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Wind und Meer

von

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Extra

Wind und Meer
 

Part 4 (Ende) – Extra
 

Letztendlich hatte Ísvængur dann doch eingewilligt, Kyouran nach Ryûgu zu begleiten, einerseits um sich nach Kali zu erkundigen, und andererseits, um so rasch wie irgend möglich aus Súnnanvindurs Wirkungsbereich zu verschwinden.
 

Jetzt bereute er seine Zustimmung.

Ihm gegenüber saßen Uminaris Töchter, hinter vorgehaltenen Händen kichernd, und taxierten ihn mit neugierigen Blicken, ihre Augen leuchteten regelrecht vor boshaftem Vergnügen.

Aranamis Mundwinkel zuckten, und in Kyourans Gesicht zeichneten sich bereits die ersten Grübchen seines Amüsements ab.

Indes stand er vor einem Nervenzusammenbruch.

„Soll ich dir helfen…?“ bot ihm Kyouran hilfsbereit an, schmunzelnd; er hatte wahrlich noch nie jemanden derart ungeschickt mit Essstäbchen hantieren sehen.

Ísvængur schüttelte energisch den Kopf.

Noch war er nicht vollends verzweifelt, und diese Herausforderung appellierte an seinen Stolz.

Zerknirscht beäugte er die schwarzen Essstäbchen, die er – offenkundig vollkommen falsch – in der rechten Hand hielt und murmelte einen unseligen, italienischen Fluch.

Grummelnd ordnete sie er abermals in abgewandelter Form an, was ihm neuerliches Gelächter und Kyourans weisende Finger auf dem Handrücken einhandelte.

„Schau her. Halt das so, und das…“

Das andauernde Glucksen der Drachenschwestern konnte er sich nun allerdings nicht mehr erklären.
 

*~*
 

Kyouran schloss leise die Schiebetür, gewährte den zwei Luftdrachen die Privatsphäre, sich ohne Zuhörer miteinander zu unterhalten. Davon abgesehen verstand er die Sprache, in der sich die beiden austauschten und die in seinen Ohren befremdlich klang, ohnehin nicht.

Etwas abseits im Gang lauerten Irie und Mizushibuki hinter der nächsten Biegung, ihr Tuscheln unüberhörbar.

„Siehst du sein dümmliches Grinsen?“

Das übliche Gekicher.

„Ich sage dir, da läuft was“, die Ältere nickte gewichtig, „Unser Brüderchen wird doch keine unkoscheren Gedanken haben?“

„Ein Wunder!“ konstatierte die andere.

„Deswegen hat er kein Interesse an Frauen.“

Irie schlug mit der Faust auf die Handfläche: „Aha!“

„Ihr meint, er hat eine Vorliebe für…“ meldete sich ein schüchternes Stimmchen hinter ihnen zu Wort, welches eindeutig zu Suika, der jüngsten im Bunde, gehörte.

„Was?“ warf Kyouran seelenruhig ein, als er um die Ecke trat und verschränkte in einer betonten Gestik die Arme vor der Brust.

„Gar nichts!“ beteuerten die drei im Chor, und ein hintergründiges Lächeln zierte ihre Lippen.

„Habt ihr kein eigenes Leben?“ verlangte er mit gehobenen Augenbrauen zu wissen.

„Dein Mitbringsel ist wesentlich interessanter als der öde Alltag bei Hofe, Kyouran“, antwortete Mizushibuki keck, den mehrdeutigen Unterton nicht verbergend.

„Du solltest offensiver sein!“ platzte es daraufhin aus ihrer großen Schwester heraus, „Das beim Essen war ein Anfang, aber mein Gott, Kyouran, du bist kein Mädchen! Zier dich doch nicht wie eines!“

„Na ja, wenn du sie vergleichst, ist er hier wirklich der weiblichere Part…“ überlegte Suika nuschelnd, die Fingerkuppen abwesend aneinander gelegt.

„Was?!“

„Geh auf Tuchfühlung, sag ihm, was du willst. Immerhin sind sich Männer auf der Bedürfnis-Ebene ähnlich, oder?“

„Er kam mir so gefasst vor. Weiß er überhaupt, dass du dich in ihn verguckt hast?“

„Der markiert den Unnahbaren.“

„Wir-“

„Oho, es gibt also schon ein ‚wir’?“

„Hah!“

„Habt ihr etwa…??“

„Um Himmels Willen!“

„Kyouran!“

„Was zur Hölle stimmt mit euch Weibern eigentlich nicht?!?“
 

*~*
 

„Meine Schwestern sind die Hölle…“ lamentierte der geplagte Vatnsdreki wehleidig, die Hände gegen seine schamroten Wangen gepresst; glücklicherweise konnte Ísvængur dies im Halbdunkel des Raumes nicht erkennen. Hoffte er zumindest.

