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Fushin

Storyboard von 2006
von

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Aussprache

Hinata hatte Kisara und Mimori mitgebracht. Sie wollten mich unbedingt besuchen kommen und wissen, wie es mir ging. Kisara und Mimori waren Geschwister und unsere besten Freunde von der Schule.
 

Ich schämte mich dafür, dass ich sie im Bett empfangen musste. Durch die ganze Grübelei konnte ich mich nicht wirklich erholen. Doch sie schien das nicht zu stören.
 

„Wie geht’s dir?“, Hinata setzte sich neben mich auf einen Stuhl. Die anderen zwei wollten stehen bleiben, da sie nicht lange bleiben konnten.
 

„Es geht, auch wenn ich mich schon gesünder gefühlt habe.“ Ich grinste. „Wollt ihr etwas trinken? Wir können ins Wohnzimmer gehen.“
 

„Nein, nein. Du bleibst uns im Bett. Erzähl uns lieber, was du gemacht hast.“
 

Hinata sorgte sich wirklich sehr um mich. Aber ich hatte mir noch gar nicht Gedanken darüber gemacht, was ich auf diese Frage antworten sollte.
 

„Na ja, also…“, begann ich unsicher,“…ich bin wohl etwas leicht bekleidet durch die Gegend spaziert.“
 

„So…bist du…“, Hinata betrachtete mich skeptisch
 

Ich bemerkte ihr Misstrauen sofort. So drehte ich mich zur Seite und zog die Decke etwas hoch. Ich wollte gestikulieren, dass ich müde war und alleine sein wollte. Bei den Geschwistern kam diese Nachricht auch an und sie verabschiedeten sich sofort unter dem Vorwand, sie müssten bald zu Hause sein. Aber Hinata sah keinen Grund, weshalb sie gehen sollte. Es ging nicht spurlos an ihr vorbei, dass ich in den letzen Tagen so wenig Interesse an ihr gezeigt hatte.
 

„Schlaf ruhig. Ich bleibe noch etwas…“
 

So tat ich, als würde ich schlafen.
 

Aber Hinata durchschaute mich ziemlich schnell. „Du bist doch gar nicht am schlafen.“

Sanft strich sie mir einzelne Haarsträhnen aus meinem Gesicht, „Irgendetwas stimmt mit dir doch nicht. Das sehe ich dir an.“
 

Ich öffnete meine Augen zur Hälfte und genoss die sanften Streicheleinheiten.
 

„Ach Hinata“, ich musste schwerfällig seufzen, „Ich weiß auch nicht recht, was mit mir in letzter Zeit los ist, ehrlich. Keine Ahnung, an was das liegt, dass ich so mies gelaunt bin. Vielleicht liegt es auch am Winter, da fehlt dem Gemüt die warmen Sonnenstrahlen und die Helligkeit.“
 

„Du hast wirklich selber keinen Schimmer, was dich bedrückt? Liegt es an mir? Mach ich etwas falsch? Ich meine, wir sind nun doch schon eine Weile zusammen, vielleicht…“, sie brach ihren Satz ab und schaute beschämt zur Seite.
 

Ich wusste, was sie mir mitteilen wollte. Wir traten gegen Außen als perfektes Paar auf aber für unsere Altersklasse fehlte bisher etwas zwischen uns. Wir hatten uns noch nie richtig geliebt, so wie man das nannte. Dass Hinata deshalb Schuldgefühle bekam, wollte ich nicht. Es hatte damit nichts zu tun…oder?
 

