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Nachtschatten - Die ersten Abendteuer

Teil drei des Nachtschattenzyklus
von

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~< In letzter Sekunde >~

„Also ihr seid euch sicher, dass der Dragonball kaputt geht, wenn ihr das Teil hier sprengt?“ wollte Manx kauend wissen und spülte den Thunfisch dann mit einem Schluck Wasser hinunter.

Die beiden Jungs nickten nachdenklich.

„Wir wissen es natürlich nicht sicher, aber die Energie, die wir aufwenden müssten, um das Ding aus dem Weg zu räumen, ist groß genug um massiven Felsen zu zerstören. Ich habe keine Ahnung, ob die Kugeln das aushalten – und das Risiko wollen wir ja nicht unbedingt eingehen.“ Fügte Ice hinzu

Die Drei saßen im Schatten eines absonderlichen Gebildes, in dessen Inneren sich der Dragonball zu befinden schien, und hatten beschlossen, erstmal etwas zu sich zu nehmen, während sie überlegten, wie sie am besten an den sechsten Ball kamen.

„Und einen Zugang können wir auch nicht legen, geschweige denn, diesen vorhandenen schmalen Gang erweitern, da wir nicht wissen, wo genau sich die Kugel befindet – außerdem ist dieses Felsengebilde einfach zu instabil dafür, und ich weiß nicht, wie der Ball aussieht, nachdem Tonnen von Gestein auf ihn drauf gefallen sind.“ Ergriff Trayun das Wort.

Zu schmalen Schlitzen verengte kobaltblaue Augen musterten das sicherlich fünfzehn Meter hohe Felsgebilde vor ihnen.

Es schien einmal ein massiver Berg gewesen zu sein, der war nun jedoch von unzähligen, schmalen Gängen durchzogen und ähnelte eher einem Schweizer Käse.

Die Kinder hatten keine Ahnung, ob es sich bei diesem seltsamen Phänomen um das Werk von Lebewesen handelte oder ob sich daran irgendwelche Naturkräfte zu schaffen gemacht hatten – noch nie zuvor hatten sie so etwas gesehen. Und offensichtlich befand sich der Dragonball in einem dieser schmalen Gänge, die teilweise so winzig waren, dass sie gerade mal ihren Arm hineinstecken konnten.

Einige schienen auch größer zu sein, aber durchweg waren sie alle zu klein, um von Menschen betreten zu werden.

Zu allem Überfluss wussten sie nicht genau, wo sich die Kugel darin befand – ob oben oder unten, am Rand oder in der Mitte.

Manx biss sich auf die Unterlippe.

Dann blieb ihnen also wohl tatsächlich nichts anderes übrig, als das, was Ice von Anfang an vorgeschlagen hatte – wenn auch mit dem angemessenen Zögern.

Er wusste, dass die Achtjährige nichts mehr hasste, als ihre Gestalt zu wechseln und das bislang auch noch nicht oft getan hatte.

Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte das Mädchen weder das Bedürfnis, noch den Zwang, ihre tierische Form anzunehmen – was wohl daran lag, dass sie nicht aus zwei unterschiedlichen Lebewesen verschmolzen war.

Und – wie Trayun des Öfteren scherzhaft gemeint hatte – vielleicht auch damit zusammen hing, dass sie Dank dieser verdammten Ohren ja quasi die ganze Zeit gleichzeitig Mensch und Katze war.

Die Türkishaarige schluckte. Sie hasste es, ihre Tierform anzunehmen, und auch wenn sie es nicht allzu offensichtlich durchblicken ließ, verabscheute sie ihre andere Gestalt geradezu.

Das letzte Mal, als sie eine Katze gewesen war, war deshalb auch schon wieder zwei Jahre her.

