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Dance With The Devil

Jeder muss einmal erwachsen werden! Erst Stern, dann Schnuppe. - für koko <3
von

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Mein geliebter Idiot

Soooo die Fortsetzung.. gefährlicher, härter, actionreicher, blutiger, dramatischer, usw.. als sternschnuppe je war XD

ne ich übertreibe.. allerdings.. macht euch darauf gefasst, eine ganz neue Seite an John zu entdecken. Viel Spass wünsch die Autorin XD
 


 

Mein geliebter Idiot
 

John riss seinen Kleiderschrank auf. Es kam ihm vor, wie ein böser Traum. Anfangs war es ein wunderschöner Traum geworden, doch ehe er es gemerkt hatte, hatte er sich in einem schier undurchdringlichen Netz von Lügen und Intrigen verstrickt gehabt. Unwirsch wischte er sich kurz über Gesicht, vor allem über Augen. Er spürte, wie seine Hände zitterten, als er hastig einige Kleidungsstücke in seine Schultasche – wetten, dass die schon längst staubig geworden war? – warf. Bloß nicht nochmal weinen.. Kitty hatte sicherlich gelogen. Außerdem war John nicht der Typ, der seine Gefühle gerne zeigte, vor allem nicht Tränen.
 

Doch um ehrlich zu sein, war er den Tränen die ganze Zeit schon recht nahe gewesen. „Du bist ein Idiot.“ Murmelte er zu sich selbst und sammelte hastig einige Gegenstände, die er vielleicht benötigen könnte ein. Das Feuerzeug war schon bei ihm. Irgendwie war er Aura doch dankbar dafür. Ein Klappmesser, falls einem doch mal die Fähigkeiten verließen. Und ein Bild. Sein Lieblingsbild, oder auch so ziemlich das einzige Bild, auf dem er und Kitty gemeinsam waren. Nur, dass zwischen ihnen Bobby und Rogue Arm in Arm standen. Jubes posierte vor allen, Kitty lächelte und machte irgendwelche Faxen mit Kurt, der neben ihr war, John hingegen stand auf der anderen Seite des Bildes, er mimte eine mürrische, undurchschaubare Mine. Bobby und Rogue hatten sie zu diesem Foto zwingen müssen, da Kitty und John sich wie immer gezofft hatten. Wie immer. John musste schmunzeln.
 

Ein Windhauch. Der Feuerteufel zuckte zusammen. Langsam kannte er diesen Windhauch, wahrscheinlich machte Pietro das sogar absichtlich. Das Foto wurde eiligst ganz nach unten gestopft, als auch schon sein Weißhaariger „Freund“ neben ihm stand. „Och.. Packen ist eigentlich nicht notwendig.. da wo wir hingehen wird sowas beschaffen eh kein Problem mehr sein.“ Meinte er grinsend.
 

„Nicht deine Sache.“ Knurrte John leise in sich hinein und schnürte die Schultasche zu. Ja, klar, er war sauer. Er hatte doch auch alles Recht dazu, fand er. Pietro zog hier eine absolut miese Show mit ihm ab. Aber was blieb ihm anderes übrig.
 

„Was?“ Diesmal hatte Quicksilver ihn wohl wirklich nicht verstanden.
 

„Nicht.. deine.. Sache!!!“ John fuhr herum und brüllte es ihm mitten ins Gesicht. Seine Augen flammten auf und er wäre dem Weißhaarigen am liebsten an die Kehle gesprungen. Die Hände hatte er bereits dazu erhoben. Pietro musterte ihn von oben bis unten und lachte dann einfach nur leise auf. John ließ die Hände langsam sinken und betrachtete sie. Hatte er gerade mit dem Gedanken gespielt, Pietro wirklich umzubringen? Gut, er sprach solche Dinge oft aus, jedoch hieß es nicht, dass er es auch tun würde. Aber diesmal hätte er es getan, wenn er sich nicht noch zurückgehalten hätte. Im Hinterkopf behalten hätte, dass dieser Typ für alles verantwortlich war.
 

„Du brauchst dich nicht zu verstecken, Pyro.“ Gab Pietro leise zurück. „Ich weiß doch, dass du mir an liebsten ganz schreckliche Schmerzen zufügen würdest.. aber es ist nur zu deinem besten..“ Das war wahr.. auch wenn Pyro ihm das nicht glauben würde.
 

Johns Hände verkrampften sich erneut und er hatte schon wieder das dringende Bedürfnis, Pietro zu schlagen. //Ruhig Blut, Pyro.. alles zu seiner Zeit..// Schärfte ihm eine innere Stimme ein. Die dafür sorgte, dass er sich wieder etwas beruhigte. Doch dann ließen Polizeisirenen, die in weiter Ferne erklangen ihn wieder nervös aufhorchen. „Wir sollten gehen..“ Kam es nun sogar aus seinem eigenen Mund.
 

Pietro grinste zufrieden und meinte: „Wie ich sehe, hast du doch nicht wirklich Interesse daran, ein Gefängnis von innen kennen zu lernen. Was für eine weise Entscheidung.“ John zeigte darauf nur ein genervtes Grinsen. Pietro ignorierte es und drehte sich um, um zu gehen. Doch als er die schwarzen Umrisse einer zierlichen Gestalt in der Tür erblickte, erstarrte der Weißhaarige. Auch Johns Augen weiteten sich.
 

„Wo wollt ihr denn zu so später Zeit noch in? Wobei ich mich auch frage, wie du es bloß noch einmal wagst dich hier aufzuhalten, Quickie.“ Eine wohlbekannte, kühle Stimme, die einem frösteln ließ. Dann trat Aura aus dem Schatten und lehnte sich lässig gegen den Türpfosten.
 

„Und ich frage mich, dass du es überhaupt noch wagst, mir unter die Augen zu treten.“ Gab Pietro knurrend zurück und meinte denn in ziemlich bedrohlichem Zustand: „Süße.. dafür, dass du Lance geholfen hast und zwei meiner Leute zu Fischstäbchen verarbeitete hast, könnte ich dir jeden einzelnen Knochen in deinem äußerst hübschen Leib brechen!“ Der Weißhaarige schien es wirklich ernst zu meinen.
 

„Ach komm schon, Speedie Gonzales. Nimm‘s locker. Und wenn.. versuch‘s doch, du wirst dabei allerdings ganz schön kalt kriegen, das verspreche ich dir!“ Gab Aura zurück und kicherte dann leise. Ehe sie eine ernstere Mine aufsetzte und Pietro mit ihren eisig blauen Augen fixierte: „Dir ist schon klar, dass ich euch auffliegen lassen könnte?“ Sie wickelte sich scheinbar nebenbei eine Haarsträhne um den Finger.
 

Pietro wollte gerade wieder etwas entgegnen, also John, der sich total ignoriert vorkam, sich schließlich auch lautstark meldete: „Aura.. man, verschwinde!“ Erstens machte er sich Sorgen um seine Stiefschwester, dass sie sich seinetwegen in Gefahr brachte und zweitens, allzu viel Zeit hatten sie nicht mehr, bis die Polizei hier sein würde und auf Gefängnisfraß hatte John nun wirklich keine Lust. „Pietro! Lass sie gefälligst in Ruhe, sie hat überhaupt nichts mit dem ganzen zu tun!“
 

Weder der Weißhaarige noch Aura reagierten auf John, beide fixierten sich weiterhin ernst. Dann meinte Pietro: „Pass auf.. geh mir aus dem Weg, sonst setzt was..“ Er wollte ebenfalls keine Zeit mehr verlieren. „Was willst du überhaupt?!“ Fauchte er.
 

Aura wandte den Kopf kurz auf und sah dann wieder hoch: „Ich.. ich will mit euch kommen..“ Sie sah Pietro erneut an und fügte hinzu: „Ich meine.. dein Vater hätte sicherlich nichts dagegen, immerhin bin ich sozusagen schon beinahe die Tochter eines zukünftigen Präsidenten.“ John rollte innerlich mit den Augen. Sie wusste also doch wieder mehr als er und vor allem, mehr als sie gesagt hatte.. vorhin.
 

John rief sofort wieder entrüstet aus: „Vergiss es! Kommt gar nicht in Frage!! Hier werden nicht noch mehr Leute hineingezogen!“ Ein rascher Blick zu Pietro ehe er meinte: „Wir nehmen sie nicht mit, Pietro!“ Es hatte etwas befehlendes, was dem Weißhaarigen sicherlich missfallen würde.
 

Pietro schwieg einfach nur und schien sich das ganze zu überlegen. Dann schüttelte er leicht den Kopf: „Du spionierst sowieso nur für deinen Vater, schätze ich mal.“ Knurrte er dann. „Und jetzt geh mir aus dem Weg!“ Mit diesen Worten stieß er sie unsanft zur Seite und wollte an ihr vorbeigehen.
 

Aura hielt den Kopf gesenkt. John und Pietro hatten gerade erst mal einige Schritte gemacht, als sie ein leises Schluchzen hörten. „Ich... ich.. und spionieren?! Mein.. mein Vater weiß nicht einmal, dass ich eine Mutantin bin.. ich.. ich habe meine Kräfte immer gut verborgen.. denn wenn er es jemals herausgefunden hätte..“ Sie fuhr sich über die Augen und hielt sie bedeckt. „Dann hätte er mich getötet oder noch schlimmeres mit mir gemacht.“
 

In dem Moment in dem sie das sagte, hob sie den Kopf. In ihren Augen glitzerten Tränen. John blieb automatisch stehen und mit ihm wohl oder übel auch Pietro. „Alles.. alles, was ich immer wollte..“ Aura kam nicht weiter, sie wurde von einem Heulkrampf durchgeschüttelt.
 

John ging zu ihr und legte ihr sanft und beschützend den Arm um die zart gebauten Schultern. „Hey.. hey.. nicht weinen..“ Aura hatte inzwischen wieder den Kopf gesenkt und bedeckte die Augen mit ihren Händen. Schluchzer und Schniefen war zu hören.
 

„Alles, was ich immer wollte..“ Setzte sie von neuem an. Sah John dann in die Augen und lehnte sich an ihn. Vergrub das Gesicht in seiner Brust. „War eine richtige Familie.. ich hasse meinen Vater.. ich hasse ihn.. ich hasse ihn.. !“ Sie schluchzte weiter und murmelte weiter. John legte die Arme um sie und drückte sie an sich.
 

„Ich bin für dich da.“ Hauchte er ihr leise ins Ohr. „Ich beschütze dich..!“ Dann sah er zu Pietro auf. „Sie kommt doch mit..“ Meinte er, wobei der Tonfall eher fragend war.
 

Pietro zuckte mit den Schultern und meinte: „Hauptsache, wir verschwinden hier nun endlich! Mir nach.“ Der Speed-Demon hatte es nun wirklich mächtig eilig, da die Polizeisirenen immer lauter geworden waren.
 

„Komm.. Ich bin ja da..“ Meinte John und nahm Aura‘s Hand und zog sie so mit sich mit. Sie ließ sich eher hinter sich herziehen, aber das war ihm egal. Und Pietro machte sowieso einen auf Hyperspeed um zu sehen, ob der Weg frei war.
 


 

Aura beobachtete die beiden. John sah nicht zu ihr, deshalb sah er auch nicht, dass auf dem noch tränen-verschmierten Gesicht ein wirklich breites Grinsen erschienen war. Sie grinste sozusagen in sich hinein. Und was die beiden auch nicht gemerkt hatten war, dass die ganze Heulerei eigentlich nur Show gewesen war. Aura hatte Übung darin. Sie hatte allgemein Übung darin, anderen etwas vorzumachen. Und sie hatte auch gewusst, dass der scheinbar spontane Heulkrampf genau zur rechten Zeit kommen würde. Damit das ganze jedoch nicht auffiel, wurde hin und wieder etwas geschnieft, während sie sich hinterher ziehen ließ..
 

~
 

„Komm jetzt!“
 

Keine Reaktion
 

„Pyro, beweg dich!“ Ein Schütteln.
 

Keine Reaktion.
 

„Kommt ihr beiden jetzt endlich, oder was wird das?“ Ungeduldige Frage von Seiten Aura‘s.
 

„Ich hab‘s ja gleich!“ Gab Pietro zurück und wandte sich wieder an Pyro.
 

„Dein Dad hat ne Firma..?“ Fragte dieser Verdutzt. Sie standen vor einem riesigen Firmengebäude, welches die Aufschrift Lehnsherr&Co trug. Von dieser Firma hatte John sogar noch gehört. Zuständig für Stahlherstellung und im Allgemeinen für Dinge die mit Metall zu tun hatten. Außerdem war eine Bankengruppe von dieser Firma übernommen worden.
 

„Tja.. ohne Geld läuft eben nichts.. hat nicht jeder Xavier, wie die X-Men.“ Gab Pietro schulternzuckend zurück. „Auch wenn mein Alter eigentlich nicht wirklich viel machen muss.. er könnte sich eigentlich auch frei nehmen.. aber naja.. die alten Leute eben.“ Pietro rollte mit den Augen. „Kommst du jetzt?!“ Er wollte sich eben umdrehen.
 

„Pietro..“ Kam es kläglich von John. „Ich spüre, dass wenn ich da reingehe, es dann kein Zurück mehr gibt..“ Und das verursachte ein ziemlich ungutes Gefühl in seiner Magengegend. Aber eigentlich auch in seinem restlichen Körper. Er fühlte sich leicht, hatte jedoch trotzdem das Gefühl gleich einfach so zusammenzubrechen. Zitterten seine Beine etwa?
 

Pietro sah ihn kurze Zeit einfach nur an und legte dann den Arm um ihn: „Es gibt schon lange kein Zurück mehr, Pyro.“ Meinte er leise und fügte dann hinzu: „Ach ja.. wenn du gleich mit meinem Alten redest.. sag unbedingt, dass du aus freien Stücken hier bist.“
 

John sah ihn mit leerem Blick in den Augen an. Es gab also kein Zurück mehr.. „Wieso sollte ich?“ Vielleicht konnte er ja wieder gehen, wenn er sagte, dass er nur gezwungenermaßen hier war... Das war irgendwie Johns versteckte Hoffnung an dem ganzen.
 

„Einfach so!“ Gab Pietro knapp zurück. „Tu‘s einfach, okay? Ich erklär‘s dir später dann mal.. Aber wenn du‘s nicht tust.. dann.. dann “ Pietro brach ab. Er tat äußerst verschlossen und bevor John noch weiter nachhaken konnte, hatte er sich auch schon umgedreht. „Komm jetzt, Aura wird schon ungeduldig.“ Meinte der Weißhaarige.
 

John nickte leicht, sah noch einmal an dem Gebäude hoch. Seufzte tonlos und ging dann hinein...
 

~
 

„Dad, wir sind da..“ Pietro betrat den Raum, der im obersten Stock des Gebäudes gelegen war. Ein riesiges Panoramafenster bot hier Ausblick über die gesamte Stadt. Das ganze war äußerst stilvoll eingerichtet. Metall war sehr großzügig verwendet worden. Die Tatsache, dass Magneto hier praktisch alles als Waffe nutzen konnte, war irgendwie gleichzeitig auch bedrohlich. Allerdings war es irgendwie witzige, das Pietro den Grauhaarigen, der der Boss der Brotherhood war, mit Dad ansprach.
 

Johns Miene war nicht aussagekräftig, während Aura fasziniert von dem ganzen zu sein schien. „Das merke ich.“ Meinte Magneto recht unterkühlt an seinen Sohn gewandt und wies John dann an, Platz zu nehmen. „Wie ich sehe, hast du mir noch jemand anderen mitgebracht..“ Der alte Mann verzog dabei keine Miene, er musterte Aura kurzzeitig.
 

Diese lächelte leicht und meinte dann: „Ich dachte mir, ich könnte durchaus noch nützlich sein..“ Bemerkte sie, ehe sie wieder schwieg. Platz nahm sie noch nicht, die Braunhaarige konnte sich vorstellen, dass der alte Mann erst einmal mit John reden wollte.
 

Magneto nickte ihr zu und ließ seine wässrig blauen Augen dann zu John wandern: „Und du bist also.. Pyro..“
 

John sah ihn ernst an und meinte dann ruhig aber bestimmt: „Nein, nicht Pyro. John.. Sir.“ John war ungewohnt anständig, in der Wortwahl. Pietro hätte John dafür am liebsten geschlagen. Er machte hier gerade alles kaputt, wofür er die letzten Wochen gekämpft hatte.
 

„Du bist also nicht..“ Setzte Magneto erneut an, wurde allerdings barsch von seinem Sohn unterbrochen.
 

„Doch, er will hier sein. Er will hier sein!“ Der Weißhaarige packte John an der Schulter und zischte ihm ins Ohr: „Pyro, mach keinen Scheiss!“ Etwas Flehendes lag in seiner Stimme. „Bitte.. Ich erklär‘s dir später.“
 

Magneto beobachtete die beiden Jungen mit etwas Belustigung in den wässrig blauen Augen. „Du bist also freiwillig hier?“
 

John fixierte den alten Mann mit seinen braunen Augen. Irgendwie hatte Magneto trotzdem, dass er eigentlich schon ziemlich hohes Alter erreicht hatte, etwas an sich, was einem sofort zum Respekt zwingen zu schien und was einem dazu brachte, zu versuchen, dass man auch bloß kein falsches Wort von sich gab. Und doch, er war nicht hier, weil er hier sein wollte. Ob Kitty schon wach war? Nicht daran denken! Wieder eine innere Stimme, die unbedingt hier sein wollte.
 

John brauchte einige Zeit, bis er schließlich langsam und ziemlich genuschelt meinte: „Nein, nicht freiwillig, Sir.“ Schon wieder sagte er Sir. So anständig war er doch nicht einmal Xavier gegenüber.
 

Magnetos Blick wanderte zu seinem Sohn, dem anzusehen war, dass ihm das gänzlich missfiel. Er verzog seinen Mund zu einem leicht höhnischen Lächeln. „Quicksilver.. sagtest du nicht, er würde freiwillig mitkommen... Du weißt, ich warte ungern.. und ich musste lange warten.“ Der alte Mann blieb selenruhig, auch wenn seine Stimme bei jedem Wort schärfer wurde, bis er schließlich hinzufügte: „Und ich warte nicht gerne, wenn sich dann doch herausstellt, dass die Bedingungen nicht erfüllt sind.“
 

„Dad.. er ist hier! Das reicht doch!“ Nichts war mehr von Pietros vorheriger Stärke und Härte zu spüren, sein Vater schien das ganze praktisch mit einigen wenigen Worten einfach hinweggefegt zu haben.
 

Eric ignorierte seinen Sprössling nun gänzlich und meinte an Pyro gewandt: „Darf ich dir.. Emma Frost.. vorstellen?“ Er machte eine Handbewegung zu einem Stuhl, der den dreien, die eingetreten waren, bis anhin kaum aufgefallen war, es war nur die Rückenlehne zu sehen. Doch als Magneto den Namen Emma Frost aussprach drehte sich der gesamte Stuhl mit der blondhaarigen jungen Frau gänzlich. Sie war hübsch, hatte sinnliche Lippen und ihr Körper war auch nicht ohne. Oder besser, ihr Körper war praktisch der eines Models. Wenn die Größe denn auch noch stimmte. Aber zurzeit saß sie, hatte die Beine elegant übereinander geschlagen und rauchte dabei eine Zigarre.
 

Als Pietro die Blondine erblickte, weiteten sich seine Augen. „Du..“ Begann er leise und rammte seine Faust mit voller Wucht auf den Schreibtisch, sodass John und Aura gleichzeitig zusammenzuckten. „Du hattest versprochen, dass das nicht passiert. Verdammt!“ Er brüllte seinen Vater regelrecht an.
 

Dieser verzog erneut keine Miene und zeigte sich absolut unberührt davon. John sah zu dem Weißhaarigen, jetzt kam er überhaupt nicht mehr mit. Er kannte weder eine Emma Frost, noch, was sie mit dem ganzen zu tun haben könnte. Ein leicht hilfloser Blick zu Aura, die auch nicht gerade schlau daraus wurde.
 

Pietro machte einige Schritte von seinem Vater weg und sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, ehe er dann meinte: „Du hattest nie vor, nicht in seinem Gehirn rumzupfuschen.. richtig?“ Er schnaubte und drehte dann den Kopf weg. „Wieso sollte ich den ganzen Affenzirkus denn dann veranstalten?!“ Pietro strich sich übers Gesicht.
 

„Hatte ich nicht.. Nur weil ich etwas verspreche, heißt das nicht gleichzeitig auch, dass ich es halte.“ Magneto war knallhart. „Ich wollte lediglich sehen, wie du dich anstellst.. und ich muss sagen.. ich bin überrascht von deiner Skrupellosigkeit.. Vielleicht wird das ja doch noch etwas.“ Das klang richtiggehen so, als hielte Magneto seinen Sohn nicht für hart genug um einer der Brotherhood und eines Tages sein Nachfolger zu werden. John musterte währenddessen Emma Frost. Die dem Schauspiel amüsiert zusah.
 

Pietros Augen blitzen wütend auf. „Du hättest es auch getan, wenn er freiwillig hier wäre.. Du bist ein Mistkerl! Ich sollte dich hassen!“ Der Weißhaarige schüttelte langsam den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Büro. Während er nach draußen stürmte zog er Aura mit sich.
 

„Ey, was wird das?!“ Fragte diese ärgerlich, ihre Frage wurde nicht beantwortet und bereits ging die Türe hinter ihnen zu.
 

Emma Frost lächelte, ihre strahlend weißen Zähne blitzen auf, bevor sie in einem wirklich angenehmen Tonfall meinte: „Eric.. ich glaube du bist zu hart zu ihm. Er braucht einfach noch etwas Zeit.“
 

John sah Pietro fragend hinterher und dann immer noch fragend zu der fremden Frau. Er hatte von all dem, was Vater und Sohn geredet hatten gerade mal Bahnhof verstanden. „Keine Sorge, er beruhigt sich schon wieder. Das tut er immer.. er hätte sowieso nicht genug Mut, irgendetwas zu machen.. wenn er genügend Mut hätte, ich wäre stolz auf ihn..“ Magneto hörte sich gerade an, als wäre es ihm lieber, wenn sein Sohn seine Drohung in die Tat umsetzte. „Das würde wenigstens beweisen, dass wir verwandt sind..“
 

„Was soll der Scheiß hier eigentlich?! Wieso sollte ich hierher kommen?“ Ergriff er nun endlich die Initiative und sagte auch einmal etwas. John sprang dabei auch schon auf und stützte sich auf dem Schreibtisch ab: „Und sollte Aura auch nur ein Haar gekrümmt werden.. dann..“
 

Magneto schien Johns aufmüpfige Art zu gefallen, auch wenn man ihm das kaum ansah. Er musterte den jungen Feuermutanten vor sich und meinte: „Dann was?“
 

John senkte seine Stimme, bis sie kaum noch verständlich war, was das ganze aber umso bedrohlicher machte. „Dann werde ich Sie töten, Sir.“
 

Nun war erstmals ein Grinsen auf den Gesichtszügen des alten Mannes zu sehen, er schien äußerst zufrieden. „Ausgezeichnet. Ich glaube, du musst gar nicht mehr viel ändern.“ Meinte er an Emma gewandt, welche leicht nickte.
 

Johns Blick huschte nervös von Emma zu Eric. „Was ändern?!“
 

Emma Frost schloss die Augen und im nächsten Augenblick spürte John einen pochenden Schmerz in seinem Kopf. Er griff sich an die Schläfen und schrie auf. Nur mit viel Mühe gelang es ihm, ein Auge zu öffnen und zu Magneto zu sehen: „Was zum Teufel wird hier gespielt?!“ Brüllte der junge Feuermutant, der sich dabei kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Der Schmerz wirkte betäubend, außerdem kam irgendwie auch das Gefühl von Müdigkeit auf. Die Schmerzen in seinem Kopf waren höllisch, es fühlte sich an, als würde dieser sogleich explodieren.
 

Dann begann der Braun-Blondhaarige zu taumeln, knapp konnte er sich noch auf den Stuhl, auf dem er vorhin gesessen hatte, retten, doch schon kurze Zeit später hatte er das Bewusstsein verloren. Emma Frost meinte, während sie ihre Hände an seine Schläfen legte, um ihre Kräfte so besser einsetzten zu können, „Gute Nacht, John.“
 

~
 

Kaum waren Aura und Pietro draußen, war auch schon Johns Gebrülle zu hören. Die Braunhaarige macht auf dem Absatz kehrt und eilte zurück zur Bürotür, um hineinzustürmen und ihrem Bruder notfalls zur Hilfe zu eilen.
 

Doch Pietro war schneller, wie immer. Er stand bereits vor ihr, bevor sie auch nur einen Schritt gemacht hatte. „Du kannst ihm sowieso nicht helfen, also lass es einfach.“ Meinte er und klang dabei selbst ziemlich verzweifelt.
 

Aura sah ihn kühl an und meinte dann: „Was machen die mit ihm..? Und wieso das ganze?“
 

„Ich.. Ich..“ Pietro wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
 

„Antworte mir!“ Aura unternahm den Versuch, sich an ihm vorbei zu drängen.
 

„Na gut, aber nur, wenn du hier bleibst.“ Pietro packte ihre Schulter um sie so fest zu halten. Aura nickte nur leicht und sah ihn dann erwartungsvoll an. „Also.. Pyro wird irgendwann einer der mächtigsten Mutanten werden.. Er ist jetzt schon mächtig, er könnte noch mächtiger sein, wenn er mehr trainieren würde..“ Pietro machte eine kurze Pause.
 

„Weiter!“ Drängelte Aura, denn bis anhin hatte sie nichts relevantes Erfahren.
 

„Xavier weiß das, aber auch mein Alter. Der eigentliche Plan war, dass Mystique sich ins Institut einschleicht um dort einige wichtige Daten für Magneto zu stehlen. Ich sollte mich deswegen dort einschleichen um alles abzuchecken, was ich auch gemacht habe. Dabei habe ich auch Pyro näher kennen gelernt. Und ich muss meinem Alten dann wohl irgendwie erzählt haben, dass Pyro schon öfters gesagt hätte, er wolle lieber zur Brotherhood.“
 

Der Weißhaarige seufzte tonlos: „Jedenfalls hat das das Interesse von meinem Vater wohl geweckt. Und er muss sich näher informiert haben und dabei hat er wohl rausgekriegt, wie mächtig Pyro eigentlich werden könnte und er wollte so jemanden nicht bei den X-Men sehen, vor allem da dieser scheinbar gar nicht bei den X-Men sein wollte. Deshalb wollte mein Dad einen Telepathen losschicken, um Pyro gänzlich für sich zu gewinnen und ihn herzubringen und naja.. Emma Frost ist eine Telepathin.“
 

Ein Schulternzucken. „Aber wieso war Pyro, äh John, dann trotzdem noch so lange im Institut..?“
 

„Dazu komme ich ja gleich.. Ich hatte mich mit ihm angefreundet, und das wirklich. Mein Vater hielt das für dämlich, ich aber brachte den Vorschlag, dass Pyro gerade so gut freiwillig hierher kommen könnte und das ich ihn schon dazu bringen würde. Mein Vater versprach mir daraufhin, sich nicht einzumischen, wenn ich ihm Pyro bringe und dieser freiwillig hier ist. Außerdem hatte ich damit gerechnet, dass dann kein Telepath zum Einsatz kommt. Aber ich habe mich wohl geirrt. Verstehst du jetzt? Ich wollte nicht, dass er einem wirklich guten Freund von mir so was antut.. weißt du, was Telepathen machen.“ Aura nickte langsam. „Na also.. dann weißt du, was sie mit ihm machen wird..“
 

Mit diesen Worten lehnte Pietro sich gegen die Wand. Er hätte sich seinen Kopf am liebsten gegen die Wand gehauen. Aura schwieg, sie musste diese Worte erst verarbeiten. „Der Pyro, den du danach treffen wirst, wird nicht derselbe John sein, den du kennst.. Er wird vielleicht nur ein wenig anders, vielleicht aber auch gänzlich anders sein.“
 

Aura starrte stumm zu dem Weißhaarigen und meinte dann: „Vielleicht ist mir Pyro ja lieber..“ Pietro ging darauf nicht weiterhin ein. Auras Mundwinkel zog sich nur ein klein wenig nach Oben, jedoch ein Zeichen dafür, dass sie schon wieder grinste.
 

~
 

„Und willkommen, Pyro.“ Meinte Emma Frost und trat von Pyros ziemlich leblos wirkenden Körper weg. Magneto beobachtete ihn abwartend. Ein leises Schnipsen der Telepathin und Pyro öffnete die Augen.
 

In diesen brauen Augen loderte Feuer. Er musterte die Blondine, dann den Herrn des Magnetismus. Dann betrachtete er einfach nur seine eigenen Hände. Und dann.. dann zierte sein Gesicht ein triumphierendes Grinsen und eine wohlbekannte Stimme, ohne irgendwelche Zweifel an dem, was er tat, wie John sie normalerweise immer gehabt hatte sagte zufrieden: „Wurde aber auch Zeit!“
 

~*[Mein geliebter Idiot – End.

Nr. One

Nr. One
 

You make a list of all what is wrong,

I make a list of al the people who did wrong things...
 

Wanna know what the list is for?
 

There always has to be a first one.
 

„Wo steckt Kitty denn schon wieder? Verflucht, Kurt, ich sagte doch, du sollst sie nicht aus den Augen lassen.“ Keifte Jubilee. Sie stand neben Kurt und vor dem Schulgebäude der Bayvill High School. Die Schule war eben aus. Eben schritt Duncan erhobenen Hauptes an ihnen vorbei und zwinkerte der Asiatin dabei zu. Diese würdigte ihn nur eines sehr arroganten und abschätzigen Blickes, ehe sie erneut zu Kurt sah.
 

„Du hättest auch mal auf sie aufpassen können.“ Schliesslich war er nicht der einzige Babysitter hier. Sie teilten sich diese Arbeit schon seit zwei Monaten. Manchmal waren Rogue und Bobby dran, dann wieder er, dann Jubes. Aber sicher nicht nur alleine er. Sie war seine UND Jubes beste Freundin. „Flirte ein bisschen weniger mit Angel rum, dann hast du Zeit, dich um Kitty zu kümmern.“ Wurde hinzugemurmelt.
 

Jubilees Kopf fuhr herum und sie fauchte: „Weißt du, wie wichtig die ersten Tage sind, huh? Ausserdem sind wir ja noch nicht zusammen, also muss ich mich etwas anstrengen.“ Sie wackelte kichernd mit ihrem Po und fügte hinzu: „Wenn du verstehst, was ich meine, Fussel.“ Sie leckte sich über die Lippen und meinte dann, sich noch ein weiteres Mal rechtfertigen zu müssen: „Ausserdem hat Warren endlich mal seine Schüchternheit ein wenig abgelegt. Die Jagdsaison ist eröffnet, geschossen wird ein Engel.“ Sie lachte erneut auf. Kurt schüttelte den Kopf.
 

„Kommst du dir dabei nicht langsam billig vor?“ Beide fuhren herum. Lance war inzwischen zu ihnen gestossen. Er war im Institut geblieben, hatte er denn wirklich eine andere Wahl? Ausserdem ging es Kitty nicht sonderlich gut, sie konnte jede Aufheiterung gebrauchen. Moment, wo war der Schnuckel denn überhaupt? Der Braunhaarige sah sich ratlos um.
 

Jubilee verdrehte nun genervt die Augen und meinte dann: „Wenn du den ständigen Wechsel von Freunden bei mir billig nennst bitte, dein bester Freund.“ Ein bitterböser Blick traf sie und sie fügte gespielt heuchlerisch hinzu: „Oh, entschuldige. Dein Ex-Bester Freund ist ja das allerbeste Beispiel für eine männliche Schlampe.“ Die Asiatin verschränkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf weg. Leise hörten die anderen sie murmeln: „Der hat sich sicher schon durch die gesamte Brotherhood gefickt.. und durch noch sehr viel mehr. Scheiss Fähigkeit.“ Klang Jubilee etwa verletzt?
 

„Achso, das is ne Racheaktion an dem Highspeedjunkie?“ Lance steckte sich eine Kippe an und bliess den Rauch dann langsam aus ehe er kühl meinte: „Schätze, das interessiert den nfeuchten Dreck, kannst also gleich damit aufhören. Er hatte dich einmal, das reicht dem normalerweise. Dann kommt die nächste, ähnlich wie bei dir, nur extremer.. und schneller.“ Kurt warf Lance einen warnenden Blick zu, doch dieser schien es gerade wirklich darauf anzulegen, Jubilee zu provozieren. Er war allgemein ständig der, der etwas an seinen neuen Kameraden zu meckern hatte, eigentlich blieb nur Kitty davor verschont. „Guck nicht so dämlich aus der Wäsche, Blaumeise.“ Wurde er angeknurrt, ehe Lance die Hände in den Hosentaschen vergrub und sich umdrehte, um zum Institut zu gehen. „Schätze ich werde mal den kleinen Engel vor unserem Männerverschlingenden Biest hier warnen.“
 

„Arsch!“ Brüllte Jubilee ihm hinterher und blinzelte dann einige Male. Rasch fuhr sie sich übers Gesicht und blinzelte erneut, dann wurde ein tiefer, erstickter Atemzug genommen. „Ich geh Warren suchen. Und danach ist Alvers dran.“ Lance schien gar nicht zu wollen, dass die X-Men ihn mochten. Er wusste, dass er eigentlich gar nicht hier her gehörte. Es war ihm auch nicht wirklich wohl dabei.
 

„Ey Jubes.. lass dich von ihm nicht nerven..“ Versuchte Kurt die aufgebrachte Asiatin etwas zu beruhigen. Aber gut, wahrscheinlich hatte sie wirklich Gefühle für Pietro, noch immer und Lance wusste genau, dass er sie mit solchen Aussagen ziemlich verletzten konnte.
 

„Jajah, halt die Klappe und geh lieber mal Kitty suchen. Vielleicht ist sie schon längst im Institut.“ Brummte Jubilee. Sie klang ziemlich mies drauf, aber zugleich auch weinerlich. Kurt war sich sicher, dass sie erst einmal in Ruhe sein wollte, um zu weinen. Sie tat zwar so, als ob es ihr nichts ausgemacht hatte, dass Pietro gemeinsam mit John und Aura spurlos verschwunden war, doch das war dann wohl nicht so.
 

Kurt wandte sich um und ging ebenfalls langsam den Weg zum Institut. Zwei Monate war das ganze nun schon her. Zwei Monate, und noch immer keine Spur von John und Aura. Man glaubte allgemein, die beiden seien entführt worden, denn Cole war einer der besten Kanditaten für die Präsidentschaft. Frank Cole gewann diese auch überlegen und schaltete seinen Gegner aus. Das hing auch damit zusammen, dass ihn die Leute auch aus Mitleid gewählt hatten, da seine beiden Kinder – wie Cole behauptet – von Mutanten entführt worden seien. Die Meinungen darüber waren gespalten. Aber wahrscheinlich hatte er ausnahmsweise mal recht. Doch das hiess immer noch, dass Pietro dafür verantwortlich war. Kein Wunder also, dass das ziemlich hart war für Jubilee.
 

Die Cole-Allerdyces hatten inzwischen jede Möglichkeit ausgenutzt, um ihre Kinder zurückzuholen. Überall hingen Fandungsplakate von John und Aura. Eine hohe Belohnung war ausgesetzt für Hinweise und Cole hatte schon in etlichen Ansprachen im Fernsehen betont, dass Betreffender es noch bereuen würde, dass er es gewagt hatte, seinen Sprössling und seinen Adoptivsprössling zu entführen. Ausserdem war der Hass gegen Mutanten in der Bevölkerung durch diese Entführung – Cole gab sich betont traurig, entsetzt und emotional, wie man es vom neuen Präsidenten gar nicht gewohnt war – so weit angewachsen, dass das Registrierungsgesetzt nun wieder in Kraft gesetzt worden war. Cole hatte seine Vorlage durchgebracht.
 

Auch noch etwas, dass mysteriös an Coles Amtsübernahme gewesen war war, dass er zwar die Wahl gewonnen hatte, aber wie jeder Präsident erst im Januar hätte vereidigt werden sollen. Trotzdem war er nun zwei Wochen vor Weihnachten bereits Präsident, denn der frühere Präsident war früher als erwartet von seinem Amt zurückgetreten und kurze Zeit später spurlos verschwunden. Darum kümmerte sich jedoch keiner, da Cole, schlau wie er war, zu viel Wirbel um die Entführung veranstaltete, da war die frühzeitige Amtsübergabe einfach weniger wichtig. Schliesslich hatten die Coles früher aus ihren Flitterwochen kommen müssen, als sie davon gehört hatten, dass Aura und John spurlos verschwnden waren.
 

Kurt seufzte. In den letzten Monaten war einfach viel zu viel passiert. Ausserdem wussten nun alle in Bayville, auch an der Schule, dass sie Mutanten waren. Wegen dem Registrierungsgesetz. Dass hiess, dass sich praktisch alle menschlichen Freunde von ihnen abgewandt hatten und sie wie Ausssätzige behandelten. Die einzige, die sich noch gerne in seiner Nähe aufhielt, war ein Menschenmädchen namens Amanda. Sie war niedlich, wie Kurt fand. Er wurde rot bei dem Gedanken an sie. Der einzige, der sich nicht hatte registrieren lassen, war Lance. Obwohl er sich damit in Lebensgefahr brachte und Xavier ihm auch davon abgeraten hatte, hatte er seinen Kopf durchgesetzt. Doch war das gefährlich. Denn wenn man herausfand, dass auch er ein Mutant war, galt er sozusagen als Vogelfrei und Leute wie Duncan würden dann sicherlich liebend gerne auf ihn losgehen.
 

„Scott.. Jean!“ Rief er aus, als das Pärchen eben aus der Schule trat. Einige der Schüler zogen gerade Jean wegen ihrer Kräfte auf und Scott verteidigte sie wie immer Löwenhaft und griff sich drohend an seine Brille. Doch alle Mutanten wussten, dass Kräftegebrauch tabu war. Sonst würden sie alle von der Schule fliegen. Aber verhasst waren sie sowieso schon. Jean hatte auch schon ihre Position als beliebteste Schülerin der Schule eingebüsst.
 

„Was ist denn, Kurti?“ Obwohl man der Rothaarigen ansah, dass die gegenwärtige Lage sie ziemlich belastete, wirkte sie freundlich und schenkte Kurt ein Lächeln. Scott war immer noch damit beschäftigt, den Schülern irgendetwas wütend hinterherzurufen.
 

„Hat einer von euch Kitty gesehen?“ Fragte der blaue Fussel, auch wenn er zurzeit wegen dem Inductor nicht so aussah. Jean sah sich kurze Zeit um, ehe sie mit den Schultern zuckte. Scott schien ebenfalls recht ratlos.
 

„Keine Ahnung.. ich hab sie seit Mittag nicht mehr gesehen.“ Gab die Rothaarige schliesslich Auskunft und meinte dann: „Ach lass sie, Kurti. Vielleicht ist sie ja schon nach Hause gegangen.“ Kurt machte Anstalten, wieder in das Schulgebäude zu gehen. „Jetzt komm schon, du wirst dir noch was abfrieren.“ Meinte Jean und klang dabei schon fast so streng und befehlend, wie Storm. Sie war inzwischen auch schon 20 Jahre alt. Scott 21.
 

„Ja man, jetzt beweg dich schon.“ Scott klang eher missgelaunt. Man merkte ihm die Wut an. „Ich werde mit dem Professor deswegen reden. So kann das nicht weitergehen.“ Knurrte er, schob die Hände in die Hosentaschen und stapfte dann los durch den Schnee.
 

„Schatz, reg dich nicht auf.“ Meinte Jean sanft, ehe sie ihm hinterhereilte. Sie war immer die, die friedlich blieb und versuchte, alles mit Reden zu regeln. Kurt seufzte erneut und trottete den beiden dann hinterher, vorbei an einem Plakat, auf dem John und Aura – sie hatte sich gegen seine Brust gelehnt und poste, er wirkte gelangweilt – abgedruckt waren.
 

Wieder wurde der blaue Mutant daran erinnert, dass sich einfach alles geändert hatte. Ihr Leben war härter geworden, sehr viel härter und das alles nur wegen Frank Cole. Weil dieser die Entführung zu seinen Gunsten genutzt hatte. Irgendwie war das doch schon pure Ironie, wo sein eigener Stiefsohn doch einer von „ihnen“ war.
 

~
 

Kitty wachte auf, um sie herum war es stockdunkel. Erst bekam sie Panik, wusste nicht mehr genau, wo sie eigentlich war. Doch dann kamen die Erinnerungen zurück. Sie war von zwei Mädchen in ihren Spint gesperrt worden, mit den Worten: Verschwindet, ihr Mutanten, wir wollen euch hier nicht! Da an der Schule der Einsatz von Kräften mit Rauswurf bestraft wurden, hatte sie warten müssen, bis sicher war, dass keiner sie sehen würde. Bis dahin hatte sie an die Schranktüre gepoltert, doch niemand hatte sie gehört und dann war sie irgendwann eingeschlafen.
 

Die Braunhaarige fuhr sich durch die Haare. Ihre anfängliche Panik hatte sich schon längst gelegt. Erneut wurde gegen die Türe gepoltert. „Hilfe! Holt mich hier raus!!! Bitte..“ Sie lehnte sich gegen die Türe und kämpfte nun gegen ankommende Tränen. Wieso taten diese Menschen das nur? Sie konnten auch nichts dafür, so zu sein, wie sie waren. Kitty kämpfte weiter gegen die Tränen und blieb stumm so angelehnt einige Zeit lang.
 

Schliesslich biss sie sich auf die Lippen und riss sich zusammen. Es wurde Zeit, etwas zu riskieren. Langsam schob sie ihren Kopf durch die Türe. Draussen war es ebenfalls dunkel. Die Gänge waren ruhig. Kitty erschrak. War sie etwa schon so lange in dem Spint? Verdammt, der Rest würde sich bestimmt schon sorgen machen. Weil sie wegen der Sache mit John zurzeit praktisch alle für Selbstmordgefährdet hielten. Kitty schnaubte bei dem Gedanken daran ärgerlich auf, ehe sie ganz aus dem Spint trat. Als ob sie wegen so einem Idioten ihr Leben loswerden wollen würde. Er war ein Riesenidiot. Der Grösste, der ihr je unter die Augen gekommen war, und.. ach, gar nicht mehr drüber nachdenken! Also, von wegen Selbstmordgefährdet. Ausserdem, so glaubte Kitty, wäre sie nicht einmal fähig, sich selbst etwas anzutun. Die Sorge war also vollkommen unbegründet.
 

Sie ging einige Schritte. Wenn sie der neue Schuldirektor hier erwischte würde es garantiert eine Verwarnung geben und die konnten sich Mutanten erst recht nicht leisten. Alle behandelten einem so, als wäre man ein schlechterer Mensch und weniger wert als die „wahren“ Menschen. Kitty hasste ihre momentane Situation, und wenn sie nicht der Optimist in Person gewesen wäre, wäre sie wohl auch schon längst im Selbstmitleid versunken. So hoffte sie einfach, dass es bald besser werden würde und die Menschheit wieder mal erkennen würde, dass nicht nur Mutanten die bösen waren. Aber nun war ein Anti-Mutanten Politiker an der Macht, das würde das ganze wohl sehr erschweren, wo der Präsident schliesslich der Mächtigste Mann Amerikas war.
 

Kitty beschleunigte ihre Schritte, um so schnell wie möglich hier raus zu kommen. Sich beim Rektor über diese beiden Mädchen zu beschweren würde ihr nichts bringen, dieser war sowieso immer nur auf einer Seite. Nämlich der der Menschen. Und dann wurden die besten Lügen erzählt um am Ende alles so hinzubiegen, als wären einzig die Mutanten dafür verantwortlich. Das war wirklich zum kotzen.
 

Die Braunhaarige tastete sich den Wänden entlang, da rund um sie herum praktisch nur Dunkelheit herrschte. Sie spürte einen Türgriff. Stockte kurz. Daneben war ein Lichtschalter, sie würde jedoch nicht das Licht anmachen. Jemand würde es am Ende noch sehen. Aber sie wusste trotzdem, wo sie stand. Sie standen genau vor der Besenkammer, in die sie und John sich gerettet hatten, als sie beinahe von Raven Darkeholme beim Einbruch in die Schule erwischt worden wäre – mal ganz abgesehen, dass sie kurze Zeit später trotzdem noch erwischt worden waren.
 

Hier drin hatte er fast auf ihr gekauert und sie hatten gehofft, dass keiner sie entdeckte. Kitty knurrte leicht, bei dem Gedanken daran. Denn der Gedanke gefiel ihr und sie wollte nicht, dass er ihr gefiel. Das alles hatte sie aus ihrem Gehirn verbannt, weit weg, auf nimmer wiedersehen. Genauso weit weg, wie John jetzt wohl war und genauso auf nimmer wiedersehen, wie John jetzt wohl war. Entschlossen ging sie weiter. Schliesslich wollte sie nicht ein zweites Mal wegen dem Typen bei einem vermeintlichen Einbruch in die Schule erwischt werden.
 

Schliesslich erreichte sie den hinteren Ausgang der Schule. Zwar wäre sie lieber vorne raus und dann gleich auf und davon, aber erstmal raus aus dem Gebäude reichte ja auch. Für den Anfang. Der Rest war dann wieder ein Kinderspiel. Also phaste Kitty sich rasch durch die Türe und stand nun in der Kälte. Aber das tat ihr gut. Sie sog die frische Luft in ihre Lungen und schloss kurz die Augen. Dann sah sie sich nach dem schnellsten Weg um. Ein Blick zur Turnhalle, es brannte noch Licht. Das Footballteam trainierte also noch, oder das Training war vielleicht auch bereits zu Ende und der Trainer war mit aufräumen beschäftigt.
 

Deshalb, weil sie nun wirklich auf keinen dieser aufgeblasenen Typen und schon gar nicht auf Duncan Matthews – sie hatte ihn niedergeschlagen und zwar ziemlich heftig und das hatte er ihr bis heute nicht verziehen – zu treffen. Denn denen war alles, aber auch wirklich alles zuzutrauen. Deshalb wählte sie einen einsameren weg auf der anderen Seite des Schulgebäudes durch. Sie eilte durch den noch unberührten Schnee und als sie die Ecke des Gebäudes beinahe erreicht hatte, konnte sie eine Stimme hören, die sie erstarren liess.
 

„Na, Matthews, hast du mich vermisst?“ Das konnte nicht wahr sein. Das war absolut unmöglich. Ihre Ohren mussten ihr einen Streich spielen, einen schlechten wohl angemerkt. Aber es hatte sich so echt angehört. Er hatte sie so angehört wie immer, nur kühler, abgebrühter. Aber das war nicht möglich. Sie hatte kurz nachdem er verschwunden hatte immer solche Halluzinationen gehabt, hatte ihn gesehen und gehört, obwohl er gar nicht da war. Inzwischen hatte das aufgehört, aber nun schien es wieder von vorne zu beginnen.
 

„Allerdyce?“ Irgendetwas in Duncans Stimme zitterte und zeigte an, dass er Angst hatte. Grosse Angst. So, wie er sie sonst eigentlich nicht hatte. Kitty konnte sich immer noch nicht vom Fleck rühren. Duncan war also auch da, das konnte keine Halluzination sein, denn sie war sich sicher, dass bei solchen Einbildungen niemals Duncan Matthews vorkommen würde. Nicht dieser Dreckskerl.
 

„Überrascht?“ Sie konnte ein dreckiges Lachen hören und bewegte sich weiterhin nicht vom Fleck. „Gut so. Angst?“ Eine erneute Frage, nun blieb es still. Nicht ein Ton war zu hören. Kitty wagte es aufzuatmen, das war sowieso nur Einbildung gewesen. Einbildung. Einbildung. Alles Einbildung. Versuchte die Braunhaarige sich zumindest einzureden.
 

„Vor einem Knirps, der mir mit Streichhölzern was antun will? Willst du mich verarschen, Allerdyce?“ Duncan zwang sich zu einem Lachen, doch er schaffte es nicht, das von John an kühle zu überbieten. Ausserdem klang seine Stimme immer noch recht zittrig.
 

„Pyro.“ Meinte John knapp.
 

„Ach, wie niedlich. Der Kleine hat sichn Spitznamen zugelegt. Warte, ich hol gleich deine Mummy und deinen Daddy und streich diese Belohnung ein. Das sind inzwischen schon zehn Millionen.“ Duncan hatte sich scheinbar von seiner überraschtheit bestens erholt und markierte nun wieder den lässigen Typen.
 

„Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hab ich dir sicherlich gesagt, dass du für alles büssen wirst...“ John klang gedankenverloren, fast selig bei. Kitty sah nun, wie eine Flamme aufflackerte, oder zumindest, wie sie Schatten warf. Wahrscheinlich spielte er gerade mit einem Feuerball. „Was du getan hast..“
 

„Ui.. ich zitter ja schon richtiggehend vor dir. Willst du jetzt Gott spielen? Vergiss es und komm brav mit. Deine Eltern werden mich dafür lieben.“ Duncan liess sich weiterhin nicht beeindrucken.
 

„Jeder, wird büssen. Sie alle... nur.. das wirst du nicht mehr erleben.“ John sagte es eher beiläufig, so als ob man das ruhig hätte überhören können. Obwohl es sich dabei ganz ersichtlich um eine Todesdrohung handelte. Und das liess das ganze wiederum Psychopathisch wirken. Nachdem er das gesagt hatte, blieb es ruhig. Dann begann er leise zu lachen, wobei er immer lauter wurde.
 

„Soll heissen?“ Duncan klang eher genervt, aber ihn hatte die Angst scheinbar wieder ergriffen, denn in der Genervtheit war ganz klar die Angst herauszulesen.
 

„Soll heissen, dass du die Nr. One bist. Ist das nicht nett, ich hab dir einen Platz ganz vorne frei geräumt. Nur schade, dass du dann das grosse Finale nicht miterleben wirst. Aber naja.. man kann ja nicht alles haben, oder?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, oder auch nur irgendwie Zeit zu vergeuden, flammte das Feuer auf. Ein markerbitternder Schrei war zu hören. Kitty gefror dabei praktisch das Blut in den Adern. Sie biss sich auf die Lippen, das war alles nur pure Einbildung. Aber trotzdem konnte sie sich immer noch nicht bewegen. War wie eingefroren. Sie hielt den Atem an. Lauschte.
 

Der Schrei hielt an und wurde gepaart vom Geräusch des Feuers, dass loderte ausserdem mischte sich inzwischen auch noch Johns Lachen darunter. Es klang verdammt nach Wahnsinn.
 

„Das, wollte ich dir schon immer mal sagen.“ Meinte John triumphierend. Genau, wie Duncan es getan hatte, in der Nacht von Johns 18-tem Geburtstags. Der Feuerteufel schien nichts davon vergessen zu haben. „Und weißt du was das schönste ist. Ich kann dich hier liegen lassen, bis du elendig und qualvoll an deinen Schmerzen verreckt bist. In.. sagen wir.. acht Stunden vielleicht?“ Ein Schnipsen, mit diesem Schnipsen kehrte das Feuer zu John zurück. Er balancierte den kleinen Ball auf seinem Finger, aber natürlich so, dass die Haut unberührt blieb.
 

Duncan wimmerte, winselte, konnte überhaupt nichts mehr sagen. Es stank nach verbrannter Haut. Bestialisch. Aber John schien das nicht einmal zu bemerken. „Merk dir eins! Das war nur der Anfang. Nur die Nummer eins.“ Zischte John auf ihn herab, er schien Duncans Röcheln zu geniessen, seinen Todeskampf. Sadismus pur.
 

„Warte bitte noch, mit verrecken.. will den Moment nicht verpassen, aber jetzt, muss ich jemand anderes begrüssen..“ Kitty zuckte zusammen, als sie das hörte, sie spürte, wie sie zu zittern begann und sich dann eher widerwillig in Bewegung setzte und ins Licht trat. Sie kam sich vor, als würde sie von etwas unsichtbarem gesteuert werden.
 

Ihr gesamter Körper zitterte und ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass das wohl doch nicht blosse Einbildung gewesen war. Ihr Blick war gefesselt von dem Körper. Verkohlt, aber er lebte noch, er lebte noch. Verdammt. Und er wimmerte. Kitty presste ihre Augenlieder aufeinander, sie konnte so etwas nicht sehen, nicht einmal hören. Aber irgendwie konnte sie sich wieder nicht bewegen.
 

„Wolltest du mir gar nicht hallo sagen?“ John spielte den enttäuschten. Allerdings wirkte es diesmal offensichtlich aufgesetzt. Sollte es wohl auch, das war Absicht. Er liess den Feuerball schweben, sich teilen und um sie herum schweben. Sodass sich praktisch ein Kreis um sie gebildet hatte. Irrte sie sich, oder war er besser geworden. Im Koordinieren. Immerhin waren das ganz schön viele verschiedene Punkte, die gesteuert werden mussten. Und irgendwie war das bedrohlich. Sie zitterte nun schon so sehr, dass er es einfach sehen musste.
 

„Du willst nicht reden.. besser so .. ich hätte gedacht, dass ich von dir zu hören bekomme: John.. wie konntest du nur, du hättest mir was sagen wollen, ich hätte dir geholfen.. ich ich ich ich ich. Und dann hätte ich gekotzt.“ Er äffte sie nach. Kitty sah ihn nur kurz an, dann wanderte ihr Blick wieder nach unten zu Duncan, der zwischen ihnen lag. „Stört er dich etwa? Soll ich ihn verschwinden lassen?“ Ein Ball schwebte zu seiner Hand, die er erhob. Der Feuerball wurde schnell grösser, John holte aus.
 

„Nein! Lass ihn in Ruhe!“ Brüllte Kitty nun endlich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie sah John an, wobei sie versuchte, so entschlossen und selbstsicher wie möglich zu schaunen. Das Zittern vermasselte das jedoch wieder. Jetzt verteidigte sie sogar schon Duncan.
 

John reagierte nicht gross. Sondern hielt seinen Finger in die Nähe des Feuerballs und zog eine Feuersträhne daraus heraus. Wenn es nicht unglaublich gefährlich gewesen wäre, hätte es klasse ausgesehen, wie er das Feuer lenkte, wie es das tat, was er wollte. Er zog den Faden, dieser Peitschte in der Luft. Eine Feuerpeitsche. John grinste amüsiert über sein eigenes Werk. Bückte sich dann jedoch leicht und liess den Faden zu Boden gleiten. „Ich hasse Schnee..“ Meinte er dann völlig ohne irgendwelchen Zusammenhang, während sich der Faden, der den Schnee unter sich wegschmolz, in eine Schlange verwandelte, die Duncan umkreiste und sich schliesslich genüsslich über seinen Körper schlängelte. John war definitiv besser geworden. Kitty sah ihn nur kurz an, starrte dann wieder auf den Körper zu ihren Füssen.
 

„Hör auf damit!“ Rief sie erneut aus. „Lass ihn.. das hat selbst er nicht verdient!“ Das war ausserdem zu grausam für ihre Augen. Sie würde Alpträume davon bekommen, dass wusste sie schon jetzt, sie konnte ja nicht einmal einen anständigen Horrorfilm sehen ohne dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Duncan schrie nun wieder, obwohl es inzwischen ein Röcheln war.
 

Kitty war gar nicht aufgefallen, dass John sich bewegt hatte und dass er nun direkt hinter ihr stand. „Ich alleine bestimme, wer was verdient hat.“ Zischte er ihr leise ins Ohr. „Klar?!“ Die Schlange wurde zu einem Bügeleisen, John lachte auf, er selbst schien seinen Humor zu mögen. „Matthews hat sich sicher schon immer gefragt, wie es sich anfühlt, wenn man gebügelt wird.“
 

Kitty sass die Angst zwar immer noch in den Knochen und sie hoffte, dass es sich hierbei um einen bösen Traum handelte. Trotzdem nahm sie ihren Mut zusammen und drehte sich langsam zu ihm um. Sie blickte direkt in die dunkelbraunen wunderschönen Augen. Doch sie waren kühl und das, obwohl in ihnen ein grosses Feuer loderte. Sie blieben kühl. Und trotzdem hatte er sie von diesem Augenblick wieder. Sie sah ihn einfach nur an. „Küsst du mich bitte?“ Irgendwie eine merkwürdige Bitte. Aber sie schien gänzlich vergessen zu haben, was er Duncan gerade antat.
 

Ohne ein Wort zu sagen strich er ihr sanft übers Haar – wirklich sanft. Fuhr hinter ihren Nacken und zog sie dann langsam zu sich und küsste sie. Kitty legte die eine Hand um seinen Hals und die andere gegen seine Brust, während er seine Hand auf ihren Rücken legte. Es schien alles wie immer zu sein. Alles vergessen. Alles nie passiert. Wie an dem Tag vor zwei Monaten. Sie waren zusammen, glücklich und nichts konnte ihnen etwas anhaben. Überhaupt nichts.
 

Der Kuss hielt an und Kitty genoss jede Sekunde davon, doch plötzlich hörte sie einen Schrei hinter sich und fuhr herum. John war gerade dabei, Duncans einen Fuss abzu..brennen.. oder wie auch immer man das nennen wollte. Kitty fuhr sich an ihre Lippen. Realisierte, dass das die Wirklichkeit sein musste, auch wenn es unwirklich wirkte. „Ich sagte doch, ich alleine bestimme.“ Hörte sie John leise sagen. Sie konnte sich vorstellen, wie jetzt gerade ein sadistisches Grinsen auf seinem Gesicht lag.
 

Die Braunhaarige fuhr zum Feuerteufel herum. Er sollte endlich damit aufhören. Ausserdem hatte er nichts tun müssen, um sie zu küssen. Sie hatte es ja gewollt. Das war peinlich und ausserdem war es dämlich von ihr gewesen, in so einem Moment, wo er dabei war, so etwas grausames zu tun . „Schön für dich. Interessiert mich nur nicht.“ Zischte sie zurück. Sie tat gerade mutiger als sie war und dann nahm sie das beste Mittel um jemanden zu verletzen. Gefühle. Und sie wollte ihn verletzen, nur damit er aufhöre.. damit er normal wurde. „Ich dachte du wärst tot. Wäre schön gewesen, dann wäre ich dich endlich los gewesen.. aber naja..“ Es tat ihr selbst weh, so etwas zu sagen, aber irgendwie war diese Begegnung.. nicht real... Nicht so, wie sie sich die erste Begegnung mit John nach seiner Gefangenschaft vorgestellt hatte. Nicht so, wie John gewesen wäre.
 

Er sah sie an. Seine Mimik sagte überhaupt nichts darüber aus, was gerade in ihm vorging. Dann packte er sie an beiden Schultern und schlug sie regelrecht gegen die Mauer des Schulgebäudes. Er hielt sie auch weiter da, indem er sie gegen den kalten Beton drückte. Kitty hätte beinahe aufgeschrien, doch sie biss sich auf die Lippen. Schloss die Augen und zitterte erneut. Jetzt würde er das auch noch spüren. „Denkst du wirklich, das macht mir etwas aus?“ Meinte er leise. Er roch nach Zigaretten, Alkohol, verbranntem. So wie früher, nur noch stärker. Sie schloss kurz die Augen. Sie hätte sich einfach wegphasen können, doch irgendwie war sie wieder wie gelähmt. „Du willst also Psychospielchen spielen, jah? Sicher? Die kannst du haben, aber schätze du weißt nicht, worauf du dich da einlässt. Hör genau zu.“ Er kam ihrem Gesicht bedrohlich nahe.
 

„Denkst du wirklich, dass das für mich mehr gewesen ist, als ein Spiel? Ein dämliches kleines Spiel indem ich lediglich sehen wollte, wozu man ein naives kleines Mädchen so bringen kann.“ Verdammt. Diese Worte trafen sie. Sehr hart sogar. Kitty musste schlucken. Biss sich erneut auf die Lippen und konnte bereits Blut schmecken, so heftig biss sie inzwischen. Aber noch kamen keine Tränen hoch. Noch nicht. Aber noch war John auch nicht fertig..
 

„Es gab doch ne Wette oder.. wegen der der ganze Mist begonnen hatte.“ Meinte John und lachte dabei leise auf. „Es ging einzig und alleine drum, ob ich es schaffe, dich bis zu den Herbstferien flach zu legen. Aber du kannst dich ja nichtmal flachlegen lassen, nicht einmal das kannst du und zu dumm dazu wärst du sicher auch noch.“ Kittys Gesicht verzog sich verräterisch und John schien das regelrecht zu geniessen. Ihre Augen wurden feucht. Von der Wette hatte sie gewusst, aber nicht vom Inhalt. „Und dummerweise hatte ich dich dann an der Backe.. naja.. ich dachte mir, könnte witzig werden dich zu verarschen. War ja auch witzig. Nur ficken hast du dich leider nicht lassen.. hättest du aber, ich hatte dich soweit.. musste ja dann leider verschwinden. Aber denk dran, ich hatte dich soweit.“ Kitty schloss die Augen. So viele harte Worte auf einmal waren selbst für ihr neu gefasstes Selbstvertrauen einfach zu viel. Sie lehnte ihren Kopf an die Wand. „Zufrieden, jetzt wär das zwischen uns nämlich geregelt!“ Fügte er hinzu. Wieso hatte er sie dann geküsst? Wenn er nichts für sie empfunden hatte? Der Kuss war nämlich gewesen wie immer. Einfach nur schön.
 

„So, und jetzt kannst du weinen. Jetzt hast du einen Grund dazu, Kitten. Und jetzt kannst du mich fragen, wieso ich so etwas sage und dass ich lüge, und natürlich auch noch, dass du glaubst, dass das alles nicht nur gespielt war und dann werde ich dir sagen, natürlich war das nur gespielt, ich würde mich niemals freiwillig mit jemandem wie dir abgeben. Also.. leg los, Kätzchen.“ John hielt sie weiterhin fest und sie konnte nichts dagegen unternehmen loszuheulen, absolut rein gar nichts. Die Tränen liefen einfach, auch wenn sie es gar nicht mehr wirklich wollte, nachdem er sie auch noch dazu aufgefordert hatte. Kittys Kopf sank nach vorne, er sollte ihr Gesicht dabei nicht sehen. Die Genugtuung wollte sie ihm nicht geben. Nicht auch noch.
 

„Phase dich doch einfach weg. Tu es..“ Meinte er, während sie weinte. Er war unglaublich hart, es schien ihn so gar nicht zu berühren. Geschweige denn zu interessieren. „Lass mich raten..“ Fuhr er fort, als sie nichts sagte. Kitty spürte, wie er eine Hand von ihrer einen Schulter nahm und damit unter ihr Kinn fuhr und sie so zwang, zu ihm hoch zu sehen. „Du kannst nicht einmal das.“
 

Sie sah in die dunkelbraunen Augen. Sie waren nicht wie früher, in ihnen verlor man sich nicht, man sah nur Feuer, und derzeit loderte es und machte Angst. Duncan war nur noch ziemlich leise im Hintergrund zu hören. Doch obwohl sie immer noch zitterte, konnte sie sich wieder nicht bewegen. Diese Magie, die sie zwang, ihm in die Augen zu sehen und die sie dazu brachte, ihn schon wieder küssen zu wollen. „Du lügst..“ Hauchte sie, verhältnismässig leise.
 

„Soll ich dich nochmal küssen?“ John schien das mit der Magie auch gemerkt zu haben. Spüren tat er es wohl nicht, aber merken, dass sie ihm einfach nicht widerstehen konnte. Und immer noch – das war ja das schlimme – liefen ihr Tränen über die Wangen. Doch jetzt war ihr etwas eingefallen, was sogar diesen John, diesen Pyro treffen würde. Auch wenn es gelogen war, das konnte er ja nicht wissen.
 

„Nein, sollst du nicht. Und wenn wir gleichmal bei Psychospielchen sind...“ Kitty phaste sich durch den Boden davon und tauchte hinter John wieder auf, er drehte sich langsam zu ihr. „Ich hab mit Lance geschlafen, und dreimal darfst du raten, wann das war..“ Sie grinste. Und es sah sogar echt aus. Auch wenn es gelogen war und auch wenn sie immer noch weinte.
 

Johns Augen zeigten erstmals, dass er irritiert war. Treffer! Aber sowas von. Kittys Grinsen wurde breiter. „Wann?!“ Er war lauter als zuvor, seiner Stimme war anzuhören, dass er das nun wohl doch nicht so locker nahm, wie er sie glauben lassen wollte. Perfekt. Absolut perfekt! Kitty ertappte sich dabei, dass sie dieses Gesicht genoss. John machte einige Schritte auf sie zu. Packte sie erneut und zog sie zu sich hin. „Wann?!!!“ Brüllte er.
 

Kitty schloss kurz die Augen. Liess ihn sie aber weiter festhalten und meinte dann: „Schon blöd, dass du mich eigentlich gar nicht festhalten kannst. Ich allein bestimme.“ Sie verwendete die gleichen Wörter wie er zuvor. Er hatte sie unterschätzt, soviel war sicher. Und, sie hasste es, unterschätzt zu werden. „Ob ich dir sage wann, oder ob ich mich von dir festhalten lasse. Gerade lasse ich mich nur festhalten um zu geniessen, wie sehr du dabei verzweifelst.“ Eigentlich wollte sie das nicht geniessen, aber die Enttäuschen und über die „Wahrheit“, die er ihr zuvor um die Ohren gehauen hatte, rächte sich nun an ihm.
 

„Sag es mir...“ John schüttelte sie. Doch Kitty lachte dabei nur auf. „Sag es!!!“ Brüllte er erneut. Sein Griff war eisern geworden. Er schüttelte sie erneut, sodass sie zu Boden ging und nun über ihr war.
 

„Du kannst mich zu nichts zwingen.“ Bevor er ihr noch irgend etwas antat, phaste Kitty sich erneut, machte einige Schritte rückwärts und grinste immer noch. „Zu überhaupt nichts. Ich habe dich um den Kuss gebeten, nur um zu sehen, ob du es auch wirklich machst. Du hast gemacht, was ich will.“ Das würde er sicherlich nicht gerne hören. „Und du tust auch jetzt wieder genau das, was ich will.“ Sie hatte doch mehr Ahnung von Psychospielchen, als er vielleicht gedacht hatte.
 

Pyro sah sie an, sie konnte die Wut in seinen Augen aufflackern sehen. Er war immer eifersüchtig auf Lance gewesen. Immer. Auch wenn er, wie er sagte, niemals etwas für sie empfunden hatte, er war eifersüchtig gewesen. Er schwieg, sie zitterte wieder. Jetzt lag sie sowieso auch noch im kühlen Schnee. „Ich habe mit ihm geschlafen, als du mit Aura geschlafen hast. Aber nur ich war von uns beiden so schlau, mich nachher absolut traurig und enttäuscht zu stellen, sodass du auf allen Vieren angekrochen kamst und mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hast. Dachtest du, du wärst der einzige, der so etwas kann. Und weißt du was, ich bin mir sicher, dass Lance viel besser war, als du es jemals sein wirst.“ Sie wusste zwar nicht, wie Lance war, aber gerade war ihr das ganz egal. Es traf ihn und das war das einzige, was zählte. „Und jetzt.. weißt du, was das für ein Gefühl ist.“ John hatte sie einfach nur angesehen, ohne etwas zu sagen. Nun phaste sie sich durch ihn hindurch, sodass er zu Boden ging.
 

Schnell hatte der Feuerteufel sich herumgerollt und aufgerappelt, aber in dieser Zeit war Kitty bereits losgerannt, so schnell sie konnte und durch alle Hindernisse hindurch. Sodass sie bald in der Dunkelheit verschwunden war. John schlug mit der Faust gegen die Wand. „Verdammtes Kätzchen..“ Zischte er leise, ehe sein Blick zu Duncan wanderte.
 

„Du bist hier noch nicht fertig.“ Sagte eine strenge Stimme und eine Blondine trat aus dem Schatten, der Nacht. „Wir drei hübschen haben noch was zu erledigen, nicht wahr, Duncan?“ Sie lächelte auf den verkohlten Körper herab, er war immer noch nicht tot.
 

Pyro fuhr herum, als er ihre Stimme hörte. „Frost.. so früh schon.. ich hatte noch gar nicht wirklich viel Spass.“ Brummte er leise und versuchte so zu tun, als ob nichts wäre.
 

„Hör auf dummes Zeug zu reden, wir haben nicht ewig Zeit.“ Meinte sie bestimmt.
 

~
 

Kitty rannte, so schnell sie konnte. Sogar die Tränen auf ihrem Gesicht gefroren, bei dem kühlen Wind, der ihr durch die rasche Fortbewegung entgegenwehte. Doch es kamen immer noch viele Tränen nach. Sehr viele, aber jetzt musste sie sie nicht mehr aufhalten. John hatte sie so sehr getroffen, so sehr verletzt, wie er es nicht einmal mit seinem Feuer gekonnt hätte. Jetzt war sie vielleicht wirklich suizidgefährdet, aber das würde sie niemals tun, nicht wegen dem Idioten. Sie fuhr sich über ihr Gesicht. Wenigstens hatte sie zurückgeschlagen. Ihre Worte hatten ihn ebenfalls getroffen, sie hatte es gesehen. Ein schwacher Trost, vor allem da sie wusste, dass das gelogen war, und dass es ganz anders gewesen war. Dass sie wirklich zutiefst traurig und verletzt gewesen war, damals.
 

Sie keuchte, wäre beinahe auf dem Schnee ausgerutscht und kümmerte sich darum trotzdem nicht. Schliesslich erreichte sie endlich, vollkommen übermüdet und immer noch zitternd das Institut. Sie phaste sich durch das Gitter und eilte dann die Auffahrt nach oben, es brannte bereits Licht, wahrscheinlich war der grösste Teil im Gemeinschaftsraum. Sie mussten gewarnt werden, alle. Vor diesem irren Monster, dass früher einmal John gewesen war. Aber von dem, was er gesagt hatte, würde sie nichts erwähnen. Denn das wollte sie nicht wahr haben.
 

Sie phaste sich durch die Eingangstür, eilte die Treppe nach oben und hörte schon von weitem lautes, aufgeregtes Gerede. Sie betrat den Gemeinschaftsraum, immer noch nach Atem ringend. Da sassen einige der Jüngeren Schüler direkt vor dem Fernseher. Auf der Couch waren Bobby und Rogue, Arm in Arm, daneben Jubilee, die Warren wohl gezwungen hatte, neben sie zu hocken. Ihm schien das eher etwas unangenehm und peinlich zu sein. Wolverine trank ein Bier in einem der Sessel, Lance schaute aus dem Fenster und Kurt rief erleichtert aus: „Kitty, da bist du ja endlich! Du musst dir unbedingt...“ Er fuchtelte in Richtung Fernseher, schien dann aber zu sehen, dass es ihr nicht gut ging.
 

Jubilee hatte sie nun auch endlich bemerkt und eilte zu ihr. „Hey, Maus.. alles in Ordnung?“ Fragte die Asiatin besorgt. Sie legte ihr die Hand auf die Stirn. „Verdammt, du glühst ja. Wie lange warst du in der Kälte draussen? Das sollst du nicht tun, hab ich dir doch gesagt!“ Kitty stiess sie sanft aber bestimmt zur Seite und rief dann:
 

„John.. ich habe.. John.. Pyro.. gesehen.. er.. Footballfeld.. er..“ Sie taumelte. Lance stand neben ihr und fing sie auf. „John.. er.. er.. Duncan..“ Keuchte Kitty und klammerte sich an Lance fest. Wieder kamen die Tränen hoch. Wieder dachte sie an all das, was John gesagt hatte.
 

„Jep, den haben wir alle gesehen..“ Bemerkte Wolverine eher trocken. Kitty hob den Kopf und sah ihn irritiert an. Keine weitere Erklärung, stattdessen nickte Logan in Richtung des Fernseher.
 

„Das wollte ich dir eben zeigen.“ Hörte Kitty von Kurt, der nun auch neben ihr stand.
 

Sie sah zum Fernseher, auch wenn das Bild, das ihre Augen an ihr Gehirn sandten langsam zu verschwimmen begann.
 

Auf dem Bildschirm war Auras eigentlich schönes Gesicht zu sehen, jedoch war es arg zugerichtet, diverse Schnitte und Katzer bedeckten ihre zarte Haut und sie weinte bitterlich. „Bitte.. Daddy.. bitte.. hilf mir.. so hilf mir doch.. Es.. es tut so weh.. es..“ Kittys Blick wanderte über den Hintergrund, grösstenteils war da Dunkelheit zu sehen, doch dann sah sie ihn. Er hing in Ketten an der Wand hinter ihr. John. Der, den sie zuvor doch noch gesehen hatte. Hatte sie sich das nur eingebildet. Wurde sie langsam verrückt?
 

„Bitte.. ihr müsst.. AAAAHhhh..“ Aura schrie auf, ein Knacksen war zu hören. „Hilfe..“ Wurde leise geflüsterte und ein Wimmern war zu hören, ehe die Kammeraübertragung abbrach und eine Nachrichtensprecherin verkündete:
 

„Dieses Video wurde heute an sämliche Nachrichtenargenturen gesendet. Noch fehlen vom Täter jede Spur. Die beiden Entführten scheinen sich jedoch in wirklicher Lebensgefahr zu befinden. Präsident Cole wollte heute dazu noch keine Stellung nehmen, hat aber für morgen eine Rede angekündigt..“ Blablabla.. es ging weiter mit, wie grausam das doch war, und die armen Kinder und so weiter.
 

Kitty starrte auf den Bildschirm, Wirkte irgendwie benommen. Die Leute um sie herum redeten mit ihr, doch das drang kaum an ihre Ohren. Das war John heute gesagt hatte hallte in ihrem Schädel wieder und dazu das Bild, und das ergab schlicht und einfach keinen Sinn. Sie spürte nun auch die Hitze, von der Jubilee gesprochen hatte. War das alles nur ein Traum gewesen, den sie in dem Spint gehabt hatte? Das musste einfach nur ein böser Traum gewesen sein.. Es musste.. es musste.. es.... musste.. es.. Ihre Pupillen wanderten nach oben, sodass nur noch das weisse zu sehen war und Kitty fiel in Ohnmacht.
 

~*[Nr. One – End.

Little Runaway

Little Runaway
 

Kitty fuhr hoch. Sie war verschwitzt, hatte übermässig heiss und keuchte leise vor sich hin. An den Traum, den sie gehabt haben musste konnte sie sich nicht erinnern, aber etwas gutes konnte es kaum gewesen sein. Sie stützte sich zitternd mit beiden Händen ab.. Es war dunkel um sie herum. Irgendwie wieder wie in dem Spint und kurz hatte sie die Hoffnung, dass das alles nur ein ziemlich böser Traum gewesen war. Der schlimmste Traum, den sie jemals gehabt hatte. Doch sie merkte, dass sie lag, in einem Bett. Vielleicht war das ganze ja nur ein Traum gewesen, auch die Sache mit dem Spint. Die Braunhaarige versuchte, in der Dunkelheit zu erkennen, wo sie war.
 

„Ah, endlich aufgewacht.“ Lance. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung in der sie seine Stimme vermutete und kurz darauf wurde auch schon das Licht angeknipst. Der Braunhaarige stand gegen den Türrahmen gelehnt und lächelte ihr leicht zu. „Na, alles klar?“ Fragte er.
 

Kitty musterte ihn kurz. „Sag mir bitte einfach, dass alles in Ordnung ist..“ Murmelte sie dann leise. Sie wünschte sich das so sehr, doch sie konnte an seinem Gesicht ablesen, dass überhaupt nichts in Ordnung war, dass er etwas anderes sagen würde. Deshalb wollte sie erst gar keine Antwort von ihm. „Wie lange war ich weg?“
 

„Ntag.. oder so.. der Rest wird wohl gleich aus der Schule kommen.“ Erklärte Lance ihr und kam dann zum Bett. Er zog sich einen Stuhl heran und liess sich darauf nieder.
 

„Du nicht?“ Kitty liess sich ins Kissen zurückfallen. Sie fühlte sich immer noch müde und vor allem wünschte sie, dass das alles doch nur geträumt war.
 

„Nope.. einer muss ja auf dich aufpassen.. sonst passiert dir ja irgendwie nur Mist.“ Lance zuckte mit den Schultern und musste leicht grinsen. „War sicher hart, John so zu sehen.“ Er bezog es auf das Video.
 

Kitty verstand gerade nur Bahnhof. Erst als er es erwähnte begannen die Erinnerungen langsam zurückzukehren. An das, was sie im Fernsehen gesehen hatte. „Was.. was war das.. das im Fernsehen?“ Fragte sie verdattert.
 

„Das Video Teil da mit Aura und John?“ Lance zuckte erneut mit den Schultern und meinte dann: „Naja.. das ist gestern gesendet worden. Schätze mal der olle Magneto hat das gemacht, nur um Cole zu zeigen, dass seine Kinder leben. Zumindest noch. Auch wenn Sie beide ziemlich mitgenommen aussahen. Und also du John so gesehen hast, bist du plötzlich zusammengeklappt.“ Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre und drückte sie kurz.
 

Kitty begann den Kopf zu schütteln. Langsam, dann immer schneller ehe sie meinte. „Nein.. ich .. ich habe ihn gesehen..“
 

Lance sah sie an: „Ja.. das hast du letztes Mal auch gemurmelt, als du beinahe aufgewacht wärst. Etwas von, du hättest ihn bei der Schule gesehen und er hätte Duncan getötet und so weiter und so fort.“ Kitty sah zu ihm und begann dann erneut zu nicken. „Und ich hab dir schon letztes Mal gesagt, dass das nicht sein kann. Ausserdem.. egal, was John macht, sogar ich würde ihm so etwas nicht zutrauen.“ Gab der Braunhaarige zu. Kitty wollte sich eben ereifern, da sie erneut nur Bahnhof verstand, als plötzlich die Tür aufschwang.
 

Kittys Blick wanderte zur Tür, der Professor kam hereingerollt und schenkte ihr wie immer ein freundliches Lächeln. „Ah, wie ich sehe geht es dir wieder besser, Kitty.“ Meinte er und klang dabei wirklich erleichtert. „Wir haben und schon sorgen gemacht.“
 

Er plazierte sich auf der anderen Seite des Bettes. „Professor. Ich habe John gesehen, wirklich gesehen.. es.. es war..“ Begann Kitty erneut, alle schienen zu glauben, dass sie irr redete. Sie verstand beim besten Willen nicht, wieso.
 

„Ja.. wir haben ihn alle gesehen.. Wir müssen so schnell wie möglich handeln, ich werde noch heute Eric anrufen und abklären, ob er etwas damit zu tun hat. Das ist nämlich eigentlich nicht sein Stil. Erst recht, da es sich bei John um einen Mutanten handelt...“ Der Professor glaubte ebenfalls, dass sie von dem Video redete. Kitty biss sich auf die Lippen, dieses verdammte Video.
 

„Ich rede nicht vom Video... nicht davon.. gestern.. am Abend.. ich kam aus dem Schulgebäude, da habe ich ihn gesehen.. ich habe ihn gesehen, ich schwöre es Ihnen!! In der nähe des Hinterausgangs“ Sie klang nun schon recht verzweifelt, obwohl dem Professor nicht anzusehen war, ob er ihr glaubte oder nicht.. sie war sich sicher, er glaubte ihr nicht. „Er hat Duncan getötet.. er hat ihn getötet.. er hat ihn gequält.. einfach verbrannt.. er war so stark.. so..“ Kitty redete und redete einfach.
 

„Kit, Duncan ist tot.. das ist schon richtig, aber..“ Meinte Lance – er nannte sie immer Kit – wurde aber jäh von Kitty unterbrochen:
 

„Sag ich ja!“ Rief Kitty aus, es schien also doch zu stimmen, das was sie behauptete, es war also doch kein Traum. Aber.. wieso wiederholte Lance, was sie gesagt hatte. „Was ist daran denn so schwer zu verstehen?!“
 

„Was Lance sagen will.. ist..“ Der Professor machte eine kurze Pause ehe er langsam fortfuhr: „Die gesamte Familie Matthews wurde bei einem Hausbrand getötet.. gestern Nacht. Man vermutet, dass Drew – Duncans kleiner Bruder – mit Streichhölzern gespielt hat.“
 

Kittys Augen weiteten sich und sie keuchte: „Aber.. aber.. Duncans Leiche wurde bei der Schule gefunden, richtig?“ Stotterte sie dann, nun wirklich verwirrt.
 

Lance schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Man konnte ihn noch ungefähr identifizieren, er lag in seinem Bett. Muss wohl während er schlief gestorben sein.“ Kittys Augen waren inzwischen tellergross. Ihr Blick wanderte von Lance zum Professor. Wollten die sie jetzt etwa für dumm verkaufen? War das nur Einbildung gewesen. Eine böse Vorahnung? Denn wenn John in dem Video zu sehen war, dann war er sicherlich noch in Gefangenschaft, was wiederum hiess, dass er Duncan eigentlich nichts antun konnte, weil er selbst in Gefahr war. Und, dass Duncan in seinem Haus umgekommen war, das machte das ganze noch merkwürdiger. Aber sie hatte ihn doch gesehen!
 

„Kurtii, sie ist endlich aufgewacht!“ Jubilee betrat das Zimmer und rief aus: „Kitty.. meine kleine Maus.“ Die Asiatin eilte zu ihrer besten Freundin und diese wurde erst einmal so richtig durchgeknuddelt. „Mensch, mach das nicht nochmal, wir haben uns tierische Sorgen um dich gemacht, das glaubst du gar nicht.“
 

Hinter Jubilee betraten Bobby und Rogue das Zimmer. Bobby liess Rogues Hand los und eilte ebenfalls zu Kitty. „Hey. Wie geht’s?“ Fragte er sie besorgt. Rogue wirkte schon wieder so unglaublich genervt und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Dann kam Kurt, der sich direkt zu Kittys Füssen bampfte. „Kittyyyy.“ Wurde voller Freude ausgerufen. Doch der Blick des Fussels wanderte zu Lance, in dessen Blick lag etwas fragendes. Der Fussel schüttelte daraufhin leicht den Kopf und Lance seufzte tonlos. Kitty bemerkte ihre Blicke und sah von einem zum anderen.
 

„Verheimlicht ihr mir was?“ Fragte die Braunhaarige misstrauisch, als Jubilee, die Tränen in den Augen hatte – die Asiatin war so fürchterlich emotional – sie endlich losgelassen hatte. Jubilee sah zu Kurt, wieder wurden Blicke ausgetauscht, ehe Kurt dann schliesslich begann:
 

„Ja.. also.. Kitty. Die ganze Sache... wir haben da in der Schule was abgeklärt.“ Er redete dabei fürchterlich um den heissen Brei herum. „Naja.. und dabei haben wir was rausgefunden.. das ist aber nicht so.. wichtig.. nicht wirklich.. weißt...“ Er wollte weiterreden, doch Lance hatte genug von diesem Gestotter.
 

„Kit.. die sollten nachsehen, ob da irgendwelche Spuren waren, da wo du gesagt hast, dass du John gesehen hast nd so, gestern.“ Der Braunhaarige warf Jubilee einen Blick zu und meinte dann: „Jubes.. übernimm mal.“ Er war immer noch nicht ein Mensch der vielen Worte.
 

„Wir waren also da.. wir haben auch Spuren gefunden.“ Sie machte eine Pause. Kitty machte eine Bewegung mit ihrem Kopf, um anzudeuten, dass sie gefälligst weiterreden sollte. „Aber nur deine.. nichts sonst..“ Meinte Jubilee dann leise, ehe sie sich ebenfalls einen Stuhl herbeizog und sich setzte. „Ich glaube auch nicht, dass John so etwas tun würde.“ Nuschelte sie.
 

„Kann er derzeit ja gar nicht.“ Mischte Bobby sich endlich ein. Schliesslich war John sein bester Freund. Der Eismutant würde ihm so etwas nicht zutrauen. Rogue schnaubte genervt auf und verliess den Raum. „Rogue?“ Bobby sah ihr fragend hinterher, sah zu Jubilee, welche jedoch nur ratlos mit den Schultern zuckte. Bobby beschloss, erst einmal zu bleiben.
 

„Ist er aber. Ich habe ihn gesehen.“ Meinte Kitty und klang nun schon regelrecht trotzig, sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah dann zum Professor: „Sehen sie doch in meinem Kopf nach, dann finden sie sicher etwas.“ Forderte sie ihn auf.
 

„Kitty, meine Liebe, das habe ich bereits getan..“ Begann der Professor, der bis anhin geschwiegen hatte. „Allerdings ist das alles nur sehr verschwommen, wie die Erinnerung an einen Traum normalerweise sind. Ich erkenne nicht wirklich viel..“
 

Kitty sah ihn fassungslos an, sie drehte ihren Kopf, musterte jeden in dem Raum kurz und meinte dann: „Ihr glaubt mir nicht, was?“
 

Keiner wagte, wirklich etwas dazu zu sagen. Absolut keiner. Lance senkte den Blick. Jubilee kaute nervös auf ihren Nägeln, Kurt wusste nicht recht, wo er hinsehen sollte. Bobby hatte inzwischen ihre Hand genommen. „Kitty.. wir..“ Begann der Professor schliesslich, doch Kitty liess ihn nicht weiter reden.
 

