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Das fünfte Schuljahr - Part 2

Hearts of Darkness
von

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Askaban

Harry Potter

Heart of Darkness

by Feary
 

~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~
 

Part 2: Die dunkle Seite
 

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Tada imaaaaa! I'm back in black. Habt ihr mich auch alle schön vermisst? ^^ *laber* *nerv*

So, an dieser Stelle geht meine FF in die zweite Runde. Ich werd nun mal die Gegenseite eingehender beleuchten, sprich, Draco is back!!! Tja, dann werd ich mich auch endlich mal wieder mehr mit meinen Liebling Snape beschäftigen und seinem Schicksal als Todesser *freu* Und zu guter letzt natürlich Voldy, dem Schuft, der die Weltherrschaft an sich reißen will!

*Feary schnappt sich ein Micro* One two one two, this is the microphon check...
 

Voldy: Harharhar *evil lol* Ihr könnt mich nicht aufhalten, armselige Schlammblüter!!!

Feary: Selber Schlammblut.

Voldy: *schmoll*
 

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chapter 21: Askaban
 

Seine silberblonden Haare schimmerten seidig im fahlen Mondlicht. Unruhig tanzten sie durch den seichten Wind, spielten mit dem blassen Mond, der verzweifelt versuchte ihren Glanz einzufangen.

Lässig strich sich der Junge einige der wilden Strähnen hinter die schmalen Ohren, während seine sturmgrauen Augen entschlossen die Dunkelheit zu durchdringen suchten. Wie ein schwarzes Tuch erstreckte sich die Finsternis vor seinem kühlen Blick, hüllte ihn in Blindheit.

Ein leises Geräusch ließ ihn kurz zusammenzucken. Hektische Schritte knackten über den Kies. Einige der kleinen Steinchen rutschten kratzend über den Steinweg. Der junge Mann kniff seine Augen zusammen und versuchte erneut die Schwärze zu lichten. Eine hochgewachsene Gestalt näherte sich ihm. Der Junge mit den silberblonden Haaren griff unter seinen Umhang und zog einen hölzernen Stab hervor.

Er war vorsichtiger geworden, seit die Aurori ständig ihre Pläne durchkreuzten. Es war, als schienen sie ihnen immer einen Schritt voraus. Der Junge presste sich an eine raue Hauswand und verschmolz mit deren Schatten.

"Malfoy?" drang es leise zu ihm hinüber. "Malfoy, bist du hier?" Suchend tastete sich die dunkle Gestalt näher. Sie schien ihn noch nicht ausgemacht zu haben, da sie mit dem Mondlicht im Rücken lief.

Der Junge entspannte sich wieder. Er war in letzter Zeit einfach zu schreckhaft geworden. Vielleicht lag es an seinen Alpträumen, die ihn des nachts einfach nicht zur Ruhe kommen ließen. Er war wahrscheinlich nur übermüdet, mehr nicht. Alles was er brauchte war Schlaf.

"Was gibt's denn, Krumm?" Der silberblonde Junge trat elegant aus dem Schatten. Seine Bewegungen glichen denen einer Raubkatze, grazil und lautlos, wie ein schwarzer Panther, unerreichbar, unfassbar. Seine Stimme klang genervt, eine Spur Zorn schwang in ihr mit. Er verstand es sich mit Worten die Leute gefügig zu machen. Bluffen war eines der wichtigsten Werkzeuge zur Sicherung seiner Macht. Ebenso Emotionslosigkeit. Ein regungsloser Gesichtsausdruck schafft Irritation. Irritation wiederum führt zu Nervosität. Ein schwacher blinder Geist ist manipulierbar. Wenn das Innere verborgen bleibt, wenn nichts auf irgendein Gefühl, gar auf eine Schwäche hinweist. Wie sollte man da handeln? Die Emotionslosigkeit war seine schützenden Maske, die alles verbarg, was in anderen Augen Schwäche bedeuten könnte. Und er beherrschte sein Fach gut.

"Lestat ist hier", flüsterte Krumm mit leicht panischer Stimme. Ein eisiger Schauer lief dem silberblonden jungen Mann den Rücken hinunter. Lestat war das Schoßhündchen des Dunklen Lords, der oberste Befehlshaber seiner Todesser-Scharen. Was um alles in der Welt suchte er hier?

Der Junge trat näher. Seine eisgrauen Augen wanderten ausdruckslos durch die Dunkelheit ehe sie schließlich an denen seines Gegenübers haften blieben. Nichts in seiner Haltung wies daraufhin, dass er angespannt war. Ruhig musterte er seinen Gegenüber, welcher geschlagen seine Augen zu Boden senkte.

"Was will er hier?" Victor Krumm zuckte nur ratlos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Aber er hat nach dir verlangt." Malfoys Augen weiteten sich erstaunt. Zum Glück war es zu dunkel, als dass Krumm es hätte sehen können. Mit ruhiger Stimme fuhr er fort. "Wo ist er?" Krumm zeigte den mondbeschienenen Weg zurück. "Er wartet am Sammelpunkt." Malfoy nickte langsam. "Gut, du bleibst hier, bis ich zurück bin. Sag den Anderen bescheid, dass die Mission solange unterbrochen wird." Ohne auf eine Antwort zu warten trat er an ihm vorbei und verschwand in der Dunkelheit.
 

Eine große, in schimmerndes Schwarz gehüllte, Gestalt stand einsam auf dem, von Bäumen umringten, Sammelplatz der Nightshades. Ein hoher steifer Kragen verdeckte die Hälfte seines Gesichts. Dunkle Augen glitzerten ihm bedrohlich entgegen. Malfoy drosselte seine Schritte etwas. Er versuchte entspannt zu wirken. Sein Gegenüber sollte nicht das Gefühl haben ihn einschüchtern zu können. Stolzen Ganges schritt er auf ihn zu.

"Count Lestat, Sie wollten mich sprechen?" Er senkte respektvoll seinen Kopf. Sein Gegenüber musterte ihn abschätzend. "Du bist also der junge Malfoy." Er bekam keine Antwort. Der Ausdruck in den stürmischen Augen des jungen Nighshades war regungslos. Unbeirrt fuhr Lestat fort.

"Ich hab schon einiges über dich gehört. Dein Vater hält viel auf dich. Du sollst schon sehr geübt im Umgang mit den dunklen Künsten sein." Der silberblonde Junge schwieg erneut. Er hasste es, wenn Leute um den heißen Brei herumredeten. Das Leben war zu kurz, um es mit leerem Gesülze zu vergeuden.

"Ich sehe, du hältst nicht viel von Small Talk", er lächelte leicht und entblößte dabei ein Paar seiner spitzen Zähne, die drohend hinter dem steifen Kragen hervorlugten. Eine leichte Gänsehaut überzog Malfoys Körper, doch seine Miene blieb ausdruckslos.

"Verzeiht Count, aber wir befinden uns mitten in einer Mission. Die Mudbloods werden bestimmt nicht darauf warten, dass wir sie um die Ecke bringen." Seine Stimme klang eine Spur zu sarkastisch, doch es war zu spät, um sich jetzt herauszureden. Und sich zu entschuldigen war er nicht gewillt.

Der Graf zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. Malfoy erkannte Respekt in seinen Augen, als schien er seinen Mut sogar noch zu bewundern. Er lächelte amüsiert. "Die Mudbloods können warten. Es gibt's wichtigeres zu erledigen."

Mit ausdruckslosen Augen trotzte der Junge mit dem elfengleichen Gesicht dem Blick des Vampirs, darauf wartend, dass er endlich zur Sache kam.

"Es ist der Zeitpunkt gekommen, dass wir Askaban stürmen werden."
 

Wie ein wogendes Meer stand das Heer in schwarze Umhänge gehüllt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, verschmolzen mit der Finsternis, die sie wie eine schützende Haut über sie legte. Sie hatten die Insel auf vielen düsteren Booten erreicht, die sie lautlos, im Schatten der Nacht, über das unruhige Meer getragen hatten. Nun walzten sie einem Tsunami gleich über die leblose schwarze Erde. Die Festung ragte drohend in den nächtlichen Himmel, voller Ungeziefer, welches der restlichen Welt ein Dorn im Auge war. Abgeschoben und für ewig eingekerkert verharrten sie hier, bewacht von schrecklichen Ängsten, die sie langsam in den Wahnsinn trieben. Askaban war die letzte Festung, nach ihr kam nur noch der Tod.

Ein greller Blitz durchstach den düsteren Himmel, entblößte ihn für einen Moment. Auch die Luft war geziert von fliegenden Hexen und Zauberern, wie Insekten füllten sie den Himmel mit surrenden Geräuschen.

Malfoy war einer unter ihnen. Anmutig glitt er auf seinem Nimbus 2001 durch die Dunkelheit und beobachtete die wogenden Massen mit kindlicher Begeisterung. Deatheater, Nightshades, Trolle, Greife, Vampire, ja sogar einige Mantikors, konnte er in ihren Reihen erkennen. Sie alle waren für diese Nacht unter einem Mann vereint. Die Macht des Dunklen Lords schien grenzenlos. Der junge Malfoy fühlte sich nahezu allmächtig. Er war ein Rebell des Systems, ein Teil des Ganzen. Niemand konnte ihre Armee aufhalten, niemand konnte den imperialen Lord stoppen. Dies war ihr Sieg.

Er warf einen Blick zu seinem Vater, der nahe neben ihm durch das nächtliche Meer zog. Der große Lucius Malfoy, einer der mächtigsten Deatheater. Einst würde er in seine Fußstapfen treten müssen.

Ein starker Wind kam auf. Die immer näher rückende Festung war durch einen Zauber in einen ewigwährenden Sturm gehüllt, der mit jedem Meter stärker wurde. Draco Malfoy drosselte sein Tempo und sank ein wenig tiefer, um einer heranrollenden Sturmbö auszuweichen. Sein Besen wurde unruhig hin und hergeworfen, doch der silberblonde Junge beherrschte ihn gut. Geschickt hielt er das Gleichgewicht und wich den größten Böen aus.

Sie waren nun schon ganz nah. Eingehüllt in reißerische Gewalten trotzte die Festung der Natur. In trügerischer Ruhe ignorierte sie den tosenden Sturm, schloss ihre Opfer in ein

Gefängnis der Hoffnungslosigkeit, aus der es kein Entkommen gab. Selbst wenn man der Sicherheit der dicken Mauern entkommen sollte und dem tödlichen Kuss der Dementoren entgehen könnte, würde man wochenlang durch Sturm und Einöde irren bis man vor Schwäche, Hunger und Durst keinen Fuß mehr vor den anderen setzten konnte. Hinzu kamen die Wassermassen, welche die Gefängnisinsel von der restlichen Welt abschnitten.

Die Prozedur kam langsam zum Stehen. Die fliegenden Deatheater sanken zur Erde hinab. Draco folgte seinem Vater in die vordersten Reihen. Elegant setzte er auf den Boden auf und strich seine, vom Wind ganz zerzausten, Haare wieder glatt. Er warf einen stolzen Blick in die Runde, ließ ihn über zahllose Gesichter wilder Zauberer und Hexen gleiten. In ihren Augen erkannte er eine ebenso große Aufregung und Vorfreude, die auch seine Adern durchströmte, sein Herz zum Rasen brachte und seinen Körper vor Erregung beben ließ. Sie waren ein Heer, eine Streitmacht, wilde Rebellen, die sich nicht länger unterdrücken ließen. Diese Nacht würde in die Geschichte eingehen. Und nach ihr würde die Welt nicht mehr so sein wie früher.

Sein Blick wanderte wieder nach vorn und blieb an einer einzelnen Gestalt hängen. Dort stand er, der Lord. Noch nie hatte er ihn gesehen. Doch jetzt, da er ihm so nahe war, fühlte er wie eine leichte Angst in ihm hoch kroch, begleitet von einer tiefen Ehrfurcht und stillen Bewunderung. Von der Faszinierung wie gefesselt konnte er seine Augen nicht mehr von ihm wenden. Der Lord stand aufrecht, eine schimmernde tiefdunkelgrüne Robe schlang sich eng um seinen schlanken Körper. Die weite Kapuze war zurückgeschlagen und offenbarte sein dichtes dunkles Haar, welches elegant zurückgegelt war und sich unruhig im Wind wiegte. Anmutig wandte er sich zu seinen Heerscharen um. Malfoy Junior erkannte ein erstaunlich junges und hübsches Gesicht. Die Haut war aschfahl und schimmerte leicht silbern, während die Augen in einem bedrohlichen Rot leuchteten, als würde das Höllenfeuer in ihnen lodern. An seinem linken Ohr trug er einen langen Ohrring, um den sich, in einer immerwährenden Bewegung, eine schwarze Miniaturschlange wand.

Stille trat ein, nur durch das Rauschen des Sturms durchbrochen. Er hob seine Hände in einer ehrfurchtgebietenden Pose. Seine schmalen dunklen Lippen waren zu einem zufriedenen Grinsen verzogen.

"Heute ist unser Tag der Rache gekommen", begann er mit donnernder Stimme, die selbst den Sturm durchbrach. "Heute werden wir ihre erbärmliche Festung in die Luft sprengen. Nie wieder wird jemand Hand gegen Lord Voldemort und seine Mannen anlegen. Von heute an ist die Welt unser!" Brausender Jubel brach los. Malfoy fühlte, wie die Begeisterung auf ihn übergriff. Kochendes Blut durchströmte seine Adern, füllte seine Muskeln mit unendlicher Kraft und Leidenschaft, die sich in einer Explosion aus Kampfgeschrei entlud, welches sich mit den Emotionsausbrüchen der anderen vermischte. Wie ein Klagelied hallten ihre Rufe über die öden Weiten, verbanden sich mit dem Wind, wurden verzerrt, zurückgestoßen, reflektiert. Ein Inferno aus Sturm und Schreien ließ die Welt erbeben. Der Dunkle Lord warf wie in Ekstase seinen Kopf in den Nacken und schickte, die Arme weit in den Himmel gestreckt, seinen Schrei zum stummen Mond.
 

***
 

In Dunkelheit und Sturm geeint,

Wenn der Himmel graue Tränen weint

Wenn finstrer Schatten das Licht bedeckt

Und grüne Schand' die Heiligkeit befleckt

Wenn man die Schuld ihrer Ketten befreit

Und der Dunkle Lord gen Himmel schreit

Wenn Hass das Feuer erst entflammt

So ist der Rest der Welt verdammt
 

***
 

Harry fuhr entsetzt aus dem Schlaf. Ein grausamer Schrei dröhnte noch immer in seinen Ohren. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Rippen, sein Atem ging schnell.

Er befand sich im Schlafsaal der Gryffindors. Dunkelheit und Stille umgab ihn. Nur das leise Rascheln der Gardinen, die unruhig über die Tapete kratzten, und das regelmäßige Atmen seiner Mitbewohner durchbrachen die Barriere zwischen Traum und Realität.

Er war vor einer Woche von der Krankenstation entlassen worden, nachdem er dort einige Tage sein Fieber auskuriert hatte.

Wie oft hatte er in den vergangenen Nächten Alpträume gehabt, die ihn einfach nicht ruhen ließen? Immer begleitet von der schrecklichen Gewissheit, dass alles viel zu real für einen Traum war. Die Fessel des Traums schlang sich noch immer wie eine dunkle Vorahnung um seine Kehle, schnürte ihm die Luft ab. Er hatte gesehen, wie Voldemorts Truppen auf Askaban zumarschiert waren. Würden sie das Gefängnis stürmen würde die ganze Ordnung aus den Fugen geraten. Das durfte einfach nicht geschehen.
 

***
 

Die Schreie waren allmählich verstummt. Stille war eingetreten. Die schwarze Festung mahnte drohend. Severus Snape zog seine Kapuze wieder tief ins Gesicht und schob eine weiße Maske über sein schmales Gesicht. Die anderen um ihn herum taten es ihm gleich. Er spürte die Leidenschaft in ihrer Haltung, ihrer Anspannung und Freude. Sie waren wie Tiere, die ihrem Rudelführer willenlos folgten. Und er war einer von ihnen, wenn auch aus Widerwillen.

Nie würde er Dumbeldores Frage vergessen, eine Frage, die er damals unter keinen Umständen verneint hätte. Harry Potter, der Junge der lebt, der Junge, der wie ein Sohn für den weißhaarigen gutmütigen Schuldirektor war, war dem dunklen Lord nur mit knapper Not entkommen. Ein anderer Junge, Cedric Diggory, ein Hufflepuff, ließ jedoch sein Leben. Noch nie hatte er den Direktor so aufgebracht erlebt.

"Severus, Sie wissen, was ich von Ihnen verlangen muss. Wenn Sie Willens sind ... wenn Sie bereit sind..."

"Das bin ich", hatte er ohne Zögern geantwortet.

Noch in der selben Nacht war in Voldemorts Reihen zurückgekehrt. Von diesem Moment hatten ihn Pein und Qual wieder eingeholt.
 

----------------------------------------- Rückblick -----------------------------------------
 

"Na, wen haben wir denn da?" Die kalte herzlose Stimme stach wie Nadeln in seine Brust, ließ sein Herz schneller schlagen. "Wenn das nicht mein verräterischer Todesser Snape ist."

Der Zaubertränkemeister kniete ehrfürchtig nieder. "Venerable Dark Lord, ich war Euch stets treu ergeben..."

"Schweig!" Sein Gegenüber hob drohend seinen Zauberstab und verzog seine schmalen schwarzen Lippen zu einem gehässigen Grinsen. "Crucio!" Der Fluch traf Snape mit aller Wucht und riss ihn von den Füßen. Eine Explosion aus Feuer und Schmerz drohte seine Adern zu sprengen. Es schien, als würde sein Fleisch verbrennen und seine Knochen schmelzen. Stöhnend krallte er seine Finger in den Boden, hielt jedoch den Blick des Lords stand. So einfach würde er nicht aufgeben. Dumbledore vertraute ihm, er würde nicht versagen.

Endlich nahm er den Zauber wieder von ihm.

"Für wie dumm hältst du mich, Snape?" Er schritt langsam auf ihn zu, umrundete ihn wie ein lauerndes Raubtier. "Nenn mir einen Grund, warum ich dir glauben sollte!" Sein Zauberstab war noch immer drohend auf ihn gerichtet.

"My Lord, ich bringe wichtige Informationen."

Eine erneute Welle von Schmerz durchfloss seinen verkrampften Körper, als Voldemort einen weiteren Crucio-Fluch auf ihn niederfahren ließ.

"Ist das so?" Er schien Gefallen daran zu finden, sein Opfer zu quälen. Amüsiert verzog er sein hübsches jugendliches Gesicht zu einer fiesen Fratze. Seine blutroten Augen glitzerten mordlustig. Wieder ließ er seinen Zauberstab sinken und der Gepeinigte keuchte erleichtert auf.

"Snape, Snape, du hast mich enttäuscht." Er schüttelte tadelnd seinen rechten Zeigefinger, während er vor ihm auf und ab ging. "Wo warst du, als ich deine Hilfe nötig hatte? Ich hielt dich immer für einen fähigen Mann. Du hattest eine große Zukunft vor dir. Deine Zaubertrankkenntnisse waren mir immer sehr von Nutzen. Doch ich hörte, du hast dich lieber diesem Muggelfreund Dumbledore angeschlossen. Bist ein Lehrertrottel in Hogwarts geworden." Er spukte verächtlich aus. "Jetzt sag noch einmal, dass du mich nicht verraten hast!" Voldemorts Augen brannten sich tief in seines gepeinigten Gegenübers. Snapes Gedanken rasten. Es war für Voldemort eine Leichtigkeit ihn auf der Stelle umzubringen. Er musste seinen letzten Trumpf ausspielen.

"Testet das Veritasserum an mir!" Voldemort wirkte überrascht. Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet. Ein breites Grinsen umspielte seinen Mund. Snape wusste, dass das Veritasserum auch hässliche Nebenwirkungen mit sich bringen konnte, wenn es nicht ordentlich gemischt worden war. Der Gedanke daran schien Voldemort zu amüsieren. "Mein lieber Severus", der Lord kniete elegant vor ihm nieder, nahm sein schmales Kinn zwischen seine blassen knochigen Finger und zwang ihn somit ihm direkt in die Augen zu sehen. Snape wusste genau, dass es nichts Gutes hieß, wenn er in diesem freundlichen Ton sprach. "Manchmal hast du ja noch richtig nützliche Ideen." Sein Grinsen wurde noch fieser. Mit einem Knipsen der rechten Hand betrat ein Todesser den dunklen Saal.

"Bring mir das Veritasserum!" befahl der Lord mit donnernder Stimme. Der Todesser verbeugte sich hastig und verließ den Raum. Wenige Minuten später kehrte er mit einer kleinen Phiole zurück, in der eine silbrig weiße Flüssigkeit schimmerte. Snape spürte, wie sich sein Herz ein wenig zusammenkrampfte. Er hoffte nur, dass er keinen Fehler begangen hatte. Aber welche Wahl hatte er schon gehabt?

Er senkte seinen Kopf nach unten, sodass ihm seine langen schwarzen Haare ins Gesicht fielen und biss unbehelligt auf eine versteckte Kapsel zwischen seinen Zähnen. Eine bittere Flüssigkeit lief seine Kehle hinab, schnürte sie zu und brannte sich ihren Weg die Speiseröhre hinunter. Es war ein Antiveritasserum, welches hoffentlich den Bann des Wahrheitselixiers brach. Sicher war er sich jedoch nicht, da er es noch nicht in Stresssituationen getestet hatte. Er hörte laute Schritte. Mit der kleinen Phiole in der Hand näherte sich der unnennbare Lord siegessicher. Langsam hob der Zaubertränkelehrer den Kopf und entgegnete seinen Blick möglichst selbstsicher. Er durfte keine Angst zeigen, egal wie sehr sich sein Magen gerade zusammenkrampfte. Es würde alles nur noch schlimmer machen.

Mit brutaler härte flößte der Lord ihm den Inhalt des Fläschchens ein. Snape konnte einen Hustenanfall gerade noch verhindern, als die zähflüssige Lösung seine Kehle verbrannte. Nach Luft ringend hockte er verkrampft am Boden. Das spöttische lachen des Lords drang nur schwach durch das rauschen in seinen Ohren, in denen sein Blut wie ein dröhnender Wasserfall tobte. Er spürte, wie die Wirkung des Serums seine Gedanken zu benebeln schien. Kleine graue Schwaden tanzten vor seinen Augen, vernebelten seine Sicht. Dann, wie ein Peitschenschlag, entfaltete sich in seiner Brust eine entsetzliche Hitze, die ihm den restlichen Atem nahm. Stöhnend sank er zu Boden. Die Reaktion auf das Antiserum war heftiger, als die Male zuvor, in denen er das Elixier getestet hatte. Keuchend verschloss er die Augen vor dem Schmerz. Voldemort lächelte erfreut. Er schien es für eine Nebenwirkung des Veritasserums zu halten. Grausam packte er sein Opfer an den Haaren und zog ihn auf die Beine. Snape schrie gepeinigt auf. Doch der Lord kannte kein Mitleid. Verächtlich musterte er ihn aus seinen roten Augen, wie ein Stück Dreck, welches er barmherzig vom Boden aufgelesen hatte.

"Was hast du in den letzten 14 Jahren getan?"

Snape versuchte verzweifelt den Schmerz und die hervordrängende Antwort wegzuwischen. Er hatte die Wahrheit unter Kontrolle. Solange er sich konzentrierte konnte er sie halten. "Ich ging nach Hogwarts, um die Gegenseite auszuspionieren. Schon nach kurzer Zeit hatte ich das Vertrauen des Direktors errungen. Er setzte sich für mich ein und sprach mich als Todesser frei. Somit hatte ich freie Bahn."

Voldemort knurrte verächtlich. "Du hast also deine Identität als Todesser verleugnet."

"Ja, Mylord, um Euretwillen."

"Hast du mich verraten, Snape?"

"Nein, Mylord. Ich war euch immer treu ergeben." Seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren. Er musste mit aller Macht das aufkeimende Zittern verbergen.

"Warum hast du mir dann nicht geholfen, als ich Hilfe nötig hatte?" Der Lord klang nun fordernder und man konnte spüren, wie die Wut in ihm hoch kroch.

"Ich war immer auf der Suche, Mylord. Ich tat mein Möglichstes."

Der Lord verengte zweifelnd seine Augen. "Und warum erschienst du dann nicht, als ich alle meine Todesser zusammenrief?"

Snape zuckte leicht zusammen. Er hatte diese Frage erwartet, aber auch gefürchtet. Er hatte sich eine Antwort parat gelegt, doch sie war riskant, weil er nicht wusste, wie viel der Lord wusste.

"Das war der Zeitpunkt, als sie Crouch enttarnt hatten. Ich versuchte ihn aus den Fängen der Dementoren zu befreien ohne den Verdacht auf mich zu lenken. Ich hatte seit er sich in der Gestalt des senilen Aurorus Moody in Hogwarts einschleuste alles in meiner Macht stehende getan, um ihn zu decken. Doch Dumbledore durchschaute ihn und die Dementoren gaben ihm den tödlichen Kuss, ohne das ich es hätte verhindern können." Sein Blick wanderte unruhig hin und her. Verzweifelt versuchte er in den blutroten Augen des Lords zu erkennen, ob er ihm diese Geschichte abkaufte. Immerhin wussten sie nicht, ob Crouch mit Voldemort in Verbindung gestanden ahtte, als er sich als Moody ausgab. Doch seine Augen waren wie tot. Kein Gefühl spiegelte sich wieder. Kein Misstrauen, keine Wut, kein Glauben..

"Anschließend wollte ich zu Euch stoßen, aber der Zeitpunkt war ungünstig. Potter, der lebend zurückgekehrt war, erzählte allen, was vorgefallen war. Ich hätte meine Tarnung auffliegen lassen, wäre ich einfach verschwunden. Jeder vermutete, dass ich in Eure Reihen zurückkehren würde. Ich musste also warten..."

Hinter der blassen Stirn des Lords schien es zu arbeiten. Sein Todesser stand unter dem Veritasserum, dessen Bann nicht gebrochen werden konnte. Er musste die Wahrheit sprechen. Dennoch wollte er ihm nicht recht glauben.

Widerwärtig stieß er ihn zurück. Schwach sank der geschundene Zaubertränkelehrer wieder zu Boden.

"Du bringst also Informationen? Lass hören!"

Snape kämpfte sich langsam wieder in die Höhe. "Ich weiß ... wo Harry Potter in den Ferien wohnt ... und wer sein Geheimniswahrer ist."

Sein Magen krampfte sich zusammen, als das angsterfüllte Gesicht des verzweifelten Jungen vor seinem inneren Auge erschien. Wie viel hatte der arme Junge durchstehen müssen? Und nun fiel er ihm so in den Rücken. Doch es war seine einzige Chance das Vertrauen Voldemorts wieder zu erringen.

Als er aufsah erkannte er das dämonische Glitzern in seinen Augen. Er hatte eine Goldader getroffen. Jeder wusste, das Voldemort ganz wild darauf war, dem Jungen, der lebt, das Lichtlein auszublasen. In Hogwarts war es ihm kaum möglich, da dieses Schloss eine Festung war. Aber wenn er diese schützenden Mauern verließ war er hilflos. Wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Sein entzückter Blick wurde wieder ernst. Wie ein Dolch bohrten sich seine Augen in die Augen seines Gegenübers, der sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnte.

"Das ist in der tat eine sehr nützliche Information. Du verstehst jedoch, dass ich dein Versagen und Ungehorsam nicht einfach so hinnehmen werde."

Snapes Augen weiteten sich leicht. Er ahnte schlimmes. Wie zur Bestätigung hob Voldemort seinen Zauberstab und sprach einen weiteren Crucio-Fluch über ihn, sodass er schreiend in die Knie sank. Nach endlos langem Ringen mit der Dunkelheit verlor er endlich das Bewusstsein. Somit hatte er die Rückkehr geschafft. Doch um welchen Preis...
 

------------------------------------ Ende Rückblick ------------------------------------
 

Wie froh war er, dass diese Maske alles verdeckte, was ihn langsam zu zerfressen begann. All die falschen Gefühle, die er in den letzten Monaten gezwungen war vorzuspielen, hatten ihn langsam versteinern lassen. Er hatte Menschen töten müssen, um seine Loyalität zu beweisen. Unschuldige Menschen, die flehend um ihr Leben gebettelt haben, während er sie spöttisch ausgelacht hatte.

Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten.

Wenige Meter vor ihm stand Malfoy, die Schlange. Sein Sohn Draco war seit kurzer Zeit ein Mitglied der Nightshades. Mit Sicherheit hatte Geld eine Rolle gespielt. Keiner unter 18 hatte bisher den Sprung in ihre Reihen geschafft. Sein Vater hatte sicher nachgeholfen. Nun hatte er auch seinen Sohn diesem Teufelskreis unterworfen, aus dem es kein Entkommen gab.

Wieder drang die donnernde Stimme des Lords durch den Sturm und die Leidenschaft entflammte in den Schreien seiner Anhänger. Fast entsetzte ertappte er sich, wie er automatisch in ihren Chor einstimmte. Es war zur Routine geworden.

Ein greller Blitz durchbrach die Dunkelheit. Ein verwundertes Raunen ging durch die Menge. Dort, vor dem Lord, standen ein Dutzend Dementoren. Eine eisige Kälte ergriff von Snapes Herz Besitz. Panische Schreie wurden laut. Verzweifelt presste er die Hände gegen die Ohren. Vielen der umstehenden Todesser ging es ähnlich. Mit einer herrischen Handbewegung des Lords verstummten die Schreie. Die Dementoren ließen von ihnen ab. Snape sah erstaunt nach vorn und stellte mit Erstaunen, was sich jedoch schnell in Entsetzten wandelte, fest, dass sich die mächtigen Dementoren vor Lord Voldemort beugten. Er hatte sie schon längst unter seiner Kontrolle. Nun stand der Eroberung Askabans nichts mehr im Weg. Der letzte Strohhalm, an den sich der Zaubertränkemeister geklammert hatte, zerbrach unter seinem Gewicht.
 