Das Mädchen drängte die Angst zurück, die einen Kloß in ihrem Hals bildete, und räusperte sich. Sie wusste nicht, dass sie ziemlich blass aussah, und war nur froh, dass sie es schaffte, mit völlig neutraler Stimme zu sprechen, die nichts von ihrer Furcht verriet und in der sogar ein Hauch Fröhlichkeit mitschwang:

„Okay, dann haben wir wohl keine andere Möglichkeit, als dass ich die Sache in die Hand nehme und mich verwandle. Aber ihr müsst euch umdrehen, ich muss dafür nämlich meine Klamotten …“

„Ist das auch wirklich in Ordnung für dich, Kitty?“ wurde sie von Ice unterbrochen, der sie intensiv mit diesen verwirrend silbergrauen Augen musterte.

Die Türkishaarige legte den Kopf schief. „Sonst würde ich es nicht sagen, oder?“

Ihr Gegenüber zog eine Braue in die Höhe, und antwortete ebenfalls, ohne mit der Wimper zu zucken: „Doch, das würdest du.“

Aus den Augenwinkeln konnte Manx erkennen, wie ihr Zwillingsbruder eifrig mit dem Kopf nickte.

„Wir können uns auch etwas anderes überlegen …“ setzte er an, aber seine Schwester fauchte wütend:

„Ich habe doch schon gesagt - es macht mir nichts aus.“ Das stimmte zwar nicht so ganz, aber sie war einfach nur noch sauer. Das Mädchen empfand diese Rücksichtsname eher so, als würden ihr die zwei anderen nicht zutrauen, ihre Arbeit zu erledigen.

Und da sie in der Beziehung ohnehin schon Komplexe hatte, trafen die Jungs damit einen sehr empfindlichen Nerv.

„Dreht euch jetzt gefälligst um, damit ich mich ausziehen kann.“

Kommentarlos taten die beiden, was sie verlangte.

Jeder von ihnen hatte schon genug Erfahrung mit dem Sturkopf der Achtjährigen gemacht, und sie wussten, dass weitere Diskussionen nichts bringen würden.

Manx schlüpfte unterdessen aus ihrer Kleidung. Ihre Mutter trug immer Sachen aus diesem seltsamen Material, das der einzige Stoff zu sein schien, der sich mitverwandelte.

Doch dadurch, dass sie so oft hatte durchblicken lassen, wie wenig sie über die Tatsache, dass sie ihre Gestalt ändern konnte, begeistert war, hatte Maya darauf verzichtet, ihrer Tochter Kleidungsstücke aus Cyrion anfertigen zu lassen.

Das Mädchen warf einen misstrauischen Blick auf ihre beiden Begleiter, ehe sie aus ihrem Höschen schlüpfte, tief Luft holte und dann die Augen schloss. Ein sanftes, blaues Glühen umgab ihre Gestalt, und sie bemerkte, wie sie sich zu verändern begann.

Ihr Körper schrumpfte, Knochen transformierten und verschoben sich und Fell bedeckte ihren Körper.

Es dauerte nur Sekunden, doch ihr selbst kam es wie Stunden vor. Sie mochte dieses Gefühl nicht.

Als sie bemerkte, dass die Verwandlung abgeschlossen war, öffnete sie zögerlich die Augen.

Sie würde sich wohl nie an diese veränderten Größenverhältnisse gewöhnen können! Die zwei Jungs ragten vor ihr wie Türme in die Luft, hatten ihr aber weiterhin beharrlich den Rücken zugewandt.

Manx maunzte auffordernd, und die beiden drehten sich um.

Ices Augen wurden groß, als sein Blick auf das Katzenbaby fiel, das da nun vor ihnen stand. Er hatte das Mädchen bislang logischerweise noch nie in ihrer Tierform gesehen und zudem nicht erwartet, dass die Achtjährige so winzig sein würde.

Das kleine Wesen vor ihm war winzig und pechschwarz, nur die Augen hatten ihre ungewöhnliche, kobaltblaue Farbe beibehalten.

Der Zehnjährige runzelte die Stirn.

„Warum ist sie nicht türkis? Wäre das nicht ihre logische Fellfarbe, wenn man von deiner Mum ausgeht?“ wollte er von Trayun wissen.

