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Final Fantasy IX (Kap.6)

von

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Yo, hier noch einer vor Weihnachten... allerdings sind die Feiertage wahrscheinlich schon wieder vorbei, bis der Teil hier aufschlägt... naja, wie dem auch sei: Frohes Fest und guten Rutsch, zefix!

(Ach ja, dieser Teil hat wieder Spaß gemacht! ^^)
 

***
 

Kapitel 6:
 

"Welch graziler Sprung, Prinzeschen!" kommentierte Zidane spöttisch, als die Prinzessin des Königreiches Alexandria neben ihm auf der bebenden Maschine landete. "Da könnt ich mich doch glatt verlieben!"

Prinzessin Garnet runzelte die Stirn ob seiner letzten Worte, hatte den Rest aber offensichtlich ernst genommen.

"Ein Leichtes," erklärte sie. "Schon vergessen, wie ich vorhin entschlossen den Turm hinuntersprang?"

"Wie könnte ich..." An diese Ausdrucksweise würde er sich nie gewöhnen können. "Du bist eigentlich viel zu schade für eine Prinzessin!" Genau! Todesmutig von irgendwelchen Türmen springen und dann in solch verschachtelten Sätzen zu sprechen, dass passte einfach nicht zusammen.

"Bitte, lasst uns dies ein Andermal besprechen," sagte Garnet ausweichend und sprang von dem vibrierenden Metall, auf dem sie stand auf das vibrierende Metall, das den Fußboden darstellte. "Wir sollten gehen!"

Damit hatte sie wohl recht. Über das Dröhnen der Maschinen hinweg konnte Zidane vage die Stimme dieses nervigen Heinis hören, der ihnen schon vorher ständig mit seinem ,Prinzessin, Prinzessin!' in den Ohren gelegen hatte. Zu dumm, dass es ihnen nicht möglich gewesen war, die Luke wieder zu verschließen, nachdem sie hindurch waren. Blieb nur die Hoffnung, dass er zu breit sein würde, um hindurchzupassen.

Obwohl, Cinna war ja schließlich auch nicht steckengeblieben...

Bevor der Kerl jedenfalls die Gelegenheit bekam, neben ihm zu landen, sprang auch Zidane von der Maschine und lief zu den anderen, die bereits an der Tür zu einem der Lagerräume auf ihn warteten.

"Glei, wenn des Stigl aus ist, nachad haumer ob!" erkläre Cinna. Das Stück! Daran hatte Zidane nun gar nicht mehr gedacht! Er fragte sich, wie die da oben mit dem Fehlen von ihm und Blank in einigen Szenen zurechtgekommen waren. Vor allem Blank hätten sie eigentlich gebraucht... Vermutlich, beschloss der Junge, hatten sie einfach irgendwen anders unter einer Kutte auf die Bühne geschickt und gehofft, dass den Zuschauern die veränderte Stimme nicht auffiel...

Nichtsdestotrotz war hier natürlich nichts so gelaufen, wie es geplant gewesen war!

Aber das tat es ja sowieso nie. Zidane fragte sich kurz, wie es Blank wohl ergangen sein mochte, als er gefolgt von Cinna und der Prinzessin in das geräumige, aber leere Lager spazierte, dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem leisen Geräusch abgelenkt, das schnell lauter wurde. Es kam von oben.

Er runzelte die Stirn und lauschte eine Sekunde, dann sprang er mit einem Satz nach hinten, gerade rechtzeitig, um von dem großen Mann in der Ritterrüstung, der die Feuerstange vor ihm herunter gerutscht kam knapp verfehlt zu werden.

"Stehengeblieben!"

Zidane blieb stehen. Cinna auch. Beide starrten den Soldaten an - ziemlich dämlich, wie es Zidane vorkam. Garnet wich automatisch einen Schritt zurück.

Der Mann sprach wieder: "Prinzessin!" sagte er leidenschaftlich. "Steiner wird euch retten, verzagt nicht!"

Zidane hätte beinahe laut losgelacht. Ob die in diesem Schloss alle so komisch redeten? Doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken, als sich die Tür, durch die sie hereingekommen waren erneut öffnete und ein weiter Soldat auftauchte.

