Verzweiflung
Nibelheim lag in tiefem Nebel, wie es besonders jetzt im Frühling der Fall war. Von den Bergen aus hatte man lediglich das Dach der Shinra-Villa sehen können und das auch nur, wenn man genau hingeschaut hatte, der Rest war unter einer dichten Nebelkuppel verborgen geblieben.
„Sieht aus wie eine Geisterstadt…“, stellte Vincent fest.
Er fühlte sich nicht besonders wohl in Nibelheim, aber wer seine Vorgeschichte kannte, fand das bestimmt nicht verwunderlich.
Sephiroth hingegen war in Gedanken versunken und steuerte auf das Gasthaus des Dorfes zu, um eine Bleibe für die Nacht zu ordern.
Alles war umsonst gewesen, sie hatten Hojo nicht gefunden, weder auf den Weg hierher, weder in der Höhle hinter Nibelheim und auch nicht in der Shinra-Villa selbst. Sephiroth stand vor dem Nichts, kein Ausweg war mehr vorhanden… einfach nichts mehr.
Vincent folgte seinem Kumpanen schnell und doch war der andere immer einen Schritt schneller als er, so sehr er sich auch anstrengte.
Sie hatten die ganze Villa abgesucht, getrennt und dann anschließend noch einmal zusammen, doch alles, was sie gefunden hatten, waren Monster, Spinnweben und jede Menge Staub gewesen.
Wenig später saßen sie in ihrem Hotelzimmer und sprachen kein Wort miteinander. Sie waren frustriert und enttäuscht zugleich, denn von der anstrengenden Reise hierher hatten sie sich mehr erhofft. Weiterhin rätselten sie – jeder für sich – wo sich Hojo verkrochen haben konnte. Weit konnte er doch nicht gekommen sein, oder?
//Ratten finden immer ein Schlupfloch//, dachte Vincent bitter und setzte sich dann zu Sephiroth aufs Bett.
„Wir dürfen nicht aufgeben… wir finden ihn, das verspreche ich dir“, sagte Vincent leise, doch Sephiroth glaubte ihm nicht und er selbst hatte auch gar keine Kraft mehr, optimistisch zu bleiben.
„Vincent, lass es… es ist vorbei, sieh es ein“, wehrte der Silberhaarige daher ab und stand vom Bett auf.
„Es ist nicht vorbei! Es gibt noch Hoffnung“, protestierte Vincent und stand ebenfalls auf.
„Ach ja? Das glaubst auch nur du! Verdammt, du weißt doch gar nicht, wovon du redest!“, regte Sephiroth sich auf.
„Weißt du denn, wovon du redest?! Hier geht es um dein Leben, deine Zukunft, deine Existenz als Sephiroth! Du hast mir gesagt, du willst kein Monster werden, also gib jetzt nicht auf… bitte…“
Vincent sah Sephiroth verzweifelt an, er wollte den anderen jetzt nicht verlieren, wollte nicht, dass dieser sich aufgab. Dann sah er betreten in eine andere Richtung, denn er hatte viel von sich preisgegeben. Zu viel…
„Wieso…?“
Vincent sah leicht auf, die verwirrten Züge Sephiroths begegneten ihm.
„Was meinst du?“
„Wieso willst du nicht, dass ich aufgebe? Warum ist dir das so wichtig…? Ich habe dich zweimal beinahe umgebracht und trotzdem… ich verstehe das nicht…“, sagte Sephiroth völlig durcheinander.
„Ich dachte, du hättest es die ganze Zeit gemerkt… die Antwort liegt doch auf der Hand.“
Vincent lächelte kurz, dann ergriff er Sephiroths Hand, wobei er gleichzeitig in die Knie ging und zu Sephiroth aufschaute.
„Ich will dich nicht verlieren, Sephiroth… ich liebe dich…“