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Letzte Hoffnung

...wenn deine letzte Hoffnung ein Mörder ist... ItaxSaku
von

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Leid

These eyes have seen no conviction,

just lies and more contradiction.

So tell me, what would you say?

I'd say it's time too late…
 

Sum 41 – Still Waiting
 

+++
 

Regungslos stand Sakura da, während der Schwarzhaarige ihr immer näher kam. Sie rührte sich auch nicht, als er direkt vor ihr stand. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie groß er eigentlich war; Sie reichte ihm gerade einmal bis zum Kinn.

Ein Teil von ihr wollte aufsehen, sich vergewissern, ob sie sich eben nicht doch vertan hatte, ein anderer Teil allerdings war zu geschockt… und hatte zu viel Angst.

Ja, sie gab es nicht gerne zu, aber der „kleine“, nervige Tobi machte ihr Angst. Ihr ganzer Körper zitterte kaum merklich und ihr Verstand schrie, sie solle wegrennen. Doch sie war wie gelähmt. Wieso genau wusste sie nicht, doch vielleicht lag es an dieser verdammt einschüchternden Aura, die den Maskenträger plötzlich umgab? Oder die überwältigende Menge Chakra, die er auf einmal besitzen zu schien? Hatte er es etwa die ganze Zeit über unterdrückt gehabt…?

‚Was passiert hier gerade?’
 

Sie zuckte deutlich zusammen, als sie verdammt nah an ihrem Ohr ein leises Kichern vernahm. Wann hatte er sich so weit vorgelehnt?

Noch immer sah sie nicht auf.

Ihre Augen weiteten sich. War das wirklich seine Hand, die da gerade durch ihr Haar fuhr?

Sie wollte sie weg schlagen, doch ihre Furcht hinderte sie daran.

„Hör auf.“, zischte sie leise und versuchte sicher zu klingen, doch das Zittern in ihrer Stimme hörte man zu deutlich. Es entlockte ihm nur ein erneutes Kichern.

Seine Hand verschwand daraufhin jedoch tatsächlich für einen kurzen Moment – nur um dann über ihre Wange zu streicheln. Was zur Hölle tat er da?

Er lehnte sich wieder etwas zurück, um in ihr Gesicht sehen zu können. Sakura meinte, sein Grinsen fast schon durch die Maske sehen zu können.

Er verwirrte sie. Und das machte sie wütend. Dieser ganze Tag war schon so beschissen gewesen und jetzt meinte dieser Irre auch noch sie verwirren zu müssen?
 

Für einen winzigen Moment überspielte dieser kleine Funke an Wut ihre Angst und ohne weiter darüber nachzudenken, schlug sie seine Hand weg und ging einige Schritte zurück. Spätestens aber bei dem kleinen Aufblitzen seines Auges verblasste diese Gefühlsregung genauso schnell wieder, wie sie aufgekommen war.

Sie versuchte wieder denselben kalten Gesichtausdruck aufzusetzen, wie vorhin, doch so wirklich gelingen wollte es ihr nicht. Unsicher ging sie weitere Schritte zurück.

Dann war er verschwunden. Ein Windzug veranlasste sie dazu, sich umzudrehen. Erschrocken sah sie erneut in das grelle Orange seiner Maske und das dunkle Rot des einzigen sichtbaren Auges.

Anhand der Tatsache, dass er sich erneut etwas vorgelehnt hatte und sie ihn jetzt beinahe mit der Nasenspitze berührte, folgerte sie innerhalb des Bruchteils einer Sekunde, dass er eindeutig zu nah war. Sie handelte aus Reflex.
 

Ihre Faust schnellte vor, traf jedoch nur das Leere. Erneut wirbelte sie herum, als sie sein Chakra hinter sich spürte. Sie trat nach ihm. Ihre Augen weiteten sich. Ihr Bein… war einfach durch ihn hindurch gegangen?

„Was zum…?“

Sein Kichern erklang neben ihr.

„Wieso wird Sakura-chan so aggressiv?“, fragte er mit der gewohnten, naiven Stimme.

Ohne weiter nachzudenken, wandte sie sich von ihm ab und rannte so schnell sie konnte.

Wohin?

Zum Wohnzimmer.

Mit etwas Glück war noch jemand von den Anderen da.

Und wenn nicht?

Sie schluckte.

Ja, was dann?
 