Das Tierchen vor ihm legte die Ohren an und fauchte. Dann ließ es sich plötzlich in den heißen Wüstensand fallen und drehte sich auf den Rücken, um ihm die Bauchseite zu präsentieren – die in der Mitte, da wo das Fell am flauschigsten war, tatsächlich sternförmig die gleiche, leuchtend türkise Farbe hatte, wie die Haare ihrer menschlichen Erscheinung.

Ihr Bruder grinste.

„Wir haben keine Ahnung, aber ich nehme an, dass das mit ihren schwarzen Öhrchen zusammenhängt, die sie ja immer hat. Bei ihr ist einiges anders als bei meiner Mutter.“

Manx sprang wieder auf, schüttelte den Sand aus ihrem Fell und lief auf den Felsen zu, prüfte die Luft und sprang schließlich mit einem geschmeidigen Satz zielgerichtet auf einen Absatz, der den Eingang zu einem der unteren Tunnel bildete.

„Sei vorsichtig, hörst du Kitty? Ich werde dafür sorgen, dass du da drinnen genug Luft bekommst.“ Ice hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und tätschelte vorsichtig das niedliche Köpfchen. Das Fell unter seinen Fingern war seidenweich.

Er wurde mit einem wütenden Fauchen belohnt, und hätte er seine Hand nicht blitzschnell zurückgezogen, hätten ein paar unschöne Kratzer seine Haut geziert.

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren musterte das vorwitzige Fellknäul amüsiert. Offensichtlich konnte sie es absolut nicht leiden, wenn man sie wie eine Katze behandelte.

Mit hoch erhobenem Schwänzchen stolzierte sie, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, in den Tunnel und war gleich darauf mit der Dunkelheit verschmolzen.

Ice ließ sich davor im Schatten nieder, und hob mit konzentriertem Gesichtsausdruck langsam die Arme.

Es war für ihn nicht weiter schwierig, mit seiner Magie in seinen Handinnenflächen einen kühlen Luftstrom zu erzeugen und diesen ins Innere des Ganges zu leiten, den Manx betreten hatte.

Trayun setzte sich ebenfalls in den Sand und beobachtete sein Tun mit besorgten, dunkelroten Augen, die immer wieder versuchten, die Schwärze des Ganges zu durchdringen.

Er mochte es nicht, dass seine Schwester allein in diesem maroden Gebilde herumlief, doch es war die einzige Lösung, die ihnen auf die Schnelle eingefallen war.

Die zwei Zurückgebliebenen konnten nichts anderes tun, als warten.
 

Es war stockfinster. Stockfinster, eng und – jedes Mal, sobald sie tief ins Felsinnere vorgedrungen war, trotz des Luftzuges, den Ice ins Felsinnere schickte – ziemlich stickig und vor allem unerträglich heiß.

Wahrscheinlich hätte sie sich wirklich nie auf die ganze Sache einlassen sollen. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Kugel hier drinnen in diesem Labyrinth, das den ganzen Berg durchzog, fand?

Manx streifte nun schon sicherlich eine Stunde durch die Gänge und arbeitete sich von unten nach oben durch.

Wenigstens hatte sie in dieser Gestalt keinerlei Orientierungsprobleme.

Das Kätzchen schnupperte prüfend. Hier drüben schien es wieder hinaus zu gehen – das wäre dann also die sechste Ebene, die sie vergeblich durchsucht hatte.

Wenigstens gab es den Vorteil, dass der Felsen nach oben hin stetig kleiner wurde, so dass sie jedes Mal ein wenig kürzer brauchte, ehe sie durch alle begehbaren Tunnels durch war.

Glücklicherweise war sie sogar noch etwas kleiner wie so ein Dragonball – wenn der nicht irgendwie durch einen dummen Zufall inmitten eines Hohlraumes eingeschlossen war, in den ein sehr niedriger Gang mündete, standen die Chancen gut, dass sie ihn finden konnte.

