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The G Files

Die unheimlichen Fälle des PSCs
von

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File 2: Insomnia part 1

File 2 Insomnia part I
 

Erschrocken sah Dr. Ishizawa von ihrer Arbeit in der Pathologie auf. Ein dumpfes Klopfgeräusch hatte sie aufschrecken lassen. Sie stutzte und horchte. Doch es war still. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet. Es war nicht das erste Mal, dass ihr ihre eigenen Sinne einen Streich spielten.

Mit 40 Jahren gehörte sie zu den erfahrenden Pathologen in diesem Institut, doch sie erinnerte sich noch gut an ihre Anfänge. Als sie angefangen hatte hier zu arbeiten, hatte sie hinter jeder Ecke Schatten gesehen und Geräusche gehört. Doch mit der Zeit hatte es nachgelassen. Sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die hier unten manchmal ein beklemmendes Gefühl beschlich.

Dr. Ishizawa widmete sich wieder ihrer Arbeit. Gerade setzte sie das Skalpell an, um den Y-Schnitt weiterzuführen, den sie eben schon angesetzt hatte. Als sie den Schnitt akribisch zu Ende geführt hatte, erklang das dumpfe Geräusch noch einmal. Erneut sah sie auf und horchte. Dieses Mal brach es nicht einfach ab, sondern es klopfte weiter. Es klang, als wenn jemand gegen Metall schlug. Genauer gesagt klang es, als wenn jemand gegen die Metallfächertüren schlug, indem sie die Leichen aufbewahrten. Da ihr Kollege gleich den anderen Tisch für eine Obduktion benötigte, hatte sie die Tür zu dem Raum aufgelassen.

Sie stutzte. Es konnte doch keiner übersehen haben, dass eine der Leichen gar nicht tot war?! Das war der Alptraum eines jeden Mitarbeiters hier unten. Aber sie hatte selber die Totenscheine gesehen und die Leichname in Empfang genommen, die in den letzten Tagen hier eingetroffen waren. Es war alles in bester Ordnung gewesen, es waren alle tot gewesen.

Einbildung. Es war nichts als Einbildung, sagte sie sich.

Trotzdem beschloss sie nachzusehen. Sie legte das Skalpell beiseite und ging in den Vorraum, in dem sich der große Schrank befand, indem die Leichen aufbewahrt wurden. Eine der Neonröhren an der Decke flackerte. Das Klopfen wurde immer lauter. Vielleicht hätte sie das Skalpell doch mitnehmen sollen? Aber ihr Kollege würde jeden Moment hier eintreffen… dieser Gedanke beruhigte sie.

Sie horchte, um festzustellen zu können, aus welchem Fach genau das Klopfen kam. Eigentlich rechnete sie nicht damit, dass sie es ausmachen können würde, denn wer sollte dort drinnen schon klopfen können? Das Leben befand sich auf der anderen Seite der Metalfächer.

Doch zu ihrem Entsetzen kam das Klopfen aus dem Fach links in der Mitte. Sollte dort tatsächlich noch jemand leben, dann musste sie das Fach öffnen, sonst wurde die Luft zu knapp.

Mit einem beherzten Ruck zog Dr. Ishizawa das Fach auf und erstarrte. Was sie dort erblickte, konnte nicht existieren. Mit einem Stöhnen sah die männliche Leiche an, die vor zwei Tagen mit mehreren Stichverletzungen hierher gebracht worden war, sie an. Einer der Stiche war ins Herz gegangen… er musste also tot sein.

Aber vor ihren Augen rappelte sich die Leiche auf. Ihre Gelenke knackten dabei. Stöhnend kletterte er aus dem Fach. Dr. Ishizawa war wie paralysiert. Das widersprach allem, was sie je geglaubt und gelernt hatte.

Die Haut des Mannes hatte sich bläulich, grau gefärbt und die Augen waren blutunterlaufen. Als sie in die ausdrucklosen, komplett stumpf wirkenden Augen blickte, liefen ihr kalten Schauder durch den Körper. An manchen Stellen schien die Haut sich langsam von den Knochen abzulösen, wie besonders gut an der linken Wange zu sehen war. Dort konnte man das untere Gewebe der Haut bereits sehen. Eigentlich hätte so eine Wunde bluten müssen, doch es floss kein einziger Tropfen. Aber eigentlich konnte eine Leiche, wenn sie hier aufbewahrt wurde auch nicht so schnell verwesen.