Die Rosahaarige war fast versucht erleichtert aufzuatmen, als der Durchgang zum Wohnzimmer endlich in Sicht kam. Aber eben auch nur fast.

Jemand verließ gerade den Raum. Sie bremste ab. Es war noch jemand da! Sie hatte wirklich Glück…
 

„Spielt Sakura-chan mit Tobi fangen?“
 

Oder auch nicht. Ihre Gesichtszüge entgleisten, als sie endlich erkannte, wer vor ihr stand. Verdammt! Wie war er so schnell hierher gekommen?

Sie stolperte die letzten Schritte vorwärts und verfluchte gleichzeitig den Schwung, den sie durch die Rennerei noch hatte. Sie landete genau in seinen Armen.

Panik kam in ihr hoch.

„Ich hab dich.“, flüsterte er.

Wieder diese kalte Stimme. Sie wehrte sich gegen seinen Griff, erzielte aber nur das Gegenteil von dem, was sie eigentlich hatte bezwecken wollen.

„Was denn? Will Sakura-chan etwa nicht mit Tobi kuscheln?“

„Nein.“

Mit der Kraft einer Verzweifelten schaffte Sakura es, ihn von sich zu drücken, allerdings nur, weil er es zuließ. Das wusste sie.

„Was willst du?“, fragte sie nach kurzem Schweigen. Er seufzte.

„Eigentlich kuscheln. Aber wenn du nicht willst, können wir ja vielleicht auch einfach nur reden?“, erwiderte erneut in monotoner Tonlage. Hatte der Schalter zum Uchiha-Modus irgendwie einen Wackelkontakt oder so?

‚Falsche Zeit für Sarkasmus, Sakura… Oder Galgenhumor, wie auch immer man es nennen will.’
 

„Reden? Worüber?“

Wieder blitzte etwas in seinem Auge auf.

„Sagte ich doch vorhin schon.“

Verwundert hob sie eine Augenbraue. Hatte er?
 

‚Wenn Itachi nicht mit dir reden will, kann ich das gerne für ihn übernehmen, wenn es dir nichts ausmacht.’
 

Ach ja. Erneut weiteten sich ihre Augen, als sie anfing zu begreifen, was er damit gemeint hatte. Er wollte mit ihr über Itachi reden? Ihr endlich Antworten geben? Ein verlockendes Angebot. Aber wieso sollte er ihr so etwas erzählen wollen? Und woher wusste er es überhaupt?

Nun ja, er schien einer der letzten Uchiha zu sein, womit man letzteres schon einmal erklären könnte. Aber die erste Frage blieb trotzdem bestehen… Verlangte er etwas dafür ihm Gegenzug? Sie wollte gar nicht daran denken, was er alles verlangen könnte.
 

Erneut sah sie auf, nachdem ihr Blick nachdenklich gen Boden gewandert war. Er kicherte nur leise vor sich hin.

„Wie wäre es, wenn wir in mein Zimmer gehen? Da ist es, denke ich, gemütlicher, als hier.“

Sie nickte nur wie in Trance. Sein Zimmer? Sie war noch nie dort gewesen. Wieso auch? Sie hatte ihn ja immer nur für den nervigen Tobi gehalten und war froh gewesen, wenn er sie in Ruhe gelassen hatte.

Aber was war, wenn er in seinem Raum irgendwas mit ihr vorhatte…? Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie war immerhin noch immer eine Kunoichi. Da konnte sie sich ja wohl wehren. Wobei, ihre Gegenwehr eben hatte auch nicht wirklich viel gebracht, genauso wie ihr Fluchtversuch.

Panik stieg erneut in ihr auf.

‚Genau genommen hat es keinen Unterschied, ob du nun mit in sein Zimmer kommst oder ob du hier bleibst. Du bist ihm so oder so hoffnungslos ausgeliefert.’

‚Wie ermutigend.’
 

Schweigend folgte sie dem Maskenträger, immer darauf bedacht, genug Abstand zwischen ihm und sich selbst zu lassen. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie endlich ankamen.

„Ladys First.“, war sein einziger Kommentar, während er die Tür öffnete und einen leichten Knicks vollführte. Noch immer wortlos ging sie an ihm vorbei.