In den schwarzen Steinfluren Askabans schien es noch viel kälter als draußen zu sein. Die Kälte hatte sich viele Jahre in den Wänden festgefressen. Das Wort Wärme existierte an diesem Ort nicht.

Fröstelnd zog Snape seinen schwarzen Umhang enger um seinen schmalen Körper. Hier hatte Sirius viele Jahre ausharren müssen. Ein grausamer Gedanke.

Die kleine Gruppe, bestehend aus fünf Todessern, hielt inne. An ihrer Spitze der Lord persönlich. Snapes Blick blieb an einer dicken hölzernen Tür hängen. Schimmelpilze hatten sich auf dem verrotteten Holz niedergelassen.

"Allohomora!" Die Tür wurde achtlos aus den Angeln gerissen und krachte auf den kalten Stein. Laut hallte das Echo durch die schmalen leblosen Gänge.

Der Lord betrat den dunklen Raum als erstes. Im Innern roch es nach Tod. Der Gestank nahm ihnen fast den Atem. In einer Ecke lag eine reglose Gestalt, zusammengekrümmt wie ein ängstliches Mäuschen. Voldemort trat näher und kniete neben der erbärmlichen gestalt nieder.

"Lestrange, mein treuer Todesser." Das Wesen stöhnte leicht und öffnete langsam die Augen. "Mylord?" drang eine ungläubige brüchige Stimme durch die Dunkelheit.

"Aye, ich bin es. Ich bin gekommen, um dich hier herauszuholen, mein treuer Lestrange." Mit fast väterlicher Fürsorge hob er die gepeinigte Kreatur auf seine Arme und trat an seinen anderen Todessern vorbei aus dem Kerker.

"Befreit die restlichen Todesser! Das andere Ungeziefer lasst ihr hier!"

Die Männer verbeugten sich ehrfürchtig und zerstreuten sich in die verschiedenen Richtungen.

Askaban war gebrochen. Der Abschaum war wieder auf die Welt losgelassen worden. Snape ließ sich an einer Wand zu Boden gleiten. Was hatten sie nur getan? Was hatte er getan? Verzweifelt schloss er die Augen.
 

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N/A: *sniff* Irgendwie hab ich Gefallen daran gefunden Leute leiden zu lassen °^^
 

Bitte fleißig reviewen!

Gruß Feary

Verborgen hinter Masken

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 2: Hearts of darkness
 

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Chapter 22: Verborgen hinter Masken
 

Grelles Licht riss ihn aus der barmherzigen Bewusstlosigkeit, die ihn während der letzten Monate wie ein schützendes Tuch umhüllt hatte. Er stöhnte kraftlos und versuchte die weißen Schleier wegzublinzeln. Nur allmählich begann sich die verschwommene Umgebung zu lichten. Rot glitzernde Augen stachen wie Dolche in die seinigen. Eine tiefe, mächtige Stimme drang in sein benebeltes Bewusstsein.

"Lestrange, mein treuer Todesser." Der Angesprochene schien einen Moment verwirrt und orientierungslos, doch dann, als die Erinnerungen plötzlich wiederkehrten, klärte sich sein Gesichtsausdruck und ein leichtes Lächeln trat auf seine rissigen Lippen. Er war frei. Sein Lord hatte ihn tatsächlich befreit. Er hatte ihn aus Askaban, der letzten Festung, gerettet. Wärme durchflutete seinen geschundenen Körper. Wie sehr hatte er diesen Tag herbeigesehnt. Er wusste, dass sein Meister zurück an die Macht gelangen würde. Dennoch hatte es länger gedauert, als er erwartet hatte. Um genau zu sein vierzehn endlose Jahre. Doch nun waren die Qualen und die Schmerzen vorbei. Er war wieder zu Hause, in den Reihen der Todesser, unter der Führung seines Meisters. Nie gab es einen größeren Mann, einen Herrscher, für den es sich lohnte die Qualen Askabans in Kauf zu nehmen.

Schwerfällig drehte er seine Kopf, der sich anfühlte, als würde in ihm ein unerbitterlicher Kampf unter Trollen stattfinden. Mit riesigen Keulen schienen sie auf seinen Schädel einzuhämmern, der beinahe unter den unerträglichen Kopfschmerzen zerbarst.

Er erkannte einen kleinen Raum. Die Fenster waren mit grünen Tüchern verhangen, auf dem Fußboden standen unzählige Kerzen, die unruhig im Zugwind tanzten, welcher unter einem dünnen Türspalt hindurchzog. Er selbst lag auf einer schmalen gepolsterten Pritsche, die mittels silberner Metallketten in der grauen Steinwand verankert war.

Der Lord stand über ihn gebeugt, musterte den dürren grauhaarigen Mann aus fürsorglichen Augen, als würde er seinen eigenen Sohn vor sich haben, was jedoch durch ihren Altersunterschied merkwürdig anmutete, da Voldemort trotz seiner fast 70 Jahre um mehrere Jahrzehnte jünger aussah.

"Es ist schön dich wieder unter uns zu haben", begann er leise. "Du warst stets einer meiner treusten Anhänger. Und deine Loyalität soll auch belohnt werden." Er lächelte geheimnisvoll. "Doch alles zu seiner Zeit. Jetzt musst du erst einmal wieder Kräften kommen."

Er deutete auf ein Tablett zu seinen Füßen, worauf einige dampfende Speisen standen und auf ihren Verzehr warteten. Eine kleine Phiole mit dunkelblauem Inhalt weckte sein Interesse. Voldemort, der seinem Blick gefolgt war, erklärte: "Der Trank wird dir gut tun.

Mein Potion Master hat ihn gebraut. Er lindert deine Schmerzen und beschleunigt den Prozess der Heilung. Du wirst einige Zeit schlafen."

Der Lord nickte ihm auffordernd zu und wandte sich dann zum Gehen. In der Tür hielt er jedoch noch einmal inne.

"Deinen Sohn haben wir übrigens auch befreien können. Er ist wohlauf." Seine Miene verdüsterte sich leicht. "Deine Frau und deine Tochter konnten wir jedoch nicht finden. Ich vermute, dass sie bereits den Dementoren zum Opfer gefallen sind."

Ein bedauerndes Lächeln umspielte seinen schwarzen Lippen.

"Aber keine Angst. Du bekommst deine Rache.
 

***
 

Es war bereits früher Morgen, als er sich endlich erschöpft durch das große Portal schleppte und die steinernen Treppen hinab in den Kerker stieg. Die dunklen Ringe unter seinen Augen, die sein Gesicht schon seit Wochen von Müdigkeit zeichneten, schienen diesen Morgen noch tiefer in seine blasse Haut eingebettet zu sein.

Er fühlte sich schlecht. Die tiefsitzende Schuld und die eigenen Vorwürfe zerrten wie zentnerschwere Gewichte an seiner Seele. Vergeblich hatte er in den letzten Wochen versucht sein Gewissen zu beruhigen, indem er sich immer wieder einredet hatte, dass er durch seine Taten auch Gutes vollbrachte. Er half den Menschen, half Intrigen, Anschläge und Morde zu verhindern, rettete Leben. Doch was nützte dies, wenn er im Gegensatz auch Attentate verübte und das Leben wieder nahm? War er dadurch, dass er es nicht aus freien Stücken tat, ein besserer Mensch als die anderen Todesser? Nur weil er im Auftrag der "guten Seite" handelte? Doch was ist schon gut? Kann man denn so einfach urteilen, was gut und schlecht ist? Auch wenn er seine Seele dem Lord nicht verschrieben hatte, so beging er dennoch unter seinem Befehl Morde. Konnte er also von sich behaupten "gut" zu sein? Nein, er war nicht gut. Seine Hände waren blutgetränkt, sein Herz schuldbeladen. Einst würde ihm der Weg in den Himmel verwehrt werden.

Was war er schon noch wert? Er war nur ein dreckiger kleiner Todesser, ein Spielzeug des Lords. Aus Loyalität zu Dumbledore hatte er sich dem Dunklen Lord gestellt und dessen grausame Prüfungen bestanden. Der Schatten der Vergangenheit hatte sich wieder über ihn gelegt, schnürte ihm die Luft ab. Er war nur noch ein Gefangener seiner Selbst, gefangen in einer fremden Persönlichkeit, die gegen seinen Willen schreckliche Taten beging. Nur ein Spielzeug. Wie jämmerlich.

Fast schlafwandlerisch trugen ihn seine schwachen Beine durch den dunklen kalten Flur. Seine Augenlider waren schwer und brannten vor Müdigkeit. Die bleierne Dunkelheit, die ihn, seit seiner Rückkehr in Voldemorts Reihen, wie ein verräterischer Schatten begleitete, schien ihn fast zu erdrücken.

Er kannte den Weg zu seinem Büro. Selbst mit geschlossenen Augen hätte er ihn gefunden. Dennoch kam ihm der Flur heute deutlich länger vor. War es überhaupt der richtige? So ein Unsinn. Es gab nur einen Gang. Wie also sollte er den verfehlen? Endlich erreichte er die dicke hölzerne Tür des Kerkers, hinter der auch sein Büro lag. Gedankenverloren zog er seinen Zauberstab und murmelte die Zauberworte, um das magische Schloss zu entriegeln, als sein Blick plötzlich inne hielt. Als er erkannte, dass die Tür bereits einen Spaltbreit offen stand, war die Müdigkeit sofort verflogen. Alarmiert blickte er sich um. Er war vorsichtig geworden, seit seine Welt nur noch aus Lügen, Intrigen, Hass und Tod bestand. Doch der gang war leer. Er war allein. Entweder die Person, die sich in sein Büro gestohlen hatte, befand sich noch darin oder war schon längst über alle Berge. Er wusste nicht, welche Möglichkeit ihm lieber war. Zum einen wäre er beruhigter, wenn er das Zimmer leer vorfinden würde, zum anderen würde er dennoch gerne wissen, wer ihm diesen unerwarteten Besuch abgestattet hatte, um sich nicht endlos mit der Frage nach dem warum zu quälen.

Vorsichtig schob er die Tür weiter auf. Raubtierartig schlüpfte er hindurch und schlich sich nahezu lautlos durch die leeren Bankreihen. In wenigen Stunden würden die ersten müden Schüler antanzen und das kalte Klassenzimmer mit fröhlichen Stimmen und Gelächter erfüllen. Das Leben würde einkehren.

Der Potion Master mochte seinen Unterricht, die strahlenden Augen, wenn ein Zaubertrank besonders gut gelang und man sogar ein kleines Lob von ihm geschenkt bekam. Er wusste, dass er kein sehr umgänglicher Lehrer war. Er war sehr schnell reizbar und noch nie gut im Nachgeben gewesen. Dennoch war dieser Unterricht das einzig wirklich unschuldige in seinem jetzigen Leben. Hier war er er selbst. Hier verbrachte er die noch wenigen schönen Stunden, die er hatte. Umgeben von kleinen Schlaumeiern, die später hoffentlich mal ein besseres Leben führen würden. In einer Zeit, die nicht von Angst beherrscht wurde.

Sein Blick richtete sich wieder nach vorn. Die innere Unruhe hatte sich wieder gelegt. Er war jetzt auf alles vorbereitet. Den Zauberstab fest umklammert schlich er an dem Lehrerpult vorbei auf seine Bürotür zu. Fahles Licht sickerte über den dunklen Steinboden, tauchte ihn in flüssiges Gold.

Leise trat er näher. Er konnte keine verräterischen Stimmen oder Schritte vernehmen, die auf die Anwesenheit einer Person hindeuteten. Lediglich das Huschen eines blassen Schattens erregte seine Aufmerksamkeit.

"Allohomora", flüsterte er leise und die Tür knallte mit einem Ruck gegen die kalte Steinwand. Die unbekannte Person fuhr erschrocken herum. Augenblicklich trat auf Snapes Gesicht die Erleichterung, sofort gefolgt von Verwunderung.

"Aber... was... was machen Sie denn hier?"

Der weißhaarige Zauberer lächelte leicht und strich sich durch den langen Bart.

"Schön, dass Sie wieder hier sind, Severus. Ich hab mir langsam Sorgen gemacht. Geht es Ihnen gut?" Der Zaubertränkelehrer nickte knapp, nicht willig, konkrete Aussagen über sein momentanes Befinden abzugeben. Dumbledore schien es jedoch zu genügen.

"Gut. Ich befürchtete nämlich schon, dass der Lord sie wieder gefangen hielt." Snape schwieg. In Erinnerung an die grausamen Wochen der Folter wich noch ein wenig Farbe aus seinem ohnehin schon leichenblassen Gesicht. Dumbledore schenkte ihm einen mitleidvollen Blick. Dann wurde er wieder ernst.

"Ich hörte, dass Askaban gestürmt wurde." Tiefe Falten gruben sich in seine Stirn. "Das Ministerium ist in heller Aufregung. Unsere Chancen haben sich dadurch natürlich um einiges verschlechtert." Er fuhr sie nachdenklich mit der Hand durch seinen zerzausten Bart. Snape senkte betreten den Kopf. Die Kälte Askabans schien ihn bis in die Wärme Hogwarts gefolgt zu sein.

"Es tut mir leid, Albus..."

"Aber Severus, es ist doch nicht ihre Schuld", versuchte ihn der Direktor zu beruhigen.

"Sie mussten es tun. Und sie waren nur einer unter vielen." Er lächelte aufmunternd. Es war ein warmes und ehrliches Lächeln und er spürte, wie die Beklemmung allmählich von ihm abfiel. "Sie brauchen die Schuld nicht bei Ihnen zu suchen. Ich schätze Sie sehr. Sie tragen eine große Last und bringen viele Opfer ohne sich zu beklagen. Nicht jeder würde das tun." Er legte ihm seine große kräftige Hand auf seine schwere Schulter.

"Sie sehen müde aus. Wir sprechen heute Abend weiter darüber. Schlafen Sie sich erst einmal richtig aus." Er zwinkerte. "Und denken Sie daran, morgen haben Sie ihre erste Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Spruce hat sie während ihrer Abwesenheit würdig vertreten." Er lachte leise. Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich und wandte sich zum Gehen. Snape sah ihm

lange hinterher, ehe er seine Bürotür ins Schloss schob. Müden Schrittes schleppte er sich in sein Schlafzimmer und ließ sich in sein warmes Bett fallen. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, seinen Umhang abzulegen. Völlig erschöpft schloss er die Augen.
 


 

-------------------------------- Rückblick --------------------------------
 

Als er die Augen wieder öffnete, war es dunkel um ihn herum. Eisige Kälte umhüllte seinen schmerzenden Körper. Er lag auf unebenem Stein, mit dem Bauch voran. Vorsichtig reckte er seinen Kopf, stets darauf bedacht keine zu hektischen Bewegungen zu machen, um den Schmerz in seinem Kopf nicht noch zu steigern. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an die Umgebung und die Dunkelheit wich einem fahlen Grau. Leichte Konturen tauchten aus dem Nichts, gaben dem kleinen Raum (er traute sich nicht, es als Zelle zu bezeichnen) seine Form. Es brauchte keiner guten Beobachtungsgabe um festzustellen, dass es keine Fenster gab. Lediglich eine kleine schmale Tür, bei deren Durchquerung er sich wohl bücken müsste, schmückte eine der tristen Wände. Jedoch war diese Tür zu und er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie abgeschlossen war.

Stöhnend rappelte er sich auf. Seine Gliedmaßen fühlten sich taub an, was wahrscheinlich der grausamen Kälte zuzuschreiben war, die in diesem "Gemach" herrschte.

Wie lange war er wohl bewusstlos gewesen? War es Tag oder Nacht? Er wusste es nicht. Jegliches Zeitgefühl war verloren.

Verängstigt verkroch er sich in eine Ecke, hüllte sich tiefer in seinen Umhang und verbarg seinen Kopf zwischen den Armen. Er würde stark sein. Er würde Dumbledore nicht enttäuschen. Dies war nur eine Strafe. Er kannte den Lord, um zu wissen, dass er keinen Ungehorsam und keine Ausreden duldete. Und er wusste nur zu gut, dass er das Leid anderer genoss. Es war nur eine Prüfung. Und er würde sie bestehen.
 

Das Quietschen der Tür riss ihn aus seinem gnädigen Dämmerschlaf. Eine große dunkle Gestalt trat ein. Der Potion Master blinzelte geblendet in das grelle Licht. Seine Augen brannten. Dann fiel die schwere Tür wieder ins Schloss und die Dunkelheit umhüllte ihn erneut. Bunte Flecken tanzten vor seinen Augen, nahmen ihm die Sicht auf die fremde Gestalt, irgendwo vor ihm im Dunkel. Wer war das? Und was wollte er?

Eine kalte schnarrende Stimme ließ ihn zusammenzucken.

"Na wen haben wir denn da? Snape Snape Snape. Hat ganz schön lange gedauert, bis du angekrochen kamst. Hast es wohl mit der Angst zu tun gekriegt? Wollte dich dein treudoofer Muggelfreund nicht mehr beschützen?" Die Stimme lachte gehässig.

"Malfoy", zischte der Zaubertränkelehrer angewidert. Warum ausgerechnet er?

"Ganz recht, alter Freund." Er lachte erneut. Die Bezeichnung ,alter Freund' schien ihn zu amüsieren. "Der gute alte Malfoy. Unser Lord war so freundlich deine Bestrafung mir zu überlassen. Das fand ich wirklich sehr nobel von ihm."

Eine grobe Hand packte ihn am Kragen und riss ihn brutal in die Höhe. Snape stöhnte leise, als eine erneute Welle des Schmerzes in seinem Kopf explodierte. Seinem Gegenüber schien das zu gefallen.

"Du wirst doch nicht jetzt schon am Ende sein? Das würde ja gar keinen Spaß machen." Erneut drang Lucius' gehässige Lache durch die Dunkelheit und hallte an den kalten Wänden wieder, als würde selbst der Raum ihn verhöhnen, als würde er leise flüstern: ,Warum bist du zurückgekehrt, Snape? Dein Platz ist nicht hier!'

Natürlich war sein Platz nicht hier. Überall, nur nicht hier. Doch es war wohl sein Schicksal, dass er sich dem Dunklen Lord stellen musste. Auf ihm lag eine große Verantwortung. Sie erdrückte ihn fast, und dennoch war sie in diesem Moment ganz fern. Er hatte das Vertrauen des Lords noch nicht errungen. Er war ein Spion, der nichts erfuhr. Ein nutzloser Spion. War er denn nur zu gar nichts gut?

Eine harte Ohrfeige riss ihn zurück in die Welt des Schmerzes.

"Das ist erst der Anfang, Snape. Du wirst leiden. Und ich werde jeden einzelnen Schrei genießen."

Der Gepeinigte schluckte schwer. Die nach Qualen lüsternen Augen seines Gegenübers funkelten dämonisch. Das Fegefeuer war entfacht. Es gab keinen Entkommen, nur der direkte Weg hindurch.

Resigniert schloss er die Augen, als auch schon der erste Cruciatus-Fluch auf ihn niederprasselte.
 

----------------------------- Ende Rückblick --------------------------------
 


 

***
 

Als er den Klassenraum betrat, trat augenblickliche Stille ein. Überraschte Stille. Seine Augen schweiften über die Klasse. Oh nein, der fünfte Jahrgang, Gryffindor und Slytherin. Er seufzte leise. Gerade die beiden Kurse, die er fürchtete. Jinathan Riddle und Harry Potter. Liebend gern würde er diesen beiden Jungen aus dem Weg gehen.

Geistesabwesend schloss er die Tür hinter sich. Es war das erste Mal, dass er nicht im Kerker unterrichtete. Diese hellen warmen Klassenzimmer schienen ihm irgendwie fremd, beinahe unwirklich.

Er legte seine Tasche auf den Lehrertisch und sah in die Klasse. Überall erstaunte Gesichter. Sie alle hatten wohl damit gerechnet, das Professor Spruce sie unterrichten würde. Zu seiner Verwunderung erkannte er jedoch sogar einige erfreute Gesichter.

"Gott sei Dank, Professor Snape", tönte es aus der hintersten Reihe. Zabini, eine Slytherin, hatte sich erhoben und lächelte freundlich.

"Wir dachten schon, wir hätten Professor Spruce für immer am Hals."

Snape konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Nun, Professor Spruce hat mich während meiner Abwesenheit nur vertreten. Die Kurse wurden nach den Häusern aufgeteilt. Ich leite den Unterricht in Slytherin und Gryffindor, er übernimmt Hufflepuff und Ravenclaw. Ich denke also, ihr werdet ihn so bald nicht wiedersehen."

Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Bankreihen. Vereinzelt brach sogar Jubel aus.

Nur Neville, Harry und Jinathan blieben unbewegt. Neville fürchtete Snape zu sehr, um sich zu freuen. Harry hingegen war zu verwirrt. Die letzte Nacht hatte ihn sehr mitgenommen und er wusste nicht, was er noch denken sollte. Und Jinathan, nun Jinathans ewiges Lächeln war erstorben. Seine Augen waren zu bedrohlichen Schlitzen verengt und unentwegt auf Snape gerichtet. Harry musste plötzlich an ihre erste Begegnung denken, als er Snape im Wald gefunden hatte und sie im Schloss auf Jinathan getroffen waren. Ein eiskalter Blickkontakt.

"An welcher Stelle seid ihr denn das letzte Mal mit Professor Spruce stehen geblieben?" unterbrach Snape die Begeisterung. "Vielleicht können wir gleich daran anknüpfen."

Eine zaghafte Hand wanderte in die Luft.

"Ja? Miss Granger?"

Ein Wunder? Oder Illusion... Er hatte sie kommentarlos drangenommen. Weder hatte er sie ignoriert, noch zynische oder sarkastische Bemerkungen vom Stapel gelassen.

"Wir... haben uns mit der Bekämpfung von Illusionen beschäftigt. Unter anderem mit dem Irritatum-Fluch..."

Snape nickte dankend. Verwundertes Gemurmel wurde laut. Seit wann war Snape so freundlich? Hatte er einfach nur einen guten Tag erwischt oder war er gar nicht Snape? War er nur eine Halluzination?

"Gut, ich würde sagen, dann werden wir heute mit dem Vielsaft-Trank weitermachen." Er verschränkte seine Arme vor der Brust und wanderte langsam durch die Reihen.

"Wer weiß, was der Vielsaft-Trank ist?" Hermine, Harry und Ron tauschten verunsicherte Blicke aus. Ob er von ihrem Einbruch in sein Büro wusste?

Zu aller Überraschung hob Harry seine Hand. "Mit dem Vielsaft-Trank kann man die Gestalt einer anderen Person annehmen." Snape nickte. "So ist es. Dieser Trank ist sehr raffiniert und die verwandelte Person ist kaum von der echten zu unterscheiden. Es gibt jedoch Möglichkeiten, um den Zauber zu durchbrechen." Forschend blickte er in die verwirrten Gesichter. Seine plötzliche Ruhe und Gelassenheit schien viele zu verunsichern. Er grinste innerlich.

"Wer hat eine Idee wie man den Schwindel entlarven kann?"

Wieder bahnte sich Hermines Hand ihren Weg in die Höhe. "Man unterzieht die Person dem Veritasserum?" Snape nickte erneut.

Einige Schüler waren inzwischen auf die Idee gekommen eine Rolle Pergament zur Hand zu nehmen und mitzuschreiben. Harry aber legte seinen Kopf auf die Bank. Er kannte den Vielsaft-Trank aus eigener Erfahrung. Es war nicht unbedingt angenehm in der Haut eines anderen zu stecken. Besonders nicht in der Haut eines ausgewachsenen Rhinozeros. Irgendwann würde er sich später zurückerinnern und herzlich darüber lachen können. Schon allein Malfoys verdutztes Gesicht, als seine Sklaven plötzlich einen Eigenwillen zu entwickeln schienen, war es wert gewesen. Doch im Moment konnte er nicht lachen.

Die schmerzlichen Erinnerungen des letzten Schuljahres nahmen ihm noch immer die Luft zum Atmen. Barty Crouch. Auch er hatte den Vielsaft-Trank angewandt. Er hatte sie alle getäuscht, hatte mit ihnen gespielt. Sie waren wie Schachfiguren gewesen, in schlauen Zügen ausgespielt. Der letzte Zug, ein Schachmatt. Er hatte ihn und Cedric dem Lord ausgeliefert. Kaltherzig hatte er sie in ihr Verderben laufen lassen. Cedric war gestorben...

"Potter, passen Sie lieber auf!" Erschrocken fuhr er hoch. "Entschuldigung, Professor."

"Wären Sie nun so freundlich uns zu erklären, wie der Zauber in seiner Wirkung noch gebrochen werden kann?"

Harry antwortete fast mechanisch. "Der Zauber hält nur eine Stunde an. Wenn man der Person den Trank entzieht verwandelt sie sich wieder zurück. Man sollte also darauf achten, woraus sie trinken, ob sie z.B. immer ihre eigenen Flach... Flaschen verwenden."

Snape nickte zufrieden. "10 Punkte für Gryffindor."

Harry sah verwirrt auf. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Die Slytherin öffneten entsetzt ihre Münder zum Protest, schwiegen jedoch. Noch nie hatte Snape den Gryffindors Hauspunkte erteilt. Was war nur geschehen?

"Okay. Wir werden nun einen weiteren Zauber kennen lernen. Damit wird das wahre Aussehen eines Menschen enthüllt. Da wir aber keinen Vielsaft-Trank haben werden wir Masken aufsetzen." Er kramte in seiner Tasche und holte ein paar Faschingsmasken heraus, die er mit dem Schwenk seines Zauberstabs auf jede Bank verteilte.

"Durch den Zauber erscheint das Ebenbild des Verhüllten. Man könnte es als Echo bezeichnen."

Er sah in die Runde. "Setzt jetzt alle eure Masken auf und achtet darauf, dass auch eure Haare verborgen sind. Man darf euch nicht erkennen."

Die Schüler zogen sich wie befohlen die Masken über und er gab ihnen zu verstehen, dass sie sich im Kreis aufstellen sollten.

"Ich werd den Zauber jetzt an einem von euch vorführen. Keine Angst, dass tut nicht weh, es kribbelt nur etwas."

Ziellos streifte er durch den Kreis aus Schülern. Schließlich, scheinbar wahllos, hielt er inne und richtete seinen Zauberstab auf sein ausgewähltes Opfer.

"Revelatio!" Eine blaue Flamme brach aus seinem Stab und hüllte den Schüler gänzlich ein. Er zuckte erschrocken zusammen, wich jedoch nicht zurück. Dann, ganz allmählich bildete sich neben seinem Körper ein blauer Schatten der allmählich feste Konturen annahm. Es war ein Junge... Jinathan?

Hermine riss ungläubig ihre Maske vom Gesicht und betrachtete den blauen Schemen. Aber das war doch... nicht Jinathan.

In einem Moment der Fassungslosigkeit riss auch das Opfer des Enthüllungszaubers die Maske vom Gesicht und funkelte Snape finster an. "Was soll das?" Er verwischte das ungleiche zusammengekauerte Abbild neben sich mit einer herrischen Bewegung und die magischen Funken zerstreuten sich in alle Richtungen.

Snape begegnete seinem finsteren Blick gelassen. "Der Zauber zeigt nicht nur den Menschen als Hülle, sondern vielmehr sein verborgenes Inneres."

Jinathan knurrte. "Das hätten Sie auch früher sagen kö-" Ein jäher Schmerz ließ ihn aufstöhnen. Mit verzerrtem Gesicht umklammerte seinen rechten Oberarm. Auch Snape war leicht zusammengezuckt. Voldemort rief seine Todesser-Scharen wieder zusammen. Doch warum jetzt? Es war doch erst einen Tag her, dass sie Askaban stürmten. Doch er kannte die Antwort. Der Lord war unersättlich. Mord war seine Droge.

Sara hatte sich hastig aus der Menge geschält und war herbeigeeilt. "Jinathan? Was hast du denn?" Zornig fuhr sie ihren Lehrer an. "Sie haben doch gesagt, dass es nicht wehtut."

"Das kommt nicht von dem Zauber", erklärte Professor Snape nüchtern. Er warf einen gehetzten Blick aus dem Fenster, dann streiften seine Augen Jinathan. "Kümmert euch um ihn. Ich muss sofort los, etwas wichtiges erledigen. Der Unterricht ist für heute geschlossen." Fast fluchtartig verließ er den Klassenraum.

Sara sah ihm fassungslos hinterher. "Was...? Aber er kann doch jetzt nicht einfach verschwinden." Sie fuhr herum. "Jinathan? Alles in Ordnung?"

Verärgert wischte er ihre Hand weg. "Ja, mein Gott. Jetzt krieg dich mal wieder ein."

Sara wich verunsichert ein Stück zurück. Sie war zwar seine kalte Art gewöhnt, aber noch nie hatte er so wütend geklungen.

Sein Gesicht war leichenblass, als er kurz nach Snape genervt den Klassenraum verließ. Langsam hatte er genug davon. Konnte man ihn nicht endlich in Ruhe lassen? Ständig hielt man ihm vor, wie er sein sollte. Offener, freundlicher, umgänglicher. Und nun dieser verdammte Zauber. Snape hatte ihn absichtlich ausgewählt. Bestimmt. Er wollte ihn bloßstellen, seine Schwachstellen herausfinden. Dieser verdammte Todesser...

"Jinathan, warte!" Ohne zu überlegen war Hermine ihm gefolgt. Er wollte weiterlaufen, sie einfach ignorieren, aber sie hatte ihn bereits am Handgelenk gepackt und hielt ihn zurück. Langsam drehte er sich herum. "Was willst du?" Seine Stimme klang hart und kalt.

"Das ist alles nur Fassade, Jin!" Der Junge presste zornig die Lippen aufeinander. "Ich weiß nicht, was du meinst."

"Das weißt du sehr wohl", konterte Hermine erregt. "Hör auf, mir ständig etwas vorzuspielen. Ich hab es doch gesehen. Der Zauber, er hat dein wahres Inneres gezeigt. Snape hat es selbst gesagt." Jinathan riss sich los. "Was weiß der denn schon? Glaubst du alles, was er sagt?"

"Magie lügt nicht!" Sie wirkte sehr entschlossen und er wusste, dass sie nicht so schnell aufgeben würde. "Sei endlich ehrlich zu dir selbst und lass dir helfen!"