„Hey, Süße, das liegt doch nicht daran. Denk so was nicht. Wir haben es doch nicht eilig. Ich will schon, dass unser erstes Mal wunderschön sein wird, für beide. Du sollst wegen dem doch nicht unter Druck geraten. Es hat wirklich nichts damit zu tun. Es liegt alleine an mir. Irgendetwas beschäftigt mich eben. Ich bin nur selber noch auf der Suche, was das ist. Aber vertrau mir und überlass mir das, ich werde schon zurechtkommen, was auch immer es ist. Und wenn es dich betreffen würde, dann werde ich dir davon erzählen, versprochen. Und jetzt schau nicht so besorgt.“
 

Ich richtete mich auf, setzte mich ihr gegenüber und zog sie in meine Arme. Sie klammerte sich an mich und nickte nur leicht. Wimmernd murmelte sie an meinen Hals, dass sie mich liebte. Ich schwieg und küsste sie stattdessen.
 

Sie kroch anschließend zu mir unter die Decke und dann lagen wir für ein Weilchen da, Arm in Arm. Es fiel kein Wort. Jeder ging seinen Gedanken nach, wobei es sich bei mir wieder um das gleiche Thema drehte, wie in letzter Zeit auch.
 


 

Als meine Mutter bei uns vorbeischaute, sah Hinata dies als Zeichen, langsam nach Hause zu gehen. Auch wenn sie es gewollt hätte, sie konnte nicht für immer hier bei mir bleiben.

So verließ sie uns kurz darauf.
 

Dafür leistete mir meine Mutter Gesellschaft. Mich hatte es ohnehin schon gewundert, weshalb sie in den letzen Tagen so zurückhaltend war, was das Nachfragen betraf. Sonst wollte sie immer alle Details wissen, interpretierte alles zu irgendwelchem Psychokram zusammen. Da war es ziemlich verdächtig für mich gewesen, dass sie in den letzen drei Tagen keine einzige Frage an mich hatte. Klar, das war zu meinem Vorteil aber damit schien es nun vorbei zu sein.
 

Sie beobachtete mich schweigend, während ich eine weitere Tasse Tee runterkippte und mein Jogurt verschlang.
 

Anschließend stellte sie das gebrauchte Geschirr zur Seite und schaute mich mit diesem Blick an. Ich wusste, was jetzt folgen würde. So bereitete ich mich darauf vor. Sie würde mir die gleichen Fragen stellen, wie das Hinata schon getan hatte. Was ich gemacht hätte, dass ich mich plötzlich so gravierend erkältet hatte und was mit mir in letzter Zeit eigentlich los war. Eben diese Fragen. Aber es kam nicht ganz, wie gedacht.
 

„Kira, du hast mir gar nicht erzählt, aus welcher Familie Hinata kommt, dass sie die Tochter der Familie Kazumoto ist, die jeder Grundschüler kennt.“
 

Ich wusste nicht, was sie mir damit sagen wollte.
 

„Das ist doch unwichtig. Es geht hier schließlich nicht um den Namen Kazumoto, sondern um die Person Hinata, welche meine Freundin ist. Wieso sollte ich dir so etwas auch sagen?“
 

„Kazumoto-san hat dich bei uns vor der Haustüre abgeliefert. Du warst nicht mehr bei Bewusstsein. Du willst mir doch jetzt nicht etwa auch noch die Version auftischen, dass du ein bisschen zu leicht bekleidet warst?“ Sie blickte mich prüfend an.
 

Ich konnte nur auf die Decke runter starren. Was sollte ich ihr jetzt entgegnen? Am liebsten wollte ich gar nicht darüber reden, einfach nur abblocken aber sie würde nicht locker lassen, bis sie alle meine Gedanken aus mir raus gequetscht hatte. Aber ein Versuch war es wert.
 

„Mama…ich will mit dir nicht darüber sprechen. Das ist meine Angelegenheit.“
 

Schweigend verharrte sie mit dem Blick auf meinem gesenkten Kopf. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis sie schließlich aufstand und mein Zimmer verließ. Sie hatte meinen Wunsch tatsächlich akzeptiert. Ich konnte es fast nicht fassen!
 

Nur wenige Minuten später schaute sie zwar noch einmal bei mir vorbei und bot mir ihre Hilfe an aber ich schlug das Angebot ab.
 