Das Hemd der Leiche wies an mehren Stellen Schlitze auf, genau wie Blutflecken, die alle von den Stichwunden herrührten, an denen sie gestorben war. Durch die Risse in der Kleidung konnte sie sehen, dass auch hier die Haut viel verwester war, als sie es eigentlich sein sollte.

Dieses Etwas, das es nicht geben durfte, kam geradewegs auf sie zugeschlurft. Sie waren nicht weit voneinander entfernt. Sie wollte weglaufen, doch ihre Glieder waren wie gelähmt. Ihre Beine wollten sich einfach nicht in Bewegung setzen. Dann spürte sie wie sie zu Boden gestoßen wurde. Die lebende Leiche befand sich über ihr. Sie konnte die Verwesung riechen und erschauderte. Überraschend krampfvoll kratzten die Finger über ihren Körper. Sie schrie vor Schmerzen, als sich diese in ihre Seite bohrten. Eine warme Flüssigkeit lief aus der Wunde. Mit letzter Kraft versuchte sie ihn wegzudrücken, doch es gelang ihr nicht. Die leicht fauligen Zähne schlugen sich ihn ihren Hals und ein markerschütternder Schmerzensschrei entfuhr ihr.
 

Das quengelnde Kind zu Watarus rechten nervte ihn. Er saß im Wartezimmer seines Arztes und wartete, dass er an die Reihe kam. Oder die Mutter mit dem Kind, damit hier Ruhe einkehrte. Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, die inzwischen wieder braun waren und rutschte noch ein Stück in seinem Stuhl hinunter. Konnte ihn nicht einfach jemand erlösen?!

Das Kind sah seine Mutter an, die es ermahnte ruhig zu sein. Für einen Augenblick war es still im Wartezimmer, dann begann das Kind zu weinen. Und das in einer Lautstärke!

Das Geschrei ging Wataru durch Mark und Bein. Er hatte seit über einer Woche nicht mehr richtig geschlafen, jedenfalls nicht nachts. Vor zwei Tagen war er von lauter Erschöpfung vor seinem Computer eingeschlafen. Langsam konnte er die Augenringe nicht mehr überschminken. Den gestrigen Abend hatte er bei Ruki verbracht und gehofft, dass der Ortswechsel ihm vielleicht helfen würde. Zuerst hatte er gedacht, dass die Baustelle in der Nähe seiner Wohnung dafür verantwortlich war, doch das schien nicht der Fall zu sein. Nervös wanderte sein Blick durch das Wartezimmer. Es war halb voll. In der einen Ecke saß eine weitere Mutter mit ihrem hustenden Kind. Sein Blick blieb kurz am Schirmständer hängen. Dort steckte tatsächlich ein rot weiß gestreifter Schirm, obwohl es schon lange nicht mehr geregnet hatte.

„Miyawaki-san? Kommen sie bitte in das Behandlungszimmer?“, meldete sich plötzlich die Arzthelferin.

Erleichtert stand er auf und folgte ihr in das Zimmer. Sein Arzt, Dr. Morita, saß hinter seinem Schreibtisch und begrüßte ihn freundlich. Wataru erwiderte den Gruß und setzte sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch. Eigentlich ging er nicht gerne zum Arzt, vor allem, da sich seine Schlafstörungen nie komplett gebessert hatten. Es war immer nur aufgeschoben worden und das ging seit mehreren Jahren so. Da sein alter Arzt in Rente gegangen war, hatte er ihn zu Dr. Morita überwiesen.

„Wie ich sehe, haben sich ihre Schlafstörungen nicht gebessert?“, meinte der Arzt.

„Nein, vor zwei Tagen bin ich sogar bei der Arbeit eingeschlafen. Die drei Stunden waren die längste Zeit, die ich bisher am Stück geschlafen habe.“, antwortete Wataru. Er sah den Arzt gequält an. Er hasste den Punkt, an dem man es ihm ansehen konnte, dass er schlecht schlief.

Dr. Morita räusperte sich: „Sie machen jeden Tag ihre Entspannungsübungen und nehmen ihre Medikamente?“

Er nickte: „Aber ich kann trotzdem nicht einschlafen. Meist schlafe ich erst nach Stunden ein und dann nur schlecht.“

„Das ist nicht verwunderlich. Wenn sie ca. drei Stunden lang nicht einschlafen können, ist die Chance, dass sie überhaupt noch richtig einschlafen sehr gering. Eigentlich sollte es sich schon gebessert haben. Dass es das nicht getan hat, bedeutet, dass wir die Ursache noch nicht gefunden haben. Sind sie sicher, dass sie zurzeit nichts belastet?“, fragte der Arzt zum wiederholten Mal.

