Prolog
Schnell und geschmeidig wie eine Katze lief er durch den schneebedeckten Wald. Er atmete bereits unregelmäßig und seine Lungen brannten wie Feuer, doch er durfte nicht aufhören zu laufen. Es musste einfach einen Weg geben seine Verfolger loszuwerden. Egal wie, er musste entkommen, da er der Einzige war, der wirklich wusste, was Odin vor hatte und die Bewohner Midgards warnen konnte. Wenn er hier auf dem Weg zur Brücke Bifröst starb würde womöglich ganz Midgard untergehen. Es war nicht mehr weit, dann wäre er endlich in Sicherheit. Mit dem Wissen, dass seine Verfolger ihm nicht über die Grenzen Asgards folgen konnten, rannte er weiter, doch dann hörte er ein Zischen in der Luft und wenig später realisierte er, dass er von einem Pfeil getroffen worden war, der nun in seinem Rücken steckte. Ein zweiter Pfeil traf ihn in den Oberschenkel und er verlor das Gleichgewicht. Kurz war ihm schwarz vor Augen, doch dann versuchte er sich irgendwie weiter voran zu schleppen und kroch langsam, die Schmerzen ignorierend, in die Richtung seines Ziels. Plötzlich durchfuhr ihn eine neue Schmerzenswelle. Jemand hatte es geschafft ihn einzuholen und hatte ihm das Schwert in den bisher unverwundeten Bein gerammt. "Dachtest du wirklich du würdest Odin entkommen?" Er erkannte die Stimme. Es war die von Heimdall, einem der Götter, die Odin bedingungslos dienten. "Wie töricht!" Heimdall zog sein Schwert wieder aus dem Fleisch des anderen Gottes, der ein Aufstöhnen dieses Mal nicht unterdrücken konnte. Mit dem Fuß drehte Heimdall den sich vor Schmerzen krümmenden um, so dass er in dessen Gesicht sehen konnte. "Erbärmlich. Früher hätte ich nie gedacht, dass gerade du jemals so tief fallen konnte." Verächtlich blickte er seinen ehemaligen Kameraden an, der nur böse zurückfunkeln konnte. Verloren. Alles war verloren. Wer konnte nun etwas gegen die Zerstörung Midgards unternehmen? Ursprünglich sollte Loki den Weltuntergang, Ragnarök herbeiführen, nicht Odin. Wer würde Odin nun aufhalten?
Als Heimdall sein Breitschwert zum tödlichen Schlag hob, bemerkte er plötzlich etwas, was ihm bisher nicht aufgefallen war und mit letzter Kraft klammerte er sich an diesem Hoffnungsschimmer fest. Die Klinge Heimdalls sauste erbarmungslos nieder und der Verfolgte hauchte sein letztes Leben aus, doch in seinen Augen funkelte noch immer der kleine Hoffnungsschimmer.
In Tales, einem kleinen Dorf, in Midgard, welches von Bergen umsäumt wurde, brach gerade die Nacht herein. Es war eine warme und vom nachmittäglichen Regen feuchte Nacht, die nur vom Vollmond beschienen wurde, und die nur vereinzelt von Lichtstrahlen aus den Häusern durchbrochen wurde. Alles war ruhig, nur in einem der Häuser am Rande des Dorfes herrschte geschäftiges Treiben. Durch die Fenster hindurch konnte man einige Schatten schnell von einer Stelle zur nächsten huschen sehen. Es herrschte eine angespannte Stille, doch diese wurde wenig später von einem Schrei durchbrochen. Ein neues Leben erblickte die Welt.