„Ihr glaubt ich bin verrückt!“ Rief sie aus und war im nächsten Augenblick aufgestanden. „Ich fasse es nicht.. ihr glaubt alle ich sei verrückt.“ Sie war regelrecht entrüstet. Die Braunhaarige entriss ihre Hand Bobbys liebevoll gemeintem Griff und sagte dann trotzig: „Ich weiss, was ich gesehen habe und ich werde es euch noch beweisen!“ Sie brüllte nun bereits und setzte sich schliesslich in Bewegung. Rannte aus der Krankenstation, rempelte dabei jedoch Logan an, der eben zur Tür hereinkam.
 

„Wow.. was ist denn mit Half-Pint los?“ Fragte Logan, und blickte daraufhin etwas verwirrt in die Runde.
 

~
 

Kitty war schon wieder fast den Tränen nahe. Sie war nicht verrückt. Überhaupt nicht, und sie wusste das. Und trotzdem, irgendwie wollte man ihr das einfach weiss machen. John konnte es nicht gewesen sein, sie hatte ihn in dem Video gesehen, und es ging ihm nicht gut. Und doch. Sie war sich so sicher, dass sie ihn gesehen hatte. Sie war nicht verrückt. Aber sie brauchte frische Luft, wenn keiner ihr glaubte. Das enttäuschte sie. Nicht einmal Kurt, Lance oder Jubes glaubten ihr, keiner von ihnen. Und das war einfach nur enttäuschend.
 

Sie phaste sich durch die Eingangstüre, eilte hinaus in den Schnee, dass sie Barfuss war und nur ein Nachthemd trug, merkte sie erst gar nicht, ihr war heiss, sie hatte immer noch Fieber. Kitty schloss die Augen und genoss die Kälte, eilte jedoch weiter, bis...
 

BÄNG
 

Sie stiess gegen jemanden, ging zu Boden und blinzelte verwirrt.
 

„Jo.. Brownie, pass auf. Du solltest nicht mit geschlossenen Augen durch die Gegend rennen, sonst überfahr ich dich nochmal versehentlich, Alter.“ Kitty hob den Kopf und erkannte einen Jungen über sich. Er hielt ihr die Hand hin. Und.. er hatte sie Brownie genannt.. Ausserdem hatte sie ihn noch nie gesehen und sie kannte so ziemlich jeden aus dem Institut. In der Nähe von ihm standen einige Koffer.
 

„Tut.. tut mir Leid..“ Meinte Kitty, ehe sie zaghaft seine Hand nahm und sich von ihm auf die Beine ziehen liess. Er stand mit einem Fuss auf dem Boden, den anderen hatte er auf ein Skateboard gestellt. Er hatte dunkle Haut, aber nicht ganz dunkel. Eher ein helles braun. Seine Klamotten entsprachen ganz dem Skateboard. Die typischen Skaterklamotten eben, obwohl sie ihm zugegebenermassen doch standen. Auf seinem Kopf war lässig eine Kappe gesetzt auf der irgend ein Skaterlabel abgedruckt war. Um seinen Hals hatte er ein Halstuch gebunden.
 

„Kein Ding, man, ich sag nur, solltest besser auf dich aufpassen, Brownie.“ Seine Art zu reden hörte sich nach einem Stadkind an. In New York redeten alle so. Zumindest die, mit denen Leute wie er wohl abhingen. Sie tendierten dazu, die Worte jo, man, alter und ey zu anzufügen und alles wenn auch nur irgendwie möglich abzukürzen und unnötige Worte so gut wie möglich wegzulassen.
 

„Wieso skates du im Schnee?“ Fragte Kitty, eher etwas verdutzt darüber. Ihn nach seinem Namen zu fragen fiel ihr gerade gar nicht ein. Es war einfach seltsam jemanden im Schnee Skateboard fahren zu sehen.
 

„Wieso stehst du im Schnee rum?“ Erwiderte der Junge gleich mit einer Gegenfrage, meinte dann jedoch Schulternzuckend. „Keiner hat gesagt, dass man Skaten nur im Sommer kann.. Keiner kann das sagen. Skaten ist meine Leidenschaft und Leidenschaften sollte man immer ausübern, unabhängig von der Jahreszeit. „Ausserdem.. sieh her..“ Er holte ein wenig Anlauf, machte einen Move und war schliesslich wieder vor ihm. „Gibt einem Fahren im Schnee den ganz besonderen Kick. Voll Adrenalinmässig. Weißt schon, Brownie. Gibt bei dir sicher auch so was, ohne das du nicht sein Kannst..“ Meinte er und klang, als er von Skatboarden redete wirklich einfach nur begeistert und fasziniert. Es war wohl wirklich seine Leidenschaft. Kitty senkte den Blick, bei ihr gab es wirklich auch etwas, ohne das sie nicht sein konnte. Ihren Feuerteufel. Aber gerade war sie einfach nur verwirrt.
 

„Wieso nennst du mich Brownie?“ Kitty Klopfte sich den Schnee etwas ab, langsam begannen ihre Füsse zu schmerzen. Die Kälte war eben doch zu stark, doch sie wollte nicht wieder rein. Nicht zu diesen Leuten, die kein Vertrauen in sie hatten.
 

„Wie soll ich dichn sonst nennen, du hast braunes Haar. Hast dich schliesslich nich vorgestellt.“ Er grinste leicht. Kitty musste ebenfalls grinsen. Obwohl sie noch nicht viele Worte gewechselt mochte sie seine Gesellschaft irgendwie von Beginn an. Er war so.. natürlich. Ganz anders als sie es sich bei den Klamotten, die er trug, vorgestellt hatte.
 

Kitty musste wieder grinsen und hielt ihm dann ihre Hand hin. „Ich bin Kitty.“ Meinte sie freundlich.
 

„Jo..“ Evan machte einen Handschlag. Kitty sah zu ihren Händen und dann zu ihm. Es verwirrte sie. Doch er meinte: „Noch nie nHanschlag gemacht? Warte.. das geht so.. machs mir nach.“ Er hob die Hand, und nach einigen weiteren Schritten hatten sie einen Handschlag gemacht. „Das macht man so mit Homies.“ Meinte der Afro-Amerikaner und Skaterboy in Spe amüsiert grinsend darüber, dass sie es nicht konnte. „Also Kitty, wie Hello Kitty?“ Er grinste erneut.
 

„Boah.. ne..“ Meinte Kitty und rollte dabei mit den Augen. Das hörte sie jeden Tag mindestens zehn mal. „Nichts in die Richtung. Nicht Kitten, nicht Kitty-kat. Nicht Kit-Kat. Nichts. Ich hasse diese Spitznamen.“ Jetzt erwartete sie schon, dass er absichtlich genau diese Namen verwendete. Das machten alle, sobald sie sagte, dass es nervte.
 

„Wenn du sie hasst, werd ich dich weiter Brownie nennen und wenn du den auch nicht magst, nenn ich dich Kitty.“ Diese Aussage erstaunte Kitty jetzt doch etwas. Normalerweise legten sie es alle nur so drauf an, sie zu ärgern, was ihren Namen betraf, weil irgendwie alle das mit Katze verbanden. Gut, ihr Codename war noch dazu Shadowcat, aber das war kein Grund, sie ständig mit einer Katze zu vergleichen.
 

„Dann nenn mich Brownie, wenn du magst. Auch wenns mich erstaunt, dass du nicht wie alle anderen auch mit Kätzchen und komm Kätzchen komm komm ankommst.“ Meinte Kitty und zuckte mit den Schultern.
 

„Ne. Is nich so mein Ding.“ Er zog während er sprach seine Jacke aus um sie ihr um die Schultern zu legen. „Sheisst, is nich mehr so mein Ding.“ Die Betonung lag wohl eher unabsichtlich auf mehr. Kitty liess sich die Jacke umlegen, war aber etwas überrascht darüber. Der Afroamerikaner lächelte leicht verlegen und fügte hinzu: „Ich kanns einfach nich leiden, wenn man Leute wegen Aussehen, Namen oder ähnlichem ausschliesst.“
 

Kitty schlüpfte vorsichtig in die Jacke. Nun da er nur noch im T-Shirt vor ihr stand, wurden seine Arme und auch sein Ellbogen sichtbar. Und an seinem Ellbogen war etwas, was aussah, wie eine Art Panzer. Kitty runzelte leicht die Stirn und fragte dann: „Was ist mit deinem Ellbogen los?“ Es sah irgendwie doch gefährlich aus. Dann fügte sie entschuldigend hinzu: „Tut mir Leid, du sahst einfach irgendwie so aus, wie der Typ, der gerne auf anderen rumtrampelt.“ Nicht besonders schmeichelhaft, aber wenigstens war sie ehrlich. Ausserdem entschuldigte sie sich ja eben gerade.
 

„Ach.. das..“ Der Junge warf einen kurzen Blick zu seinem Ellbogen und meinte dann: „Is nur meine bescheuerte Mutation. Geht vorbei.“ Er lachte leise auf und senkte dann den Blick: „Gut erkannt, so war ich auch.“ Gab er zu und klang zum ersten Mal irgendwie verbittert. „Aber naja.. nach allem, was in den letzten Monaten passiert is und nachdem ich gesehen habe, wie skrupellos manche Leute sind.. glaub mir, wenn man sich selbst in diesen Leuten sieht, dann will man auf einmal nich mehr so sein.“ Er gab sich weiterhin geheimnisvoll.
 

Kitty wollte nun nicht unbedingt nachfragen, vielleicht war ihm das unangenehm. Deshalb senkte die Braunhaarige den Blick und zupfte verlegen an seiner Jacke. „Jo.. aber ez mal was ganz anderes.“ Brach der Junge glücklicherweise selbst das schweigen. „Wieso stehst du hier draussen rum? Da kannst du dich recht bös erkälten.. Fieber scheinste ja bereits zu haben.“
 

„Ich will da nicht mehr rein.“ Der Trotz schwang erneut in Kittys Stimme mit und sie schnaubte. Die Enttäuschung hatte sich inzwischen in Wut umgewandelt. Das sie ihr nicht glaubten.. dass ihr nicht einmal Jubes glaubte, und Kurt. Lance stand sonst auch vollkommen hinter ihr. Wieso hielten sie alle John für ein braves Lämmchen, wenn er das scheinbar nicht war? Sie hatte ihn doch gesehen. Sie würde es jederzeit schwören. „Die glauben eh alle, ich sei verrückt.“ Brummte die Braunhaarige.
 

„So? Haben sie Grund zu?“ Der Afroamerikaner schob sich sein Cap zurecht und sah sie dann fragend an. „Ey, machst auf mich aber keinen besonders crazy Eindruck.“ Man gewöhnte sich doch ziemlich schnell an seine Sprache, irgendwie war dieses Abkürzen und unnütze Worte hinzufügen doch recht niedlich.
 

„Naja..“ Kitty holte Luft und seufzte dann. „Jah.. weißt du, ich hab wen gesehen, den ich eigentlich nicht gesehen haben kann und der wen getötet hat, dessen Haus diese Nacht abgebrannt ist.“ Er würde sie definitiv für verrückt halten. Immerhin kam es auch nicht alle Tage vor, dass man einen Mord beobachtete. Kitty rollte innerlich mit den Augen und fügte hinzu: „Sie denken nun alle, ich hab mir das eingebildet, ausgedacht, was auch immer.“
 

„Tja.. so ist es eben. Leute von denen man glaubt sie wären Freunde, lassen einem im nächsten Moment auch im Stich.“ Kitty musste schlucken. Noch einmal. Wieso wollten da schon wieder Tränen kommen, aber sie fühlte sich nun einmal im Stich gelassen. Sie wäre am liebsten wieder weggerannt. Gerade wollte sie nur wegrennen. Doch irgendwie hinderte sie nur schon sein leichtes Lächeln daran. Sie sah zu ihm hoch. Das Lächeln war nicht ungläubig. Er hielt sie aber sicherlich trotzdem für verrückt.
 

„Ahja.. von hab ich heute in der Zeitung gelesen. Die, denen das Haus abgefackelt is, nech?“ Meinte der Junge und schien irgendwie zu spüren, dass ihr nicht wohl zu mute war. „Kenn ich.. wurde auch mal ziemlich.. verraten.“ Sein Blick wanderte in die Ferne und er schien nachdenklich zu werden. „Nur weil sie dir nich glauben heissts nich, dass sie nich deine Freunde sind.“ Meinte er dann langsam: „Boah, das klingt wie in so nem Ultrakitschigen Film.“ Er grinste. „Aber nja, weißt du halt, wer der Täter ist. Is doch kein Problem.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

„Ja, das is ja auch nich das.. eh.. crazy thing daran.“ Meinte Kitty, seine Sprache begann sogar schon abzufärben.
 

„Jo, du lernst.“ Er hielt ihr die Hand hin und diesmal wusste sie, wie es funktionierte. Handschlag, zack.
 

„Die Sache is die, ich hab den Typen bei der Schule sterben sehen, er wurde jedoch in seinem Bett gefunden. Ich bin verrückt, richtig?“ Kitty strich sich eine braune Haarsträhne zurück und seufzte dabei tonlos. Gleich würde auch er sagen, dass sein unmöglich.
 

„Ich find nich, dass du verrückt bist. Gibt bei weitem verrückteres als das. Kann doch gut sein, dass der Typ, der dahinter steckt, ihn ins Haus gebracht hat.“ Schlug der Afroamerikaner vor. Kitty sah ihn erstaunt an.
 

„Da wo ich ihn gesehen haben will wurden aber keine Spuren gefunden.“ Dass sie selbst überhaupt noch an die Geschichte glaubte war schon fast unmöglich. Sie klang nun selbst sogar etwas demotiviert. Denn wenn man mal darüber nachdachte.. war man der gleichen Meinung wie der ganze Rest da drin. Sie war verrückt.
 

„Hat vielleicht geschneit?“ Kitty sah ihn erneut erstaunt an. Wer war hier der Optimist in Person? Das war doch eigentlich sie. Aber er schien auch nicht so schnell aufzugeben.
 

Kitty schüttelte leicht den Kopf: „Schön wärs, das wär wenigstens ne klasse Erklärung.“ Langsam wurden ihre Füsse taub. „Meine Fussspuren haben sie gefunden. Ich bin verrückt, machen wirs amtlich.“ Brummte sie und senkte den Blick.
 

„Schätze er isn Mutant, richtig?“ Kitty sah auf. Runzelte die Stirn.
 

„Woher weißt du..“ Begann sie, doch er liess sie nicht ausreden.
 

„Das esn Mutant is nd dasses ner is?“ Der Junge grinste erneut und meinte dann: „War nich schwer. Das is ne Schule für Mutanten. Schätze dann muss er einer sein. Ausserdem.. dein Blick.“ Er tippte ihr auf die Stirn. „So schaut man nur, wenn man verknallt ist, Brownie.“ Kitty sah ihn verdutzt an. „Ausserdem biste deswegen in dem Zwiespalt. Alle glauben dir nicht, weil sie das nich für möglich halten und..“ Er hielt den Finger nach oben um anzudeuten, dass sie nichts sagen sollte. „Daraus schätze ich, dasses der Typ aus dem Videodings sein muss, dass derzeit überall läuft. Der Stiefsohn vom Fast-Präsidenten, der hier zur Schule ging und entführt wurde.“ Kitty Mund klappte nach unten. Wie hatte er das alles so schnell aus dem Hut gezaubert? Das hatte er doch unmöglich wissen können.
 

„Eh.. richtig.“ Meinte die Braunhaarige, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. Der Junge grinste. „Jetzt hältst du mich für verrückt, nech? Liebeskrank, was auch immer.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ausserdem bin ich nich mehr verknallt. Nicht mehr! Er ist ein Idiot!“ Das war er auch schon immer gewesen.
 

„No way. Wie ich eben sagen wollte. Er is dochn Mutant.“ Begann der Afroamerikaner erneut. „Und in der Welt der Mutanten ist überhaupt nichts unmöglich.“ Ein freundliches Zwinkern. Kitty musste automatisch schmunzeln. Er war so unbeschwert, so natürlich. „Wirsts den anderen schon noch beweisen.“
 

Kitty musste leise kichern. „Bist du eigentlich neu hier?“ Fragte sie schliesslich. Sie hatte ihn während dem ganzen Gespräch weder das gefragt, noch, wie er eigentlich hiess. Seltsam, dass sie gar nicht dazu gekommen war. Aber: Er hielt sie nicht für verrückt, crazy, wie auch immer.
 

„Jep. Gut erkannt. Sherlock Holmes.“ Er war wohl eher selbst der Holmes unter ihnen. „Ach mir fällt auf, ich hab mich gar nich vorgestellt. Wie überaus unhöflich von mir.“ Er machte eine Riesenverbeugung ehe er schliesslich meinte: „Ich bin Evan, Evan Daniels.“ Nun hatte sie ihn nicht einmal nach seinem Namen fragen müssen. Wieder hielt er ihr die Hand hin, und wieder machten sie einen Handschlag. „Nenn mich Ev.“
 

„Kitty, die anderen suchen dich drinnen schon wie verrückt. Rein mit dir, Mädchen.“ Kitty zuckte zusammen und fuhr herum. Storm kam auf sie zu.
 

„Ohou.. meine Tante.“ Murmelte Evan. Kitty drehte sich verwirrt zu ihm um.
 

„Tante?“ Sie sah ihn irritierte an, inzwischen war Storm bei ihnen angekommen.
 

„Du wirst dich hier draussen erkälten, Kleines.“ Kitty drehte sich wieder zu der Weisshaarigen, welche meinte. „Oh.. wies aussieht hast du meinen Neffen bereits kennen gelernt.“ Die dunkelhäutige Frau zog Evan lächelnd zu sich, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Gegenwehr war zwecklos. Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass ihm das ganz und gar nicht gefiel. „Endlich bist du da, mein süsser kleiner Evan.“ Erneut wurde er geknuddelt. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Sorgen deine Eltern und ich uns gemacht haben, als du verschwunden warst.“
 

Kitty zog eine Augenbraue hoch. Verschwunden? War er etwa von zu Hause weggelaufen? Evan schob seine Tante sanft aber trotzdem bestimmt von sich weg und meinte im Vergleich zu vorhin regelrecht:„Jahja. Krieg dich mal wieder ein. Das reicht jetzt mit Wiedersehensfreude.“ Seiner Tante gegenüber war er regelrecht unfreundlich, bockig und kühl.
 

Storm liess sich davon nicht beirren und schob die beiden vor sich her. „Kommt jetzt.“ Dann meinte sie zu Kitty: „Evan wird ab jetzt hier wohnen. Pass ein wenig auf ihn auf, dass er keinen Unsinn macht.“ Evan kommentierte das mit einem Augenrollen. „Ausserdem.. hat er vielleicht ein paar nützliche Informationen, was Mystique hier gestohlen hat.“ Man hatte es immer noch nicht rausbekommen. „Denn er kennt Pietro von früher. Die beiden gingen früher an dieselbe Schule. Bis Pietro hierher kam und Evan..“ Sie stockte kurz. Evan hätte sie sowieso nicht weiterreden lassen, er hob sein Skateboard auf und fuhr ihr ins Wort:
 

„Maximoff?“ Er lachte bitter auf. „Diese kleine misse Drecksratte ist es nicht wert, dass man über ihn spricht. Nverdammter Mistkerl, der tot is, wenn ich ihn snächste Mal sehe, man. Das is er!“ Plötzlich war Evan ziemlich wütend geworden. Er ballte die Hand zur Faust und aus dem „Panzer“ an seinem Ellbogen wuchs in rasantem Tempo ein Stachel. „Ich hatte nur sPech mit ihm an die gleiche Schule zu gehen, sonst verbindet uns überhaupt nichst mehr. Oh jah.. ich wird ihn aufschlitzen.“ Er hatte seine Fähigkeit nicht wirklich unter Kontrolle, denn jetzt, wo er wütend war, wuchs der Stachel weiter bis er schliesslich wie ein Geschoss losflog und in der Erde stecken blieb. „Und du.“ Er drehte sich zu seiner Tante um. „Hör endlich auf, dich so aufzuspielen, als wärst du meine Mum. Das bist du nämlich nicht! Und meine Mum brauch ich sowieso nicht! Ich brauch niemanden von euch Idioten.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging schnellen Schrittes auf das Institut zu. Obwohl er kaum eine Ahnung haben dürfte, wo er hin musste. Die Koffer wurden einfach stehen gelassen, genauso wie die anderen beiden. Storm seufzte. Kitty sah ängstlich zu dem Stachel und dann hinter Evan her, der gerade die Tür hinter sich zuknallte. „Was hat der Quickie gemacht, dass Ev ihn so hasst?“ Fragte Kitty dann langsam.
 

Storm schüttelte langsam den Kopf und meinte dann: „Ich weiss es nicht.. er hat weder mir, noch seinen Eltern je erzählt, was alles passiert ist. Er ist.. einfach davor weggelaufen.“ Die Sorgenfalten auf Storms Gesicht waren kaum zu übersehen. „Weißt du, er hat an seiner alten Schule ne Menge Mist gebaut. Ist sogar von der Schule geflogen, bekam ne menge Sozialstunden vom Jugendrichter auferlegt.. er macht eigentlich nur Probleme. Und dann ist er einfach abgehauen.“ Kitty drehte den Kopf wieder zu der Weisshaarigen. Also doch ein kleiner Ausreisser. „Wir haben keine Ahnung, wo er war und wie er sich die letzten Monate über Wasser gehalten hat. Sein Vater abeitet bei der Polizei.. sie haben ihn zufällig bei einem Einbruch erwischt. Wir konnten ihn knapp vor dem Jugendknast bewahren. Dann wäre er wohl gleich wieder abgehauen.“ Storm hob die Koffer auf. „Manchmal wär ich gerne ein Telephat. Dann wüsste ich wenigstens, was in dem Jungen vorgeht.“ Kitty sah ihr nachdenklich dabei zu. Er war doch ganz anders gewesen, bevor Storm dazu gekommen war. Er war wirklich nett gewesen. Und er hielt sie nicht für verrückt. Gut, dann durfte sie ihn auch nicht für verrückt halten, nur weil er weggerannt war. Wenn Pietro etwas damit zu tun hatte...
 

„Ich hoffe, er war nicht so grob zu dir. Er weiss einfach nicht, dass er sich damit keine Freunde schafft.“ Storm setzte sich langsam wieder in Bewegung.
 

Kitty schüttelte den Kopf. „Er war ganz in Ordnung.“ Das war untertrieben. Seine Tante hielt ihn vielleicht für grob, aber nur, weil er zu ihr auch wirklich unfreundlich gewesen war. Aber zu ihr war er wirklich nett gewesen.
 

„Und, geht’s dir wieder etwas besser? Das war wohl etwas zu viel Überraschung für dich. Der Professor sitzt bereits dran. Er will Magnto so schnell wie möglich anrufen, um das abzuklären.“ Storm bezog es auch auf das Video. Kitty biss sich auf die Lippen. Storm hatte sie zugleich an ihr eigentliches Problem erinnert. Verdammt. Nun war ihr Kopf wieder voll von.. John. Wie sie es doch langsam zu hassen begann.
 

Sie wusste jetzt doch schon selbst nicht mehr, was sie glauben sollte. Johns Verschwinden und „angebliches“ Auftauchen.. mysteriös. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt begann sie sich schon selbst nicht mehr zu glauben. Irgendwo musste es doch einen Beweis dafür geben, dass ihre Geschichte stimmte. Kitty fuhr sich unbewusst über die Lippen. Er hatte sie geküsst, weil sie ihn darum gebeten hatte.
 

Und irgendwie wurde ihr in diesem Moment etwas ziemlich unheimliches bewusst. Er hätte sie ebenfalls um alles bitten können, und sie hätte es getan. Wirklich alles. Sie wäre Wachs in seinen Händen gewesen. Das war schwach, sehr schwach. Sie wäre sogar, nachdem er ihr all das was er gesagt hatte, noch Wachs in seinen Händen gewesen, wenn er etwas gesagt hätte. Und das war noch unheimlicher. Sie fragte sich insgeheim, ob sie auch jetzt tun würde, worum er sie bäte, wenn er sie denn darum bäte.
 

Kitty schloss die Augen. Ging wie in Trance weiter und liess die Hand in ihre Hosentasche greifen. Sie ergriff das kühle Metall. Johns Feuerzeug. Jenes, welches ihm mehr als alles andere bedeutete... Moment! Hatte er ein Feuerzeug benutzt? Kitty stutzte, blieb stehen, wurde jedoch von Storm sanft weitergeschoben. Nein, er hatte sicherlich eines benutzt, musste er ja. Ausserdem hatte ihm Aura eines geschenkt. Mit einem ziemlich hässlichen – wie Kitty fand – Adler darauf.
 

„Ich krieg dich..“ Meinte sie langsam. So leise, dass Storm es nicht hören konnte. Immerhin einer hielt sie nicht für verrückt. Immerhin. Und John. Der, den sie gesehen hatte, konnte nicht John gewesen sein. Zumindest nicht wirklich, denn John hätte niemals solche Dinge gesagt. Irgend etwas musste da faul sein und sie würde herausbekommen, was es war. Jetzt erst recht.
 

~
 

Die Tür zum Appartement in mitten von New York wurde abrupt aufgerissen, sodass sie an die Wand knallte und zurückprallte. Während dieser Zeit war John jedoch schon in die Wohnung gelangt und die Tür ging so automatisch zu. Auch eine Technik, um so wenig wie möglich zu tun. „Speedster! Komm her.. sofort!“ Wurde erst einmal durch die Wohnung gebrüllt, während John schon wieder dabei war, sich eine Kippe anzuzünden. Er war angetrunken, aber wie immer nicht betrunken, sodass er noch ziemlich gerade ging.
 

„Pietro! Beweg deinen Arsch hier her, man!“ Man merkte ihm an, dass er sauer war. Deswegen war er nachdem, die Sache mit Duncan erledigt gewesen war, schliesslich auch nicht gleich hierher gekommen, sondern war von Bar zu Bar gepilgert. Einige jungen Frauen hatten sich an ihn ran gemacht, doch er hatte jedes Mal abgelehnt. Und nun fragte er sich echt, wieso er nicht einmal Lust hatte, mit einer von ihnen zu schlafen. Aber ihm war nicht danach gewesen. Der Alkohol war ihm eben lieber gewesen.,
 

„Hörst du mal auf, hier so einen Lärm zu veranstalten, ich seh mir was an.“ Kam eine genervte Stimme aus dem Wohnzimmer, wenn man den Raum, in dem jede Menge Kisten und andere Dinge standen, überhaupt als Wohnzimmer bezeichnen konnte. John setzte sich in Bewegung und betrat das Wohnzimmer, wo er Aura auf der Couch sitzend entdeckte. Sie schaute fern.
 

„Was läuft?“ Fragte der Feuerteufel und fügte sogleich in ziemlich genervtem Tonfall hinzu: „Und wo ist der Feigling von Quickie?! Ich muss was mit ihm besprechen!“ Aura sah hoch zu ihm, ihr eiskalter Blick brachte sein Gemüt sogleich zur Abkühlung, als hätte sie noch eine dritte Kraft. Das war jedoch nicht der Fall. John liess sich neben ihr nieder und bliess Rauch aus.
 

„Schttt jetzt, Ruhe! Ich will das hören.“ Meinte Aura und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Auch John liess seinen Blick dorthin wandern und dort sah er – oh Wunder – erneut Aura. Der Braun-Blondhaarige grinste schelmisch und sah dann zu seiner Schwester. Seinen Auftritt ganz am Ende beachtete er nicht einmal mehr.
 

„Du solltest einen Oskar dafür bekommen. Und Schauspielerin werden.“ Erneut wurde Rauch ausgeblasen. Aura spulte inzwischen das Band zurück und alles begann von vorne, wieder bettelte sie und rief um Hilfe, wieder der Schrei gegen Ende. Dann John. Die Braunhaarige gab ihm eine Kusshand für das Kompliment, wobei auffiel, dass ihr Handgelenk nicht eingegipst war.
 

„Ey.. die Verletzung am Ende..“ John sah wieder zum Bildschirm. „Die.. die sieht so echt aus. Hast du etwa..?“ Der besorgte Bruder zeigte sich und er packte energisch Auras rechtes Handgelenk. Sie schrie auf und John fühlte sogleich, wie die gesamte Haut, die er gepackt hatte, eiskalt wurde.
 

„Lass den Scheiss. Man!“ Sie riss ihre Hand ebenso energisch aus seiner Hand und biss dabei die Zähne zusammen, um nicht erneut loszuschreien. Sie drehte ihr Handgelenk in ihrer linken Hand und John konnte mitverfolgen, wie sie die gesamte Haut mit einer blutroten Eisschicht überdeckte.
 

„Was soll das?!“ John sah sie ernst an. „Wieso.. wieso machst du sowas?!“ Auras Blick war kühl. Sie sah wieder zum Fernseher und erneut wurde das Band abgespielt.
 

„Weils so echter wirkte.“ Knurrte seine Schwester und klang dabei ziemlich mies gelaunt. Vielleicht, weil John nicht sonderlich davon begeistert war, was sie getan hatte. „Es sollte authentisch sein, das ging so eben am besten. Das wird schon wieder.“ Meinte die Braunhaarige, ohne John dabei anzusehen.
 

„Mach.. das.. nie.. wieder!“ Meinte ihr wirklich besorgter Bruder. „Nie! Verstanden! Du brauchst das Handgelenk noch, klar! Also lass solchen Scheiss in..“ Weiter kam der Feuerteufel nicht, denn eben hörte er die Tür aufschwingen und Pietro verkündete.
 

„The boss is back, Kinder.“ Die Tür fiel erneut zu und Pietro meinte: „Ich hab neue Aufbackpizza gekauft und Coke, dir passt hoffentlich Hawaii Aura?“ Die beiden Stiefgeschwister drehten den Kopf gleichzeitig in Richtung Eingang.
 

John erhob sich und sah nochmal kurz zu Aura zurück. „Nie wieder! Und geh gefälligst zu nem Arzt!“ Meinte er mahnend, doch sie rollte nur mit den Augen, was wohl soviel heissen sollte wie, das ist doch meine Sache. Obwohl, zu einem Arzt gehen, das ging sehr schlecht, denn dieser würde sie sicherlich als Tochter des Fast-Präsidenten erkennen und das war ja dann wieder nicht vorteilhaft für den Plan. Ausserdem zeigte Aura nicht gerne Schmerzen, das war einfach nicht ihre Art.
 

John betrat den Eingangsbereich, Pietro war eben dabei, seine Jacke abzustreifen und sie in eine Ecke zu stellen. Die Einkäufe standen auf dem Boden. „Jo John, wie ists gelaufen?“ Erkundigte sich der Weisshaarige, während er die Tür abschloss. Danach sah er erstmals zu Pyro und erkannte, dass dieser sicherlich keine gute Laune haben konnte.
 

„Bestens.“ John kam bedrohlich auf den Speed-Demon zu, bis er nahe vor ihm stand. „Bis auf eine kleine Sache.“ Eine kleine beschissene Sache, die ihm die ganze Laune versaut hatte. „Was ist zwischen Kitty und deinem Arschloch von Freund, Lance, alles gelaufen?!“ Er meinte es wirklich absolut ernst. Pietro sah ihn nur an.
 

„Weiss doch nich.. Wieso willste das wissen?“ Er hob die Tüte vom Boden auf und wollte sich eben an John vorbei drängen, doch dieser Packte ihn an seinem Shirt und drückte ihn bestimmt gegen die Wand. Der Weisshaarige runzelte die Stirn. John zischte:
 

„WAS.. war zwischen Kitty und Lance?!“ John war kräftiger, als man vielleicht dachte, wenn man ihn sah, somit hätte Pietro sicherlich einigen Kraftaufwand benötigt, um sich aus dem Griff zu befreien, doch der Weisshaarige schien das nicht einmal vor zu haben.
 

„Was soll da schon gewesen sein..? Die haben gedatet, wären fast zusammengekommen. Was ist so wichtig dadran?“ Noch recht sanft aber bestimmt packte Pietro Johns Hand und drückte fest zu, sodass es John ziemlich bald unangenehm werden würde, und Pietro keinen weiteren Kraftaufwand benötigen würde. Doch John bewiess Ausdauer und hielt den Weisshaarigen weiter fest.
 

„Wieso ich das wissen will?! Weil er mit ihr geschlafen hat, verdammt.“ Pietro hielt John zwar immer noch fest, doch der Griff lockerte sich und zeigte an, dass das den Weisshaarigen erstaunte. Auch in den Augen war das deutlich zu lesen. „Ja, richtig. Sie hat sich von ihm ficken lassen, hat er dir nich erzählt? Sicher?“ Er kriegte hier ein ganz gewaltiges Problem mit seinem Ego. Wie das nur schon klang: Sie hatte sich von ihm ficken lassen. Das ihm war so vorwurfsvoll betont, man hätte meinen können, dass John das Recht dazu gehabt hätte. Der Feuerteufel liess von selbst los, um sich eine zweite Kippe anzuzünden. Diesmal wurde das Feuerzeug nicht verwendet, er schnipste das Flämmchen von der einen auf die andere über. Ausserdem lag in den Worten auch der Vorwurf, dass Pietro ihm das nicht erzählt hatte. Denn John glaubte ehrlich nicht, dass der Weisshaarige nichts davon gewusst hatte.
 

Pietro zupfte sich sein Shirt erstmal in aller Ruhe zurecht und sah dann mit seinen wässrig blauen Augen zu dem Feuerteufel. „Wieso hätte ers mir erzählen sollen? Du kennst mich, ich hätte Kitty-Kat und Lance damit eh nur aufgezogen.“ Magnetos Sohn zuckte mit den Schultern und wollte sich abwenden, doch John drehte ihn erneut zu sich, sodass Pietro genervt aufschnaubte. „Verdammt nochmal, er hat mir nichts erzählt, reicht das?!“ In der Tat war immer Pietro der gewesen, der Lance von seinen zahlreichen Errungenschaften, was sein Sexualleben betraf, berichtet hatte. Für den Weisshaarigen war das eben, wie Kerben in einem Baumstamm. Je mehr, desto besser. Und was mit Pyro grad abging, das kapierte doch sowieso keiner. Wahrscheinlich nicht mal der Feuerteufel selbst.
 

„Er hats dir erzählt, kannsts mir ruhig sagen. Ich tu dir auch nichts, Daddy beschützt dich ja.“ Jetzt wurde John mies. Er liess seine schlechte Laune eben am erst besten aus und das war – wenn man Aura nicht mitzählte, was John nie machte – eben Pietro. „Also, ich wird dir nicht ein einziges Härchen krümmen, weil ich sonst ja sicher ärger mit Papi kriegen würde, weil du sicherlich petzen würdest. Also, wann?“
 

Pietro sah den Feuerteufel eiskalt an, er vertrug solche Daddy Witzchen nicht, da er immer das Gefühl hatte, seinem Vater alles andere als wichtig zu sein. Zwar lebte er nicht schlecht, aber hätte er keine Fähigkeiten, würde ihn sein Vater garantiert hassen und Pietro wusste, dass sein Vater es gerne gehabt hätte, wenn er skrupelloser gewesen wäre. Wenn er.. John gewesen wäre. Bei diesem Gedanken musste der Weisshaarige automatisch schlucken. Und er biss sich auf die Lippen. Gespielt gelangweilt meinte er: „Keine Ahnung, vielleicht an Weihnachten um dir eins rein zu würgen, weil an dem Tag ja auch dein ganzes Leben zerstört wurde. Oder weißt du, was noch geiler wäre. An deinem Geburtstag.“ Pietro lachte dreckig auf.
 

In Pyros Augen loderten die Flammen nur so auf und er packte Pietro diesmal ziemlich grob und knallte ihn gegen die nächstbeste Wand. Der Weisshaarige konnte nur weiterlachen. „Pass auf was du sagst! Duncan war nur Nr.1 ...“ Drohte der Feuerteufel. Pietro wurde erneut gezogen und John liess ihn gegen die nächste Wand knallen, so hart, dass Pietro peinlichst darum bemüht war, seine Schmerzen zu verbergen und vor allem, nicht loszuschreien. John liess ihn los. „Immer kann dich Daddy nämlich nicht beschützen!“
 

Pietro lachte erneut auf und meinte dann: „Vor dir? Ach. Pyro, wenn ich nicht wüsste, wie langsam du bist, dann hätte ich jetzt vielleicht ein wenig Angst vor dir.“ Im Gegensatz zu Quicksilver bewegte Pyro sich ja geradezu in Zeitlupe. „Und weißt du was, ich hoffe, sie hat an deinem Geburtstag mit Lance geschlafen. Ich weiss es sogar.“ Er bluffte, er hatte keine Ahnung, was alles zwischen Kitty und Lance gelaufen war, aber das war Rache und die sollte süss sein. „Weißt du, er hats mir nämlich erzählt, bevor sie kam um dich zu retten. Hat sie gut geschauspielert, na? Dir die perfekte Beziehung vorgespielt, nech? Zu schade nur, dass sie kurz davor mit Lance geschlafen hatte. Schon irgendwie.. mies.. wenn man mal darüber nachdenkt.“ Er tat so, als würde er mit John mitfühlen. Oh ja, Pietro war gut im Leute mit Worten verletzen. Und Johns schnelle Atmung und die Hände, die sich zu Fäusten ballten zeigte ihm deutlich, er war auf dem richtigen Weg. „Ach und weißt du was hat Lance noch gesagt? Er sagte, sie habe ihm gesagt, dass sie glaube, dass du es niemals besser machen könntest und das du dass niemals machen werdest. Da hast du deine Antwort!“ Pietro wich zurück, er wusste. John war kurz davor, zu explodieren. Das zeigte ihm, dass ihm mehr an der Sache an sich lag, als er eigentlich zugeben wollte. Der Feuerteufel zitterte am gesamten Körper. Vor Wut. „So, und jetzt schlag mich, töte mich, mach was du willst, dann geht dein schöner Plan, dich bei meinem Alten einzuschleimen, jedoch den Bach runter!“ Ja, Pietro war neidisch auf Pyro, was das betraf. Er fühlte sich so, als würde er von dem Platz an der Seite seines Vaters, der nur ihm gehörte, verdrängt wurde.
 

Pyro schwieg, machte keine Bewegung. John senkte den Blick: „Sei vorsichtig. Ich kann dir vielleicht nichts tun, aber einer Person, die dir sehr viel bedeutet. Und..“ John sah auf und meinte mit einem überheblichen grinsen: „Die ich vor dir hatte.“ Jetzt war sowieso klar, wen er meinte. Pietros Augen weiteten sich.
 

„Was hast du vor?“ Zischte er in Richtung John. Nun war der Feuerteufel derjenige, der in schallendes Gelächter ausbrach. Das lag wohl an Quicksilvers überrumpelten und besorgtem Gesichtsausdruck, den er mit Härte zu verbergen suchte.
 

John grinste ihn nur an. „Das, kannst du dir doch selbst denken, nech?“ Mit diesen Worten drehte der Feuerteufel sich um, und im nächsten Moment stand auch schon Quicksilver vor ihm. Pyro hatte damit gerechnet. Der Weisshaarige sah ihn feindseelig an.
 

„Wenn du ihr auch nur ein einziges Härchen krümmst, dann gnade dir Gott, Pyro!“ Zischte Pietro, wurde jedoch achtlos von John zur Seite gedrängt, der sich zu ihm umdrehte.
 

„Och, vor Gott habe ich keine Angst. Ich sag immer: If Earth becomes Hell, guess who’s the devil?“ Pyro zeigte mit dem Daumen auf sich und diese Beschreibung traf doch durchaus zu. Gerade, wie er sich jetzt verhielt. „Ausserdem, was willst du Weichei schon dagegen tun, huh? Du hast nicht den Mut, dich mir in den Weg zu stellen, zudem würde das Daddy überhaupt nicht gefallen. Denn Daddy gefällt, was ich mache.“ Ein wunder Punkt von Pietro und John war ebenfalls gut im wunde Punkte suchen und auch finden.
 

Die dritte Kippe wurde angesteckt. Pietro schwieg, die wässrig blauen Augen blitzten jedoch wütend auf und er zischte nach einigen Sekunden: „Wo gehst du hin?!“
 

„Muss noch was mit deinem Daddy besprechen, ausserdem, noch was persönliches erledigen. Also brauchst dir keine Sorgen um deinen Schnuckel machen, erst kommt wer anders dran.“ Der Feuerteufel wollte die Tür öffnen, welche jedoch abgeschlossen war. Er fluchte ärgerlich auf und statt nach dem Schlüssel zu suchen, brannte er das Schloss weg und drückte die Tür auf. Noch einmal drehte er sich lässig um. „Dachte eigentlich, das zwischen euch wär nur so ne Fickbeziehung. Darin ist die Kleine am besten.“ Au jah, der war gut gewesen, gleich würde sich zeigen, ob Pietro wirklich etwas für Jubes empfand. Denn wenn ja, würde er so eine Beleidigung nicht auf ihr sitzen lassen.
 

„Verwechsel sie nicht mit deinen Mädchen, die du dir auf der Strasse fürn paar Dollar besorgst.“ Gab Pietro ziemlich schlagfertig zurück, was John jedoch nur müde auflachen liess. Die Tür fiel scheppernd zu, ganz schliessen konnte man sie jetzt sowieso nicht mehr.
 

„Jetzt hast du sKätzchen beleidigt.“ Konnte Pietro noch hören und er brüllte dem Feuerteufel hinterher:
 

„Nope, das ist Lances Mädchen, schon vergessen?!“ Ha, wenigstens behielt er das letzte Wort. Wobei, Kitty beleidigen tat er immer, aber gerade war ihm wesentlich wichtiger gewesen, John zu beleidigen. John zu verletzen, denn irgendwie konnte er nicht glauben, dass der Feuerteufel nichts für Kitty empfand. Ein kleines bisschen musste einfach da sein. Erst recht, wenn er sich so darüber aufregte, mit wem sie geschlafen hatte und mit wem nicht. Hm.. er sollte Lance bei nächster Gelegenheit mal fragen.
 

Pietro hob die Tüte vom Boden auf und betrat das Wohnzimmer. Aura sass immer noch dort und sah sich ihre neue Lieblingssendung mit sich als Hauptdarstellerin an. „Wow.. netter Streit.“ Kommentierte die Braunhaarige grinsend, während sich Quicksilver neben ihr nieder liess.
 

„Jup, wir haben beide unser bestes gegeben. Wer hat gewonnen?“ Die Tüte stellte er erst einmal zu seinen Füssen, ehe er sich erschöpft zurücklehnte und dann den Kopf zu Aura drehte, welche ihn sowieso schon die ganze Zeit angesehen hatte.
 

„Keiner. Ausser du bezeichnest sich am bescheuertsten Benehmen als gewinnen.“ Meinte Johns Stiefschwester und lehnte sich ebenfalls zurück. Sie zog ihre Beine an und legte die Arme darum. Dabei kam wieder das Hangelenk zum Vorschein. Pietro rollte mit den Augen, als er es sah.
 

„Sei nicht dumm!“ Meinte der Weisshaarige. Sie runzelte ihre makellose Stirn und beobachtete dann, wie Quicksilver in der Tüte wühlte und schliesslich Verbandszeug, sogar mit Stützmaterial und Desinfektionsmittel herausholte. „Ne Eisschicht wird da auch nicht helfen.“
 

„Lass das mal meine Sorge sein.“ Meinte Aura und legte ihre gesunde Hand auf das Handgelenk. Also ob sie es schützen wollte. Pietro jedoch griff einfach zu und die Braunhaarige liess es nach kurzer Zeit auch zu, dass er ihren Arm zu sich zog. Sie wandte den Blick ab. „Du musst das nicht machen!“ Sie klang nicht begeistert.
 

Pietro begann, das Eis wegzubrechen und das Handgelenk einzusalben. Er war zwar kein Arzt, aber ihre Knochen würden sicher auch aus Eis bestehen und deswegen sogar teilweise wieder zusammengewachsen sein. Wichtig war also nur, dass das ganze gehalten wurde. „Ich will aber!“ Meinte der Weisshaarige bestimmt, während er ihre Hand in die Vorrichtung führte und diese dann um ihr Handgelenk befestigte. Dafür brauchte er jedoch einige Zeit. Aura drehte langsam den Kopf zu ihm und beobachtete ihn.
 

„Falls du denkst, dass ich mich jetzt bedanke..“ Begann die sture junge Lady.
 

„Erwarte ich nicht. Mach ich auch nie.“ Pietro zwinkerte ihr zu und sah dann zum Fernseher, wo schon wieder Auras grosser Auftritt lief. „Ich würde sagen: A star is born.“ Meitne der Weisshaarige und lachte dabei leise. Sein Lachen steckte sie an und sie boxte ihn leicht in die Seite, ehe sie sich an ihn lehnte, und ihr ihren Kopf auf seiner Schulter spürte. So sahen sie sich die Aufnahmen eine ganze Weile an, bis er bestimmt alles auswendig konnte.
 

„Weißt du was..“ Begann Pietro plötzlich, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. „Ich glaube, mit Pyro hat mein Vater ein Monster geschaffen.“ Keine Antwort kam. „Aura?“ Langsam drehte Pietro seinen Kopf zu ihr nach unten und konnte regelmässige Atemzüge hören und auch spüren, denn er spürte sie an seinem Hals, da sie ja auf seiner Schulter lag. Sie schien ihn nicht mehr gehört zu haben. Der Weisshaarige musste schmunzeln und zog eine Decke zu sich heran, die er über ihr ausbreitete. „Wenigstens kannst du noch ruhig schlafen...“ Meinte er leise, mehr zu sich selbst, als zur schlafenden Aura, ehe er sanft den Arm um sie legte. Schlafen konnte er jedoch nicht. Nicht jetzt! Nicht nach dem Streit! Nicht nachdem er wusste, zu was John alles fähig war und nicht nachdem er nicht wusste, was der Feuerteufel gerade genau trieb! Aber Aura alleine lassen, das wollte er auch nicht.
 

~[*Little Runaway – End

Cold Call

Cold Call
 

– „Ring.. Ring..“ Ein klingelndes Telefon muss man abnehmen, richtig? Aber man weiss nie, wer am anderen Ende der Leitung sein könnte, und was betreffender wollen wird.. –
 

Kitty schreckte aus dem Schlaf hoch, schon wieder derselbe verdammte Alptraum. Und schon wieder war sie an genau derselben stelle aufgeschreckt. Aber gestern Nacht konnte sie nicht vergessen. Auch einen Tag später nicht. Sie war verschwitzt, hatte heiss. Ärgerlich wurde eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen. Ihr Atem wurde langsam ruhiger. Immer wieder dieselben Bilder. John stand vor ihr. Sie küssten sich. Sie hätte alles für ihn getan, alles, selbst nach dem, was er gesagt hatte. Er lachte einfach nur, dieses dreckige Lachen, das neu war. Das sie nicht kannte. Kälte umgab sie. Sie fühlte sich leer. Fühlte nichts. Hörte ihn einfach nur lachen. Und dann wurde es heiss um sie und sie wachte auf. Kitty zog ihre Beine an und legte die Arme darum. Stützte ihr Kinn auf ihre Knie und starrte in die Dunkelheit. Lance war nicht da, sie hätte ihn sonst atmen gehört. Kitty spürte, wie ihr gesamter Körper zitterte. Auch fröstelte sie, aber heiss hatte sie trotzdem, Fieber eben. Kitty drückte mit beiden Händen gegen ihre Schläfen, als wollte sie den Inhalt ihres Kopfes herauspressen. Er sollte verschwinden, verdammt. Er nervte. Er war ein verdammter Idiot. Wieso ging das nicht.. Wieso?!
 

Sie liess sich in ihr Kissen zurückfallen und fühlte sich so richtig leer. Als hätte jemand sie durchgeschüttelt, bis alle möglichen Körperinhalte plus der gesamte Verstand und das Unterbewusstsein herausgefallen waren. Plötzlich zuckte sie zusammen, als sie den Klingelton ihres Handys vernahm. Es vibrierte, das Licht ging an und aus im Takt. Ruckartig drehte Kitty den Kopf. Betrachtete das Gerät, wie es dem „Abgrund“ – der Kante des Tischchens – immer näher kam. Es war spät. Nach zwölf. Welcher Idiot rief um diese Zeit an? Kitty stockte. Idiot.. Einen Idiot kannte sie besonders gut. Ihren – oder jetzt nicht mehr unbedingt. Verdammt. Das Handy surrte noch immer, da hatte aber jemand Ausdauer. Langsam fuhr Kitty mit ihrer Hand zu dem Mobiltelefon und hob es hoch. Die Nummer war unbekannt. Sie schluckte, ehe sie sich zusammen riss und den Anruf annahm. Die Braunhaarige schwieg und lauschte.
 

Am anderen Ende wurde ebenfalls geschwiegen. Sodass eine unheimliche Stille herrschte. Sie konnte unregelmässige Atemzüge hören, selbst hielt sie den Atem an. Plötzlich war ein Scheppern zu hören, als ob jemand den Hörer wieder auflegen wollte. Kitty schloss die Augen und meinte bestimmt, aber mit zitternder Stimme: „Leg nicht auf.. John.“ Nicht, dass sie ihn an Atemzügen hätte erkennen können, das war praktisch unmöglich, aber er war so ziemlich die einzige Person, die sie um diese Uhrzeit anrufen würde.
 

Es wurde wieder Still und sie konnte wieder Atemzügen hören, jetzt nervöse. Also hatte sie recht. „Hey.. kitten.“ Irgendwie klang er so, als müsste er sich selbst überwinden, das in den Hörer zu hauchen. Es war wirklich ziemlich leise und total untypisch für John. Kitty erstarrte, sie konnte sich gerade überhaupt nicht bewegen. Er war es wirklich. „Woher weißt du, dass ich es bin?“ Wollte er Small-Talk führen oder wie? Es machte den Anschein.
 

„Geraten.“ Meinte Kitty kurz und knapp und fügte dann äusserst kühl hinzu: „Ich hab einfach nachgedacht, welcher Depp ruft um diese Zeit an.. rate mal, wer mir zuerst eingefallen ist. Da hast du die Antwort.“ Im selben Moment biss sie sich auf die Lippen. Ihr Herz wollte überhaupt nicht so mies sein. Überhaupt nicht. Aber der Teil, der das Reden übernommen hatte, hatte eben entschieden, jetzt garstig zu sein. Aber richtig. Ausserdem. Er hatte Duncan getötet! Getötet!!! Er war ein Mörder.. theoretisch gesehen. Und praktisch gesehen leider auch.
 

„Depp?.. Ich dachte ich wär ein Idiot..“ Kittys Augen weiteten sich und ihr Mund klappte kurz auf. Er merkte es, er merkte, dass sie ihn nicht als Idiot bezeichnet hatte. Wieso? Sie hatte es mit Absicht gemacht. Mit voller. Und eigentlich nicht damit gerechnet, dass er überhaupt darauf achtete, aber da schien sie sich wohl getäuscht zu haben.
 

„Weil du ein Depp bist, is das so schwer zu verstehen?“ Langsam fuhr sie über die Decke und begann diese, zur Seite zu schieben. Dann setzte sie sich langsam und möglichst lautlos auf. Ihre nackten Füsse berührten bereits den Boden, doch sie blieb erst einmal sitzen.
 

„Klar, aber sonst bin ich immer ein Idiot.“ Er klang irgendwie schmollend.
 

„Ja, und jetzt bist du ein Depp.“
 

„Wieso?“
 

„Wieso nicht?“
 

„Stell dich nicht dumm..!“
 

„Du hast mir nicht zu sagen, was ich machen darf und was nicht!“
 

„Mach ich doch nicht.“
 

„Doch!“
 

„Nein!“
 

„Depp!!“ Knurrte Kitty um diese „Blitzunterhaltung“ ohne grosse Pausen zu unterbrechen.
 

„Wieso?“ Er beharrte darauf. Kitty erhob sich langsam. Zwar noch unsicher, aber trotzdem konnte sie sich auf den Beinen halten. Sie taumelte leicht.
 

„Weil du einer bist! Ausserdem.. das Wort Idiot war früher immer lieb gemeint, kann ich also nicht mehr benutzen.“ Kitty klang trotzig und vor allem, sicherer, als sie sich eigentlich fühlte. Denn eigentlich war sie schon wieder dabei, mit den Tränen zu kämpfen. Träumte sie das, war das alles nur ein verdammter Traum? Er klang so anders als gestern. Die Härte in der Stimme war weg. „Ich hasse dich, da kann ich kein Wort verwenden, das ich früher gerne für dich verwendet habe. Wäre unpassend.“ Wurde trocken hinzugefügt.
 

„Wenn du mich hasst, warum legst du nicht auf?“ Kitty schluckte, als er dies fragte. Wieso eigentlich nicht? Sie liebte seine Stimme, sie liebte es, seine Stimme zu hören. Sie fühlte ihn gerade direkt neben sich, wie sie sich immer gezofft hatten. Früher... Kitty setzte sich entschlossen in Bewegung. Lautlos. Ging zur Türe und schob sie auf.
 

„Weiss nicht.. könnt ich dich nicht das gleiche fragen, wenn ich dir so wenig bedeute, warum rufst du an?“ Sie musste ihn hinhalten, bis jemand der anderen ihn gehört hatte. Das wäre der Beweis, dass sie weder verrückt war, noch träumte. Kitty tapste den Flur entlang, langsam, damit er es nicht mitbekam.
 

„Du bist eine cold-blooded bitch. Nech?“ Er beantwortete ihre Frage nicht einmal, stattdessen beleidigte er sie. Kitty schnaubte verächtlich. Was bildete er sich eigentlich ein? Aber auflegen wollte sie nicht, wenn er schon von selbst anrief. Und sie war sich auch nicht sicher, ob sie es überhaupt gekonnt hätte.
 

„Wie kommst du drauf? Wenn ich ne cold-blooded bitch bin, bist du ne männliche Schlampe und nDepp noch dazu, man.“ Irgendwie klang sie gerade wie Evan. Der Typ färbte echt sehr schnell ab. Kitty ging inzwischen in Zeitlupe.
 

„Du schläfst mit Lance.. schön und gut.“ John versuchte, seine Stimme ruhig zu halten. „Aber ey.. du lässt dich von dem ficken und von mir..“ Er brach ab. Seine Stimme war anders geworden. Härter, aggressiver. Kitty konnte es deutlich hören. Es war so, als ob eine glatte Wasseroberfläche plötzlich von Wellen gebrochen wurde.
 

„Uh.. hör ich da jemanden, der grad böse Komplexe mit seinem Ego gekriegt hat?“ Kitty lachte bitter auf. Wer hätte gedacht, dass eine Lüge solche Wirkung haben würde. Wer hätte das gedacht.. irgendwie war sie gut im mit Worten verletzen. Hätte sie gar nicht erwartet. Und wenn es nur das Ego war. Das war immerhin etwas. „Weißt du was, statt mit mir zu reden, geh doch zu nem Psychologen du Psychopath.“ Wieder ein Schritt.
 

„Wieso? Huh? Wieso?!“ Pyro wurde immer lauter. Der Schluss war schon beinahe gebrüllt, sodass Kitty die Augen zupresste. Während er brüllte nutzte sie den ihr dadurch verschafften Lärm dazu, schnell einige Schritte zu gehen. Vom Krankenflügel war es leider etwas weiter zu den Zimmern anderer Bewohner als von ihrem eigenen. Und wieder musste sie mit Tränen kämpfen. Er rief nur deswegen an. Wegen nichts anderem. Nur wegen seinem scheiss Ego.
 

„Weil.. weil.“ Kitty klang plötzlich wirklich weinerlich. Sie biss sich auf die Lippen, sodass es ein Wunder war, dass sie kein Blut schmeckte, so fest biss sie zu. Er sollte das nicht hören. Das würde ihn nur wieder freuen, er sollte nicht lachen, nicht so wie in ihrem Traum. „Weil.. ich.. ich sah dich mit Aura und.. ich brauchte jemandem, bei dem ich mich ausweinen konnte und das war Lance. Wir sind quitt!“ Ihr liefen erste Tränen über die Wangen, aber sie schwieg, sodass kein Schluchzen zu hören war.
 

„Oh wie schön, zufällig war Lance da. Der hat nur auf sowas gewartet. “ Pyro schnaubte wütend auf und ereiferte sich dann: „Aber..“ Er lachte auf, ebenso bitter wie Kitty zuvor. „Wieso brauchtest du an meinem Geburtstag wen zum ausheulen, huh? Wieso?! Erklär mir das mal!!“ Kitty ging erneut weiter.
 

„An.. deinem.. Geburtstag?“ Fragte sie zögerlich und blieb nun stehen. Hatte sie was verpasst? Sie würde doch wohl noch wissen, wann sie mit wem geschlafen hatte und eigentlich hatte sie ja nie mit Lance geschlafen.
 

„Jah.. so schwer zu verstehen? Is deine Erinnerung getrübt oder was?“ Er klang unfreundlich
 

„Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber zeitlich war mir das unmöglich.“ Kitty klang nun wieder kühl, auch wenn die Tränen ihr langsam, der Reihe nach, über die Wangen liefen. „Erstens.. am ganzen Tag hast du an mir geklebt, wie keine Ahnung was, dann musst ich beim Deko aufhängen für die Party helfen und danach hab ich mich noch mit Duncan prügeln dürfen. Wann soll ich da bitte noch Zeit gehabt haben, um mich flachlegen zu lassen he? Wie kommst du überhaupt auf den Mist?!“ Er brauchte sie gar nicht so anzubrüllen.
 

„Was..“ John klang nachdenklich. „Tz.. Pietro..“ Er redete nun wohl eher mit sich selbst, klang aber ziemlich genervt. Pyro realisierte gerade, dass Pietro wohl gelogen hatte. Das würde der Weisshaarige ihm büssen. So viel war sicher, aber nicht jetzt.
 

„Keine Komplexe mehr? Schön, dann kannst du mir ja sagen, was du willst und wieso du mich weckst!“ Kitty log schon wieder, wurde wohl langsam zu einer Gewohnheit. Aber geweckt hatte nicht er sie, sondern der TraumJohn hatte sie geweckt.
 

„Ich könnte wetten, du tapst gerade durch die Flure des Instituts, auf der Suche nach jemandem, dem du beweisen kannst, dass du mich gestern wirklich gesehen hast und das es mir ausgezeichnet geht.“ Wieder beantwortete John ihr ihre Frage nicht. Langsam nervte Kitty sich darüber. Jedoch hatte er gemerkt, dass sie losgelaufen war.
 

„Nope, ich liege in meinem Bett und hoffe, bald wieder pennen zu können.“ Schon wieder gelogen. Sie fand, sie konnte das langsam richtig gut, und glaubhaft. Deswegen klang es wohl auch absichtlich gelangweilt.
 

„Mach mir nichts vor.. Ich höre, wenn du lügst.“ Kittys Schritte wurden noch langsamer. „Wenn man genau hinhört, hört man die Lüge heraus.“ Sie blieb stehen. „Deine Stimme, sie zittert dabei leicht. Man hört es eigentlich nicht, wenn man es nicht kennt.“ Sie konnte nichts dagegen machen, aber in diesem Moment begann ihr Herz schneller zu schlagen. Dieses schnelle verliebte Schlagen. Inzwischen liefen ihr auch keine Tränen mehr über die Wangen. Er kannte sie gut. Zu gut.
 

„Darum werde ich nun wohl auch auflegen.“ Es klang fast schon enttäuscht. Kitty fühlte sich, wie zu Beginn des Gesprächs, denn nach seinen Worten herrschte wieder Stille. Wartete er etwa darauf, dass sie etwas sagte, etwas dagegen tat?
 

„Nicht auflegen.“ Bevor sie sich befehlen konnte, das nicht zu sagen, war es ihr auch schon rausgerutscht. Einfach so. Aber sie wollte nicht, dass er auflegte. Sie liebte es, seine Stimme zu hören.
 

„Stehen geblieben?“ Fragte der Feuerteufel nach. Wieder war es nur ein Hauchen. Wie zu Beginn ihrer merkwürdigen Unterhaltung.
 

„Nein.“ Sie war stehen geblieben.
 

„Du Lügnerin.“ Er lachte leise auf.
 

„Du Depp!“ Sie lachte nicht. Wieso hörte er, wenn sie log?
 

„Nenn mich wieder Idiot.“ Es klang bittend.
 

„Wieso hast du angerufen?“ Kitty meinte es jetzt ernst und sie würde sich nicht mehr von dieser Frage abbringen lassen. Langsam lehnte sie sich gegen die Wand.
 

John schwieg.
 

„War dir langweilig? Brauchtest du jemanden, der dein Ego wieder ein bisschen aufbessert?“ Kitty lachte wieder bitter auf. „Oder aber, noch was tolles. Du wolltest mir sicher nochmal sagen, wie sehr du mich doch verarscht hast.“ Ihre eigenen Worte taten ihr weh. In den letzten Tagen hatte sie zum ersten mal wirklich gespürt, wie sehr Worte, wenn man sie richtig nutze, verletzten.
 

Immer noch schweigen.
 

„Ich könnte wetten, du stehst in einer Telefonzelle, weil du ja nicht gut mit dem Handy anrufen kannst, weil dann hätte ich ja nBeweis. Nech? Hoffe, dass es schön kalt ist. Das hasst du.“ John lehnte seinen Kopf gegen das Telefon. Er stand tatsächlich in einer Telefonzelle. Direkt vor dem Hochhaus, indem sich ihre Wohnung befand. Es war tatsächlich kalt, denn es schneite und dass er Kälte hasste, das war klar.
 

~
 

Aura sah aus dem Fenster. „Ist er immer noch unten?“ Die Braunhaarige drehte den Kopf zu Pietro, der eben mit einer Coke Dose aus der Küche spaziert kam und sich neben Aura ans Fenster stellte.
 

„Mhm..“ Murmelte die. „Ich frage mich, mit wem er telefoniert..“ Meinte sie.
 

„Keine Ahnung, sicher mit irgendwelchen Mafia Typen oder so, ich werde wohl morgen mal meinen Dad fragen, was die beiden so besprochen haben.“ Der Weisshaarige zog den Vorhang wieder zurecht und Aura sah zu ihm.
 

„Was soll das?“
 

„Geh schlafen, Kleines.“ Er knuffte sie in die Seite, drehte sie herum und schob sie in Richtung ihres Schlafzimmers. Eigentlich erwartete er aber nicht, dass sie seinem Vorschlag Folge leisten würde. Sie hatte ihren eigenen Dickkopf. In dieser Hinsicht waren John und seine Stiefschwester absolut gleich.
 

„Hm.. jah.. gute Nacht. Sag Pyro, im Kühlschrank hats noch Pizza.“ Sie war eben besorgt um ihren grossen Bruder, er war ihr ein und alles geworden. Der Mensch, der ihre Kräfte akzeptierte und sie beschütze. Sie brauche jemanden, an dessen Schulter sie sich anlehnen konnte. Die Tür fiel hinter ihr zu.
 

Pietro zog den Vorhang wieder leicht zurück. Immer noch war John im Locht der Telefonzelle zu sehen. „Ich hoffe, du weißt was du tust.. John.“ Der Weisshaarige klang ebenfalls leicht besorgt.
 

~
 

John schwieg immer noch und lehnte seinen Kopf gegen das kühle Telefon. Den Hörer hielt er sich locker an die rechte Gesichtshälfte. Dann richtete er sich wieder gerade auf. Nur noch mit einem Arm stützte er sich auf das Telefon. Mit der Hand, die er frei hatte, rieb er sich über die Augen.
 

„Klar, du kannst mir natürlich auch nicht antworten.“ Kitty klang enttäuscht und genervt. „Aber, wenn ich dir so wenig bedeute, wie du sagst, wieso rufst du dann an?“ Das war die essentielle Frage überhaupt. Wieso tat er das, das hätte auch noch warten können. War die Sache mit den Komplexen vielleicht auch einfach nur ein dummer Vorwand gewesen. „Man ist einsam, auf dem Gipfel der Macht. Du kannst noch so stark werden und noch so grausam. Am Ende wirst du einfach alleine sein.“ Die Worte kamen automatisch aus ihrem Mund. „Und dann wirst du sicher auch wieder mich anrufen. Hast du niemand sonst, der dir zuhören würde? Irgendwie erbärmlich, findest du nicht.“
 

John rieb sich erneut über die Augen. Sie hatte keine Ahnung, sie hatte keine Ahnung, wie sehr er kämpfte. Er kämpfte gegen einen unbekannten Feind, den er unmöglich besiegen konnte. Sich selbst. Pyro. „Weil.. weil..“ Begann er langsam und leise. „Ich wollte deine Stimme hören.“ Er fühlte sich so schwach, und dass er jetzt derjenige war, der mit den Tränen kämpfe, das zeigte doch, wie schwach er sich fühlte.
 

Kitty verstummte. Hatte er das gerade wirklich gesagt? War das die neue Technik um sie zu verarschen? Es klang zwar überhaupt nicht so, aber langsam traute sie ihm wirklich alles zu. Aber es hatte so.. nett geklungen. Wieder machte ihr Herz einen Sprung und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Seine Art war extrem wankelmütig. Manchmal war er lieb und im nächsten Moment war er der Teufel in Persona.
 

„Ich wollte hören, wie es dir geht.“ Fügte John langsam hinzu.
 

„Wie soll es mir schon gehen.. ich..“ Kitty erschrak. Eine Tür schwang auf. Sie war bereits so weit gekommen, dass sie im Flügel mit den Schlafräumen der Jungen angelangt war. Sie erstarrte und auch John schwieg, als er merkte, dass etwas nicht stimmte.
 

Ein verschlafener Bobby tapste aus seinem Zimmer und lief prompt in Kitty hinein. „Wou.. ey.“ Ein lautes Gähnen war zu hören. Bobby tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht ging an und enttarnte Kitty, mit dem Handy in der Hand. Die Braunhaarige biss sich auf die Lippen. Bobby blinzelte verschlafen und sah sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Verpenntheit an.
 

John schwieg. Aber Kitty hörte ihn angespannt atmen. Er hatte nicht aufgelegt. Sie tat es auch nicht. „Kitty? Was.. machsn du ier?“ Bobby redete merkwürdig langsam, was daran lag, dass er wirklich noch nicht ganz wach zu sein schien. Ausserdem blendete ihn das Licht, weshalb er immer noch angestrengt blinzelte. „Und mit wem telefonierst du?“
 

Kitty konnte hören, wie John den Atem anhielt. Sie sah Bobby ernst an und meinte schliesslich. „Eltern..“ Verlegen und fast gezwungen lachte sie auf. „Weißt du, ich vermisse sie. Habe sie jetzt dann über nhalbes Jahr nicht gesehen.. ich freu mich so auf die Weihnachtsferien.“ Sie lachte erneut.
 

„Wieso..?“ Begann John eben, er konnte ja mithören.
 

„Halt die Klappe!“ Zischte Kitty in den Hörer und Bobby sah sich verwirrt an.
 

„Das is aber nich nett, das zu seiner Mutter zu sagen. Is das nicht.“ Stammelte er dann langsam und rieb sich über die Augen, um den letzten Rest Müdigkeit wegzureiben. Kitty zwang sich zu einem Lächeln und meinte dann:
 

„Mummy, es ist bloss Bobby. Ja.. der Typ auf den Fotos, der mit dem Eis. Ja, würdest du bitte kurz ruhig sein. Danke.“ Hoffentlich würde John schnallen, dass er die Klappe halten soll.
 

„Du solltest nett zu deinen Eltern sein. Denn plötzlich.. irgendwann.. wirst du sie vielleicht nicht mehr haben.“ Bobby klang traurig. Und Kitty brauchte nicht einmal nachzufragen, er redete von selbst weiter. „Meine... Sie haben rausgekriegt, dass hier ans Institut Mutanten gehen. Weil.. wegen John.. weißt schon, dass dern Mutant ist und viele Mutanten noch hier sind, muss wohl irgendwie durchgesickert sein. Weiss auch nicht. Sie wollen mich nach Hause holen.“ Er klang wieder traurig und machte eine kurze Pause. „Aber ich will nicht nach Hause.. ich bin ein Mutant. Aber, wenn ich ihnen das sage, dann.. dann.. sie werden mich hassen.“
 

Kitty öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, als sie plötzlich Johns Stimme an ihrem Ohr hörte. „Oh.. armer Bobby. Die ganze Welt hasst ihn. Er isn Opfer.“ John liess es so klingen, als hätte er Mitleid mit Bobby. Aber das Lachen das Folgte war absolut mies.
 

„Halt.. die Klappe!“ Kitty war nun schon lauter. Sie konnte es nicht leiden, wenn es jemandem schlecht ging und man sich dann auch noch darüber lustig machte, aber das war ja leider wiederum Johns Lieblingsbeschäftigung. Bobby schien in Gedanken zu sein, sodass er gar nicht mehr gross darauf achtete, was Kitty tat.
 

„Hey.. das wird schon.“ Meinte Kitty tröstend. John war inzwischen wieder verstummt.
 

Bobby sah sie an. „Ich wünschte es würde.. aber es wird nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Es wird nicht..“
 

„Och man.. ich hab Lance bereits gefragt, ob er in den Ferien zu mir kommen will, weil er sonst hier bleiben und sich langweilen müsste. Ich kann nicht gleich zwei Typen mitbringen, dann machen sich meine Eltern langsam Gedanken.“ Kitty schmunzelte leicht. „Ausserdem hätte Rogue da glaub ich was dagegen. Kannst dafür umso mehr Zeit mit ihr verbringen, das ist doch auch was.“ Sie versuchte ihn aufzuheitern.
 

„Wie bitte.. du hast Lance gesagt, er kann zu dir nach Hause über die Ferien?“ Schon wieder John. Kitty rollte mit den Augen. Das hätte sie wissen müssen, das war sowas von klar gewesen. Aber irgendwie ein gutes Zeichen, denn...
 

„Eifersüchtig, Schatz?“ Meinte Kitty spitzbübisch und leise, ehe sie hinzufügte: „Jahjah, Mum, ich weiss, einer reicht. Ist ja schon gut.“ Die Tarnung musste ja erhalten bleiben. John schnaubte verächtlich.
 

„Mhm. Macht nichts. Auf das wollte ich eigentlich auch nicht hinaus. Hab einfach heute mit meiner Mum telefoniert.. und naja.“ Bobby schien echt überhaupt nicht aufzuheitern zu sein.
 

„Dann kannst du dafür Zeit mit Rogue verbringen.“ Also wenn ihn das nicht ein klein wenig aufheiterte, dann war Kitty mit ihrem Latein langsam am Ende. Irgendwie gingen die Familien aller, die sie kannte, in die Brüche. Jubes Familie war in einem Scheidungskrieg, Rogue hatte sowieso keine, John wollte seine nicht und Bobbys wiederum wollten ihn nicht, wenn er sagte, was er wirklich war, mal von Lance abgesehen, der hatte keine Familie mehr und Kurt, dessen Adoptivfamilie am anderen Ende der Welt lebte.
 

„Ach.. Rogue.. ich glaub sie geht mir aus dem Weg.“ John am anderen Ende der Leitung prustete los. Kitty hätte wetten können, dass er schon die ganze Zeit mit sich gerungen hatte, dass er nicht loslachen musste, aber das gab ihm dann wohl den Rest. Erneut rollte sie mit den Augen. „Keine Ahnung wie so. Sie ist immer so schnell genervt und sauer.. dabei weiss ich eigentlich gar nicht, was ich falsch mache.“
 

„Du bist hald einfach ne Lusche, Bobby. Ne Tatsache, mit der du dich langsam abfinden solltest.“ Flüsterte John Kitty die Antwort ein, während er immerzu von Lachern unterbrochen wurde. Kitty hielt ihre Hand auf die Ohrmuschel, damit sie ihn nicht mehr hören musste und meinte dann zu Bobby:
 

„Hey.. vielleicht ist das nur so ne Phase. Das wird sicher wieder besser. Ihr kriegt das hin.“ Die typischen Worte, die man abspielte, wenn man jemanden aufheitern wollte. Ihre Hand hatte sie inzwischen wieder sinken lassen.
 

„Jah klar, am Ende kommt raus, dass er schwul ist. Dann hats sichs aber mit der Beziehung.“ Kam prompt auch wieder Johns Kommentar.
 

„Verdammt nochmal, halt die Klappe oder ich leg auf.“ Bobby sah sie verwirrt an. Kitty grinste verlegen und fügte hinzu: „Mum.“ Das klang jetzt etwas sehr aufgesagt, doch der Eismutant schien nicht mehr grossartig zuzuhören. Er senkte den Blick und nickte nur.
 

„Nacht. Sag deiner Mum nGruss von mir.“ Meinte der Braunhaarige, immer noch niedergeschlagen. „Ich will euch nicht länger stören.“ Mit diesen Worten verschwand Bobby wieder in seinem Zimmer.
 

„NGruss von Bobby. Mum.“ Kitty betonte das Wort Mum besonders. Während sie sich in Bewegung setzte. Nun gleichmässig und in normalem Tempo. Zurück in die Krankenstation. „Aber musste das sein? Er ist dein bester Freund.“ Kitty klang vorwurfsvoll.
 

Schweigen.
 

„Was soll das jetzt wieder heissen, ey?“ Schon wieder Evans Sprache. Kitty hätte sich dafür selbst schlagen können, aber es war eben wirklich anstrengend. Ausserdem, wieso brauchte John so lange, um zu antworten.
 

„Auf dem Gipfel der Macht, wie du so schön sagtest, hat man keine Freunde mehr. Freunde machen am Ende nur verletzlich, wirst schon sehen..“ Irgendwie lag in diesen Worten eine Drohung, auch wenn sie ganz harmlos klangen. Aber das Wirst schon sehen war ganz klar eine Art Versprechen, eine Versicherung, dass er es ihr beweisen würde. Kitty liess sich langsam auf ihrem Bett nieder. Er klang bedauernd, aber eigentlich im Grunde auch recht unbeteiligt. Würde sie jemals schlau aus diesem Typen werden? Wohl nicht.
 

„Machs nich kompliziert, John.“ Meinte Kitty. Es war spät, ihr Gehirn funktionierte nur noch auf halber Leistung und er redete in Rätseln, keine guten Voraussetzungen also.
 

„Pyro.“ Meinte der Feuerteufel und klang plötzlich wieder so bestimmt. „Nicht John. Pyro.“
 

„St.John, zwing mich nicht dazu, zu lachen.“ Kitty nutzte absichtlich seinen richtigen Namen.
 

„Wieso hast du ihm nicht gesagt, wer wirklich dran war?“ Lenkte John stattdessen ab. Ausserdem wollte er sie das schon die ganze Zeit fragen.
 

„Kannst du dir das nicht denken, Depp?“ Bei Idiot waren sie immer noch nicht angelangt, aber Kitty hätte fast wieder Idiot gesagt. „Aus dem gleichen Grund, wegen dem du mich angerufen hast. Würde ich mal sagen.“ Sie zog erneut die Beine an und liess sich dann so als Päckchen aufs Bett fallen. So war ihr wärmer. Das Handy lag nun unter ihrem Kopf, sodass sie es nicht mehr fest zu halten brauchte.
 

„Es war ein Fehler.“ Johns Stimme klang zitternd, unsicher. Er rieb sich erneut über die Augen.
 

Kitty hatte inzwischen die Augen geschlossen, runzelte jedoch die Stirn. „Wieso?“
 

„Es war der grösste Fehler, den du jemals in deinem Leben gemacht hast.“ Fuhr er fort. Ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken. Seine Stimme zu hören war so schön.
 

„Das entscheide ich selbst.“ Meinte Kitty nur tonlos.
 

„Glaub mir, du wirst es bereuen.“ Es klang nicht wie eine Drohung, auch wenn es irgendwie doch eine war. Aber seine Stimme war nicht im passenden Tonfall. Sie war eher besorgt.
 

„Glaub ich nicht.“ Sagte Kitty bestimmt. Obwohl ihr langsam nicht mehr gut zu Mute war.
 

„Aber ich weiss es.“ Eine lange Pause. Kitty schwieg und wartete darauf, dass er weiter sprach. „Leider...“ Fügte John langsam und kaum hörbar hinzu.
 

„Glaub ich trotzdem nicht.“ Meinte Kitty. Sie war eben der Optimist in Persona. Sie gähnte, was für ihn, am anderen Ende der Leitung hörbar sein musste.
 

„Müde? Soll ich dich schlafen lassen?“ Kam sogleich die Frage auf.
 

Kitty schüttelte den Kopf und merkte, dass er das gar nicht sehen konnte. „Nein, ich kann nicht schlafen..“ Meinte sie deswegen, damit er mitbekam, dass sie den Kopf geschüttelt hatte.
 

„Einfach die Augen schliessen. Das wird schon. Träum süss.“ Meinte er und Kitty hörte wieder das scheppernde Geräusch, er versuchte wohl gerade, den Hörer aufzulegen.
 

„Nein!“ Rief sie aus und begann im nächsten Augenblick zu husten. „Nicht auflegen! Ich will, dass du mir eine Geschichte erzählst..“ Sie wusste genau, welche Geschichte sie hören wollte. Ganz genau. Ihre Hand fuhr zu ihrem Hals und um ihren Hals war die kleine Kette gelegt, die er ihr vor schon recht langer Zeit geschenkt hatte. Er sollte Dichter werden. Erinnerungen kamen hoch.
 

„Welche?“ Hakte John nach, als sie nicht antwortete. „Oder bist du schon eingeschlafen?“ Jetzt redete er eher mit sich selbst.
 

„Nein, nein..“ Meinte Kitty leicht lächelnd und fügte dann bestimmt hinzu, während sie ihre Hand um die Kette schloss. „Ich will die Geschichte mit den Sterntalern hören.“ Er würde genau wissen, was sie damit meinte. Die eine Nacht, in der er sie mitgenommen hatte, zu Bayvilles Sternwarte. Es war wunderschön gewesen, und sie würde es niemals vergessen und er.. vielleicht ja auch nicht.
 

Schweigen am anderen Ende. Kitty schwieg ebenfalls, hielt die Augen geschlossen, wartete einfach.
 

„Es war einmal ein kleines Mädchen. Sie hatte ihre Eltern verloren und auch sonst alle, die ihr lieb waren.“ Kitty konnte John schlucken hören. Er brauchte auch ungewöhnlich lange, um die Worte auszusprechen. „Sie hatte nur noch ihr Kleidchen, dass sie auf ihrem Leib trub, ihre Schuhe, die sie an ihren Füsschen trug und einen Laib Brot, den sie mit ihren Händchen trug. Und sie lief durch die Nacht und durch den Schnee..“
 

Er schwieg erneut. Und er war froh, dass sie ihn nicht sehen konnte. Denn gerade lösten sich einige Tränen aus seinen Augen und er lehnte noch mehr gegen das Telefon als zuvor. John zitterte. Kitty liess ihm Zeit, auch wenn sie nicht verstand, weshalb er so lange brauchte. Er wusste es, er liebte diese Geschichte. Es war das, was ihn am meisten an seine Mutter erinnerte. Als alles noch in Ordnung gewesen war, als er ein kleiner Junge gewesen war und sie ihm diese Geschichte oft erzählt hatte, als er nicht hatte schlafen können. Er fühlte sich wie das Mädchen in der Geschichte, von allen verlassen, obwohl ein Teil in ihm genau das wollte. Nur, dass er sicherlich nicht geteilt hätte, wie sie.
 

„Sie.. sie traf auf..“ Fuhr er stockend weiter. „Einen alten Bettler, dessen Schuhe.. Löcher hatten.. Und obwohl das Mädchen nur dieses eine Paar Schuhe hatte, gab sie sie dem Bettler und ging weiter... durch den Schnee, obwohl es fürchterlich kalt war.“ Kitty hatte die Augen noch immer geschlossen, auf ihrem Gesicht war inzwischen ein zufriedenes Lächeln. John legte seine Hand über seine Augen, damit er sich in der Spiegelung des Glases der Kabine nicht sehen musste. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch und doch zwang er sich dazu, weiter zu sprechen.
 

„Und sie traf auf eine arme alte Frau, die nichts mehr zu essen hatte.. die arme alte Frau bat das kleine Mädchen um ein Stückchen seines Brotes. Und so gab das gütige Kind ihr den ganzen Laib Brot... und.. und ging weiter durch den Schnee, obwohl ihr fürchterlich kalt war und obwohl sie Hunger hatte und nur noch ihr Kleidchen besass, welches sie auf ihrem Leib trug..“ John lehnte sich gegen die Glasscheibe, er zitterte immer noch.
 

„Und so ging das kleine Mädchen, welches all ihr Hab und Gut verschenkt hatte. Es wanderte durch den Schnee, bis es Nacht wurde und die Sterne am Himmel standen. Und als es stehen blieb, um den Himmel zu betrachten, begannen die Sterne auf die Erde zu fallen.. bis..“ John bewunderte sich selbst schon dafür, dass man ihm nicht anmerkte, dass er weinte. Aber er wollte nicht, dass Kitty es merkte. Er hatte seinen Stolz. Ausserdem widersprach das, was er gerade tat, sowieso all seinen gestrigen Aussagen, doch er wusste, dass das nicht lange andauern würde. Leider.
 

„Und das Mädchen nahm die Enden seines Kleidchens um damit die Sterne aufzufangen und als sie alle aufgefangen hatte und sie betrachtete, erkannte das Kind, dass sie sich in Goldtaler verwandelt hatten... und so konnte sich das Mädchen genügend Laibe Brot und genügend Schuhe kaufen und genügend davon mit anderen teilen. Und so lebte das Mädchen glücklich, bis ans Ende seines Lebens.“ John kniff die Augen zusammen, seine Hand lag inzwischen auf seiner Stirn. Er konnte nicht mehr.
 

Der Feuerteufel lauschte angestrengt. Er konnte jedoch nur noch Kittys regelmässige Atemzüge hören. Er war sicher, dass sie eingeschlafen war. „Schlaf schön und träum süss.. am besten nicht von mir.“ Noch einmal wurde gewartet, sodass er wirklich ganz davon überzeugt sein konnte, dass sie nicht mehr hörte, was er sagte und dann hauchte John leise hinzu: „Ich liebe dich.“
 

Er legte den Hörer in die Angel und verliess die Telefonzelle. Stapfte durch den Schnee, wenige Meter, bis er zum Hochhaus kam. Wie immer nahm er die Treppe. Er hasste Lifts. Die Tür wurde langsam aufgeschoben, niemand war mehr wach. John rieb sich noch einmal über die Augen, um sicher zu gehen, dass keine Tränen mehr zu sehen waren und betrat dann die Wohnung.
 

Sein Gang war immer wackeliger geworden, er zog die Packung Kippen hervor und fischte eine heraus. Seine Finger zitterten enorm, was er nicht beachtete. Die Kippe wurde zwischen die Zähne gesteckt und brannte im nächsten Moment auch schon. Das Zittern steigerte sich. Es brannte noch Licht. Pietro sass aus dem Fenster gelehnt und starrte in die Nacht hinaus. Der Weisshaarige drehte den Kopf zu John.
 

Pyro ging langsam auf ihn zu und lehnte sich neben ihn ans Fenster. Er blies den Rauch in die Nacht hinaus und drehte dann den Kopf zum Weisshaarigen, welcher inzwischen auch wieder in die Nacht hinausblickte. „Wieso bist du nich im Bett?“ Brach er das Schweigen.
 

Pietros wässrig blauen Augen fixierten John aus dem Augenwinkel. „Ich kann nich schlafen, ich mache mir Sorgen.. sag mir jetzt nicht, dass dich das wundert.“ Der Vorwurf in seiner Stimme war kaum zu erhören. „Und ich sage dir das auch nur, weil ich weiss, dass du dir das ebenfalls denken kannst.“ Pietro stützte den Kopf in die Hände.
 

„Jaha. Kann ich mir denken.“ John klang leicht spöttisch. Irgendwie war die Sicherheit in seiner Stimme zurückgekehrt, das Selbstbewusstsein. Das Zittern hatte abgenommen, der Schwächeanfall schien vorbei. Pyro war zurück. Und doch war er nicht unbedingt auf Streit aus.
 

„Und da gibt es noch ne Sache, die du bedenken solltest: Mein Alter will auf keinen Fall, dass auch nur irgend ein kleines unbedeutendes Detail des Falls rauskommt... darum: Mit wem hast du telefoniert?!“ Pietro würde wohl immer zu seinem Vater halten und dafür sorgen, dass alles richtig lief. Sein Vater war für ihn die Person, die immer für ihn da gewesen war. Gut, sein Vater war ein wirkliches Arschloch, aber das war nicht immer so, manchmal war er wirklich auch einfach nur ein besorgter Vater.
 

„Nichts wichtiges.“ Wich John aus und klang sogleich wieder extrem unsicher. Er wandte den Blick ab und nahm einen besonders tiefen Zug an seiner Kippe.
 

