Zum Inhalt der Seite

and sometimes when you need to get by you sacrifice

a little bit
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

things that shouldn't be

Kaoru

Drei Tage saß ich nun schon bei Kerzenlicht in einem ehemaligen Grab, tief unter der Erde in der Wüste Ägyptens. Hier her stammen die Vampire und die Bibliothek stand jedem von uns offen, der wusste wo sie war. Also hauptsächlich älteren Vampiren. Jüngere brauchten die Schriften auch nur selten und selbst wenn, viele waren in alten Sprachen und Schriftsystemen geschrieben, für viele unverständlich. Auch für uns dauerte es immer eine Weile, eine neue Schrift zu lernen.

Ich selbst hatte hier so einige Jahre verbracht, völlig abgeschottet von der Welt, ohne ein Wort zu jemanden, ohne Kontakt zu anderen. So dauerte es auch nicht lange, bis ich ein paar Vermutungen gefunden hatte.

Juis Fähigkeiten hatten sich in den letzten immerhin über 60 Jahren so gut wie nicht entwickelt, nur seine Toleranz der Dämmerung gegenüber hatte sich gebessert. Das hatte allerdings kaum etwas mit den Fähigkeiten zu tun, die er als Vampir noch erlangen konnte.

Ich hatte einige alte Tagebücher gefunden, von Leidensgenossen, die von einem Tag auf den anderen Gedanken lesen oder gar über kurze Distanzen fliegen konnten. Vielleicht hatte sich wirklich sprungartig eine neue Fähigkeit bei Jui entwickelt - aber welche sollte das sein, wenn sie Jui Schmerzen zufügte?

In Daisukes Gedanken fand ich die Antwort. Zuerst hatte ich ihm ganz bewusst Fragen gestellt, jedoch schnell gemerkt das seine Kräfte noch nicht ausreichten um mir über diese Distanz zu antworten. Also hatte ich selbst seine Gedanken durchsucht.

Es würde nichts bringen, Daisuke mein Wissen zu übermitteln, selbst für mich würde es schwer werden, Jui das beizubringen, was er tun musste um wieder normal leben zu können.

Und so grub ich mich ohne einen Moment zu zögern wieder durch den Sand und flog zurück nach China, wo ich die beiden zurückgelassen hatte.
 

Daisuke

Es waren nun schon drei Tage. Die meiste Zeit davon hatte Jui geschlafen, sich mit mir darum gestritten etwas zu trinken, es am Ende doch nicht getan und sich fast schon stur gestellt. Auch mir war inzwischen klar, dass er diese Schmerzen nur spüren konnte, wenn er bei vollem Bewusstsein war und je weiter er sich davon entfernt hielt, desto weniger litt er. Allerdings konnte das doch auch keine Lösung sein. Er lag nur hier, inzwischen in einem Sarg, bewegte sich so gut wie gar nicht mehr, atmete nicht einmal. Ich wusste inzwischen das wir nicht atmen mussten um zu überleben, dennoch kam ich mir einfach zu merkwürdig vor wenn ich es nicht tat, weswegen ich weiter atmete.

Gestern hatte ich mich in den Wald gewagt, hatte mich getraut Jui alleine zu lassen und hatte ein Wildpferd erlegt und dessen Blut gesaugt. Es war mein erstes Blut seit Tagen und als ich das Tier sah, merkte ich erst, wie ausgedörrt ich schon war. Das Blut schmeckte nicht sonderlich, aber es hielt mich bei Kräften.

Der Weg bis zum nächsten Dorf wäre mir zu weit gewesen und ich hoffte wirklich sehr, das Kaoru bald zurück kommen würde, am besten mit einer Lösung.

Er hatte versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich schaffte es nicht einmal, genau die Worte wahrzunehmen, die er mir sendete. Es wirkte auf mich fast schon so, als würde er in einer fremden Sprache sprechen.
 