„Nein, es ist alles wie immer.“, antwortete Wataru.

„Sind sie sicher, dass sie nicht irgendwelche Spannungen in ihrer Beziehung oder bei der Arbeit haben? Vielleicht verläuft das unterschwellig, dass es ihnen gar nicht so bewusst ist?“, erkundigte sich Dr. Morita.

„Wohl kaum, ich habe keine Beziehung. Ich bin Single und sehr glücklich damit. Und meine Arbeit ist nun wirklich nicht sehr stressig.“, antwortete Wataru ruhig. Sein Arzt musste ja nicht wissen, wie es um sein Liebesleben bestellt war. Vor allem nicht, da er seit Jahren wunderbar damit lebte. Das konnte wohl kaum der Grund für seine permanent auftauchenden Schlafstörungen sein. Er bekam einen Blick als Antwort, der ihm sagte, dass er ihm das nicht so wirklich glaubte.

„Gehen sie viel aus? Und trinken und rauchen sie dann viel?“, wollte Morita wissen.

„Nein, ich gehe ab und zu aus. Momentan eher nicht, denn ich bin viel zu müde. Wenn ich ausgehe, trinke ich höchstens ein zwei Cocktails oder Bier. Das Rauchen habe ich bereits reduziert.“, meinte Wataru.

„Gut. Als Dr. Tsuji sie überwiesen hat, meinte er, dass sie einer der härtesten Fälle seien, die ihm bisher begegnet sind. Ich muss ihm zustimmen. Deshalb denke ich, werde ich ihre Medikamente umstellen. Es gibt ein neues Medikament auf dem Markt, das in Tests sehr vielversprechend abschnitt.“ Damit stellte er Wataru ein Rezept aus und verabschiedete sich von ihm.
 

„Ich hätte dich lieber anders begrüßt.“, meinte Ruki als sie aus dem Wagen stiegen. Vor dem Institutsgebäude standen bereits zwei Polizeiwagen. Es waren jetzt schon mehrere Monate seit ihrem ersten Fall vergangen und bisher arbeiteten sie gut zusammen. Sowohl beruflich als auch privat lief zwischen ihnen alles sehr gut. Zwar hatten sie beschlossen die Sachen zwischen ihnen langsam anzugehen, aber es war beiden klar, dass es dabei nicht bleiben würde. Die letzten drei Tage war Reita auf einer Weiterbildung gewesen. Ruki gab es ungern zu, aber er hatte ihn vermisst. Er war von sich selber sehr überrascht gewesen, da er eigentlich nicht der Beziehungstyp war. Kaum das Reita heute ihr Kellerbüro betreten hatte, waren sie zu diesem Fall losgeschickt worden.

„Ach, du weißt, ich fange meinen Tag am liebsten mit Leichen an. Sonst wäre ich auch nie zu diesem Seminar gefahren.“, antwortete Reita. Auf dem Seminar waren sie in die neusten Erkenntnisse zur Identifikation von Leichen, die extremen Bedingungen ausgesetzt gewesen waren. Nachdem was er Ruki erzählt hatte, war es zum großen Teil nicht besonders appetitlich gewesen.

„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend Essen gehen?“, fragte Ruki ihn dann.

Sein Partner grinste ihn an: „Ich wollte dich auch schon fragen.“

Sie betraten den Gebäudekomplex und wurden gleich von einem Polizisten empfangen.

„Sind sie die beiden Agenten des PSC?“, wollte er wissen.

„Ja, Special Agent Suzuki.“, erwiderte Reita und zückte kurz seinen Ausweis. „Das ist Special Agent Matsumoto.“, fügte er dann hinzu. Auch Ruki zückte seinen Ausweis. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er sich über diese Möglichkeit eines coolen Auftritts gefreut.

„Dann folgen sie mir bitte. Wir haben die Leiche von Dr. Ishizawa unten in der Pathologie gefunden.“, erklärte der Polizist. Er führte sie zu der Treppe, die in das Untergeschoss führte, in dem die Polizei lag.