"Ich brauch eure Hilfe nicht!" In seiner Stimme schwang Zorn. Zorn über Hermines Naivität, Zorn über ihre Hartnäckigkeit und über seine eigene Schwäche. Er schwankte leicht. Sein Arm fühlte sich an, als würde flüssiges Feuer durch seine Adern strömen. Mit jedem Ruf des Lords war es schlimmer geworden. Das Mal schien sich direkt in seine Nerven zu fressen, ihn zu vergiften.

"Jeder braucht Hilfe", fuhr Hermine überzeugt fort. "Man kann sein Leben nicht ganz allein bewältigen. Wir alle sind abhängig. Auch du, Jinathan Riddle!"

Er antwortete nicht. Mit ungelenken Schritten durchquerte er den langen Flur. Hermine war ihm dicht auf den Fersen. Sie war nicht willig, so einfach aufzugeben. Nicht nachdem sie ihn so verletzt hatte, damals auf der Krankenstation. Sie würde ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen.

"Hermine, lass mich endlich in Ruhe!" Seine Stimme zitterte. Schwer atmend stützte er sich an die Wand zu seiner rechten. Und noch ehe Hermine besorgt fragen konnte, ob er noch immer Schmerzen hatte, sank er bewusstlos an dem rauen Stein zu Boden.
 

***
 

Als er auf die Lichtung disapparierte waren bereits unzählige Todesser anwesend. Erst gestern hatte er die wahre Größe des dunklen Heeres wahrgenommen. Es mussten Hunderte gewesen sein, die Askaban stürmten. Mit den Dementoren als ihre Verbündete waren sie eine schier unbesiegbare Übermacht gewesen. Viele Aurori ließen in dieser Nacht ihr Leben. Blut tränkt den Ort des Grauens.

Snape rückte seine schwarze Todesserrobe gerade, die er in der Hast achtlos übergeworfen hatte. Er atmete tief ein, versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen. Man durfte ihm seine Nervosität, seine Unsicherheit nicht anmerken. Nicht hier. Er war ein eiskalter Todesser. Ein kaltblütiger Mörder. Seine Fassade durfte nicht bröckeln, jetzt, wo er so nah dran war. Das Vertrauen des Lords war fast erreicht.

Er sah sich um. Die goldenen Sonnenstrahlen verliehen der Umgebung einen surrealistischen Anblick. Maskierte, in schwarz gehüllte Gestalten in einem märchenähnlichen Wald, in warmer Morgenröte vereint. Der Waldboden war übersäht mit bunten Blättern, als würde der Himmel Federn weinen. Die kahlen Baumgerüste stachen wie leblose Finger in das morgendliche Rot. Wie mahnende Boten warnten sie vor dem drohenden Unheil.

Der Potion Master zog seine weiße Maske tiefer ins Gesicht, verschmolz mit der allgemeinen Masse, der Masse aus Mördern.

Es dauerte nicht lange, da erschienen drei weitere Gestalten auf der Lichtung. In der Mitte, unverkennbar, in grün gekleidet, der Unnennbare Lord. Zu seiner Rechten der Fürst der Finsternis, Count Lestat. Zu seiner Linken ein hagerer Mann mit strähnigem grauen Haar. Sein Gesicht war von Falten zerfurcht und eine lange dünne Narbe vollzog sich quer über seine rechte Wange. Lestrange, der graue Panther. Schon vor seiner Zeit in Askaban hatte er mit seinen 35 Jahren graues Haar gehabt. Doch es war nicht nur sein Haar, sondern auch seine raubtierartige Eleganz, die ihm diesen Spitznamen bescherten. Schon damals zählte er zu den ranghöchsten Todessern. Doch nun, nach jahrelanger Folter in den kalten Mauern Askabans, war seine Aura erloschen. Vor ihnen stand nur noch ein alter gebrochener Mann, im krassen Gegensatz zu seinem Meister, der mit seinen fast 70 Jahren aussah wie höchstens 40. Es war bizarr. Als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen, keiner konnte es sich anders erklären. Aber über einen derartigen Fluch, mit dem man die Zeit austricksen konnte, war nichts bekannt. Vielleicht hatte es auch mit seiner vierzehnjährigen unfreiwilligen Isolation zu tun. Immerhin hatte er in dieser Zeit keinen Körper gehabt. Er war ein Nichts gewesen, nein, sogar weniger als ein Nichts. Mit Leichtigkeit hätte man ihn zerquetschen können. Ja, "hätte". Was man im Leben alles hätte tun können, weiß man immer erst später. Wäre er doch nur nie ein Todesser geworden...

Snape rieb sie hastig über die brennenden Augen. Die wenigen Stunden Schlaf, die er gestern noch gefunden hatte, hatten bei weitem nicht ausgereicht, um seine Kräfte wieder aufzuladen. Er fühlte sich schlapp. Wie ein ausgelaugtes Blatt im Wind, umgeben von einem Strudel aus Gewalt und Hass.

Schließlich durchbrach Lord Voldemort die angespannte Stille.

"Meine Todesser, wir haben gestern ganze Arbeit geleistet. Diese Nacht war ein Sieg auf der ganzen Linie, ein Sieg, von dem sich das Ministerium nicht so schnell erholen wird. Askaban, ihre unbezwingbare Festung, ist unter uns in tausend Stücke zerfallen."

Gebieterisch hob er seine Hände in den Himmel. "Diese Nacht wird als die Nacht unserer Befreiung in die Geschichte eingehen. Die Befreiung von unseren unsichtbaren Ketten, die uns die Welt auferlegte. Doch nun ist ihr Bann gebrochen. Wir sind frei, wir sind voller Wut, wir sind unbezwingbar. Voldemort und seine Armee. Lasst uns in den Krieg ziehen!" Tosender Jubel brach unter den Todessern aus. Der Lord hatte aus ihren Herzen gesprochen. Ihre Wut und ihr Hass auf die Welt würde sich nun endlich entladen. Nichts würde mehr wie vorher sein.

Snape stolperte entsetzt einige Schritte zurück bis er mit dem Rücken gegen einen mächtigen Baum stieß. Keiner beachtete ihn. Die lauten unerträglichen Schreie brachen wie ein plötzliches Gewitter über ihn und den Wald hinein. Zittern krampfte er seine Finger in das rissige Holz. Wie hatte er diesen Tag gefürchtet, den Tag, an dem der Krieg begann.
 

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A/N: So, wieder ein Kapitel zu Ende bebracht. Langsam wird es ernst ^^ Doch das Leid von Snape, Jinathan und Harry hat noch lange kein Ende *eg* Ich weiß, ich bin sadistisch veranlagt *lol*
 

Im nächsten Kapitel treffen wir endlich wieder auf Malfoy Junior und blicken ein wenig hinter seine kalte Fassade. Außerdem erfahren wir mehr über die dunkle Nacht, in der Harry über Snape stolperte. Und eine alte Bekannte taucht auf. Lasst euch überraschen...
 

Eure Feary

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 2: Hearts of darkness
 

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Chapter 23: Loyalität
 

Sein Kopf in den Armen vergraben, lag er mit geschlossenen Augen auf seiner Schulbank. Sein silberblondes Haar stand wild in alle Richtungen ab. Er war heute morgen viel zu spät aufgestanden, als dass er noch Zeit gehabt hätte, sie mit einer ordentlichen Ladung Gel zu bändigen. Denn das war sein dunkles Geheimnis. Sein Haarschopf war ebenso unzähmbar wie der Harry Potters. Jeder, der ihn jedoch darauf ansprach, war so gut wie tot. Ein solcher Vergleich war beleidigend, erniedrigend und unentschuldbar.

Ein derber Schlag auf das kalte Holz ließ ihn erschrocken hochfahren. Eine dunkle kräftige Gestalt türmte sich, mit in die Hüfte gestemmten Armen, drohend vor ihm auf.

"Mr Malfoy, würden Sie ihr Nickerchen bitte auf die nächste Unterrichtstunde verschieben? Oder halten sie sich für so schlau, dass sie mir nicht zuhören müssen?" Die schneidende Stimme seines Lehrers stach wie Messer in sein Trommelfell. Warum musste er nur immer so brüllen? Dachte er, sie wären schwerhörig?

Gelassen stützte Draco seinen Kopf auf seinen rechte Hand und sah gelangweilt zu seinem Professor auf. Einige wilde Strähnen fielen ihm dabei in die Augen, doch er störte sich nicht daran. Außerdem würde es Mühe bereiten seinen Arm zu heben und sie wegzustreichen. Und für Arbeit war es eindeutig noch zu früh. Die letzten Nächte hatten wirklich eine Menge von ihm abverlangt. Er fühlte sich wie gerädert. An seinen Augenlidern schienen zentnerschwere Gewichte zu hängen und auch sein Kopf erschien ihm unnatürlich schwer. Zudem vollführte irgendein verrückter Trommler hinter seiner Stirn ein Freudenkonzert. Er seufzte.

"Professor, bei ihrem Geschreie könnte ich sowieso nicht schlafen!" Weder die übliche Arroganz, noch scharfe Ironie schwang in seiner sanften Stimme mit. Ein zwei Mädchen zu seiner Linken begannen ungehalten zu kichern. Malfoy würdigte sie keines Blickes. Schließlich war er nicht hier, um Witze zu reißen.

Die Hautfarbe seines Lehrers hatte sich inzwischen in Rosarot gewandelt. Der Mann war einem Vulkanausbruch nahe, dass spürte er.

"Mr Malfoy, nur weil ihr Vater ein hohes Tier ist und unsere Schule finanziell unterstützt können Sie sich hier nicht mehr als andere erlauben!" Er schritt warnend um ihn herum und taktierte ihn nun von der anderen Seite. "Aber wo Sie schon mal wach sind, können Sie mir ja meine Frage beantworten." Er funkelte spöttisch, da er glaubte, dass Draco nicht wusste, von welcher Frage er sprach. Dieser hob mühsam seinen schweren Kopf. Seine sturmgrauen Augen glitzerten bedrohlich. "Sie wollten wissen, welche Wirkung der Schrei eines Augurey auf einen Menschen haben kann?" fragte er unschuldig. "Tja, keine. Einige Idioten glauben zwar, dass dieser tiefe Schrei den Tod ankündigt, doch das ist alles nur Unsinn. Und auch die Tatsache, dass manche einen Herzinfarkt bekamen, als sie seinen Klageschrei hörten, ist wohl nur auf ihre Paranoia und ihre vom Alter zerfressenen Herzen zurückzuführen." Er lächelte hochmütig. Zweifellos glaubte sein Professor ebenfalls an die Wirkung des Schreis, würde dies jedoch nach Dracos Vortrag niemals zugeben. Sein Grinsen wurde noch hämischer, als sich seine Vermutung in den Augen seines Gegenübers bestätigte.

Das hatte man davon, wenn man ihn unterschätzte. Nur weil er der Sohn eines reichen und einflussreichen Mannes war hieß das nicht, dass er dumm war. Klar, es gab viele reiche verzogene Bälger, die sich auf den Lorbeeren ihrer Eltern ausruhten. Doch nicht er. Es lag nicht in seiner Natur die Arbeit anderen zu überlassen. Er war ein kleiner Perfektionist, der sich auf nichts und niemanden verließ. Draco fühlte sich nur wohl, wenn er alles selbst in die Hand nahm. Vertrauen, daran glaubte er nicht. Vielleicht hatte er es einmal getan, doch dass musste schon lange her sein, denn er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Doch diese Unabhängigkeit hatte ihn stark gemacht. Er war selbstbewusst, stand mit beiden Beinen in der dreckigen Welt, zu deren Reinigung er beitrug. Er war ein Teil des großen Puzzles, ein unverzichtbares Bindeglied. Und auch wenn der Name Malfoy eine schwere Bürde war, so trug er sie mit erhobenem Kopf. Niemand konnte ihn unterkriegen. Niemand.

Er erhob sich langsam und packte seine Sachen zusammen. "Ich denke, Sie brauchen mich dann nicht mehr." Er lächelte kalt und verließ, gefolgt von stummen bewundernden Blicken, das Klassenzimmer. Die beste Entscheidung, die er hätte treffen können. Dennoch sollte sie sein Leben verdunkeln...
 

-------------------------------- Rückblick ---------------------------------
 

Eine unerträgliche Hitze durchströmte seine Adern, verbrannte seine Haut. Sein Blick war verschleiert, seine Kehle trocken. Er wusste längst nicht mehr, wie lange er nun schon in diesem dunklen Raum ausharrte. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft die Tür aufging. Hatte aufgehört zu hoffen, dass man ihn endlich hinausließ, hinaus aus diesem dunklen Loch. Seine Hände zitterten unentwegt, als wollten sie nie wieder damit aufhören. Zusammengekauert saß er in der hellsten Ecke, die er hatte finden können. Ein milder Lichtstrahl lugte unter dem schmalen Türspalt hindurch, spendete Hoffnung, spendete Frieden.

Wieder einmal hörte er schwere Schritte. Doch anders als sonst vernahmen seine Ohren, die durch die Stille und die Dunkelheit geschärft wurden, mehrere Personen. Ein leises Knacken ertönte, und der Zauber, welcher auf dem Schloss lag, wurde aufgehoben. Die Tür wurde aufgestoßen. Fast mechanisch hob Severus Snape seine rechte Hand, um seine empfindlichen Augen vor dem grellen Licht zu schützen.

Ein trat der Lord, seinen glimmenden Zauberstab in der einen, eine kleine Phiole in der anderen Hand.

Der zitternde Potion Master unterdrückte den Impuls sich noch tiefer in seine Ecke zu verkriechen. Angespannt krallte er seine Finger in den harten Boden. Würden nun weitere Cruciatus-Flüche auf ihn nieder regnen?

Abschätzend sah der Lord auf ihn herab. "Nun, Snape? Hast du bereut?"

Der Zaubertränkelehrer nickte schwach.

"Ich hoffe, das war dir eine Lehre. Niemand enttäuscht mich ungestraft. Niemand hintergeht mich ohne dafür zu bezahlen. Niemand verrät mich, ohne sein Leben zu lassen. Wirst du dir das merken, Snape?"

Wieder nickte er.

"Gut." Auf einen Wink hin betraten zwei weitere Todesser die dunkle Zelle. Rücksichtslos zogen sie ihn auf die Füße. Snape stöhnte leise, als der gewohnte Schmerz seinen Platz einnahm. Doch die Todesser kannten keine Gnade. Grob zogen sie ihn aus der Zelle. Seine Beine gaben protestierend unter dem plötzlichen Gewicht nach und er wäre zweifellos gestürzt, hätten die zwei Männer ihn nicht sofort gepackt.

Voldemort trat auf ihn zu. Er hob die kleine Flasche.

"Trink das!" Der Potion Master zögerte, streckte dann jedoch seine Hand danach aus. Er war misstrauisch, der Zweifel nagte unaufhörlich an seinem Verstand. Aber er durfte das neugewonnene Vertrauen um keinen Preis wieder verlieren. Er musste es trinken. Viel schlimmer konnte es doch nicht werden.

Hastig schüttete er den grünen, bitter riechenden Inhalt hinunter. Ein kühles, milderndes Gefühl machte sich in seinem Hals breit, lief die Speiseröhre hinab und verbreitete sich auch in seinem Magen. Ihm wurde ein wenig flau, farbige Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen.

Die Männer setzten sich wieder in Bewegung. Achtlos schleiften sie ihn hinter sich her, steinerne Treppen hinauf, in einen großen Saal, den Snape nur zu gut kannte.

In der Mitte, von Säulen flankiert, erhob sich ein prächtiges Baldachin aus düsterem Stein. Breite Stufen führten zu einem schlichten, aber dennoch edel anmutenden, Thron hinauf, der sich im Schatten des Steindaches verbarg. Grüne, mit Schlangen verzierte, Vorhänge schlossen das warme Tageslicht aus.

Die zwei Todesser ließen von ihm ab und er sank keuchend zu Boden. Zwar spürte er, wie der Trank allmählich seine Wirkung tat und seine Kräfte langsam zurückkehrten, doch war er noch zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten. Auf einen Wink des Lords verschwanden seinen Anhänger.

Gemächlich ließ sich Voldemort auf seinen erhöhten Sitz nieder, faltete die Hände ineinander und musterte seinen Todesser mit spöttisch glitzernden Augen.

"Deine Information über den jungen Potter war richtig. Du hast mich also nicht belogen." Er grinste leicht. Snape spürte, wie sich sein Herz leicht zusammenkrampfte. Hatte er ihn getötet? War er Schuld an dem Tod einen fünfzehnjährigen Jungens?

"Ich habe ihm einen kleinen Besuch abgestattet. Der arme Junge hätte vor Schreck beinahe einen Herzinfarkt bekommen." Sein hämisches Grinsen wurde breiter. "In Anbetracht der Situation empfand ich es jedoch als zu einfach, ihn gleich umzubringen. Für die Schmach, die er mir antat, wird sein Leiden viel größer, viel länger und viel grausamer sein. Meine Rache wird grenzenlos qualvoll sein, sodass er sich den Tod noch wünschen wird." Er lachte gehässig. Snape zuckte unter dem kalten Klang seiner Stimme zusammen. Er lebte also noch, Harry Potter lebte. Doch für wie lange?

Voldemort erhob sich wieder von seinem Thron, schritt in langsamen, majestätischen Schritten die breiten Stufen hinab.

"Steh auf, mein Todesser, steh auf! Du wirst mir deine Treue nun beweisen. Ich habe einen Auftrag für dich."

Der Potion Master stemmte sich mühsam in die Höhe. Er hatte Angst vor der bevorstehenden Aufgabe. Er würde mit Sicherheit töten müssen...
 

------------------------------ Ende Rückblick -------------------------------
 

***
 

Endlich war wieder Stille eingetreten und Lord Voldemort ergriff erneut das Wort.

"Ja, meine Death Eater, es herrscht Krieg. Die friedlichen Zeiten sind vorbei. Unsere Welt braucht eine Reform. Und wir werden ihr diese Reform ermöglichen. Wir werden sie säubern, wir werden sie neu gestalten. Kein unreines Gesindel wird bald mehr unsere Erde beflecken. Dies ist die dunkelste Stunde aller Muggel und Mudbloods."

Er machte eine kurze theatralische Pause und schaute in die Runde. Seine Anhänger hatten gebannt den Atem angehalten. Ihre Augen glitzerten erfreut. Er lächelte siegessicher. Wie dumm sie doch alle waren. Sie glaubten jedes seiner Worte. Er war ihr Meister, ihr Puppenspieler. Sie alle hingen willenlos an seinen unsichtbaren Fäden.

"Zu diesem freudigen Anlass habe ich mir erlaubt, euch meinen neuen SIC vorzustellen. Viele von euch werden ihn noch kennen." Fürsorglich legte er seine knochigen Hände auf die Schultern des Mannes zu seiner Linken. "Unser grauer Panther weilt wieder unter uns. Nicht einmal vierzehn Jahre Askaban konnten ihn unterkriegen." Er lächelte stolz. "Und das soll nun belohnt werden." Langsamen Schrittes trat er vor Lestrange und befestigte ein schimmerndes Abzeichen an seiner blutroten Todesserrobe.

"Mein treuer Lestrange, hiermit bist du der Zweite in meinem Kommando. Jeder wird sich deinem Befehl zu beugen haben."

Lestrange nickte dankbar. "Ich danke euch, mein Lord. Das ist eine sehr große Ehre für mich." Er verbeugte sich knapp.

In diesem Moment, der Moment vollkommener Zufriedenheit, wusste er, dass alles einen Sinn gehabt hatte. All die Qualen, das Vertrauen, welches er nie verlor, sein Glauben an die Dunkelheit, sein Glauben an den Hass, hatten sich nun bewährt. Er war am Ziel, zwar noch nicht ganz, doch greifbar nahe war der Sieg. Herausfordernd maß er Lestat, welcher ausdruckslos zu Voldemorts Rechten verharrte, mit einem kühlen Blick. Noch zehrte die Kälte der entronnenen Festung an seinen Kräften, doch bald würde er wieder der Alte sein. Und dann sollte sich dieser Blutsauger lieber in Acht nehmen. Denn die Zähne des grauen Panthers waren noch immer sehr scharf. Der Platz an seines Meisters rechten Seite würde ihm gewiss sein... irgendwann ganz bestimmt...
 

--------------------------------- Rückblick ----------------------------------
 

Vor ungefähr drei Monaten:
 

Arabella Figg hielt ihren glimmenden Zauberstab höher, um sich besser orientieren zu können. Es war erst eine Viertelstunde her, dass sie disappariert war. Immer wieder musste sie an den jungen Harry Potter denken, dem sie begegnet war. Er war groß geworden. Fast schon ein richtiger Mann.

Geistesabwesend strich sie einen herunterhängenden Ast zur Seite und wich einer knochigen Wurzel aus. Der Wald begann sich allmählich zu lichten.

Ein leises Knurren ließ sie erschrocken herumfahren. Hinter ihr stand ein großer schwarzer Hund, die Zähne drohend gefletscht.

"Fang, mein Guter?!" Erleichtert sank sie vor ihm in die Knie und kraulte ihn hinter den Ohren. Der Hund legte verwirrt den Kopf schief, als überlegte er, woher die Fremde seinen Namen kannte.

Ein tiefes Grollen, gefolgt von einem splitternden Geräusch, und Hagrid trat aus dem Dunkel. Seine mächtige Gestalt türmte sich gewaltig vor ihr auf.

"Bellchen? Bist du das?" fragte er verwundert. Arabella lächelte erfreut. "Hallo Hagrid, lange nicht gesehen." Nun schienen auch bei Fang endlich die Glocken zu läuten. Spielerisch stupste er sie mit seiner kalten feuchten Nase und begann sie mit seiner klebrigen Zunge von oben bis unten abzuschlabbern. Lachend schob sie ihn beiseite und ließ sich von Hagrid auf die Beine ziehen, der sie sofort in einer stürmischen Umarmung in seine großen Arme schloss. Seine riesigen Pranken klopften ihr sanft auf den Rücken.

"Schön dich wiederzusehen. Hab mich schon gefragt, wann du mal wieder vorbeischaust. Ham dich alle vermisst." Endlich ließ er von ihr ab. Arabella atmete erleichtert auf. Hagrid vergas einfach immer, dass er ungefähr doppelt so groß und viermal so stark wie seine ,kleinen' Freunde war. Lächelnd zog sie ihren Umhang gerade. "Ich hab euch auch vermisst." Sie grinste. "Aber einen ganz besonders! Ist er jetzt da?" Hagrids Gesichtsausdruck wurde auf einmal traurig. Er nickte. "Schon. Geht ihm aber nicht besonders. Vielleicht kannst du ihn aufmuntern. Isst schon seit Tagen kaum was. Dumbledore hat Angst, dass er irgendwann noch zusammenklappt."

Ihr Lächeln wandte sich in Besorgnis. "Das er aber auch immer irgendwelche Dummheiten machen muss, wenn ich weg bin." Sie lächelte gequält. "Ich werde mich darum kümmern." Mit einem knappen Nicken verabschiedete sie sich und eilte den knappen Weg ins Schloss hinauf.
 

Es war nun fast fünf Uhr. Leise entriegelte sie das magische Schloss und stieß die Tür auf. Das Zimmer lag in kühler Dunkelheit und Stille. Kein Geräusch drang an ihr Ohr. Leise durchquerte sie den Raum und drückte die Klinke einer weiteren Tür herunter. Ein rostiges Quietschen durchbrach die nächtliche Ruhe. Arabella zuckte leicht zusammen, da sie befürchtete, dass jenes Quietschen ihn aufwecken würde. Doch zu ihrer Verwunderung fand sie sein Bett leer vor.

Wo trieb er sich denn jetzt schon wieder herum, mitten in der Nacht?

Seufzend wandte sie sich um und verließ das Zimmer auf dem selben Weg, den sie gekommen war. Sie überlegte einen Moment, dann kam ihr ein Gedanke. Der Astronomieturm. Dort war er schon früher immer zu finden gewesen, wenn er nicht schlafen konnte.

Hastig sprang sie die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.

Endlich erreichte sie die oberste Plattform. Kühler Wind fegte ihr um die Ohren, ließ ihre Haare einen wilden Tanz aufführen. Eine einzelne schmale Gestalt stand am Rand des Daches, den Kopf auf den, über das Geländer gelegten, Armen ruhend, blickte er abwesend über die grauen Ländereien Hogwarts.

Lautlos ging sie näher. "Sev?" Ihre Stimme war leise und wurde sacht von den sanften Windböen hinfort geweht. Dennoch richtete er sich ungläubig auf und fuhr langsam herum, fast als fürchte er, er könnte träumen, und würde bei zu schnellen Bewegungen erwachen. Seine dunklen traurigen Augen trafen ihre. Überrascht hielt er inne, unfähig sich zu rühren. Dann stürmten sie beide gleichzeitig aufeinander los und fielen sich wortlos in die Arme. Stumm tauschten sie Gefühle aus, die sich in ihrer innigen Umarmung entluden und schließlich in einem leidenschaftlichen Kuss endeten. Arabella schmiegte sich erleichtert an seine Brust, ihre Arme noch immer um seinen Hals geschlungen, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. Er hatte seinen Kopf an ihren gelehnt und schloss die Augen.

"Ich bin so froh, dass es dir gut geht", brach sie schließlich das Schweigen. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht, als ich hörte, um was Dumbledore dich gebeten hat." Liebevoll strich sie ihm durchs Haar. "Du bist also zu ihm zurückgekehrt?" Er nickte schwach.

"Was hat er dir angetan?" Ihre Stimme klang wütend und eine dunkle Note von Widerwillen schwang in ihr mit. Sanft schob er sie von sich und erneut trafen sich ihre Augen. Sie sah das unendliche Leid schon bevor er antwortete.

"Er hat mich geprüft."

"Geprüft?" Fragend zog sie ihre Stirn in Kraus.

"Meine Loyalität."

Ihre Augen weiteten sich leicht. "Du hast also getötet?!"

Wieder nickte er schwach. Sein Blick sank demütig zu Boden. "Ja, das hab ich."
 

------------------------------ Ende Rückblick ------------------------------
 

***
 

Die langen, mit roten Teppichen ausgelegten, Flure waren menschenleer als er gedankenverloren um die Ecke streifte und von einer groben Hand gepackt wurde. Er schrie nicht entsetzt auf auf, zuckte nicht erschrocken zusammen oder machte Anstalten sich zu wehren. Kalt musterte er den hochgewachsenen jungen Herrn, dessen ehrfürchtiges, bedrohliches Äußeres manch einem einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätte. Doch nicht so ihm. Emotionslos trafen sich ihre Augen, ein eisiger Augenblick der Stille. Dann erhob der Fremde die Stimme: "Es ist soweit."

Die einzige Regung in dem Gesicht des Jungen war ein kurzes Aufblitzen in seinen sturmgrauen Augen, ein rasches Zucken seiner Augenlider, welches ebenso schnell wieder verschwand, wie es aufgetaucht war. Alles was zurück blieb war Eis.

"Bist du bereit?"

Er nickte schwach. Eine Geste, die unnötig war, denn beide wussten, dass er niemals ,nein' gesagt hätte. Und nun war der Zeitpunkt gekommen. Er hatte diesen Tag gefürchtet, obwohl er sich das nie eingestehen würde. Dafür war er zu stolz. Niemals würde er seine eigene Stärke verraten, seine Fassade fallen lassen, nicht einmal vor sich selbst. Sein Stolz hinderte ihn daran.

Stolz und Ehre, Gefühle, die einem Menschen zum Verhängnis werden konnten. Gefühle, die einen Menschen ins Märtyrertum, in den Tod treiben können. Und das wusste er. Doch irgendwie nahm er es nicht wirklich wahr, wie ein Gedanke, den man nicht greifen kann. Man riecht den Regen, auch wenn er nicht fällt.

In Schweigen gehüllt verließen sie die wispernden Flure Durmstrangs.
 

***
 

Sanft hatte sie ihren Kopf auf seinen Oberkörper gelegt. Das unregelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes schaukelte ihn ruhelos hin und her. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Ohren lauschten seinem rasselndem Atem, während ihre schmalen Hände geistesabwesend durch seine schweißnassen Haare strichen.

Sein Fieber war noch immer nicht gesunken. Seit einer Stunde wälzte er sich leise stöhnend von einer Seite auf die andere. Erst vor wenigen Minuten war er endlich zur Ruhe gekommen.

Hermine fühlte sich so hilflos. Sie konnte ihm nicht helfen, wie sehr sie es sich auch wünschte. Alles was ihr blieb war tatenlos zuzusehen.

Madam Pomfrey hatte ihm vor einer Viertelstunde einen starken Trank verabreicht, der ihn ruhig schlafen ließ, doch ihr Versuch, Hermine zu beruhigen, war vergeblich gewesen. Ebenso wie ihre Bemühungen Hermine ebenfalls zum Schlafen zu überreden. Doch nichts und niemand konnte sie vertreiben.

Langsam griff sie nach seiner rechten Hand. Sie seufzte wehmütig. Ihr Vorsatz sich von Jinathan fernzuhalten war genauso daneben gegangen wie ihr Vorhaben ihm zu helfen. Er war wie eine Mauer, undurchdringlich, felsenfest. Niemand durfte hinter seine Fassade blicken, niemand durfte ihm helfen.

Ein leises Geräusch ließ sie aufschrecken. Ein Mädchen, Sara, hatte wortlos die Krankenstation betreten. Überrascht, wohl aber auch ein wenig entsetzt, starrte sie Hermine an. In ihren Augen glitzerten kleine Tränen.

"Ich... entschuldige... ich wusste nicht, dass du hier bist... ich wollte nur... nach ihm sehen..." Verlegen wischte sie sich übers Gesicht und lächelte tapfer. "Ich kann ja später wiederkommen."

Hermine errötete leicht. Hastig schüttelte sie den Kopf. "Bleib doch. Ich hab nichts dagegen." Ein aufmunterndes Lächeln stahl sich auf ihre trockenen Lippen.

