen. Auch nicht, worauf der andere es bezogen hatte, doch dann bemerkte er, wie Djamis verspielt nach den Perlen tatzte, die er geweint hatte und ein Lächeln schlich sich auf seine vorher so schmerzverzerrten Züge. Er fand es niedlich, wie der andere damit spielte und beobachtete ihn dabei. Augenblicklich wurde er ruhiger und das Zittern ließ nach. Auch schienen seine Haare wieder so hell wie vorher und flackerten nicht mehr. Dabei halfen ihm auch die lieben, beruhigenden Worte des Dunkelhaarigen, der ihn besorgt musterte, nachdem er von den Perlen abgelassen hatte.

Und jetzt, wo er so ruhig war, machte er sich zum ersten Mal wieder Gedanken. Wieso hatte es so wehgetan, was hatte der andere mit ihm gemacht? Er konnte sich noch daran erinnern, dass Djamis über ihn gekommen war, doch dann... hatte er vor Schmerzen alles andere ausgeblendet...

Durch Zufall glitt der Blick des Jungen auf seinen eigenen Unterkörper und er hob erstaunt seine fein geschwungenen Augenbrauen. Was war denn das für ein wunderschönes Muster?

Neugierig tastete er danach und war überrascht, dass es gar nicht mehr wehtat! Ungläubig blickte er Djamis an.

»Wa... was ist das? Und... und wo kommt es her... und... und wieso...?!«, ratlos blickte er den Dunkelhaarigen an und wollte Antworten haben.
 

Die Erschöpfung war dem Kleinen deutlich an zu sehen, aber jetzt wo der Schmerz verschwunden war, kam Amien anscheinend wieder schnell zu sich und die Fragen, die er stellte, war Djamis gern bereit zu beantworten. Bevor er dies jedoch tat, machte er sich neben dem Jungen lang und zog ihn besitzergreifend an sich.

»Das ist mein Zeichen…«, meinte Djamis direkt und unverblümt, während er eine Pfote sachte darüber strichen ließ. »Das zeigt jedem der es sieht, dass du einem Krieger gehörst und dass dich niemand anderes anfassen darf, außer Tarêk und mir.« Bestätigend nickte der Dunkelhaarige und begann vor Wohlbehagen zu schnurren.

»Weil du mein Partner bist, bin ich erweckt worden und meine Aufgabe ist es, die Verbindung durch das Zeichen zu festigen, durch direkten Blutkontakt.«

Nach seiner Erklärung begann Djamis verspielt, aber dennoch vorsichtig wegen seinen Krallen die weiche Haut des anderen Wesens zu streicheln. Er fand den Jungen einfach nur interessant und wollte noch viel mehr über ihn in Erfahrung bringen.

Dann erinnerte er sich an die andere Frage, die Amien ihm noch gestellt hatte.

Fluchs war er von dem Sofa gesprungen und haschte nach den Perlen, die er vorhin runter geworfen hatte, sammelte sie alle ein und kullerte sie auf das Sofa zurück, sodass sie dem Jungen in den Schoß rollten. Amien hatte sich aufgesetzt und ihn beobachtet. Djamis genoss diese Aufmerksamkeit sehr, stupste mit seinem Kopf an die Hand seines Partners und forderte somit Streicheleinheiten ein. Er mochte es nämlich gekrault zu werden, schnurrte erneut, als Amien tatsächlich anfing ihn im Nacken zu kraulen.

Währenddessen nahm er eine der Perlen und hielt sie zu dem Jungen hoch.

»Hier.. du kannst zaubern…«, wiederholte Djamis und musterte die Perle mit funkelnden Augen. »Zaubern ist, wenn du aus einem Ding etwas anderes machen kannst.. Du hast geweint und daraus ist das geworden. Das ist toll!«, schwärmte der Telemnar und schmiegte sich noch weiter in die liebkosenden Hände. Sein Schnurren wurde noch lauter, spiegelte seine Empfindungen wieder und wie ein zahmes Hauskätzchen legte er seinen Kopf in Amiens Schoß und genoss einfach nur.
 

Aufmerksam hörte Amien zu und leckte sich über die trockenen Lippen. Er konnte das alles noch gar nicht so recht glauben, was hier passiert war. Bereitwillig ließ er sich an Djamis ziehen und lächelte, als dieser mit weichen Pfoten über dieses wunderschöne Zeichen strich. Fasziniert verfolgte er die Berührung mit tiefgrauen Augen und war irgendwie erleichtert, dass ihm niemand etwas tun konnte, wenn er dieses Zeichen besaß. Er fühlte sich rundherum wohl und nickte immer wieder auf die Erklärungen hin, lächelte sanft als Djamis anfing zu schnurren und fand es einfach nur niedlich.

Allerdings war er ein wenig verwirrt, als sich der Dunkelhaarige weg vom Sofa begab und die ganzen Perlen wieder einsammelte, mit denen er zuvor gespielt hatte. Der Galadhrim zog sich das flauschige Ding was neben ihm lag auf den Schoß und sah auf, als er die ganzen Perlen bekam. Verwirrt hielt er sie in der Hand und lächelte als Djamis offenbar gekrault werden wollte.

Leise kicherte Amien und fing sofort an, das verschmuste Wesen im Nacken zu kraulen, strich durch die feinen Haare und wuschelte darin herum, fand es einfach nur lustig und vor allem niedlich, wie der Dunkelhaarige darauf reagierte. So viel Spaß hätte er mit Tarêk sicher nicht gehabt...

Der Kleine musterte die Perle, die der andere ihm hinhielt und lauschte wieder aufmerksam auf die Worte hin, legte den Kopf schief und nickte verstehend.

»Achso! Dann... dann kann ich aber noch viel mehr, schau!«

Er schloss die Augen und hielt ihm seine linke Hand hin, in der sich feine Linien befanden, die wie eine Blüte geformt waren. Amien ließ seine Energie hineinfließen und kurze Zeit später schwebte eine bläulich leuchtende, duftende Blüte in seiner Hand, die er lächelnd zu dem verdutzten Djamis schweben ließ.

»Ich kann auch Früchte machen«, erklärte er begeistert. »Und bestimmt noch mehr, aber das haben mir meine Eltern noch nicht beigebracht. Außerdem wollte ich viel lieber draußen umher streifen als drinnen zu hocken...«

Bereitwillig erzählte er dem Wesen ein wenig von sich und fand es schön, dass dieses sich so für ihn interessierte. Währenddessen kraulte und verwöhnte er es weiter nach Strich und Faden und genoss es selbst richtig.
 

Djamis konnte seine neugierigen grünen Augen gar nicht mehr von dem Jungen losreißen. Er hatte so etwas noch nie gesehen, fand es total schön! Die Blüte beschnupperte er vorsichtig, als Amien sie noch in der Hand hielt. Er hatte Angst, das, wenn er sie berührte, sie in ganz viele Teile zersprang und da er sie nicht kaputt machen wollte, hielt er lieber Abstand, wich sogar ein Stück zurück, als der Kleine sie ihm geben wollte. Letztendlich war seine Neugier aber größer, weshalb er zögerlich mit seinen großen Pfoten nach der Blume griff und noch einmal fasziniert daran schnupperte. Als er die Blüte genug betrachtet hatte, griff er mit seiner anderen Pfote nach Amiens Schulter und zog ihn ein Stück zu sich.

»Kopf runter… «, befahl er mit seiner rauen Stimme und auch wenn Amien erst einmal seltsam guckte, folgte er der Aufforderung und Djamis steckte ihm die Blüte geschickt hinters Ohr in die Haare und gab ein zufriedenes Knurren von sich.

Dann kuschelte er sich wieder voller Wohlbehagen in den Schoß des Jüngeren und lauschte den Erzählungen weiter. »Früchte? Lecka…«, kommentierte der Dunkelhaarige und leckte sich instinktiv über die Lippen.

»Warum bist du denn weggegangen? Du musst zu deinen Eltern und noch mehr lernen!«, bestimmend nickte Djamis. »Noch mehr zaubern lernen!!«

Er fand es so schön, einen Partner zu haben, der so besonders war.

Und wenn es da noch mehr Dinge gab, die Amien zaubern konnte, dann wollte er das unbedingt sehen!
 

Lächelnd beobachtete der Galadhrim das Wesen und fand es niedlich, wie es die Blüte beschnupperte. Er blickte verwirrt drein, als er den Kopf senken sollte, tat es dann jedoch, neugierig, was passieren würde und lächelte, als ihm Djamis die Blüte in die Haare steckte.

Er kuschelte sich wieder eng an den anderen und kraulte ihn weiter, fühlte sich vollkommen wohl und freute sich, dass er dieses Wesen kennen lernen durfte. Es war etwas Einmaliges.

Als er hörte, dass der andere Früchte mochte, ließ er gleich zwei in seinen beiden Handflächen entstehen, die leuchteten und reichte dem Dunkelhaarigen eine davon, sah ihn aus glänzenden Augen an und war gespannt, ob sie ihm schmecken würde. Währenddessen ließ er seine Fingernägel spitz wie ein Messer werden und schälte die Schale gekonnt ab, dann zerschnitt er seine Frucht und steckte sich die Dinge in den Mund, kaute genießerisch darauf herum und lächelte Djamis an.

»Ich gehe nicht mehr zu meinen Eltern!«, bestimmte Amien auf einmal trotzig auf die Worte des Wesens hin und verschränkte die Arme vor seiner nackten Brust. »Die nerven mich, wollen immer über mich bestimmen und behandeln mich wie ein kleines Kind. Ich kann selbst denken und will in der Natur sein, nicht immer bei ihnen hocken... Außerdem lerne ich die anderen Sachen schon von ganz alleine, bestimmt...«

Er nickte und war ein wenig verstimmt. Er hasste es, wenn es um das Thema Eltern ging und das konnte man ihm auch deutlich ansehen.
 

Verzückt nahm der Dunkelhaarige die Frucht an, die der Kleine ihm reichte und biss hinein, ohne sie zu schälen. Er war da nicht so empfindlich und nickte, während er genüsslich kaute.

Es dauerte nicht lange bis er die Frucht regelrecht verschlungen hatte, leckte sich den süßen Saft noch von den Lippen und seufzte zufrieden.

Aber diese Zufriedenheit hielt nicht lange an. Da sie nun Partner waren, spürte Djamis gleich, dass Amien wegen dem Kommentar mit seinen Eltern verstimmt war. Er hörte sich zwar die Ausflüchte an, konnte den Jungen aber dennoch nicht verstehen. Für die Telemnar war die Familie etwas sehr wichtiges und selbst wenn man sich mit der leiblichen Familie nicht verstand, war man immer noch mit seiner zweiten Persönlichkeit verbunden und diese hatten untereinander auch Verbindungen.

Verständnislos und gleichzeitig fragend blickte er zu Amien auf.

»Aber magst du deine Eltern denn gar nicht?«

Er hörte sich ein bisschen traurig an und fand es sehr schade. Nicht nur, weil der Kleine dann nicht so viel von diesen lernen konnte, sondern weil er sie dann wahrscheinlich auch nicht kennen lernen durfte. Leise seufzte er, versuchte aber nicht weiter Amien davon zu überzeugen zurück zu gehen. Tarêk kam mit seiner Familie ja auch nicht klar. Aber es betrübte Djamis trotzdem. Eine Weile schwieg er, wollte eigentlich nicht mehr damit anfangen. Aber weil ihn dieses Thema so beschäftigte, tat er es doch.

»Würdest du dich für mich schämen?«, fragte er leise und sah mit einem Auge zu dem Jungen hoch. Gespannt war er schon, war sich aber sicher, dass der Kleine ihn mit seiner Antwort nicht verletzen würde. »Jetzt wo du einen Partner hast… willst du das deinen Eltern denn gar nicht erzählen? Würden sie sich nicht für dich freuen?«
 

Leise seufzte der Galadhrim als der andere mit dem Thema nicht aufhörte, sondern immer noch weiter fragte. Eigentlich hatte er gehofft, Djamis mit der Frucht davon ablenken zu können, aber dem war wohl nicht so... Schade, hätte ja klappen können...

Einen kurzen Moment schwieg er, dann zuckte er mit den Schultern.

»Sie gehen mir auf die Nerven, wollen nur das Beste für mich, aber dabei setzen sie mich unter Druck. Ich will machen was mir gefällt, nicht was sie wollen, außerdem lassen sie mich immer nur sehr schwer wieder gehen weil sie sich andauernd Sorgen machen, dass mir etwas passiert sein könnte. Ätzend! Ich besuche sie ja, aber nicht oft, nur manchmal damit sie wissen, dass es mir gut geht. Mehr ertrage ich nicht, dann rege ich mich nur wieder auf...«

Er verstummte und nickte bekräftigend. Ja, er war schon immer ein wenig anders gewesen, aber das störte ihn nicht. Er mochte es nicht, wenn jemand zu sehr an ihm klammerte und ihm somit ein Stück seiner Freiheit nahm...

Auch der Kleine schwieg und hing seinen Gedanken nach, seufzte ab und an leise und sah verwirrt auf, als er die Frage hörte. Mit der hätte er nun wirklich nicht gerechnet.

»Schämen? Ich mich? Für dich?«, rief er sofort aus und schüttelte den Kopf. »Wieso sollte ich? Du bist ein tolles Wesen, ich mag dich und bin froh dass du da bist, wieso sollte ich mich für dich schämen?«

Er verstand nicht, was Djamis damit bezwecken wollte, aber das bemerkte er, als er die nachfolgenden Worte hörte.

Erneut seufzte er schwer und sah den anderen lange nachdenklich an.

»Sie würden es nicht verstehen... Ich glaube sie würden es nicht akzeptieren, dass es mit jemandem aus einem anderen Volk ist. Ich denke sie würden einen Herzinfarkt kriegen, wenn ich es ihnen erzähle...«

Er senkte betreten deinen Blick und verfiel ins Schweigen. Natürlich würde er ihnen sehr gerne erzählen, dass er jemanden gefunden hatte und er war sich auch sicher, dass sie bemerken würden dass er geschlechtsreif war, aber er wusste, dass sie es nicht tolerieren würden, wenn er gerade jemanden aus einer anderen, fremden gerade der Rasse als Partner hatte, die sie hier unterdrückten...

Schweren Herzens kuschelte er sich wieder an Djamis und schloss die Augen leicht, wusste nicht, was er machen sollte.
 

Aufmerksam hatte der Dunkelhaarige zugehört, war froh, dass Amien ihn so mochte wie er war. Allerdings ließ ihm die Sache mit dessen Eltern immer noch keine Ruhe. Er verstand ja, dass sie nicht begeistert sein würden, wenn ihr Kind plötzlich mit einem Krieger als Gefährten ankam. Aber wenn es gute Eltern waren, dann würden sie es akzeptieren!

Bekräftigend nickte er zu sich selbst, blieb aber still, weil er seinen Partner nicht noch weiter mit diesem Thema ärgern wollte. Djamis merkte sehr deutlich, wie unangenehm es dem anderen war darüber zu sprechen. Lautlos seufzte er, legte seine Pranken dann um den zierlichen Körper und freute sich über die zutrauliche Geste Amiens.

»Wir sind ja noch länger hier… irgendwann wirst du uns schon miteinander bekannt machen…«, nuschelte der Telemnar kaum verständlich in Amiens helle Haarpracht und schloss das Thema nun auch von seiner Seite aus ab.

Leise schnurrend machte Djamis es sich auf dem Sofa bequem und zog seinen Partner zwischen seine Beine. Dadurch konnte Amien sich noch entspannter an ihn lehnen und Djamis begann kleine Kreise auf dessen bloßer Schulter zu malen. Seine Krallen hatte er eingezogen und war ganz sanft zu der zarten Haut.
 

Doch der Kleine wusste genau, dass seine Eltern nicht wirklich tolerant waren. Er wusste dass sie nur das Beste für ihn wollten und da gewisse Vorstellungen hatten, und da seine eigenen absolut nicht damit übereinstimmten, würden sie es mit Sicherheit überhaupt nicht akzeptieren und mit aller Macht verhindern wollen. Von daher wollte er es ihnen so spät wie möglich sagen...

Lautlos seufzte er, wollte nicht weiter darüber nachdenken und seufzte schließlich wohlig auf, als er die Tatzen des anderen spürte, die ihn an den warmen Körper des anderen zogen und er schloss sofort genießerisch die Augen und fühlte sich vollkommen wohl. Er war glücklich, dass er mit Djamis so gut klar kam und dass sie jetzt wirklich Partner waren, sowohl nach den Regeln seiner, als auch der Rasse des anderen, und das fand er total toll, damit war ein großer Traum für ihn in Erfüllung gegangen.

Auf die Worte hin nickte er nur zustimmend und erschauderte als ihm der andere durch die empfindsamen Haare strich, die sofort noch heller leuchteten. Als Djamis seine Stellung veränderte, rollte sich der Galadhrim noch ein Stück zusammen und lächelte glücklich, als er mit Streicheleinheiten verwöhnt wurde. Die hatte er vorher nämlich nie bekommen, dadurch, dass er keine weiteren Geschwister hatte und sich von seinen Eltern so gut wie möglich versuchte abzugrenzen...

Wohlig seufzend streckte er sich und verschob diese Gedanken schnell wieder.

»...dich ganz doll lieb...«, murmelte er noch, bevor er seine Augen ganz schloss und langsam einschlief, weil er sich so wohl fühlte.
 

Das Schweigen zwischen ihnen fand Djamis gar nicht schlimm. Er genoss die Ruhe sogar und als Amien murmelte, dass er ihn lieb hatte, drückte er den Kleinen zustimmend.

»Ich dich auch..«, schnurrte er zurück und wachte die ganze Zeit über den Jungen, während dieser entspannt an ihn gekuschelt schlief.

Irgendwann döste auch Djamis weg und überließ allmählich Tarêk wieder die Führung.

Letzterer wachte nach einigen Stunden wieder auf. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge, als er den Kleinen so niedlich schlafen sah. Glücklicherweise war alles gut gegangen und es schien, als hätten Djamis und Amien sich angefreundet.

Weil Tarêk nicht länger liegen wollte, schob er den Kleineren sanft von sich herunter und stand auf. Sanft legte er eine Decke über Amiens Schultern und verschwand kurz ins Badezimmer.

Innerlich spürte er unverkennbar, dass er sich verändert hatte und als er sich im Spiegel betrachtete sah er es auch ein wenig. Seine Haut war etwas dunkler als normal und in seinen braunen Augen sah man einige gelbliche Pünktchen. Aber das Auffälligste war das Zeichen das sich von seiner Schulter bis halb über die Brust zog. Ehrfürchtig zeichnete Tarêk es mit einem Finger nach und erschauderte. Amien musste dasselbe besitzen, dachte er gespannt und wollte schon rausgehen und es sich bei dem Kleinen ansehen. Aber Amien schlief noch und da wollte er ihn auch nicht stören.

Mit einem Lächeln im Gesicht kehrte er nach kurzer Erfrischung in den größeren Raum zurück, suchte sich Sachen aus dem Schrank und holte die Box mit den Essenskapseln aus dem Schrank, denn sein Magen knurrte hungrig. Die Verwandlung hatte eine Menge Energie gekostet und außerdem hatte er seit heute morgen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.
 

Der Kleine spürte irgendwann, dass seine Wärmequelle weg war und gähnte lautstark, räkelte sich und streckte sich ausgiebig. Dann öffnete er seine Augen und sah sich um, war ein wenig traurig als er sah, dass er alleine war, hörte jedoch von irgendwo nebenan Geräusche und sah sich um, bevor er sich aus der Decke pellte und neugierig auf die Geräusche hin zu tapste. Er bemerkte dabei gar nicht, dass er nackt war und sich das Zeichen des anderen in einem dunklen, wunderschönen Kontrast auf seiner Haut abzeichnete.

Schließlich fand er jemanden und lächelte glücklich als er sah, dass Tarêk wieder da war.

»Du bist wieder da!«, strahlte er, blieb noch einige Sekunden in der Tür stehen, doch dann stürmte er nackt wie er war auf den anderen zu und umarmte diesen kräftig.

»Hab dich vermisst. Djamis war total nett, hat mit mir gekuschelt und schließlich bin ich dann eingeschlafen obwohl ich gar nicht wollte aber es war einfach so schön kuschelig, deswegen... Naja und dann bin ich wieder aufgewacht und jetzt bist du ja wieder da...«, erzählte er munter und kratzte sich nebenbei an seinem Unterkörper, war noch immer froh, den anderen wieder zu haben.
 

***
 

Zuerst bemerkte Ascon gar nicht, wie traurig Laurin auf einmal geworden war. Erst, als er das leise Schluchzen und den verstärkten Druck an seiner Hand spürte, drehte er sich halb zu dem Kleineren um und sah betroffen zu ihm hinunter.

»Hey.. Was hast du?«, fragte er sanft und erkannte die dicken Tränen in den Augenwinkeln des anderen. »Du brauchst doch nicht weinen, Liebling.«

Liebevoll zog Ascon den Jüngeren in seine Arme und drückte Laurins Kopf sachte an seine Brust.

Er konnte sich schon denken, weshalb der Junge so niedergeschlagen war. Ascon hätte sich seine Sorgen nicht so sehr anmerken lassen dürfen. Er wusste, das Laurin sensibel war und sich alles immer sehr zu Herzen nahm.

Nun standen sie mitten auf der Straße und der Dunkelhaarige hielt Laurin tröstend in seinen Armen, obwohl ihm selbst zum Heulen war. Dennoch.. Er war ein Krieger und Krieger zeigten nun mal keine Schwäche, egal wie schlecht die Umstände waren. Aber allzu schlecht ging es ihnen ja nun auch nicht.

»Ist schon okay, Kleiner.. sieh mal. Wir sind noch am Leben und haben eine Unterkunft. Es ging uns schon viel schlechter. Also gib die Hoffnung nicht so schnell auf, hm?«, versuchte Ascon Laurin und auch sich selbst ein bisschen Mut zu machen. Vielleicht sah er die Sache im Moment auch ein wenig zu schwarz.

Sanft wischte er dem Kleinen mit dem Daumen die Tränen von den Wangen und kurz darauf kullerten diese als silbrige Perlen in seine Hand, was den Mann seit Langem wieder leicht lächeln ließ.

»Du bist ein kleines Wunder, weißt du das?!«, fragte er mit samtiger Stimme und strich Laurin dann liebevoll über den Kopf.

Den Kleineren immer noch im Arm haltend, sah er sich die Perlen genauer an. Sie waren relativ schwer und Ascon fragte sich das erste Mal, woraus sie bestehen mochten? Leise räusperte er sich und blickte dann auf Laurin hinunter, der sich ein wenig beruhigt hatte und nun versuchte ein bisschen zu Lächeln.

Sofort hatte Ascon die Perlen wieder vergessen, steckte sie in seine Tasche und strich dem Kleineren erneut sanft über die Wange. »Na siehst du.. so gefällst du mir schon viel besser.« Ein zärtlicher Stupser auf die kleine Nase folgte und Ascon lächelte beruhigend zurück.

»Na los.. gehen wir uns das Gebäude da hinten mal richtig anschauen. Vielleicht haben wir ja mal Glück..«

Und so fasste er nach Laurins Hand, umschloss sie mit seiner großen und gemeinsam gingen sie weiter. Die Stimmung war zwar immer noch nicht als heiter zu bezeichnen – denn wer könnte in so einer Situation schon fröhlich sein – aber Ascon versuchte zuversichtlicher zu wirken und das schien auch auf die Laune den Jüngeren ab zu färben, denn dessen Haare flackerten nun nicht mehr, sondern leuchtete wieder einheitlich, wenn auch nicht so stark, wie als wenn Laurin sich freute, aber immerhin.
 

Der Galadhrim biss sich auf die Lippe, als Ascon nachfragte, was er denn hatte und drehte seinen Kopf ein Stück weg. Er wollte nicht darüber reden, wollte dem Dunkelhaarigen nicht immer Umstände machen und kam sich schlecht vor, weil er so schnell seine Hoffnung aufgegeben hatte. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er viel zu weit weg von seinem Zuhause war, dass Ascon der Einzige war, dem er vertraute und der wusste, was zu tun war. Und wenn nun sogar für den Älteren alles hoffnungslos erschien, wie sollte der Kleine da noch Mut haben?

Doch die sanften Worte beruhigten den Jungen sofort wieder. Er liebte es, die ruhige Stimme seines Partners zu hören, er liebte es wirklich. Und wenn er so darüber nachdachte, konnte er es kaum glauben, dass es je so weit gekommen war, immerhin hatte ihn der Mann entführt, von seiner Heimat und seinem Bruder weggebracht und ihn am Anfang nicht wirklich nett behandelt.

Umso erstaunter war Laurin, dass Ascon inzwischen so lieb zu ihm war, dass er ihn beschützte, sich um ihn kümmerte und so wie jetzt, ihn tröstete, wenn er verzweifelt war.

Laurin schloss die Augen, als er an den schönen, warmen und beschützenden Körper des Dunkelhaarigen gezogen wurde, schmiegte sich an ihn und bekam vom vielen Weinen einen Schluckauf, der einfach nicht weggehen wollte, sich aber niedlich anhörte. Er sog die Streicheleinheiten, die Ascon ihm zukommen ließ alle in sich auf wie ein Schwamm, und dadurch beruhigte er sich auch langsam wieder, auch wenn er sich noch nicht wirklich besser fühlte.

Kurz nickte er auf die Worte, sagte jedoch nichts dazu. Sicher, sie waren schon schlimmer dran gewesen, aber der Gedanke, für immer hier in dieser seltsamen Gegend bleiben zu müssen und nicht mehr von hier fort zukommen erschreckte ihn doch sehr.

Der Kleine bekam gar nicht mit, dass er noch immer weinte, erst, als er die Worte des Mannes hörte, hob er verwirrt den Kopf und erblickte die Perlen, die in der großen Hand des anderen schimmerten.

»War... war vorher nie so«, murmelte er leise und senkte den Blick wieder. »Erst... als ich mit dir zusammen war...«

Aber irgendwie freute er sich doch über das Lob, genoss das Wuscheln durch seine Haare und schloss seine Augen wieder halb, atmete durch feuchte, rote und halb geöffnete Lippen. Die Sonne wärmte seine Haut, aber sie tat ihm nicht weh, darüber war er erleichtert. Sonst hätte er wohl die gesamte Zeit alleine drin hocken müssen, das wäre auch nicht so toll gewesen!

Also versuchte er, ein bisschen zu Lächeln, um Ascon aufzumuntern und errötete leicht, als er gleich darauf gelobt wurde. Damit hatte er nicht gerechnet und er war ein wenig verlegen, wusste nicht so recht, wie er damit umgehen sollte, aber er freute sich darüber und quietschte, als er auf die Nase gestupst wurde.

Eng drückte er sich an den Mann und murmelte:

»Hab dich ganz doll lieb«, bevor er schnell zur Seite schaute und schwieg, weil es ihm peinlich war. Er wusste auch nicht warum, aber er hatte gerade das Bedürfnis gehabt, dem Dunkelhaarigen dies mitzuteilen.

Er freute sich, dass Ascon seine Hand nahm und erwiderte den Händedruck leicht, nickte auf die folgenden Worte und sah wieder scheu nach oben zu dem komischen Gebäude. Was das wohl sein mochte? Hoffentlich waren da nicht wieder solche komischen Personen, die ihn immer anfassen wollten. Das mochte er gar nicht. Aber er vertraute Ascon, dass dieser auf ihn aufpassen würde und schon wurde er wieder ruhiger. Seine Haare flackerten auch nicht mehr und schienen wieder gleichmäßig. Er war ein wenig ungewiss, was sie jetzt erwartete...
 

Der Weg zu dem Gebäude war doch länger, als es zunächst ausgesehen hatte. Letztendlich erreichten sie es aber und standen nun ungefähr fünfzig Meter davor.

Die Umgebung abschätzend sah Ascon sich um und entdeckte gleich auf Anhieb zwei Gefährte, die Ähnlichkeit mit einem seiner Spacehounds hatten und schätzte, dass es sich hier wirklich um so etwas wie eine Werkstatt für Raumfahrzeuge handelte, nur auf relativ niederem Niveau, so wie er das einschätzte.

Dann schweifte sein Blick weiter. Überall lagen irgendwelche alten Teile herum und die Umgebung sah eher aus wie ein Schlachtfeld, als eine Werkstatt. Dennoch.. das Tor des riesigen Gebäudes machte einen gepflegten Eindruck und das ließ Ascon weiter hoffen.

Neben dem Hangar - Ascon bezeichnete die Halle jetzt einfach so - stand noch ein relativ kleines Haus, auf das er nun zuging, Laurin sanft mit sich ziehend.

»Mal sehen.. wenn dort jemand ist, wird er uns bestimmt weiter helfen können.. «, meinte der Dunkelhaarige und war entgegen seiner sonstigen Haltung vollkommen angespannt.

Das hier war ihre einzige Chance, wenn er das richtig sah.

Jetzt hing es davon ab, ob hier noch jemand arbeitete und wie weit entwickelt die Technik auf diesem Planeten war. Ascon wollte sich von dem Äußeren erst einmal nicht beeinflussen lassen. Schon viele Male hatte er bei den unterschiedlichsten Völkern erfahren, dass das Äußere mit dem eigentlich Fortschritt meist nicht übereinstimmte und deswegen blieb er vorerst zuversichtlich.

Vor dem Nebengebäude hielt er und klopfte an.

Vor Spannung hatte der Telemnar sogar die Luft angehalten und wartete nun, dass ihm jemand öffnete. Es tat sich nichts.

Doch dann nahm Ascon Schritte aus dem Inneren wahr und horchte auf. Kurz darauf wurde die Tür aufgezogen und eines dieser Wesen sah grimmig zu ihm hoch. Es schien schon ziemlich alt zu sein, denn der Mann, wie Ascon vermutete ging gebeugt und hatte schon ganz zerknitterte Hände, soweit man diese so bezeichnen konnte.

