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Wortschlacht

~*Auf das uns die Worte nie verloren gehen *~
von

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Bildergalerie

Niko hatte die Augen fest geschlossen und presste das Kissen auf sein Gesicht.

Die Geräusche wurden dadurch trotzdem nicht völlig erstickt und die Rufe seiner Mutter ließen in ihm das Gefühl von Übelkeit hochkommen.

Niko wusste, dass er die ganze Nacht wieder nicht schlafen könnte... Er würde bis in den frühen Morgen wach liegen und sich vor ekel nicht bewegen können.

Das Geräusch einer Haustür würde ihn erleichtern, aber auch gleichzeitig kalte Schauer über den Rücken jagen.

Die Geräusche wurden deutlicher und Nikos Hände verkrampften sich.

Der 16jährige gab sich alle Mühe, nicht laut zu atmen und zog das Kissen leise von seinem Gesicht.

Er könnte Andren anrufen... Oder Jill.

King würde er um diese Zeit Zuhause nicht erreichen. Er war immer in der Stadt unterwegs. Seine ach so tolle Männlichkeit beweisen...

Aber er wohnte in der Nähe. Zu Jill müsste er ziemlich lange gehen... Und das um ein Uhr morgens?

Und dann noch durch die Stadt?

Niko hasste die engen Gassen, die dunklen Ecken und überfüllten Straßen schon am Tag wie die Pest. Da würde er jetzt sicher nicht nach Mitternacht noch herumlaufen...

Die Stimme seiner Mutter erklang und die eines Mannes.

Niko wurde schlecht. Er richtete sich in seinem Bett auf, tastete in der Dunkelheit nach seinem Handy und klappte es mit zittrigen Fingern auf.

Egal wohin er musste... Er wollte hier weg!

Keine weitere Nacht... Nie mehr!

In seinem Telefonbuch kam zuerst Adren und Niko drückte auf den grünen Hörer.

Ein kurzes Wählen erklang, brach aber sofort ab. Es war Besetzt.

Niko legte auf, ärgerte sich kurz über Adren und wählte dann die Nummer von Jill.

Diese hatte ihr Handy immer an... IMMER.

Wieder ein Wählen, dann ein kurzes Tuten und schließlich wurde abgehoben.

"Niko, Schatz. Was ist?"

Im Hintergrund lief Musik. Jill schien noch lange nicht an Schlaf gedacht zu haben.

"Hier ist Niko", sagte Niko leise und bemühte sich, nicht zu verstört zu klingen.

"Das weiß ich", seufzte Jill. "Du musst dich nicht immer noch vorstellen. Ich seh deine Nummer, Schatz. Was ist los?"

"Kann... Kann ich bei dir schlafen?"

"Die Nacht ist fast vorbei, Schatz."

"Ja, schon aber..." Die Musik wurde lauter und Jill rief etwas.

Daraufhin lachte jemand und die Musik wurde wieder leiser.

Niko begriff Augenblicklich WO Jill war.

"Bist du im 'Sleepout'?!"

Ein kurzes Lachen war die Antwort und Niko seufzte.

"Achso... Ich dachte du wärst zuhause. Adren hab ich auch nicht erreicht."

"Ich kann dich aber gerne von Zuhause abholen, wenn du willst. Ich muss in einer Stunde eh Heim."

"Nein, schon gut", sagte Niko schnell. Er wollte noch weniger, dass Jill um diese Zeit durch Brooklyn rannte. Vor allem mit ihren Klamotten...

"Okay... Und dazu überredet doch auch ins 'Sleepout' zu kommen, bekomme ich dich nicht. Oder?"

"Nein", sagte Niko knapp. Er hasste diesen Laden. Nicht sehr sauber, ständig viele und betrunkene Leute und immer diese zu laute Musik... Bloß nicht.

"Hast du es schon bei King probiert?", fragte Jill und sie schien was trinken zu wollen. Ihre Stimme klang so dumpf, als würde sie sich ein Glas bereist an die Lippen halten.

"Nein. Aber der ist nie Zuhause."