 

Bald war diese Woche um und ich wurde ziemlich genau auf den Ferienbeginn wieder gesund. Körperlich ging es mir jedenfalls schon wieder um einiges besser, aber innerlich, da tobte immer noch ein Gewitter von Gefühlen.
 

Ich entschloss mich, kaum galt ich vom Doktor ausgesehen als genest, den innerlichen Kampf zu beenden. Ich wollte mir die Bestätigung holen, dass ich das innerliche Chaos nur meinem Fieber zu verdanken hatte.
 

So ging ich bereits am ersten Wochenende wieder zu Hinata nach Hause. Ich wollte der Familie Bescheid geben, dass ich gerne auch über die Ferien zwischendurch zu ihnen kommen wollte. Sie hatten allesamt nichts dagegen und so kam es, dass ich eigentlich fast jeden Tag zu ihnen ging und alles Mögliche mit der Familie unternahm, vor allem mit Hinata. Ich wollte nicht, dass sie sich noch weiter vernachlässigt vorkam.
 

Leider begannen wir eines Tages den Fehler, noch während der ersten Ferienwoche, auf das Thema Schule zu sprechen zu kommen. Es stellte sich heraus, dass ich in jener Woche, als ich gefehlt hatte, mehr verpasst hatte, als erst angenommen.
 

Ich bat Hiro schweren Herzens darum, mir ab und zu auch in den Ferien ein bisschen zu helfen.
 

Eigentlich hätte ich auch Hinata um Hilfe beten können aber ich hatte das Gefühl, dass das irgendwie verdächtig wirken könnte, als ob etwas vorgefallen wäre. Außerdem bot sich mir durch den vermehrten Kontakt mit Hiro auch die Gelegenheit, die Gedanken von der damaligen Woche endgültig auszulöschen.
 

Aber ich musste schon bald lernen, dass man Gefühle nicht kontrollieren konnte. So zog ich die Sache mit Hiro anfangs durch aber ich bemerkte von Mal zu Mal mehr, dass ich mich nicht richtig konzentrieren konnte, da ich meine Aufmerksamkeit viel mehr Hiro widmete, weil ich mich noch immer viel mehr den Fragen widmete, die in der damaligen Woche aufgetreten waren. Immer öfter erwischte ich mich auch bei Fantasievorstellungen, die meinen verstoßenen Verdacht von neuem bestätigten.
 

Mit jeder Stunde, die ich bei Hiro verbrachte, glaubte ich mehr diesem Gefühlschaos zu verfallen.
 

Bereits in der zweiten Woche sah ich keinen anderen Ausweg mehr, als erneut vor mir selbst zu flüchten.
 

Ich sagte Hinata, ich sei mit meiner Mutter kurzfristig in den Urlaub geflogen, obwohl wir das nicht taten. Es war bloß ein Vorwand, dass ich Hiro nicht wieder sehen musste. Denn jedes Mal, wenn ich ihn sah, musste ich mich von neuem meinen Gefühlen stellen, die immer intensiver wurden
 

Mein Stolz war zu groß, als dass ich es überhaupt wagte, den Hauptgedanken innerlich auszusprechen. Dennoch drehte sich auch noch in den Ferien alles darum. Es war zum wahnsinnig werden. Irgendwann müsste ich jemandem davon erzählen. Was wusste ich, wie lange ich das noch so aushalten würde.
 

Die Abhilfe kam dann tatsächlich auch, auch wenn es genau die war, die ich vermeiden wollte.
 


 

Seit ich mich wie ein Straftäter durch die Gegend bewegen musste, so dass mich auch ja niemand, der mich kannte, zu Gesicht bekam, mied ich die Außenwelt. Nur bei Notfällen machte ich eine Ausnahme und schlich möglichst unauffällig in der Stadt herum.
 

So musste ich einmal für meine Mutter einkaufen gehen, weil ihr etwas dazwischen gekommen war und unser Kühlschrank doch ziemlich leer ausschaute. Ausgerechnet an diesem Tag musste ich ihm über den Weg laufen.
 

