Kapitel 4
Am Abend ging Davy wieder in die Taverne und bestellte sich beim Wirt Rum – wie sollte es auch anders sein. „Hey, Jones“, es war wieder Oldham. „Ihr seht mir nicht so aus, dass Ihr schon sterben wollt. Zu welchem Zweck seid Ihr also hier?“ erkundigte sich Davy. „Ich bin hier, um mit Euch zu verhandeln“, erklärte Oldham. „Ihr wollt verhandeln, so so“, überlegte Davy. „Ja, ich möchte Euch im Namen der East India Trading Company und im Namen dieser Bürger, bitten, mit Eurem Schiff und Eurer Mannschaft, diese Stadt zu verlassen“, der Commodore schaute nun doch leicht verunsichert, was Davy natürlich nicht verborgen blieb. „Wieso sollte ich das tun? Mir gefällt es hier und ich denke, dass ich sogar noch ein paar Tage länger als geplant bleiben werde.“ „Ich sehe da leider keine andere Möglichkeit als diese“, meinte Oldham, überlegte es sich dann jedoch anders: „Ich könnte natürlich auch veranlassen Euch zu hängen.“ „Könntet Ihr das? Na, wenn das so ist sollte ich wohl dafür sogen, dass Ihr keine Gelegenheit habt etwas zu veranlassen“, meinte Davy und stand, die Pistole ziehend, auf. Oldham, der mit so was nicht gerechnet hatte, schaute erschrocken auf die Pistole und wollte fliehen, doch Davy hatte keine Lust mehr auf dieses Katz – und – Maus – Spiel und erschoss den Commodore kurzerhand.
Natürlich blieb die kleine Szene nicht unbemerkt und als die Besucher der Taverne sahen wie Commodore Oldham erschossen wurde, brach Panik aus und alles flüchtete nach draußen. „Sir, ähm... ich ... also...“, fing der Wirt an, wurde aber von einer aufspringenden Tür und einem reinstürmenden Werftmeister unterbrochen. „Captain Jones, Euer Schiff ist fertig. Ich habe hier gleich die Rechnung mitgebracht.“ Davy schaute ihn nur an und der Werftmeister übergab ihm die Rechnung schnell. Der Preis betrug 2 000, 00 Dublonen. „Was? Seid Ihr eigentlich des Wahnsinns? Schon Mal was von Einführungsrabatt und Skonto gehört? Euer Jubiläumsrabatt fehlt ebenfalls“, empörte sich Davy, nahm Zettel und Stift zur Hand und rechnete nach. „Also abzüglich 15% Einführungsrabatt, 2 % Skonto und 10% Jubiläumsrabatt komm ich auf 1 500, 00 Dublonen.“ Der Werftmeister schaute völlig erschrocken: „Oh, verzeiht bitte, ich habe-“ „Nicht erwartet, dass ich mich auf dem Gebiet auskenne? Tja, dem ist doch so. Ihr werdet jetzt nach Hause gehen, die Rechnung korrigieren und morgen früh wiederkommen“, erklärte Davy. „Ja, natürlich Sir.“ Der Werfmeister ging sofort. Schon doof wenn man selber nicht weiß wann sein Geschäft Jubiläum hat, dachte Davy.
Nach einer Stunde trommelte Davy seine Crew zusammen und sie gingen zur Werft. Die Genesis schimmerte im Mondlicht bläulich und lag ablegbereit im Wasser. Wie vorher abgesprochen gingen sie gruppenweise, in einem Abstand von 5 Minuten, auf das Schiff. Jede Gruppe durchkämmte das Schiff nach versteckten Wachen und als sie keine fanden, gab Davy Befehle zum ablegen.
Als der Werfmeister am nächsten Morgen zu der Taverne gehen wollte, musste er hören, dass Davy den ganzen Morgen noch nicht gesehen wurde, die Zimmerschlüssel jedoch auf dem Tresen lagen. Besorgt ging er zum Hafen. Er befürchtete, dass er übers Ohr gehauen wurde und er hatte Recht. „Ich hätte es eigentlich wissen müssen“, schimpfte er los und auch der Wirt musste feststellen, dass zwar die Schlüssel da waren, aber kein bisschen Geld zurück gelegt wurde. An diesem Morgen schwor sowohl der Werftmeister als auch der Wirt, dass sie bei jedem Kunden eine Vorkasse verlangen würden, damit so etwas nicht noch ein weiteres Mal passieren konnte.
Währenddessen segelte die Genesis ziellos übers Meer und die Besatzung freute sich endlich wieder auf dem Meer, endlich wieder zu Hause, zu sein. Sie genossen sichtlich die ruhige See, doch bald fanden sei die See zu ruhig. Irgendetwas fehlte. Aber was fehlte? Wissen tat das keiner. Plötzlich fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen. Es fehlte der Wind. Interessanterweise segelte die Genesis trotzdem in einem beachtlichen Tempo vor sich hin. „Captain, wie ist das möglich?“ fragte Sam, der erste Maat der Genesis. „Vermutlich sind wir in eine Strömung geraten“, meinte Davy Jones und damit hatte er gar nicht mal so unrecht. Auch wenn er es vermutlich anders meinte als es der Fall war. Was es genau war würden sie wahrscheinlich nie erfahren, da diese aufhörte, kurz bevor der Wind wieder einsetzte. Die bläulich schimmernden Segel füllten sich mit Wind. „Von diesen Segeln bin ich noch immer so fasziniert, wie am ersten Tag. Man könnte denken, dass Meer wäre in den Segeln eingewoben. Ich könnte sie mir den ganzen Tag ansehen“, sagte Sam, die Segel betrachtend. „Sieh sie dir solange an wie du willst. Aber vernachlässige deine Pflichten nicht“, meinte Davy und ging in seine Kajüte.
Als die Genesis in einen Hinterhalt der East India geraten war, hatte er nicht mehr damit gerechnet da lebend wieder rauszukommen, geschweige denn sein, Schiff noch mal in gutem Zustand zu sehen. Roberts hatte diese kleine Flotte von ca. 6 Schiffen angeführt. Er hatte noch immer keine Ahnung, wie er da lebend rauskam, aber wichtig war ja eigentlich auch nur, dass er es geschafft hatte, und nicht wie. Sie hatten Glück gehabt, dass Belmont nur ein Tag entfernt gewesen war.