"Ach was, er liegt sicher wieder in seinem Bett und zeichnet heimlich unter seiner Bettdecke. Macht er doch ständig. Er behauptet dann nur immer, Nachts auf Tour gewesen zu sein. Glaub mir, ich hab ihn mal mit einem unangekündigten Besuch überrascht."

Niko dachte kurz nach und lauschte angestrengt auf die Musik, um ja nicht die Geräusche aus dem Schlafzimmer seiner Mutter hören zu müssen.

"Ich probier' es einfach mal", sagte er und Jill lachte.

"Sehr schön, Schatz. Wenn er nicht dran gehen sollte, ignoriere das. Er IST Zuhause, glaub mir. Er hat niemanden außer uns, mit denen er auf Tour gehen kann. Außerdem hat der große King alleine Nachts auf den Straßen angst."

Und das konnte Niko ihm absolut nicht verübeln! Da wo King lebte, traute man sich schon nicht gerne alleine am helllichten Tag auf die Straße.

"Aber dann muss ich in die Nähe der 43 Straße."

Jill seufzte auf der anderen Seite der Leitung. "Schatz, ich mach dir einen Vorschlag. Mein Tag war heute eh scheiße und ich habe nichts dagegen, mit DIR bei King zu übernachten. Ich wollte mir eh schon lange seine gesamten Bilder mal ansehen. Ist schon Hammer, was der Kerl alles malen kann."

"Du kommst mit?" Niko klang erleichtert. War er auch. Zu zweit war es ihm immer noch nicht sicher, aber um einiges angenehmer.

"Jop. Ich bin in... siebzehn Minuten bei dir. Ja?"

"Ich warte am Torbogen", sagte Niko schnell und legte auf.

Er legte sein Handy zur Seite, stand leise auf und zog sich an.

In Windeseile hatte er die Schuhe an, die warme Mütze über die Ohren gezogen und den Jacken geschlossen.

Das Handy blieb Zuhause, da er keine Verwendung mehr dafür hatte.

Kurz spielte Niko mit dem Gedanken seiner Mutter eine kurze Nachricht zu hinterlassen, ließ es aber bleiben.

Bis sie die finden würde oder Lust hätte zu lesen, wäre er bereist wieder Zuhause.

Niko schlich den Flur entlang zur Haustür, durch welche der Kerl am frühen morgen gehen würde zu seinem sicher teuren Auto...

Dem Jungen wurde wieder schlecht und er zog schnell die Tür hinter sich zu und eilte die Treppen nach unten.
 

Jill fror ein wenig.

Aber starke Frauen zeigten so was nicht.

Also stand sie weiter lässig am Torbogen.

Sie hatte Niko in siebzehn Minuten gesagt, war aber von einer Bekannten auf ihrem Roller gefahren worden.

War zwar ganz nett gewesen, aber ziemlich für den Arsch.

Jetzt musste Jill immerhin warten und fror, da sie sich nicht wie beim Gehen bewegen musste.

Und das bisschen auf und ab gehen brachte rein gar nichts.

Schritte wurden hörbar und Jill grinste.

Niko. Wie immer sauber gekleidet und sah aus wie frisch dem Frisör entsprungen.

Auch wenn er mit Sicherheit eher frisch aus dem Bett gekrochen war...

"Hi, Schatz", sagte Jill und zwinkerte dem Blonden zu. "Bereit?"

Niko nickte eilig. Er hasste die Stadt.

Jill konnte das überhaupt nicht verstehen. Nachts schlief der gewöhnliche Mensch, um den Wesen der Nacht Platz zu machen... Ja. Das klang richtig spannend.

Vor allem da Jill schon immer ein Faible für Vampire hatte.

Niko war gut ein Kopf als Jill kleiner und beschwerte sich nicht, als Jill sich bei ihm einhängte und ihn mit sich zog.

Sie mochte es, wenn sie allein mit ihm war.

Der 16jährige strahlte so was wie... ungewollte Belustigung aus. Diese ewigen Versuche sein Leben mit Planung in den Griff zu bekommen, wurden von mal zu Mal unterhaltsamer.