Es kam ihr nun zu Gute, dass ihr zweites Ich genauso schnell wuchs, wie sie selbst, und für menschliche Verhältnisse war sie nun mal noch ein Kind, so dass sie für eine Katze noch winzig war.

Sie war draußen angelangt und blinzelte kurz, als sich ihre Pupillen verengten um sich an das grelle Licht, das in ihre empfindliche Netzhaut stach, anzupassen.

Mit einem geschmeidigen Satz sprang das kleine Tier auf einen höher gelegenen Absatz.

Wie erwartet fiel gleich darauf ein Schatten auf sie, und Manx erkannte Ice, der wie die letzten Male auch, seine Position wechselte, um die von ihm erzeugte Luft nun in den neuen Gang zu leiten, in dem sie sich nun befand.

Für ein paar Sekunden erlaubte sich das kleine schwarze Kätzchen, die erfischende kühle Brise durch ihr aufgeheiztes Fell streichen zu lassen, ehe sie in den nächsten Tunnel schlüpfte.

Es war wirklich unerträglich heiß im Inneren dieses Felsens, und sobald sie in tiefere Regionen gelangte, begann es auch noch, ziemlich stickig zu werden.

Da das Gestein eine dunkle Farbe hatte, lud sich das ganze Gebilde in der Sonnenhitze auf.

Sie musste sich beeilen – falls sie erfolgreich sein sollte, hatten sie im Anschluss daran immer noch eine weitere Kugel zu finden, ehe sie Shenlong rufen konnten, und sie wurden schließlich zu Hause erwartet.

Falls sie noch eine Nacht länger bleiben mussten, würden ihre Eltern mit Sicherheit eine genauere Erklärung für diese weitere Verzögerung haben.

Das brachte sie wieder auf den Gedanken zurück, der ihr bei dem kurzen Flug zu diesem seltsamen Felsen gekommen war. Wieso war sie nicht sofort auf die Idee gekommen, sich zu wünschen, dass sie mit ihrem Ki genauso gut umgehen konnte wie die beiden Jungen?

Das würde ihr so vieles Erleichtern, auch wenn sie damit ihren anderen Einfall, mit dem sie das Problem, ihre Katzenöhrchen betreffend, in den Griff bekommen hätte, wohl begraben konnte.

Sie schauderte unwillkürlich.

Wie lebendig begraben – ja, so kam sie sich gerade vor.

Was ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Umgebung lenkte.

Manx war etwa in der Mitte des Ganges angelangt, dem sie gerade folgte, als sie unwillkürlich langsamer wurde. Sie spürte, dass sich vor ihr ein Hindernis befand, auch wenn sie es nicht sehen konnte.

Vorsichtig lief sie weiter, und stieß gleich darauf unsanft gegen etwas Kaltes, Glattes. Sie schnupperte misstrauisch. Konnte es sich hier tatsächlich um das handeln, was sie vermutete?

Prüfend stupste sie mit der Pfote gegen das Ding, aber es bewegte sich erst, nachdem sie sich mit aller Kraft dagegen gestemmt hatte. Ein knirschendes Geräusch und ein paar Steine, die hinabrieselten, dann hatte sie es geschafft, die Glaskugel aus ihrem zum Glück nicht allzu stabilen Gefängnis zu befreien.

Manx unterdrückte ein freudiges Maunzen.

Sie hatte tatsächlich den Dragonball gefunden!

Jetzt musste sie ihn nur noch hier rausbekommen!

Und das stellte sich als ein ziemlich mühseliges Unterfangen hinaus. Bald schon hatte das schwarze Kätzchen Kopfschmerzen, weil die Achtjährige keine andere Möglichkeit sah, als ständig mit ihrer Stirn gegen die Kugel zu stupsen, um sie vor sich herzurollen.

Ab und zu nahm sie auch die Vorderpfoten, doch das war wesentlich umständlicher.

Zudem bildete sie sich auch noch ein, hin und wieder ein gefährliches Knacken zu hören, das den gesamten Berg an verschiedenen Stellen zu durchlaufen schien.