Wie bei unserer ersten Begegnung, prallten wir zusammen.
 

„Was tust du denn hier? Ich dachte du hättest dich auf eine warme, sonnige Insel zurückgezogen um zu entspannen.“
 

Hiro schaute mich wirklich sehr überrascht an. Im Gegensatz zu mir behielt er aber wieder den kühlen Kopf. Ich hingegen war auf einen Schlag total durch den Wind.
 

Ich wollte gar keinen Versuch starrten, mich herauszureden, sondern sorgte dafür, dass ich so schnell wie möglich von dieser Person wegkam. Er ließ mich laufen und ich dachte, er würde das Geschehnis nicht als nennenswert einordnen- aber falsch gedacht.
 


 

Gerade mal vier Tage konnte ich mich in Sicherheit wiegen. Dann, an dem Dienstagmorgen der zweiten Ferienwoche, verließ meine Mutter wie immer das Haus, um zur Arbeit zu fahren. Nur wenige Zeit darauf klingelte es an meiner Tür.
 

Ich hatte wohl noch nie in meinem Leben solche Bammel davor, die eigene Haustür zu öffnen. Ich kam mir vor wie ein Verbrecher, der auf der Flucht war und jeden Moment die Polizei erwarten musste.
 

Wenn man die Situation des Verbrechers mit meiner Verglich, stand die Polizei auch wirklich vor der Tür.
 

Ich hätte mich bloß nicht zu erkennen geben müssen, dann wäre das alles eventuell gar nie geschehen aber mein Körper öffnete die Tür gegen meinen eigenen Willen.
 

Ich mag mich nicht mehr daran erinnern, ob es für mich eine Überraschung war oder nicht. Jedenfalls stand niemand anderes vor der Tür, als diese groß gewachsene, gut durchtrainierte Persönlichkeit, die in ganz Japan bekannt war für seine ausgezeichneten Hotels und sein gutes Aussehen. Jene Person, welche man locker mit einem Schauspieler oder einem Model hätte verwechseln können.
 

„Hiro…“, gab ich ungläubig von mir und wich gleich ein, zwei Schritte zurück. „W…was machst du denn hier?“
 

Hiro war so frei und trat in die Wohnung ein. Ich roch Ärger.
 

„Das könnte ich dich auch fragen, nach unserer letzten Begegnung“ Er musterte mich streng. Schon wieder zeigte er mir diesen Blick, vor dem ich mich fürchtete und mir elend klein und schwach vorkam. Ich schluckte hart, drehte mich um und bat Hiro, allein durch Gesten, Platz zu nehmen. Dieser verzichtete vorläufig, dafür drückte er mich in den weichen Sessel. Ich starrte ihn an, jedoch nicht sehr lange. Hiro lockte das schlechte Gewissen aus mir heraus und ließ mich beschämt auf den Salontisch starren.
 

„Schau mich an!“, forderte er mich mit einem harten und kühlen Tonfall auf.
 

Ich zögerte, versuchte anschließend seinem durchdringenden Blick standzuhalten, aber ich konnte das nicht lange und schon kurz darauf, nur wenige Sekunden später, ließ ich meinen Kopf erneut hängen.
 

Mein Haupt glühte vor Scham, je länger er mich so betrachtete, fast schon abschätzig.
 

„Bei dir ist also alles bestens, so, so…“,
 

Noch immer stand er dicht vor mir, hielt seine Hände auf meine gedrückt, so dass ich nicht davonlaufen konnte.
 

Erst als er bemerkte, dass ich zitterte, ließ er von mir und setzte sich mir gegenüber hin.

Er wartete ein Zeitchen ab aber als ich dann immer noch kein Wort über meine Lippen brachte, seufzte er.
 