"Prinzessin Garnet seid unbesorgt!" rief dieser. Der andere Kerl, bei dem es sich offensichtlich um einen ranghöheren Offizier handelte, schien über sein Erscheinen recht erfreut zu sein, denn er lobte ihn kurz und redete irgendwas von der ,ersten gelungenen Zusammenarbeit seit Gründung der Pluto-Truppe'. Zidane musste jetzt doch lachen und Garnet blickte ihn entgeistert an, bis der neue Soldat in sein Gelächter einstimmte.

Auch der Alte schien verwirrt.

"Prinzessin, alles wird gut!" erklärte sein ,treuer Untergebener'. "Mit Verlaub entführen wir euch jetzt, wenn's recht ist!"

Eines musste man Blank lasen: Er hatte einen gewissen Sinn für dramatische Aufritte. Dem edlen Ritter klappt jedenfalls die Kinnlader herunter.

"Bitte?!" machte er fassungslos. "Wer bist du Komiker überhaupt?" Er lief rot an. "Steckst du etwas mit diesem elenden Gesindel unter einer Decke!?" Na ja, wenn er das bis jetzt nicht gemerkt hatte, dann konnte im sowieso keiner mehr helfen. Und in der Rolle des Verräters war Blank schon immer gut gewesen... Der Soldat zog sein Schwert und Zidane, Cinna und Blank taten es ebenfalls. Garnet selbst hielt sich hinter den drei Tantalus-Mitgliedern und sah aus großen Augen zu, wie ihr fehlgeleiteter Retter ihre Beschützer angriff. Dabei konzentrierte er sich allerdings hauptsächlich auf Zidane, als wäre dieser der Ursprung allen Übels auf der Welt. Der junge Dieb wehrte sich nach Leibeskräften gegen den Ansturm, denn auch, wenn dieser Kerl zum Veralbern einlud hatte er doch einen unangenehm harten Schlag... und ungefähr dreimal soviel Kampferfahrung wie alle seine Gegner zusammengerechnet! Und im Gegensatz zu Bark trug er nicht nur eine Rüstung, die ihre eigenen Angriffe beinahe wirkungslos machen, nein, in dem Glauben, die Prinzessin beschützen zu müssen kämpfte er durchaus mit dem Ziel, sie alle unschädlich zu machen, ohne irgendwelche Skrupel, sie gegebenenfalls auch zu verletzen. Oder umzubringen.

Die schwere Waffe des Soldaten sauste auf Zidane herab, wurde in letzter Sekunde von der Klinge seines Dolches abgelenkt und schlitzte seinen linken Unterarm auf. Sofort hob er sein Schwert, um erneut nachzusetzen, während die Schläge von Blank und Cinna von seiner Rüstung abprallten wie Regentropfen. Und Zidane wurde zum ersten Mal mit voller Härte bewusst, dass diese Sache schon lange kein Spaß mehr war.
 

Cinna fluchte innerlich und kaute verbissen auf seiner Lippe herum. Er hatte sich dabei schon ordentlich gebissen, als dieser verfluchte Möchtegern-Ritter ihn eher beiläufig mit seinem Schwert beiseite gewischt hatte. Der schien es wirklich hauptsächlich auf Zidane abgesehen zu haben, vermutlich, weil er ihn für den Hauptübeltäter hielt. Und Zidane war verletzt, bemerkte der junge Mann nicht ohne einen gewissen Schrecken, als sein Blick auf die heftig blutende Wunde im Arm seines Freundes fiel. Damit konnte er den Arm nicht richtig einsetzten, und obwohl es sich ,nur' um den linken Arm handelte, konnte sich diese Verletzung schon als fatal erweisen, denn Zidane brauchte beide Hände zum Kämpfen.