»Wasch..?«, fragte der Mann grimmig und verzog die Augen zu schmalen Schlitzen, sodass deutlich wurde, dass sie nicht sonderlich willkommen waren.

Doch das war Ascon erst einmal egal. Er war für einen Moment wirklich erleichtert, überhaupt jemanden hier angetroffen zu haben. Schließlich ergriff seine Anspannung jedoch wieder die Oberhand.

»Ich wollte mich erkundigen, ob diese Halle noch genutzt wird?«, antwortete er nach kurzem Zögern und einem abschätzenden Blick auf den Alten. »Wir haben nämlich ein Problem mit unserem Schiff und bräuchten dringend Hilfe, um es zu bergen und die nötigen Instandsetzungsarbeiten durch zu führen«, präzisierte er sein Anliegen und wartete dann auf eine Antwort. Deutlich fühlte Ascon den musternden Blick des Alten auf sich und wie dieser schließlich zu Laurin abschweifte, der sich die ganze Zeit hinter ihm versteckt gehalten hatte.

Das Wesen schnaubte.

»Könnt ihr auch bezahlen?«, wollte es schlecht gelaunt wissen und scharrte ungeduldig mit dem Fuß. Der Dunkelhaarige seufzte.

Das war genau die Frage die er gefürchtet hatte. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken und nickte bedächtig. »Aber es kommt darauf an, was ihr als Zahlungsmittel akzeptiert...«, versuchte er sich geschickt aus der Sache heraus zu winden.
 

Laurin störte es nicht, dass der Weg so lang war, im Gegenteil, er genoss die Bewegung, wollte nicht immer irgendwo drin eingesperrt sein, außerdem gefiel ihm das Wetter.

Als sie fast angekommen waren beobachtete der Galadhrim, wie sich der Dunkelhaarige umsah. Er schien sich auszukennen und einige Dinger wieder zu erkennen, jedenfalls spürte das der Kleine sofort. Er selbst hatte keinen blassen Schimmer von diesen Sachen, wollte er auch nicht, aber er wusste, dass sie wichtig waren, damit sie wieder zurückkamen.

Auch bemerkte er die wechselnden Gefühle des anderen. Mal zuversichtlich, dann wieder angespannt, doch der Kleine ließ sich nicht weiter davon beeindrucken, sondern sah sich noch einmal um. So richtig wohl fühlte er sich nicht, aber bei Ascon war er sicher, das wusste er, deshalb ließ er dessen Hand auch nicht ein einziges Mal los und blieb immer dicht bei ihm. Er würde sowieso nicht weglaufen, um sich umzusehen, dazu war er viel zu ängstlich.

Auch Laurin bemerkte das kleine Häuschen jetzt, das etwas abseits stand und nickte auf die Worte des anderen hin, folgte ihm dicht auf den Fersen und hoffte, dass bald alles wieder gut wurde und sie nicht länger als nötig hier bleiben mussten. Das wäre wirklich nicht sehr toll, auch wenn er die Sonne hier besser vertrug als in seiner Heimat...

Als der Dunkelhaarige klopfte, versteckte sich der Junge ein bisschen hinter ihm. Er war ängstlich, wollte nicht gleich wieder angestarrt werden und war dankbar dafür, dass Ascon dafür Verständnis hatte. Nervös trat der Kleine von einem Fuß auf den anderen, hörte jedoch mit seinen feinen Ohren sehr bald Schritte und musterte das komische Wesen, das in der Tür erschien und sofort eine negative Ausstrahlung hatte.

Laurin runzelte die Stirn. Wieso sah das Wesen so komisch aus? Es lief mit so einem gekrümmten Rücken und hatte solche komischen Falten! Das hatte der Kleine noch nie gesehen, ob das Wesen wohl krank war? Aber riechen konnte der Galadhrim nichts, das war ja komisch... Am liebsten hätte er Ascon jetzt gefragt, denn neugierig war er ja irgendwie schon, doch das ließ er lieber bleiben, es gab wichtigeres zu tun für den Mann, das spürte der Junge und er mischte sich nicht ein, auch wenn ihm das Wesen sofort unsympathisch war.

Auch wenn ihm der Größere versucht hatte, das mit dem Bezahlen zu erklären, mithalten konnte der Kleine nicht mit dem Gespräch, und so schweifte er mit seinem Blick umher und hörte nicht mehr darauf, was die beiden besprachen. Er musterte die Wiese unter sich, die sich gut an seinen nackten Füßen anfühlte und sah dort auf einmal etwas krabbeln. Neugierig ließ er Ascons Hand los und hockte sich hin, um das seltsame Tierchen auf die Hand zu nehmen und verwirrt zu beobachten. Irgendwie faszinierte es ihn, so etwas hatte er noch nie gesehen...
 

Ascon war ganz froh, dass Laurin sich im Hintergrund hielt. Einerseits wegen diesen Wesen, die eindeutig Interesse an dem Aussehen und der Ausstrahlung des Kleinen zeigten und andererseits, weil dieses Gespräch für ihr Weiterkommen sehr wichtig war.

Deswegen bemerkte der Telemnar erst gar nicht, dass Laurin seine Hand losgelassen hatte.

Seine Aufmerksamkeit lag auf dem Wesen vor ihm, während seine Gedanken nur darum kreisten, wie er das mit dem Bezahlen hinbekommen könnte.

»Hm..«, knurrte der Mann vor ihm und musterte Ascon erneut abschätzig.

»Ich will´s Bar auf die Hand.. « Eine kurze Pause entstand. »Die Hälfte vorher, den Rest nach abgeschlossener Arbeit.. «, meinte der Alte mit krächziger Stimme und Ascon biss sich auf die Lippen.

Verdammt!!

»Aber das Schiff muss erst geborgen werden... «, warf er ein, schlug den Ärmel des Hemdes zurück und gab ein paar Daten in dem Navigationsgerät ein, wobei ihn der Alte genaustens beobachtete, wie Ascon aus den Augenwinkeln bemerkte.

»Wir sind ungefähr sechshundert Meilen südwestlich dieser Stadt abgestürzt«, informierte er den anderen. »Mit diesem Gerät kann ich mein Schiff bis auf wenige Meter genau orten. Die Anzahlung bekommen sie, wenn sie das Schiff hierher gebracht und mir einen Kostenvoranschlag für die Reparatur gemacht haben«, versuchte Ascon zu verhandeln, wofür er ein missmutiges Schnauben erntete.

»In Ordnung...«, gab der Mann nach einer Weile des Überlegens nach. Sein Blick klebte immer noch an dem Navigationsgerät, bis Ascon den Arm sinken ließ und der Hemdsärmel, sowie der Umhang wieder darüber fielen.

Ascon hatte den Blick durchaus bemerkt und nickte dann ebenfalls. Er wusste, dass er einen wohlhabenden Eindruck machte und auch gut mit Worten umgehen konnte, doch ob sein Gegenüber sich darauf einließ war immer eine andere Sache. Diesmal schien es jedoch vorerst geklappt zu haben.

»Kommt erst mal rein...«, forderte das Wesen schließlich auf. »Wenn wir das Schiff bergen sollen, brauch ich genaue Angaben zu Größe, Lage und Zustand... «, erklärte der Alte schon etwas freundlicher und blieb an der Tür stehen, um zu warten, dass sie eintraten.

Zufrieden mit der Wendung dieses Gesprächs, drehte der Dunkelhaarige sich um und stutzte, als er Laurin ein Stückchen von sich entfernt auf dem Boden hockend erblickte.

Was zum Teufel tat der Kleine da?

Mit ein paar Schritten war Ascon bei ihm und schaute Laurin über die Schulter, blieb erst mal ruhig, weil er den Jungen nicht erschrecken wollte.

Als er dann aber sah, mit was sein Partner da spielte, blieb ihm fast das Herz stehen vor Schreck. »Laurin!«, zischte er aufgebracht, blieb aber ganz ruhig, denn er wollte das Tier, was der Kleine auf der Hand hatte nicht erschrecken. Es war ein Skorpion und zwar einer von der größeren Sorte. Ascon kannte sich zwar nicht gut aus, aber er wusste aus Erfahrung, dass mit diesen Viechern nicht zu spaßen war. Bei einigen war so ein Stich sogar tödlich und wer wusste, wie Laurin auf so ein Gift reagierte?

»Lass das Insekt von deiner Hand runter!!«, befahl er unnachgiebig und eine Spur aufgebracht. Wohlweislich behielt er für sich, dass es gefährlich war. Sonst reagierte Laurin nachher nervös und unangebracht und provozierte womöglich noch gestochen zu werden und das wollte er auf keinen Fall riskieren.
 

Der Kleine achtete nicht mehr auf die Worte, die die anderen beiden beredeten, er verstand sowieso nur die Hälfte, wenn er zuhören würde. Stattdessen beschäftigte er sich mit dem hübschen, schwarzen Tier, das neugierig auf seiner Hand herumkrabbelte und einen Weg nach unten zu suchen schien.

Laurin gluckste und strich vorsichtig darüber, hatte keinerlei Angst. Er kannte keine Tiere, die böse waren, konnte sich das auch überhaupt nicht vorstellen und er selbst würde auch niemals etwas, was Natur war, kaputt machen oder verletzen. Also spielte er eine ganze Weile mit dem Tier, wechselte die Hand und ließ es darauf herumkrabbeln, konnte sich gar nicht satt sehen an diesem seltsamen Wesen. Nachher würde er Ascon mal fragen, was das für ein Tier war und was es konnte, das interessierte ihn nämlich sehr, weil er Tiere sehr gerne mochte und es hier bestimmt ganz viele eigenartige gab, die er selbst nicht kannte.

Nebenbei lauschte er auf Ascons Worte, bekam allerdings nicht mit, dass das komische Wesen wollte, dass sie nach drinnen gingen. Er lauschte nur nebenbei darauf, ob der Dunkelhaarige auch wirklich da war und ihn nicht alleine ließ. Diese Sicherheit brauchte er, denn alleine wollte er hier auf keinen Fall bleiben!!

Der Galadhrim war so vertieft in das Betrachten des Tieres, das noch immer neugierig auf seiner Hand herum krabbelte, dass er zusammen zuckte, als Ascon ihn rief. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Mann hinter ihm stand und sah ihn verwirrt an, spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, aber was konnte das sein? Er hatte doch nichts falsch gemacht? Hatte nur das Gespräch nicht stören wollen und sich etwas zur Beschäftigung gesucht...

Noch immer blickte er ihn verwirrt an und seine Haare leuchteten heller, weil seine Gefühle in Aufruhr waren. Als er dann auch noch die nächsten, harten Worte hörte, die er nicht gewöhnt war zu hören, traten ihm Tränen in die Augen. Was war denn so schlimm, wenn er mit einem Tier spielte? Und wieso konnte der Mann das nicht freundlich sagen?!

Murrend ließ er das schwarze, eigenartige, schöne Tier mit dem gebogenen Schwanz hinunter und blickte ihm traurig hinterher, wie es sich davon machte und in einer kleinen Felsspalte verschwand. Dann stand er auf und sah Ascon aufgebracht an, weinte noch immer, weil er es hasste, wenn der Dunkelhaarige in einem solchen Befehlston mit ihm sprach.

Sagen tat er jedoch nichts, Laurin fand, dass es an dem anderen war, etwas zu sagen. Noch immer weinte er leicht, weil er es gemein fand, dass der andere ihn im Spielen unterbrochen hatte, obwohl es doch überhaupt nicht wichtig gewesen war und bekam nicht mit, dass silberne Perlen auf die Erde kullerten, die das komische Wesen in der Tür, das der Galadhrim nicht beachtete, interessiert musterte.
 

Mit Argusaugen beobachtete der Telemnar, wie Laurin den Skorpion von seiner Hand laufen ließ und ihm fiel ein Stein vom Herzen, weil dem Kleinen nichts passiert war. Allerdings schien der Jüngere das anders zu sehen, denn als er sich umdrehte, entdeckte Ascon dessen Tränen.

»Laurin?«, fragend und unsicher, ob nicht doch etwas passiert war, musterte er den Kleineren und fasste schnell nach dessen zierlicher Hand, sah sie sich genau an.

»Hat es dich gestochen? Das Insekt meine ich?«, erkundigte er sich gleich besorgt, während er nun auch Laurins andere Hand eingehend untersuchte. Sehr zu seiner Beruhigung fand er keine Einstiche auf der weichen Haut und seufzte kurz auf. Noch mal Glück gehabt, dachte Ascon.

Dann blickte er seinen Partner wieder an und fragte sich, weshalb der Kleine dann weinte.

Die Tränen, die schließlich auf den Boden perlten, beachtete er im ersten Moment gar nicht und auch den Mann hinter sich hatte er vorerst ausgeblendet. Es ging um Laurins Wohlbefinden und Gesundheit und die hatte absoluten Vorrang.

»Was hast du? Dir ist doch nichts passiert?«, hakte der Dunkelhaarige noch einmal nach, weil er einfach nicht verstand, was nun mit dem Jüngeren los war. Sanft strich er dem Kleineren über die Wange und zwang ihn auf diese Weise zärtlich zu ihm hinauf zu blicken.
 

Schniefend ließ der Kleine seine Hände untersuchen und sah den Mann dabei nicht an. Er fand es noch immer gemein, wusste nicht, was los war und fühlte sich total überfordert. Aber er lauschte den Worten des anderen und runzelte verwirrt die Stirn, als er die Worte des anderen vernahm. Er dachte darüber nach und vergaß sogar, zu weinen, beruhigte sich bald wieder und wollte verwirrt mit leiser Stimme wissen:

»Was... was ist ein In... sekt... und was ist stechen? Ist das wehtun? Aber wieso sollte es mir denn wehtun, ich habe ihm doch gar nichts getan! Wir haben so schön gespielt, und jetzt darf ich nicht mehr...«

Betreten senkte er den Blick, so dass die Sonne direkt auf seine Wimpern schien und man in diesem Augenblick sehen konnte, wie unglaublich lang diese waren.

»Dabei... war es doch so schön... habe so was noch nie gesehen...«

Aus großen Augen sah er Ascon an und legte den Kopf dabei etwas schief. »Aber jetzt ist es weg...«, fügte er noch ein wenig traurig an und kaute auf seiner Unterlippe herum, weil er nicht so recht wusste, was der andere eigentlich von ihm wollte.

Als er jedoch die zärtlichen Berührungen an seiner Wange spürte, sah er wieder auf und blickte in die schönen, dunklen Augen, fragte dann leise, sich an seinen Umhang klammernd:

»Wieso... wieso darf ich nicht mit ihm spielen? Wollte doch nur nicht stören...«

Da hatte er sich schon etwas Gutes vorgenommen, und jetzt klappte es wieder nicht. Irgendetwas hatte er schon wieder falsch gemacht, und das stimmte den Galadhrim total traurig, weil er sich doch vorgenommen hatte, sich gerade in Gegenwart von anderen besonders gut zu benehmen... Und jetzt machte er Ascon schon wieder Probleme... Aber was sollte er denn machen, er wusste doch nicht, was richtig und was falsch war...

Man konnte sichtlich erkennen, wie der Kleine mit sich rang, aber zu keiner Antwort kam, weswegen er sich einfach nur an den anderen schmiegte und die Augen halb schloss. Dabei hoffte er, dass der Dunkelhaarige ihm seine Fragen beantwortete und ihm vielleicht auch verzieh, dass er sich schon wieder aus welchem Grund auch immer daneben benommen hatte.
 

Ascon war froh, dass Laurin schnell wieder aufhörte zu weinen. Er wusste dann immer nicht so richtig, was er tun sollte. Als er die leise Frage hörte, musste er leicht lächeln.

»Nun ja.. Ein Insekt ist ein Tier, das klein ist und keine Knochen hat, so wie Menschen. Es hat auch kein Blut, nur einen Schutzpanzer aus Mineralien, der ihm auch als Haut dient«, erklärte der Dunkelhaarige einfühlsam.

»Es gibt sehr viele verschiedene Insekten. Das, mit dem du eben gespielt hast, war ein Skorpion.« Ein wenig nachdenklich schaute Ascon den Kleineren an. »Und du musst sehr aufpassen, wenn du solche Tiere anfasst, denn sie haben einen Stachel am Ende ihres Schwanzes. Da ist Gift drin und das kann dich töten, wenn das Insekt sich bedroht fühlt und sticht«, erklärte er weiter und hoffte, dass Laurin es verstanden hatte, dass der Kleine wirklich mitbekommen hatte, dass er sich Sorgen gemacht und deshalb derartig reagiert hatte.

Dann sah der Jüngere zu ihm auf und Ascon fühlte wie sein Beschützerinstinkt sich sofort verstärkte. Laurin wirkte so zart und zerbrechlich, aber gleichzeitig auch begehrenswert und niedlich! Und in diesem Augenblick wurde Ascon bewusst, dass Laurin absolut nicht in diese Welt passte. Aber nun war er hier und er würde ihn auch nicht mehr hergeben!

»Sei nicht traurig, dass es weg ist, hm?«

Ruhig schaute er in die schimmernden blauen Augen des Kleineren, beugte sich leicht zu ihm hinunter und streifte Laurins Lippen ganz sachte mit den seinen.

»Es gibt andere Tiere mit denen du spielen kannst und die nicht gefährlich sind«, raunte er und löste sich allmählich wieder von Laurin, denn ihm fiel ein, dass dieser Mann ja wartete, von dem ihre ganze Zukunft nun abhing.

»Und sei bitte nicht mehr so traurig, ja? Ich weiß, dass du mir nur helfen wolltest und das finde ich sehr lieb von dir.« Ascon lächelte sanft, strich Laurin noch einmal liebevoll über den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, der zu seiner Verwunderung aus dem Haus getreten war und mit einem seltsam gieren Blick auf den Boden starrte.

Ascon folgte der Blickrichtung und als er die Perlen erkannte, wusste er sofort worauf der andere es anscheinend abgesehen hatte. In die Hocke gehend, sammelte er Laurins Tränenperlen auf und steckte sie in seine Tasche. Es gefiel ihm gar nicht, dass dieser Kerl mitbekommen hatte, wie diese Perlen entstanden und er nahm sich vor ihn unschädlich zu machen, sowie sie diesen Planeten verließen.

Vorerst musste er jedoch nach den Regeln spielen. Und die würde er schon zu seinen Gunsten drehen können, denn nun hatte er etwas, um seine Interessen durch zu setzen.

Ein unscheinbares selbstzufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während ein Plan in seinem Kopf gestalt annahm.

Zielsicher griff er nach der Hand Laurins, so, wie er es vorhin auch schon getan hatte und zog ihn sanft mit sich zum Haus.

»Wir können dann die weiteren Dinge besprechen und ich denke die Form des Zahlungsmittels dürfte auch kein Problem mehr sein.«
 

Aufmerksam hörte der Galadhrim zu und leckte sich über die Lippen, als er der Erklärung lauschte, was denn nun ein Insekt wirklich war. Er versuchte, sich das Wort dafür zu merken, eben weil er ja noch nicht so viele Dinge hier kannte und machte ein nachdenkliches Gesicht dabei. Aber er mochte es, wenn der Dunkelhaarige ihm Dinge erklärte, das mochte er sehr, denn Ascon konnte das meist wirklich gut!

»Aber...«, fing Laurin sofort an zu diskutieren, »warum will ein Tier mich tot machen? Ich kann doch gar nichts dafür, und es war doch auch ganz lieb...«

Wieder wirkte er nachdenklich, doch dann fügte er hinzu:

»Ich... ich werde aber trotzdem versuchen, vorsichtiger zu sein... Nur... ich weiß immer nicht, was böse und was lieb ist... Das Tier... In... Insekkkt?, sah doch so toll und lieb aus...«

Leise seufzte er und rieb sich über die Augen, fand es schade, dass er gerade dort aufpassen musste, aber das konnte er ja nun nicht ändern. Und er wollte ja wirklich nicht, dass sich Ascon Sorgen machen musste. Das hatte Laurin inzwischen begriffen, dass der Mann immer etwas harsch wurde, wenn er sich Sorgen machte, etwas, an das sich der Kleine noch ganz schön gewöhnen musste, denn das war er ja nicht gewöhnt...

Ruhig lauschte er auf die sanften Worte, versank in den Augen des anderen und nickte schließlich. Er wollte versuchen, sich das nicht ganz so zu Herzen zu nehmen...

Als er die Lippen des anderen hauchzart auf seinen eigenen spürte, erschauderte er und fühlte sich vollkommen wohl. Gleichzeitig öffnete er seine Lippen, um noch mehr von diesen schönen Liebkosungen zu bekommen, doch da waren sie auch schon wieder vorbei...

Ein wenig enttäuscht murrte der Kleine leise, doch dann wurde ihm auch schon wieder bewusst, dass da dieses komische krank erscheinende Wesen stand und sie beobachtete. Sofort wurde er knallrot im Gesicht, fiepte und drückte sich nur noch enger an Ascon, um sein Gesicht in dessen Umhang zu verstecken. Es war ihm wirklich furchtbar peinlich, obwohl es sich so gut angefühlt hatte und er gerne mehr gewollt hätte...

Auf die letzten Worte hin nickte der Galadhrim ruhig, schloss die Augen, als ihm durch die Haare gewuschelt wurde und lächelte leicht, fühlte sich schon viel besser. Vielleicht konnte ihm der Dunkelhaarige ja mal die Tiere zeigen, mit denen er spielen durfte... Das wäre wirklich schön!!

Bei diesem Gedanken glänzten die Augen des Kleinen und er freute sich auch, dass der Mann ihn verstand und auf ihn Rücksicht nahm...

Laurin blickte verwirrt auf, als er sah, wie Ascon in die Hocke ging und seine Tränenperlen aufsammelte, um sie anschließend in seine Tasche zu stecken. Der Kleine legte den Kopf schief, sagte dazu jedoch nichts weiter, sondern lächelte leicht vor sich hin, fühlte sich schon besser, weil die gute Laune von Ascon auch sofort auf ihn abfärbte. Wieso der Mann auf einmal gute Laune hatte, konnte der Kleine nicht sagen, aber er freute sich darüber und fühlte sich gleich viel besser. Zwar beunruhigte es ihn, dass er da jetzt mit in das Haus musste, aber er vertraute seinem Partner vollkommen, deshalb ließ er sich an die Hand nehmen, erwiderte den Händedruck sanft und schwieg wieder, damit er die beiden nicht störte, die nun in ein Gespräch vertieft waren, dem er nicht wirklich folgen konnte. Aber das machte nichts, er sah sich dafür lieber neugierig hier drinnen um, denn diese Hütte war viel heller, als die in der sie untergebracht waren. Außerdem roch es hier auch anders. Wonach, das konnte er nicht sagen, er hatte zwar eine feine Nase, aber so viele neue Dinge, die es hier gab, da konnte er kaum klar unterscheiden zwischen den einzelnen Gerüchen.

Die ganze Zeit blieb er an der Hand des Mannes, während seine Haare den Raum erstrahlen ließen und beleuchteten, was das komische Wesen schon wieder seltsam gucken ließ. Doch Laurin ließ sich davon nicht stören, er sah sich weiterhin um und blieb bei Ascon, wo er sich am wohlsten fühlte.
 

Tbc…
 

© by desertdevil x SusyCute

Viel Spaß wünschen euch die beiden Schreiberlies ^^
 

Lost in your eyes 16
 

Tarêk hielt gerade die Box in der Hand, als er plötzlich Amiens aufgeregte Stimme hinter sich vernahm. Erschrecken tat er sich nicht, weil er den Jungen instinktiv bereits gefühlt hatte.

Er drehte sich um und lächelte den Kleineren an.

»Ja.. ich bin´s wieder«, bestätigte er und öffnete seine Arme, um Amien auf zu fangen, der unaufhaltsam angestürmt kam. Dann begann er zu erzählen und Tarêk musste einfach lächeln, weil alles nur so aus Amiens Mund heraussprudelte ohne Punkt und Komma.

»Freut mich, dass du dich mit Djamis gut verstanden hast. Das ist schön..«

Der Dunkelhaarige freute sich wirklich, obwohl er ja bei Amiens Art nicht unbedingt Probleme erwartet hatte. Vielleicht von Seiten seiner zweiten Persönlichkeit, dass sie dem Jungen vielleicht Angst machte. Aber es war alles gut gegangen.

Da Amien an ihn gedrückt war, sah Tarêk nicht, wie dieser sich kratzte. Dann drückte er ihn ein wenig von sich weg und ließ seinen Blick über dessen Körper gleiten, war schon gespannt, wo der Kleine es hatte.

Auf dem Zeichen, das Amien trug, blieb sein Blick ruhen und Tarêk spürte Wärme in sich aufsteigen. Amien war nun für immer sein! Er trug dasselbe Zeichen wie er und das schweißte sie nun untrennbar zusammen. Allerdings war er schon ein bisschen überrascht über die Stelle, die Djamis sich bei Amien ausgesucht hatte. Sein zweites Ich schien ziemlich forsch zu sein und er fragte sich gleich, was der Kleine wohl dazu gesagt hatte, blieb jedoch stumm und riss sich erst einmal davon los und schaute dem Jüngeren wieder in das erwartungsvolle Gesicht.

»Sag, hast du zufällig Hunger, hm? Ich hab hier was zu Essen!«

Er hielt die Box hoch und erntete dafür einen komischen Blick.

»Tja.. ich kann auch ein wenig zaubern..«, sagte Tarêk mit geheimnisvoller Miene und grinste.

»Erst anziehen, dann zeig ich dir, was drin ist, okay?!«
 

Strahlend kuschelte sich der Galadhrim an den Mann und freute sich, dass dieser ihn an sich zog und ihm zuhörte. Als Tarêk ihn dann aber von sich weg schob und aufmerksam betrachtete, errötete er ein wenig und blickte ebenfalls nach unten, merkte dass er schon wieder nackt war und der andere das ja eigentlich nicht mochte... Unsicher nagte er an seiner Unterlippe herum und strich das Zeichen mit seinen Fingerspitzen nach, fand es total schön, auch wenn er sich fragte, wie er das seinen Eltern erklären sollte. Apropos Eltern...

»Djamis... Djamis möchte meine Eltern kennen lernen...«, sagte er leise und sah zweifelnd zu Tarêk. »Dabei... dabei würden sie ausrasten wenn sie es erfahren dass ein Krieger mein Partner ist... Aber... aber ich hab euch nun mal beide so gern...«

Schwer seufzte der Kleine, es war aber auch manchmal schwierig...

Als er die Frage hörte, ob er Hunger hatte, horchte der Galadhrim in sich hinein und nickte schließlich, sah verwirrt auf das komische Kästchen und runzelte die Stirn. Probehalber lehnte er sich vor und biss hinein, verzog sofort das Gesicht.

»Schmeckt nicht, kann man nicht essen!!«

Er sah den anderen an und legte auf dessen Worte hin den Kopf schief, runzelte die Stirn und wusste nicht so recht, was dieser meinte, allerdings quietschte er auf die letzten Worte hin und nickte schließlich.

»Naaaa gut... aber nur weil du es sagst.«
 

Aufmerksam hatte Tarêk zugehört, was Amien ihm sonst noch alles über die Begegnung mit Djamis erzählte und konnte sich ziemlich deutlich vorstellen, dass dessen Eltern wirklich nicht sehr angetan waren, wenn sie von ihrer Partnerschaft erfuhren. Wobei angetan noch milde ausgedrückt war.

»Ich weiß..« Sanft strich er Amien über den Kopf. »Aber solange wir uns gern haben, ist doch alles in Ordnung«, meinte er ruhig und tröstete den Kleinen ein wenig damit.

Dann lachte Tarêk jedoch auf, als Amien versuchte von der Box ab zu beißen.

»Hey..«, beschwerte er sich. »Das kann man nicht Essen!«

Noch immer musste er lachen und hatte schon Lachtränen in den Augenwinkeln.

»Also.. den Inhalt kann man essen«, erklärte er und versuchte sich wieder einigermaßen ein zu kriegen. Es hatte aber auch niedlich ausgesehen, wie Amien versucht hatte in die Schachtel zu beißen. Das Bild ging ihm gar nicht mehr aus dem Kopf.

Dann verschwand der Junge aber und zog sich erst mal an, so wie er es verlangt hatte.

In dieser Zeit kam Tarêk auch wieder ein bisschen zur Ruhe, trabte ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Die Box stellte er vor sich, klappte den Deckel auf und holte zwei kleine ovale Kapseln heraus.

Amien hatte sich inzwischen neben ihn gesetzt und so erklärte er, was man machen musste, um etwas zu Essen zu bekommen. »Verstanden? Einfach nur die Kapsel nehmen und dir was wünschen...«, wiederholte der Dunkelhaarige auf den skeptischen Blick des Kleineren.

»Du glaubst mir wohl nicht, was?«, mutmaßte er und lächelte. »Aber selbst so was können!«

Dann nahm Tarêk sich seine, wünschte sich was, auf das er Hunger hatte und wenige Sekunden später bekam er es. Den Teller mit dem warmen Nudelgericht stellte er auf den Tisch und wartete darauf, dass Amien sich auch was wünschte.

Bestimmt irgendwelche Früchte, dachte Tarêk. Er hatte keine Ahnung, was der Junge alles zu Essen kannte. Aber viel war es bestimmt nicht. Vielleicht sollte er sich etwas für ihn wünschen, damit Amien mal was anderes probieren konnte.

Nun ja.. erst mal wartete er ab.
 

»Mööö!«, beschwerte sich der Galadhrim und verschränkte die dünnen Arme vor seiner Brust. »Das ist gaaaa nich lustich! Kann ich doch nicht wissen dass man das nicht essen kann...«

Er murrte weiter, als Tarêk noch immer feierte, zog sich dann aber erst mal wieder etwas an, bevor er neugierig zu dem Dunkelhaarigen auf die Couch krabbelte und zusah, was dieser dort anstellte.