Kaoru

Der Wind blies mir den ganzen Flug über heftig um den Körper, das Wetter wirkte unruhig. Ein paar Stunden später erst erreichte ich mein Haus in China. Mitten im Wald gelegen, hatte ich mich für einen kleinen Tempel entschieden, dessen Keller ich ausgebaut hatte. Auch für mich war es schön in dieser Umgebung zu meditieren.

Schnellen Schrittes machte ich mich auf in eben jenen Keller, indem ich Jui und Daisuke auch sofort fand. Jui lag in meinem Sarg in der Mitte des Raumes, Daisuke hockte daneben und betrachtete ihn, bemerkte mich nicht einmal sofort.

“Dai?”, sagte ich leise, ohne ihn erschrecken zu wollen und ging auf die beiden zu. Jui war nicht bei Bewusstsein, lag wirklich wie ein Toter da und als ich meine Lippen auf seine Stirn legte, war diese kalt wie Stein. Ich wusste das zwar, hatte es nicht anders erwartet, trotzdem schockierte es mich. Daisuke hätte sich doch um ihn kümmern müssen! Fragend sah ich ihn an.

“Ich hab alles versucht. Ich hab ihm sogar befohlen zu trinken und selbst dagegen hat er sich gewehrt. Er hat sich noch nie meinen Befehlen widersetzt. Er liegt hier vielleicht bewegungslos, aber wenn ich versuche ihm Blut einzuflößen dann wehrt er sich, obwohl er ja eigentlich keine Kraft mehr hat...”, seufzte er resigniert.

So hatte ich ihn ja noch nie gesehen! Nichts war mehr von dem Stolz und der Überlegenheit zu sehen, die ihm sonst innewohnte. Ich wusste sofort, das ich ihn so nicht noch einmal sehen würde.
 

Daisuke

Es überraschte mich das Kaoru so plötzlich vor mir stand. Allerdings, vielleicht konnte er mir auch nicht so einfach Bescheid geben.

“Hast du herausgefunden was mit ihm los ist? Was müssen wir tun?”, fragte ich, in einem Ton der mir bis jetzt selbst vollkommen fremd war: fast schon bettelnd.

Und ich wusste nicht einmal mehr ob es an Jui oder dem fehlenden Blut lag. Er nickte.

“Wann hast du das letzte Mal getrunken?”, fragte er mich aus heiteren Himmel.

“Vor zwei Tagen...”, antwortete ich leise.

“Dann geh schnell ins Dorf. Es darf niemand hier in der Nähe sterben nachdem wir Jui aufgeweckt haben. Und er wird sicherlich einiges an Blut brauchen.”, wies er mich an und ich gehorchte einfach nur. Die Aussicht auf Blut war in meinen Gedanken auf einmal allgegenwärtig und es dauerte keine Sekunde, da hatte ich mich auch schon mit unmenschlicher Geschwindigkeit in Bewegung gesetzt. Kaoru würde auf Jui aufpassen.

Ich tötete zwei Menschen in dieser Nacht.
 

Kaoru

Daisukes Durst war selbst dann, wenn man nicht bewusst versuchte seine Gedanken zu lesen unübersehbar. Es strahlte förmlich durch ihn hindurch und auch wenn er für Jui versucht hatte es zu verdrängen. Auch ich würde heute noch kurz auf die Jagd gehen, nachdem Daisuke zurückgekehrt war.

Auch hockte mich nun an Juis Sarg. Probeweise biss ich mir in den Finger und benetzte seine kalten, trockenen Lippen mit meinem Blut. Die inzwischen aufgesprungene Haut verheilte langsam, aber vollständig. Allerdings versuchte Jui nicht einmal das Blut abzulecken. Er wehrte sich wirklich gegen das Blut.

Es erinnerte mich an damals, als Jui sich gewehrt hatte Menschen zu töten. Damals hatte ich immer befürchtet das dies einmal passieren würde. Wenn man mir damals gesagt hätte, dass wir in über 60 Jahren wirklich in dieser Situation wären, hätte ich darüber nur den Kopf geschüttelt. Ich dachte wirklich das hätten wir hinter uns.