Ihr Gegner hob sein Schwert zum entscheidenden Schlag, gerade als Zidane unter der Wucht des letzten Angriffes rückwärts zu Boden fiel. So konnte er nicht einmal mehr ausweichen, und obwohl sich Cinna bereits wieder im Anmarsch befand, bereit, seinen geliebten Hammer auf den Helm des Soldaten niedersausen zu lassen, wusste er doch, dass er nicht schnell genug sein würde. Irgendwo am Rande seines Bewusstseins registrierte er, dass die Prinzessin schon die ganze Zeit auf den Kerl einschrie, aber er hörte ihr einfach nicht zu. Und jetzt würde er Zidane umbringen, und niemand konnte ihn daran noch hindern. Cinnas Herz setzte einen Schlag aus, als das Schwert nach unten sauste - und eine gerade Schneise in Blanks Panzer schlug, der seinen Freund in letzter Sekunde beiseite gestoßen hatte.

"Blank!" rief der blonde Junge erschrocken, als er sich wieder aufrappelte, und auch Cinna fühlte, wie sich der Schrecken in ihm ausbreitete, doch Blank schien den Angriff weitestgehend unbeschadet überstanden zu haben. Einzig seine Rüstung hatte einen Totalschaden erlitten und fiel krachend zu Boden.

Der Soldat setzte bereits mit eines wütenden Kampfgeschrei zu einem erneuten Angriff auf Blank an, der es nun endlich geschafft zu haben schien, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, als er plötzlich mitten in der Bewegung innehielt. Verwirrung spiegelte sich auf seinen Zügen und wurde bald von einem Hauch Ekel abgelöst. Statt auf Blank schlug er nun auf die kleinen, weißlichen Tierchen ein, die wild um ihn und alle anderen herumhüpften. Auch Blank hatte mittlerweile seine liebe Not mit den Viechern, die sich an seinen Haaren festklammerten und Cinna schlug ebenfalls mit seinem Hammer nach dem Getier, das es wagte, ihn anzuhüpfen. Dennoch war er dankbar für ihr Auftauchen. Der Kampf war fürs Erste vergessen.

Als sie sich unter den Uniformen der Pluto-Truppe getarnt hatten, musste Blank die Tasche mit den Juckzirpen, die er eigentlich hatte verwenden wollen, um das Publikum abzulenken, in den freien Platz unter seinem Brustpanzer gesteckt haben. Dem letzten Angriff waren dann einige dieser Viecher offensichtlich zum Opfer gefallen, denn sie lagen zerstückelt und bestenfalls noch schwach zuckend auf dem Boden rum, doch der Rest hatte die Gelegenheit zur Flucht ergriffen und hüpfte nun fröhlich um sie herum. Cinna entging die Ironie der Situation keineswegs: Diese kleine Tierchen hatten mit ihrem Gehüpfe geschafft, was ihnen selbst mit all ihren Schwertern, Dolchen und Hammern nicht gelungen war: den Feind solange außer Gefecht zu setzen, bis sie mit der Prinzessin fliehen konnten.

Diese Gelegenheit schienen Zidane und Garnet bereits ergriffen zu haben, denn Cinna konnte sie nirgendwo mehr entdecken. Dafür bemerkte er jetzt, dass der Schwerthieb Blank offenbar doch verletzt hatte: Er blutete aus einer langen Fleischwunde, die sich von seiner Schulter aus über die halbe Brust zog. Eine Narbe mehr für seinen Körper... Wenigstens schien sie nicht besonders tief zu sein, denn sie beeinträchtigte ihn keinesfalls dabei, fluchend durch den Raum zu rennen und sich lautstark über die Juckzirpen zu beschweren.

Cinna fühlte sich nicht wohl dabei, ihn mit diesem Verrückten allein zu lassen, aber im Augenblick war es wichtiger, die Prinzessin in Sicherheit zu bringen, und Blank würde schon wissen, wann es besser war, abzuhauen. Solange er noch hinter der Prinzessin her war, würde der Kerl sich wohl nicht unnötig lange mit ihm beschäftigen. So beieilte sich auch das älteste der anwesenden Tantalus-Mitglieder, das entstanden Chaos auszunutzen und hinter Zidane und der Prinzessin herzurennen.