»Das kleine Teil da? Niemals!«, gab der Junge von sich und schüttelte vehement den Kopf, glaubte dem anderen nicht, bis er sah, wie sich vor seinen Augen etwas bildete. Mit großen Augen musterte er es und hob schnuppernd seine Nase. Eng rutschte er an den Teller ran, plinkerte einige Male, dann griff er einfach mit den Fingern rein und holte sich eine handvoll von den langen Dingern heraus, musterte sie verwirrt und stopfte sie sich dann einfach in den Mund. Eine Weile kaute er darauf herum, dann hob er die Augenbrauen und leckte sich danach die Finger ab. Sein Gesicht war aber vollkommen von der roten Soße beschmiert.

»Lekka! Mehr!!«

Er wollte wieder nach der Portion des anderen greifen, hatte seine eigene Kapsel ganz einfach auf dem Tisch liegen lassen, während er versuchte, sich über die Portion des anderen her zu machen. So etwas Interessantes hatte er noch nie gegessen!
 

Tarêk schmunzelte als Amien mit großen Augen auf seinen Teller sah. Ungläubigkeit spiegelte sich in den grauen Augen und als der Kleine nach den Nudeln griff, musste der Dunkelhaarige stark an sich halten nicht in Lachen aus zu brechen. Amien behandelte die Nudeln nämlich fast so, als würden dort auf dem Teller bissige Insekten lauern und ihm in jeder Sekunde den Finger abbeißen wollen.

Der Kleine war schon ein Unikum!

Schließlich lachte Tarêk aber doch los, als die ersten Nudeln in Amiens Mund verschwanden und der Kleine lautstark und mit einem verschmierten Lächeln verkündete, dass es ihm schmeckte.

»Na da bin ich ja beruhigt«, meinte der Telemnar und wuschelte dem Jungen durch die Haare. »Magst du das gerne essen?«, fragte er, obwohl er wusste, wie die Antwort lautete.

Die Kapsel, die Amien aufs Sofa gelegt hatte, nahm er wieder an sich und wünschte sich etwas anderes. Ein weiterer Teller erschien auf dem Tisch. Diesmal hatte er sich jedoch eine Süßspeise bestellt. Er kannte es als Grießbrei und aß es ab und zu ganz gerne. Vor einigen Jahren, als sie noch nicht die Erfindung mit den Kapseln gehabt hatten, da war Grießbrei eine der Speisen gewesen, die man dauernd auf dem Schiff bekam.

Zum Glück waren die Zeiten vorbei, doch manchmal mochte er es recht gerne.

Auf Süßes stand er ja sowieso. Nicht nur auf süßes Essen. Amien war auch total süß, wie er mit den Fingern in den Nudeln herum wühlte. Eine Weile schaute Tarêk sich das noch an, bevor er den Jungen zurück hielt.

»Amien... Schau mal. Wir haben für solche Sachen auch Besteck.« Da er wusste, dass der Kleine mit dem Wort wahrscheinlich nichts anfangen konnte, setzte er gleich eine Erklärung hinterher. »Mit Besteck isst man, dann muss man sich nicht jedes Mal die Finger schmutzig machen. Besteck besteht aus drei Teilen. Einem Löffel, für kleine Sachen und Suppen. Mit einem Messer kannst du Dinge klein schneiden und mit der Gabel hältst du das Zeug dabei fest. Die Gabel brauch man außerdem um Essen auf zu pieken und es sich in den Mund zu stecken, als Fingerersatz sozusagen.«
 

»Klaaaaaar!«, erwiderte Amien lautstark auf die Frage des anderen. Er hätte auch ohne dessen Einwilligung dieses Essen verputzt und strahlte sichtlich zufrieden vor sich hin, störte sich nicht daran, dass er vollständig mit der roten Soße beschmiert war.

Erst als er merkte dass Tarêk sich was anderes gemacht hatte, blickte er neugierig rüber und wollte schon wieder danach langen, doch der Mann hielt ihn mit interessanten Erklärungen davon ab.

Sofort hielt der wissbegierige Galadhrim mit dem Essen inne, legte den Kopf schief und runzelte die Stirn, versuchte mitzukommen.

»Ist doch nicht schlimm, wenn meine Finger schmutzig werden«, meinte er ruhig. »Kann ich doch hinterher wieder sauber machen, wozu brauch ich dann so komische Sachen?«

Aber interessant sahen sie ja auch aus, weshalb er sie sich gleich mal griff und aufmerksam ansah. Doch schließlich weckte das weiße, duftende Zeug wieder seine Aufmerksamkeit und er hielt einen Finger in den Teller des anderen und leckte ihn genüsslich ab. Hm... war das lecker!

Er wollte sich gerade überlegen, was er nun lieber essen wollte von den ganzen Köstlichkeiten, die der andere hervorgezaubert hatte, doch ihm wurde auf einmal komisch. Er hielt sich den Bauch, blickte Tarêk verwirrt an, dann richtete er sich auf, wischte sich fahrig das Gesicht ab und stürmte aus dem Zimmer, kuschelte sich auf Tarêks Bett in eine Ecke und zog instinktiv seine Hose aus. Dann rollte er sich so eng zusammen, wie es ging. Ihm war warm, er wurde richtiggehend heiß und wimmerte leise, weil er nicht wusste, was mit ihm los war! Hatte er das leckere Essen nicht vertragen? Das konnte aber schlecht sein, es hatte doch geschmeckt... Er kniff die Augen zusammen und spürte etwas in sich.
 

Tarêk war weit davon entfernt böse zu werden. Dafür war Amien einfach zu niedlich. Auch als der Kleine protestierte und sich gegen das Besteck sträubte, ließ er ihn erst mal gewähren. Er zählte auf die Neugier des Kleinen und als Amien wirklich nach dem glänzenden Metall griff, grinste er nur leise in sich hinein.

Lange beschäftigte sich der Junge aber nicht damit. Das Essen duftete wahrscheinlich zu lecker, denn er konnte kaum so schnell gucken, da hatte Amien schon wieder die Finger im Essen, diesmal in seinem Grießbrei. Leise seufzte er, sagte aber nichts. Sollte der Galadhrim ruhig ein bisschen von seiner Welt kennen lernen. Und solange er nur in seiner Gegenwart mit den Fingern im Essen wühlte, war das noch okay. Obwohl er Amien wohl irgendwann Manieren beibringen würde. Das stand außer Frage.

Dann hielt der Kleine inne und schien zu überlegen. Tarêk war es ganz recht, denn er nahm nun den Löffel zurück und aß ein bisschen Grießbrei, solange der Junge nachdachte. Als er wieder zu Amien schaute, hatte der Kleine jedoch das Gesicht verzogen und der Dunkelhaarige bemerkte auch, wie er sich den Bauch hielt. Gerade wollte er fragen, was Amien hatte, als dieser aufsprang und ins Schlafzimmer stürmte.

Perplex und ein bisschen hilflos saß er auf der Couch und fragte sich, was das nun sollte. Vertrug Amien etwa das Essen nicht? Das hatte der Junge ihm aber nicht gesagt. Und auch sonst hatte er ja keine Ahnung, wie die Rasse der Galadhrim sich sonst ernährte.

Ohne lange zu überlegen, stand er auf und ging ebenfalls ins Schlafzimmer, um zu sehen, ob es dem Jungen noch schlechter ging. Zusammengerollt auf dem Bett fand er Amien wieder, setzte sich vorsichtig neben ihn. Ihm war zwar aufgefallen, dass der Kleine seine Hose ausgezogen hatte, aber das war erst mal nebensächlich. Mitfühlend strich er dem Kleinen über den Rücken und erschrak. Amien glühte ja förmlich!

Nun bekam es Tarêk doch allmählich mit der Angst zu tun. Allerdings fühlte er sich nun noch hilfloser, als kurz zuvor, denn er hatte keine Ahnung, wie er dem Kleinen helfen konnte.

»Amien?«, fragte er vorsichtig.

»Kann ich dir irgendwie helfen?«
 

Der Kleine wimmerte erneut und rollte sich noch weiter zusammen, entspannte sich aber wieder ein wenig, als Tarêk seinen Rücken kraulte, das fühlte sich sehr gut an und er seufzte leise, hatte im Moment jedoch ziemlich mit sich zu tun, weil er sich sehr eigenartig fühlte. Ihm war vollkommen warm, etwas, was er noch nie erlebt hatte weil er seine Körpertemperatur normalerweise willentlich beeinflussen konnte, aber im Moment spielte sein Körper vollkommen verrückt. Er schüttelte auf die Frage hin nur den Kopf, presste nur ein:

»W-weiß nicht...«, heraus und verkrampfte sich leicht. Er spürte, wie sich etwas aus seinem Eingang heraus drückte und fügte noch ein: »G-guck... mal... was... das ist, was da... raus kommt...«

Er atmete schwer und kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, als er sich vollkommen verkrampfte und nacheinander warme, silbern schimmernde, etwa pflaumengroße Kullern aus seiner Rosette heraus ploppten, direkt in die Hände des anderen. Es waren acht Stück und nach einer kleinen Weile drehte sich Amien schwer atmend zu ihm um, lächelte leicht weil er sich jetzt wieder sehr gut fühlte und krabbelte zu ihm heran, fühlte sich nur noch ein wenig schwach, aber seine Körpertemperatur regulierte sich wieder.

Verwirrt schnupperte er daran und hob den Kopf.

»Das kenn ich«, meinte er leise. »Das hatten meine Eltern öfter mal im Schlafzimmer... Das kann man essen!«

Er griff sich eine der warmen Kugeln und biss hinein. Das Stück zerlief förmlich auf seiner Zunge, schmeckte süßlich, ein wenig nach Honig und der Kleine fand es so lecker, dass er sich den Rest sofort auch in den Mund steckte und Tarêk fröhlich ansah.

»Lecker, koste mal!«

Eifrig nickte er und blickte den Mann neugierig an, wollte wissen, ob es diesem schmeckte und zappelte ein wenig ungeduldig herum, weil es ihm zu lange dauerte. Währenddessen überlegte er fieberhaft, was ihm seine Eltern darüber erzählt hatten aber noch fiel es ihm nicht ein. Aber er war gerade sehr kuschelbedürftig also schmiegte er sich eng an den Dunkelhaarigen und schloss die Augen halb.
 

Nun war es ja mit Tarêks innerer Ruhe ganz aus!

Amiens Antwort war auch nicht gerade zufrieden stellend, aber wenn der Kleine schon nicht wusste, was er hatte, wie sollte er es denn wissen?

Ratlos sah er auf den Jungen hinunter. Sollte er ihm vielleicht kalte Umschläge machen? Möglicherweise half das, schon allein weil Amien immer noch so unglaublich heiß war.

Tarêk wollte gerade aufstehen, als der Kleine die Stimme wieder erhob.

Unsicher tat er, was Amien gesagt hatte, drehte sich ein Stück und konnte so hinter den Kleineren blicken und tatsächlich! Da lag etwas auf der Decke. Eine silberne feucht schimmernde Kugel. Stirnrunzelnd und reichlich verwundert nahm Tarêk das Ding zwischen zwei Finger und besah es sich. Bevor er jedoch einen weiteren Gedanken hegen konnte, wurde ihm bewusst, WO genau ES hergekommen war, denn aus der Rosette des Kleinen kamen noch mehr von den Dingern. Schimmernd blieben sie auf der Bettdecke liegen und der Dunkelhaarige rang um Fassung. Er war total perplex, wusste überhaupt nicht, was er davon halten sollte.

Ekeln tat Tarêk sich nicht, doch er war erst einmal nicht in der Lage irgendetwas zu sagen oder zu tun. Immerhin war das unglaublich und als Amien sich auch noch zu ihm umdrehte und bekannt gab, das die Dinger ihm nicht fremd waren, wollte er schon erleichtert aufatmend, weil es wohl nichts schlimmes sein konnte, so wie der Kleine lächelte.

Aber die nächsten Worte schockten ihn dann doch, wobei es wohl eher das darauf folgende noch mehr tat. Geschockt riss Tarêk die Augen auf, als Amien sich so ein Teil in den Mund steckte und genüsslich darauf herum kaute.

DAS konnte er dann doch nicht fassen!

Seine Gedanken spielten verrückt und er verzog leicht das Gesicht, als Amien ihn zum kosten aufforderte. Eine Kugel hatte er immer noch zwischen den Fingern, drückte ein bisschen darauf herum und wusste nicht so recht, ob er der Aufforderung folgen sollte.

Immerhin kam bei ihnen etwas anderes da hinten raus und allein die Vorstellung davon war nicht sehr angenehm. Und dann sollte er DAS essen?

Leicht schüttelte er den Kopf und legte die Kugel zurück auf die Decke.

»Ich glaube nicht, das das mein Fall ist…«, meinte Tarêk ein wenig reserviert.

Amien hatte es zwar auch gegessen und das mit Genuss, wie er sich ins Gedächtnis rief, aber er selbst konnte sich noch nicht dazu überwinden.

Stattdessen streichelte er den Kleinen sanft, um sich etwas ab zu lenken. Und der Junge schien es auch gerade richtig zu brauchen. Dennoch griff er das Thema wieder auf, weil es ihn brennend interessierte, wie Amien das nun gemacht hatte. Vor einiger Zeit hatte dieser behauptet, dass seine Rasse alles verwerten konnte und sozusagen nicht aufs Klo musste.

»Erklär es mir..«, forderte er den Kleinen deswegen auf und nahm an, das sein Partner über solche Sachen Bescheid wusste.
 

Amien wurde traurig, richtig traurig. Er wusste gar nicht, weshalb er traurig war, er war nur total traurig, weil Tarêk es ablehnte, diese Kugeln zu essen. Eigentlich hätte ihm das gar nicht so nahe gehen dürfen und er wischte sich über die Augen und beobachtete die sieben Stück, die noch warm, duftend und schimmernd auf der Decke lagen. Jetzt war ihm auch der Appetit vergangen, obwohl sie so extrem lecker gewesen waren, so etwas leckeres hatte er noch nie gehabt! Aber er war sich sicher, dass sie nur warm am Besten schmeckten. Und der Dunkelhaarige wollte nicht einmal probieren...

Leise schniefte er, kuschelte sich aber an den Mann, um die Streicheleinheiten zu genießen, denn er selbst fühlte sich noch völlig geschafft, lehnte sich an den anderen und schloss die Augen, biss er sich wieder beruhigt hatte. Das dauerte schon eine ganze Weile und er zog die Füße an. Es widerstrebte ihm, diese schönen Kugeln einfach so kalt werden zu lassen, eben weil es ziemlich anstrengend gewesen war, sie herzustellen... Aber was sollte er denn machen, wenn sein Partner nicht kosten wollte...

Moment mal... Partner... alles verwerten... miteinander Schlafen...

Er hob ruckartig den Kopf und wischte sich noch einmal über die feuchten Augen, dann fiel ihm endlich wieder ein, was seine Eltern darüber gesagt hatten und er versuchte, es in den richtigen Zusammenhang zu bringen. Und dann verstand er auch, weshalb er so traurig war...

Die Aufforderung von Tarêk, ihm das alles zu erklären hing noch in der Luft und er senkte den Blick und meinte schließlich, nach schier endloser Zeit mit leiser Stimme:

»Die... die heißen Lustkugeln... und... und... die kommen weil wir uns vereinigt haben... Und... und ich wurde nicht befruchtet, bekomme also kein Kind. Und... und deswegen entstehen aus deiner Flüssigkeit in mir diese Kugeln in meinem Körper... Und... und die Zahl ist immer unterschiedlich... Hängt von irgendwas ab... Und... die sind... voll lecker... wenn sie warm sind...«

Er griff sich nun doch eine der verloren aussehenden Kugeln und teilte sie in der Mitte durch. Sie waren von weicher Konsistenz und schimmerten innen leicht golden. Er machte ein kleines Stück ab und hielt es dem Mann vor die Lippen.

»Bitte...«, bat er mit großen, feuchten Augen. »Wenigstens... probieren... ist... ja auch deins...«

Betreten senkte er den Blick wieder und fühlte sich unsicher, weil er so was ja auch noch nicht erlebt hatte und sich erschöpft fühlte.
 

Die Erklärung ließ lange auf sich warten und Tarêk glaubte schon nicht mehr daran, dass Amien ihm etwas erzählen würde. Stattdessen spürte er Traurigkeit des Kleineren so deutlich, als würde er selbst betrübt sein und hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen. Nichts desto trotz blieb er ruhig, streichelte den Jungen nur, der sich daraufhin noch weiter an ihn kuschelte und obwohl er nicht wollte, wanderte sein Blick immer wieder zu den schimmernden Kugeln auf dem Bett.

Neugierig war er ja schon. Und hätte er nicht gewusst, wo sie hergekommen waren, würde er ohne Probleme davon kosten können. Aber gerade die Vorstellung…

Nein!

Leicht schüttelte Tarêk den Kopf und erschrak, als Amien plötzlich hoch ruckte.

»Was hast du?«, wollte der Dunkelhaarige wissen, denn dem Jungen schien etwas eingefallen zu sein. Was es wohl war?

Lange musste er sich nicht mehr gedulden, denn da erhob Amien seine Stimme und begann von kleinen Hicksern durchbrochen zu erzählen, was er darüber wusste.

Aufmerksam hörte Tarêk zu. Es klang in seinen Ohren einfach nur unglaublich.

Lustkugel.. soso..

»Und das passiert jedes Mal, nachdem wir Sex miteinander hatten, oder wie?«, fragte er stirnrunzelnd nach und ihm war seine Skepsis deutlich an zu hören.

Amiens Aussagen zum Geschmack quittierte er mit einem unsicheren Blick. Überrascht sah er den Kleinen an, als dieser eine Kugel griff und ihm eine Hälfte praktisch an die Lippen hielt. Tarêk konnte sich gerade noch so zurückhalten, nicht auf Abstand zu gehen. Er spürte einfach, dass er Amien damit beleidigen würde.

Andererseits kostete ihn das wirklich Beherrschung!

Das leise Flehen seines Partners und die Begründung, warum er denn kosten sollte, ließ ihn schlucken. Verdammt! Wenn Amien ihn so ansah, dann konnte er doch gar nicht mehr nein sagen. Einmal holte Tarêk noch tief Luft, bevor er sich überwand und dem Kleinen die halbe Kugel mit den Lippen abnahm. Er war schon darauf gefasst, dass es ihm überhaupt nicht schmecken würde, doch als er es auf der Zunge hatte, zerlief es förmlich und der Geschmack.. nunja.. es schmeckte wirklich nicht schlecht. Sehr süß, aber auch ein bisschen fruchtig.. genau konnte Tarêk es nicht bestimmen. Aber es war wie eine Süßigkeit.

Allerdings würde er sich sicher erst langsam daran gewöhnen müssen!

Dann bemerkte er Amiens fragenden Blick und wuschelte dem Kleine durch die Haare.

»War gar nicht so übel..«, beruhigte er ihn und lächelte ein wenig schief.
 

Der Galadhrim genoss die Streicheleinheiten sehr und beruhigte sich langsam wieder, schloss die Augen halb und schmiegte sich in die Berührungen, wurde wieder entspannt und erholte sich auch gleich von der Anstrengung, immerhin war er das nicht gewöhnt, vor allem nicht, dass sein Körper so heiß war, aber nun war seine Haut wieder normal und auch alles andere, lediglich sein Atem ging noch etwas schneller.

Auf die Frage des Dunkelhaarigen hin legte er den Kopf schief und erwiderte ruhig:

»Hm... jedes Mal, wenn wir kein Kind bekommen weil ich nicht befruchtet wurde...«, antwortete er so gut er über die Dinge Bescheid wusste und fing an, an seiner Unterlippe herum zu knabbern weil er sich unsicher war, ob es dem Mann gefiel, denn ändern konnte der Kleine es nicht. Er verstand auch nicht, weshalb sich Tarêk so dagegen sträubte, es war doch ganz normal und er war doch auch vollkommen sauber und es war aus ihnen beiden hergestellt worden...

Er beschäftigte sich gedanklich sehr mit diesen Dingen, immerhin erfuhr er das ja auch das erste Mal und er war erleichtert, als sein Partner schließlich doch kostete und es ihm sogar schmeckte. Zufrieden seufzte er als ihm daraufhin durch die Haare gewuschelt wurde und warf wieder einen Blick auf die übrig gebliebenen Kugeln. Erneut naschte er eine, er fand sie vollkommen lecker und irgendwie freute er sich darüber. Zwingen wollte er den anderen jedoch nicht mehr dazu, sie zu essen. Es war zwar traurig, wenn dieser sie nicht essen wollte, aber er konnte es nicht ändern.

Amien rollte sich zusammen und bettete seinen Kopf auf dem Schoß des anderen, ließ die Kugeln liegen weil er nicht wusste, was er sonst damit machen sollte und musste sich erst einmal ein wenig ausruhen, murmelte nur eher zu sich selbst:

»Aber... wusste nicht, wann sie kommen...«

Er errötete tief weil es ihm doch ein wenig peinlich war, aber gleichzeitig strahlte er Tarêk an, weil er sich freute, ihn ihm so einen Partner gefunden zu haben, der ihn gern hatte, ihn liebkoste und beschützte. Dafür war er sehr dankbar auch wenn er wusste, dass es in seinem Volk wahrscheinlich nicht so gut angesehen werden würde, dass er einen Fremden zum Partner hatte, aber das der Kleine sowieso schon immer etwas anders gewesen war, störte es ihn auch nicht wirklich weiter und er beschloss, sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, sondern die Streicheleinheiten einfach nur zu genießen. Der süße, leckere Geschmack lag ihm immer noch auf der Zunge, etwas besseres konnte er sich gar nicht vorstellen!
 

Amien war schon ein kleines Wunder, dachte der Dunkelhaarige so bei sich. Sie waren so verschieden und doch waren sie nun Partner. Irgendwann würde er so an die Eigenarten des Jungen gewöhnen.

Das er dem anderen eine Freude gemacht hatte, indem er kostete, war ihm nicht entgangen. Seine Vorurteile hatten sich auch nicht bewahrheitet.. Zum Glück und vielleicht würde er öfter mal von den Kugeln kosten, auch wenn ihm die Vorstellung immer noch nicht ganz behagte.

Aber es war eben neu. Tarêk musste sich eben erst dran gewöhnen und das brauchte Zeit.

Als Amien noch etwas erzählte, lauschte der Dunkelhaarige erneut.

»Also wenn keine Kugeln aus dir raus kommen, dann bekommen wir ein Kind?«, hakte er nach und konnte nicht leugnen, dass ihm der Gedanke gefiel. Er wollte schon immer eine richtige Familie haben, seine eigene Familie. Allerdings erschien ihm Amien noch etwas jung.

»Wie funktioniert das denn bei euch? Du bist so klein und zierlich, da kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du mal so einen dicken Bauch kriegst..«, meinte Tarêk und vollführte mit einer Hand eine halbrunde Bewegung über dem Bauch des Kleineren.

»Bist du nicht auch noch zu jung dafür?«

Tarêk wollte auf keinen Fall, dass dem Jungen irgendwas passierte. Deswegen würde er auch noch warten können und aufpassen, dass er Amien nicht schwängerte, solange dieser nicht genau darüber bescheid wusste, wie alles funktionierte.

Dann musste er eben seine Eltern fragen. Da führte kein Weg dran vorbei!
 

Amien blickte auf, als sein Partner erneut die stimme erhob und nickte als Bestätigung auf dessen Frage.

»Ja... immer wenn die Kugeln kommen, dann bin ich nicht befruchtet worden und wir bekommen kein Kind... Aber ich weiß nicht, in welchem Zeitabstand die Kugeln kommen, ich dachte immer sie kommen gleich danach aber es ist ja schon eine Weile her...«

Er seufzte ein wenig frustriert, weil er nun, da er einen Partner hatte, über diese wichtigen Sachen nicht bescheid wusste. Früher hatte ihn das nie interessiert weil er sich gedacht hatte, dass ihn sowieso niemand zum Partner wollte, aber jetzt... Jetzt war er darauf angewiesen dass er diese wichtigen Sachen wusste...

»Magst... magst du irgendwann Kinder haben?«, fragte er schüchtern, weil er sehr gerne wissen wollte, wie der Mann dazu stand. Er selbst freute sich schon wenn sie eine Familie haben würden, aber von ihm aus konnte das ruhig noch Zeit haben, immerhin fühlte er sich doch etwas überfordert mit seinem Körper.

Der Galadhrim wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er die folgenden Worte von Tarêk hörte und er runzelte verwirrt die Stirn und sah auf.

»Häh? Dicker Bauch? Aber... warum? Und wieso dick? Das versteh ich nicht«, gab er gleich bekannt und schüttelte vollkommen verwirrt den Kopf weil er überhaupt nicht wusste, was der andere damit meinte, konnte sich nichts darunter vorstellen. Sein Bauch war noch nie dick gewesen und er kannte auch niemanden mit einem dicken Bauch...

»Ich bin nicht zu jung«, erwiderte er ruhig auf den nächsten Kommentar, weil er gerade noch keine Antwort auf das bekam, was er nicht verstanden hatte. »Jeder Galadhrim der einen Partner hat und geschlechtsreif geworden ist durch den ersten Kuss, kann Kinder bekommen. Wir sind doch alle zierlich, das hat doch damit nichts zu tun?«, fragte er verwirrt und kaute dann wieder an seiner Unterlippe herum.

»Ich weiß nur, dass wir einen Punkt in uns haben, den wir „Maile“ nennen, weil er uns Lust bereitet bei der Vereinigung. Und... aus diesem Punkt wächst dann irgendwie, das weiß ich leider nicht so genau, das Kind. Und eine Weile wird es innen getragen, doch dann kommt es raus. Hm... ich habe das schon öfter gesehen, es sieht aus wie eine große, durchscheinende Kugel mit Blütenblättern, wie eine Blüte... die ist noch mit dem Körper des Galadhrim verbunden und muss ganz vorsichtig behandelt werden. Deswegen haben wir so lange Haare, die Kugel wird darin eingewickelt und versorgt, so lange, bis die Blütenblätter aufgehen und das neue Wesen heraus kommt und fertig für die Welt ist. Ist ganz faszinierend, ich weiß aber nicht, wie lange das dauert...«

Ein wenig hilflos zuckte er die Schultern, strahlte aber, weil es jedes Mal ein besonderer Moment war, wenn so ein Wesen „schlüpfte“.
 

Alles klar. Soweit hatte Tarêk das verstanden.

Er war ein wenig verwirrt, als Amien meinte, es gäbe bei ihnen keine dicken Bäuche.

Nun ja.. Tarêk kratzte sich am Kopf, als er auch gleich danach gefragt wurde.

»Es gibt bei uns Frauen. Das habe ich dir schon erzählt glaube ich. Und bei denen ist es anders. Wenn sie schwanger sind, dann wächst das Kind in ihrem Bauch, bis es ausgereift ist und geboren wird. Dadurch werden sie ziemlich dick und die Geburt, also wenn das Kind rauskommt, tut auch ziemlich weh.«

Eine kleine Pause entstand, in der Tarêk überlegte.

»Hast du denn auch Schmerzen, wenn diese Kugel aus dir rauskommt? Ich meine.. das ist doch dann auch schon ziemlich groß und na ja… Um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendwann mal etwas so großes aus seinem Po kommt«, gab der Dunkelhaarige verlegen zu, wollte aber gerne mehr darüber wissen.

Als Amien ihn schließlich fragte, ob er Kinder haben wollte, musste Tarêk schmunzeln.

Sanft zog er den Kleinen an sich.

»Und ob ich das will.. «, grinste er vergnügt.

»Wenigstens zwei! Aber auch gerne mehr…«

Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter und als er vernahm, dass Amien nicht zu jung war, glaubte er ihm das, drückte den Jungen zurück in die Kissen und kam über ihn.

»Na dann können wir ja gleich anfangen Kindern zu machen..«, schlug Tarêk vor.

Im Moment scherzte er nur ein bisschen herum, um zu sehen, wie Amien darauf reagierte. Aber er wollte wirklich wenigstens zwei Kinder.

»Aber nur, wenn du dabei keine Schmerzen hast!«, fügte er noch an, weil er an das vorherige Gespräch dachte. Schließlich wollte er nicht, dass der Kleine sich quälte. Ein bisschen war okay, aber vielmehr dann schon nicht mehr.
 

Aufmerksam hörte der Kleine zu, was Tarêk ihm erklärte und er runzelte nur die Stirn und schüttelte den Kopf. Wie das aussehen musste mit dickem Bauch, nein!! Und dann kam es raus, wenn es groß und fertig war? Das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, kein Wunder dass es dabei Schmerzen gab... Er war froh, dass es bei ihm anders war und er erklärte auch sofort:

»Man fühlt sich nicht so gut und hat immer so... na immer so... wie soll ich sagen, es schiebt sich dann von alleine raus... und ein bisschen weh tut es glaub ich, aber nicht so doll... und danach muss man ganz gut darauf aufpassen! Es ist ja am Anfang nicht so groß, wächst dann später noch... Bis die Blüte dann aufblüht...«

Das hatte er gelernt und es war sehr wichtig, das wusste er, dass der Galadhrim in dieser Phase ordentlich aß und das Kleine mit seinen Haaren warm und hell hielt. Das hatte er im Gedächtnis behalten. Er amüsierte sich ein wenig darüber, dass der Mann ein wenig rot im Gesicht war und grinste breit, leckte sich über die Lippen, sagte jedoch nichts dazu.

Er ließ sich zufrieden an den Mann ziehen und seufzte wohlig, grinste auf dessen Worte und nickte sofort.

»Ja, mindestens zwei, damit keiner alleine ist, so wie ich...«

Er senkte den Blick, doch dann drückte ihn der andere verdächtig grinsend in die Kissen und er errötete, als er die Worte hörte.

»Weiß doch gar nicht... wie das richtig geht!«, gab er von sich bekannt und quietschte, schlang jedoch seine schmalen Beine um die Hüfte des anderen und lächelte ihn an.

»Hab keine Schmerzen, fühlt sich ja schön an...«, gab er leise von sich und strich dem anderen zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, drückte sich eng an ihn. Ein bisschen belastete es ihn schon, dass er nicht wusste wie er genau nun befruchtet wurde und dem anderen die Kinder schenken konnte, da musste er wohl oder übel wirklich noch mal zu seinen Eltern, aber er sagte nichts dazu sondern genoss die Zärtlichkeiten sichtlich.
 