Die Straßen wurden schmaler und die Hinterhöfe immer kleiner.

Irgendwo in der Ferne bellten Hunde, eine Polizeisirene erklang und dazwischen hörte man ab und zu das Tuten von Autos.

Als die Hinterhöfe schließlich ganz verschwanden und sich nur noch Wohnhäuser von unbeschreiblichen Höhen aneinander reihten, wussten beide Jugendlichen das sie fast da waren.

Eingebrochen wurde in der Nähe der 43 Straße selten. Die Leute waren nämlich alle bewaffnet oder besaßen ungemütliche Hunde.

Außerdem traute sich keiner so gerne aus seiner kleinen Wohnung, um diese Zeit.

In den Fenstern des höchsten Wohnblocks flackerten Lichter. Die Besitzer sahen noch Fern oder warfen Partys, die man in einer Gegend wo Adren lebte niemals dulden würde.

"Ich klingel", sagte Niko, aber Jill hielt in fest.

Ihr atem stieg in Form von weißen kleinen Wolken zum Himmel empor. "Die Klingel ist kaputt. Seit Wochen schon."

"Und jetzt?" Niko sah Jill fragend an und diese winkte ab.

"Du bist echt kein Genie in so was."

Sie stolzierte auf die Haustür zu, hob sie leicht an und drückte.

Mit einem 'Knack' schwang die Tür gespenstisch nach innen und gab den Blick auf ein im Dunklen liegendes Treppenhaus frei.

An den Wänden war keine Tapete. Die Wand wirkte kalt und hatte an manchen Stellen tiefe Risse.

"Ich bin nicht gern bei King", sagte Niko leise. "Allein würde ich mich da nicht hintrauen."

Jill wusste das, konzentrierte sich aber eher auf die Treppen.

Sie war hier schon oft genug. Nicht nur wegen King, sondern auch wegen Pit.

Der kleine Vollidiot erzählte ihr ständig Dinge über das Wohnhaus, welche man unter den Kindern austauschte.

Treppen, wo man durchbrechen konnte, Wohnungen, wo leer standen und angeblich eine Leiche lag... So was halt.

Um die Kinder von Drogen weg zu halten, dachten sich die meist selbst abhängigen Eltern verrückte Gerüchte aus und ließen die kleinen Kidis wie bei einer Schnitzeljagd durch das Wohnhaus streifen.

Auch wenn das hier echt keine Gegend für Kinder war, es schien den Kindern Spass zu machen.

Den Trick mit der Haustür hatte Jill auch von Pit. Dafür hatte sie sich nur etwas bücken müssen, um angeblich etwas aufzuheben und der kleine Depp hatte geredet wie ein Wasserfall.

Jill hasste Pit nicht, spielte aber gerne mit ihm. Es war immer wieder zu herrlich, wenn der FAST 14jährige sie angaffte, als würde es kein morgen mehr geben.

Nach einem guten Treppenmarsch kamen sie an der Tür Nummer 294 an.

Sie war arg verkratzt und nicht wirklich einladend, aber Jill und Niko waren schon oft genug hier gewesen um zu wissen, dass dahinter kein riesen Hund auf sie wartete.

Jill klingelte drei Mal kurz, dann ein mal lang und dann wieder drei Mal kurz.

Sofort wurden Schritte hörbar und die Tür wurde entsichert.

Ketten rasselten und blaue Augen sahen zu ihnen hoch.

Pit.

"PIT!"

Nicht sehr liebevoll stieß King seinen Bruder zur Seite und riss die Tür ganz auf.

"Ich wusst es!" Er schien nicht wirklich überrascht. Seit einem Jahr hatte es sich vor allem Jill angewöhnt, mal so spontan und unangekündigt vorbeizukommen.

"Niko pennt bei dir", grinste Jill und Niko nickte.

Er musste nicht mal erklären wieso.

"Oh", sagte King nur und fuhr sich mit einer Hand durch die ganz kurzen braunen Haare.

Seine blaue Augen musterten Niko kurz.