Er fand sie zwei Räume weiter, in einem Zimmer, das sich direkt unter der Bühne befand und dummerweise eine absolute Sackgasse darstellte. Hier war Zidane gerade damit beschäftigt, die Wunde in seinem Arm notdürftig mit einem Tuch zu verbinden, während Prinzessin Garnet gehetzt um sich blickte, es aber vermied, auch nur in Zidanes Richtung zu schauen, geschweige denn, ihm behilflich zu sein. Vermutlich hatte sie als wohlbehütete Königstochter wenig Erfahrung mit dem Anblick von klaffenden Fleischwunden.

Hinter ihm erklangen die schweren Schritte von Soldatenstiefeln.

"Zidane!" rief Cinna aufgeregt. "Lift Numa zwoa, zefix!"

"Okay!" rief der Junge mit dem Schwanz, der sofort begriffen hatte, worauf er hinauswollte und zum Lift lief. "Garnet, hierher!"

"Das hast du dir wohl so gedacht!" Etwas stieß Cinna beiseite und stürmte weiter, ohne ihn zu beachten. Glücklicherweise waren die beiden Anderen schon außer Reichweite, doch der Alexandrische Soldat schien das Prinzip der Aufzüge bereits erfasst zu haben, denn er stellte sich sogleich auf den nächsten Lift und fuhr nach oben, bevor Cinna eine Chance hatte, ihn aufzuhalten.

Eine Sekunde später tauche auch Blank in der Tür auf und kommentierte die Angelegenheit mit einem erbitterten Fluch.

Wenn dieser Soldat da oben auf der Bühne jetzt einen riesigen Aufstand veranstaltete - und keiner von ihnen zweifelte auch nur eine Sekunde daran, dass er dies tun würde - dann konnte sie bestenfalls noch eine schnelle Flucht retten. Cinna wusste nicht, ob es dem Kerl schon gelungen war, eine Verbindung zwischen der Theatergruppe und der Entführung zu ziehen, aber selbst wenn nicht, würde sich das auf jeden Fall gleich ändern.

Am besten, sie begaben sich schon einmal in den Maschinenraum und bereiteten alles für einen plötzlichen Start vor.
 

"Heute Abend," sagte König Lear vernehmlich, als er langsam auf die Bühne geschritten kam, "endlich, werden Cornelia und Prinz Schneider im Bund der Ehe vereint. Dadurch gewinne ich die Kontrolle über den Prinzen, und somit auch über sein Land!" Und er lachte gehässig.

In einem der Tore tat sich etwas, dann erschienen Benero und Zenero, die eine weitere Person zwischen sich herführten.

"Wir haben einen verdächtigen Mann festgenommen!" erklärten sie.

"Na, wenn das nicht Marcus ist!" stellte König Lear, alias Bark, fest. Er betrachtete den Gefangenen einen Moment, dann wandte er sich ab. "Aber wie sehr du Cornelia auch lieben magst," tönte er, "und egal, wie sehr Cornelia auch dich lieben mag, einem Kerl aus so niedrigem Stand wie dir ist die Hand meiner Tochter nicht vergönnt!"

Im Hintergrund war der Schlag einer Glocke zu hören.

Der König wandte sich wieder Marcus zu.

"Wann diese Glocke zum dritten Mal läutet," sagte er feierlich, "dann hat dein letztes Stündlein geschlagen!"

Erneut ließ die Glocke ihr unheilverkündendes Läuten über die Bühne schallen.

"Noch einmal!" reif Lear.

Die Luke vor ihm im Boden öffnete sich und der entscheidende Glockenschlag wurde fürs erste einmal nicht beachtet. Der Bühnenlift kam von unten herauf und Zidane und ein Mädchen mit einer Kapuze auf dem Kopf erschienen vor ihnen. Bark starrte die Kleine an, denn trotz ihrer Verkleidung hatte er sie sofort erkannt.

"Pri... Prinzessin!?" flüsterte er entgeistert. Zidane drängte sich nach vorn.

"An alle!" raunte er ihnen zu. "Spielt einfach weiter!"

Aus dem Augenwinkel bemerkte Bark, dass weiter hinten auf der Bühne, im Schatten einiger Requisiten, ein weiterer Lift ankam, der einen großen Mann in Rüstung mit sich brachte. Er schluckte. Das war doch der Hauptmann von dieser trotteligen Pluto-Truppe... Wenn der hier Terz machte, dann konnten sie gleich einpacken! Und Bark hatte wenig Zweifel daran, dass der Kerl aus genau eben jenem Grund da war. Das hatten die Jungs ja wieder großartig verbockt!