Der Raum war eindeutig größer als die der anderen Mitglieder. Rechts von ihr stand ein großer Schrank, ihr gegenüber ein großes Doppelbett. Ein großes Sofa mit einem niedrigen Tisch nahm die gesamte linke Seite des Raumes ein. Bis auf zwei Türen in je einer der hinteren Ecke und einem kleinen Bücherregal neben dem Schrank, war der Raum komplett leer. Eine einzige Lampe spendete Licht und ließ den größten Teil des Zimmers in Dunkelheit gehüllt, sodass man die Einrichtung auch nur durch die Silhouetten erraten konnte.

Es war bedrückend.
 

„Setz dich doch.“, meinte plötzlich eine tiefe Stimme – wieder einmal zu dicht an ihrem Ohr – und ließ Sakura wie schon so oft an diesem Tag zusammen zucken.

Stumm ging sie der Aufforderung nach und nahm auf dem schwarzen Sofa platz. Verwundert bemerkte sie, dass auf dem Tisch ein Tablett neben der Lampe stand. Darauf waren eine Teekanne sowie zwei Tassen und eine Schüssel mit Keksen platziert… Eins musste man Tobi lassen: Er hatte gut vorgesorgt.

„Bedien dich ruhig.“

Aus Höflichkeit – wobei sie sich fragte, wie sie in solch einer Situation an so etwas wie Manieren denken konnte – tat sie auch diesmal, was er verlangte. Ihre zittrigen Hände griffen nach der Kanne und versuchten, etwas Tee in eine der Tassen zu schütten, was sich als ziemlich schwer erwies. Als sie jedoch wieder Tobis Kichern hörte, wurde ihr Griff um das Gefäß noch fester und das Zittern konnte sie fast vollständig unterdrücken.

Sie war ein Ninja, verdammt noch mal! Wie schaffte er es, ihr so leicht Angst einzujagen und das Gefühl von völliger Unterlegenheit zu geben? Und wieso zur Hölle schaffte sie es nie, die wichtigste Regel der Ninja einzuhalten?
 

Sie merkte, wie der Maskenträger sich rechts von ihr ebenfalls niederließ und sich jetzt ebenfalls etwas Tee einschenkte. Sie starrte nur auf ihre eigene Tasse, welche sie mit beiden Händen festhielt.

Was, wenn es vergiftet war? Aber wieso sollte er sie vergiften wollen?

Sie leitete eine winzige Menge Chakra in den Tee. Nein, kein Gift.

„Würdest du mir wirklich zutrauen, dass ich dir etwas in den Tee mische? Also bitte, ich bin enttäuscht von dir.“, meinte der Uchiha neben ihr gespielt entrüstet.

Sakura sah noch immer nur auf ihren Tee und erwiderte nichts. Langsam setzte sie ihn an ihre Lippen und trank einen kleinen Schluck. Sie stockte. Tee mit Kirschgeschmack?

Kopfschüttelnd stellte sie die Tasse wieder auf den Tisch und wandte sich dann wieder dem Schwarzhaarigen neben ihr zu, welcher sie ebenfalls ansah.

Sie wartete. Er wusste genau, was sie jetzt hören wollte, also brauchte sie dazu auch nichts sagen. Ein paar Momente herrschte Schweigen, dann brach der Uchiha den Blickkontakt ab, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Ein theatralisches Seufzen war zu vernehmen…
 

„Also, wo fange ich am Besten an?“, flötete er übertrieben fröhlich und sah wieder zu Sakura.

Ein unterkühlter Blick war alles, das ihm entgegnet wurde. Schweigen.

Die eh schon zum Zerreißen gespannte Stimmung wurde nur noch angespannter. Der Drang der Rosahaarigen einfach wegzulaufen wurde immer größer.

„In Ordnung.“

Und schon war die gespielte Freundlichkeit wieder verschwunden. Kein Wunder, dass er seine Stimme ständig verstellte, denn so konnte man ihm seine Abstammung fast schon anhören…

„Dann fange ich wohl am Anfang an…“
 

+++
 

Laut hallten ihre Schritte in dem Gang wider. Ihr Atem ging hektisch. Ihr Puls raste. Und das nicht aus Anstrengung…

Leise, so gut wie lautlos fielen winzige Tropfen auf den kalten Steinboden. Tränen. Viele Tränen.