„Dr. Ishizawa?“, Reita war hellhörig geworden.

„Kennst du sie?“, wollte Ruki wissen.

„Ja, ich habe damals an der Akademie einen Kurs bei ihr belegt. Sie hat die Pathologiekurse geleitet.“, antwortete er. Er sah etwas geschockt aus. Dr. Ishizawa war eine gute Lehrerin gewesen, der sehr viel an ihren Schülern gelegen hatte. Dass sie ermordet worden sein sollte, konnte er nicht fassen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr jemand etwas Schlimmes getan haben konnte.

„Dann machen sie sich bitte auf etwas Schlimmes gefasst. Der Anblick ist nicht schön.“, bemerkte der Polizist.

Reita erwiderte nichts. Er hatte schon eine Menge schlimme Dinge gesehen. Verbrannte, verstümmelte Leichen, aber er hatte keine davon gekannt. Natürlich würde er professionell arbeiten, doch er fragte sich, ob es tatsächlich einen Unterschied machen würde. Wie lange konnte man professionell bleiben? Er spürte wie Rukis Hand leicht seine streifte. Er sah ihn an und wusste, dass es kein Zufall gewesen war. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ruki konnte niedlich sein – wenn er wollte.

Sie betraten den Flur der Pathologie. Neonlicht hüllte den steril wirkenden Raum in ein fahles, unheimliches Licht. Ruki ließ seinen Blick über die weißen Kacheln schweifen. Es war ihm ein Rätsel, wie Reita hier unten in Ruhe arbeiten konnte. Ihm behagte die ganze Atmosphäre der Pathologie nicht. Hier schien immer ein kalter Hauch zu wehen, der den Tod präsent machte. Gleichzeitig wusste er, dass diese Arbeit wichtig war. Er empfand Respekt vor seinem Partner, dass er sie verrichten konnte.

Der Polizist führte sie in den „Lagerraum“ der Pathologie. Die Beamten der Spurensicherung waren allem Anschein nach schon fertig mit ihrer Arbeit. Die Leiche war gesichert und musste nur noch abtransportiert werden. Ein älterer Polizeibeamter stand daneben und unterhielt sich mit ihnen. Als er die Schritte hörte, drehte er sich um und kam auf sie zu.

„Guten Morgen, sie sind Special Agent Suzuki und Special Agent Matsumoto, nehme ich an?“, begrüßte er sie.

Beide begrüßten ihn uns zückten ein weiteres Mal ihre Ausweise.

„Mein Name ist Ogawa, ich wurde heute Morgen hierher gerufen. Allerdings dachte ich, dass dieser Fall eher etwas für das PSC ist.“, sagte er nun.

„Wieso genau dachten sie das?“, erkundigte sich Ruki. Wenn es nur ein einfacher Mord war, mussten sie nicht ermitteln. Sie waren im Hauptquartier nicht genau darüber informiert worden, worin ihr Fall bestehen würde.

„Nun ja, es gibt ein paar Ungereimtheiten in diesem Fall. Wir wissen sogar wer der Täter gewesen ist, nur wissen wir nicht, wie er es getan haben soll.“, antwortete Ogawa etwa nebulös. Er blickte in die fragenden Gesichter der zwei Agenten.

„Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dass sie mich für verrückt halten. Aber… es scheint der Täter war zu dem Zeitpunkt der Tat bereits tot. Trotzdem scheint er Dr. Ishizawa getötet zu haben. Wir haben sogar zwei Zeugen. Ihr Kollege sollte ebenfalls eine Obduktion durchführen und kam mit einem Polizeibeamten hier herunter. Der Täter wollte beide angreifen, doch der Beamte konnte ihn schließlich mit einem Kopfschuss aufhalten. Alle andere Schüsse haben ihm nichts an haben können.“, führte der Beamte aus. Er setzte sich in Bewegung und ging zu der Leiche hinüber.

Reita blickte ihn ungläubig an. Dann wanderte sein Blick zu Ruki. In dessen Augen erkannte er einen nur allzu bekannten Schein der Begeisterung. Es fiel ihm nicht schwer zu erraten, was sein Partner dachte. Das würde heiter werden, da war er sich jetzt schon sicher.

„Ein Zombie… kein Wunder, das wir den Fall übernehmen sollten.“, sagte Ruki dann mit einem Augenzwinkern zu ihm.