Sara trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, entschied sich dann jedoch zu bleiben und schob leise hinter sich die Tür ins Schloss. Zögernd schritt sie näher und sah besorgt zu Jinathan. Ihr Blick blieb traurig an Hermines Hand hängen, welche noch immer seine umgriffen hatte.

"Wie geht es ihm?"

Die Angesprochene folgte ihrem Blick. "Er hat Fieber. Madam Pomfrey meinte, dass er nur ein wenig Ruhe braucht. Dann wird er schon wieder." Sie strich mit ihrer freien Hand langsam über die weiße Bettdecke. Traurig betrachtete sie ihre zierlichen Hände. Hände, die zu schwach waren, um einen einzigen Menschen zu halten.

Sara zog sich inzwischen einen freien Stuhl heran und setzte sich.

"Dieser verdammte Snape." Wütend presste sie die Lippen aufeinander. "Er ist Schuld. Alles nur wegen diesem blöden Zauber."

Ihre Gegenüber schüttelte kaum merklich den Kopf. "Er hat nichts damit zu tun, glaub mir. Snape ist in Ordnung. Auch wenn er sich meistens wie ein ... Arschloch verhält...", sie lächelte verzeihend für ihre vulgäre Wortwahl, "... einem Schüler würde er nichts tun. So weit würde er nicht gehen."

Sara wirkte verwirrt. "Aber was war es dann? Ich meine, Jinathan ist nicht der Typ, der so einfach aus heiterem Himmel umfällt. Da braucht es schon mehr."

Ihre Augen trafen sich.

"Selbst der stärkste Mensch ist verletzlich", meinte Hermine trotzig, als müsse sie Jinathan verteidigen. "Was meinst du, wie viel Leid ein Mensch aushalten kann ehe er zusammenbricht?"

Verunsichert wanderte Saras Blick wieder zu Jinathan.

"Hat Jinathan denn Probleme mit seinen Eltern oder in der Schule? Auf mich wirkte er immer relativ gelassen. Mir ist nichts aufgefallen."

Hermine nickte.

"Ja, das sollen wir denken." Ihre Stimme war verärgert erhoben. Sie war wütend auf Jinathan, dass er sich immer verbarg und wütend auf Sara, dass sie es nicht dennoch gemerkt hatte. Und auch auf sich. Auch sie war blind gewesen.

"Wir haben es nicht gesehen, weil wir den wahren Jinathan gar nicht kennen. Was glaubst du, warum Snapes Zauber eine so seltsame Wirkung auf ihn hatte? Warum erschien uns Jinathan als kleiner, zusammengekauerter Schemen? Weil er nur vortäuscht der starke Unnahbare zu sein. Er versteckt sich, lässt niemanden an sich ran, frisst alles in sich rein. Dabei ist er so verletzlich."

Sie sah weg, wollte Saras erschrockenen Gesichtsausdruck nicht sehen, wollte nicht, dass sie ihre Tränen sah, die sich schon wieder unaufhaltsam ihren Weg bahnten.

Eine Weile herrschte betretene Stille, dann ergriff Sara wieder das Wort.

"Ich wusste es nicht. Es ist so traurig." Sie senkte den Kopf. "Aber er hat ja dich. Ihr seid zusammen, nicht wahr?" Hermine fuhr erschrocken auf. "Nein!" Ihre Reaktion war heftiger ausgefallen, als beabsichtigt. "... Nein. Sind wir nicht." Ihre Augen schimmerten leicht. "Dafür habe ich ihm zu sehr wehgetan. Er täte gut daran, wenn er mich hassen würde." Ihre Hände krampften sich in das schneeweiße Laken.

"Tut er aber nicht", erwiderte Sara trocken. Seufzend strich sie ihre schwarzen Haare hinter die Ohren und faltete die Hände. "Weißt du, ich versuche schon so lange seine Aufmerksamkeit zu erregen. Anfangs dachte ich, Mädchen interessieren ihn nicht. Also gab ich mir mehr Mühe, versuchte ihn zu überzeugen, dass ich es wert war sein Interesse zu erlangen. Doch als das nicht funktionierte wurde mir klar, dass er längst eine andere auserwählt hat. Und ich denke, dass bist du."

Hermine schwieg. Verwirrt sah sie zu Jinathan. War das wirklich wahr? Konnte es sein?

Beschämt senkte sie ihren Kopf. Stumme Tränen rannen ihre blassen Wangen hinab.

"Das ist nicht fair", schluchzte sie. "Oh Jin. Warum bist du nur so verdammt stur? Warum tut dir jeder weh?"

Verzweifelt brach sie über ihm zusammen und tränkte das weiße Bettlaken mit heißen Tränen.
 

***
 

Das kleine Mädchen schrie. Ihre langen blonden Haare klebten an ihrer tränennassen Haut. Ängstlich hatte sie sich an den Arm ihrer Mutter geklammert, ein kalter und lebloser Arm.

"Mommy?" Schluchzend zog sie an ihrer Bluse, die allmählich im Blut ertrank. "Mommy, was ist mit dir? Steh auf, Mommy, bitte steh auf."

Langsam hob sie ihren kindlichen Kopf. Ihre schwimmenden Augen suchten zögernd die des schwarzgekleideten Fremden, dessen Gesicht von einer, tief ins Gesicht gezogenen, Kapuze verdeckt wurde. Dicke Tränen, kleinen Perlen gleich, kullerten ihre geröteten Bäckchen hinab und versickerten lautlos in den Fasern eines teuren Perserteppichs.

Ihr unschuldiger Blick stach wie ein Dolch in sein Herz. Er schloss die Augen, versuchte das Mädchen zu verdrängen, seine Schuldgefühle, ihre unschuldigen Augen. Er hatte ihr Leben vernichtet, ebenso wie sein eigenes. Er war dem Henker blind ins Messer gelaufen. Und nun war es zu spät.

Wortlos hob er seinen blanken Zauberstab. Sie würde nicht mehr lange leiden müssen. Er würde sie erlösen, ihr ein besseres Leben schenken, indem er sie aus dieser grausamen Welt rettete. Sie würde es besser haben als er, würde nicht in einem schwarzen Zeitalter aufwachsen, voller Gewalt und Brutalität.

"Avada Kedavra." Diese zwei kleinen Worte drangen fast mechanisch aus seinem Mund, gefolgt von einem grellen, grünen Lichtstrahl. Mit aufgerissenen Augen kippten das kleine Mädchen nach hinten und schlug schwer auf den weichen, rotgetränkten Boden auf. Er wandte sich ab, angeekelt von seiner eigenen Tat. Es war nicht sein erster Mord und auch mit Sicherheit nicht sein letzter. Dennoch starb bei jedem weiteren ein Stückchens einer Seele.

Es war etwas anderes gewesen über Mudbloods herzuziehen und ihnen zu drohen. Es hatte ihm Spaß gemacht, war seine anerzogene Überzeugung, sein erlernter Hass auf die Unreinen. Doch ihr Leben mit seinen eigenen Händen zu beenden, nur weil ihr Blut nicht ganz rein war, jagte ihm jedes mal wieder einen eisigen Schauer über den Rücken. All die Menschen hatten kein Verbrechen begangen. Es lastete keine Schuld auf ihnen, nur Pech, das Pech unter falschen Umständen geboren worden zu sein.

Schweigend trat er auf den hochgewachsenen Mann zu. Dieser schlug ihm anerkennend auf die Schulter. "Wieder ein paar Mudbloods weniger auf dieser Welt. Der Master wird sehr zufrieden mit dir sein."

Malfoy nickte abwesend. <<Schön für den Master...>>
 

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A/N: Hi ihrs. Das war's mal wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen...

Es ist wieder etwas düster geworden, aber keine angst, nächstes mal wird es noch fieser *eg*
 

Die Idee von Snapes Liebe zu Arabella schwirrte mir schon lange im Kopf rum und ich brannte richtig darauf sie endlich wieder auftreten zu lassen. Ihr Zusammentreffen sollte nur eine kurze Einführung in ihre Beziehung darstellen. Ausführlichere Szenen werden folgen. Da wird also noch so einiges passieren... ^^
 

Achja, Arabella ist übrigens die Tochter von Mrs. Figg im Ligusterweg, ich werd das vielleicht noch irgendwo in die Kapitel einarbeiten. also nicht wundern, dass sie so jung ist *gg*
 

In diesem Sinne wünsch ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Man liest sich

Eure Feary

Die Seele der Astarte

A/N:

Also, da ich glaube, dass es noch nicht jeder gelesen hat: Ich habe zum besseren Verständnis der FF eine Timeline verfasst, um die ganzen Rückblicke

und die zeitliche reihenfolge übersichtlich darzustellen. da ich sie aber immer wieder erweitern muss kann ich sie hier bei animexx, wo keine editierfunktion angeboten wird, nicht immer wieder neu hochladen. Ihr findet sie aber unter: http://www.fanfiction.net/read.php?storyid=1108399

Dort gibt es übrigens auch einen Steckbrief zu Durmstrang, um das ganze system dort mal ein wenig besser zu verstehen.........
 

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Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 2: Hearts of darkness
 

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Chapter 24: Die Seele der Astarte
 

Unruhig lief Malfoy im seinem Zimmer auf und ab. Seit er Anfang des Jahres nach Durmstrang gewechselt war hatte sich vieles in seinem Leben verändert. Er hatte nun keine Zeit mehr ein Kind zu sein. Zu viele Erwartungen ruhten auf ihm.

Sein Vater hatte ihn an den Lord verkauft. Schon mit fünfzehn hatten sie ihn in die Reihen der Nightshades aufgenommen. Schon mit fünfzehn war sein Leben wertlos geworden. Ein Spielball in einer schwarzen, gestaltlosen Masse.

Nun diente er dem Lord. Sein Vater sprach immer von einer großen Ehre, die ihm zuteil wurde. Er, als Privilegierter, sollte diese Ehre zu schätzen wissen. Einst würde er wie sein Vater ein Todesser sein, ob er nun wollte oder nicht. Er war ein Teil des Puzzles, welches sich nun langsam zusammenfügte.

Genauso wie in Hogwarts gab es auch in Durmstrang verschiedene Häuser. Es waren drei an der Zahl. Er selbst war in das Haus Sly Lynx gekommen, ein Haus mit Tradition, ebenso wie Slytherin. Als Mitglied der Nightshades hatte man ihn mit den Siebtklässlern zusammengesteckt, auch wenn er noch in die fünfte Klasse ging. Mit den anderen Schülern seines Jahrgangs hatte er nicht viel am Hut. Sie waren unter seiner Würde.

Malfoy gab sich ausschließlich mit den Größeren ab, jene aus dem siebten Jahrgang, die mit ihm das gleiche Schicksal teilten. Das Schicksal eines dunklen Kriegers. Sie waren die Zukunft. Auf ihren Schultern würde einst alle Verantwortung lasten. Sie waren die Todesser von morgen.
 

Doch wo waren sie jetzt? Krum hätte sich schon lange melden sollen! Wenn es etwas gab, was er auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es warten. Pünktlichkeit war eine Tugend, die heutzutage wohl kaum noch einer pflegte. Überhaupt war diese ganze Welt abgestumpft. Überall war er nur von Idioten und Arschkriechern umgeben.

Er seufzte und warf zum wiederholten Male einen nervösen Blick auf die Uhr. Schon eine Viertelstunde über der Zeit.
 

Ein Prasseln im Kamin ließ ihn herumfahren. "Das wird aber auch Zeit!!" schnauzte er los, als er bemerkte, dass es sich gar nicht um die erwartete Person handelte. Das letzte bisschen Farbe, welches seine blasse Haut noch zu bieten hatte, wich aus seinem schmalen Gesicht.

"Verzeiht Sir, ich dachte Ihr wäret jemand anderes." Er verbeugte sich leicht vor dem flackernden Bild im Feuer. "Was kann ich für euch tun, Sir?"
 

***~***
 

Kleine weiße Dampfwölkchen stoben bei jedem Atemzug aus seinem Mund. Ein starkes Zittern befiel seinen verkrampften Körper. Die Anstrengungen der letzten Wochen nagten stark an ihm und der Mangel an Schlaf machte dies auch nicht erträglicher. Seine Glieder waren schwer, seine Finger vor Kälte erfroren. Der Winter hielt Einzug und er hatte nichts besseres zu tun, als einen verdammten Aurorus und ein Mudblood zu verfolgen.

Fröstelnd grub er seine Hände tiefer in die Taschen seiner dunklen Robe. Eine weite Kapuze war über seinen Kopf geschlagen und verdeckte nahezu alles. Lediglich sein kantiges Kinn lugte noch hervor und offenbarte dem Betrachter ein menschliches Profil.

Malfoy würde stinkwütend auf ihn sein. Er hätte schon vor einer halben Stunde Bericht erstatten sollen. Soulban und die Ratsmitglieder hingen ihnen schon seit Wochen auf der Pelle und stellten unangenehme Fragen. Dementsprechend war auch Malfoys Laune.

Doch viel wichtiger war es doch jetzt wohl die Spur nicht zu verlieren. Sie waren nahe dran, dass spürte er. Alle Hinweise hatten nach London geführt, Englands Metropole. Sie mussten hier untergetaucht sein.

Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er die Dunkelheit unter sich zu durchdringen. Sein Dragonhorse schnaubte unruhig. Die Welt der Muggel machte es nervös. Krum legte ihm beruhigend die Hand auf die mächtige Schnauze.

"Keine Angst, mein Junge, es dauert nicht mehr lange. Wir haben sie bald."

Das Rauschen gewaltiger Schwingen ließ seinen Blick in den Himmel wandern. Kurz darauf landete ein weiteres Ungetüm neben ihm auf dem Dach. Ein junger Mann, etwa in Krums Alter, sprang von dem Rücken des ehrfürchtigen Reittiers.

"Habt ihr sie gefunden?" fragte Krum mit genervten Unterton. Er hatte diese ganze Sache so was von satt. Dieses ewige Versteckspiel.

Der Bursche nickte. "Ja Sir. Unweit der Winkelgasse. Sie haben sich in ein billiges Hotel eingemietet. Anscheinend wähnen sie sich in Sicherheit."

Krum nickte zufrieden. "Gut, sag den Männern von Fillius und Meloy Bescheid. In einer halben Stunde stürmen wir das Haus!"
 

***~***
 

"Malfoy jr., der Rat der Dreizehn erwartet noch immer Ihren Bericht. Der Lord wird langsam ungeduldig. Ihr wisst, dass man ihn lieber nicht zu lange warten lassen sollte."

Der silberblonde Junge nickte ehrfürchtig.

"Das ist mir bewusst, Sir. Wir versuchen unser möglichstes. Wir brauchen nur etwas mehr Zeit!"

"Zeit?!" donnerte die einschüchternde Stimme des Mannes in den Flammen. "Wie lange kann es dauern einen einzigen Aurorus und ein schäbiges Mudblood zu fangen?"

"Sir", versuchte Malfoy sich zu verteidigen. "der Aurorus hat seine Spuren gut verwischt. Sie könnten überall sein."

"Dann gebt euch ein bisschen Mühe!" Der Mann klang langsam ungehalten. "Der Lord wird nicht besonders erfreut sein, wenn ich ihm berichte, dass seine zukünftigen Death Eater nicht mal in der Lage sind einen einfachen Befehl auszuführen."

Malfoy biss sich zornig auf die Lippe. Er hasste es, wenn man ihm Moralpredigten hielt. Er wusste selbst, dass der Lord nicht gerne wartete, auch ohne dass man ihn jedes mal daran erinnerte.

"Master Soulban, ich versichere Ihnen, dass sie es schon morgen früh in ihren Händen halten werden."

Ein triumphierendes Lächeln trat auf die Lippen des angesprochenen Mannes.

"Das hoffe ich für Sie. Enttäuschen Sie mich nicht!"

das Prasseln erstarb und eine gespenstige Ruhe breitete sich in dem kleinen Saal aus.

Malfoy seufzte. Wenn Krum keine guten Nachrichten brachte würde er ihn mit seinen eigenen Händen erwürgen!
 

--------------------------------------------- Rückblick ---------------------------------------------
 

Einige Wochen waren vergangen seit Snape Voldemorts Vertrauen zurück gewonnen hatte. Wochen des Grauens. Mord und Totschlag wohin er sah. Und das schlimmste daran war, dass er die Augen nicht davor verschließen durfte. Nein, viel mehr noch, er befand sich sogar mitten drin. Er war der Vollstrecker, einer unter vielen. Von seiner Gnade hingen einige Leben ab, eine Gnade, die er den flehenden Menschen nicht gewähren konnte.

Er hatte es aufgegeben nach seinen Missionen im friedlichen, schülerleeren Hogwarts Ruhe zu finden. Entweder konnte er gar nicht erst einschlafen oder, wenn dies doch einmal der Fall war, wurde er von Alpträumen geplagt. Nicht einmal seine Tränke hatten bisher geholfen. Schon lange hatte er nicht mehr ausgeschlafen. Das Gefühl von Ausgeruhtheit und innerem Frieden war ihm so fremd geworden, als hätte er es nie kennen gelernt.

In düstere Gedanken vertieft hastete er über die morgendlich feuchten Ländereien Hogwarts und durchquerte den dunklen Wald. Es war Zeit. Man erwartete ihn bereits. Es war wieder einer dieser Abende, die allmählich zur Routine wurden. Blut, Qualen, Schreie, Tod. Es lief immer auf dasselbe heraus. Einen Einsatz ohne Schrecken hatte er bisher nicht erlebt.

Er apparierte lautlos. Seine zwei Begleiter waren schon anwesend. Sie kannten den Plan, oft genug hatten sie ihn durchgesprochen.

Er sah sich um. Das trübe Dämmergrau hatte sich friedlich über die Landschaft gelegt. Ein einsames kleines Häuschen lag in nächtlicher Stille vor ihnen. Kein Licht, kein Laut drang an ihr Ohr.

Ein knappes Nicken und die drei schwarzgekleideten Männer schlichen vorwärts. Ihre Schritte ähnelten denen von sich anpirschenden Raubtieren, die gierig nach ihren Opfern lechzten. Ein leises Rauschen fegte durch die allmählich erkahlenden Bäume. Der Herbst kündigte sich an. Es wurde kalt, besonders in den Nächten.

Snape schmiegte sich enger in seine finstere Robe.

Sie hatten das Haus erreicht. Lautlos entriegelten sie das primitive Schloss. Die Inhaber hatten sich nicht einmal die Mühe gegeben, es mit magischen Sperren zu versehen. Anscheinend wiegten sie sich in Sicherheit. Inmitten der Muggelwelt.

Der Mann zu Snapes Linken lachte spöttisch. "Das wird ja einfacher, als ich dachte." Sein zweiter Begleiter stimmte grinsend zu. "Dann schaffen wir es heute endlich mal früher nach Hause."

Der Potion Master schwieg. Er hasste diese Momente, die wenigen Augenblicke, bevor er wieder Leben auslöschen musste. Es waren diese Minuten, in denen ihm Tausende von Gedanken, Zweifeln, Ängsten durch den Kopf schossen. Was würde er tun, wenn er ein Kind töten müsste? Würde er sich wehren? Würde er es mit irgendeiner faulen Ausrede den anderen überlassen, und damit vielleicht zulassen, dass sie sich vorerst noch mit dem armen Wesen amüsierten? Würde er weglaufen oder gewissenlos handeln, regungslos, ohne mit der Wimper zu zucken? Was wäre, wenn er die Menschen in diesem Haus kennen würde, wenn sie ihn flehend anstarren würden, und im Moment der Erkenntnis seinen Willen brechen würden. Er könnte es nicht ertragen. Wie würde er handeln?

In einem langen Augenblick der Überwindung trat er über die Schwelle. Seine zwei Begleiter hatten inzwischen eine schmale, geschwungene Holztreppe erklommen.

Er zückte seinen Zauberstab. Was hatte er schon für eine Wahl? Er würde es lieber schnell hinter sich bringen, so wie jedes Mal.

Wortlos folgte er ihnen in die erste Etage. Die Stufen knarrten leise unter seinen Füßen.

Anderson, der zierlichere Todesser war bereits in einem Zimmer verschwunden. Harrison folgte kurz darauf seinem Beispiel. Der Zaubertränkelehrer krallte sich haltsuchend an das kalte, metallene Geländer. Er schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und versuchte sein pochendes Herz zu beruhigen. Dann gab er sich schließlich einen Ruck. Mit stolz erhobenem Kopf und strammem Gang trat er durch die letzte Tür auf dieser Etage... und blieb entsetzt stehen. Ein Kinderzimmer. Hinter sich hörte er, wie einer der Todesser wieder auf den Flur trat. "Einer ist erledigt. Wie sieht es bei euch aus?" Der andere Todesser antwortete knapp. "Hier ist nichts. Ich schau auf der nächsten Etage nach." Der andere bestätigte. "Was ist mit dir, Snape?" Hektisch sah sich der hagere Mann um. Was sollte er tun?

"Hier ist auch nichts. Geh du mit Harrison in die zweite Etage, ich schau noch mal in der untersten nach." Seine Stimme klang fest, sogar ein wenig befehlend. Auch wenn keiner der drei Männer eine besondere Stellung inne hatte, so hatten sie dennoch Respekt vor ihm. Sein Durchhaltevermögen, während der Wochen der Folter, hatte sich herumgesprochen und ihm jede Menge Anerkennung eingebracht. In diesem Moment war er dankbar dafür. Leise lauschte er den langsam verklingenden Schritten.

Als sein Blick wieder nach vorn wanderte blickte er direkt in ein Paar verschreckter Kinderaugen. Ein kleiner Junge von vielleicht vier Jahren saß kerzengerade im Bett, sein Gesicht halb hinter der Bettdecke versteckt. Scheu musterte er den schwarzgekleideten Fremden. Snape nahm behutsam seine weiße Maske vom Gesicht und legte den rechten Zeigefinger über die Lippen, um dem Knaben zu bedeuten, dass er ruhig sein sollte. Vorsichtig trat er auf ihn zu.

"Hab keine Angst, mein Kleiner. Ich will dir nichts tun", redete er beruhigend auf ihn ein. "Ich möchte dir helfen. Hier sind ein paar böse Männer im Haus, die dir weh tun wollen. Deshalb musst du ganz leise sein. Verstehst du?"

Der Junge nickte.

"Bist du auch böse?" Die hohe Kinderstimme ließ ihn zusammenzucken. Er setzte ein freundliches Lächeln auf. "Nein, mein Kleiner, ich bin nicht böse."

Allmählich ließ der Knirps die Decke sinken und Snape erkannte, dass er nun ebenfalls lächelte. "Meine Mommy hat gesagt, dass böse Menschen nicht in den Himmel kommen." Snape setzte sich langsam neben den Jungen aufs Bett. "Da hat deine Mommy vollkommen recht." Wieder stahl sich ein Lächeln auf die roten Lippen des Jungen und Snape spürte wie ihm dieser Anblick einen tiefen Stich versetzte. Er konnte diesen kleinen Jungen nicht töten. Nie im Leben.

"Wir spielen jetzt ein Spiel." Der Kleine wollte erfreut aufjauchzen, doch der Potion Master hielt ihm hastig die Hand vor den Mund. "Das gehört auch schon zum Spiel. Du musst ganz ruhig sein. Sonst hast du verloren." Der Knabe nickte mit strahlenden Augen.

"Gut. Das Spiel heißt "Verstecken". Das hast du sicher schon gespielt." Wieder nickte er fröhlich. Snape strich ihm behutsam durch sein kurzes hellbraunes Haar. Wie konnte die Welt nur so grausam geworden sein, dass ihre Vollstrecker nicht einmal vor kleinen wehrlosen Kindern halt machten?

"Du musst dich an einem Ort verstecken, wo dich keiner finden kann, wirklich keiner. Auch deine Mommy und dein Daddy nicht. Ein richtig tolles Versteck, dass keiner außer dir kennt."

Ein Schrei ertönte aus der oberen Etage. Snape zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Peitschenhieb verpasst. Der Knirps sah erschrocken zur Tür. "Das war meine Mommy. Was ist mit meiner Mommy?" Der Todesser senkte betreten den Kopf.

"Das Versteck deiner Mommy war nicht gut. Sie hat das Spiel verloren. Aber du bist doch ein ganz Schlauer. Dich werden sie nicht finden." Das Gesicht des Kleinen hellte sich wieder auf. Der Kleine lächelte über seine kindlichen Bäckchen und nickte stolz. Für ihn war alles ein Spiel, jedoch ein Spiel auf Leben und Tod.

"Na dann komm. Zeig mir dein Versteck. Ich bring dich dort hin." Sanft nahm er ihn an seiner winzigen Hand.

"Wir müssen runter", flüsterte der Kleine aufgeregt, als würde er sich auf einer geheimen Mission befinden.

"Okay, komm her." Snape bückte sich ein wenig, griff mit seinen Händen unter des Jungens Arme und hob ihn hoch. Er legte noch einmal seinen Zeigefinger über den Mund und als der Junge freudig nickte schlich er vorsichtig aus dem Zimmer. Er hörte noch immer leise Schritte in der oberen Etage. Hastig begann er die Stufen hinab zu steigen. Wieder knarrten sie leise. Der Kleine lehnte seinen niedlichen Kopf vertrauensselig an die Schulter des Zaubertränkelehrers.

"Wohin?" flüsterte der Große, als sie am Fuße der Treppe angelangt waren. "Da lang", antwortete der Kleine ebenso leise und zeigte mit seinen winzigen Stummelfingerchen in eine bestimmte Richtung.

"Snape! Wo willst du denn mit dem Schlammblut hin?!" Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen. Verdammt, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Was sollte er wohl darauf antworten. ,Sorry, ich wollte ihn lieber im Erdgeschoss killen - oben gefällt mir der Teppich so gut und ich wollte ihn nicht einsauen!?' Blödsinn.

"Sind das die bösen Männer, vor denen ich mich verstecken soll?" fragte der Kleine unschuldig. Snape nickte bitter.

"Das ist aber gemein. Ich hab mich noch gar nicht versteckt. Die schummeln ja!" Trotz schwang in seiner kindlichen Stimme mit. Traurig verzog er seine Lippen zu einem Schmollmund. Ein leises Lächeln huschte über Snapes Wangen. Sanft strich er ihm erneut durch seine kurzen flauschigen Haare.

"Er ist doch noch ein Kind. Wir können ihn verschonen. Der Lord muss nichts davon erfahren. Wenn jeder schweigt, dann-"

"Das ist inakzeptabel", unterbrach ihn der Todesser auf der Treppe. "Das so ein Vorschlag von dir kommt, Snape, hätte ich nicht erwartet. Du weißt, dass es einst ein Kleinkind wie dieses war, welches den Lord in die Knie zwang. Er wird keine Risiken mehr eingehen. Erst recht nicht bei Kindern!"

Snape senkte langsam den Kopf. Der Junge in seinem Arm sah ihm verwirrt in die schwarzen Augen. Er verstand nicht, dass gerade um sein Leben verhandelt wurde. Er wusste nicht, dass bereits seine ganze Familie dem Leben entsagt hatte und er nun ganz allein auf der Welt war. Seine heile Welt war soeben zusammengebrochen, doch davon ahnte er noch nicht einmal.

"Dreh dich ganz langsam um, Snape!" tönte es durch den dunklen Flur. Diesmal war es der andere Todesser gewesen, der gesprochen hatte. Harrison. Er war der aggressivere Typ von beiden. Zudem hatte er diese Angewohnheit, diesen Tick. Immer wenn er besonders angriffslustig und mordgierig war begann er mit seinen Gelenken zu knacken. Und so drang auch jetzt das Stöhnen seiner Knochen zu ihm herab, als drohender Vorbote.

Doch was blieb ihm schon anderes übrig? Er hatte nur zwei Möglichkeiten. Wegrennen, den Kleinen in Sicherheit bringen und somit alles aufgeben, worauf er hingearbeitet hatte. Die Wochen der Prüfung, die Folter, die Qualen, die Morde. Alles umsonst, als Preis für sein Leben. Die andere Möglichkeit war tatenlos zusehen wie ein weiteres unschuldiges Leben ausgelöscht wurde. Niemand sollte vor so eine grausame Wahl gestellt werden. Ein Leben gegen viele, die er retten könnte, wenn er als Spion wichtige Informationen liefern würde.

Langsam drehte er sich um. Der Junge klammerte sich ängstlich in seine schwarze Robe, als würde er sein Schicksal schon ahnen. Doch war es wohl vielmehr die Angst vor den düsteren Gestalten, die ihn zittern ließ. Beruhigend strich ihm der Zaubertränkemeister über die schmalen Ärmchen.

"Du wirst doch nicht etwa Mitleid mit diesem Balg haben?", spottete Harrison verächtlich. Wieder erklang ein lautes Krachen, als er die Gelenke seiner Finger zusammendrückte. Mit einem fiesen Grinsen hob er seinen Zauberstab. Snape reagierte blitzschnell. Schon während der Fluch über Harrisons' Lippen drang wirbelte er herum, den Jungen fest an sich gedrückt. Der Zauber traf ihn hart in den Rücken und ließ ihn stöhnend zu Boden sinken. Sofort breitete sich eine heiße Welle des Schmerzes in seinem Körper aus, ein Schmerz, den er nur zu gut kannte.

Hinter sich hörte er die kalte Lache seines Todesser-Kollegen.

"Was ist mir dir, Onkel?" fragte der Kleine, der verunsichert vor ihm kauerte, ängstlich.

Mühevoll hob der Zaubertränkelehrer seinen unendlich schweren Kopf.

"Lauf Kleiner, lauf!"

Doch dieser schüttelte wild entschlossen sein rundes Köpfchen. "Nein, ich will nicht ohne dich gehen, Onkel. Wir wollten doch zusammen verstecken spielen."

Der Schmerz brannte sich quälend langsam unter seiner Haut entlang, breitete sich unaufhaltsam aus. Stöhnend schloss er die Augen.

"Das geht nicht... mein Kleiner... du musst ganz schnell weglaufen... ganz weit weg... wo dich die bösen Männer nicht finden!"

"Ich will aber nicht", entgegnete das braunhaarige Kind trotzig. "Ich will bei dir bleiben. Und bei meiner Mommy!"

Der Todesser spürte, wie die Verzweiflung in ihm hoch kroch. Warum war dieses Kind nur so stur?