„Du willst also nicht reden. Meinetwegen. Aber beschwer dich später nicht, ich hätte dir nicht zugehört und dir nicht geholfen.“
 

Wieder musste ich schlucken. Es war so, als hätte ich all meine Gefühle in eine Kammer gesperrt und sobald diese geöffnet wurde, alles unkontrolliert herausströmen würde. Ich hatte einfach nicht den Mut, mich bei jemandem auszusprechen. Dennoch, irgendwie musste dieser Druck, der sich in den letzen Wochen in mir angestaut hatte, aus mir raus.
 

Während ich noch darüber nachdachte, ob ich es ihm vielleicht nicht doch sagen sollte, stand er bereits wieder auf.
 

„Hinata weiß übrigens nicht, dass du hier bist. Ich habe ihr nichts davon erzählt und auch nicht von dem Ereignis damals.“
 

Er schaute noch einmal zu mir, quasi gab er mir die letzte Chance mit der Sprache herauszurücken oder für den Rest meines Lebens zu schweigen.
 

Jetzt war es mir doch irgendwie egal, ob ich nachher von ihm als ein erbärmliches Etwas dastand, welches keinen Stolz besaß. Dennoch war dieser eine Schritt ein sehr schwerer Schritt, der extrem viel Mut benötigte.
 

Hiro hatte sich schon von mir abgewandt und war auf dem Weg zur Tür. Gerade noch im letzen Moment, wie mir schien, sprang ich auf und rannte ihm nach.
 

„Nein! Geh nicht! Ich erzähle dir auch alles….aber bitte geh nicht!“
 

Ich flitzte an ihm vorbei und stellte mich vor die Tür, hielt sie zugesperrt. Ich stand da mit der Pose ‚nur über meine Leiche!’.
 

„Na also, geht doch.“, Hiro wollte sich wahrscheinlich nichts anmerken, dass es ihn köstlich amüsierte, wie schusselig ich mich verhielt, dennoch entging mir sein Grinsen nicht.
 

Als ob es selbstverständlich wäre und alles wie nach Plan liefe, trottete er zurück ins Wohnzimmer und setzte sich erwartungsvoll hin.
 

Ich zögerte nun doch wieder, ob das eben die richtige Entscheidung war und es vielleicht nicht doch besser wäre, dass er jetzt gehen würde? Aber schlussendlich setzte ich mich hin und betrachtete ihn fürs Erste leicht skeptisch.
 

„Habe ich etwas im Gesicht?“, wollte Hiro wissen, als ich ihn derart anstarrte.
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

„Also, Kira, ich höre. Du weißt bestimmt weshalb ich hier bin.“
 

Ich hatte die Sprache immer noch nicht recht gefunden, dennoch begann ich zögernd: „Du wirst mich nicht verabscheuen, egal was ich sage? Ich werde immer noch in eurem Haus willkommen sein?“
 

Durch die Fragen die mir eigentlich hätten Sicherheit und Vertrauen geben sollen, erreichte ich eher etwas anderes. Hiro horchte auf. Ich schien jetzt endgültig die Neugierde in ihm geweckt zu haben

„Ich will nichts erzählen, wenn ich dafür in Kauf nehmen müsste, dass ich dadurch etwas verliere, was mir wichtig ist.“
 

Endlich schien ich meinen Mut gebündelt zu haben, denn ich konnte Hiro Blick entschlossen und sicher erwidern.
 

Sogleich nahm er mich auch vollkommen ernst. Er lehnte sich zurück.

„Versprechen kann ich nichts, aber wir werden versuchen eine Lösung zu finden, für dein Problem. Es mag sich eingebildet anhören, aber bisher wurde ich noch mit jedem Problem fertig.“
 

Mein Herz raste immer mehr, ich fühlte, wie der Punkt, welcher Änderungen mit sich bringen würde, näher rückte, dass es nun zu spät war um noch irgendeine Ausrede zu erfinden oder Hiro aus dem Haus zu schicken.

Man merkte, dass mir dabei nicht wohl war. Ich spielte mit meinen Fingern und meine Augen wichen unruhig hin und her, schienen keinen Fixpunkt zu finden, an welchem sie haften bleiben konnten.