Vorsichtig strich ich ihm durchs Haar und die Wangen, hoffte, dass er dies trotz der Dunkelheit, die ihn umfing, spüren konnte. Wahrscheinlich tat er dies auch.
 

Daisuke

Das Dorf lag, wie tot hinter mir. Und genau das hatte ich ihm gebracht, denn Tod. Und es fühlte sich großartig an. Das erst einmal seid Tagen fühlte ich mich fast schon lebendig. Meine Stärke war zurück. ich war und blieb nun einmal der Kaiser und nichts anderes. Noch meine wiedergefundene Macht genießend machte ich mich auf den Weg zurück. Obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, machte ich mir Sorgen. Ich sorgte mich und das um eigentlich eine Person, die weit unter mir stand und trotzdem. Jui war mir wichtig und anscheinend auch wichtig genug, um meinen Stolz bei ihm zu vergessen. Aner nicht gegenüber Kaoru. Wie er wieder so selbstverständlich neben Jui saß, als ich zurück kam. Wer war es denn gewesen, der ihn so einfach hier zurück gelassen hatte? Ich wollte meine Gedanken nicht unterdrücken, sollte er ruhig hören, was ich dachte.

"Geh auch trinken.", meinte ich fest. "Und dann will ich endlich wissen, was los ist. Ich denke da hab ich ein Anrecht darauf.", ich sah, dass Kaoru meine Tonlage nicht passte, trotzdem ging er. er brauchte es genauso, wie ich.

Jetzt war ich es wieder, der bei Jui kniete. Vorsichtig strich ich durch seine Haare. Wie lange war es her, dass er mich angelächelt hatte?
 

Kaoru

Daisukes Verhalten war wohl doch nicht alleine in seiner Sorge um Jui begründet. Kaum war sein Blutdurst gestillt, schien er schon wieder der Alte zu sein. Mehr als das.

Mir Befehle zu erteilen, dass hatten Jui und ich ihm schnell abgewöhnt. Nun tat er es wieder.

Mich jetzt nicht mit ihm beschäftigen wollend, verließ ich wortlos das Haus und suchte mir ein Opfer. Ich achtete nicht wirklich darauf. Er war nachts draußen, vor seiner Hütte, dass reichte mir als Auswahlkriterium.

Schon jetzt zerrte der Gedanke daran, das hier zusammen mit Daisuke durchstehen zu müssen, an meinen Nerven.

Es hatte keinen Sinn, ich musste da durch. Für Jui.

Ich machte mich auf den Rückweg, meine Schritte führten mich ohne Umschweife zurück in den Keller, zurück zu den beiden. Ich war stärker als Daisuke und würde mich bestimmt nicht auf dieses Niveau herablassen.

"Gib Jui von deinem Blut. Du hast schon gesehen das er sich nicht wehren kann wenn du ihn dabei küsst. Vorerst nur so viel das er zu Bewusstsein kommt, er bekommt später mehr. Dann werde ich es euch beiden erklären.", gab ich klare, aber neutrale Anweisungen.

Daisukes Blut würde ihm nicht die gleiche Kraft geben wie meines, es würde seine Fähigkeiten nicht beeinflussen können, dazu war Dai noch zu jung. Es war gerade die bessere Lösung für Jui, auch wenn sich beim Gedanken, meinen Jui von einem anderen küssen zu lassen, alles zusammen zog. Allerdings wusste ich das es sein musste und das es das Beste war.
 

Daisuke

Kaorus Ton gefiel mir überhaupt nicht und ich wollte ihm das auch gerade deutlich sagen, als er mir doch tatsächlich befahl Jui zu küssen, Ich nahm keine Befehle von niemanden an und schon gar nicht von ihm, aber bei diesem Befehl würde ich eine Ausnahme machen. Sogar ein Lächeln entkam meinen Lippen, als ich mich über Jui bückte. Der Blick Kaorus folgte jeder meiner Bewegungen.