Als wäre der Dragonball eine nicht unwichtige Stütze für dieses durchlöcherte Gebilde gewesen …

Das Fell des Kätzchens sträubte sich unwillkürlich etwas, als Manx überreizte Sinne ihr in der Dunkelheit Bewegungen von Wänden und Boden vorgaukelten.

Aber vielleicht war es auch nur das Gefühl von drohendem Unheil, ihr sechster Sinn, der Alarm schlug.

Feiner Steinstaub rieselte auf ihr Fell und brachte sie zum Niesen. Ihre Augen tränten, und das Atmen fiel ihr noch schwerer. Sie fühlte sich müde und erschöpft, dabei konnte sie die Kugel bislang höchstens fünf Minuten vor sich hergeschoben haben.

Doch der ungewohnte Körper und die immer gleiche Bewegung strengten sie mehr an, als sie sich eingestehen wollte, und das verdammte Glasding schien immer schwerer zu werden.

Ein diesmal wirklich lautes Ächzten veranlasste die schwarze kleine Katze jedoch dazu, all die unangenehmen Beeinträchtigungen zu vergessen und sich wenn möglich noch schneller zu bewegen, denn diesmal bildete sie es sich nicht ein, dass sich der Grund unter ihr bewegte.

Schließlich konnte sie einen schwachen Lichtschimmer erkennen, und nahm noch einmal alle Kraft zusammen.

Mit einem letzten, heftigen Stoß, der ihren Kopf zum dröhnen brachte und sie für einen Moment Sterne sehen ließ, beförderte sie den Dragonball nach draußen – und fiel in ihrer überhasteten Panik gleich hinterher.

Keine Sekunde zu früh, denn ein lautes Dröhnen unmittelbar nachdem sie sich im freien Fall befand und das sie beinahe taub werden ließ, verriet ihr, dass der Berg hinter ihr tatsächlich gerade in sich zusammenbrach. Offensichtlich hatte sie es wirklich gerade im letzten Moment geschafft.

Noch immer zu benommen von der letzten Aktion, bemerkte sie gar nicht richtig, dass der harte Aufprall ausblieb, und es dauerte einige Sekunden, ehe sie feststellte, dass sie jemand vorsichtig in der linken Hand hielt, und sie sanft gegen etwas Warmes, Weiches gedrückt wurde. Staub brannte in ihren Augen und sie musste einige Male blinzeln, ehe sie direkt in das Gesicht ihres Bruders sah, der vor ihr stand und sie besorgt musterte.

„Alles okay mit dir, Manx? Wir hatten schon Angst, du würdest es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Der Fels hat schon eine ganze Zeit lang so unheimlich geknackt.“ murmelte er, während er unauffällig mit Blicken festzustellen versuchte, ob sie irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte.

Das schwarze Kätzchen, dessen Fell stumpf von dem Felsenstaub war, fauchte halbherzig, doch dadurch, dass sie noch immer so erschöpft war, fiel der Versuch, ihre Genervtheit auszudrücken, eher kläglich aus.

„Du blutest an der Stirn.“ Ices Stimme schien sie geradezu zu durchdringen, und das Mädchen brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum das so war.

Natürlich war es sein Arm, auf dem sie gerade lag, und sein Oberkörper, an den sie sich lehnte.

Sie wandte ein wenig den Kopf und erkannte, dass er mit der Rechten den Dragonball aufgefangen hatte.

Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten, doch der Junge mit den blauschwarzen Haaren wusste das effektiv zu verhindern. Er presste das zerzauste Fellknäul noch ein wenig fester gegen sich und entlockte ihm dadurch ein verärgertes Maunzen.

„Lass das, Kitty. Du bist total erschöpft, so sehr, dass sogar deine Reflexe versagt haben!“ offensichtlich spielte er damit auf die Tatsache an, dass sie ziemlich schmerzhaft auf dem Boden gelandet wäre, wenn er sie nicht aufgefangen hätte.