Es überraschte Tarêk nicht wirklich, dass der Kleine auf ihn einging und freudig meinte, dass er auch Kinder wollte. Dabei sah Amien für ihn fast selber noch wie ein Kind aus. Aber er war beruhigt, als er hörte, dass das Kinder bekommen nicht schmerzhaft war, jedenfalls nicht so sehr.

Allerdings war er recht verwundert, oder eher erstaunt darüber, wie es alles funktionierte.

Es hörte sich an wie im Märchen.

»Und ihr tragt die Frucht dann in den Haaren?«

Richtig glauben konnte der Dunkelhaarige das nicht. Vorstellen ja, aber in der Realität gab es doch so was nicht. Jedoch besaßen die Galadhrim so viele unglaubliche Fähigkeiten, dass es ihn eigentlich nicht wundern sollte.

Mit einem Arm stützte Tarêk sich neben Amien ab, weil er immer noch auf dem Kleinen lag und ihn nicht erdrücken wollte. Auch sein Gewicht verlagerte er etwas zu Seite, genoss es aber so eng an den Jüngeren gedrückt zu sein.

»Erzähl mir noch mehr..« Er wollte alles wissen und war richtig neugierig geworden.

»Ihr braucht doch sicherlich viel Pflege, wenn ihr Kinder bekommt, oder nicht? Wenn ihr mit der Frucht verbunden seid, dann könnt ihr euch doch gar nicht richtig bewegen…«

Das waren so einige Gedanken, die dem Telemnar durch den Kopf gingen.

»Und gibt es bei euch so etwas wie einen Zyklus? Damit ihr wisst, wann ihr befruchtungsfähig seid, oder passiert das einfach so, per Zufall?«

Da sprach die pure Neugier aus Tarêk.

Und da Amien sein Partner war, scheute er sich auch nicht zu fragen, obwohl es ziemlich persönliche Dinge waren. Aber sie gehörten zusammen und da wollte er schon gerne bescheid wissen. Vor allem da bei Amien tatsächlich alles anders zu sein schien.
 

Der Kleine kicherte als er die vielen Fragen hörte und blickte seinen Liebsten sanft an, strich ihm über das Gesicht und hörte sich erst alles zu Ende an, bevor er antwortete. Er genoss das Gewicht von Tarêk sichtlich auf sich und kuschelte sich an ihn, sah ihn aufmerksam an und erwiderte:

»Na die Frucht wird in die Haare eingewickelt, wir halten sie eigentlich immer fest in den Händen. Sie bekommt durch unsere Haare viel Licht und wird gewärmt, das ist ganz wichtig. Und laufen können wir ganz normal, wir dürfen nur die Kugel nicht fallen lassen. Es dauert eine ganze Weile, bis der Kleine aufblüht. Aber ich weiß, dass die Eltern mit ihrem Kind schon kommunizieren können, selbst wenn es noch in der Blüte und noch nicht geschlüpft ist. Das geht über den Kopf. Es kann sich schon äußern, aber nicht laut, sondern über Gedanken. Das habe ich noch nie erlebt aber meine Eltern haben mir davon erzählt, wie faszinierend es war, mich wahrzunehmen obwohl ich noch gar nicht aufgeblüht war.«

Er nickte und lächelte, kuschelte sich an den anderen und schnupperte an diesem, weil er dessen Geruch so liebte.

Als er die nächste Frage hörte, legte er den Kopf schief und dachte nach.

»Ich weiß leider nicht«, gab er unsicher zur Antwort. »Da müssen irgendwie mehrere Faktoren passen, ich weiß nicht, was genau. Ich weiß nur, dass man sich nicht mehr in der Zeit vereinigen kann, wenn ich befruchtet bin. Dann muss erst das Kleine aufgeblüht sein, dann geht es wieder...«

Unsicher nagte er an seiner Unterlippe herum. Eigentlich hatte er sich nie so wirklich dafür interessiert, weil er gedacht hatte, dass er sowieso immer alleine sein würde. Dass er so schnell einen Partner gefunden hatte, grenzte wirklich an ein Wunder und er wusste nicht, wie seine Eltern das auffassen würden. Doch daran wollte er jetzt nicht denken. Er lächelte den Dunkelhaarigen nur glücklich an und genoss den Körperkontakt sichtlich.
 

Aufmerksam und gespannt hörte Tarêk dem Kleinen zu. Es war wirklich faszinierend!

Aber er merkte auch und das nicht nur, weil Amien es erzählte, sondern er fühlte es auch, dass der Junge in manchen Sachen nicht ganz aufgeklärt war und sich ein bisschen dafür schämte.

»Ist doch nicht so schlimm, wenn du es noch nicht weißt…«

Sanft strich er Amien über den Kopf und kraulte den Kleinen dann im Nacken.

»So schnell wird es eh nichts mit Kindern,« gab er traurig zu. »Denn ich möchte dir wirklich eine sichere Umgebung bieten. Solange wir den Planeten erforschen und Aufzeichnungen tätigen, ist es vielleicht noch ruhig. Aber es werden auf jeden Fall andere Wesen kommen, um diesen Stern zu erobern und bis wir unsere Tarnsatteliten und Abwehreinrichtungen nicht eingerichtet haben, wäre es mir zu gefährlich«, erklärte Tarêk wieder ernster.

Es konnte jeden Tag passieren, dass andere Schiffe den Planeten entdeckten und sie waren nur mit zwei Kriegsschiffen noch vor Ort.

Denn Ascon war ja verschwunden, um eigentlich den Rest der Flotte für die folgenden Abwehrstrategien zu holen, die sich um die Absicherung kümmern sollten.

Aber Tarêk schob diese Gedanken erst mal bei Seite.

Er wollte sich nicht schon Sorgen machen, wo noch gar nichts passiert war.

Stattdessen sah er Amien lieber wieder an und stellte wieder einmal fest, wie zart doch alles an dem Kleinen war.

»Wollen wir ein bisschen raus gehen? Die Sonne müsste weg sein und es müsste dämmern, wenn mein Zeitgefühl mich nicht trügt. Ich brauche ein wenig Bewegung«, schlug der Dunkelhaarige vor.
 

Der Kleine schloss zufrieden die Augen als er gekrault wurde und war erleichtert, dass sein Partner es nicht schlimm fand, dass er noch nicht alles wusste. Er genoss die Berührungen sichtlich und schmiegte sich eng an sie, lauschte auf die nächsten Worte und öffnete seine Augen wieder, runzelte jedoch die Stirn, als er hörte dass es hier nicht sicher war.

»Aber...«, widersprach er. »Bis jetzt ist doch auch nichts passiert... Ich habe keine Angst. Nur wenn du wieder wegmusst... das wäre traurig...«, gab er von sich und blickte Tarêk unsicher an, weil er ja wirklich nicht wusste, ob dieser hier blieb oder wirklich wieder weg musste. Wenn er ihn nicht mehr sehen konnte, das wäre das schlimmste, was ihm passieren würde und er dachte ebenfalls nach. Verstehen konnte er den Dunkelhaarigen ja, er selbst wollte sich auch keine Sorgen um irgendetwas machen müssen, wenn er ein Kind erwartete, aber da er sowieso nicht wusste wie es ging, würde es ja nicht passieren, von daher schob er den Gedanken erst einmal in weite Ferne.

Er bemerkte, dass Tarêk ebenfalls tief in Gedanken versunken war, ihn dann jedoch fragte ob sie rausgehen wollten.

Sofort nickte der Galadhrim.

»Ja, ein bisschen an die frische Luft. Vielleicht wieder zu dem Wasser, wo ich dich gesehen hab von den Bäumen aus.«

Er grinste breit, weil er die Haarbänder noch immer um das Handgelenk trug. Frech hielt er sie seinem Partner unter die Nase und schlüpfte dann wendig unter ihm hindurch, um zu der Tür zu rennen.

»Komm, rausgehen, jetzt, sofort, ja???«

Er strahlte wie eine kleine Sonne und kicherte als der andere schnellen Schrittes auf ihn zueilte, rannte aus der Tür, wollte er zumindest weil er dachte sie ging auf, tat sie jedoch nicht, deshalb rannte er auch prompt dagegen und plumpste auf den Boden. Perplex blickte er das blöde Ding an und öffnete den Mund um laut loszuschimpfen. Er verstand nicht, wieso das blöde Teil nicht aufging, hatte nicht mitbekommen, dass es stimmengesteuert war und schüttelte nur den Kopf, während er sich wieder aufrichtete. Getan hatte er sich zum Glück nichts, er war ziemlich zäh im nehmen.
 

***
 

Sie wurden in einen kleine Raum geführt in dem viele Geräte herum standen, bei denen Ascon nur raten konnte, wofür sie gut sein sollten. Doch das interessierte ihn nicht sonderlich. Viel mehr war er darauf erpicht endlich etwas wegen seinem Schiff zu erreichen.

So langsam kam er mit dem komischen Kerl ins Gespräch und verhandelte über die Geschäftsbedingungen. Dabei behielt er Laurin jedoch immer im Blick, denn ihm blieb nicht verborgen, wie der Kleine von dem Wesen angestarrt wurde.

Bestimmt war es Laurin unangenehm, auch wenn der Jüngere sich nichts anmerken ließ, weil er ihm sicherlich keinen Ärger machen wollte. Deswegen begann er unter dem Tisch und ungesehen von seinem Gegenüber sanft die Hand seines Partners zu streicheln.

Aufmunternd drückte er die zierliche Hand, bevor er sich wieder ganz auf das Gespräch konzentrierte und seine Züge etwas härter erscheinen ließ.

Es dauerte eine ganze Weile, doch am Ende hatte er seine Interessen mittels seines diplomatischen Könnens durchgesetzt. Der Mann stimmte zu und auch wenn Ascon es nicht sehr gerne tat, überreichte er diesem vier von Laurins silbrigen Tränenperlen. Etwas anderes hatte er nicht zum bezahlen und es war fast schon ein Wunder, dass dieses Wesen derartig gierig danach war. Er selbst kannte den Wert dieser Perlen nicht. Für ihn hatten sie bisher nur einen persönlichen Wert.

Aber wenn sie diesen Planeten verlassen hatten, dann würde er Nachforschungen dazu anstellen, das nahm er sich vor.

Ascon hoffte nur, dass Laurin ihm nicht böse war, dass er dessen Tränen als Zahlungsmittel genommen hatte. Ihm blieb jedoch nichts anderes übrig, wenn sie hier wegkommen wollten.

Nachdem sie alles besprochen hatten und Ascon dem Mann noch die Lagedaten des Schiffes gegeben hatte, verabschiedete er sich und machte einen Zeitpunkt für den morgigen Tag aus, an dem das Bergungsschiff dann hier eintreffen sollte, mit dem sie die Starlight holen würden.

Zwar bezweifelte Ascon, dass dieser Kerl ihn hintergehen würde, doch Vorsicht hatte noch nie geschadet, weswegen er beim herausgehen einen Sender an den Sachen des Mannes befestigte.

Es war ein wirklich unscheinbares kleines Ding, das sich schnell in der Kleidung verhakte und nicht mehr zu sehen war.

Es war ein Teil des Navigationsgerätes und somit konnte er das Wesen wieder finden, sollte es den Gedanken hegen ihn zu hintergehen. Ascon war nämlich von Natur aus misstrauisch und vertraute nur wenigen Leuten vollkommen.

Alsbald war er dann mit Laurin schon wieder auf dem Weg in ihre Unterkunft.

Bisher war der Kleine ziemlich ruhig gewesen und hatte nichts mehr gesagt. Ob er ihm wegen den Perlen böse war? Oder vielleicht noch wegen dem Skorpion?

»Hey, Laurin«, sprach er den Jungen schließlich an, ließ die zierliche Hand los, die noch immer in seiner großen ruhte und umfing die Hüfte des Kleineren.

»Wenn alles so läuft, wie geplant, dann können wir bald wieder in den Weltraum zu meinen anderen Schiffen... «, erklärte Ascon und er klang im Gegensatz zu ein paar Stunden zuvor schon relativ zuversichtlich.
 

Der Kleine hatte sich ruhig umgesehen und dann zu Ascon gesetzt, der mit dem komischen Wesen zu verhandeln schien. Es interessierte ihn nicht wirklich, viel mehr hätte er lieber mit irgendeinem Tier gespielt, denn ihm war so langweilig! Zwar gab es auch hier allerhand zu entdecken, aber der Galadhrim wagte nicht, auch nur eines zu berühren, aus Angst, dass er dann etwas kaputt machte und alles vermasselte.

Also seufzte er lautlos vor sich hin und blickte durch das Fenster nach draußen, auch, um sich von den nervenden Blicken des komischen Wesens abzulenken. Wieso mussten ihn die Leute immer so anstarren? Was konnte er denn dafür, wenn er anders aussah wie andere Leute? Das hatte er sich ja schlecht aussuchen können...

Laurin lächelte, als Ascon seine Hand unter dem Tisch sanft liebkoste und schloss die Augen halb, wurde ganz ruhig und genoss es zutiefst. Irgendwie mochte er es, von dem Dunkelhaarigen berührt zu werden, es löste so ein Kribbeln in ihm aus... das nach mehr verlangte. Aber wie dieses mehr aussehen sollte, das konnte der Galadhrim leider auch nicht so genau sagen. Aber er mochte es sehr, von Ascon liebkost zu werden.

Und so verging die Zeit für ihn auch wie im Flug. Er achtete nicht darauf, was die beiden taten, wollte sich auch nicht einmischen und blieb deshalb ruhig und schweigsam sitzen. Er bekam auch nicht mit, dass Ascon dem Wesen einige seiner Perlen überreichte. Und selbst wenn er es mitbekommen hätte, dann hätte es ihm nichts ausgemacht, im Gegenteil! Er hätte sich sogar gefreut, dass er helfen konnte!

Doch da er es ja nicht gesehen hatte, konnte er auch nichts dazu sagen und war erleichtert, als es endlich zu Ende war und Ascon sogar sehr zufrieden war. Das konnte Laurin überdeutlich fühlen, und das ließ ihn lächeln. Er freute sich, dass es jetzt vielleicht bald klappte, dass sie von hier weg kamen.

Im Moment war er jedoch froh, endlich wieder draußen zu sein. Er schloss die Augen halb und genoss die Sonnenstrahlen, die auf seiner Haut kitzelten und sie silbern glänzen ließen. Der Kleine war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass sie sich die gesamte Zeit lang angeschwiegen hatten und auf dem Weg zurück zu ihrer Unterkunft waren. Erst, als Ascon ihn mit Namen ansprach, sah er auf und lächelte ihn glücklich an, freute sich, dass der andere ihn so dicht an seinen Körper zog und genoss es sichtlich, auch wenn er noch ein wenig scheu war und sich auch ab und an mal schämte, eben weil er noch keinerlei Erfahrungen hatte. Aber bei Ascon fühlte er sich wohl, und allein schon das Gefühl, wenn sich ihre Lippen berührten, ließ ihn schon wieder Schmetterlinge im Bauch fühlen. War das normal? Der Galadhrim konnte es sich nicht erklären, aber es war ja auch niemand da, den er hätte fragen können.

»Was... was war mit dem Wesen?«, fragte er, um sich abzulenken. »Wieso sah es so komisch aus, war es krank?«

Aus großen Augen sah Laurin ihn an und wartete geduldig auf eine Antwort. Das hatte ihn schon die gesamte Zeit lang interessiert!
 

Da Laurin zu ihm hoch lächelte, war Ascon beruhigt und machte sich nicht mehr so viele Gedanken darüber, ob er nun etwas falsch gemacht hatte oder nicht.

»Hm.. sag mal, hast du auch solchen Hunger wie ich?«, wechselte er das Thema, während sie gemeinsam durch die Stadt gingen.

Nach einiger Zeit kamen sie auch wieder an dem Markt vorbei und Ascon bedauerte es nichts für Laurin kaufen zu können. Gerne hätte er seinem Partner etwas geschenkt. Das wollte er dann aber selbst bezahlen und nicht von Laurins Perlen. Er würde die Perlen schätzen lassen und sie dann für den Jüngeren in Bargeld anlegen, sodass, sollte ihm einmal etwas passieren, Laurin etwas Sicherheit hatte. Er war schon immer jemand gewesen, der im Voraus plante. Deswegen war er ja auch so erfolgreich mit seinen Eroberungen und darauf war Ascon stolz.

Dann hörte er die leise Frage und überlegte kurz wie er das am besten ausdrücken sollte.

»Nun ja. Der Mann war schon sehr alt..«, meinte Ascon und streichelte unbewusst mit der Hand, die auf Laurins Hüfte lag, über diese Stelle.

»Je länger man lebt, desto älter wird man und im Alter wird man auch oft krank. So auch dieses Wesen. Es hatte Probleme beim Laufen, aber das ist ganz normal. Wenn du es dir richtig angesehen hast, dann hast du auch gesehen, dass es ganz faltige Haut hatte. Das passiert auch, wenn man altert«, erklärte Ascon weiter und hatte in Laurin einen äußerst neugierigen Zuhörer gefunden. Der Kleine sog die Informationen nur so in sich auf, was dem Dunkelhaarigen ein Lächeln abrang.

In gemütlichem Tempo erreichten sie dann auch ihre Unterkunft.

Entgegen seiner sonstigen Kondition fühlte Ascon sich müde. Darum machte er sich jedoch keine Sorgen, denn ihre Kräfte zehrende Reise lag erst zwei Tage hinter ihnen und da war es ganz normal, dass er noch nicht auf der Höhe war, nach allem was sie durch gestanden hatten.

Außerdem waren sie den ganzen Tag unterwegs gewesen. Wie spät es war, konnte der Ältere nur am Stand der Sonne abschätzen, die bereits dabei war wieder am Horizont zu verschwinden.

Leise trat Ascon zuerst in das Häuschen und da er niemanden weiter vorfand, ging er mit Laurin zu dem Raum durch in dem sie wohnen durften.

Dort war es bis auf das Leuchten von Laurins Haaren stockduster und Ascon musste erst einmal eine Kerze anzünden.

Sanft orangenes Licht erfüllte den Raum und ließ eine angenehme Atmosphäre entstehen.

Die Wohnbedingungen waren hier wirklich nicht die besten, aber es war immer noch besser ein Dach über dem Kopf zu haben, als wieder draußen in der Wildnis schlafen zu müssen.

Und ein bisschen gemütlich fand Ascon es auch.
 

Laurin schüttelte den Kopf, als der andere fragte, ob er Hunger hatte. Das hatte der Kleine fast nie, hatte er doch schon vorher bei sich zu Hause nicht so wirklich viel gegessen... Gedankenverloren kaute er auf seiner Unterlippe herum, doch noch bevor er sich Gedanken machen konnte, erreichten sie wieder diese lustige Stelle, wo die ganzen schönen und vor allem interessierten Dinge lagen, die er noch nicht kannte, wo allerdings auch sehr viele Menschen waren.

Er ließ sich von Ascon mitziehen und lauschte nebenbei auf dessen Erklärungen. Als der Dunkelhaarige fertig war, runzelte der Kleine die Stirn und murmelte:

»Kenne so was nicht. Bei uns zu Hause passiert das nicht. Da ändert sich gar nichts... Jedenfalls nicht äußerlich, soweit ich das weiß...«

Nachdenklich sah er in die Ferne und genoss die zarte Berührung, die der andere ihm zukommen ließ. Es fühlte sich sehr gut an, und er seufzte wohlig auf und schloss die Augen halb. Wie er es liebte, wenn der andere ihn berührte...!

Als sie da waren, kuschelte sich Laurin wieder eng an den Mann, während sie das dunkle Haus betraten, aber es war keines der komischen Wesen da, was den Galadhrim schon ein wenig beruhigte.

Er hatte keine Probleme damit, im Dunkeln sehen zu können, außerdem leuchteten seine Haare ja schön hell, umso erstaunter war er, als Ascon etwas komisches Langes in die Hand nahm. Neugierig tapste er näher, nachdem er diesen nervenden Umhang ausgezogen hatte und jetzt nur noch in der kurzen Kleidung vor dem anderen stand, doch als er dann das Feuer sah, wich er sofort ängstlich zurück und drückte sich in eine Ecke, wobei er leise und panisch fiepte. Er hasste Feuer über alles, es war eines der wenigen Dinge, vor der er wirklich Angst hatte. Draußen hatte er sich ja überwunden, aber hier in dem kleinen Raum, das war ihm überhaupt nicht geheuer, auch wenn das Licht sehr schön war...

Er drückte sich so lange an der Wand entlang, bis er den Nebenraum erreichte, wo sie gebadet hatten. Erleichtert ließ er sich dort auf den Boden nieder, jetzt war er weit genug weg von dem gefährlichen Ding!

Kurz überlegte er, was er jetzt tun konnte, doch dann dachte er wieder daran, dass Ascon ja Hunger gehabt hatte...

Nachdenklich nagte Laurin an seiner Unterlippe herum, bevor er sich in den Schneidersitz setzte, seine Hände auf seine Knie legte und die offenen Handflächen nach oben drehte. Anschließend schloss er die Augen und brauchte eine ganze Weile, um sich auf die leckeren Dinge zu konzentrieren, die es bei ihm zu Hause gegeben hatte. Ob er das wohl hinbekam?

Er konzentrierte sich auf eine große Frucht, blendete alles um sich herum aus und ließ die Energie in seine Handflächen fließen.

Als er nach kurzer Zeit seine Augen wieder öffnete, hatte er zwei große, gelbgrüne Kugeln in der Hand und lächelte. Er bemerkte nicht, dass Ascon in der Tür stand und ihn ungläubig beobachtete.

Schnell zupfte sich der Kleine ein Haar vom Kopf, was ihm nicht wehtat, dann griff er beide Enden, straffte das noch immer leuchtende Haar und schnitt damit die beiden großen Früchte durch, teilte sie in viele kleine Stücken und strahlte dabei, freute sich, dass er das wirklich hinbekommen hatte.

Innen waren die Früchte hellgelb und beinhalteten dunkle, saftig aussehende Kerne, von denen Laurin gleich einen naschte und glücklich vor sich hin kicherte, weil es ein Stück Heimat für ihn war. Und es schmeckte vorzüglich! Während das Fruchtfleisch sehr süß war, schmeckten die Kerne säuerlich, und gaben eine exzellente Mischung, wobei der Galadhrim die Kerne auch gerne so aß.

Erst jetzt bemerkte der Kleine, dass Ascon ja in der Tür stand und sah lächelnd zu ihm auf.

»Magst du auch...?«, fragte er freundlich und hielt ihm ein Stück hin, dessen Fruchtsaft schon Laurins Arm hinab lief, weil er das Stück zu dem Dunkelhaarigen hoch hielt. Doch das störte ihn nicht. Gespannt wartete der Junge ab, wie es seinem Partner schmecken würde und war schon ganz aufgeregt.
 

Dass er dem Kleineren mit der Kerze solche Angst machte, hätte Ascon nicht erwartet. Nicht, nachdem der Junge sich bereits in der Wildnis daran gewöhnt hatte.

Doch der Dunkelhaarige sagte nichts, sondern stellte die Kerze einfach in einiger Entfernung auf einen abgenutzten Schrank. Von da aus spendete sie auch noch ganz gut Licht, bemerkte er zufrieden.

Als er sich wieder umdrehte, war Laurin verschwunden und Ascon kam ins Grübeln, bis ihm die Tür zu dem anderen Raum auffiel. Was heckte der Jüngere nun schon wieder aus?

Kopfschüttelnd trat er in den Türrahmen und fuhr sich seufzend durch die Haare. Laurin schien es im Moment besser zu gehen, als ihm selbst, doch Ascon war weit entfernt davon, dem Kleinen das zu missgönnen. Er war sogar froh, dass Laurin in so guter Verfassung war.

Dann sah er auf und war völlig verwundert.

Das Bild was sich ihm bot, war einfach unglaublich!!

Laurin saß dort auf dem Boden und leuchtete regelrecht. Nicht nur die hellen Haare, so wie Ascon das schon kannte, sondern der gesamte Körper des Kleineren erstrahlte in einem warmen Licht. Beeindruckt starrte er den Jüngeren an und war noch erstaunter, als in Laurins Handflächen auf einmal zwei Dinge erschienen. Er konnte sie nicht so recht einordnen, aber als der Kleine eines seiner Haare nahm und die zwei runden Kugeln durchschnitt, vermutete Ascon, dass es sich um etwas zu Essen handelte.

Wie angewurzelt stand er da und beobachtete Laurin einfach nur.

Kein Wort wollte über seine Lippen dringen, dermaßen beeindruckte ihn was eben passiert war. Das Licht um den Jungen herum ließ nun wieder nach, aber der Telemnar konnte deutlich die Freude spüren, die von Laurin ausging. Das helle Lachen gefiel Ascon ebenfalls sehr und er wurde sich bewusst, dass der andere in seiner Gegenwart noch nie so ausgelassen gewesen war. In den letzten Wochen hatten sie ja auch nicht wirklich viel zu Lachen gehabt.

Umso mehr genoss Ascon diese wunderschönen Laute jetzt.

Ohne ein Geräusch von sich zu geben, beobachtete er Laurin weiter, wie der Kleine nun ein Stück der Frucht nahm und es sich in den Mund steckte. Die zarten Lippen glänzten von dem Fruchtsaft und Ascon schluckte.

In ihm stieg das Verlangen auf Laurin zu küssen und zu berühren, doch er hielt sich zurück, weil er ihn nicht überfallen wollte. Der Kleine war gerade dabei zu Essen und da Laurin sowieso immer schon sehr wenig aß, wollte er ihn erst mal in Ruhe lassen.

Aber Laurin schien ihn bemerkt zu haben und lächelte zu ihm hoch, was den Dunkelhaarigen erneut schlucken ließ. Und als ihm dann auch noch ein Stück Frucht hingehalten wurde, kam er nicht umhin, der feucht glitzernden Spur zu folgen, die ein Tropfen auf Laurins Arm hinterließ.

Bedächtig und wie magisch angezogen betrat Ascon den Raum, konnte seinen Blick nicht von Laurin abwenden.

Vor den Kleinen kniete er sich hin, fing Laurins Augen mit seinen ein und ergriff sanft dessen Hand, die ihm noch immer die Frucht hinhielt. Ganz langsam näherte er sich dem Stückchen und nahm es dann vorsichtig mit seinen Lippen aus den zierlichen Fingern.

Während er kurz kaute, hielt er den Blick des Kleineren gefangen und als er fertig war, begann er gemächlich Laurins Finger ab zu lecken. Ascon ließ sich Zeit damit, achtete genau auf die Reaktionen des Jüngeren und folgte schließlich der fruchtig klebrigen Spur Laurins Arm hinauf, leckte mit seiner Zunge sanft über die weiche Haut und verteilte zwischendurch viele kleine Küsse darauf.
 

Laurin freute sich. Er fühlte sich vollkommen wohl und war gar nicht mehr erschöpft. Ihm reichte meist eine Nacht zum Schlafen, um sich zu erholen, dann ging es wieder. Und der süße, vertraute Geschmack der Frucht, ließ ihn immer wieder kichern, weil er so glücklich war. Dass man ihm das so deutlich ansehen konnte, war ihm gar nicht so bewusst, aber er genoss es sichtlich und schloss die Augen halb, während er sich über die klebrigen, süßen Lippen leckte. So etwas Gutes hatte er schon lange nicht mehr gegessen, und nun, da er wusste, was er tun musste, um die Früchte zu bekommen, brauchte er sich auch keine Sorgen mehr machen. Und er konnte noch viele andere ausprobieren!

Er sammelte sich einige Kerne heraus und knabberte sie, während er das Stück für Ascon noch immer hoch hielt und darauf wartete, dass dieser es sich holte. Der Hellhaarige zweifelte nicht daran, dass der Mann kommen würde und drehte den Kopf, als sich der Dunkelhaarige in Bewegung setzte und sich zu ihm kniete.

Laurin versank in diesen wunderschönen, dunklen Augen und leckte sich erneut über die Lippen, damit der Fruchtsaft nicht auch noch dort herunter lief. Genau beobachtete er, wie Ascon das Fruchtstück mit seinen Lippen aus seiner Hand nahm und errötete leicht, wusste selbst nicht wieso. Er kannte es nicht, dass man sich das einfach mit dem Mund holte, er nahm immer seine Hände mit den zierlichen Fingern dazu...

Neugierig sah er den anderen weiterhin an, um herauszufinden, wie es diesem schmeckte. Dem Gesichtsausdruck des Mannes zu urteilen schmeckte es ihm, denn er hatte schnell aufgekaut und fing nun an...

Ungläubig riss Laurin die Augen auf und keuchte, als er spürte, wie jeder seiner empfindsamen Finger einzeln abgeleckt wurde. Tief errötete er und spürte ein Kribbeln, das sich von seinen Fingern über seine Hand und den ganzen Arm ausbreitete.

Noch tiefer errötete der Galadhrim, konnte seinen Blick nicht abwenden und erschauderte, als Ascon auch noch seinen Arm ableckte und nebenbei immer wieder seine Haut mit den Lippen liebkoste. Das fühlte sich einfach wunderbar an, und der Kleine legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und fing leise an zu stöhnen. Er wusste selbst nicht, seit wann er solche Geräusche von sich geben konnte, aber es fühlte sich so wundervoll an, er musste es unbedingt zum Ausdruck bringen!

Zum Glück bemerkte er noch nicht, dass sein Körper anfing, auf die unbekannten aber sehr schönen Liebkosungen zu reagieren. Das hätte ihn bestimmt vollends verwirrt. Die kleine Beule konnte man mit einem Blick durch seine dünnen Stoffhosen sehen, aber Laurin achtete nicht darauf, hielt Ascon seinen Arm weiterhin hin, während er die Fruchtstücke auf dem Boden abgelegt hatte.