"Deine Alte lässt sich mal wieder vögeln, oder?"

Niko nickte knapp und Pit drängte sich an seinem älteren Bruder vorbei.

"Wieso dürfen deine Freunde hier schlafen wann sie wollen und meine nicht?!", quängelte er und bekam als Antwort einen festen Schlag gegen den Kopf.

"Weil du gar keine Freunde hast, du Penner! Und jetzt verpiss dich in dein Bett!"

"Du bist auch noch wach!" Pit sah seinen Bruder böse an.

"Ich bin ja auch fast siebzehn, du kleiner Scheißer!"

Pit wurde von der Tür weggezogen und zu Boden geschuppst.

"Verpiss dich in dein Bett, verdammt!"

Mit Worten, die eigentlich nicht mal in die Nähe von 13jährigen gehörten, fluchte Pit und stampfte in sein Zimmer.

"Kleines Mistvieh", knurrte King und deutete seinen Freunden an, ruhig rein zu kommen.

"Er wird hartnäckiger", grinste Jill und musste zugeben, dass Pit von Tag zu Tag hübscher wurde.

Er sah King erschreckend ähnlich, hatte aber etwas viel weicheres an sich.

Seine Gesichtszüge waren nicht so scharf und stur, eher sanft und Schutzbedürftig.

"Pennst du auch hier?" King eilte in sein Zimmer vor und räumte Zeichenblöcke weg.

"Vielleicht." Jill zwinkerte kurz und schnallste mit der Zunge. "wenn ich deine Bilder sehen darf. Ich hab sie nie komplett gesehen."

"Nein." King räumte die Zeichensachen in eine Truhe unter sein Bett, schloss diese ab und der Schlüssel verschwand unter seinem zu weiten T-shirt, da er ihn an einer feinen Silberkette um den Hals trug.

Kings Klamotten waren eh alle viel zu groß. Aber 'Hopper' trugen immer Kleider, die ihnen Kilometer zu weit waren.

Aber da war King nicht der einzige. Würde man Adren oder Niko den Gürtel klauen, könnten sie ohne Hose nach Hause.

Ohne Gürtel könnten Jills beste Freunde eh keine Hosen mehr anziehen.

Irgendwie erbärmlich...

Niko machte Kings Bett, bevor er sich darauf setzte und zum Schrank von King sah.

"Hast du auch nichts dagegen, wenn ich hier schlafe?"

King schüttelte den Kopf und warf Niko Schlafsachen zu. "Aber glaub mir, wenn du vor zehn Uhr morgens wach bist, töte ich dich!"

Jill kniete sich auf den Boden und starrte die Truhe an.

King hatte sie schon seit dem Kindergarten.

"Ich will deine Bilder sehen!", befahl sie und King schüttelte stur den Kopf.

"Nein, Mann! Ich will ja auch nicht deine Unterwäsche in deinem Kleiderschrank sehen!"

"Aber das sind BILDER, King! Und du kannst doch gut malen. Warum ist dir das peinlich?"

Etwas raschelte wie Papier, als Niko sich mit dem Kopf auf Kings Kissen legte.

Verwundert richtete sich der Blonde auf und wollte das Kissen hoch heben, um zu schauen was da so geraschelt hatte, als King plötzlich vorstürzte, etwas Blitzschnell unter dem Kissen hervor zog und es zusammenknüllte.

"Hast du jetzt voll die Paranoia, oder was?", fragte Jill gereizt und reckte ihr Kinn.

"Na los, zeig mal was das ist!"

Kings schüttelte den Kopf und stopfte das zerknüllte in seine Tasche.

"Es geht dich nichts an, okay?!"

Jill hasste es klein beigeben zu müssen. Sie WOLLTE die Bilder sehen!

"Zeig mir ein paar deiner Bilder!"

"Nein!"

Jill erhob sich, stieß King auf seinen Stuhl am Schreibtisch und hob seinen Kopf beim Kinn an.

