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Lyndwyn's Tale

Bleeding Sunshine
von

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Brennender Himmel

1. Brennender Himmel
 

Sanft wiegten sich die Bäume auch in dieser Nacht, umspielt von des zarten Windes Launen, um die Stille allein mit dem leisen Kratzen zu unterbrechen, welches sie auf diese Weise von sich gaben. Es war eine der üblichen Momente kurz vor Sonnenaufgang im Süden von Cyrodiil, das einzig Unübliche war, dass der Regen nicht die Stimmung trübte, in dieser von tiefen Mangrovenwäldern umgebenen Gegend. Mit einer Eleganz die das Auge erfreute, zeichneten sich die schwarzen Umrisse Leyawiins vom Himmel ab. Eine Stadt kurz vor dem Meer, bevölkert zumeist von Argoniern, reptilhaften Wesen mit schuppiger Haut, einem Echsengesicht und noch dazu einem ausladenden Schwanz, welcher dazu neigte die Einrichtung versehentlich zu zertrümmern. Ein kaum merklicher Flügelschlag nur, und schon ließ sich ein Vogel nieder, wenngleich auf der Schulter einer zunächst verborgenen Person, die die Nacht durchwachend an einem der schlüpfrigen Bäume gelehnt hatte, um nun von dem frechen Flugwesen durch ein Picken geweckt zu werden. Langsam nur wollten sich die letzendlich doch zugefallenen Augen wieder öffnen, den Vogel mit einer herrischen Bewegung beiseite scheuchen – nur noch wenige Augenblicke konnte es dauern! Das undurchdringliche Gebüsch, das sich hinter der Person erstreckte, kaum einen Lichtstrahl zulassend am Tage, schien in einer, wenngleich vom Wind verursachten, Welle zurückzuweichen, als sie die hellblaue Kapuze zurückstrich, nur um ein bleiches Gesicht freizugeben. Eingefallene Wangen lagen nun frei, gerötete Augen – ein geschlagener Blick, der ihnen inne zu wohnen schien, kündigte von innerem Leid, Verzweifelung. Sonst war sie hochgewachsen, dunkel die Haut, wie es bei den Dunmer nun die Regel war, zart die Finger, geübt einen Bogen zu halten, der passender Weise auf ihrem Rücken befestigt war, beisammen mit den Pfeilen. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, schien sich zu sammeln, das Vorhaben zu bedenken; doch dieses stand fest, lange genug hatte sie es überdacht, zweifellos war es das Richtige.. sie erleichterte sowohl sich, wie auch den Rest der Welt. Ein sarkastisches Lächeln zierte ihre Lippen, als sie nun vollends von dem Baum wegtrat um ins Wasser zu schreiten. Kalt, ja fast beißend, umspülte das Klar ihre Füße, noch in der Nacht hatte es sich aufgetankt mit einer herrlichen Kühle, ein wunderbares Gefühl musste es sein, dort Nachmittags zu baden, sich körperlich, wie auch seelisch zu reinigen – ein Symbol der Unschuld, unbeschmutzt, rein.. es war ein Wunder das keine unwirklichen Hände kamen, um sie kurz um wieder hinaus zu befördern, wo sie es doch wie eine lebende Sünde zu beschmutzen versuchte. Kopfschüttelnd schritt sie tiefer, ihr machte das Kalte nicht im geringsten etwas aus, im Gegenteil – in ihrer Heimat in Morrowind, war sie beinahe täglich in den nahegelegenen See gesprungen..
 

Nun reichte ihr das Nass bis zur Hüfte, als es auch schon wieder zu sinken begann, nicht tief war es hier, doch auch das kümmerte sie wenig – nicht zu ertränken versuchte sie sch. Allein der Gedanke daran war absurd; mit gemessenen Schritten erklomm sie nun die Miniaturausgabe einer Steilküste, bis sie das Haupt wieder erheben konnte, so stand sie auf einer Insel, grade zehn, auf zehn Fuß reichte sie, bewachsen von wilden Kräutern, die sich bei der ungestörten Atmosphäre entfalten hatten können. Kaum einer würde es wagen, diese Gewässer zu betreten – zu viele Irrlichter, Schlammkrabben, wie auch Geister erfüllten die Seen, Flüsse in ihren Tiefen, gesäumt von Ruinen, Höhlen – alten Grabmälern, räumte es den meisten 'Helden' den Mut beiseite. Ein guter Platz also um ein letztes Mal den Sonnenaufgang zu sehen..
 