Ihre Augen waren gerötet, ihr Hals war trocken. Die Steinwände an den Seiten schienen geradezu an ihr vorbei zu fliegen. Sie starrte stur gerade aus, ohne etwas zu sehen. Ihre Beine trugen sie von allein in die richtige Richtung. Besser gesagt in die Richtung, die im Moment die richtige zu sein schien.

Ihre Gedanken waren leer. Und gleichzeitig herrschte in ihr ein größeres Chaos denn je.
 

„Mein Name ist Uchiha Madara.“
 

Sie rannte weiter durch die Gänge. Ihr Instinkt leitete sie.
 

„Ich dachte… A-aber du bist doch-„

„Tot? Ja, das ist es, was sie sagen.“
 

Unaufhörlich hallten seine Worte in ihrem Kopf wider – wie ihre Schritte in diesem kalten Gang.

Es waren zu viele Worte. Und keines davon schien an ein anderes zu passen. Es ergab keinen Sinn.

Nichts davon.
 

„Lügen konnten sie schon immer.“
 

Es konnte alles nicht wahr sein.
 

„Wie meinst du das?“
 

Was, von dem, was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit? War es am Ende alles doch nur eine Lüge?
 

„Nun, um es schonend auszudrücken: Fast alles, was du über Uchiha Itachi weißt, ist eine Lüge, die sie erfunden haben.“
 

Wie sollte das möglich sein?

Noch immer drang das monotone Geräusch ihrer Schritte nur schwammig zu ihr hindurch. Es waren zu viele Informationen – Lügen? –, die ihren Verstand vernebelten. Wer konnte es ihr verübeln?
 

„Itachi hat seinen Clan nicht freiwillig ermordet.“
 

Lüge…
 

„Es war eine Mission.“
 

Lüge…
 

„Eine Mission des Dorfes Konoha-gakure.“
 

Lüge…
 

„Es war sein Auftrag, den gesamten Clan auszulöschen, da er eine Bedrohung für das Dorf darstellte.“
 

Lüge…
 

„Er hat so einen Krieg verhindert, bei dem noch mehr Menschen getötet worden wären. Itachi war schon immer ein sehr friedlicher Mensch.“

Leises Kichern.
 

Lüge.
 

„Doch es gab eine einzige Person, die er so sehr geliebt hat, dass er sie nicht töten konnte.“

Lüge!
 

„Kaum vorstellbar, dass der angeblich so gefühlskalte Uchiha Itachi nicht in der Lage war, seinen eigenen Bruder umzubringen, findest du nicht auch?“
 

LÜGE!
 

Heftiger als nötig schlug sie die Tür, vor der sie nun stehen geblieben war, auf. Ohne darauf zu achten, dass die Holztür nun einige Risse aufwies, schloss die Rosahaarige sie hinter sich wieder. Ihr Blick schweifte durch den Raum, in dem sie sich nun befand. Das Schlafzimmer, das sie sich mit Itachi teilte…

Langsam ging sie zu ihrem Bett und ließ sich einfach darauf fallen. Ihr Blick bohrte sich durch die Decke. Ihre Augen glänzten noch von den letzten Tränen.

Wieso nahm sie das eigentlich so sehr mit? Ja, wieso eigentlich?

Es war doch nicht ihr Leben. Es konnte ihr egal sein. Wen interessierte schon, ob das, was Madara ihr erzählt hatte, der Wahrheit entsprach? Wieso sollte man sich so viele Gedanken über potentielle Lügen machen?

Sie wusste es nicht. Und doch tat sie es…
 

Allerdings…

Irgendwie ging es auch sie etwas an. Ohne all diese verwirrenden Uchiha wäre sie nicht hier. Ohne sie hätte sie Sasuke nie kennen gelernt, hätte nie so unter einem Verrat an Konoha gelitten, hätte nie ihr Heimatdorf verraten und wäre nie hierher gekommen.

Nahm es sie deshalb so mit? Weil sie ohne all das ein ‚normales’ Leben geführt haben hätte können? Wünschte sie sich Sasuke nie kennen gelernt zu haben? Wollte sie lieber in Konoha sein und nicht hier bei der Akatsuki?

Verwirrende Fragen. Doch noch verwirrender war für sie, dass sie nicht sofort Antworten fand.

Selbstverständlich wollte sie nicht hier sein! Immerhin war sie eine treue Kunoichi Konohas und die Leute, bei denen sie hier lebte, waren ihre Feinde… Oder? Nun, Zumindest waren sie das einmal. Konnte sie sie jetzt noch als Feinde ansehen? Nein.