„Dir ist klar, dass wir hier nicht bei <Resident Evil> sind?“, gab Reita zurück.

„Wolltest du nie auf Zombiejagd gehen?“, erkundigte er sich.

„Ich hab fast alle Teile von <Resident Evil> durchgespielt und die Filme gesehen.“, antwortete Reita. Was ihm einen erstaunten Blick von Ruki einbrachte. Doch dann grinste er und hielt sich den Zeigefinger, wie Kinder, die damit eine Pistole nachahmten, an den Kopf. „Dann weißt du ja, im Notfall immer auf den Kopf zielen.“, erklärte Ruki. Damit folgte er dem Polizisten. Bevor Reita es ihm gleich tat, sah er ihm kurz nach. Manchmal wusste er einfach nicht, ob sein Partner das, was er sagte ernst meinte oder nicht.

Als Reita zu den anderen trat, hockte Ruki schon neben der Leiche. Er sah auf, als er die Schritte hörte: „Das sieht wirklich übel aus.“

Während Reita sich ein Paar Handschuhe anzog, warf er einen Blick auf die Leiche. Er stockte einen Moment, dann ging auch er in die Hocke. Er atmete tief durch, um die Tatsache zu verdrängen, dass dies kein unbekanntes, namenloses Opfer war, sondern jemand, den er kannte. Dann betrachtete er die Leiche. Die Frau sah wirklich schlimm aus. Ihr Kittel war geöffnet, die Knöpfe lagen über den Boden verstreut. Er war also gewaltsam geöffnet worden. Die restliche Kleidung war am Oberkörper stellenweise zerrissen und blutverschmiert. Das Blut stammte offensichtlich von den Wunden, die ihr zugefügt worden waren. An den Armen war sowohl der Kittel als auch der Ärmel des Shirt, welches sie darunter getragen hatte, zerfetzt.

„Das sind Bisswunden.“, stellte Reita irritiert fest. Man konnte deutlich die Zahnabdrücke an manchen Stellen des Armes erkennen. Die Bisswunden waren mehr oder weniger tief.

„Ja, aber nicht nur dort.“, meinte Ruki.

Reita wusste, was er meinte. Die Wunden am Hals waren eigentlich nicht zu übersehen gewesen. Es hatte sich eine große Blutlache auf dem Boden gebildet. Die Wunden am Hals waren nicht nur einfache Bisswunden, es war eine Menge Fleisch herausgebissen worden. Auch hier waren die Zahnabdrücke zum Teil deutlich zu erkennen. Da er um die Leiche herum keine Fleischstücke entdecken konnte, konnte das nur eines bedeuten: sie mussten gegessen worden sein. Ein kalter Schauder jagte durch seinen Körper. Zwar hatte schon viel gesehen, aber die Kaltblutigkeit und Perversion, die er zu sehen bekam, entsetzte ihn immer wieder aufs Neue.

„Es sieht wirklich schlimm aus.“, mischte sich nun einer der Beamten der Spurensicherung ein. „Aber sie sollten sich die andere Leiche noch ansehen, den Täter…“, fügte er dann hinzu.

„Gut, können sie die Leiche von Dr. Ishizawa in die Pathologie des PSC überliefern lassen?“, erkundigte sich Reita, während er sich erhob. Für eine genaue Untersuchung war es das Beste.

„Natürlich. Sie bekommen auch die Fotos und andere Unterlagen.“, antwortete der Beamte.

„Danke. Wo haben sie die andere Leiche?“, wollte er dann wissen.

Der Beamte deutete auf den Leichensack in der Ecke des Raumes, den sie bisher noch gar nicht wahrgenommen hatten. „Die Leiche kann ihnen auch überstellt werden. Wir mussten sie recht schnell oben aus der Lobby entfernen. Aber wir haben Fotos von der Position.“

„Was ist mit den beiden Zeugen?“, fragte Ruki.

„Ich habe sie gestern Nacht nach Hause geschickt, aber ich kann ihnen die Adressen geben. Es war gestern noch nicht klar, ob das PSC diesen Fall übernimmt.“, antwortete Ogawa.

„Okay, dann werde ich die beiden nachher kontaktieren. Ich würde gerne hören, was sie dazu zu sagen haben.“, meinte Ruki.