"Jui, du musst trinken.", hauchte ich leise über seine Lippen, bevor ich mir selbst auf die Zunge biss und Jui schnell küsste. Selbst hier wehrte er sich und versuchte sich wegzudrehen, aber er war schon zu schwach. Ich konnte sein Gesicht einfach festhalten. Jui wollte kein Blut und so musste ich selbst nach dem Kuss seinen Mund noch fest verschließen, damit er überhaupt schluckt. Er sah so furchtbar aus.

"Was hat er?", fragte ich Kaoru frei heraus, als Jui zumindest etwas getrunken hatte.
 

Kaoru

Eigentlich lag Jui in einem Koma-ähnlichen Schlaf, indem er sich gegen nichts wehren konnte und doch versuchte er es, versuchte dem Kuss auszuweichen, versuchte das Blut wieder auszuspucken. Jedoch war er in seinen Bemühungen so schwach, das selbst ein Sterblicher ihn hätte daran hindern können.

Daisuke hielt seinen Mund zu und nachdem auch ich herangetreten war um die Muskeln seines Halses zu massieren, gaben sie irgendwann nach und Jui schluckte das Blut.

Bald darauf öffnete er müde die Augen, fokussierte uns erst nach einer Weile.

Daisuke war nicht weit von ihm gewichen, er strich über Juis Kopf, der der Berührung aber versuchte auszuweichen und verzog schmerzhaft das Gesicht.

"Jui..." hauchte ich leise und nahm ebenfalls seine Hand. "Ich weiß jetzt was mit dir los ist...", begann ich, sah ihn noch einmal prüfend an, ehe ich ihm nun wirklich erklärte, was mit ihm war. Daisuke beachtete ich im Moment nicht.

"Jui... du weißt doch was ich dir erklärt habe das du irgendwann Gedanken lesen können wirst, vielleicht sogar Gefühle nachempfinden, Sorgen und Schmerz, aber auch Freude spüren könntest, wenn du dich genug auf andere konzentrierst..."

Ich beobachtete ihn prüfend, sah es an seinen Augen, das er mir zuhörte, machte deshalb weiter.

"Ich glaube das es dass ist was du jetzt fühlst. Und am schlimmsten ist es doch, wenn ein Mensch stirbt, hab ich Recht?", Jui nickte vorsichtig, sein Blick war aber weiterhin fragend, und ich konnte mir in etwa denken was das Problem war.

"Deine Fähigkeiten haben sich seit ich dich verwandelt habe nicht entwickelt. Du hast es gerade einmal geschafft mit der Dämmerung umzugehen und das trotz des Blutes, das du regelmäßig von mir getrunken hast... das war nicht normal. Ich habe herausgefunden warum das so war... deine Fähigkeiten haben sich sprunghaft entwickelt. Du bist in dieser Nacht einfach aufgewacht und es war da... und als ich den Menschen getötet habe, da hast du das gespürt, bist mit ihm gestorben, weil du diese Empfindungen nicht kontrollieren konntest..."

Ich drückte seine Hand fest. Er musste das hier zuallererst verstehen.
 

Jui

Die Dunkelheit, das Nichts, dass war alles was ich noch wollte. Ich spürte so gut wie gar nichts, nur Daisuke an meiner Seite, wie er mir hin und wieder über die Wangen, den Kopf oder die Arme strich. Seine Hände wirkten ganz warm auf meiner Haut und deswegen ging es mir gut. Nur wurden seine Hände mit der Zeit kühler, doch dann waren da auch schon Kaorus Hände, seine Stimme, seine Wärme und Zärtlichkeit. Ich hätte für immer so leben können.

Jedoch sahen das Kaoru und Daisuke anders. Kaum waren die beiden da, zumindest erschien es mir so, wurde mein Kopf festgehalten und Blut sammelte sich in meinem Mund. Versehentlich trank ich ein paar Tropfen, und schon spürte ich, wie mein Herz wieder etwas schmerzhafter schlug. Deswegen versuchte ich den Rest nicht auch noch zu schlucken, aber die beiden durchschauten mich.