Der Galadhrim hatte keinerlei Angst, immerhin war Ascon sein Partner, was ihr Zeichen deutlich machte, auch wenn sie laut den ungeschriebenen Gesetzen der Galadhrim noch keine festen Partner waren. Aber Laurin fühlte sich in diesem Moment so extrem zu Ascon hingezogen, dass er da keinen Unterschied mehr machte. Immer wieder gab er wohlige Geräusche von sich, drückte sich enger an den Dunkelhaarigen und hoffte, dass er noch mehr solcher wunderschönen Liebkosungen bei dem anderen abstauben konnte. Dabei war er so entspannt wie noch nie und hielt die Augen noch immer geschlossen, rührte sich nicht einen Millimeter mehr und hatte einen genießerischen Ausdruck auf dem zarten, schimmernden Gesicht. Es fühlte sich wundervoll an!

Vielleicht war der Kleine auch gerade deshalb so empfindsam, weil er keinerlei Ahnung von alledem hatte. Er vertraute dem anderen vollkommen und ließ es auf sich zukommen, auch wenn er so etwas noch nie erfahren hatte.

Leise keuchte der Kleine, als ihm auf einmal über die empfindsame Brust gekost wurde und er klammerte sich an Ascon fest und riss die Augen wieder auf. So etwas hatte er definitiv noch nicht gespürt, sein ganzer Körper bebte!
 

Die Reaktionen des Kleinen auf seine Berührungen gefielen dem Dunkelhaarigen, was ein unmerkliches Lächeln um seine Mundwinkel zum Ausdruck brachte. Das bemerkte er jedoch selbst gar nicht so, sondern wurde etwas forscher, angezogen von Laurins sinnlich entrücktem Gesicht und dem leisen wohligen Stöhnen. Jeder einzelne Laut ließ ihm einen angenehmen Schauder über den Rücken laufen und Ascon fühlte sich wie verzaubert von dem Jüngeren. Er konnte gar nicht mehr mit seinen Liebkosungen aufhören, so sehr faszinierte es ihn, wie der Kleine sich in seine Hände schmiegte, den Kopf zur Seite legte und den zarten hellen Hals entblößte.

Ganz automatisch wanderten seine Finger vom Handgelenk des Galadhrim dessen Arm hinauf, um die zarte Schulter zu streicheln, die er ebenfalls mit sanften Küssen bedeckte. Dann erkundete er die Brust Laurins, strich hauchzart über die kleinen Knospen und als sein Blick langsam tiefer wanderte, bemerkte er mit einem Schmunzeln die eindeutige Beule in der engen Hose des Jüngeren.

Es war erstaunlich, wie stark Laurin auf seine Liebkosungen reagierte. Ascon hatte das vorher nicht für möglich gehalten, doch nun sah er es mit eigenen Augen und genoss es sichtlich. Als der Kleine die Augen plötzlich aufriss und sich an ihn klammerte, versank der Telemnar in den wunderschönen blauen Tiefen, senkte ganz langsam den Kopf und streifte mit seinen Lippen die leicht bebenden des Jüngeren, bevor er ihn sanft richtig küsste.

Auch Laurins Lippen schmeckten unglaublich süß durch den Saft der Frucht, die der Kleine gegessen hatte, aber auch das genoss Ascon über alle Maßen, ließ seine Zunge über die zarte Haut tänzeln und schlüpfte mit dieser schließlich zurückhaltend in Laurins Mund, um diesen zu erkunden und die volle Süße aus zu kosten.

Dabei schlang er einen Arm um den zierlichen Körper, legte eine Hand auf Laurins Po und zog ihn auf seinen Schoß, um seinen Partner noch intensiver zu spüren.

In seinem Kopf versuchte zwar eine leise Stimme ihn zurück zu halten und an seine Vorsätze zu erinnern, doch je länger Ascon ihren Kuss andauern ließ, desto leiser wurde die Stimme, bis sie schließlich versiegte.

Laurin schien in ihm eine Flamme entzündet zu haben, die nun immer höher züngelte. Ascon spürte, wie sich Hitze in seinem Körper ausbreitete, die sich geballt in seinem Bauch sammelte. Es waren angenehme Empfindungen, die ihn durchströmten und auch für ihn ziemlich neu, denn so hatte er bisher noch nicht gefühlt.

Allmählich löste er den Kuss wieder und schaute sanft in das entrückte Gesicht des Kleinen. Der Dunkelhaarige schluckte, als Laurins kleine Zunge hervorschnellte und dessen rosige Lippen befeuchtete. Davon angezogen küsste er den Jüngeren gleich noch einmal diesmal jedoch schon fordernder, wobei sich sein wachsendes Verlangen deutlich zeigte.
 

Tief erschauderte der Galadhrim, als er so unglaublich sanft und dennoch mit einer Leidenschaft geküsst wurde, die ihm den Atem raubte. Er liebte den Geschmack des Größeren sehr, konnte gar nicht genug davon bekommen und mochte vor allem diese wundervollen Gefühle, die immer durch seinen Körper strömten, wenn er geküsst wurde. Es war einfach herrlich! Deshalb zögerte er auch nicht eine Sekunde, sondern ließ Ascon in seine Mundhöhle ein, schloss wieder genießerisch die Augen und seufzte nebenbei tief in den Kuss.

Als Laurin spürte, wie der Dunkelhaarige ihn mit seinen kräftigen Armen umfing und ihn am Po griff, um ihn auf seinen Schoß zu ziehen, erschauderte er tief und zitterte leicht. So etwas hatte er noch nie erlebt, seit wann genoss er es so überaus, Körperkontakt zu dem anderen zu haben?! Und er fühlte sich dabei auch noch wunschlos glücklich!

Eng schmiegte er sich in den Schoß des Mannes, drückte sich so dicht es ging an den wundervollen, duftenden und kräftigen Körper und seufzte genießerisch auf, während er sich wieder auf die Zunge in seinem Mund konzentrierte, die alles erforschte und ihn leicht neckte. Dieses Gefühl war neu für ihn, aber keinesfalls abstoßend, eher im Gegenteil. Es fühlte sich wundervoll an!

Aus diesem Grund murrte er auch ein wenig, als der schöne Kuss gelöst wurde, öffnete seine Augen wieder und blickte Ascon ein bisschen verständnislos an, atmete schon schneller und rührte sich ansonsten nicht. Ganz genau konnte er die Hitze des anderen Körpers spüren, und er musste sagen, dass es sich sehr gut anfühlte! In diesem Moment spürte er auch wieder intensiv, wie sehr sie doch zusammen gehörten! Nie wieder wollte er sich von dem anderen trennen, wollte immer bei ihm bleiben und Momente wie diese vollends genießen!

Automatisch leckte er sich über die Lippen, um den Geschmack aufzunehmen, den Ascon dort hinterlassen hatte. Dabei seufzte er wohlig, weil es so gut schmeckte!

Umso erstaunter war er, als der Mann ihn sofort wieder an sich zog und diesmal heiß und fordernd küsste! Der Galadhrim stöhnte ungewollt, leckte den Kopf in den Nacken und genoss den intensiven Kuss, beobachtete den anderen durch halb geöffnete Augen und begann nun zögerlich, seine eigene Zunge einzusetzen und den anderen ein wenig zu necken. Jedoch war er ziemlich unsicher dabei, denn das hatte er noch nie probiert und er wusste nicht, ob es Ascon gefiel, wenn er das tat... Deshalb hielt er zunächst wieder inne, um auf eine Reaktion seitens des anderen zu warten.

Dabei fiel sein Blick nach unten und er quietschte erschrocken auf. Was… was war denn mit seinem Körper los? Da… da hatte sich sein Anhängsel verselbstständigt!!! Unsicher nagte er an seiner Unterlippe herum und sah Ascon wieder aus großen Augen an, wusste nicht, was er davon halten sollte, immerhin hatte er noch keinerlei Erfahrung in den Dingen…
 

Die leichte Initiative die der Kleinere ergriff ließ Ascon in den Kuss lächeln und er spielte einfach mit, ließ Laurin etwas mehr Freiheit und zeigte ihm auf diese Weise, dass er es sehr mochte, was dieser tat. Dadurch wurde der Kuss gleich um einige Nuancen sanfter und der Dunkelhaarige umspielte Laurins Zunge mit seiner, stupste sie an und forderte den Jüngeren somit zu mehr heraus.

Dafür war Laurin aber anscheinend noch zu schüchtern, denn er zog sich wieder zurück und das veranlasste den Telemnar den Kuss erneut zu lösen. Doch der Kleinere hatte sich genau in dem Moment auch ein Stück zurück gezogen und starrte nun mit geweiteten Augen in seinen eigenen Schoß.

Verwundert folgte Ascon dessen Blick und musste Lächeln als er erkannte, weshalb Laurin die Augen so weit und überrascht aufgerissen hatte. Die Unsicherheit, die der Junge dann auf einmal ausstrahlte entging ihm ebenfalls nicht. Lautlos seufzte er, bevor er seine bereits angeraute Stimme zu einer beruhigenden Erklärung erhob.

»Das ist vollkommen normal..«, raunte er sanft und blickte Laurin direkt an.

»Dein Körper zeigt damit, wie sehr er es genießt auf diese Weise von mir berührt zu werden. Das ist Ausdruck deiner Empfindungen, verstehst du?«

Liebevoll strich er dem Kleinen ein paar silbrig schimmernde Strähnen aus der Stirn und sah ihn zärtlich an.

Dann legte Ascon seine große Hand auf Laurins Brust und streichelte sanft über dessen helle Knospen, was dem Jüngeren ein genussvolles Stöhnen entlockte. »Siehst du?«, fragte er und tat dasselbe noch einmal, bevor er sich der anderen Knospe zuwandte und das gleiche Spiel wiederholte. Mit der anderen Hand streichelte Ascon weiterhin den Po des Jüngeren.

Laurin war so unglaublich unschuldig, dachte er insgeheim und nahm sich vor, diesmal noch nicht zu weit zu gehen. Zuerst sollte der Kleine sich an solche Berührungen gewöhnen...
 

Unsicher kaute Laurin an seiner Unterlippe herum, als er die Worte von Ascon hörte und über sie nachdachte. Er kannte solche Reaktionen von seinem Körper noch nicht so, aber er spürte, dass der andere viel mehr Erfahrung hatte als er selbst, also vertraute er ihm und glaubte, dass diese Reaktion normal war, auch wenn er sie noch nie so intensiv wahrgenommen hatte. Aber komisch fühlte es sich schon an, er konnte es noch nicht so wirklich einschätzen und wusste nicht, was er davon halten sollte. Sein Körper musste auf den anderen reagieren, vielleicht, weil dieser sein Partner war? Einen anderen Grund gab es ja eigentlich nicht...

Als er mit diesen Gedanken zu Ende war, konzentrierte er sich wieder auf die Worte des Dunkelhaarigen und nickte leicht.

»Also... also so wie meine Haare?«, fragte er nach um zu überprüfen, ob er es richtig verstanden hatte. »Die zeigen ja auch an, wie ich mich fühle...«

Aus großen Augen blickte er Ascon an und wollte eine Antwort haben, weil er es wichtig fand, immerhin war dies ein Gebiet, in dem er sich überhaupt nicht auskannte.

Laurin genoss es, als ihm der Mann einige Strähnen aus dem Gesicht strich und schloss sofort die Augen, öffnete seine noch durch den Kuss feuchten Lippen zu einem leisen wohligen Seufzen und fühlte sich vollkommen wohl.

Erst, als er die großen Hände von Ascon auf seiner Brust fühlte, riss er die Augen auf und stöhnte laut auf, weil es sich so wundervoll anfühlte. Sein gesamter Körper bebte! Gleichzeitig war der Galadhrim auch vollkommen irritiert, so etwas hatte er noch nie gefühlt, und solche Geräusche hatte er auch noch nie von sich gegeben, war das normal?

Als er einen unsicheren Blick zu dem Dunkelhaarigen warf, wurde er jedoch beruhigt und er gab weiterhin wohlige Geräusche von sich, drückte seine zarte Brust automatisch weiter raus, den großen Händen seines Partners entgegen und legte seinen Kopf genießerisch in den Nacken. Seine Haare leuchteten heller als zuvor und gleichzeitig ruckelte er mit seiner Hüfte herum, weil die Hand auf seinem Po sich ebenfalls sehr angenehm anfühlte.

Laurin war verwirrt. Was war nur mit ihm los?! So etwas hatte er wirklich noch nie erlebt! Aber es fühlte sich auch so wundervoll an, er wollte mehr davon haben!

Unsicher glitten seine Hände zu der Brust des anderen und kraulten diese sanft. Laurin wollte, dass sich Ascon auch wohl fühlte, und vielleicht mochte er solche Berührungen ja auch?

Der Kleine hob den Blick und rückte an das Gesicht des anderen heran, so wie das Knuffeltier es bei ihm getan hatte, plinkerte ein paar Mal und versuchte herauszufinden, ob es seinem Partner gefiel, wenn er das tat. Dabei legte er den Kopf schief und war ein wenig zurückhaltend, immerhin hatte er so etwas noch nie getan.
 

Die Nachdenklichkeit die den Kleinen ergriff, gab Ascon die nötige Zeit sich selbst wieder richtig in den Griff zu bekommen und sich erneut über ihre Situation klar zu werden. Er hatte sich gehen lassen, verdammt leichtsinnig gehen lassen... und das war überhaupt nicht gut!

Leise und angespannt seufzte Ascon, schloss für einen Moment die Augen und versuchte seine Fassung wieder zu erlangen, was ihm jedoch eher schlecht als recht gelang, denn Laurin saß nach wie vor auf seinem Schoß und begann jetzt auch noch seinen Unterleib verführerisch zu bewegen.

Unterdrückt stöhnte Ascon auf und biss sich gleich darauf fest auf die Unterlippe.

Seine Hände gehorchten aber auch nicht seinen Gedanken und strichen immer noch liebkosend über den sich windenden Körper des Jüngeren.

»Laurin... «, keuchte er wenig später leise, griff nach den Oberarmen des Kleinen und zog ihn an seine Brust, damit er einigermaßen still hielt. Die sanften Streicheleinheiten Laurins hatte er sehr genossen, spürte jetzt noch die zarten Finger auf seiner Brust.

Es war ein wundervolles Gefühl gewesen und Ascon gestand sich ohne Zögern ein, dass er es gerne noch länger gespürt hätte. Doch er befand es nicht für sicher genug hier auf diesem Planeten in dieser Hütte mit dem Kleinen zu schlafen.

Jegliche Vorsicht würde dabei in den Hintergrund treten und so einen hiesigen Schwachpunkt wollte Ascon nicht riskieren.

»Tut mir leid, Liebling... «, sagte er leise und man konnte deutlich hören, wie wenig es ihm gefiel jetzt auf zu hören. »Wir sind hier nicht sicher.. deshalb.. « Irgendwie fehlten Ascon die Worte und er holte tief Luft bevor er erneut begann zu sprechen und seine Stimme auch ein wenig fester klang.

»Ich möchte es ohne Einschränkungen genießen, wenn ich mit dir schlafe...«, gestand er offen. »Mit so einer Ungewissheit und der Angst im Nacken, dass etwas passieren könnte, kann ich das einfach nicht.«

Zum ersten Mal war er so etwas wie verlegen und schaute kurz zur Seite, bevor seine dunklen Augen wieder auf Laurin zu ruhen kamen. Ascon war sich bewusst, dass er derjenige war, der angefangen hatte Laurin zu reizen. Es tat ihm auch nicht wirklich leid, weil es einfach nur schön gewesen war den Kleinen bei sich zu spüren und zu sehen, welche Reaktionen er ihm entlocken konnte.
 

Laurin kicherte als er hörte, wie Ascon unterdrückt stöhnte und spürte irgendwie, dass es diesem gefiel. Das machte den Galadhrim sehr glücklich, zu wissen dass er etwas tun konnte, was dem Dunkelhaarigen gefiel und er sann ein wenig darüber nach, denn das hier waren Dinge, in denen er sich wirklich überhaupt nicht auskannte. Aber sie fühlten sich wunderschön an, keine Frage, auch wenn er noch immer etwas unsicher war. Die Hände von Ascon fühlten sich einfach wundervoll an, wie sie über seine Haut strichen und sie sanft liebkosten, das gefiel Laurin außerordentlich gut und er schloss die Augen halb und sah vollkommen zufrieden aus, etwas, das sehr selten vorkam. Immer wieder erschauderte er und rieb sich instinktiv an dem Dunkelhaarigen, um noch mehr von den schönen Gefühlen zu bekommen, die gerade durch seinen Körper rasten.

Doch dann hörte er seinen Namen und der Galadhrim hob den Kopf, spürte, wie er ein wenig grob an seinen Armen festgehalten und gegen die gemütliche Brust von Ascon gedrückt wurde. Verwirrt blickte er auf, leckte sich über die Lippen und legte den Kopf schief, weil er nicht verstand, was der Mann von ihm wollte.

Doch bei den nächsten Worten konnte er sich das schon denken. Er spürte die Unsicherheit des anderen nahezu und seine Haare begannen sofort zu flackern.

»Du... du willst nicht... nicht weitermachen...?«, piepste er mit heller Stimme und blickte ihn aus großen Augen ungläubig an. Er verstand nicht, wieso sie hier nicht sicher waren, sie waren doch in einer Hütte, das komische Wesen war nicht da und niemand wusste sonst, wo sie waren, er verstand das nicht, aber er bemerkte, dass Ascon konsequent bei seiner Meinung bleiben würde und Laurin fing leise an zu schniefen und hielt sich die Hände vor das Gesicht, während er seine Stirn an die Schulter des Mannes lehnte. Es hatte sich doch so schön angefühlt, der Kleine hatte es zum ersten Mal richtig genossen, wieso hörte der Dunkelhaarige jetzt einfach auf, nachdem er angefangen hatte, das war gemein!!

Nach einiger Zeit blickte er wieder auf und wirkte vollkommen verloren auf dem Schoß von Ascon, sah ihn hilflos an und wusste nicht, was er mit der Beule in seiner Hose tun sollte, von der der Mann ja gesagt hatte sie kam daher, dass er den anderen mochte. Aber wie ging sie jetzt wieder weg? Oder blieb sie etwa so?!

Seine Wangen wurden feucht, als er leise und stumm vor sich hin weinte und eine silberne Perle nach der anderen in Ascons Schoß fiel. Laurin war traurig, ganz traurig weil er sich abgelehnt fühlte. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Dabei war es doch so schön gewesen!

Natürlich bemerkte er die Unsicherheit des Mannes, die sehr unnatürlich für diesen war, aber der Kleine ging nicht weiter darauf ein, er wurde wieder von seinen Gefühlen mitgerissen, so verzweifelt war er.

Aber er blieb steif auf Ascons Schoß sitzen und wartete, bis dieser jetzt sagte, wie es weitergehen sollte, denn der Galadhrim hatte doch überhaupt keine Ahnung von alledem!
 

Von Laurins Gefühlsumschwung war Ascon total überfordert. Er verstand, dass es dem Kleinen schwer fallen musste jetzt auf zu hören. Ihm ging es ja nicht anders, aber andererseits musste der Junge deswegen ja nicht gleich weinen. Was sollte er denn nun tun?

Zweifelnd starrte Ascon gegen die Wand, während er Laurin sanft über den Rücken streichelte. Dann begann er den Kleinen hin und her zu wiegen und versuchte ihn irgendwie zu trösten. »Hey.. es ist doch nicht so schlimm.. «, raunte der Dunkelhaarige beruhigend. »Wenn wir hier weg sind, wird es ganz viele andere Möglichkeiten geben das hier zu wiederholen. Aber unsere Gastgeberin kann jeden Moment wieder kommen. Das wissen wir eben nicht. Und wenn wir mitten drin gestört werden, ist es noch unangenehmer, glaub mir…«, erklärte Ascon und seufzte anschließend schwer.

Überzeugen ließ er sich nicht. Dazu hatte er bereits zu viel Erfahrung mit solchen Situationen. Leider kam es in solchen Momenten immer anders als man dachte, und das im negativem Sinne. Laurins Haare flackerten immer noch, aber nicht mehr so stark wie vorher, was Ascon erkennen ließ, dass der Kleine nicht mehr ganz so verzweifelt war, wie noch vor seiner Erklärung. Mit was für Gedanken sich der Junge herum plagte, war ihm im Augenblick auch noch nicht klar. Aber Ascon hoffte, dass Laurin mit ihm redete, wenn er nicht weiter wusste.
 

Der Kleine war ganz in seinen deprimierten Gedanken versunken, genoss das leichte Streicheln an seinem Rücken jedoch und lehnte sich an den Körper des anderen. Er beruhigte sich wieder ein wenig, blickte jedoch ausdruckslos gerade aus, während er noch immer vor sich hin schniefte. Er verstand das einfach nicht! Wieso hatte Ascon dann angefangen, wenn jeden Moment jemand herein kommen konnte! Dann hätte er es auch gleich sein lassen können...

Laurin fing an zu hicksen, rührte sich jedoch noch immer nicht und sagte auch nichts mehr. Was sollte er auch dazu sagen, der Mann würde seine Meinung sowieso nicht ändern, das merkte der Kleine sehr gut.

Die Worte des Dunkelhaarigen waren da nicht wirklich ein Trost. Toll, wenn sie IRGENDWANN mal hier weg wahren... das konnte doch Ewigkeiten dauern! Ascon hatte ihm selbst erklärt wie schwierig es war, wenn sie hier nicht so ein Gebäude fanden... und dann an das komische „Geld“ heran kamen, ohne das hier irgendwie nichts lief...

Laurin versank in seinen Gedanken und war so vertieft darin, dass er nichts mehr um sich herum wahrnahm. Er blieb apathisch auf dem Schoß des anderen sitzen und rührte sich nicht mehr, sagte auch nichts und hörte den anderen auch nicht mehr. Seine Haare verloren immer mehr an Helligkeit, bis sie nur noch ganz matt schienen und er hatte die Augen halb geschlossen, während immer noch Tränen der Verzweiflung über seine Wangen rannen und als silberne Perlen in Ascons Schoß tropften. Doch auch das bemerkte Laurin nicht mehr, er begann, sich vollkommen zurückzuziehen, weil er sich total abgewiesen fühlte.
 

Obwohl das Flackern von Laurins Haaren abnahm, schien es dem Jungen nicht wirklich gut zu gehen. Das merkte Ascon jedoch erst später, weil die Helligkeit des Leuchtens an sich abnahm. Sanft zog er das Kinn des Kleineren zu sich hoch und schaute in die dunkelblauen Tiefen, die voller Tränen waren und überhaupt nicht mehr so leuchteten wie er es schon oftmals gesehen hatte. Und er wollte diese großen Augen wieder leuchten sehen!!

Allerdings war er sich völlig unsicher und ratlos, wie er Laurin wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Der Kleine nahm sich die Angelegenheit viel zu sehr zu Herzen. Und das verstand Ascon auch. Nach allem was der Jüngere ihm über seine Rasse erzählt hatte. Verständlich, dass er sie endlich richtig verbunden sehen wollte. Genau das wollte der Dunkelhaarige auch gerne, verdammt gerne! Wenn nur das große ABER nicht wäre. Leise seufzte Ascon und fühlte sich überfordert.

Seit er Laurin kannte, war er verständnisvoller und.. weicher geworden. Er hatte gelernt auf den Jüngeren ein zu gehen und für ihn da zu sein. Aber momentan wusste er überhaupt nicht, was er tun sollte, bzw. konnte. Irgendwie hatte der Jüngere sich von ihm abgeschottet und wollte anscheinend nichts mehr von ihm wissen.

Zurückstoßen wollte Ascon den Kleinen nicht, also blieb er einfach sitzen, streichelte ihn weiter und zeigte ihm, dass er für ihn da war. Mit einer anderen Methode wusste er sich nicht zu helfen. Zärtlich strich er Laurin über den Kopf und küsste ihn sanft auf die Schläfe.

»Bitte sei nicht so nieder geschlagen…«, bat der Dunkelhaarige und schmiegte den Kopf an Laurins. Die deprimierte Stimmung des Jüngeren zog ihn selbst runter.

Normalerweise war Ascon niemand, der sich von so etwas beeinflussen ließ. Doch irgendwie schien Laurins Laune auf ihn über zu gehen.
 

Noch immer saß der Galadhrim ganz apathisch da und rührte sich auch nicht mehr. Die Worte und Streicheleinheiten nahm er nur noch im Unterbewusstsein wahr, er blieb regungslos und blinzelte nur noch ein paar Mal. Doch schließlich war er zu erschöpft von den ganzen Emotionen, dass er ein Stück in sich zusammen sackte und die Augen schloss. Man konnte seine langen Wimpern sehen, die genauso wie die Haare noch leicht leuchteten.

Aber ebenso konnte man die Erschöpfung im Gesicht des Kleinen erkennen. Das, was ihn die letzten Wochen so geprägt hatte. Deshalb war er erneut eingeschlafen. Er hatte einfach zu viel erlebt und sein Körper hatte sich noch immer nicht so ganz erholt. Hinzu kam noch die ganze Sache mit seinen Emotionen und den Ansichten von Ascon, mit denen er selbst nicht sonderlich mitging. Aber er wusste, dass er das sowieso nicht ändern konnte, deshalb versuchte er, mit den verwirrenden Gedanken abzuschließen, indem er schlief. Sein Körper brauchte wieder ein wenig Ruhe und im Hintergrund fühlte er sich einfach geborgen in den Armen seines Liebsten. Er seufzte leise und wohlig und eine letzte Träne perlte noch von seiner Wange in die Handfläche des anderen, dann hatte er sich wieder beruhigt und schlief friedlich. Er wachte auch erstmal nicht mehr auf, so erschöpft war er. Ab und an brauchte er einfach ein wenig Ruhe, um belastende Dinge verarbeiten zu können, und diese war jetzt.
 

Laurin wurde immer schwerer in seinen Armen, woran Ascon erkannte, dass der Junge eingeschlafen war. Auch ging dessen Atem viel ruhiger und regelmäßiger. Zwar war der Dunkelhaarige immer noch leicht beunruhigt, wegen der seltsamen Stimmung, doch er hoffte, dass sich das wieder gelegt haben würden, wenn Laurin morgen früh aufwachte. Ascon selbst spürte wie in ihm auch allmählich die Müdigkeit aufstieg.

Der Tag war zwar nicht so anstrengend gewesen, allerdings saß ihm immer noch die Anstrengung des Marsches in den Knochen und auch er konnte ein bisschen Ruhe vertragen.

Sanft bettete er Laurin auf die bereits ausgebreiteten Decken auf dem Boden, war ganz vorsichtig, um den Kleinen nicht zu wecken. Liebevoll deckte er den Jungen zu und wollte aufstehen, um noch einmal in das Badezimmer zu gehen und sich zu waschen, denn der Fruchtsaft von vorhin klebte irgendwie noch etwas an seiner Haut und Ascon fand es nicht so angenehm damit ins Bett zu gehen.

Gerade wollte er sich erheben, als eine zierliche Hand sich in sein Haar verkrallte und ihn zurück hielt. Überrascht sah er in Laurins Gesicht, doch der Kleine schlummerte friedlich vor sich hin. Nur ein leises Nuscheln drang über die zarten Lippen.

»Ascon... hier bleiben…«

Laurin musste gespürt haben, dass er noch mal weg wollte.

Diese niedliche Geste, auch wenn sie unterbewusst war, entlockte dem Dunkelhaarigen ein liebevolles Lächeln und er beugte sich hinunter und küsste den Jüngeren sanft auf die Stirn.

»Keine Angst, Liebling…«, raunte er und strich über Laurins Wange. »Ich bin gleich wieder da.« Er wusste nicht, ob der Kleine das verstand, aber seine Worte kamen instinktiv, bevor er vorsichtig die zarte Hand von seinen dunklen Haaren löste und aufstand.

Im Bad, wusch er sich schnell und kehrte wenig später zu Laurin zurück, kuschelte sich mit unter die Decke und zog den Jungen in eine beschützende Umarmung.
 

© by desertdevil x susycute

Autoren: SusyCute x desertdevil
 

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braddyly@freenet.de
 

Teil: 17/?

Titel: Lost in your eyes

Fandom: Fantasy
 

Disclaimer:
 

Warnung: Shounen ai

Rating: PG-16

Pairing: Ascon x Laurin, Tarêk x Amien
 


 

Lost in your eyes 17
 

Irgendwann wachte Laurin wieder auf. Und diesmal erneut vor Ascon, der noch selig neben ihm schlief und ihn in einer beschützenden Umarmung hielt. Der Galadhrim hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, aber er fühlte sich wieder besser, frisch und ausgeruht.

Sanft löste er sich von dem Dunkelhaarigen, deckte ihn wieder richtig zu und erhob sich dann, um das Zimmer zu verlassen, nachdem er sich wieder richtig angezogen hatte. Vor der Tür stand ein Krug mit Wasser und wieder ein Früchteteller und der Kleine lächelte und brachte die Dinge neben Ascon auf den Boden. Er trank ein paar Schlucke, vernaschte einige kleine Früchte, dann verließ er das Zimmer wieder, nach dem Umhang greifend. Er brauchte unbedingt frische Luft, komische Umgebung hin oder her!

Leise schloss er die Tür wieder und blickte durch die dunklen Gänge des fremden Hauses, hob schnuppernd seine feine Nase nach oben und folgte einem Luftzug, der ihn bis zur Haustür brachte. Vorsichtig öffnete der Kleine sie und stellte erleichtert fest, dass es dämmrig draußen war, keine Sonne, die ihm irgendwie schaden konnte. Und es war auch niemand da, keine komischen Wesen, alles war ruhig. Fast zu ruhig, aber Laurin spürte keine Gefahr, also wickelte er sich in den Umhang und schloss die Tür hinter sich. Genießend schloss er die Augen, atmete die frische Luft ein und sah sich um. Neugierig wie er war, ging er um das Haus herum und erkannte einen verwahrlosten, kleinen Garten direkt hinten dran. Lächelnd betrat er ihn und bemerkte sogar einige ihm bekannte Pflanzen. Er hockte sich hin und versank in Gartenarbeit, entfernte störende kleine Pflanzen und buddelte die Erde um, damit die schönen Pflanzen wieder genug Platz hatten. Dabei machte er sich nicht ein einziges Mal schmutzig, er war ein Waldkind, und die Natur war trotz allem sein Freund. Die Erde perlte einfach von seiner Haut ab und hinterließ sie sauber und makellos.