Wie lang war es nun schon her? Jahre, lange Zeiten, seitdem sie aufgewacht war – ein Lager nahe Cheydinhal, in Gedanken war sie noch gewesen; erst kurz zuvor war sie ihrem Vater entflohen, aus ihrem Geburtsland Morrowind. Am Morgen war sie dann erwacht, noch im Nachklang eines Albtraums, der ihre Nacht durchzogen hatte, als sie mit Schrecken das Blut sah, welches ihr über die Brust geronnen war; die Male ertastete, die an ihrem Hals prangten. Ein letzter Fluch ihrer Familie, so kam es ihr zu allem Überfluss in den Sinn. Unter Tränen war sie gerannt, an den Wachen vorbei, in die Kapelle der nahen Stadt. Stockend hatte sie dem Priester ihr Leid geklagt, mit einem hämischen Schmunzeln war sie an der Schulter gefasst worden. Noch ehe sie es sich versah, stand sie wieder draußen, die Worte des Nord noch in den Ohren – an den Daedra-Schreinen konnte man ihr sicher helfen, ihr der Dunmer.. Wut erfasste sie, Daedra-Schreine! Wie in Nocturnals Namen sollte sie einen solchen finden, in der kurzen Zeit, aufgrund ihrer Rasse mit Misstrauen bedacht. Lange hatte sie das Land durchstreift um nach nicht ganz drei Tagen schließlich erschöpft in den Schlaf zu sinken. Schwach erinnerte sie sich an einen Traum.. ein Fenster.. Noch im selben Augenblick hatte sie gewusst, das es zu spät war.. Und so war es gekommen, dass sie bis heute nur die Nächte durchquerte, selten, wenn nicht nie, ein Wort mit den Bewohnern Cyrodiils sprach. So war es gekommen, das sie nun auf dieser kleinen Insel stand, und sich auf das Kommende freute.
 

Wortlos suchte die Iris den Horizont nach Osten ab, der immer gemiedenen Himmelsrichtung, der Richtung namens Erlösung. Ihr Instinkt sagte ihr: Fliehen!, denn es dauerte nur noch Sekunden, man konnte ihn schon sehen.. den blassorangen Streifen am Firnament, den blassen Streifen der einem Wink in die Ewigkeit gleich kam – wenn auch nur für sie. Die Sekunden schlichen nur so dahin, das so sehr Erwartete, gleichsam Gefürchtete, ließ auf sich warten; ein letztes Schnippchen schlug ihr das Leben. Doch noch bei diesem resignierten Einfall erhob sie sich, eine helle Scheibe. Ein Halbmond gleißenden Lichtes, tauchte die Welt in den frühmorgendlichen Schein, gelblich anmutend brachte es dem Vogel den heiß ersehnten Startschuss, doch ebenso die Pein. Als sei ihr Körper von einer solchen Hässlichkeit durchwachsen, begehrte er auf, entgegen dieser Schönheit. Doch sie schien es nicht zu bemerken. Zu tief war sie in Gedanken, zu gebannt von dem Anblick – Bilder traten in ihren Kopf; aquamarinblaue Seen, kristallklare Flüsse, tiefgrüne Wälder, selbst die Erinnerung der Freude kam zurück.. ein flaues Gefühl in ihrem Bauch, voll Erwartung von etwas, das nicht greifbar war. Schlagartig fand sie zurück, aus der Vergangenheit, in ihren gematerten Körper. Zurück in einen Schmerz der nicht fassbar war. Die Umrisse verschwammen, das Grün der Bäume, das Blau der See – verwischt in den Rändern, fraß es sich in ihre Augen. Gleißend das Licht, die Schönheit, die Pein. Ihr Körper schien in Flammen, unscheinbare Finger waren in ihrer Vorstellung dabei die Haut von ihrem Leib zu ziehen. Ein gequälter Schrei brach über ihre Lippen, als es kein Ende zu finden schien – war es schon unerträglich, so steigerte sich die Umarmung des Todes sekündlich um ein weiteres. Langsam sank sie nieder, unfähig aufrecht zu stehen, hinab in die erlösende Dunkelheit – im Hinterkopf das Wissen, nun das letzte Mal des Tages zu ruhen. Eine ewige Ruhe.. Mit starken Armen umfing sie der Tod, ungewöhnlich feste Arme, für eine reine Einbildung; doch zierte ein erstes, wie auch letztes Lächeln ihr Antlitz – zumindest eine gute Tat hatte sie getan, in ihrem vermaldeiten Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-04-16T20:05:43+00:00 16.04.2008 22:05
Määh.. wie ich dir schon einige Male sagte, bist du einfach ein Talent was das Kleiden von Geschichten in Wörter angeht. Ich bin gespannt wie es weiter geht, da du sicherlich ne Überraschung bereit hällst, also weiter weiter!! *anfeuer* *-*


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