„War aber ganz schön lange, für nichts wichtiges.“ Bemerkte Pietro und verschwand für ein zwei Sekunden um dann mit einer Coladose für sich wiederzukommen, John wurde auch eine hingehalten. Beide öffneten sie mit einem Zischen. „Und.. es gibt nur wenige Leute, die du um diese Zeit anrufen würdest. Mein Vater sicherlich nicht, der würde sich darüber nicht sonderlich freuen. Dann bleibt nur eine Person, die du anrufen würdest...“ Pietro besass Menschenkenntnis, wenn es um so etwas ging. Und John kannte er schon ziemlich gut, zumindest die eine Seite an ihm.
 

John nippte an seinem Coke. Entweder er trank Alkohol oder Coke. Etwas anderes war schon länger nicht mehr in seinem Körper gelandet. Von Wasser hielt er überhaupt nichts. Das war wieder so ein Anti-Feuer Element. Der Feuerteufel schwieg, bis er schliesslich – obwohl es überhaupt nicht zum Thema passte – meinte: „Es hat wieder zu schneien begonnen.“ Ausserdem hatte er Kopfschmerzen, schon die ganze Zeit.
 

„Mkey.. ich hab also doch recht. Scheisse!“ Meinte Pietro und klang dabei schon beinahe selbstgefällig. Das Scheisse wurde noch hübsch abwertend betont. „Wie viel weiss sie jetzt? Hast du etwas..“ Weiter kam er nicht, denn John drehte den Kopf energisch zu ihm um:
 

„Entspann dich, man! Sie weiss nichts, überhaupt nichts!“ Wurde geknurrt. „Wenn, dann hab ich ihr höchstens Hoffnung gemacht, dass sie ihren Johnny wiederkriegt.“ Er zwang sich zu einem Lachen. Wobei er sich nun wirklich mit aller Kraft dazu zwingen musste. Denn so einfach war das nicht, wie er es darzustellen versuchte. Schön wärs. Aber er selbst war zwiegespalten, ein Teil wollte einfach nur zurück und der andere, der sehr viel stärker war, schaffte es einfach immer, seinen Kopf durchzusetzen. Als er Kitty angerufen hatte, war es dem anderen Teil kurzzeitig gelungen, die Oberhand zu übernehmen. Er wusste doch selbst nicht, was mit ihm los war. „Ich.. sie hätte.. es.. verraten können..“ Kam es dann zögerlich.
 

„Aber..?“ Pietro wusste, dass da noch mehr kommen würde.
 

„Aber.. sie hat es nicht getan.“ Johns Stimme klang nun tonlos. Er blies Rauch aus und nickte dann leicht vor sich hin. „Ich wünschte, sie hätte es getan..“ Denn dann wäre alles vorbei gewesen. Alles. Dann wären alle Pläne oder zumindest ein Teil davon, über den Haufen geworfen worden. Pietro drehte den Kopf zu ihm und sah ihn merkwürdig an. John war merkwürdig, mal dachte er so und dann wieder ganz anders und mal war er der harte Kerl und dann wieder das totale Gegenteil davon, wie bitteschön sollte man daraus noch schlau werden?
 

„Tja, Kitty-Kat ist eben dämlich. Zu deinem Glück.“ Der letzte Satz war besonders deutlich ausgesprochen, damit John auch ja kapierte, dass die Sache wirklich dringend war.
 

„Mhm.. Ich geh pennen.“ Kam als Antwort ehe John die Coke Dose abstellte und dann langsam zu den Zimmern trottete. Bevor er in sein Zimmer ging, schob er leise die Tür zu Auras auf und lugte hinein. Wenn er mit seiner Schwester redete oder ähnliches, dann war er wieder ein völlig anderer Mensch. Eben der typische grosse Bruder, der seine kleine Schwester beschützte. John grinste, ehe er den Kopf zu Pietro drehte und leise und doch ernst meinte: „Wer war beim Dreh dabei? Meine.. wer war das mit dem Handgelenk?“
 

„Gambit. Glaubich.. Einer musste es halt machen und keiner wollte, also hat sich Monsieur Français freiwillig gemeldet. Alter Sadist.“ Der letzte Teil war eher scherzhaft gemeint. Pietro sah weiter aus dem Fenster.
 

„Kartenpfuscher Schrägstrich Franzeschwuchtel?“ Pietro konnte Johns Tonfall anhören, dass er gerade wieder zu brodeln begann. „Na warte, der Typ wird noch was erleben.. kannst du ihm gerne ausrichten.“ Mit diesen Worten verschwand John in seinem Zimmer.
 

Kaum in seinen eigenen vier Wänden, brach die gesamte Fassade zusammen, das Zittern setzte wieder ein. Er machte sich erst gar nicht die Mühe das Licht anzuknipsen, sondern fummelte in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel und suchte dann das Schlüsselloch, zitternd und im Dunkeln wurde das doch etwas schwerer als sonst. Endlich geschafft. Sicher. In Ruhe.
 

John drehte sich um und blieb einen kurzen Moment einfach nur ruhig atmend stehen. Schloss die Augen, sein gesamter Körper zitterte noch immer. //Gut so.. John.. nur weiter so! Verrat ruhig alles, das zeigt deine Treue.// Eine innere Stimme, die sich einfach nicht ignorieren liess. John fuhr sich sogleich mit beiden Händen an die Schläfen und massierte diese.
 

//Aber wie immer arbeiten wir ausgezeichnet zusammen.// Kein Wunder, sie waren die gleiche Person, aber irgendetwas stimmte nicht, mit seinem Kopf. Er konnte es spüren. Nur dass der Teil, der davon Notiz nahm, sehr viel schwächer war, als der andere Teil. //Immerhin wiegen wir das kleine süsse niedliche Kätzchen so in Sicherheit, Hoffnung ist doch was schönes, nech//
 

„Nein..“ Hauchte John leise und schüttelte dabei energisch den Kopf. Immer noch hielt er die Augenlieder zusammengepresst und die Hände an den Schläfen.
 

//Wieso nicht..? Bis jetzt ist es doch ganz witzig und es wird noch witziger.. das kann ich dir versprechen. Du solltest einfach nur die Show geniessen und auf der Seite bleiben, auf der du bist. Das ist die Seite der Gewinner! Ausserdem, du bist ich und ich bin du.. da besteht kein Unterschied. Kitty hätte es beenden können, darauf hast du gehofft, was? Weil du es ihr selbst nicht sagen konntest. Dumm huh? Wenn man reden kann und trotzdem um den heissen Brei herum reden muss. Sie hätte dich auffliegen lassen können.. Hat sie aber nicht, ein weiterer Beweis dafür, dass sie äusserst dumm ist und dass es äusserst amüsant wird!// Stimmte schon, er tat diese Dinge, niemand anderes. Aber John wollte das nicht hören.
 

„Lass.. es.. lass es!!“ Vielleicht war es sein Unterbewusstsein, oder Emma Frost erlaubte sich einen schlechten Scherz mit ihm. Doch John zitterte nun nur noch mehr. Er tastete sich zu dem Kleinen Schreibtischchen, das im Zimmer Stand. Es wurde abgetastet, bis er die Schubladen gefunden hatte. Diese riss er auf. //Du solltest langsam wissen, dass das, was du vorhast dir gar nichts bringen wird.//
 

John fingerte einige Packungen hervor, nahm die erstbeste und löste daraus heraus einige Tabletten. Schlaftabletten, Beruhigungstabletten. Das hatte er den ganzen Tag über gemacht, sich mehr von diesen Tabletten besorgt, aber das musste weder Pietro noch dessen Vater wissen. John schluckte die ersten und entschloss, als nicht auf der Stelle eine Wirkung eintrat – was eigentlich normal war – gleich noch mehr davon zu schlucken. Deshalb trennte er erneut einige heraus und schluckte diese. Dann taumelte er – immer noch zitternd – zum Bett und liess sich darauf fallen.
 

„Ich habe definitiv den Punkt erreicht, an dem ich sagen kann: Ja.. ich bin ein Psycho.“ Murmelte er leise, während er die Decke ansah und darauf wartete, dass die Wirkung der Tabletten endlich einsetzte und er ausnahmsweise mal ruhig würde schlafen können. Er wollte Rache, das sagte ihm sein Kopf immer wieder, nur das verwirrende war, dass sein Herz etwas ganz anderes sagte – Emma Frost hatte vielleicht etwas zu sehr in seinem Gehirn rumgepfuscht...
 

Kitty im Gegensatz dazu schlief schon lange tief und fest. Sie hatte das Ende der Geschichte nicht einmal mehr mitbekommen. Doch dafür schlief Johns Kätzchen so gut, wie schon lange nicht mehr und das ganz ohne Alpträume...
 

~[*Cold Call – End

Indian Style

Indian Style
 

„Ist es bei Kittys Eltern normal, dass sie um ein Uhr nachts anrufen?“ Fragte Bobby scheinbar beiläufig, während er sich Milch über seine Corn Flakes goss und dann etwas mit dem Löffel darin herum stocherte, damit die Flakes pappiger und weicher wurden.
 

Kurt blickte erstaunt von dem Stück Toast auf, welches er gerade mit einer richtig dicken Schicht Erdnussbutter überzog. Lance – Zeitung lesend – reagierte nicht. „Uhu.. eigentlich nicht.“ Kurt biss von dem Toast ab. „Mhm.. wiescho?“ Wurde kauend gefragt. Rogue machte weiterhin Kaffee, auch sie ignorierte ihren Freund.
 

„Naja.. Ich habe sie nur gestern gesehen.. sie lief auf den Fluren rum.“ Bobby begann nun auch zu essen. Seine Worte sorgten jedoch dafür, dass Rogue sich nun doch zu ihm umdrehte. Das Mädchen meinte bissig:
 

„Was machen du und Kitty nachts um eins auf den Fluren?!“ Und dann fügte Rogue sogleich mit Nachdruck hinzu: „Nur zu zweit!“ Rogue schien aus irgendeinem Grund sauer, was man ihr auch ansehen konnte. Lance blickte amüsiert hinter seiner Zeitung hervor und lachte leise auf.
 

Bobby hingegen blinzelte über Rogues heftige Reaktion und sah sie verständnislos an. „Gar nichts.. ich bin zufällig aufgewacht.“ Erklärte der Eismutant und fuhr fort: „Naja.. und als ich auf den Flur trat, stand sie da mit dem Handy in der Hand..“
 

Rogue schnaubte verächtlich auf und murmelte: „Schon klar.“ Sie packte ihre Tasse frischen Kaffee und verliess die Küche mit den Worten: „Schönen Tag noch.“ Diese Worte klangen jedoch genau so, als würde sie das Gegenteil von dem meinen, was sie sagte. Sie klang ziemlich zerknirscht und schaffte es gerade noch ganz knapp, Logan auszuweichen.
 

„Wow.. Kid.. Was ist los?“ Wolverine sah Rogue hinterher.
 

„Ich bin kein Kind mehr, verdammt!“ Hörte man Rogue fauchen, ehe sie endgültig verschwunden war. „Und ich kann ausgezeichnet auf mich selbst aufpassen.. das werdet ihr schon noch sehen.. Im Gegensatz zu Kitty bin ich nicht immer auf das Mitleid anderer angewiesen.“ Bobby blinzelte erneut, jetzt richtig verwirrt.
 

„Was war das denn eben?“ Logan drehte den Kopf zu den Leuten, die in der Küche sassen und sah sie erwartungsvoll an. In diesem Moment wurde er von Jubilee zur Seite gedrängt. Sie unterhielt sich lautstark mit ihrer Mutter am Handy und kramte mit der freien Hand den O-Saft aus dem Kühlschrank hervor.
 

„Frag nicht.“ Meinten Bobby und Lance gleichzeitig. Bobby seufzte dabei, Lance lachte immer noch leise. Logan sah die beiden kurz noch einmal an. Ein Blick zu Kurt, welcher aber nur unbeteiligt noch mehr Erdnussbutter auf seinen Toast strich. Logan zuckte mit den Schultern und goss sich schliesslich auch etwas von dem Kaffee ein, den Rogue zuvor gemacht hatte.
 

„Ja, wir werden sehen. Liebt dich auch! BYE MUM!“ Keifte Jbulee in ihr Handy. Sie schmetterte das kleine Blackberry energisch auf den Tisch und hatte wohl Glück, dass ihm dabei nichts passierte. Dann liess sie sich genauso ruckartig auf einen der freien Stühle fallen und man hörte sie genervt schnauben. Irgendwie waren praktisch alle im Institut irgendwie angespannt.
 

„Wow.. jemand ist wütend.“ Kommentierte Lance das ganze und verschwand rechtzeitig hinter der Zeitung um dem Handy auszuweichen, welches Jubilee in Rage nach ihm warf. Stattdessen knallte es gegen die Wand hinter Lance und diesmal zerfiel es in seine Einzelteile. Sicher, zusammensetzen war möglich, aber Jubilee liess es erst einmal liegen und ertrank ihre Wut in O-Saft.
 

„Oh.. Jubes.. gut das du auch endlich da bist.. ich wollte dich nämlich eben was fragen.“ Begann Bobby erneut und bekam postwendend auch einen bösen Blick der Halbasiatin. Zu seinem Glück hatte sie ihre Munition – das Handy – bereits verschossen.
 

Jubilee zog Kurt seinen Toast aus den Händen und biss wütend davon ab. Der blaue Fussel öffnete den Mund um zu protestieren, liess es dann aber lieber bleiben und meinte stattdessen: „Das hat aber viele Kalorien.. Jubes..“
 

„Klappe.“ Knurrte sie und Kurt begann wortlos, ein zweites Brot für sich zu streichen.
 

„Ist es normal, dass Kitty noch um ein Uhr abends mit ihren Eltern telefoniert?“ Begann Bobby wieder mit seiner Frage von vorhin. Logan lauschte aufmerksam, während Lance genervt mit den Augen rollte – was aber nicht sichtbar war – und Kurt irgendwie schmollend sein Brot weiter streich.
 

Jubilee drehte ihm lässig den Kopf zu und verstrich mit ihrem Finger etwas von der Erdnussbutter, ehe sie sich den Finger in den Mund steckte und dann lachend meinte: „Verwechselt du da nicht grad meine Eltern mit Kittys Eltern?“ Letztens hatte sei ihre Mutter sie angerufen, nur um ihr zu sagen, dass ihr Vater ein Idiot sei und dass er schon wieder eine Affäre hatte, ihr Vater hatte sie nur fünf Minuten später angerufen, um ihr zu sagen, dass alles was ihre Mutter ihr erzählt habe sowieso gelogen wäre. Und daraufhin – Jubilee war sich sicher – hatten sie sich selbst noch stundenlang am Telefon gezofft. Ihre Eltern achteten wirklich überhaupt nicht darauf, was ihre Tochter davon hielt. Jubilee konnte von nächtlichen Telefonaten also ein Liedchen singen. „Wieso?“
 

„Ich habe sie gestern Nacht ebne telefonieren sehen.“ Blobby zuckte mit den Schultern. Jubilee zog eine Augenbraue hoch und meinte dann einfach nur bestimmt:
 

„Nope.. schätze, das hast du ganz einfach geträumt.“ Gab Jubilee zurück.
 

~
 

„Du solltest besser zu Hause bleiben.“ Bemerkte Kurt. Kitty stand neben ihm. Dieck eingepackt diesmal, denn es war wirklich kalt und überall lag Schnee. Die beiden standen vor dem Institut und warteten auf den Rest.
 

„Verstehst du nicht..?“ Kitty drehte ihm den Kopf langsam zu und meinte eindringlich: „Ich kann nicht einfach hier bleiben, weil es mir gut geht. Es geht mir ausgezeichnet!“ Sie ereiferte sich. „Ich bin weder krank noch verrückt, mein Kopf ist in Ordnung und ich weiss, was ich gesehen habe.“ Sie klang in diesem Augenblick genauso trotzig wie eine kleines Kind.
 

„Schon gut.. ist ja ok.“ Kurt machte eine beruhigende Geste und schien erleichtert, dass sich die Tür des Instituts öffnete. „Wir können eh gleich los.“ Lenkte der blaue Fussel schnell vom Thema ab. Das war ihm unangenehm und Kitty wohl genauso.
 

Bobby kam, aber ohne Rogue – wo auch immer sie stecken mochte, sie schien immer noch sauer zu sein. Neben ihm ging Jubes und diese hatte sich wiederum bei Evan eingehakt. Sie hatte den Neuen also auch bereits kennen gelernt. Kitty musste schmunzeln. „Guten Morgen.“ Trällerte die Halbasiatin grinsend und meinte dann sogleich. „Habt ihr Evan schon kennen gelernt?“ Sie nickte zu dem Afroamerikaner, welcher sein Skateboard in der einen hielt und mit der anderen eine Zeitung vor sich hielt, in der er las.
 

Evan sah auf und sein Blick traf sogleich auf den von Kitty. Er grinste ihr zu und zwinkerte, sie musste schmunzeln. Jubilee sah nun verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Jup, ich habe Storms Neffe schon kennen gelernt. Na Ev, eingelebt?“ Kitty grinste breiter.
 

Evan ebenfalls, er nickte jedoch nicht. „Können wir?“ Drängelte Kurt. Heute fand eine Andacht für Duncan und seine Familie in der Aula für die Schüler statt. Alle hatten anwesend zu sein und zu spät kommen machte sich nicht wirklich gut bei sowas. Auch wenn man als Freaks verachtet wurde.
 

Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Kitty warf einen Blick in Evans Zeitung. Nebst den üblichen Meldungen über die Kinder der Coles und dem anderen Zeug, was sonst noch so in der Welt passierte fand sie einen grossangelegten Artikel über Duncans Familie gedruckt. Sie konnte nicht anders, als anzufangen zu lesen, auch wenn damit sogleich Johns Bild vor ihr auftauchte. Diese kühle in seinen Augen. Sie schauderte, begann dann aber doch zu lesen:
 

[...] Das Haus der Familie Matthews brannte in der Nacht auf Donnerstag ab. Die Bgrandursache ist

immer noch ungeklärt und umstritten. Man glaubt daran, dass das jüngste Familienmitglied – Drew

Matthews mit Streichhölzern gespielt hat und dabei das Feuer entstanden ist.

„Ich kann es kaum glauben.. kurz bevor das passiert ist haben wir noch zusammen trainiert.. Es erscheint

mir alles so unreal.“ Äusserte sich ein Freund von Duncan Matthews, mit dem er in der selben Football-

Mannschaft gewesen war, zu dem Thema..

[...]

Bei dem Brand kam die gesamte Familie ums Leben, ihre Leichen konnten nur schwer identifiziert wer-

Den. In der ganze Stadt zeigt man sich tief betroffen.
 

Und dann noch irgend etwas über die Andacht in der Schule, Beedigungstermine, ect. Kitty brach ab und meinte statt dessen leise, so dass nur Evan sie hören konnte: „Du solltest nicht mit uns abhängen...“ Sie sah ihn warnend an.
 

Evan drehte ihr den Kopf zu und legte selbigen leicht schräg. „Du verstehst mich nich.. schon klar.“ Kitty schmunzelte traurig und meinte dann leicht bitter: „Ev.. wir sind die Freaks! Wenn du mit uns gesehen wirst, werden sie sich auch für einen Freak halten.“
 

Evan sah sie kurz an. Dann zuckte er, ohne weiter gross darüber nachzudenken mit den Schultern. „Keine Sorge, Brownie.“ Er lächelte verschmitzt, als er hinzufügte: „Das bin ich langsam irgendwie gewohnt.“
 

Kitty konnte nicht anders als ebenfalls grinsen, bis sie Stimmen hörte, die sie eindeutig als Duncans Freunde aus dem Footballteam identifizieren konnte. Sie sah auf. „Na sieh mal einer an, unsere Freakshow.“ Die drei Typen stellten sich Jubilee in den Weg. „Und nicht einmal in schwarz gekleidet.. Jubes, das gehört sich nicht.“
 

„Wieso sollte ich? Gibt es etwas zu betrauern?“ Erwiderte Jubilee unschuldig. In ihrem Blick lag Kälte und Gleichgültigkeit. Das war jedoch irgendwie auch wieder mies, da Duncan tot war und man über Tote irgendwie nicht herziehen sollte.. Auch wenn es Leute wie Duncan waren.
 

Kurt war genau dieser Meinung. Er zupfte der Halbasiatin zögerlich an der Jacke. „Was?!“ Fauchte diese, schon wieder ziemlich genervt, sodass Kurt zurückschreckte.
 

„Er ist tot..“ Meinte der Fussel leise und etwas eingeschüchtert, was aber auch an den drei Typen lieben mochte. „Über Tote macht man.. keine Witze.“ Dafür war Kurt dann doch zu religiös. Man sah es im vielleicht nicht an, aber er wahr wahrscheinlich von allen im Institut der, der sich am meisten damit befasste und auch ab und an in der Kirche anzutreffen war.
 

„Genau, Jubes, und wenn du nicht aufpasst, was du sagst, ergeht es dir genauso, Freak.“ Meinte der eine der Typen. Diese Drohung war nun aber auch nicht ohne. Ein anderer fügte hinzu: „Ja, würde sicher keinen kümmern, ausser dein Freakfreunde und denen glaubt ja sowieso keiner.“ Bam, zweiter Schlag. Jubilee wich leicht zuück. Kitty schluckte und Kurt hatte sowieso nicht den Mut, jetzt einzuschreiten.
 

„Ey, jo man.. über sowas macht man wirklich keine Witze und deine Drohungen kannst du dir auch gleich sparen.“ Evan hatte sich dazwischen gestellt und sah die drei Typen ernst an. Er schien ziemlich selbstsicher bei dem, was er tat, obwohl er gerade riskierte, eine Schlägerei auszulösen.
 

„Die Freakshow hat Zuwachs bekommen.“ Rief der eine erfreut aus. Sie erkannten an Evans Art zu reden sicherlich sogleich, dass er aus der Stadt kommen musste. Sie feixten einander zu. Der eine liess seine Finger knacken und meinte: „Wollen wir das kleine Stadtkid nicht herzlich willkommen heissen?“ Erneutes grinsen.
 

Evan grinste nur unbeirrt weiter und nickte. „Jo, ey.. nichts gegen New York, ihr Landeier.“ Zwar war Bayville ziemlich nahe an New York, aber es blieb eben einfach eine Vorstadt. „Ich finde vielmehr, ihr solltet aufpassen.“ Sein Tonfall hatte sich verändert, er klang nun wirklich ziemlich drohend. Evan hob langsam seine Hand und fuhr dann fort: „Sonst ergeht es dir am Ende noch..“ Aus der Faust wuchs langsam ein Stachel und zwar genau an der Stelle, an der sich sonst eigentlich der Mittelfinger befand. „Genau wie eurem netten Kumpel.“
 

Die Gruppe Footballer sah ihn irritiert an. Dann sahen sie zwischen sich hin und her. Mit jemandem, der sich das nicht bieten liess hatten sie nicht gerechnet – vielmehr mit einem zweiten Kurt. „Und jetzt wünsch ich noch viel Spass an der Trauerfeier. Heute ist kein Tag um sich zu prügeln.. heute ist ein trauriger Tag.“ Evan klang dabei extrem sarkastisch. Der eine knurrte, der andere ballte ebenfalls die Fäuste, doch der dritte schüttelte den Kopf und zog sie hinter sich her. Die Gorillas hatten soeben beschlossen, sich zu verziehen und das ganze zu vertagen. Aber, und das wusste sicherlich Evan am besten, sie würden sich dafür rächen. Der Satz mit der Trauerfeier wahr wohl ausschlaggebend gewesen.
 

Evan drehte sich zu Kitty un den anderen beiden um. Alle sahen ihn irgendwie verblüfft an. Der Afroamerikaner grinste schelmisch: „Ich bin sowas von dran beim nächsten mal.“ Er gluckste. Kitty legte den Kopf schräg und fragte sich, wie er das nur so locker nehmen konnte. „Aber das wars wert.. oh man.. ich hab drum gebetet, dass meine Kraft einmal dann funktioniert, wenn ich sie brauche.“ Evan lachte und hakte sich bei Jubilee und Kitty ein. Kitty musste ebenfalls schmunzeln. Er war irgendwie.. so anders als alle. Obwohl Mutanten sich in keiner guten Lage befanden und obwohl ihm eine Prügelei in nächster Zeit bevorstand, war er guter Laune. Seltsam.
 

~
 

John stand vor dem Spiegel. Über seine Haut lief immer noch ein Teil des Wassers, den er sich ins Gesicht gespritzt hatte. Schon zum dritten Mal. Ihm wurde nicht kühler davon. Seine Haut fühlte sich so an, als würde das Wasser darauf sogleich verdunsten. Auch wenn das nicht der Fall war. Aber er glühte regelrecht.
 

Nun betrachtete er sich selbst im Spiegel. Seine braunen Haare, die Blonde Färbung wie immer leicht herausgewachsen. Seine merkwürdigen braunen Augen, hinter denen das Feuer loderte und die einem doch nur eisig kühl ansahen. Dass es einem kalte Schauer über den Rücken jagte.
 

Er strich sich über die Stirn und war irgendwie erstaunt, dass sich dort überhaupt noch Wasser befand, dann sah er sich erneut an. Immer noch dieselben Augen. Sie sagten deutlich: Rache, Macht, Schmerz, Wut, Schmerz, Qual, Schmerz, Tod. Sie sagten: Ihr alle werdet brennen und sie würden ihnen zeigen, wie es war, sich wirklich zu fürchten. Sie würden ihnen allen beibringen, wie es war, zu leiden. Pyro schloss seine Augen langsam und öffnete sie dann wieder.
 

Nun blickten ihm braune Augen entgegen, die etwas magisches an sich hatten, welches einem verzauberte. Sie hatten jedoch auch etwas trotziges, selbstbewusstes, arrogantes und im gleichen Moment wirkten sie traurig. Diese Augen wollten ganz deutlich nur etwas. Kitty. Das selbe Gefühl war da, welches ihn auch gestern gezwungen hatte, sie anzurufen.
 

Er runzelte die Stirn, schüttelte grimmig den Kopf, drehte den Hahn auf und spritzte sich erneut kühles Wasser ins Gesicht. Gerade als er den Blick wieder in den Spiegel richten wollte, öffnete sich die Tür. John zuckte merklich zusammen und fuhr herum.
 

„Kommst du, Pyro? Frost ist da.“ Meinte Aura und liess die Tür daraufhin wieder zufallen. Johns Blick musste sie erschreckt haben. John sah zurück in den Spiegel. Kühle Augen. Er hatte Kopfschmerzen. Der Feuerteufel strich sich erneut über die Stirn. Er atmete tief durch und verliess dann ebenfalls das Zimmer.
 

„Morgen, Pyro, ich dachte shcon, du tauchst heute nicht mehr auf.“ Emma Frost überschlug elegant die Beine. Die Blondine hatte ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht und hatte es sich im Sessel bequem gemacht, hinter ihr stand Gambit. Ebenfalls mit einem schiefen Grinsen.
 

„Ja, Sie mich auch.“ Knurrte John mies gelaunt. Kurzer Blick auf die Uhr, gerade mal elf Uhr. Das war nicht spät. Aber er hatte kaum geschlafen. Erst, wegen Kitty und danach hatte er nur schlecht geträumt. Irgendwelchen Mist über sich und Kitty, es war zum verzweifeln. Da halfen manchmal nicht einmal mehr Schlaftabletten.
 

„Du fährst weiter im Plan.“ Das war sie von dem neuen bei der Brotherhood auch gar nicht gewohnt. Ihr ernster und durchdringender Blick traf John und er sagte deutlich: Keine Fehler!
 

„Quicksilver, dein Vater will dich sehen.. sie ist zurück.“ John legte den Kopf leicht schräg, liess seinen Blick zu Pietro wandern. Für ihn sprach die Blondine in rätseln, Pietro schien jedoch genau zu verstehen, was sie meinte.
 

„Mystique wirft weiterhin ein Auge auf Cole, Sabbertooth übernimmt die Ablenkung der Bullen und Gambit übernimmt heute Babysitting für unser Goldgirly.“ Damit war ganz klar Aura gemeint, die empört über diese Bezeichnung aufschnaubte. John knurrte leicht, warf Gambit einen warnenden Blick zu, den dieser mit einem leichten Kopfnicken abwehrte.
 

„Quicksilver, wier gehen. Pyro, du weißt, was du zu tun hast.+ Nicken und schon erhob sich die Blondine. Kurzbesuch beendet. Gambit und Pietro hatten sozusagen die Plätze getauscht. Der Weisshaarige trottete hinter Frost her, welche sich von ihm auch noch die Tür aufhalten liess.
 

Pyro drehte den Kopf zu Gambit und meinte misstrauisch: „Wer ist sie?“ John spürte, wie ihn ein leichtes Schwindelgefühl einholte und stützte sich deswegen automatisch auf der Lehne der Couch ab, neben der er stand.
 

„C’est un grand secret que n’est rien pour le petit diable du fer.“ Der Kartenpfuscher verneigte sich grinsend vor John. Aura verschränkte die Arme, Gambit drehte den Kopf zu ihr. „Chérie, was soll das langgezogene Gesicht? Ich bin sicher, wir werden heute.. Spass haben.“ Er zwinkerte ihr bei diesen Worten zu.
 

„Seh ich aus, als ob ich Französich kann?“ Knurrte John Gambit leicht angesäuert zu. Tat er, aber das musste der Franzose ja nicht gleich wissen. Von wegen Geheimsprache. „Und wenn du es wagst..“ Mit diesen Worten stellte er sich demonstrativ vor seine kleine Schwester.
 

„Ja und ich kann mich übrigens auch selbst wehren.“ Fauchte Aura genervt und schob ihren Stiefbruder ziemlich kühl zur Seite. John warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Jetzt, wo er die Couch losgelassen hatte, taumelte er wieder leicht und er sah Aura gerade ziemlich verschwommen.
 

Wie in einem Trauma ging John zur Haustür, ohne etwas zu sagen. Er brauchte frische Luft, er fühlte sich elend. Der Feuerteufel zog sich eben seine Lederjacke über, als Aura ihn einholte. Sie packte ihn am Arm und hielt ihn so zurück. „Wo willst du hin?“ Irgendwie klang das ziemlich kläglich.
 

John versuchte, sich sanft aber bestimmt aus ihrem Griff zu befreien, doch sie hielt weiter fest. Sie klammerte ziemlich an ihm. „Du kannst mich nicht alleine lassen..“ Jetzt klang sie nicht mehr nur kläglich sondern verzweifelt. Und etwas Trotz war auch in ihrer Stimme zu hören. Ausserdem sah sie ihn vorwurfsvoll an.
 

John sah von ihrer Hand, die ihn festhielt zu ihr hoch. Dann packte er sie sanft an den Schultern und sah ihr in die Augen. „Es dauert nicht lange. Ich muss nur bisschen alleine sein.. weißt schon.. Gambs passt auf dich auf.“ Da war er sich nicht so sicher, aber er musste weg. Er schob sie zur Seite und war im nächsten Moment auch schon aus der Tür und wie immer die Treppe nach unten. Er hasste Lifte.
 

„Pyro, bleib hier!“ Brüllte Aura, doch John rannte bereits. Aura wollte ihm hinterher rennen, doch sie spürte Gambits schwere Hand auf ihrer Schulter. Er zog sie wieder in die Wohnung und schloss im selben Moment die Tür. Aura wehrte sich gegen seinen Griff.
 

„Lass mich los.“ Quiekte die Braunhaarige und versuchte immer noch, sich von ihm loszureissen, doch Gambit fackelte nicht lange. Er schlug sie ziemlich hart gegen die Wand. Aura schnappte nach Luft und blinzelte. Sie biss sich auf die Lippen um nicht zu schreien.
 

Gambit grinste leicht und strich ihr mit einer seiner Karten beinahe liebevoll über die Wange, während er sie inzwischen am Hals festhielt. Aura verzog das Gesicht. „Hör gut zu, meine Süsse...“ Gambit hielt ihr Kinn fest und flüsterte es ihr leise ins Ohr. „Du bleibst hübsch hier, sonst werde ich leider mit diesem süssen kleinen Kärtchen dein äusserst hübsches Gesicht verunstalten müssen. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
 

Auras Augen weiteten sich, ihr Widerstand legte sich und sie zischte: „Pyro wird dich dafür töten.“ Langsam begann ihr Kinn unter seinem Griff zu schmerzen. Miss Cole war sowas nun einmal überhaupt nicht gewohnt.
 

„Pyro..?“ Gambit lachte schallend auf und meinte dann: „Pyro hat nicht die Macht, das zu tun. Er hat nicht einmal die Macht, dir zu helfen. Noch nicht gemerkt? Dein Bruder kann dich nicht immer beschützen.“ Gambit liess weiterhin nicht los, seine Stimme wurde schneidend. „Und jetzt setzt du dich brav aufs Sofa und schaust dir irgendwelche dämlichen Toons im Fernsehen an, wie brave kleine Mädchen das eben so machen.“ Gambit liess ihr Kinn los und gab ihr somit eine kleine Verschnaufpause. Aura strich sich über die schmerzenden Stellen. „Denn..“ Fuhr Gambit fort und packte ihre Hand an der Stelle, an der das Handgelenk gebrochen worden war.
 

Aura schrie auf und ging vor Schmerz beinahe in die Knie. Gambit schnipste die Karte lässig wieder zu den anderen. „Denn egal, obwohl du freiwillig hier bist oder nicht. Interessiert mich nicht.“ Er drückte erneut zu und liess Aura wimmern. „In dem Augenblick, in dem du mit Quicksilver mitgegangen bist, warst du eine Gefangene, genau wie dein Bruder und genauso werde ich dich behandeln, wenn du weiter rumzickst, Missy!“ Gambit drückte noch einmal zu und liess sie dann los. Elegant verbeugte er sich vor der Braunhaarigen, welche ihm einen mörderischen Blick zuwarf. Dann machte er eine einladende Geste in Richtung Wohnzimmer. „Sonst muss ich dir leider noch mehr brechen, als nur das Handgelenk, Chérie.“
 

Aura sah ihn kurz an, gehorchte dann wortlos und rauschte ab ins Wohnzimmer. Sie fasste sich um ihr Handgelenk, es schmerzte höllisch. Jetzt würde sie sich erst recht nicht einfach so ergeben, das konnte er vergessen. Aber sie konnte ihn zumindest vorerst in dem Glauben lassen.
 

~
 

John hatte, kaum ausser Haus, schon wieder einige der Tabletten eingeworfen. Danach war er einige Zeit lang einfach nur ziellos durch die Gegend gelaufen und schliesslich fand er sich in einer Bar wieder, die in einem Viertel lag, in dem er wahrscheinlich noch nie zuvor gewesen war. Seine Kapuze hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, damit niemand ihn erkannte.
 

In seiner Hand drehte er gedankenverloren eine neue Packung Tabletten und eine Visitenkarte. Langsam las er sie noch einmal durch:
 

Praxis für Allgemeine Psychologie

Dr. Prof. Elisabeth Braddock

Campton Stree 85, Manhattan
 

Der Feuerteufel seufzte tonlos und begann die Beschreibung auf der Rückseite zu lesen, obwohl er die Worte gar nicht einmal richtig ansah. Ihm war nicht danach, er wusste nur nicht, wie er sich sonst beschäftigen sollte. Er war vollständig in Gedanken versunken, weshalb er auch merklich zusammen zuckte, als er plötzlich eine helle, angenehme Mädchenstimme vor sich hörte:
 

„Hey, was kann ich dir bringen?“ Die Stimme klang irgendwie nervös und unsicher. John sah langsam auf und erblickte hinter der Theke eine junge Frau – beinahe noch ein Mädchen. Sie hatte etwas dunklere Haut. Ihre Haare fielen ihr in einem Pony ins Gesicht und der Rest in langen Locken über den Rücken. Alles in allem eine ziemlich hübsche Erscheinung, nur ziemlich jung für einen Job als Barkeeperin.
 

John schob die Tabletten hastig in seine Jackentasche und sah das Mädchen vor sich kurz einfach nur schweigend an, was sie schon ziemlich zu irritieren schien. Dann meinte er knapp und eher trocken: „Neu, was?“ Sie sah aus, als hätte er sie bei etwas ertappt und senkte den Blick. Dann meinte sie reichlich zerknirscht:
 

„Jo ey.. ne.. normalerweise mach ich Abwasch.“ Die Braunhaarige schien im selben Moment zu bemerken, dass sie im Slang redete und verbesserte rasch: „Soll heissen, normalerweise bin ich nur fürs Tellerwaschen zuständig.“ Sie sah wieder zu ihm und lächelte hilflos, während sie sich auf der Theke abstützte. „Ich mach nur die Vertretung für die nächsten Wochen.“ Erklärte sie weiter.
 

„Keine Schule?“ John verengte seine Augen leicht. Er war wie immer direkt und redete nicht um den heissen Brei herum. Ausserdem war ihm dabei ganz gleich, ob er sie in Verlegenheit brachte oder nicht, er legte es wohl sogar darauf an. Das tat er gerne. Hatte er bei Kitty auch immer... Stop! Falscher Gedankengang. Seine Hand fuhr verdächtig schnell in die Jackentasche in der sich die Tabletten befanden. Er strich über die Packung und schüttelte dann energisch den Kopf. Als hätte er nach etwas spitzem oder ähnlichem gegriffen, zog er seine Hand genauso schnell wieder aus der Jackentasche heraus, wie er sie hineingesteckt hatte.
 

Das Mädchen ihm gegenüber war glücklicherweise zu sehr damit beschäftigt, gelassen zu bleiben, um das gross zu bemerkten. Sie druckste etwas herum. Bei genauerem hinsehen sah sie jünger aus als er. John warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Schon nach fünf. Schule war sowieso längst aus. Sie verzog das Gesicht leicht und meinte schliesslich entschieden: „Shht! Für den Besitzer hier bin ich 21.“ Der Besitzer war entweder blind oder er brauchte einfach nur billige Arbeitskräfte. John musste leicht grinsen, er hielt sie höchstens für 17. In seinem Alter eben.
 

„Und wieso arbeitet so ein hübsches Mädchen wie du in so einer heruntergekommenen Bar?“ John war eben ein Charmeur. Aber es wäre gelogen gewesen, wenn er behauptet hätte, dass sie nicht gut aussah. Er hatte nur vor, sich ein bisschen von den Gedanken an Kitty abzulenken, wieso also nicht das Mädchen vor ihm in ein Gespräch verwickeln. Ausserdem war es irgendwie amüsant, sie in Verlegenheit zu bringen. Hatte er lange nicht mehr gemacht.
 

Der Blick des Mädchens verfinsterte sich leicht. Sie wandte den Kopf von ihm ab und nuschelte schliesslich: „Ich brauche hald.. das Geld.. für..“ Sie brach vollständig ab und drehte ihm dann wieder den Kopf zu. Das Lächeln, dass nun auf ihren Lippen war, war definitiv mehr gekünstelt als echt und sie meinte, um abzulenken: „Also, was kann ich dir bringen ahm..?“ Sie stockte.
 

„Jonathan.“ Fügte John ein und musste leicht schmunzeln. Wieso er den Namen seines Vaters nutzte? Er wusste es ehrlich gesagt selbst nicht, aber es war der erst beste Name, der ihm einfiel und der nebenbei noch ziemlich ähnlich klang, wie sein eigener. Seinen richtigen Namen konnte er kaum sagen, da der überall im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen war. Ein kurzer Blick auf den Fernseher der Bar, es lief irgend etwas über die letzten Fussballresultate.
 

„Jonathan.“ Bestätigte sie nickend und grinsend. John hielt ihr die Hand hin und sie nahm sie. Sie drückte sie leicht – widerstand dabei der Versuchung, einzuschlagen – und meinte schliesslich:
 

„Ich bin Danielle, aber nenn mich einfach Dani.“ John musterte sie noch einmal eingehend und als er ihre Hand langsam losliess, entdeckte er auf ihrem Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger ein kleines Tattoo. Er hielt ihre Hand fest, damit sie diese nicht gleich wegzog und betrachtete es kurz. Es zeigte eine Hälfte eines Herzens. Darin geschrieben stand in verschnörkelter Schrift der Name: Spyke.
 

„Hübsch.“ Kommentierte John, und liess ihre Hand nun endlich los. Danielle schien sichtlich peinlich berührt, ihr Lächeln wirkte erneut hilflos und verlegen. Das liess John grinsen und er meinte wieder direkt: „Wer ist denn Spyke?“ Der Name wurde absichtlich speziell betont, Danielle errötete, auch wenn man das dank ihrer braunen Haut kaum sah.
 

„Ach das.. is ne Jugendsünde.. schätz ich mal.“ Sie achtete extrem darauf, nicht gleich wieder in Slang zu verfallen. Mein Freund und ich hatten.. ein paar Drinks zu viel und naja.. das kam dabei raus.“ Sie betrachtete die Tätowierung. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte pures Glück und zugleich auch Zufriedenheit. „Er hat die andere Hälfte davon.“ Sie strich über das Herz und sah John dann an: „Wir dachten wohl, es sei witzig, wenn man die Hände zusammenhalten kann und es ein ganzes Herz ergibt.“ Sie lachte herzhaft auf. Es war deutlich zu sehen, dass sie das Tattoo alleine schon sehr mochte, wie mochte es dann erst mit dem Typen mit dem seltsamen Namen Spyke sein. Danielle sah wirklich gerade aus, wie ein kleines Mädchen, das begeistert von irgend einer Puppe schwärmte. Spyke wusste hoffentlich, welches Glück er hatte.
 

„Mist, also doch schon vergeben.“ Scherzte John, was Danielle erneut rot werden liess. Sie musste erneut auflachen. Dann hakte der Feuerteufel jedoch ziemlich frech nach: „Spyke ist aber kein normaler Name..“ Es klang nach einer Feststellung, aber die Aufforderung um eine Erklärung war nur zu deutlich ersichtlich.
 

Danielles Lächeln war von ihrem Gesicht verschwunden. John fixierte sie mit seinen braunen Augen und bemerkte sehr wohl, dass sie wieder begonnen hatte, nervös zu werden. „Jah.. das ist so ne Art.. keine Ahnung.. Spitznamen.“ Druckste sie ziemlich unsicher rum und John beschloss, dass zu beenden indem er einfach meinte:
 

„Keine Sorge.. passt schon. Ich auch.“ Er winkte ab. Danielle sah ihn irritiert an. Sie schien es nicht zu glauben und blinzelte. John fügte hinzu: „So gesehen bin ich Blaze.“ Er zwinkerte ihr zu und ihr Gesicht zeigte Erleichterung. Wie schnell man sich doch eine falsche Identität zulegen konnte. Für Daniell war er Jonathan mit Codenamen Blaze – was ebenfalls irgendetwas mit Feuer hiess, also passend. Allerdings war John alles andere als zufällig auf diesen Namen gekommen. Jay hatte sich immer so genannt. Der einzige Freund, der ihn jemals wirklich verstanden hatte und den er umgebracht hatte. John musste bei dem Gedanken an ihn schlucken. Irgendwie zeugte das von seinem schwarzen Humor. Immerhin waren beide seiner Namensgeber tot. Sein Vater und Jay. John beschloss, abzulenken: „Ich mag das Tattoo.. nette Idee.. aber du wirsts irgendwann bereuen.“ Er grinste bei dem Gedanken daran, auch wenn das für Danielle sicher nicht witzig werden würde.
 

Diese pustete sich ihren Pony aus dem Gesicht und strahlte entgegen von Johns Vermutung nur noch mehr: „Ich weiss, was du denkst. Beziehungen sind für eine Weile, Tattoos für immer, nech?“ Sie lehnte sich erneut lässig gegen die Theke. „Aber ich sag dir was, es gibt’s tatsächlich noch, dass zwei Menschen für immer zusammen bleiben. Soll heissen, es gibt Hoffnung für uns.“ Sie schien guter Dinge und ziemlich zuversichtlich.
 

Jetzt sah John sie einfach nur an. Nicht einmal besonders erwartungsvoll. Einfach nur dieser merkwürdige Blick. Er erinnerte sich an seine Beziehung zu Kitty. Was auch immer sie hatten, es war immer da gewesen und doch auch wieder nicht. Es war seltsam, merkwürdig und er hatte es jetzt schon kaputt gemacht und er war dabei es noch kaputter zu machen, als es bereits war. John meinte ernst, bestimmt und erneut absolut trocken: „Nein.. gibt’s nicht.“ Basta. Fertig. Da konnte sie sagen was sie wollte.
 

Danielle legte den Kopf schräg und meinte dann: „Hey, nur mal nicht so pessimistisch, ja? Es ist durchaus möglich, dass eine Beziehung für immer hält.“ Sie schien vollkommen davon überzeugt. Die Braunhaarige strich sich nachdenklich über die Hand, über das Tattoo. John schwieg, als wolle er sie dadurch wieder unsicher machen, doch diesmal blieb Danielle standhaft. „Sicher! Bei meinen Eltern beispielsweise hat das geklappt. Und Mum hat dafür sogar ziemlich viel aufgegeben. Ihren ganzen Stamm, ihre ganze Familie. Nur um mit dem einen Mann glücklich zu werden. Es gibt so etwas noch, du musst es nur erst einmal finden.“ Die letzten Worte waren eindringlich.
 

John hatte bei dem Wort Stamm aufgehorcht. Er sah sie mit einem doch ziemlich erstaunten Blick an und meinte schliesslich: „Stamm?“ Fragte der Feuerteufel langsam und klang dabei recht ungläubig. Sie sah gar nicht wirklich indianisch aus. Er hätte eher auf Afroamerikanerin gesetzt. Zeit, sie noch einmal grundlegend zu mustern, vielleicht liessen sich dann indianische Merkmale erkennen.
 

„Mhm.“ Danielle nickte. „Sie ist Indianerin, jedoch kam sie nach New York um zur Schule zu gehen und später zu studieren. Mein Grossvater wollte das so.“ Erklärte das Mädchen weiter. „Und dabei hat sie meinen Dad kennen gelernt.“ Danielle lächelte nun wieder leicht, John hörte ihr stumm zu. „Naja.. die beiden heirateten und alles und so.. aber mein Grandpa fühlte sich dadurch wohl irgendwie verraten. Er hätte es wohl lieber gesehen, wenn sie jemanden aus dem Stamm geheiratet hätte. Sie reden seit Jahren nicht mehr miteinander. Ich kenne Grandpa deswegen kaum und ich war auch noch nie in unserem Reservat, wo meine Mum aufgewachsen ist.“ Danielle zuckte mit den Schultern. „Tja.. man kann nicht alles haben. Aber es gibt Liebe, die für immer hält!“ Schloss sie und nickte, wie um ihre Worte noch etwas zu unterstreichen.
 

Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem Danielle wohl bemerkte, was sie ihm gerade alles erzählt hatte. Hastig meinte die Braunhaarige: „So.. nachdem ich dir meine gesamte Lebensgeschichte“ So viel dann doch nicht, sie übertrieb. „Erzählt hab.. was kann ich dir bringen?“ Endlich kehrte sie zum eigentlichen Beginn der Unterhaltung zurück.
 

John musste bei diesem Themawechsel einfach in sich hinein grinsen. Er setzte eben an, um etwas zu sagen, als plötzlich Danielles Handy klingelte. Peinlich berührt kramte sie das Gerät hastig hervor und meinte: „Tschuldige.. ich darf doch rasch, oder?“ Sie warf einen Blick auf das Display und ihr Gesicht hellte sich richtiggehend auf. Sie sah mit leuchtenden Augen zu John und hauchte: „Das ist er.“ Sie hielt sich den Hörer ans Ohr und drehte sich von John weg. Dass mit er ihr Freund gemeint war, war klar.
 

John nutzte diese Gelegenheit, um sein Handy ebenfalls zu checken. Er hatte ein neues, da man sein altes ja sonst hätte orten können und keine neuen Nachrichten von Kitty. Verständlich, sie hatte ja auch seine neue Nummer nicht. Aber irgendwie hatte John wohl die Hoffnung gehabt, dass sie ihm trotzdem eine Nachricht geschickt haben könnte. Er kam sich dämlich vor und schob das Handy wieder weg.
 

„Hey Schatz.. jah. Wieder arbeiten.. jah..“ Danielle redete weiter. John hörte eigentlich nur mit halbem Ohr zu und war inzwischen dazu übergegangen, Kippen hervor zu kramen. Langsam schob er sich die Kippe zwischen die Zähne und im nächsten Moment brannte diese auch schon.
 

„Und wie ists in diesem Institut so? Ist deine Tante auch da so spiessig wie sonst immer?“ John horchte auf und bliess langsam den Rauch aus. Institut, dieses Wort hallte in seinem Kopf wieder. Ihr Freund war ein Mutant und er ging auf ein Institut. Vielleicht handelte es sich dabei ja um.. Xaviers Institut for gifted youngsters. Der Feuerteufel lauschte.
 

„Ich dacht mir schon, dass du dich da zu Tode langweilen wirst...“ Danielle lauschte selbst kurz und lachte dann über irgend etwas auf. „Ja, klar. Sag mir, wann und wo und ich hol dich da raus. Jah.. jah wirklich.“ Danielle nickte einige Male und hab einige mhm’s und uhu’s von sich. Dann lachte sie erneut auf. „Ja.. ich liebe dich auch. Ja.. jah wirklich... Glaubs mir einfach!.. Jah sicher.. nein.. nein ich vermisse dich echt total. Du mich ja hoffentlich auch?“ Ein entzücktes oh war zu hören und sie meinte: „Ja.. bis bald.. ich liebe dich.. nein mehr als du mich.. mehr.. immer mehr.. ach vergiss es. Bye.“ Sie küsste ihr Handy, damit ihr Freund am anderen Ende zumindest den Ton übermittelt bekommen würde. Dann drehte sie sich wieder zu John um und lächelte entschuldigend.
 

Dieser meinte sogleich und ohne Umschweife, er hasste es allgemein, um den heissen Brei herum zu reden: „Von was für einem Institut hast du da grade gesprochen?“ Er verengte seine braunen Augen eher misstrauisch. Danielle musterte ihn ebenfalls mit leichtem Misstrauen im Blick, sie schwieg kurz und merkte, dass das wohl ziemlich merkwürdig rüberkommen musste, weshalb sie hastig eine abwehrende Handbewegung machte und meinte:
 

„Ach.. er hat bisschen Mist gebaut und musste deswegen dorthin. Ist so internatähnlich, also ziemlich langweilig das ganze.“ Johns sah sie noch eindringlicher als zuvor an. Er wusste, dass sie dabei wohl einen ganz wichtigen Teil ausliess, nämlich, dass es sich dabei um eine Schule, speziell für Mutanten handelte, die John selbst nur zu gut kannte.
 

„Au man.. ich red irgendwie immer nur von mir.“ Danielle rollte mit den Augen. John war sogleich klar, dass sie wieder versuchte vom eigentlichen Thema abzulenken. „Wie siehts denn bei dir so aus? Meine, was macht ein absolut süsser Typ.“ Sie konnte ihn zwar nicht ganz sehen, aber das was sie sah, war durchaus niedlich. Nur schon diese Augen.. Traumhaft. „Ganz alleine in einer Bar und das schon um diese Zeit?“ John biss sich auf die Lippen. Das hatte ja kommen müssen, hätte er doch eigentlich ahnen können. Er sah sich rasch um ob sich in der Bar vielleicht noch andere befanden, die sie hätte bedienen können. Fehlanzeige. John knirschte mit den Zähnen.
 

Er sah wieder zu Danielle. „Kompliziert.“ Brachte er schliesslich nach einiger Zeit knapp hervor. Das Wort beschrieb seine Beziehung zu Kitty wirklich gut. Nicht exakt, da er selbst nicht einmal wusste, was genau sie eigentlich hatte. Schon blöd. Sein Blick wanderte fast automatisch zu Danielles Hand mit dem Tattoo, dann zu ihren Augen.
 

Danielles Blick war ernst geworden, dann meinte sie leise: „Ich seh schon.. du willst nicht drüber reden. Versteh ich.“ Sie zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. Dann lehnte sie sich leicht über die Theke zu ihm und meinte: „Egal was los ist.. wenn man will, dass es wieder gut wird, und man was dafür tut, wird’s auch wieder gut.“ Sie versuchte ihn wohl gerade aufzuheitern und fügte hinzu: „Ich meine.. so einem süssen Typen kann man doch nicht lange böse sein.“ Sie kicherte und musterte ihn erstmals genauer.
 

John fiel das natürlich auf und er zupfte merklich an der Kapuze, nicht dass sie ihn noch erkannte. Dann grinste er bitter und schüttelte den Kopf: „Nein, glaub ich nicht. Es ist nicht möglich, dass Beziehungen für immer halten. Meine nicht!“ Er wusste, dass es nicht wieder gut werden würde. Seine Stimmung hatte sich von neutral gerade zu sehr mies gewandelt. Danielle sah ihn mit besorgtem Blick an, als John entschieden den Kopf schüttelte.
 

Danielle wollte eben etwas sagen, als John zusammenzuckte und erstarrte. Er hörte eben seinen eigenen Namen. Sein Kopf fuhr ruckartig herum zum Fernseher und sogleich entspannte er sich wieder etwas mehr. Die neuesten Nachrichten über die beiden entführten Kinder des Präsidenten. Sein Blick war wie gebannt auf das Fernsehgerät und er hörte Danielle gar nicht mehr richtig zu, als diese meinte: „Gib nicht so einfach auf.. weißt du.. irgendwie kommst du mir bekannt vor.“ Jetzt war John derjenige, der nervös wurde. Er hoffte inständig, dass sie ihn nicht mit dem John Allerdyce-Cole, der über die Matschscheibe flimmerte, in Verbindung brachte. Dass liess ihn zu dem Schluss kommen, dass es besser war, jetzt zu verschwinden. Er rutschte von seinem Barhocker.
 

„Wüsste nich woher.“ Meinte der Feuerteufel rasch und zog sich die Kapuze dabei noch etwas tiefer ins Gesicht. „Ich muss dann auch mal los..“ Er hatte noch nicht einmal etwas getrunken, trotzdem zog er eine 10 Dollar Note aus der Hosentasche und legte sie auf die Theke. „Trinkgeld.“ Ein Zwinkern. „Hoffe, du hilfst hier noch öfters aus.“ Er hatte vor wieder zu kommen, soviel war sicher. Nur schon, um mehr über ihren Freund in Erfahrung zu bringen. Es würde nicht sonderlich schwer sein, herauszufinden, wer neu im Institut war und vielleicht war ihm diese neue Bekanntschaft sogar noch irgendwie nützlich.. Aber erstmal so schnell wie möglich hier weg.
 

Danielle wollte ihm eben noch etwas sagen, doch John hatte Glück: „Dani, kümmerst du dich bitte um die anderen Leute.“ Ermahnte eine andere junge Frau die Halbindianerin, ihren Job zu tun. Danielle senkte betroffen den Blick und musste über das Trinkgeld schmunzeln. Sie drehte den Dollar Schein kurz in Händen und musterte dabei ihre Hand mit dem Tattoo. Ein kurzer Blick zurück zu John und sie eilte um die Theke herum, um ihn einzuholen.
 

John hatte sich seinerseits beeilt, aus der Bar zu kommen, nur schon, weil immer noch in den News über ihn und Aura berichtet wurde. Als er schon beinahe aus der Tür war, wurde er von der Braunhaarigen am Arm gepackt und sie hielt ihn kurz zurück. „Es gibt Liebe, die für immer hält.“ Sie klang eindringlich. „Man muss nur erst die richtige Person finden. Ruf sie an.“ John löste sich langsam aus ihrem Griff und nickte ihr leicht zu, ehe er die Bar verliess.
 

Ihr Freund ging also ans Institut. Soso.. das musste er sich merken. Der Typ hatte den Übernamen Spyke. John schob sich nachdenklich die Hände in die Hosentaschen. Erneut ging er einige Zeit durch die Gegend bis er sich schliesslich in der Telefonzelle vor dem Hochhaus, in dem sich ihr Appartement befand, wiederfand. John schluckte, atmete tief durch und warf dann etwas Kleingeld ein. Dann wählte er eine Nummer, die er schon seit langer Zeit auswendig konnte.
 


 

~[*Indian Style - End
 


 

PS: Jeder Charakter bekommt im Steckbrief eine hübsche Beschreibung, wie Pietro sie bereits hat ^^

ich werd versuchen, das so schnell wie möglich hinzukriegen, damit man über die einzelnen charakter und ihre derzeitige verfassung besser bescheid weiss, da die ff das vielleicht nicht ganz immer rüber bringen kann (liegt wohl dran, dass es immer mehr charaktere werden puh und viele dabei einfach zu kurz kommen, aaaaber hauptsache kyro nech .p)

jedenfalls, reinschauen da, ich beeil mich auch XD

Pride&Arrogance

First: ja, ich liebe rückblicke !

second: ja, ich liebe kostümfilme und ja, der titel ist sozusagen auch geklaut (pride&prejudge) und vielleicht habe ich mich davon auch inspirieren lassen.

third: ja, ich liebe titanic! es ist kitsch, aber es ist trotzdem klasse <.<

und zu guter letzt: in diesem kapitel werdet ihr sehen, dass auch kitty sich im laufe der jahre ziemlich verändert hat (im letzten Teil vor allem ^^)

naja.. viel spass damit ^^ und ja, es ist lang XD
 


 

Pride&Arrogance
 

Kitty stand unschlüssig herum. Die Hände – welche in weisse Handschuhe gehüllt waren – hatte sie tief in den Taschen ihres ebenfalls weissen Mantels vergraben. Auf dem Kopf trug sie eine weisse Mütze im French Style und auch ihre hochhackigen Schuhe waren weiss. Nur die Strümpfe und der Schal den sie trug waren schwarz. Sie fröstelte, es war kalt und es war schon mitten in der Nacht, ausserdem hatte es zu schneien begonnen, was die Sache auch nicht gerade angenehmer machte.
 

Sie stand auf dem Spielplatz, der sich im kleinen Park von Bayville befand. Früher – als alles noch in Ordnung gewesen war und sie John noch gehasst hatte (was sie jetzt ja eigentlich irgendwie auch wieder tat und irgendwie doch nicht) – waren sie und der ganze Rest der X-Men in ihrem Alter öfters hierher gekommen. Um abzuhängen, zu quatschen, Unsinn zu machen oder manchmal einfach nur um irgendwie ihre Ruhe zu haben. Dieser Ort steckte voller Erinnerungen. Eines von ihren und Lances ersten Dates war beispielsweise hier gewesen. Sie hatte geredet und geredet und irgendwann hatte sie sich auf die Schaukel gesetzt und Lance hatte ihr Schwung gegeben. Irgendwie ziemlich kindisch, was das ganze jedoch wieder romantisch machte. Kitty seufzte und atmete bei dem Gedanken an alte Zeiten kurz durch. Das war vorbei und es würde niemals wieder kommen. Wahrscheinlich würden sie auch niemals wieder alle gemeinsam hierher kommen. Und doch stand sie heute hier, mitten in der Nacht und hatte niemandem etwas davon gesagt.
 

Kitty schnaubte leise. Es war dämlich gewesen, hierher zu kommen. Wahrscheinlich hatte sie sich sowohl das Telefongespräch mit John, dass sie vor drei oder vier Stunden geführt hatte eingebildet, als auch, dass er sie darin hastig gebeten hatte, ihn hier um ein Uhr nachts zu treffen. Kitty fröstelte wieder. Es war bereits zehn nach eins und diese Gegend war nachts – auch wenn Bayville bloss ein Vorort war – doch recht unheimlich. Sie biss sich auf die Lippen. Er würde nicht mehr kommen, soviel war sicher.
 

Sie liess sich auf einer der Bänke nieder, die am nächsten an der Strassenlaterne, die als einzige kärgliches Licht spendete, gelegen war. Sie achtete dabei nicht gross darauf, dass sie sich mitten in Schnee setzte, nicht einmal auf die Kälte, die sie umfing. Ihr Atem bildete kleine Rauchwölkchen. Sie liess ihren Blick über den Spielplatz wandern. Es war alles unberührt, keine Abdrücke im Schnee, ausser ihren eigenen. Er war also nicht einmal da gewesen. Enttäuscht. Ja, das war sie. Aber gehen konnte sie auch nicht, denn irgendwo war da immer noch die Hoffnung, dass er auftauchen würde. Sie fand sich selbst sowas von erbärmlich.
 

Nirgendwo war auch nur der kleinste Laut zu hören. Nichts. Die Zeit schien eingefroren, genauso wie die Eiszapfen, die von der kleinen Rutschbahn hingen. Ihr Blick wanderte zu der Schaukel. Ja, das Date mit Lance hing in ihren Gedanken fest. Aber nicht, was dabei abgelaufen war, sondern, wie das ganze geendet hatte. Jubilee hatte sie extra alleine gelassen und John mit sich mit geschleppt – damit Lance und Kitty ihre Ruhe hatten. Doch als Lance Kitty eben küssen wollte, da hatte plötzlich John wieder neben ihnen gestanden.
 

“Tzz.. müsst ihr das eigentlich öffentlich ausleben? Mietet euch ein Zimmer Leute.“ John schien irgendwie nicht gut gelaunt. Das Feuerzeug mit dem Hai Aufruck in seiner rechten Hand schnappte fast gefährlich auf und zu und er musterte die beiden – Kitty sass auf der Schaukel und hatte den Kopf zu Lance hoch gedreht, der sie wohl eben von oben geküsst hätte, was der Feuerteufel jedoch verhindert hätte.
 

Kitty rollte mit den Augen und fauchte: „John.. was willst du?! Verschwinde! Geh Jubes nerven in Ordnung? Die scheint das ja zu lieben.“ Sie sah zu Lance. Irgendetwas entschuldigendes lag in ihrem Blick. Der Braunhaarige musterte John nur kurz und sah dann zu ihr nach unten.
 

„Weißt du.. irgendwie passiert sowas immer.“ Gab er dann ziemlich kühl und trocken von sich. Kitty sah genervt zu John, das Auf und Zuschnappen alleine nervte, aber er schien das ja gerade absichtlich zu machen. Idiot! „Wir sehen uns.. in Ordnung.“ Kittys Blick wanderte wieder zu Lance. Ne..ne? Das war jetzt nicht sein ernst. Nicht wegen John
 

„Lance.. Nein! John verschwindet, nicht du.“ Sie sprang auf und gab John einen unsanften Schubs, der ihn aber nur noch breiter Grinsen liess. Er machte keine Anstalten, zu verschwinden. Die Stimmung war.. genau.. ruiniert. Und das mit ziemlicher Durchschlagskraft. Lance nahm kurz Kittys Hand und drückte sie. Kitty war sauer, funkelte John wütend an und sah dann noch einmal kurz zu Lance.
 

„Is schon in Ordung.. Wird langsam eh zur Gewohnheit.“ Lance zuckte mit den Achseln und liess ihre Hand los. „Wir sehen uns in der Schule.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und ging dann langsam davon. Kitty sah John an und bebte vor Wut. Sie wartete jedoch, bis Lance um die Ecke verschwunden war. Bis dann hatte sie sich sogar hübsch zurecht gelegt, was sie sagen wollte, damit sie dabei nicht ins Stocken kam. Bei der Wut, die sie gerade in sich hatte, wäre das irgendwie nicht verwunderlich gewesen.
 

„Was sollte das grade huh?“ Kitty packte John am Kragen, zog ihn zu sich und schüttelte ihn energisch. „Wieso hast du das gemacht?!! Wieso bist du nicht bei Jubes und machst sonstwas mit ihr, was ich morgen – leider – von ihr erfahren werde obwohl ich es nicht wissen will?!“ Wieso hatte Jubilee ihn überhaupt von der Leine gelassen? Sie war doch absichtlich mit ihm verschwunden.
 

John lachte nur leise auf und wand sich aus ihrem Griff. Dann nickte er in Richtung einer Bank und meinte: „Jacke vergessen und Jubes meinte, es würde nichts machen, wenn ich sie rasch holen gehe.“ Kitty sah ihn vorwurfsvoll an. „Ey.. das Teil war teuer, das wollte ich nicht einfach so hier lassen.. bis morgen.. Nicht das du und dein Loverboy noch sonstwas darauf abziehen.“ Erwiderte John schlagkräftig wie immer. Kitty wurde rot bei seinen Worten, aber wütend war sie immer noch.
 

Kitty musste schmunzeln. Wohl wahr, er hatte die Jacke vergessen. Aber am nächsten Tag hatte sie von Jubilee erfahren, dass sie ihn noch daran hatte hindern wollen zurückzugehen, er sich aber nicht hatte aufhalten lassen. Arschloch! Idiot! Und verdammter Stimmungskiller. Und er musste ihr nicht erzählen, dass das keine Absicht gewesen war.
 

“Wir würden niemals Sex auf ner Parkbank haben, wenn du das meinst.“ Kitty glaubte kaum, dass diese Worte wirklich aus ihrem Mund kamen und sie sich dafür nicht gleich in den Boden schämte. Doch das Gezanke mit ihm brachte eben solche Seiten zum Vorschein. „Du verwechselst dich und deine billigen Flittchen mit mir und Lance!“
 

„Achjah? Jubes ist billig?“ Kitty biss sich auf die Lippen. Scheissbemerkung war das gerade gewesen. Wieso hatte Jubilee auch so einen schlechten Geschmack? Was John betraf. Und John wusste genau, dass sie gerade in ein Fettnäpfchen getappt war. Er zog sich seine Jacke über und fuhr fort: „Das wird sie sicher ganz gerne hören.“ Er gluckste, Kitty knurrte wütend. „So und du bist also kein Flittchen ja?“
 

Kitty sah ihn äusserst empört an. Verglich er sie gerade etwa mit seinen zahlreichen Ex-Freundinnen, One-Night-Stands oder sonst welchen Mädchen, die er wahrscheinlich noch dafür bezahlt hatte? Wie konnte er es wagen? „Was?“ Brachte sie atemlos hervor.
 

„Nja.. Ich spreche türlich nicht nur von deinem neuen Spielzeug Lance, sondern auch Drake, dem Engelchen, dem anderen Typen aus deinem Biologie Kurs, schätze nHomo Sapiens, und erzähl mir nicht, dass du nicht kapierst, dass Kurt auf dich steht, aber sowas von.“ Zählte der Feuerteufel auf. Und das formulierte er, wie bei einer Trophäensammlung.
 

Kitty schluckte. Sie und Bobby hatten sich vor einigen Wochen geküsst. Keine Ahnung wie genau es dazu gekommen war. Iceman hatte Geburtstag gefeiert und sie beide hatten definitiv schon etwas über den Durst getrunken. Ausserdem konnte man nicht behaupten, dass es Bobby überhaupt nichts aus machte, dass er Rogue nicht anfassen konnte – genauso wenig wie ihr das nichts ausmachte. Er war eben auch nur ein Mann. Kitty biss sich auf die Lippen. Verdammt. Iceman hatte das wirklich seinem besten Kumpel John erzählt. Wie konnte er nur? Pyro war die dafür absolut ungeeignetste Person. Kitty wurde noch röter, als sie an Angel dachte.
 

Warren war eigentlich ein eher zurückhaltender und schüchterner Junge und er hatte sie letzte Woche um ein Date gefragt. Da sie jedoch gerade irgendwie dabei war, etwas mit Lance anzufangen hatte sie leider ablehnen müssen. Auch wenn man nicht bestreiten konnte, wie süss der Blondschopf war. Woher John das nun wieder wusste, blieb ihr ein Rätsel. Und Lance.. naja.. jedes Mal, wenn sie irgendwie dabei waren auch nur in kleinster Weise intim zu werden, dann kam John dazu. War ziemlich ärgelich.
 

Dass er Kurt erwähnte liess Kitty schlucken. Sie strich sich ihre braunen Haare aus dem Gesicht und seufzte tonlos. Es würde wohl keine Freundschaft zwischen Mädchen und Typ geben in der sich nicht irgendwann einmal Gefühle einschlichen. Sie musste ihn unbedingt verkuppeln. Und das passende Mädchen hatte sie eigentlich auch schon gefunden. Amanda Sefton, ein Mensch, aber irgendwie schien sie Kurt zu mögen und er.. Kitty war sich nicht sicher, aber das würde schon klappen. Es musste, wenn sie ihren besten Freund nicht verlieren wollte.
 

„Ich habe niemanden drum gebeten, mir nachzulaufen.“ Meinte Kitty. Es klang jedoch irgendwie ziemlich kläglich. „Vergleich es mit uns. Ich hab dich auch nicht drum gebeten, mir auf die Nerven zu gehen. Trotzdem tust dus.“ Fauchte sie, um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren.
 

John grinste nur leicht und machte eine kurze Pause, in der er sich eine Kippe ansteckte: „Kannsts wohl einfach nicht ertragen, dass ich nicht auch auf deine Ich-bin-ein-unschuldiges-kleines-süsses-Mädchen Masche abfahre wie der ganze Rest huh?“ Sagte er dann. Reichlich selbstbewusst.
 

Jetzt war Kitty die, die auflachte. Sie drehte den Kopf weg und lachte noch lauter weiter. Dann sah sie ihn wieder an und meinte grinsend: „Der war gut John. Dein erster guter Witz, seit wir uns kennen.“ Sie kicherte weiter und fügte dann hinzu: „Ich kannst nicht ertragen, dass du mich nicht leiden kannst? Ich liebe deine Art, die Dinge zu sehen, Schatz. Aber die Welt dreht sich einfach nicht nur um dich, Schnuckel. Nicht jede springt Mr Hottie Schrägstrich Ich-dachte-keine-kann-mir-widerstehen-bis-ich-Kitty-Pryde-traf, nach. So ist das Leben, man kann nicht alles haben. Find dich damit ab“ Kitty zuckte mit den Schultern und fügte augenrollend bei: „Auch wenn das bei meiner besten Freundin grad vielleicht so aussieht. Das ist bei der sowieso normal. Ihr passt zusammen, was das betrifft.“
 

John sah sie an. Er schwieg. Dann öffnete er langsam den Mund, als wolle er etwas sagen. Jedoch schloss er ihn wieder und Kitty fügte belustigend hinzu: „Wenn du demnächst wieder frei bist, kann ich dich vielleicht an Warren weitervermitteln.“ Der war mies, gegenüber Warren – gegenüber John tat es ihr nicht leid. Aber es musste einfach sein und der blonde Engel würde das hoffentlich niemals erfahren. Er war wirklich lieb und nett, aber er war eben zum falschen Zeitpunkt in ihr Leben getreten.
 

John zuckte gleichgültig mit den Schultern und meinte dann entschieden: „Flittchen.“ Er nickte leicht, als ob er damit seine Worte bestätigen wollte und grinste dann: „Achja.. der war mies. Mir machts nichts aus. Ich bin ja das Teufelchen hier, aber Engelchen ist sensibel. Also aufpassen ja.“ Seine Worte klangen mahnend, auch wenn Kitty ganz genau wusste, dass er es nicht ernst meinte. „Cold Blooded Bitch.“ Er drehte sich um und ging los.
 

Kitty war nun nur noch wütender. Er sagte ihr, sie sei ein Flittchen? Hatte er sich sein eigenes Leben schon einmal angesehen. „Ich bin also ein Flittchen, ja?“ Sie wusste, sie würde noch bereuen, was sie tat, doch die Braunhaarige packte ihn am Arm und zog ihn entschieden zu sich zurück. Im gleichen Zug zog sie ihn ziemlich nahe an ihr Gesicht. „Sicher?“ Sie musterte sein Gesicht. Diese Augen.. Kitty blinzelte, nur um zu verhindern, dass sie sich darin verlor.
 

John schien sichtlich überrascht über das, was sie gerade tat. Er musterte ihr Gesicht ebenfalls und nickte dann eher zögerlich.
 

„Na dann.. darf ich ja endlich..“ Kitty beugte sich weiter vor, bis nur noch Millimeter zwischen ihren Lippen waren. „Das tun, worauf ich schon mein gesamtes Leben warte und wonach ich auch gelebt habe und ohne das ich sicherlich nicht weiterleben werden kann.“ Jetzt musste er merken, dass sie ihn gerade verarschte. Kitty biss leicht auf seine Lippe, küsste ihn jedoch nicht und liess ihn dann los. John blinzelte verdutzt
 

„Erstens, ich bin kein Flittchen. Zweitens, ich habs nicht nötig dir hintherzurennen.. wieso auch? Hast du dir Lance mal angesehen.“ Kitty klang schwärmerisch und fügte hinzu: „Drittens, das war kein Kuss, nicht dass ich morgen sowas in der Art höre und viertens, Ich liebe dich auch, Schatz.“ In Kitty sah es ganz klar nicht so selbstsicher aus, wie sie gerade tat. Diese Sache hatte sie Überwindung gekostet, schliesslich war das eigentlich überhaupt nicht ihre Art – Leute so zu verarschen. Aber er hatte es verdient. Aber sie war es auch nicht gewohnt, so etwas zu tun und deshalb schon ziemlich froh, dass es so glatt gegangen war und er wohl nichts von ihrer Nervosität und ihrem Herzklopfen bemerkt hatte.
 

John hatte immer noch kein Wort gesagt, weshalb Kitty sich die Freiheit heraus nahm, noch einmal etwas zu sagen: „Ausserdem hattest du recht, vielleicht hätten wir auf der Bank und auf deiner Jacke sonstwas gemacht, und dann hätten wir es sogar noch absichtlich gemacht, damit du dich darüber ärgern kannst. Und Flittchen ist dafür die falsche Bezeichnung, ich nenne es moderne Frau von heute und dich nenne ich eingebildetes, notgeiles Arschloch mit viel zu grossem Ego.“ Wohouw der war gut, Kitty jubelte innerlich. Jetzt eine elegante Drehung und abdampfen. Doch Kitty blieb stehen und meinte: „Und Jubilee wird das auch bald erkennen, nicht, weil ich es ihr sage – das würde ich nie tun, denn ich bin nett – aber weil es einfach offensichtlich ist. Und am Ende bist du allein, wie immer und ich hab Lance. Alles gecheckt oder muss ich dir das irgendwo aufschreiben, dass du nicht auch noch in unser nächstes Date platzt oder vielleicht ins Zimmer, wenn wir Sex haben?!“ Kitty hatte sich richtiggehend hineingesteigert. Aber die Wut auf John hatte sich über die Tage, Wochen.. oder besser einfach Jahre angestaut. Er hatte sie so oft wegen irgend welchen Dingen aufgezogen. Anfangs, weil sie der Nerd gewesen war – jetzt war sie das irgendwie nicht mehr, jetzt war sie die, die einfach alle mochten und die irgendwie auch gut bei Typen ankam.
 

John sah sie an und begann dann langsam zu grinsen. Kitty legte den Kopf schräg. Sie wusste wirklich nicht, was er an ihren Worten so witzig fand. Er versuchte das ganze wohl einfach zu überspielen. John hingegen meinte, während er sich eine neue Kippe ansteckte bestimmt: „Dazu wird’s niemals kommen.“ Er nickte ihr zu und drehte sich dann um, und ging diesmal wirklich.
 

Zurück liess er eine etwas verwirrte Kitty. Sie fragte sich, was er mit ‚Dazu wird’s niemals kommen‘ genau meinte. Meinte er damit, dass er niemals ins Zimmer platzen würde, wenn sie und Lance Sex hatten, oder dass er es niemals checken würde, oder sonst irgend etwas?
 

Und Kitty wusste bis heute nicht, was er damit eigentlich genau gemeint hatte. Aber irgendwie hatte er, was alle Dinge, die ihr spontan darauf einfielen recht behalten. Kitty schüttelte leicht den Kopf. Irgendwie musste sie schmunzeln, als sie an diesen Tag dachte. Es war im Sommer gewesen. Sie bemerkte einen Feuerballen, der vor ihr schwebte und drehte den Kopf schnell herum. John sass neben ihr. Der wirkliche John. John Allerdyce. Oder neu Allerdyce-Cole. Wie man eben wollte. Gesucht von allen, vermisst von allen, alle waren besorgt um ihn, sie auch, er war ein Mörder. Kitty fielen tausend Dinge dazu ein doch eines war immer im Hintergrund: Er war ein eiskalter Mörder.
 

Kitty lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie fragte sich, wie lange er schon hier sass, aber er schwieg weiterhin und starrte stur gerade aus. Kitty sah ihn weiterhin an und drehte denn den Kopf dem Feuerball zu. Sie starrte in die ruhigen Flammen, wohl wissend, dass sie nur so ruhig waren, weil er sie ruhig hielt. „Was meintest du eigentlich mit ‚Dazu wird’s niemals kommen‘?“ Fragte sie urplötzlich und wahrscheinlich würde er keinen Zusammenhang erkennen.
 

John lachte leise auf. „Die Schaukelgeschichte vom Sommer huh?“ Kitty sah ihn überrascht an. Wieso wusste er das noch? „Kitty.. wer bin ich?“ Er sah sie mit einem dämlichen Grinsen an und meinte schliesslich: „Das war natürlich auf den Sex bezogen, auf was sonst? Ich bin ja ein eingebildetes, notgeiles Arschloch, du Flittchen.“ Seine Erinnerung war ausgezeichnet. Kitty im Gegensatz dazu, hatte diese Geschichte eigentlich eher verdrängt, da ihr ihr Verhalten ihm nachhinein doch peinlich gewesen war. Sie schwieg und John meinte: „Ich hab dich übrigens nur Flittchen genannt, weil ich sehen wollte, wie sehr man dich damit auf die Palme bringen kann. Ergebnis: Extrem.“
 

Kitty musste leise auflachen. Er war immer noch der Idiot von damals. Irgendwie hatte er sich nicht verändert. Duncans Wimmern kam in ihren Kopf. Eine innere Stimme schrie förmlich: Mörder! So laut, dass Kitty zusammenzuckte. Sie begann merklich zu zittern und meinte schliesslich: „Wieso John.. wieso hast du ihn getötet?!“ Sie drehte ihren Kopf zum Feuerteufel. „Verdammt! Das hatte selbst Duncan nicht verdient. Er war ein Arschloch, ja, aber du bist auch ein Arschloch, keiner geht deswegen hin und bringt dich um.“ Irgendwie hatte das Argument was, obwohl sie über ihre Worte gar nicht gross nachgedacht hatte.
 

„Verdammt!“ John brüllte dieses Wort. Kitty sah ihn aus grossen Augen an, als er lautstark meinte: „Ich hab dir bereits am Telefon gesagt, dass ich darüber nicht reden will! Und es heisst immer noch Pyro!!“ Der zweite Satz war noch lauter als der erste. Kitty rutschte automatisch etwas von ihm weg. Irgendwie klopfte ihr Herz gerade ängstlich. Er machte ihr Angst. Dieses neue etwas, was man in seinen Augen deutlich lesen konnte, es machte Angst.
 

Kitty erinnerte sich an die Geschichte mit der Schaukel. Sie hatte ihm Paroli geboten und das musste sie nun auch wieder. Sie biss sich auf die Lippen und brauchte dann doch etwas mehr Mut um langsam zu sagen: „Wer bist du?! John würde mich gut genug kennen um zu wissen, dass ich nicht einfach schweigen kann.. wenn du..“ Kitty brach ab, ihre Stimme war brüchig. Sie weinte nicht, wegen Duncan, sondern vielmehr wegen der Tatsache, dass John zu so etwas fähig war und einfach, weil er den Blondschopf einfach so getötet hatte. Man tötete niemanden einfach so, auch nicht, wenn dieser einem das Leben buchstäblich zur Hölle gemacht hatte.
 

„Wer ich bin?“ Jetzt klang die Stimme eiskalt und das Lachen daraufhin klang dreckig. Seine Augen blitzen auf als er meinte: „Ich bin Pyro, John.. St.John.. Jonathan, Blaze.. Idiot.. wähl dir einen Namen aus, der dir gefällt, es gibt viele, aber ich sag dir einen, der wirklich passt.“ Kitty sah aus den Augenwinkeln zum Flammenball. Die Flammen loderten schnell und wild und passten sich damit seinen Worten an. „Ich bin der Teufel.“ Diese Worte waren nur noch gehaucht, was sie aber sehr viel überzeugender rüber brachte, als wenn John sie gebrüllt hätte.
 

Kitty schauderte bei diesen Worten. Sie wischte sich energisch über die Augen, um die Tränen weg zu bekommen. Dann wandte sie sich langsam ab und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Wie konntest du nur..“ Das konnte doch nicht John sein. Nicht ihr John. Obwohl er dem Wort Teufel mit dem, was er so getan hatte doch schon ziemlich nahe gekommen war.
 

John zog sie langsam zu sich. Kitty liess ihn gewähren, obwohl sie sich wohl besser dagegen gesträubt hätte „Ganz einfach.. es ist mir egal.“ Er grinste teuflisch. Kitty sah ihm in die Augen, und erinnerte sich genau daran, wie er ihr diese Worte schon einmal gesagt hatte... Es war nur einige Tage nach der Sache bei der Schaukel passiert...
 

“Soooo bitteschön, Maus.“ Trällerte Jubilee und hielt Kitty die Schüssel Popcorn hin. „Iss und werde gefälligst fett.“ Eine äusserst nette Aufforderung. Kitty verzog den Mund und nahm schliesslich eine Handvoll aus der Schüssel. Wirklich einladend, Jubilee wusste, wie sie einem überzeugen konnte. Jubilee liess sich ebenfalls auf die Couch fallen, auf die sich bereits Lance und Kitty, dazu noch Kurt gequetscht hatten. Auf der Couch daneben sassen Warren und daneben Rogue. Gerade noch ohne Bobby, da dieser gerade den Fernseher für den DVD-Abend vorbereitete. Man hatte sich nach einigem Gezanke auf Titanic ‚geeinigt‘. In Wirklichkeit hatte Jubilee John angedroht, ihn die nächsten Wochen auf Abstand zu halten – Sprich No Sex – falls er nicht für den Film stimmen würde und Kitty hatte Lance mit etwas klimpern mit den Augen davon überzeugen können. Deswegen waren Bobby, Kurt und Warren überstimmt worden und nun mussten die Jungs sich gezwungenermassen den Schmalzfilm ansehen. Genauso begeistert wirkten sie über diese Tatsache auch.
 

Einzig und alleine John fehlte, was Kitty eigentlich auch ziemlich recht war. Sie lehnte sich leicht an Lance, welcher den Arm um sie legte. „Boah.. wo bleibt mein bescheuerter Freund?!“ Jubilee schimpfte wie immer über John, das tat sie doch immer. Kitty konnte darüber nur müde schmunzeln und kuschelte sich mehr an Lance.
 

„Der verzichtet wohl auf sRumgeknutsche mit dir. Liegt aber wohl nich am Film, sondern an dir.“ Kommentierte Lance unverschämt. Jubilee holte aus und gab ihm eine Kopfnuss. Ausserdem funkelte sie ihn bitterböse an und fauchte:
 

„Weißt du, wenn du nicht mit Kitty..“
 

„Lass es.“ Kitty winkte ab und richtete sich auf, sodass sie zwischen den beiden sass und diese nicht mehr zanken konnte. „Er meints nicht so.“ Versuchte Kitty ihre beste Freundin zu beschwichtigen.
 

Lance lachte leise auf. „Doch, genau so wie ichs gesagt habe.“ Bestätigte er. Kitty gab ihm mit ihrem Ellbogen einen stoss in die Seite, aber so, dass Jubilee das nicht sehen konnte. Diese hatte begonnen, wie wild Popcorn in sich hinein zu Futtern.
 

„Shhht, der Film geht gleich los.“ Meinte Bobby und kam damit wirklich zu richtigen Zeit. Er schaltete das Licht aus und wählte in der Kapitelwahl das richtige aus. Dann liess er sich neben Rogue nieder und legte den Arm um sie. Der Film begann langsam. Die alte Frau sah fernsehen und erinnerte sich dabei an die Titanic und das war dann die Einleitung – der langweiligste Teil sozusagen – Für die Jungs war natürlich der ganze Film langweilig, aber wer das hier öffentlich zugab, der wurde gelyncht.
 

Gerade noch rechtzeitig, bevor die Einleitung ganz zu Ende war und man mit der Kamera in die Vergangenheit reiste, stiess John zu der kleinen Gruppe. „Ach.. wie nett, dass ihr auf mich wartet.“ Bemerkte er sarkastisch – obwohl natürlich klar war, dass es ihm wahrscheinlich überhaupt nichts ausmachte, musste er darauf anspielen.
 

„Klappe halten und hinsetzen!“ Knurrte Kitty und bemerkte nun mit Schrecken, dass sie neben Jubilee sass und John natürlich nichts besseres zu tun wusste, als sich direkt zwischen die beiden Mädchen zu quetschen. Das brachte Kitty automatisch dazu, noch näher zu Lance zu rutschen, auch wenn trotzdem überhaupt kein Platz zwischen ihr und John blieb, da dieser sich natürlich umso breiter machte.
 