Nach einiger Zeit, es wurde schon heller, spitzte der Galadhrim die Ohren und konnte Wasserplätschern hören. Er stand auf und folgte dem Geräusch. Überraschenderweise fand er eine Quelle, die schon sehr zugewachsen war, und schöpfte ein wenig Wasser in seine Handflächen, um „seine“ Pflanzen damit zu wässern. Und es dauerte auch gar nicht lange, da erblühte der kleine Garten in wundervollem Glanz. Laurin setzte sich erschöpf an den Rand der Quelle, trank einige erfrischende Schlucke und fühlte sich sichtlich wohl. Seine Haare strahlten und er freute sich, dass er so viel geschafft hatte.

Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wie es allmählich wärmer und auch immer heller wurde. Bald würden die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen auftauchen.
 

Verschlafen drehte Ascon sich auf den Rücken und gähnte schläfrig, noch bevor er die Augen öffnete. Es war seltsam, aber irgendetwas fehlte. Nur wusste er so im Halbschlaf versunken nicht was es war. Er war doch erschöpfter gewesen, als angenommen. Sein Schlaf war zu seinem Ärger sehr tief gewesen, sodass er eventuelle Gefahren gar nicht bemerkt hätte. Zum Glück schien nichts vorgefallen zu sein. Also drehte Ascon sich wieder auf die Seite, wollte sich noch ein bisschen Ruhe gönnen, im Gegensatz zu seiner sonstigen Aufgewecktheit und Vorsicht.

Suchend glitt seine Hand über die leeren Decken neben sich und plötzlich riss er alarmiert die Augen auf.

Die Decken waren LEER!!

Sofort sprang er auf und suchte den Raum ab. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus und der Telemnar hatte von einer Sekunde auf die nächste seine Sinne voll geschärft.

Laurin war weg! Das konnte aber nicht sein, redete er sich ein. War der Junge vielleicht entführt worden, während er seelenruhig geschlafen hatte. Unwirsch raufte Ascon sich die Haare, rannte ins Badezimmer und schaute dort erst einmal nach, bevor er sich weiter verrückt machte.

Als er Laurin dort auch nicht fand, rang er um Fassung und versuchte logisch zu denken.

Aufmerksam sah er sich in dem Schlafraum um, entdeckte aber keine Spuren eines Kampfes. Andere Gerüche als Laurins und den seinen nahm Ascon ebenfalls nicht wahr, was darauf hinwies, dass der Kleine wahrscheinlich von allein losgezogen war.

»Verdammt!!«, fluchte der Dunkelhaarige und knirschte angespannt mit den Zähnen.

Was hatte Laurin sich nur dabei gedacht?! Wahrscheinlich gar nichts, gab Ascon sich gleich selbst die Antwort, während er schnell in seine Sachen schlüpfte und aus dem Haus stürmte.

Es dämmerte gerade. Über den Bergen konnte man schon die ersten Sonnenstrahlen sehen und auch die Lufttemperatur nahm zu. All das spürte er sofort, streckte die Nase in die Luft und versuchte Witterung auf zu nehmen. Wenn Laurin hier irgendwo in der Nähe war, was er ganz stark hoffte, dann würde er dessen Duft wahrnehmen können.

Und tatsächlich!

Da war eine leichte Spur. Unverzüglich folgte er ihr. Sie führte hinter das Haus, nahm an Intensität zu und Ascon dachte schon er hätte Laurin gefunden, aber das stellte sich als Fehlanzeige heraus. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Innere Anspannung stieg weiter. Nervös fuhr er sich durch die ungekämmten Haare und stapfte weiter. Das ordentliche Beet interessierte ihn nicht im Geringsten. Er kam auch nicht auf die Idee, dass der Kleine sich hier betätigt haben könnte. Eine ganze Wolke von Laurins Duft wehte ihm dann um die Nase und so trampelte er einfach durch die frischen Beete und durchquerte den kleinen Garten, folgte seiner Spur besorgt weiter und entdeckte den Galadhrim kurz darauf zwischen ein paar Büschen an einer idyllischen Quelle. Ein paar Meter davor hielt er inne und beobachtete Laurin ein Weilchen, während er versuchte seine Sorge wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Am liebsten wäre er zu dem Jungen hin und hätte ihn ordentlich durchgeschüttelt, ihn gefragt, was dieser Unsinn sollte. Doch der Kleine war schon so sensibel, weshalb Ascon bemüht war seinen Ärger über das Geschehene in einheitliche Bahnen zu lenken.

Dann ging er langsam zu Laurin, löste seinen Umhang und legte ihn dem Kleinen über den Kopf, denn die Sonnenstrahlen, die so schädlich für die zarte Haut waren, waren nicht mehr fern.

Überrascht wandte der Hellhaarige den Kopf um und guckte ihn mit großen Augen an.

Ascon blieb jedoch still, sah Laurin nur auffordernd und streng an und wartete auf eine Erklärung.

Er strahlte unmissverständlich Ärger aus und das nicht zu knapp. Doch er beherrschte sich.
 

Eine ganze Weile döste der Kleine vor sich hin und erholte sich von der ein wenig anstrengenden Gartenarbeit, genoss es, mal wieder an der frischen Luft zu sein. Irgendwie hatte er es drinnen nicht mehr ausgehalten, hatte sich eingesperrt gefühlt...

Während er so seinen Gedanken nachhing, bekam er nichts um sich herum mit, deshalb zuckte er erschrocken zusammen, als er auf einmal etwas über den Kopf bekam. Verwirrt drehte er sich und erblickte Ascon. Und auch jetzt bemerkte er erst, dass die Sonne gleich heraus kam. Wie hatte er das nur übersehen können!

Eigentlich wollte er dem Mann einen schönen guten Morgen wünschen, aber dieser sah ihn so ärgerlich an, dass ihm die Worte im Hals stecken blieben. Er wusste nicht, was er sagen sollte, der Dunkelhaarige war bestimmt wieder sauer, weil er einfach so nach draußen gegangen war. Aber Ascon wusste doch, dass er nicht weg lief und ab und zu ein bisschen frische Luft brauchte... Außerdem hatte er ihn nicht wecken wollen...

Sein Blick fiel auf sein Beet und er riss die Augen auf.

»Du... du hast es kaputt gemacht!«, rief er aus und sprang auf. Allerdings hielt er den Umhang fest, wegen der Sonne und eilte zu den runter getrampelten Pflanzen. Traurig hockte er sich davor und streckte eine Hand aus, ließ sie instinktiv leuchten und heilte die Pflanzen, so dass sie ihren Glanz zurückbekamen. Allerdings schaffte er das nicht bei allen Pflanzen und er ließ traurig den Kopf hängen, machte aber alles wieder ordentlich, was er schaffte.

»Daran habe ich ganz lange gesessen...«, sagte er leise und vorwurfsvoll, und sah Ascon kurz an, dann senkte er den Blick und fuhr leise fort:

»Ich... musste raus, brauchte frische Luft... Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte dich nicht wecken... Hab... dir sogar Essen hingestellt... Aber... jetzt... jetzt bist du wieder aus irgendeinem Grund wütend...«

Betreten senkte er den Blick und seufzte. Er konnte es dem anderen auch nie recht machen... Dabei hatte er nur ein wenig Zeit für sich gebraucht...
 

Ascon hielt sich streng zurück und ließ Laurin erst reden. Die Vorwürfe verletzten ihn. Dabei hatte er sich doch nur Sorgen gemacht, aber nicht mal das durfte er, dann war der Kleine deprimiert und er fühlte sich, als wäre er der schlechteste Mensch im ganzen Universum!

Enttäuscht über das Unverständnis Laurins kniff er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte unmerklich den Kopf.

»Schon gut.. mach dein Beet ordentlich und tu den Tag was du willst..«

Das war das einzige, was er verlauten ließ, bevor er sich umdrehte und wieder zum Haus zurück ging. Er wollte nicht so sein, aber dieser traurige Blick war ihm bis ins Herz gedrungen und aus seiner Sicht war es besser, den Mund zu halten, bevor er noch etwas sagte, was er später bereute. Außerdem hatte er manchmal das Gefühl, das Laurin ihn nicht verstehen wollte.

Sicher war der Jüngere sensibel und gerade in dieser schweren Zeit war es nicht einfach für sie beide. Vielleicht hätte er Laurin gestern den Gefallen tun sollen und sich nicht gegen ihre entgültige Verbindung sträuben…

Ach, er wusste doch auch nichts mehr!

Es war sowieso alles falsch was er tat und sagte. Nur wie sollte es denn mit ihnen weiter gehen, wenn sie derart aneinander vorbei fühlten? Ascon schüttelte den Kopf und ließ sich in ihrem Zimmer auf den Boden sinken.

Wenigstens ein bisschen Einsicht hatte er sich von Laurin erhofft, wenigstens ein bisschen Vorsicht und Umsichtigkeit, gerade weil sie in dieser gefährlichen Gegend abgestürzt waren.
 

Verwirrt blickte Laurin ihm hinterher. Er verstand das nicht. Er verstand Ascon einfach nicht. Er plumpste ins Gras und blieb sitzen, war auf einmal ganz traurig und wusste nicht, was er davon halten sollte.

Noch eine ganze Weile blieb er draußen, pflanzte noch ein paar neue, leuchtende Blumen und wässerte sie, dann trank er ziemlich viel an dem Brunnen und seufzte. Doch dann wurde ihm warm, und die Sonne blendete in seinen Augen, also machte er sich auf den Weg zurück ins Haus. Dabei warf er noch einen letzten Blick auf das Beet und lächelte. Das war sein Werk, und es sah wunderschön aus, hoffentlich machte es nicht noch jemand kaputt... Aber wenigstens hatte er für heute erst einmal etwas zu tun gehabt und es hatte ihm Spaß gemacht. Er konnte doch sonst nicht immer einfach so rum sitzen, es war langweilig und jetzt fühlte er sich gut, nachdem er sich draußen ein bisschen betätigt hatte.

Er bemerkte, dass das Gelände vor dem Haus zu dieser Tageszeit schon voll von fremden Wesen war, also schlüpfte er so schnell wie möglich wieder ins Haus und schloss die Tür ein wenig verängstigt hinter sich. Dann ging er zu dem bekannten Raum, trat ein und schloss die Tür hinter sich.

Er bemerkte, dass Ascon noch nichts gegessen hatte und warf ihm einen tadelnden Blick zu, bückte sich, um ihm einige Früchte in die Hand zu drücken und verschwand dann im Nebenzimmer, um seine Haare wieder ordentlich zu bürsten und die Frisur zu stecken.

Sagen tat er nichts, er wusste nicht, wie er gerade mit Ascon umgehen sollte und zog es vor, zunächst erst mal nichts zu sagen, dann konnte er auch nichts falsch machen. Obwohl er froh war, dass der andere da war...

Er legte beide Mäntel zurück auf den Sachenstapel und setzte sich dann neben den Dunkelhaarigen, um erneut etwas zu trinken. Heute hatte er irgendwie Durst...
 

In Gedanken versunken saß Ascon da. Das Essen hatte er zwar gesehen, jedoch hatten ihm die ganzen Unstimmigkeiten auf den Magen geschlagen und er bevorzugte es vorerst lieber nichts zu Essen. Appetit hatte er sowieso nicht.

Irgendwann nahm er Geräusche wahr, wusste sofort, dass es Laurin war, weil nur dieser so leise gehen konnte. Außerdem wehte ihm dessen Duft entgegen. Doch Ascon rührte sich nicht. Er war die ganze Zeit in Sorge gewesen, dass Laurin da draußen, ganz allein im Garten etwas passieren könnte. Allerdings wäre der Junge ihm bestimmt böse gewesen, wenn er ihn ununterbrochen beobachtet hätte.

Ein schweres Seufzen drang über seine Lippen, bevor er Laurins tadelnden Blick bemerkte. Zuerst verstand er die Reaktion des Jungen nicht, bis ihm etwas Obst in die Hand gedrückt wurde. Mit einem undefinierbaren Blick schaute Ascon Laurin schließlich hinterher als dieser ins Bad verschwand. Dann senkte er den Kopf wieder und betrachtete das Obst.

Richtig Hunger verspürte er immer noch nicht, aber vielleicht sollte er etwas Essen. Möglicherweise wurde dadurch seine Laune ein wenig besser, obwohl er ja daran nicht mehr glaubte.
 

Natürlich spürte Laurin, dass Ascon verstimmt war. Wahrscheinlich sogar SEHR verstimmt war. Aber was sollte er denn machen? Der Galadhrim war immer noch der Meinung, dass er im Recht war und konnte einfach nicht verstehen, wieso der Dunkelhaarige so handelte, wie er es getan hatte. Der andere erklärte ihm ja auch nie irgendetwas. Laurin wusste nie mit Sicherheit, was Ascon gerade dachte, und gerade das ließ ihn immer wieder sehr unsicher werden.

Lautlos seufzte er als er bemerkte, dass der andere die Frucht noch immer regungslos in seinen Händen hielt, griff sich selbst eine und begann sie mithilfe seiner scharfen Fingernägel zu pellen. Dabei ließ er sich viel Zeit, er wusste, dass die Früchte ohne Schale viel besser schmeckten, vor allem wenn man sich Zeit ließ und es ordentlich machte.

Als er fertig mit Pellen war, teilte er die Frucht und als er ein saftiges Stück in der Hand hielt, zögerte er kurz und betrachtete es, dann drehte er sich ein Stück und hielt es Ascon kurzerhand vor die Lippen, unsicher, ob dieser es annehmen würde, oder nicht, aber der Galadhrim wollte, dass er etwas aß. Außerdem wollte er irgendetwas wieder gut machen, er wusste nicht genau was, nur, dass die Stimmung gerade nicht wirklich schön war, und das gefiel ihm nicht, deshalb flackerten seine Haare auch ein wenig.

Aber ebenso wie der Dunkelhaarige schwieg er, weil er eben nicht wusste, was er sagen sollte. Nebenbei steckte er sich mit der anderen Hand ein Fruchtstück in den Mund und kaute genießerisch drauf rum. Das schmeckte aber auch lecker, schön süß! Ihm wurde ganz warm im Bauch und er lehnte sich an den anderen und schloss die Augen leicht, während er sich den süßen Nektar von den zarten Lippen leckte und schließlich doch zu Ascon aufsah, um ihn zu betrachten, ihm das Fruchtstück noch immer hinhaltend.

»Bitte... iss was, ja?«, hauchte er schließlich leise und sah den anderen besorgt an.
 

Immer noch jagten Gedanken durch seinen Kopf, bei denen es sich die ganze Zeit nur um Laurin drehte. Vielleicht machte er sich auch zu viel Sorgen, er wusste es nicht. Laurin hörte ja auch nie auf ihn. Der Junge tat was er wollte, ganz egal, wie oft er ihm versuchte zu sagen, dass es zu gefährlich war, wenn er allein loszog.

Ein schweres Seufzen drang über seine Lippen. Dann schaute er zu Laurin, der ihm ein Stück Frucht vor die Lippen hielt. Anscheinend war es ein Versöhnungsangebot und weil er selbst auch nicht wollte, dass diese schlechte Stimmung zwischen ihnen weiter bestand, nahm er die Frucht langsam und vorsichtig an, kaute kurz und schluckte runter. War gar nicht mal so übel gewesen, aber für seinen Geschmack etwas zu süß.

Doch Ascon sagte nichts, sondern betrachtete den Kleinen mit einem undefinierbaren Blick, als dieser sich an ihn lehnte und selbst von der Frucht aß. Er war versucht einen Arm um Laurin zu legen, schüttelte dann jedoch unmerklich den Kopf und unterließ die kleine Geste der Zuneigung. Als Laurin ihm erneut ein Stück Frucht hinhielt, ergriff er sanft dessen Hand und führte sie zu dessen eigenen Mund.

»Iss du lieber.. mir ist das ein wenig zu viel Zucker…«, meinte er ruhig. Kein Quäntchen Ärger war mehr aus seiner Stimme heraus zu hören. Soweit hatte Ascon sich bereits im Griff.

Die Ablehnung stimmte den Jungen traurig, das merkte er. Dennoch blieb der Dunkelhaarige bei seiner Entscheidung. Die Atmosphäre zwischen ihnen war immer noch angespannt und sie würde auch so bleiben, wenn sie nicht offen miteinander redeten.

Das war Ascon klar, aber den Anfang wollte er nicht machen. Laurin würde nur wieder in Tränen ausbrechen, weil er sich im Unrecht fühlen würde und dann gab es gar keine Lösung. Resultat wäre noch größerer Streit. Lautlos seufzte der Dunkelhaarige.

»Ich werde noch mal in die Stadt gehen. Wenn du magst kannst du hier bleiben. Es wird sicher nicht lange dauern, da ich weiß wohin ich gehen muss.«

Es fiel Ascon relativ schwer Laurin so offensichtlich selbst entscheiden zu lassen. Es war ihm gar nicht lieb den Jungen unbeaufsichtigt zu lassen. Andererseits wollte er versuchen den Galadhrim etwas weniger zu kontrollieren, damit Laurin sich klar darüber wurde, dass er es nur gut meinte mit seiner Besorgnis.
 

Erleichtert seufzte der Kleine, als Ascon die Frucht annahm und aß. Der Mann achtete viel zu wenig auf seine Gesundheit. Er selbst mampfte die eine Frucht mit großem Appetit weg, leckte sich danach die Finger genüsslich ab um auch den Rest des süßen Fruchtsaftes aufzunehmen. Aber er spürte dennoch dass Ascon nicht gut drauf war und senkte betreten seinen Kopf, merkte dass der Dunkelhaarige Abstand wollte und stand schließlich unsicher auf, um sich nebenan das Gesicht zu waschen, was ganz klebrig war. Als er wieder kam flackerten seine Haare noch immer und er sah unsicher zu dem anderen weil er es schade fand, dass dieser nicht weiter aß.

»Was... was ist... zuuuukker?«, fragte er leise weil er das Wort nicht kannte und legte den Kopf leicht schief. Hieß das, Ascon mochte seine Früchte nicht mehr Essen? Betreten senkte er den Blick und war ein wenig traurig. Aber er wollte den anderen auch nicht schon wieder damit belasten, also schwieg er betreten und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, weil er nicht wusste was er tun sollte.

Aber er sah auf als Ascon sich aufrichtete und ihm mitteilte, dass er noch mal in die Stadt wollte und er selbst die Wahl hatte ob er nun hier bleiben wollte oder nicht. Eine ganze Weile überlegte er, was er tun sollte. Der Mann war nicht wirklich gut gelaunt, ob es da ratsam war, wenn er mitging? Oder war es dann nicht vielleicht lieber besser wenn er hier blieb? Aber hier war es so dunkel, und er wusste nicht, wann dieses komische Wesen nachher wieder reinkommen würde, und alleine wollte er hier auf keinen Fall bleiben!

»Komm... komme mit...«, gab er leise bekannt und sah den anderen wieder scheu an, bevor er den Blick erneut senkte und auf seiner Unterlippe herum kaute, darauf wartete, dass der andere noch etwas sagte oder losging.
 

Irgendwie munterte Laurins Entscheidung seine Stimmung ein wenig auf und ein schmales Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

»Okay.. dann kommst du mit«, meinte er und ging dann in das karge Badezimmer, um sich ebenfalls die Hände zu waschen. Als er wieder kam, überlegte er und begann Laurin seine Frage zu erklären.

»Zucker ist etwas, was Früchte süß macht. Das gibt es auch so, ohne Frucht. Aber in den Früchten ist es natürlich gesünder.« Prüfend schaute er den Kleineren an, um heraus zu finden, ob dieser es auch verstanden hatte.

Das zarte Gesicht sah nachdenklich aus, aber schließlich nickte Laurin sich selbst zu und Ascon war froh, sich nicht noch eine andere Erklärung ausdenken zu müssen.

»Wollen wir dann?«, fragte er, weil der Kleine immer noch im Raum stand und sich nicht bewegte.

Schließlich kam der Jüngere auf ihn zu und sie verließen das Haus.

Es dauerte zwar wieder ein Weilchen, bis sie vor dem riesigen Gebäude angekommen waren.

Unordentlich, nein chaotisch sah es immer noch aus, aber aus dem heruntergekommenen Hangar ertönten eindeutig Geräusche und das ließ ihn hoffen.

Zuerst einmal trugen ihn seine Schritte zu dem kleinen Nebengebäude, wo er gestern mit dem Mann verhandelt hatte. Nach mehrmaligem Klopfen, machte aber niemand auf.

Deshalb ging er mit einem versichernden Blick, dass Laurin auch nichts anstellte zum Hangar zurück und suchte nach einem Eingang, den er wenig später fand.

Da der Kleine ihm folgte durchquerte er den schmalen Gang. Dieser war jedoch nur ganz kurz und wenig später stand er in der Halle und schaute nicht schlecht.

Sein Schiff, die Starlight war bereits hier!!

Ascon konnte das gar nicht richtig glauben. Dieses Wesen schien sich wirklich viel von ihm zu versprechen, wenn es sich derartig beeilte.

Der Zustand des Schiffes ließ zwar noch zu wünschen übrig, aber wenn man bedachte, dass es bereits länger als drei Wochen im Urwald vor sich hingemodert hatte, war es noch erstaunlich gut in Schuss.

Nachdem Ascon die Starlight genug betrachtet hatte, begann er nach jemandem zu suchen.

Offensichtlich arbeiteten schon ein paar Leute an seinem Schiff.

Viel konnten sie jedoch nicht mit anfangen, solange sie die zentrale Steuereinheit nicht besaßen.
 

Laurin folgte ihm einfach nur schweigend. Ein wenig erschöpft von dem längeren Marsch war er ja schon, doch er sagte nichts von alledem, weil er Ascon nicht weiter ärgern wollte.

Auf die Erklärung hin meinte er nur leise und verwirrt:

»Aber... dann... dann magst du doch gar keine Früchte... oder?«

Aus großen, traurigen Augen sah er zu dem Dunkelhaarigen auf und legte den Kopf leicht schief, während er seine Beine weiterhin anhob um nicht über die komischen Steine zu stolpern, die hier überall herum lagen. Er war froh, nichts mehr an den Füßen tragen zu müssen und fühlte sich freier. Aber er war traurig dass Ascon dann die Früchte auch nicht mögen würde, die er selbst herstellte, obwohl der Mann ja schon einmal davon gegessen hatte...

Er drückte sich eng an seinen Partner, als sie wieder auf das Grundstück kamen und fühlte sich hier noch immer nicht sonderlich wohl, deshalb achtete er auch darauf, in der Nähe zu bleiben.

Als sie den großen Raum betraten, sah er sich ängstlich um, bemerkte aber, dass Ascon erleichtert zu sein schien und sofort leuchteten seine Haare auch wieder heller.

Doch dann unterhielt sich der andere mit den anderen komischen Wesen und der Kleine langweilte sich ein wenig. Also entfernte er sich ein bisschen und bemerkte eine Tür, die ihn irgendwie anzog. Er wollte Ascon ja Bescheid sagen, aber dieser war so in ein Gespräch vertieft, dass er sich gerade nicht weiter um ihn kümmerte. Also tapste er neugierig und von anderen ungesehen zu dieser Tür und öffnete sie, lugte neugierig hinein. Es war stockdunkel, aber er konnte ja dennoch sehr gut sehen und trat vorsichtig ein. Er bemerkte ganz viele komische durchsichtige Kisten, in denen Erde und Pflanzen waren, das sah sehr interessant aus und roch gut! Ganz nahe ging er dort heran und sah hinein, zuckte zusammen als sich darin etwas bewegte und zog die Augenbrauen nach oben. Da... da war ein Tier drin! Das Arme, das war da eingesperrt... Er griff sich den Deckel und zog mit einiger Anstrengung daran, bis er ihn wirklich aufbekam. Dann hielt er vorsichtig seine Hand hinein. Das Tier sah sehr interessant aus, er hatte so etwas noch nie gesehen! Es war ganz lang, glatt, warm und zusammengerollt und hatte einen kleinen Kopf mit dunklen Augen, die ihn ansahen. Und dann kroch es langsam seinen Arm hinauf, indem es sich darum wickelte und glitt schließlich zu seinem Nacken.

»Hihihi, das kitzelt!«, rief Laurin lachend aus und verließ den Raum wieder, um Ascon zu zeigen was für ein tolles Tier er gefunden hatte. Dieses glitt nun um seine Brust und schien ihn zu erforschen, was den Kleinen glücklich lächeln ließ und seine Haare schienen so hell wie noch nie.

Er verließ den Raum nun endgültig und schloss die Tür hinter sich.

»Guck mal Ascon!«, rief er glücklich und strahlte ihn an.
 

Es hatte nicht lange gedauert, bis er das ältere Wesen wieder gefunden hatte, mit dem er bereits verhandelt hatte. Sie kamen ins Gespräch und Ascon ließ sich berichten, in wie weit das Schiff beschädigt war. Zudem erfuhr er den Grund ihres Absturzes.

Der Planet besaß ein künstliches Magnetnetz, das fremde Schiffe hindern sollte, die Population der Agharaht an zu greifen. Der Mann erzählte ihm noch einiges dazu und Ascon hörte aufmerksam zu, machte sich gedankliche Notizen. Vielleicht war ihm das ja eines Tages noch mal nützlich.

Dann erkundigte er sich, wie lange die Reparatur der Starlight dauern würde. »Hm..«, meinte der kleine Mann, während er dessen grimmig verzogene Augen noch einmal über das Schiff glitten. »So.. ne Woche schätz ich mal..«, grummelte er und spuckte zur Seite aus, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und schüttelte den Kopf.

»Das wird aber teuer...«, stellte er im Voraus klar.

»Sie haben kein System eingebaut, das sie gegen das Magnetfeld schützt und abschalten können wir es auch nicht..«, erklärte er. »Um hier weg zu kommen brauchen sie also ne Vollüberholung..«

Ascon hatte bereits mit so etwas gerechnet, doch er ließ es sich nicht anmerken. Es war deutlich zu sehen, dass dieser Kerl es auf die Perlen abgesehen hatte. Insofern hatte Ascon ihn in der Hand. Sie hatten beide etwas, was der andere wollte. Deswegen glaubte er kaum Probleme zu bekommen, obwohl es ihm natürlich immer noch nicht behagte, Laurins Perlen als Zahlungsmittel zu verschwenden.

Gerade wollte er mit der Aushandlung der Vorzahlung anfangen, als er plötzlich Laurins freudige Stimme vernahm. Oje.. den Kleinen hatte er ja fast vergessen!

Mit besorgtem Blick drehte er sich um, wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er erkannte, mit WAS der Junge schon wieder spielte.

»Laurin!«

»Bengel!!«, riefen Ascon und der Agharath gleichzeitig aus. Der Mann war jedoch schneller, humpelte auf Laurin zu und packte die Schlange am Hals, zog sie von dem Hellhaarigen weg. Böse schaute er zu Laurin hoch und wedelte wild mit dem Tier herum.

»Wer hat dir erlaubt das anzufassen! Das kostet viel Geld.. is teuer und schwer zu kriegen! Auch gefährlich..!!«, schnauzte er und spuckte dabei ein wenig.

Dann riss Ascon sich aus seiner Starre los.

»Keine Angst, er wird es nicht wieder tun«, versicherte er und stellte sich zwischen Laurin und den Mann. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, als er den Kleinen mit der Schlange erblickte. Es ärgerte ihn unwahrscheinlich, dass Laurin nie auf ihn hören konnte und immer tat, was er gerade wollte. Seinen Ärger hielt er jedoch unterdrückt, versuchte den anderen zu beruhigen und drückte ihm eine der Silberperlen in die Hand.

»Hier, als Entschädigung. Und nun lassen sie uns über den Preis für mein Schiff verhandeln!«

Mit Laurin würde er später noch reden. Vorrang hatte jetzt aber die Angelegenheit mit der Starlight.

Der Mann nickte, rief einen seiner Leute und reichte ihm die Schlange.

»Kommt mit.. «, sagte er brummig und drehte sich um. Ascon packte Laurin unsanft am Handgelenk und sah streng auf ihn hinunter.

»Du hättest in dem Haus bleiben sollen!«, schnaubte er verärgert und folgte dem anderen, Laurin dabei nicht loslassend. »Jetzt muss ich dich wie ein kleines Kind an die Hand nehmen!« Sein Missfallen darüber war deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören.
 

Der Kleine verstand nicht, was er nun schon wieder gemacht hatte. Das Tier war doch ganz lieb gewesen, er hatte nur ein wenig mit ihm gespielt!! Ängstlich wich er zurück als das komische Wesen ihm zu nahe kam und ihm das Tier entwendete. Und als er auch noch Ascon hörte, senkte er sofort den Kopf und umschlang seinen Körper mit seinen Armen. Was konnte er denn dafür, wenn ihm langweilig war weil sich niemand um ihn kümmerte. Er hatte dem Dunkelhaarigen nur was Schönes zeigen wollen. Er hätte es ja danach auch wieder zurück gebracht...

Er schniefte als er die verärgerten Worte hörte und Schmerzen verspürte, als ihn Ascon grob anfasste und hinter sich her zog. Sofort verfärbte sich die Haut an dieser Stelle dunkler und Laurin wimmerte leise und biss sich fest auf die Lippe. Allerdings riss er sich mit einem Ruck von dem anderen los, auch wenn ihm das noch mehr wehtat und sah ihn zum ersten Mal wirklich zornig an. Seine Haare flackerten und Tränen der Wut perlten von seinen Wangen und kullerten über den Boden. Von jetzt an würde er eben gar nichts mehr sagen und gar nichts mehr tun, er machte doch sowieso wieder alles falsch!!