"Du weißt, dass du UNS vertrauen kannst. Du weißt, dass wir wissen wie gerne du malst! Und du weißt, wie fies ich werden kann! Also, stell dich nicht wie eine Frau an und zeig mir ein paar Bilder! Dann halt nur die, die du mir zeigen willst. Okay?"

In den Augen von King spiegelte sich die Wut wieder, die er immer auf Jill hatte, wenn sie ihn mit seinen Bildern nervte.

"Schon gut!", fauchte er und zog eine Schublade auf.

Achtlos wurden Blätter herausgezogen und vor Jills Füße geworfen.

Sie grinste. Trotzig wie ein Kind, der liebe King.

"Zufrieden?!", fauchte der 'Hopper' und verschränkte die Arme vor der Brust.

Jill nickte, konnte die Freude über ihren Triumph nur schwer verbergen und nahm die Blätter vorsichtig vom Boden.

Sie setzte sich neben Niko, der trotz ihres Gemängels mit King eingeschlafen war.

Er lag da, immer noch mit der Mütze auf dem Kopf und der Jacke, auf dem schmalen Bett.

Seine Atmung ging gleichmäßig und Jill zwinkerte King kurz zu, bevor sie die Bilder durch sah.

Die meisten Bilder zeigen Bäume, aber mit einer solchen Liebe fürs Detail, dass es Jill im ersten Moment den Atem verschlug.

Jedes Blatt wirkte wie echt... Die Lichtverhältnisse waren der Hammer und das gesamte Bild strahlte Wäre aus.

Die Farben waren so... passend.

Nach einer Zeit kamen keine Bäume mehr, sondern Gebäude.

Ebenfalls bis ins Detail genau gezeichnet.

Jill erkannte das Schulgebäude, welches King vor wenigen Jahren besucht hatte.

Dann kamen auch keine Häuser mehr sondern...

Jills Augen wurden riesig.

Es war wirklich selten der Fall, dass sie für irgendwas wirklich bewundernde Worte hatte.

Sie lobte niemand für seine Schönheit. So was passierte einfach, war nichts zum Loben. Jill lobte niemanden für normale Dinge.

Aber das, was sie da in den Händen hielt...

"Wahnsinn", flüsterte sie fast lautlos und hob das Bild ein wenig höher.

Das war sie, Adren und Niko bei ihr im Zimmer!

Adren spielte gerade mit Jills Armbänder herum und lachte, Niko saß im Schneidersitz auf dem Boden und versuchte verzweifelt sein Essen vom Chinesen mit den Stäbchen zu essen.

Jill saß neben ihm und zeigte ihm, wie man die Stäbchen RICHTIG benutzte.

Es sah so... unglaublich aus.

Die Farben waren genau die selben. Ihr Zimmer sah GENAU so aus.

Alles stimmte... Die Proportionen und die Posen waren so unglaublich gelungen, dass es Jill FAST an Worten gefehlt hätte.

"Ich versteh das nicht", sagte sie dann und legte die Blätter auf den Schreibtisch.

King sah sie trotzig an.

"Wieso zeigst du niemanden dein Talent? Du würdest locker an eine Kunstschule kommen!"

"Will ich aber nicht!", knurrte King und Jill seufzte.

"Dachte ich mir schon. Also, ich geh. Unser Niko beansprucht genug Platz."

Jill küsste King kurz auf die Stirn.

"Ah... Denk nochmal über die Sache mit der Kunstschule nach."

Jill grinste. Sie würde nicht locker lassen.

Sie war immerhin Jill!
 

Adren sah verwundert auf sein Handy.

Niko hatte ihn angerufen.

Er war so in das Zocken an der Playstation vertieft gewesen, dass er das Klingeln seines Handys zu spät realisiert hatte.

Als er Niko zurückrief, war ständig besetzt gewesen.

Er machte sich Sorgen, beruhigte sich aber mit dem Gedanken, dass Jill ihn schon längst angerufen hätte, wenn wirklich was sein sollte.

Adren gähnte, drehte sich in seinem Bett einmal um und dachte nach.

Seit er die Lust am Spielen verloren hatte, lag er in seinem Bett und dachte nach. Dachte an sein Leben. An die Monotonie, die es beherrschte...