War sie froh hier zu sein? Sie wusste es nicht.
 

Was würde wohl Sasuke sagen, wenn er wüsste, was sie glaubte zu wissen?

‚Er würde ausrasten.’

‚Oder kein Wort glauben.’

‚Wahrscheinlich würde er nicht einmal zuhören.’

‚Vielleicht würde er sich auch jämmerlich heulend in ein dunkles Zimmer verkriechen…’

‚Wohl kaum.’

Sie lachte freudlos auf. Der Gedanke war zu absurd. Wobei… Kam ihr der Gedanke, Itachi sei hinter seiner gefühlslosen Schale eigentlich ein netter Mensch, bis vor kurzem nicht auch absurd vor?
 

Mit einem leisen Aufschrei sprang sie aus dem Bett und ging in Richtung Fenster. Verzweifelt fuhr sie sich mit einer Hand durch ihr Haar und schob mit der anderen den Vorhang beiseite.

Zu viele Gedanken. Es war ein absolutes Chaos…
 

„Du lügst.“

„Wieso sollte ich?“
 

Mal angenommen Itachi wäre wirklich nicht so gefühlskalt, wie alle dachten und Madara würde die Wahrheit erzählen… Sasukes Wut auf seinen großen Bruder wäre dann unbegründet. Er hätte Konoha mehr oder weniger umsonst verlassen. Und sie somit auch. Itachi war nur gezwungen gewesen, Konoha aufgrund der Lüge der Ältesten Konohas zu verlassen. Man hasste ihn grundlos. Er hatte einer Menge Menschen das Leben gerettet - ohne dafür Dank zu verlangen oder auch nur zu erwarten…

Konnte ein Mensch wirklich so selbstlos sein? Konnte ein einzelner Mensch all diese psychische und auch physische Anstrengung auf sich nehmen? Wie war es möglich, all das durchzuziehen, ohne daran zu zerbrechen?

‚Und wenn er schon zerbrochen ist?’
 

„Wieso erzählst du mir das alles?“

„Wieso nicht?“
 

Sie schüttelte energisch den Kopf, den Blick noch immer auf das Fenster gerichtet, ohne einen bestimmten Punkt zu fokussieren.

Es klang alles so… Unmöglich. Wie sollte eine solche Lüge solange überleben? Wie konnte die Liebe zu einem Dorf so groß sein, dass man dafür seine eigene Familie opferte? Wie konnte die Liebe zu einem Bruder so groß sein, dass man dafür einen äußerst wichtigen Auftrag von eben diesem Dorf nur wegen ihm nicht vollständig ausführte?
 

„Ein Uchiha hat immer einen guten Grund für seine Taten.“

Er lachte.

„Ich sehe schon, du lernst schnell.“
 

Sie verstand es einfach nicht. Und doch…

Er musste so sehr gelitten haben in all den Jahren. Immerhin… War er letztendlich doch auch nur ein Mensch.
 

Ehe sie sich versah, saß er hinter ihr, die Arme um ihre Taille geschlungen, sein heißer Atem in ihrem Nacken.

Er hatte seine Maske abgnommen?
 

Es war seltsam. Einerseits einfach nur verwirrend, aber gleichzeitig so logisch. Es gab alles endlich einen Sinn. Sie hatte das Gefühl Itachi endlich wenigstens ansatzweise zu verstehen. Wer würde seine Gefühle auch nicht hinter einer emotionslosen Maske verstecken, wenn ihm so viel Leid widerfahren wäre?
 

Ihr ganzer Körper versteifte sich augenblicklich.

„Du willst also wissen, weshalb ich dir das erzähle?“
 

Sakura wusste, sie selbst wäre daran zerbrochen. Sie war nicht schwach, oder zumindest nicht mehr so schwach wie sie es früher einmal gewesen war, doch stark genug, um ihre eigene Familie umzubringen, damit ihre Heimat von einem Krieg verschont blieb? Dafür war sie zu schwach. Und, wie sie sich zwangsläufig eingestehen musste, zu egoistisch.

Und gleichzeitig bewunderte sie Itachi für seine Stärke. Er war noch so viel stärker, als es alle annahmen…
 

Seine warmen Lippen berührten ihren Nacken. Sie erstarrte.
 