„Das würde mich allerdings auch interessieren.“, stimmte Reita zu. Er hatte inzwischen den Leichensack geöffnet. Ein Schwall von Verwesung schlug ihm entgegen. „Wissen sie wann die Leiche hier eingeliefert wurde? Sie war keinen besondern äußeren Einwirkungen ausgesetzt oder?“, fragte er.

„Vor zwei Tagen. Und nein, soweit ich weiß nicht.“, war die Antwort.

„Das ist erstaunlich. Sie ist verwester als sie sein sollte.“, erklärte Reita. Er war mehr als erstaunt darüber, dass sich die Haut grau, bläulich verfärbt hatte und an manchen Stellen sogar vom Knochen abpellte. Was ihn auch ins Staunen versetzte war, dass das Blut aus den Schusswunden nicht herab gelaufen war. Es schien sofort geronnen zu sein. Das passierte nur bei Toten. Wenn er ehrlich war, war er mehr als gespannt auf das Obduktionsergebnis. Wie erwartet war der Mund der Leiche blutverschmiert und auch an den Händen fand sich Blut. Reita nahm stark an, dass es sich hierbei um Dr. Ishizawas Blut handelte.

Ruki sah ihm über die Schulter und verzog für einen Augenblick das Gesicht. Ob es nun an dem Gestank, dem Anblick oder an beidem lag, konnte Reita nur erahnen.

„Die sieht wirklich wie eins der Zombies aus <Resident Evil> aus…“, murmelte er.

Nachdem sie Visitenkarten mit Ogawa ausgetauscht hatten und die Adressen der zwei Zeugen bekommen hatten, verabschiedeten sie sich und gingen zu ihrem Dienstwagen. Als sie eingestiegen waren, musterte Ruki seinen Partner vom Beifahrersitz aus. Zwar nahm er seit ein paar Monaten ein oder zweimal Fahrstunden in der Mittagspause, soweit seine Arbeit es ihm erlaubte, aber die Prüfung hatte er noch nicht abgelegt. Bis dahin fehlten ihm noch einige Stunden und Reita war nicht gewillt ihn vorher wieder ans Steuer zu lassen.

„Alles in Ordnung?“, wollte Ruki wissen. Er fand, dass sein Partner etwas blasser als sonst aussah. Vorsichtig legte er eine Hand auf dessen Knie. Aber wenn er das Opfer gekannt hatte, dann war das kein Wunder, dass er nicht so gefasst wie sonst wirkte.

„Ja, geht schon. Es ist nur grausamer, wenn man das Opfer einmal gekannt hat. Auch wenn es

eher flüchtig war.“, erwiderte er.

„Glaub ich. Ich habe sowieso größten Respekt davor, dass du die Arbeit in der Pathologie erledigen kannst. Allein in den Räumen zu sein, löst bei mir schon Gänsehaut aus.“, meinte Ruki.

„Das wirst du mir wahrscheinlich nicht glaube, aber man gewöhnt sich daran. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Pathologie nicht zu meinen Lieblingsorten auf dieser Welt gehört.“, erklärte Reita. „Ich würde sagen, wir fahren zu unserem ersten Zeugen. Vielleicht kann er etwas mehr Licht in die Sache bringen.“

„Das hoffe ich auch. Ich bin sehr gespannt darauf, was er zu erzählen hat.“, stimmte Ruki zu. Er grinste seinen Partner an. Es war klar, dass seine Begeisterung für diesen Fall, trotz allen Umständen, geweckt worden war. Aber so wie er ihn inzwischen kannte, mussten Hinweise auf lebende Tote ihn vor Freude fast im Dreieck springen lassen.

Reita gab die erste Adresse in das Navigationsgerät ein. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und startete den Wagen.

„Wann hast du eigentlich deine nächste Fahrstunde?“, wollte er von Ruki wissen.

„Wenn nichts dazwischen kommt nächste Woche.“, antwortete dieser mit einem gequälten Grinsen. Er war nicht wirklich begeistert darüber.

„Na, du schaffst das schon.“, erwiderte Reita aufmunternd.

„Wenn nicht, hab ich immer noch dich. Du machst dich als Chauffeur eigentlich ganz gut.“, meinte er.
 