Noch nicht einmal in ihrem Katzenkörper schaffte sie es, sich mit dem angemessenen Können zu bewegen!

Ja, sie würde sich wünschen, dass sie endlich etwas mit ihrem Ki anfangen konnte, das sie zwar allem Anschein nach besaß, jedoch überhaupt nicht kontrollieren konnte.

„Try, kannst du mal eben die Kugel in meinem Rucksack verstauen? Echt toll, dass du sie gefunden hast, Manx!“

Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller.

Ice hatte sie gelobt – und ausnahmsweise mal ihren Namen benutzt!

Es kam nicht oft vor, dass er der Meinung war, sie hätte etwas richtig gemacht.

Ihr Bruder nahm ihm den Dragonball ab – dessen vier Sterne ihr bei ihrem flüchtigen Blick vorhin entgegengeleuchtet hatten – und packte ihn zu den anderen fünf.

Jetzt fehlte also nur noch einer.

Manx zuckte zusammen, als die nun freie Hand des Zehnjährigen plötzlich vor ihr auftauchte, seine Finger von dem sanften, silbrigen Glühen seiner Magie erhellt.

„Schön still halten.“ Das Mädchen unterdrückte den Drang, ihn für diese Worte zu beißen. Er sollte verdammt noch mal aufhören, so mit ihr zu reden, als wäre sie wirklich eine Katze!

Unbeweglich ließ sie es geschehen, dass er die noch immer blutende Stelle an ihrer Stirn berührte. Ein angenehmes kühles Prickeln betäubte die Stelle und vertrieb den Schmerz. Sie spürte, wie sich eine feine Eisschicht über der offenen Stelle bildete, so dass die Blutung gestoppt wurde.

„Besser?“

Die Achtjährige nickte dankbar. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass Ice seine Magie auch so einsetzen konnte.

Der älteste Misasai-Sprössling schien zufrieden.

„Hast du Hunger oder Durst?“ wollte er dann von ihr wissen, und Manx schüttelte den Kopf, nicht wissend, was für ein seltsames Bild sie in ihrer Katzenform mit diesen menschlichen Gesten gerade bot.

„Okay.“

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren holte den Radar aus seiner Hosentasche.

Er warf einen kurzen Blick auf die Anzeige.

„Für den Letzten müssen wir übers Meer fliegen – der scheint sich auf einer Insel zu befinden, die in der Nähe von Muten-Roshi liegt.“

Er hob das kleine Kätzchen vorsichtig hoch und sah ihm in die kobaltblauen Augen. „Ich weiß, dass du es hasst, in deiner Tierform zu sein, aber so kann ich dich wesentlich leichter transportieren, und wir sind nun bestimmt drei Stunden unterwegs. Es ist für unsere Suche sicherlich von Vorteil, wenn du dich so lange ausruhst. Wir haben deine Kleider in deinem Rucksack verstaut, den Trayun mitnimmt.“

Manx schenkte ihm einen langen Blick und nickte schließlich.

Als er sie sanft wieder gegen seinen Oberkörper drückte, schloss sie schließlich die Augen und gab endlich der Erschöpfung nach, die sie schon die ganze Zeit über verspürte.

Ohne, dass sie es wirklich wahrnahm - von den beiden Jungs aber sehr wohl bemerkt, die sich daraufhin einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen - entlockte die Tatsache, dass sie sich gerade vollkommen entspannt und geborgen fühlte, ihrer Kehle völlig neue Töne.

Die kleine schwarze Katze in Ices Armen schnurrte zufrieden – zum ersten Mal in ihrem Leben.
 

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TBC.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2008-07-14T21:09:06+00:00 14.07.2008 23:09
Hmm... erinnert mich ja stark an Maya und Trunks... Aber das ist ja auch so gewollt, also sollte es nicht verwundern.