Kaum hatte ich die Augen geöffnet, hörte ich ein paar gedämpfte Schreie, dann ein winseln. Eine Frau, sie wurde vergewaltigt, zum ersten Mal... sie wusste nicht was sie erwartete.

Erst nach einer Weile schaffte ich es Kaoru und anzusehen. Auch wenn mir Tränen in den Augen standen. Mein ganzer Körper schmerzte, wie der dieser Frau.

Zu Anfang fiel es mir schwer, mich überhaupt auf zusammenhängende Worte zu konzentrieren, aber es gelang mir recht schnell, der Schmerz wurde dumpfer, blasser.

"Aber... was soll ich jetzt tun? Wie hört das auf?", fragte ich leise und merkte, wie belegt meine Stimmbänder waren.
 

Daisuke

Jui saß noch immer unsicher und sein Oberkörper schwankte hin und wieder. Das war deutlich zu spüren und zu sehen. Er schien Schmerzen zu haben und wenn ich Kaorus Worte richtig verstanden hatte, dann waren es nicht seine eigenen. Aber trotzdem verstand ich es nicht. Kaoru konnte kontrollieren, wann und welche Gedanken er las. Jui konnte es offensichtlich. Und überhaupt, wenn Kaoru schon vor langem aufgefallen war, dass etwas nicht stimmte, warum hatte er sich erst jetzt darüber Gedanken gemacht, was der Grund sein könnte. aber nein, dafür war er sich ja zu fein. erst was machen, wenn er wirklich nötig war.

Noch immer saß ich neben Jui und hatte meine Hand an seiner Wange. Auch Kaoru war so nah und ich sah die Sorge in seinen Augen. Es war die gleiche die ich spürte. Sorge um den, den er liebte. Und die Angst, ihm nicht helfen zu können.
 

Kaoru

In Juis Augen standen Tränen, er sah ganz verstört aus und auch wenn er mir offensichtlich zuhörte, er war in Gedanken wo anders. Auch jetzt spürte er den Schmerz eines anderen Menschens.

Ich sah mich mit meinen Fähigkeiten in der Umgebung um, fand schnell das was Jui wohl gerade spürte. Schmerzen waren immer leichter aufzuspüren, als Glück oder generell ein anderes Gefühl. Es strahlte förmlich durch die Nacht. Auch ich sah mir die Szenerie an, ließ die Gefühle der Frau aber nicht zu sehr an mich heran.

"Jui, hör auf... komm zu mir, konzentriere dich auf mich und zwar nur auf mich.", sprach ich eindringlich und nahm seine Hand. Drückte sie fest.

"Du kannst ihr nicht helfen. Sie muss da alleine durch, genauso wie du, ihr beide habt nichts miteinander zu tun. Komm zu uns, sei wieder du selbst und lass deinen Geist nicht mehr schweben... konzentriere dich nur auf diesen abgeschlossenen Raum, sonst nichts.", versuchte ich ihn anzuweisen.

Mir selbst fiel es nie schwer, meine Gedanken zu verschließen und nur das wahrzunehmen, was ich gerade benötigte. Allerdings hatte ich dieses Verhalten über die Jahre schon so einigen zeitweiligen Gefährten beibringen müssen und wie jedes Mal fiel es mir schwer, in Worte zu fassen was Jui nun tun musste, wie er es tun musste. Manchen fiel das nun einmal schwer und ich war mir leider relativ sicher, das es Jui nun einmal ganz besonders schwer fallen wurde. Er war nun einmal sehr mitfühlend, kümmerte sich mehr um andere als um sich selbst und war nun, fast könnte man sagen von einem Tag auf den anderen, mit diesen speziellen Fähigkeiten konfrontiert war.
 

Jui

Die Frau litt so sehr, das ich meine Gedanken einfach nicht von ihr losreißen konnte. Nur am Rande bemerkte ich Daisukes und Kaorus Hände, die versuchten mich abzulenken.