„Frauen sind anstrengend“, stimmte ihm der Luftdrache zu und nahm dankend die Keramikschale entgegen, die sein Gegenüber ihm reichte.

Der milde Teegeruch umgarnte seine Sinne, und das erste, zögerliche Nippen vertrieb seine Zweifel.

Positiv überrascht nahm er einen großzügigen Schluck, genoss das Aroma, das sich auf Zunge und Gaumen entfaltete – die japanische Küche entsprach nicht unbedingt seinem Geschmack, und die teilweise wunderlichen Sitten waren ihm ein Graus, mit dem Tee jedoch hatte Kyouran einen Glücksgriff getan.

„Ísvængur…“

Der Loftsdreki hob den Blick.

„Ich… ich weiß nicht, wie ich es erklären soll… es ist… schwierig“, stammelte der Wasserdrache, augenblicklich unzufrieden mit sich selbst und seiner idiotischen Wortwahl.

„Huh?“

„Es ist weniger ein, nun, Trieb als… ja, vielmehr… ein Gefühl, dich gerne in der Nähe zu haben“, versuchte Kyouran seine verwirrenden Empfindungen auszudrücken.

„Hier“, meinte er abschließend, die rechte Handfläche über seinem Herzen platzierend.

„Kyouran. Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen.“

Verlegen neigte der das Haupt.

„Tut mir leid. Aber ich finde, du hast ein Recht darauf…“

Ísvængur schenkte ihm ein halbseitiges Lächeln: „Ich bin nicht blind, und du zu offensichtlich.“

„Oh“, machte der Vatnsdreki perplex.

„Bedenken kannst du haben, sobald du weißt, was du willst.“
 

*~*
 

Informationen am Rande:

- Mein Versuch eines etwas aufgelockerten Kapitels (und eigentlich ungeplant, die Idee dazu hat mich mehr oder minder überfallen).

- Insgesamt ist "Wind und Meer" ein Drei-Tages-Projekt und daher keinesfalls eine Meisterleistung, teilweise unausgegoren, stellenweise holperig. Trotzdem eine nette Schreibübung und einige Hintergrundinformationen sind nun endlich festgehalten. Der Fokus soll ohnehin auf Interaktion der beiden Protagonisten ruhen, um ihre Beziehung etwas besser zu klären.

- Das war's.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Carcajou
2008-04-10T23:17:22+00:00 11.04.2008 01:17
*immer noch breit grinst*
Schwestern.. ich fühle mit Kyoran, aus dem tiefsten Grunde meines Herzens^^. Ich habe bloß eine Schwester, und die reicht mir vollauf^^

Das die Essstäbchen Isvaengur in den Wahnsinn treiben, ist ebenfalls leicht nach zu vollziehen: bei meinen versuchen damit landete das essen überall, nur nicht da, wo es hin sollte...><*
Ja, da war eine gewisse Prise Romantik nicht zu verleugnen- im Grunde haben es ALLE, auch Isvaengur, schon lange kapiert, nur der arme Kyoran steht etwas auf der Leitung...^^
Und offensichtlich ist Isvaengur nicht abgeneigt
Und er lässt Kyoran die Tür weit offen ... sie wissen beide, das der andere ihnen gut tut.
Ein schöne, offenes Ende, das genug Raum für positive spekulationen lässt und auch nicht in Kitsch abdriftet, alles andere als das.^^

*dich einfach mal umarmt*
Vielen, vielen Dank, das du dich der beiden nochmal erbarmt hast^^
Ich habe das mit größtem Genuss gelesen- ich glaub, jetzt "steh ich wieder bei dir in der Kreide"...

Liebe Grüße, ein selig grinsender Marder
Von:  Hotepneith
2008-04-07T17:21:05+00:00 07.04.2008 19:21
Das war ja fast ein romantisches Kapitel.^^

Aber diese Wasserdrachenschwestern....XD
Ich habe den armen Kerl wirklich bemitleidet.

Jetzt warte ich mal auf die Fortsetzung von Drachenseele.

bye

hotep



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