Ich kann wirklich nichts schlimmes daran finden, dass sie sich in eine Katze verwandeln kann. Himmel wenn ich das könnte würde ich das schön häufig ausnutzen!!! Beneidenswert!
Das einzige was mich auch stören würde wäre, dass man Gefühle wie Geborgenheitsempfinden, Glück, Zufriedenheit offensichtlich nicht für sich behalten kann.
Das wäre mir irre peinlich und wird es ihr wohl auch sein, wenn sie davon erfährt und dann wird sie ihre Katzengestalt wohl noch mehr verabscheuen.

Dabei ist die sooo süß. Dieses niedliche, kleine, schwarze Fellknäul... Wenn ich könnte würde ich sie herzen und knuddeln und verwöhnen... aber sie würde fauchen und kratzen und damit wäre das auch wieder vorbei. :))

Ich finde die beiden Begleiter so goldig. Sie sind wirklich einfach ein tolles Trio. Ich hoffe doch stark, dass sie in späteren Zeiten (du weißt worauf ich damit hinweinen möchte?!) immer noch oder gerade durch diese Erlebnisse viel zusammen machen.

Ice' Fähigkeiten sind wirklich nützlich... im letzten Kapitel die SAche mit dem Aufspüren von Wasser dieses mal die frische Luft-Unterstützung und das Mobile-Erstehile-Frösteln... sehr cool. :]
(Haha, Wortspiel! Hoffentlich nimmt Ice das nicht so schlecht auf wie Frosti genannt zu werden ;))

Lg
Pia
Von:  DINO2011
2008-05-26T07:11:05+00:00 26.05.2008 09:11
Also, dieses Kapitel war sehr gut. Du hast uns den Charakter von Manx um einiges näher gebracht und gleichzeitig die Beziehung zwischen ihr und Ice etwas vertieft. Wenn dies auch nicht offensichtlich geschehen ist, so wird sie sich das sicher im Unterbewusstsein merken, weil es ja das erste mal war, das sie sich als Katze so wohl gefühlt hat das sie schnurren musste.

Tja, dann habe ich wohl recht gehabt mit meiner Behauptung, das sie sich wünschen wird, das sie ihr Ki genauso gut kontrollieren kann wie die anderen. Na, mal sehen was dabei herauskommt ^^

Hm, dann bleibt mir aber noch eine Frage übrig. Wer MgC gelesen hat, weiß, das sich Maya nur eine gewisse Zeit lang zu einer Katze verwandeln kann. Ist es nun bei Manx auch so oder kann sie diese Gestalt beliebig lang halten? Wenn es nicht so ist, könnte das nämlich beim Flug zu dieser Inseln relativ peinlich werden ^^


Die Kinder hatten keine Ahnung, ob es sich bei diesem seltsamen Phänomen um das Werk von Lebewesen handelte oder ob irgendwelche Naturkräfte am Werk gewesen waren

Tja, hier gefällt mir die Wortwiderholung von >Werk< nicht so ganz. Ich würde das so schreiben >Die Kinder hatten keine Ahnung, ob es sich bei diesem seltsamen Phänomen um das Werk von Lebewesen handelte, oder ob sich hier irgendwelche Naturkräfte zu schaffen gemacht hatten< Hört sich für mich irgendwie besser an ^^

Den zwei Zurückgebliebenen blieb wohl nichts anderes übrig, als zu warten.

Hier gefällt mir die Wortwiderholung von >blieb< nicht. Du könntest das so schreiben >Die zwei Zurückgebliebenen konnten nichts anderes tun als warten.<

Also, dann warte ich nun gespannt auf das nächste Kapitel.