Im Augenblick schien der Hauptmann allerdings ganz andere Probleme zu haben. Wie etwa, herauszufinden, wo er gerade war. Für den Moment fehlte ihm da offensichtlich noch der rechte Durchblick, denn er drehte sich immer wieder um sich selbst, wobei er in die Gegend starrte und ziemlich dämlich aussah.

Er sah wieder Zidane an, ein großes Fragezeichen in seinem Gesicht, aber der Junge winkte ab. Es war gerade auch kein geeigneter Zeitpunkt für lange Erklärungen, das sah Bark ja ein. Im Grunde wäre es auch passender gewesen, wenn die beiden ein Paar Minuten später aufgetaucht wären, aber so schlimm war das dann auch wieder nicht, dann wurde halt improvisiert. Darin waren sie ja recht gut...

Auch Marcus schien das mitgekriegt zu haben. Er befreite sich mit einem heftigen Ruck aus dem Griff seiner Bewacher und trat auf die Prinzessin zu.

"Cornelia!"

Prinzessin Garnet starrte ihn erschrocken an und schien absolut keine Ahnung zu haben, was er jetzt genau von ihr wollte.

Zidane kam ihr zur Hilfe. "Das ist Marcus!" raunte er ihr zu. "Dein Geliebter!"

Nun trat Garnet mutig einen Schritt auf den Schauspieler zu.

"Marcus!" rief sie leidenschaftlich.

"Ja, das isses!" Zidane schob das Mädchen sanft weiter auf seinen Kumpel zu und huschte dann selbst schnell an Bark vorbei in den hinteren Bereich der Bühne, offensichtlich, um sich um dem Soldaten zu kümmern, bevor dieser seine Gehirnlähmung überwunden hatte. Bark fiel auf das er blutete; eine mittlerweile völlig durchtränktes Tuch war provisorisch um seinen Arm gewickelt und von seiner rotgefärbten Hand tropfte es gelegentlich auf den Fußboden. Dennoch schien er recht guter Dinge zu sein, als er nun leise auf den Kerl einredete und ihm vermutlich weiszumachen versuchte, dass sie der Prinzessin irgendetwas schreckliches antun würden, wenn er Ärger machen sollte. Offensichtlich hatte er damit Erfolg: der Hauptmann lief zwar rot an vor Wut, verhielt sich aber ruhig.

Was auch immer bei ihrer sorgfältig geplanten Entführungsaktion schief gelaufen war, die Prinzessin wirkte irgendwie nicht besonders unglücklich mit ihrer Situation, als sie nun gerade fest in Marcus' starken Armen lag.

"Marcus..." sagte sie. "Ich habe dich ja so vermisst...! Ich möchte nie wieder von dir getrennt sein! Wo immer du auch hingehst, ich möchte an deiner Seite sein!"

Nun, wenn sich dieser Soldat dahinten weiterhin ruhig verhielt, würde sich das wohl einrichten lassen. Zumindest, stellte Bark erleichtert fest, schien sie das Stück zu kennen. Das machte einiges einfacher.

"Na, König Lear," rief nun Zidane, "wie schaut's aus? Gebt den beiden eine Chance!" Er grinste seinen Boss an und hob verstohlen einen Daumen, wie um zu sagen, dass er alles unter Kontrolle hatte. Das Ritter hinter ihm schnaubte zornig vor sich hin und hielt die Klappe.

"Ausgeschlossen!" donnerte Lear zurück, dann blickte er wieder seine ,Tochter' und ihren Geliebten an. "Du möchtest nie wieder von ihm getrennt sein?" fragte er. "Das ist ausgeschlossen, absolut ausgeschlossen! Cornelia wird Prinz Schneider hier heiraten!" Und er deutete auf den Pluto-Hauptmann, der im Hintergrund vor sich hinbrodelte. "Prinz Schneider!"

Jetzt wirkte der Kerl überfordert. Hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ihn jemand anreden würde.