Mit einem Mal kam Scham in ihr hoch.

‚Ich hoffe, du stirbst, bevor Sasuke dich umbringen kann, damit ich euch beide für eure eigene Dummheit auslachen kann…’

Sicher, er war stur, doch jemandem den Tod wünschen? Und wo sie jetzt auch noch wusste, dass er eigentlich nicht einmal wirklich ‚böse’ war…

Ob sie das wohl zurücknehmen konnte? Würde eine einfache Entschuldigung reichen?
 

Überhaupt fragte sie sich mit einem Mal, wie sie auf ihn von jetzt an auf ihn reagieren sollte. Ignorieren? Umschwärmen, so wie sie es früher bei Sasuke getan hatte? Einfach weiterhin so tun, als wüsste sie von nichts?

Das konnte sie nicht. Aber wie würde er überhaupt damit umgehen, dass sie von seiner Vergangenheit wusste?

Würde er sie ignorieren oder so tun, als wäre nie etwas gewesen? Immerhin die dritte Möglichkeit war auszuschließen.
 

Seufzend lehnte die Rosahaarige ihre Stirn gegen die Fensterscheibe. Erst jetzt bemerkte sie die Tränen, die erneut über ihre Wangen liefen. Fast hätte sie aufgelacht. Sie hatte sich doch nicht verändert. Noch immer weinte sie bei jedem noch so kleinen Problem los… Auch wenn dieses Problem nicht einmal direkt ihr eigenes war. Wobei das wieder zu der Frage, ob sie nicht doch irgendwie in das alles verwickelt war, führte. Und gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie selbst dafür gesorgt hatte, dass es auch sie betraf. Natürlich hätte sie sich nicht so mit Sasuke anfreunden müssen, auch wenn sie in seinem Team war. Dann wäre sie nach seinem Verrat nie so enttäuscht gewesen, hätte sich nie gewünscht ihm zu helfen und wäre auch nie zu seinem Bruder gekommen.

Aber naiv, wie sie es nun mal war, hatte sie allen helfen wollen und sich dabei selbst in ein Chaos hineingezogen, aus dem sie so leicht nicht wieder entkommen konnte. Klasse.

Es war doch alles zum Verrücktwerden.
 

Noch immer mit verschleiertem Blick wandte sie sich in Richtung Tür um und lehnte sich gegen die Wand neben dem Fenster. Langsam rutschte sie mit dem Rücken an dieser nun hinab, bis sie auf dem Boden saß. Zittrig zog sie ihre Knie an, umschlang sie mit ihren Armen und legte ihren Kopf darauf. Durch das Chaos an Gedanken in ihrem Kopf drängte sich ein einzelner an die Oberfläche.

Wie sollte es jetzt weitergehen?
 

Ja… Wie?

Die Zukunft war ungewiss und das brachte sie um den Verstand.

Ein leises Wimmern entkam ihr. Doch langsam konnte sie sich wieder etwas beruhigen. Ihre Gedanken lichteten sich und Erschöpfung, die vorher verdrängt worden war, war nun überdeutlich zu spüren. Wer konnte es ihr verübeln? Es war so viel an diesem einen Tag passiert…

Ihre Augenlider schienen mit einem Mal unnatürlich schwer zu sein. Die Versuche, ihre Augen offen zu behalten, waren eher halbherzig. Es war einfach alles zu viel. Die Schwärze, die anfing sie zu umgeben, war willkommen.
 

„Weil ich Lust dazu hatte.“, hauchte er leise in ihr Ohr. Dann war er verschwunden.
 

+++
 

„Sakura?“
 

Die Nennung ihres Namens riss sie aus dem Schlaf. Sofort machte sich ein stechender Schmerz in ihrem Rücken bereit. Das hatte sie nun davon, in einer so unbequemen Stellung zu schlafen…

Ein leises Stöhnen entkam ihr und langsam öffnete sie ihre Augen. Die Rosahaarige blinzelte einige Male, sah am Ende aber doch nichts anderes als Dunkelheit.

Hatte sie nicht gerade eine Stimme gehört? Eine bekannte Stimme…

Sie hob langsam den Kopf und erstarrte. Zwei leuchtend rote Augen starrten sie aus der Dunkelheit an.
 

„Wieso schläfst du auf dem Boden?“

Seine Stimme klang wie immer. Kalt. Reserviert. Emotionslos.