"Wie soll das gehen?", hauchte ich schwach. Ich konnte Kaorus Anweisungen nicht folgen, meine Gedanken nicht losreißen, war gefesselt von dem Unheil.

Kaorus Worte drangen hingegen nicht so wirklich zu mir durch, auch wenn er nach einer Weile immer lauter wurde.

Plötzlich wurde mein Oberkörper nach vorne gezogen und ich fand mich an Kaorus Brust wieder, spürte seinen gehetzten Atem auf meiner Kopfhaut.

"Hör auf ... komm zu uns.", immer wieder diese Worte, die durch den Raum hallten. Kaorus Arme hielten mich fest umschlungen und es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Arme sich um meinen Körper schlangen und ich Daisukes Körper an meinem Rücken spürte, ebenfalls ganz dicht.

Der Schmerz wurde tatsächlich etwas blasser, ging nicht vollständig weg, aber die beiden schirmten mich tatsächlich etwas ab. Ihre Körper waren um einiges wärmer als meiner, etwas was ich mir schon so lange gewünscht hatte und so ließ ich mich wieder gegen die beiden fallen.

"Es ist so schwer...", hauchte ich leise. Kaoru nickte und flüsterte mir etwas zu.

"Ich weiß."
 

Daisuke

Meine Hände fuhren vorsichtig über Juis Bauch und Seiten. Kaorus Hände strichen über seinen Rücken. Wir spürte beide, wie sehr er sich quälte und doch wussten wir auch, dass wir nichts anderes tun konnten außer bei ihm zu sein. Selbst Kaoru wirkte ratlos und er schien immer besser zu wissen, was passierte.

"Schhht..., ist ja schon gut. Ich und Kaoru, wir sind hier. Also lass deine Gedanken bei uns. Wir sind wichtig.", hauchte ich sanft in sein Ohr.

Inzwischen umarmten wir ihn nicht mehr, sondern wir stützen ihn. Jui war so schwach und wirkte so vom Schmerz zerrissen, dass es mir in der Seele weh tat. Und ich konnte ihm ja nicht einfach Befehlen wieder alles zu vergessen. Ich blickte mich fragend zu Kaoru um. Warum passierte das jetzt? Und konnten wir wirklich gar nichts für ihn tun?

"Jui, du musst etwas trinken.", meinte ich sanft, als er wieder drohte völlig in sich zusammenzubrechen. jetzt war es wichtig, sich um ihn zu kümmern. Ich konnte Kaoru später immer noch ausfragen.

Juis Widerstand und Panik spürend, zogen wir ihn noch fester in unsere Arme, auch wenn dies bedeutete, dass ich Kaoru näher sein musste, als ich wollte.

"Du musst keinen Menschen anfallen. Trink von mir. Das ist okay."
 

Jui

Der Schmerz ließ wirklich nach einer Weile nach, hinterließ nur ein dumpfes Pochen, dass mir zwar meine Schwäche bewusst machte, jedoch um einiges erträglicher war.

Ich konzentrierte mich wirklich auf Daisuke und Kaoru und obwohl ich von uns dreien der einzige war, der nicht in ihren Geist eindringen konnte, spürte ich ihre Sorge. Kaoru war leicht resigniert, fand aber Trost darin mich halten zu können.

Doch Daisuke war da anders. Er war kaum noch er selbst, er machte sich solche Sorgen um mich. Allein deshalb konnte ich nicht so bleiben wie ich war, allein deshalb musste ich stark sein.

Doch der Gedanke, einen Menschen zu töten, quasi mich selbst noch einmal umzubringen. Das schaffte ich nicht.

Allerdings wollte Daisuke mir auch hier helfen. Er hatte heute zwei Menschen getötet, ich spürte genau, wie viel Blut in ihm war. Ich ließ mich führen, ließ zu das Daisuke meinen Kopf an seinen Hals dirigiert. Das Blut pulsierte unter seiner Haut und als ich meinen Mund öffnete, kam mir der ganze Vorgang seltsam fremd vor. Dennoch durchbrachen meine Zähne seine Haut und ich trank, trotz der Angst, die Schmerzen würden wiederkommen, wenn ich erst einmal stark genug war um meinen Geist noch weiter schweben zu lassen.