Nur ganz selten schaute ich direkt in Hiros Gesicht, um dort irgendetwas zu finden, dass mich in meinen Worten stärken vermochte.
 

„Damals…als du mich da vor dem Haus gefunden hattest… Du bist bestimmt gekommen um zu wissen, weshalb ich das getan habe. Ich…“, Ich musste einmal tief Luft holen und durchatmen, „…ich bin mir nicht sicher weshalb, aber ich habe da auf dich gewartet…“
 

Unsicher beobachtete ich Hiro. Wie dieser jetzt wohl reagieren würde?
 

Er starrte mich an und wusste erst nicht recht, wie er die eben gefallenen Worte deuten sollte. Ich konnte in seinen Augen erkennen, dass er nach Aufklärung verlangte, so erzählte ich weiter:
 

„Es war absurd von mir. Ich weiß. Aber damals, es war das erste Mal für mich, dass du nicht wie vereinbart da warst. Sonst bist du doch immer eine überpünktliche Person. Ich wusste zwar, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, dass es für mich keinen Grund dafür gab…aber dennoch, nachdem ich gegangen war, wollte ich dich einfach sehen…irgendwie suchte ich nach einer Bestätigung, das wirklich nichts geschehen war. Wie du anschließend mitgekriegt hast, hatte ich dadurch Fieber bekommen und wurde krank. Die ganze Zeit danach blieb mir derart viel Zeit über mein Handeln nachzudenken, dass ich mir krankhafte Fantasien zusammen gesponnen habe, die mich bis heute nicht in Ruhe ließen. Ich weiß zwar, dass das alles nur Einbildung ist…aber dennoch…ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Ich könnte mich doch nie...! Ich bin doch mit Hinata zusammen.“
 

Es war nun das geschehen, was ich befürchtet hatte. Meine Gefühle überrumpelten mich und schossen einfach so aus mir heraus und breiteten sich vor Hiro aus, ausgerechnet vor ihm! Ich wollte ihn doch nicht auch noch dadurch verunsichern. Es genügte, dass bereits ich deswegen verwirrt war.
 

Aber für Hiro gaben meine Worte noch keinen richtigen Sinn.
 

„Was willst du dir eingebildet haben?“
 

Ich musste wiederum hart schlucken. Er verlangte von mir, das auszusprechen, was ich bislang nicht einmal zu denken wagte. Ich sollte ihm sagen, dass ich möglicherweise in…

„Ich kann dir das nicht sagen, du wirst das nicht verstehen können! Nie!“, presste ich gequält hervor.
 

Hiro versuchte, das was er bisher aus mir herausgebracht hatte, zusammenzuführen. Er schien tatsächlich langsam zu verstehen, was mich bedrückte.
 

„Willst du wissen, ob es Einbildung oder ’was Ernstes ist?“, er lächelte mir zu und gab mir das Gefühl von Sicherheit. Wieder konnte ich nicht direkt mit Worten auf seine Frage Stellung nehmen. So nickte ich.
 

Er streckte mir seine Hand entgegen. „Komm her, du willst dein Gewissen doch beruhigen können, oder?“
 

Ich stutzte. Es war, als ob ich mich in die Fänge des Teufels begeben würde, wenn ich jetzt aufstehen würde und zu ihm ginge. Dennoch, trotz diesem inneren Warnsignal, ging ich zu ihm. Ich wusste nicht, was er vorhatte.
 

„…du willst doch wissen, ob es nur Einbildung ist, oder ob du dich wirklich in mich verliebt hast.“
 

Er sprach jene Worte aus, welche ich nicht einmal zu denken wagte. Vor Scham und steigender, innerer Hitze, musste ich meine Augen zusammenkneifen. Ich legte meine Hand auf die seine. Der Packt war geschlossen.
 