Er setzte sich neben die Eingangstür und blieb stur dort sitzen, würde nicht wieder in das muffige Zimmer da reingehen. Dann wartete er eben bis der andere wieder raus kam wenn er fertig war! Noch immer schniefte er und wollte nur noch zurück nach Hause, fragte sich, womit er das nun schon wieder verdient hatte und zog seine Knie an, bettete seinen Kopf darauf mit dem Gesicht nach unten, sodass niemand es mehr sehen konnte. Er war nur noch verzweifelt und fragte sich, warum ihm der Mann jedes Spielzeug wegnahm, das er fand. Er hatte sich doch nur etwas beschäftigen wollen damit er den anderen nicht störte, aber nein, das war ja auch schon wieder falsch gewesen! Wäre er bloß zu Hause geblieben!!

Er blieb zunächst regungslos sitzen und sah auf den Perlenhaufen, der sich zwischen seinen Beinen gebildet hatte, scharrte mit seiner Hand in der leblosen Erde weil er nichts zu tun hatte und stieß beim Rumrutschen an einen Eimer, so dass das Wasser auslief, was sich darin befunden hatte.

Quietschend sprang er auf, stellte den Eimer zurück und setzte sich ein Stück daneben hin, wo es nicht nass war, schniefte weiter und konnte sich gar nicht beruhigen. Erst, als irgendetwas neben ihm leuchtete sah er verwirrt auf, weil kleine leuchtende Blumen aus seinen Tränenperlen gewachsen waren, die rasch größer wurden. Verwirrt beobachtete er das Schauspiel und hatte sogar vergessen zu Weinen.
 

Als Laurin leise wimmerte, ließ Ascon seinen Griff um das schmale Handgelenk lockerer werden. Doch der Kleine war von seinen Worten anscheinend ebenfalls verärgert, denn er riss sich los. Der Zorn, den Ascon in den blauen Augen las, überraschte ihn, denn so hatte er Laurin noch nie gesehen. Er kannte den Jungen nur sanft, ruhig, zurückhaltend und öfter mal etwas traurig, viel zu oft, gestand sich der Dunkelhaarige. Doch das stand jetzt nicht zur Debatte.

Momentan hatte er wirklich wichtigeres zu tun, als sich mit Laurin zu streiten, was sie in den letzten Tagen auch viel zu oft taten.

Sein Blick war noch genauso streng und unnachgiebig wie noch vor ein paar Minuten und daran änderte Laurins Ausbruch auch nichts. Es war Ascon nicht egal, was der Kleine fühlte, überhaupt nicht. Doch Laurin erwischte immer so unglaublich ungünstige Augenblicke mit seinen unbedachten Spielereien...

»In Ordnung.. Von mir aus bleib hier draußen, aber stell nicht wieder irgendetwas Dummes an«, wies Ascon seinen Partner zurecht und ging dem Mann hinterher, verschwand schließlich in dem Haus. Die Verhandlungen dauerten viel länger als der Telemnar eigentlich vorgehabt hatte. Außerdem war er nicht so konzentriert wie er gerne gewesen wäre. Seine Gedanken kreisten um Laurin, der bestimmt weinend vor der Tür saß. Sie waren zwar nach der Meinung des Kleinen noch keine richtigen Partner, dennoch verspürte er so eine unendliche Traurigkeit in seinem Innern, die nicht von ihm ausging.

Irgendwann kamen sie zu einer Übereinstimmung. Ascon überreichte dem Mann ein kleines Beutelchen mit Perlen. Das war die Anzahlung. Den Rest würde er wie vereinbart zum Schluss bekommen.
 

Aufmerksam betrachtete der Galadhrim die vielen kleinen Blümchen die da aus seinen Perlen wuchsen und kratzte sich verwirrt am Kopf. Das Wasser und die Erde hatten wohl dazu geführt dass daraus so viele kleine Pflanzen wurden. Er lächelte leicht und strich hauchzart über die kleinen Blätter, die süß dufteten, betrachtete sie erneut aufmerksam und konnte gar nicht genug davon kriegen. Wenn er das eher gewusst hätte, dann hätte er den Garten heute Morgen noch viel schöner hinbekommen... Er seufzte leise als er wieder daran dachte was heute alles passiert war. Und er bemerkte auch, dass Ascon da drinnen ganz schön lange brauchte. Schmerzlich betrachtete der Junge sein dunkles Handgelenk und leckte mit erneuten Tränen in den Augen darüber, auch wenn es davon nicht besser werden würde.

Erneut sann er über sich und Ascon nach. Ob sie wirklich Partner werden konnten? So oft wie sie sich im Moment darüber stritten zweifelte er wirklich daran. Aber das Zeichen bewies es eindeutig... Laurin schob das Oberteil ein Stück von seiner Schulter und betrachtete das Zeichen nachdenklich, strich darüber und seufzte erneut leise. Er hatte sich wieder beruhigt, steckte die restlichen Tränenperlen in seine Hosentasche und sah aus dem Augenwinkel dieses Tier von neulich, was ihm Ascon auch schon weggenommen hatte. Es krabbelte durch sein Sichtfeld, aber so gerne Laurin sich auch mit dem schönen Wesen beschäftigt hätte, er blieb regungslos sitzen, beobachtete es nur. Er wusste dass der Ältere es ihm nicht erlauben würde und so betrachtete er es noch immer, die eine Hand an seiner Schulter, die andere an seinen Schläfen. Er saß mit angezogenen Beinen da und es sah aus als wäre ihm kalt. Man konnte ihm ansehen dass er verzweifelt war.

Als Laurin Geräusche von drinnen hörte rührte er sich nicht, auch nicht, als er hörte wie die Tür aufging. Er blieb in dieser Position neben seinen leuchtenden Blumen sitzen und betrachtete das Tier.
 

Ascon verließ die Hütte, denn es war alles so weit erledigt. Vor der Tür erblickte er Laurin. Der Kleine saß auf dem Boden und da er die Hand vor sein Gesicht hielt, konnte Ascon dieses nicht sehen. Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen, denn es sah so aus, als wenn Laurin weinte.

Mit zwei großen Schritten war er bei ihm und hockte sich vor ihn hin.

In diesem Moment fiel ihm auch das blaue Handgelenk auf und der Dunkelhaarige biss sich auf die Unterlippe, denn dieser blaue Fleck war zweifelsohne von ihm. Er hatte Laurin vorhin wohl etwas zu hart angefasst. Sofort machte er sich Vorwürfe.

»Hey..«, begann er leise und wollte nur, dass Laurin ihn erstmal ansah.

»Schön, dann du hier gewartet hast. Ich habe alles erledigt und wenn wir Glück haben, dann können wir schon in einer Woche von hier weg«, erklärte er dem Kleineren ruhig und lächelte sogar ein wenig, in der Hoffnung, dass der Junge nicht mehr ganz so böse auf ihn war.

Gut, er hätte vorhin nicht so herrisch reagieren müssen, aber er hatte eben Angst um Laurin gehabt und außerdem konnte er sich nicht von einem auf den anderen Tag in einen anderen Menschen verwandeln. Er war nun mal gewohnt, dass alle seinen Befehlen folge leisteten und musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass Laurin nicht einer seiner Soldaten, sondern sein Partner war.

Leise seufzte er.

»Kleiner...« Sanft nahm er Laurins Hand in seine und strich zart über die blau verfärbte Haut. »Es tut mir leid, dass ich vorhin so hart zu dir war«, entschuldigte er sich. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, drehte den Kopf und erkannte erneut einen Skorpion, der fröhlich neben ihm her krabbelte. Sofort stand er auf und zog Laurin ein Stück von dem Insekt weg. Er hoffte nur, dass der Kleine damit nicht schon wieder gespielt hatte. Aber da es Laurin noch gut ging, bezweifelte er das.

»Okay.. lass uns zurückgehen. Wir werden morgen wieder herkommen und schauen, wie weit das Schiff schon ist. Und vielleicht können wir auch ein bisschen was helfen«, meinte er und strich dem Kleineren über den Rücken.

Laurins Hand zu nehmen traute er sich nicht.

Er hatte den Jungen heute bereits einmal verletzt, wenn auch unabsichtlich und das wollte er erst einmal vermeiden.
 

Der Kleine zuckte zusammen als er angesprochen wurde und hob den Kopf, sah Ascon ruhig an und nickte schweigend auf die Worte hin, wusste nicht wirklich, wie er reagieren sollte. Aber sein Blick wurde warm als der Dunkelhaarige ihm über die verletzte Haut strich und der Galadhrim wusste, dass es dem anderen wirklich leid tat. Er hob die fein geschwungenen Augenbrauen als sich Ascon sogar entschuldigte und nickte schließlich, senkte den Blick wieder und erwiderte nur leise:

»Tut... mir leid dass ich immer alles falsch mache...«

Er sah betreten zu Boden und schwieg wieder, war allerdings verwundert als der Mann ihn ein Stück weg schob. Als er den Grund sah meinte er nur leise:

»Hab... nicht damit gespielt...« und leckte sich über die trockenen Lippen. Seine Haare flackerten nicht mehr, schienen aber auch nicht wirklich sehr hell, ein Zeichen, dass der Kleine sich noch immer nicht ganz wohl fühlte. Aber er hatte die Entschuldigung des anderen angenommen und stand auf, als dieser sagte dass sie zurückgehen würden. Sachte klopfte er sich den Staub von der Kleidung und griff dann gewohnheitsmäßig die Hand des anderen, hielt aber den Blick gesenkt und war froh, dass es wieder ein wenig in Ordnung zwischen ihnen war. Die Streicheleinheiten genoss er sichtlich und er schloss die Augen halb und lief ein wenig langsamer weil er wusste, dass der Weg etwas länger war. Und da wollte er Kraft sparen damit er dem Mann nicht wieder Sorgen bereitete. Aber dessen Hand ließ er nicht einmal los, fühlte sich so sicher und beschützt vor den vielen Wesen, die gerade irgendwie alle diesen Weg nutzen mussten, aus welchem Grund auch immer, und die er nicht wirklich mochte.
 

Als sie sich auf den Weg machten, war Ascon schon überrascht, dass Laurin nach seiner Hand griff. War der Kleine denn kein bisschen nachtragend? Immerhin hatte er ihm vorhin wehgetan und nun vertraute er sich ihm wieder vollständig an?!

Der Dunkelhaarige seufzte lautlos.

Er wusste, dass er für den Kleinen der einzige Halt hier war und beschloss etwas nachgiebiger zu werden. Jedenfalls so gut er konnte. Von einem auf den anderen Moment konnte er sich nicht ändern, das konnte niemand, aber er wollte auch, dass das Verhältnis zwischen ihnen wieder besser wurde. Ascon spürte, dass Laurin sehr unter der schlechten Stimmung litt.

Zwar war er froh, dass sie nicht mehr im Dschungel umher streifen mussten, doch da waren sie sich näher gewesen. Da war nicht diese unsichtbare Barriere, die ihn zurückhielt von dem, was er gerne wollte.

Abermals seufzte Ascon, passte sich Laurins Schritttempo an und so schlenderten sie gemeinsam zurück zu ihrer Unterkunft. Zwischendurch waren die Straßen etwas voller, doch Ascon zog Laurin einfach dichter an sich, schlang seinen Umhang um die zarten Schultern und gab dem Kleinen die Chance sich bei ihm zu verstecken, weil er merkte, dass dieser sich nicht wohl fühlte, zwischen den ganzen fremden Wesen.
 

***
 

Das war typisch die sorgenlose Seite an den Galadhrim, dachte Tarêk, als der Kleine sagte es sei ja noch nichts passiert. Die folgenden Worten ließen ihm jedoch warm ums Herz werden und er konnte nicht anders, als Laurin einmal schmunzelnd durch die Haare zu wuschelt und ihm auf die Nase zu stupsen.

»Ich gehe hier vorerst nicht weg«, erklärte er beruhigend. »Wir sind noch lange nicht mit unserer Arbeit fertig und wenn, dann kannst du ja vielleicht mal mitkommen und dir meine Welt ansehen. Und wenn das nichts für dich ist, dann kommen wir einfach wieder zurück und ich bleibe mit dir hier.«

Tarêk meinte es wirklich so, wie er sagte. Er hatte eh nicht vorgehabt ewig in Ascons Flotte zu bleiben. Er war schon lange Soldat, sonst hätte er wohl nicht die Position des Vize Kapitäns. Seine Arbeit machte ihm auch Spaß, aber sein ganzes Leben wollte er nicht kämpfen, auch wenn er einer kriegerischen Rasse angehörte. Vielmehr genoss er seine Ruhe und die Natur und dieser Planet schien ihm ausreichend davon bieten zu können.

Aber noch war es ja nicht soweit.

Dann hörte er Amien etwas sagen, schaltete aber zu spät und sah nur noch die Bänder, die ihm vor der Nase herumwehten. Insofern konnte er sich schon denken, was der Kleine gesagt hatte und grinste.

Flink wollte er nach Amien greifen und ihn abkitzeln, aber da war der Junge auch schon aus dem Bett gekrabbelt. Sofort setzte Tarêk ihm hinterher, wollte ihn wieder einfangen, doch Amien rannte einfach los. Der Dunkelhaarige sah den kleinen Unfall schon kommen, doch bevor er etwas sagen konnte, war Amien auch schon gegen die Tür gerannt, daran abgeprallt und auf den Po gefallen.

Sofort war Tarêk bei ihm, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen, als er merkte, dass dem Kleinen nichts passiert war.

»Statt zu schimpfen, solltest du mich lieber fragen, warum es nicht funktioniert hat…«, meinte der Dunkelhaarige und half seinem Partner wieder auf die Beine.

»Da sieht mans mal wieder. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort«, belehrte er und spielte damit unschuldig auf die Geste mit den geklauten Haarbänder an, die Amien ihm unter die Nase gerieben hatte.
 

»Frech wie eh und je…«, schüttelte der Telemnar seufzend den Kopf, musste aber kurz darauf schon wieder lächeln, weil er Amiens Gesicht einfach zu niedlich fand.

Länger wollte er den Kleinen aber nicht auf die Folter spannen, sagte einfach »Öffnen« und schon glitt die Tür lautlos auf und gab den Weg frei.

»Siehst du? So einfach ist das…«, grinste er.

»Alle Türen hier besitzen einen Stimmcode. Wenn du irgendwo hinwillst, musst du mit deiner Stimmfrequenz im System eingespeichert sein und zusätzlich auch noch bei jeder einzelnen Tür zugangsberechtigt sein«, erklärte Tarêk, war sich aber sicher, dass Amien davon nicht mal die Hälfte verstanden hatte.

»Einfach gesagt, der Computer muss dich kennen, damit du rein und auch wieder irgendwo raus darfst«, formulierte er es noch einmal und ging an dem Kleinen vorbei. Vom Sofa nahm er dessen Sachen und gab sie ihm.

»Erst anziehen.« Er lächelte, trat ganz dicht an Amien heran, der anscheinend gerade den Mund aufmachen wollte, um irgend einen Protest an zu bringen.

»Ich möchte ja schließlich nicht, dass dich jemand anderes außer mir nackt sieht. Sonst werde ich nachher eifersüchtig…«, raunte er in Amiens Ohr, nachdem er sich hinunter gebeugt hatte.
 

»Gaaaa nich frech!!«, protestierte der Kleine sofort auf die Worte des Dunkelhaarigen hin und verschränkte trotzig seine Arme vor der Brust, lauschte aber auf die Worte und fasste sich an den Kopf, als er bemerkte dass er nur ein Wort sagen musste, um die Tür zu öffnen. Das irritierte ihn jetzt völlig und er versuchte zu verstehen, was der andere ihm erklären wollte.

»Häh? Der muss mich kennen? Aber ich bin doch hier, dann muss er mich doch kennen und mich durchlassen. Und wieso hat er mich nicht durchgelassen? Mag er mich nicht??«

Aus großen Augen blickte er Tarêk ein wenig unsicher an, folgte ihm in den anderen Raum, wo er seine Sachen in die Hand gedrückt bekam und er wollte gerade protestieren, da hörte er den anderen auch schon, der ganz dicht an ihn getreten war und sofort kuschelte sich der Galadhrim an ihn und schnurrte zufrieden weil er sich wohl fühlte. Er schlüpfte dann auch bereitwillig in seine Kleidung, die sowieso mehr zeigte als verbarg, schnürte sie vorne zu und legte den Kopf schief.

»Aifasüchtik??«, wiederholte er das fremde Wort, mit dem er nichts anfangen konnte, aber die Gefühle des Dunkelhaarigen spürte er deutlich und so konnte er schon ungefähr einschätzen, was Tarêk damit meinte, auch wenn es ihn ein wenig verwirrte, denn er wollte ja gar keinen anderen außer seinen Partner... Ein wenig verwirrt blieb er stehen, doch dann stapfte er zu der nächsten Tür und murmelte ein »Öffnen!«

Doch nichts passierte. Er stemmte die Hände in die Hüften und warf dem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu, als würde dieser daran Schuld sein, dass es nicht funktionierte.

»Der Zauberspruch funktioniert nicht«, gab er seufzend bekannt und ließ seinen Kopf ein wenig hängen, weil er doch so gerne nach draußen wollte, und nun ging das blöde Ding schon wieder nicht auf, es wollte ihn bestimmt ärgern...!!
 

Irgendwie kam der Dunkelhaarige aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus. Amien war zu niedlich, wie er sich darüber ärgerte, dass die Tür schon wieder nicht aufging.

»Es hat nichts damit zu tun, dass der Computer dich nicht leiden kann«, lächelte er und wuschelte dem Kleinen durch die Haare.

»Er kennt dich nur eben nicht. Und es ist KEIN Zauberspruch.

Weißt du, der Computer kann dich nicht sehen. Er weiß nur, dass deine Stimme anders ist als meine. Und das heißt du bist ihm fremd. Aber man es kann ändern, wenn du magst. Komm her…«

Beschwichtigend lächelte er Amien an und winkte ihn zu sich zu dem Tastenfeld neben der Tür.

»Siehst du?« Er zeigte auf die Tasten und den kleinen Bildschirm darüber.

»Sprich einfach etwas in den Lautsprecher. Dann dauert es ein bisschen und wenn ich es erlaube, dann kannst du gleich auch die Türen aufmachen.«

Es war sehr einfach erklärt und eigentlich müsste Amien es verstanden haben.

Neugierig trat der Kleine heran und Tarêk beobachtete ihn aufmerksam.

Er war schon gespannt, was der Junge sagen würde. Sicher wurde es wieder etwas, über das er lachen konnte. Bis jetzt war der neugierige Blick jedoch schon goldig.
 

Der Kleine zog ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter als Tarek ihm irgendwas erklärte und dabei durch die Haare wuschelte. Er murrte, weil es nicht gleich klappte, das mochte er gar nicht, er wollte doch raus an den See und mit dem anderen spazieren gehen, und sich nicht durch so ein blödes unpraktisches Ding aufhalten lassen!!

Er lauschte auf die Erklärungen und legte den Kopf schief, folgte ihm aber sofort als Tarêk meinte, dass man das ändern konnte. Na das wollte der Galadhrim auch hoffen, er wollte nicht noch mal dagegen rennen, das hatte wehgetan! Er rieb sich sein schmerzendes Hinterteil und blickte neugierig auf das komische Ding in der Wand, welches ihm der Mann zeigte. Aufmerksam und mit großen Augen studierte er es, dann trat er heran als der Dunkelhaarige davon weg war und musterte es neugierig. Er hatte große Lust, an den Knöpfen herum zu drücken aber das hatte ihm der andere nicht erlaubt und bevor er wieder Ärger bekam, verschränkte er seine Finger hinter dem Rücken, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, die Dinger da luden geradeso dazu ein, angefasst und gedrückt zu werden. Er überlegte noch kurz, was er sagen sollte, als er seine Gedanken wieder darauf fokussiert hatte und meinte dann:

»Mach die blöde Tür auf du komischa Compuuuuutaaaa sonst komm ich nicht mea hea!!«

Er stemmte seine Hände in die Hüfte und blickte das komische Feld böse an, als würde es etwas dafür können, dass der Kleine nicht aus der Tür rauskam. Als sich immer noch nichts rührte, sah er verärgert zu dem Dunkelhaarigen.

»Blödes Ding!! Mag wieder ein Baumhaus haben, ist doch blöd so was!!«

Eigentlich hatte er noch nie geflucht, aber die Worte hatte er sich alle von Tarêk abgehört und natürlich gemerkt, selbst wenn sie nur einmal gefallen waren. Er stapfte zu dem anderen und zog an dessen Umhang, war ungeduldig und quengelte ein:

»Will jetzt endlich raus!!«
 

Nun konnte Tarêk sich wirklich nicht mehr das Lachen verkneifen. Lauthals feierte über Amiens Worte und die enttäuschte Miene, als die Tür wieder nicht aufging. Es dauerte ein wenig, bis er sich wieder fing.

»Nun sei doch nicht so ungeduldig…«, beruhigte er den Kleinen, tippte seinen Identifizierungscode ein und erlaubte Amiens Stimme den Zugriff auf die Türen seiner Räumlichkeiten.

»So.. jetzt probier es noch einmal. Dann müsste es funktionieren!«

Natürlich hatte er das Zupfen an seinem Umhang gemerkt, es aber erst mal ignoriert.

Mit einem bösen Blick auf die Tür, versuchte Amien es erneut und ohne Probleme schwang sie zur Seite auf.

»Na siehst du…«

Tarêk war auch zufrieden.

Gemeinsam mit dem Kleinen trat er auf den Gang und verließ das Schiff.

Die Sonne ging wirklich gerade unter. Nur ein goldener Schimmer war noch hinter den Baumreihen zu sehen und hüllte alles in ein warmes Licht. Angst musste Amien nun nicht mehr haben, einen Sonnebrand zu bekommen. Als sie draußen waren, fasste er nach der Hand des Kleinen und umschloss sie mit seiner.

Trotz der Dämmerung war es nicht kühl geworden, sondern es herrschten immer noch recht warme Temperaturen. Jedenfalls empfand Tarêk es als angenehm.

»Hast du eigentlich ein eigenes Baumhaus, oder wohnst du mit deinen Eltern zusammen?«, wollte er wissen und griff das Thema auf, was der Kleine vorher angesprochen hatte. Nur in einem anderen Zusammenhang.

»Ich würde es ja gerne mal sehen..«, gab der Dunkelhaarige offen zu. Denn trotzdem sie schon lange hier waren, hatten sie es nicht für nötig gehalten, die Galadhrim in ihren Behausungen zu stören indem sie sich gewaltsam Zutritt verschafften. Insofern hatte Tarêk keine Ahnung, wie es in einem Baumhaus aussah.
 

Der Kleine war trotzdem schrecklich ungeduldig und ärgerte sich noch immer über das blöde Ding, vielleicht hätte er doch an den Knöpfen herumspielen sollen, dann wäre es schneller gegangen, die reizten ihn ja sowieso noch die Knöpfe... Er warf ihnen einen Blick zu, doch noch bevor er auch nur daran denken konnte, wieder hinzugehen, forderte ihn Tarêk auf, es noch einmal zu versuchen und der Kleine murmelte ein:

»Geh endlich auf du dumme Tür!«, und war ganz überrascht, als es schließlich wirklich funktionierte. Er blickte den Mann aus großen Augen an, leckte sich über die Lippen und musterte die Tür noch einmal misstrauisch, als hätte er Angst dass diese ihn beißen würde wenn er durchtrat, doch dann folgte er dem Dunkelhaarigen und freute sich, als sie endlich draußen waren. Tief atmete der Kleine die frische Luft ein und streckte sich ausgiebig, bevor er lächelnd die Hand des anderen ergriff und mit ihm auf den Wald zustrebte. Er freute sich schon sehr auf das Wasser!

Amien blickte auf, als er die neugierige Frage hörte und lächelte, antwortete sofort bereitwillig:

»Nein, ich wohne bei meinen Eltern, aber da bin ich nicht mehr so oft gewesen, weil sie sich andauernd Sorgen gemacht und mich damit genervt haben. Ich habe schon immer gern die Gegend erkundet, deshalb war ich auch immer unterwegs und hab mich in den Baumkronen ausgeruht. Deshalb habe ich das alles ja auch erst viel zu spät mitbekommen als ihr hier alle angekommen seid...«

Er machte eine nachdenkliche Pause, dann fügte er hinzu:

»Aber wenn ich möchte kann ich ein Baumhaus bekommen, es gibt noch einige leere hier... Doch bisher war ich ja immer draußen und brauchte keines...«

Er nickte und lächelte den anderen an, strahlte wie eine kleine Sonne und genoss es sichtlich, dass sie sich bewegen konnten hier draußen.
 

Selbst als sie draußen waren, schmunzelte der Dunkelhaarige noch immer. Das würde er wohl für ewig im Gedächtnis behalten, wie Amien sich über die Türen aufgeregt hatte.

Dann lauschte er dem Kleinen und staunte ein wenig.

»Du hast wirklich nichts von unserer Ankunft mitbekommen? Du bist mit einer…«

Liebevoll wuschelte er dem Jungen durch die Haare.

»Die Schiffe sind nicht gerade klein und leise sind sie auch nicht. Da musst du entweder wie ein Toter geschlafen haben, oder du warst auf der anderen Seite des Planeten«, witzelte Tarêk und grinste wieder einmal fröhlich, weil Amien eine Schnute zog und versuchte seine Haare vor ihm in Sicherheit zu bringen.

»Komm wieder her…«

Versöhnlich blickte er den Kleinen an. Amien war auf Abstand gegangen und streckte ihm die Zunge raus. Kopfschüttelnd nahm Tarêk das zur Kenntnis, bevor er zu einem kurzen Sprint ansetzte, um seinen kleinen frechen Partner einzufangen, der eingeschnappt ein paar Meter vorgelaufen war.

»Hab ich dich, du Frechdachs!«

Mit Leichtigkeit warf er sich Amien über die Schulter.

»Bist du jetzt wieder artig, oder muss ich dich erst ins kalte Wasser tragen?«

Natürlich machte Tarêk nur Spaß. Er fand es verdammt niedlich, wie der Kleine sich über alles empörte und das stichelte ihn ja erst dazu an. Es war das erste Mal, dass er wirklich die verspielte Seite an dem harten Krieger hervorholen konnte. Hier war es möglich und Tarêk fühlte sich so wohl wie noch nie.

Vielleicht sollte er Ascon überreden, den Planeten nicht zu verkaufen. Ascon mochte zwar ein harter Anführer sein, aber er war auch fair und da sie ein gutes Verhältnis zueinander hatten, würde sich da bestimmt irgendetwas machen lassen.

Trommelnde Fäuste auf seinem Rücken erinnerten ihn daran, dass er Amien ja immer noch auf der Schulter hatte. Der Kleine schimpfte wie ein Rohrspatz, doch das ging nach und nach in ein Betteln über und so ließ er den Jungen nachgiebig wieder runter.
 

»Mööö na und? Hab nichts mitgekriegt kein Lärm kein Wind kein gar nichts!!«, gab der Galadhrim von sich und steckte dem anderen die Zunge raus, versuchte, seine Frisur wieder in Ordnung zu bringen, die ihm der andere verwuschelt hatte und fuhr sich durch die Haare, lief einfach voraus und quietschte als er hörte, wie Tarêk ihn fangen wollte, doch er schaffte es nicht mehr, sich in Sicherheit zu bringen, da hatte der Mann ihn schon erwischt und über die Schulter geworfen.

»Lass mich wieder runter!!«, beschwerte er sich sofort und murrte vor sich hin, trommelte mit den Händen auf dem Rücken des anderen herum und strampelte und bewegte sich, um wieder runter zu kommen. Kaltes Wasser machte ihm nichts aus, er bemerkte Temperaturunterschiede nicht da er seine Temperatur der Umgebung schnell anpassen konnte. Aber er wollte selbst laufen, er mochte es nicht, in dieser Position getragen zu werden und fühlte sich überhaupt nicht wohl, biss den anderen, doch das brachte auch nichts und er schnaubte frustriert, während seine Haare flackerten und er schließlich leise anfing zu betteln. Als er endlich unten war flitzte er davon, auf den nächstbesten Baum, kletterte flink hinauf und blickte aus der Krone zu dem anderen hinunter.

»So!«, er steckte ihm die Zunge heraus. »Jetzt bekommst du mich nicht mehr und kannst mich gaaaa nich ärgern, so!!«

Er nickte und beobachtete Tarêk grinsend. Das kam ihm sehr bekannt vor und er lachte hell auf, weil er es lustig fand. Außerdem hatte er seine Baumkronen irgendwie schon vermisst, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Aber nur in dem interessanten Ding des anderen zu sein ersetzte das schöne Gefühl, wieder zu Hause in der Natur zu sein nur unzureichend und so kuschelte sich der Galadhrim in die bequeme Baumkrone. Lediglich das Leuchten seiner Haare verriet ihn, ansonsten sah man ihn von unten so gut wie nicht. Er wollte sich ja nur für das unbequeme Tragen rächen!
 

Lächelnd sah der Krieger dem Kleineren hinterher, wie er fluchs in den Baumkronen verschwand. Er hatte schon vermutete, dass Amien Reißaus nehmen würde, aber es störte ihn nicht. Die rausgestreckte Zunge reizte ihn, doch Tarêk ließ es sich nicht anmerken.

Stattdessen ging er weiter zu dem kleinen See, ließ Amien absichtlich links liegen.

Als er dort ankam, war es bereits richtig dunkel geworden. Nur einer der Monde spendete etwas Licht und ließ die Wasseroberfläche andächtig schimmern, zauberte silberne Tupfer auf die zarten Wellen, die sanft ans Ufer schwebten.

Ein leises Rascheln ertönte hinter ihm und so schaute Tarêk auf.

Amien hockte genau auf dem Baum, wo er ihn damals herunter geschüttelt hatte und wo der Kleine in seinen Schoß gefallen war. Er grinste.

