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Laäros - Die Stadt der Türme

von

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Kapitel 2

Kapitel 2
 

Evangelos:
 

Evangelos war sehr intelligent für sein Alter, was wahrscheinlich an der Umgebung lag, in der er aufgewachsen war. Seit seinem achten Lebensjahr war er nun hier und besuchte regelmäßig die einzige Schule der Stadt. Es war ein kleiner Vorteil, in Laäros zu lernen. Als einziger seiner Altersklasse war der Unterricht sehr intensiv und sein Fortschritt hoch.
 

Durch den Umgang mit Sträflingen aller Art lernte er sich durchzubeißen und mit Problemen fertig zu werden, scharfes Denken gehörte ebenfalls zu seinen Fähigkeiten.

Oft wurde er gefragt, warum er schon mit diesem Alter hier war. Es war eine einfache Antwort. Seine Mutter wurde wegen Mordes an seinem Vater angeklagt. Dieser hatte sie zu sehr unter Druck gesetzt, sodass sie durchgedreht war.
 

Evangelos hatte damals nicht sehr viel davon verstanden, und man hatte sich auch nicht um ihn gekümmert, also ging er mit ihr nach Laäros. Warum man das zugelassen hatte, war ihm egal gewesen, jetzt fragte er sich das manchmal, doch zu einer Antwort war er nie gekommen.

Irgendwie hatte er dann Johannes kennengelernt, der schon etwas länger hier ausharrte, und als seine Mutter krank wurde, zog er zu dem älteren Mann.
 


 

Flashback
 

„Du, Johannes?“
 

Er nickte als Zeichen, dass er dem Jungen zuhörte.
 

„Mama benimmt sich in letzter Zeit komisch.“
 

Wieder ein Nicken.
 

„Wenn sie krank ist,... und... sie...“ Seine Stimme brach sich, er sprach nicht weiter.
 

Der ältere Mann sah ihn an.
 

„Wenn..., kann ich dann bei dir wohnen?“, kam es aus ihm hervor.
 

Ein Brummen. Der Junge nahm es als Ja.
 

„Danke“
 

Flashback Ende
 


 

Evangelos langweilte sich. Wieder waren einige Wochen vergangen. In der Schule war er bereits gewesen, und nun lag er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen alleine auf seinem Bett. Er hatte einen neuen Lehrer bekommen, einen für Chemie. Er war noch recht jung, so um die 25, hatte kinnlange, blonde Haare und eine große Brille. Er wirkte noch ein wenig unsicher, doch trotzdem mochte Evangelos ihn, er hatte wirklich Ahnung, von was er sprach, und konnte nicht nur das Nötigste, wie einige andere seiner Lehrer.

Es war sehr interessant, ihm zuzuhören und die Grundkenntnisse der Chemie zu erlernen. Nebenbei war sein Lehrer ziemlich locker drauf, so erzählte er Evangelos, dass er die bunte Kreide, mit der er zwischendurch einige Dinge zur Verdeutlichung an die Tafel schrieb, immer und überall in einer kleinen Bonbondose mit sich herumtrug.
 

Jetzt war der Unterricht jedoch vorbei, und Evangelos saß in ihrer Wohnung.

Johannes war in letzter Zeit sehr oft beschäftigt, und der Schwarzhaarige blieb zurück. Der Ältere hatte gesagt, dass es ihn eh nur langweilen würde, mitzukommen, so blieb er alleine und dachte nach.

Er fragte sich schon seit einiger Zeit, was er mal anstellen sollte, wenn er alt genug war, einen richtigen Job anzunehmen.
 

~*~*~
 

Johannes:
 

Wir waren zu dritt. Unser Plan war mittlerweile komplett ausgefeilt und bereit, umgesetzt zu werden. Seit einigen Wochen trafen wir nun schon Vorbereitungen. Jasper, Maya und ich.
 

Jasper war ein kleiner, dickerer Mann mit breiter Nase, die einige leichte Höcker aufwies, und winzigen Augen, die jedoch einen sehr aufgeweckten Eindruck machten. Er war der beste Schmied der Stadt, trug unpassend einen Malerhut und ebenso wie ich einen schweren Mantel.
 

Maya hingegen sah aus wie eine Prostituierte und benahm sich auch so. Sie hatte dichtes, blondes Haar, welches sie hochgesteckt hatte und in sanften Wellen ihr feminines Gesicht umrahmte, welches stark geschminkt die lüsternen Augen auffordernd betonte.

Sie hatte eine schlanke Gestalt und trug ein ledernes Korsett, wodurch ihre große Oberweite besonders zur Geltung kam, eine Netzstrumpfhose, darüber einen Rock, der bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel reichte, und hochhackige Schnallenstiefel.
 

Wir saßen im düsteren Wohnzimmer Jaspers und gingen noch einmal die letzten Vorbereitungen durch. Das Zimmer besaß keine Fenster, sondern nur hell leuchtende Lampen, sodass ein Belauschen unmöglich gewesen wäre. In seine Wohnung kam auf anderem Weg auch niemand, der nicht durch ein auf sich zuschießendes Messer sterben wollte. Der Raum war sehr düster ausgestattet. Auf der einen Seite gab es einige große Schränke und eine Glasvitrine, in der einige Werke von Jaspers Schmiedekunst zu sehen waren, überwiegend Waffen, die andere Seite war mit zwei schwarzen, um einen tiefen, gläsernen Tisch stehenden, Sofas und einem dazu passenden, bequemen Ohrensessel ausgestattet. Ich hatte mich vorsichtshalber nicht auf die gleiche Couch wie die blonde Frau gesetzt
 

„Hast du das Seil besorgt, Maya?“, fragte ich.
 

„Natürlich, Darling.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Bereit den Turm zu besteigen.“ Sie blickte mich lüstern an.
 

„Hast du heute noch etwas vor, Johannes?“
 

Sie zog die Beine hoch und legte sie auf die leere Sitzfläche neben sich, dann senkte sie ihren Oberkörper auf die andere Seite und stützte sich auf ihrem Ellbogen ab, währen sie ihre andere gespreizte Hand langsam von der Hüfte bis zum Oberschenkel und zurück gleiten ließ.
 

Ich rollte die Augen, Jasper lachte rauh. Er hatte keine Probleme mit ihr, denn sie vergriff sich nur an gut aussehenden Männern, so sagte sie es jedenfalls. Was sie bei mir als gut aussehend bezeichnete, war mir unklar; doch das war momentan unwichtig.
 

Ich sah davon ab, ihr zu antworten, und warf Jasper einen genervten Blick zu, während ich mich zurück in die schwarze Ledercouch sinken ließ.
 

„Gut. Annette geht jeden Nacht zwischen 23 und 24 Uhr nach einem kleinen Umtrunk zu ihrer Wohnung. Die Treppe, die dort hinaufführt, ist von unten mit einer Tür verriegelt, vor der ein Wächter steht. Nur er und Annette selbst haben den Schlüssel dafür. Ihre Wohnung ist unantastbar, sie wird zu gut beschützt sein, bleibt nur die Treppe, auf der uns ein kleines Fenster ganz oben ermöglicht einzudringen.“
 

Ich ließ die Worte einige Sekunden sacken.
 

„Maya, du übernimmst den Wächter, und du“, ich blickte Jasper an „machst klar, dass niemand auf die Idee kommt, nach dem Wächter zu sehen. Ich werde mich um Annette kümmern.“
 

Annette war nur ein Deckname für die eigentliche Person, um die es sich drehte, doch war der wesentlich sicherer, falls doch mal irgendwer etwas mitkriegen sollte.
 

„Dann ist es beschlossen.“ Ich erhob mich mit fließender Bewegung aus dem Sessel und warf der ein wenig beleidigt wirkenden Maya noch einen verächtlichen Blick zu.
 

„Mittwoch Abend, 22 Uhr, am Nordturm des inneren Kreises.“
 

Ich wandte mich um, entriegelte die Tür, zog sie auf und verschwand.
 


 

In meiner Wohnung angekommen, kochte ich mir zuallererst einen starken Kaffee, dann ließ ich mich am Küchentisch sinken. Es dauerte nicht lange, und Evangelos kam herein und setzte sich zu mir.
 

„Wo warst du?“, fragte er mich.
 

„Weg.“
 

„Wo ist weg?“, hakte er nach.
 

Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

„Bei ein paar Bekannten“, sagte ich.
 

Ich hatte nicht Freunde gesagt, denn das hätte nicht gestimmt; ich war wohl eher zufällig dazu gekommen, Maya und Jasper in den Plan um Annette einzuweihen. Ich war in der Werkstatt des Schmiedes gewesen, um einiges an Ausrüstung zu besorgen, als ich hörte, wie sich beide über Annette aufregten. Normalerweise war ich ein sehr vorsichtiger Mensch, der alle Vor- und Nachteile einer wichtigen Handlung abwog, bevor er sich endgültig für die beste Variante entschied. In diesem Fall hatte ich dann doch nur nach reinem Instinkt gehandelt und war positiv überrascht worden. Beide hatten ohne Zögern zugestimmt.
 

„Und wer sind diese Bekannten?“, fragte der Junge erneut.
 

„Mein Gott, Evangelos! Ich will nicht darüber reden!“
 

Es verging einige Zeit, in der niemand etwas sagte, während ich meinen Kaffee trank.

„Gibt es bei dir etwas Neues?“, fragte ich den Jungen schließlich.
 

„Ich habe einen neuen Lehrer in Chemie. Er heißt Noah.“
 

Der Name ließ mich aufhorchen. War das etwa der Noah, den ich eingewiesen hatte? Wenn ja, dann hatte Grift da seine Finger im Spiel gehabt, denn kein Neuer kam sonst so schnell an einen Job.
 

„Wie sieht er aus?“, fragte ich. Evangelos blickte mich überrascht an.
 

„Er ist noch jünger, hat kinnlange, blonde Haare und er trägt eine große, dunkle Brille. Warum?“
 

„Ich kenne ihn“, murmelte ich „ich habe ihn auf Grifts Geheiß hier eingewiesen. Er scheint mehr über Laäros und die Krankheit zu wissen, als er zugeben will...“ Ich seufzte. „Apropos Krankheit. Ich glaube, den Gehilfen von Jaspers Schmiede hat es erwischt...“
 

~*~*~
 

„Sir? Mir und einigen andern ist aufgefallen, dass sich Maya, Johannes und Jasper in letzter Zeit oft treffen. Was halten Sie davon?“
 

„Demnach sieht es aus, als hätten sie etwas vor?“
 

„Ganz Recht, Sir!“
 

Grift seufzte. „Max, du weißt ganz genau, dass du mich nicht Sir zu nennen hast, wenn wir unter uns sind.“
 

Maximilian nickte. „Was hast du nun vor?“
 

„Wirf ein Auge auf sie und melde sofort, wenn dir etwas seltsam erscheint. Gib auch den anderen Bescheid. Wenn die drei wirklich etwas planen, dann ist es wichtig, dass selbst der niedrigste der Regierung unterworfene Wachmann davon weiß.“



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