"Deine Mommy ist nicht mehr hier... Sie... sie ist jetzt im Himmel... zusammen mit deinem Daddy!"

"Dann will ich da auch hin. Lass uns da hin gehen, Onkel!" Die Stimme des Kleinen klang nun drängend, beinahe flehend.

"Nein... das geht nicht!"

Der Schmerz begann seine Sinne zu vernebeln. Auch wenn der Fluch erst wenige Sekunden auf ihm lastete, so glaubte er dennoch schon ewig unter seinem Bann zu stehen. Jegliches Zeitgefühl war verloren. Die Welt um ihn herum begann sich aufzulösen, in bunte Fetzen zu zerrinnen.

"Aber die bösen Männer können dort doch nicht hin", drängte der Knabe weiter.

"Das hat meine Mommy gesagt. Und du auch! Du bist gemein! Ich will jetzt sofort in den Himmel!" Wütend zog er an Snapes Robe. "Komm endlich!"

"Na komm schon Snape. Erfüll dem Schlammblut doch endlich seinen Wunsch! Oder soll ich das lieber übernehmen?" mischte sich nun Anderson grinsend ein. "Wo er es sich doch so sehr wünscht! Kannst du wirklich so grausam sein und diesem süßen, kleinen Fratz seine Bitte ausschlagen?" Sein Grinsen wurde hämischer, obwohl Snape es nicht für möglich gehalten hätte, dass er die vorherige Schwelle an Hohn noch überschreiten könnte.

Harrison ließ endlich seinen Zauberstab sinken. Stöhnend sank Snape in sich zusammen. Er hatte keine Kraft mehr. Das war wohl das Ende. Der Kleine würde nun sterben. Und er würde sicherlich bald folgen. Spätestens, wenn der Lord davon erfuhr. Snape hatte seinen Zorn schon oft genug am eigenen Leib gespürt. An Gnade glaubte er nicht mehr.

"Tut dir was weh, Onkel?" fragte der Junge besorgt. Liebevoll schlang er seine schmalen Ärmchen um den Hals des Todessers und schmiegte sich an ihn. Dann wurde alles dunkel und jenes warme Gefühl der samtenen Kinderhaut verschwand mit dem Licht...
 

Doch der Lord tötete ihn nicht. Es war eine viel grausamere Strafe, die er ihm auferlegte. Als er erwachte war es wieder jener dunkle, kalte Raum. Nur zu gut erinnerte er sich an Schmerz und Pein. Lucius Malfoy hatte ihm hier so einige qualvolle Stunden beschert. Nie würde er das vergessen.

Doch es war nicht seine Gefangenschaft, die ihm das Herz zerriss. Der kleine Junge, Snape hatte nie seinen Namen erfahren, lag reglos neben ihm. Seine Augen vor Schreck geweitet, der Mund noch zum Schrei geöffnet. Starr, sein Körper war eiskalt. Er war tot. Und es war, als würde der Zaubertränkemeister seinen Schrei noch hören, ein Schrei, den er, obwohl er ihn nicht vernommen hatte, wohl nie wieder vergessen würde.
 

"Meine Mommy hat gesagt, dass böse Menschen nicht in den Himmel kommen...

Lass uns da hingehen, Onkel!"
 

Wie blasse Erinnerungen verhallten die unschuldigen Worte in seinem Geist und er spürte, wie stumm ein weiteres Stückchen seiner Seele zerbrach.

"Es tut mir Leid, mein Kleiner. Wir können uns nicht wieder sehen. Der Himmel bleibt mir auf ewig verwehrt!"
 

------------------------------------------- Ende Rückblick -------------------------------------------
 

Das Hotel befand sich in einer dreckigen Seitenstraße Londons. Ein flackerndes Neonschild begrüßte sie mit der Aufschrift Diagon Inn. Ein loser Fensterladen schlug unruhig vom Wind getrieben hin und her. Alte feuchte Zeitungen huschten raschelnd durch die Dunkelheit.

Hektische Schritte wurden laut, als eine Gruppe von ungefähr fünfzehn Männern die Gasse stürmte. Sie waren ausnahmslos schwarz gekleidet. Tiefe Kapuze verdeckten ihre Gesichter. Eine der Gestalten hob einen seltsamen Stab und murmelte einige Worte. Die morsche Tür des Gasthauses explodierte splitternd in alle Richtungen. Ein Schwarm Tauben, welcher sich zum Schlaf auf das Nachbardach niedergelassen hatten, stob kreischend davon. Eine Sirene heulte in weiter Ferne.

Die schwarzgekleideten Wesen tauschten einige murmelnde Worte, gaben sich verwirrende, militärisch anmutende Handzeichen, und teilten sich schließlich in zwei Gruppen. Während acht der Gestalten das schäbige Motel betraten, postierten sich die restlichen Männer in der Gasse, anscheinend um möglichen Flüchtlingen den Weg zu versperren. Falls es Flüchtlinge gab...
 

Das Innere des Diagon Inns wirkte noch heruntergekommener, als die Außenfront, wenn dies überhaupt noch möglich war. Die vergilbte Tapete hing in Fetzen von der rissigen Wand. Von der Decke tropfte eine eklige Brühe und bildete Pfützen auf den morschen, von Holzwürmern zerfressenen, Dielenbrettern, die bestätig unter den festen Schritten der Schwarzgekleideten ächzten. Doch am schlimmsten war wohl der faulige Gestank abgestandener Luft. Hier musste schon ewig nicht mehr gelüftet worden sein.

Krumm rümpfte angewidert die Nase. Seine schwarze Robe, welche durch seinen schnellen Gang anmutig einher wehte, wirbelte den ruhenden Staub auf und erschwerte das Atmen um ein weiteres. Doch er stapfte finster voran, fegte alles, was ihm im Weg stand, beiseite. Mittlerweile hatte sich seine Erschöpfung in Frust gewandelt. Er wollte endlich mal wieder ausschlafen und nicht ständig von allen Leuten wegen ihrer "Unfähigkeit", wie sie es nannten, belehrt und bedroht zu werden. Es hing ihm zum Hals heraus, dass man die Nightshades nicht als vollwertig anerkennen wollte. In den Augen dieser hochmütigen Todesser waren sie nur kleine Stümper, die ihre "Größe" niemals erreichen würden. Dabei waren gerade die Nightshades diejenigen, die sie einst ablösen würden. Sie waren ihre Zukunft. Und vor allem waren sie nicht minder fähig.

Er gab einem seiner Nebenmänner einen Wink, woraufhin dieser nickte und an ihm vorbei die Treppe bestieg, während Krum sich auf die unterste Etage konzentrierte.

In dieser Nacht würde es enden. Diesmal würden ihnen der Aurorus und das Mudblood nicht entkommen, das schwor er.
 

--------------------------------------------- Rückblick ---------------------------------------------
 

Irgendwann gewöhnte man sich selbst an Folter. Irgendwann lernte man einfach alles hinzunehmen. Irgendwann, wenn der Grad der Leere erreicht ist. Wenn jedes bisschen Hoffnung aus dem Körper gesaugt wurde und nur noch Bedeutungslosigkeit ihren Platz ausfüllt. Triste graue Bedeutungslosigkeit.

Sie hatten ihn aus Spaß mit Stöcken und Peitschen gequält, mit kaltem oder heißem Wasser übergossen, ihn mit allen erdenklichen Flüchen malträtiert.

Als er den Punkt passiert hatte, an welchem der Bewusstlos-Zustand den Wachzustand überwog, hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Im Grunde wollte er auch gar nicht weiterleben. Was gab es auf dieser Welt schon, was es rechtfertigte so weiter zu leben, ohne Sinn im Leben? Wie ein blutrünstiges Tier auf der Suche nach Opfern. Er wollte nicht so enden. Irgendwann würde auch das letzte bisschen seiner Seele verloren sein. Dann hätte er kein Gewissen mehr, kein Gefühl, kein Herz. Dann wäre er nur eine weitere willenlose Marionette des Lords.

Aber wer würde ihm schon den Wunsch des Sterbens erfüllen? Es war eine Lektion, da war er sich sicher. Der Lord brauchte ihn noch. Ihn, der er so ein fähiger Potion Master war. Solche Begabungen durften nicht verschwendet werden.

Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken. Sein schwarzes Haar war brutal gestutzt worden, hing ihm nun strähnig über die Augen und nahm ihm die Sicht. Die Sicht auf die Dunkelheit, die in diesem Kerker herrschte. Dunkelheit, die zum Bestandteil seiner Seele geworden war und sich tief in sein Herz eingenistet hatte.
 

Als man ihn wieder in die Welt des Lichts zurückließ war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Lord hatte ihn mit einem schleimigen Grinsen verziehen seine Loyalität für einen Moment vernachlässigt zu haben. Es war eine vorrübergehende Schwäche, die er mit ein wenig Disziplin, wie er es nannte, ohne rückbleibende Schäden zu beseitigen in der Lage war. Auf Snapes Seele jedoch waren tiefe Narben zurückgeblieben, ein Schaden, der wohl nie wieder heilen würde.

Abgemagert und schwach schaffte er kaum den Sprung nach Hogwarts, in dessen Wäldern er schließlich bewusstlos zusammenbrach. Wer wusste schon, ob er ohne Potter nicht in dieser Nacht erfroren wäre. Oder dachte man nur einmal an die unzähligen Wesen, die im Verbotenen Wald hausten, war es ein Wunder, dass er diese Nacht überhaupt überlebt hatte.

Doch der Schrecken wollte kein Ende nehmen, als er im Schloss auf eine Person stieß, mit der er am wenigsten gerechnet hätte, von deren Existenz er nicht einmal wusste. Doch die Ähnlichkeit war einfach zu groß, als das es ein Zufall sein könnte.

Jinathan Riddle, der Sohn des Lords.

War der Lord selbst so weit gegangen sein Fleisch und Blut auf ihn zu hetzen?

Der Schock dieses Augenblicks saß ihm noch heute in den Knochen. Der selbe finstere Blick, diese bedrohlich undurchdringlichen Augen und das rätselhafte Lächeln auf den schmalen Lippen. Konnte das ein Zufall sein? Selbst wenn, er glaubte nicht mehr an Zufall noch Schicksal. Jeder bestimmte sein Leben selbst. Jeder beging seine Fehler aus eigenem Willen. Schicksal war doch nur ein Wort, hinter dem sich die Menschen versteckten, um ihrer eigenen Fehlbarkeit zu entgehen. Schuld war etwas, was heutzutage nur noch wenige Menschen auf sich luden. Meist wälzte man diese unnötige Last auf andere ab, sogar auf überirdische Kräfte, wie die Macht Gottes, die Macht des Schicksals. Alles Schwachsinn... Es gab keinen Gott. Würde er es sonst zulassen, dass seine Welt in Dunkelheit versinkt? Hätte er nicht schon längst eingegriffen? Er musste schon verdammt skrupellos sein, wenn er Voldemorts Schreckenherrschaft einfach anteilnahmslos an sich vorbeiziehen lassen würde.

Ob nun Zufall, Schicksal oder Laune der Natur, Jinathan Riddle war ein Slytherin geworden und Snape somit zu seinem Hauslehrer verdammt. Bei dem Gedanken den Sohn seines Peinigers zu einem weiteren Peiniger heranzubilden lief es ihm kalt den Rücken hinab. Was hatte sich Dumbledore nur dabei gedacht? Nun würde seine Qual nie ein Ende nehmen? Weder am Tag noch in der Nacht...
 

------------------------------------------- Ende Rückblick -------------------------------------------
 

Er war ein kräftiger Mann, das typische Beispiel eines Auroren. Groß, muskulös, vernarbt. Merkmale, welche die jahrelange, knochenharte Arbeit mit sich brachte. Er bedachte die schlafende Frau mit einem sanften Blick. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend gewesen. Die Todesser hatten sie quer durch England gejagt. Irgendwo zwischen Cambridge und Leicester hatten sie unsere Spur verloren. Cambridge hatten sie bereits eingenommen. Den Govenor, einen muggelstämmigen Zauberer, hatten sie gefangen genommen, vielleicht sogar schon getötet. Die Zeiten waren hart. Schon viele Aurori waren gefallen, während die Anzahl der Todesser beständig stieg. Sie waren wie Unkraut, welchem man nicht Herr wurde.

Er schob die schäbigen Gardinen beiseite und spähte in die Dunkelheit hinaus. Morgen würden sie von hier verschwinden. Die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Flucht war nie zu lange an ein und demselben Ort zu verharren.

Gedankenverloren ließ er seinen Blick über die dunkle Straße wandern. Man konnte kaum etwas erkennen, alles wurde von nächtlichen Schatten verschlungen. Angestrengt presste er die Augen zusammen, versuchte das schwarze Nichts zu durchdringen.

Dann stach das Flackern des defekten Neonschildes wie ein Blitz durch die Nacht und der Auror erstarrte. Er hatte mindestens fünf vermummte Gestalten in der Gasse erkannt. Entsetzt fuhr er herum, als auch schon Knall ertönte und die Zimmertür aus den Angeln gerissen wurde. Zwei der Dunkelgekleideten betraten den schmalen Raum. Die schlafende Frau erwachte erschrocken und starrte aus aufgerissenen Augen auf die unerwarteten Besucher. Fahrig griff sie nach ihrem Zauberstab auf dem nahestehenden Tischchen. Ein kreuzförmiger, silberner Anhänger mit roten Steinen und seltsamen Symbolen war unter ihrer Bluse hervorgerutscht. Ängstlich krampfte sie ihre Finger darum.

"Sieh an, die Vögelchen sind noch im Nest", scherzte einer der dunklen Eindringlinge. Bedrohlich trat ein anderer, groß und kräftig mit kantigem Kinn und krummer Nase, auf sie zu, seinen Zauberstab stets auf den erstarrten Auroren gerichtet.

"Gib mir den Anhänger", befahl er fordernd und streckte seinen linken Arm aus. Die Frau zitterte ängstlich. "Nein!" Ihre Stimme bebte unsicher, doch war ihr Blick trotzig und bestimmend. "Sie bekommen ihn nicht. Er ist zu wertvoll, als das ich ihn euch Todessern überlassen würde."

"Was für ein vorlautes Schlammblut", knurrte der Mann verärgert, aber auch beeindruckt. "Nun, dann müssen wir wohl Gewalt anwenden!" Er grinste fies und zog nun ebenfalls seinen Zauberstab. Der Auror wollte sich auf ihn stürzen, doch schon trafen ihn zwei Schockzauber und stießen ihn zu Boden. Als ein dritter, viel stärkerer, Zauber auf ihn gelegt wurde schrie er gepeinigt auf. Bewusstlos brach er unter dem Crucio zusammen. Die junge Frau wimmerte ängstlich. Nun war sie ganz allein.

Die Männer näherten sich unaufhaltsam. Ihr Anführer hatte noch immer die Hand ausgestreckt. Er kam ihr seltsam bekannt vor. Hatte sie ihn nicht erst vor einem Jahr bei der Quidditch-Weltmeisterschaft gesehen? War er nicht der berühmte Sucher der Bulgaren? Viktor Krum - er ein Todesser?

"Wir sind keine Todesser", erklärte Krum, als wolle er ihre Gedanken berichtigen. Doch es war wohl eher auf ihr vorhergehendes Kommentar bezogen.

"Was seid ihr dann?"

"Wir sind die Zukunft", meinte ein anderer stolz.

"Was für eine Zukunft soll das sein?"

"Dunkelheit!" Die Männer lachten gehässig und die Frau sank noch ein wenig in sich zusammen, ihren Zauberstab schützend vor den Körper gehalten. Krum starrte anteilnahmslos auf sie herab, ohne sich an dem Gelächter zu beteiligen. "Gib mir die Kette, dann werden wir deinen Tod angenehm gestalten. Wenn du dich jedoch weigerst wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein!" Seine Kumpanen grinsten fies.

Die schmale Hand der muggelstämmigen Hexe krampfte sich enger um das kalte Silber. Sie schüttelte energisch den Kopf. "Ihr werdet scheitern! Nie werdet ihr die Macht des Re entfalten. Denn euch fehlt das Gegenstück zur Seele der Astarte. Und das werdet ihr niemals finden!"

Krum verharrte kurz. "Gegenstück?"

"Ihr wusstet es nicht?" Die Frau lachte leise.

Krums Hand ballte sich zur Faust. Er konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn man über ihn lachte. Er hob seinen Zauberstab höher. "Imperio!" Sein Fluch traf die Hexe unvorbereitet. Haltlos sackte sie zusammen. Ihre Hand löste sich von dem Kreuz.

"Gib sie mir, gib mir die Seele der Astarte", erklang Krums Befehl. Die Frau gehorchte. Umständlich löste sie die Kette von ihrem Hals und zog ihn über die langen blonden Haare. Der Nightshades griff sich das silberne Kreuz und ließ seinen Zauberstab sinken. Endlich. Sie hatten es geschafft. Soulban würde zufrieden sein.

Mühsam riss er sich von dem faszinierenden Anblick los. "Fesselt sie! Wir nehmen sie mit. Soulban wird sie aller Wahrscheinlichkeit verhören wollen. Sie kann uns sicher noch interessante Informationen liefern." Die Männer nickten und einer von ihnen sprach einen Fesselfluch aus, der ihre Arme auf den Rücken verankerte. Sie stöhnte leise.

"Was machen wir mit ihm?"

Krum, der sich bereits zur Tür gewandt hatte, hielt noch einmal inne. Sein Blick blieb an dem bewusstlosen Auroren hängen. "Tötet ihn!" Seine Stimme klang hart und mitleidlos.

"Jawohl Sir!"
 

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A/N: Sorry, das es diesmal etwas länger gedauert, aber ich schreibe gerade an meiner anderen HP FF "Auf der Suche nach Glück". Die nimmt mich voll in Anspruch ^^°

So, was gibt es zu diesem Kapitel zu sagen? Ja, es ist wieder etwas verwirrend. Ich hoffe ihr seht noch einigermaßen durch. Sevs 1. Rückblick ist diesmal in den Sommerferien angesiedelt. Der 2. Flashback schließt dann an das 11. Kapitel (Eine dunkle Nacht) im 1. Part an, in der Harry in der Nacht über Snape stolpert. Die Rückblicke überschneiden sich also langsam mit der Gegenwart, derer wir im ersten Part Zeuge werden. Falls ihr dennoch nicht ganz durchseht könnt ihr euch mittels der Timline Abhilfe schaffen oder mir einfach eine Hilfe-Ich-Kapiers-Nicht-Mail schicken °^^
 

Der nächste Chapter wird wohl noch einige zeit brauchen. Tröstet euch doch derweil mit meinen anderen FFs!

Eure Feary
 

PS: Bitte schreibt mir ein paar Reviews *bettel*

Das Bündnis zweier Feinde

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 2: Hearts of darkness
 

~*~
 

A/N: So, ich hab zwar schon ne Timeline geschrieben, aber hier noch mal ne kurze Erklärung zum besseren Zeitverständnis: Kapitel 22, 23, 24 und 25 spielen alle kurz nach dem Sturm auf Askaban, welcher in der Nacht vom 29. zum 30. November stattfand.
 

Kapitel 22 fängt an mit dem Morgen danach, also am 30. November. Snape kehrt gegen 5 Uhr früh nach Hogwarts zurück. Seine erste Unterrichtsstunde VgddK hält er dann am nächsten Tag, dem 1. Dezember. Kapitel 23, 24 und auch 25 spielen sich alle noch an diesem Tag ab, zwei Tage nach der Befreiung der Todesser.
 


 

~*~
 


 

Chapter 25: Das Bündnis zweier Feinde
 

Harry Potter strich mit seinen Fingern zärtlich über das goldene Amulett, dessen feingliedriges Band sich sanft um seinen Hals schlang. Es war meist nur ein flüchtiger Reflex, eine kurze abwesende Bewegung, wenn seine Hände nichts zu tun hatten. Seit Sirius es ihm am Bahnhof Kings Cross als verspätetes Geburtstagsgeschenk zugesteckt hatte (A/N: erinnert ihr euch noch? Wenn nicht lest doch noch mal das 6. + 7. Kapitel) trug er es so gut wie jeden Tag bei sich, verborgen unter seinem Umhang, um es von neugierigen Blicken fernzuhalten, vielleicht auch, um anstößigen Kommentaren der Slytherins zu entgehen, die wieder irgendwelche fiesen Gerüchte in die Welt setzen könnten.
 

Nervös wickelte er sich das geschmeidige Goldkettchen um seine Finger, um es kurz darauf wieder zu lösen und erneut in einer komplizierten Folge von Bewegungen zu verstricken.
 

Ein zerknitterter Tagesprophet lag vor ihm auf einem verstaubten Schülerpult. In großen, fetten Buchstaben war deutlich zu lesen:
 


 

Du-weißt-schon-wer stürmt Askaban. Todesser befreit.
 


 

Die gestrige Ausgabe der Zaubererzeitung war unerwarteter Weise ausgeblieben, doch dafür hatte die Zeitung an diesem Tag die Unheilsbotschaft überbracht. Fast zwei Tage nach der Tat. Die Zaubererwelt stand Kopf, das Ministerium war außer Rand und Band und der Flugverkehr völlig überlastet.
 

So hatten die meisten Schüler erst nach dem nach dem Mittagessen von dem Grauen erfahren. Besonders die kleinen Schüler waren verängstigt. Die Älteren hatten die Nachricht erstaunlich gefasst aufgenommen. Alles in allem war jedoch keine Panik aufgekommen und die Schüler waren schnell zu ihrem gewöhnlichen Tagesablauf zurückgekehrt. Das einzige, was auffiel, waren die unzähligen Gespräche, die an diesem Tag immer wieder in den Gängen, Klassenzimmern und Gemeinschaftsräumen geführt worden.
 

Viele hatten mit einem Angriff auf Askaban gerechnet, doch hatten sie nicht gedacht, dass es bereits in so naher Zukunft lag. Voldemort musste binnen der wenigen Monate schon sehr viel Macht zurückgewonnen haben, wenn sich ihm nicht einmal die Dementoren entgegen stellten. Oder hatten sie sich ihm sogar angeschlossen?
 

Harry schüttelte verwirrt seinen wilden Haarschopf. "Genau das hab ich in meinem Traum gesehen." Er seufzte. "Wie kann das sein?" Wieder hatte sich sein rechter Zeigefinger in den goldenen Gefilden verfangen.
 

"Und dann war da noch Durmstrang, Malfoy und diese monströsen Pferde. Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat. Ist das nur Zufall? Oder seh ich all das aufgrund meiner Narbe? Weil ich mit Voldemort verbunden bin?" Er schüttelte erneut den Kopf. Diese ganzen Träume brachten ihn irgendwann noch einmal um den Verstand. Erst hatte er von der Vergangenheit geträumt, hatte immer wieder Cedrics Tod miterlebt und seine eiskalten toten Augen in seinem Rücken stechen gespürt. Irgendwann hatten sich die Träume in die nahe Gegenwart verlagert. Oft hatte Jinathan ihn im Schlafe aufgesucht und Augenblicke des Tages hatten sich wiederholt. Und nun sollte er auch diese Grenze überschritten haben und die Zukunft sehen, bevor sie geschah oder während sie geschah? Beim Barte des Merlin, so ein Unsinn. Er glaubte zwar an viel, aber das war nun wirklich etwas zu utopisch. Außerdem, ab wann ist Zukunft Zukunft? Ist der Moment, welcher schon an der nächsten Ecke lauert, bereits das Morgen? Die Sekunde des Verweilens das Hier und Jetzt?
 

Was, wenn er den Sturm auf Askaban genau in der Sekunde beobachtete, in der er statt fand? War er dann ein Traumseher? War es nur Zufall? Schicksal?
 

Ein schwacher silberner Schemen trat auf ihn zu und legte ihm seine transparente Hand auf die Schulter. "Harry-Schatz", sprach die junge Frau mit sanfter Stimme. "Hast du schon mit Dumbledore darüber geredet?"
 

Der Gryffindor schüttelte seinen wüsten Haarschopf. "Nein, nicht wirklich. Ich hab ihm nur von Durmstrang erzählt. Damals, als ich auf der Krankenstation aufgewacht bin. Ich war zu dieser Zeit viel zu verwirrt und wusste nicht, was ich von diesem Traum halten sollte. Dumbledore war allerdings doch sehr geschockt von der Botschaft und ich glaube er ist dem auch nachgegangen. Er hat auf jeden Fall nicht weiter nachgefragt."
 

Der Gryffindor stieß einen langanhaltenden Seufzer zwischen den Zähnen hervor. Er hatte sich inzwischen erhoben und lief unruhig im Zimmer auf und ab.
 

Lily Potter versuchte ihren Sohn zum Stillstand zu bewegen. "Harry", sprach sie beruhigend auf ihn ein, "mach dir keine Sorgen. Dumbledore lässt nicht zu, dass Voldemort nach Hogwarts vordringt. Ihr seid hier in Sicherheit."
 

"Darum geht es doch gar nicht!" erklärte der schwarzhaarige Junge beinahe vorwurfsvoll. "Was ist mit den ganzen Menschen da draußen, jetzt, wo er sämtliche Todesser wieder freigelassen hat? Jetzt, wo Voldemort scheinbar unbesiegbar ist. Askaban ist nicht länger unbezwingbar. Durmstrang ist besetzt. Und heute hat Voldemort die Todesser schon wieder zusammen gerufen. Wer weiß schon, was er jetzt wieder vor hat? Ich hab das Gefühl, dass wir nur dasitzen und abwarten können."
 

Harry Schultern sackten schlaff nach unten, als würde die Last der Welt an ihnen zerren.
 

"Woher weißt du, dass Voldemort die Todesser versammelt hat?" fragte seine Mutter verwundert.
 

"Das Mal", hauchte Harry mit erstickter Stimme, atemlos, als wäre er soeben von Höllenhunden durch die Unterwelt gehetzt worden. "Snape und Jinathan sind zur gleichen Zeit zusammen gezuckt. Es war das Mal, da bin ich mir sicher. Und das kann nur eins bedeuten: ER hat sie gerufen."
 

Das goldene Kettchen rutschte wieder von seinen Fingern und verschwand leise unter seinem schwarzen ärmellosen Shirt, welches er meistens unter seinem Umhang, den er zu diesem Zeitpunkt abgelegt hatte, trug.
 

"Das heißt also, dass Severus wirklich wieder einer von ihnen ist. Voldemort hat ihn wieder aufgenommen. Dieser verdammte Schleimer hat es doch tatsächlich geschafft", mischte sich nun James Potter, der die ganze Zeit nachdenklich geschwiegen hatte, in die Unterhaltung.
 

"Es war sicherlich hart für ihn das Vertrauen von Voldemort zurück zu erlangen. Ich möchte nicht wissen, was er mit dem Armen angestellt hat", gab Lily Potter mitfühlend zum Besten.
 

"Ach Lily, jetzt hör schon auf. Das kann man sich ja nicht mit anhören. Immer noch die selbe gute Seele, die mit allen und jedem Mitleid hat. Du hast schon damals immer für diesen Streber Partei ergriffen, wenn Sirius sich nette Streiche ausgedacht hat. Er war und ist auch jetzt noch ein arroganter, kaltherziger Idiot. Und wenn er von Voldemort bestraft wird, dann ist es doch seine Schuld. Niemand hat ihn gezwungen ein Todesser zu werden?"
 

"James", ermahnte ihn seine Frau mit finsterem Blick. "Urteile nicht immer so voreingenommen. Du kennst doch nur noch den Snape von damals. Er hat sich verändert, sonst würde Albus ihm nicht so bedingungslos vertrauen... Und nenn ihn nicht Streber. Man könnte meinen du wärst noch immer ein unbelehrbarer Teenager."
 

Sie strich ihrem Mann lächelnd durch das wüste schwarze Haar. "Du musst endlich vergessen... und verzeihen..."
 


 

~*~
 


 

In Gedanken versunken streifte Snape über die trostlosen Ländereien Hogwarts. Die Wiesen waren vergilbt, die Gräser von braunen Flecken entstellt, die Bäume kahl und leblos. Der Winter hielt Einzug.
 

Es war spät geworden. In wenigen Stunden würde es bereits wieder Abendessen geben. Voldemort hatte sie länger aufgehalten, als er erwartet hatte, obwohl ihm nicht einmal die Hälfte des Gesagten im Kopf hängen geblieben war. Immer wieder waren seine Gedanken abgeschweift. Er musste an Jinathan denken, dessen Spiegelbild des Enthüllungsspruchs ihn verwirrt hatte. Seit seiner ersten Begegnung hatte er ihn gefürchtet. Snape hatte sofort erkannt, dass es sich um Voldemorts Sohn handelte. Doch seine Befürchtungen, dass der Unnennbare ihm seinen Sohn auf den Hals gehetzt hatte, um den Zaubertränkelehrer im Auge zu behalten, hatten sich im Laufe der Zeit immer mehr zerstreut. Jinathan ging ihm aus dem Weg und wenn es nicht zu vermeiden war, dass sie aufeinander trafen, dann wechselten sie kaum Wort miteinander. Das einzige, was er ihm schenkte, waren böse Blicke. Langsam regten sich Zweifel in dem Potion Master über Jinathans Absichten.
 

Um etwas Licht in die ganze Sache zu bringen, hatte er doch gerade ihn dem Revelatio-Zauber unterzogen. Er hatte endlich Einblick in seine Seele erhalten wollen, um Sicherheit zu haben. Doch das ganze hatte ihn nur noch mehr verwirrt.
 

Jinathan wirkte nicht wie jemand, der der Sohn eines grausamen, skrupellosen Ungeheuers war. Es schien ihm vielmehr, dass er Angst hatte. Das zusammengekauerte Schatten seiner Selbst, welcher sich ihm durch den Fluch offenbart hatte, konnte eigentlich nur bedeuten, dass er unter seinem Vater litt. Vielleicht war er auch nur ein Opfer. Besonders mächtige und einflussreiche Väter waren bekannt dafür nicht besonders väterlich zu sein. Das konnte man an den Malfoys sehen. Snape wusste, dass es der junge Draco noch nie einfach gehabt hatte. Es musste schwer sein bereits mit fünfzehn Jahren an den Unnennbaren verkauft zu werden. Der arme Junge hatte sein Leben bereits verwirkt. Sollte man Voldemort nicht bald stürzen war er für immer in diesem Teufelskreis gefangen.
 