Was hatte sie erwartet? Dass er, nur weil sie mehr über ihn wusste, plötzlich ein völlig anderer Mensch war?

Sakura antwortete ihm nicht, starrte nur regungslos in seine Augen. Ihr Körper zitterte kaum merklich. Was sollte sie auch sagen? Die Wahrheit? Oder war es besser, wenn er nicht wusste, dass sie bescheid wusste?

Sie konnte noch so lange darüber nachdenken, zu einem Ergebnis würde sie eh nicht kommen.

Fragend hob er eine Augenbraue, was man nur ungefähr durch das Licht der Sterne, welches durch das Fenster hinein schien, erahnen konnte.
 

„Sakura?“
 

Geh weg!
 

Er ging vor ihr in die Hocke. Die ganze Zeit über wurde der Blickkontakt zwischen ihnen nicht unterbrochen.
 

Verschwinde!
 

Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie machte irgendwie einfach nur einen völlig verstörten Eindruck, wie sie so zusammengekauert dasaß. Was war los? Wieso antwortete sie nicht?

Itachi sagte nichts mehr. Er wusste, dass sie ihn gehört hatte, also würde er nur darauf warten, dass sie antwortete.
 

‚Wieso geht er nicht einfach? Vorhin habe ich ihm noch den Tod gewünscht und jetzt hockt er hier vor mir und scheint sich trotzdem dafür zu interessieren, wie es mir geht?’

Sie schloss die Augen, brach den Blickkontakt ab. Ihr war schwindelig.
 

„Er hat mir alles erzählt, Itachi.“
 

Stille.
 

Ihre Lider hoben sich wieder. Erneut trafen sich ihre Blicke. Doch dieses Mal waren es seine Augen, die sich geweitet hatten.

Er wusste sofort, was sie meinte.

Keiner der Beiden regte sich. Lange herrschte Schweigen.

Ein Schluchzen war es, das dieses Schweigen unterbrach.

Stumm sah er zu, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen, wie sie sich ihre Hand vor den Mund hielt, um die Schluchzer zu dämpfen – vergeblich.
 

„Es tut mir Leid.“, flüsterte sie leise. Das Zittern in ihrer Stimme war trotzdem nur allzu deutlich.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken lehnte sie sich vor schlang ihre Arme um seinen Oberkörper. Er verspannte sich augenblicklich. Sie ignorierte es. Noch immer schluchzend vergrub sie ihren Kopf in seinem Mantel.
 

„E-es tut mir so Leid…“
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Drama Baby, Drama! :D

Ich weiß, ein seeehr kurzes Kapitel. Dafür kams aber aber schneller, als die Letzten! x_x

*Vorsichtshalber mal hinter Deoys versteck*

Das nächste wird wieder länger, versprochen! Dx
 

Ansonsten gibts nur eine kleine Sache, auf die ich gerne aufmerksam machen würde:

http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/388571/output/38215/

Und da ich jetzt endlich das Kapitel fertig habe, gehts da auch bald weiter :x
 

lg, meya~

(Ps.: Ich habs mir mit Absicht jetzt mal verkniffen, zu sagen, was ich von dem Kapitel halte...)



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Kommentare zu diesem Kapitel (46)
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Von: abgemeldet
2009-11-05T13:25:46+00:00 05.11.2009 14:25
Also erstmal: Tut mir Leid, dass ich erst jetzt einen Kommi schreib, aber deine Geschichte hat mich sowas von in den Bann gezogen, das glaubst du nich! Wirklich schön! :> Naja, jedenfalls wollte ich dir jetzt nach diesem echt tollen Kappi auf jeden Fall nen Kommi hinterlassen! >o<
Erstma zur ganzen FF bisher: Dein Schreibstil ist echt toll! Man kann sich echt gut in Sakuras Gefühle hineinversetzen und was ich besonders toll finde, Ita is nicht OOC!^^ (Obwohl es mich schockt, dass er herzkrank sein soll oO)
Den Humor, den du in deine Story mit einfließen lässt mag ich auch total, genauso wie den Sarkasmus. (Sarkasmus FTW! :D)
Um speziell auf dieses Kap einzugehen: Das hat mich echt vom Hocker gehaun!^^ Was ich besonders interessant fand war, dass du das Gespräch von Madara und Sakura nicht 'direkt' erzählt hast, sondern mehr als eine Art Flashback in Sakuras Gedanken. Das hatte echt eine unglaubliche Wirkung auf mich und ich weiß auch nicht...es hat Sakuras Schock über seine Worte noch viel ausdrucksstärker gemacht als es das getan hätte, wenn du es einfach 'normal' erzählt hättest.
Was ich ganz süß fand ist, dass Sakura Ita die Wahrheit gesagt hat...also das Madara ihr alles erzählt hat und die Umarmung. Kawaii! xD (auch wenns eigentlich ein trauriger Moment ist! u__u)
Naja, kurz und knapp: Tolle FF, toller Schreibstil, ein seeeeeeehr zufriedener Leser ^o^ (ders gar nicht erwarten kann, weiter zu lesen *schon ganz hibbelig ist* ;D)
Von:  Utena1
2009-02-11T23:48:53+00:00 12.02.2009 00:48
sau gutes kappi. bitte weiterschreiben. ich versteh dich auch, wenn du kurz aussetzen musst. aber bitte schreib so schnell wie möglich weiter.