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Anmerkung: Wooow, ich hätte NIE gedacht, dass der zweite Fall tatsächlich nochmal fertig wird! Aber hier ist er und ich kann mich nach den Klausuren mal wieder "Here with me" widmen! Eigentlich hatte ich schon gleich nach dem ersten mit dem zweiten angefangen, aber mit dem ersten Entwurf hatte ich mich irgendwann gründlich verrannt! Letzten August hab ich dann mit der Grobplanung für diesen angefangen und jetzt ist er fertig! Mit 92 Seiten auch dezent länger als der erste, der war nur 38 Seiten lang... *puuuuh* Deshalb konnte ich ihn auch nicht Kapitel für Kapitel schreiben und hochladen, dann wären zu viele logische Fehler drin gewesen. Dafür kann ich jetzt schneller hochladen. ^.^

Aus dem ursprünglichen Fall sind ein paar Szenen erhalten geblieben, ein paar mussten rausfallen, u.a die Streitszene zwischen Ruki und Reita, die ich sehr mochte, aber die kommt dann ein anderes Mal... Kai und Aois Auftritt wurde auch massiv gekürzt, dafür kommt Uruha jetzt doch schon. ^.^
 

Spezieller Dank geht an: Nine, die immer meinen ganzen Scheiß ließt und als erste ihren Senf dazu gibt (ohne sie hätte es auch keine Zombies gegeben^^), Schlechtwetterzwerg, die sich die MÜhe gemacht hat den ursprünglichen zweiten Fall zu lesen... ich hoffe der hier ist besser!!!! Und -Chibi-, die auf die Fortsetzung wartet (ja hier ist sie endlich), Smoothie für die ehrliche Kritik und Feedback...falls du tatsächlich mal den Stift hierzu schwingst, würde mcih das richtig glücklich machen!!! Danke! Ohne euch hätte ich wohl nicht weiter geschrieben!
 

ein paar Kommentaren zum Kapitel:

*ich hab noch NIE soviel recherchiert... hab sogar Uniskripte für Pathologie gelesen...wahrscheinlich ist trotzdem nicht alles korrekt, aber ich bitte um NAchsicht... bin ja kein Experte! ^.^

* ja es müssen Zombies sein... soweit ich weiß gabs keinen Akte X Fall darüber und ich liebe Zombies

*im ganzen Fall sind Anspielungen und Zitate aus Akte X, Resident Evil und Shawn of the dead enthalten... findet die jemand? Sollte jemand am Ende alle gefunden haben, bin ich gewillt Schoki zu spendieren! Also echt jetzt!

*zwei der Ärzte haben die Namen ehemaliger Japanisch Lehrer von mir XD
 

Gut, bin gespannt, ob das wer ließt und auf die MEinungen!!!!

lg

Mrs_Miyawaki



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-02-28T13:53:28+00:00 28.02.2010 14:53
oookoay, der Fall ist komplett anders als die erste Version xDDD
Gefällt mir bisher gut, jaja.
Sorry nochmal, dass ich erst jetzt lese, ich kam irgendwie nicht dazu, ob wohl so viel Freizeit grad habe>< Schande über mein Haupt.

Zombies... ja, das wird Ruki gefallen, ich kann mir sein grinsen richtig vorstellen und sein etwas krankes Lachen dabei xDDDDDDD~~~
Bin gespannt wie das so weiterläuft~
Von:  -Chibi-
2010-02-14T00:26:58+00:00 14.02.2010 01:26
UIiii~
*mich freu wie blöd*
wieder mal toll geschrieben =^o^=
da macht das lesen total spaß!!
es hat sich gelohnt das du so recherchiert hast, kommt alles super glaubhaft rüber!!
und so langsame Zombies find ich auch toll, blöd sind die nur wenn die rennen q.q
ich freu mich rießig auf das nächste kapitel und finde es auch geil das der zweite teil so lang ist~<3
Von:  gaku
2010-02-12T20:14:10+00:00 12.02.2010 21:14
yeah >w< es geht weiter...*freu freu* hab fast nicht mehr daran geglaubt QQ
und auch noch mit zombie *WWW* der hammer.. richtige? die sich langsam bewegen und dabei auseinander fallen? uhhhhh das klingt nach spannung pur
freu mich echt riesig
erste kapitel hat mich schon wieder übelste neugierig gemacht >::> kann nur mit riesen spannung aufs nächste warten :D
Von:  TOKlO
2010-02-12T12:56:03+00:00 12.02.2010 13:56
haha~
Zombies sind geil *lach*
Die story is sehr geil~
und auch sehr perfekt geschrieben und du brauchst dir kein kopf mit der patologie zu machen
du hast es perfect geschrieben


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