Doch anders als Malfoy, der sich offen zu seinem Vater bekannte, konnte man bei Jinathan nicht wissen, was wirklich in ihm vorging. Vielleicht war er ebenso ein Monster wie sein Vater, konnte dies nur besser verstecken. Trotzdem hätte er das nicht vor dem Enthüllungszauber verbergen können, egal wie bewandert er in Sachen Magie wäre. Irgendwie ergab das alles keinen Sinn. Und es würde wohl nicht mehr viel bringen, wenn er sich weiterhin darüber den Kopf zerbrach. Er war im Moment zu müde, um noch einen klaren Gedanken fassen. Die vergangenen Nächte hatten ihn sehr erschöpft und er hieß jedes Stündchen Schlaf willkommen.
 

Mühsam stieß er die riesigen Flügel des Schlossportals auf. Einige Schüler, deren Weg sie durch die Eingangshalle geführt hatte, warfen ihm verwunderte Blicke zu, kümmerten sich jedoch nicht weiter um ihn, sondern gingen ihren ursprünglichen Gedanken nach.
 

Einen Moment hielt der Zaubertränkeprofessor inne und überlegte sich zu seinem Kerker zu begeben, um endlich etwas Ruhe zu genießen. Er entschied sich dann jedoch dafür noch einmal bei Dumbledore hinein zu schneien, um das versäumte Gespräch von gestern nachzuholen. Der gutmütige Schuldirektor hatte ihn entgegen seiner Planung nicht noch einmal geweckt, um den Bericht zu Askaban einzufordern. Und so hatte der völlig ausgelaugte Potion Master gut 25 Stunden durchgeschlafen. Er war Dumbledore sehr dankbar dafür, auch wenn er sich noch immer etwas erschöpft und kraftlos fühlte. Die Monate der Qual hatten ihn innerlich ausgesaugt, sodass selbst Schlaf seine Energiereserven nicht wieder vollständig auffüllen konnte.
 


 


 

------------------------------------------ Rückblick ------------------------------------------
 


 

Er war also nach Hogwarts zurückgekehrt. Von der Bestrafung und Folter körperlich geschwächt und geistig angeschlagen, vom Schreck noch ganz betäubt. Er hatte einen kleinen Jungen retten wollen, ein Kind von vielleicht vier Jahren, die Unschuld in Person. Der Kleine musste sein Leben lassen. Er, der große berühmte Zaubertränkemeister und bewanderte Magier in dunklen Künsten, hatte es nicht abwenden können. Selbst ein Leben zu retten war er nicht im Stande. Nur nehmen konnte er es. Was hatte seine Existenz noch für einen Sinn, wenn er nur böses schaffte, wo er gutes sähen sollte? Er war auf Wunsch Dumbledores zurückgekehrt, um als Spion Leben zu retten, Leute zu warnen und Pläne zu vereiteln. Doch bisher hatte er nur zerstört und vernichtet. Auch sich selbst... innerlich... von Schuld zerrissen.

Hier saß er nun, mit hängenden Schultern, leerem Blick und wirren Gedanken. Ein roter Phoenix beäugte ihn mitleidig von der Seite und ließ ab und an ein leises melodisches Summen erklingen. Der weißhaarige Direktor saß ihm gegenüber, die Ellbogen auf die hölzerne Tischplatte gestützt, den Hände verschränkt, den Kopf darauf ruhend.
 

"Warum ist ER hier?" fragte der Zaubertränkelehrer mit brüchiger Stimme. Die Erschöpfung spiegelte sich in jeder Falte wieder. Sein Gesicht wirkte grau und alt, viel zu alt für einen Achtunddreißigjährigen.
 

"Er wird mich entlarven. Das kann nicht gut gehen. Und dann war alles umsonst... Albus, wieso hast du das getan"
 

Der bärtige Mann seufzte. "Severus, gib dem Jungen eine Chance. Du darfst nicht von seinem Namen ausgehend über ihn urteilen. Hätte ich ihn hierher geholt, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er für dich keine Bedrohung darstellt? Ich kann dir versichern, dass er keine bösen Absichten hegt. Ich habe mich sehr lange mit ihm unterhalten und er hat mir erzählt, dass er bei seiner Mutter aufgewachsen ist, die jedoch vor kurzem verstorben ist. Außerdem hat er mir versichert, dass er keinerlei Kontakt zu seinem Vater hat."
 

Snape schnaubte verächtlich. "Und das hast du ihm abgekauft? Albus, du bist einfach zu gutgläubig. Der Junge hat dich übers Ohr gehauen. Er hat sich hier eingeschlichen, um für seinen Vater zu spionieren und um mich bloßzustellen. Er wird herausfinden, dass ich ein doppeltes Spiel treibe und dann ist alles aus. Dann war alles umsonst. Alles!"
 

Der schwarzhaarige Mann strich sich nervös durch sein ausgefranstes, bedeutend kürzeres Haar.
 

"Severus", Dumbledore hatte sich über seinen Schreibtisch gelehnt und dem Jüngeren beruhigend die Hand auf die Schulter gelegt.
 

"Nichts ist für umsonst. Ich respektiere dich sehr. Du hast ein großes Opfer gebracht, was nicht viele auf sich genommen hätten und dafür schätze ich dich um so mehr. Wie oft habe ich mich gefragt, ob es nicht Unrecht sei von dir zu verlangen in seine Dienste zurückzukehren, ob ich nicht genauso gefühllos sei wie Voldemort, wenn ich dich darum bat solche Qualen auf dich zu nehmen. Wie viele Nächte lag ich schlaflos wach und hab mich gefragt, wie es dir geht, was er dir gerade antut, oder ob du vielleicht sogar schon tot bist. Du warst solange weg und meine Selbstvorwürfe wurden jeden Tag schlimmer. Du leidest darunter, das seh ich, und dennoch beklagst du dich nicht.
 

Bei so viel Mut und Loyalität, bei so viel Stärke und Durchhaltevermögen, wie könnte ich dir da je etwas schlechtes wollen? Warum sollte ich dich für alle deine Schmerzen, die du auf dich nimmst, auch noch bestrafen wollen. Nein, Severus, nie würde ich etwas tun, was dir schaden könnte. Ich bin dein Freund, was auch immer kommt. Aber ich bin auch Direktor dieser Schule und ich sage, dieser Junge verdient eine Chance. Er hat, seit er in Hogwarts ist, noch keiner Seele etwas zuleide getan oder Streit angefangen. Im Gegenteil, viele Lehrer beschreiben ihn mir als ruhigen, intelligenten Schüler. Es gibt keinen Grund ihm den Aufenthalt an dieser Schule zu verweigern."
 

Der Zaubertränkemeister verschränkte mit gerunzelter Stirn die Arme vor der Brust.
 

"Albus, manchmal verstehe ich deine Zuversicht nicht." Er schüttelte den Kopf und seufzte.
 

"Severus, er ist doch nur ein harmloser einsamer Junge, der nicht weiß, wo sein Platz im Leben ist. Wir sollten ihm die Möglichkeit geben sich zu entscheiden, welchen Weg er einschlagen will. Wir können ihm helfen sich für die helle Seite zu entscheiden. Und das willst du doch auch. Das ist es doch, wofür wir kämpfen. Die dunkle Seite darf nicht noch mehr Zuwachs bekommen. Keinen einzigen unwissenden Teenager mehr."
 

"Ja, Albus, du hast recht... wie immer."
 

Albus Dumbledore lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück und betrachtete seinen ehemaligen Schüler besorgt. Er glaubte da noch einige Probleme auf sich zukommen zu sehen. Doch die mussten warten.
 

"Wie auch immer", versuchte der alte Mann das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zu lenken. "Was hast du erfahren? Die Zahlen der Todesser sollen immer mehr in die Höhe schießen, als würden Voldemorts Anhänger aus dem Boden wachsen."
 

Severus Snape verengte die Augen. "Gewissermaßen tun sie das auch. Das sind nicht alles Todesser, das sind Nightshades, Voldemorts Zukunft. Sie sind noch halbe Kinder, gerade erst volljährig geworden. Ich hab gehört, dass sie an einem mir unbekannten Ort zu Todessern ausgebildet werden. Sie sind noch nicht sehr erfahren, aber dennoch für ihr Alter schon ziemlich gewissenlos. Man sollte sie lieber nicht unterschätzen."
 

Dumbledore schloss für einen Moment die Augen. Snape konnte nur erahnen, was hinter seiner Stirn vor sich ging, doch die Nachricht musste ihn sehr getroffen haben. Vielleicht waren ehemalige Schüler unter ihnen.
 

"Was bewegt einen Menschen dazu sich Voldemort anzuschließen. Sag es mir, Sev, was mach ich falsch?"
 

Der Potion Master legte den Kopf in den Nacken. "Das hängt nicht an dir, Albus. Jeder entscheidet selbst, was nach seinem Erachten das Beste für ihn ist. Dass man falsch entschieden hat, erkennt man erst, wenn es zu spät ist und es kein Zurück mehr gibt!" Seine dunklen Augen wanderten über die weiße Decke des Büros, an den Wänden hinab und blieben schließlich wieder an dem weißhaarigen Mann hinter dem Schreibtisch hängen. Er sah müde aus. Müde und alt.
 

"Du bietest ihnen Geborgenheit, Freundschaft und Wissen. Er bietet ihnen Macht! Es liegt an den Schülern zu entscheiden, was sie wirklich wollen."
 


 

---------------------------------------- Ende Rückblick ----------------------------------------
 


 


 

Ursprünglich hatte er sich höchstens eine Stunde in dem Büro des Direktors aufhalten wollen, doch waren daraus inzwischen zwei geworden. Dumbledore hatte jede Kleinigkeit erfahren wollen, hatte seine Erzählungen immer wieder durch Fragen unterbrochen und nachdem der Zaubertränkemeister endlich am Ende seines Vortrags angelangt war hatte der weißhaarige Zauberer ihn nachdenklich angeschwiegen, die Gedanken weit entfernt. Snape mochte diesen besorgten Ausdruck in den sonst so zuversichtlichen und kraftvollen Augen dieses weisen Mannes nicht. Es bewies, dass selbst Dumbledore nicht allmächtig war. Und schon längst nicht mehr der Jüngste. Auf seinen alten Schultern lastete zu viel Verantwortung.
 

Er räusperte sich. "Nun, das sind keine erfreulichen Nachrichten. Wenn sich sogar die Dementoren seinem Willen gebeugt haben wird es sehr schwer für uns sein ein neues sicheres Askaban aus dem Boden zu stampfen. Wir werden wohl Drachen in Betracht ziehen müssen, auch wenn sie eher schwer zu bändigen sind." Er schwieg wieder einen Moment. "Und du sagtest, dass ein Vampir die ranghöchste Stellung inne hat?" Snape nickte langsam. "Ein Vampir", wiederholte der weißhaarige Direktor in Gedanken versunken. "Das ist ganz und gar nicht gut... Mmh, aber erzähl doch erst einmal, was heute vorgefallen ist? Ich nehme an, dass dein Verschwinden mit einem erneuten Treffen zusammen hing. Hab ich nicht recht?"
 

"Ich sehe schon, Albus, deine wachen Augen sind überall. Nun, es stimmt. Der Lord..." Der Zaubertränkelehrer hielt inne. So sehr waren die schleimerischen Floskeln schon in seine Seele eingebrannt, dass er den grausamsten Zauberer aller Zeiten mit Lord betitelte, einer Anrede, die seiner erbärmlichen Person alles andere als würdig war. "Voldemort", berichtigte er sich schnell, "... hat in einer äußerst theatralischen Rede der Zaubererwelt den Krieg erklärt und den grauen Panther, Lumare Lestrange, zu seinem zweiten Mann erhoben. Außerdem kursiert ein Gerücht von einem Medaillon. Es heißt die Nightshades würden schon seit Wochen hinter einem Auroren her sein, der im Besitz eines mächtigen Anhängers wäre, den Voldemort unbedingt an sich bringen wollte. Ich weiß nicht genau, was es damit auf sich hat."
 

Dumbledore strich sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn.
 

"Ein Anhänger, sagst du? Merkwürdig. Dabei kann es sich eigentlich nur um ein magisches Artefakt handeln. Warum sollte er sich sonst so dafür interessieren?... Ich werde mich ein wenig umhören. Vielleicht weiß das Ministerium etwas darüber."
 

Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Es war keine unangenehme Situation, in der jeder nach Worten suchte, um die peinliche Stille zu unterbrechen. Beide Männer verstanden sich auch ohne Worte.
 

Nach einer Weile ergriff der Direktor wieder das Wort.
 

"Wie war deine erste Unterrichtsstunde in ,Verteidigung gegen die dunklen Künste'?"
 

Der schwarzhaarige Lehrer grinste gequält. "Nun, ich musste sie vorzeitig beenden." Er deutete auf seinen linken Unterarm. "Voldemort hat mal wieder die Angewohnheit zur unpassendsten Zeit zu läuten."
 

"Ach, wo wir gerade dabei sind", unterbrach Albus sein Grinsen. "Was hast du denn mit unserem jungen Mr. Riddle angestellt?"
 

Der Zaubertränkemeister zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. "Ich hab gar nichts mit ihm angestellt", erboste er sich. "Was hat die kleine Ratte dir denn für einen Floh ins Ohr gesetzt?"
 

Dumbledores Miene blieb starr. "Er hat mir überhaupt keinen Floh ins Ohr gesetzt. Dazu ist er im Moment gar nicht in der Lage, denn er liegt bewusstlos auf der Krankenstation."
 

Snapes zornig verzogene Augen weiteten sich verwundert. "Bewusstlos?"
 

"Bewusstlos", bestätigte der Direktor unnötigerweise. "Mrs. Granger erzählte mir, dass er, nachdem du aus dem Klassenraum gestürmt bist, zusammengebrochen ist. Außerdem wurde mir von einer deiner Slytherins berichtet, dass du irgendeinen Fluch auf ihn ausgesprochen hast. Was hatte es damit auf sich?"
 

"Das war nur ein harmloser Offenbarungszauber", verteidigte sich der frischgebackene DADA-Lehrer. "Der kitzelt höchstens und das ist das schlimmste, was passieren kann."
 

"Ein Offenbarungszauber?" Dumbledore hob eine Augenbraue. "Severus, du siehst in ihm doch nicht immer noch eine Gefahr, oder?" Er seufzte, als wäre allein seine Frage Bestätigung genug, als hätte sich die Antwort von selbst in seinem Kopf materialisiert. Natürlich fürchtete sich der Zaubertränkelehrer vor einer Enttarnung. Immerhin hatte er durch die Hölle gehen müssen und dass nicht nur einmal. Das Leid hatte sich tief in seine Seele eingebettet. Allein der Gedanke daran als Spion entlarvt zu werden musste ihm eine Heidenangst einjagen, wussten sie doch beide nur zu genau, wie Voldemort auf ein Vergehen wie dieses reagieren würde. Da war es nur natürlich, dass Snape in Jinathan Riddle, dem Sohn seines schlimmsten Alptraums, eine Gefahr sah.
 

"Sev, bitte glaub mir, der Junge stellt keine Bedrohung dar."
 

"Ich weiß", antwortete Snape ruhig. Der Direktor wollte gerade weiter auf ihn einreden, als er bemerkte, dass der Zaubertränkelehrer gar nicht wie erwartet widersprochen hatte. Eigentlich hatte der weißhaarige Direktor mit einer erneuten Diskussion über seine Naivität und Gutgläubigkeit gerechnet.
 

"Du weißt?"
 

Der Schwarzhaarige nickte. "Ich denke es zu wissen, es zu glauben. Noch sind nicht alle Zweifel beseitigt, doch ich werde mich bemühen ihn nicht mehr als meinen Feind anzusehen."
 

Der Weißhaarige nickte mit Bewunderung. Sein Zögling überraschte ihn doch immer wieder. "Das freut mich zu hören, wodurch aber noch immer nicht das Mysterium seines plötzlichen Schwächeanfalls geklärt ist."
 

"Nun, ich denke das lässt sich erklären. Da Mr. Riddle der Sohn von Voldemort ist trägt er mit Sicherheit ein Dunkles Mal. Dieses brennt sich bei jedem Ruf tiefer ins Fleisch und hinterlässt nicht nur körperliche, sondern auch seelische Spuren. Erst wenn man dem Ruf nachkommt erlischt der Schmerz. Da Jinathan diesen Ruf jedoch ignoriert verschlimmern sich die Schmerzen von mal zu mal. Wahrscheinlich hat sein junger Körper dieser Belastung nicht standgehalten. Ich versteh jedoch nicht ganz, wieso er so heftig darauf reagiert. Dass er gar in Ohnmacht fällt hätte ich nicht erwartet. So weit ich weiß ist das noch nie vorgekommen."
 

"Nun... wie gesagt, Jinathan ist Sein Sohn... Wer weiß schon wie weit sein Vater gegangen ist, um diesen an sich zu binden..."
 


 

~*~
 


 

Jinathan Riddle wanderte einsam über die düsteren Ländereien Hogwarts, die allmählich unter einem nächtlichen Schleier verloren gingen. In Schweigen gehüllt watete er durch kniehohe Nebelschleier, die knapp über der, von winterlicher Kälte erstarrten, Erde in wabernden Wolken dahinglitten. Der Himmel war zugezogen und verharrte bewegungslos in einem schmutzigen Grau.
 

Hogwarts schrumpfte hinter ihm zurück.
 

Er dachte an all das, was er zurückließ. Geborgenheit, Sicherheit und Wärme. Aber auch Misstrauen, Furcht und Schmerz, Gefühle, die ihm allerdings auch außerhalb Hogwarts nicht erspart bleiben würden. Es gab in dieser kalten Welt keinen vollkommen friedlichen Ort ohne Qual und Leid. Friede war ihm nicht vergönnt, noch denen, die ihn umgaben. Der einzige Ausweg war die Flucht, die er schon so viele Male angetreten hatte. Doch diesmal war es anders, denn diesmal war er ganz allein. Und diesmal ließ er mehr zurück, als die vielen Male zuvor. Denn dieses Mal hatte er sein Herz in den Mauern Hogwarts verloren.
 

Doch er konnte nicht länger bleiben, nicht solange der Feind dort hauste. Er konnte nicht in ständiger Gefahr leben von ihm enttarnt zu werden. Denn dann wäre sein Schicksal besiegelt. Der Todesser würde ihn zu seinem Vater zurückbringen und alles wäre aus.
 

Einst kam er nach Hogwarts, um Frieden zu finden. Er wollte die letzte Bitte seiner Mutter erfüllen, wollte Harry Potter treffen und durch ihn Verbündete im Kampf gegen Voldemort finden. Man schenkte ihm Vertrauen und Geborgenheit, jedoch keine Unterstützung. Er hätte in Hogwarts bleiben und die Ruhe vor dem Sturm genießen können, sich endlich zurücklegen und alles vergessen, was ihm auf der Seele lag. Aber er war nicht der Mensch, der so schnell aufgab und sich lieber den schönen Dingen des Lebens widmete, nur um die Grausamkeit der Welt zu vergessen. Nein, er war ein Kämpfer. Er wollte sich der dunklen Seiten entgegen stellen und sie bekämpfen. Er wollte sich nicht hinter Steinmauern verkriechen und bei jedem Anzeichen von Gefahr den Schwanz einziehen. Er wollte kämpfen und das würde er auch.
 

Doch das konnte er nicht, wenn der Feind dabei zusah, ihn beobachtete und nur auf einen Fehltritt seinerseits wartete. Nein, er durfte nicht in Hogwarts, in einer der letzten Hochburgen der Zaubererwelt, bleiben, nicht solange Snape dort weiterhin sein Unwesen trieb.
 


 

~*~
 


 

Hermine musste eingeschlafen sein nachdem Sara den Krankenflügel wieder verlassen hatte, denn als sie die Augen wieder aufschlug, war es bereits dunkel und das kleine Zimmer wurde lediglich vom sanften Licht des sichelförmigen Mondes erleuchtet. Stille umschlug sie wie eine Welle der Taubheit. Nur das leise Rauschen des Windes drang an ihr Ohr und durchbrach den zeitlosen Zustand.
 

Sie streckte ihre starren Glieder und erhob sich schafwandlerisch aus ihrer ungemütlichen Schlafpose zu Füßen des weißen Krankenbettes. Ihr Kopf, der bisweilen auf der dünnen Bettdecke gelegen hatte, hatte einen kreisrunden Abdruck hinterlassen und stach wie ein Schandfleck hervor, der sich auf der glatt gezogenen Bettdecke abzeichnete. Irgendetwas fehlte. Und dann durchbrach es sie wie ein Blitz. Jinathan war verschwunden!
 


 

~*~
 


 

------------------------------------------ Rückblick ------------------------------------------
 


 

Mitte November 1995
 

Einen Tag nach dem Erscheinen des Dunklen Mals beim Quidditch-Turnier
 


 

Eine schmale Gestalt, einem Schatten gleich, schlich lautlos durch die verlassenen kalten Flure. Es war eine gespenstige Stille in Hogwarts eingekehrt. Das Dunkle Mal hatte Angst hervorgerufen, eine Angst, die schon seit langen in den Herzen jedes einzelnen ruhte, verborgen hinter eingeredeter Sicherheit. Doch niemand war mehr sicher, nicht solange es Ihn gab.
 

Ein geflüstertes Wort und der steinerne Wasserspeier schwang beiseite und trug die dunkle Gestalt die wandernde Treppe hinauf bis vor die Tür des Schuldirektors von Hogwarts.
 

Auf ein Klopfen hin schwangen die Flügel wie von Geisterhand beiseite und offenbarten ein heimisches, von, Geborgenheit spendender, Wärme erfülltes, Zimmer. Doch nicht einmal dieser Ort vermochte die Dunkelheit aus dem Herz jener Gestalt zu verbannen.
 

"Ich hab dich schon erwartet", begrüßte ihn die weißhaarige Person hinter dem hölzernen Schreibtisch. Ihre Hand vollzog eine einladende Geste und lockte den Ankömmling hinein.
 

"Nun, wie ist es gelaufen?"
 

Die Gestalt ließ sich seufzend in einen Sessel sinken. Ihr Gesicht wurde in das warme Licht der Schreibtischlampe getaucht, dem einzigen Licht, neben dem schwachen Flackern des erlöschenden Kaminfeuers, welches diesen Raum erleuchtete. Das Gesicht war hager, von tiefen Falten durchzogen und mit Müdigkeit gebrandmarkt. Schwarzes stumpfes Haar umrahmte die blasse Haut, die sich über die markanten Wangenknochen spannte. Nachtschwarze Augen blickten traurig zu ihrem Gegenüber auf.
 

"Es sieht nicht gut aus", antwortete die Gestalt mit leiser Stimme, wie ein Wispern im Sturm. "Die Nightshades brennen immer mehr Muggeldörfer nieder. Es scheint, als mache Voldemort Jagd auf irgendetwas oder jemanden. Ich konnte bisher noch nicht allzu viel in Erfahrung bringen. Nur soviel: es steht etwas sehr großes vor der Tür. Die Todesser sind unruhig. In letzter Zeit werden sehr viel Vorkehrungen getroffen. Es wird viel gemunkelt, doch keiner scheint etwas genaues zu wissen. Voldemort hüllt sich in Schweigen, um somit möglichen Spionen keine Angriffsfläche zu bieten. Aber eines fällt auf. Täglich treffen neue Krieger ein. Wesen der unterschiedlichsten Rassen. Trolle, Greife und zu meinem Entsetzen sogar Vampire. Es kommt mir vor, als würde Voldemort ein riesiges Heer zusammenstellen."
 

Albus Dumbledore schwieg. Sein Gesicht wirkte in diesem Moment noch älter und eingefallener. Stille umhüllte seinen, von trüben Gedanken umnebelten, Geist.
 

"Das sind wahrlich keine guten Nachrichten", brach er nach einigen Minuten das Schweigen. "Da stellt sich mir nur die Frage, welches das Angriffsziel ist."
 

Der Zaubertränkelehrer schüttelte nur ratlos den Kopf.
 

Wieder trat Ruhe ein, in welcher beide Männer ihren Gedanken nachhingen, bis der ältere erneut die Stille entweihte.
 

"Was ist an dem Gerücht, dass Voldemort Durmstrang unter seine Fittiche gebracht hat?"
 

Snape legte verwirrt den Kopf schief. "Davon weiß ich nichts. Wer behauptet das?"
 

"Der junge Potter."
 

Der Professor runzelte die Stirn. "Potter? Wie kommt er dazu solche Dinge zu behaupten? Das wird wieder nur einer seiner dummen Streiche sein."
 

Der weißhaarige Direktor schüttelte müde den Kopf.
 

"Nein, das glaub ich nicht. Das ist nicht die Zeit, um Witze zu reißen. Harry ist nicht dumm. Ganz im Gegenteil. Er scheint mir für meinen Geschmack schon wieder viel zu viel zu wissen. Ich mag den Gedanken nicht, dass er wieder auf eigene Faust handelt."
 

Der Schwarzhaarige schwieg verwirrt. Wie kam es, dass dieser kleine Weltverbesserer immer alles vorher wusste? Wie konnte es sein, dass ein dummer nervtötender Schüler besser über die ganze Situation informiert war, als er, ein Spion, der durch Einsatz seines Lebens und mit viel Müh und Qual das Vertrauen von Voldemort errungen hatte und dennoch nur halb soviel in Erfahrung bringen konnte, wie ein gewisser Harry Potter? Das war doch mehr als surreal. Irgendwie grotesk. Entweder der Junge log oder war ein verdammter Hellseher, wobei der Zaubertränkemeister die erste Möglichkeit als wahrscheinlicher erachtete, was natürlich nicht auf seine Verachtung gegenüber dem ach-so-tollen König der Gryffindors zurückzuführen war, sondern aus rein subjektiver Sicht betrachtet als vernünftigste Antwort anzusehen war. Denn wer glaubte in einer Welt voller Magie und mystischer Fabelwesen schon an Hellseher?
 

"Und woher soll unser geschätzter Mr. Potter von Voldemorts Plänen bezüglich Durmstrangs wissen, welches grob geschätzt an die 1500 Meilen entfernt liegt?"
 

Der weißhaarige Direktor zuckte ratlos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, mein treuer Freund. Aber ich bitte dich dennoch dich diesbezüglich umzuhören."
 

Der Potion Master seufzte. "Natürlich Albus, natürlich..."
 


 


 

---------------------------------------- Ende Rückblick ----------------------------------------
 


 

~*~
 


 

Draco schlenderte übellaunig durch die erfüllten Flure Durmstrangs. Er war an diesem Morgen mit sehr schlechter Laune aufgewacht und die danach folgenden Unterrichtsstunden hatten diese auch nicht merklich heben können.
 

Immer wieder musste er an den gestrigen Auftrag denken. Man hatte ihn in den Mauern Durmstrangs zurückgelassen, damit er den ungeliebten Kleinkram erledigte und die Herren vom Rat hinhielt. Eine unwürdige Aufgabe für einen Malfoy. Krum hatte den ganzen Ruhm eingeheimst, als er diesen verdammten Anhänger plus Mudblood-Schlampe angeschleppt hatte. Aber er hatte lediglich den Zorn Soulbans auf sich gezogen, als er für Krum seinen Arsch hingehalten hatte, um seine Lahmarschigkeit zu entschuldigen und den Direktor mit Ausreden abzuspeisen.
 

Genervt bog er um die nächste Ecke. Eine Gruppe kichernder Mädchen blockierte fast den ganzen Flur und übertönte das monotone Gemurmel der belebten Korridore. Derb durchbrach er die geschlossene Reihe der gackernden Hühner.
 

"Pass doch auf!", setzte eines der Mädchen zum Protest an, als ihr Blick an seinem elfengleichen Gesicht und den platinblonden Haaren hängen blieb. Augenblicklich verstummte sie, nur um kurz darauf in erregtes Geflüster zu verfallen.
 

"Das ist Malfoy jr. Ich hab gehört, dass er schon bei den Nightshades ist. Dabei ist er erst 15 oder 16."
 

Dracos Augen verengten sich bedrohlich, als er ohne ein einziges Wort zu verlieren den Flur durchquerte und aus aller Augen verschwand.
 

Ja, er war erst 16. Ja, er war schon ein Mitglied der Nightshades, jetzt ganz offiziell. Doch statt mit Stolz erfüllten ihn diese Gedanken mit Zorn. Er war wütend auf seinen Vater, darauf, dass er ihn bereits jetzt an Voldemorts Regime verkauft hatte. Er fühlte sich wie Ware, wie eine Maschine, die es noch zu verbessern galt, deren Leistungsfähigkeit noch erhöht werden musste, ehe sie in Einsatz kam. Eigentlich war Durmstrang nur eine große Fabrik, welche Nightshades am Fließband fertigte und schließlich in den Dienst der Todesser entließ.
 

Er hatte das kleine Mädchen nicht töten wollen. Genauso wenig wie all die anderen Halbblüter zuvor. Halbblüter? Seit wann fiel es ihm so schwer sie Schlammblüter zu nennen?
 

Es war bizarr, aber nun, nachdem er ein gebürtiges Mitglied der dunklen Seite geworden war, fühlte er sich mehr denn je fehl am Platz. Er mochte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sein gesamtes Leben nun in der Hand eines Mannes lag, der nur nach Rache und Mord sinnte. Er müsste stolz darauf sein, unter solch einem einflussreichen Mann dienen zu können, doch erfüllte es ihn nur mit tauber Unzufriedenheit. Vielleicht missfiel ihm der Gedanke von nun an nur ein ganz kleines Licht zu sein und nicht mehr so großspurige Worte riskieren zu können. Er, der er sich schon an seine Macht gewöhnt hatte, musste nun einen Schritt zurücktreten und sich den Befehlen anderer beugen. Vielleicht war es aber auch das Fünkchen Menschlichkeit, welches in ihm existierte. Jenes Fleckchen reiner Unschuld, welches sein Vater noch nicht hatte abtöten können und welches der senile Greis Dumbledore liebevoll gehegt und gepflegt hatte. Vielleicht war es diese Unschuld, die ihm die Abartigkeit dieses ganzen Systems vor Augen führte und seine Seele gegen sein restliches Ich rebellieren ließ. Vielleicht...
 