Es war immer das selbe.

Schule, Wochenende, Schule, Wochenende, Schule, Wochenende...

In der Schule saß er von Montags bis Freitags immer von viertel nach sieben bis viertel nach fünf.

Es langweilte ihn. Es war richtig verstörend, wie abartig geregelt sein Leben war.

Es war öde, wie von eine höheren Macht bis ins kleinste Detailliert.

Kurz stellte sich Adren vor, die Welt wäre in Wirklichkeit nichts weiter als eine Ansammlung von kleinen Menschen, die von höheren Wesen, zum Beispiel Ameisen, beobachtet wurden.

Und wenn die Menschheit nicht so machte wie es die Ameisen wollten, hielt man über die 'Erde' eine Lupe und Feierabend.

Adren drehte sich zur Seite und seufzte.

Hier war er wieder Tyler. Der 16jährige Trottel, dessen Traumfrauen alle verboten waren.

Yan-Yin ... So nah und erreichbar für ihn wie Pluto.

Aber es wäre ja fast noch ertragbarer, wenn es nur ein Mädchen wäre!

Seit fast... Oh Gott. Tyler konnte schon gar nicht mehr sagen wie lange er schon in Jill verliebt war.

Aber das hatte keine Bedeutung.

Sie wusste es nicht, sie wollte es nicht und sie würde ihn auslachen.

'Schätzchen, dass sind viele!' wäre die Antwort und Tyler musste leider zustimmen.

Jills Körper stand ganz oben auf den Dingen, die man sich als pubertierender Junge in der Zieleskala steckte.

Und man würde NIE gewinnen.

es war fast schon Ironie, dass Tyler auf zwei Mädchen gleichzeitig stand, die SO Unterschiedlich waren.

Zwar beide verrückt, aber doch unterschiedlich.

Aber eigentlich, war es gar nicht SO ungewöhnlich.

Er liebte, nein, er wollte Jills Körper. Mehr nicht.

Aber Yan-Yin... Da war mehr.

Nicht nur der bloße Gedanke an Sex, der seinen Puls hoch jagen ließ, wie bei einem 1000-Meter Sprint.

Da war so was wie Bewunderung. Neugierde... Unbändige Hingabe.

Klang kitschig. Aber es hörte ja keiner.

Kurz musste Tyler lachen, als er an das Gesicht der anderen dachte, wenn er ihnen sagen würde er wäre auf Jill scharf.

King würde ihn anschreien. Er würde ihn als einen 'Schwächling' oder so betiteln. Nur um zu zeigen wie stark ER doch war.

Niko würde sicher zusammenbrechen. Total überfordert sein. Immerhin brach Tyler damit eine verdammt wichtige Regel. Außerdem wusste Niko wahrscheinlich überhaupt nicht mal, dass Jill ein Mädchen war.

Ihr Körper ließ ihn immer völlig kalt.

Was bei King nicht anders war. Die zwei sahen Jill als... Kumpel.

Als besten Freund und Schlägerkollege.

Aber Tyler war bei so was nun mal nicht gut. Ihm gefiel etwas, er wollte es. Fertig. Da gab es nichts zu diskutieren.

Tyler setzte sich plötzlich leise auf.

Seine Eltern schliefen mit Sicherheit schon.

Die Zimmertür war eh abgesperrt.

So leise wie möglich zog Tyler das aktuelle Klassenfoto aus einem Buch, was dort als Lesezeichen diente und betrachtete es im Schein der Tischlampe.

was ist, wenn Yan-Yin in ihrem Bett lag und das gleiche tat? Vielleicht mochte sie ihn auch und beide würden die Chance ihres Lebens verpassen...

Die Chinesin trug auf dem Bild dunkle Sachen und ihre Haare fielen ihr in das Gesicht.

Sie sah wie immer zerzaust aus und passte so gar nicht ins Bild.

Übermorgen würde Tyler sie einladen. Ins Kino oder so.

Vielleicht verpassten sie wirklich was... Und das schon die ganze Zeit über.
 