Es gab einen Ruck, ich verlor mein Gleichgewicht und drohte auf Hiro zu fallen. Dieser fing mich aber noch rechtzeitig auf und er wagte etwas, was ich nicht zu träumen wagte. Er hatte mich zu sich gezogen, damit er mir einen Kuss geben konnte. Einen Kuss! Ich krallte mich in den Stoffüberzug des Sessels und hielt meine Augen zugedrückt.
 

Das ‚Experiment’ ließ ich über mich ergehen und auch das Feuer in mir, welches wie auf Knopfdruck entfacht war, ließ ich gewähren.
 

Gedanken, über die ich mir in den vergangenen Wochen den Kopf zerbrochen hatte, waren für diesen Moment wie weggeblasen. Ich konnte für einen kurzen Moment einfach an nichts mehr richtig denken. Hiro hatte mich mit dieser Aktion wirklich überrumpelt.
 

Schlussendlich war ich es, der nach einer gewissen Zeit, keine Ahnung wie lange das dauerte, den Kuss zu Ende brachte. Wie in Trance schaute ich Hiro an. Ich musste träumen. So etwas konnte doch nicht die Realität sein.
 

Aber als er mit seinem Daumen über meine Lippen strich, wusste ich, dass es die Wirklichkeit war. Ich wusste auch, dass mein Verdacht keine Einbildung gewesen war, sondern die reine Wahrheit.
 

Ich hatte mich tatsächlich in den Vater meiner Freundin verliebt. Unglaublich, aber wahr.
 

„Wie ich sehe, scheinst du jetzt zu wissen, woran du bist.“, er lächelte mich an, als wäre es für ihn das normalste auf Erden einfach mal so einen Jungen zu küssen. Da wunderte es mich nicht, dass es nicht lange ging, bis die nächsten Fragen bereits in meinen Kopf geschossen kamen.

Weshalb tat er das so selbstverständlich? Spielte er mit meinen Gefühlen oder war das einfach das Verhalten eines Erwachsenen Mannes, der scheinbar alles hatte und bekam, was er wollte?
 

Er grinste mich an. Ich bemerkte bereits jetzt, dass er schon wieder meine Gedankenzüge erkennen konnte.
 

„Du wunderst dich, weshalb ich das eben getan habe? Nun, ich wollte dir helfen.“

Ich kauerte noch immer in der gleichen Position auf dem Sessel. Ganz benommen richtete ich mich schließlich auf und torkelte nach hinten, plumpste in meinen Sessel.

Er wollte mir helfen. Na ja, das hat er auch. Schließlich hat er mir dadurch tatsächlich die Antworten auf einige Fragen geben können, die mich jetzt wohl nicht mehr belästigen würden. Dafür hatte er aber neue erweckt. Ich musste mich immer mehr und ernsthafter Fragen, wer war dieser Hiro Kazumoto? Umso länger ich ihn kannte, umso weniger schien ich über ihn Bescheid zu wissen.
 

Er stand auf. Schließlich hatte er seine Antwort auf seine Fragen bekommen und hatte jetzt nicht wirklich einen Grund zu bleiben. Er trat noch einmal an mich heran und ging vor mir in die Knie, so dass wir auf gleicher Augenhöhe waren.
 

„Wenn wieder was ist, dann komm einfach zu mir. Denk dran, für jedes Problem gibt es eine Lösung.“
 

Er grinste mich an und streichelte mir über die Wangen.
 

Ich konnte noch immer nicht recht reagieren. Der Schock von vorhin saß zu tief. Ich schien erst wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu haben, als er die Eingangstüre bereits geöffnet hatte und sich noch mit seinen letzen Worten zu mir wandte:
 

„Übrigens, ich nehme dich ernst. Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie durch mein Verhalten noch mehr verunsichert habe, als dass du es schon warst. Aber tu das Hinata bitte nicht noch einmal an, solche Probleme von alleine lösen zu wollen.“
 

Anschließend war er weg und ich nahm eine kalte Dusche.



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