Keiner wird genau erfahren, was diese Gefühle hervorrief, denn niemand kann in den Emotionen eines Malfoys lesen...
 

... erst recht kein Malfoy.
 


 

~*~
 


 

Er hatte die trostlosen Ebenen längst hinter sich gelassen und war in die unergründlichen Tiefen des Verbotenen Waldes vorgedrungen, als ihn eine eindringliche Stimme inne halten ließ.
 

"Willst du wieder weglaufen?"
 

Jinathan fuhr entsetzt herum. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
 

"Was zum...", war alles, was er herausbrachte, bevor der dunkelhaarige Verfolger zu ihm aufgeschlossen hatte. Als die Entfernung zwischen ihnen auf wenige Meter zusammengeschrumpft war fand er seine Stimme wieder. "Warum verfolgen Sie mich?"
 

Seine dunklen Augen verengten sich bedrohlich.
 

"Ein weiser Mann sagte vor kurzen zu mir, dass ich dir vertrauen muss, und dich nicht als meinen Feind ansehen darf. Und eben dieser Mann möchte verhindern, dass du in deinen Untergang rennst."
 

Jinathan Riddle zog misstrauisch die Stirn in Falten. Vor ihm stand einer seiner größten Feinde. Ein Todesser, zum Greifen nahe. Was, wenn dieser ihn jetzt einfach packen und zu seinem Vater schleifen würde, um alle Lorbeeren einzuheimsen? Wie sollte er diesem Mann je Glauben schenken, wenn er ständig damit rechnen musste von ihm getäuscht und verraten zu werden? Er war sein Feind, seine schwarze Angst.
 

"Mein Untergang?" fragte er lauernd.
 

Der Zaubertränkemeister nickte kühl. "Der zweifellos draußen auf dich wartet. In Hogwarts bist du sicher, denn nicht einmal der Lord kann dieses Fleckchen Erde beschmutzen."
 

"Der Lord?" wiederholte Jinathan zweifelnd. Eine Anrede, die keineswegs zu einem Tyrannen wie Voldemort passte.
 

Professor Snape zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Eine alte Angewohnheit."
 

"Sie sind ein Todesser. Wieso soll ich Ihnen also trauen? Wie können Sie behaupten, dass Hogwarts sicher ist, wenn Sie hier sind?!"
 

Der schwarzhaarige Lehrer seufzte genervt. Er hasste Gespräche in denen er sich verteidigen musste. Überhaupt hasste er Konservationen jeglicher Art.
 

"Ja, ich bin ein Todesser, jedenfalls trage ich das Dunkle Mal auf meinem Arm. Aber ich stehe auf Seiten von Professor Dumbledore. Allein ihm gilt meine Loyalität und niemandem sonst. Du siehst also, ich stehe auf der guten Seite!"
 

Jinathan schnaubte verächtlich. Seine schwarzen Augen funkelten vor Zorn.
 

"Sie waren dabei, als Askaban fiel. Sie waren es, der diese Monster wieder auf die Welt losließ. Wie also können Sie behaupten, dass Sie auf der guten Seite stehen? Was unterscheidet Sie denn von diesen Monstern? Nichts, als der Gedanke eigentlich in gutem Willen zu handeln. Und ich glaube nicht einmal dessen sind Sie sich sicher."
 

Er ballte die Fäuste. "Ich glaube Ihnen weder, dass Sie Albus Dumbledore loyal sind noch dass Sie, als Todesser, gegen diesen imperialen Mistkerl kämpfen. Sie sind nur zu feige, um sich für eine Seite zu entscheiden und deshalb wählen Sie beide, um sich auf beiden in Sicherheit zu wiegen. Alles was Sie können ist lügen und sich das Vertrauen anderer zu erschleimen. Und darin sind Sie sicher einsame spitze, wenn Sie sogar Albus Dumbledore um den Finger wickeln konnten."
 

Severus Snape begann langsam aber sicher die Fassung zu verlieren. Was glaubte dieser Bengel wer er war? Niemand wagte sich in so einem Ton mit ihm zu reden und erst recht kein vorlauter Grünschnabel, der gerade erst trocken hinter den Ohren war und die wahre Grausamkeit der Welt noch gar nicht kennen gelernt hatte. Snape hingegen kannte sie. Wie oft hatte er in den vergangenen Monaten unter ihr leiden müssen. Nur Albus Dumbledore und der Gedanke an "das Gute" hatten ihn durchhalten und weitermachen lassen. Darum konnte er derartige Anschuldigung doch nicht einfach auf sich sitzen lassen.
 

Wütend unterdrückte er den Impuls den Jungen einfach niederzuschlagen, ins Schloss zurückzuschleifen und Dumbledore das Reden zu überlassen. Denn diese Aktion würde ihm bestimmt keine zusätzliche Punkte auf der Beliebtheitsskala des jungen Riddle einbringen. Immerhin war ihre Vertrauensbasis jetzt schon in den Minuszahlen.
 

Also atmete der Meister der Zaubertränke tief durch und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang, da er es gewöhnt war seinen Zorn hemmungslos an Schülern auszulassen, statt ihn zu unterdrücken.
 

"Also gut, erstens bin ich noch immer Ihr Lehrer...", er merkte nicht einmal, dass er wieder in die Sie-Form gewechselt hatte, "... und somit eine Respektsperson, weswegen ich mir diesen Ton verbitte. Zweitens haben Sie keinerlei Beweise, die ihre Anschuldigungen mir bezüglich rechtfertigen und drittens ist Albus Dumbledore der weiseste Mann, der mir je begegnet ist und es ist, meines Wissens, noch niemandem gelungen sich bei ihm ,einzuschleimen' oder ihn durch Lügen hinters Licht zu führen!"
 

Seine beinahe schwarzen Augen funkelten nun ebenfalls herausfordernd. Mit zusammengepressten Lippen und geballten Fäusten standen sie sich gegenüber und versuchten einander durch Blicke niederzuringen. Jinathan senkte als erster die Augen.
 

"Du hast noch viel zu lernen, Junge", kommentierte sein Professor.
 

"Was Sie nicht sagen." Jinathan presste beherrscht die Kiefer aufeinander, wodurch seine sonst so weichen Gesichtszüge um einiges markanter herausstachen, und ihn grimmiger und auch zugleich gefährlicher wirken ließen. Er hatte keine Lust sich von einem Todesser belehren zu lassen.
 

"Du könntest ihm niemals trotzen", warf der Zaubertranklehrer weiterhin trocken in den Raum, von Jinathans Abneigung nicht im mindesten beeindruckt.
 

"Was wollen Sie überhaupt von mir?" knurrte Jinathan genervt, ohne auf die vorhergehende Behauptung einzugehen.
 

"Ich will dich stark machen."
 

Das kam unerwartet.

Jinathan, der seinem Lehrer bereits den Rücken zugedreht hatte und davon stapfen wollte hielt verwirrt inne und wandte sich wieder um. Seine Augenbrauen waren fragend erhoben, seine Augen von Verwunderung, aber auch von Neugier, gezeichnet.
 

"Was?"
 

"Lass mich dich in den dunklen Künsten unterrichten. Nicht nur die Verteidigung, ich meine die wahren Künste. Macht."
 

Jinathans Augen verengten sich skeptisch. "Sie wollen mir schwarze Magie beibringen? Verbotene Magie? Die Magie der Death Eater?"
 

"Ja", bestätigte sein Gegenüber, "die Magie deines Vaters." Jinathan zuckte leicht zusammen. Severus Snape hatte es also gewusst. Er hatte gewusst, dass er der Sohn des gefürchtetsten, skrupellosesten und gefährlichsten Zauberers auf Erden war. Doch wie lange schon? Hatte er Voldemort schon davon erzählt? Waren sie schon auf dem Weg hierher, um ihn abzuholen? Oder sprach er die Wahrheit und hatte keinerlei Interesse daran ihn an Voldemort auszuliefern. Wollte er ihn wirklich stark machen?

"Und auch gleichzeitig die einzige Waffe, mit der du ihn schlagen kannst."
 

Jinathan schwieg, in Gedanken verloren.
 

"Du musst dich nicht sofort entscheiden. Es ist ein Angebot, auf welches du zurückgreifen kannst, wenn du bereit dazu bist. Wenn du entschlossen genug bist, wirklich für deine Ziele einzutreten und auch für sie zu leiden. Denn ich will dich nicht anlügen: es wird alles andere als einfach. Die schwarze Magie ist um einiges gefährlicher und nur durch Schmerzen zu erlernen. Wenn du also Zeit brauchst..."
 

"Ich mach es!"

Snape hob beeindruckt die Augenbrauen.
 

"Ich bin den Schmerz gewöhnt...", erklärte der Junge mit entschlossenem Blick. "... und zu allem bereit. Es gibt nur noch ein Ziel und für das tue ich alles. Selbst wenn das bedeutet mit dem Feind zusammenzuarbeiten und eventuell blind in eine Falle zu tappen. Dieses Risiko muss ich eingehen, denn sonst wird sich nie etwas ändern." Er ließ seinen Blick in den sternenklaren Himmel schweifen. Er hatte einen Entschluss gefasst. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er wollte nie wieder vor seinen Problemen davonlaufen. Nie wieder vor seiner Bestimmung flüchten, denn dadurch entfernte er sich nur um so mehr von seinem Ziel, dem Ziel der Freiheit.
 

"Also gut", ein leichtes Lächeln trat auf Snapes harte Züge. Er folgte Jinathans Blick in den nächtlichen Himmel und beobachtete das Spiel der Wolken. Für einen Moment schwiegen sie in stiller Übereinkunft. Sie waren zu Verbündeten geworden. Zwei Feinde, die einander vertrauen mussten. Zwei Feinde, die ihre Barrieren überwunden hatten und fortan versuchen mussten miteinander auszukommen. Beiden würde eine harte Zeit bevorstehen und doch sahen sie es als Herausforderung an, die sie stärken würde. Vielleicht würde dieses Bündnis sie einst stützen, vielleicht würden sie daran zerbrechen und sich irgendwann wieder als Feinde gegenüberstehen, die an verschiedenen Fronten für unterschiedliche Ziele kämpften. Doch in diesem Moment, in dem sich die Gedanken der zwei Feinde in den Sternen vereinten wurden all diese stillen Zweifel vom sanften Wind hinfort getragen, und sie waren sich beide viel ähnlicher, als sie es ahnten...
 

~*~
 

A/N: Puh, geschafft, endlich mal wieder ein Chap fertig gestellt. Es tut mir wahnsinnig leid, dass es soooo lange gedauert hat, aber ich hab mich überwiegend meiner anderen HP FF gewidmet. Ich versuche aber das nächste Kapitel schneller fertig zu kriegen ^^ wenn mir nicht die Ideen ausgehen, obwohl ich das bezweifle, da das eine meiner wenigen Fics ist, bei der ich immer gar nicht weiß, was ich zuerst schreiben soll *gg* das Kapitel wäre wahrscheinlich noch länger geworden und hätte noch länger gebraucht, hätte ich noch all meine anderen Ideen versucht hier reinzupressen. Aber ich glaube, dass kann auch bis zum 26. Kapitel warten *gg* Ich will nicht allzu viel verraten, nur soviel: Arabella wird uns mal wieder beehren und auch Spruce bekommt bald eine wichtigere Rolle zugemessen ^^ oh je, der olle Spruce, werden jetzt einige wohl denken *gg* aber hey, der Typ is gar nicht so uncool °^^
 

Na gut, mehr sag ich jetzt mal nicht. Aber sied so gut und hinterlasst mir noch ein aufbauendes Review ^^ und die Feary wird es euch auf ewig danken *gg*
 

PS: Ich hab jetzt auch noch ne Episodenguide geschrieben. Schaut mal unter:

http://www.fanfiction.net/read.php?storyid=1108399&chapter=8
 

Man liest sich

Feary

Licht ins Dunkel

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr

Part 2: Hearts of darkness
 

~*~
 

A/N: hui geschafft, nach Ewigkeiten mal wieder ein neues chap, das ding ist, ich hab das chappie schon seit langem angefangen gehabt, kam aber nie zum weiterschreiben, is jetzt doch recht lang geworden ^__^ ich denke da verdient es auch ein paar mehr Kommentare oder *gg* *erpress* wenn ihr wegen der langen Wartezeit nicht mehr wisst, was so alles passiert ist, dann lässt euch doch einfach noch mal den Episodenguide durch, da ist zu jedem chap was geschrieben, die story is ja doch recht verwirrend, sogar ich verlier manchmal den Überblick *erröt*

Nun aber genug palavert, lest fein....
 

~*~
 

Chapter 26: Licht ins Dunkel
 

Die Flure Hogwarts waren finster. Der Winter würde bald hereinbrechen. Die Tage wurden kürzer, die Nächte dunkler. Es roch bereits nach Schnee. Bald würde der See zufrieren und Hogwarts unter einem weißen Schleier versinken. Weihnachten stand vor der Tür. Das Fest der Liebe und Wärme.
 

Sie fror. Sie mochte gar nicht an Weihnachten denken. Sie mochte an gar nichts denken, außer an ihn. Er war verschwunden. Seit einer halben Stunde irrte sie verzweifelt durch Hogwarts. Das Mädchen war schon halb verrückt vor Angst, denn sie konnte ihn nirgendwo finden. Selbst bei den Slytherins hatte sie schon nachgefragt. Sie war auf Sara getroffen, welche sich schließlich bereit erklärt hatte bei der Suche zu helfen. Doch sie waren erfolglos geblieben. Es kam ihr so vor, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden. Und das machte ihr Angst. Was, wenn er gegangen war? Aber wohin sollte er schon gehen?
 

Was wusste sie eigentlich von ihm? Gar nichts. Sie wusste nicht, was in ihm vorging, was er fühlte, was er dachte, wem er traute. Sie kannte weder seine Wünsche noch Ziele.
 

Im Grunde war er ihr völlig fremd und doch so vertraut, wie kein zweiter. Und sie wollte ihn zurück. Um jeden Preis. Sie brauchte ihn, wollte ihn um sich, sich an ihn schmiegen, ihm sanft über die Haare streicheln, seinen Duft einatmen und seinen Worten lauschen. Sie wollte endlich alles über ihn erfahren.
 

Dass er das nicht wollte, war ihr klar. Sie hatte ihn verletzt, hatte grausame Dinge gesagt. Es war ihr Fehler, dass er sich wieder in sich gekehrt hatte, doch würde sie ihn nicht aufgeben. Sie verlangte nicht, dass er sich ihr öffnen würde, nach all dem, was sie ihm angetan hatte. Aber sie würde für ihn da sein, wenn er sie brauchte. Und sie würde ihm zeigen, dass er zu ihr kommen könnte, wenn er ihr irgendwann verziehen hatte. Solange würde sie warten.
 

Doch was nützten all diese Vorsätze, all diese Gedanken, wenn er gegangen war, wenn er tatsächlich Hogwarts den Rücken gekehrt hatte?
 

Unsinn. Sie schalt sich in Gedanken. Nur weil sie ihn nach einer halben Stunde nicht gefunden hatte hieß das nicht automatisch, dass er verschwunden war. Vielleicht hatten sie sich verpasst. Vielleicht war er längst in den Slytherin-Turm zurückgekehrt. Vielleicht streifte er ja auch über die Ländereien.... Das sie daran nicht früher gedacht hatte. Sie schlug sich gegen den Kopf. Natürlich. Wahrscheinlich hatte er nur Luft schnappen wollen und hatte sich am See niedergelassen.
 

Wie von der Tarantel gestochen lief sie los. Sie sprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen hinab in die Eingangshalle. Noch bevor sie die letzten Stufen gemeistert hatte schwang das große Portal auf und zwei Gestalten traten aus der Dunkelheit in die, von flackernden Fackeln erhellte, Halle.
 

Sie spürte, wie ihr Herz einen Hüpfer tat, als sie seine schmale Gestalt erkannte. Die zweite Person, die sie nach einem flüchtigen Blick als Professor Snape identifizierte, beachtete sie kaum. In jeder anderen Situation hätte sie verwirrt die Stirn in Falten gezogen und sich gefragt, was Jinathan und sein Hauslehrer um diese Uhrzeit gemeinsam auf den Ländereien zu suchen hatten, wusste sie doch, dass die beiden aus unerklärlichen Gründen nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Aber in diesem Augenblick der Erleichterung und Freude verschwendete sie keine Gedanken daran. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie die letzten Treppenstufen hinab und schloss Jinathan in eine stürmische Umarmung. Tränen der Erleichterung rannen über ihre Wangen und benetzten den Kragen seines Umhangs.
 

Jinathan war für einen Moment zu perplex und verharrte regungslos, als wüsste er nicht, wie er darauf reagieren sollte, ehe er ihre Umarmung schließlich erwiderte und seine Arme um ihre schmale Taille schwang und sie fest an sich drückte. Wie hatte er das vermisst. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und genoss einfach nur ihre Nähe, bevor er sich der Situation und der Anwesenheit von Professor Snape wieder bewusst wurde und sie sanft von sich schob. Er drehte sich zu seinem Hauslehrer um, dem das ganze allmählich unangenehm zu werden schien und der Jinathans Blick richtig deutete, als er sich schließlich in Bewegung setzte und die Treppe in Angriff nahm. Auf der obersten Stufe hielt er noch einmal inne. "Ich sehe Sie dann jetzt jeden Freitag pünktlich 19 Uhr." Seine dunklen Augen funkelten fordernd und als Jinathan knapp nickte wandte er sich wortlos um und verschwand.
 

Jinathan ließ seinen Blick wieder zu dem Mädchen in seinen Armen wandern, welche aus leuchtenden Augen zu ihm aufsah. Erst jetzt bemerkte er ihre tränennassen Wangen. Fürsorglich strich er über die feuchten Spuren, welche sich einen glitzernden Weg durch ihre Haut gegraben hatten.
 

Sie schluchzte leise, als sie die Berührungen seiner Finger spürte.
 

"Wo warst du nur?" flüsterte sie weinerlich. "Ich hab dich gesucht. Du warst plötzlich verschwunden. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Ich dachte du wärst fort gegangen. Ich-" Er legte ihr den Zeigefinger über die Lippen und brachte sie somit zum verstummen.
 

"Ich bin nicht gegangen." Ein mildes Lächeln huschte über seine schmalen Lippen. "Ich will nicht mehr fortlaufen." Er zog sie wieder an sich, schlang seine Arme um ihr Becken und drückte sie an sich, so fest, dass er ihren Herzschlag spüren konnte. "Auch nicht mehr vor dir. Ich will bei dir sein."
 

Hermine schluchzte erneut. "Das will ich auch." Ihr Herz schien vor Glück, aber auch vor Schmerz zu zerspringen. In Verzweiflung vergrub sie ihren Kopf in seiner Schulter und begann haltlos zu weinen. "Es tut mir so leid, Jin", flüsterte sie, von Schluchzern geschüttelt. "Ich wollte dich nicht so sehr verletzen. Es tut mir leid. Ich war so dumm."
 

Und Jinathan Riddle, Sohn des gefürchtetsten Zauberers aller Zeiten, legte beruhigend seinen Arm um ihre Schulter. "Ich hab dir längst verziehen..."
 

~*~
 

Prüfend sah er im Spiegel an sich herab. Die schwarze elegante Festrobe stand ihm wirklich ausgezeichnet. Verziert mit edlen Stickereien verlieh sie seiner schmächtigen etwas unbeholfenen Gestalt Macht und Autorität, unterstrich sie seinen Rang, den er ab heute einnehmen würde, den Rang als vollwertiges Mitglied der Nightshades, als zukünftiger Todesser Voldemorts, bereit, sich mit aller Macht seinen Wünschen zu beugen und sie zur Ausführung zu bringen.
 

Seine Hände strichen unruhig über den schweren samtenen Stoff, welcher auf seinen Schultern lastete und ihn zu Boden zu stürzen drohte. Das Gewicht der Verantwortung ruhte auf ihm, der Verantwortung über viele Leben, die er mit seinen Händen auslöschen würde.
 

Er senkte den Kopf, wobei seine noch ungebändigten Haarsträhnen ihm über die Augen fielen und die Welt für einen Moment verschleierten. Langsam strich er sie beiseite und starrte wieder auf sein Ebenbild.
 

"Du bist ein Feigling, Malfoy", schimpfte er sich selbst. "Jetzt geh endlich da raus und erfülle dein verdammtes Erbe."
 

Mit einem letzten Seufzer riss er sich los und trat vom Spiegel weg. Sein Blick glitt zu der schweren eichenen Tür, die ihn in die Höhle des Löwen führen würde.
 

Mit einer entschlossenen Bewegung streifte er die tiefe schwarze Kapuze über seinen silberblonden Haarschopf und verbarg seine blassen Hände in den Falten des schwarzen Samtes, sodass er gänzlich in der Dunkelheit verschwand.
 

Die Tür wurde aufgestoßen, und sein Vater trat herein.
 

"Bist du bereit, Sohn?"
 

Seine tiefe Stimme klang fordernd, doch war auch die leise Spur von Stolz, die darin mitschwang, nicht zu leugnen. Dracos Schultern strafften sich, durch die verborgene Anerkennung in seiner Überzeugung gestärkt, trat er festen Schrittes an der dunklen Gestalt vorbei, hinein in die Unendlichkeit der Herrschaft des Dunklen Lords.
 

~*~
 

War Verteidigung gegen die Dunklen Künste einst sein Lieblingsfach gewesen, so war es Harry nun verhasst. Professor Spruce war ein Meister darin, die spannendsten Themengebiete in staubtrockenen Theoriestunden abzuhandeln, dass sie selbst Hermine zum Gähnen veranlassten. Es war unglaublich, dass es überhaupt jemanden gab, der Binns übertrumpfen konnte.
 

Harry stützte sich gelangweilt auf seine Hand und ließ seinen Blick über die Schüler schweifen. Bei Hermine blieb er hängen. In den letzten Wochen hatten er sich nicht nur von Ron, sondern auch von ihr distanziert. Das Goldene Trio war allmählich auseinander gebrochen. Auch wenn sich die Drei inzwischen ausgesprochen hatten war das alte Vertrauen nicht wirklich zurückgekehrt. Harry spürte diese unsichtbare Barriere, die sie noch immer von einander trennte und die sie wohl nie wieder wirklich überwinden würden.
 

Ron war noch immer nicht gut auf Jinathan zu sprechen. Zum einen stellte er einen großen Konkurrenten im Kampf um Hermine dar, die sich eigentlich schon für Jinathan entschieden hatte, zum anderen war er für Harry inzwischen zu so etwas wie einem Freund geworden, weswegen Ron sich gleich zweifach bedroht fühlte.
 

Immer wenn er den Slytherin antraf warf er ihm tödliche Blicke zu und ballte seine Fäuste, als müsse er sich enorm beherrschen, um ihm nicht an die Gurgel zu springen und zu erwürgen. Harry hatte es aufgegeben ihm zu versichern, dass Jinathan keine Gefahr darstellte.
 

Hermine allerdings war schwerer zu durchschauen. Sie war mittlerweile ebenso gut im Verbergen ihrer Gefühle wie Jinathan geworden. Im Unterricht nahm sie wieder vollkommen ihren Platz als Alleswisserin ein und auch nach dem Unterricht traf man sie meistens mit Büchern an. Und wenn man sie überhaupt nicht antraf, dann konnte man sich sicher sein, dass sie bei Jinathan war. Harry wusste nicht, was genau zwischen den beiden lief, doch sie schienen sich wieder zusammengerauft zu haben. Dennoch konnte er nicht sagen, ob Hermine nun glücklich war oder nicht.
 

Sie schien wie immer und doch...verändert.
 

Und Jinathan...nun er war schon immer ein Rätsel gewesen. Merkwürdigerweise schien er aber seinen Hass auf Snape eingestellt zu haben. Die Anspannung und die Kälte, die immer zwischen beiden geherrscht hatten waren zwar nicht ganz verschwunden, aber dennoch lasteten sie nicht mehr wie zentnerschwere Gewichte in der Luft.
 

Alles schien sich plötzlich zu verändern. Alles war in Bewegung und steuerte auf die unvermeidliche Zukunft zu, was auch immer diese bringen würde.
 

~*~
 

Dumbledore blickte von seinen Unterlagen auf, als er die Tür hörte.
 

"Ah Severus", grüßte er den Eindringling freundlich. "Was führt dich zu mir?"
 

Der Zaubertränkemeister ließ sich in einen Stuhl sinken und seufzte.
 

"Ich habe bezüglich Durmstrang nachgeforscht oder besser gesagt ich war vor Ort. Woher auch immer Potter diese Informationen von einer Besetzung hatte, sie sind korrekt. Voldemort hat die Schule tatsächlich eingenommen und bildet die dortigen Schüler, die zu 80% aus Todesserfamilien stammen, zu Nightshades aus."
 

Severus schüttelte den Kopf, als könnte er selbst nicht glauben, was er da sagte, und fuhr resigniert fort.
 

"Die restlichen 20% der Schüler wurden beseitigt, sofern sie nicht bereit waren sich Voldemort anzuschließen. Bisher ist noch nichts davon an die Außenwelt gedrungen, doch spätestens in den nächsten Ferien werden einige Eltern ihre Kinder vermissen."
 

Er strich sich in einer fahrigen Geste über die übermüdeten Augen. Er sah furchtbar ausgelaugt aus.
 

"Es ist erschreckend, Albus. Die meisten von ihnen sind noch Kinder. Und kaum haben sie die Volljährigkeit erreicht werden sie in die Reihen der Nightshades aufgenommen und auf die Welt losgelassen."
 

Albus Dumbledore hatte seine Brille abgesetzt und massierte sich beunruhigt den Nasenrücken. Seine Stirn war in Falten gezogen.
 

"Das sind wahrlich schlechte Nachrichten, Severus. Aber ich danke dir, dass du etwas Licht in die Dunkelheit bringst, die uns dieser Tage umgibt. Zu vieles wird verborgen gehalten. Wir haben kaum Angriffspunkte." Er seufzte und setzte seine Brille wieder auf die Nase. Nachdenklich fixierte er seinen Gesprächspartner. "Meine Suche bezüglich des Anhängers blieb leider erfolglos, da ich einfach zu wenig Informationen habe. Es gibt viel zu viele magische Artefakte dieser Art, dass es ewig brauchen würde all diese auf ihre Auswirkung zu überprüfen." Er faltete seine Hände und legte sein Kinn darauf. "Ich möchte dich nicht bedrängen, aber hast du noch etwas über ihn in Erfahrung bringen können?"
 

Snape nickte zögerlich und begann zu berichten, was er aufgeschnappt hatte. "Die Nightshades haben ihn in ihren Besitz gebracht. Außerdem haben sie eine Universitätsprofessorin gefangen genommen, die sich auf magische Artefakte spezialisiert hat."
 

Albus Dumbledores Augen verdunkelten sich besorgt. Wie viele schlechte Nachrichten konnte er wohl noch ertragen? "Wenn sie soviel Aufwand um einen Anhänger betreiben und sogar eine Professorin gefangen nehmen muss er von großer Bedeutung sein. Und diese Frau weiß mit Sicherheit wie und was man damit anrichten kann."
 

Der Giftmischer nickte. "Und sie werden einen Weg finden, um sie zum reden zu bringen."
 

~*~
 

Die Frau zitterte. Es war kalt. Dunkel. Feucht. Ein abstoßendes Geräusch von kleinen, trappelnden Füßen durchbrach ab und zu die gespenstige Stille. Ratten? Vielleicht. Eventuell kleine raubtierähnliche Monster. Unsinn. Langsam wurde sie verrückt, was an und für sich ja auch kein Wunder war. Wer verlor nicht den Verstand, wenn er nur darauf wartete getötet zu werden?
 

Das Zittern hatte sich inzwischen auf ihre Beine ausgebreitet. Sie hatte ihren schweren Kopf auf die, an den Körper gezogenen, Knie gelegt, als wollte sie die Unruhe in ihren Gliedern somit stoppen. Abwesend schwang sie ihren zusammengekrümmten Körper vor und zurück. Vielleicht wollte sie sich in Bewegung halten, damit nicht auch noch das letzte bisschen Wärme aus ihr wich. Vielleicht tat sie es auch grundlos, ohne es zu bemerken. Ihr Geist war vernebelt. Seit man sie hierher gebracht hatte war niemand mehr aufgetaucht. Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Bisher hatte man ihr noch keine Schmerzen zugefügt. Die verängstigte Frau wusste nicht, ob dies nun positiv oder negativ zu deuten war. Wollte man sie nicht foltern, weil man dachte, dass es nicht nötig war, oder würde es noch vor ihr liegen?
 

Sie glaubte das Zittern allmählich in ihren Haarspitzen zu fühlen. Ihre Zähne wollten ihr nicht mehr gehorchen. Unaufhörlich krachten sie aufeinander.
 

Wie viel Zeit war eigentlich schon vergangen? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Es war eine ruhige milde Nacht gewesen, als man sie im Diagon Inn überbewältigt und gefangen genommen hatte. Man hatte ihr den Anhänger entwendet und ihren Begleiter, einen Auroren, mit dem sie seit Wochen durch Südengland floh, niedergeschlagen. Sie wusste nicht, ob er noch lebte, doch konnte sie sich an die zwei kleinen verhängnisvollen Wörter erinnern, die einer der Angreifer beinahe ausgespieen hatte. "Tötet ihn!" Töten. Wie konnte man nur so einfach über Leben und Tod eines Menschen entscheiden? Woher nahmen sie das Recht? Sie waren nicht Gott, sie waren nicht einmal mehr wert als andere Menschen. Nicht mehr wert als Muggel. Nein, sogar weniger. Sie waren Bestien. Grausame Monster, seelenlose Zombies, die einem kranken Irren dienten, der einfach nicht daran dachte endlich abzukratzen. Er musste schon an die siebzig Jahre alt sein und noch immer befehligte er Armeen von Todessern. Warum dachte nur niemand daran diesen alten Sack zu stürzen? War er denn nur von Feiglingen und Arschkriechern umgeben?
 