Ich spürte, selbst im Blutrausch noch, wie viel ich ihm nahm und stoppte rechtzeitig, sodass ich zwar stark genug war, mein Liebster aber dennoch nicht geschwächt. Es erleichterte sie beide, das es mir gut ging.

Resigniert seufzte ich.

"Kaoru... ich spüre so viel... selbst das was ihr beide fühlt.", gab ich leise zu.
 

Kaoru

Es war erleichternd, zu sehen wie Jui trank, zu hören wie er fast schon wiederstrandsfrei das Blut in sich aufnahm.

Es würde wohl eine ganze Weile so sein, das Jui sein Blut durch Daisuke bekommen würde. Und selbst wenn ich besonders diesen Gedanken tief in mir verschließen würde, sodass ihn nie jemand lesen würde können, es war gut das er jetzt da war und Jui Blut geben konnte, dass seinen Zustand nicht weiter 'verschlimmerte'.

Jui wurde wieder kräftig, konnte sich wieder selbstständig in einer sitzenden Position halten, stand bald darauf sogar auf, wir mit ihm, aber ihn wieder im Raum stehend zu sehen, tat uns beiden sehr gut.

Seine Augen waren anders. Man sah ihnen sein Leid an. Auch wenn er jetzt wieder stark wirkte, fast schon ungewöhnlich stark.

Seine Worte aber trafen mich völlig unvorbereitet,

"Was redest du da Jui? Das geht doch gar nicht! Ich habe dir doch erklärt das du unsere Gedanken nicht lesen kannst und wir die deinen nicht. Du weißt das. Ich habe dich geschaffen und du Daisuke. Ein Schöpfer und der Erschaffene sind getrennt durch das Blut das sie teilen. Warum sagst du so etwas?", fragte ich völlig entgeistert und legte die Arme um ihn. Seine Worte waren unglaublich.

"Ich weiß das doch auch, deswegen ist es ja so merkwürdig. Eure Gedanken sind schwerer zu verstehen und schwammiger, ungenauer als die eines Menschens. Aber ich spüre was ihr fühlt, wenn ihr mir so nah seid. Ich versteh es doch auch nicht. Selbst wenn ich dein Blut getrunken hab, du kannst es nicht, also warum sollte ich es dann können?", fragte er und wandte sich ab, er wusste wohl wirklich das ich selbst keine Antwort darauf wusste.
 

Daisuke

"Jui,...", fing ich an, als er sich von Kaoru und mir abwandt. ja, man es ihn an, wie er litt, aber wenn das, was Kaoru sagte wahr war, konnten wir nichts für ihn tun, außer da zu sein. Und selbst, wenn ich es nicht wollte, musste ich zugeben, dass ich froh war, dass ich es nicht allein musste. Ich würde es nicht alleine schaffen und Jui schien alle Unterstützung zu brauchen, die er bekommen konnte. Kurz schaute ich zu Kaoru, der immer noch leicht geschockt zu meinem Schatz blickte. Und ging dann einfach auf Jui zu, berührte ihn leicht an der Schulter, damit er sich zu mir drehte.

"ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber du bist etwas Besonderes, bist du immer gewesen. Du hattest immer ein Gespür dafür, wie es mir ging. Vielleicht ist das nun deine Spezialgabe oder so. Es ist nun einmal so, Jui.", erklärte ich, "Aber egal, wie es ist, meine Gedanken darfst du immer lesen und eigentlich tut es mir gut, dir Blut zugeben. Es fühlt sich gut an dich, so nah zu haben, also mach dir keine Sorgen, dass du mehr weh tun könntest. Konzentriere dich darauf, dass du mir...uns viel bedeutest und lass dieses Gefühl dich durchströmen.", flüsterte ich sanft.
 

Jui

Daisukes Stimme war seltsam fremd und doch so vertrauens-erweckend.