John lehnte sich zu ihr rüber – dazu brauchte er sich nicht gerade wirklich anzustrengen, da sie wie gesagt ziemlich nahe beieinander sassen. Dann hauchte er ihr leise zu: „Angst, ich könnte dir den Abend mit deinem Loverboy verderben, was Flittchen?“ Er grinste. Kitty rollte mit den Augen und beschloss, ihn einfach zu ignorieren. Sie antwortete nicht einmal und lehnte sich demonstrativ zu Lance rüber und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Dieser wunderte sich darüber zwar, aber dass ihre Zuneigung ihm gefiel, konnte er nicht leugnen. Aber Kitty konnte es dabei natürlich nicht lassen, ab und an trotzig zu John zu blicken. Dieser schien sie nach dem Kuss auch zu ignorieren und hatte seinen Blick stur auf den Film gerichtet, irgendwie keinen Bock darauf, jetzt schon mit Jubies rum zu knutschen.

Der Film war eine zeitlang gelaufen. Jack hatte Rose getroffen, Rose mochte Jack, Jack mochte Rose, die beiden konnten einander nicht widerstehen. Das übliche BlaBla, was doch eigentlich alle auswendig wussten. Kitty hörte John neben sich einige Male genervt seufzen, Lance hörte sie nur schnarchen. Na ganz klasse, ihr Date war eingeschlafen. Der Höhepunkt des Abends..
 

..sollte noch kommen.
 

Die kleine ‚Sex-Szene‘ im Wagen, schien die Lebensgeister in John zurückzuholen und er meinte zu Kitty: „Erinnert ich irgendwie an uns.“ Kittys Kopf fuhr herum. WAS?!!!!!!!!! Durch die ruckartige Bewegung wurde Lance leicht aus seinem Dösschlaf geweckt. Er murmelte etwas und blinzelte. Kitty sah John kurz kühl an und schüttelte dann den Kopf. Sollte er das Jubilee sagen, aber nicht ihr. Sie wandte ihren Blick wieder zum Bildschirm, doch John hatte seine Chance blitzschnell gewittert, den Abend ein wenig aufzupeppen.
 

„Wisst ihr was.. Irgendwie fühl ich mich wie Jack.“ Stellte er in den Raum und hatte somit – da Rose und Jack sich ja sowieso gerade vergnügten und eigentlich jeder darauf gewartet hatte, dass es endlich weiter ging – die Aufmerksamkeit aller. Kitty starrte weiter auf den Bildschirm. Lance schmatzte verschlafen und drehte den Kopf zu John. Jubilee hatte ihren Kopf auf Johns Brust gelegt gehabt und hatte schon jetzt angefangen zu weinen. Sie sah langsam zu ihm hoch. Bobby und Rogue konnten sowieso nichts anderes machen, als einander im Arm halten und Warren und Kurt waren sowieso irgendwie fehl am Platz, ohne Partner.
 

„Ja, echt.. ich meine.. obwohl Rose alle haben kann, wählt sie mich.“ Keiner kapierte, worauf er eigentlich hinaus wollte und auch wenn die Szene inzwische vorbei war, hatte er damit alle neugierig gemacht. Das Grinsen in seinem Gesicht hätte Kitty schlimmes ahnen lassen, doch sie sah ihn nicht an. Als einzige starrte sie weiter auf den Bildschirm, fest davon überzeugt, dass ignorieren einfach die beste Taktik war.
 

„Ich meine.. obwohl Kitty euch alle haben könnte, am Ende hat sie doch mich geküsst.“ BAMM! Kitty bereute ihre Aktion von vor einigen Tagen. Irgendwie hatte sie doch da schon gewusst, dass sie das verfolgen würde. Da machte sie einmal etwas Selbstbewusstes und er zahlte es ihr auf genau diese Weise heim. Arschloch. Keiner wagte zu Atmen. Kitty schwitzte Blut und hatte ihn am liebsten mit Gewalt zum schweigen gebracht.
 

Und John holte wirklich zum rundum Schlag aus. Er wusste einfach zu viel. „Ich meine, da hätten wir Nummer eins, der Loverboy. Ihr neues Lieblingsspielzeug Lance, sie spielt mit dir, aber ihr seid nicht zusammen, nech?“ John grinste Lance zu. Kitty konnte spüren, wie dessen Muskeln sich anspannten und versuchte unauffällig etwas von ihm weg zu rutschen, was sie nur näher an John brachte und dieser legte grinsend den Arm um sie. Kitty erstarrte.
 

„Und damit kommen wir zu Nummer zwei, schüchterner Junge. Neu an der Schule, fällt auf ihre ich-bin-immer-hilfsbereit-und-freundlich-Masche rein. Und der Gewinner ist: Warren Warrthington, wir kennen ihn alle als süssen Engel und versuchen ihn in die Gruppe zu integrieren. Kitty hat das wohl noch etwas zu wörtlich genommen. Und seine Frage um ein Date schlägst du einfach ab.. mies.. böse.. fies.“ John drehte den Kopf zu Kitty. Jubilees Blick war mörderisch. Kitty schloss einfach die Augen und wünschte sich, dass es gleich vorbei war. Warren wurde rot wie eine Tomate.
 

Kitty spürte, wie Lance sich langsam von ihr löste und aufstand, sodass sie nun ganz in Johns Armen lag, der sie zu sich zog. Ziemlich besitzergreifend. „Hör auf damit.. Bitte hör auf..“ Hauchte Kitty leise, sodass nur John sie hören konnte. Sie konnte ihn nur leise lachen hören. Er würde nicht aufhören.
 

„Ich soll damit aufhören? Ou.. sie weiss also, dass da noch mehr kam.“ Kitty machte sich gar nicht die Mühe, sich aus seinem Griff zu winden. Sie hielt ihre Augen geschlossen und konnte hören, wie eine Tür ging. Entweder Lance oder Warren hatte den Raum verlassen.
 

„John, du bist ein Idiot! Warren ist nicht der Typ, der sowas verträgt, das kannst du vielleicht mit Lance machen – er verdients – aber nicht mit unserem Engelchen.“ Konnte Kitty Jubilee ausrufen hören und der Bewegung die durch John ging und die sie deswegen auch spürte nach zu urteilen hatte Jubilee ihn gerade geschubbst. „Und wieso hast du mir nichts davon erzählt, Kitty?!“ Es klang sowas von vorwurfsvoll. Kitty wagte immer noch nicht, die Augen aufzutun.
 

„Heyhey.. ganz ruhig. Wer hat denn gesagt, dass das schon das Ende war?“ Kitty haute gegen Johns Brust, einige Male, damit er damit aufhörte. Er sollte sein dämliches Maul halten. „Nummer drei ist der allseits beliebte Bobby.“ Spätestens jetzt würden bei Rogue die Alarmglocken angehen. „Er ist immer für alle da und wir lieben ihn doch alle, und für Kitty scheint er irgendwie auch da gewesen zu sein.“
 

„John.“ Zischte Bobby warnend, doch das würde den Feuerteufel kaum davon abhalten, weiter zu sprechen. Kitty versuchte aufzusehen. Sie musste hier raus, doch John hielt sie zurück und behielt stattdessen weiter den Arm um ihre Schultern. Er agirte gerade wirklich besitzergreifend. Kitty konnte nicht anders, sie musste die Augen öffnen und erblickte Jubilee, die mit verschränken Armen neben der Couch stand. Rogue, die Bobby fragend und zugleich schon leicht angesäuert ansah. Bobby, der einfach nur den Kopf schüttelte und Kurt, der versuchte so zu tun, als ob er nicht hier wäre. Lance stand etwas abseits und hatte sich von ihnen weggedreht. Also war Warren zuvor aus dem Raum gegangen. Kitty biss sich auf die Lippen.
 

„Wie war das mit deiner Geburtstagsparty letztens? Als dir angeblich schlecht war.. wer hat da nach dir gesehen?“ John drehte sich zu Kitty um und wusselte ihr spielerisch durch die Haare. „Unsere allerseits hilfsbereite Miss Pryde und als Bonus gabs einen Kuss. Lag aber dran, dass sie zu viel intus hatte, nech?“ Prompte Reaktion: Rogue verpasste Bobby eine Ohrfeige – bitterer Beigeschmack dabei war, dass sie keine Handschuhe anhatte.
 

Dann sprang sie genervt und wütend auf. Ihr Blick traf Kitty. Blanke Wut schlug ihr entgegen, Rogue musste nicht einmal etwas sagen. Doch sie meinte kaltschnäuzig: „Flittchen.“ Kittys Augen weiteten sich, hatte sie John jetzt das Wort geklaut oder wie? Rogue blieb stehen, ihre Fäuste waren gefährlich geballt. Bobby griff nach ihrer einen Hand, um sie zu beruhigen, doch sie packte seine und hielt sie zwar nur kurz fest, doch Bobby liess sie freiwillig röchelnd los.
 

John drehte den Kopf zu Kitty und lehnte ihn an ihre Stirn. Er hauchte ihr zu: „Keine Sorge, Jacki beschützt seine Rosie.“ Er zwinkerte ihr zu. Kitty schnaubte. Als ob sie einen Beschützer brauchen würde.. obwohl.. Rogue wirkte wirklich ziemlich gefährlich.
 

„Sorry Rogue, liegt wohl einfach daran, dass Drake es satt hat, sich meine Jungfraukommentare anzuhören. Da hat er mal den ersten Schritt dagegen unternommen.“ John zuckte mit den Schultern. Rogue ballte ihre Hände so sehr, dass sich ihre Nägel ins Fleisch schnitten. Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen, doch Kitty wusste einfach, dass das jetzt wohl leider noch etwas kommen würde. Kurt sollte sich gefälligst wegteleportieren. Kitty flehte inständig, dass John die Klappe halten würde, aber nein, die Gnade besass er nicht.
 

„Ey, warte noch Don’t-Touch-Lady, das Finale kommt noch. Das willst du doch nicht verpassen.“ Kitty hätte ihn schlagen können, aber dazu war sie nicht einmal mehr fähig. In ihr war eine Mischung aus Wut, Verzweiflung, Scham und was sonst noch alles zusammen kam. Nebenbei lief hübsch der Film ab. Jack und Rose inzwischen auf dem Schiffdeck. Gerade rannten sie nur ziemlich aufgescheucht zwischen vielen aufgescheuchten Statisten durch. Keiner achtete mehr darauf.
 

„Dann haben wir noch jemanden in diesem Raum, der einen Narren an unserem Kätzchen gefressen hat und ehrlich Leute, ich will eigentlich gar nicht wissen, wie viele auch noch auf sie stehen. Aber unsere Nummer vier bestätigt auf jeden fall die Regel, dass Typen und Girls einfach keine besten Freunde sein können.“ John machte eine ausholende Bewegung in Richtung Kurt, die an einen Showmaster in einem Zirkus erinnerte. Irgendwie passend.
 

„Ich hasse dich, Arschloch!“ Knurrte Kitty leise. Denn sie wusste, dass Kurt sowas von sensibel war und das John damit eigentlich genau das schlimmste anrichtete. Der blaue Fussel sah aufgeschreckt zwischen den anderen hin und her. Er war es nicht gewohnt, wenn die gesamte Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war.
 

„Was denn? Ich will nur, dass hier nicht mehr immer alle Geheimnisse voreinander haben. Jetzt fühlt ihr euch sicher alle besser.“ Kitty schüttelte nur den Kopf. Er hatte mit einem Streich alle getroffen und was das absolut schlimmste daran war, war ja, dass er sie auch noch dazu benutzt hatte. Er spielte wieder einmal und riskierte dabei sämtliche seiner Freundschaften – hatte sie zu Beginn gedacht – doch langsam erkannte sie, dass er nicht mit seinen Freundschaften, sondern mit ihren spielte. Ihn würde das ganze kaum betreffen, da er immer alles hübsch auf sie bezogen hatte, was hiess, die ganze Wut aller zusammen und die ganze Enttäuschung würde sie treffen. Er war durchaus geschickt vorgegangen, das musste sie ihm lassen. Arschloch!
 

„Naja.. jetzt versteht ihr ausserdem auch alle den Vergleich mit Jack, nech? Weil vor einigen Tagen.. Lance.. als du gegangen warst.“ Lance fuhr herum, er wusste sofort, wovon John sprach. „Die olle kitschscheisse mit der Schaukel. Das wollte Kitty alles nicht. Sie wollte euch alle nicht, ich mein, sonst hätte sie mich ja wohl kaum geküsst.“ Er liess seine Zähne aufblitzen. Einzig jetzt riskierte er seine Beziehung zu Jubilee. Doch Kitty sah zu der Halbasiatin und war sich sicher, wenn John ihr irgend etwas vorschmalzte, würde sie ihm bedingungslos verzeihen. Sie hing an ihm, oder besser daran, einen besonders heissen Freund zu haben. Was das betraf war sie ziemlich oberflächlich und da John das wusste, konnte er sich so etwas auch leisten.
 

Schweigen. Rogue bebte vor Wut. Ein Bamfen und Kurt war verschwunden. Bobby hatte den Kopf in die Hände gestützt. Jetzt bereute er garantiert, John davon zu erzählen und Lance sah ziemlich sauer aus. Und Jubilee schien noch nicht ganz sicher, was sie davon halten sollte. Ob sie lachen sollte oder besser brüllen. Kitty wusste aber genau, dass John nichts davon wirklich treffen würden. Er war, was das betraf einfach zu abgebrüht und unnahbar.
 

John packte die Schüssel Popcorn, die vor ihm stand und hielt sie Kitty hin: „Damit du fett wirst.“ Erklärte er. Kitty stiess die Schüssel genervt von sich weg. Sie wollte die anderen gar nicht ansehen. „Na gut, dann nicht.“ Der Feuerteufel schob sich etwas davon zwischen die Zähne und sah wieder zum Bildschirm. Als würde ihn das alles eigentlich gar nichts mehr angehen. Sein Blick lag jedoch immer noch um Kittys Schultern, er hielt sie bei sich. Er wusste, dass es jetzt am besten würde. Amüsant für ihn, beschissen für sie. „Ou, ich bin eben gestorben.“ Stellte er trocken fest, als Jack die Augen schloss.
 

„Dafür werde ich sorgen.“ Fauchte Bobby.
 

„Halt die Klappe!“ Reagierte Rogue sogleich und streckte ihre Hände in ihre Richtung. Sie rauschte aus dem Raum.
 

„Rogue, nein!“ Rief Bobby und wollte ihr hinterher rennen. Doch sei drehte sich um und streckte ihm ihre Hände erneut entgegen.
 

„Wehe du wagst es, mir zu folgen!“ Brüllte sie und knallte die Tür hinter sich zu.
 

„John du bist das letzte!“ Fauchte Bobby.
 

„Ey.. Drake, du bist leider selbst Schuld, ich dachte nur, ich müsste euch alle mal wieder näher aneinander bringen..“ John zuckte mit den Schultern.
 

Bobby schnaubte nur noch und ging dann ebenfalls aus dem Raum.
 

„War das nötig?“ Jubilee sah John an und legte den Kopf schräg. Zu Kittys Entsetzten spielte sie damit nicht einmal darauf an, dass sie John angeblich geküsst hatte.
 

„Jubes.. ich.. ich hab ihn nicht geküsst. Er ist ein verdammter Lügner.“ Brachte die Braunhaarige stotternd hervor und spürte daraufhin Johns Hand auf ihrem Mund. Wütend wischte sie sich seine Hand aus dem Gesicht.
 

John flüsterte ihr leise zu: „Das bringt sowieso nichts... geniess es doch einfach. Is doch witzig. Ich hab den langweiligen Kitschfilm nur mit etwas Action aufgepeppt.“ Kitty drehte ihm den Kopf zu. Sie legte den Kopf leicht schräg. Bildete er sich etwa ein, dass ihr so etwas gefiel. Glaubte er wirklich, dass sie so war, wie er und solche Dinge gerne tat. Er schien wirklich von ihr zu erwarten, dass sie das genoss. Kitty schüttelte nur leicht den Kopf, gerade behandelte er sie wirklich, als ob sie beste Freunde wären.
 

Jubes machte eine abwehrende Handbewegung und meinte: „Habe ich auch nicht geglaubt und wenn, hattest du eh deine Gründe. Lance.. tust du mir einmal den Gefallen und siehst nach Bobby.. bitte? Ich werde versuchen, Rogue zu beruhigen.“ Ein Blick zu Kitty. „Wär nicht grad super, wenn sie das übernimmt. Ausserdem werde ich nachher Kurt suchen und du bitte Warren.“ Sie sah zu John. „Und sowas ist mein Freund.“ Murmelte sie, rollte mit den Augen. John grinste, als ob ihn das überhaupt nicht interessieren würde und hatte den Blick wieder auf den Fernseher gerichtet. Kitty versuchte möglichst viel entschuldigung in ihren Blick zu packen, als Jubilee sich ihr zuwandte: „Und ich dachte wirklich, du würdest mir alles erzählen.. Tja.. das zeigt mir, wie wichtig ich dir doch bin.“ Es klang einfach nur enttäuscht. „Aber eins sollst du wissen, ich hab dir immer alles erzählt, egal wie peinlich es war.“ Die Halbasiatin drehte sich um und verliess ebenfalls den Raum. Lance war schon lange verschwunden und hatte sich wohl wirklich auf die Suche nach Bobby gemacht.
 

Das Timing für das Ende des Films war passend. Gerade lief der Abspann mit der Titanic Musik von Celin Dion. John lachte leise vor sich hin. „Der Film war wirklich mal gut und so... real, die Spannung war wirklich greifbar und die Acitonszenen.“ Damit meinte er wohl Rogue und Bobby. „Waren auch ausgezeichnet, auch die Effekte und alles..“ Kommentierte er und drehte den Kopf dann zu Kitty, als wolle er ihre Meinung dazu abfragen.
 

Kitty sah ihn jedoch einfach nur an und schüttelte dann langsam den Kopf. „Sag mal.. bist du so kalt oder einfach nur so gestört, dass du nicht kapierst, was du da gerade angerichtet hast? Das war nicht witzig, John! Das war verdammt scheisse, und weißt du was ich das härteste am ganzen Finde.“ John hatte inzwischen den Kopf weggedreht und sah wieder auf den Bildschirm, obwohl dort längst nichts mehr lief.
 

„Ich fand die Darsteller ja auch klasse.“ Fügte er hinzu und tat dabei so, als hätte er überhaupt nicht gehört, was Kitty gesagt hatte.
 

„Hey.“ Kitty packte ihn am Kinn um seinen Kopf rumzureissen, was sie auch unsanft tat. „Die Härte find ich, dass du das Bobby antust. Er ist dein bester Freund, man.“ Selbst merkte sie gar nicht, wie fest sie wohl zugepackt hatte. John selbst verzog auch keine Mine und statt sich loszureissen näherte er sich ihrem Gesicht. Kitty wollte eigentlich zurückweichen, das hätte aber nicht zu dem gepasst, was sie gerade darstellen wollte – Selbstbewusstes Mädchen – darum liess sie es.
 

„Och.. hast wohl Mitleidl mit ihm huh?“ John grinste nur leicht und meinte dann: „Hast du nicht vielmehr Mitleid mit dir selbst, Kitten? Schätze, das gibt ziemlichen Ärger, auch wenn du es vielleicht anfangs nicht merkst, es wird brodeln und irgendwann.. Bumm.. Explosion.“ Er machte sich nicht die Mühe, sich aus ihrem Griff zu befreien. Er wollte ihr damit wohl deutlich zeigen, dass er das nicht nötig hatte.
 

Kitty sah ihn an. Senkte kurz den Blick. Irgendwie stimmte das ja auch. „Er ist trotzdem dein bester Freund..“ Sie brachte kurze Zeit, bis sie sich wieder traute, ihm in die Augen zu sehen.
 

„Weißt du.. ich halte nicht viel von festen Bindungen. Weder Freundschaft, noch Liebe.. liegt nicht an den anderen, sondern an mir. Jeder, der sich auf mich einlässt wird enttäuscht und todunglücklich oder redet ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr mit mir.“ John stockte kurz und fügte dann langsam hinzu: „Oder natürlich sie sterben, kam auch schon vor.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
 

Jetzt sah Kitty ihn sprachlos an. Wie konnte jemand so etwas so gleichgültig sagen. Und wenn sie mehr darüber nachdachte, waren seine Worte auch seltsam, vor allem das, was er ganz zum Schluss gesagt hatte. Sie wusste gerade nicht, was sie darauf erwidern konnte.
 

„Is besser so, glaubs mir. Ich bin gern ein Arschloch.“ John drehte den Kopf weg und gähnte. „Puah.. keine Ahnung.. obwohls eigentlich recht amüsant war, bin ich müde.. nacht Kitten.“ Er erhob sich und drückte ihr die Schüssel Popcorn, die kaum geleert worden war, mit den Worten: „Zum Fettwerden.“ In die Hände.
 

„Wie kannst du dabei so gleichgültig bleiben.“ Meinte Kitty leise und eher zu sich selbst als zu John. Jedoch hörte er sie wohl doch noch, bevor er aus der Tür war. Der Feuerteufel drehte sich zu ihr um und grinste leicht:
 

„Weißt du, lernst du, dass es besser ist, wenn dir alles Egal ist.. Also..“ ER lächelte etwas traurig und meinte: „Ist’s mir einfach egal.“ Und er war ein RiesenArschloch!
 

Kitty schlug die Augen auf und sah immer noch Johns Augen vor sich. Es waren sicherlich nur wenige Minuten vergangen. Irgendwie hatte sie damals gar nicht wirklich auf Johns Worte geachtet. Sie war zu sauer gewesen und hatte die nächsten Tage alles dafür getan, um die Clique wieder zusammen zu kriegen – John hatte ihn dafür den Orden Everybodys-favourite-Schleimer verliehen, was ihr aber so ziemlich am Allerwertesten vorbei gegangen war. Er war ihr am Allerwertesten vorbeigegangen, denn damals hatte sie geglaubt, dass er sie mit diesen Worten nur verarschen wollte – wie immer. Damals hatte sie nicht gewusst, was wirklich hinter diesen Worten gesteckt hatte. Jetzt wusste sie sehr viel mehr über ihn. Damals hatte sie ihn einfach ignoriert und nach ein zwei Wochen hatten sich die Wogen tatsächlich wieder geglättet.
 

Doch John hatte in praktisch allem Recht behalten. Es brodelte immer noch, das merkte man bei Bobby und Rogue. Warren redete nicht mehr wirklich oft mit ihr, wenn er nicht musste und Kurt vermied alle Themen, die auch nur in irgendwelcher Weise Liebe betrafen peinlichst. Nur Jubes schien gänzlich darüber hinweg.
 

Dazu kam, dass John irgendwie auch mit Jack und Rose recht gehabt hatte. Er Jack sie Rose – Klang irgendwie nach Märchen. Sie hätte jeden von den Jungs haben können und sie suchte sich ausgerechnet das grösste Arschloch aus. Ganz nebenbei spielte der wahrscheinlich nur wieder in krankes Spiel mit ihr.
 

„Ich bin nicht hier, um zu streiten, John.“ Stellte sie entschieden fest. „Obwohl wir das eigentlich immer tun.“ Fügte sie hinzu und musterte ihn.
 

„Dann rede nicht darüber.“ Gab er kalt zurück.
 

„Ich kann nicht nicht über sowas reden.“ Kitty klang verzweifelt.
 

„Dann müssen wir uns wohl streiten.“ John zuckte gleichgültig mit den Schultern und drehte den Kopf von ihr weg.
 

Kitty biss sich auf die Lippen. Blinzelte noch einmal und packte John dann, um ihn stürmisch zu küssen. Ganz egal, wer er war, und wie er sich verhielt, seine Küsse waren immer gleich. Ob er davon überrascht war, wusste sie nicht, aber er erwiderte, mindestens genauso stürmisch und gierig darauf, sie zu küssen und ihre Nähe zu spüren. Kitty liess ihn nicht mehr los. Schlang ihre Arme um seinen Hals und hielt den Kuss aufrecht. Die Kälte war verschwunden. Zwar waren seine Augen eiskalt, aber sein Körper schien zu glühen und in dem Moment in dem sie ihn küsste, spürte sie diese Wärme auf ihren Lippen und schlagartig bereitete sie sich über ihren gesamten Körper aus. Schlagartig, wie Herzschläge. Dodomm Dodomm. Wie seine Herzschläge. „Dir ist klar, dass ich dich hasse.“ Hauchte sie atemlos, zwischen einigen hastigen küssen.
 

„Jep und ich weiss aber auch, dass du mir trotzdem einfach nicht widerstehen kannst.“ Kitty biss ihm für diesen selbstgefälligen Kommentar auf die Unterlippe. „Du weißt, ich mags, wenn du wild bist.“ Schnurrte John und fuhr durch ihre Haare, hinter den Nacken. Kitty hätte schwören können, dass, wenn draussen nicht Grade unter Null gewesen wären, er sie auf der Stelle ausgezogen hätte und sie ihm sogar noch dabei geholfen hätte und sie miteinander geschlafen hätten. Wären sie in einem Hotelzimmer gewesen, oder sonstwo, wo man es ohne Kleider aushielt, ohne dass einem dabei etwas abfror.
 

Die Braunhaarige keuchte. Inzwischen hatte sie ihre Handschuhe abgestreift, warm genug war ihr sowieso nur schon durch die Küsse mit John. Ausserdem konnte sie ihn so besser spüren. Seine Haut, seine Wärme. Kitty fuhr ihm über die Wangen. Nur leichte Bartstoppeln waren auf der makellosen Haut ab und an zu spüren. „Also deswegen hast du mich angerufen.“ Kitty wollte sich längst von ihm lösen, aber sie konnte es nicht. Es war wie Magie obwohl sie genau wusste, dass da sicherlich keine übernatürlichen Dinge im Spiel waren sondern einfach nur Anziehung und vielleicht Liebe – Einseitig, Beidseitig oder gar nicht. John konnte das sicher auch nicht wirklich sagen.
 

John lachte leise – wobei er jedoch von Kittys nächstem Kuss unterbrochen wurde und murmelte schliesslich in den Kuss hinein: „Wieso sollte ich dich sonst anrufen?“ Schmeichelhafte Bemerkung. Kitty hätte ihn dafür schlagen können, aber sie war ja anderweitig beschäftigt. Der Schnee um sie herum, auch der, der noch auf der Bank gelegen hatte, begann langsam zu schmelzen. Kitty spürte die Wärme, die wie automatisch von John ausging und das von seinem gesamten Körper. Und das rief das ganze Phänomen hervor. Aber sie hatte sowieso nicht Augen dafür, sondern nur für ihn.
 

„Toll, du nimmst mir mein letztes bisschen Selbstwertgefühl. Vielen Dank.“ Spätestens jetzt hätte sie sich von ihm lösen müssen, doch immer noch ging es einfach nicht. John drängte sie langsam nach unten, sodass sie unter ihm auf der Bank lag. Weiterhin küssten sie sich ungehalten.
 

„Mach ich immer wieder gerne.“ Meinte er in diesem dämlichen gleichgültigen Tonfall, den sie hasste. Was liebte sie eigentlich überhaupt an ihm, wenn es doch so viel gab, dass sie hasste? Der gleichgültige Tonfall war nur eines, sein dämliches überhebliches Grinsen, seine verdammte arrogante Art und die Art und Weise, wie er sie von oben herab ansah. Schon witzig, sie war Wachs in seinen Händen, schmolz praktisch unter ihm hinweg – im wahrsten Sinne des Wortes war er heiss.
 

Kitty schloss die Augen, als er über ihren Hals küsste und ihr dabei den Schal langsam abschälte. Vor ihren Augen tauchte plötzlich Johns Bild auf. Mit funkelnden, magischen brauen Augen. Er grinste überheblich, dämlich, arrogant, von oben herab und drehte dann den Kopf von ihr weg. ‚Flittchen‘ Hörte Kitty in ihrem Kopf widerhallen. Er sagte es.
 

Klatsch. Kitty verpasste John eine Ohrfeige. Er schüttelte kurz den Kopf. Jetzt hatte sie ihn garantiert überrascht. Kitty keuchte, ihr war unglaublich heiss. Sie starrte ihn an, wollte ihn eigentlich von sich runter haben und hielt ihn im selben Zug trotzdem fest. Dummes Mädchen. Sehr dummes Mädchen. ‚Gott, Kitten bist du bescheuert.‘ Hörte sie Johns Stimme erneut in ihrem Kopf. Kitty schlug die Augen auf. Ihr Atem ging schnell, als sie erneut in eine Erinnerung versank. „Kitten bist du bescheuert?“ Fragte John, irgendwie irritiert. Er hatte definitiv nicht damit gerechnet.
 

Kitty hatte ihre Beine so angewinkelt, dass sie ihren Kopf auf ihre Knie stützen konnte. Die Arme waren darum geschlungen und sie wirkte wie ein kleines Paket. Ein kleines, schluchzendes Paket. Sie schluchzte und versuchte, es irgendwie so hinzubiegen, dass es am Ende aussah, als hätte sie nur ein wenig Sand in den Augen.
 

„Wieso weinst du auch immer gleich? Das war doch nur Spass. Du solltest mich langsam gut genug kennen.“ Eine vertraute Stimme drang an ihr Ohr – sie wünschte ihn auf den Mond, nein besser in ein schwarzes Loch, auf nimmer wiedersehen. Sie wollte ihn nicht hören und fuchtelte deswegen wohl auch wie eine wildgewordene Furie in seine Richtung.
 

„Verpiss dich bloss!“ Fauchte sie, und wurde dann von einem erneuten Weinkrampf unterbrochen, bei dem sie sowieso nur noch stottern und stammeln hätte können. „Lass mich einfach endlich in Ruhe.“ Es war eine Erinnerung, die etwas weiter zurück lag. Als sie sich noch nicht so wirklich gut kannten. Kitty musste 14 gewesen sein und John 15. John war erst seit einigen Tagen im Institut und da er mit Bobby in ein Zimmer gekommen war und sich die beiden irgendwie zu verstehen schienen, hing er immer mit diesem ab. Kitty hatte nicht einmal wirklich ein Wort mit ihm geredet und trotzdem hatte er sie zu seinem Lieblingsopfer gemacht. Und heute war er zum ersten Mal in der Schule gewesen und sie hatte ausgerechnet eine der schlimmsten Stunden mit ihm: Gesellschaftstanz, im Walzer, Foxtrott eben alles in dieser Richtung. Und Kitty war an der Schule nicht wirklich beliebt – oder besser, hatte sie bis jetzt niemanden wirklich an sich heran gelassen. Sie war eigentlich auch noch nicht lange hier, vielleicht zwei Monate, nicht mehr und sie war schüchtern, ein unglaublicher Schussel und für manche steckte sie ihre Nase wohl etwas zu oft in Bücher, sodass man sie als Streberin abgestempelt hatte. Somit war für sie niemals ein Partner da gewesen – da es eine ungleiche Anzahl Schülern gehabt hatte – und das hatte wiederum bedeutet, dass sie mit dem Lehrer tanzen musste. Und jetzt, da John dazu gestossen war – Er hatte das Fach eigentlich ja nur belegt, weil man dabei kaum etwas machen musste – ging es auf und er war zu ihrem Tanzpartner gemacht worden. Gezwungenermassen.
 

„Und verschwinde am besten wieder aus meinem Leben, wie du gekommen bist!“ Kitty sah auf. Ihre Augen waren tränenverschmiert. Wenigstens war sie nur ein wenig geschminkt gewesen, sonst wäre das Zeug auch noch verlaufen. Kitty sog ruckartig Luft ein und atmete einige Male aus. „Ich weiss echt nicht, wie Bobby es auch nur eine Sekunde freiwillig mit dir aushält.“ Sie vergrub ihr Gesicht wieder in ihren Händen. Erstens war ihr das peinlich und zweitens brauchte sie keinen John Allerdyce, der ihr Mitleid, das er für sie nicht hatte, vorgaukelte.
 

„Hey, jetzt gib mir nicht die Schuld daran, dass du so ein Nerd bist. Dafür kann ich doch wohl nichts.“ Verteidigte John sich, reichlich kläglich und tätschelte ihr vorsichtig die Schulter. Kitty fuhr hoch und machte Anstalten, ihn anzugreifen.
 

„Was ist an den Worten: Verpiss dich! Nicht zu verstehen? Soll ich vielleicht noch australischen Akzent zu machen, damit du dich wie zu Hause fühlst oder hast du sprachlich gesehen irgendwelche anderen besonderen wünsche?! Dann sag sie und ich sags dir und dann kannst du abhauen und mich bloss in Ruhe lassen.“ Kitty brach schon wieder in Tränen aus. Diese aber auch aus Wut und nicht nur aus Enttäuschung.
 

Es wurde ruhig. So ruhig, dass Kitty nach einiger Zeit glaubte, John sei gegangen. Sie blieb weiter sitzen und liess das, was vor kurzem passiert war noch einmal durch den Kopf gehen.. John und sie hatten also widerwillig miteinander tanzen müssen. Wobei er sich überhaupt keine Mühe gegeben hatte – war auch nicht verwunderlich. Und Kitty hatte es von Anfang an gehasst. Anfangs hatte sie noch versucht, mit ihm zu reden, doch er hatte sie eigentlich nicht beachtet, bis er plötzlich gemeint hatte:
 

„Langweilig nicht?“ Kitty sah zu ihm hoch. Er war nicht wirklich viel grösser, aber etwas eben schon. Ausserdem mussten sie gerade eher eng aneinander tanzen und entgegen Kittys Erwartung hielt er sie so vorsichtig und trotzdem so sicher, dass sie sich wie eine Vase vorkam, die er auf keinen Fall zerbrechen wollte. Kitty hatte eigentlich erwartet, dass er ziemlich grob sein würde oder sie überhaupt nicht festhalten würde.
 

Sie schluckte kurz, als sie seine Augen erstmals musterte. Sie waren braun. Das war ihr gar nicht aufgefallen. Sie hatte geglaubt sie wären grün. Aber sie waren braun. Und wie braun diese Augen waren. Man verlor sich darin. Kitty zuckte merklich zusammen, als sie bemerkte, dass sie über seine Augen nachdachte. John musste das gemerkt haben, denn er zog sie noch enger an sich und führte sie nun so, dass sie sich leicht wie eine Feder vorkam.
 

„Mhm..“ Meinte Kitty, irgendwie peinlich berührt und senkte dann wieder ihren Blick. Seine Augen waren schön, wenn sie ehrlich war. Er war irgendwie auch kräftig, oder sie war einfach nur ein Leichtgewicht. Denn er schien sie ohne Mühe halbwegs zu tragen. Obwohl man ihm das gar nicht ansah. Er war schlank, aber nicht aussergewöhnlich muskulös. Normal eben für jemanden, der sich kaum für Sport begeistern konnte.
 

„Du bist schweigsam was?“ Fuhr er fort. Kitty drehte wieder den Kopf nach oben und runzelte die Stirn. Wenn einer schweigsam war, dann ja wohl er. Oder besser gesagt, er konnte das gar nicht wissen, da er noch nie wirklich mit ihr geredet hatte.
 

„Schon möglich. Kommt immer auf die Person an.“ Gab sie desinteressiert und unnatürlich leise zurück. Was ging ihn das an? Er sollte sie bloss in Ruhe lassen. Kitty war von ihm bisher nur gewohnt, dass er sie wegen irgend etwas aufzog. „Du aber auch.“ Fügte Kitty trotzig hinzu und wandte dann wieder den Blick von ihm ab.
 

John lachte leise auf, Kitty lief dabei ein kalter Schauer über den Rücken. Er fuhr mit beiden Händen an ihre Taille und hob sie dann im Takt zur Musik hoch, drehte sich mit ihr und liess sie wieder zu Boden. „Woher willst du das wissen?“ Kitty landete erstaunlich sanft. Und sah dann langsam zu ihm.
 

„Daher, da du es scheinbar auch zu wissen scheinst.“ Kittys Stimme war weiterhin unglaublich desinteressiert und jetzt lag sogar noch etwas Kaltschnäuzigkeit darin. Das ging ihn überhaupt nichts an. Diese ganze Stunde war ihr unangenehm.
 

„War aber keine Feststellung sondern nur eine Frage.“ Erklärte er. Kitty sah ihn an und erkannte, was er meinte. Er hatte seine Feststellung als Frage formuliert, sie hatte es einfach fest bestimmt. Zugegeben, er hatte sie erwischt.
 

Kitty lachte gekünstelt und genauso auf wie er. Leise genug, dass niemand es hörte, ehe sie zuckersüss meinte: „Bemerkenswert, wie gut du mir doch zuhörst.“ Und wie um sich zu rächen – dafür, dass er ihr eigentlich immer auf die Nerven ging, obwohl er sie gar nicht kannte – trat sie ihm absichtlich auf die Füsse.
 

John blinzelte und sah auf sie herab. Nicht, weil er sehr viel grösser war als sie, sondern da lag dieser arrogante Ausdruck in seinem Gesicht und gleichzeitig drückte er sie so fest an sich, dass es weh tat. Kitty versuchte ihn sogleich, von sich weg zu drücken. „Das scheinst du ja nicht zu tun.“ Gab er ebenso kaltschnäuzig zurück, wie sie zuvor.
 

„Da gibt es nicht viel zuzuhören.“ Kitty schnappte nach Luft, er hob sie erneut in die Luft und sie strampelte, um wieder auf den Boden zu kommen. „Und jetzt lass mich los.“ Fauchte sie, diese Stunde lief ja klasse. Und ihr erster richtiger Eindruck von John war: Er war ein Idiot. Auch wenn diese Augen auf anderes hindeuteten, er war ein Idiot. Er war es nicht wert, sich weiter mit ihm zu unterhalten.
 

„Bist du bescheuert?“ Es war wohl nicht gerade angenehm für ihn gewesen. John liess sie unsanft auf den Boden, sodass Kitty beinahe umgekippt wäre. „Wenn du es versuchen würdest, wahrscheinlich schon.“ Kitty sah ihn, wegen der unsanften Landung empört an und riss sich damm von ihm los. „Hey, ich hab nur das getan, was du mir befohlen hast.“ Meinte er, als sie ihn wütend anfunkelte Langsam wurden die anderen auf sie aufmerksam, doch das war Kitty gerade egal.
 

„Wenn ich dir aber sage, du sollst aufhören, mir auf die Nerven zu gehen, dann tust du es nie.“ Kitty war lauter geworden. Sie verstand einfach nicht, weshalb er sie einfach so als Opfer ausgewählt hatte, ohne sich zuvor überhaupt mit ihr unterhalten zu haben. Kitty ballte die Fäuste. Die Paare um sie drehten sich bereits zu ihnen um.
 

„Vielleicht solltest du es einfach mal mit einem bitte versuchen.“ Erwiderte er ruhig und musterte sie.
 

Kitty schnaubte. Als ob er Ahnung von Manieren hätte. Er hatte keine Manieren, „“Ach wirklich? Jemand wie du braucht mir so etwas nicht zu sagen. Du.. du.. weißt du.. du bist ein arrogantes, überhebliches, selbstverliebtes, eingebildetes Arschloch. Und ich bin mir sicher, dass du keine Freunde finden wirst. Denn deine Art ist absolut ekelhaft!“ Autsch, ziemlich viele Adjektive. Kitty bebte, irgendwie war sie wütend. Inzwischen war ihnen die Aufmerksamkeit aller sicher.
 

Er sah sie kurz an und meinte dann trocken: „Bin ich.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen, als wüsste er nicht, was er sonst mit ihnen anstellen sollte und meinte dann: "Du bist dafür ein Nerd, Streber, wird mir sicher jeder in diesem Raum bestätigen und sein wir ehrlich: Wie viele wirkliche Freunde hast du in diesem Raum und auch sonst? Einen, zwei?“ Er grinste ihr zu. Arrogant. Kittys Augen weiteten sich und sie sah sich um, keiner wagte etwas zu sagen.
 

Er hatte Recht...
 

Kitty musste schlucken, aber nur, weil sie spürte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Er war verdammt schlagfertig und hatte es in nur einer Stunde geschafft, etwas zu finden, was sie wirklich verletzte. Kitty biss sich auf die Lippe. Ihre Augen wurden feucht und er begann vor ihr zu verschwimmen. Doch diese Freude würde sie ihm nicht machen. Kitty eilte an ihm vorbei, durch die anderen hindurch, welche liebend gern zur Seite wichen, aus dem Raum. Der Tanzlehrer sagte dazu nichts.
 

Kitty sah langsam auf und erblickte sein Taschentuch vor ihrer Nase. Es war irgendwie leicht angekokelt, aber die Verbrennung schien schon älter zu sein. Sie folgte dem Arm und blickte in Johns brauen Augen. Sie funkelten, obwohl sich auch sonst keine Regung in seinem Gesicht zeigte.
 

Kitte drehte den Kopf weg und fuhr sich genervt über die Augen, um die letzten Tränen wegzuwischen. „In Ordnung, nimm mir ruhig mein letztes bisschen Selbstbewusstheit.“ Murmelte Kitty und holte noch einige Male Luft. Sie war noch nicht lange im Institut – in ihrem alten Leben war sie ebenfalls die Streberin gewesen und hatte eigentlich auch lieber ihre Ruhe gehabt, weshalb ihr das egal gewesen war – aber auch im Institut hatte sie sich eher zurückgezogen. Bobby kümmerte sich liebevoll um sie. Rogue schien sie irgendwie nicht zu mögen und Jean und Scott waren sowieso nur mit sich selbst beschäftigt (zur Info: Zu dieser Zeit sind Jubes und Kurt noch nicht im Institut!). John hatte vollkommen ins schwarze getroffen.
 

„Ich bin schüchtern, unauffällig, ich mag es nicht, wenn man mich nicht in Ruhe lässt, alle halten mich für eine Streberin und ich habe.. keine Freunde.“ Kitty begann wieder zu weinen. Nicht, wegen der Tatsache, dass sie keine hatte – Bei Bobby war sie nicht sicher, ob er es aus Mitleid tat, oder aber wirklich mit ihr befreundet sein wollte. „Du hasts erfasst, ich bin ein Opfer ohne Freunde, jetzt verschwinde!“ Kitty konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Da lag so etwas in seinen Augen.
 

Doch dann schüttelte sie leicht den Kopf und wandte den Blick von ihm um gerade aus zu starren. Das Taschentuch beachtete sie nicht im geringsten. Tränen rannen weiterhin über ihre Wangen und sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe, diese wegzuwischen. Es war peinlich, vor allen hatte er das gesagt, was sie wusste und was jeder andere auch wusste. „Dann kann ich doch dein Freund sein.“ Meinte er leise und legte den Arm um sie.
 

Kittys Atem stockte, als sie so etwas von ihm hörte. Sie drehte ihren Kopf langsam zu ihm und sah ihn kurz an. Dann schüttelte sie einfach nur den Kopf. Er versuchte, sie zu verarschen. Sie spürte es. Sie lachte gekünstelt auf und stand auf. „Ja, sicher, Pyro.“ Meinte sie sarkastisch und ging.
 

Sie hatte ihn damals Pyro genannt, nur um ihn damit aufzuziehen, dass er nur Feuer kontrollieren, aber nicht erschaffen konnte. Irgendwie hatte er es als Codenamen genommen. Darüber hatte sie noch nie wirklich nachgedacht. Auch nicht darüber, dass das Angebot ernst gemeint gewesen sein könnte. Doch wenn sie jetzt so nüchtern darüber nachdachte, war es das wohl wirklich gewesen und es war all die Jahre so gewesen, dass sie ihn gehasst hatte, er aber eigentlich nur versucht hatte, sich ihr anzunähern. Kitty stockte bei dem Gedanken daran, war sie so bescheuert gewesen, das nicht zu merken? Vielleicht wusste er nicht, wie man es besser machte. Vielleicht wusste er nicht, dass er mit seiner Art genau das Gegenteil damit erreicht hatte.
 

Kitty schluckte. Nach dieser Sache war sie offener geworden und hatte sich tatsächlich wirklich mit Bobby angefreundet. Auch in der Schule schien sie schlagartig mehr Freunde zu finden, oder einfach Leute, die sich mochten und nett fanden. Und als Kurt an Institut kam, hatte sie sogar einen besten Freund gefunden. Und als Jubilee vor einem Jahr hierher gekommen war – Dann hatte nämlich das Gezoffe zwischen ihren Eltern begonnen und man hatte sie sozusagen aus allem raushalten wollen – hatte sie sogar noch eine weibliche beste Freundin gefunden. John hatte sie ihn all den Jahren weder beachtet, noch hatte sie sich an den Tag, als die Tanzstunde gewesen war, erinnert und an das, was er ihr damals gesagt hatte.
 

Kitty atmete schnell und sah ihn über sich, sie drängte ihn von sich runter und meinte hastig: „Ich muss.. Institut.. Die anderen werden sich Sorgen machen.“ Ihr war immer noch so heiss, obwohl sie sich nicht mehr küssten. Kitty eilte los.
 

John hinterher, er hielt sie an ihrem einen Arm zurück und zog sie kurz zu sich: „Morgen, selbe Zeit selber Ort.“ Es war eine Frage, klang aber wie ein Befehl und John schien das zu realisieren, weshalb er hinzufügte: „Bitte?“
 

Kitty sah ihn an. Verzog den Mund sorgenvoll und küsste ihn dann kurz. „Selbe Zeit, selber Ort.“ Meinte sie bestätigend und liess ihn dann los. So schnell sie konnte eilte sie davon.
 

~[*Pride&Arrogance - End
 


 

I didn't see you, and now I start to realize how blind I was. for everything~

Sweet little Surprise for my sweet little Kitten

Sweet little Surprise for my sweet little Kitten
 

Langsam und kaum hörbar schob John die Tür zu ihrem Appartement auf. Sie war nicht geschlossen, was ihn aber nicht weiter verwunderte. Hier schloss niemand die Türen ab. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz immer noch so heftig pochte, wie zu dem Zeitpunkt, wo Kitty ihm so nahe gewesen war.
 

Er machte einige Schritte hinein und strich sich dann gedankenverloren seine Jacke vom Leib. Wieder hatte er Kopfschmerzen – Kitty hatte sie ihn vergessen lassen. John bemerkte selbst nicht einmal, wie heiss seine Haut teilweise war. Aber die Leute in seinem Umfeld konnten dies deutlich spüren. Und immer noch war seine Haut erhitzt, genau wie sein Gemüt.
 

Erst nach einigen Minuten setzte er sich in Bewegung um über den Flur ins Wohnzimmer zu gelangen und erstmals sah er sich in dem Raum um. Alles war durcheinander, Zeug lag auf dem Boden, Schränke waren zerstört. John stockte und blieb in der Tür stehen. Was war denn hier los? „Pietro.. Aura..?“ Fragte John langsam.
 

Wie auf Kommando stand die Blondine vom Sofa auf, die scheinbar auf ihn gewartet hatte. Pietro stand am Fenster und sah schweigend hinaus. Sabertooth stand – zu Johns Schrecken – hinter Emma. Sie kam niemals ohne ‚Bodyguard‘, obwohl sie das eigentlich nicht einmal brauchte. „Schön, dass du auch mal wieder hier auftauchst.“ Meinte Emma und lächelte ihn gekünstelt an.
 

Johns Blick wanderte zu Pietro, welcher ihm inzwischen den Kopf zugedreht hatte. Die Blicke trafen sich rasch. Johns Lippen bewegten sich und formten die Worte: Wo ist Aura? Der Weisshaarige verzog den Mund leicht und schüttelte dann leicht den Kopf. Das hatte nichts gutes zu bedeuten. John wurde wie von einer unsichtbaren Hand gezwungen, Emma Frost anzusehen. Seine Kopfschmerzen hatten sich in diesem Moment mindestens verdoppelt und er fasste sich automatisch an den Kopf.
 

„Wo bist du gewesen?“ Fragte Frost ihn scharf und Johns Kopf dröhnte gleich noch ein bisschen mehr. Er stöhnte leise auf und rieb sich die Schläfen.
 

„Unwichtig. Wo ist meine Schwester?“ John zwang sich dazu, selbstsicher zu klingen und seine Stimme nicht zittern zu lassen, was bei den Kopfschmerzen schwierig wurde.
 

Emma Frost lächelte kühl. Diese Antwort würde sie kaum akzeptieren. „Hast du Kopfschmerzen, soll ich dir helfen?“ Er konnte deutlich spüren, wie sie seine Kopfschmerzen verstärkte. Es fühlte sich an, wie wenn man bei einer Druckerpresse immer weiter anzog. Johns Gesichtszüge verzogen sich verräterisch, doch er schüttelte entschieden den Kopf.
 

„Soll ich dir helfen?!“ Emma Frosts Stimme war immer noch ruhig, aber schneidend. John wusste genau, was sie wollte. Pietro rollte mit den Augen und meinte:
 

„Frost es reicht jetzt. Wir wissen alle, wo er war.“ John sah zu Pietro. In diesem Augenblick war er dem Weisshaarigen zum ersten Mal seit zwei Monaten für etwas dankbar. Auch wenn Pietro es gleichgültig gesagt hatte und die Sache wie immer nicht an sich ran liess, er hatte zumindest etwas gesagt.
 

Emma drehte ihren Kopf leicht zu Pietro. Den Blick, den sie ihm zu warf war möderisch: „Ja.. tun wir, aber ich will es von ihm selbst hören und ich will eine Erklärung!“
 

„Sag mir erst, wo Aura ist.“ Mischte John sich in die Unterhaltung der beiden ein, bevor Pietro etwas erwidern konnte.
 

Frost lachte leise auf und meinte dann: „Niedlich, dass du immer noch denkst, dass ich verhandeln würde.“ Ihr Lachen war gekünstelt, genauso wie ihre gesamte freundliche Art aufgesetzt war. Sie streckte ihre Hand aus und John ging langsam in die Knie. „Zeit, dich eines besseren zu belehren.“ John schrie auf.
 

„Ok.. ok.. ich war bei Kitty.. aber.. shatte seinen Grund.“ Brachte er unter weiteren schreien gequält hervor und sah langsam zu Emma hoch, in der Hoffnung, dass sie ihn von dieser Qual erlöste.
 

Emma Frost zog bei seinen Worten die fein gezupften Augenbrauen hoch und liess die Kopfschmerzen etwas schwächer werden, was ohne Worte soviel hiess wie: Fahre fort! Pietro war nicht mehr dazwischen gegangen.
 

„Ich.. ich..“ John rappelte sich langsam auf und blinzelte kurz. Seine Augen waren kalt und ausdruckslos, als er mit teuflischem Grinsen meinte: „Ich liebe es einfach, meinem Kätzchen Hoffnungen zu machen.. dann wird die Enttäuschung umso grösser.“ Seine Art war wieder sicher und selbstbewusst, als liesse er sich von dem Bisschen Kopfschmerzen nicht einschüchtern.
 

Emma Frost sah ihn kurz und prüfend an. John fuhr fort: „Das gehört zum Plan. Du kannsts mir nicht verübeln, wenn ich auch meinen Spass dabei haben will.“ Seine Augen funkelten gefährlich und er meinte geheimnisvoll: „Die Zeit von Nummer zwei ist gekommen..“
 

Pietros Augen weiteten sich rasch, doch sogleich ersetzte er diesen Ausdruck wieder durch den lässigen. Er blieb stumm. Auch Emma blieb stumm. John sah zwischen ihnen hin und her, ehe er meinte: „Also, was ist nun mit Aura?“
 

~
 

Kitty rannte durch die Nacht. Den ganzen Weg bis zum Institut. Ihre Gedanken und Gefühle überschlugen sich. War sie wirklich so blind gewesen, dass sie davon all die Jahre nichts gemerkt hatte. Er hatte ihr angeboten, ihr Freund zu sein, als sie Freunde gebraucht hätte und sie war dabei zu stolz gewesen, das Angebot anzunehmen.
 

Kitty erinnerte sich an die Zeiten früher. Sie war immer schon das Mädchen von nebenan gewesen. Das Mädchen, dass seine Nase gerne in Bücher steckte und eigentlich auch recht schweigsam war und sich praktisch alles gefallen liess. Jetzt war sie nicht mehr so, aber früher war das ihre Art gewesen.
 

Bevor sich ihre Kräfte entwickelt hatten, war sie schon Lieblingsopfer der Tussen an ihrer Schule gewesen. Bei jeder Gelegenheit hatten sie ihr eins rein gewürgt und Kitty hatte nie wirklich verstanden, weshalb. Da sie eigentlich nichts besonderes gewesen war und man sich eigentlich nicht Sorgen darum hatte machen müssen, dass sie ihnen vielleicht die Typen vor der Nase wegschnappte. Das hatte Kitty damals zumindest gedacht.
 

Und als sich ihre Kräfte entwickelt hatten, war das leider auch irgendwie bekannt geworden und das ganze hatte sich verbreitete wie ein Lauffeuer. Danach hatten sie auch die gehasst, die sie bisher nicht beachtet oder einfach übersehen hatten. Jeder hatte sie als Freak abgestempelt und sie war durch eine Hölle gegangen, auch wenn sie es mit Fassung getragen hatte, denn mit ihrer Kräfte sollte ein ganz neues Leben beginnen – Als Xavier sie darum bat, in sein Institut zu kommen. Kitty sagte nach einigem Überlegen zu. Denn ihre Eltern akzeptierten sie, wie sie war und hätten sie auch gerne noch bei sich behalten. Kitty jedoch erkannte, dass es das beste für sie war, wenn sie an das Institut ging und lernte, ihre Kräfte zu beherrschen.
 

Als sie dann neu ans Institut kam, lief das ganze so, dass Bobby sich wohl anfangs eher aus Mitleid mit ihr abgab, weil zu der Zeit noch nicht wirklich viele im Institut lebten. Das ganze befand sich ziemlich im Aufbau und Jean und Scott waren schon etwas älter. Dann kam John dazu und mit dem konnte sie sich sowieso nicht anfreunden, sie hatte immer geglaubt, dass er sie aus irgend einem Grund nicht ausstehen konnte und hatte deswegen auch eine Abneigung gegen ihn entwickelt – ein Fehler.
 

Doch nachdem er sie vor allen Klassenkameraden bloss gestellt hatte hatte Kitty beschlossen, dass sie definitiv etwas ändern musste. Sie wurde offener, wagte sich hinter ihrer Schüchternen und auch leicht naiven Fassade hervor und kam mit ihrer Art eigentlich auch gut an – John liess sie dabei mal einfach aussen vor, da er sie ja sowieso nicht ausstehen konnte. Bobby und sie wurden gute Freunde, auch sonst war sie beliebt, einfach wegen ihrer natürlichen und hilfsbereiten Art.
 

Als nächstes kam Kurt ins Institut. Er erinnerte Kitty absolut an sich selbst, was die Schüchternheit betraf und sie nahm sich seiner an. Und dabei entdeckte sie, um was für einen wundervoll lieben Menschen es sich dabei handelte und dass die Chemie zwischen ihnen einfach stimmte. Sie wurden zu besten Freunden. Kitty war stets darum bemüht, die kleine Clique, die sich langsam bildete, zusammen zu halten. Bis auf John, den hätte sie eigentlich nicht dabei gebraucht.
 

Und vor ungefähr einem Jahr kam dann auch noch Jubilee dazu – weil ihre Eltern einfach keine Zeit dafür hatten, so sehr waren sie mit dem Streit zwischen einander beschäftigt. Auch hier stimmte die Chemie, auch wenn sie eigentlich ganz verschieden waren. Jubilee war extrovertiert und traute sich ziemlich viel, unverschämt passte manchmal auch und das, was sie am meisten von Kitty unterschied war: Sie mochte John. Eigentlich nur wegen seinem Aussehen, aber Jubilee war eben leider ein ziemlich oberflächlicher Mensch. Doch John schien irgendwie kein Interesse zu haben. Er mochte feste Bindungen sowieso nicht und hatte ständig wechselnde Bekanntschaften.
 

Und dann war Lance in ihr Leben getreten und er war der erste Typ, der ihr wirklich irgendwie zugesagt hatte – andere hatte es, zu Kittys Verwunderung genügend gegeben, die Interesse an ihr angedeutet hatten, Warren, Bobby, Kurt.. einige aus Bayville, doch es war niemals der dabei gewesen, der ihr gepasst hatte. Man mochte es wählerisch nennen, das war sie im Grunde auch, aber dabei handelte es sich doch auch um eine Sache, die man nicht einfach so leicht nahm.
 

Und von diesem Moment an, war ihr Leben so schnell an ihr vorbeigezogen, dass sie teilweise fast nicht mitgekommen war. Jubes und John kamen zusammen und Kitty war nur noch mehr genervt von ihm, bis sie ihn eines Tages auf dem Dach des Instituts traf. Kitty hatte sich immer gefragt, ob das Zufall gewesen war.. Ihre Geschichte war allerdings wie die eines Aschenputtels, vom Nerd zu einem der beliebtesten Mädchen und somit machte sie sogar Jean – Miss Perfect – Konkurrenz. Und am Anfang und Ende war John. Er war der gewesen, der ihr irgendwie klar gemacht hatte, dass sie sich mehr öffnen musste und er war auch jetzt wieder da.
 

Kitty wischte sich über die Augen, damit die Tränen nicht mehr sichtbar waren, als sie sich durch die Eingangstür phaste. Von weitem hatte sie gesehen, dass im Institut ziemlich viel Licht brannte. Zu viel für eine Zeit, in der die meisten in ihren Betten hätten sein sollen, tief schlummernd natürlich. Bei dem Anblick war sie erschrocken, hoffentlich war das nicht ihretwegen.
 

„Das kann nicht sein Bobby.. Sie würde niemals einfach so gehen.“ Kitty blieb stehen, als sie Jubilees Stimme diese Worte energisch sagen hörte. Redeten die beiden etwa von ihr.
 

„Nein würde sie echt nicht.“ Pflichtete Kurt bei. „Du kennst sie doch, man. Sie kommt schon wieder.“ Die Simmte des Fussels klang noch einfühlsamer, als sie es sonst so tat.
 

„Guten Morgen, Kinder. Logan meinte, etwas schreckliches wäre passiert.“ Das war die Stimme des Professors, der wohl eben dazu gekommen war. Kitty späte um die Ecke. Dort standen Kurt, Jubilee, Bobby, Angel, daneben Jean und Scott Händchen haltend und Wolverine stand etwas abseits Zigarre rauchend. Storm irgendwie in seiner Nähe und irgendwie auch nicht. Der Professor faltete die Hände.
 

Kitty zog ihren Kopf lieber wieder zurück, als Logan trocken meinte: „Schrecklich ist der falsche Ausdruck. Der Eisklotz ist Schuld, dass sie weg ist, wer denn sonst?“ Kitty verstand Bahnhof. Was hatte denn bitteschön Bobby mit ihrem Verschwinden zu tun.
 

„Nun, Logan, wir können Bobby nicht dafür verantwortlich machen, auch nicht dafür, was sie getan hat, bevor sie ging.“ Kitty versuchte sich zurückzuerinnern. Sie hatte doch gar nichts getan, als sie gegangen war.
 

„Machst du jetzt endlich den Brief von ihr auf.“ Hörte Kitty Jubilee drängeln. Sie hatte definitiv keinen Brief geschrieben. Die schienen also alle nicht von ihr zu reden. Merkwürdig, aber sie konnte so tun, als käme sie eben von sonstwo. Sterne ansehen, das klang immer gut.
 

Kitty löste sich aus dem Schatten der Wand und trottete um die Ecke. „Morgen.. was ist denn los? Wieso seid ihr alle schon wach?“ Kitty vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah alle an und doch keinen, denn sie traute sich nicht, einem von ihnen in die Augen zu sehen.
 

„Kitty, wo zum Teufel warst du?! Wir habe uns Sorgen gemacht.. naja.. an zweiter Stelle.. sozusagen.“ Kitty legte bei Kurts Worten leicht den Kopf schräg. Er sprach irgendwie in Rätseln für die Braunhaarige.
 

Doch Kitty beschloss, ihm seine Frage zu beantworten: „Wenns dich interessiert, ich war bei John. Und es war keine Einbildung, das wars noch nie!“ Jubilee rollte mit den Augen. Kurt lächelte verlegen und schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Der Professor zeigte sich emotionslos und Logan lachte abschätzig auf, worauf Storm ihm sachte auf die Schulter tätschelte. Kitty warf jedem einzeln einen bösen Blick zu und musterte Bobby, welcher gerade dabei war, einen kleinen Brief sorgfältig zu öffnen und ihn ebenso vorsichtig zu entfalten, als könnte er ihn sonst kaputt machen.
 

Jubilee legte den Arm um Kitty und drückte sie kurz. Dabei flüsterte sie ihr ins Ohr: „Maus.. bitte.. hör auf damit ja? John kommt dadurch auch nicht zurück, du machst uns damit nur alle unglücklich und Sorgen haben wir gerade mehr als genug.“
 

Kitty fuhr zu der Halbasiatin herum. Sie glaubte ihr immer noch nicht. Empört wand Kitty sich aus dem Griff und verschränkte die Hände vor der Brust: „Er war da! Verdammt.. ich bin nicht verrückt, auch wenn ihr mir das alle glauben machen wollt.“ So schnell würde sie sich auf keinen Fall irgendwelche Worte in den Mund legen lassen. Jubilee nickte jedoch warnend in Richtung Bobby, der gerade den Brief las. Seine Miene versteinerte sich, als er zu Ende gelesen hatte. Kitty war verstummt. Sie wusste genau, dass keiner von denen hier ihr glaubte.
 

Er schwieg. Der Professor schien als einziger zu verstehen. Wahrscheinlich las er gerade Bobbys Gedanken. Der Glatzköpfige nickte leicht vor sich hin und stützte seinen Kopf dann auf seine gefalteten Hände. „Verdammt, Drake, machs nicht unnötig spannend!“ Quengelte Jubilee schon wieder. Kitty war ebenfalls gespannt und die, die hier alle so herumstanden wahrscheinlich auch alle.
 

Bobby schwieg noch einmal kurz, ehe er den Brief wieder etwas anhob und dann vorlas:
 

Lieber Bobby,

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht über alles liebe, aber es scheint mir so, als

Ob meine Gefühle da irgendwie in gewisser Weise einseitig sind. Vielleicht bin ich empfindlich, ja, viel-

Leicht denkst du jetzt, ich reagiere über, aber sei Mal ehlich, wie würdes du dich fühlen.. an meiner Stelle

Ich hasse mich selbst dafür, dir nie das geben zu können, was du brauchst, ausser leere Worte.
 

Bobby machte eine kurze Pause. Niemand sprach etwas. Kitty war nun auch klar, von wem der Brief war... Des weiteren folgte, ziemlich trotzig:
 

Ich habe beschlossen, dass das hier lange genug mein Zuhause gewesen ist. Ich brauchte mal etwas

Abwechslung, muss unter neue Leute kommen, mein Leben geniessen. Und mich ändern.. Hast du mir selbst oft gesagt, ich sei immer viel zu besorgt und so weiter.

Du hingegen bist nie besorgt, die einzige Person, um die du dir pausenlos Sorgen machst, ist Kitty. Jetzt

Kannst du dir zur Abwechslung auch mal Sorgen um mich machen. Ist doch auch mal was. Und ach ja, suchen wird ganz sicher vergebens sein, falls du denkst, ich wäre zu blöd, um mich richtig zu verstecken.

Die Fähigkeiten borg ich mir nur aus..
 

Auf Nimmerwiedersehen.. Rogue.
 

Kitty spürte, wie langsam die Blicke zu ihr wanderten. Unauffällig, sie wollten nicht, dass sie es merkte, doch sie merkte es.
 

„Gib her! Das kann doch nicht sein.“ Knurrte Logan und riss Bobby den Brief energisch aus der Hand. Er überflog die Zeilen noch einmal und noch einmal und noch einmal und fluchte dabei leise vor sich hin, ehe er den Brief dann widerwillig an den Professor weiter reichte. „Wir müssen sie suchen! Sofort! Sie besitzt Jeans, Scotts, Bobbys, Kurts und meine Fähigkeiten.. sie ist also nicht nur verzweifelt sondern auch gemeingefährlich.“ Kitty weitete die Augen. Das hatte Rogue gemeint, mit Fähigkeiten ausborgen. Wahrscheinlich hatte sie die betreffenden im Schlaf erwischt, berührt und war dann zum nächsten über gegangen.
 

Der Professor drehte das Papier kurz in Händen und meinte: „Macht euch sofort auf die Suche nach dir.. ich habe kein gutes Gefühl, bei der Sache.“ Er sah bei diesen Worten zu Jean und Scott, dann zu Storm und schlussendlich traf sein Blick Logan: „Wolverine.. wir sollten kurz noch einige Worte wechseln.“
 

„Nein, reden können wir später. Sie reden immer, Professor, nur das bringt leider niemandem etwas.“ Logans Stimme wurde knurrig. „Und du, Drake!“ Er deutete auf den Eismutanten, welcher sogleich zurückwich: „Was auch immer du ihr gesagt haben solltest, wenn Rogue etwas passieren sollte..“ Er liess seine Drohung unvollendet, da Storm seinen Arm packte.
 

„Logan.“ Meinte sie warnend. Er entriss sich ihrem Griff und ging dann los: „Ich nehme das Bike und suche die Gegend nach ihr ab. Allzu weit kann sie noch nicht gekommen sein, was ihr anderen macht, ist mir egal.“ Meinte er, ehe er verschwand.
 

„Logan..“ Der Professor sprach nicht weiter, da Wolverine bereits verschwunden war. Kitty hätte schwören können, ihn seufzen gehört zu haben. Dann drehte er seinen Kopf zu Storm: „Ich würde sagen, du, Storm, suchst sie aus der Luft. Jean und Scott ihr nehmt Scotts Wagen und du versuchst Rogue mittels deiner Telepathie zu finden. Kurt, du telepathierst dich an die Orte, an denen Rogue oft gewesen ist und später nach New York und der Rest sucht Bayville ab.“ Die Suchtrupps waren schnell eingeteilt. Der Professor meinte: „Ich werde sehen, was ich mit Cerebro tun kann, jedoch funktioniert es seitdem hier eingebrochen wurde nicht mehr richtig und Forgeh hat den Grund dafür immer noch nicht gefunden. Aber ich lasse es euch wissen, wenn ich sie gefunden haben sollte.“ Alle nickten und der Professor fuhr los. Jean und Scott gingen in Richtung Garage und Storm ging los, um sich in die X-Men Uniform zu kleiden und dann die Gegend aus der Luft abzusuchen.
 

Kurt sah Kitty kurz mit einem leichten aber auch besorgen Lächeln an, ehe er sich weg teleportierte. Jetzt standen nur noch Kitty, ein vollkommen neben sich stehender Bobby, und eine etwas besorgte Jubilation Lee in der Eingangshalle. „Okey.. das ist nicht deine Schuld, Kitty, verstanden? Du konntest nichts dafür.. ich meine.. Rogue hat vielleicht ein wenig über reagiert.“ Meinte die Asiatin dann langsam zu Kitty.
 

„Nein..“ Bobby schüttelte entschieden den Kopf. „Rogue hat schon recht.. ich hab mich kaum mehr um sie gekümmert, weil ich Kitty bestehen wollte.. und auch wegen John.“ Jubilee warf dem Eismutanten einen bitterbösen Blick.
 

Kitty schwieg und Jubes meinte verteidigend: „Niemand hat dir gesagt, dass du dich um sie kümmern sollst, also hör auf, Kitty die Schuld an dem zu geben, was du selbst zu verantworten hast.“ Jubilee schnaubte leise und fügte hinzu: „Rogue kommt schon zurück.“
 

Kitty löste sich aus Jubilees Umarmung und meinte leise: „Bobby hat schon recht.. Ich meine, wir können kaum leugnen, dass Rogue etwas dagegen hatte, das wir uns so gut verstehen..“ Meinte die Brünette und zuckte mit den Schultern. Bobby senkte den Kopf. Den Brief in seinen Händen. Sie hatten sich verkrampft.
 

„Wie auch immer..“ Meinte Jubilee und rollte mit den Augen. „Trübsal blasen könnt ihr später auch noch. Erst will ich wissen, wo du warst, Miss Pryde.“ Die vorwurfsvolle Stimme sagte alles. Jubilee und wahrscheinlich auch die anderen hatten sich sorgen gemacht.
 

„Ich hab doch schon gesagt, ich war bei John.“ Meinte Kitty ernst. Sie konnte Bobby genervt schnauben hören. Jubilee verpasste ihm dafür eine Kopfnuss und legte Kitty eine Hand auf die Schulter:
 

„Kitty.. John.. ist gefangen.. wir wissen nicht wo er ist und deshalb..“ Begann die Asiatin langsam, und redete dabei so mit Kitty, als ob sie mit einem Kleinkind reden würde.
 

Kitty wischte Jubilees Hand von ihrer Schulter und meinte entrüstet: „Ich weiss, dass er eigentlich gefangen sein sollte. Aber das ist er nicht! Er ist ein Mörder.. ein verdammter Mörder!“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Und er war da! Ich kann es euch beweisen..“ Kittys Stimme wurde leise, fast schon psychopathisch, die geweiteten Augen machten es nicht besser: „Und.. er ist der Teufel..!“
 

Die beiden anderen sahen sie entgeistert an. Kitty wusste, keiner der beiden ihr auch nur ein Wort glaubte, und wenn sie das ganze nochmal überdachte, erschien ihr vor allem ihr letzter Satz ziemlich bedenklich. Sie biss sich auf die Lippen. Bobby fuhr sich mit der Hand über die Augen, ehe er meinte: „Siehst du, genau das meinte Rogue! Du sorgst absolut immer dafür, dass wir uns um dich und deine Probleme kümmern müssen und selbst wenn du nicht dafür sorgst, stehst du aus irgend einem Grund immer im Mittelpunkt! Keine Ahnung, wie du das immer hinkriegst, Kitty. Wirklich keine Ahnung, aber mir reichts langsam. Deswegen ist auch das mit Rogue passiert. Und John wird nicht zurückkommen, nur weil du sagst, er sei zurück, denn derzeit geht’s ihm wahrscheinlich verdammt scheisse und keiner fragt mich, wie es mir geht. Er ist mein bester Freund! Schonmal darüber nachgedacht, dass es mir vielleicht ähnlich wie dir gehen könnte?!“ Bobby war gegen Ende immer lauter geworden. Kittys Augen waren immer grösser geworden und Jubilee hatte sich schützend dazwischen gestellt. Bobby hatte die Fäuste geballt. Er wurde nicht oft wütend, aber gerade bewies er, dass er es konnte.
 

„Bobby.. ist gut jetzt..“ Meinte Jubilee beschwichtigend und legte ein entschuldigendes Lächeln auf. „Kitty meinte das sicherlich nicht so.. ihr geht es eben auch selbst nicht gut..“ Kitty hatte den Blick gesenkt, sie kämpfte irgendwie mit den Tränen. Ihr war wirklich nicht aufgefallen, dass es Bobby vielleicht ähnlich gehen könnte. Aber gerade redete er, wie eine Elefant im Porzellanladen.
 

„Nein, ist nicht gut jetzt! Verdammt! Und wenn du es beweisen kannst.. dann beweis es mir doch mal, hier und jetzt! Wenn du ihn getroffen hast, wenn er da war, wirst du mir sicherlich irgendetwas geben können.. das es beweist.“ Der Eismutant war wirklich wütend. Der drückte Jubilee zur Seite und packte Kitty an den Schultern, um sie eher unsanft zu schütteln. Sein ganzer Zorn traf die Braunhaarige.
 

„Bobby.. lass sie!“ Jubilee wurde ebenfalls lauter und packte Bobbys Arm, damit er Kitty losliess. Doch dieser reagierte darauf nicht im geringsten. Er hielt Kitty immer noch fest. Diese sah ihm nun in die eisblauen Augen. Sie waren sehr viel kühler als normal, auch wenn sie bei weitem nicht an jene von Aura herankamen.
 

Kitty spürte, wie ihr die Tränen erneut hochkamen. Aber vielmehr aus Wut, weil ihr keiner Glaubte und als Verzweiflung, weil Bobby sie nun wirklich für alles verantwortlich zu machen schien. Dann meinte sie mit vor Ärger zitternder Stimme: „Ich kann es dir beweisen, und das werde ich auch! Heute Abend wollten wir uns zur selben Zeit am selben Ort treffen. Ihr könnt gerne mitkommen, dann habt ihr euren Beweis.“ Kitty phaste sich durch Bobby hindurch und meinte dann: „Ich werde Evan fragen, ob er mit mir Rogue suchen kommt. Ich will euch beide schliesslich nicht mit meinen Problemen belasten.“ Dieser knappe Kommentar hatte einfach sein müssen. Sie hatten es verdient. Kitty war beleidigt.
 

„Warte.. hey!“ Rief Jubilee, doch in diesem Moment ging Bobby an ihr vorbei aus der Eingangshalle, ohne ein Wort. Jubilee sah zu Kitty und dann zu Bobby und entschied sich dann dafür, erst einmal dem Eismutanten hinterher zu eilen. „Bobby. Jetzt warte doch mal!“
 

~
 

„Gambit hat WAS gemacht?!“ Brüllte John. Seine Fäuste waren geballt, sodass sie bereits beängstigend weiss angelaufen waren. Sein Blick wanderte von Emma zu Pietro. Pietro tat so, als würde es ihn nichts angehen und Emme hatte immer noch dieses überhebliche Grinsen auf den Lippen. Sie schien sich auch noch über seine Wut lustig zu machen.
 

Die Blondhaarige erhob sich elegant von dem Sessel und zupfte sich einige Fusseln von dem Weissen Mantel, ehe sie John kühl aus ihren wässrig blauen Augen musterte und in gleichgültigem Tonfall meinte: „Um Ice ist es mir eigentlich nicht schade.. aber wir brauchen unser Goldkindchen Nummer eins.. ich meine.. Leibliche Tochter steht irgendwie ja immer noch über dem Adoptivsohn.“ John bebte.
 

„Natürlich ist Gambit schon auf der Suche nach ihr, aber bisher konnte sie ihm immer wieder entwischen. Ihr kümmert euch doch darum.“ Sie sah erwartungsvoll von Pietro zu John. Ein nein würde nicht gedultet werden.
 

„Und wie.. Gamibt ist tot.“ Knurrte John und eilte achtlos an allen vorbei, schnappte sich seine Jacke und eilte aus der Wohnung. Aura war in grosser Gefahr. Gambit hatte ihr bereits das Handgelenk gebrochen, auch wenn das vielleicht mit ihrer Einwilligung geschehen war. Aber so, wie die Wohnung aussah, hatten die beiden einen ganz schönen Kampf gehabt. Er musste seine kleine Schwester beschützten. Das war er ihr schuldig. Wenn ihr etwas passierte, war es seine Schuld.. er hatte sie mitgehen lassen.
 

Pietro sah zu Emma. „Hinterher?“ Meinte der Weisshaarige. Pyro war für ihn absolut unberechenbar, und wer wusste schon, was passierte, wenn John Gambit tatsächlich fand – egal ob dieser Aura bei sich hatte oder nicht.
 

Emma lachte nur leise auf und schüttelte den Kopf. „Der kleine Hitzkopf muss nur etwas abkühlen. New York ist gross, er wird keinen der beiden finden und wenn die Zeit gekommen ist, wird er sich an das erinnern, was er wirklich zu tun hat.“ Sie zuckte mit den Schultern. Johns Kopf war für sie ein offenes Buch und sie wusste, was er damit gemeint hatte, dass er seiner kleinen Freundin Kitty Hoffnung gemacht hatte, welche er umso lieber auch wieder zerstörte. Für die Blondine war er niemals eine ernst zu nehmende Gefahr gewesen und würde es – so glaubte sie zumindest – auch niemals sein. Ein schnipsen und Sabertooth setzte sich in Bewegung.
 

„Und was, wenn sie zu ihrem Vater rennt?“ Warf Pietro ein. Nicht einmal ein so dummer Gedanke.
 

„Wird sie nicht.. sie hasst ihn und wenn, Mystique hat sich in der Nähe postiert. Sie wird die Kleine notfalls abfangen.“ Emma Frost grinste teuflisch in sich hinein. Sie dachte an wirklich alles. „Kümmere dich lieber um das, was dein Vater dir gesagt hat.“ Meinte die White Queen und sagte dem Weisshaarigen damit deutlich, dass sie ihm nichts anderes zutraute. Dieser knurrte irgend etwas vor sich hin, nickte aber schliesslich, immerhin war es auch der Wille seines Vaters. Er setzte sich in Bewegung und war im nächsten Moment auch verschwunden. Aufräumen tat keiner.
 

~
 

Kitty hatte nach Evan gesucht, er war aber nirgends aufzufinden gewesen. Entweder er war bereits in der Schule, oder er schwänzte. Zutrauen tat sie es ihm irgendwie. Aber irgendwie machte sie sich auch sorgen. Er hatte Duncans Freunden zwar ziemlich gut Widerstand geleistet, aber was würde passieren, wenn sie ihm irgendwo auflauerten. Kitty sass im Gemeinschaftsraum. Alleine suchen wollte sie irgendwie nicht. Sie wollte allgemein lieber nicht alleine sein, dann hatte sie nur zu viel Zeit zum Nachdenken. Aber hier war sie gerade auch alleine. Kitty starrte stumm gerade aus.
 

„Hey..“ Ihr Kopf fuhr herum. Lance hatte sich neben ihr nieder gelassen. Sein Blick wirkte leicht besorgt. Kitty schluckte und wandte den Blick wieder ab.
 

„Nein.. mach du dir nicht auch noch sorgen um mich. Am Ende bin ich Schuld, wenn noch jemand von hier abhaut.“ Meinte sie und klang dabei ziemlich trotzig. Lance lachte leise auf und meinte dagegen:
 

„Wer sollte deinetwegen von hier abhauen? In Sachen Beliebtheit machst du sogar Jean Konkurrenz.“ Er grinste. Kitty drehte ihm den Kopf leicht zu und musste leicht schmunzeln.
 

„Wovon redest du?“ Meinte sie. Niemand machte Jean – Miss Perfect – Konkurrenz, die junge Frau war einfach perfekt und hatte alles an sich perfektioniert.
 

„Hm.. ich weiss nich.. denk einfach mal scharf nach.“ Meinte er und zuckte dabei mit den Schultern. Kitty musterte ihn kurz. Da schwänzte wohl gerade noch einer. Er wusste sicherlich auch, was mit Rogue passiert war, aber wie sie ihn kannte, waren ihm X-Men Angelegenheiten eigentlich ziemlich egal. Ausser natürlich, sie betrafen ihn direkt.
 

Kitty versuchte, ihr grinsen zu verbergen. Sie wollte nicht grinsen, aber trotzdem musste sie leicht. „Ich weiss nich, was du meinst.. Bobby gibt mir grad die Schuld an Rogues Verschwinden.. und ich glaube ich bin echt auf ne Art und Weise daran Schuld.“ Erklärte sie kurz und seufzte dann tonlos: „Achja.. ich bin nebenbei noch gefühlsmässig ein Trampeltier, weil ich mich ja nur um mich selbst kümmere.“ So hatte Bobby das ganze jedenfalls dargestellt.
 

Kitty spürte, wie Lance sanft den Arm um sie legte und sie zu sich zog. „Hör mal.. du hast nichts damit zu tun.. sie hätte genauso gut auf Jubes eifersüchtig sein können, mit der hing Bobby auch ständig rum. Und was den Gefühlstrampel betrifft.. auf ne gewisse Art und Weise schon, ja.“ Kitty sah Lance regelrecht entgeistert an, er gab das auch noch zu.
 

Der Braunhaarige musste bei ihrem Gesichtsausdruck lachen und fügte hinzu: „Aber das ists ja, was dich so niedlich macht, du Dummchen. Keiner ist dir wirklich böse.. keiner hat Grund dazu. Bobby ist nur grad emotional ziemlich.. verletzt, weil Rogue einfach so gegangen ist.“
 

Kitty sah ihn kurz an, wandte dann den Blick ab und meinte langsam: „Was machst du in den Ferien?“ Die waren in knapp einer Woche schon. Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause.
 

Sie konnte aus den Augenwinkeln beobachten, wie er ab dem schnellen Themenwechsel die Stirn runzelte: „Öhm.. ich schätze ich werde hier rumhängen. Glaube kaum, dass Pietro vorbeischaut um zu feiern.“ Meinte er mit schwarzem Humor. Kitty konnte nicht anders. Sie musste erneut grinsen und drehte dann den Kopf zu ihm:
 

„Lust mit zu mir zu kommen? Meine Eltern hätten sicherlich nichts dagegen..“ Sie hatte diese Worte ausgesprochen, bevor sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Aber Bobbys Worte hallten immer noch in ihrem Kopf. Ein Gefühlstrampel.. war sie nicht, wollte sie nicht sein! Und Lance alleine über Weihnachten hier zu lassen, fand sie nicht fair. Nach allem, was er für sie getan hatte. Er hatte sogar die Brotherhood aufgegeben. Und sie wusste genau, dass er sie immer noch liebte. „Falls.. falls du nichts gegen ein Chanukka Weihnachtsfest hast.. natürlich..“ Fügte Kitty nuschelnd hinzu.
 

Lance drückte sie leicht an sich und lächelte ihr dann zu: „Nope, hab ich nichts gegen.“ Kitty sah zu ihm hoch. Sie genoss es in seinen Armen zu liegen. Er war nicht so heiss, wie John es gewesen war. Er strahlte auch nicht so eine furchteinflössende Kälte aus. Kitty wusste nun, wie das Gefühl war, wenn jemand zugleich heiss und unglaublich kühl sein konnte, und es war nicht angenehm. Und irgendwie gefiel ihr das. Auch wenn sie in einem wirklichen Gefühlschaos steckte. Es gefiel ihr und sie wollte gerade auf keinen Fall, dass er seinen Arm wegnahm. Sie brauchte jemanden, der da war. Lances Blick wurde ernst: „Danke.“ Meinte er leise.
 

Kitty lächelte gütig. „Meine Eltern wollten eh schon lange, dass ich ihnen mal jemanden vorstelle, den ich mag.“ Und da Mr Allerdyce nicht da war und wahrscheinlich auch nicht mehr wiederkommen würde, mussten ihre Eltern eben Mr Alvers kennen lernen. War wahrscheinlich sogar besser. Kitty wurde leicht rot um die Nase.
 

„Du magst mich? Ist mir ja ganz neu.“ Meinte Lance scherzend ehe er aufstand und ihr die Hand hin hielt. „Wollen wir Rogue suchen gehen?“ Kitty sah zur Hand und dann in sein Gesicht. Sie nickte leicht.
 

„In Ordnung..“ Sie nahm seine Hand und liess sich mühelos von ihm hochziehen. „Aber am Abend müssen wir zum Spielplatz in Bayville..“ Bemerkte sie, als sie nebeneinander her gingen. Lance sah fragend zu ihr. Kitty sah gerade aus und meinte als Erklärung: „Überraschung.. ja?“
 

~
 

„Wenn wir umsonst hierher gekommen sind.. dann..“ Knurrte Bobby. Immer noch ziemlich mies gelaunt. Rogue hatten sie noch nicht gefunden, obwohl sie den ganzen Tag gesucht hatten. Kurt war auch nicht erreichbar gewesen und auch Logan und Storm suchten immer noch. Jean und Scott ebenfalls. Also bestand die kleine Gruppe, die Kitty nun zum Spielplatz führte nur aus Jubilation Lee, Bobby Drake und Lance Alvers. Mit letzterem hatte sie den gesamten Tag auf der Suche nach Rogue verbracht. Evan war ebenfalls nicht erreichbar gewesen. Kitty fragte sich wirklich langsam, was er so trieb. Und Bobby und Jubilee hatten gemeinsam ebenfalls nach Rogue gesucht, und ebenfalls nichts gefunden. Kein Wunder war der Eismutant immer noch deprimiert und zugleich auch wütend.
 

„Bobby jetzt warte doch einfach erstmal ab.“ Meinte Jubilee beschwichtigend. Sie versuchte gerade wirklich mit allen Mitteln zwischen Kitty und Bobby zu vermitteln. Zwischen den beiden herrschte Funkstille, jedoch nur wegen Bobby. Dieser teilte Kitty seine Worte über Jubilee mit und tat so, als würde er die Braunhaarige nicht hören, weshalb Jubilee auch Kittys Worte übermitteln musste. Lance ging mit den Händen in den Hosentaschen neben Kitty her und hatte scheinbar beschlossen, sich einfach nicht einzumischen.
 

„Du kannst Bobby von mir ausrichten, dass er sich gefälligst noch gedulden wird. Aber John wird kommen.. nur schon meinetwegen.“ Immerhin hatte er sie darum gebeten, wieder zu kommen und Kitty hoffte darauf, dass er ihr genügend vertraute um zu glauben, dass sie erneut alleine kam. Eigentlich hatte sie das sogar vor gehabt, jedoch hatte Bobby sie praktisch dazu gezwungen, einen Beweis zu erbringen. Bitteschön, dann halt. Konnte er haben.
 

„Und du kannst Kitty von mir ausrichten, dass es mir egal ist und dass ich friere.“ Gab Bobby zurück, ohne abzuwarten, dass Jubilee die Worte wiederholt hatte. Von wegen frieren, der Eismutant konnte das doch nicht einmal. Aber er brachte es als Ausrede, weil er sowieso nicht daran glaubte, dass John auftauchen würde.
 