Kings Hände zitterten so unerträglich, dass er es fast nicht schaffte Nikos Jacke zu öffnen.

Wie konnte man nur SO dumm sein?!

Wieso hatte Jill sie alleine gelassen? Man ließ King nicht alleine!

Kings Finger schafften es endlich, den Reissverschluss der Jacke zu öffnen und zogen sich sofort zurück.

Hatte doch eh keinen Sinn. Er musste Niko wecken.

"Niko."

Kurz tippte er den Jungen an, dieser reagierte aber nicht.

"Niko!"

Etwas brutaler stieß King Niko an und dieser schreckte auf.

"Was?!"

Er saß Kerzengerade auf Kings Bett und dieser bemühte sich, gehässig zu grinsen.

"Na, gut geschlafen?"

"Eh..." Niko hatte ein Faible dafür, seine Sätze mit Ehs zu starten. "Weiß nicht." Seine grünen Augen suchten schnell den Raum ab.

"Wo ist Jill?"

"Bereits gegangen. Es ist zwei Uhr morgens und du solltest dich vielleicht langsam mal umziehen, oder?"

Niko nickte und fing sich wieder. Er zog die Mütze vom Kopf und die Jacke aus.

"Danke noch, dass ich hier schlafen darf."

"Kein Problem."

Oh doch. Und WIE ein Problem das war.

Es war immer so... leer, wenn Kings Gäste wieder gingen.

Sie ließen Leere, nichts als Einsamkeit zurück.

Niko zog sich in Kings Zimmer um und bemerkte nicht, dass er die gesamte Aufmerksamkeit von diesem hatte.

Es war schon immer interessant gewesen, wenn seine Freunde bei King schliefen.

Jill machte ihm nichts aus. Aber wenn Niko kam...

Er ließ die meiste leere zurück.

Es war wie ein verdammter Fluch. Je mehr sich King an Leute klammerte, desto tiefer rutschte er, wenn diese Leute nicht mehr da waren.

Auch wenn er wusste, er würde sie am Wochenende wieder sehen, war jeder Tag ohne seine Freunde eine Qual.

Er konnte keine Gefühle zeigen. Es würde alles zerstören. Seine Freunde würden ihn nicht mehr akzeptieren. Ihn auslachen.

Kings Hände fingen wieder an zu zittern.

Das war der schlimmste Teil an allem. Wenn sie zusammen im Bett schlafen mussten.

Sie waren sich SO nah, verdammt. Aber nicht nah genug.

Niko würde King nie irgendwie berühren. NIE. Es war reines Wunschdenken. Genauso wenig wie Pit ihn jemals als großen Bruder akzeptieren würde.

Seit Mom weg war, lebten beide Brüder in einer Art Hass-Beziehung. Jeder gab dem anderen unausgesprochen die Schuld an allem.

Pits Blicke versprühten Tonnenweise Vorwürfe. Und das hasste King.

Er würde die kleine Fratze seines Bruders dann am liebsten zertrümmern. Ihn in Stücke reißen...

Eine warme Hand berührte ihn am Arm.

"King, alles okay?"

Etwas überfordert musterte King kurz Nikos Hand, schlug sie schnell weg und legte sich neben den Blonden.

Das Bett war eigentlich nur für eine Person geeignet, aber zwei schlanke Jungs hatten da so weit keine Probleme.

"Gute Nacht", flüsterte Niko leise, als King das Nachtlicht löschte und die Decke bis zu den Ohren zog.

"Gute Nacht", knurrte er gereizt und hasste die Tatsache, dass ihn Niko angefasst hatte.

Er hatte ihn am Arm berührt. Und jetzt fehlte da die Hand verdammt nochmal! Wenn man nicht wusste, wie sich gewisse Dinge anfühlten, vermisste man sie auch weniger. Wenn man es aber genau wusste, genau gefühlt hatte... War es unerträglich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Snaked_Lows
2008-10-24T14:36:33+00:00 24.10.2008 16:36
Ich finde es bis jetzt richtig klasse!!!!
Hoffentlich geht es schnell weiter!!


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