Von: abgemeldet
2008-05-24T20:05:33+00:00 24.05.2008 22:05
Man ist das am Ende süüüüßßßßß :3
Kann manx garnet verstehen würd emich gerne in eine katze verwandeln wollen!
Naja so sind die meinunge unterschiedlich!
Freu mich schon auf das nächste kapitel!!!
Von:  arrachnia
2008-05-24T18:23:50+00:00 24.05.2008 20:23
Hallo!!!
dieses Kapitel ist echt süss :)
schade nur, dass manx ihr katzen-ich anscheinend so sehr hasst, dabei scheint sie wirklich super süss auszusehen.
ist dir wirklich sehr gut gelungen,genau wie das vorherige, da hatte ich nämlich vergessen einen kommentar dazu zu schreiben.
ich freue mich auf das nächste kapitel :)
bis bald
nina
Von:  Serenade
2008-05-24T09:51:35+00:00 24.05.2008 11:51

Hmm, da scheint wer ja wirklich verliebt zu sein... ^___^
Süßes Kapitel. Und Manx war auch süß! Und so knuffig, wie sie sich in ihrer Katzenform mit Fauchen gewehrt hat, als die beiden sie aufgezogen haben.
Ach, erinnert mich an meinen Kater, wie er noch klein und unschuldig war... Jetzt ist er groß und ein Satansbraten ohne gleichen! *seufz* Kann ich nicht Manx haben? Sie scheint besser erzogen zu sein...

Back to bacis: Dein Kap war sehr gut. Schade, dass mit dem nächsten schon am Ende ist. Deine Storys gefallen mir sehr gut. Und sie sind immer so schön durchdacht und gut aufgebaut.
Und: Manx erinnert mich an meine kleine Schwägerin! Genauso so! Obwohl diese schon elf ist, haben sie ein ähnliches Verhalten! *kopf schüttel* So stur...

Aber, waren wir nicht auch irgendwann in grauer Vorzeit so? Neee, nie! Gell?

LG, Serenade
Von: abgemeldet
2008-05-24T08:44:17+00:00 24.05.2008 10:44
Heeey!^_^
Das mit den Katzenohren in einem der vorigen Kapitel fand ich so süß, wo Ice Manx zusammengeschissen hat, sie soll das bloß lassen. *hach* Und dann wo sie jetzt geschnurrt hat, mein Gott, die Kleine is so knuddelig *T_T* Ich weiß sie mag nicht wenn man sowas sagt, aber es ist so! *DiraufSchulterklopf* Ich bin ehrlich überrascht, dass mir die Story so gut gefällt. Normalerweise mag ich es nicht so gerne, wenn's um die Kinder geht, aber DAS hier ist einfach so cool!!! ^///^
Freu mich schon wenn's weiter geht!!!
Hdl
Von:  HexenLady
2008-05-23T22:22:56+00:00 24.05.2008 00:22
uiiiiiiiiiii
wie süßßßßßßßß
ich liebe manx sie ist soo niedlich richtig wie ne achtjährige wenn nimmst du eigentlich als vorbild vom verhalten her ?
und bin gespannt wie es weitergeht
und ich bin total froß das sie sich nun was anderes vom drachen wünscht denn es wäre schade wenn sie ihre katzenseite verlieren würde ^^
byebye
andrea
Von: abgemeldet
2008-05-23T19:51:04+00:00 23.05.2008 21:51
ich muss sagen, da hat manx gezeigt, was in ihr steckt!
ein tapferes, kleines kätzchen =)
Und vor allem scheint sie super verliebt zu sein in Ice.
Es ist so knuffig, wie sie reagiert!
Wirklich super toll geschrieben, ich konnte das ganze wie einen Spielfilm vor meinen Augen sehen!
Meinen allergrößten Respekt!

Ich liebe es deine Story zu lesen, jeder Charakter ist so wundervoll ausgearbeitet, liebenswert.

Ich freu mich sehr auf das nächste Kapitel, auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir uns langsam dem Ende nähern..
Vielleicht machst du ja irgendwann, nach "Himmelsdämon", eine Fortsetzung :)

Danke für die ENS!

Und ich stimme aqualight zu, wie Maya! =)

*wuschel*
Eanna
Von:  uteki-chan
2008-05-23T14:31:50+00:00 23.05.2008 16:31
wie süß!!!!
OMG sie schnurrt.
echt niedlich.
wie maya.. XD

ich fand's super, dass manx endlich mal als kätzchen auftrat. ^-^v



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