„Und du kannst Bobby ausrichten, dass..“ Begann Kitty erneut, nun noch lauter als zuvor schon. Sie und Bobby steigerten sich regelrecht in den Streit hinein.
 

„Shhht, jetzt seid doch mal still und zwar alle beide.“ Fauchte Jubilee und breitete die Hände aus, um ihre Worte zu unterstützen. Dann lauschte sie. Kitty und Bobby sahen sie Fragend an. Lance sah desinteressiert in der Gegend umher, ihm war es nur zu recht, wenn John gar nicht mehr auftauchte.
 

„Was ist denn jetzt?“ Frage Bobby, als Jubilee kurze Zeit geschwiegen hatte.
 

„Idiot! Hör doch einfach..“ Wieder verstummten alle und Jubilee fügte hinzu: „Hört ihr das nicht?“ Ein leises Wimmern war zu hören. Jetzt, wo sie wirklich alle mit angehaltenem Atem lauschten, war es deutlich zu hören, es kam aus der Dunkelheit, aber zugleich aus der Richtung, in die Kitty sie gerade führte.
 

Kittys Augen weiteten sich. „John!“ Rief sie aus und die Besorgnis in ihrer Stimme war ganz deutlich zu hören. Im nächsten Moment eilte sie auch schon los und brüllte: „John!! Halte durch, ich komme!“ Je näher sie der Bank kam auf der sie und John gestern.. gelegen, gesessen.. was auch immer.. hatten, desto deutlicher konnte man das Wimmern hören, aber es blieb leise und kläglich.
 

„Oh nein.. bin ich hier in nem schlechten HerzSchmerzFilm.“ Meinte Bobby missmutig. Jubilee verpasste ihm erneut eine Kopfnuss und eilte Kitty dann hinterher. Bobby sah zu Lance, welcher nur leicht den Kopf schüttelte. Für einmal waren sie sich einig. Absoluter Mist. Die beiden gingen langsam hinterher.
 

Kitty kam zu dem Ort, wo sie und John gestern gewesen waren. Und als hätte jemand den Lichtschalter angedreht, ging die Laterne an. Kitty achtete nicht darauf. Sie bemerkte es nicht einmal, denn das Licht gab ihr einen Anblick preis, der sie laut aufschreien liess. „AAAAAAAaaaaaaaaaaahh.“ Kitty begann zu zittern. Tränen traten ihr wie automatisch aus den Augen, bei dem, was sie da sah. Das war grausam.. Sie war auf dem besten Weg einen hysterischen Anfall zu bekommen.
 

Jubilee, Lance und Bobby hatten den Schrei natürlich gehört und daraufhin hatten sie alle ihre Schritte beschleunigt. Und auch Jubilee schrie auf, bei dem was sie sah. Bobbys Augen weiteten sich und wirkte regelrecht geschockt und sogar Lance konnte man ansehen, dass ihn das überraschte.
 

...
 

Die Licht der Laterne schien auf den Spielplatz. Alles war von einem Zuckerguss aus schnell überzogen. Sogar die Bank, auf der Kitty und John gestern gewesen waren. Nur die Schaukel.. Sie diente nicht mehr als Schaukel, sondern man hatte sie dafür verwendet um einen leblos wirkenden Körper kopfüber zu hängen. Die Sillouette zeigte merkwürdige Füsse und merkwürdige Hände und einen Schwanz, der dem eines Teufels glich. Ausserdem schimmerte das Fell der Gestalt im Licht der Laterne bläulich. Nur hie und da waren Blutrote stellen zu sehen und auch kahle, an denen das Fell aus irgend einem Grund fehlte. Die Arme hingen leblos herab und unnatürlich verkrümmt, am Boden hatte sich bereits eine beträchtliche Blutlache gebildet. Der Schnee hatte sich blutrot gefärbt.
 

Kitty ging langsam auf die Knie. Sie schluchzte hemmunglos. Jubilee lehnte sich ebenfalls weinend und halt suchend an Bobby. Dieser stand selbst auf ziemlich wackeligen Beinen. Lance war der einzige, der irgendwie einen kühlen Kopf bewahrte und zu der Gestalt irrte, um ihn so schnell wie möglich aus seiner Lage zu befreien. Auch wenn er nicht reagierte. „Kurt.. Nein.. Kurt.. Kurt..“ Hauchte Kitty leise und brüllte dann verzweifelt in die Nacht hinaus: „Wie konntest du nur?!“ Irgendwie wusste sie, dass er sie hören konnte.
 

Die Person, die damit angesprochen wurde, verzog ihre Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen. Er hielt sich versteckt, keiner von ihnen würde ihn bemerkten. Aber die Show war perfekt, er musste sie sich einfach ansehen und er musste sich dabei zusammenreissen, nicht zu lachen. Sie hatte ihre kleinen Freunde mitgebracht und das machte die Sache noch besser, als wenn sie alleine verzweifelt wäre. Das gab Action. „Ich wusste, du liebst Überraschungen.. Kätzchen.“ Meinte Pyro leise und eiskalt, ehe er sich zufrieden umdrehte und sich eine Kippe ansteckte. Langsam ging er durch die Nacht. Zwar hatte er Aura bis anhin noch nicht gefunden, aber Emma hatte recht behalten. Er erledigte trotzdem das, was er vor gehabt hatte. Und das wie immer perfekt.
 

„The roof, the roof, the roof is on fire,

The roof, the roof, the roof is on fire,

The roof, the roof, the roof is on fire,

We don't need no water let the motherfucker burn,

Burn motherfucker burn.

Oh yeah.. here we go

The Kurt, the Kurt, the Kurt is on fire,

The Kurt, the Kurt, the Kurt is on fire,

The Kurt, the Kurt, the Kurt is on fire,

We don't need no water let the motherfucker burn,

Burn motherfucker burn.“
 

Sang er leise vor sich hin und brach dann in ein teuflisches Gelächter aus.
 


 

~[* Sweet little Surprise for my sweet little Kitten - End

French Kiss

French Kiss
 

„Hol ihn da runter! Hol ihn sofort da runter!“ Jubilees Stimme klang panisch, sie konnte gar nicht hinsehen, als Lance langsam begann, Kurt von der Kette zu befreien, die ihn in der Luft hielt und Bobby dabei Kurts leblosen Körper hielt, sodass dieser nicht zu Boden fiel. Kitty hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und schluchzte immer noch hemmungslos. Sie schien die anderen nicht zu hören.
 

Die beiden Jungen knieten sich zu dem blauen Fussel und auch Jubilee ging langsam zu ihnen. Ihr war übel. So viel Blut und das war alles von Kurt. „Wer.. wer tut so etwas?“ Meinte sie leise und tonlos, mehr bekam sie gerade nicht heraus, als sie sich zu den andern niederkniete. Lance überwand als erster seinen Ekel und prüfte eben, ob Kurt atmete.
 

Kitty schien diese Worte jetzt doch wieder deutlich gehört zu haben. Die Braunhaarige hob langsam den Kopf und starrte zu ihren Freunden. Ihr Blick war trüb, ihr Gesicht tränen verschmiert und dann hauchte sie mit leiser und fast schon psychopathisch wirkender Stimme: „Pyro.. das war Pyro. Pyro.. er war es.“ Langsam und leicht schwankend erhob sie sich. Genau so gingen Horrorfilme doch..
 

Die drei anderen drehten ihre Köpfe zu Shadowcat und Jubilee starrte sie fast schon entgeistert an. Bobby schüttelte leicht den Kopf und Lances Gesicht war ausdruckslos. Kittys Augen verengten sich und sie brüllte: „Komm raus, Pyro!“ Sie spürte, dass er da war. Er musste da sein. Er würde sich das nicht entgehen lassen. Er wollte sehen, wie sie litten. Wieso war ihr ein Rätsel, aber er wollte es sehen. Sonst hätte er sie nicht herbestellt. Ganz bestimmt.
 

Kitty drehte sich im Kreis und brüllte erneut: „Komm raus.. Pyro! Oder hast du Angst?“ Sie lachte bitter. Ihr war nicht nach lachen zu mute, es war auch ein erzwungenes Lachen, was deshalb ebenfalls kränklich wirkte. Bobby und Jubilee tauschten Blicke aus. Lance rappelte sich hoch und ging langsam auf Kitty zu.
 

Kitty sah ihn aus misstrauischen Augen an und stellte dann fest: „Da habt ihr euren Beweis! Ist euch das denn nicht Beweis genug! Er hat es getan, er ganz alleine!“ Lance legte ihr sanft die Hand an die Schulter, erster Schritt dahin, sie wieder für verrückt zu erklären, Kitty wusste es. Sie schlug seine Hand energisch weg und brüllte:
 

„Er ist hier irgendwo.. ich werde ihn finden. Dann habt ihr euren Beweis, wenn euch der Tod von Kurt nicht einmal genügt.“ Erstaunlich, wie einfach sich diese Worte aussprechen liessen, obwohl sie vor kurzer Zeit noch absolut geschockt gewesen war. Aber gerade steigerte sie sich tatsächlich in etwas hinein. Sie spürte einfach, dass er da war.
 

Kitty drehte sich um. „Lance, halt sie auf!“ Rief Jubilee, immer noch mit brüchiger Stimme. Der Braunhaarige griff nach Kittys Handgelenk, doch diese phaste sich ohne Probleme hindurch und rannte los. John musste hier sein. Er musste! Kitty sah sich suchend um, Lance auf den Versen.
 

„Er ist nicht tot..“ Jubilees Kopf fuhr abrupt herum.
 

„WAS?!“ Rief sie aus und sah mit einem fast schon erleichterten Lächeln auf Kurt herab, ein leises Husten war zu hören. Nightcrawler spuckte Blut, und schien dann gleich wieder ohnmächtig zu werden. Jubilee starrte Bobby an, und wusste nicht recht, ob sie weinen oder lachen sollte. Schlussendlich umarmte sie den Eismutanten. „Oh mein Gott.. er muss so schnell wie möglich versorgt werden.“ Denn über den Berg war Kurt noch lange nicht.
 

Bobby nickte und meinte: „Alamier die restlichen X-Men, dass wir ihn gefunden haben und dass sofort Jean oder jemand, der ihn transportieren kann, vorbeikommen muss.“ Bobby zitterte, immerhin befanden sie sich gerade in einer Extremsitation, es ging um Kurts Leben. Jubilee griff nach Kurts Handy, welches in Griffnähe am Boden lag, dann erhob sie sich und ging etwas von Kurt und dem Eismutanten weg. Hastig gab sie Jeans Nummer ein. Auch sie zitterte.
 

Bobby konnte sie hastig etwas ins Telefon sprechen hören, während er Kurts nun wieder leblosen Körper in die richtige Lage brachte, sodass dieser zumindest nicht ersticken konnte. Als Jubilee wieder näher kam, hob Bobby den Kopf und sah sie fragend an: „Und?“
 

„Sie kommen..“ Meinte Jubilee ziemlich trocken. Der erste Schock war überwunden, sie wirkte nun wieder – im Gegensatz zu vorhin – äusserst überlegt und abwartend. Bobby musste ihr aber ansehen, dass etwas nicht stimmte. Zwischen ihren Fingern drehte sie das Handy.
 

„Aber..?“ Hakte der Eismutant nach, als nichts weiter kam. Er sah sie noch fragender als zuvor an.
 

Jubilee stockte kurz, atmete tief durch und hielt ihm dann Kurts Handy hin. Die letzte Nachricht war zu sehen:
 

Fuzzy.. muss unbedingt mit dir reden&konnte dich wegen der Suche nach Rogue am Tag nich erreichen.. Echt dringend!! Sehen wir uns um zehn beim Spielplatz... sei bitte pünktlich. Lysm kitty.
 

Bobby blinzelte und las die Nachricht noch einmal. Absender: Kitty, Zeit: 21.22 Uhr.. heute.. Die Zeit, die sie jetzt hatten: 0.56 Uhr. Bobby las die Nachricht erneut und sah dann hoch zu Jubilee. Er wusste, was sie dachte, denn er dachte dasselbe. Leise hauchte er: „Sie war die ganze Zeit mit Lance zusammen..“ Der Eismutant schüttelte entschieden den Kopf.
 

Jubilee sah ihn kurz und eindringlich an. Dann schüttelte sie ebenso entschieden den Kopf: „Um acht Uhr oder so ist sie Evan suchen gegangen.. Hat Lance mir vorhin gesagt.. Wir haben sie vor dem Institut getroffen.. um zwölf Uhr oder so.“ Die Halbasiatin hatte eine ausdruckslose Mimik.
 

Die beiden sahen sich stumm an. Beide wussten, dass der andere genau das gleich dachte. Und sie dachten an eine schreckliche Wahrheit, die sich ihnen soeben offenbarte. Und doch glaubte keiner es wirklich. Es erschien so unglaubwürdig.
 

~
 

Lance fand Kitty weinend an einen Baum gelehnt. Sie hatte den gesamten Spielplatz mit den Bäumen und Büschen, die um ihn herumstanden, durchsucht. Kein John. Nicht einmal ein Pyro. Keiner glaubte ihr. Sie fühlte sich so alleine. Und sie war sich immer noch sicher, dass sie sich das nicht einbildete. Als Lance sie schliesslich eingeholt hatte und langsam auf sie zu kam, sah Kitty hoch.
 

Lance blieb einen Meter vor ihr stehen und musterte sie ernst. Kitty wischte sich übers Gesicht, um die Tränen zu stoppen. Aber sie flossen einfach. Kurt. Ihr Kurt. Tot.. Ihr Kurt war tot. Und er hatte ihn getötet! Wie konnte er nur?! Wie verdammt?! Und wieso.. Kurt hatte überhaupt nichts mit der Sache zu tun. Kurt hatte ihm niemals etwas getan. „Sag mir.. dass ich nicht verrückt bin.“ Meinte Kitty langsam, mit gebrochener Stimme, und stenkte den Blick.
 

Lance schwieg, viel zu lange Zeit. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Bist du nicht..“ Er glaubte ihr auch nicht. Wer glaubte einem so eine mörderische Geschichte, wenn man den Hauptakteur in einem ebenso grausamen Video sehen konnte. Gefangen und am Ende seiner Kräfte? Richtig! Niemand... „Ich verstehe dich, du..“
 

Kitty liess ihn nicht ausreden. Sie sah abrupt hoch und lachte erneut bitter: „Jah, genau.. jeder von euch denkt, mich zu verstehen, richtig? Ihr denkt doch alle: Lasst sie reden! Das kommt nur davon, dass er nicht mehr wieder kommen wird. Sie fühlt sich ihm so näher. Hah.. Lance!“ Kitty fuhr sich über die Stirn und sah ihn dann erneut an: „Für wie dämlich haltet ihr mich eigentlich?“ Sie konnte nichts dagegen tun, und brach wieder in Tränen aus. Kurt..
 

Lance zog sie einfach zu sich. Sie liess es geschehen. Er legte seine Arme schützend um sie und Kitty lehnte sich automatisch gegen seine Brust. „Seien wir ehrlich.. die ganze Welt spielt doch zurzeit verrückt, nicht?“ Meinte er und wich ihrer Frage so perfekt aus.
 

Kitty sah zu ihm hoch. Sie wollte eigentlich lächeln, aber sie konnte nur wieder schluchzen. Zugleich spürte sie, wie ihre Beine nachgaben. Die letzten Tage hatte sie kaum geschlafen und wenn, dann ziemlich schlecht. Sie war müde, ausgelaugt, enttäuscht, traurig, geschockt.. und vor allem am Ende, ihr Kreislauf, ihre Nerven, ihr Körper. Das alles hielt einer solchen Belastung – seelisch und zugleich auch körperlich – einfach nicht stand. Die grausame Entdeckung, die sie zuvor gemacht hatte, war da wohl auch ausschlaggebend. Kitty krallte sich in Lances Jacke, um nicht umzuknicken. Dieser reagierte schnell und hob sie sanft hoch. Für ihn ging das locker, sie war ein Fliegengewicht. Langsam ging er mit ihr in den Armen zurück zum Ort, wo sie Kurt gefunden hatten. Inzwischen waren sogar schon andere X-Men vor Ort. Kitty war weggenickt, sie hörte nicht, dass ihr bester Freund noch lebte, aber weinen tat sie noch immer. Auch im von ihrem Körper erzwungenen Schlaf.
 

~
 

Pyro fühlte sich ausgezeichnet. Nach getaner Arbeit. Dass er nicht das Lied: I feel good zum besten gab, sondern stattdessen immer noch Fire Water Burn vor sich hin summte, war ein wahres Wunder. Auch Auras Verschwinden konnte ihm in diesem Moment nichts ausmachen. Das Gefühl war sowas von befriedigend und ja, er war sadistisch. Und wenn schon? Solange es Spass machte.
 

Soeben steckte er sich eine Kippe an, und entdeckte Pietro auf dem Sofa. Der Weisshaarige telefonierte eifrig und schien ihn noch nicht bemerkt zu haben. John lehnte sich gegen den lädierten Türrahmen. Aufgeräumt worden war immer noch nicht und er nahm sich die Freiheit heraus, ein paar Gesprächsfetzten aufzuschnappen.
 

„Wanda.. wieso bist du zurückgekehrt?!“ Pietros Stimme klang schneidend.
 

Eine Pause, in der der Weisshaarige lauschte.
 

„Verdammt.. ich hab dich da nicht rausgeholt, damit du wiederkommst und alles kaputt machst. Ich wollte, dass du ein richtiges Leben bekommst.. und ich habe dir ganz klar gesagt, dass das hier nicht geht!“
 

Wieder eine Pause. John fragte sich, mit wem er sprach. Wer war Wanda..?
 

„Nein! Du kommst ihm nicht zu nahe, er ist immer noch unser Vater!!“ Pietros Stimme klang laut, befehlerisch und zugleich doch bittend.
 

Unser Vater.. John zog eine Augenbraue hoch. Wanda.. unser Vater. Seid wann hatte Pietro eine Schwester? Der Feuerteufel beschloss, sich noch weiterhin nicht bemerkbar zu machen, vielleicht erfuhr er gleich ja noch mehr.
 

„Scheiss auf was er dir angetan hat!“ Pietros Stimme war nun schon ziemlich laut. „Ich hab dich da nicht rausgeholt, damit du wiederkommst und ihr euch gegenseitig umbringt. Was brauchst du, huh? Geld. Kannst du haben, Dad hat genug.. er merkt nichtmal wenn was fehlt.“ Pietro trommelte nervös mit den Fingern auf dem Sofa.
 

John musste schmunzeln. Das hörte sich na einem erstklassigen Familienzoff an. Wobei sich jetzt langsam klärte, dass Magneto und diese Wanda wohl nicht das beste Verhältnis zueinander hatten. Magneto schreckte scheinbar nicht einmal vor seinen Kindern zurück. Irgendwie erschreckend, aber zugleich fand Pyro es einfach nur amüsant. Kein Wunder hatte Santa Clause solchen Respekt vor seinem Vater.
 

„Du legst jetzt nicht auf! Hey.. du..!..“ Eine Pause und Pietro meinte fragend, wobei er nun zugleich auch sauer klang: „Wanda..?!“ Der Weisshaarige wurde seine Aggression los, indem er seine Faust in das nächstbeste Kissen schlug. Jetzt konnte John nicht anders, er musste loslachen und meinte dann hämisch:
 

„Hach.. wie bin ich froh, keine Familie zu haben. Sie machen verletzlich und nebenbei gehen sie einem auch nur auf die Nerven.“ Für ihn war das so. Er hatte keine Familie. Ausser Aura, sie zählte er dazu, denn sie war eine Mutantin und sie fühlte sich ähnlich wie er. Ihr Vater verriet sie, mit seiner Politik und wenn er herausbekam, was sie wirklich war, würde er sie verstossen. Genau wie es St.Johns Vater getan hatte. Ganz genau. Menschen waren alle gleich.
 

Pietro fuhr ruckartig herum und schnaubte dann, ehe er leise zischte: „Wie lange stehst du schon da?“ Quicksilver stand im nächsten Moment auch schon vor John und baute sich vor ihm auf. Grösser war er alle Mal.
 

Pyro sah das locker, er drehte eine Kippe zwischen seinen Fingern, ehe er langsam und absichtlich nachdenklich meinte: „Hm.. schätze lange genug um von einer Wanda und einem Familienzoff zu wissen..“ Seine braunen Augen trafen die wässrig blauen und Pyro meinte scharf: „Du hast ne Schwester?!“ Noch vor kurzem hatte Pietro ihm erzählt, dass er Waise war und absolut keine Verwandten besass.
 

Pietro funkelte John an. Gerade war in seinen Augen nur blanker Hass zu sehen. Und Ärgernis darüber. Das hätte wohl geheim bleiben sollen. „Schein fast so.“ Knurrte der Weisshaarige dann.
 

„Hah.. der war gut. Weißt du, was ich mich frage.. vor zwei Monaten wusste ich nichtmal, dass du nVater hast, bis ich Magneto auf äusserst unerfreuliche Art und Weise kennen lerne. Jetzt höre ich etwas von ner Schwester, obwohl du immer beteuerst Einzelkind zu sein – genau wie dein Vater.“ Johns Stimme wurde zuckersüss: „Fehlt nur noch Mummy und die kleine Familie ist perfekt. Dann können wir ja gleich die ganze Sache mit der Brotherhood vergessen und ihr könnt glücklich leben bis an euer Lebensende.“ Aus seinen Worten sprach auch der Neid. John wünschte sich manchmal wirklich, Magneto wäre sein Vater. Er wusste, er würde es sehr viel mehr schätzen, als Pietro es tat. Und er war auch überzeugt, dass er es mehr verdiente, als das Weichei vor ihm. Und doch hatte er nicht die Gene des Meisters, sondern der Speed-Demon, der nun vor ihm stand und meist absolut respektlos von seinem Vater sprach.
 

Pietro presste die Lippen aufeinander, Pyro konnte sehen, wie ein Beben durch seinen Körper ging. „Meine Mutter ist seit 19 Jahren tot!“ Fauchte der Weisshaarige und fixierte John mit seinen Augen. Der Blick war nun noch hasserfüllter. Pietro hingegen war neidisch auf Johns Art. Die Skrupellosigkeit, die er nicht besass. Pietro war sich nicht sicher, ob er überhaupt jemanden töten konnte. Und Pietro glaubte schon seit er John kannte, und seit sein Vater diesen Mutanten im Team haben wollte, dass sein Vater Pyro langsam lieber bekam und dieser seinen Platz einnahm. Man war immer neidisch auf das, was man nicht hatte. So ging es auch den beiden.
 

John gab den Blick lässig zurück und bevor er etwas sagen konnte, fuhr Pietro wütend fort: „Ok, sie ist verschollen, aber das seit 19 Jahren, also tot. Klar? Und Wanda ist nicht nur meine Schwester, sondern meine Zwillingsschwester, wenns dich so brennend interessiert. Und wenn wir grad bei Happy Family sind. Meine Adoptiveltern wurden von Dorfbewohnern in Transilvanien beinahe gelyncht, weil sie die Eltern von verfluchten Kindern waren.“ Transilvanien.. seine Kindheit. Bei einer Zigeunerfamilie, nur er und Wanda waren immer zusammen gewesen, ansonsten änderte sich in seinem Leben ständig alles. „Unsere Kräfte brachen aus und irgendwie muss mein Dad herausbekommen haben, dass er Kids hat. Und da Magneto extrem auf Happy Family steht, hat er uns zu sich geholt!“ Johns Augen weiteten sich leicht, das hätte er dem Alten gar nicht zugetraut. Magneto hatte sicher ziemlich viele Hebel in Bewegung setzten zu müssen, um seine Kinder erst einmal zu finden.
 

„Und dann is Dad aufgefallen, was für ne mächtige Mutantin Wanda ist und er hat sie weggesperrt, als wir zehn waren! In so ne verdammte Anstalt! Und ich wusste das.. und meinem Vater war es egal und ich hatte nicht den Mut, etwas dagegen zu tun!“ Pietro brüllte inzwischen. John lauschte erst einmal nur. „Aber vor einem Jahr habe ich sie rausgeholt und ihr gesagt, sie soll sich verstecken..“ Damals hatte er gewusst, dass Wanda das nicht lange tun würde, aber er hatte gehofft, dass sie nie mehr wieder kommen würde. Er hatte sie verraten und das nur, weil er immer das Gefühl hatte, seinem Vater etwas beweisen zu müssen.
 

Pietro setzte erneut an: „Und da ist es wohl kein Wunder, dass Daddy und ich nicht grad das tollste Verhältnis zueinander haben, denn ich hab die Person freigesetzt, vor der er wahrscheinlich am meisten zu befürchten hat!“ Der Weisshaarige hatte die Hände zu Fäusten geballt und bebte wieder. „Das liegt nicht an dir, oder an meiner Unfähigkeit! Denn unfähig bin ich nicht und das weiss er genau.. das liegt vielmehr an der Tatsache, dass ich ein einziges Mal nicht das getan habe, was er wollte!“ Pietro verstummte.
 

John sah ihn eine zeitlang nur an und meinte schliesslich: „Und wieso hast du ganze acht Jahre gebraucht, um zu dem Schluss zu kommen, dass du sie dort rausholen musst?“ Pietros Augen weiteten sich kurz, bis er wieder die gewohnte Maske aus Kälte und Überheblichkeit aufgesetzt hatte. Er trat einige Schritte zurück.
 

„Ganz einfach.. ich bin nur ein Mutant und keine Killermaschine, wie du sie geworden bist.“ Meinte der Weisshaarige. „Ich geh Aura suchen.. denn im Gegensatz zu dir, bedeutet mir Familie noch was. Auch wenn es nichtmal meine ist. Ich kann nicht von dir erwarten, dass du meine Entscheidungen verstehst und ich will es auch gar nicht, weil ich weiss, dass jemand wie du das niemals können wird. Du willst keine Familie, weil du niemals erfahren hast, wie es sein kann, wenn man wirklich eine Happy Family ist. Ich schon, wenn auch nur für kurze Zeit. Dann könntest du auch verstehen, weshalb Magneto seine Familie – Mich, denn ich bin so ziemlich der einzige, der noch davon übrig ist – über alles steht. Also pass auf, was du tust, Pyro.. pass gut auf.“ Quicksilver grinste höhnisch und ging dann in betont langsamem Tempo aus der Wohnung.
 

„Kann ich was dafür, dass meine Familie nur aus Arschlöchern besteht!“ Brüllte John aufgebracht.
 

Pietro drehte sich zu ihm um und meinte: „Deine Mutter versucht gerade, eine neue Familie für dich aufzubauen. Du schlägst es in den Wind. Du bist das grösste Arschloch aus deiner Familie. Wies aussieht.“ Der Weisshaarige zuckte mit der Schulter und drehte sich erneut um. John war ziemlich schnell bei ihm und riss ihn zu sich rum.
 

„Okey.. es is also meine Schuld ja?! Dass mein Leben einfach immer beschissen lief, das ist meine Schuld?!“ Das war doch nicht Pietros ernst. Der Weisshaarige hatte sie doch nicht mehr alle.
 

„Ich seh das so: Du willst nicht glücklich sein, denn jedes kleinste Glück, jede kleinste Freundschaft, und den kleinsten Hauch von Liebe in deinem Leben, den zerstörst du sogleich gnadenlos. Erzähl mir nicht, dass du jemanden wirklich an dich ran lässt. Von uns.. von deinen Freunden.. kennt keiner den Wirklichen John, St.John, Pyro.. was auch immer. Das sind nur Facetten. Sag mir, wer du wirklich bist.“
 

„Jeder, der sich auf mich einlässt, der stirbt früher oder später.“ John lachte bitter. „Meist noch durch mit selbst und wenn ich keine Zeit dafür habe, dann übernimmt das ein anderer.“ Er zuckte mit den Schultern und knurrte dann: „Ach.. ich verstecke mich also.. da bin ich aber nicht der einzige oder?“ Er spielte auf Pietro an, der weder mit sich selbst, noch mit allen anderen ehrlich war. Um genau zu sein, war er doch auch nicht so, wie er sich gab.
 

Pietro sah ihn unbeeindruckt an und meinte dann: „Ich verstecke mich nicht.. nicht direkt.. ich bin das, was mein Vater will, das ich bin. Ich sagte doch.. ich liebe meine Familie. Wenn du wissen willst, wer ich wirklich bin, brauchst du nur zu fragen, wie eben.. du wolltest wissen, wer Wanda ist.. Ich hab geantwortet.. Aber ich schätze bei dir ist das anders, du weißt es wahrscheinlich nichtmal selbst. Du bleibst mir eine Antwort schuldig.“ Der Weisshaarige drehte sich wieder zum gehen.
 

„Ich bin der Teufel..“ Hauchte John. Pietro drehte ihm den Kopf zu und zog eine Augenbraue nach oben. Die wässrig blauen Augen musterten den Feuerteufel. „Besser?“ Meinte dieser. Die beiden sahen sich kurz in die Augen. Fixierten sich regelrecht. Bis Pietro den Blick abwandte, ohne etwas gesagt zu haben.

Er ging aus der Tür.
 

„Hey.. warte!“ Rief John aus und stockte dann.. „Gehen wir mal wieder einen trinken?“
 

Pietro drehte sich jetzt zusehends überrascht zu ihm um. Er legte den Kopf schräg und nickte dann leicht verwirrt. „Eh.. jah...“ John musste grinsen. Er hörte Kittys Worte in seinen Ohren: Es ist einsam auf dem Gipfel der Macht, du wirst sehen. Am Ende wirst du allein sein. Hätte sie wohl gerne!
 

~
 

Kitty sass draussen vor Kurts Krankenzimmer. Hank war gerade dabei, dafür zu sorgen, dass der blaue Fussel vorerst überlebte. Kitty hatte zu viel geweint. Die Tränen waren versiegt, aber wenn sie mehr Wasser in ihrem Körper gehabt hätte, so wären sicherlich weitere Tränen geflossen. Wieso gerade Kurt. Wieso? Er war derjenige, der es von allen am wenigsten verdiente. Tat John das, um sie zu quälen. Sie zu verletzen. Dafür zu sorgen, dass sie ihn hasste? Neben ihr sass oder besser lag Jubilee, die Halbasiatin war eingeschlafen. Lance schlief ebenfall. Und daneben hockte Bobby und drehte Däumchen.
 

Die Tür öffnete sich. Kittys Kopf schwang sogleich nach oben, aber sie erblickte nur den Professor, der herauskam. Ein besorgtes Gesicht. Das besserte Kittys Laune nicht im geringsten. Trotzdem sah sie ihn hoffnungsvoll an. „Ist.. ist er aufgewacht?“ Bobby wachte aus seiner Trance auf und sah ebenfalls auf. Jubilee murmelte etwas im Schlaf.
 

Der Professor sah Kitty in das hoffnungsvolle Gesicht und bei dem Anblick schmerzte ihn die Verkündung noch mehr. Er schüttelte leicht den Kopf und erklärte dann: „Nein.. er liegt leider weiterhin im Koma. Jedoch konnte Hank ihn aus dem schlimmsten heraus halten.“ Der Professor seufzte tonlos, als er sah, wie Kittys Gesichtszüge entgleisten.
 

„Haben sie Rogue inzwischen mit Cerebro gesucht?“ Kitty hatte eigentlich etwas sagen wollen, jedoch liessen Bobbys Worte sie erstaunt zu dem Eismutanten drehen. Er machte sich gerade Sorgen um seine Freundin, statt um Kurt, der im Koma lag?! Hatte er sie noch alle.
 

Der Professor schüttelte ebenfalls den Kopf. „Nein, Bobby.. wir wollen nichts riskieren. Bis wir das Problem, welches wir mit Cerebro haben, nicht gefunden haben, werde ich es nicht benutzen.“
 

Kitty sprang auf und fauchte in Richtung Bobby: „Weißt du, Bobby, du hast vorhin was gesagt von wegen dass John dein bester Freund ist und dass ich mich so gar nicht um deine Gefühle dahingehend kümmere. Und jetzt..? Mein bester Freund liegt im Koma und du fragst den Professor nach deiner Freundin, der es wohl blendend geht? Vielen Dank auch.. wirklich! Bist ein toller Freund.“ Kitty hielt in Wirklichkeit nur die Tränen mit der Wut zurück. Sie eilte an Bobby, Lance und Jubilee vorbei und verschwand. Jubilee wurde durch Kittys laute Stimme geweckt. Lance schlief weiter. Kitty brauchte jemanden, der sie verstand und der vor allem nicht glaubte, dass sie verrückt war. Und im Moment fiel ihr nur der Neue ein. Storms Neffe – Evan.
 

Der Professor sah ihr nach und sah dann verzweifelt zu seinen anderen Schützlingen. Ihm gefielen diese Entwicklungen alle nicht sonderlich. Jubilee sah den richtigen Zeitpunkt gekommen, um dem Professor von ihrer und Bobbys kleiner Entdeckung zu erzählen. Sie zückte langsam das Handy und wählte die Mitteilung an, die eindeutig von Kitty geschrieben sein worden musste. „Ich mache mir Sorgen, Professor..“ Begann sie, zeigte dem Professor das Handy jedoch noch nicht.
 

Bobby sah sie warnend an. Er hielt es für keine gute Idee. Doch Jubilee gab den Blick zurück und nickte entschieden. Vielleicht war das wirklich der Schlüssel zum ganzen und wenn, dann galt es, schnell zu handeln. Charles sah fragend zwischen den beiden her. Wie immer las er ihre Gedanken aus Prinzip nicht, auch wenn erklären länger dauerte. „Ich meine.. Kitty führt uns zu diesem Ort und dort finden wir Kurti so zugerichtet..“ Fuhr Jubilee dann zögerlich fort: „Worauf ich hinaus will.. Kitty wollte unbedingt beweisen, dass Pyro da ist.. Drum.. vielleicht hat sie etwas getan, damit sie uns einen Beweis liefern kann.“ Das war die wirklich grösste Sorge der Halbasiatin.
 

Der Professor schien zu verstehen was sie meinte, jedoch schwieg er. Deshalb trat Bobby nun doch auf den Plan und meinte: „Sehen sie sich einfach das hier an..“ Er hielt dem Professor das Hand hin, dieser las die Nachricht, seine Augen weiteten sich leicht. „Es gibt Zufälle, die wirklich zufällig passieren und dann gibt es noch ‚Zufälle‘, die niemals einfach so passieren.“ Fügte Bobby hinzu.
 

Inzwischen war auch Lance aufgewacht. Er erhob sich schweigend, als der Professor schliesslich meinte. „Ihr glaubt also, dass Kitty ihm das angetan hat?“ Irgendwie erschien das doch unwirklich. Jubilee und Bobby dachten wohl das gleiche, aber sie dachten auch zugleich an die Tatsache, dass sie wegen Kitty überhaupt bei dem Spielplatz gewesen waren.
 

„Ich weiss nur, dass John es nicht gewesen sein kann..“ Meinte Jubilee und zuckte mit den Schultern. Diese Worte taten ihr selbst weh, sie stellte ihre beste Freundin als Psychopathin da. Genau so ging es wohl auch Lance, denn er mischte sich jetzt doch ein, und das lautstark:
 

„Ihr wollte dem Professor doch jetzt nicht ernsthaft weiss machen, dass Kitty Kurt das angetan hat?! Jubes, das hätte ich nichtmal von dir erwartet.“ Der letzte Satz klang extrem abschätzig. Lances Hände ballten sich und waren bereits gefährlich weiss angelaufen.
 

„Weißt du.. ich sage nur, was ich sehe und gerade sehe ich, dass Kitty durchdreht und ich habe das Gefühl, sie nicht mehr richtig zu kennen!“ Das hiess im Klartext: Ja, ich traue ihr so etwas zu. Der Professor sah zwischen den beiden hin und her, schien etwas sagen zu wollen, doch Lance kam ihm zuvor:
 

„Achjah? Und wie zum Teufel soll sie es geschafft haben, Kurt dort aufzuhängen? Wenn du sagen würdest, was du siehst, dann würdest du ein zierliches Mädchen sehen, das das sicherlich nicht hinkriegt!“ Lances Argumente waren nicht zu verachten, aber Jubilee gab zurück:
 

„Vielleicht hatte sie ja auch Hilfe..“ Ihr Blick wirkte eisern, als sie Lance ansah. Und sie zeigte deutlich, was sie mit Hilfe meinte.
 

„Wow.. Jubes..“ Meinte Bobby und wollte sich zwischen die beiden Stellen, doch Lance drängte ihn zur Seite und baute sich bedrohlich vor der jungen Asiatin auf.
 

„So.. ich soll ihr also geholfen haben, jah?“ Fauchte Lance. „Und wieso zum Teufel sollte ich das getan haben, huh? Es ist nicht in meinem Interesse, Kurt was anzutun. Ich würde vielleicht höchstens dir was antun, aber sogar dafür bin ich mir zu schade.“ Inzwischen brüllte der Braunhaarige.
 

„Jubilation.. Lance.. beruhigt euch.“ Vernahmen sie plötzlich alle die Stimme des Professors, er hatte beschwichtigend die Hände gehoben, doch Jubilee hörte nicht auf ihn und keifte zurück:
 

„Naja.. es ist allgemein bekannt, dass du schon immer in Kitty verliebt warst.. Kommts dir da nicht gelegen, wenn wir alle glauben, John ist ein verdammter Mörder, der niemals wieder kommen wird?! Das wäre doch nur in deinem Sinn.. du willst gar nicht, dass er zurückkommt!“ Lance schwieg und sah sie an.
 

Jubilee blinzelte, als keine Reaktion kam. Sie tauschte einen kurzen, unsicheren Blick mit Bobby aus. Lance meinte schliesslich, während er sich umdrehte: „Ich mag Kitty.. wohl wahr.. aber so sehr, dass ich über Leichen gehe, dann doch nicht...“ Er schüttelte leicht den Kopf und war verschwunden.
 

Jubilee drehte den Kopf ab. Bobby unterhielt sich mit dem Professor. Erst über Kurts Zustand, dann über Kittys Zustand und dann natürlich über diese ominöse SMS.
 

~
 

Längst verkrustetes Blut war auf ihrem schönen Gesicht zu sehen. Es machte einen extremen Kontrast zu ihrer hellen Haut. Diverse Kratzer an Armen und Beinen. Diverse Grössere Wunden. Ihre rechte Schulter hatte eine seiner Karten knapp gestreift. Glücklicherweise nur gestreift...
 

Aura kauerte hinter einem Gebüsch im Central Park. Sie war vollkommen erschöpft, hatte seit ihrer Flucht nicht mehr geschlafen und wollte doch eigentlich nur wieder zurück zu ihrem Bruder. Jedoch war die Angst, dass Gambit oder jemand anderes sie dort erwarten würde, zu gross. Gambit war ihr auf der Spur. Sie hatte ihn das letzte Mal ziemlich knapp abhängen können.
 

Jetzt konnte sie einfach nicht mehr. Sie keuchte leise und genoss die kühle Nachtluft, die sie umgab. Kalt war ihr nicht, ihr war niemals kalt. Die Wunden hatte sie vereist, sodass sie sie nicht mehr spürte. Sie fühlte sich hilfloser den je. Und sie hörte Schritte, die sie aufhorchen und dann zusammenzucken liessen. Er hatte sie eingeholt.
 

„Ach komm.. wir haben jetzt langsam wirklich genug Verstecken gespielt.. findest du nicht? Ich tu dir auch nichts.“ Von wegen. Aura hatte Angst, auch wenn sie immer noch genug Stolz besass, sich das nicht anmerken zu lassen.
 

„Komm raus.. kleines Mädchen..“ Gambits Stimme wirkte sanft. Aura hielt den Atem an. Hier war sicherlich niemand, der ihr zur Hilfe kommen konnte. Im gesamten Park waren sie alleine. Aber sie war nicht weiter gekommen. Ihre Beine trugen sie kaum mehr. „Komm raus!“ Jetzt kehrte der befehlerische Ton in Gambits Stimme zurück und er klang drohend. Ein Schauder lief über Auras Haut. Sie blieb sitzen.
 

„Komm raus.. dein ach so geliebter Bruder wartet doch schon..“ Aura horchte auf. Sie atmete flach, und presste qualvoll die Lippen aufeinander, da sogar Atmen schwer war. John war nicht hier. Das war sicher. „Allerdings.. weiss ich nicht, wie lange er wartet.. ich glaube, er hatte wichtigeres zu tun. Betreffend sein Lieblingskätzchen.“ Der Franzose lachte hämisch auf. Er wusste genau, wie man Aura aus ihrem Versteck zu locken hatte. „Vielleicht bist du ihm nicht so wichtig, wie er immer tut, wenn er Kitty vorzieht..“
 

Das hielt die junge Braunhaarige nicht aus. Mühselig erhob sie sich und quälte sich hinter ihrem Versteck hervor. Sie schwankte leicht, als sie sich Gambit entgegenstellte. Er grinste zufrieden. Aura blaffte: „Sie bedeutet ihm nichts!!“ Ihre geballten Fäuste zitterten. „Rein.. gar.. nichts..“ Aura begann zu husten.
 

„Ach nein? Bist du dir da so sicher.. Wir sind uns alle nicht sicher.. keiner wird schlau aus ihm..“ Er zückte eine Karte und liess sie bedrohlich aufleuchten. „Also.. wie ists. Kommst du freiwillig mit oder muss ich dich zwingen?“ Auras Beine zitterten, sie betete dafür, dass sie nicht einknickte. „Dann können du und dein Bruder wieder glücklich sein.. hört sich klasse an.. was?“
 

Irgendetwas in Gamibts Gesicht sagte Aura, dass er sich für die Schmerzen, die er dank ihr ebenfalls hatte, sicherlich noch revanchieren würde. Und das.. bevor er sie zurückbrachte. Immerhin hatte sie seinen gesamten Arm eingefroren. Er konnte von Glück sagen, dass er ihm nicht abgefallen oder zerbrochen war. Das lag aber nur daran, dass das Eis oberflächlich gewesen war. Ausserdem hatte sie gerkatzt, getreten, gebissen und ihre Kräfte noch mehr eingesetzt. Deswegen: Irgendwie verständlich, dass er es ihr heimzahlen wollte, auch wenn sie doch eigentlich quitt waren. Aura sah auch nicht besser aus, als der Kartenspieler. Aura sah ihn eindringlich an und meinte: „Pyro soll herkommen.“ Sie klang weinerlich.
 

„Hm.. sagte ich nicht bereits, dass der wohl noch anderweitig beschäftigt ist?“ Gambit drehte seinen Stab spielerisch zwischen den Fingern. In der anderen Hand hatte er eine Karte, die er scheinbar auflud, dass sie rötlich aufleuchtete und danach wieder entlud. Aura zitterte leicht.
 

„Na.. gut.. dann eben nochmal die harte Tour. Aber danach wirst du definitiv nicht mehr so ein hübsches Gesicht haben, Schätzchen.“ Meinte der Braunhaarige eiskalt. Er setzte die Stabspitze auf den Boden und langsam zückte er aus seiner Manteltasche noch einige Karten mehr. „Du darfst raten.. welche Karte es ist, vielleicht lasse ich dich laufen, wenn dus errätst!“ Er lachte leise auf und agierte dann blitzschnell. Die Karten, die er in der Hand hielt schleuderte er ähnlich wie Wurfsterne gegen Aura.
 

Aura schrie auf, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie noch einmal angriff. Mit letzter Kraft schaffte sie es, einen Schutzschild aus blutrotem Eis vor sich zu halten. Die Karten explodierten. Die Braunhaarige ging dafür langsam in die Knie. Sie war so müde.. wollte einfach nur schlafen. Und sie hörte Gambits triumphierendes Lachen. Er kam langsam auf sie zu. Sie spürte die Spitze des Metallstabs unter ihrem Kinn. Er zwang sie, sie anzusehen.
 

„Ach weißt du was.. ob harte oder weiche Tour.. du wirst auf jeden Fall nicht ganz unversehrt zurückkommen. Strafe muss sein.. Man haut nicht einfach so ab.. das kann Onkel Gambit überhaupt nicht ausstehen.“ Er lachte leise und spielte schon wieder bedrohlich mit einer Karte herum.
 

Aura zitterte. Es fiel ihr schwer, überhaupt noch die Augen offen zu halten. Doch eines merkte sie noch: Gambit wurde plötzlich ruckartig zur Seite geschleudert. Als hätte eine unsichtbare Hand ihn gepackt. In Wirklichkeit war es jedoch lediglich Telekinese.
 

„Und man sollte nicht versuchen, kleine Mädchen beinahe umzubringen!“ Eine selbstsichere Stimme war zu hören. Aura drehte den Kopf in die Richtung, aus der sie sie vermutete. Es war nur eine Gestalt unter einem Schwarzen Umhang zu sehen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Mal ganz abgesehen davon, dass es Aura störte, als kleines Mädchen bezeichnet zu werden, so war sie der Gestalt doch dankbar. Sie konnte Telekinese.. Die einzige, die Telekinese konnte war Jean. Und Emma. Aber Emmas Stimme klang nicht so. Jeans Stimme auch nicht.
 

Aura blieb am Boden kauernd, während die Gestalt nun langsam zu ihr kam und sich scheinbar schützend vor sie stellte. Gambit hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und stand in Angriffsposition einige Meter entfernt. Er war durchaus sauer. Das konnte man ihm zwar nicht so gut ansehen, da er immer noch ziemlich lässig wirkte, aber an der Art, wie er den Metallstab hielt, liess sich das gut ablesen. Er klammerte ihn regelrecht fest und knurrte: „So.. und wer sagt das?“ Blitzschnell griff er an, diesmal mit dem Metallstab. Er war sehr geübt. Aura konnte gar nicht hinsehen.
 

Doch die Gestalt war mit einem lauten: Bamf! Verschwunden. Sie stauchte hinter Gambit wieder auf, er drehte sich um – sichtlich erstaunt, aber liess sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Er schwang den Metallstab, wurde aber im nächsten Augenblick von einem rot leuchtenden Strahl, der scheinbar unter der Kapuze hervorgeschossen kam, erfasst. Wieder wurde Gambit zurückgeschleudert. Er keuchte auf, als er gegen den nächsten Baum prallte. „Ich sage das.“ Meinte die Gestalt nun triumphierend.
 

Doch der Kartenpfuscher liess sich nicht so schnell abwimmeln. Er rappelte sich vor Schmerzen stöhnend hoch und Aura konnte sehen, wie er hinter seinem Rücken einige Karten vorbereitete. „Und wer bist du?“ Genauso wie Aura erkannte er die Gestalt nicht. Ausserdem.. irgendwie war sie übermächtig. Drei Kräfte bereits. Vielleicht sogar noch mehr. Gambit ging langsam auf die Gestalt zu.
 

„Spielt das eine Rolle?“ Weiblich war die Gestalt auf jeden Fall. Gambit ging wieder zum Angriff über. Doch die Gestalt war wirklich flink und dank der Teleportation auch äusserst gut im Ausweichen. Bis jetzt hatte der Kartenpfuscher jedoch nur seinen Metallstab genutzt. Die Gestalt wich entweder einfach aus, verschwand oder aber sie wehrte ab. Schmerzen schien sie irgendwie keine zu spüren.
 

„Kommt darauf an..“ Meinte Gambit, keuchend. Langsam zehrte das auch an seinen Kräften. Doch jetzt schlug er zu. Traf. Die Gestalt taumelte kurz etwas und das nutzte Remy perfide aus. Er packte die Hände. Sie wurden von Handschuhen bedeckt und sorgte dafür, dass sie die Karten umschlossen. Dann legte er sie der Gestalt dorthin, wo das Herz zu vermuten war. Lud sie auf und brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit.
 

„Jetzt sowieso nicht mehr!“ Stellte er fest, als er sich galant wieder aufrichtete und grinsend beobachtete, wie die Karten explodierten und die Gestalt zu Boden ging. Der Umhang war fast gänzlich zerstört. Darunter wurde die Sicht frei auf ein grünes Kostüm. Es schien mehr auszuhalten. Doch nicht genug. Die Ladung war stark gewesen. Die Hände mussten vollkommen hin sein, genau wie die inneren Organe, die in der Nähe der Explosion gewesen waren. Aura wagte gar nicht hin zu sehen.
 

Gambit ging langsam auf die Gestalt, die nun leblos am Boden lag zu. Das Grinsen auf seinem Gesicht war kalt. Er war einer der Brotherhood. Von ihnen wurde erwartet, ohne mit der Wimper zu zucken, zu töten. Nicht jeder hatte so ein Extrarecht wie der Sohn vom Boss und konnte es sich leisten, nichts zu tun. Mit seinem Fuss drehte er die junge Frau – oder das, was noch von ihr übrig war – auf den Rücken, sodass endlich der Blick auf ihr Gesicht frei wurde.
 

Jedoch war die Beleuchtung ziemlich schlecht und ihr Gesicht war teilweise verrusst oder blutend, deswegen musste Gambit in die Knie gehen. Er strich ihr sanft einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und legte den Blick frei auf das Gesicht von Marie Guera alias Rogue. Sie hatte die Augen geschlossen und schien nicht mehr zu atmen.
 

„Merde!“ Konnte Aura den Kartenpfuscher fluchen hören. „Chérie.. Welch eine Schande..“ Sie war definitiv eine hübsche junge Frau.. auch mit all dem Blut, Russ und was von der Explosion eben so verändert worden war. Sie war immer noch hübsch. „Anderes Leben.. andere Zeit.. dann peut-être.. mais.. wirklich schade..“ Murmelte Gambit vor sich hin, während er die feinen Gesichtszüge betrachtete.
 

Während er das tat, fiel ihm jedoch sehr wohl auf, dass der Körper begonnen hatte, sich zu regenerieren und das in einer unglaublichen Geschwindigkeit, bis schliesslich nur noch die zerfledderten Kleider und der Russ und das Blut davon zeugten, dass sie Wunden gehabt hatte. „Was?!“ Gambit starrte überrascht auf den leblosen Körper vor ihm. Das konnte doch nicht sein.. Nur Wolverine konnte das!
 

Rogue schlug die Augen auf. Sie blinzelte und schüttelte dann leicht den Kopf. Als müsste sie erst realisieren, wo genau sie war. Doch schnell war sie bei Gambits Anblick in der Wirklichkeit. Langsam verzog sie ihren schönen Mund zu einem überlegenen Grinsen. Gambits Augen weiteten sich. „Chérie.. wie.. wie ist das möglich?“ Er zeigte, dass er verwundert war. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet..? Vielleicht bildete er sich ja ein, dass sie wieder aufwachte.
 

Rogue setzte sich langsam auf, sodass ihr Gesicht nun auf gleicher Höhe mit seinem war. //Danke.. Logan..// Dachte sie. Sie hatte gelernt, die Kräfte anderer abzuspeichern. Es würde zwar nicht ewig halten, aber für eine gewisse Zeit konnte man sie durchaus zu den mächtigsten Mutanten zählen. Bei der Auswahl an Kräften..
 

Rogue legte ihre Hand an seine Brust. Ihre Hände waren zwar nicht mehr von Handschuhen bedeckt, jedoch waren sie wieder heil. Wie eh und je. Gambit starrte auf die Hand. „Du bist tot.. Chérie.“ Stellte Gambit zögernd fest. Aura war viel zu schwach um sich ins Geschehen einmischen zu können.
 

Rogue kam ihm langsam mit ihrem Gesicht näher, sodass nicht mehr wirklich viel Raum zwischen ihnen war. Dann hauchte sie leise. „Vielleicht.. ja..“ Sie fuhr mit ihrer anderen Hand langsam zu seiner Schulter und hielt ihn so davon ab, wieder aufzustehen.
 

Gambit sah sie schweigend an. Er hatte es ernst gemeint, als er gesagt hatte, dass es eine Schande sei. Es war eine Schade, dass so eine hübsche junge Frau hatte sterben müssen – sie war doch tot! Sie konnte nicht leben.. das war unmöglich! Deshalb starrte er sie wie gebannt an. In ihre braunen Augen. Auf ihre vollen Lippen, die zu einem leichten Grinsen verzogen waren.
 

Rogue sah ihn ebenfalls eine Zeit lang schweigend an. Sie hätte gelogen, wenn sie behauptet hätte, dass er ihr nicht gefiel, aber im Grunde war das pure Berechnung.. Entschlossen zog sie ihn zu sich heran und näherte sich seinem Gesicht noch mehr, bis sie ihn schliesslich zögerlich küsste und dabei mit ihrer einen Hand an seine Wange und mit der anderen hinter seinen Nacken fuhr.
 

Gambit stutzte, als er spürte, wie sie ihn zu sich zog. Sie küsste ihn? Das musste er sich tatsächlich einbilden.. im nächsten Augenblick wurde ihm jedoch klar, dass es sich keinesfalls um eine Einbildung handelte. Denn kaum hatten ihre Lippen die seinen berührt, spürte er, wie unglaubliche Schmerzen sich über seinen gesamten Körper ausbreiteten. Es war so, als würde ihm die Lebensenergie entzogen werden. Er wehrte sich nicht. Nein! Er ging stolz unter.. und dass hiess, dass, wenn es der letzte Kuss auf Erden war, er ihn ganz sicher geniessen würde. Gambit nutzte seine letzten verbliebenen Kräfte als nicht, um Rogue von sich wegzuschaffen, nein, stattdessen legte er seine Arme um sie und küsste sie weiter.
 

Auf Rogue stürzten Erinnerungen an Frankreich, an Remys Jugend, an seinen Vater. An das Kartenspiel und die Hingabe, die der Franzose dazu hatte. Aber auch daran, wie er zur Brotherhood gekommen war, und vor allem, die Erinnerung an die letzten paar Stunden, Tage. Sie sah John vor sich – Rogue stutzte – sie sah Pietro. Sie sah Aura. Sie hörte die Stimmen in ihrem Kopf. Jedoch viel zu schnell um auch nur etwas davon zu verstehen. Es kam ihr beinahe so vor, als würden die Erinnerungen in Zeitraffer auf sie einfliessen. Nebst seinen Kräften und seiner Fähigkeit. Sie spürte, wie er die Arme um sie legte und sie zu sich zog. War er denn verrückt?! Wollte der Franzose etwa sterben?! Wenn er das beibehielt, würde es ihn... Rogue hörte in diesem Moment seine Gedanken über sie: Er hielt sie für hübsch.. selbstbewusst, eigenständig.. bewundernswert. Sie zögerte.
 

Denn der Kuss gefiel ihr. Um genau zu sein, war es in gewisser Weise auch ihr erster Kuss. Ihr erster wirklicher Kuss, Bobby hatte sie niemals so lange geküsst, das Risiko war einfach zu gross. Und es war ein echter French Kiss.. Der den, den sie küsste, jedoch das Leben kosten würde, wenn sie es nicht unterbrach. Widerwillig stiess sie ihn von sich weg, damit der Körperkontakt unterbrochen wurde. Remy sträubte sich sogar noch dagegen, doch er war sowieso zu schwach, um Widerstand zu leisten. Als sie ihm nicht mehr die Energie entzog, lebte er zwar noch, aber trotzdem sank er ausgelaugt und am Ende seine Kräfte in die Arme der Braunhaarigen. Erinnerungen und Gedanken Remys strömten durch ihren Körper und auch die Tatsache, dass ihm dieser Kuss mehr als nur gefallen hatte, das schmeichelte jemandem wie Rogue, der sonst eher unnahbar war und nicht wirklich glaubte, dass sich jemals einer für sie interessieren würde, nur schon wegen ihrer Kräfte. Bobby war da eine Ausnahme gewesen und der Franzose vor ihr scheinbar auch.. irgendwie.. Sie lächelte fast schon selig vor sich hin,
 

~
 

John hatte sich nun widerwillig auf der Liege niedergelassen. Seine Haare hatte er sich so nach hinten gegeelt, dass man ihn nicht gleich als den jungen John Allerdyce, den alle Welt suchte, erkannte. Ähnlichkeit, sicher, aber wie viel nur schon eine Änderung der Frisur ausmachte. John hatte sich darüber ziemlich gewundert. Er spielte gelangweilt mit dem Zippo, dass er von Aura geschenkt bekommen hatte, herum.
 

„Ehrlich.. ich brauch nur die Tabletten.. weil ich in letzter Zeit Schlafstörungen habe.. Ist das denn so schwer zu verstehen? Ansonsten geht’s mir ausgezeichnet.. ich brauch keinen Seelenklempner.. ich brauche nur diese Tabletten.“ Erklärte er dann und gähnte absichtlich, dass die Person, die neben der Liege auf einem Stuhl sass auch ganz deutlich merkte, dass er sich hier nur langweilte. Ausserdem bemühte er sich natürlich, normal zu wirken.
 

Sie verzog den Mund zu einem beinah spöttischen Lächeln, was John jedoch nicht bemerkte. Er starrte zur Decke. Aber dass er lieber woanders wäre, dass war ihm anzusehen. „Aber Tabletten werden auf Dauer nichts bringen, Jonathan.“ Erklärte die doch noch eher junge Frau, die neben ihm sass. Betsy Braddock schob sich ihre Brille zurecht und fuhr fort: „Wir müssen dem Problem auf den Grund gehen.. dann wird es verschwinden.“
 

„Aber da gibt’s kein Problem.. wirklich nicht.“ Meinte John sogleich abwehrend. „Mir geht’s bestens..“ Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf.
 

„Das Problem ist, dass Leute, denen es angeblich bestens geht, keine Tabletten brauchen.“ Gab die Psychiaterin trocken zurück. Dieser Satz war wirklich entwaffnend für John. Er schwieg und starrte vor sich hin.
 

„Erzähl mir mehr über diese Träume.. was genau träumst du?“ Hakte sie nach, als er weiterschwieg.
 

„Ich krieg die Tabletten, wenn ich mit ihnen drüber rede.. ja?“ John sah zu der Frau. Sie nickte nur leicht und meinte dann:
 

„Wenn du es mir erzählst, ja.“ Sie klang zwar nicht sonderlich begeistert davon, aber sie wollte ihren ‚Patienten‘ endlich dazu bringen, ihr etwas mehr über sich zu erzählen. Die Frau namens Betsy Braddock war Psychiaterin, sie glaubte einen gewissen Jonathan Carter vor sich sitzen zu haben und dass dieser seit seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, ein Trauma hätte.
 

John rollte mit den Augen und meinte dann: „Na schön.. aber ich machst kurz.“ Er drehte ihr den Kopf zu. „Das ganze fängt immer ganz harmlos an. Aber auch immer gleich.. Ich sitze auf einem Hausdach und sehe mir den Sternenhimmel an. Plötzlich verändert sich die Welt um mich herum, bis sie schliesslich vor mir steht..“ In gewisser Weise stimmte es, was er da erzählte, nur Namen.. die würde er ganz bestimmt nicht nennen. Aber John wusste ganz genau, wer da jedes Mal vor ihm stand. „Es ist ein wunderschönes Mädchen.. sie hat braunes Haar... und helle, klare blaue Augen... Ich werde das Gefühl nicht los, sie von irgendwo her zu kennen..“ John machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Ich sehe sie an und sie sieht mich an. Dann passiert nichts.. wir schweigen..“ John schwieg nun ebenfalls. Betsy zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch, aber er fuhr nicht fort.
 

„Und dann?“ Meinte sie schliesslich. John zuckte merklich zusammen. Ein Zeichen dafür, dass er in seinen Gedanken versunken war. Sein Kopf fuhr herum.
 

„Äh.. jah.. langsam entfernt sie sich von mir.. ohne sich zu bewegen, ich renne ihr nach, kann sie jedoch nicht einholen und plötzlich ist sie verschwunden.. Ich rufe nach ihr..“ John tat, als müsse er angestrengt nachdenken. Es musste schliesslich glaubhaft wirken, dass er darunter litt. Er erzählte zwar wirklich von einem Traum, den er immer hatte, wenn er seine Augen schloss, aber er liess manche Details einfach weg. „Und dann höre ich ein Klicken. Sie steht hinter mir und sie hält eine Waffe in ihren Händen, die auf mich gerichtet ist. Sie weint, aber sie drückt ab..“ John brach ab, mehr musste man dazu nicht wirklich sagen. Er schwieg und Betsy notierte sich einige Zeilen.
 

„Was für ein Gefühl hast du dabei?“ John verzog sichtlich das Gesicht. Jetzt kam die Psychoscheisse.. er hatte es doch gewusst.
 

„Sie wollten wissen, was ich träume.. ich hab es ihnen erzählt. Her mit dem Wisch.“ Knurrte er. Er hasste es, über Gefühle zu reden, erst recht jetzt, erst recht über diese eine Person.
 

„Was für ein Gefühl hast du dabei?“ Meinte die Psychiaterin mit Nachdruck.
 

John brummte und meinte zerknirscht: „Nscheiss Gefühl.. was denken Sie denn?“ Mit diesen Worten, nur um zu zeigen, dass es jetzt wirklich reichte. Es war wirklich nicht angenehm, zu sehen, wie Kitty ihn umbrachte.. und das jede Nacht, aber was John sehr viel mehr zu denken gab, ja, was ihn sogar richtiggehend bedrückte war, dass sie weinte..
 

Besty seufzte tonlos und kritzelte dann etwas auf ein Formular. Sie erhob sich und hielt es John hin. „Nächste Woche um dieselbe Zeit.. und dann werden wir versuchen, endlich ein paar grössere Fortschritte zu machen. In Ordnung?“
 

„Jahjah..“ Grummelte John und verliess ohne weiteres Wort den Raum, um sich auf den Weg zu machen und sich mit dem Rezept in der nächstbesten Apotheke zu beschaffen. Besty sah ihm nach. Schüttelte dann leicht den Kopf und liess sich hinter ihrem Schreibtisch nieder. Sie griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer.
 

„Ja.. hey Emma.. hier ist Psylocke.“ Sie lächelte kurz, während sie sich eine Kippe ansteckte und sich dann zurücklehnte. „Scheinbar haben wir Pyros Kätzchen unterschätzt... entweder, sie hat ungeahnte telepathische Kräfte wie du.. oder aber sie hat sonst irgend etwas mit ihm angestellt, dass er einfach nicht von ihr loskommt..“ Berichtete sie.
 

Am anderen Ende war ein Fluchen zu hören. „Danke für die Zwischenmeldung.. dacht ich mir irgendwie schon. Sie ist ne kleine Hexe... war sie schon früher.“ Antwortete Emma. „Sie hatte schon immer etwas an sich, was einem einfach dazu bringt, sie zu mögen.. unschuldige kleine Kitty Pryde.“ Emma lachte leise auf.
 

„Ihr kennt euch?“ Psylocke zog eine Augenbraue hoch und bliess dabei Rauch aus.
 

„Man könnte sagen, wir sind sowas wie alte Freunde..“ Emmas Stimme klang nichtssagend.
 

~
 

Wo auch immer Evan steckte, er schien mächtig was zu tun zu haben, denn er antwortete weder auf Anrufe, noch war er irgendwo zu finden und niemand hatte Kitty weiterhelfen können. Lance hatte sie zwar ins Zimmer gebracht und Kitty hatte etwas geschlafen. Aber kaum war sie wach geworden, hatte sie nach dem jungen Hip-Hopper gesucht. Nur leider wieder ergebnislos. Sie glaubte irgendwie nicht daran, dass er in der Schule war... Sonst hätten ihn einige sicherlich gesehen.
 

Nun sass sie auf Evans noch kaum benutzten Bett in seinem Einzelzimmer. Gelangweilt sah sie sich um. Es wirkte nicht im geringsten so, als wäre er erst vor einigen Tagen hier eingezogen. Im Gegenteil, die Wände waren voll mit Postern von Basketballern und Skateboardern. Dabei überwogen vor allem diejenige, welche die Basketballmannschaft L.A. Lakers zeigten. Evan schien ein Fan zu sein. Und zwar extrem. Ein Bild, welches auf dem Nachttisch plaziert war, zeigte einen kleinen Afroamerikanischen Jungen, wie er begeistert einen Basketball in den kleinen Patschhändchen hielt. Ein ebenfalls dunkelhäutiger Mann hielt ihn in den Händen, Kitty erkannte ihn auf vielen der Postern wieder. Unter dem Foto war eine Unterschrift. Musste wohl irgend ein Basketballer sein. Kitty musste schmunzeln und erhob sich.
 

Es war eigentlich nichts wirklich eingeräumt. Koffer und Tasche standen noch irgendwo herum. Er hatte noch nicht einmal ausgepackt. Evan schien wohl nicht vor zu haben, lange zu Bleiben. Kitty konnte nicht widerstehen. Sie warf einen Blick in einen der Koffer. Lauter Caps. Schuhe. Klamotten. Evan war ein verdammter Styler. Kitty setzte sich eine der Caps auf und betrachtete sich im Spiegel. Sie musste lachen. Mit dem Cap auf dem Kopf sah sie sich das Zeug, welches sich im Koffer befand weiter an. Evan würde sicherlich nichts dagegen haben, er nahm so etwas eigentlich locker. Es war interessant.
 

Kittys Blick fiel auf ein Bild, auf dem ein ebenfalls junger Afroamerikaner abgebildet war. Er trug eine dieser Nerd Brillen und hatte auch sonst eher wenig von Evan, wie er jetzt war, er sah aus wie ein kleiner, braver junge. Nur annähernd war Hip-Hop als Style zu erkennen. Er sass auf den Armen seiner Mutter und zeigte breit grinsend auf seinen Vater. Kitty musste erneut schmunzeln. Irgendwie süss. Evan schien sich nicht wirklich viel aus seiner Familie zu machen, aber er hatte trotzdem Fotos von ihnen.. Kitty nahm das Foto in die Hände und betrachtete es. Es wirkte so friedlich.
 

Als sie es wieder hinlegte, erblickte sie darunter jedoch etwas, was sie stuzig machte. Das Foto darunter war in zwei Teile gerissen. Der eine Teil lag so, dass man ihn nicht erkennen konnte. Auf dem anderen war Evan zu sehen. Nicht viel jünger, als er jetzt war. Und er machte einen auf krassen Gagsta. Kitty musste erneut schmunzeln, doch die Neugier liess sie die beiden Schnipsel ergreifen. Sie hielt den einen Teil mit Evan vor sich und drehte dann langsam den anderen um. Und was sie sah, liess sie erstarren.
 

„Was machst du da?!“ Kitty fuhr herum und sah hoch. Evan stand direkt hinter ihr...
 

~[*French Kiss - End

Gone to Heavan and Back Again

Gone to Heaven and Back Again
 

Dummerweise hielt sie immer noch die beiden Teile des Fotos in Händen. Sie wusste, dass es lächerlich für ihn aussehen musste. Dieses Cap, das sie auf ihrem Kopf trug und die beiden Teile, die sie irgendwie schuldbewusst in seine Richtung hielt. Doch ausnahmsweise grinste Evan nicht. Er sah sie mit ausdruckslosen Augen an.
 

Kitty senkte den Blick und sah auf den zweiten Teil des Fotos. Er zeigte einen weisshaarigen Jungen mit wässrig blauen Augen. Er grinste nur leicht, arrogant, eingebildet, aber trotzdem hatte sein Blick eine unglaubliche Wirkung. Er wirkte unnahbar, aber so, dass man ihm unbedingt näher kommen wollte. Unverkennbar.. Pietro Maximoff!
 

„Jup.. das gehört zusammen.“ Meinte Evan, ohne, dass sie etwas gesagt hatte, er nahm die beiden Teile, fügte sie zusammen und hielt sie ihr vor die Nase. Kitty sah ihn prüfend an, nur um festzustellen, ob er sauer war, oder enttäuscht von ihr. Aber er zeigte überhaupt keine wirkliche Emotion. „Das Cap steht dir.“ Bemerkte er sattdessen. Kitty sah zu dem Foto und ihr fiel wieder ein, dass Storm, als Evan hergekommen war, gemeint hatte, er wüsse etwas über Pietro..
 

„Oder auch nicht.“ Evan zuckte mit den Augen und liess sich dann auf dem Bett nieder. Er hielt das Foto in seinen Händen und betrachtete es. „Sie hatte recht, als sies zerrissen hat.“ Kitty hielt den Atem an und wartete. Darauf, dass da noch etwas kam. Doch Evan schwieg und starrte auf das Foto.
 

Kitty erhob sich und liess sich langsam neben ihm nieder. „Ihr seid Freunde?“ Die Braunhaarige drehte ihm den Kopf zu und fühlte sich fast dazu schuldig, hinzuzufügen: „Gewesen?“
 

Evan nickte wortlos. Kitty hätte schwören können, dass sie ihn schlucken gehört hatte. „Wir waren nicht nur Freunde.. wir waren..“ Er drehte ihr den Kopf zu und schüttelte ihn dann kurz. „Keine Ahnung.. Erstaunlicherweise.. irgendwie.. Pietro isn verdammter NY Knights Fan.. die ‚Erzfeinde‘ meiner L.A. Lakers.“ Jetzt grinste Evan leicht, über den zusammenhangslosen Satz, aber es war ein trauriges Grinsen. Kitty erinnerte sich, dass Pietro wirklich ebenfalls passionierter Basketballspieler war.
 

„Komm schon.. sag, was du sagen willst. Macht nichts..“ Meinte Evan nach einer Weile, Kitty sah ihn kurz an, ehe sie langsam meinte:
 

„Was ist passiert?“ Das Stichwort. Evan nickte zufrieden, und meinte dann:
 

„Auch wenn vielleicht meine Tante dich geschickt hat.. ich tue ihr den Gefallen mal..“ Evan zupfte sich nachdenklich sein T-Shirt zurecht und meinte dann: „Aber ey ich schwör dir, das wird ne langweilige Vergangenheitsstory.“
 

„Da habe ich nichts dagegen.“ Meinte Kitty mit einem sanften Lächeln.
 

„Wahrscheinlich hat Tante O dir schon bisschen was erzählt, aber egal was sie gesagt hat, es is Unsinn.. sie haben alle keine Ahnung, was damals gelaufen ist. Sie haben keine Ahnung, weil ich die Klappe gehalten habe.“ Evans Griff um die beiden Teile des Fotos wurde verkrampfter. „Ich war eines dieser dämlichen Arschlöcher.. dieser Deppen, die sich für was besseres halten, weil sie im Sport ziemlich gut sind und irgendwie – aus nem unerklärlichen Grund – auch obendrein noch ziemlich beliebt sind. Ich will ja nicht schlecht über tote reden und so.. aber ey.. schätze ich war sowas wie dieser Duncan Matthews.. Seine Kumpels sind zumindest genau wie meine Kumpels von damals. Hirnlose Deppen, die alles tun, was man ihnen sagt, nur weil sie einem für was besonderes halten und deswegen unbedingt mit dir abhängen wollen..“ Evan schüttelte nur leicht den Kopf.
 

Kitty runzelte die Stirn und musterte ihn von der Seite. Er war Duncan sowas von nicht ähnlich.. irgendwie. Aber er beschrieb sich ja gerade so, wie er früher gewesen war. „Naja.. ich war mehr als ein Arschloch.. ich habe damals alles mögliche gemacht. Einbrüche. Prügeleien. Rauchen, Trinken, Kiffen, die ganze Palette eben.. Nur konnte ich es jeweils immer so hinbiegen, dass jemand von den hirnlosen Deppen, die sich meine Freunde schimpften, die Schuld dafür übernahm.“ Er machte eine kurze Pause.
 

„Meine Eltern haben das eigentlich gar nicht wirklich gemerkt. Weiss nich.. wenn man in der Stadt aufwächst sind die irgendwie lockerer und alles. Aber ey.. ich hatte ein gutes Leben, ich war ‚beliebt‘ – gefürchtet triffts eigentlich besser – und ich trampelte auf allem und jedem herum. Schwächere unterdrückte ich, Aussenseiter machte ich zu Freaks..“
 

„Pietro kam neu an unsere Schule. Er wäre mir wohl gar nicht aufgefallen, aber er kam ins Basketballteam, dessen Captain ich zu der Zeit war. Er is echt gut.. fast so gut wie ich, weshalb wir ihn natürlich mit offenen Armen ins Team aufgenommen haben. Und irgendwie waren wir auf der gleichen Wellenlänge.. verrückt nech? Ich meine.. wir sind nicht nur Fans von absolut konkurrenzierenden Mannschaften. Das wär noch sgeringste. Aber wir sind nur schon von der Art her grundverschieden. Pietro is auch nich so wirklich der Hip-Hopper und er is mehr als weiss.“ Evan lachte bei diesen Worten leise auf.
 

„Aber irgendwie war er der einzige Typ mit Hirn. Mal ehrlich. Pietro hat verdammtes Charisma. Er kann dich locker um den Finger wickeln, und das nur mit Worten. Ausserdem ist er verdammt Arrogant, auch wenn er sich das doch eigentlich gar nicht leisten kann. Dazu hat er nicht den Mut.“ Kitty blieb stumm.
 

„Ich wusste nicht, dass er ein Mutant war. Er hat es mir nicht erzählt, aber von da an haben wir den Scheiss zusammen gemacht, nur hat es sehr viel mehr Spass gemacht.. weil er sich nicht von mir herumschubbsen liess, wie alle anderen. Wenn du mal einen wirklich ebenbürtigen Gegner suchst.. Pietro ist der richtige.. er hat verdammt viel Durchhaltevermögen. Hätte ich ihm nicht zugetraut.. anfangs..“
 

Evan verstummte. Kitty sah wieder zu ihm. „Und dann?“ Meinte sie leise. Irgend etwas musste passiert sein, denn sie waren keine besten Freunde mehr, soviel war sicher.
 

„Ich sagte ja eben.. wenn du mal einen Gegner brauchst, der dich herausfordert, bis du nicht mehr kannst, Pietro ist der richtige dafür. Er will immer und überall der beste sein und alle anderen in den Schatten stellen. Extrem egozentrisch, ich weiss. Er will immer im Mittelpunkt stehen und hasst es, Aufmerksamkeit mit anderen zu teilen. Das Problem war.. ich stand immer im Mittelpunkt, ich war Captain, ich war beliebter als er – wir waren beide sehr beliebt, soviel ist sicher – aber ich eben noch nTick mehr.. ich kriegte obendrein noch die besseren Noten, ohne was für zu tun. Ich war mit dem Mädchen zusammen, mit dem jeder zusammen sein wollte..“ Evan zuckte mit den Schultern. „Unsere beiden Egos sind einfach zu gross gewesen, als dass das auf Dauer hätte funktionieren können. Denn ich gebe zu, zu der Zeit waren diese Dinge für mich wichtiger.. ich wollte auch überall immer der beste sein.“
 

„Was hat er gemacht?“ Hakte Kitty nach, als sie merkte, dass Evan gerade wieder dabei war, zu verstummen.
 

„Systematisch vorgegangen und mich an den Punkten fertig gemacht, die ich am liebsten mochte. Ganz einfach. Pietro denkt verdammt taktisch.. Is ganz extrem. Hab mich immer gefragt, von wem er das wohl hat. Aber alles, was er tut, hat Hintergrund.. und ist wohlüberlegt. Angefangen hats, als er beim Basketball dumm gegen mich gestossen ist. Ich bin dämlich gestürzt und hab mir dadurch den Arm gebrochen.“ Er hob seinen rechten Arm. Fuhr mit der linken Hand kurz darüber.
 

„Ich hab mir da nichts bei gedacht.. war wohl ein Versehen.. erst später hab ich gemerkt, dass es das nicht gewesen sein kann. Natürlich hab ich ihm den Captainposten überlassen. Er war der beste, wenn man mich mal wegliess.“ Kitty stockte, als sie ihn hörte. Das kam ihr doch irgendwie bekannt vor...
 

„Er liess mir einige Tage Ruhe, aber als ich eines Morgens in die Schule lief, sah ich eine wirklich nette Karrikatur vom Rektor an die Wand gesprayt. Ziemlich gross. Swar allgemein bekannt, dass ich schon des öfteren Gesprayt hab. Und irgendwie ging das Gerücht um, dass ich es gewesen war. Auch, weil der Rektor mich letztens den ganzen Samstag hatte nachsitzen lassen. Man meinte, es wäre so ne Racheaktion. Na gut.. ich hab natürlich beteuert, dass ich nichts damit zu tun hätte.. aber naja.. kannst du gleich vergessen. Ich kriegte total ärger, mit Eltern, Lehrern, Rektor. Jeder sagte, was anderes wäre gut für mich und jeder hatte das Bedürfnis, mir helfen zu müssen. Ich kriegte Hausarrest, Nachsitzen, blabla.. und so weiter.“ Evan machte eine wegwischende Handbewegung.
 

„Pietro war mir aber immer noch ein richtig guter Freund. Zumindest dachte ich das. Der Typ hätte echt nOscar dafür verdient, so gut war das gespielt.“ Evan biss sich auf die Lippen. „Na gut.. er meinte, mich irgendwie ablenken zu müssen. Also haben wir ne Kneipentour gemacht. Und wenn ich trinke, dann mache ich meistens ziemlich dämliche Dinge und er kam mit der Idee, in die nächstbeste Tankstelle einzubrechen. Ich sagte nicht nein... Nur dumm, dass da Kameras waren und die mich gefilmt haben. Und jetzt kommt der Burner:“ Evan hob den Finger. „Pietro war auf keinem von diesen Tapes. Auch wenn wir es beide getan hatten. Ich war damals zu betrunken gewesen um genau zu merken, was er getan hatte. Jedenfalls hatte ich zuvor schon etliche Verwarnungen und alles. Jetzt bekam ich natürlich dafür Arbeitsstunden aufgebrummt. Ich hab immer noch nicht darüber nachgedacht, weshalb alles gerade schief geht..“
 

Er kratzte sich am Kopf. Fast schon verlegen. „Das wäre alles zu ertragen gewesen.. Aber meine Kräfte brachen aus.. Und damit hatte Pietro auch noch einen Weg gefunden, wie er meine Beliebtheit zerstören konnte. Denn natürlich erzählte ich ihm davon. Wie lästig es doch sei, dass meine Klamotten kaputt gehen würden, und so weiter. Er versprach, es niemandem zu erzählen. Aber wieso frage ich mich da.. wieso wusste nach einer Woche jeder in der Schule darüber?!“ Evans Stimme zitterte, wahrscheinlich vor Wut, vielleicht auch Enttäuschung.
 

„Von da an war ich der Freak. Der Typ, mit den merkwürdigen Kräften. Der Typ, der einem damit verletzten konnte. Der Typ, der anders war. Eben der Freak! Und mit Freaks wollte man sich doch nicht abgeben. Nur meine engsten ‚Freunde‘, die die wohl wirklich mit mir befreundet gewesen waren, hielten irgendwie noch zu mir. Pietro ebenfalls – so glaubte ich. Aber es gab ja noch etwas, was er tun konnte.. Es gab nur noch etwas, was ich hatte und er nicht.“ Kitty schüttelte automatisch langsam den Kopf. Irgendwie ahnte sie, was nun kommen würde.
 

„Es war kurz vor den Sommerferien. Die Abschlussparty eben, zu der doch eigentlich jeder gehen sollte. Ich durfte nicht hin. Meine Eltern hatten mir lebenslangen Hausarrest verpasst und man hatte mich von Seiten der Schulleitung gebeten, auf ein Erscheinen zu verzichten – nette Art zu sagen: Wir wollen dich hier nicht. Pietro meinte, ich solle die Party platzen lassen.. nur schon aus Rache. Er würde auch da sein. Und ich Depp.. ich Depp geh hin und mach es auch!“ Evan fuhr sich dabei über die Stirn und konnte nur wieder den Kopf schütteln.
 

„Also liessen ich und meine Freunde – nur noch ein kleines Grüppchen – die Party tatsächlich platzen. Wir stürmten in die Turnhalle. Mit Sprays bewaffnet. Besprühten alles und randalierten. In all dem Trubel suchte ich eigentlich Pietro, der merkwürdigerweise nirgends zu entdecken war. Während die Lehrer versuchten, dem ganzen Einhalt zu gebieten, suchte ich also nach Pietro. Und ich fand ihn schliesslich auch..“ Evan liess sich aufs Bett zurückfallen. „Und ja, es isn verdammt beschissenes Gefühl, deinen vermeintlich besten Freund auf der Toilette mit deiner Freundin beim ficken zu erwischen, ey..“ Das war wie ein Donnerschlag. Kittys Augen weiteten sich. Sie sah zu Evan, welcher die Augen geschlossen hatte. Okey.. es war nun doch nicht mehr wirklich verwunderlich, weshalb er Pietro hasste.
 

„Aber, das wäre nichtmal das schlimmste.. sie war mir egal.. sie war nur eine von vielen. Aber dieser triumphierende Blick, den er mir zuwarf, der ganz deutlich sagte: Na.. wie ist das Gefühl? Scheisse, nicht? Der gibt einem dann einfach den Rest. Ich stand nur da und war nicht einmal fähig etwas zu sagen. In diesem Augenblick realisierte, dass er mir eigentlich die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte. Dass der schlimmste Feind eigentlich die Person ist, der du am meisten vertraust.. Wir haben uns geprügelt. So richtig, nur ist er einfach zu schnell. Und mir wurde klar, er ist auch ein Mutant, nur hat er nicht den Fehler begangen, jemandem davon zu erzählen. Die letzten Worte haben sich in mein Gehirn eingebrannt: ‚Ich gewinne immer, Evan.. denn alles, was du kannst, kann ich sehr viel besser und noch dazu schneller. Aber hey.. so ist das Leben, Loser!‘.“ Eine kurze Pause ehe Evan gleichgültig meinte: „Das war das letzte Mal, das ich ihn gesehen habe. Ich bin noch in der gleichen Nacht weggelaufen, weil ich sowieso von der Schule suspendiert worden wäre..“ Evan hatte das Foto inzwischen zerknüllt und warf es zielsicher in den Mini Basketballkorb, der über dem Mülleimer, der neben dem Schreibtisch stand, befestigt war.
 

Kitty schwieg eine Zeit lang. Evan begann plötzlich wieder: „Pietro wird immer derselbe bleiben.. denn.. es funktioniert ja. Immer und immer wieder. Er ist Überlebenskünstler und schafft es, alles immer so hinzubiegen, dass er als Sieger vom Platz geht. Er weiss nur nicht, dass er sich damit irgendwann selbst das Genick brechen wird.“ Es klang doch irgendwie traurig, aber auch trocken: „Aber ich habe mich geändert.. Ich will nich mehr das Arsch von damals sein.. ich wollte diese Rolle nicht mehr und ich habe Leute kennen gelernt.. die wirklich keinen Unterschied machen, wer du bist, woher du kommst.. wie du aussiehst.“
 

Kitty sah zu dem Mülleimer und meinte schliesslich: „War seine Freundschaft niemals echt?“
 

Evan stockte kurz und meinte dann: „Doch.. doch.. anfangs.. Ich weiss nicht wieso, aber von einem Tag auf den anderen war er wie ausgewechselt. Klar, er spielte seine Rolle gut genug, dass mir das damals nicht auffiel. Aber wenn ich das jetzt so betrachte.. Es war definitiv nicht nur, weil er immer der beste sein will. Aber mal ganz ehrlich.. es interessiert mich nicht, ob der Typ ne Seele hat oder nicht. Denn schlechtes Gewissen und Mitleid kennt er auch nicht.“ Evan verzog den Mund zu einem falschen Grinsen. „Kannst du jetzt gerne alles brühwarm Storm erzählen gehen.. Aber weshalb warst du eigentlich hier? Sicher nicht um Caps anzuprobieren oder in meiner Vergangenheit herumzustöbern?“
 

Kitty schüttelte den Kopf und wurde jetzt wieder vollkommen ernst: „Hast du von der Sache mit Kurt gehört..?“ Ihre Stimme wurde brüchig. Evan nickte nur. Er sparte sich ein: Mein herzliches Beileid und dafür war Kitty wirklich dankbar. „Ich muss ihn finden.. Unbedingt.. bevor noch schlimmere Dinge passieren!“ Sie sah ihn fast bittend an.
 

„Und was kann ich da machen?“ Evan setzte sich wieder auf und sah sie leicht irritiert an.
 

„Ganz einfach.. du bist der einzige, der mir glaubt und..“ Begann Kitty, doch Evan unterbrach sie, leise lachend:
 

„Hach Brown.. Weißt du, der Hauptgrund, dass ich dir glaube ist, dass ich weiss, wies sich anfühlt, wenn dir keiner glaubt.. denn ich bin ziemlich sicher, dass mir keiner von denen die Geschichte mit Pietro abnehmen würde. Ausserdem hat John doch was mit meinem Santa Clause.“ – Damit meinte er wohl Pietro. „Zu tun...“ Kitty sah ihn an. Genau jetzt wurde ihr langsam auch klar, weshalb es ihr bekannt vorkam. Pietro hatte eine ähnliche Nummer mit John abgezogen. Er hatte ihm systematisch das Leben zur Hölle gemacht.. Scheinbar mit dem Ziel, ihn auf die Seite der Brotherhood zu ziehen. Sie musste schmunzeln, über seine Worte. „Ich kenne diesen.. John.. Pyro.. was auch immer nicht.. aber du kennst ihn.. und wahrscheinlich von uns allen am besten und wenn du sagst er warst, wenn du ihm das zutraust.. diese Skrupellosigkeit.. dann war erst. Basta.“
 

Kitty konnte nicht anders als ihn zu umarmen. „Danke.“ Hauchte sie leise. Evan war also immer noch der Meinung, dass sie recht hatte. Wenigstens jemand. Lance stand so zwischendrin. Er tat so, als würde er sie verstehen, aber insgeheim glaubte er doch auch daran, dass sie verrückt war. Sie liess ihn los und sah ihn dann ernst an.
 

„Evan.. auch wenn es dämlich klingt.. aber ich glaube, dass du mir sowieso von allen am ehesten helfen kannst.. Ich bitte dich..“ Sie sah ihn flehend an. „Wenn du einen Weg weißt, wie man die Brotherhood ausfindig machen kann, dann sag es mir.. Wenn wir John finden, finden wir auch Pietro. Läge doch irgendwie in deinem Interesse?“ Vielleicht zog das Argument ja. Kitty war sich nicht sicher, wieso sie sagte, dass er etwas wissen musste. Es war instinktiv. Und vielleicht auch aus Verzweiflung, weil ihr sonst doch sowieso niemand helfen konnte.
 

Evan sah sie kurz an und wandte den Blick ab. Er erhob sich und ging einige Schritte. Kitty beobachtete ihn hoffnungsvoll. Er drehte sich um, hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Yo.. vielleicht kann ich dir wirklich helfen.. aber versprechen kann ich dir nichts.“ Kitty sah ihn überrascht an, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Ausserdem muss ich vorerst noch mit jemandem darüber sprechen..“
 

Jetzt bereitete sich auf Kittys Gesicht ein Grinsen aus. Verdammt! Jackpot! Sie hatte wohl genau seinen Nerv getroffen.. wie er ihr helfen wollte, das wusste sie jedoch nicht. Evan bückte sich und suchte in seinem Koffer nach etwas. „Echt? Verdammt.. was willst du machen?“
 

Sie erhob sich und ging zu ihm. Evan hielt ihr einige Klamotten entgegen. Kitty blinzelte verdutzt und liess sie sich in die Hände drücken. „Das Cap steht dir.. sagte ich ja bereits.. für den Anlass solltest du dich vielleicht auch sonst noch passend anziehen.“ Es waren Hip-Hop Klamotten. Kitty sah ihn fragend an. Der Afro Amerikaner grinste und meinte beruhigend:
 

„Keine Sorge.. das wird auch witzig.“ Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
 

„Was wird witzig?“ Die beiden fuhren herum. Jubilee stand lächelnd in der Tür. Kitty biss sich auf die Lippen. Sie hatte sie garantiert gesucht. Ein kurzer hastiger Blick zu Evan, er würde doch nichts sagen.. oder?
 

„Ne Breakdance Show.. Lust mitzukommen?“ Kitty verschluckte sich und begann zu husten. WAS?! Wollte er sie verarschen? Jubilee sah kurz irritiert zu Kitty. Wegen dem Hustenausbruch, dann sah sie wieder zu Evan:
 

„Breakdance.. yeah..“ Sie schwang die Hüften ein wenig und meinte dann: „Klar.. wird sicher witzig.“ Stimmte sie zu. Kitty warf Evan einen mörderischen Blick zu. Das letzte was sie wollte war, ihre ‚Freunde‘ um sich haben. Ausserdem.. was sollten sie bei einer Breakdance Show. „Vielleicht kommen auch nochn paar der anderen mit. Bobby bräuchte ein wenig Aufheiterung..“ Erklärte Jubilee weiter.
 

Kitty erhob sich entschieden. „Bis später.“ Brummte sie. „Ich geh mich umziehen..“
 

~
 

„Aufwachen, Sonnenschein.“ Rogue tippte Gambit kurz an die Wange, was sie für ihn wohl ähnlich wie ein kleiner Stromschlag anfühlen musste, denn er schreckte hoch. Die Braunhaarige mit den weissen Strähnchen grinste überlegen, als sie sich wieder vollends aufrichtete. Gambit lag gefesselt in einer Ecke des Motelzimmers, in das Rogue sich Kurzerhand einquartiert hatte. Aura hatte sie notdürftig verarztet. Das Mädchen schlief nun erst einmal eine Runde. Zeit für ein kleines Verhör mit einem Franzosen.
 

Rogue hatte Aura eher zufällig gefunden. Sie hatte ihr Gedankenmuster erkannt, als sie mit Jeans Fähigkeiten herumexperimentiert hatte und dann natürlich spontan beschlossen, Pyros kleiner Schwester zu Hilfe zu eilen. Hinter dieser ‚Entführung‘ schien ja ziemlich viel mehr zu stecken. Kitty schien also recht gehabt zu haben...
 

Gambit murmelte etwas vor sich hin, während er versuchte, sich loszubekommen. „Ach.. Schatz.. das hat keinen Sinn. Ich kann alles.. und was du kannst, kann ich inzwischen auch.“ Rogue zückte eine der Karten, lut sie auf und entlud sie dann wieder. Gambits rote Augen weiteten sich. Danach verengten sie sich. Rogue grinste zufrieden.
 

„Also, mein Lieber...“ Per Telekinese zwang sie Gambit dazu, sich auf dem Stuhl niederzlassen. Sie liess sich ihm gegenüber nieder. „Ich könnte dene Gedanken durchstöbert per Telepathie, ich könnte dir die Infos auch einfach aussaugen, aber ich steh lieber aud die herkömmliche Methode..“ Er unterbrach sie:
 

„So.. und die wäre?“ Es klang wohl beabsichtigt verführerisch und auch Zweideutig. Rogue konnte nur grinsen als sie meinte:
 

„Ganz einfach, du sagst mir, was ich wissen will.. Sonst könntest du dir weh tun..“ Sie zuckte mit den Schultern und überschlug die Beine.
 

„Klingt fair.“ Meinte Gamibt, der für die Situation, in der er sich befand, erstaunlich ruhig war. Insgeheim hoffte er wahrscheinlich darauf, von Emma Frost telepathisch gesucht zu werden, oder zumindest, dass seine Leute merkten,dass etwas nicht stimmte.
 

„Ich weiss.“ Rogue liess ihren Blick über ihn wandern. „Also.. Es gab nie eine Entführung.. richtig? Was ist passiert?“ Sie hatte einen ernsten Tonfall angenommen.
 

Gambit legte den Kopf schräg und grinste dann schief. „Chérie.. glaubst du wirklich, dass ich dir das einfach so sagen werde?“ Er hatte doch noch seinen Stolz und er wollte eigentlich nicht direkt alles verraten. Rogue rollte mit den Augen.
 

Sie schnipste nur einmal und Gambit konnte spüren, wie seine Füsse langsam kälter wurden und die Kälte langsam seine Beine hinaufkroch. Er starrte auf seine Beine und schien erstmals leicht aus der Fassung zu geraten. Ein kurzer Blick zu Rogue. „Hey.. wowo.. hör auf damit.“ Meinte er und versuchte, seine Füsse zu bewegen, doch auch diese hatte Rogue zugeschnürrt.
 

„Antworte..!“ Meinte sie mit Nachdruck.
 

Gambit stöhnte gequält auf, langsam wurde es wirklich kalt. Wieder sah er auf seine Füsse und dann wieder hoch zu ihr. Er schien mit sich zu ringen. „Un deuxième Biseau..“ Er sah sie an und lächelte dann vor sich hin. Rogue blinzelte. Sah ihn verdutzt an.
 

„Ein Kuss?!“ Sie lachte leise auf. Das konnte doch nicht sein ernst sein. „Bist du masochistisch oder was?“ Fragte die junge Mutantin nach. Es musste doch ziemlich schmerzhaft gewesen sein, als sie ihn geküsst hatte. Seine Erinnerungen waren jetzt immer noch so klar, sie hatten sich in ihr Gedächnis eingebrannt.
 

„Ein Kuss und ich rede.. wie wäre diese Methode?“ Gambit bekräftigte seinen Vorschlag mit einem Grinsen, bei dem man ihm gar nicht ansah, wie erschöpft er eigentlich sein musste. Er war ein verdammter Charmeur. Aber bitte. Rogue war ja nicht die, die sich dabei Schmerzen zufügte.
 

Rogue zögerte kurz und meinte dann: „Erst die Antworten, die ich will.. dann den Kuss.“ Sie sah ihn prüfend an.
 

Gambit schüttelte den Kopf: „Kuss.“ Verlangte er.
 

Rogue näherte sich seinem Gesicht, blieb jedoch einige Zentimeter entfernt und meinte: „Ich mache die Bedinungen.. erst Antworten!“ Sie tippte ihm bei diesen Worten wieder leicht auf die Wange. Gambit schlug vor Schmerz, der ihn dabei durchfuhr den Kopf zurück und verzog das Gesicht.
 

„Naaargh!“ Rief er aus und meinte schliesslich: „Gut.. gut.. Nein, es war keine Entführung. Die beiden sind freiwillig gekommen. Keine Ahnung, wie das gelaufen ist. Ich sollte auf die Kleine.“ Er nickte in Richtung des Bettes, auf dem Aura lag. „Aufpassen.. nur hat sie irgendwie Probleme gemacht. Hab sie wohl nicht mit Samthandschuhen angefasst, wie der Rest da.. naja.. abgehauen, ich hinterher.. da sind wir.“ Er zudkte mit den Schultern und sah sie dann erwartungsvoll an. Doch Rogue war noch nicht fertig.
 

„Hatte Kitty also Recht..? John steckt wirklich hinter all diesen Dingen, die passiert sind, seither? Er ist nicht gefangen?“ Hakte die Braunhaarige mit den weissen Strähnen nach.
 

Gambit nickte nur leicht. „Sollte eigentlich geheim bleiben.. Tja..“ Er sah sie schon wieder erwartungsvoll an.
 

Rogue strich sich duch die Haare und dachte laut vor sich hin: „Ahjah.. sie hatte also doch Recht.. was für eine Überraschung.“ Die braunen Augen wanderten wieder zu Gambit. „Falls du denkst, dass ich nun gleich zu den X-Men renne, um ihnen das brühwarm zu erzählen, dann irrst du dich. Mir ist egal, was mit Kitty Pryde passiert.. es ist mir egal. Sie hat es verdient.“ Rogue klang ziemlich verbittert.
 

Gambit runzelte die Stirn: „Weswegen?“ Er konnte nicht anders, als den verständnisvollen spielen. Bei so einem hübschen Mädchen war das jedoch auch recht einfach.
 

„Nicht so wichtig.. aber meinetwegen soll sie leiden, so wie ich über Wochen.. ja sogar Monate oder vielleicht Jahre hinweg gelitten habe.“ Rogue erhob sich und wandte den Blick ab. Sie mochte Kitty wirklcih überhaupt nicht. Sie hatte sie noch nie gemocht. Kitty war so, wie Rogue gerne sein wollte. Sie konnte sich jedem nähern, konnte jedne berühren, hatte eine offene Art, die jeden sofort zu ihrem Freund machte. Es war zum kotzen.
 

Gambit schwieg nicht, sondern meinte ziemlich unverschämt: „Mein Kuss?“ Wirklich unsensibel. Rogue drehte sich zu ihm um und rollte mit den Augen. Sie kam wieder zu ihm und beugte sich zu ihm nach unten, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein.
 

Wieder waren sie nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Rogue grinste hämisch, das hätte Gambit eigentlich schon vorwarnen sollen. „Mein Gefangener, meine Bedinungen.“ Sie legte ihre Hand an seine Wange, dann die andere ebenfalls. Aber küssen tat sie ihn nicht. Gambit schrie auf. Aus Schmerz sicherlich, aber wohl auch aus Ärger, dass sie ihn so einfach ausgetrickst hatte. „Nur, damit dir das ne Lehre ist.“ Meinte sie, mit leicht verächtlichem Unterton.
 

„Biest!“ Hauchte er, bevor er das Bewusstsein verlor.
 

Rogue löste ihre Hände schnell von seinen Wangen, der Körper hing nun leblos in den Seilen, die ihn zusammenschnürrten. Sie lächelte leicht vor sich hin, ehe sie ihn losliess und es sich neben Aura auf dem Bett bequem machte. Sie musste darüber nachdenken, was nun am besten zu tun war. Die Brotherhood wollte sicherlich ihr Goldkind wieder sicher bei sich wissen. Und natürlich den Typen, von dem sie noch nichtmal den Namen kannte – was ihr gerade auffiel. Also hatte sie irgendwie auch ein brauchbares Druckmittel.
 

~
 

Heute würden er und John um die Häuser ziehen. Der Feuerteufel schien also Ablenkung brauchen zu können. Pietro sollte das nur recht sein. Ihm ging es genauso. Aura hatten sie schliesslich immer noch nicht gefunden und inzwischen fehlte auch von Gamibt jede Spur. Sein Vater sprang also ohnehin schon im Kreis. Da wollte Pietro wenigstens noch eine Sache erledigen, die s einem Vater Kopfschmerzen bereitete. Wanda.. sie musste weg.
 

Der Weisshaarige trat in ein Café. Starbucks. Wanda hatte es schon immer gemocht. Wohl auch ein Grund dafür, dass sie hier verabredet waren. Pietro hielt nur Ausschau nach seiner Schwester. Er wusste, dass er sie erkennen würde. Sie kannten sich zu gut. Auch wenn sie sicherlich anders aussehen würde. Als er sie aus der Anstalt geholt hatte, war sie heruntergekommen gewesen. Man hatte ihr angesehen, dass die Jahre in ‚Gefangenschaft‘ an ihr gezehrt hatten. Nun sah sie sicherlich wieder besser aus.
 

Pietro sah sich um und erblickte schliesslich das Mädchen mit den dunkelbraunen Haaren an einem Tisch sitzen. Ihr gegenüber und mit dem Rücken zu ihm sass zu Pietros erstaunen ein junger Mann. Der Weisshaarige zog eine Augenbraue hoch und näherte sich langsam. Wanda erblickte ihren Bruder. Die junge Frau sprang auf und rief laut aus, damit auch alle im Café es mitbekamen: „Pioooo!!!“ Schon lag sie in seinen Armen. Sie kuschelte sich regelrecht an ihn und Pietro drückte sie an sich. Er hatte seine kleine – zum zwei Minuten jüngere – Schwester wirklich vermisst. Er vermisste sie immer, wenn sie nicht bei ihm war.
 

„Wany.“ Hauchte er leise und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Und wieder fragte er sich, wieso sein Vater ihre kleine Familie einfach kaputt gemacht hatte. Wanda hätte ihre Kräfte niemals gegen ihren eigenen Vater gewendet.. ausser vielleicht versehentlich. Doch jetzt, nachdem, was er ihr angetan hatte, war es doch irgendwie verständlich, dass sie rache wollte.
 

„Oh man. Pio.. Ich muss dir so viel erzählen.. meine Uni ist klasse.. Ich studiere Biologie.. Genetik und den Kram..“ Pietro biss sich auf die Lippen um nicht zu fragen: Wenn die Uni so klasse ist, wieso bist du dann hier?! Stattdessen lächelte er nur leicht gequält, während er sie langsam wieder losliess.
 

„Wieso bist du wieder hier?“ Meinte er schliesslich tonlos und knapp.
 

Wandas Lächeln verschwand auf einen Schlag aus ihrem Gesicht. Sie verzog den Mund und sah ihn dann an: „Deinetwegen vielleicht?“ Sie rollte mit den Augen.
 

Pietro rollte ebenfalls mit den Augen. „Erzähl das wem anderen, ders dir glaubt.“ Gab er zurück. Die kurze Harmonie schien bereits vollends zerstört.
 

„Oh.. da spricht ja ganz unser Erzeuger aus dir.“ Gab sie bissig zurück und fauchte dann: „Wahrscheinlich sollst du mir von ihm auch ausrichten, dass ich verschwinden soll! Wahrscheinlich bist du nur hier, um mir das zu sagen. Tz..!“ Sie wandte sich ab. Pietro fiel natürlich an ihrer Art sofort auf, dass sie weinen würde, wenn er so weiter machte und das wollte er nicht. Trotzdem blieb er unbeweglich. Wanda ging zurück zu dem Tisch. Der junge Mann sah zu ihr hoch. Schien ebenfalls zu erkennen, dass es ihr nicht gut ging.
 

Er erhob sich und warf einen flüchtigen Blick zu Pietro. Der Weisshaarige starrte ihn regelerecht an. Was hatte der Typ mit seiner Schwester zu schaffen? Ausserdem war da noch etwas merkwürdiges.. seine Augen.. sie waren genau wie Johns Augen. Sie hatten dieses innere Feuer. Nur dass es bei John nicht dauerhaft brannte, aber bei dem Typen scheinbar schon. Pietro blieb stehen und sah zu, wie der junge Mann um den Tisch herumging und den Arm um seine Schwester legte. Seine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten. Bruder Beschützerinsinkt eben.
 

Wanda sah hoch zu dem Typen, sie redeten kurz etwas, was jedoch zu leise war, als dass Pietro es hätte verstehen können. Wanda lehnte sich leicht an den Typen, er gab ihr einen sanften Kuss. Pietros Augen weiteten sich. Das reichte! Er ging mit schnellen Schritten – was bei ihm sowieso normal war – auf die beiden zu und meinte ziemlich kühl: „Wanda.. ich bin nicht wegen Dad hier.. ich bin deinetwegen hier.“ Der andere wurde kühl gemustert, Pietro sagste ein wirklich kurzes, kaltschnäuziges: „Hey..!“ Wieder diese Augen, in denen das Feuer loderte.
 

Der Typ wollte etwas sagen, doch Wanda legte ihre Hand an seine Brust und sah dann zu Pietro: „Na gut.. ich bin vielleicht nicht nur deinetwegen hier.. sondern auch seinetwegen.“ Sie sah zu ihrem Begleiter, welcher nun ein lässiges Grinsen auf seinen Lippen platzierte. Pietro sah zwischen ihnen hin und her. Wenn jetzt etwas in der Art kam wie: Das ist mein Verlobter.. Pietro wusste wirklich nicht, wie er dann reagieren würde. Aber es sollte etwas viel unfassbareres sein als das. Er sah Wanda erwartungsvoll an.
 

„Er wollte unbedingt meine Familie kennen lernen.. also dich.“ Sie lächelte und sah dann wieder zu dem Braunhaarigen. „Das ist Jensen Carter. Mein Freund.. wir haben uns an der Uni kennen gelernt.. zufällig natürlich, er Studiert Jura.“ Erklärte sie. Pietros Auten weiteten sich. JENSEN CARTER?!! Sein Blick wanderte automatisch zu Wandas Begleiter, welcher jetzt noch freundlicher lächelte und ihm die Hand hinhielt.
 

„Hey.. ich bin Jay.“ Pietro gab ihm die in Trance die Hand, die er kurz drückte. „Wanda hat mir schon so viel von dir erzählt.. da würde man, wenn man nicht wüsste, dass ihr Geschwister seid, manchmal wirklich eifersüchtig werden.“
 

JAY CARTER! Pietros Gehirn arbeitete gerade auf Hochtouren.. das konnte doch nicht sein. Pietro liess sich langsam auf einen der Stühle sinken. Wanda lächelte etwas irritiert aber durchaus zufrieden zwischen den beiden hin und her und Jay, tja, der liess sich ebenfalls wieder nieder.
 

Als Wanda sich ebenfalls setzten wollte, fand Pietro plötzlich seine Sprach wieder. „Schwesterherz.. holst du uns was zu trinken?“ Fragte er und lächelte ihr dabei zuckersüss zu. Wanda musste auflachen und nickte. Die Bestellung war schnell aufgenommen und sie verschwand.
 

Pietro drehte seinen Kopf dem Freund seiner Schwester zu. In dessen Gesicht konnte er deutlich lesen, dass Jay sehr wohl wusste, weswegen Pietro so stutzig geworden war. „Jay Carter.. was fürn Zufall..“ Begann Pietro und verengte die Augen. Jay sah ihn einfach nur an. „Du weißt.. von was für einem Zufall ich spreche.. richtig?“ Pietro war im Moment egal, dass er einen Monolog führte.
 

„Ich habe nur einmal unf von einer Person von einem Jay Carter gehört.. und der ist tot.“ Pietro sah den anderen erwartungsvoll an. Er warf einen kurzen Blick zur Theke. Wanda hatte sich eingereiht. Glücklicherweise würde das noch etwas dauern.
 

Jay grinste nur leicht. „Hm.. von mir kann nicht die Rede sein.. ich fühle mich eigentlich ziemlich lebendig.“ Pietro hatte ziemliche Menschenkenntnis, auch in seinem jungen Alter. Deswegen erkannte er am Gesicht des anderen auch, dass er genau wusste, von was Pietro gerade redete.
 

Pietro lachte leise auf und stockte dann. Er nickte leicht vor sich hin und sah dann wieder zu dem Braunhaarigen. Dessen Augen leuchteten nun nur noch mehr, es loderte richtiggehend in der Iris. St.Johns Retter, ging es dem Weisshaarigen durch den Kopf. Er konnte es kaum glauben. John lebte in dem Glauben, den Typen auf dem Gewissen zu haben. Seinen ersten wirklich besten Freund, der ihm geholfen hatte, auf der Strasse zu überleben. Und der Typ, der eigentlich tot sein sollte, war quicklebendig und studierte noch dazu Jura?! Ob Wanda davon wusste...? Eher weniger, sie kannte noch nicht einmal John. Pietros Hirn arbeitete wieder angestrengt. Wanda hatte Jay von ihm erzählt. Und aus den Nachrichten war allgemein bekannt, dass John von der Brotherhood entführt worden war. Wer eins zu eins zusammenzählte merkte, dass Jay nicht einfach hierher gekommen war, um Wandas Familie kennen zu lernen. Deswegen liess Pietro auch jegliche höfliche Floskeln beiseite und zischte leise:
 

„Was willst du hier huh?“ Er konnte es irgendwie immer noch nicht glauben. Aber Johns Beschreibung von dem Typen passte zu. Er war wie eine ältere Version von Pyro. Nur wirkte er schon abgeklärter und hatte ganz klar eine gefestigte Persönlichkeit. Er schien ganz genau zu wissen, was er tat und was er vor hatte.
 

„Wanda sagte doch bereits, ich will ihre Familie kennen lernen.“ Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern.
 

„Und ich glaube ich muss mich wiederholen: Das kannst du wem erzählen, ders dir glaubt.. also, was willst du wirklich hier?!“ Drängte Pietro. Er wollte nicht, dass Wanda etwas davon mitbekam.
 

„Und ich glaube widerum, dass du dir das sehr gut denken kannst.“ Pietro rollte bei dieser Antwort nur mit den Augen. Der Typ war John wirklich extrem ähnlich. John äffte ebenfalls genre nach und trotzig waren sie alle beide. Pietro schwieg, also sah Jay sich gezwungen, weiterzureden: „Hör mal.. vielleicht hat Johnny dir von erzählt.. scheint fast so, sonst würdest du nicht von mir wissen.. Das ist damals alles ziemlich blöd gelaufen.“
 

„Ja allerdings.“ Meinte Pietro und musste leise auflachen. Jay fuhr sich durch die Haare und senkte dann seine Stimme:
 

„Wanda kommt gleich wieder.. ich gehe nachher nach draussen eine Rauchen.. Wanda raucht nicht..“ Pietro nickte nur leicht, natürlich verstand er, worauf Jay hinauswollte. Denn gerade eben kam Wanda mit Kaffee zurück.
 

„Sooo Kaffee für meine beiden Lieblingsjungs.“ Sie gluckste leise und gab Pietro und dann Jay einen Kuss auf die Wange. Pietro beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie sie sich wieder niederliess. So glücklich hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen.. Er hatte irgendwie die Hoffnung, dass es nicht an Jay lag – auch wenn das zweifelsohne auch damit zu tun hatte – aber der Typ war ihm nicht geheuer. Er war doch eignetlich tot..
 

Nur schon kurze Zeit später meine Jay, mal austreten zu müssen und sich dann auch gleich eine Kippe gönnen zu müssen. Wanda rügte ihn dafür und schüttelte dann leicht den Kopf, ehe sie sich wieder ihrem Bruder zuwandte: „Na, was hältst du von ihm?“ Sie strahlte übers ganze Gesicht.
 

Pietro verzog die Mundwinkel zu einem matten Lächeln und musste sich dann regelrecht dazu zwingen, etwas positives zu sagen und sich nicht zu verplappern. „Scheint ganz nett zu sein..“
 

„Nicht nur ganz nett.. er ist perfekt.“ Schwärmte seine Schwester, ehe sie an ihrem Kaffee nippte.
 

Pietro zückte ein Couvert aus seiner Jacke, welches er ihr hinschob. „Das sollte reichen.. für die nächste Zeit..“ Meinte der dann.
 

Wanda sah ihn an, sah dann kurz in das Couvert und sah ihn wieder an. Sie wirkte enttäuscht. „Du denkst, ich sei nur wegen Geld hier, oder was?!“ Okey.. sie klang nicht enttäuscht, sondern eher sauer und Pietro wusste genau, was passieren konnte, wenn Wanda sauer wurde. Sie war ziemlich jähzornig. Er konnte sehen, wie sie Kaffeebecher auf dem Tisch zitterten.
 

„Hey.. nein.. türlich nicht. Man, was denkst du von mir.“ Meinte er beschwichtigend und legte ihr dabei eine Hand auf die Schulter.
 

„Dann bist du nur als Dads Bote hier, was?!“ Fauchte sie und ballte die Hände zu Fäusten.
 

„Lass Dad für einmal aus dem Spiel!“ Meinte Pietro leise und fügte hinzu: „Bitte..!“
 

Wanda sah ihn einfach nur an: „Ich lasse Dad erst dann aus dem Spiel, wenn er genauso gelitten hat, wie ich es all die Jahre getan habe.“ Pietro seufzte tonlos und erhob sich.
 

„Bin ebenfalls mal eine rauchen.. key?“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er nach draussen. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
 

Jay wartete bereits auf ihn. Er stand neben dem Café. Bereits einen Glimmstengel zwischen den zähnen und an die Wand gelehnt. Als der Weisshaarige kam, fixierte er ihn mit diesen unglaublich braunen Augen. Pietro lehnte sich neben ihn an die Wand und liess sich eine Kippe geben.
 

„Also.. wenn du auch nur irgendwas von mir willst.. dann will ich erst wissen, was passiert ist und warum du nicht tot bist.“ Stellte Pietro gleich einmal fest. Erst einmal herausfinden, was St.Johns bester Freund hier wollte und dann abwägen, was zu tun war. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Der andere kratzte sich nachdenklich hinter dem Kopf und musterte dann Pietro. „Was hat dir Johnny denn erzählt? Irgendwas muss er dir erzählt haben..“
 

„Nicht viel.. nur, dass er dich umgebracht hat.“ Pietro lachte bitter. Irgendwie schon witzig, dass aus Johns Vergangenheit immer mehr Leute wieder aufgetaucht waren, von denen der Feuerteufel sich entweder verraten fühlte – seine Mutter – oder von denen John eben dachte, sie umgebrach zu haben – Der Typ, der vor ihm stand. Allerdings begann der Weisshaarige auch zu verstehen, wieso John Jay so angehimmelt hatte. Nur schon seine ganze Art und die Aura, die er ausstrahlte liess einem ihn bewundern – auch wenn Pietro nicht zu den Leuten gehörte, die sich Vorbilder nahmen. Er war selbst sein eigenes bestes Vorbild.
 

„Er denkt echt, er hat mich auf dem Gewissen?“ Jay klang irgendwie so, als würde ihm das ziemlich Leid tun. Er begann: „An dem Abend ist einfach alles scheisse gelaufen..“ Er schüttelte den Kopf und meinte dann: „Kennst du ‚Herr der Diebe‘?“
 

Pietro schüttelte den Kopf und meinte dann trocken: „Ich hatte nie Zeit, dämliche Kinderbücher zu lesen.“ Gehört hatte er davon, aber Pietro hatte in seiner Kindheit ziemlich viel anderes am Hals gehabt als lesen.
 

Jay grinste leicht und zuckte mit den Schultern: „Hätte dir auf jeden Fall nicht geschadet.. aber schon klar, bei dem Vater.“ Pietros Hände ballten sich automatisch zu Fäusten und Jay schien das zu merken, weshalb er das Thema lieber wegliess. „Auf jeden Fall gibgts da einen Jungen, der sich der Herr der Diebe nennt.. er nimmt sich Kinden auf der Strasse an und gibt ihnen in einem alten Kino ein Zuhause.“ Pietro legte den Kopf schräg. Was sollte das werden?! „Eines Tages finden sie jedoch heraus, dass ihr sogenannter Herr der Diebe nichts weiter ist, als ein Kind aus ner reichen Familie. Und das das Zeug, dass er für sie gestohlen hat, in Wahrheit aus seinem eigenen Haus stammt.“
 

Pietro sah Jay immer noch schweigend an, aber lansgam konnte er ahnen, was gleich kommen würde. „Deine Eltern sind nicht tot.. was? Du und John, ihr habt dahingehend überhaupt nichts gemeinsam..?“
 

Jay wandte den Blick ab und meinte dann: „Ich hab John damals zufällig auf der Strasse aufgelesen. Um ehrlich zu sein.. er is versehentlich vor das Auto meiner Eltern gelaufen. Wir wollten ihn ins Krankenhaus bringen, aber er ist weggelaufen.. Ich bin ihm hinterher. Er war damals vollkommen verstört..“ Jay seufzte tonlos. „Ich hab ihn eingeholt.. nach einiger Zeit und er hat mir alles erzählt.. und irgendwie.. fand ich, dass wir uns ähnlich waren. Also hab ich ihm gesagt, meine Eltern hätten mich ebenfalls herausgeworfen.. weil ich ein Mutant bin.“ Die Augen leuchteten traurig auf.
 

Pietro zog eine Augenbraue hoch. „Weißt du, ich wollte ihm helfen.. und ich wollte nicht, dass er klaut, deswegen habe ich ihm jeweils Essensreste und sonstige Dinge beschafft. Aus meinem Haus, von meinen Eltern. Ihm habe ich erzählt, ich hätte es geklaut.. Er hat immer zu mir aufgesehen, und da meine Eltern mir Zeit meines Lebens weiss gemacht hatten, dass ich sowieso nichts drauf hatte, gefiel mir das auch irgendwie. Ich wollte für ihn da sein. Irgendwie waren wir uns ja auch ähnlich, nur schon von der Art und der Mutation her. Die Vergangenheit habe ich dann eben einfach zugedichtet.“ Der Braunhaarige steckte sich eine neue Kippe an.
 

„An dem Tag, an dem die Sache passiert ist, hat er mir ziemlich stolz davon erzählt, dass er einem älteren Herren ein Feuerzeug geklaut hätte und das ganz alleine. Das Feuerzeug hatte einen Hai Aufdruck und an seinem Boden war der Name Max Eisenhard eingraviert.“ Pietros Kopf fuhr herum. Er starrte Jay regelrecht an. Max Eisenhard.. das war der Name seines Vaters. Der frühere Name seines Vaters, den er geändert hatte, als er aus dem Konzentrationslager in Auschwitz entkommen war. Sein Vater hatte es ihm irgendwann einmal erzählt.. Nur, er hatte sich Johns Feuerzeug niemals so genau angesehen, um dieses Detail zu bemerkten. Und er war sich fast sicher, dass Jay nicht wusste, was der Name eigentlich zu bedeuten hatte. John hatte seinen Vater damals bestohlen.. Vielleicht erklärte das das grosse Interesse, das Magento an John hatte. Pietro war sich fast sicher, dass sein Vater sich an den Jungen, der ihn bestohlen hatte, erinnerte.
 

„Naja.. mir passte das nicht wirklich.“ Jay riss Pietro aus seinen Gedanken. „Erstens wollte ich nicht, dass er zum Dieb wird und zweitens.. keine Ahnung.. es hat gut getan, gebraucht zu werden und wenn er sich das Zeug nun selbst beschaffen konnte, dann braucht er mich plötzlich nicht mehr. Dämlich ich weiss. Aber ich mochte meine Rolle von damals. Wir haben uns deswegen gestritten.. ich habe ihn provoziert. Ich hätte mir natürlich nie gedacht, dass es so weit kommen würde. Ich fiel und landete im Wasser.. Meine Fähigkeiten brachten mir da gar nichts mehr. Ausserdem verlor ich das Bewusstsein. Ich dachte tatsächlich ich würde sterben.“ Jay mochte sich über Pietros merkwürdigen Blick wundern, aber er fragte nicht nach.
 

„Ich wachte nach einer Woche im Krankenhaus auf, meine Eltern machten sich extrems Sorgen. Ich erzählte, dass ich dumm gestolpert sei und wollte sogleich Johnny suchen. Aber sie liessen mich nicht, wegen Genesung... Meine Eltern sind solche von diesen reichen, die wegen jedem kleinsten Gesundheitlichen Problem zum Arzt rennen. Also wurde ihr Sohn, wenn er fast ertrunken war, einen ganzen Monat im Krankenhaus festgehalten.“ Jay seufzte. „Danach bin ich türlich sogleich Johnny suchen, hab alle Orte abgesucht, an denen wir rumgehangen haben.. nur gefunden habe ich ihn nicht mehr.. Ich habe also endlich mein normales Leben weitergelebt. Ich hab die Schule abgeschlossen und bin ans College um Jura zu studieren. Und ich habe meinen Eltern niemals gesagt, was ich wirklich bin. Schätze die würden genau so reagieren, wie Johnnys Eltern das getan haben.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

Pietro hing immer noch beim Feuerzeug fest und nickte unbeteiligt. Es dauerte kurze Zeit, bis er rasch meinte: „Und wieso bist du hier?“
 

Jay drehte ihm den Kopf zu. „Ist das nicht offensichtlich?“ Er lachte leise auf und meinte dann: „Ich wusste nie, was aus John geworden ist und dann sah ich plötzlich von dieser Entführung und so weiter... Wanda und ich waren schon länger zusammen und sie hat mir einiges über ihre Familie erzählt, über dich, über ihren Vater. Natürlich nicht einfach so, sondern auch, weil ich ihr gegenüber zugegeben habe, dass ich ein Mutant bin.“ Jay stiess sich von der Wand ab.
 

„Somit weiss ich auch über die Brotherhood. Und..“ Pietro fuhr ihm ins Wort:
 

„Und, da wir deinen kleinen Kumpel haben, dachtest du dir: Hey.. ich fädel das gut ein und nutze Wanda einfach dafür aus.“ Blaffte Pietro ihn an und packte Jay. Er drückte ihn gegen die Wand und fauchte: „Sind wir doch ein Arschloch und nutzen ein armes junges Mädchen dafür aus. Du weißt aber schon, dass du dich mit dem falschen angelegt hast!“ Wenn es um Wanda ging – und nur wenn es um Wanda ging – fühlte sich Pietro wirklich dazu imstande, jemanden zu töten. Sonst konnte er es sicherlich nicht. Er wollte es gar nicht.
 

„Ich habe sie nicht benutzt!“ Jay blieb ruhig und liess Pietro machen, was er wollte. „Wir waren schon vor der Sache hier zusammen. Bevor ich von dir und eurem Vater wusste. Mir liegt ihr wohl genauso am Herzen wie dir, man!“ Gab der Braunhaarige zurück und das lodern in seinen Augen war wieder stärker geworden. Pietro löste seinen Griff langsam und sah Jay verächtlich an.
 

„Also.. was willst du?!“ Der Weisshaarige sah Jay an. Er hatte die Frage, die seit dem Beginn des Gesprächs im Raum stand, immer noch nicht richtig beantwortet.
 

„Johnny beschützen.“ Gab Jay trocken zurück. Pietro legte den Kopf schräg.
 

„Johnn~y muss aber nicht beschützt werden. Schonmal daran gedacht? Andere müssen vor ihm beschützt werden.“ Pietro merkte, dass er sich verplappert hatte. Jay wusste sicherlich noch nicht einmal, dass John gar nicht wirklich entführt worden war.
 

Jay sah ihn kurz prüfend an und meinte dann: „Ich meine nicht vor anderen beschützen.“ Er schüttelte leicht den Kopf und meinte dann: „Es war schon immer so.. Johnny musste man nie vor anderen beschützen, der einzige wirkliche Feind, der ihn vernichten kann, ist er selbst. Schon immer.“ Pietro stutzte und sah St.John besten Freund irritiert an, dieser meinte mit Nachdruck: „Ich musste ihn immer schon vor sich selbst beschützen.“
 

Pietro zog eine Augenbraue hoch und meinte dann: „Wie soll das gehen? Wieso sollte er sich selbst was antun wollen?“
 

Jay lächelte bitter und sah dann hoch: „Johnny ist ein ganz besonderer Mutant. Is dir vielleicht nicht aufgefallen, fällt kaum einem auf..“ Der Braunhaarige machte eine kurze Pause. „Wenn man ihn richtig einsetzt wird er zu einer mächtigen Waffe.. Sieh dir seine Kräfte an.. schonmal gefragt, weshalb einer Feuer nur kontrollieren kann und nicht erschaffen und weshalb er nichtmal gegen sein eigenens Element immun ist?“ Pietro nickte leicht. „Eben.. ich hab mich das damals auch gefragt. Vor allem, weil ich all das konnte und somit eigentlich viel stärker hätte sein müssen, als er.“
 

Pietro verschränkte die Arme vor der Brust. „Zu dem Zeitpunkt konnte er seine Kräfte noch kaum beherrschen.. aber ey.. ich habe es gespürt. Wenn ich Feuer erschaffen habe.. es zog es automatisch in seine Richtung, als würde er es magisch anziehen. Ich hab ihn dann jeweils gefragt, ob er etwas macht. Er hat mich nur schräg von der Seite angesehen.. Das hat mir keine Ruhe gelassen.“ Jay lächelte leicht: „Aber.. je besser ich ihn kennen lernte, desto mehr fiel mir auf, dass er und das Feuer.. keine Ahnung.. das Feuer ist sein bester Freund und zugelich sein schlimmster Feind. Ich habe keine Beziehung zu dem Element. Ich erschaffe es und kann es lenken, er aber.. er kann es beherrschen, er kann ihm seinen Willen aufzwingen. Er kann es dazu bringen, die verschiedensten formen anzunehmen. Er könnte damit sogar dein Ebenbild schaffen.. ich kann das nicht. Ich kann Feuer auch nur schwer zum ersticken bringen, während er das mit einem Schnipsen fertigbringt.“ Pietro nickte nur leicht.
 

„Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht bis ich darauf gekommen bin, was hinter der ganzen Sache stecken muss.. Wir denken alle, er kann das Feuer beherrschen, weil es eine Sache ist, aber für John ist es wie ein Freund, der einzige, der ihn niemals enttäuscht hat und der immer bei ihm ist, egal was passiert.. John kann also sozusagen mit dem Feuer reden.. er sagt ihm, was es tun soll.. ich kann es nicht.. ich habe es niemals geschafft eine Beziehung zum Feuer zu schaffen.. kein Ahnung, wie er das hingekriegt hab. Aber das Problem bei der Sache ist.“ Jay machte eine kurze Pause. Pietro trat nervös von einem Fuss auf den anderen. „Nur ist dieser Freund trügerisch.. Schonmal seine Augen angesehen?“
 

„Ja.. klar.. wie könnte man die übersehen..“ Meinte Pietro und wollte mit den Augen rollen, liess es dann jedoch.
 

„Eben.. Dann hast du sicher Ahnung, von was ich spreche, wenn ich sage, dass man an den Augen ablesen kann, wie er sich fühlt.. oder besser.. wer er gerade ist.“ Jay nickte und sah leicht nachdenklich aus. „Es ist eignetlich ganz einfach.. es gibt einen John, einen St.John und einen Pyro.. irgendwie.. John ist weder verrückt, noch psychisch angeknackst, noch hat er ne Multiple Persönlichkeit.. das hat nichts damit zu tun und das will ich auch nicht behaupten. Sein Verstand ist absolut heil.“
 

Pietro schwieg wieder abwartend, Jay schien John wirklich sehr gut zu kennen, oder ihn zumindest heimlich sehr gut studiert zu haben. „Aber ich sagte bereits.. das Feuer ist sein Freund und manchmal.. in Situationen in denen er Angst hat.. oder aber in Situationen in denen er wütend ist. Tritt dieser Freund in Aktion. Es will ihn schützen.. ich habe Pyro gesehen.. an dem Abend, kurz bevor ich ins Wasser fiel. Diese Augen.. sie sind zugleich kühl und doch lodert ein Feuer in ihnen. Johns Augen hingegen.. sie sprühen Funken, dieses braun.. man denkt, sich darin zu verlieren. St.Johns Augen waren hingegen, als ich ihn aufgelesen habe, trüb und eingeschüchtert.“ Jay steckte sich erneut eine Kippe an.
 

Pietro dachte nach. Pyro schützte John also, nur merkte er dabei nicht, dass er sich selbst nur das grösste Leiden zufügte. Pyro hatte John an Weihnachten geschützt, als seine Fähigkeiten ausgebrochen waren und sein Vater ihm immer wieder gesagt hatte, dass er es niemals zu etwas bringen würde. Pyro hatte ihn geschützt, als er sich mit Jay gestritten hatte. Während der Zeit am Institut hatte Pyro wohl kaum in Aktion treten müssen, dafür war er nun umso präsenter. Pietro realisierte, was Emma Frost getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie lediglich einige Eigenschaften in den Vordergrund gezogen, sodass Pyro die Überhand hatte und wahrscheinlich hatte sie ihm eingeimpft, dass Kitty die grösste Gefahr war, die John zu erwarten hatte. Das würde dann wohl auch erklären, weshalb John teilweise Leid tat, was er tat.. Frost war gerissen.. „Pyro.. das Feuer.. merkt nicht, dass John dadurch selbst verletzt wird. Und zwar mehr, als ihn je jemand anderes verletzen könnte. John wurde als Kind ziemlich verletzt.. er wurde sein ganzes Leben verletzt.. aber es hat schon in der Kindheit angefangen.. weshalb es eigentlich auch verständlich ist, dass er sich kaum jemandem öffnet.“ Jay zuckte mit den Schultern.
 

Pietro realisierte langsam, wie wenig er John doch kannte und wie gut ihn der Typ, der vor ihm stand kenne musste. „Und wie ich Pyro kenne.. gefällt ihm die Brotherhood.. richtig?“ Jay musterte den Weisshaarigen prüfend, so als schien er zu wissen, dass es niemals eine Entführung gegeben hatte. „Denn das ist es doch, was Pyro will. Er will alle Leute vernichten, die ihm auch nur irgendwie gefährlich werden können. Und dazu zählen auch die Menschen. Pyro macht jedoch keinen Unterschied zwischen gefährlichem und freundlichem näher kommen, weshalb er früher oder später auch seine Freunde angreift, diejenigen, die er liebt.“ Und Jay sprach aus Erfahrung.
 

„Na vielen dank für die Lehrstunde.“ Pietro klang irgendwie beleidigt. „Ich hab schon selbst gemerkt, dass er anders ist.“ Jetzt mischte sich Trotz in die Stimme. Pietro gab ungerne zu, dass Jay John einfach besser kannte.
 

„Er ist nicht anders.. nur mächtig, auch wenn er seine Fähigkeiten eher immer für Lächerlich gehalten hat. Aber sein wir ehrlich. Wer ist gefährlicher, jemand, der Feuer erschaffen kann, oder jemand, der aus dem kleinsten Funken ein riesiges Inferno erschaffen kann?“ Pietro schwieg. „Genau.“ Meinte Jay und grinste leicht. „Und schätze dein Vater hat das auch erkannt..“ Die wässrig blauen Augen musterten Jay prüfend. Er schien zu wissen, dass John praktisch freiwillig da war. Praktisch.. „Richtig eingesetzt ist John absolut vernichtend. Denn wenns dumm läuft wird schlussendlich nur noch Pyro übrig sein, und Pyro sind andere absolut egal. Es gibt nur ihn und sein Wohl. Und dafür räumt er alles und jeden aus dem Weg, der es wagt, sich ihm entgegen zu stellen.“
 

„Er ist der Teufel..“ Meinte Pietro leise, genau das hatte John ihm auch gesagt.
 

„Auf ne Art..“ Jay stockte, was Pietro zu ihm aufsehen liess. „Ja.. auf ne Art schon.“ Stimmte der Braunhaarige schliesslich zu und nickte dabei.
 

Beide schwiegen. Pietro sog hörbar die Luft ein und meinte schliesslich: „Du weißt, dass es keine Entführung gegeben hat, was?“
 

Jay blickte zu ihm und grinste dann. Er nickte. „Johnny is nun wirklich nich der Typ, der sich entführen lässt. Tut mir Leid.. Der würde einen Weg finden, sich zu befreien. Soviel is sicher.“ Jay machte eine kurze Pause: „Ausserdem lese ich Zeitung.. Und in letzter Zeit hat es auffällig viele Brände in der Gegend gegeben.. Dazu stirbt der Typ, der John ziemlich viel Ärger gemacht hat, bei nem Brand.. Da war mir klar, das kann nur Pyro gewesen sein.“ Jay zuckte mit den Augen. Pietro biss sich auf die Lippen. Der Typ kannte John wirklich verdammt gut. Beneidenswert gut.
 

„Und noch einmal.. was willst du hier? Was willst du von mir?“ Pietro wurde endlich konkreter. Ihm war zwar vollkommen klar, was Jay genau wollte, aber er wollte es aus dessen Mund hören.
 

„Bring John zu mir.“ Pietro sah irritiert in die Augen des anderen Feuerteufels, sie flackerten noch mehr als zuvor schon. Irgend etwas merkwürdiges lag in diesem Blick.
 

Pietro zögerte, ehe er langsam und bedacht meinte: „Was denkst du, wie er regagieren würde? Denkst du wirklich, er fällt dir um den Hals?“
 

„Das habe ich nicht gesagt.. würde er auch nie. Hat er früher auch nie getan.“ Gab Jay zurück und Pietro verfluchte langsam die ewigen Zitate die mit: Hat er früher auch nicht getan angingen. Das ging auf die Nerven, vor allem, da früher vor ihm gewesen war. „Aber egal, was mit ihm los ist.. es wird ausarten, er wird etwas dummes tun, glaub mir..!“
 

Pietro sah ihn an und schüttelte dann bestimmt den Kopf: „Ich kann dich nicht zu ihm bringen..“ Das würde John vielleicht so beeinträchtigen, dass er nicht mehr das tat, was sein Vater wollte und das wollte Pietro widerum nicht. Johns Wohl war ihm da irgendwie auch egal.. aber nicht ganz. „Wir sollten wieder rein, bevor Wanda verdacht schöpft.“ Meinte der Weisshaarige stattdessen, um sich so schnell wie möglich aus der Situation zu befreien. Er ging los.
 

„Ich habe dich gewarnt..“ Hörte er Jay leise sprechen. Eine Gänsehaut lief dem Weisshaarigen über den Rücken. „Er wird euch alle leiden lassen, egal ob Freund oder Feind, denn er macht keinen Unterschied. Alle ausser vielleicht deinen Vater.“ Die Stimme des anderen Feuerteufels war nun lauter geworden. Pietro ignorierte es, auch wenn ihm langsam ein merkwürdiges Gefühl die Beine hochkroch. Trotzdem ging er wieder in das Café zu Wanda und kurze Zeit später folgte auch Jay.
 

~[Gone to Heaven and Back Again – End

Die Morlocks

Die Morlocks I
 

~ Wise man say, only fools rush in

but I can’t help falling in love with you!~
 

„Was sollen wir hier?“ Pietro war doch etwas überrascht, als John ihn durch eine Bar führte und nicht an der Theke stehen blieb, sondern stattdessen über einen Flur und ein zwei weitere Türen in eine Art Halle mit Bühne führte. Schwer zu finden war es nicht gewesen, denn einige Leute waren dorthin geströmt und auch von dort entgegen gekommen. Ausserdem war die Halle voller Leute, auf der Bühne rappte gerade ein Dunkelhäutiger mit Rastalocken etwas vor, gegen einen anderen mit ziemlich kurzem Haarschnitt. Das Publikum klatschte oder wippte mit.
 

„Abwarten.“ Meinte John und drängelte sich, ohne Pietro weiteres zu erläutern, durch die Menge. Von dem Weisshaarigen wurde einfach erwartet, dass er folgte. Diesem war das hier nicht wirklich geheuer. Ganz einfach nur schon deswegen, weil John so verschwiegen reagierte und weil es doch eigentlich ein richtiger Männerabend hätte werden sollen und sie sich nun scheinbar unters Volk mischten.
 

„Haha..“ Pietro lachte gespielt auf und meinte dann todernst, während er einen der wippenden Menschen zur Seite drängte, der sich zwischen ihn und John geschoben hatte: „Was sollen wir hier?“ John reckte seinen Hals und achtete dabei nicht weiter auf Pietro, er schien nach jemandem zu suchen.
 

John reagierte erst nicht und drängte sich weiter, ehe er breit zu grinsen begann und sich so zu dem Weisshaarigen umdrehte. „Wir treffen jemanden.. oder besser gesagt, sie.“ Er nickte mit dem Kopf zu einem dunkelhäutigen Mädchen, welches unweit von ihnen stand. Sie wippte ebenfalls im Takt mit und unterhielt sich gerade angeregt mit einem der Hip-Hopper.
 

Pietro stiess einen anerkennenden Pfiff aus, der sowieso in dem Lärm um sie herum unterging und grinste dann ebenfalls. „Nicht schlecht, die Kleine.“ Bei dem Mädchen handelte es sich um Danielle Moonstar. John war noch einige weitere Male in der Bar gewesen, seit er sie kennen gelernt hatte und hatte doch noch etwas mehr mit ihr gesprochen. Pietro allerdings bewertete nicht nach Charakter, sondern nach aussehen und zugegeben, Danielle sah schwarf aus. Sie trug breite Trainingshosen und dazu passende Turnschuhe, ihr Oberteil zeigte viel von ihrem wohlgeformten Bauch und ebensoviel Dekoltée. Das Cap, dass sie darüber trug, war nur noch Nebensache. Ihre braunen Haare fielen ihr in Locken über den Rücken und waren teilweise zusammengebunden. Es sah wirklich niedlich aus. „Das reicht aber nicht für zwei.“ Meinte Pietro nachdenklich.
 

„Ich spreche auch nicht davon.“ John machte eine abwehrende Handbewegung. Pietro zog eine Augenbraue hoch und sah ihn unverständlich an. „Ich spreche von dem Typen, der gleich kommen wird.. schätze ich zumindest.“ Er erinnerte sich an Danielles Worte: ‘Morgen is wieder son Tanzding im Club.. wenn du Bock hast, kannst du ja auch mal vorbeischauen. Ev kommt wahrscheinlich auch. Weil ich tanzen werde.‘ Sie hatte John zugezwinkert. Mit tanzen war in dem Falle nicht Tabledance gemeint, sondern Breakdance, was auch Danielles Outfit erklären durfte.
 

„Wow..“ Pietro sah John jetzt doch recht perplex an. Dann wandelte sich seine Mine in ein wohlwollendes, fast schon spöttisches Grinsen, ehe er zuckersüss meinte: „Orientierst du dich etwa neu?“ Bei Pyro konnte man wirklcih nie wissen.
 

Jetzt war John derjenige, der Pietro perplex musterte. Dann runzelte er die Stirn und schüttelte entschieden den Kopf. „Ja, sicher, ich nehm mir gleich ein Zimmer.“ Knurrte er und schüttelte angewiedert den Kopf. „Nein, jetzt mal Klartext, damit du das raffst: Ihr Freund ist neu am Institut. Dem Institut! Und ein recht guter Freund von Kitty, schätze ich mal. Klingelt da was?“ Raunte der Feuerteufel Pietro zu, dieser kam nicht mehr zum antworten, denn in diesem Moment tippte jemanmd John auf die Schulter. Dieser fuhr herum.
 

„Hey, was kann ich dir bringen?“ Witzelte Danielle, indem sie sich als Barkeeperin bei ihrem ersten Treffen immitierte. Sie grinste John breit an. John hatte sich natürlich sogleich wieder gefangen und kratzte sich verlegen am Kopf.
 

„Oh, hey Dani, wo kommst du denn her? Hab dich gar nicht gesehen..“ Dass er dabei log wie gedruckt war ihm wie immer überhaupt nicht anzumerken. Die junge Indianerin musste schmunzeln und gab dann zurück:
 

„Hätte nich gedacht, dass du noch kommst... Mein Auftritt ist in Kürze.“ Ihre grünlich braunen Augen funkelten bei dem Gedanken daran gleich noch etwas mehr.
 

„Tja.. ich konnte darauf einfach nicht verzichten.“ Meinete John und setzte dabei wohl seinen gesamten Charme ein, denn Danielle lächelte leicht dümmlich. John nickte leicht nach rechts, dahin, wo Pietro stand und meinte schliesslich: „Das ist übrigens Pietro. Pietro Dani, Dani Pietro.“ Stellte er die beiden einander vor.
 

Danielles Lächeln erstarb langsam auf ihrem Gesicht, als sie Pietros Namen hörte. Weshalb auch immer, aber merkwürdig war es allemal. Ihr Blick wanrderte langsam von John zu dem Weisshaarigen, dessen weisse Haare jedoch von der Kappe perfekt verdeckt wurden. Sie musterte ihn eindringlich, was auch immer sie damit bezwecken wollte. „Hai..“ Es klang doch recht nüchtern, im Vergleich zur überschwinglichen Begrüssung, die John bekommen hatte.
 

„Hey.“ Meinte Pietro ebenfalls recht trocken. John hatte die Zeit genutzt, sich etwas um zu sehen und tatsächlich erblickte er jemanden, der auf Danielles beschreibung von ihrem Freund Evan Daniels aka. Spyke zutreffen konnte. Das Erkennen hätte allerdings auch sonst kein Problem dargestellt, denn mit sich im Schlepptau hatte der gute Evan Jubilee, Bobby, Lance und.. Johns Herz machte einen Sprung und blieb im nächsten Moment auch fast schon stehen.. Kitty.
 

Sie trug ein ähnliches Outfit wie Danielle, aber nach Johns Meinung sah sie darin sehr viel besser aus, als die gute Danielle, auch wenn die schon wirklich gut aussah. John blieb kurz unbeweglich stehen. Danielle folgte seinem Blick und begann eben ihrem Freund zu winken, in der Hoffnung, dass dieser sie zwischen den vielen anderen Leuten entdecken wüde. Also eigentlich höchste Zeit zu verschwinden. John drehte sich hastig um und stiess dabei heftig gegen Pietro, er drückte den Weisshaarigen nach hinten, welcher keine andere Wahl hatte, als mitzustolpern. Als er endlich wieder gerade stand, packte Pyro ihn und zog ihn mit sich.
 

„Ey, was ist los? Wo geht’s denn jetzt schon wieder hin?“ Pietro klang nun langsam doch angenervt.
 

„Sie einfach mal hinter dich..“ Knurrte John, und schlug sich durch den Dschungel aus Leuten, der ihnen glücklicherweise auch Schutz bot. Danielle würde auch nun bereits keine Ahnung haben, wo genau die beiden Jungs von vorhin verschwunden waren. Umso besser also.
 

Pietro tat, was John ihm riet und murmelte dann, wenig begeistert: „Uh.. X-Luschen im Anmarsch.“ Er grinselte dabei vor sich hin, doch sein Grinsen erstarb genauso wie das von Danielle, als er den Afroamerikaner, der sich neben Kitty den Weg durch die Menge bahnte erblickte. Evan.. Johns Handy klingelte und unterbrach Pietros Konzentration für kurze Zeit. Nur mit halbem Ohr hörte er mit.
 

„Pyro..?“ Fragte John. Lauschte eine ganze Weile und meinte schliesslich: „Kannst du ihn zehn Minuten noch einmal anrufen? Ich muss gerade schnell noch was erledigen.“ Pietro blieb stehen, um das Geschehen aus der Ferne zu beobachten und genau diesen Umstand nutzte John aus, um sich weiter davonzustehlen und so auch Pietro loszuwerden. Pietros Blick wanderte von dem Blondschopf weiter zu einer jungen Asiatin, die wie immer zumindest vorgab, beste Laune zu haben. Und an ihr blieb sein Blick trotz Evan hängen und Pietro bemerkte gar nicht, wie dämlich er dabei in der Gegend rumstand und erst recht nicht, dass John schon längst über alle Berge war.
 

„Wo ist denn jetzt das, was mir vielleicht weiterhelfen könnte?“ Raunte Kitty Evan unauffällig zu, während sie sich den Weg durch die Menge bahnten. Der Blondschopf schien ja ziemlich genau zu wissen, wo er eigentlich hin wollte. Im Schlepptau hatten sie Jubilee – der die Atmosphäte ziemlich zu gefallen schien – und Bobby, der eher ein wenig Trübsal zu blasen schien. Immer noch wegen Rogue und Kitty vermutete mal, dass er immer noch sie dafür verantwortlich macht.
 

„Kommt noch.. Etwas Geduld. Erst muss ich dich jemandem vorstellen.“ Erklärte Evan eben so leise, wobei er sich nicht einmal die Mühe machen musste, zu flüstern, denn die laute Musik, die lief, übertönte sowieso alles, sie sprachen und machte es unhörbar für die, die hinter ihnen her kamen.
 

„Geduld habe ich, aber keine Zeit.“ Drängte Kitty weiter und wollte noch etwas hinzufügen, als plötzlich jemand laut nach Evan rief. Es klang ziemlich erfreut, soviel war sicher und im nächsten Moment lag ein dunkelhäutiges Mädchen in Evans Armen und gab ihm einen stürmischen Kuss. Kitty blinzelte.
 

„Na, hast du mich vermisst?“ Meine Evan lachend, denn Danielle war normalerweise eigentlich die Ruhe in Person, weshalb ihr Auftreten gerade eigentlich gar nicht zu ihrer Art passte.
 

„Was denkst du denn?!“ Meinte sie und liess es vorwurfsvoll klingen, ehe auch sie in lachen ausbrach und ihn wieder an sich drückte. Kitty rollte genervt mit den Augen. Er führte sie also hierher, nur um mit seiner Freundin – von der er noch überhaupt nichts erzählt hatte – rumzumachen. Na toll.. sie verschränkte die Arme vor dem Blick.
 

„Ich muss dir jemanden vorstellen..“ Begann Evan und Danielle meinte gleichzeitig:
 

„Ich hab jemand, den du kennen lernen..“ Sie drehte sich um, in die Richtung, in der sie John und Pietro vermutete. Doch die beiden waren verschwunden. Danielle blinzelte perplex, verengte dann ihre Augen und sah sich kurz um, während Evan meinte.
 

„Das is Kitty, die da is Jubes und das ist Bobby. Und an alle, das ist Dani.“ Er stellte sich neben sie und grinste ebenfalls breit, wie seine Freundin, welche nun zwar etwas abgelenkt zu sein schien. Kitty wirkte immer noch genervt, zwang sich aber zu einem Lächeln, Jubilee stiess ein lautes: Haiii aus und Bobby ein eher leiseres: Hey.
 

„Soso.. das sind also die aus dem Institut.“ Meinte Danielle, nachdem sie jedem freundlich zugenickt hatte. „Freut mich.“ Sie lächelte erneut. „Ihr wollte wohl noch ein wenig feiern, bevor die Ferien beginnen was?“ Morgen waren Ferien. Jubilee beispielsweise fuhr schon morgen Abend und Bobby wohl auch im Verlaufe des Tages. Kitty hatte eigentlich auch geplant, dann den Zug gemeinsam mit Lance zu nehmen. Aber vielleicht kam noch etwas dazwischen, was sie sogar über ihre Eltern stellte.
 

„Ganz recht.“ Gab Jubilee grinsend zurück und wippte dann im Takt. „Und ich muss sagen, Evan hat besseren Geschmack, als ich erwartet hatte.“ Sie zwinkerte dem Afroamerikaner zu, welcher leicht verlegen grinste. Danielle übernahm das Antworten für ihn:
 

„Evan kann noch vieles besser, als man denkt.“ Sie liess es wohl absichtlich so zweideutig klingen, ausserdem lächelte sie ihm dabei lasziv zu. Evan musste dabei auflachen und drückte sie kurz. „Naja.. dann wünsche ich euch viel Spass. Und bleibt unbedingt noch, ich habe nachher einen Auftritt.“ Sie wippte leicht, um zu zeigen, dass sie eine Breakdance Show vorführen würde.
 

„Auf jeden.“ Jubilee lächelte leicht, ehe sie sich zu der Bühne drehte um der Musik zu lauschen. „Bobby, holst du uns ein paar Drinks?“ Prinzessin Jubilee regierte wieder einmal über ihr Reich. Und Bobby war gerade sowieso in einer null Bock Stimmung, dass es ihm nichts ausmachte, Drinks zu holen.
 

Jetzt wo die Vorstellungsrunde abgeschlossen war und man sich eher auf die Show konzentrieren sollte, beugte sich Evan leicht zu Danielle herüber und zog Kitty dabei zu sich. „Dani.. ist.. Callisto da?“ Fragte er dann, so leise wie möglich, aber so, dass beide es trotzdem noch gut verstanden. Kitty sah ihn fragend an. Wer war Callisto? John hatte einmal von einer Sternenkonstellation gesprochen, die man so nannte.Aber wie Evan das so sagte, klang es eher nach einer Person.
 

Kitty merkte, wie Danielle ihr einen leicht nervösen Blick zuwarf. „Ev..“ Sie nickte so unauffällig wie möglich in Kittys Richtung, konnte es jedoch nicht ganz verbergen. Kitty rollte erneut mit den Augen. Heute war sie nicht sonderlich geduldig, soviel war sicher.
 

„Es ist ihretwegen.. Ich muss mit Callisto sprechen. Is dringend.“ Meinte Evan und legte Kitty dabei die Hand auf die Schulter. "Sie darf davon wissen, key?“ Danielle warf Kitty erneut einen misstrauischen Blick zu, nickte schliesslich jedoch.
 

„Natürlich ist sie da..“ Gab Danielle etwas widerwillig zurück. Evan drehte sich zu Kitty und lächelte ihr aufmunternd zu. Danielle packte ihn am Arm, als wolle sie verhindern, dass er plötzlich weggehen konnte und fügte eindringlich hinzu: „Aber du darfst da nicht mehr runter!“ Evan sagte nichts. „Du darfst da nicht mehr runter und das weißt du!!“ Fügte seine Freundin hinzu. Evan blieb stehen, er schwieg und musterte Danielle. Diese sah ihn nur an und schien ihn gerade so gar nicht zu verstehen. Dass Kitty daneben stand, schien die Indianerin schon ganz vergessen zu haben. Evan senkte leicht den Kopf.
 

„Oh.. wie dumm von mir.“ Meinte Danielle leise und nickte dann leicht vor sich hin. Sie biss sich auf die Lippen und meinte: „Du bist nicht wirklich wegen der Show hier.. Meiner Show.“ Danielle sah wieder zu Evan. „Ich bin ja auch nur deine Freundin, is also nicht so wichtig.“ Der letzte Teil klang nun wieder traurig.
 

Kitty sah zwischen den beiden hin und her. Evan suchte gerade nach Worten. „Mein Ex-Freund hat dafür gesorgt, dass mein bester Freund jetzt im Koma liegt und er wäre wohl gestorben, wenn wir nicht rechtzeitig gekommen wären.“ Warf die Braunhaarige nürchtern ein. So eine Art Vergleich dazu, dass Evan Danielles Show verpasste und um das ganze zu entwerten, sodass es plötzlich nicht mehr so schlimm klang. Danielle stutzte und drehte Kitty langsam den Kopf zu. Evan seufzte tonlos und meinte schliesslich:
 

„Schatz.. wir müessen los.. Wir sehen uns später, ja?“ Er wollte seiner Freundin einen Kuss aufdrücken, diese wich jedoch nur genervt aus und sah Kitty weiterhin an. Damit schien sie wohl abwägen zu wollen, ob die zierliche Brünette sie etwa gerade für dumm verkaufte, oder ob das, was Kitty sagte.
 

„Bye.“ Meinte Kitty und das schien Danielle nun wirklich den Rest zu geben, sie schnaubte verächtlich auf. Evan drängte sich währenddessen bereits langsam nach draussen. Kitty folgte ihm und fragte sich immer noch, wer Callisto war und wo genau Evan eigentlich nach unten gehen sollte.
 

„Hey, wo gehen die beiden denn hin?“ Jubilee hatte inzwischen einen Drink erhalten, den sie auch fröhlich mit sich herumschwang, als sie sich zu Danielle rüberbeugte. Die Indianerin hatte die Arme vor der Brust verschränkt und knurrte dann leise:
 

„Mir egal.“ Danielle wusste natürlich, wo genau die beiden hin gingen, jedoch tat sie so, als hätte sie keine Ahnung. Die Indianerin reckte leicht den Kopf und konnte eben sehen, wie John aus der Bar verschwand. „Du.. ich muss mal los. Auftritt und so. Unbedingt zusehen, auch wenn mein Freund es nicht für wichtig genug hält.“ Danielle zwinkerte Jubilee zu, welche lächelnd nickte.
 

Jubilee drehte sich zu Bobby und Lance um und meinte: „Wo gehen heute nur alle hin?“ Sie grinste dümmlich, was ein Zeichen dafür war, dass sie definitiv schon einige Drinks zu viel gehabt hatte. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Jubilee zog das Blackberry aus der Tasche und prüfte die Nachrichten. Die junge Asiatin stutzte und wirkte auf einmal vollkommen nüchtern. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Nachricht erneut durchlas. War das ein Traum oder lag es an ihrem erhöhten Alkoholkonsum, dass die Nachricht von Pietro kam.
 

He.. Prinzessin..

Jup.. kaum zu glauben, aber ich schreib dir.. ich vermisse dich..

Aber ich kann dich von hier aus beobachten, was die Sehnsucht nach dir etwas lindert..

Stell keine Fragen.. wieso.. warum.. du weißt, ich darf nicht reden.

Treffen wir uns draussen bei der Brücke..?.. Alleine..

Liebe dich..
 

Jubilee stutzte und lass die Nachricht erneut, und gleich noch einmal, dann sah sie sich auffällig lange um. Als schien sie jemanden zu suchen. Pietro runzelte leicht die Stirn und duckte sich jedoch etwas, damit sie ihn – falls sie ihn trotz Kappe erkennen würde – nicht sehen konnte.
 

„Ich bin auch mal schnell.. für kleine Mädchen.. Bis später.“ Meinte Jubilee schliesslich, nach reichlicher Überlegung und zwinkerte. Sie versuchte es zumindest so klingen zu lassen, als wäre es nicht gelogen. Es klang dabei auch schon irgendwie echt, da sie leicht lallte – das aber sogar noch gewollt. Der Eismutant nickte nur und vergewisserte sich kurz, dass zumindest Lance noch hier war, nicht, dass er sonderlich scharf auf dessen Gesellschaft gewesen wäre, aber immer noch besser als alleine dumm in der Gegend rumzustehen.
 

Jubilee stolperte aus dem Club und entdeckte Danielle, die nach jemandem zu suchen schien. Ausserdem hatte die Indianerin sich einen Glimmstengel angesteckt, wahrscheinlich zur Nervenberuhigung. Sie wirkte nämlich allgemein etwas genervt, was wohl damit zusammen hing, dass Evan sie so einfach stehen gelassen hatte. Jubilee lächelte ihr nur leicht zu und ging dann langsam weiter.
 

Die Brücke die über einen Fluss führte, war doch noch ein Stück weit von dem Club entfernt. Vor allem für jemanden, der sich hier nicht auskannte und der so doch ziemlich planlos durch die Dunkelheit stakste. Ja, richtig, sie hatte ihn doch eigentlich abgehakt, hatte sich längst einen Ersatz zu suchen begonnen, aber irgendwie kam sie nicht von ihm los. Wenn Pietro rief, war da einfach so ein unglaublicher Drang hinzugehen. Wenn auch nur, um ihm vorzuwerfen, dass er einfach so abgehauen war, ohne ihr auch nur ein Wort davon zu sagen. Sogar dafür lohnte es sich. Aber eigentlich wollte sie doch ganz andere Dinge mit ihm tun, als ihn büssen zu lassen. Lernte Miss Lee da etwa gerade, was es wirklich bedeutete, in jemanden verliebt zu sein?
 

Jubilee lehnte sich gegen das Geländer der Brücke und starrte in die Dunkelheit herab. Noch war Pietro nicht hier. Eigentlich hatte sie doch darauf gehofft, dass er sie bereits erwartete, war er mit seinen Fähigkeiten doch in der Lage, viel schneller an einem Ort zu sein, als sie. Während Jubilee gelangweilt mit dem Anhänger ihres Handys spielte, begann sie langsam die Kälte, die sie umgab zu spüren. Die junge Asiatin begann zu frösteln und auch die wenige Zeit, die sie hier draussen stand, kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
 

Als Jubilee das nächste Mal einen Blick auf ihr Handy warf, waren bereits geschlagene zehn Minuten um und noch immer kein Zeichen davon, dass der Weisshaarige heute noch erscheinen würde. Das hob Jubilees Laune nicht, nein, es gab ihr sogar einen ziemlichen Dämpfer. Sie hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was er ausgerechnet im gleichen Club wie sie machte. Hatte darauf gehofft, dass er sie heimlich beobachtet hatte und ihr dann dorthin gefolgt war. Und das alles nur ihretwegen. Aber scheinbar war es doch immer so. Enttäuschungen hatten so eine grosse Wirkung, weil man sich sehr auf etwas gefreut hatte, was dann nicht eintraf. Jubilee wählte Pietros Nummer und wartete.
 

Als lediglich die Combox ansprang, schnaubte die Asiatin genervt und zugleich auch gekränkt. Er konnte so tun, als würde er nichts von ihrem Anruf merken, aber eine Nachricht hinterlassen konnte sie allemal: „Piet.. so sehr ich auch versuche, dich zu hassen, es geht nicht!“ Jubilee strich sich durch die Haare. Irgendwie kämpfte sie trotzdem gegen aufkommende Tränen der Enttäsuchung. „Bist du dämlich oder wie? Glaubst du, deswegen kannst du machen, was du willst? Meinetwegen! Verschwinde doch, aber lass mich in Ruhe und lass dich einfach.. nie wieder.. blicken.“ Die letzten Worte zu sagen, das fiel ihr tatsächlich schwer. Da sie eigentlich genau das Gegenteil wollte. Jubilee hielt den Atem an und rang mit sich, ob sie noch etwas in die andere Richtung hinzufügen sollte. Schliesslich nahm sie ihr Blackberry jedoch vom Ohr und beendete das Gespräch. Sie starrte weiter in die Dunkelheit heraus, unfähig sich zu bewegen und wünschte sich, sie hätte Danielle zuvor um eine Kippe gebeten. Das hätte jetzt tatsächlich gut getan..
 

Sie hatte nicht lange so dagestanden, als plötzlich ihre eigene Stimme an ihr Ohr drang:

„Piet.. so sehr ich auch versuche, dich zu hassen, es geht nicht!

„Bist du dämlich oder wie? Glaubst du, deswegen kannst du machen, was du willst? Meinetwegen! Verschwinde doch, aber lass mich in Ruhe und lass dich einfach.. nie wieder.. blicken.“
 

Der letzte Satz kam jedoch von einer mechanischen Stimme:

Sie haben keine weiteren hinterlassenen Nachrichten
 

Jubilee fuhr zusammen und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie drehte sich so schnell wie möglich um, und versuchte in der Dunkelheit die Person, die nur noch einen Meter von ihr entfernt war, zu erkennen. Doch da es einfach Pietro sein musste und ihre ganzen Emotionen in diesem Moment hochkamen, fiel die junge Asiatin ihm einfach in die Arme.
 

„Pietro.. endlich!“ Sie legte ihren Kopf auf seine Schultern und war soeben dabei sich zu entspannen. Jedoch schnupperte sie. Er roch nach Verbranntem, Rauch und einem Aftershave, dass sie nur zu gut kannte. Jubilee erstarrte, konnte sich jedoch nicht losreissen, da ihr Gegenüber sie inzwischen ebenfalls fest in den Arm geschlossen hatte. So fest, dass sogar ihr Atmen erschwert war.
 

„Na, hast du mich vermisst?“ Flüsterte ihr eine wohlbekannte Stimme ins Ohr. Und auf einen Schlag wurde Jubilee klar: Kitty hatte Recht gehabt! Die ganze Zeit über... Und sie hatte ihre beste Freundin irgendwie bereits für verrückt vor Liebeskummer gehalten.
 

~
 

Pietro wäre Jubilee wohl längst gefolgt, nur schon um sie zu beobachten, um ein wenig in ihrer Nähe zu sein. Wie ein Schatten, der doch unbemerkt blieb. Wenn man sich umdrehte, war er auf der anderen seite. Doch dem Weisshaarigen war etwas dazwischen gekommen. Gerade als Pietro dabei gewesen war, sich aus dem Club zu drängeln, hatte ein Handy geklingelt. Es war nicht sein Klingelton, aber es kam definitiv aus seiner Jackentasche.
 

Während er sich ganz aus dem Club drängte und endlich wieder frische Luft atmen konnte. Zog Pietro das Handy hervor und betrachtete es. Johns Handy. Der Weisshaarige stutzte. Wie kam Johns Handy in seine Jackentasche? Das Handy klingelte noch immer. Pietro tastete weiter, fand jedoch sein eigenes Gerät nicht. Er beschloss, erst einmal abzuheben, da der Anruf von Gambit kam, und es vielleicht etwas wichtiges sein konnte. Jubilee verdrängte er für kurze Zeit aus seinen Gedanken, oder er versuchte es zumindest.
 

„Hey Pyro. Ich brauche dringend deine Hilfe. Ich habe dich ja vorhin schon einmal kurz angerufen.. aber Rogue ist reingekommen und ich musste mich schlafend stellen.“ Pietro verstand gerade nur Bahnhof. „Aber nun ist sie wieder weg und ich habe Zeit. Du musst sofort kommen. Ich habe Aura. Aber Rogue hält mich gefangen.. ich kann nichts machen. Sie ist übermächtig..“ Der Franzose sprudelte einfach darauf los, ohne zu bemerken, dass John – oder in dem Fall Pietro – ihm noch nicht einmal geantwortet hatte.
 

„Wowowow.. ganz Ruhig, LeBeau!“ Meinte Pietro. Danielle stand nicht mehr vor dem Club. Sie war bereits weg gewesen, als Pietro nach draussen getreteten war. „Was hast du bei Rogue zu suchen..? Du hast Aura?! Wo seid ihr?“ Pietro trat nervös von einem Fuss auf den anderen.
 

„Quicksilver..?“ Gambits Stimme klang überrascht, doch er fügte hastig hinzu: „Was machst du mit Pyros Handy?“ Diese Frage stellte sich Pietro eigentlich selbst bereits, weshalb er nicht darauf einging. Aber ein Rätsel war es ihm trotzdem. „Hör zu, du musst mich hier rausholen. Dann haben wir unser Goldkindchen wieder und obendrein eine Geisel für die X-Men.“ Erklärte der Kartenspieler schliesslich, ohne weiter auf eine Antwort zu warten.
 

Pietro zögerte kurz, er dachte daran, dass er jetzt eigentlich auch Jubilee folgen konnte. Aber ihm war klar, dass sein Vater wohl ausgerastet wäre, wenn er die Gedanken seines Sohnes – dass dieser ein Mädchen über seine Tätigkeiten in der Brotherhood stellte – gekannt hätte. Irgendwie schämte Pietro sich bei dem Gedanken und meinte schliesslich: „Sicher. Wo seid ihr?“
 

„In einem Motel. Es heisst irgendwas mit Hampton. Und wir sind Zimmer 23. Solltest du sowieso schnell gefunden haben, ist nahe des Central Parks.“ Erklärte Gambit und schien wirklich gehetzt. „Sie kann jederzeit wiederkommen, ich sollte auflegen. Beeil dich!!" Es klang schon fast bittend und wenn Gambit so einen Tonfall drauf hatte, dann war es definitiv ernst.
 

Die Leitung war im nächsten Moment auch schon tot. Pietro sah immer noch ziemlich perplex auf das Handy, das er in der Hand hielt und tastete mit der freien erneut nach seinem eigenen. Noch immer war es nicht aufzufinden. Er beschloss jedoch, dass er dieser Sache immer noch nachgehen konnte, wenn er Aura zurückgebracht hatte und im gleichen Zug auch gleich noch Gambit befreite. Pietro wunderte sich, oder fand es eher lächerlich, dass der Kartenpfuscher sich von der Don’t Touch Lady hatte einfangen lassen. Er rechnete nicht damit, dass Rogue ihre Kräfte seit neuestem auch zum eigenen Nutzen einsetze und nicht nur immer versuchte, niemanden zu verletzen.
 

Im Hyperspeed suchte Pietro also ein Motel nahe dem Central Park, dass irgendetwas mit Hampton hiess. Und tatsächlich wurde der Weisshaarige schnell fündig. Das Hampton Inn. Pietro eilte ebenfalls im Schnelltempo durch die Eingangshalle und wäre wohl auch mit normalem Tempo nicht bemerktworten, denn die Empfangsdame gönnte sich gerade eine Mütze Schlaf auf der Theke. Und so stand Pietro auch bereits im zweiten Stock vor Zimmer 23. Seltsamerweise stand die Tür einen Spalt offen, aber Pietro sollte es Recht sein. Vielleicht war Rogue immer noch ausserhalb.
 

Vorsichtig schob der Weisshaarige die Tür etwas auf. Auf dem Bett sah er Aura liegen. Die Braunhaarige schlief und im Schlaf sah das sonst so kühle und unnahbare Mädchen irgendwie schon fast lieblich aus. „Das Goldkindchen hätten wir schonmal.“ Meinte Pietro grinsend. Ohjah, besser, er war hier, als John, dann konnte er selbst die Lorbeeren dafür einsacken. Pietro vermutete nun zu wissen, wo John steckte. Der Feuerteufel war wohl auch auf der Suche nach dem Motel, um seine kleine Schwester zu holen. Aber diesmal würde er einfach zu langsam sein.
 

Pietro liess seinen Blick schweifen. Merkwürdigerweise war Gambit nirgens zu entdecken. Pietro Klopfte an die geöffnete Türe und meinte mit verstellter Stimme: „Zimmerservice.“ Er wartete einige Sekunden. Es kam keine Antwort. Rogue war nicht hier. Vielleicht hatte sie Gambit ins Badezimmer gesperrt. Pietro betrat den Raum ganz und liess die Tür jedoch offen. So leise wie möglich um Aura vorerst nicht zu wecken, durchquerte er den Raum und öffnete das Badezimmer. Es war dunkel. Pietro knipste das Licht an. Keiner war da, weder Gambit noch Rogue. Wo steckten die beiden bloss? Pietro suchte das gesamte Bad mit seinen wachen, wässrig blauen Augen ab.
 

Pietro konnte hören, wie die Tür ins Schloss fiel. Ihm rutschte das Herz in die Hose, auch wenn er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen, als er herumfuhr. „Je.. je suis desolé.“ Meinte Gambit stockend, da ihm dauerhaft die Kraft entzogen wurde. Rogue stand grinsend hinter ihm. Sie liess den Franzosen los, welcher röchelnd zu Boden sank und stand nun zwischen Pietro und dessen einziger Fluchtmöglichkeit, der Türe.
 

„Hallo Pietro.“ Meinte sie und musterte ihn mit ihren dunklen braunen Augen. Immer noch ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht. Es umspielte ihre Lippen. „Eigentlich hatte ich ja erst mit John gerechnet, aber du gehst auch.“ Pietro spürte eine fremde Präsenz in seinem Kopf. Er spürte Rogue. Sie setzte gerade Jeans Kräfte ein.
 

„Raus aus meinem Kopf, Miststück!“ Fauchte der Weisshaarige, dem inzwischen klar war, dass er ihr direkt in die Arme gelaufen war. Es war eine Falle gewesen. Wahrscheinlich hatte sie direkt daneben gestanden, als er den Anruf von Gambit bekommen hatte, und wahrscheinlich hatte sie diesem auch noch genau eingetrichtert, was er zu sagen hatte.
 

„Ah ah ah.. wir wollen doch nicht gleich unhöflich werden oder?“ Pietro spürte, wie er Kopfschmerzen bekam. Und wie, wenn man bei einem Radio die Lautstärke hochdrehte und es dann als logische Konsequenz lauter wurde, so schien Rogue die Frequenz für die Kopfschmerzen hochzudrehen. Sie wurden stetig stärker. Pietro fasste sich zitternd an die Stirn und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Sein Blick wanderder müheseelig zu Aura, welche sich immer noch nicht geregt hatte. Er wunderte sich wirklich, denn gerade waren sie nicht mehr so leise, wie zuvor. „Keine Sorge, ich habe sie ruhig gestellt. Sie kriegt rein gar nichts mit.“ Gab Rogue Auskunft. Sie las also seine Gedanken.
 

Fick dich, Schlampe! Pietro wusste sehr wohl, dass sie mitlesen würde. Deswegen war das irgendwie auch absichtlich. Rogue verzog den Mund. „Das war nicht nett.“ Meinte sie tadeln und machte nur eine ganz kleine Handbewegung, damit liess sie Pietro gegen die Wand knallen. Das waren also immer noch Jeans Fähigkeiten.
 

Rogue verschwand mit einem von Kurts berümten BAMF und tauchte direkt neben Pietro wieder auf. Sie beugte sich langsam zu ihm nach unten und legte ihm einen Zeigefinger auf die Wange. „Deine Fähigkeit könnte noch nützlich sein..“ Sie grinste, liess ihn aber in der nächsten Sekunde auch schon wieder los. Das würde zwar nicht so lange halten wie Jeans Kräfte und die der anderen X-Men, die sie ‚hatte mitgehen lassen‘, da sie diese länger festgehalten hatte. Aber trotzdem würde es eine gewisse Zeit halten.
 

Pietro stöhnte leise auf und fühlte sich gerade viel zu schwach, um aufzustehen. „Ich habe vielleicht die ganze Sache falsch angefangen..“ Meinte Rogue dann resignierend. Gambit war immer noch gefesselt, weshalb er Pietro sowieso nicht helfen konnte. Doch Rogue schien etwas anderes vor zu haben: „Ich will euch nicht töten, oder euch etwas tun. Auch wenn ich es könnte, wie du wohl weißt..“ Sie grinste dabei überlegen. „Ich will sogar mit euch zusammen arbeiten.“ Fügte das Mädchen mit den aussergewöhnlichen weissen Strähnen im Haar hinzu.
 

Pietro sah erstaunt auf und runzelte dabei die Stirn. Sie wusste davon, dass John nicht wirklich gefangen war – zweifelsohne aus Gambits und Auras Erinnerungen, wenn sie es ihr denn nicht freiwillig gesagt hatten. Sie wusste also auch, dass Kitty mit ihren Behauptungen und Vermutungen richtig lag und trotzdem sprach sie soeben von zusammen arbeiten? „Achjah, zusammenarbeiten nennst du das? Das kann ja heiter werden. Danke nein, darauf kann ich verzichten.“ Kommentierte Pietro trocken. Er war sauer, dass er sich so einfach hatte reinlegen lassen. „Ein Wunder eigentlich, dass du nicht bereits zu Xavier gerannt bist, um ihm alles brühwarm zu erzählen.“ Und ausgezeichnet, dass Xavier derzeit Cerebro nicht benutzen konnte um seine Schützlinge zu finden. Mystique hatte daran herumgeschraubt und der Professor würde sich sicher nicht in dieses Ding setzen, wenn es nicht zu hundert Prozent sicher war, dass dabei nichts schief gehen konnte. Aber bis Forge – das kleine Technikgenie der X-Men – den Fehler gefunden hatte, konnte es noch dauern. Denn Mysitque war ebenfalls sehr begabt im Umgang mit Technik und hatte ausserdem Hilfe von einer Technophatin bekomen.
 

„Ich werde nie wieder dahin gehen. Die X-Men haben keine Ahnung. Genauso wenig wie Xavier. Sie leben in einer Welt aus Zucker und Watte und glauben, dass alles gut werden wird, wenn sie nur friedlich bleiben. Aber so wird man abgeschlachtet.. ganz einfach..“ Gab Rogue zurück. Sie war erstaunlich kühl, aber vielleicht hatte sich der Charakter des sonst eignetlich eher schüchternen und zurückhaltenden Mädchens durch die Ereignisse der letzten Monate, des letzten halben Jahres gewandelt. Sie war selbstbewusster geworden und weniger ängstlich, soviel war schon einmal sicher. Pietro traute jedoch seinen Ohren nicht.
 

„Und was die John und Kitty Geschichte angeht, die ja so herzzeirreissend ist und mit der die gute Kitty auch jeden belästigt, den es überhaupt nicht interessiert.“ Rogue klang so höhnisch, als sie diese Worte von sich gab. „Es interessiert mich nicht, was mit ihr passiert! Dieses Mädchen ist mit abstand das falscheste, was mir jemals begegnet ist.“ Die Eifersucht sprach aus Rogue, deswegen schien ihr auch vollkommen egal zu sein, was John im Begriff war, Kitty anzutun.
 

„Genügend gute Gründe dafür, dass ich bei euch mitmache?“ Rogue richtete sich auf und erwartete das wohl auch von Pietro. Diesem gelang es nach einiger Anstrengung, sich an der Wand hochzuziehen, bis er wieder ungefähr sicher stand. Ob das ein schlechter Scherz oder eine weitere Falle war? War sie eine Spionin der X-Men? Das schloss Pietro dann doch eher aus, sie hatte gerade über Kitty gesprochen, als wäre betreffende eine giftige Schlange, deren Schädel es zu durchbohren galt, damit sie niemanden mehr mit ihrem Gift infizieren konnte. Nein, Rogue sagte definitiv die Wahrheit. Sie war wohl von Emotionen geleitet, aber schien inzwischen Gefallen am Einsatz ihrer Kräfte gefunden zu haben.
 

„Also nochmal im Klartext, damit auch du das kapierst. Ich bin bereit euch das Goldkindchen und den Möchtegern Charmeur zu übergeben, wenn du mir vertraust und mich mitnimmst.“ Rogue hielt ihm die Hand hin, der sie soeben noch einen Handschuh übergezogen hatte. „Deal?“
 

Pietro betrachtete die Hand, die sie ihm hinhielt und dann die andere Hand, welche noch nicht von einem Handschuh umhüllt war. „Was, wenn ich nicht einschlage?“ Fragte der Weisshaarige, nur um sich nicht ganz kampflos zu ergeben, denn irgendwie gefiel ihm diese Idee immer noch nicht.
 

„Dann wird dir das mehr weh tun als mir und die X-Men erfahren alles, aber aus deinem Mund.“ Rogue zwinkerte verschmitzt. Pietro verzog nur leicht den Mund und tat so, als würde er lachen, auch wenn es absolut sarkastisch gemeint war. Dann jedoch schlug er ein.
 

„Deal..“ Pietro drehte seinen Kopf zu Gambit: „Ich bringe euch ins Hauptquartier.“ Er war selbst noch verwundert, über die Tatsache, dass Rogue nun irgendwie Mitglied war in der Brotherhood. Vor allem hätte er das von vielen erwartet, aber von Rogue nicht. War sie doch eine enge Vertraute von Wolverine, welcher ja eine ziemlich ablehnende Haltung gegenüber Magneto und seiner Brotherhood hatte. Pietro sollte sich also jetzt doch eigentlich freuen. Er hatte Aura wieder –was das wichtigste war. Noch dazu ein neues Mitglied, welches doch überhaus mächtig zu sein schien, wenn es seine Fähigkeiten denn richtig einsetzte und zugleich auch noch Gambit befreit. Rogue teleportierte sich erneut und begann Gambits Fesseln zu lösen. Sie hatte dem Franzosen – den sie nicht von früher kannte, wie Pietro oder John – wohl nicht genügend vertraut, um ihm den Deal vorzuschlagen, weswegen sie ihn wohl erst gewzungen hatte, einen von denen, die ihr bekannt waren, hierher zu holen.
 

Pietro drehte gedankenverloren das Handy in Händen, während er die beiden dabei beobachtete. Und er war wieder beim eigentlichen Thema: Das war definitiv immer noch nicht sein Handy! Der Weisshaarige stockte. Er schluckte und spürte plötzlich, wie er einen grossen Kloss im Hals bekam. Seine Hände zitterten, als er seinen Kopf wieder zu Rogue drehte und langsam meinte: „Gambit hat zweimal angerufen.. was hat John beim ersten Mal gesagt?“ Pietro wusste es nicht, aber Rogue bemerkte, wie er langsam aschfal auszusehen begann. Unheimlich.
 

„Er meinte, Gambit solle wenn möglich in zehn Minuten noch einmal anrufen, da er gerade noch etwas wichtiges zu erledigen habe.“ Pietro spürte, wie seine Beine ebenfalls zu zittern begannen. Johns Worte hallten ihm im Ohr: „Kannst du ihn zehn Minuten noch einmal anrufen? Ich muss gerade schnell noch was erledigen.“ Er war so fixiert auf die X-Men, seinen ehemals besten Freund und natürlich auch Jubilee gewesen, dass er gar nicht wirklich zugehört hatte. Und er hatte wohl auch nicht bemerkt, dass John in dieser Zeit die Handys vertauscht hatte, und sich dann aus dem Staub gemacht hatte.
 

„Gambit.. bring du sie zum Hauptquartier! Ich muss dringend noch etwas erledigen.“ Pietros Augen waren geweitet. Er warf Rogue fast schon einen flehenden Blick zu. Diese las seine Gedanken und liess ihn ohne Worte ziehen. Pietro verschwand.
 

„Chérie, ich fühle mich geehrt, dass du meinetwegen zur Brotherhood kommst..“ Begann Gambit mit einem Grinsen auf den Lippen, während er sich aufrichtete und sich seine Kleider zurechtzupfte.
 

Rogue rollte lediglich mit den Augen: „Bilde dir darauf nichts ein, Gambit.“ Sie schritt an ihm vorbei und begann die Sachen im Zimmer zusammenzuklauben, welche sie wohl noch brauchte – dabei waren Dinge, die zum Motel gehörten auch imbegriffen.
 

Gambit folgte ihr und zog sie an ihrer Taille herum. So kam er ihr zwangsläufig auch näher. Schliesslich hatte er die Hände nie wirklich frei für sowas gehabt, also musste diese Gelegenheit genutzt werden. Gambits Gehabe wirkte vielleicht standardmässig, aber irgendwie fand er doch etwas an Rogue. Etwas, dass ihn magisch anzog. „Sicher, chérie?“ Er grinste immer noch.
 

Rogue stutzte kurz, lachte dann aber leise auf. Sie tippte ihm einmal mit der Hand, welche immer noch keinen Handschuh trug gegen die Wange. So dass es sich wohl ähnlich wie ein kleiner Stomschlag anfühlen musste. Gambit verzog nur kurz das Gesicht, liess sie jedoch los. „Das ihr Franzosen immer denkt, ihr könnt jede Frau haben.“ Sie lachte erneut und nickte dann in Richtung Aura: „Schätze, die wird nicht so schnell aufwachen, also tragen.“ Gambit schüttelte nur leicht den Kopf über sie, musste aber grinsen.
 

~
 

„Dani schien ziemlich sauer gewesen zu sein..“ Bemerkte Kitty. Im Nachhinein erschien sie selbst sich doch recht mies, dass sie den Vergleich mit ihrem Ex-Freund – oder was auch immer John nun genau war – gebracht hatte. Wahrscheinlich hatte ihr die hübsche Indianerin das nicht wirklich geglaubt. Danielle dachte nun bestimmt, dass sie und Evan sonstwas zusammen machten. Kitty kam nicht umhin, sich schuldig zu fühlen.
 

„Ach... das hat nur so ausgesehen. Wir kriegen das locker wieder hin.“ Meinte Evan mit einer abweinkenden Handbewegung, während er gemeinsam mit Kitty die Strasse hoch ging und schleisslich in eine kleinere Gasse einbog. Kitty fragte sich nun wirklich, wer Callisto war, und wo genau sie eigentlich hingingen. „Dani is nich nachtragend.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

Irgendwie wusste Kitty, dass es in ihm anders aussehen musste, als er wollte, dass sie glaubte, dass alles gut war und dass sie sich deswegen keine Vorwürfe machte. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und Evan schien das aufgefallen zu sein, denn er fügte hinzu: „Ich rufe sie heute wohl eh noch an, dann klären wir das. Mach dir keinen Kopf.“ Er blieb stehen.
 

Kitty verengte die Augen leicht und sah sich um. Wenn er sagte, dass alles gut war.. ändern konnten sie es jetzt sowieso auch nicht mehr. Dann drehte sie sich dem Afroamerikaner erwartungsvoll zu. Was nun wohl passieren würde? Evan ging in die Knie und werkelte twas an dem Deckel der Kanalisation herum. Mit seiner Fähigkeit war das leicht, er nutzte seine Stacheln dazu, um den Deckel an zuheben, ehe er ihn zur Seite schob. „Was.. was wird das?“ Fragte Kitty verunsichert, er wollte doch nicht etwa da runter?! Ein unangenehmer Geruch stieg langsam zu Kitty auf. Aber Kitty war eigentlich nicht jemand, der sich von so etwas abschrecken liess. Sie kniete sich enben Evan und strarrte in das Loch, das er geöffnet hatte. Es war noch dunkler dort unten, als in der Gasse, in der sie standen. Denn hierhin drang zumindest noch ein kleiner Hauch Lichtschein.
 

„Wir besuchen Callisto und.. die Morlocks!“ Gab Evan Auskunft, ehe er in das Loch zu steigen begann. „Ich lasse mich runter , du folgst mir und ich helfe dir.“ Erklärte er. Kitty sah ihn immer noch unsicher an. Evan bemerkte den Blick trotz der Dunkelheit und musste schmunzeln: „Vertrau mir, key? Ich hab hier unten über Monate gelebt. Es wird definitiv besser, als es aussieht.“ Kitty blinzelte. Er hatte hier unten gelebt. Wie viele Geheimnise der Blondschopf wohl sonst noch hatte? „Und mit Callistos Hilfe können wir höchst wahrscheinlich auch diesen Pyro finden. Überzeugt?“ Evan liess seine weissen Zähne aufblitzen. Kitty musste matt lächeln und nickte.
 

Evan liess sich weiter herunter, bis sie ein leises Platschen hören konnte. Kitty war glücklicherweise niemand, der empfindlich auf sowas war – Jubilee beispielsweise wäre hier wohl im Leben nie runtergestiegen. „Komm.“ Konnte sie Evan von unten hören. Kitty hätte sich wohl auch niemals träumen lassen, dass sie jemals in die Kanalisation von New York abtauchen würde, allerdings hätte sie sich wohl auch niemals träumen lassen, dass sie jemals etwas mit John anfangen würde. Schon komisch das ganze. Kitty war sich auch nicht sicher, wieso sie ihn finden wollte. Sie redete sich ein, ihn finden zu wollen, um ihn zu stoppen, falls er vor hatte, noch mehr ihrer Freunde zu verletzen. Aber vielleicht wollte ihr Herz ihna uch finden, einfach, damit er wieder bei ihr war.
 

Kitty biss die Zähne zusammen. Augen zu und durch. Vorsichtig begann die zierliche Braunhaarige die eiserne Leiter nach unten zu seigen. Evan packte sie an der Taille und half ihr nach unten, und auch noch so, dass sie im Trockenen stand. Der Geruch nach Kloake war nun doch ziemlich penetrant. Kitty versuchte einfach so wenig wie möglich einzuatmen. Es war stocktunkel. Kitty sah gar nichts. Evan griff nach ihrer Hand und zog sie dann mit leichtem Druck mit sich. „Wer ist eigentlich Callisto?“ Fragte Kitty und war erstaunt, wie sehr ihre Stimme in der Kanalisation wiederhallte.
 

Sie hörten ein Knacken. Kitty fuhr zusammen und beeilte sich etwas mehr, sodass sie gegen Evan stiess, welcher stehen geblieben war. „Shhht.. Wir sollten gar nicht hier unten sein. Mach dich also auf alles gefasst.“ Meinte Evan warnend. Kitty drehte sich herum und versuchte, auch nur etwas in der Umgebung zu erkennen. Vielleicht wäre es besser gewesen, eine Taschenlampe mitzunehmen.
 

„Was?“ Meinte Kitty überrascht und zugleich etwas erschrocken. Evan ging weiter und Kitty stolperte ihm hinther. Sie hatt ein ganz mulmitges Gefühl im Bauch, da Danielle ja auch schon angemerkt hatte, dass sie hier unten nicht willkommen sein würden. Kitty lautschte immer wieder, aber nichts war mehr zu hören. Evan hatte das Tempo erhöht, sodass Kitty weiter nur hinterher stolpern konnte, da sie keine Ahnung hatte, so wie hinlief. Genauso musste sich ein blinder dauerhaft fühlen.
 

„Und.. und wer sind die Morlocks?“ Fragte sie, während Evan sich weiter der Wand entlang tastete. Aber er hatte nicht einmal ihre Frage betreffend Callisto beantwortet, weshalb Kitty auch nicht wirklich daran glaubte, dass er sie nun aufklären würde.
 

„Wir sind die Morlocks!“ Hörte sie eine Stimme an ihrem Ohr. Kitty schrie vor Schreck laut auf, als ihr auch schon die Beine weggezogen wurde und sie hinfiel. Evan zog sie dabei wohl mit sich. Kitty fiel von dem harten Beton, auf dem sie gegangen waren, mitten ins Wasser. Dabei schlug sie sich noch dazu den Kopf an. Kitty stöhnte leise auf. Die Kanalisation wurde plötzlich durch Fackellicht erleuchtet und sie sah verschwommen eine Frau vor sich stehen.
 

„Spyke?!“ Hörte sie einen überraschten Ausruf, ehe sie das Bewusstsein verlor.
 

~
 

Jubilee versuchte sich aus Johns Griff zu befreien. Sie schrie und kratze ihn, damit er sie losliess. Doch das hatte der Feuerteufel sowieso vor gehabt. Mit voller Wucht schubbste er sie, sodass sie zu Boden ging und gegen das Geländer der Brücke knallte. Jubilee schrie auf. Johns Erscheinung war angsteinflössend. Inzwischen hatte er die Kaputze nicht mehr übergezogen. Seine Haare hatte er sich wie eh und je verstrubbelt und seine braunen Augen funkelten gefährlich. Hinter ihnen loderte das Feuer.
 

Die junge Asiatin erhob sich so schnell wie konnte und hielt sich den Kopf. Sie sah John ernst an. „Und ich habe Kitty nicht geglaubt..“ Jubilee lachte bitter auf, denn eigentlich war ihr nicht nach lachen zu Mute. „Aber du scheinst tatsächlich verrückt geworden zu sein, und nicht Kitty.“ Sie sah sich um, wohl in der Hoffnung, dass ihr jemand zur Hilfe eilen würde, aber die Strasse war verlassen.
 

„Meine Gedanken sind geodneter, als jemals zuvor, glaub mir.“ Meinte John mit drohender und warnender Stimme. Locker schnippte er sich eine Kippe in den Mund, welche er sich auch gleich entzündete. „Lass mir doch den Spass mit meinem Kätzchen. Ist doch amüsant.“ Er lachte dreckig auf.
 

Jubilee war immer noch verwirrt, über die Entdeckung, die sie soeben gemacht hatte. Aber, dass er sich ihr freiwillig zeigte, das hatte nichts gutes zu bedeuten. Sie liess ihre Hand, mit der sie ihr Handy hielt unauffällig hinter ihren Rücken wandern begann blind zu tippen. Darin war sie gar nicht mal so schlecht, sie hatte ja auch übung. „Spass ist relativ! Und das ist kein Spass mehr. Du hast Kurt verletzt!“ Jubilee dachte weiter, ihre Augen weiteten sich: „Und du hast Dun getötet!!“ Sie hatte Angst und das war ihr auch anzusehen.
 

John goutierte ihre Worte mit einem müden gänhnen, während er erneut die Combox abspielen liess: „Schade nur, dass dein Pietro grad ganz woanders ist.“ Er grinste, während er das Handy achtlos hinter seinen Rücken warf. Es knallte auf den Asphalt und ein Scheppern liess vermuten, dass es den Sturz nicht heil überstanden hatte. „Aber du suchst dir ja immer Typen, die du nicht halten kannst. Pietro wandert nun mal einfach zu gern von Bett zu Bett. Irgendwann wird’s auch mit dir langweilig, ich spreche aus Erfahrung.“ Jubilees Augen waren auf einmal nicht mehr ängstlich aufgerissen, sondern nun funkelte sie ihn wütend an.
 

„Halt den Mund! Denn genau genommen hab ich Schluss gemacht mit dir, wenn du darauf anspielst!“ Fauchte die junge Asiatin zurück und schien für einen kurzen Moment zu vergessen, wie gefährlich John eigentlich war und wie gefährlich nahe er ihr inzwischen gekommen war. „Und Pietro war nichts!
 

John packte sie grob am Kinn, was Jubilee mit einem empörten Aufschrei kommentierte, doch Johns Griff war eisern, fast schon schmerzhaft. „Ach, dafür bin ich dir noch bis heute dankbar. Und was Pietro angeht... wärst du jetzt hier, wenn er nichts wäre?“ Jubilee tippte weiterhin die Nachricht, welche an Kitty gehen sollte. Doch sie war nervös und zitterte inzwischen auch, was das schreiben erschwerte.
 

Aber John war nicht dämlich. Er packte sie am Handgelenk und drückte so fest zu, dass sie das Handy vor schmerz losliess. Jubilee versuchte ihn mit der anderen Hand von sich wegzudrücken. John liess ihr Kinn los und packte damit ihr anderes Handgelenk. Gleichzeitig lehnte er sich so gegen sie, dass sie zwischen ihm und dem Brückengeländer eingekeilt war und so keine Möglichkeit auf eine Flucht hatte. Die junge Asiatin war – auch wenn es selten war – sprachlos. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Aber sie kannte Pietro und wusste um dessen Wesen. Er war ein Womanizer und hatte auch dementsprechend Erfolg, dass Johns Geschichte sogar der Wahrheit entsprechen konnte. Wahrscheinlich war sie dann wohl doch nichts weiter als eine andere Sexgeschichte. Es tat weh. Es war ein Gefühl, dass sie noch niemals gehabt hatte. Jubilee senkte den Blick, da sie spüren konnte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie war sonst doch immer so beherrscht und schien alles ganz locker zu nehmen. „Wieso zeigst du dich mir..? Ich werde die X-Men vor dir warnen und diesmal werden sie mir und auch Kitty wohl oder übel glauben müssen.“ Gab Jubilee zähneknirschend zurück.
 

„Habe ich die, denen ich mich gezeigt habe am Leben gelassen?“ Fragte John, ohne jegliche Emotion. Jubilees Augen weiteten sich. Ihr Widerstand gegen Johns Griff wurde stärker und sie wand sich, so gut es ging. Aber natürlich war es sinnlos, denn John war stärker als sie selbst. Die Erkenntnis, dass er bereit war, sie umzubingen, oder besser, dass er sie nur hierher bestellt hatte um sie umzubringen war erschreckend.
 

„Lass sie los!“ Jubilee hob ihren Kopf. Diese Stimme kannte sie noch besser, als jene von John. Pietro stand am anderen Ende der Brücke. Keuchend, was hiess, dass er so schnell gerannt war, wie er nur gekonnt hatte, um hierher zu kommen. Pietro hatte innert weniger Minuten das ganze Gebiet, das ganze Viertel abgesucht. Johns Grinsen wurde jedoch nur breiter, als er dem Weisshaarigen den Kopf zudrehte.
 

„Piet..“ Hauchte Jubilee leise. Er war da. Sie war nicht nichts für ihn. Sonst wäre er doch nicht da. Jubilee lachte leise, während sich Tränen aus ihren Augen lösten und über ihre Wangen liefen.
 

„Beeindruckend, ich hatte eigentlich erst in zehn Minuten mit dir gerechnet.“ Erklärte John. Jubilees Wiederstand war inzwischen wieder grösser geworden ,weshalb Pyro den Arm um sie legte und sie so fest an sich zog, dass ihr der Atem beinah genommen wurde. Jubilee röchelte und versuchte nach Luft zu schnappen, während sie John am Arm kratzte und zu beissen versuchte. „Ich sagte ja, dass du auch noch büssen wirst. Heute wirst du es..“
 

Pietro keuchte noch immer, kam jetzt aber langsam näher. Er ging nicht auf Johns Worte ein, der sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein schien. Stattdessen meinte er, jetzt noch bestimmter als zuvor: „Lass sie sofort los!“ Er verengte seine wässrig blauen Augen.
 

„Liebend gerne.“ John lachte erneut auf. Der junge Feuermutant hob Jubilee, welche nun nach Pietro schrie, hoch und ehe Pietro realisiert, was er vorhatte und es mit seiner Fähigkeit verhindern konnte, warf Pyro Jubilee – obwohl sie tapfer versuchte, Widerstand zu leisten – über die Brüstung der Brücke.
 

Pietros Augen weiteten sich und er rannte auf John zu. Im Hyperspeed verpasste er diesem einen heftigen Faustschlag ins Gesicht, sodass John erst einmal benommen zurücktorkelte. Dann sah Pietro über die Brüstung, er hörte Jubilee, welche soeben einen Freiflug bekommen hatte, schreien. Sie würde es nicht überleben. John lachte leise, während er sich das Blut, welches langsam aus seinem Mundwinkel lief wegwischte. Pietro warf ihm einen zutiefst hasserfüllten Blick zu und zischte: „Das wirst du sowas von bereuen!! Das schwör ich dir!“ Dann war er verschwunden. John richtete sich langsam auf und lachte immer noch. Er steckte sich eine weitere Kippe an, während er dafür sorgte, dass kein Blut mehr aus seinenem Mundwinkel lief.
 

Jubilee schloss die Augen und verstummte. Das war das Ende. Sie wusste es. Gleich würde sie auf den Boden oder im Wasser aufschlagen und dann in tausend Stücke zerlegt werden. Ob sich sterben schmerzhaft anfühlte? Jubilee war kein sonderlich religiöser Mensch. Ihre Eltern ebenfalls. Aber gerade fragte sie sich wirklich, was danach kommen würde. Nach den wenigen Sekunden, die ihr noch blieben.
 

Jubilee schlang die Arme um ihren eigenen Körper. Das, was sie am allermeisten am Sterben störte, dass sie wohl Pietro niemals würde sagen können, dass sie ihn liebte, so wirklich und, dass sie Kitty niemals um Verzeihung würde bitten können. Sie hatte das Gefühl, dass es jetzt gleich zu Ende sein würde, doch plötzlich spürte sie, wie sie gepackt wurde und jemand sie mit sich trug. Die Luft wehte ihr hart um den Körper, als ob sie in einem Cabriolet sitzen würde. Jubilee wagte nicht die Augen zu öffnen. War das ein Engel, der sie holte? Sie spürte, wir ihr jemand einen Kuss auf die Stirn gab.
 

Die junge Asiatin öffnete vorsichtig die Augen. Pietro hielt sie fest in seinen Händen. Er keuchte, vor Anstrengung, aber als er ihren Blick bemerkte, erwiderte er diesen und lächelte dazu. Jubilee schlang langsam die Arme um seinen Hals und lehnte sich an ihn. „Pietro, ich liebe dich.“ Meinte sie dann, verhältnismässig trocken. Nein, das war etwas, was Jubilee noch nie getan hatte. Pietro hielt abrupt an. Inzwischen standen sie vor dem grossen Hochhaus, in dem sich das Penthouse von Jubilees Vater befand. In Miami. Hier sollte sich in den Weihnachtsferien die ganze Familie Lee treffen. Auch die Seite der Mutter sollte erscheinen, das war zumindest geplant.
 

Jubilee klammerte sich an ihn. Sie stand immer noch unter Schock, was natürlich davon kam, dass sie in Lebensgefahr gewesen war. Sie erwartete gar nicht, dass Pietro etwas dazu sagte, wahrscheinlich empfand er etwas ganz anderes für sie. Der Weisshaarige hatte den Kopf weggedreht und meinte leise: „Es tut mir Leid.. Es tut mir so Leid.. ich wollte aufpassen. Ich hätte es wissen müssen.“ John hatte ihn mit voller Absicht wegglockt. Zwar hatte der Feuerteufel nicht planen können, dass Gambit anrief, aber er hatte wohl einfach die Gunst der Stunde genutz. Pietro keuchte immer noch leise vor sich hin. Er fühlte sic hso schuldig. Das war alles nur seine Schuld. John hatte die ganze Zeit gesagt, er würde ihn büssen lassen. Und er hatte es jetzt auch getan. Nicht, in dem er Pietro direkt verletzte – dagegen hätte Magneto wohl etwas. Nein, indem er das Mädchen angriff, dass Pietro am meisten bedeutete. Dabei schlug John jedoch auch noch zwei Fliegen mit einer Klappe. Es würde ein weiterer Schock für Kitty sein. Deswegen hatte Pietro die Asiatin auch sogleich hierher gebrach. Denn er wollte eigentlich nicht dafür verantwortlich sein, dass der ganze Plan den Bach runter ging, und wenn Jubilee es jemandem erzählte, würde das zwangsläufig passieren. Pure Berechnung von Johns Seite aus, damit Pietro am Ende als der da stand, der alles versaut hatte.
 

„Mein Dad wird mich umbrigen.“ Murmelte Pietro, während er Jubilee vor dem Hochhaus schliesslich absetzte, auch wenn diese sich immer noch an ihn klammerte. „Wenn die X-men davon Wind kriegen, bin ich erledigt.“ Pietro klang verzweifelt, aber er ahtte sie einfach retten müssen. Er hatte ihr nicht dabei zusehen können, wie sie starb. John würde es bereuen. Auf irgend eine Art und weisse würde Pietro es ihm heimzahlen, darauf konnte der Feuerteufel Gift nehmen.
 

Jubilee sah ihren Angebeteten an und legte dann den Kopf auf seine Schulter. Sie war nicht verletzt, dass er nicht gesagt hatte, dass er sie liebte. Denn seine Wort, die er nun geäussert hatte, waren ein noch viel grösserer Liebesbeweis. Er hatte sie trotzdem gerettet, obwohl das seinem Vater wohl gar nicht gefallen würde. „Ich werde nichts sagen. Es sind sowieso gleich Ferien.“ Jubilee sagte das nach dem Motto, als wäre das ganze halb so wild. Aber sie wollte Pietro keinen Ärger verschaffen.
 

„Versprochen?“ Der Weisshaarige strich ihr stanf über das dunkelbraune, fast schwarze Haar. Sie nickte nur leicht. Nichts zu sagen war wiederum für sie selbst schwer, da sie damit in gewisser Weise ihre beste Freundin verriet.
 

„Kommst du mit rein..?“ Meinte Jubilee vorsichtig und hielt ihn noch immer fest, damit er auch wirklich nicht wieder wegging. Sie musste dann natürlich noch im Institut anrufen und erklären, dass sie heute schon gefahren war, aber Jubilee würde da schon eine gute Ausrede einfallen.
 

Pietro sah sie wortlos an und schien zu zögern. „Dad is heute nicht da, er kommt auch erst morgen von seinem letzten Drehort zurück.“ Dass Jubilees Vater Regisseur war, war Pietro bekannt. Der Weisshaarige hob sie erneut hoch und vermochte nun sogar leicht zu lächeln.
 

„Da kann ich einfach nicht nein sagen.“ Gab er zu. Jubilee musste schmunzeln und gab ihm einem liebevollen Kuss. Ihr war klar, dass er am nächsten Morgen schon wieder weg sein würde, weshalb sie die kurze Zeit, in der sie ihn nun wohl ganz für sich haben würde, geniessen wollte.
 

...
 

~[*Die Morlocks I – End
 

to be continoued..

Die Morlocks II

Die Morlocks II
 

„Wie lange stehst du da schon?“ Fragte John ernst, während er Jubilees Handy öffnete und prüfte, an wen sie was für Nachrichten gesendet hatte. Das würde sich nachher schnell noch ändern lassen.. dazu brauchte er lediglich die Hilfe einer bestimmten Person.
 

„Du.. hast sie.. einfach.. runtergestossen..“ Kam es stockend von dem Mädchen, mit dem er geredet hatte. Sie sah ihn aus ihren grossen, grünbraunen Augen an. John nickte nur und grinste grimmig dazu. Er liess das Handy in seine Jackentasche wandern und kam langsam auf sie zu.
 

„Wenn du willst, kann ich dich auch gleich da runterwerfen.. ich hasse Zeugen.“ Stellte er fest. Sie sah ihn entgeistert an und schüttelte dann wie wild den Kopf, sodass ihre braunen Locken durch die Luft flogen. Währenddessen murmelte sie leise immer wieder, dass er sie dort einfach runtergestossen habe und das er das doch nicht machen konnte.
 

„Ach Dani.. ich fand dich echt süss.. aber entweder du denkst grad einfach nicht wirklich nach, oder du bist einfach nur dämlich.“ Die Augen der Indianerin funkelten bei Johns Worten wütend auf und sie schien dadurch auch die Stimme wiederzufinden.
 

„Was soll das heissen?“ Fauchte sie und musterte ihn. John hatte sich inzwischen durch die Haare gewusselt, um das Gel herauszubekommen. Er mochte diese Art nicht mehr so sehr, wie seinen neuen Hairstyle.
 

„Hast du Kitty kennen gelernt?“ Fragte John scheinbar zusammenhangslos.
 

„Ja.. aber..“ Dani kam gar nicht dazu weiter zu reden, denn John fügte an:
 

„Süsses Mädchen, was?“ Er grinste.
 

„Ja..“ Kam es zögerlich von Danielle. Sie erinnerte sich daran, wie Evan sich einfach mit dem fremden Mädchen aus dem Staub gemacht hatte. „Aber woher kennst du sie?“ Sie ging automatisch einige Schritte zurück, als John langsam auf sie zuzugehen begann. Das lag wohl auch daran, dass er nun etwas bedrohliches an sich hatte. Ausserdem war das, was er zuvor getan hatte, furchteinflössend gewesen.
 

„Ich bin der Ex-Frreund, der dafür gesorgt hat, dass ihr bester Freund jetzt im Koma liegt und beinahe gestorben wäre, wenn sie nicht rechtzeitig gekommen wären.“ Gab John grinsend und mit den selben Worten, die Kitty zuvor verwendet hatte bereitwillig Auskunft. Zufrieden beobachtete er, wie Danielles Augen sich bei seinen Worten weiteren und wie sie erneut zurückwich. Er folgte.
 

„Das.. das war nicht gelogen?“ Die Indianerin schien es immer noch nicht richtig fassen zu können. John konnte die Angst, die sie nun beschlichen hatte, förlich spüren. „Du.. ich verstehe..“ Sie grinste leicht bitter, als sie erkannt hatte, weshalb er sich so sehr mit ihr angefreundet hatte. „Alles nur ihretwegen, was?“ Fragte die schöne Dunkelhäutige deswegen. Was hatte das Mädchen nur an sich? Sie hatte eigentlich ganz normal gewirkt.
 

„Nein.. so wichtig ist sie mir nun auch wieder nicht.“ John schüttelte den Kopf. „Eigentlich ist sie absolut unwichtig.. nicht einmal erwähnenswert.. aber du.. du wirst sicherlich gleich zu deinem Freund rennen und ihm erzählen, was du heute gesehen hast..“ Danielle stiess gegen eine Hauswand. John stand nur noch wenig von ihr entfernt. Die Indianerin drehte ihren Kopf. Schien nach einem Ausweg zu suchen. „Und das will ich eigentlich nicht.“ Stellte John fest.
 

„Ach was..?“ Danielle versuchte möglichst selbssicher zu klingen, aber ihre Stimme zitterte. Sie hoffte wohl darauf, dass jetzt jemand vorbeikommen würde, und sie hier herausholen würde. Aber niemand kam. Ausser John, der war ihr eben noch näher gekommen.
 

„Aber du hast Glück.“ Meinte John mit einem Nicken. Danielle hielt den Atem an. „Ich brauche dich noch.. du darfst also noch weiterleben.“ Mit diesen Worten packte er sie. Danielle schrie auf, kratzte und biss und versuchte sich mit aller Kraft von ihm loszureissen. Doch John verpasste ihr lediglich einen gezielten Schlag mit seinem Ellbogen auf den Hinterkopf. In so benebeltem Zustand, war es sehr leicht, sie mit sich zu nehmen und um diese Zeit waren nur noch Leute auf der Strasse, die sich nicht über ein solches gespann wunderten. Man würde Danielle höchstens für eine Betrunkene halten.
 

~
 

Kitty sah John vor sich stehen. Sie befanden sich in einem Wohnzimmer, welches stark an das Wohnzimmer ihrer Eltern erinnerte. Es waren die ganzen Details vorhanden und es war geschmückt für Chanukka. Kitty selbst sass auf einem der Sofas. Ihre Eltern waren nicht da, aber das schien die Braunhaarige in keinster Art und Weise zu beunruhigen. Solange John da war, fühlte sie sich sicher.
 

Der Feuerteufel lächelte. Es war nicht dieses dreckige Grinsen, das Pyro ständig aufgesetzt hatte. Es war auch nicht Johns arrogantes, überhabliches und leicht höhnisches Lächeln. Nein, es war ein wirkliches Lächeln. So wirkte es zumindest. In seinen Händen hielt er ein Geschenk. Es war recht gross und in schwarzes Papier gewickelt. Das recht unsauber, John war noch nie gut im Verpacken gewesen. Eine auffällig rote Masche war darum gebunden.
 

John wirkte fast schon verloren, wie er da in Mitte des Wohnzimmers stand. „Wo sind deine Eltern?“ Fragte er Kitty, welche sich in eine Decke kuschelte. Der junge Feuermutant liess sich neben ihr nieder und nun kuschelte Kitty sich ebenfalls an ihn, was ihm aber ganz recht war.
 

„Keine Ahnung, die werden schon wieder kommen.“ Kitty lächelte und meinte dann mit einer lasziven Bewegung über die Decke. „Aber umso besser, dass sie nicht da sind, findest du nicht?“ Kitty drückte ihm einen Kuss auf die Wange. John lächelte in sich hinein und nickte, ehe er schliesslich meinte:
 

„Pack erst einmal dein Geschenk aus.“ Er reichte es ihr rüber. Kitty fuhr vorsichtig mit ihren Fingern den Kanten entlang und hielt es dann an ihr Ohr. Sie schüttelte leicht. Nichts war zu hören. Was er ihr wohl schenkte? Sie wusste selbst nicht, was sie sich hätte schenken sollen. Sie hatte ja eigentlich kaum einen Wunsch, oder zumindest fiel ihr nichts ein.
 

Kitty machte sich daran, die Schlaufe aufzuziehen. Während sie den dünnen roten Stoff abschälte, warf sie John einen Seitenblick zu. Er beobachtete sich. Seine Gesichtszüge hatten sich verändert. Dort wo zuvor noch das nette, liebe Lächeln gewesen war, war nun das dreckige Grinsen. Kitty war irritiert, trotzdem zog sie weiter an der Schlaufe, bis sich das Päckchen schliesslich öffnen liess. Kitty lugte hinein, doch nichts als Dunkelheit war zu sehen. Und aus der unendlichen Schwärze schoss plötzlich das Feuer, ähnlich wie bei einer Tischbombe. Kitty hörte Schreie um sich herum, sah nur noch Feuer und Johns Dreckiges Lachen hallte ihr in den Ohren.
 

Kitty schlug langsam die Augen auf. Sie merkte, dass sie nass vor Schweiss war und dass sie auf etwas weichem lag. Sie spürte, dass ihr Schädel brummte und langsam kehrte die Erinnerung zurück. Es war nur ein Traum gewesen. Ein dummer unsinniger Traum, bei dem sie und John zufällig bei ihr zu Hause gewesen waren. Nur ein dämlicher Traum. Stimmen drangen an ihr Ohr und liessen Kitty von dem Gedanken an den Traum abkommen. Schlagartig wusste sie wieder, wo sie eigentlich war, in der Kanalisation von New York City. Die erste der beiden Stimmen kannte sie, es war Evan: „Bitte, Callisto! Nur diese eine Information und ich schwöre dir, wenn du es willst, dann siehst du mich danach nie wieder.“ Es trat eine unangenehme Stille ein. Kitty beschloss die Augen wieder zu schliessen und erst einmal zu lauschen und dabei so zu tun, als wäre sie nicht da.
 

„Versteh mich doch, Spyke. Wir werden auffliegen, wenn ich euch einfach sage, wo ihr die Brotherhood finden könnt. Magneto wird sich fragen, woher ihr das wusstet und irgendwann fällt der Verdacht zwangsläufig auf mich. Wir können uns so etwas einfach nicht leisten.. Es ist wichtig, zu wissen, was die Brotherhood plant.“ Entgegnete eine leicht raue, bestimmte Frauenstimme.
 

„Callisto.. ich bitte dich ja auch nicht als irgendeiner.. ich bitte dich.. als ein Freund.“ Kitty hörte wie Evans Stimme ruhiger wurde, er versuchte es nun wohl auf die liebe Tour und spielte wohl auch seine Hundeaugen aus. Die zierliche Braunhaarige behielt die Augen lieber noch geschlossen und liess sie reden. „Ausserdem: Wieso sollte Magneto wissen, dass du etwas mit der Sache zu tun hast? Ich schwör dir, von mir erfährt keiner was und von Kitty sowieso nicht.“ Versichterte der Afroamerikaner hastig.
 

Kitty konnte hören, wie jemand sich erhob und einige Schritte ging, dann wieder zurück. Dann wieder hin und noch einmal zurück. „Sieh mal, Ev. Ich würde dir den Gefallen gerne tun.. aber es ist einfach zu riskant. Ich weiss zu schätzen, was du für uns getan hast, genau wie ich es zu schätzen weiss, was Dani immer noch für uns tut.. aber wenn deine Tante dahinter kommen sollte.. dann werden wir ebenfalls auffliegen.“ Kitty begann sich langsam zu fragen, was für eine geheime Organisation das sein musste, dass niemand davon wissen durfte. Und vor allem, was für eine geheime Ort als Hauptquartier freiwillig die Kanalisation von New York City wählte.
 

„Ach vergiss meine scheiss Tante, die bekommt doch gar nicht mit, wo ich bin.. nur weil sie beim Institut ihre Adleraugen auf mich richtet. Du kennst mich, ich bin gewieft.“ Erwiderte der Blondschopf darauf und es entstand eine kurze Pause. Niemand sagte etwas. Evan brach die Stille: „Das war also dein letztes Wort, was?“ Er schien einzusehen, dass es keinen Sinn hatte.
 

„Ja, das ist es... Entschuldige mich jetzt bitte, ich muss noch dafür sorgen, dass die Leute essen kriegen.. wenn ihr geht.. geht ihr bitte auf demselben Weg, den ihr gekommen seit, meine Leute wissen bescheid. Und seht zu, dass euch niemand sieht.“ Kitty hörte Schritte und noch zum Schluss: „Richte Dani schöne Grüsse aus.. und.. Spyke.. pass auf dich auf.“ Wieder eine Pause. „Mit Magneto und seinen Leuten ist nicht zu spassen.. versuch deiner kleinen Freundin das bei zu bringen, ja?“ Kitty öffnete die Augen und konnte gerade noch sehen, wie eine Latina – wahrscheinlich in Storms Alter – den ‚Raum‘ verliess. Sie wirkte selbstbewusst und sah schon wie eine Anführerin aus. Die Tatsache, dass sie eine Frau war machte sie mit Direktheit und Mut wett und verdiente sich so den Respekt ihrer Leute.
 

Evan, der bis anhin an einem kleinen alten Tischchen gesessen hatte, erhob sich. Kitty schloss die Augen rasch wieder, doch er kam direkt auf sie zu. „Kannst die Augen öffnen.. die kommt nicht wieder.“ Brummte er, als er sich neben Kitty nieder liess. Sie lag auf einer alten Matraze, die definitiv schon bessere Zeiten gesehen hatte. Kitty öffnete langsam die Augenlieder und musterte den Afroamerikaner, welcher sich inzwischen eine Art Kippe ansteckte. Beim näheren Hinsehen bemerkte Kitty jedoch, dass es sich dabei um einen Joint handelte und riechen tat sie es sogleich auch
 

Sie setzte sich auf und zog die Beine an ihren Körper. „Das war wohl nichts?“ Ihre Stimme klang fragend, jetzt gerade war wirklich schwer abzuschätzen, was genau Evan dachte. Der Blondschopf schüttelte nur den Kopf, während er langsam den Rauch ausbliess und sich nach einigen weiteren Zügen an die Wand hinter ihnen lehnte. Kitty wusste nicht, was sie sagen sollte, weshalb sie schwieg. Aber sie mochte keine Joints. Man verblödete von ihnen.
 

„Ich hab Dani zuliebe aufgehört.“ Meinte Evan nur schon nach kurzer Zeit. Seine Stimme klang ruhig, fast zu ruhig, sodass es schon wieder müde rüberkam. Wahrscheinlich setzte die benebelnde Wirkung langsam bereits auf. Kitty legte den Kopf fragend schief. Evan hob den Joint leicht und sie verstand. „Aber Dani hebt nicht ab.. schätze, sie is doch sauer..“ Er seufzte und nahm noch einen Atemzug. „Tut mir übrigens Leid, falls ich dir Hoffnungen gemacht haben sollte.. aber ich dachte eigentlich, Callisto wär so cool, mir das rasch zu flüstern.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

Kitty packte den Joint. Evan gab ihn ihr sogar freiwillig, er dachte wohl, sie wolle selbst etwas davon. Als Kitty ihn jedoch mit dem Fuss zerdrückte starrte er sie entgeistert an. „Danis Wut wird verrauchen.. aber wenn sie davon erfährt, dann wird sie nur noch wütender.“ Kitty zuckte mit den Schultern. Evans Blick wanderte zu dem Joint. Die zierliche Braunhaarige erhob sich und hielt ihm ihre Hand hin. „Weißt du.. es war eine Spur.. ich bin trotzdem dankbar.. du hasts versucht.“ Sie lächelte leicht. Evan lächelte zurück.
 

„Wenn du meinst..“ Meinte er langsam, klang aber irgendwie wehmütig – das lag aber wohl vielmehr an dem Joint, der nun hin war. Dann griff er nach ihrer Hand und liess sich von ihr auf die Beine ziehen.
 

„Und das positive an Dani is ja, dass sie nicht anfängt alle deine Freunde umbringen zu wollen.“ Kitty entwickelte wohl langsam schwarzen Humor, denn sie lachte auch noch passend bitter dazu. Evan musste leise auflachen und nickte dann leicht.
 

„Hat was.“ Meinte er, während er langsam losging und die Art Raum verliess. Der Raum grenzte direkt an die richtige Kanalisation, er hatte wohl gedient, wenn irgendwelche Wartungsarbeiten hatten vorgenommen müssen. Jetzt war es so etwas ähnliches wie ein Wohnraum geworden. Undweit von hier, in einer weiteren solchen Nische waren Stimmen zu hören. Während Kitty Evan folgte, fragte sie:
 

„Wieso leben die Morlocks eigentlich freiwillig hier unten?“ Bisher hatte Kitty schliesslich nur einen von ihnen zu Gesicht bekommen – Evan und Dani konnte man wohl nicht mitzählen. Sie wusste gar nicht, was sie sich unter Morlocks vorstellen musste. Vielleicht so eine ähnliche Gruppe wie die Brotherhood.
 

Evan half ihr aus der Nische herunter auf einen kleinen Vorbau, der an der Wand entlanglief und so verhinderte, dass man im Wasser laufen musste. Jedoch war es wirklich nur ein schmaler Pfad. „Naja.. praktisch alle Morlocks – ausser Callisto – sind Mutanten, welche eine Mutation besitzen, die man den Menschen nicht zumuten kann.“ Er redete zwar etwas langsamer als normal, aber trotzdem noch verständlich. „Damit meine ich, sie sehen vielleicht so ähnlich aus, wie Kurt ohne Inducer. Die Menschen würden sich vor ihnen fürchten. Das ist auch der Grund, weshalb sie hier unten leben. Sie wollen die Menschen nicht.. stören..“ Er zuckte mit den Schultern. Kitty schwieg darauf, denn das zu erfahren, stimmte irgendwie traurig. Mutanten, die durch ihre Mutation gezwungen waren hier unten in diesem Drecksloch zu leben, nur weil man ihr Äusseres nicht akzeptierte.
 

„Und falls du dich fragen solltest, wieso ich Callisto wegen der Brotherhood gefragt habe.. sie is da dabei. Mitgleid sozusagen. Aber eigentlich nur zu spionagezwecken. Um vorgewarnt zu sein, falls die was planen, was die Morlocks betreffen würde. Deswegen wüsste sie wohl sehr wohl, wo dein kleiner Freund zu finden ist.“ Jetzt begann Kitty zu verstehen. Und Callisto wollte mit dieser Information nicht rausrücken, da sie die restlichen Morlocks auf keinen Fall in Gefahr bringen sollte. Eigentlich eine gute Tat, wenn sie dadurch nicht die letzte Spur zu John zerstören würde. Das liess das ganze für Kitty eher bitter werden, aber sie konnte Evan wirklich dankbar sein für das Vertrauen, dass er ihr hier entgegengebracht hatte. Ausserdem hatte er Danielle dafür auch sitzen gelassen. Kitty hoffte, jetzt nicht für einen Streit der beiden verantwortlich zu sein. Das wäre nicht gerade angenehm.
 

Die beiden schwiegen, während sie durch die Dunkelheit hintereinander her gingen. „Irgendwie weißt du nun verdammt viel von mir..“ Bemerkte Evan plötzlich. Kitty musste schmunzeln. Aber er hatte schon recht. Sie kannte seine Vorlieben, seine Sünden, seine Vergangeheit – zumindest das, was aufregend sein dürfte. „Erzähl mir von.. diesem ominösen John.“ Erklärte Evan kurzum. Kittys Hals wurde trocken. „Was hat der Typ an sich, dass er sich sowas leisten kann?“ Bei dieser Frage musste Kitty wieder schmunzeln.
 

„Mal ehrlich.. ich weiss es selbst nicht.“ Sie lachte leise auf. „Ich habe ihn bis vor wenigen Monaten eigentlich auch gehasst.“ Wenn sie so darüber nachdachte, dann war die ganze Sache doch wirklich komisch. Irgendwie war alles so schnell gegangen und es hatte sich alles so echt angefühlt und nun wollte John ihr mit jeglichen Mitteln klar machen, dass alles nur ein Scherz gewesen war und dass er sie wohl lieber einfach nur als Betthäschen – bzw. Bettkätzchen – gehabt hätte. Kitty würde wohl niemals wirklich schlau daraus werden, soviel stand fest. Er war ein Rätsel, oder aber einfach ein verdammt guter Schauspieler und ein Mensch – bzw. Mutant – ohne Gewissen oder Skrupel.
 

Evan gab nichts zurück, er schien abzuwarten, ob da noch mehr kam, oder ob das alles gewesen war. „Manchmal hatte ich das Gefühl, ich weiss alles über ihn und im nächsten Augenblick kam er mit etwas ganz neuem, erschreckendem oder auch erstaunlichem. Aber wenn ich weiter darüber nachdenke, dann fällt mir auf, dass ich ihm auch nicht gerade viel über mich erzählt hatte.“ Kitty klang nun wirklich nachdenklich, während sie sich an der Wand entlang tastete, immer aufmerksam, damit sie nicht am Ende noch unfreiwillig baden ging. „Keine Ahnung.. ich wusste wohl nie, wer er wirklich ist.
 

„Und du liebst ihn?“ Fragte Evan. Kitty war erstaunt und fast schon perplex über seine unglaubliche Direktheit. Sie blinzelte. Fing an zu stottern und zu stammeln und brachte keinen Satz hervor, der Sinn machte. Evan unterbrach das ganze: „Da gibt’s nicht viel zu sagen, nur jeweils ein Wort reicht: Ja, oder nein.“ Kitty merkte, dass sie inzwischen stehen geblieben war. Auch wenn Evan längst weiter gegangen war. Sie starrte in die Dunkelheit vor sich.
 

„Nein, John will nicht geliebt werden.“ Meinte sie schliesslich bestimmt.
 

„Das war nich die Antwort auf meine Frage.“ Evan war wieder etwas zurückgekommen um sie am Arm zu nehmen und so langsam weiter zu ziehen. „Es spielt erstmal keine Rolle, was er will, oder empfindet. Ich hab dich nur nach deinen Gefühlen gefragt.“ Fügte der Blondschopf an. Inzwischen mussten sie wohl an dem Punkt sein, an dem sie nach unten geklettert war. Denn an der Decke befand sich ein Loch, welches den Blick auf den Sternenhimmel ermöglichte. Evan schob Kitty zur Leiter. Sie klettere nach oben – ohne geantwortete zu haben und wartete, bis er ebenfalls nach oben geklettert war. Während er den Deckel wieder zurückschob, meinte die Braunhaarige langsam:
 

„Nein.. der einzige Grund, wieso ich ihn finden will ist, weil ich dem Ganzen ein Ende setzten muss. Bevor noch mehr verletzt werden.“ In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es deutete Eine SMS an, die jedoch schon vor über einer Stunde gesendet worden war. Kein Wunder, unten in der Kanalisation hatte es keinen Empfang gehabt. Kitty war aber froh darüber, denn das unterbrach das unangenehme Gespräch, das Evan begonnen hatte. „Von Jubes..“ Murmelte sie leise.
 

Es war eigentlich gar nicht sonderlich viel Text. Nur einige Worte, die wohl hastig getippt worden waren:
 

Hilf mir..! Brücke!!!
 

Als Kitty schwieg und den Text betrachtete, merkte auch Evan, dass etwas nicht stimmte. Der Afroamerikaner beugte sich vor. „Wasn los?“ Fragte er, während er die kurzen Worte las. Dann sah er verwirrt hoch zu Kitty. „Is dasn Insider oder was?“ Kitty schüttelte nur den Kopf. Ihr Hals war nun staubtrocken und ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Das Handy surrte erneut. Eine weitere Nachricht, welche bereits vor über einer Stunde gesendet worden war, kam endlich beim Empfänger an:
 

Hilfe er is..
 

Der kurze Text war abgebrochen. Kitty sah wieder zu Evan. Sie war wie erstarrt. Etwas war noch auf dem Handy zu finden, Jubes hatte eine Nachricht auf der Combox hinterlassen. Mit zittrigen Fingern drückte Kitty einige Knöpfe und stellte schliesslich auf Lautsprecher, sodass auch Evan problemlos mithören konnte. Ganz zu beginn war ein klapperndes Geräusch zu hören, so, als wäre das Handy zu Boden gegangen:
 

„Wieso zeigst du dich mir..? Ich werde die X-Men vor dir warnen und diesmal werden sie mir und auch Kitty wohl oder übel glauben müssen.“

„Habe ich die, denen ich mich gezeigt habe am Leben gelassen?“

„Lass sie los!“

„Piet..“

„Beeindruckend, ich hatte eigentlich erst in zehn Minuten mit dir gerechnet.“ „Ich sagte ja, dass du auch noch büssen wirst. Heute wirst du es..“

„Lass sie sofort los!“

„Liebend gerne.“


 

Es war recht schwierig herauszuhören, was gesprochen wurde, da die Zwischengeräusche recht laut waren und das Handy wohl nicht so nahe bei den Personen war. Als letztes war ein knackendes Geräusch zu hören, ehe die Verbindung ganz abbrach. Kitty war kreidebleich geworden. Sie hatte die Stimmen alle erkannt. Evan schien es gleich zu gehen, zumindest hatte er eine Simme erkannt.. Pietros! Sie sahen sich kurz an, ehe Kitty hastig Jubes Nummer eingab und sich das Handy ans Ohr hielt. „Nimm ab.. nimm bitte ab..“ Ihre Stimme klang weinerlich. Sie machte sich Sorgen. Vielleicht hatte John ja nur auf so eine Gelegenheit gewartet. Vielleicht hatte er nur darauf gewartet, dass sie ihre beste Freundin alleine liess um ihr das gleiche anzutun, das er Kurt angetan hatte, oder gar dass sie das gleiche Schicksal ereilte, welches Duncan getroffen hatte. Doch das Handy befand sich gar nicht mehr in Jubilees Besitz. Pietro hatte es vorerst an sich genommen.
 

Kitty fuhr sich übers Gesicht. Sie spürte, wie ihr übel wurde. Schwarz vor den Augen. Das war ein Alptraum, aus dem sie einfach nicht entfliehen konnte. Das durfte nicht wahr sein. Jubilee musste es gut gehen. Kitty taumelte. Evan hielt sie glücklicherweise fest. „Wir.. müssen zum Institut..“ Meinte Kitty atemlos, ehe sie sich aus Evans Griff befreite und loseilte. Sie fühlte sich innerlich leer. So, als hätte man ihr alle ihre Innereien durch den Hals gezogen, sodass da drinnen gähnende Leere herrschte. Es war nicht sonderlich angenehm. Dabei sollten doch morgen die Ferien beginnen und übermorgen würde sie mit Lance fahren. Sie hatte sich so gefreut, auf ihre Eltern und nun würde das ganze vielleicht von etwas wie Jubilees Tod überschattet werden.
 

„Ja, aber Lance und Bobby?“ Bemerkte Evan und wusste, dass sie ihm wohl kaum zuhören würde. „Schon okey.. ich informiere die beiden.“ Meinte der Afroamerikaner mehr zu sich selbst, als zu Kitty, welche zielsicher auf den X-Van zusteuerte. Während sie das Steuer übernahm und losbrauste, setzte Evan Bobby und Lance in Kenntnis dass Jubilee verschwunden war. Die beiden waren ebenfalls geschockt. „Wo fährst du hin?“ Fragte Evan. Der sich in der Stadt ein wenig besser auskannte und ganz sicher wusste, dass sie falsch fuhren.
 

„Ich.. suche jede einzellne Brücke ab.. bis ich sie gefunden habe.“ Meinte Kitty und klammerte sich regelrecht an das Steuer. „Siehst du.. ich kann ihn eigentlich nur hassen.. Ich.. Sag mir, wieso er das tut..“ Sie klang immer verzweifelter und ereiferte sich hysterisch: „Wieso tut er mir das an? Was hat er für einen Grund?!!! Was hab ich ihm getan.. was hat Jubes ihm getan.. Ich verstehe es nicht!! Ich.. ich..“ Kitty stockte und schnappte nach Luft, ihre Stimme klang nun brüchig und Evan wusste, dass sie gerade so Luft holen musste, da sie zu weinen begonnen hatte. „Sie hat ihm nichts getan! Kurt hat ihm ebenfalls nie etwas getan..!! Sie haben.. nichts..“ Evan wusste, dass es gefährlich war, sie weiterfahren zu lassen. Er packte ihr Handgelenk.
 

„Kitty.. beruhige dich! Wir werden sie finden.. wir werden.. aber jetzt.“ Kitty zog ihre Hand weg, ohne darauf zu achten, dass sie so das ganze Lenkrad herumriss und der Wagen eine schwindelerregende Drehung verzog. Einziges Glück war, dass sie dabei dank ihrer Fähigkeiten die Laterne nicht rammten. „Halt erstmal den Wagen an.“ Versuchte Evan es weiter mit beruhigender Stimme.
 

„Nein.. ich.. Jubes.. sie.. Ich kann.. ich kann nicht!!“ Brülle Kitty und trat nun wieder aufs Gas. In ihren Augen glitzerten inzwischen Tränen. Sie benahm sich nicht nur wie eine wahnsinnige, nein, sie sah nun auch noch so aus. Wie sie sich verbissen in das Lenkrad krallte. „Ich muss.. muss sie finden.. sie.. er.. sie.. ich..“ Evan merkte, dass der Wagen immer schneller wurde.
 

„Bremsen! Kitty bremsen.. sonst..“ Evan wusste, dass sie nicht auf ihn hören würde. Sie war kurzzeitig verrückt geworden. Verrückt vor Sorge. Der Afroamerikaner packte geistesgegenwärtig das Steuerrad. Kitty versuchte wiederum, es von ihm loszureissen. Aber durch Evans Aktion kam es nur so, dass sie die Wand zwar kollidierten, aber vielmehr an ihr entlang schlitterten und so einen hübschen Kratzer an der Seite erhielten. Wären sie jedoch weiter auf Kittys Spur geblieben, so wären sie wohl frontal in die Hauswand gedonnert. Der Airbag wurde jedoch trotzdem ausgelöst. Evan konnte Kitty schluchzen hören. Sie lag halb auf dem Airbag und hielt sich den Kopf, welchen sie immer wieder schüttelte. Ab und an murmelte sie den Namen ihrer Freundin.
 

Evan hatte Glück gehabt, dass er sich angeschnallt hatte, sonst hätte er nun wohl einen kleinen Freiflug erhalten. Er tätschelte Kitty nur leicht den Rücken, während er die Nummer seiner Tante wählte, damit sie ihn und Kitty abholen kam. Kitty brauchte erst einmal jemanden, der sie betreute. Evan war klar, dass man sie jetzt nicht alleine lassen konnte. Aber der Gedanke, dass dieser John, von dem Kitty ihm vorhin noch erzählt hatte, tatsächlich Jubilee auf dem Gewissen haben könnte, der war schon ziemlich schauderlich. Evan hielt die Hand weiterhin auf der schluchzenden Kitty – wohl um notfalls zu verhindern, falls sie aus dem Wagen steigen wollte – während er darauf wartete, dass das X-Taxi vorbeikam und sie mitnahm.
 

~
 

Kitty lag im Bett neben Kurt, ein gleichmässiges Piepen hallte durch den Raum. Es kam jedoch nicht von Kitty, sondern von den Geräten, die Kurts Herzfrequenz massen. Die Braunhaarige schlief – man hatte ihr jedoch einiges an Schlafmittel dafür geben müssen. Der Raum war dunkel. Im Nebenraum brannte Licht, weshalb auch etwas von dem Lichtschein durch die offene Türe in das Zimmer drang. Auch Stimmen waren zu hören.
 

„Mr Lee meint, dass Jubilee friedlich schlafend in ihrem Bett liegt.“ Erklärte Storm und legte das Telefon weg, welches sie zuvor noch benutzt hatte.
 

„Das kann nicht sein, Tante O. Ich und Kitty haben gehört..“ Evan war von seinem Sitz aufgesprungen und begann heftigst mit seinen Händen zu gestikulieren.
 

„Jetzt mach mal halblang, Porcupine.“ Mischte sich Logan ein, und drückte den Jungen bestimmt wieder zuürck auf den Stuhl. Gegen soviel Muskelkraft kam Evan nicht sonderlich gut an, weshalb er es gar nicht erst versuchte. Der Afroamerikaner verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Jubilees Vater meinte auch, dass er ihr angeboten habe, etwas früher zu kommen. Sie wird wohl einfach einen früheren Flug genommen haben. Er war leider noch weg, als sie angekommen ist, weshalb er sie nur freidlich schlafend vorgefunden hat.“ Erklärte Storm weiter. Hank strich sich nachdenklich durchs Haar. Der Professor hatte die Hände gefaltet und die Augen geschlossen. Auch er schien nach zu denken.
 

„Ohne sich zu verabschieden?“ Evan lachte bitter auf. „Das würde sie niemals tun! Das wäre einfach absolut unlogisch... aber bitte.. ihr wollt Beweise, was? Diesmal haben wir Beweise.“ Alle Köpfe wanderten zu dem Blondschopf, welcher Kittys Handy herauszog. „Sogar ne Nachricht auf der Combox, kleinen Moment.“ Kündigte Evan an und tippte kurz. Dann runzelte er die Stirn.
 

„Das kann nicht sein..“ Murmelte der Afroamerikaner leise und tippte weiter, jetzt schon fieberhafter, als zuvor. Aber auch nach fünf Minuten war er immer noch am tippen. Logan seinerseit tippte genervt und gelangweilt mit dem Fuss auf den Boden Storm tauschte mit dem Professor Blicke aus und Hand beobachtete.
 

„Kommt da noch was?“ Der Kommentar kam natürlich von Logan, weshalb er sich auch ein böses Augenfunkeln von Storm einhandelte. Evan fuhr sich durch die Haare. Er fand weder die Nachrichten, noch den Eintrag auf der Combox. Und das war mehr als seltsam, war er sich doch absolut sicher bei dem, was er gelesen und gehört hatte.
 

„Tante O, ich schwöre, da waren SMS’en von Jubes drauf!! Und sie klang total panisch und alles!!“ Rief Evan aus. Langsam bekam er das Gefühl, welches Kitty schon die ganze Zeit über hatte. Irgendwer trieb hier ein ganz krankes Spielchen und keiner der anderen glaubte das, da John wirklich schlau genug zu sein schien, seine Spuren zu verwischen.
 

„Natürlich.“ Meinte Logan und rollte mit den Augen. Storm trat zu ihm heran und legte den Arm um seine Taille, mehr um ihn ruhig zu stellen, als um zu kuscheln, ehe sie zum Professor sah.
 

„Evan.. ich denke, Kitty geht es nicht gut. Was sie jetzt braucht ist vor allem Ruhe.“ Begann der Glatzköpfige nun selbst, seine Meinung Kund zu tun. Evan sah ihn nur kurz an und wusste, was nun kommen würde. „Ich finde es ja wirklich nett, wie sehr du dich für sie einsetzt aber ich denke, die letzten Monate waren einfach etwas stressig.. Erholung im Kreise ihrer Familie wird ihr gut tun. Genauso wie dir.“ Evan warf seiner Tante einen mörderischen Blick zu. Er hatte sowas von keine Lust einen auf glückliche Familie machen, aber ihm war zugleich auch klar, dass Ororo sicherlich mitkommen würde, um ein Auge auf ihn zu werfen.
 

„Hören Sie, Sir.. Ich bin nicht verrückt und überhaupt nicht involviert.. wie wollen sie denn erklären, dass ich das gleiche gesehen und gelesen habe, wie Kitty huh?“ Versuchte der Afroamerikaner es diplomatisch, auch wenn ihm auch jetzt die Antwort schon klar ist.
 

„Evan.. wir glauben euch ja..“ Erneut ein mörderischer Blick zu Ororo, welche sich jetzt einmischte.
 

„Klar! Sicher tut ihr das! Da merk ich ja sowas von viel von!!!“ Fauchte er nun lautstark.
 

„Shhhht! Du weckst sie sonst noch auf.“ Meinte Ororo nun im Flüsterton.
 

„Ich sehe das so.“ Kam es nun von Hank: „Ich bin mit Charles einer Meinung, was Kitty betrifft. Ich denke, das alles war zu viel für sie. Die erste grosse Liebe.. die gleich so unglücklich endet. Ich denke, sie würde es lieber sehen, wenn John zur Brotherhood gehören würde und all diese schrecklichen Dinge tun würde, als der Tatsache ins Auge zu sehen, dass sie ihn vielleicht niemals wieder sehen könnte, wenn die Cole Kinder nicht bald gefunden werden.“ Das war ja richtiggehend sachlich. Evan schnaubte auf und wollte erneut etwas erwidern.
 

„Evan! Es reicht! Pack deine Sachen zusammen, wir fahren in zwei Stunden. Kitty fährt sowieso auch bald. Lance passt schon auf sie auf!“ Meinte Ororo streng. Evan verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und wich ihrem Blick aus.
 

„Aufpassen? Alvers?“ Kam der Kommentar von Logan, welcher sich dafür einen warnenden Blick von Storm einhandelte.
 

„In Ordnung, Alvers passt auf Pum’kin auf.“ Meinte Logan nun etwas zahmer, auch wenn es nicht so klang, als würde er daran glauben.
 

~
 

John knallte genervt die Türe zur Abstellkammer zu, in der er Danielle gefesselt und geknebelt zurückgelassen hatte, er brüllte leicht verärgert gegen die Türe: „Halt den Mund, verdammte Schlampe, oder ich stopf ihn dir mit was, was dir nicht unbedingt gefallen dürfte.“ Was er damit meinte, war natürlich klar, dazu musste man nur eins und eins zusammenzählen. Wenigstens sparte er sich die Vulgären Ausdrücke. Der Feuerteufel drehte den Schlüssel einmal um und steckte ihn ein. Im selben Zug griff er nach seinem Handy und gab eine Nummer ein. Nach einer kurzen Wartezeit meinte er schliesslich:
 

„Sage, nett dich mal wieder zu hören.“ Schon seltsam, jetzt säuselte er auf einmal Höflichkeitsfloskeln, wie wandelbar eine einzige Person doch sein konnte. John wartete kurz – in dieser Zeit hatte er es bereits geschafft, sich eine Kippe anzustecken – ehe er meinte: „Es gibt wieder eineige Spuren, die von dir verwischt werden müssen.. so schnell wie möglich noch..“
 

~
 

Evan klopfte vorsichtig an Kittys Zimmertür. Die Braunhaarige war inzwischen auch aufgewacht und nun ebenfalls beschäftigt mit Sachen packen. Vielleicht hatte Storm recht und es würde ihr gut tun, mal von hier wegzukommen, vor allem, da John ihr nicht gut bis nach Deerfield folgen konnte und Lance obendrein zur Sicherheit dabei war.
 

„Ja?“ Erklang Kittys Stimme und Evan schob die Tür langsam auf. Er erblickte sie, am Fenster stehend und den Vorhang leicht zurückhaltend, sodass sie gut hinausblicken konnte, ohne, dass es allzu auffällig war. Der Afroamerikaner schritt langsam zu ihr.
 

„Ach, du bists.“ Kitty lächelte ihm kurz zu, ehe sie den Blick wieder zum Fenster wandte. Evan sah ihr über die Schulter. Von Kittys und Jubes Zimmer hatte man einen guten Ausblick auf die Einfahrt des Instituts. Gerade sah man, wie Mr Drake – Bobbys Vater – eiligst einige Koffer einlud. Mrs Drake diskutierte heftigst mit Storm – das sah man ihrer Gestik an und Bobby stand lediglich etwas verloren daneben und starrte vor sich hin.
 

„Was is denn da los?“ Erkundigte Evan sich, während er Kitty einen Seitenblick zu warf – nur um zu sehen, ob es ihr wirklich besser ging als vor wenigen Stunden noch. Dann wanderte sein Blick wieder nach draussen. Mr Drake unterhielt sich nun kurz mit Bobby und deutete bestimmt in Richtung Wagen.
 

„Bobbys Eltern holen ihn..“ Meinte Kitty trocken. Es war eigentlich ja auch nichts eigenartiges, wenn die eigenen Eltern ihr Kind abholten und es mit in die Ferien namen, nur die Szene dort unten war doch etwas merkwürdig, deswegen sah Evan fragend zu Kitty, welche hinzufügte: „Für immer.“ Jetzt klang es traurig.
 

„Was?“ Evan war überrascht, so etwas zu hören. Kitty sah immer noch aus dem Fenster und es war gerade zu beobachten, Mr Drake Bobby in den Wagen scheuchte und die Tür hinter ihm zuknallte. Dann eilte er seiner Frau gegen Storm zur Hilfe, welche gegen Drakes im Doppelpack kaum mehr Chancen hatte, überhaupt zu Wort zu kommen.
 

„Irgendwie haben seine Eltern herausgefunden, dass das eine Schule für Mutanten ist.“ Erklärte Kitty nun. Irgendwie hatte sie da auch eine ganz kleine Vermutung, wer vielleicht dafür verantwortlich war, dass Bobbys Eltern nun die Wahrheit kannten. „Er hat seinen Eltern immer noch nicht gesagt, was er ist. Sie denken, ihn in Sicherheit bringen zu müssen.“
 

„Aber das können sie nicht machen! Meine Tante wird was dagegen tun.“ Evan mochte Bobby doch schon irgendwie, auch wenn er mit ihm ganz klar weniger zu tun gehabt hatte, als mit Kitty. Aber alle Bewohner des Instituts waren ziemlich freundlich, also verstand er sich auch mit fast allen gut. „Er muss ihnen sagen, was er ist.“ Fügte der Blondschopf hinzu.
 

Kitty seufzte nur tonlos ehe sei meinte: „Er hat Angst. Angst, sie würden ihn dann verstossen.“ Sie zuckte mit den Schultern. Ihrer Meinung nach müsste Bobbys Eltern sowieso schon klar sein, dass er ein Mutant war, immerhin hatte Xavier ihn extra angefragt, aber wenn man blind sein wollte für die Wahrheit, dann war man es eben auch. „Und ich schätze, das würden sie auch.“ Kitty liess den Vorhang wieder an seinen normalen Platz zurückfallen und begann dann erneut, Koffer zu packen, sie wollte also wirklich das tun, was der Professor sagte. Evan starrte immer noch fassungslos auf den Vorhang. Irgendwie wurden es hier langsam aber sicher immer weniger Leute, wenn das so weiterging. Er liess sich auf Kittys Bett nieder.
 

„Und du gehst auch?“ Meinte er dann langsam. Irgendwie war es verdammt ärgerlich, dass Callisto ihm keine Informationen hatte geben können. So hätten Kitty und er diesen Pyro sicherlich schnell gefunden gehabt. Evan war irgendwie langsam echt neugierig, was für ein Typ das genau war. Allerdings hatte er auch den Drang, diesen Typen zu schlagen, dafür, was er mit Kitty machte.
 

„Ja, ich hab Heimweh.. ausserdem..“ Kitty legte fast schon liebevoll einen Stapel Kleider in den Koffer, ehe sie zu Evan aufsah: „Habe ich eine andere Wahl?“ Egal wie John es gemacht hatte, aber er hatte sie wieder dran gekriegt. Sie hatte wohl wieder genau das getan, was er wollte und ihre Glaubwürdigkeit bei den anderen X-Men war nun sicher schon unter dem Nullpunkt angelangt. Vielleicht war es Zeit, aufzugeben und die weisse Flagge zu hissen.. Ob das etwas bringen würde? Oder vielleicht hatten die anderen auch recht, und sie bildete sich das nur ein.
 

„Ja, hast du! Ich komme mit dir und wir suchen ihn, wir werden ihn finden. Glaub mir.“ Meinte Evan eindringlich und klang dabei fest entschlossen. Kitty sah zu ihm und musste trotz dem Ernst der Situation leicht schmunzeln.
 

„Nein, das werden wir nicht, und das weißt du.“ Meinte sie schliesslich nachdenklich und musterte den Afroamerikaner. „Ausserdem ist das nicht dein Problem.. du hast ein anderes.. hast du Danielle schon erreicht?“ Kitty war ausgezeichnet, wenn es darum ging, fast nahtlos in ein anderes Thema überzugehen und so von den eigenen Problemen abzulenken.
 

„Hab sie nich erreicht.“ Gab Evan leise zu, ihm fiel aber auf, dass Kitty wohl gerade ziemlich mit den Tränen kämpfte, weshalb er sie zu sich aufs Bett zog und dann vorsichtig den Arm um ihre zierlichen Schultern legte. „Hey.. das wird schon.. Hey.“ Er strich ihr sanft über den Rücken. Kitty lehnte sich an ihn an, irgendwie schien sie gerade etwas Zuwendung gut gebrauchen zu können, oder zumindest das Gefühl, dass mindestens jemand noch auf ihrer Seite war. „Und das mit Dani wird auch wieder – wenn bist du sowieso nichts schuld – wahrscheinlich hat sie Stress mit ihren Eltern, sowas gabs schon öfters.“ Versucthe er sie zu beruhigen, auch wenn er wusste, dass das nicht hauptsächlich das war, was Kitty belastete.
 

Kitty war schon längst in Schweigen verfallen, als sich plötzlich die Türe öffnete. Evan und Kitty sahen beide hoch. Lance betrat den Raum. Evan spürte, wie Kitty sich von ihm löste. Lance nickte dem Blondschopf kurz zu, ehe er vor Kitty leicht in die Knie ging, um mit ihr – sie sass immer noch auf dem Bett – auf gleicher Höhe zu sein. Irgendwie total niedlich. „Na?“ Fragte er sanft. Sie sah ihn schweigend an. „Fertig gepackt? Hank will uns nämlich langsam zum Bahnhof fahren.“ Erklärte er sein Auftauchen und sah dann zu den Koffern, welche sowieso schon vollgepackt waren.
 

„Ja, denke schon.“ Meinte Kitty und erhob sich, um beim schliessen der Koffer zu helfen. Als das getan war und Lance mit den beiden schwersten nacht unten ging, drehte Kitty sich Evan zu, welcher noch immer auf dem Bett sass und geschwiegen hatte.
 

„Also..“ Begann die zierliche Braunhaarige langsam und sah auf ihre Füsse. „Schöne Ferien.. du fährst zu deinen Eltern, nicht?“ Kitty trat von einem Fuss auf den anderen, was auch zeigte, dass sie nicht genau wusste, was sie jetzt sagen sollte und das es ihr auch irgendwie peinlich war, so vor ihm zu stehen.
 

„Ja.“ Gab Evan etwas zerknirscht zurück, das aber nur ,weil es dabei darum ging, dass er seine Eltern für die nächsten zwei Wochen zu ertragen hatte und diese ihn sicherlich keine Sekunde aus den Augen lassen würden. Somit schien er sich so gar nicht auf ein Wiedersehen zu freuen. Kitty musste darüber schmunzeln, als sie es beobachtete.
 

„Geniess es!“ Befahl Kitty ihm mit einem lieben Lächeln auf den Lippen. „Sonst hast du am Ende das gGefühl etwas verpasst zu haben.“ Kitty meinte das vollkommen ernst, sie war sicher, dass Evan seine Eltern insgeheim wirklich liebte, aber das einfach zu viel vorgefallen war, als dass er ihnen das freiwillig gezeigt hätte. Sie sah Evan an, als schien sie noch etas von ihm zu erwarten. Der Blondschopf schwieg. Kitty wandte den Blick etwas enttäuscht ab und hob den letzten noch verbleibenden Koffer auf.
 

„Ach..“ Meinte Evan plötzlich und sie sah zu ihm. „Jetzt komm schon her, Brownie.“ Der Afroamerikaner breitete seine Arme aus, und erinnerte dabei sicherlich ungewollt, an einen Pastor. Er drückte Kitty fest an sich und meinte schliesslich: „Schöne Ferien und pass auf dich auf, Shorty!“ Was sollte ihr weit weg von NYC und Bayville in Deerfield schon passieren? Evan hatte da absolut keine Bedenken.
 

Die Umarmung hielt an, bis Kitty sich langsam von ihm löste und meinte: „Dir auch.“ Sie liess ihn los und hob den Koffer erneut auf, jetzt mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Lance stand bereits in der Tür. Kitty ging zu ihm und er nahm ihr den Koffer ab. Sie warf Evan noch einen letzten Blick zu und meinte Lächelnd. „Bis dann.“ Lance legte seinen Arm um ihre Schultern und führte sie so mit sich.
 

Ab nach Hause. Endlich! Und kein John!
 

~
 

Es war doch eigentlich nur ein Warten. Das Warten darauf, dass Quicksilver gleich in der Türe stehen würde, ihn mit seiner Wut überrollen würde und natürlich auch eine mentale Vorbereitung auf den nächsten Schritt in seinem Plan. John war kaltblütig, skurpellos, ja sogar sadistisch. Es war ihm egal, was aus anderen wurde. Das einzig wichtige, war er selbst. Eine anleitung dazu, wie man zum Mörder wurde, gab es nicht, hätte er auch nicht gebraucht, wo es doch so einfach war...
 

John hatte es sich auf einem Hocker der Bar, welche das Wohnzimmer und die Küche miteinander verband, gemütlich gemacht. Er war soeben reichtlich gelangweilt damit beschäftigt, sich eine Kippe selbst zu drehen. Währenddessen wippte er mit dem Hocker hin und her, sodass es schon ein Wunder war, dass er nicht schon lange mitsamt dem Hocker den Boden geküsst hatte.
 

Die Tür sprang so schnell auf, dass sie beinahe aus den Angeln gehoben wurde und ein unglaublicher Wind entstand. Obwohl John eigentlich damit gerechnet hatte, zuckte er zusammen und drehte sich herum. Pietro stand direkt vor ihm, die Wut stand dem Weisshaarigen auch deutlich ins Gesicht geschrieben. John begann leicht zu grinsen. Er wusste, was jetzt kommen würde, aber er würde es überleben. Worte waren unnötig und mit schweigen zeigte er Pietro nur noch mehr, dass es ihn einen feuchten Dreck interessierte.
 

„Verdammter Mistkerl!“ Brüllte Pietro und stürzte sich zeigtlich auf den Feuerteufel. Er war so schnell, dass er diesen problemlos mit sich zu Boden riss. Die Landung war natürlich – für John – nicht gerade sanft. Pietro schlug zu, nur das ganze im Hyperspeed, weshalb John natürlich nicht einmal den Hauch einer Chance hatte, um den Schlag abzublocken – sofern er es denn überhaupt versucht hätte. Pietro zog John wieder auf die Beine und schleudrte ihn gegen die Wand, jedoch nur, um ihn im selben Zug erneut wieder zu schlagen. John spürte, wie sich in seinem Mund Blut ansammelte. Ausserdem hatte er sicherlich schon die eine oder andere Schramme oder Plaltzwunde. John hustete Blut, aber Pietro liess ihm keine Erholung, erneut war er über ihm und schlug wie verbissen zu.
 

„Verteidige dich zumindest, du feiges Arschloch!!“ Brüllte Pietro und hielt für einmal mit den Schlägen inne. Jedoch sass der WEisshaarige so auf John, dass jener nicht flüchten konnte. Dumme Position also.
 

John fuhr sich keuchend über die Stirn. Die Augen hatte er schmerzvoll zusammengekniffen, da er schon ziemlich viel hatte einstecken müssen. Erst nachdem er einige Male durchgeatmet hatte, öffnete er seine Augen einen Spalt und fixierte Pietro über sich. Er wusste, dass Pietro sowieso noch nicht fertig mit ihm war, also konnte er dabei ruhig noch versuchen, seinen ganz eigenen Spass zu haben.
 

„Ich weiss nicht, was du hast.. Der sex nach der ganzen Sache war sicher der beste, den du jemals gehabt hast.“ Brachte der Feuermutant schliesslich hervor. Ein dreckiges Lachen folgte, welches jedoch in einem Hustanfall endete, bei dem John erneut Blut spuckte. Er kannte Pietro und er kannte Jubes.. nur verständlich, dass er in diesem Falle genau das richtige schloss. Pietro knurrte und war nun sicherlich noch wütender, erneut schlug er zu, und wieder und wieder...
 

Irgendwann musste John wohl das Bewusstsein verloren haben, denn als er die Augen wieder aufschlug, fand er sich in seinem Bett wieder. Aura – inzwischen sicher zurück und unter ‚liebevoller‘ Beobachtung durch Gambit – war damti beschäftigt, seine Verletzungen zu desinifizieren. Rogue half ihr mit Pflastern, oder gar auch Verbänden. Gambit stand einfach gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete das Treiben. John spürte, dass sogar Atmen schmerzte. Mühselig schloss er seine Lieder wieder und meinte Langsam: „Wo ist Pietro?“
 

„Er war nirgends zu finden.“ Erklärte Aura, ebenso langsam, während sie vorsichtig seine Schläfe abtupfte. John öffnete die Augen langsam, um sie anzusehen. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die drei, welche nun mit John im selben Zimmer standen, hatten friedlich schlummernd in ihren Betten gelegen, als sich die Sache zwischen ihm und Pietro zugetragen hatte. War wohl auch besser so, erstparte auf jeden Fall eine Menge Erklärarbeit. Sie hatten wohl rein gar nichts mitbekommen. „Was war los? Wir haben dich bewusstlos und blutverschmiert vorgefunden“ Wurde auch gleich nachgehakt.
 

John lachte leise au und machte ein abwehrende Bewegung, welche – wohlangemerkt – ebenfalls schmerzte, jedoch biss er die Zähne zusammen und liess sich nichts davon anmerken. „Keine Sorge. Alles in bester Ordnung, wir hatten ne kleine Meinungsverschiedenheit, nichts grosses.“ Extrem untertriegen und seine Verletzungen zeigten das auch, doch der Feuerteufel biss die Zähne erneut zusammen und setze sich auf. Aura sah ihn empört an, als er sich auch noch erheben wollte. „Was soll das werden?“ Fragte die Braunhaarige ihn scharf.
 

„Ich muss los.“ Meinte John und drückte sie sanft aber bestimmt zur Seite, sodass er an ihr vorbeikam. „Muss noch was erledigen, du weißt.“ ER grinste vielsagend, um zu verbergen, dass er doch noch auf ziemlich wackeligen Füssen stand. Aura warf einen Blick zu Gambit, sie würde wohl gerne mitgehen wusste aber, dass sie nicht durfte und das John das auch nicht wollen würde.
 

„Ich komme mit.“ Alle Anwesenden drehten ihren Kopf zu Rogue, als diese plötzlich etwas zu der ganzen Sache sagte. John msuterte sie kurz. Rougue wurde unsicher und fügte deswegen etwas leiser hinzu: „Wenn du willst.“ Sie wusste noch nicht einmal, worum es eigentlich ging, wollte jedoch so schnell wie nur möglich in Aktion treten.
 

John musterte sie erneut und ein kurzes, doch recht sadistisches und teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Da spielte es nicht einmal eine Rolle, dass sogar das schmerzte: „Einverstanden.“ Alle drei schienen überrascht zu sein, sogar Rogue selbst, die ihn verdutzt ansah. John grinste nur hämisch in sich hinein. Die Gute sollte sich nur nicht zu früh freuen, das würde noch eine böse kleine Überraschung zu geben. Wieder mit etwas mühe und schmerzen erhob der Feuerteufel sich und zog schliesslich – nachdem er Aura endlich hatte abwimmeln können – mit Rogue mit.
 

~[*Die Morloks II – End

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten
 

Der Zug hielt und eine Durchsage verkündete leicht genuschelt, dass hier am Bahnhof von Deerfield ein halt von 20 Minuten eingelegt werden würde. Kitty löste sich langsam vom Fenster, an dem sie die ganze Fahrt über ähnlich wie eine Fliege geklebt hatte und half Lance dabei, die Koffer aus dem Waggon auf den Bahnsteig zu heben, dann hob er die zierliche Mutantin gleich selbst aus dem Waggon, um ihr die Treppe zu ersparen. Er behandelte sie sowieso schon die ganze Zeit, als wäre sie aus Glas. Zart und zerbrechlich, irgendwie war das ja auch süss. Aber an Glas konnte man sich schneiden...
 

„Denkst du, dass deine Eltern mich mögen werden?“ Fragte der Braunhaarige, während sie den Bahnsteig entlang gingen und die Rolltreppe in die Unterführung herunternahmen. Kitty musste schmunzeln, weil er sie das schon so oft gefragt hatte, auch schon die ganze Zeit während der Bussfahrt. Er schien wohl wirklich mehr als nur nervös zu sein. Schon wieder irgendwie süss...
 

„Wieso ist dir denn so wichtig, was sie von dir halten?“ Kitty liess ihn etwas zappeln und tat so, als würde sie nicht ahnen, weshalb ihm so wichtig war, dass ihre Eltern ein gutes Bild von ihm hatten, auch wenn sie selbst doch irgendwie eine Vermutung hatte, welche auch nahe lag.
 

Wie erwartet begann Lance etwas herumzudrucksen und er brachte nicht wirklich verständliche Sätze zustande. Kitty musste darüber leise kichern, während sie gemeinsam aus dem Gebäude traten. „Meine Eltern mögen jeden und dich muss man sowieso einfach mögen.“ Versicherte die Braunhaarige, ehe sie amüsiert anfügte: „Sie wollten eh schon lange, dass ich jemanden mitbringen.“ Was um ehrlich zu sein eigentlich ja John gewesen wäre, wenn nicht alles so beschissen gelaufen wäre. Kitty schüttelte leicht den Kopf, da sie sich irgendwie schuldig fühlte, so etwas zu denken. John war Geschichte, ein für alle Mal. Lance wäre wohl von Anfang an die bessere Wahl gewesen, nur sie war zu verblendet dafür gewesen. Das wusste sie jetzt, doch nun stand da etwas zwischen ihnen, er flirtete beispielsweise auch nicht mehr so mit ihr, wie früher. Vielleicht war er nun derjenige, der nur noch Freundschaft von ihr wollte. Aber im Moment war Kitty froh, dass er nicht wusste, was zu tun war, denn sie wusste es ebenfalls nicht. So kam sie ohne irgendwelche schlechten Aureden zu Bedenkzeit. Manchmal hatte sie also doch noch Glück.
 

Lance hatte kurz geschwiegen, vielleicht über dasselbe nachdenkend, wie die Braunhaarige selbst. Jetzt meinte er: „Sicher? Ich bin nämlich nicht unbedingt das, was man sich unter einem guten Freund für die brave Tochter aus gutem Hause vorstellt.“ Er lachte leise auf. Was er sicht unter den Worten ‚Guter Freund‘ vorstellte, liess er jedoch offen. Ob es nun freundschaftlich oder gar romantisch gemeint war, das blieb umklar. Lance sah tatsächlich nicht wie ei nperfekter Schwiegersohn aus – Uh.. Schwiegersohn war jetzt schon etwas weit gedacht. Manchmal hatte er etwas von einem Rocker, einem Rebell, der sämtliche Regeln missachtete – was meist ja auch der Fall war. Und ein bisschen impulsiv und doch recht leicht reizbar, das war er auch, aber Kitty wusste, dass er eigentlich auch anders konnte. Wenn er sich denn Mühe gab.
 