Ich flüchtete mich in seine Arme, spürte seine Sorge noch stärker, spürte, wie dankbar er war das es mir besser ging.

"Ich darf nicht mehr alles an mich heran lassen ...", flüsterte ich, mehr zu mir, als zu irgend jemand anderen.

"Danke, das ihr mich so sehr liebt. Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?", fragte ich leise und ruhig.

Daisukes Griff war fest und er wollte mir wiedersprechen, doch ich schüttelte den Kopf.

"Sag nichts..." und ich spürte, wie seine Gedanken für mich immer klarer wurden, je länger er mich fest hielt.

Bei Kaoru wurde es schon schwieriger. Auch er trat nun von hinten an mich heran, doch alles was ich von ihm spüren konnte war etwas festes ... eine Mauer, gelb verputzt und im dunkel der Nacht stehend. Warum sah ich das jetzt?

"Kaoru? Was hat die Mauer zu bedeuten?", fragte ich verwirrt nach, drehte mich etwas in Daisukes Armen, wollte ihn nicht loslassen.
 

Kaoru

Es war typisch, das Daisuke so einfach Juis Worte akzeptierte. Ich seufzte leise und blieb vorerst auf Abstand.

Jui meinte, er könnte unsere Gedanken nur über sehr kurze Distanzen lesen und so hielt ich einige Meter Abstand und er merkte wirklich nicht, wie ich über seine Worte nachdachte, konnte nicht mit meiner Antwort rechnen.

"Du liebst uns ebenfalls, mehr musst du uns nicht zurückgeben...", sagte ich und merkte an seinem Blick, das er wirklich überrascht war. Zeit für meinen zweiten Test. Es war eine einfache Technik, die Gedanken bewusst hinter einem Bild zu verstecken. Ich wählte eine hohe Palastmauer, ließ ihn nur den unendlich scheinenden gelben Putz sehen. Ich trat auf die beiden zu, schmiegte mich etwas an Jui. Er konnte meine Gedanken nicht lesen, das stellte ich schnell fest und auch wenn er die Mauer erkannte, ich war beruhigt das die herkömmlichen Methoden zur Verschleierung genauso funktionierten wie bei anderen Vampiren, dennoch fragte ich mich, ob er diese Grenzen nicht vielleicht auch noch irgendwann überwinden würde.

"Das ist eine Möglichkeit, seine Gedanken zu verschleiern. Nur wollte ich wissen, wie genau du das siehst, was in meinem Kopf vorgeht.", erklärte ich ihm und strich ihm leicht über den Kopf.

"Mach dir keine Sorgen...", sagte ich leise, machte mir aber selbst welche. Irgendwie machten mir seine Kräfte fast schon so etwas wie Angst. Das war nicht normal.
 

Daisuke

Innerlich kochte ich, als ich diesen Wortwechsel lauschte. Kaoru wollte Jui also nicht seine Gedanken offenbaren. Anscheinend hatte er also doch so einige Dinge zu verbergen.

Jui neben mir wurde unruhig, er spürte, dass meine Gedanken nicht gut waren, als konzentrierte ich mich wieder auf ihn und schon alle anderen Gedanken weit weg. Er sollte nicht leiden, nicht wegen mir.

"Schon gut.", meinte ich sanft und strich meinem Schatz kurz über seine Wange. Leicht schmiegte er sich an sie.

"Du solltest dir wirklich keine Sorgen machen. Kaoru wird dir zeigen, wie du damit umgehen kannst und dann ist es gar nicht mehr schlimm.", versuchte ich ihn aufzuheitern, auch wenn ich Jui damit zu Kaoru trieb.

"Und jetzt komm ein wenig nach draußen. Du warst schon lange nicht mehr an der frischen Luft. Wir können ja im Garten bleiben.", schlug ich vor, auch wenn ich wusste, dass wir keine Luft brauchten, aber es war angenehmer und Jui liebte die Natur.

Schweigend verbrachten wir die restliche Nacht im Garten, jeder mit seinen eigenen Gedanken.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück