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Diese Geschichte ist ein Versuch meinerseits verschiedene Emotionen und Bedeutungen aus den Gefühlen von Liebe und Freundschaft aufzuzeigen.
Insgesamt will ich euch einfach ein wenig zum Nachdenken bringen. Gut, das erste Kapitel ist noch mit eher kleineren Denkpassagen ausgestattet, da es erstmal ums Vorstellen geht.
Diese Absicht „verpacke“ ich natürlich auch noch schön^^
Ich hoffe, dass euch der Anfang gefällt!
Viel Spaß!
Aiden und Fiore
trust and affection
Wie können sie einander nur so vertraut sein?
Schon den gesamten Morgen geht mir dieser Gedanke durch den Kopf.
Es ist die Art, wie sie einander anblicken, voll von Gefühl...
Das schrille Läuten der Schulglocke reißt mich aus meinen Tagträumen.
Aiden und Fiore erheben sich.
Allein ihre Namen, so außergewöhnlich, wie sie selbst!
Verstohlen sehe ich in ihre Richtung, darauf bedacht, dass sie es nicht mitkriegen.
Wie eine zufällige Geste legt sich Fiores Hand auf Aidens Schulter. Und, als sei dies ein unsichtbares Zeichen, nickt er wortlos und wendet seinen Blick zärtlich von seinem Gegenüber ab. Aiden verlässt den Raum. Fiore hat jetzt mit mir Latein. Kurz entschlossen packe ich meine Sachen zusammen und begebe mich Richtung Fiore.
Ich will die beiden unbedingt näher kennen lernen!
„Darf ich mich setzen?“
Er sieht hoch und seine schmalen, extrem dunklen Augen treffen mich.
„Klar.“
Unser Lateinlehrer betritt die Klasse und allein in diesem Moment weiß ich, dass mich mein Tischnachbar um einiges mehr interessieren wird, als die heutige Doppelstunde.
Wir bekommen einen Text, den wir übersetzen müssen.
„Ich hasse Latein…“
Ich höre Fiores heiseres Lachen.
„Sag das bloß nicht zu laut!“
Den Rest der Stunde schweigen wir. In der kleinen Pause fragt Fiore mich, ob ich mit auf den Hof kommen will. Ich willige ein und kurze Zeit später befinden wir uns in der Raucherecke. Fiore ist an die Wand gelehnt uns hat die Beine gekreuzt.
„Darf ich dich was fragen?“
Er bläst den Rauch aus und nickt schließlich.
„Wie lange kenn ihr euch? Aiden und du?“
Er schaut in den Himmel.
„Mein ganzes Leben lang. Warum fragst du?“
Ich trete angespannt von einem Bein aufs andere.
„Ihr seid so…vertraut.“
Er lässt die Kippe fallen und tritt sie aus.
„Ähm, naja, ich wollte gern mal fragen, ob ihr, also, zusammen seid…?“
Er starrt mir direkt in die Augen.
„Du musst nicht antworten!“, setze ich eilig hinterher.
Bedächtig stößt Fiore sich von der Wand ab und geht Richtung Gebäude. Er wartet, bis ich ihn eingeholt habe und beginnt dann mit seiner Rede.
„So kann man das nicht nennen. Mit zusammen sein meinst du sicherlich Liebe. Aber ich glaube die Beziehung zwischen Aiden und mir geht um einiges tiefer. Es ist einfach uneingeschränktes, kompromissloses Vertrauen und wahre, tiefe Zuneigung, die uns verbindet.“
Ich bin so perplex, dass ich nicht antworten kann.
Kurz bevor wir unseren Raum erreichen, dreht er sich zu mir und grinst neckisch.
„Na? Neidisch?“
Ich schüttle benommen den Kopf und öffne die Tür.
Kompromissloses Vertrauen…tiefe Zuneigung…nennt man das nicht Liebe? Er sagt, es gehe tiefer als Liebe. Ist also das Vertrauen in der Liebe begrenzt? Vielleicht bei Eifersucht…gehört Eifersucht denn nicht zur Liebe? Und was ist mit der Wahrheit, muss man in der Liebe immer ehrlich sein? Und wahre Zuneigung…ist die Zuneigung in der Liebe nicht wahr? Höchstens eingeschränkt durch Begehren…Nein, vielleicht nicht eingeschränkt, aber es ist etwas anderes…ob sie einander begehren?
„Hey? Eingeschlafen?“
Ich schrecke hoch, sehe Fiore grinsend vor mir stehen. Er hebt die Hand zum Gruß.
„Bis Morgen!“
„Ja…“
Und schon ist er weg.
Wahrscheinlich geht er zu Aiden.
Ja, das ist sogar sehr wahrscheinlich!
Ermüdet von dem Tag packe ich meine Sachen und gehe nach Hause. Und irgendwie kriege ich Aiden und Fiore am Abend nicht mehr aus meinem Kopf.
…………………………
Ich sitze schon früh im Klassenzimmer, als Fiore und Aiden den Raum betreten.
Stimmt, sie kamen gestern auch gemeinsam. Wo sie wohl wohnen?
„Hey Thomas! Setz dich doch zu uns!“
Ich nehme die Aufforderung dankend an und werde von Aiden in ein Gespräch verwickelt.
Fiore hat ihm sicherlich alles erzählt.
„Na, was machst du für Hausaufgaben? Mathe? Mein absolutes Hassfach! Ich stehe ja eher auf Deutsch und Englisch…und du?“
Man merkt sofort, dass Aiden der aufgewecktere von beiden ist.
„Auch nicht so meins. Aber noch schlimmer finde ich ja Chemie!“
Aiden fängt an zu lachen.
„Das ist unser Spezialist!“
Er deutet auf Fiore.
Als Aiden zu ihm rüber sieht, blitz für kurze Zeit eine andere Empfindung in seinen Augen auf. Ich kann sie jedoch nicht deuten.
………
Wir haben grade Englisch und hören uns ein Hörspiel an. Fiore und Aiden haben sich zurückgelehnt und ihre Schultern berühren sich sanft.
Höchstwahrscheinlich genießen beide diesen kleinen, unscheinbaren Körperkontakt.
Fiore streckt sich leicht und sein ganzer Oberarm lehnt nun an Aidens. Dieser schließt langsam die Augen, atmet einmal tief ein. Ohne ihn anzusehen, umspielt nach kurzer Zeit ein leichtes Lächeln die Züge Fiores. Schon nach kurzer Zeit geben ihre Gesichter nichts weiter preis.
So vertraut…
Nachdem wir genug Unterricht gemacht haben, nähern wir uns weiteren Formalitäten unserer Klasse.
Herr Hausig blickt in die Runde.
„Wie wäre es mit einer Kennenlernfahrt?“
Zustimmendes Gequietsche und leises Gekicher von den Mädchen.
„Da die Schulleitung das nicht vorsieht, können es höchstens fünf Tage werden. Und das auch nur innerhalb von Deutschland. Also, Vorschläge?“
Die Arme einiger Mädchen sind sofort oben.
„Berlin.“
Herr Hausig grummelt, „Weiter!“
„An die Nordsee.“
Überwiegend ablehnendes Gemurmel.
„Köln.“
Einer der Jungs klopft mit der Hand auf den Tisch.
„In die Schwuchtelstadt!? Niemals! Dann könn wir ja gleich nach Darmstadt!“
Gelächter der Jungs.
„Ruhe!
Also ich finde den Vorschlag gar nicht mal schlecht. Wir können den Dom besichtigen und billiger als Berlin ist es allemal! Was meint ihr?“
Wir stimmen ab und nachdem ich sehe, dass Aiden und Fiore sich melden, tue ich es ihnen gleich.
13 zu 8. Wir fahren also nach Köln.
…………………………
Es ist Freitagabend. Fiore und Aiden sind bei mir, wir wollen einen Dvd-Abend machen.
„Ich freue mich so! Köln wird bestimmt lustig! Was wir alles machen können! Die Leute! Die Stadt! Die Bars!“
Ich sehe Aiden verwundert an.
„Warst du schon mal da?“
Seine großen Augen glänzen, als er grinsend nickt.
„Wir waren letzten Sommer da!“
Logischerweise meint er mit -wir- ihn und Fiore.
Wie selbstverständlich er dieses so unerhebliche Wort verwendet! Als ob es niemals du und ich gewesen war, sondern immer nur wir.
„Wie war es?“
„Unglaublich! Wirklich klasse! Und die Menschen! Die Meisten sind zum anbeißen schön!“
Ich starre ihn an.
„Hä?“
Fiore fängt schallend an zu lachen. Seine Stimme verleit dem Lachen ein rauen
Unterton. Auch Aiden hat sich vor Gekicher in meine Kissen geworfen.
Langsam verstehe ich gar nichts mehr!
„Dein Blick!“
Aidens Stimme verändert sich zu einem schrillen Feixen. Er hält sich den Bauch und seine hohe Stimme bringt nun auch mich zum Grinsen.
Noch immer lächelnd klopft Fiore mir auf die Schulter.
„Na wenn du jetzt schon große Augen machst, wie wird’s dann erst, wenn du ihn in Aktion erlebst!“
„In Aktion?“
Aiden prustet vor Kichern.
„Nun ja, sagen wir mal so: Er zeigt offenkundiges, reges Interesse an seinen Mitmenschen, insbesondere so, dass die es auch zu 100 Prozent mitkriegen!“
Na das kann was werden…
…
Später am Abend liegen wir zu dritt in meinem Bett und sehen uns einen Film an. Der Abspann läuft bereits und ich sehe zu den beiden rüber. Aiden lehnt an Fiores Schulter und schlummert friedlich.
Fiore sieht mich entschuldigend an, flüstert.
„Er schläft immer ein. Sorry!“
Ich schmunzle bei dem ruhevollen Anblick, der sich mir bietet.
„Macht nichts. Wir können ja auch schlafen gehen.“
„Hmm…soll ich ihn in ein Gästezimmer tragen, oder so?“
Ich will die beiden bloß nicht stören.
„Nein, nein. Bleibt ruhig liegen!“
Fiore sieht mich an.
„Und du?“
„Ich kann auf dem Sofa schlafen.“
„Kommt nicht in Frage!“, Fiore guckt auf mein Bett.
„Es ist groß…wie groß?“
„1,60.“
Er blickt mich zufrieden an.
„Na also! Riesig! Ausreichend für drei Personen.“
Zögernd stimme ich zu und liege bald darauf mit Fiore und Aiden in meinem Bett.
Ein komisches Gefühl. Ich lag noch nie mit zwei Kerlen im Bett…Oh man, wie sich das anhört!
Ich höre das gleichmäßige Atmen neben mir und falle schließlich auch in einen traumlosen Schlaf.
…………………………
Als ich meine Augen öffne, sehe ich Aiden zappelig auf dem Boden sitzen.
„Endlich bist du wach! Mensch, wie kann man nur so lange schlafen?!“
Lange? Es ist grad mal 9 Uhr. Kein Wunder, dass er so früh einschläft, wenn er schon morgens so fit ist.
Auch neben mir merke ich ein Gähnen.
Fiore streckt ich und murmelt,
„Hmmm…Aiden. Willst du nicht noch ein wenig schlafen?“
„Nö! Aufstehen! Aufstehen!“
Schwerfällig erhebe ich mich und schlürfe ins Bad.
Soll Fiore ruhig noch ein wenig liegen bleiben…
Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte mich.
Ich war nie sonderlich hübsch, aber morgens sehe ich einfach mal beschissen aus. Wirklich, wie kann man nur solche Augenringe haben?!
Ich dusche ausgiebig und lasse mir insgesamt viel Zeit beim Fertigmachen.
Vorsichtig öffne ich die Tür und halte im nächsten Moment inne.
Unbeweglich bleibe ich stehen und beschaue mir das Bild genauer. Aiden sitzt am Bettrand und Fiore umarmt ihn von hinten. Beide haben ihre Augen geschlossen, sind wie in ihrer eigenen Welt. Leicht streichelt Aiden ihn an den umschmiegten Armen entlang. Fiore genießt die Zärtlichkeiten lächelnd und drückt sich noch fester an Aiden.
Ob sie auch eine sexuelle Beziehung haben?
Sie sind so vertraut, geistig und auch körperlich. Sie wissen bestimmt alles von einander… oder? Kompromissloses Vertrauen…ohne Kompromisse? Das kann ich mir nicht vorstellen!
Aiden sieht mich an und grinst, verschwindet im Bad.
„Ich bin dran!“
Und?
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*flausch*
snowwhitedoll