"Ich... ich und die Prinzessen!?" stammelte er. Na ja, anscheinend hatte er ihnen wenigstens zugehört. Ging doch nichts über ein aufmerksames Publikum...

"Wenn ihr euch mir in den Weg stellt," redete Lear weiter, "muss ich euch alle töten!"

Doch dazu kam es nicht, natürlich nicht, denn das Drehbuch ließ es nicht zu, dass er, der Böse, der Tyrann, triumphierte. Bevor seine tapferen Gefolgsleute, die zuvor Marcus geschnappt hatten, irgendetwas tun konnte, wurden sie auch schon von ihrem früheren Gefangenen und Zidane verkloppt und in die Flucht geschlagen. Da er nun keine Rückendeckung mehr hatte, beschloss ,König Lear' seine Strategie zu ändern.

"Cornelia, sei brav und kehre mit mir ins Schloss zurück." Ungefähr das musste es sein, was auch der Pluto-Hauptmann jetzt dachte...

Prinzessin Garnet schüttelte den Kopf.

"Nein! Ich will nicht!"

"Cornelia... Hör auf, deinem Vater immer nur Kummer zu bereiten. Siehst du nicht, dass diese Heirat nur zu deinem Besten ist...?"

"Das lasse ich nicht zu, König Lear!" meldete sich auf einmal Marcus zu Wort. "Es wird Zeit, endlich abzurechen! Für die Rache meiner Eltern und für meine geliebte Cornelia...!" Seine Waffe blitzte im Lichte der Bühnenbeleuchtung. "Möge mein Schwert von nun an sprechen!" Er stürmte auf seinen Widersacher zu und stieß mit der Klinge in Richtung seines Herzens, doch er traf nur seine Cornelia, die sich im letzen Moment schützend vor ihren Vater geworfen hatte.

Mit einem Schrei ging sie zu Boden.

"Wa... warum!?" stammelte Marcus nun und sank neben der sterbenden Prinzessin zu Boden.

"Marcus, bitte vergib mir," hauchte seine Geliebte. "Aber er ist mein Vater..."

"Cornelia!" rief nun auch Lear und ging in die Knie. Dabei fiel sein Blick auf den Pluto-Soldaten, der ebenfalls zu Boden gegangen war.

"Prinzessin!" stöhnte er verzweifelt.

,Das darf doch nicht wahr sein!' dachte Bark fassungslos. Offensichtlich hielt dieser Idiot die Prinzessin wirklich für tödlich verwundet. Das konnte ja heiter werden. Eine tote Geisel nützte ihnen wenig!

"Vater, verzeih, dass ich so ungezogen war. Aber bitte, zeige Güte und vergib Marcus..." Mit diesen Worten hauchte Cornelia ihren letzten Atem aus und verstummte für immer. Für einige Sekunden herrschte Schweigen. Im Zuschauerraum war es totenstill.

"Das darf nicht sein!" Auf einmal sprang Marcus wieder auf seine Füße. "So werde ich von nun an Cornelias liebliche Stimme nie mehr hören?" Er blickte mit einem Ausdruck reinen Leidens auf das tote Mädchen zu seinen Füßen. "Und werde ich von nun an Cornelias sanfte Berührung nie mehr spüren?" Erneut hob er sein Schwert. "Wenn dem so ist, dann möchte ich auch nicht mehr leben!"

Und Zidanes entsetzter Ausruf war das letzte, was er hörte, als er sich die Waffe in den eigenen Leib rammte.
 

Oben auf der Ehrenloge konnte Königin Brane ihre Tränen kaum noch zurückhalten. Was für ein schönes Theaterstück sie dieses Jahr doch aufführten!

Mit einem kurzen Blick auf den leeren Platz neben dem ihren stellte sie fest, dass ihre Tochter noch immer nicht zurück war. Dass sie das verpasst hatte! Dabei hatte sie dieses Stück doch immer besonders gerne gehabt...

Nun ja, letztendlich war das Garnets Pech. Königin Brane beschloss, es fürs Erste ihren Soldaten zu überlassen, sich Gedanken über den Verbleib der Prinzessin zu machen und den letzten Rest des Stückes zu genießen.