»Na? Möchtest du noch einmal runter geholt werden?«, fragte Tarêk voller Anspielung und fuhr sich leicht durch die Haare, zog das Band heraus und hielt es dem Kleinen praktisch lockend vor die Nase.

Amien schnaubte jedoch nur und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der schmalen Brust. Diese kindliche Geste verbreiterte das Lächeln auf Tarêks Lippen nur noch. Aber er merkte schon, dass er Amien auf diese Weise nicht vom Baum herunter bekam. Und auf eine Kletterpartie hatte er keine Lust.

Dann kam ich eine Idee und es blitzte kurz in seinen dunklen Augen, bevor er den Kopf senkte. Langsam hob er seine Hände und begann das Hemd auf zu knöpfen. Als es offen war, sah er einmal kurz zu Amien hinauf, fing dann an sich selbst lasziv über den Oberkörper zu streicheln. Erst nach einer Weile rutschte das Hemd ganz allein von seinen muskulösen Schultern.

Erneut blickte er aus den Augenwinkeln zu dem Kleineren, leckte sich anzüglich über die Lippen, während seine Hände bereits zu seiner Hose glitten und auch ganz langsam die Knöpfe öffneten. Ein leises Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel und Tarêk drehte sich schließlich um, sodass Amien nur noch seinen Rücken bewundern konnte.

Absichtlich lockte er den Kleinen und war gespannt, wie lange Amien es noch auf dem Baum aushielt.
 

Natürlich beobachtete Amien den Mann von seiner Baumkrone aus, wollte ja keine Regung verpassen und lächelte, fühlte sich fast wie damals als er dem Dunkelhaarigen gefolgt war, doch damals war es hell gewesen, jetzt hörte er schon die Nachtvögel und er lächelte entspannt und glücklich, fühlte sich vollkommen wohl und krabbelte ein Stück hinunter, als der Dunkelhaarige zu dem Baum trat. Er zog die Augenbrauen zusammen und murrte, als er die Worte hörte.

»Mööö!!«, beschwerte er sich. »Hab genug von den Bändern, brauch nicht noch eins!«, gab er von sich. Zumal er sowieso damit dann keine große Erinnerung verband. Aber er bemerkte die erheiterte Stimmung des anderen und lächelte ebenfalls, weil er sich wohl fühlte und sich freute, dass Tarêk gut drauf war. Er sah, dass der andere überlegte und beobachtete ihn gespannt, runzelte dann die Stirn als der Dunkelhaarige die Augen hob und grinste als er sah, wie dieser sich auszog. Er lehnte sich ein Stück vor, um auch ja nichts zu verpassen und blickte ihm mit offenem Mund zu, leckte sich über die Lippen und atmete schneller als er sah wie sich der Mann selbst berührte, wuselte unruhig auf dem Ast hin und her und blickte wie gebannt auf die Hose des Mannes, der sich jedoch einfach an der besten Stelle umdrehte!!

Sofort schnaubte der Kleine frustriert. Das war gemein, Tarêk war SEIN Partner, da durfte er doch wohl auch alles von ihm sehen!! Es dauerte nicht lange und schon war er von seinem Baum herunter und lautlos zu dem anderen gehuscht. Und dann ging es auch ganz schnell, dass der Kleine an der Hose zupfte und versuchte, sie nach unten zu ziehen, damit er seinen Partner endlich in voller Schönheit sehen konnte. Dabei sah er ihn aus großen Augen an und leckte sich wieder über die Lippen, während seine Haare hell schienen und seiner Aufregung Ausdruck verlieh.
 

Hatte er es doch gewusst!

Tarêk grinste in sich hinein, als er Amien an seiner Hose zupfen spürte. Aber natürlich ließ diese sich nicht so leicht ausziehen. Sie war ziemlich eng und rutschte nur mit seiner Hilfe über seine Hüfte. Sanft sah Tarêk den Kleineren an. Amien konnte es anscheinend gar nicht erwarten wieder von ihm geliebt zu werden, doch so schnell wollte der Dunkelhaarige auch nicht zu Sache kommen. Stattdessen zog er ganz gemächlich seine Schuhe aus und streifte die Hose von seinen Beinen.

Deutlich spürte Tarêk die Blicke seines Partner auf sich und freute sich über die Bewunderung, die Amien ihm so offenkundig entgegen brachte.

»Na los.. zieh dich auch aus..«, forderte er ihn auf, während er das bisschen Abstand zwischen ihnen überwand und sich fast schon an Amien anschmiegte.

Ein Stück beugte er sich zu dem Ohr des Kleinen und flüsterte andächtig: »Oder stehst du hier so voller Erwartung, weil du möchtest, dass ich dir die Kleider vom Leib reiße?«

Anzüglichkeit spielte in seinem Tonfall mit und Amien schaute so hingerissen zu ihm auf, das seine Hände fast schon automatisch zum Saum des dünnen Hemdchens wanderten und es langsam hoch über den Kopf des Jungen zogen.

Da es dunkel war, erschien ihm Amiens Haut noch heller leuchtend und Tarêk spürte, wie sein Blut schon wieder in Wallung geriet. Es war offensichtlich, das er Amien begehrte und das nicht wenig.

Nach ein paar weiteren Handgriffen, war der Kleine auch seine dünne Hose los und stand nun genauso nackt da, wie Tarêk auch.

Doch Tarêk tat nichts weiter, als den Jüngeren an zu sehen.

Dann drehte er sich einfach um und ging langsam ins Wasser, jedoch nicht ohne Amien noch einmal spitzbübisch über die Schulter zuzuzwinkern.

»Komm und fang mich, wenn du mich willst!«, forderte er ihn heraus und tauchte kurz darauf gänzlich in das kühle Nass ein. Tarêk kam aber gleich wieder hoch, um zu sehen, ob Amien seine kleine Herausforderung angenommen hatte.
 

Der Kleine murrte als er merkte dass die Hose nicht so leicht auszuziehen ging und der andere sich alle Zeit der Welt ließ, alles andere auszog, nur nicht die Hose!! Gerade wollte er sich lautstark beschweren, da stieg Tarêk nun doch aus dem Kleidungsstück und der Galadhrim seufzte zufrieden auf und blickte ihn aufmerksam an, beobachtete ihn und nahm jedes Detail des schönen Körpers in sich auf. Die schönen Muskeln, der dunkle Touch, der seidige Glanz... Hm... er liebte den anderen!!

Er zuckte zusammen als der Dunkelhaarige ihn einfach ansprach und somit aus seinen schönen Gedanken riss, blickte ihn an und versank schon wieder in den wundervollen Augen, dachte gar nicht daran, sich auszuziehen, wollte Tarêk beobachten, ihn berühren... Er erschauderte als der andere näher zu ihm kam und in sein Ohr flüsterte. Die Worte ließen ihn erröteten, dennoch rührte er sich nicht von der Stelle und blickte den anderen nur verträumt an, hob seine Ärmchen automatisch als der Dunkelhaarige ihm das Oberteil auszog und ließ sich auch aus der Hose helfen, war noch immer ganz verzaubert, weil er den anderen so gerne nackt sah und beobachtete. Das hatte er schon von Anfang an geliebt!

Doch Amien wurde aus seiner Starre gerissen, als der andere sich umdrehte und ihn aufforderte, ihn zu fangen. Da kicherte der Junge und noch bevor Tarêk hochkam um zu gucken, war der Kleine schon im Wasser. Er war wendig wie ein Fisch und konnte sehr schnell schwimmen, so dass er bereits an dem anderen klebte, als dieser ihn noch draußen suchte. Er kicherte unter Wasser und umarmte die Beine des anderen. Nur sein helles Leuchten der Haare verriet ihn, ansonsten sah man ihn nicht und so wendig wie er war, hätte er Tarêk auch erwischt wenn dieser getaucht wäre. Noch immer kichernd ließ er den anderen kurz los und schwamm an die Oberfläche, sah ihn spitzbübisch an und meinte:

»Hab dich...«

Dabei strahlte er und legte den Kopf schief, genoss den sanften Druck des Wassers auf seiner Haut und seinen Liebsten in der Nähe. Das war ein tolles Gefühl, das wollte er öfter machen!
 

Tarêk konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Amien ihn eingefangen hatte. Böse war er darüber keineswegs, nur ein bisschen enttäuscht, weil er noch ein bisschen mit dem Jüngeren hatte schäkern wollen und Amien schmollte doch immer so niedlich, wenn er irgendwas nicht bekam.

Der Kleine strahlte nun wie ein kleiner Stern und Tarêk zog ihn an sich und belohnte ihn mit einem sanften Kuss.

»So, du flinker Schwimmer…«, meinte er dann und lächelte verschmitzt. »Was wollen wir denn jetzt noch schönes machen?« Absichtlich ließ er seine Stimme leicht anzüglich klingen und beobachtete Amiens Gesichtszüge ganz genau.

Er war gespannt, was dieser antworten würde.

Tarêk wollte gerne auch noch ein paar Runden schwimmen. Der Teich war zwar nicht so groß, doch zum schwimmen reichte es. Zudem war es schön entspannend.
 

Der Kleine strahlte als er den Kuss spürte und er schmiegte sich genießerisch an den anderen, kicherte noch immer weil er den erstaunten Blick gesehen hatte. Offenbar hatte der Dunkelhaarige gar nicht damit gerechnet dass der Kleine so schnell war und er gluckste und amüsierte sich immer noch darüber. Eng kuschelte er sich an den schönen Körper, der ganz ihm gehörte, von ihm aus konnten das auch alle wissen!!

Als er die Frage hörte mit dem gewissen Unterton, errötete er leicht und sah den anderen an, leckte sich über die Lippen und wusste schon ganz genau, was der andere wollte doch er empfing einige Gedanken des anderen und so meinte er leise und unschuldig:

»Schwimmen?«, und schon war er wieder abgetaucht. Man konnte von oben nur den Lichtschein sehen, der sich rasch durch das Wasser bewegte und bald am anderen Ende angekommen war. Der Kleine tauchte tiefer und sammelte wieder einige schöne Muscheln und Steine, wie er das immer tat wenn er hier schwimmen ging. Das machte ihm Spaß und er wusste, dass sich Tarêk über die Muschelkette letztens sehr gefreut hatte. Und Amien machte ihm sehr gerne eine Freude, er mochte es, das glückliche und erstaunte Gesicht des anderen zu sehen und so suchte er entspannt weiter, konnte ja länger unter Wasser bleiben und achtete im Moment nicht auf Tarêk, spürte ihn aber in der Nähe.
 

Da Amien auf seine Frage hin errötete, wusste Tarêk unweigerlich, an was der Kleine gedacht hatte. Als dieser aber etwas anderes antwortete, hob er nur eine Augenbraue.

Ihm sollte es recht sein, denn immer nur Sex war auch nicht gut für die Beziehung, obwohl Tarêk nichts dagegen gehabt hätte seinem süßen Partner lustvolle Laute zu entlocken.

Doch so sah er Amien nur hinterher, wie er untertauchte und umhertollte.

Jetzt wusste er ja auch, dass ein Galadhrim ziemlich lange unter Wasser bleiben konnte, deswegen machte er sich nun keine Sorgen, sondern begann selbst ein paar Runden zu schwimmen.

Erst schwamm er mit kräftigen Zügen auf dem Bauch hin und her und wechselte dann in die Rückenlage, wobei er jedoch immer ein Auge auf Amien hatte und aufpasste, dass der Kleine wenigstens ab und zu mal auftauchte.

Irgendwann hatte Tarêk genug.

Er hatte sich ziemlich verausgabt und seine Arme fühlten sich schon richtig schwer an. Aber es war ein schönes Gefühl. Kalt war ihm nicht, auch wenn die Sonne nicht schien, wie sonst immer.

Langsam schritt er aus dem Wasser und setzte sich am Ufer ins Gras, während er ununterbrochen Amien beobachtete, der noch lange nicht genug zu haben schien.

Kleiner Wirbelwind, dachte Tarêk insgeheim und ließ sich zurückfallen.

Wenn Amien genug hatte, würde er schon rauskommen.
 

Immer wieder warf der Galadhrim einen Blick nach oben, um Tarêk beim Schwimmen zuzusehen, tauchte ab und an auf und suchte dann weiter. Es machte ihm sichtlich Spaß und er holte sich kurz etwas von der Pflanze, kaute ein Stück und schluckte es dann herunter, zur Sicherheit damit ihm die Luft nicht ausging.

Er bemerkte, dass der Dunkelhaarige schließlich das Wasser verließ und kam nach einer Weile ebenfalls raus, aber nur, um den anderen mit den schönen Dingen zu überhäufen, die er unten auf dem Grund gefunden hatte, und dann wieder im Wasser zu verschwinden und weiter zu suchen.

So ging das eine ganze Weile, bis der andere schließlich abwehrend die Hände hob und auf den riesigen Berg sah, den ihm der Kleine da gebracht hatte. Ein wenig errötete Amien, weil er verlegen war. Er hatte seinem Partner doch nur eine Freude machen wollen... Das war ihm jetzt doch ein wenig peinlich, doch er gesellte sich schließlich zu ihm, setzte sich daneben und fühlte sich sichtlich wohl, störte sich nicht daran dass er nackt war und kuschelte sich seitlich an den Dunkelhaarigen, seufzte wohlig und genoss das entspannte Beisammensein sichtlich, und das sah man ihm auch an.

Je mehr Muscheln Amien aus dem Wasser brachte, desto mehr überlegte Tarêk wie er dem Kleinen begreiflich machen sollten, dass er so viel von dem Zeug gar nicht brauchte.

Andererseits wusste er ja, dass ihm sein Partner nur eine Freude machen wollte und dabei ein wenig über die Stränge schlug. Er wollte Amien aber auch nicht enttäuschen, indem er ablehnte. Als der Kleine dann mit noch einer Ladung kam, blieb ihm nichts anderes mehr übrig.

»Hey.. das reicht jetzt aber wirklich..«, sagte er lächelnd und bemerkte wie Amien peinlich berührt errötete.

»Ist doch nicht so schlimm«, beruhigte er ihn gleich wieder und schlang einen Arm um den Jungen, als dieser sich neben ihn setzte.

Eine Weile herrschte einträchtiges Schweigen zwischen ihnen, doch dann erhob Tarêk die Stimme. »Ich glaube ich suche mir das raus, was mir besonders gut gefällt und den Rest tun wir wieder zurück ins Wasser, okay?«, schlug er vor. »Immerhin brauchen das manche Tiere zum Leben«, erklärte er. »So eine Muschel ist das zu Hause von einem Krebs, oder einer Schnecke und wenn du denen das wegnimmst, dann wissen die ja gar nicht wo sie wohnen sollen, hm?«

Tarêk hatte keine Ahnung, ob es hier überhaupt Krebse oder Schnecken gab, aber es eignete sich gut, um ein paar von den Dinger wieder los zu werden, ohne den Kleinen zu enttäuschen.

Sanft küsste er Amien auf die Stirn und lächelte ihn an. Er war sich sicher, dass der Junge es verstand, dass sie nicht alles mitschleppen konnten.

Dann kam er gedanklich auf ein anderes Thema. Obwohl er wusste, dass Amien das vielleicht nicht so gut auffassen würde, sprach er es an.

»Amien..?«, sagte er sanft. »Es würde mich wirklich freuen, wenn du mal deine Eltern besuchst und dich über so einige Dinge erkundigst, die du mir vor ein paar Stunden noch nicht beantworten konntest.«

Die ganze Zeit hatte er den Kleinen angesehen. Deswegen entging ihm nicht, wie Amien unwillig das Gesicht verzog.

»Hey.. nicht widersprechen, ja? Du hast es versprochen!«, schnitt Tarêk seinem Partner das Wort ab, bevor dieser überhaupt anfangen konnte zu zetern.

»Ich will dich ja nicht zwingen, aber.. ich finde es schon wichtig über alles bescheid zu wissen, was dich betrifft. Und du solltest deinen Körper auch verstehen. Ich will nicht noch mal so einen Schreck bekommen, wenn es dir schlecht geht und ich nicht weiß, was ich tun soll«, erklärte der Dunkelhaarige eindringlich und hoffte, dass Amien es verstand.
 

Der Kleine verstand nicht so ganz, was genau Tarêk meinte dass andere Tiere darin leben wollten, aber er spürte in etwa, was der Mann von ihm wollte und nickte schließlich, hatte kein Problem damit, dass sich sein Partner die Dinge heraus suchte, die ihm am besten gefielen und den Rest dann wieder in den See gab.

Amien seufzte zufrieden auf als er einen Kuss auf die Stirn bekam und fühlte sich sichtlich wohl, rutschte so eng an den anderen heran, wie es möglich war und sah auf, als er seinen Namen hörte, blickte den anderen an und konnte sich schon denken dass gleich etwas kam, was er eigentlich nicht so gerne hören wollte. Doch er nickte kurz und ließ den anderen weiter sprechen, lauschte aufmerksam zu und verzog sofort das Gesicht. Er wollte protestieren, doch Tarêk hinderte ihn daran, indem er gleich weiter sprach und der Galadhrim senkte den Blick und seufzte schwer auf. Er hatte keine Lust zu seinen Eltern zu gehen... Aber er war auch schon länger nicht mehr da gewesen... Dennoch spürte er kein Verlangen darin, sie wieder zu sehen und wusste, dass er mit dieser Meinung bei seinem Volk alleine da stand. Doch er konnte auch nichts dafür, dass er es hasste, verhätschelt zu werden und lieber seine Freiheit wollte. Das müssten seine Eltern doch eigentlich langsam begriffen haben...

Schwer seufzte er und rückte ein Stück von seinem Partner ab, zog die Beine an sich und schlang seine Arme darum, blickte stumm auf das klare Wasser hinaus. Er verstand es ja, und merkte dass er auch gar keine andere Wahl hatte, dennoch gefiel es ihm nicht und man sah es ihm auch deutlich an, seine Haare flackerten.

»Wann...«, fragte er nach einiger Zeit des Schweigens leise und sah Tarêk nicht an, war ein bisschen eingeschnappt auch wenn er wusste, dass der andere nur das Beste von ihm wollte. Dennoch war er schrecklich verstimmt.
 

Tja.. Nun hatte er die ganze schöne Stimmung verdorben. Das war eigentlich nicht Tarêks Absicht gewesen. Aber an seiner Einstellung änderte sich dadurch nichts. Es stimmte ihn nur traurig, dass Amien sich nicht mal dazu überwinden konnte zu seinen Eltern zu gehen, um sich über gewisse Sachen, was Sex und Fortpflanzung anging zu informieren.

Immerhin betraf es nicht nur ihn selbst, sondern in zweiter Linie auch Tarêk.

Und Tarêk wollte alles ganz genau wissen. Schließlich war Amien ein Wesen, dessen Natur er nicht kannte und Grundlage einer Beziehung war nun mal, dass der eine über den anderen genauso gut bescheid wusste, wie über sich selbst.

Die leise Frage riss Tarêk aus seinen Gedanken und er schüttelte unmerklich den Kopf.

»Amien, hör mal… Ich will dich nicht damit ärgern, hm? Versteh mich doch.. ich bin nun mal nicht von deiner Rasse, wo es vielleicht alles unkomplizierter wäre. Aber ich mache mir genauso Sorgen, vielleicht noch viel mehr. Ich weiß es nicht…«

Für einen Moment verstummte er.

»Du musst selbst wissen, wann du gehst.. «, gab er nun Antwort und betrachtete den Kleinen von der Seite. Er hatte Amien nicht aufgehalten, als dieser sich von ihm abgewandt hatte. Dennoch schmerzte es ihn irgendwie, dass sein Partner ihn in der Angelegenheit anscheinend nicht verstand.

Für das schlechte Verhältnis zu seinen Eltern konnte Tarêk schließlich auch nichts. Er verlangte ja schon gar nicht, dass er ihnen vorgestellt wurde, obwohl er auch das gerne getan hätte.

Allerdings war er auch schlau genug zu wissen, dass seine Person nicht gerade mit Sympathie begrüßt wurde, sondern eher mit dem Gegenteil.

Das bewies mal wieder, dass nicht jede Beziehung nur von Glück und Freude geprägt war. Schattenseiten gab es genug.

Aber Tarêk wollte nicht länger darüber nachdenken.

Er bereute es nicht mit Amien zusammen zu sein und würde es auch nie tun.

Nichts desto trotz erhob er sich nun und zog sich wieder an. Durch die warme Luft war er bereits getrocknet.
 

Der Galadhrim seufzte schwer als er die Erklärungen des Mannes hörte und warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor er den Kopf wieder auf seine Knie sinken ließ. Er hasste es, zu seinen Eltern zu gehen, weil er genau wusste, wie das ablaufen würde und dann darum kämpfen musste, wieder von ihnen loszukommen... Obwohl der Kleine es schon niedlich fand, dass sich Tarêk so viele Sorgen um ihn machte, doch er wollte einfach nicht zu seinen Eltern gehen...

Nachdenklich fuhr er sich durch die Haare und trocknete sie somit zusätzlich, streckte sie zu der gewohnten Frisur und schlüpfte schließlich ebenfalls wieder in seine Sachen. Dann erhob er sich, bemerkte dass der andere sich schon angezogen hatte und warf ihm einen langen Blick zu, bevor er schließlich seinen Weg ging und im Wald verschwand, ohne noch ein Wort verloren zu haben.

Er hatte beschlossen, dieses blöde Gespräch gleich hinter sich zu bringen, damit die Stimmung bei ihrem nächsten Treffen nicht so mies war wie gerade eben.

Als er in den Wald eingetreten war kletterte er sofort auf einen der Bäume, warf noch einen Blick auf Tarêk, der ein wenig verloren wirkte und seufzte, dann wandte er sich in die andere Richtung und kletterte flink wie ein Äffchen von Baum zu Baum. Ihm war unwohl zumute, als er schließlich, obwohl er mehrere Umwege genommen hatte und die Bewegung genoss, mal wieder Klettern zu können, doch an dem Baumhaus seiner Eltern ankam und unschlüssig vor der Tür stand. Doch bevor er noch etwas sagen oder tun konnte, wurde die Tür auch schon aufgerissen und seine Eltern sahen ihn mit strahlenden Augen an, zogen ihn sofort hinein und fingen an ihn zu knuddeln.

Und dann ging auch schon der bekannte Redeschwall über ihn los, den er so gut es ging versuchte zu ignorieren!

»Amien wo warst du so lange! Wir haben uns Sorgen gemacht!«

»Wieso kommst du immer nur wenn es dir passt!«

»Wir haben gedacht dir ist was passiert und hätten es nicht erfahren!«

»Musst du immer draußen herum streunen?!«

»Kannst du nicht wie ein normaler Galadhrim im Haus bleiben?!«

»Musst du immer den ganzen Wald durchkreuzen?«

Und so weiter und so weiter, der Kleine verdrehte die Augen und mochte die einengende Umarmung nicht, zappelte, bis seine Eltern endlich los ließen und sah sie vorwurfsvoll an, aber das interessierte sie wahrscheinlich sowieso nicht.

Doch er merkte, dass sie gerade festgestellt hatten, dass er nicht mehr alleine war. Er wusste, dass erfahrene Galadhrim es riechen konnten, wenn ein jüngerer von ihrer Rasse geschlechtsreif war und einen Partner hatte.

Sie rissen die Augen auf und zogen ihn sofort in das gemütliche Wohnzimmer.

»Was hast du uns alles verschwiegen?! Wer ist er? Wie lange kennt ihr euch schon? Wieso hast du uns nie was gesagt!!«

Amien verdrehte erneut die Augen, war bisher noch nicht einmal zu Wort gekommen, wie das immer so war und ließ sich auf einem der gemütlichen Bodenkissen nieder, griff zu den Früchten die in der Mitte lagen und fing an, sie unbeteiligt zu essen. Hoffentlich kam er hier heute noch wieder raus, er wollte zu Tarêk zurück!! Vielleicht hätte er ihn doch mitbringen sollen, DANN wären seine Eltern mit Sicherheit sprachlos gewesen. Diese Vorstellung ließ den Kleinen grinsen.
 

Das Amien wirklich ohne ein Wort verschwand, versetzte ihm irgendwie einen Stich in der Brust. Tarêk wusste nicht, ob der Kleine ihm nun böse war oder nicht. Auf jeden Fall war er nicht begeistert. Eine Weile stand der Dunkelhaarige noch unschlüssig am Ufer des Sees, entschied sich dann aber in das kleine Dorf zu gehen und nach dem Rechten zu sehen.

Es waren keine Männer mehr dort postiert, weil sie beschlossen hatten die Galadhrim so weit es ging in Ruhe zu lassen.

Von ihnen ging keine Gefahr aus und warum sollten sie also deren Ruhe stören?

Ab und zu ging mal jemand vorbei und heute war er es eben.

Reden tat zwar eh niemand mit ihm, aber Tarêk hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte. Immerhin wollte er auf Amien warten und wenn er jetzt schon zum Schiff zurück ging, würden sie sich erst am nächsten Tag sehen. Solange wollte er nicht warten.

Der Weg zum Dorf war relativ lang und Tarêk ließ sich auch Zeit. Er wusste nicht wie lange Amien brauchen würde. Wenn es nach dem ging, was der Kleine ihm über seine Eltern erzählt hatte, dann dauerte es bestimmt einige Stunden.

Im Dorf war es wie erwartet sehr still.

Die paar Galadhrim, die noch herumliefen, musterten ihn nur mit seltsamen Blicken und ignorierten ihn schließlich gänzlich. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben und Tarêk war sich wohl bewusst weshalb. Es war immer so.

Egal wie „nett“ man die jeweiligen Wesen eines Planeten behandelte, man blieb doch immer der Böse und ein Außenseiter.

Seufzend verließ Tarêk das Dorf schließlich wieder und strebte zum Waldrand. Von dort aus konnte er bereits das Schiff sehen, doch er ging nicht weiter, sondern setzte sich ins Gras und lehnte sich an einen Baum.

Hier beschloss er auf Amien zu warten.
 

Tbc...
 

(c) by desertdevil x susycute



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Kommentare zu dieser Fanfic (55)
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Von:  ReinaDoreen
2022-02-03T15:45:02+00:00 03.02.2022 16:45
Vielleicht lässt du die Geschichte ja doch wieder aufleben
LG reni
Von:  loire
2011-12-20T21:58:18+00:00 20.12.2011 22:58
Laurin ist in der Frage irgendwie mehr als unwissend, oder? Selbst die Jungs im Kindergarten sind schon aufgeklärter. Zumindest bei mir war das so, die haben sogar geschaut wer hat den größten. XD Laurin ist einfach klasse...
Von:  evejean
2011-01-15T07:59:49+00:00 15.01.2011 08:59
tolles kapitel, wie immer. bin sehr gespannt wie die geschichte weiter geht.

lg eve
Von:  wieprei
2010-12-29T20:37:41+00:00 29.12.2010 21:37
Wieder ein sehr langes neues Kapitel von dir. Du machst mich glücklich. ;-)
Die Typen, die Ascons Raumschiff reparieren, sind mir nicht geheuer. Die führen doch was im Schilde.
Laurin tut mir ein bißchen leid. Er und Ascon reden irgendwie immer aneinander vorbei. Hoffentlich gibt sich das bald.
Die anderen Beiden sind auch ein süßes Pârchen.

Ich bin gespannt, wie es mit den Vieren weitergeht.

Lg. Ines

Von:  ReinaDoreen
2010-12-29T19:31:36+00:00 29.12.2010 20:31
Schade das Laurin und Ascon sich immer wieder so missverstehen, aber sie sollten wirklich mehr miteinander reden, um sich verstehen zu lernen.
Amien und seine Eltern. Hoffentlich läuft da alles gut
Reni
Von:  evejean
2010-09-01T14:59:33+00:00 01.09.2010 16:59
süüüüüßßß, liebe diese geschichte ^^ kann garnet genug von bekommen.

lg eve
Von:  Luma_
2010-08-24T08:17:08+00:00 24.08.2010 10:17
Hi
finde die Story ziemlich niedlich.
Und auch wenn es anfangs etwas ungewohnt war, hab ich mich auch recht schnell daran gewöhnt, dass die Geschichten der zwei Pärchen paralel erzählt wird.
Bin nun gespannt wie es weiter gehen wird.
Die beiden hängen ja schon ziemlich lange auf diesem Planeten fest. Machen sich da seine Leute eigentlich keine Gedanken?
Fände es eigentlich ganz lustig wenn sie mal bei Amiens Eltern vorbeischauen würden.
Lass mich überraschen was ihr euch noch so einfallen lasst.
Bis dann.
lg
Luma
Von:  Luma_
2010-08-24T08:17:08+00:00 24.08.2010 10:17
Hi
finde die Story ziemlich niedlich.
Und auch wenn es anfangs etwas ungewohnt war, hab ich mich auch recht schnell daran gewöhnt, dass die Geschichten der zwei Pärchen paralel erzählt wird.
Bin nun gespannt wie es weiter gehen wird.
Die beiden hängen ja schon ziemlich lange auf diesem Planeten fest. Machen sich da seine Leute eigentlich keine Gedanken?
Fände es eigentlich ganz lustig wenn sie mal bei Amiens Eltern vorbeischauen würden.
Lass mich überraschen was ihr euch noch so einfallen lasst.
Bis dann.
lg
Luma
Von:  evejean
2010-08-08T13:25:40+00:00 08.08.2010 15:25
die beschreibung vom muster auf amiens brust klingt toll, hätte das auch gerne live gesehen ^^
bin sehr gespannt ob der komische kerl, ascon wirkl. hilft bzw die perlen als zahlungsmittel nimmt.

lg eve
Von:  LDrache
2010-08-08T08:08:43+00:00 08.08.2010 10:08
Es wehre toll wenn sie die Perlen als Zahlungsmittel benutzen konnten, aber dieses wesen ist mit nciht so geheuer..ich hoffe er hilft den beiden und tut Laurin nichts..hmm spannend..hoffentlich können sie beide zurück kehren..das andere Pärchen ist auch süss =) passen sehr gut zusammen^^
Bin schon sehr gespannt auf weiter ^^


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