lg
Utena1
Von: abgemeldet
2009-01-20T20:43:11+00:00 20.01.2009 21:43
das kappi ist total schön!
sry das ich bis jetzt nicht dazu gekommen bin dir ein kommi dazu lassen.

Ich bin dir auch nicht böse wenn du die ff abgebrochen hast, es ist klar das es nicht nur die ff und animexx gibt, um sein "echtes leben" muss man sich natürlich auch kümmern.
Aber das heißt nicht das ich mich nicht mehr auf ein kappi freue ^^ aber ich finde das normale leben geht vor. Lass dir zeit und dich von anderen nicht unterdrücken etc.

lg Nocturne
Von: abgemeldet
2009-01-05T23:12:26+00:00 06.01.2009 00:12
oh mann *schniff*
dies is mir aber jetzt richtig ans herz gegangen
*schniff*
*schniff*

das war wirklich süß aber auch damatisch
ach, ja
ich weiß echt nich was ich noch sagen soll
Von:  Lilly_Lu_Dragneel
2008-12-26T18:27:23+00:00 26.12.2008 19:27
geiiiiiiiiiiiiiiiiiiiil echt total geniiiiaaal echtbitte schreib ganz schnell weiter wil wissen was mit itachi un saku weiter geht

gruß Lilly
Von:  winterrain
2008-12-09T21:16:14+00:00 09.12.2008 22:16
Oh mein Gott
ich liebe diese Ff einfach *grins*
Sie ist soooo toll
da fehlen mir echt die Worte
Boah das mit Tobi und Ita und hach weinfach sooo geil^^
Ich find es echt toll.
Auch wie du die einzelnen Personen beschreibst
ich verstehe sie zwar nicht, aber das is ja so beabsichtigt
An manchen stellen sind mir echt die tränen vor lachen gekommen
aber ich muss jecht sagen das das Kap mit Tobi mir mit am besten von allen gefallen hat
Also ich hoffe das du bald weiter schreiben kannst
ich freu mich nämlich schon auf ein neues Kap
du hast es so spannend geschrieben das ich echt gespannt bin^^
Freu mich schon drauf

Lg Niiju
Von:  luna-chaan
2008-12-09T16:08:51+00:00 09.12.2008 17:08
hi ich finde deine ff voll toll und wundere mich gerade das du abgebrochen hast. finde ich schade, deshalb wollte ich fragen ob du sie komplett abgebrochen hast, oder irgendwann weiter schreibst...
Von:  bella-swan1
2008-12-09T08:17:21+00:00 09.12.2008 09:17
Hi ich find das Kapi einfach super, und hoffe das du bald weiter schreibst, freu mich auf das nächste Kapi.
lg.kate-clio

Von:  Allie
2008-12-08T21:01:29+00:00 08.12.2008 22:01
ich liebe diese ff x3!!!
das kapi war einfach atemberaubend!
Ich fand es einfach nur toll und würde mich unheimlich freuen wenn du bald weiterschreiben würdest^^!
Von: abgemeldet
2008-12-08T17:17:39+00:00 08.12.2008 18:17
oh man wie hamma echt eyy ich freue mich schon aufs neue kapi ehrlich hoffentlich passiert nichts dhclimmes


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