Kurz streifte ihr Blick den Prinzen Schneider, der weiter hinten auf der Bühne am Boden kniete und dem der Tod Cornelias offenbar auch sehr nahe ging. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, dass er irgendwie Hauptmann Steiner verblüffend ähnlich sah und ließ sie trotz der Tränen in ihren Augen schmunzeln. Daran konnte nur diese Rüstung schuld sein, stellte sie fest.

Die beiden anderen Rüstungen, die sich in diesem Moment eilig ihren Weg durch die Zuschauerreihen bahnten entgingen ihr dabei allerdings völlig.
 

"Boah! Mächtig gutes Stück!" staunte Puck. Vivi neben ihm wischte sich gerade die Tränen aus den Augen.

"Ja, wirklich schön!" gab er zu.

"Siehste, hat sich doch gelohnt, extra über die Dächer bis hierher zu kommen, oder?"

Da musste Vivi ihm recht geben. Bevor er jedoch irgendetwas sagen konnte, rief Puck auch schon: "Mist, schnell weg!" und war verschwunden, ehe Vivi überhaupt wusste, was los war. Eine Sekunde später rannte auch er so schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten vor den beiden Soldaten davon, die sich durch das Publikum von Adligen und Reichen auf sie zudrängten und die Meinung zu vertreten schienen, sich ohne zu bezahlen in eine Theateraufführung zu schleichen wäre irgendwie ungesetzlich.
 

"Bitte vergib deinem Vater!" jammerte König Lear noch immer die Leiche seiner Tochter an. Zidane musste zugeben, dass Bark seine Sache mal wieder ziemlich gut machte, aber die Rollte des Tyrannen hatte er ja ohnehin immer gut gespielt - und das nicht nur im Theater! - und zu der gehörten solche Tragödien halt immer mal wieder zu. Da hatten sie alles schon Erfahrung mit.

Anders die Prinzessin. Für einen totalen Neuling auf der Bühne, fand Zidane, hatte sie eine erstaunlich gute Sterbeszene hingelegt. Er fragte sich kurz, was wohl aus Ruby geworden war, die diese Rolle ja eigentlich hätte spielen sollen, wischte den Gedanken dann aber beiseite. Der Pluto-Heini machte ihm im Augenblick wesentlich mehr Sorgen. Noch schien er ob des vermeintlichen Todes seiner Prinzessin ziemlich unter Schock zu stehen, doch sobald er erst einmal anfing, durchzudrehen, hatten sie hier ein ernsthaftes Problem.

Plötzlich kam etwas auf die Bühne gelaufen.

"Es... es tut mir leid!" stammelte es und rannte zwischen den Schauspielern hindurch, dicht gefolgt von zwei Soldaten mit gezückten Waffen.

Zidane runzelte die Stirn und starrte sie an. Es kam ja öfter mal vor, dass sich irgendjemand heimlich ins Theater schlich und von den Wachen wieder hinausbefördert wurde, aber jemanden unter völliger Missachtung des Stückes bis auf die Bühne zu jagen fand er ziemlich unverschämt.

Er wollte sich gerade beschweren, als es passierte:

Der kleine Junge, hinter dem die Wachen her waren bleib auf einmal stehen und streckte seinen Verfolgern die offenen Handflächen entgegen.

"Ko... kommt nicht näher!" stotterte er ängstlich. Als die beiden Soldaten erwartungsgemäß nicht auf ihn hörten, begann die Luft vor seinen Händen mit einem Mal sanft zu glühen, dann schossen zwei oder drei Flammen auf die beiden Alexandrier zu.

,Schwarzmagie!' schoss es Zidane durch den Kopf. Der Kleine da hatte mehr drauf, als man ihm ansah!

Aber leider nicht genug, denn statt der Soldaten trafen die glühenden Funken nur auf Garnets Überwurf, der sofort Feuer fing.

Die Prinzessin schrie auf. "Ich brenne!" rief sie entsetzt, riss sich instinktiv die Kapuze vom Kopf und schleuderte sie davon.

Für einen kurzen Moment schien die Welt stillzustehen.