„Ich bin aber kein braves Mädchen.“ Meinte Kitty in sich hinein grinsend und zog passend dazu die Unterlippe mit ihren Zähnen zurück. Inzwischen waren sie in einem Wohnquartier. Kinder spielten auf den Strassen, Hausfrauen unterhielten sich über die Zäune, die die Grunstückte voneinander trennten und die meisten grüssten Kitty, nur um im nächsten Moment darüber weiterzutratschen, wie schön und hübsch die Tochter der Prydes über die Jahre doch geworden war, aber auch, wie klein sie dabei geblieben war. „Ausserdem können meine Eltern sagen, was sie wollen, wer am Ende mein Freund ist, entscheide ich immer noch selbst. Erst, als sie den Satz bereits ausgesprochen hatte, fiel ihr auf, dass sie ihn gerade indirekt, in gewisser Weise als ihren Freund bezeichnet hatte. Lance hatte das wohl auch bemerkt, denn er war stehen geblieben – inzwischen waren sie in der Strasse, an der sich das Haus von Kittys Eltern befand, angelangt. Kitty biss sich auf die Lippen und war schliesslich ebenfalls gezwungen, stehen zu bleiben. Sie drehte sich betont langsam zu Lance um.
 

„Du weißt, dass sich meine Gefühle für dich seither.“ Seit John Geburtstag, als er sie geküsst hatte und ihr gesagt hatte, dass er sie liebte – Kitty erinnerte sich daran, irgendwie war es doch schön gewesen. „Nicht geändert haben. Sie ändern sich wohl erst, wenn du dich entschieden hast, solange werde ich kämpfen, und warten.“ Er lächelte leicht. „Nur nicht für immer.“ Das war klar. Kitty senkte leicht den Blick. Sie wünschte sich gerade ganz weit weg. Weg von hier. Dieses Gespräch war so dermassen unangenehm. Kitty ahnte ja nhaben würd sie bald schon einen trifftigen Grund dafür haben würde. Jetzt war Kitty an der Reihe mit herumdrucksen. Sie spielte Haarsträhne, während sie meinte:
 

„Das ist alles nicht so einfach für mich..“ Kitty wich Lances Blick aus und bemerkte dabei, dass irgendwo in der Nähe eine ziemliche Menge an Rauch aufstieg. Die Braunhaarige runzelte die Stirn. Seltsam. Feuer.. hier?! Das bildete sie sich ein. War sie inzwischen so paranoid geworden? Kein Feuer.. Nein! Das bildete sie sich sicherlich nur ein. Kitty wurde übel. „Da brennt was.“ Bemerkte sie tonlos.
 

„Kitty, weißt du, ich..“ Lance stuzte, als er die Worte seiner Begleiterin hörte. Der Braunhaarige drehte sich langsam in die Richtung, in die Kitty sah und erblickte den Rauch am Himmel ebenfalls. Der von Minute zu Minute mehr zu werden schien. Kitty begann zu zittern. Ihre Augen waren geweitet und sie schüttelte den Kopf, immer und immer schneller werdend.
 

„Nein.. nein..!“ Meinte sie und Lance bezog das wohl auf das Gespräch, dass sie soeben angefangen hatten, denn er wollte gerade etwas erwidern. Doch Kitty liess ihren Koffer und ihre Taschen fallen und rannte so schnell wie sie nur konnte die Strasse herunter. Der Gedanke, der sich langsam in ihrem Gehirn ausbreitete war fürchterlich und absolut grausam.. aber ihm würde sie es zutrauen. Inzwischen würde sie ihm alles zutrauen. „Nein.. nein..“ Hauchte sie leise und hoffte, dass sie gleich, wenn sie um die Ecke bog, das kleine Einfamilienhaus, das für drei Personen gerade reichte erblicken würde. Sie keuchte und musste aufpassen, dass sie auf dem Glatteis der Strasse nicht ins rutschen kam. Unter den dicken Wintermantel wurde ihr durch die schnelle Bewegung plötzlich aussergewöhnlich warm, das lag aber auch an der Angst, die ihren Körper durchflutete.
 

Kitty erreichte das Ende der Strasse und erblickte das Haus ihrer Eltern. Ihr Zuhause. Der Schreck kam über sie wie ein Blitz und liess sie kurze Zeit erstarren. Das Haus stand lichterloh in Flammen. Kitty spürte, wie ihr die Tränen hochkamen. Das konnte er nicht machen. Das war alles nur ein böser Traum. Sie konnte deutlich spüren, wie ihr das Essen hochkam und wie sich langsam alles zu drehen begann.
 

Plötzlich kam wieder Bewegung in ihren Körper. Es kam ihr vor, als würde sie automatisch handeln. Kitty eilte durch den Schnee über die Einfahrt in ihr Haus. Dass sie sich dabei in Gefahr brachte, kümmerte sie nicht. Sie konnte von weit entfernt Lance rufen hören: „Kitty!! Warte!“ Doch sie achtete nicht auf ihn. Wo waren ihre Eltern? Vielleicht waren sie nicht zuhause… Vielleicht waren sie irgendwo in Sicherheit. Vielleicht bildete sie sich das hier auch nur ein?
 

Kitty hielt sich die Hand vor den Mund, als sie spürte, dass der Rauch bereits einen Hustenreiz auslöste. Sie drehte sich im Kreis sah sich um. Dann rief sie mit zitternder und brüchiger Stimme: „Mum…?! Dad?!!“ Kitty rannte durch den Flur ins Wohnzmmer. Niemand war zu sehen. Auch in der Küche war niemand zu sehen. Verzweifelt schrie Kitty weiterhin nach ihren Eltern. Die Decke der Küche war schon so sehr angebrannt, dass sie langsam einzustürzen begann. Kitty schaffte es gerade noch knapp, auszuweichen, wobei ihr Arm jedoch gestreift wurde. Kitty schrie auf und verzog das Gesicht vor schmerzen. Das konnte er unmöglich getan haben. Wieso tat er so etwas? Womit hatte sie das verdient?
 

Kitty spürte, dass ihr bereits automatisch die Tränen aus den Augen liefen und ihr Gesicht in kürzester Zeit nass war. Sie eilte so schnell sie konnte und die Schmerzen ignorierend die Treppe nach oben. Über die Gefahr in die sie sich damit begab dachte sie nicht nach. Immer noch schrie sie nach ihren Eltern. Im Badezimmer – niemand. Weiter ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Der Weg hinein war versperrt durch den Teil der Decke, der bereits eingestürzt war. Doch man konnte trotzdem noch durch die Flammen sehen. Kitty sah ihre Mutter in dem Zimmer. Nur noch wenige Teile waren noch nicht von den Flammen eingenommen.
 

„Mum! Mummy!!“ Schrie Kitty auf, in dem Moment war sie einfach nur dankbar, ihre Mutter noch lebend zu sehen. „Warte! Warte ich komme!“ Rief die Brünette. Ihre Mutter drehte ihr den Kopf zu. Ihre Augen waren glasig. Sie schien vollkommen neben sich zu stehen. In der rechten Hand hielt sie einen Revolver. Einen silbernen. Kitty hatte gewusst, dass ihr Vater einen hatte. Zur Sicherheit. Ihre Mutter zeigte keine Reaktion auf Kittys Schreie. Sie hielt nur den Revolver in der Hand und hob ihn nun etwas an. Sie betrachtete ihn.
 

„Mum..! Was machst du da? Hier.. ich bin hier!!“ Rief Kitty, in der Hoffnung, dass ihre Mutter sie hören würde. Endlich kam eine Reaktion. Die Frau hob den Kopf und sah in Kittys Richtung. Sie sah ihre Tochter. Zwischen den Flammen, die den Weg zwischen ihnen versperrten. Es sah für Theresa Pryde so aus, als würde ihre Tochter in Flammen stehen oder als wäre ihre Tochter gar schon tot. Auch ihre Augen waren voller Tränen.
 

„Kitty… Es tut.. tut mir Leid.. Ich konnte nichts machen.“ Theresa streckte ihre freie Hand in Kittys Richtung aus und es sah fast so aus, als würde sie die Wange ihrer Tochter streicheln. Sie lächelte leicht, aber traurig. „Er hat gesagt, dass er das gleiche bereits mit dir gemacht hat…“ Kitty runzelte die Stirn. Wovon redete ihre Mutter da? „Er hat mir gesagt, wie amüsant es gewesen war, dich schreien zu hören, während du verbranntest.“ Kitty realisierte, dass er nur einer sein konnte, nämlich Pyro. Und dass Pyro ihr allem Anschein nach erzählt hatte, dass ihre Tochter tot war.
 

„Mum! Egal was er gesagt hat! Es stimmt nicht, ich bin hier! Ich lebe und du wirst auch leben!!“ Brüllte sie und begann, sich durch die Flammen zu phasen. Alles was sie dabei besonders spürte war, dass die Umgebung etwas wärmer war, ansonsten blieb sie wie immer unversehrt. Für ihre Mutter musste es jedoch so aussehen, als würde sie durch das Feuer gehen. Wie ein Geist.
 

„Natürlich Liebling.. sicher. Ich komme zu dir.“ Meinte Theresa leise und lächelte dabei. Das Lächeln war inzwischen mehr psychopathisch angehaucht als traurig. Aber trotzdem war die Trauer deutlich zu sehen. Kitty nickte eifrig und streckte ihrer Mutter ihre Hand entgegen. Gleich würde jene sie ergreifen können. Gleich würde sie gerettet sein. „Bis gleich..“ Fügte Theresa hinzu und was sie dann tat, das konnte Kitty nur noch in Zeitlupe beobachten. Die Braunhaarige konnte sehen, wie ihre Mutter die Waffe in ihrer Hand langsam anhob und an ihre Schläfe führte.
 

„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!!! MUM!“ Brüllte Kitty und sprang um ihrer Mutter die Waffe aus der Hand zu schlagen, doch im selben Moment drückte diese ab. Der Schuss ging beinahe in dem Flackern und Knacken des Feuers unter. Aber nicht die Wirkung. Kittys Mutter liess die Waffe fallen und taumelte leicht. Dann fiel sie nach vorne. Das Blut spritzte aus der Kopfwunde. Theresa hatte die Augen noch offen. Kitty packte sie, um sie aufrecht zu halten. Ihre Mutter berührte Kittys Wangen mit letzter Kraft. Ihre zitternden Hände strichen darüber und sie hauchte leise:
 

„Endlich habe ich dich wieder.“ Kitty hatte nicht die Kraft, den sterbenden Körper aufrecht zu halten. Mit ihrer Mutter ging sie in die Knie. Jetzt weinte Kitty bitterlich. Sie achtete nicht mehr auf das Feuer und auch nicht darauf, dass es langsam eng für sie wurde. Auch das Blut, das überall hin verschmiert wurde, machte ihr nichts aus. Sie konnte es nicht glauben. Es war alles so unwirklich. Sie hoffte, dass sie jederzeit aus ihrem Traum aufwachen würde.
 

„Mummy.. nein.. Mummy.. ich bin nicht tot.. und du auch nicht. Lebe!“ Kittys Stimme wurde immer verzweifelter, während sie den Körper in ihren Armen anbrüllte: „Lebe!! Lebe verdammt!! Du musst leben!!“ Kitty schüttelte die Tote, während sie sie weiterhin anschrie und beschimpfte. Sie warf ihr alles vor, alles. Aber eigentlich warf sie sich dies alles selbst vor, denn wenn sie nur schneller gekommen wäre, wenn sie nur schneller gehandelt hätte. Dann würde ihre Mutter vielleicht noch leben. „Bitte.. lebe..!“ Diese letzten Worte waren erstickt von anhaltendem Schluchzen, welches sie kaum zu atem kommen liess – mal ganz abgesehen von dem Rauch, der den Raum gefüllt hatte.
 

Kitty stand absolut neben sich. Sie lies den Körper ihrer Mutter los und griff wie automatisch nach der Waffe. Sie drehte den Revolver in der Hand. Sechs Kugeln. Eine fehlte bereits. „Wieso?! Wieso..“ Kitty zitterte noch immer, doch ihr Griff um denn Revolver wurde fester. Sie schob ihn unter ihr T-Shirt zwischen ihren Gürtel und ihre Hose, sodass er nicht herausfallen würde. Dann sah sie wieder zu dem leblosen Körper. Sie würde verbrennen! Sie würde hier drinnen verbrennen. Das durfte nicht sein. Kitty wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr war klar, dass sie ihre Mutter nicht aus eigener Kraft aus dem Haus schaffen konnte. Aber zurücklassen wollte sie sie auch nicht. Also blieb sie weinend neben dem Körper kniend, gar nicht darauf achtend, dass das Feuer immer näher kam.
 

„Kitty!!“ Kitty achtete nicht auf das Rufen. Lance hatte sie eingeholt. Er starrte durch die Feuerwand zum Kätzchen, welches keine Anstalten machte, sich zu erheben. „Phase dich! Du musst raus hier!“ Kitty drehte ihm langsam den Kopf zu. Der Blick, den sie ihm zuwarf, zeugte von so viel Traurigkeit, obwohl sie inzwischen nicht einmal mehr weinte. „Komm zu mir!“ Sie drehte den Kopf wieder weg.
 

Doch Lance war nicht der Typ, der jemanden einfach so zurückliess. Erst recht nicht, wenn es sich um das Mädchen handelte, welches er gemocht, ja sogar geliebt hatte, vom ersten Augenblick an, als er sie gesehen hatte. Er zog sich die Jacke so über den Kopf, dass seine Haut etwas besser geschützt war. Dann holte er Anlauf und warf sich mit voller Wucht gegen die Balken, die den Weg ins Zimmer versperrten. Er kämpfte sich durch das Feuer, bis er er es zu Kitty geschafft hatte. Dann packte er das Mädchen am Arm und zog sie auf die Beine. Doch Kitty machte keine Anstalten, stehen bleiben zu wollen. Ihre Beine gaben erneut nach.
 

„Kitty das bringt doch nichts.“ Lance hob sie energisch hoch. Kitty schrie auf. Schrie nach ihrer Mutter und streckte ihre Arme nach dem toten Körper aus. Sie konnten sie doch nicht einfach hier lassen. Der Braunhaarige trug Kitty auf seinen Armen. Die Betroffene strampelte und kratzte und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien um zu ihrer Mutter zu kommen. Zu Lances und ihrem eigenen Glück, phaste sie sich nicht, sonst hätte er sie wohl kaum mitnehmen können.
 

Doch Lance liess sich davon nicht beirren und auch nicht aufhalten. Ein weiterer Teil der Decke stürtzte ein und traf den Braunhaarigen am Kopf. Diesem schien das vorerst jedoch noch gar nichts auszumachen. Er wehrte mit seinem Arm und auch mit dem Rest seines Körpers alles ab, was Kitty hätte gefährlich werden können. Er schien gar nicht auf seine eigene Gesundheit zu achten oder darauf, dass Teile seiner Haut langsam geröstet wurde. Es schien ihm egal zu sein, Hauptsache dass Kitty hier heil rauskam. So schaffte er Kitty aus dem Haus heraus. Als die frische Luft seine durch den Rauch kaputten Lungen füllte, wusste er, dass sie in Sicherheit war – glaubte er zumindest… Er liess Kitty mit letzter Kraft sanft auf den Boden, ehe er selbst neben ihr zusammenbrach. Vollkommen am Ende seiner Kräfte angelangt.
 

Rogue war wie gelähmt von dem, was sich da vor ihren Augen abspielte. Als sie sich entschieden hatte, Pyro zu begleiten, hatte sie ja überhaupt nicht damit gerechnet, was er tun würde. Dass er so etwas tun würde! Sie hatte eigentlich nur damit gerechnet, dass er Kitty eine rein würgen würde, wogegen sie absolut nichts gehabt hätte, denn sie mochte die Brünette bekanntlich nicht sonderlich. Aber hassen tat sie sie nicht und nicht genug mögen, um ihr so ein Schicksal zu gönnen, das auch nicht. Aber der Schock sass auch bei Rogue so tief, dass sie sich erst einmal nicht vom Fleck rühren konnte. Im Gegensatz zu John, der bis anhin noch zufrieden Grinsend neben ihr gestanden hatte.
 

Er trat vor Kitty und schob ihr seinen Fuss unters Kinn, sodass sie gezwungen war, ihn anzusehen. Er liebte die Furcht in ihren Augen. Pyro liebte es, wenn sie litt. Es tat gut, denn nur in solchen Momenten konnte er förmlich spüren, wie alles auch nur irgendwie rücksichtsvolle oder gar menschliche in ihm abstarb und das war wahrlich eine Genugtuung. „Was hast du erwartet..?“ Meinte er belustigend, während Kitty versuchte, sich halbwegs aufzusetzen um ihm weniger erbärmlich entgegen treten zu müssen. „Fröhliches Familienwiedersehen? Und das ganz ohne mich..?“ John lachte leise auf, ehe er sich langsam von ihr entfernte und schliesslich meinte: „Du bist wirklich das naivste und dämlichste kleine Mädchen, dass mir jemals unter gekommen ist.“ Er hörte ein Spucken hinter seinem Rücken. Gut, dass er schon genug weit von ihr weg war. John drehte ihr den Kopf zu.
 

Kitty zitterte vor Angst und bebte gleichzeitig vor Wut. John konnte ihr ansehen, dass, wenn sie gekonnt hätte, sie ihm für alles, was er getan hatte gerade liebend gerne und ohne zu zögern den Hals umgedreht hätte. Aber an Kittys Gesicht konnte er deutlich ablesen, dass ihr plötzlich einfiel, was genau hier eigentlich noch fehlte. „Wo.. wo.. was hast du mit meinem Vater gemacht?!“ Bellte sie ihn an und John konnte klar sehen, dass ihr langsam wirklich egal war, was mit ihr geschah, sondern dass es ihr nur noch darum ging, die Menschen, die ihr wichtig waren, vor ihm zu schützen. Töricht, denn diese Menschen würde sie nicht schützen können und bis zum Schluss überleben würde nur sie, ob sie das nun wollte oder nicht.
 

„Ich dachte schon du fragst nie..Dachte schon, du hättest endlich gelernt, dass du dich nicht um andere kümmern sollst. Weil das..“ John machte noch einige Schritte weiter von Kitty weg und lenkte so ihre Aufmerksamkeit auf den Apfelbaum neben dem lichterloh brennenden Haus. „Macht dich am Ende nur schwach.“ Kittys Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass ihr Vater regelrecht an den Baum gefesselt war und dass er nur nicht zu hören gewesen war, weil John ihm den Mund verbunden hatte und das Knistern des Feuers, während es sich durch die Holzdielen des Hauses frass so laut war. So sehr Kittys Vater sich auch gegen die Fesseln sträubte, war er doch so fest gezurrt, dass er nicht vom Baum weg kam.
 

Kitty versuchte sich zu erheben, merkte aber dabei schmerzhaft, dass ihr ihr gesamter Körper weh tat und sie wohl in ihrer momentanen emotionalen und auch körperlichern Verfassung einfach nicht dazu fähig war, nun aufzustehen. So blieb sie nebenn Lance kauern und fauchte – auch wenn es so nun weitaus weniger drohend rüber kam: „Mach ihn da sofort los!! Ich warne dich, John..!“ Sie merkte, dass sie diesen Namen nicht für das Monster verwenden wollte, dass da vor ihr stand. Denn das war nicht John, konnte doch unmöglich John sein. Sie wollte einfach nicht, dass es John war! „Pyro!“ Verbesserte die junge Mutantin energisch, auch wenn ihr nun schon wieder die Tränen hoch kamen und sie fast schon verzweifelt Lances Hand hielt, denn das war gerade das einzige, was ihr auch nur in irgendwelcher Weise Rückhalt gab.
 

„Oh.. jetzt habe ich aber wirklichc ne Riesenangst vor dir, Kitten.“ John lachte grimmig auf und schüttelte dann über ihren Versuch, ihn aufzuhalten nur den Kopf. „Aber immerhin machst du nun endlich was, statt immer heulend herumzusitzen.“ Er beugte sich etwas vor und äffte Kitty dann auch noch nach: „Wieso glaubt mir denn niemand?! Ich sage die Wahrheit, es ist John! Das müsst ihr mir glauben. Buhuu er will mich fertig machen…“ John legte eine Pause ein, in der er sich wieder aufrichtete: „Aber Kitty, wieso sollte er dass denn tun? Er kann das doch gar nicht tun.. er ist doch gefangen. Eine Geisel.“ Kitty versuchte die Tränen zu verbergen, da er genau darauf angespielt hatte und sie nicht wollte, dass er sah, dass sie schon wieder weinte. „Aber Kitty… Liebe, nette, naive Kitty… So haben sie über dich geredet.. dich praktisch schon für verrückt erklärt, nicht?“ Kitty machte keine Bewegung. Sollte er doch spöttisch reden, sollte er sich doch lustig machen. „Ich sorge dafür, dass sie dir ab dem heutigen Tag etwas mehr Glauben schenken werden!“ John lachte dreckig auf und dirigierte einen Feuerball in seine offene Hand. Er machte bereits eine Bewegung in die Richtung des Baumes, an den ihr Vater gekettet war.
 

„Nein!!“ Brüllte Kitty. „Er hat nichts damit zu tun, er hat dir nichts getan.“ Sie ja eigentlich auch nicht..? Egal. „Lass ihn aus dem Spiel. Ich bitte dich.“ Sie lag ihm doch sowieso schon zu Füssen, also konnte sie doch gleich auch noch betteln. Sie brachte das jedoch nur über sich, weil es um ihren Vater ging. Aber bei dem Gedanken daran, dass sie ihn gerade um Gnade anflehte – ihn, für den sie vom heutigen Tage an nichts anderes mehr empfand als puren, unverfälschten Hass – hätte sie wirklich kotzen können.
 

„Haben mir die anderen jemals etwas getan?“ Meinte John mit einer samtweichen Stimme, als würde er zu einem Kleinkind reden. „Wobei.. manche von ihnen schon.“ Er nickte leise vor sich hin. Die letzten Worte hatte er wohl eher zu sich selbst gesagt, denn als er merkte, dass er sie laut ausgesprochen hatte, meinte er hastig: „Aber gut, weil ich es liebe, wie du bettelst..Machen wir das Spiel doch noch etwas interessanter..“ John trat etwas zur Seite, sodass Kitty noch besseren Ausblick auf ihren Vater hatte. „Du darfst wählen.. Dein Daddy oder Lance. Einer wird leben, der andere brennen!“ Kitty starrte ihn geschockt wie sie war die ersten Sekunden einfach nur an. Rogue tat es von etwas weiter weg ebenso. Das konnte doch nicht sein Ernst sein.
 

Kitty schnappte nach Luft. Sie sah zu ihrem Vater, dann zu Lance, dann wieder zum Vater. Das konnte er unmöglich von ihr verlangen. Nein. Nein! Sie konnte doch nicht zwischen zwei Menschen wählen, die ihr so wichtig waren. Beide auf ihre ganz eigene Weise, aber sie konnte es bei keinem verantworten, dass er durch ihre Entscheidung starb oder lebte. Sie hätte betreffendem niemals wieder in die Augen sehen können, ohne daran zu denken, dass für dieses Leben das Leben eines anderen hatte geopfert werden müssen… Ausserdem erschien ihr ein solches Angebot für Johns Verhältnisse fast schon grosszügiges Angebot eher seltsam. Sie zögerte. „Also?“ Meinte John mit ernster Stimme. „Wer ist dir lieber? Der Mann, der bei deiner Geburt vor Ort war oder der Typ, der dich gerne mal ficken würde?“ Kitty hasste seine Ausdrucksweise. Er zog immer alles in den Dreck und hier war herauszuhören, dass John eigentlich schon damit rechnete, dass Kitty ihren Vater wählte.
 

„Hör auf… Hör bitte damit auf.“ Meinte sie schliesslich erstickt und war schon wieder dabei zu weinen. Sie hasste sich wirklich dafür, dass sie kaum Kontrolle über ihre Tränendrüsen hatte. So wäre es aber wohl praktisch allen gegangen, wären sie in einer ähnlichen Situation wie Kitty gelandet. „Das ist nicht fair. Du weisst genau, dass ich nicht wählen kann. Du weisst es…“ Sie fuhr sich über die Augen und im selben Zug auch noch durch die Haare, dann sah sie hoch zu ihm und brüllte: „Du weisst doch genau, dass ich das nicht kann!!“ Dass er deswegen auch nur die geringste Spur von Mitleid zeigen würde, damit rechnete Kitty gar nicht. Das hätte ja bedeutet, dass er noch etwas mitfühlendes in sich gehabt hätte. Und das bezweifelte sie. Kitty hielt Lances Hand noch immer fest umklammert.
 

„Na schön.“ Hörte er vielleicht doch auf? Weit gefehlt. „Wenn du nicht entscheidest, dann tu eben ich es und ich sage, sie müssen beide dran glauben! Angefangen mit deinem Vater, denn Lance hältst du momentan noch.“ Mit einer fast schon ironisch lässigen Handbewegung beförderte John den Feuerball begleitet von Kittys Schrei in Richtung des Baumes, der natürlich sogleich Feuer fing, da John es dem Feuer befahl. Kitty versuchte erneut sich aufzurichten, wollte aber zugleich Lance nicht alleine lassen, da John ihm soeben auch den Tod angekündigt hatte und Avalanche – weil er sie aus dem brennenden Haus gerettet hatte – gerade weniger in der Verfassung war, sich zu wehren. Er bekam wahrscheinlich sowieso kaum etwas davon mit, was um ihn herum geschah.
 

„Aus dem Weg.“ Brüllte John Kitty zu. Diese schüttelte nur den Kopf, immer wieder das Wort Nein vor sich hin murmelnd. Die Augen ehrfürchtig geschlossen, als würde sie beten, auch wenn sie in der Zwischenzeit nicht mehr glaubte, dass es einen Gott gab, denn wieso liess Gott so etwas zu? Wieso?! Kitty war erstaunt, als Gott sie scheinbar doch in einer seltsamen Weise erhörte, als plötzlich eine Gestalt sich vor sie stellte. In dem Moment kam es Kitty vor, als wäre das der sogenannte Ritter in der Weissen Rüstung. Und der Ritter, dessen Stimme ihr so vertraut vorkam nahm ihre Worte in sich auf:
 

„Nein, es ist genug! Lass es, Pyro.“ John stockte. Er wusste genau, dass Rogue sozusagen noch einige Kräfte der X-Men wie beispielsweise die Telekinese verfügbar hatte und dass sie diese wohl auch zum Schutze einsetzen würde. Er blieb stehen und hob abwehrend die Hände, ein Grinsen auf den Lippen. Ein grässliches Bild, denn im Hintergrund war der brennende Baum, und als ‚Musik‘ die Schreie von Kittys Vater.
 

„Hörst du diese Melodie?“ Rogue hatte doch irgendwie Respekt vor ihm, ansonsten hätte sie schon sehr viel früher eingegriffen. Das hatte John doch ziemlich schnell erkannt, weshalb er wusste, dass er es eigentlich überhaupt nicht eilig haben musste. Mit Melodie waren die Schreie gemeint. „Ich liebe das.. Erinnert mich immer etwas an zu Hause..“ Kitty fixierte ihn zwischen Rogues Beine hindurch und John erwiderte den Blick. Für einen kurzen Moment – weniger als eine Sekunde – war eine Veränderung in seinen Augen zu sehen. Darauf folgte eine hastige Armbewegung, mit der er dafür sorgte, dass sich vor ihm eine Feuerwand aufbaute und er so genügend Zeit zum flüchten hatte.
 

Rogue drehte sich zu den beiden anderen um. Sie hatte Kitty zwar nicht leiden können, fühlte sich nun aber irgendwie mitschuldig an dem, was gerade eben passiert war. Und dieses Gefühl war regelrecht erdrückend. Die beiden mussten ins Krankenhaus, so schnell wie möglich. Xavier, Storm und alle anderen konnte sie in der Zwischenzeit auch informieren. Aber es galt, sich zu beeilen. Vor allem bei Lance, der schon eine gewisse Zeit lang bewusstlos war. Kitty war inzwischen in Schweigen versunken, sodass man hätte meinen können, sie wäre ebenfalls nicht bei Bewusstsein, jedoch war sie lediglich tief in Gedanken versunken.
 

~
 

Evan sass auf der Terrasse vor dem Haus seiner Eltern. Er achtete gar nicht darauf, dass es eigentlich eisig kalt draussen war. Den Schnee hatte er einfach vom Tisch und von der Bank gewischt, sodass Platz war für den Joint, den er gerade baute. Was wollten seine Eltern schon dagegen tun? Sein Vater war zwar Polizeipräsident, aber genau das war der Grund, weshalb Evan sich vor der Polizei noch weniger fürchtete, als andere Jungendliche. Wie oft hatte ihn sein Vater schon aus solchen Dingen rausgeholt? Das würde er jedes Mal wieder machen, davon war der Afroamerikaner einfach überzeugt. Und damit hatte er auch recht. Deswegen traute er sich auch, vor dem Haus seiner Eltern frisch fröhlich einen zu bauen. Bis sein Handy klingelte. Evan beeilte sich damit, es aus seiner Jackentasche zu fingern und sein Gesicht erhellte sich ziemlich, als er sah, wer da anrief. Danielle. Endlich reagierte sie auf seine Anrufe. Sie würde sicherlich eine Erklärung dafür haben… „Ja?“ Und was für eine. Eine, über die Evan nicht gerade erfreut sein würde.
 

„Schöne Grüsse von deiner Kleinen…“ War die Begrüssung, die er hörte. Evan erkannte Johns Stimme durch die leichte Verfälschung des Handys ja nicht einmal, das lag aber auch daran, dass er den Feuerteufel eigentlich selbst praktisch noch nie gesehen oder gehört hatte. Aber dass etwas nicht stimmte, das wusste Evan sogleich.
 

„Was?! Wer spricht da?!“ Fauchte er, während er jedoch bereits hastig alles, was auf dem Tisch war in seine Tasche verschwinden liess und ins Haus eilte. Er suchte sein Skateboard – er war auch ziemlich gut im Fahren, wenn die Strassen vereist waren, denn er hatte sein Hobby schon immer bei jeder erdenklichen Jahreszeit ausgeübt. Seine Mutter sah ihm fragend hinterher, als sie ihn so schnell in seinem Zimmer verschwinden sah.
 

„Wie wärs mit.. deinem schlimmsten Albtraum?“ Schnurrte die Stimme am anderen Ende. Evan knurrte bereits drohend. Wer Danis Handy hatte und sich als ‚Schlimmster Albtraum‘ betitelte, der konnte auch mit seiner Freundin nichts Gutes vorhaben, soviel war schonmal sicher.
 

„Was auch immer du mit Dani gemacht hast oder noch machen wirst, sei dir versichert, dass du dafür so büssen wirst! Also wäre es besser für ich, wenn du sie verdammt nochmal...“ Evan schnappte nach Luft, so wütend war er. Wieso hatte er überhaupt nachgefragt, wer das war? Der einzige Psycho auf freiem Fuss, der es auf ihn abgesehen hatte – wieso auch immer – das konnte doch eigentlich nur dieser Allerdyce sein. Der, der Kitty das Leben gerade wahrlich zur Hölle machte.
 

„Hindere mich doch daran!“ Gab John am Anderen Ende zurück, nun auch überzeugt, dass Evan wusste, mit wem er es zu tun hatte.
 

„Das werde ich auch! Glaub mir, ich finde heraus, wo du feiges Arschloch dich versteckst!“ Zischte Evan in den Hörer und hatte inzwischen sein Haus natürlich längst verlassen. Erstaunlich leicht war es gewesen, seine Mutter hatte sein Verschwinden wohl noch nicht einmal bemerkt. Nun stand er auf der Strasse und wusste eigentlich nicht wirklich, in welche Richtung er zuerst laufen sollte. Denn mal ehrlich, er hatte keinen einzigen Anhaltspunkt. Er wusste ja noch nicht einmal genau, wie sein Feind wirklich aussah.
 

„Du wirst erst einmal gar nichts, ausser ich sage es dir. Denn ansonsten geht’s deinem Täubchen hier bei mir nicht mehr so gut, wies ihr jetzt geht..“ Drohte John an und liess dann seinen Worten genügend Zeit, dass sie ihre Wirkung gut entfalten konnten. „Verstehen wir uns?“
 

Evan schnaubte verächtlich, hatte aber kaum eine andere Wahl als einzulenken, denn riskieren, dass Dani etwas zustiess, das wollte er auf keinen Fall. „Ja.“ Knurrte er ziemlich zerknirscht in den Hörer und fügte dann sogleich hinzu: „Aber ich will ihre Stimme hören, sofort!“ Bei diesem Typen musste man auf Nummer sicher gehen. Was wenn er Danielle schon jetzt etwas angetan hatte..?
 

„Hättest du wohl gerne, was?“ John lachte sein dreckiges Lachen und es klang am Telefon noch schrecklicher als es in Realität geklungen hätte. Evan lief es dabei eiskalt den Rücken herunter. Er fröstelte, was nicht einmal an der kühlen Umgebung lag. „Na schön, ich will ja mal nicht so sein.. Schrei für ihn, Dani.“ Ein leises Wimmern war zu hören. John herrschte sie an: „Schrei schon!“ Was auch immer er gerade machte, Danielle schrie auf und dass liess Evans Blut nun gänzlich gefrieren.
 

„Lass es! Ich tue ja alles…!“ Rief Evan aus, um so schnell wie möglich das Leiden seiner Freundin zu beenden. Er war wütend, sehr wütend. Vor allem deswegen, weil dieser John ihn und Danielle hier hineinzog, ohne, dass er sie überhaupt kannte und das nur, weil er für Kitty da gewesen war, als diese es gebraucht hatte.
 

„So gefällt mir das schon besser.“ Meinte John zufrieden und begann dann mit dem, weshalb er eigentlich angerufen hatte: „Ich werde dir gleich sagen, wo du deine Freundin abholen kannst.. Jedoch habe ich eine einzige Bedingung.“
 

Evan glaubte ihm zwar nicht richtig, aber trotzdem meinte er ohne zu zögern: „Und die wäre?“
 

„Ganz einfach, du kommst alleine!“
 

~
 

Kitty schlug die Augen auf. Das war alles nur ein Traum gewesen. Alles nur ein Traum! Doch nur schon die Tatsache, dass sie sich das, kaum aufgewacht, immer schön einredete bewies ihr, dass es eigentlich nur ihr Wunsch war, dass es ein Traum war, es aber natürlich wie immer nicht wirklich einer gewesen war. Ihre Eltern.. Kitty schluckte. Sie konnte es auch jetzt noch kaum glauben, was sie gesehen hatte. Sie schnupperte. Es roch nach Krankenhaus. Wie kam sie in ein Krankenhaus? Warum hatte er sie überhaupt noch am Leben gelassen? Was verfolgte er damit für ein Ziel?
 

Das Atmen schmerzte. Sie war zudem an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Hatte wahrscheinlich Glück gehabt, dass sie nicht eine schlimme Rauchvergiftung erlitten hatte. Wie es wohl Lance ging? Kitty hörte Stimmen unweit von sich. Bekannte Stimmen. Die Tür zu ihrem Krankenzimmer stand offen, ein Arzt schien sich mit jemandem auf dem Flur zu unterhalten. Jetzt eine zweite Stimme und noch eine, empört und wütend. Xavier dazu Storm und Logan, dass dürften wohl die Stimmen sein.
 

Kitty drehte den Kopf. Neben ihr hatte ein kleiner Junge sein Bett. Auf seinem Nachttisch lagen einige Farbstifte und Papier. Mit Mühe richtete Kitty sich auf und achtete dabei darauf, dass sie sich noch nicht von dem Beatmungsgerät löste, sonst würde vielleicht ein Alarm abgehen. Dann packte sie Papier und Stift und krakelte hastig etwas darauf. Dieses Papier platzierte sie auf dem Kissen. Dann sah sie sich um und entdeckte ihre Kleider und den Koffer und alles und auf einem Stuhl drapiert. Eiligst wechselte sie das dämliche Dress das man Patienten überzog gegen ihre eigenen Sachen. Die Waffe hatte sie glücklicherweise in ihre Handtasche geschoben gehabt, sodass man sie nicht entdeckt hatte. Mitsamt der Handtasche löste sie sich von dem Beatmungsgerät und phaste sich durch die erst beste Wand. Es ging kein Alarm ab, aber auch sonst hätte sie keiner aufhalten können, denn sie konnte schliesslich durch alles hindurch laufen, was ihr schon einfach so einen unglaublichen Wettbewerbsvorteil verschaffte.
 

Kitty wusste nicht, wo suchen, aber sie wusste, was sie suchte und das reichte ihr vorerst. Ziellos rannte sie durch die Strassen – es war inzwischen Abend geworden – und brüllte Johns Namen, dass er ein Feigling war und dass er sich zeigen sollte. Es war eine Suche auf gut Glück, aber immerhin tat sie etwas. Er würde es büssen, er würde es bezahlen. Sie würde ihn fertig machen. Weil er es verdiente.
 

Als Storm, Logan und der Professor in Begleitung des Arztes kurze Zeit später den Raum betraten, entdeckten sie mit Schrecken, dass das Krankenbett leer war. Auf dem Kissen fanden sie eine fast unleserliche Notiz:
 

Glaubt ihr mir jetzt?!
 


 

~[*Frohe Weihnachten – End

Pakt mit einem anderen Teufel

Grosses Sorri an Mexx.. hab das Kapi erst bei der falschen FF hochgeladen =/ :S
 


 

Pakt mit einem anderen Teufel
 

Kitty liess ihr Handy unwirsch auf die Theke sinken. Und wieder hatte er nicht abgenommen. Wieder! Wie oft hatte sie in der letzten Stunde versucht anzurufen? Das war ziemlich untypisch für Evan. Ein Grund mehr, sich Sorgen zu machen. Ausserdem war ja eigentlich von ihren Freunden nur noch er übrig. Wunderbar… Kitty seufzte tonlos. Sie hatte die gesamte Nacht damit verbracht, nach John zu suchen – was hiess, planlos durch die Stadt zu rennen ohne irgendwie das Ziel zu kennen. Natürlich hatte sie ihn nicht gefunden. Dazu hätte sie ja einmal in ihrem Leben Glück haben müssen. So war sie also, müde und erschöpft wie sie inzwischen war – immerhin hatten der Rauch und das Feuer ihr doch ziemlich zugesetzt – in eine Bar gesessen, wo sie nun ein Glas nach dem anderen leerte. Kitty war normalerweise niemand, der Alkohol in Übermassen zu sich nahm, aber irgendwie erschien ihr der Grund doch angemessen. Vor allem kam nun eben auch noch hinzu, dass Evan nicht zu erreichen war. Somit hatte sie nun den einzigen, der von Anfang an auf ihrer Seite war verloren. Ihr Glas war leer und auch wenn Kitty den Alkohol nun langsam wirklich spürte, so ging es ihr doch noch nicht besser. Eine Bierflasche wurde bestellt. Sie brauchte frische Luft. Das Bier konnte man gut mit raus nehmen. Sie zahlte und verliess die Bar dann direkt durch die Wand der Toiletten. Es war sowieso kaum mehr jemand da, der sich darüber gewundert hätte und wenn schon, es wäre ihr egal gewesen.
 

Nun stand Kitty in einer dunklen Gasse von New York. Licht gespendet wurde nur von einigen schummrigen Strassenlaternen. Sie torkelte leicht und musste sich ab und an gegen eine Wand anlehnen. Ihr war wirklich zu Mute, denn langsam aber sicher begann sie zu realisieren, dass sie ihre Eltern niemals wieder sehen würde. Niemals. Dass sie nie wieder wirklich nach Hause gehen können würde. Denn ihr Zuhause war zerstört. Verbrannt. Für immer.
 

Die junge Mutantin machte einige Schritte weiter und dabei rutschte ihr die Flasche aus der Hand. Sie landete auf dem Boden und zersplitterte. Die entweichende Flüssigkeit färbte den Schnee auf der Strasse braun. Kitty kam es vor, als sähe sie sich von weit weg, wie sie sich langsam bückte und eine besonders grosse Scherbe vom Boden aufhob. Sie drehte die Scherbe in ihren Händen und es war in diesem Moment, als hielte sie die Lösung des ganzen in den Händen. Wieso nicht einfach einen Schlussstrich ziehen? Von ihren Freunden fühlte sie sich entweder verraten – weil sie ihr wohl erst jetzt glaubten – oder verlassen, weil sie weg waren. Und was die anderen betraf – die Verletzten – für deren Schicksal fühlte sie sich gar verantwortlich, weil John das sowieso nur gemacht hatte, weil die betroffenen Personen ihr selbst so viel wert waren.
 

„Es tut mir so Leid…“ Meinte Kitty und entschuldigte sich somit quasi stellvertretend für all das, was John getan hatte. Wie hatte ihre Mutter früher mal gesagt, als Kittys Grossmutter gestorben war… Du musst nur warten, bis deine Zeit gekommen ist, aber wenn sie dann gekommen ist, dann wirst du sie wieder sehen. Galt das auch dann, wenn man seine Zeit etwas raffte? Kitty hoffte jetzt einfach mal darauf, es würde schon gut gehen. „Bis bald.. Mummy und Daddy..“ Hauchte sie leise, ehe sie mit der Scherbe ausholte und ihrem linken Handgelenk erschreckend nahe kam….
 

What if I wanted to break

Laugh it all off in your face

What would you do?
 

What if I fell to the floor

Couldn't take all this anymore

What would you do, do, do?
 

Come break me down

Marry me, bury me

I am finished with you
 

What if I wanted to fight

Beg for the rest of my life

What would you do?
 

You say you wanted more

What are you waiting for?

I'm not running from you
 

Come break me down

Marry me, bury me

I am finished with you
 

Look in my eyes

You're killing me, killing me

All I wanted was you
 

I tried to be someone else

But nothing seemed to change

I know now, this is who I really am inside
 

Finally found myself

Fighting for a chance

I know now, this is who I really am
 

Come break me down

Marry me, bury me

I am finished with you, you, you
 

Look in my eyes

You're killing me, killing me

All I wanted was you
 

Come, break me down

Break me down

Break me down
 

What if I wanted to break?

What if I, what if I, what if I

Bury me, bury me
 

Sie spürte, wie jemand ihr Handgelenk packte. Kitty schnappte erschrocken nach Luft. Liess die Augen jedoch noch geschlossen und versuchte die Scherbe weiter auf ihr Handgelenk zuzubewegen, doch die Person umschloss ihr Handgelenk so fest, dass sie unter einem Schmerzensschrei die Scherbe fallen liess. Einige Tränen kamen aus ihren geschlossenen Augen und sie meinte: „Lass mich.. Bitte John, lass mich einfach.“ Kitty spürte, wie sie geschüttelt wurde und ihr Kopf wackelte unkontrolliert hin und her, bis sie schliesslich ihre Augen öffnete und den vermeintlichen John erblickte.

Es war Pietro Maximoff.
 

„Du.. hier?!“ Flüsterte sie wie erstarrt, denn mit ihm hätte sie im Leben nie gerechnet. Wie hatte er sie gefunden? Und vor allem, wenn Pietro hier war, dann war John doch wohl auch nicht sonderlich weit weg? Kitty begann vor Furcht zu zittern. Aber irgendwie war sie auch froh, dass er sie so fest hielt, dass sie auf keinen Fall hinfallen konnte. In einem solchen Moment, indem sie sich so einsam fühlte, wie noch nie in ihrem Leben, da war ihr sogar Pietro als Schulter zum Anlehnen recht. Ohne eine Antwort abzuwarten, liess Kitty sich nach vorne Kippen und lehnte so gegen Pietros Brust. Und in diesem Moment brach alles aus ihr heraus, was sich über die wenigen Wochen angestaut hatte. Der ganze Schmerz, das ganze Leiden und die ganze Trauer. Sie weinte hemmungslos. Wahrscheinlich hätte sie nun fast genau das getan, was John gewollt hatte. Dass er sich an ihr nicht einmal selbst die Hände schmutzig machen musste. Aber John hatte eines nicht einkalkuliert.. den unberechenbaren Faktor Pietro Maximoff, der wegen einem gewissen Mädchen nicht mehr genau zu wissen schien, auf wessen Seite er gerade eigentlich genau stand…
 

Eigentlich stand er gerade wieder mehr auf Seiten der Brotherhood. Seinem Vater zu lieber versuchte er die Gefühle für Jubilee so gut es ging zu unterdrücken. Aber dafür konnte er gerne eine Ausnahme machen, denn für den Streit, der zwischen ihm und John existierte gab es keine der beiden Seiten X-Men oder Brotherhood. Es gab nur ihn und John. Genauso wie es für das, was John und Kitty untereinander hatten, keine Seite gab. Auf den ersten Blick zumindest nicht… Nein, das hier war rein und vollkommen aus seinem ganz eigenen Interesse. John würde dafür büssen, dass er Jubilee fast umgebracht hatte. Und wie. Und Pietro wusste auch, wie er es ihm auf einen Schlag heimzahlen konnte und zwar so, dass es John wirklich weh tat. Musste nur noch die Person, die er dazu brauchte davon überzeugen, dass das das Beste war, was sie tun konnte. Aber sie lag gerade ja bereits in seinen Armen nach dem Versuch, sich selbst das Leben zu nehmen. So viel Überzeugungskraft würde er wohl nicht mehr brauchen, denn sie würde sicherlich nach jedem Strohhalm greifen, den er ihr hinhielt. Hinzu kam natürlich der Einfluss des Alkohols.
 

Pietro war John und Rogue gefolgt, natürlich so, dass die beiden es nicht bemerkt hatten. Dann war er Kitty gefolgt und dann hatte es nur noch geheissen, den perfekten Moment abzuwarten und der war jetzt. Pietro hatte getarnt unter einem seiner Hüte in der gleichen Bar gesessen wie Kitty und als sie diese verlassen hatte, da hatte er seine Chance gewittert. Genau richtig, immerhin lag sie nun in seinen Armen. „Is ja gut.. grade kann er dir überhaupt nichts tun.“ Redete er Kitty beruhigend zu, während er ihr sanft übers Haar strich.
 

Kitty hob den Kopf leicht und sah ihn an. Was dachte er nun wohl von ihr? Sie musste verdammt armselig wirken. Aber gerade hatte Kitty wirklich nichts gegen ihre Armseligkeit, sie hätte sowieso nicht dagegen tun können. Pietro hielt sie wirklich so fest, dass sie nicht einknicken konnte. So gesehen trug er sich eigentlich schon halb. „Er sollte dafür büssen.. nicht?“ Kitty sah ihn ernst an und Pietro war sich nicht wirklich sicher, ob es klug war, jetzt schon damit zu kommen. Doch er entspannte sich gleich wieder, als Kitty langsam und noch etwas zögerlich nickte.
 

Pietro fuhr ihr erneut durchs Haar und spielte dabei etwas mit der Strähne zwischen seinen Fingern. „Er hätte es verdient.. nicht?“ Wieder wurde auf ein zustimmendes Nicken gewartet, welches zögerlich nach kurzer Zeit erfolgte. Pietro beugte seinen Kopf langsam zu ihr nach unten. Kitty wich jedoch nicht zurück. Sie schien noch nicht einmal zu ahnen, worauf er hinaus wollte. Es war jedoch auch nicht gerade sonderlich naheliegend.
 

„Was wäre.. wenn ich da eine ganz gute Idee hätte?“ Fügte der Weisshaarige immer leiser werdend hinzu, denn jetzt war er ihr nahe genug, dass sie auch verstand, was er sagte, wenn er flüsterte. Währenddessen zog er sie noch enger zu sich. Es brauchte zwar auch für ihn ziemliche Überwindung, aber es musste nun einfach einmal sein. Auch wenn er sich dabei schmutzig vorkam. Kitty sah ihn fragend an. Pietro fuhr mit der einen Hand, mit der er sie nicht fest hielt hinter ihren Nacken und zog sie so noch näher zu sich. So nahe, dass er schliesslich seinen Mund auf ihren drücken konnte. Kitty erwiderte selbstverständlich nicht, sie sah ihn eher entsetzt über diese Tat an und entfernte sich so weit wie möglich. In diesem Fall gerade mal wenige Zentimeter.
 

„Pietro.. was.. was soll das?!“ Brachte sie mit brüchiger Stimme hervor und die Verwunderung war ihr deutlich anzusehen. „Was ist mit..?“ Sie sprach nicht weiter, denn das erinnerte sie daran, dass Jubilee ihretwegen ebenfalls fast umgekommen wäre. Und gerade eben hatte sie doch Jubilees ‚Freund‘ – oder was auch immer er war – geküsst. Eine Person, die Kitty doch eigentlich verabscheute.
 

„Vergiss sie.. sie braucht es nie zu erfahren.“ Wenn Kitty doch nur wüsste, dass ihm das selbst auch nicht so leicht fiel. Er schaffte es eigentlich nur, weil er es verdrängte und sich einredete, dass Jubilee definitiv niemals etwas davon erfahren würde. Und, dass es dazu diente, sich an John zu rächen. Jubilee zu rächen. Das erschien ihm als Motiv doch irgendwie ehrenhaft, und war Balsam für das schlechte Gewissen, welches ihn sonst langsam umgebracht hätte. Pietro küsste Kitty erneut und war zufrieden darüber, dass diese beim zweiten Mal schon weniger Widerstand leistete.
 

„Aber.. was..“ Pietro drehte sich mit Kitty, bevor diese zu Ende hatte reden können, sodass er sie zwischen sich und der Wand einklemmen konnte und so beide Hände frei hatte. Kitty keuchte auf und legte immer noch beide Hände gegen seine Brust, um zumindest etwas Distanz zwischen sie zu bringen. Pietro fuhr mit der einen Hand an ihre Taille, mit der anderen fuhr er von ihrem Nacken über ihren Hals zu ihrer Wange. Dann überdeckte er ihre Lippen mit seinem Daumen, sodass sie sich gar nicht mehr wirklich etwas zu sagen traute
 

„John kannst du körperlich nicht verletzen… und auch emotional wird’s schwer. Aber..“ Pietro fuhr über ihre Lippen. „Seinen Stolz, sein Ego. Das kannst du angreifen..“ Er grinste, wie jemand, der sich seiner Sache ziemlich sicher war. Kitty griff langsam nach seinem Handgelenk, als wolle sie ihn ernsthaft davon abhalten, ihr über die Lippen zu fahren. Doch sie zog seinen Arm nicht weg. Sie machte gar nichts. Wirkte wie Wachs in Pietro Händen. Etwas, dass dessen Grinsen nur noch breiter und zufriedener werden liess.
 

„Und wie?“ Fragte Kitty und spürte, wie Pietro sich noch näher an sie drängte. Der Alkohol vernebelte ihren Verstand schon genug, als dass sie wirklich einmal darüber nachgedacht hätte, was sie hier eigentlich tat. Aber wahrscheinlich hätte er auch ohne Alkohol in ihrer jetzigen Verfassung leichtes Spiel mit ihr gehabt. Der Alkohol war nur ein erleichternder Faktor.
 

Pietro lachte leise auf und suchte mit seinem Daumen schon fast Einlass in ihre Mundhöhle. Er lehnte sich vor und küsste ihren Hals. Langsam zur Seite hoch zu ihrem Ohr. Kittys Atem ging schneller, auch ihr Herz schlug schnell. Sie war sich noch immer nicht sicher, was Pietro wollte, aber irgendwie hatte sie da eine Vorahnung und diese machte sie nervös. Vor allem auch, weil Kitty nicht wusste, ob ihr diese Ahnung gefallen sollte, oder ob sie sich eher davor fürchten sollte. „Schlafe mit mir!“ Hauchte Pietro ihr das ins Ohr, was sie eigentlich schon von ihm erwartet hatte. Aber doch traf es sie wie der Blitz, als er es nun direkt an sie gewandt sagte. Sie wurde steif wie ein Brett und wieder war es gut, dass sie zwischen Pietro und der Wand eingeklemmt war, ansonsten wäre sie wohl umgeflogen.
 

Pietro schien ebenfalls den Atem anzuhalten und darauf zu warten, was sie zu dieser Idee sagte. Das würde John wohl wirklich treffen. Kitty fiel Evan ein. Pietros einstiger bester Freund dem er das gleiche angetan hatte und Evan selbst hatte gesagt, dass es das schlimmste gewesen war, was man ihm hätte antun können. Aber Pietro vergass dabei, dass er, wenn Jubilee das jemals herausfinden würde, ihr das gleiche damit antat wie Kitty John. Konnte er das wirklich verantworten?
 

Eigentlich hätte Kitty, wenn sie darüber ernsthaft nachgedacht hätte, die Idee eindeutig verworfen. Allerdings war sie doch recht angetrunken und in einer Verfassung, in der ihr wirklich jeder Strohhalm recht war oder besser: Jede Möglichkeit um John zu verletzten kam ihr eigentlich gerade recht. Kitty lehnte sich leicht vor. Aber erstaunlicherweise war plötzlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Sie gluckste leise vor sich hin: „Das hast du schonmal gemacht…“ Erschreckenderweise war das gerade das einzige, was sie davon abhielt einfach ja zu sagen.
 

„Und.. hats ihm weh getan?“ Pietro wusste, dass er sie jetzt hatte. Mit dieser Aussage hatte sie sich sozusagen selbst zur leichten Beute gemacht. Denn Evan hatte ihr anscheinend von der Sache von damals erzählt, er würde sicherlich nichts beschönigt haben. Auch nicht das, was er dabei gefühlt hatte. Somit hatte der Afroamerikaner beste Vorarbeit für ihn geleistet.
 

Kitty sah ihn kurze Zeit einfach nur an. Das war genau diese Zeit, in der sie realisierte, dass er recht hatte. Dass es verdammt weh tun musste. Sie lachte bitter auf. Schloss dann die Augen. Das war die Zeit, die sie noch brauchte, um sich zu überwinden. Dann gab sie ihm zögerlich einen Kuss. Dann lehnte sie ihre Stirn gegen seine und hauchte leise: „Ja.“ Dabei schauderte es sie und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter.
 

Pietro wusste, dass er gewonnen hatte. Es war sogar noch leichter gewesen, als er erwartet hatte. Langsam liess er seine Hände zu ihrem Hintern wandern. Mit der einen Strich er dabei lasziv über ihren Rücken. Währenddessen wartete er auch nicht mehr weiter auf Zustimmung ihrerseits, sondern holte sich schlichtweg einfach das, was er wollte und was sie – dank seiner Einwirkung – jetzt auch wollte. Er begann, sie stürmisch zu küssen. Der Alkohol half wirklich sehr, die Gedanken an Jubes und Evan zu verdrängen, sodass sie sich ganz Johns Gesichts vorstellen konnte in dem Moment, in dem er davon erfuhr. Pietro hatte recht. Selbst wenn John nie etwas für sie empfunden hatte. Allein die Tatsache, dass er sie niemals gehabt hatte, würde seinem Ego zusetzen. Das hatte sie ja ebenfalls auch schon einmal erprobt, als sie ihm erzählt hatte, dass sie es mit Lance getrieben hatte. Pietro hatte das deutlicher zu sehen bekommen, als Kitty selbst.
 

Pietro hob sie hoch. Kitty schlang passend dazu die Beine um seine Lenden. Der Weisshaarige hauchte atemlos: „Ich werde mal dafür sorgen, dass wir an einem bequemeren Ort sind.“ Dazu musste er ja noch nicht einmal grossartig aufhören, sie zu küssen. Im Gegenteil, er konnte sogar gleich damit beginnen, sie langsam auszuziehen, während er rannte. Schon praktisch solche Fähigkeiten. Und durch Kittys Fähigkeiten bekamen sie auch sogleich ein Zimmer im nächstbesten Motel. Blieb nur zu hoffen, dass dieses nicht gleich neu vergeben oder geputzt wurde, denn da sie sich hinein gephast hatten, wusste vielleicht nicht jeder, dass besetzt war… Um eine unerwünschte Störung zu vermeiden, hängte Pietro an die Zimmertüre das ‚Bitte nicht stören!‘ Schild. Dann schloss er die Türe hinter sich ab und drehte sich dem Bett zu.
 

Da lag sie. Eigentlich ja ein ganz süsses Mädchen. Er hatte zwar nie verstanden, was genau John so faszinierend an ihr fand, aber er musste zugeben, dass sie gerade – so halb ausgezogen – doch ziemlich zum anbeissen aussah. Vor allem der Blick, den sie ihm zuwarf… Gut, der kam wahrscheinlich von dem vielen Alkohol, aber was machte das schon? Es war trotzdem so ein typischer Schlafzimmerblick der sagte: Komm her und gibs mir! Sie lag halb da halb konnte man es jedoch auch noch sitzen nennen, so wie sie sich mit den Ellbogen aufstütze. Ihre anfängliche Unsicherheit war ziemlich schnell gewichen. Wenn genügend Alkohol im Spiel waren, dann wurden auch Frauen schneller willig, vor allem, wenn man sie mit dem Vorspiel erst heiss machte. Sie räkelte sich ja praktisch schon vor ihm. In dem eigentlich unscheinbaren Mädchen steckte wohl doch mehr, als man dachte.
 

Während er sich seines Oberteiles entledigte besorgte Pietro sich auch gleich den ‚Platz in der ersten Reihe‘ – wenn sie es ihm schon so bereitwillig anbot. Der Speedster war doch schon eher erfahren in solchen Dingen und zögerte deswegen nicht, ihre Beine auseinander zu drängen, um sich selbst Platz zu schaffen. Und auch nicht, ihr dabei ihr Oberteil abzustreifen und sich an ihrer Hose zu schaffen zu machen. Ab einem gewissen Punkt kam von ihr praktisch nur noch passives, was ihn bei ihrem vorherigen Verhalten doch erstaunte, fast schon enttäuschte.. Vielleicht machte sie ja doch einen Rückzieher?
 

Pietro drosselte sein Tempo also etwas und suchte den Augenkontakt zu Kitty. Seine wässrig blauen Augen sahen sie fragend an. Kitty merkte, dass er inne gehalten hatte und sie schien sich plötzlich fast schon schuldig zu fühlen und strich deswegen beschwichtigend über seine Brust. Pietro hielt immer noch inne. Nur sein und ihr Keuchen war zu hören. „Du weisst..“ Begann sie langsam und klang irgendwie beschämt. „Dass ich das noch nie gemacht habe?“ Wenn sie das so sagte, dann klang es so verdammt niedlich.
 

Pietro starrte sie ungläubig an. „Aber.. Lance? Ich dachte… John hat mal was davon gefaselt.“ Hoppla. Das konnte seinen Plan vielleicht doch noch irgendwie gefährden. Vielleicht traute sie sich im letzten Moment doch nicht… Das wäre dann doch zu schade. Pietro wollte von ihr weg krabbeln, da er eigentlich schon damit rechnete, dass sie gleich sagen würde, dass sie das nicht könne.
 

Kitty merkte das. Doch sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Johns Gesicht zu sehen, wenn er davon erfuhr. Deswegen klammerte sie sich erneut mit ihren Beinen an ihm fest, sodass er gar nicht ohne sie hätte aufstehen können. Pietro liess sich entspannt wieder über sie sinken. „Gelogen?“ Sie lachte leise auf. Wohl eher über sein Gesicht, als über die Situation. „Ich wollte nur sehen, wie er reagiert.“ Pietro grinste ihr zu. Sie gab ihm einen weiteren Kuss und meinte dann bestimmt: „Das kann er übrigens auch erfahren, wenn er das hier erfährt!“
 

Die definitive Entscheidung war gefallen… Sie tat das, was sie sich niemals hätte träumen lassen, dass sie es jemals tun würde. Eigentlich hätte sie sich bis vor kurzem ja nicht einmal träumen lassen, dass sie Pietro Maximoff jemals küssen würde. Aber irgendwie gefiel ihr diese Art Rache zu nehmen und wenn es sich ansonsten nicht lohnte, weiterzuleben, dann konnte sie zumindest mit der Gewissheit sterben, sein Ego doch zumindest ein kleines bisschen angekratzt zu haben. Ja, sie tat tatsächlich das, was sie mit John nicht einmal getan hatte, als sie ihn geliebt hatte – eigentlich hatte sie es ja vor gehabt, aber das war jetzt nicht so wichtig..!

Sie schlief wirklich mit Quicksilver.
 

Und ja, guter Sex mit dem Freund der besten Freundin war durchaus auch möglich ohne Gefühle, man brauchte nur den passenden Gespielen dazu und die richtige Stimmung. In diesem Falle eine mörderische.
 

Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt....

...Aber er hat angefangen!
 

~
 

„Wir müssen sie finden!“ Rief Rogue verzweifelt aus. Schuldgefühle konnten ja so erdrückend sein. Das spürte die junge Mutantin gerade wirklich schmerzlich. Man war inzwischen ins Institut zurückgekehrt. Lance war im Krankenhaus gelassen worden. Die Brandnarben würden wohl niemals wieder verschwinden, und er hatte eine schwere Rauchvergiftung, aber es hatte geheissen, dass er durchkommen würde. Immerhin etwas. Aber Rogue konnte erahnen, wie es Kitty gerade ging und ihre selbstgefällige Nachricht auf dem Kissen hatte sie alle wach gerüttelt.
 

„Tun Sie doch etwas!“ Herrschte Rogue deswegen den Professor an. Etwas, dass sie sonst wohl auch niemals getan hätte. Über ihr seltsames Verhalten zog Logan nur die Augenbraue hoch. Etwas, das machte ihn ja schon seit einer gewissen Zeit stutzig. Wie kam es eigentlich, dass Rogue plötzlich wieder aufgetaucht war? Besser gesagt, dass sie es sogar gewesen war, die Kitty und Lance ins Krankenhaus gebracht hatte… Und nun schien sie aussergewöhnlich besorgt um ein Mädchen, dem sie normalerweise eigentlich doch nicht wirklich viel nettes an den Hals wünschte.
 

„Rogue..“ Logan steckte sich lässig eine Zigarre an und fixierte sie dann mit seinen dunklen braunen Augen warnend. „Woher kamst du eigentlich plötzlich?“ Der Tonfall war warnend, eigentlich sprach Logan nie so mit Rogue, er behütete sie vielmehr, aber gerade sah er einfach, dass etwas nicht ganz stimmen konnte.
 

Rogue fuhr vom Professor zu ihm herum. Xavier nickte zustimmend und meinte: „Meine Rede, Logan.. Mir ging soeben ähnliches durch den Kopf.“ Rogue biss sich auf die Lippen. Sie wollte es nicht zugeben. Sie durfte es nicht zugeben, was würden die anderen denn dann von ihr denken. Dass sie ein rachsüchtiges Monster war, das über Leichen ging? Nein, das durfte nicht sein.
 

„Ich.. das ist doch jetzt nicht so wichtig?!“ Fauchte sie aggressiv und sah zwischen Logan und dem Professor hin und her. „Wir müssen sie finden, das ist jetzt wichtig. Ich würde mir an ihrer Stelle jetzt nämlich alles mögliche antun wollen..“ Eines musste man Rogue ja lassen, sie hatte schon etwas Ahnung davon, wie Menschen so tickten. Bei Kitty zumindest traf sie gänzlich ins Schwarze.
 

Logan machte keine Anstalten sich zu bewegen und hatte sie weiter fixiert. So standen sie kurze Zeit, bis der Professor zustimmend meinte: „Rogue hat recht.“ Logan fixierte sie immer noch. Langsam bekam Rogue ein richtiggehend mulmiges Gefühl. Wieder trat so eine unangenehme Pause ein, ehe Logan klein bei gab:
 

„Aber wie sollen wir sie finden?“ Er sah Xavier fragend an und sprach dann aus, was sie alle dachten, dass sie nämlich eigentlich absolut hilflos waren. New York war eine grosse Stadt… „Sie könnte überall sein!“ In diesem Moment öffnete sich die Tür. Storm betrat den Raum.
 

„Ich hab bei Evan Zuhause angerufen. Meine Schwester hat erst jetzt bemerkt, dass Evan ebenfalls verschwunden ist…“ Man konnte sehen, dass Storm den Tränen nahe war. Logan legte den Arm um sie, um ihr so zumindest etwas Halt zu geben. „Da ist sie also auch nicht.“ Ein leises Schluchzen.
 

Rogue sah den Professor an. Irgendwie wusste sie, dass sie in diesem Moment schuldbewusst aussah. Und dass er ahnen konnte, was sie getan hatte und wo sie gewesen war. Sie sah es in seinen Augen. Und das verstärkte die Schuld noch. Sie schluckte. Xavier faltete die Hände und dachte nach: „Ich denke, ich werde versuchen Cerebro doch zu nutzen. Vielleicht kann ich die Verbindung lange genug aufrecht erhalten, um eine Spur von ihr zu finden.“ Stellte er schliesslich fest.
 

Rogue sah ihn erleichtert an. Es gab also vielleicht doch noch Hoffnung Kitty zu finden. Storm sah ihn hingegen erschrocken an und schüttelte den Kopf bestimmt. Logan tat keine Regung. „Ja, das halte ich für eine gute Idee!“ Kam Rogue Storm zuvor, die wohl gerade das Gegenteil hatte sagen wollen. Die junge Mutantin drehte der Wettergöttin den Kopf zu und setzte einen warnenden Blick auf, während sie meinte: „Immerhin haben wir dann versucht etwas zu tun!“ Das überzeugte auch Storm. Aber ihre Stirn blieb kraus von Sorgenfalten. Aber Rogue hatte Recht, jede Möglichkeit musste ausgeweitet werden. Storms Lippen blieben geschlossen.
 

Der Professor nickte langsam. Aber er sah dabei so aus, als würde er bereits wissen, dass er sich damit in Lebensgefahr brachte. „Holt Jean, sie soll mir dabei helfen!“ Bestimmte er, während er sich mit seinem Rollstuhl in die Richtung des Lifts, der nach unten zu den Subs führte, aufmachte.
 

Die gesamten X-Men waren anwesend. Zumindest die, die noch kommen konnten. Storm, Logan, Rogue, Scott, Jean und so weiter. Sie alle warteten vor der Tür Cerebros auf den Professor. Schliesslich erschien Xavier endlich. „Ich komme mit rein. Ich.. ich kann ausgleichen, falls etwas nicht stimmt.“ Schlug die schöne Rothaarige vor, als der Professor in die Maschine hinein rollte.
 

Xavier hob lediglich die Hand zum Zeichen, dass sie stehenbleiben sollte. Er schüttelte leicht den Kopf, ehe er meinte: „Jean, Liebes, das ist einfach zu gefährlich. Wenn es doch schon für mich eine Gefahr ist, Cerebro zu benutzten, dann soll auch ich der einzige Leidtragende sein, falls etwas schief geht.“ Er drehte sich zu seinen Schülern und früheren Schülern um und setzte ein Lächeln auf: „Es wird schon alles gut gehen.“
 

Die Türen schlossen sich hinter ihm. Die Wartenden hielten den Atem an. Was hatte Mystique wohl an dem Gerät gedreht? Es war verdammt clever, denn bis anhin war nicht einmal Forge in der Lage gewesen, es zu reparieren. Es schien fast so, als hätte Mystique Hilfe von jemandem mit übermenschlicher technischer Begabung gefunden.
 

Hatte die Brotherhood etwa einen Technophaten auf ihrer Seite?
 

~[*Pakt mit einem anderen Teufel – End



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  Kokoro-
2013-06-29T14:34:20+00:00 29.06.2013 16:34
Ein toller Anfang ♥
Also total stimmungsvoll und auch voll nachvollziehbar. So viel sie durchmachen musste, wundert mich das nicht! Sehr schön auch mit den Lyrics... So passend! Wirklich wunderbar gemacht!

Und dann gehts los.. Ich fass es nicht. Kitty und Pietro. DAS hätt ich mir im Traum nicht ausdenken können! O.O
Als sie losgelegt haben, dachte ich, sie tun es jetzt da in der Gasse :D Das wär was. Und dann die Vorstellung, dass er sie beim Rennen auszieht - da musste ich schon lachen! Einfach dieses Bild :D

Rogue hat Schulgefühle - d a n k e s c h ö n ! Das ist jawohl das MINDESTE!

AAAAAAAAAAH! Es kann jetzt nicht aufhören! Bitte Bitte Bitte Bitte schreib weiter >< Das kannst du mir nicht an tun! Sonst lass ich mich gleich mit den Charas irgendwo einweisen! Ich MUSS wissen wie es weiter geht!
ICH MUSS! ICH MUSS! ICH MUSS ES WISSEN!!! AAAAAAAARGHH!!!

Ein wunderbares FF - und wieder für mich! :)
DAAAAAAANKEEEEE ><
Bitte schreib weiter!!!!
Antwort von:  kittyleinchen
02.07.2013 21:38
ja ne. damit hättest du wohl niemals gerechnet :P

ich weiss eig noch ungefähr wie ich es enden lassen wollte... und ich würds dir auch gerne weiterschreiben, aber dazu müsste ich erst die ganze ff selbst nochmal lesen um all die versteckten hinweise die ich eingebaut hab auf den weiteren verlauf der Story zu erinnern XD
mal sehen, ob ich mich dazu aufraffen kann..
das ende hier ist allerdings eher weniger spektakulär.. es zeichnet sich eig bereits ab..
Antwort von:  Kokoro-
03.07.2013 10:16
hörst du wohl auf zu spoilern? :D

ob das spektakulär ist oder nicht, entscheide immer noch ich! deinem urteilsvermögel was deine ffs angeht, traue ich zur zeit nicht soo.... :P

ich musste mein ff auch komplett lesen :D aber das war wahrscheinlich eh auch etwas weniger arbeit als bei dir.. du schreibst ja mehr und so..
Von:  Kokoro-
2013-06-29T13:46:07+00:00 29.06.2013 15:46
Krassr Anfang... O.O Aber etwas unlogisch... Sie setzt ihre Kräfte irgendwie zu wenig ein. Sie könnte ja einfach in den Phase-Modus und da locker durchs Haus spazieren. Aber vllt denkt man da auch als Mutant nicht so dran wenn man unter Schock steht... Auch nachvollziehbar... Vorallem wenn da sowas abgeht. Mir fehlen echt die Worte.

Das ist irgendwie keine Kyro story. Das ist, wir fangen an John zu hassen Story und alle kommen nachher in die Anstalt. Was die da durchmachen müssen ist ja verrückt... O___O Ich komm voll nicht klar grad...
Was ich aber so gar nicht verstehe...ROGUE?? Was steht die alte nur rum und macht nichts? Angst vor Pyro? Ist die doof.. Die hat doch Pietros Kraft noch, ab nach vorn, einmal an die Wange gepackt und alles is gut... Oder, dass sie überhaupt alles zugelassen hat?! Persönlichkeitsänderung 180° oder was?? Doofe kuh..

Ich glaube ich an Kittys Stelle wäre auch durchgedreht und würde ihn umbringen wollen.. Wie sie sich wieder verlieben wollen ist mir n Rätzel..Nix mit Kyro in dieser FF wie es aussieht. Aber wer weiß, wer weiß...

Krasse Story! Du bist genial! ♥
Antwort von:  kittyleinchen
02.07.2013 21:35
ich sagte doch.. es wird krass XD
und es tut mir leid.. wie sie sich wieder lieben sollen, das war mir da glaubich selbst noch ein rätsel hahah

aber solange du mich immer noch genial findes... :P
Antwort von:  Kokoro-
03.07.2013 10:10
xDD

Ich werd dich immer genial finden, baby ;) :D
Von:  Kokoro-
2013-06-29T10:43:00+00:00 29.06.2013 12:43
KEINE MACHT DEN DROGEN! Richtig so Kitty! Her mit der Fluppe und drauf treten! Meine Lieblingsstelle! :D ♥

Awww, Bettkätzchen! Das ist ja so süß :D Das würd ich gern klauen! Wenn ich mir vorstelle wir John sie so bezeichten! Dann wird das Fauchen aber lauter! Putzig ><
Ach Kitty.. natürlich liebst du John.. nur eben Pyro nicht. Soo komliziert! Würde sie doch nur Jay begegnen, der ihr alles erklären würde... oder Pietro sagst Jubes und sie sagt es Kitty.. AAH>< Ich will dass es endlich funktioniert mit den beiden!
Sie tut mir so leid... Wie verzweifelt sie ist -.- Ich würde auch verrückt werden, wenn der Types den ich eben eigentlich liebe, dann sowas tut. Da fahren die Gefühle mehr als Achterbahn... Die Arme -.-
Ich finde sie mit Evan so süß wie immer! Ich finde er ist ihr ein viel besserer Freund als sonst wer, auch Jubes, auch wenn es ihr lied tut!

Bitte tu auch mir Rogue und John nicht an! NEEEEEIIIIIN!


Von:  Kokoro-
2013-06-29T08:46:46+00:00 29.06.2013 10:46
Kurz vorab: 8888 Wörter in diesem Kappi? Absicht oder cooler Zufall? :D

Awwr, das Kappi fing ja richtig gut an >.<
Rogue wird echt immer blöder und blöder, da hofft man, dass sie fast die ganze Brotherhood allein ausschaltet und was macht sie. Verräterin auf höhstem Niveau... Aber man weiß ja nicht, vllt ist es nur ein Plan um an Infos ranzukommen. Eigentlich ist sie doch ne gute... Eigentlich...

Sooo süß Pio und Jubi >< So romantisch! Die beiden sind so toll zusammen! Dass er sie rettet und dann gesteht sie ihm endlich ihre Liebe! Ich wünschte er hätte es auch gesagt, aber das wäre schon untypisch gewesen. Deswegen eig gut, dass er es nicht gemacht hat :)
Ich hab allerdings nicht ganz gecheckt wie er sie gerettet hat... ô.O Ich denk mal, im Highspeed abgefangen und so schnell übers Wasser gerannt, dass er nicht untergehen konnte..?

Pyro übertreibts echt... Voll krass. Soll sich ma n bisschen beruhigen der Gute... Auch wenn ich jetzt na klar weiß wieso weshalb warum... Aber trotzdem krass...

Callisto soll wohl jetzt zeigen wo Pyro sich rumtreibt und dann stürmen die X-Men die Bruderschaft oder so? :D Bin gespannt ♥

Super geschrieben, wie immer :)
Antwort von:  kittyleinchen
02.07.2013 21:40
cooler zufall ;)

rogue ist allgemein scheisse XD :D:D

jep genauso hat er sie gerettet ^^
Von:  Kokoro-
2013-06-28T18:30:49+00:00 28.06.2013 20:30
Hallu :)

Aaah, auch wenn es gar nicht so gemeint war, aber als Evan angefangen hat von Pietro zu erzählen, klang das zum Teil echt so als wär er in ihn verknallt gewesen :D Aber auch nur für mich, weil mir so n Müll immer denke!
Immer benutzt du dieses f-Wort... >.< Orrgh! Ich hasse es! Es passt auf jeden Fall zu denen Situationen...klar wenn er mit der Freundin seines Freundes zu gange ist, kann Evan es nicht anders sehen und ich würde an seiner Stelle auch nicht sagen: Die haben Liebe gemacht! :D, aber oorgh, ich hasse das Wort einfach! Kannst du aber nichts zu :D
Ich liiiiiebe Evan! Ich find ihn in dem FF viel viel besser noch als bei Evo! Sooo süß und klug! Nicht jeder von den lieben Mutanten schafft es mal in sich zu gehen und zu sagen ich änder mich jetzt! *zu Pyro schiel* Deswegen echt voll toll geschrieben auch - ohne deine Schreibkünste könnte ich ihn wohl kaum so toll finden ;)

Rogue ist ja echt besonders doof bei dir :D Nee, also echt voll die blöde Kuh. Da sterben Menschen (auch wenns nur Duncun war, von dem sie wusste) und Madame möchte aber Kitty eins auswischen weil sie eifersüchtig ist. Aber wieder ne coole Szene mit Gambit! Ich hätt ihn an ihrer Stelle auch kein zweites mal geküsst und er rückt mit der Sprache aus nur weils n hübsches Mädchen ist - Franzosen, tz tz...

Pio und Wany, ach wie goldig ist das denn! >< Dass sie sagt, da spricht der Erzeuger aus dir, anstatt Vater, find ich richtig gut! Gut gelöst, dadurch ist so... unpersönliche Verwandschaft :D
JAY???JAY????? O______O OH MEIN GOTT! Wie aufregend!
Irgendwo, tief in meinem Inneren wusste ich es ja! Dass er nicht tot ist! Vielleicht ist er ja der Schlüssel zu John... oder aber er macht alles noch schlimmer! - bei dir weiß man ja nie ;) Auf jeden Fall Spannung pur!
Das mit Mags habe ich ja gar nicht gewusst! Max Eisenhardt °o° Nachhilfeunterricht in Sachen X-Men comics... Cool Sache! Auch die Verbindung zwischen ihn und Pyro nun! Oh man man man...

Pyro ist das Feuer! Das ist soooooooo unverschämt genial! Echt der Hammer! Ich verbeuge mich vor dir Meister!!!! Das ist echt genial!
Auch einfach cool, dass man so darüber aufgeklärt wurde, obwohl John in diesem Kapitel gar nicht vorgekommen ist! Voll gut!

Freu mich auf mehr ♥
Riesenkommi Ende!
Antwort von:  kittyleinchen
02.07.2013 21:44
hahahaha jetzt wo dus sagst. jep das tut es !!!!!
wer weiss.. wer weiisss :P ne du weisst ich mag das verschwulen von charas gaaaar nicht - wobei bei pio ja definitiv manchmal schwule Tendenzen zu erkennen sind. bei ev aber def nicht ^^

ficken.! hahaha ich benutze es erstens, weil ev eh etwas slang mässig redet und weil ers abschätzig meint.
kitty würde es nie benutzen ^^
ausser vllt in Headhunter ;)

rogue ist ne bitch. kann man nicht oft genug betonen XD

jep. jay. endlich ;) (wobei ich es im nachhinein dumm von mir finde, ihn erfunden zu haben. aber Aura finde ich selbst auch ne dumme Erfindung.. von daher XD)

Antwort von:  Kokoro-
03.07.2013 10:09
Stimmt :D
Wär vllt auch ne Idee, dass Kitty Pio als Rivalen hat und nicht irgendwelche Mädels :D Das wär lustig!

Komm hier, im Nachhinein...! Ich find die beide cool, mecker hier nicht andauernd über dich :D
Von:  Kokoro-
2013-06-26T16:44:44+00:00 26.06.2013 18:44
Puuuuuh! Hättest du Kurt sterben lassen hätt ich geheult! Gut, dass er lebt, da fällt mir ein Stein vom Herzen!

Johns gedanken: Wer ist Wanda? Was denk ich direkt: Heey, Cosmo Cosmo und Wanda :D Auch wenn ich weiß wer sie ist. Dooofe Koko. Naja :D

Den Streit zwischen Pietro und John fand ich cool! Da war ich sogar auf Pietros Seite - endlich geigt Pyro einer mal die Meinung! An manchen Stellen dachte ich zwar: Kollege, hättest du ihn nicht erpresst und zu deinem Daddy geschleppt, wär für ihn einiges besser gelaufen. Aber trotzdem gut!

Bwahaha :D Alter, was geht mit Jubes ab? Also SMS ok, klar, dass man auf solche gedanken kommt. Aber dann nicht erst Kitty fragen, neee direkt beim prof petzen gehen und dann auch noch komplizen ausdenken :D genaaau jubes, die ganze welt will kurt an den kragen :D

aber lance mag ich sehr in diesem kappi, bin gespannt ob das anhält. also ich mag ihn an sich eh, bei evo, aber er ist eben auch immer in deinen ffs der rivale von john und da ja klar ist hinter wem ich stehe, kommt lance einfach zu kurz.
jetzt, wo johnny so n knall hat, find ichs aber schön, dass kitty jemanden an ihrer seite hat :)

Booah! Wie toll war die Szene zwischen Rogue und Gambit?! Uuuh! Sehr sehr geil, mehr kann ich nicht sagen! Wirklich richtig gut - zuerst der Kampf, dann der Kuss..Wuuuh ><

Ja..wie bringt Kitty John wohl dazu an sie zu denken. Pff, Telepartie - LIEBE! Das ist die Antwort!
Aber was geht da zwischen Emma und Kitty ô.O UUH! Spannung pur! Ich hoffe ich hab da nix überlesen und es ist die erste Anspielung in dem FF... Sonst muss ich mich wieder treten.

:*

Von:  Kokoro-
2013-06-25T16:53:59+00:00 25.06.2013 18:53
Hilfe... Ach du... Oh mein... Ich bin sprachlos.
Wie willst du denn Kommis für das FF kriegen wenn du den Leuten sowas zu lesen gibst und sie sprachlos machst O_O
Also die letzte Szene...Ich sag da mal nur was zum Schreibstil und nicht zum Inhalt, denn wegen dem bin ich grad sowas von baff... naja, und ich bin baff wegen deinem schreibstil :D Es ist wirklich toll! Man hat schon die Angst und Spannung, als da dieses Wimmern kommt. Und dann nach und nach wird beschrieben wer das ist und glaubt es einfach nicht, bis du endgüldig mit dem Namen rausrückst. Richtig richtig gut gemacht!

Bin gespannt was da mit Aura und auch insgesamt für ein Plan in der Bruderschaft herrscht. Und die Emma (auch wenn sie eig voll cool finde), soll mir mal den John in Ruhe lassen! Auch wenn ich wegen Kurt grad nicht so gut auf ihn zu sprechen bin ° 3°
Ich hätts ja auch cooler gefunden wenn Pyro Gambit so zugerichtet hätte (auch wenn ich Gambit eig auch mag :D), aber vllt kommt das ja noch ;)

<3
Von:  Kokoro-
2013-06-23T18:07:13+00:00 23.06.2013 20:07
Oooh, so ein langes Kappi... Dann gebe ich dir hier auch mal wieder was zu lesen *Finger knacken lass*
Also die Rückblicke fand ich toll! Aber bei dem Filabend war es übertrieben krass! So ein gemeiner Johnny, zerstört da die ganze Clique! Ich konnte die unangenehme Atmosphere richtig spüren, als ich das gelesen habe! Ich an Kittys Stelle hätte mich wahrscheinlich ganz langsam und unauffällig durch die Couch in den Erdboden gephased :D So ein Doofmann!
Und die letzte ja zuckersüß! John mit 15...awww, ich schmelze! So putzig! Und als er dann auch noch sagt, er könne ja ihr freund werden, oooooh >.< zum küssen! (wenn nicht eh schon immer und sowieso!)
So eine tolle Idee, dass er ihr seinen Codenamen zu verdanken hat! Awwr ♥
Aber dann mochte ich sie nicht! :D Dass er eben immer nur versucht hat sich mit ihr anzufreunden und nicht besser wusste wie es geht und sie es nie verstanden hat.. AARGH! SIe wären so viel weiter und nicht in so einer blöder Situation wie jetzt! Aber naja, so wie er sich benimmt ist es kein Wunder, ich hätt auch nicht gecheckt, dass er dadurch nur mein Freund werden wollte! Deswegen sei Kitty verziehen, dass sie meinem Pypy weh getan hat! ° 3°

Ich liebe die Kussszene! Ich stell mir das so herrlich vor im Schnee ♥
Und was ist da los mit dem schmelzen und dass ihr so heiß wird... hmmm *auf die chara-beschreibung schiel* und dann kommt noch dazu, dass seine zigaretten immer im nächsten augenblick schon an sind.... hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm, ich hab da so ne vermutung!

bin gespannt wie es weiter geht ♥

Antwort von:  Kokoro-
23.06.2013 20:10
Ach! Und natürlich - wie konnte ich das vergessen! - "Selber Ort, selbe Zeit.". Muha ♥ I love it! Geheime Treffen zwischen zwei Liebenden aus feindlichen Lagern! Romeo und Julia, wäre jetzt wohl die Filmwahl würden sie einen Kinoabend machen! :D
Supi ♥
Von:  Kokoro-
2013-06-23T16:29:18+00:00 23.06.2013 18:29
Tz... was zickt die Rogue denn so rum? Soll sie sich mal chillen... Als ob Kitty was von Bobby wollen würde, wenn sie schon mal das Vergnügen mit John hatte! :D
Ich kann mir John die ganze zeit so gut vorstellen. Mit seinem Kaputzenpulli durch die dunklen straßen von NY wandernd... Ein einsamer Wolf, der sich in Bars rumtreibt, auu!
Ganz ehrlich, ich kann auch Jubilees Reaktion verstehen :D Ich hab mir auch die ganze Zeit gewünscht, dass Pyro Duncan gewisse Stellen weg brennt. Hat auch gemacht und das zurecht! Auch wenn man über tote nichts schlecht sprechen sollte, trotzdem!

Das mit Aura ist spannend! Was wohl die kleine Zicke da plant..HmHm

Von:  Kokoro-
2013-06-23T14:17:36+00:00 23.06.2013 16:17
Awww... T.T
Oh wie schön war es mit der Geschichte... und soooo traurig. Der arme arme Johnny. Ich weine mit ihm. So süß, dass er ihr ne Gutenachtgeschichte erzählt.. Ooch, ich hatte die Szene richtig vor Augen, soo schön :)Ganz toll beschrieben und tolle Atmosphere erzeugt!
Und dann sagt er auch noch, dass er sie liebt >< Oh, so süß! Ich hoffe Kitty hat zumindest unterbewusst noch mitbekommen!
Ernährt sich nur von Cola und Alk, mhjam mjam :D Seine Verdauung muss ja 1A funktionieren :D

So schön ♥


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