"Zidane!" durchschnitt Barks donnernde Stimme die entstandene Stille. "Ich glaube, das wäre jetzt ein guter Augenblick!" Er packte Marcus am Arm, der immer noch nicht so recht begriffen hatte, was eigentlich los war, und rannte mit ihm von der Bühne. "Tja, das ist dann wohl das Ende der Theatergruppe Tantalus!" hörte Zidane ihn noch murmeln, ehe er verschwand.

"Garnet!" rief er der Prinzessin zu. "Wir hauen ab!"

Garnet drehte sich um und wollte ihm folgen, doch der Hauptmann, der mittlerweile wieder aus seiner Erstarrung erwacht war, hielt sie auf.

"Ich verstehe überhaupt nichts mehr...!" gab er bekannt.

"Steiner!" flehte das Mädchen nun. "Bitte lasst mich einfach nur in Ruhe!"

"Hauptmann! Wie lautet euer Befehl?" wollte jetzt auch noch einer der beiden Soldaten wissen. Das alles schien den armen Hauptmann für eine Sekunde tatsächlich zu überfordern, dann brüllte er: "Erst mal alle festnehmen!"

Garnet starrte ihn wütend an.

"Ein Sturkopf wie immer!" stellte sie frustriert fest.

"Lass die Pfeife und komm endlich!" rief Zidane dazwischen. Für so was hatten sie jetzt keine Zeit. Dann fiel sein Blick auf den kleinen Jungen, der noch immer völlig benommen auf dem Boden saß. "Hey, Kleiner!" Er beugte sich zu ihm herab. "Bist du in Ordnung?"

"Ja, ich bin nur ein bisschen gestolpert..." murmelte der Kleine und rückte seine übergroße Zipfelmütze zurecht.

Garnet hatte unterdessen wohl eingesehen, dass es wirklich Zeit wurde, zu verschwinden, doch der Hauptmann stellte sich ihr erneut in den Weg.

"Prinzessin! Ich bin untröstlich, doch Ihr lasst mir keine andere Wahl!" Er hob seine Waffe und nahm eine angriffbereite Haltung ein. Zidane stöhnte innerlich auf. Auf einen weiteren Kampf mit dem Kerl konnte er im Augenblick wirklich verzichten! Und jetzt hatte er auch noch Verstärkung!

Dagegen konnte man allerdings etwas tun...

"Hey, schnell, hierher!" brüllte Zidane laut und sah an den beiden Soldaten vorbei zu dem Ausgang, durch den Bark und Marcus zuvor verschwunden waren. Wie erhofft drehten sich die zwei um. Ehe sie realisierten, dass dort drüben niemand war, der sie würde angreifen können, hatte Zidane auch schon Anlauf genommen und den nächsten von ihnen mit aller Kraft gerammt. Der Mann verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen seinen Kollegen und gemeinsam fielen die beiden von der Bühne. Ein metallisches Scheppern ertönte, als sie unten auf dem Steinboden aufschlugen.

Dies war auch ihrem Hauptmann nicht entgangen.

"Hagen! Weimar!" brüllte er. "Kommt sofort zurück, ihr feigen Hunde!"

Das Schwert hoch erhoben wollte er sich auf Zidane stürzen, der dieses Mal neben einer Prinzessin und einem kleinen Kind niemanden an seiner Seite hatte. Er kam nicht mehr dazu.

Ein heftiger Stoß riss sie alle von den Beinen und ließ sie hilflos über den Boden schlittern, als sich das große Theaterschiff aus seiner Verankerung löste und langsam aber sicher die panisch durcheinanderrennenden Zuschauer hinter sich ließ und dem Himmel entgegenschwebte.

Der Angriff erfolgte nur eine Minute später.
 

-tbc-



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2002-12-25T20:08:14+00:00 25.12.2002 21:08
und was kommt jetzt?

richtig.

suuuuuuper!!!!! natürlich wie immer, einfach genial. ich hab zwar ein paar tippfehler gefunden, aber die stören nicht weiter. kritik hab ich keine! du schreibst echt so megasupigeile storys! was soll ich sagen? einfach nur wow.

mach sofort weiter!!!

achja: frohe weihnachten nachträglich und ein guter ruchtsch..


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