Sie stöhnte, als ihr Magen laut aufgrummelte und seinen Hunger kund tat. Sie hatte seit ungefähr drei Tagen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.
 

Wie lange würde sie wohl ohne Nahrung aushalten? War das vielleicht ihr Schicksal, elendig in dieser dreckigen kalten Hölle zu verdursten?
 

Nein, das hätten sie auch einfach haben können. Sie hätten sie gleich vor Ort in die ewigen Jagdgründe geschickt, wenn es keine Verwendung für sie mehr geben würde.
 

Einer der Todesser, die behaupteten keine Todesser zu sein (sie lachte spöttisch bei der Erinnerung an dieses Kommentar, auch wenn ihr alles andere als zum lachen zumute war), hatte etwas von einem Soulban gesagt und dass er sie mit Sicherheit verhören wollte. Bei dem erneuten Gedanken an die Verhör-Methoden fuhr ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie konnte sich in etwa ausmalen, wie so ein Verhör aussehen würde. Folter und schlimmeres. Vielleicht würden sie den Veritas-Fluch an ihr anwenden.
 

Oh wie sie sich wünschte nichts zu wissen. Wie gerne würde sie in die wütenden Gesichter sehen, wenn sie realisierten, dass es alles nur Zeitverschwendung war und sie rein gar nichts wusste. Doch dem war leider nicht so. Sie hatte magische Artefakte studiert und wusste so gut wie alles über die beiden verloren geglaubten Anhänger: das Auge des Horus und die Seele der Astarte.
 

"Verdammt", fluchte sie leise. Nicht einmal zum schreien hatte sie mehr die Kraft.
 

"Sie dürfen es nicht erfahren. Wenn sie erst das Auge finden ist alles verloren."
 

Verzweifelt vergrub sie ihren Kopf zwischen ihren Armen.
 

Aber was konnte sie schon tun? Alles, was ihr übrig blieb, war vergeblich auf Rettung zu hoffen, dem Ende entgegen zu bangen und sich schuldig zu fühlen, für all das Wissen, welches sie erbarmungslos an die dunkle Seite ausplaudern würde.
 

~*~
 

Sein Arm schmerzte noch immer, als würden die Feuer der Hölle durch seine Blutbahnen fließen, doch zeigte sich keine Regung in seinen emotionslosen Zügen, welche sein elfengleiches Gesicht zierten und die augenscheinliche Zerbrechlichkeit seiner Gestalt Lügen strafte.
 

Abwesend glitt sein Blick über die vielen Menschen, die sich, verborgen unter der Maske der Scheinheiligkeit, auf dieses Fest geschleppt hatten, um den Eintritt ihrer Söhne und Töchter in das Reich der Dunkelheit zu feiern, ungeachtet der Tatsache, dass sie ihr eigen Fleisch und Blut an den Teufel verkauft hatten.
 

Doch woher kamen diese plötzlichen Zweifel, diese radikalen Gedanken gegen seinen Führer... nein, gegen den Führer seines Vaters?
 

Aus der Tiefe, aus dem Nichts?
 

Er erstickte sein lautloses Seufzen in einem Schluck des teuren Weines, welcher geschmacklos an seinen betäubten Sinnen vorbeischlich und sich, begleitet von einem wohligen Gefühl der Wärme, in seinem Inneren breit machte.
 

Resigniert ließ er das leere Glas sinken.
 

"Du bist also der junge Malfoy."
 

Der Angesprochene drehte sich bei dem unerwarteten Klang einer ziemlich jungen weiblichen Stimme überrascht um. Ein Mädchen von vielleicht achtzehn Jahren hatte sich zu ihm gesellt. Sie war von schlanker Statur. Leuchtend braune Locken fielen locker über ihre schmalen Schultern und umrahmten ihr aristokratisches Gesicht. Ihre wachen dunklen Augen musterten ihn spöttisch.
 

"Der bin ich", gab er knapp und unfreundlich zurück. Wären andere ihrer Schönheit schon binnen weniger Minuten verfallen war Malfoy nicht im mindesten beeindruckt.
 

"Und mit wem habe ich die Ehre", fragte er eher aus gezwungener Höflichkeit, als echtem Interesse.
 

Des Mädchens blutrote Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln.
 

"Mein Name ist Aureli Soulban."
 

Malfoy hob erstaunt die Augenbrauen. "Die Tochter des Direktors", bemerkte er überflüssigerweise.
 

Wieder schlich sich ein spöttisches Glitzern in die Augen des älteren Mädchens.
 

"Was verschafft mir das Vergnügen?" Malfoys Widerwillen an diesem Gespräch war nunmehr unverkennbar.
 

"Ich wollte nur sehen, was den jüngsten Zugang meines Vaters auszeichnet, dass er bereits mit fünfzehn", ihre zarten Lippen verzogen sich erneut zu einem spöttischen Lächeln, "in die Reihen der Nachtschatten aufgenommen wird. Doch ich kann leider nichts auffälliges erkennen, was diese Entscheidung rechtfertigt. Es muss wohl wieder Geld im Spiel gewesen sein, wie so oft ein wirkungsvolles Mittel der Überzeugung."
 

Sie warf spielerisch ihr Haar in den Nacken und verschränkte die dünnen Arme vor der Brust.
 

Malfoy ging nicht auf ihre Provokation ein. Ruhig langte er nach einem weiteren Weinglas, welches ein umherirrender Hauself servierte, führte es in einer grazilen Bewegung zum Mund, welcher sich inzwischen ebenfalls zu einem selbstgefälligen Lächeln geformt hatte und spülte das Grinsen hinfort. Als er das Glas schließlich wieder sinken ließ antwortete er vollkommen gelassen: "Mag schon sein, dass mein Vater gewisse Angebote diesseits getätigt hat, doch bin ich mir sicher, dass Ihr Vater, als engagierter und loyaler Mann, sich nicht auf eine solch niedere Bestechung eingelassen hat."
 

Malfoy schenkte ihr ein weiteres abfälliges Lächeln und für einen Moment glaubte er einen dunklen Schatten des Zorns in Aureli Soulbans Augen aufflackern zu sehen, ehe diese Erscheinung einem amüsierten Glitzern wich.

Mit wehendem Haar wandte sie sich um. "Wir sehen uns noch, Malfoy."

Und diesmal schenkte sie ihm ein echtes Lächeln.
 

~*~
 

Die Initiierung und das Fest danach hatten ihn die Ereignisse der letzten Wochen fast vergessen lassen, doch kaum stand er wieder in dem Büro des Direktors von Durmstrang kamen die Erinnerungen an den Anhänger zurück.
 

Stramm und stolz stand er da, ließ den Vortrag Soulbans an sich vorbeiziehen und musterte starr die Wandteppiche hinter dem mächtigen Schreibtisch.
 

Wie ihm all das gegen den Strich ging. Seit er bei diesen verdammten Nightshades war hieß es nur noch Befehle ausführen. Wie er es hasste für andere schuften zu müssen. Natürlich war es ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass sich so einiges ändern würde, wenn er nach Durmstrang gehen würde. Aber er hatte wenigstens gehofft die Schule beenden zu können, ehe er sein Leben einem anderen schenken musste. Nun war er 15 und es war bereits verschenkt.
 

Ungehört sprudelten die Worte Soulbans über ihn ein. Es ging wohl wieder um den dämlichen Anhänger und das gefangene Schlammblut. Man hatte sie vor zwei Tagen in eine dunkle Zelle gesperrt. Das Verhör hatte wegen der Festlichkeiten warten müssen. Ob sie nun noch lebte war eine andere Frage. Malfoy war sich ziemlich sicher, dass niemand auch nur im entferntesten daran gedacht hatte der Frau etwas zu essen zu bringen. Er würde nachher wohl mal vorbeischauen und vielleicht etwas gutes tun...vielleicht...
 

~*~
 

Sie musste wohl eingeschlafen sein, denn als ein leises Quietschen ihre Aufmerksamkeit auf sich zog schreckte sie überrascht zusammen, als hätte man sie aus einer Art Dämmerzustand gerissen. Ihr Blick wanderte fahrig zur Tür, die sich langsam öffnete und grelles Licht in die Dunkelheit warf.
 

Ihre Muskeln verkrampften sich und sie versuchte sich noch tiefer in die Wand zu pressen, als wolle sie mit ihr verschmelzen.
 

Eine schwarzgekleidete Gestalt trat auf sie zu. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen und verbarg jegliche menschliche Züge. Ob ihr Gegenüber nun höhnisch grinste oder sie einfach nur angewidert anstarrte konnte sie nicht sagen. Ebenso wenig wie sie sagen konnte, ob dies nun ein Todesser oder Nicht-Todesser war, aber sie konnte ja schlecht fragen, ob die Gestalt mal eben den linken Ärmel hochkrempeln konnte, damit sie sich versichern konnte, ob er ein Dunkles Mal trug. Allein dieser Gedanke erschien ihr schon lächerlich.
 

Die verhüllte Gestalt hob den rechten Arm, wobei der schwarze seidene Stoff ein wenig verrutschte und weiße Haut offenbarte. Ein dürrer Zauberstab ruhte locker zwischen den langen elfenbeinfarbenen Fingern.
 

Die Augen der Gefangenen weiteten sich entsetzt. Jetzt würde es also geschehen. Jetzt war alles aus. Sie fühlte sich so hilflos, nicht einmal ein Schrei wollte ihrer verkrampften Kehle entweichen.
 

Die Gestalt vor ihr murmelte einen leisen Fluch und eisblaues Licht trat aus der Spitze des Zauberstabes und ging auf sie nieder. Es tat nicht weh, noch spürte sie ihre Sinne schwinden. Alles was sie bemerkte war ein Kribbeln im Hals. Ihr Mund öffnete sich, sie wollte etwas sagen, wollte schreien, seufzen, wenigstens wimmern, aber ihre Stimme war weg.
 

Verwirrt blickte sie zu dem Eindringling auf. Er hatte den Silencio-Fluch auf sie angewandt. Doch warum? Sollte sie nicht verhört werden? Oder wollte er sich nur ihr Geschrei auf dem Weg zu diesem Soulban ersparen?
 

Der vermeintliche Todesser ging vor ihr in die Knie, wobei seine Gelenke bedrohlich knackten, als wären sie schon alt und eingerostet. Sie erhaschte einen kurzen Blick unter die Kapuze und erkannte ein blasses zerfurchtes Gesicht, eingerahmt von schwarzen glatten Haaren.
 

Ehe sie etwas sagen konnte, was an und für sich recht sinnlos war, da ihre Stimme noch immer gelähmt war, begann der Mann zu sprechen.
 

"Ich werde Sie jetzt hier raus holen. Verhalten Sie sich vollkommen ruhig", erklärte er mit besänftigender tiefer Stimme, von der, wie sie es auffasste, keine Bedrohung ausging. "Alle Fragen werden später beantwortet." Er warf ihr eine schwarze Robe vor die Füße und erhob sich wieder. "Ziehen Sie das an und dann kommen Sie. Wir haben nicht viel Zeit."
 

Die Frau starrte überrascht auf die Robe, dann auf ihren Gegenüber. War das ein übler Scherz und würde man sie wirklich hier raus holen? Es könnte eine Falle sein...aber wenn schon. Sie hatte nichts zu verlieren.
 

Entschlossen griff sie nach der Robe und streifte sie über ihre Muggelklamotten, die sie bei der Flucht durch England getragen hatte. Der Fremde trat näher und hob seine Hände. Ängstlich stolperte sie einige Schritte zurück, doch er hatte sie gepackt und hielt sie fest. Ihr Mund öffnete sich zu einem leisen erschrockenen Schrei, doch sie blieb stumm. Wirklich praktisch so ein Fluch.
 

"Halten Sie still, ich tu Ihnen schon nichts", meinte er miesgelaunt (der sanfte ruhige Ton war aus seiner Stimme verschwunden, als hätte er dort überhaupt nicht hingehört), als er sich an ihrer Robe zu schaffen machte und ihr schließlich die Kapuze tief ins Gesicht zog, die ihr Blickfeld beträchtlich einschränkte. Mit der Schwere der Robe auf ihrem Körper überkam sie plötzlich ein Gefühl der Sicherheit, als würde der dunkle Stoff sie verschlucken und für ihre Umwelt und all die Pein in den kalten Gemäuern unsichtbar und ungreifbar machen.
 

Die Universitätsprofessorin atmete erleichtert auf. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren...
 

~*~
 

Er wollte es tatsächlich tun?! Wie kam er dazu? Was interessierte ihn ein verdammtes dreckiges Schlammblut? Wieso machte er sich überhaupt Sorgen, ob sie verhungern könnte?
 

Draco verstand es nicht. Er verstand sich nicht länger...oder vielleicht viel besser als je zuvor? Vielleicht war ein Licht in ihm aufgegangen, hatte ihm gezeigt, dass all das hier falsch war. Aber es war zu spät für Einsicht. Er war nun ein Nightshade und war dazu verdammt einst Todesser zu werden.
 

Warum sträubte er sich also noch immer gegen die dunkle Seite von ihm, wenn alles Aufbegehren doch ohnehin längst zwecklos war?
 

Und wenn er näher darüber nachdachte, so würde ihm der Weg, den sein Vater ihm geebnet hatte doch Macht bringen. Er würde in die Fußstapfen seines Vaters treten, würde Reichtum und Ruhm erringen, ein bedeutender einflussreicher Mann werden, der alles haben konnte, was er wollte. War es nicht das was er wollte?
 

Er hatte inzwischen den Korridor passiert in dem die Zelle lag. Es war Abend. Der fensterlose Gang war von Fackeln erhellt, die unruhige Lichtspiele durch den steinernen Flur warfen. Seine Schritte wurden leise von den Wänden zurückgeworfen und verbanden sich mit dem unheilvollen Knistern des Feuers. Er wusste nicht warum, doch ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Vielleicht war es der Gedanke, dass er gegen die Vorschriften verstieß, dass er seit langem endlich einmal wieder etwas aus eigenem Antrieb tat. Vielleicht gefiel ihm der Gedanke ungehorsam zu sein und einem dreckigen Schlammblut zu helfen, entgegen seiner harschen Erziehung. Doch das Lächeln verschwand schon sehr schnell, als er einen Blick nach vorne warf. Die Tür am Ende des Ganges, die unter normalen Umständen verschlossen sein sollte, denn das war schließlich der Zweck einer Zelle, nämlich Gefangene gefangen zu halten, stand offen. Alarmiert hielt er inne. Er blinzelte, doch das Bild blieb. Augenblicklich waren seine Muskeln und seine Sinne bis zum Zerreißen angespannt.
 

Lautlos stellte er das Tablett beiseite und zog seinen Zauberstab.
 

Da war etwas faul. Wie hatte sie ohne Zauberstab die Tür öffnen können? Das war unmöglich. Es musste ihr jemand geholfen haben. War jemand zu ihrer Rettung gekommen? Aber woher wussten sie, wo man sie gefangen hielt? Niemand wusste von Durmstrang. Nicht einmal die Auroren... Oder etwa doch?
 

Wie ein lauerndes Raubtier pirschte er näher und spähte durch den offenen Spalt. Die Zelle war nicht leer. Er konnte zwei Gestalten ausmachen. Eine davon war die Gefangene, die nun eine Todesserrobe trug. Der andere Todesser stülpte ihr soeben die Kapuze über und verbarg ihr langes blondes Haar.
 

Sie waren also noch nicht geflohen. Er brauchte nur die Tür schließen und beide wären gefangen. Der Ruhm wäre ihm gewiss. Nicht nur, dass er eine Flucht verhindert hätte, nein, er hätte zudem noch einen Verräter entlarvt oder zumindest denjenigen, der sich unter der schwarzen Kapuze verbarg. Dann würde Soulban einsehen, dass er nicht nur ein kleines Licht war und dass er trotz seiner 15 Jahre den anderen gleichwertig, wenn nicht gar überlegen war. Natürlich war das Zuschlagen einer Tür keine große Sache. Das hätte selbst ein Kleinkind fertig gebracht, doch er konnte immerhin noch einen kleinen Kampf dazuerfinden. Kämpfe kamen immer gut.
 

Doch er vergas seinen Plan sehr schnell wieder, als er die Stimme des vermeintlichen Verräters vernahm und erkannte. Das konnte doch nicht...hatte er sich getäuscht oder war das die Stimme seines ehemaligen Hauslehrers, Zaubertranklehrers und Patenonkels Severus Snape? Das war unmöglich. Warum sollte der Jugendfreund seines Vaters, der zusammen mit Lucius Malfoy das Todessermal in Empfang genommen hatte, dieses Schlammblut befreien? Was hatte das für einen Sinn?
 

Mit zitternden Fingern griff er nach der Tür und zog sie etwas weiter auf, um schließlich lautlos durch den Spalt zu schlüpfen. Es war dunkel in der kleinen fensterlosen Kammer, stickig und kalt. Noch hatte ihn der Giftmischer nicht gesehen, doch die Frau schien bemerkt zu haben, dass durch sein Eintreten das Licht der Fackeln außerhalb der Zelle für einen kurzen Moment aus der Kammer ausgeschlossen war.
 

Ihre Augen wurden groß und ihr Mund öffnete sich zu einem erschrockenen Schrei, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Snape musste sie mit einem Schweigezauber belegt haben. Mit Sicherheit um eine Szene zu vermeiden.
 

Snape fuhr erschrocken herum. Er erkannte den Blondschopf und zog sich die Kapuze hastig noch tiefer ins Gesicht, als wolle er verhindern, dass jemand sein Gesicht erblickte.
 

"Lass das Versteckspiel, Sev", ertönte Dracos enttäuschte Stimme. Er schüttelte den Kopf und trat näher. Ohne den Blick von seinem Patenonkel zu nehmen schloss er die Tür und verriegelte sie magisch.
 

"Was machst du hier?" fragte er leise, als befürchtete er, dass sein Zorn ihn überwältigen könnte und er zu schreien beginnen würde. "Oder vielmehr warum machst du das hier, denn dass du das Schlammblut befreien willst ist offensichtlich?"
 

Er hatte seinen Zauberstab erhoben und deutete damit entschlossen auf das Herz des Mannes, den er glaubte zu kennen.
 

Snape hatte alle Farbe verloren, wenn dies überhaupt möglich war, da seine Haut schon immer recht blass war. Des Versteckspiels überdrüssig schob er seine Kapuze vom Kopf und entblößte sein zerzaustes schwarzes Haar.
 

"Dray, ich..." Er brach ab, atmete tief durch und nahm erneut Anlauf. "Du bist jetzt also ein Nightshade, gratuliere." Ein trauriges Lächeln stahl sich auf seine trockenen Lippen.
 

"Spar dir das, Sev. Warum handelst du gegen Soulban? Hat Voldemort irgendetwas befohlen?"
 

Der Todesser schüttelte müde den Kopf. "Du verstehst nicht, Draco. Das hat nichts mit Voldemort oder Soulban zu tun." Er senkte den Kopf und schien zu überlegen. "Sag mir, Draco, gefällt dir, was du tust? Das hier?" Er hob seine Arme und breitete sie nach beiden Seiten aus, als wolle er den ganzen Raum umfassen. "Gefällt es dir ein kleiner Diener zu sein, ständig gehorchen zu müssen, behandelt zu werden, wie ein Untergebener?"
 

Der blonde Ex-Slytherin biss sich wütend auf die Unterlippe und ballte die Fäuste. "Vielleicht mag ich jetzt nur ein kleiner Untergebener sein, aber jeder fängt klein an und sobald ich dich an Soulban ausgeliefert habe wird er einsehen müssen, das in mir weit mehr Potential steckt als in seinem ganzen dreckigen Haufen stinkender Speichellecker."
 

Severus Snapes Gesichtszüge verhärteten sich bitter. "Du würdest mich ausliefern, nach allem, was ich je für dich getan habe, nur um des Ruhmes Willen? Denk doch einmal klar, Dray. Was erwartet dich denn hier? Gewalt und Tod. Skrupellosigkeit und Wahnsinn. Ist es das, was du willst? Willst du dein Leben lang nur hilflose Menschen töten, dich an ihrem Leid ergötzen und ewig unter Alpträumen leiden?"
 

Der junge Nightshade verharrte einige Minuten reglos, ehe er entschieden den Kopf hob. "Nein."
 

"Nein?" Der Zaubertränkelehrer schien ein wenig verwirrt, war er wohl nicht sicher, auf welche der vielen Fragen sich die Antwort nun bezog, obwohl ein "nein" durchaus ein positives Zeichen war, egal auf welche Frage.
 

"Nein, ich werde dich nicht ausliefern!" antwortete er nun präziser. "Du kannst gehen!"
 

Snape beäugte ihn misstrauisch und rührte sich nicht von der Stelle. War das eine Falle? Würde ihn sein Patenkind, das er wie einen eigenen Sohn liebte, würde es ihn wirklich in eine Falle locken? Würde es ihn einfach so gehen lassen und damit den Zorn anderer auf sich ziehen und in Kauf nehmen bestraft zu werden?
 

"Worauf wartest du? Ich hab dir grade deine Flucht geebnet, also steh hier nicht sinnlos herum, sondern flieh auch!" ermahnte Malfoy seinen ehemaligen Lehrer gehetzt.
 

"Was ist mit dir?" fragte ihn sein Patenonkel stattdessen, ohne sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren.
 

"Ich komm schon klar, keine Sorge", meinte der Angesprochene scheinbar gleichgültig.
 

Severus Snape überlegte eine weitere Sekunde, packte dann die noch immer stumme Professorin am Arm, warf einen letzten schwer zu deutenden Blick zu Draco und verschwand aus der bedrückenden Zelle. Er würde sehen, wie weit er kam. Er würde sehen, ob Draco ihn verriet, ob das Spiel aus war, ob seine Tarnung auffliegen würde und er für Albus nutzlos werden würde. Alles hing an Draco. Er würde schon sehen, wie sein Patenkind entscheiden würde.
 

Und Draco hatte seine Entscheidung bereits getroffen. Schwer sank er an der rauen Steinwand zu Boden, vergrub seine Hände in seinen blonden Haaren und seufzte.

"Dafür werd ich bezahlen müssen..."
 

~*~
 

"Die Gefangene ist geflohen? GEFLOHEN?! Wie darf ich das verstehen?" Wütend stampfte Soulban in seinem Büro auf und ab. Seine Schreie mussten noch drei Etagen tiefer zu hören sein. "Lass mich überlegen. Dieses dreckige unfähige Mudblood war eingesperrt - OHNE Zauberstab, OHNE Essen und Trinken. NIEMAND weiß von Durmstrang, NIEMAND weiß von ihr. Wer sie ist, wo sie ist. WIE also - deiner Meinung nach - soll dieses...dieses Ding entflohen sein?!"
 

Soulban hielt in seinem Zornesmarsch inne und sah überlegen auf seinen recht kleinen Gegenüber herab.
 

"Sie muss Hilfe gehabt haben", meinte der blonde Nightshade unbewegt. Die Schreie Soulbans hatten ihn nicht einschüchtern können. Er wusste längst, was ihn erwartete und er hatte sich damit abgefunden.
 

"Hilfe", spie der Ältere verächtlich aus. "Hilfe sagst du?! Tatsächlich?! Und wer sollte ihr geholfen haben, wenn doch niemand weiß, dass wir sie hier gefangen halten?"
 

Draco hatte den Direktor Durmstrangs noch nie in so schlechter Laune erlebt. Strikt und gefürchtet war er von vielen, doch sein momentaner Zustand hätte wohl so einigen tapferen Nightshades die Hosen gewässert.
 

"Nun", begann Draco selbstsicher, "anscheinend gibt es doch jemanden, der sowohl von Durmstrang, als auch dem Anhänger weiß." Er wusste nicht, woher seine Ruhe und sein Mut kamen, doch er empfand sie als willkommene Stärken im Kampf gegen die bevorstehende Bestrafung.
 

Seine Augen trafen die kalten emotionslosen Augen seines Gegenübers. Kein Funken der wallenden Wut, die verbal auf ihn niederbrach, spiegelte sich in ihnen wieder. Sein Blick schweifte weiter in die hinteren Ecken des Büros, dort, wo sie stand, Aureli Soulban, mit verschränkten Armen, glänzendem Haar und belustigtem Gesichtsausdruck auf den engelsgleichen Zügen. Er schenkte ihr ein arrogantes Lächeln und wandte sich wieder an ihren tobenden Vater, der seinerseits wieder begonnen hatte auf und ab zu gehen, während er seinen Zauberstab bedrohlich auf seine hohle Handfläche tippte.
 

"Und du hast nicht zufällig gesehen, wer dieser jemand war?" fragte der Grauhaarige mit bedrohlichem Unterton.
 

Draco schüttelte augenblicklich die silberblonden Haare. "Nein, Sir, sie waren bereits verschwunden, als ich bei der Zelle ankam."
 

"Wo wir beim Thema sind, was wolltest du eigentlich in der Zelle?" fragte er lauernd, als warte er nur auf ein Geständnis.
 

"Ich wollte der Gefangenen etwas zu essen bringen, damit sie nicht vor dem Verhör verhungert", gab Malfoy trocken zurück, schon beinahe vorwurfsvoll, da niemand an die Frau gedacht hatte und sie auch hätte verdursten können, anstatt zu fliehen, was zu dem selben Ergebnis führte, nämlich, dass sie jetzt nichts mehr in der Hand hatten.
 

Aus den Augenwinkeln sah der silberblonde Malfoy wie Aureli ihre Position verließ und näher trat, als würde sie plötzlich mehr Interesse an der Diskussion zeigen. Sie setzte sich auf die vordere Kante des Schreibtischs und musterte ihn gespannt.
 

"Er hat seinen Job gut gemacht, Vater. Im Gegensatz zu anderen hat er mitgedacht", säuselte sie dem Angesprochenen über die Schulter. "Dafür willst du ihn doch nicht bestrafen, oder? Er hat ihre Flucht nur entdeckt, nicht verursacht. Ohne ihn wäre sie vielleicht noch immer unentdeckt. Warum bist du also so wütend?"
 

Draco zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. Verteidigte sie ihn etwa? Welchen Grund hatte sie dafür? War es Mitleid? Nichts verabscheute er mehr als Mitleid. Mitleid bedeutete er war schwach, was er keineswegs war.
 

Soulban atmete einmal tief durch und versuchte seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Er verlor nie vor seiner Tochter die Fassung, doch war er nicht gewillt sich von ihr in Gegenwart von Untergebenen etwas vorschreiben zu lassen.
 

"Aber nicht doch, Liebes. Ich bestrafe ihn nicht, ich erteile ihm nur eine Lektion, die ihn für die Zukunft stärkt." Mit einem süffisanten Lächeln hob er seinen Zauberstab. "Crucio!"
 

Dann ging alles ganz schnell. Aureli stieß einen leisen erschrockenen Schrei aus, während Malfoy zu Boden sackte und seinen Kopf zwischen den Armen verbarg. Seine Finger verkrampften sich in Fäuste und seine Zähne gruben sich in seine Unterlippe, als er verzweifelt die Schreie, die seiner Kehle entrinnen wollten, zu ersticken versuchte. In seinem Körper explodierte ein Schmerz, der ihm so vertraut und doch immer wieder aufs neue fremd war. Er würde sich nie an diese unnatürlich qualvolle Pein gewöhnen können, die sein Blut zum Kochen brachte, an seinen Organen riss und seine Lunge zusammendrückte. Seine Haut brannte, als würde sie in Feuer stehen und seine Nerven schrieen in Todesqualen, während er selbst still blieb und nur das Zucken seines gepeinigten Körpers von seinen Leiden berichtete.
 

Aureli hatte die Hände zum Mund erhoben und starrte aus aufgerissenen Augen auf die zusammengekrümmte Gestalt. Sie hatte schon oft den "Spielchen" ihres Vater zugeschaut, hatte sie missbilligt, aber geduldet. Doch nie zuvor hatte sie gesehen, wie er den Cruciatus an einem Minderjährigen, einem wehrlosen Kind anwandte.
 

Doch der Junge vor ihren Augen war kein Kind mehr, wie ihr bald bewusst wurde, und wehrlos schon gar nicht.
 

Ihr Vater endete den grausamen Fluch ohne das auch nur ein Laut über die Lippen des Blondhaarigen gedrungen war. Mit zitternden Armen drückte er sich vom Boden, richtete sich wackelig und dennoch grazil auf und begegnete dem Blick Soulbans mit Entschlossenheit und Härte. In einer raschen Bewegung wischte er sich das Blut von den aufgebissenen Lippen und strich sich die gelösten Haarsträhnen aus dem Augen, deren Pupillen von den Folterqualen noch unnatürlich geweitet waren.
 

Soulban schenkte ihm ein sardonisches Lächeln, ehe er sich umwandte und sich hinter seinem Schreibtisch niederließ.
 

"Das war dann alles. Du kannst dich zurückziehen."
 

Draco verdrehte kaum sichtbar die Augen und unterdrückte ein leises wütendes Knurren. Er würde nie begreifen, wieso sich Menschen am Leid anderer ergötzen konnten. Was hatten sie denn davon, dass sich jemand vor ihnen auf dem Boden in Schmerzen wand? Befriedigte das in ihnen irgendeine perverse Leidenschaft? Oder benötigten sie einfach den Kick ihre Macht spielen zu lassen?
 

Snape hatte recht. Er wollte so ein Leben nicht. Er wollte nicht irgendwann in der Rolle Soulbans stecken und ebenso grausam über andere richten. Aber wie sollte er aus diesem Teufelskreis wieder herauskommen? Es gab kein Zurück, wenn die Dunkelheit schon die Klauen nach einem ausstreckte.
 

War das Licht schon zu weit entfernt?
 

Snape musste ihm Antworten geben...auf alles...
 

Mit einem knappen geheuchelt ehrergebenen Nicken wandte er sich langsam um und verließ den Raum.
 

"Ein bemerkenswerter Junge, nicht wahr?" Soulban hatte ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen, als er seine Tochter betrachtete, welcher der Schreck noch immer anzusehen war. "Glaubst du jetzt immer noch, dass nur Geld bei seiner Aufnahme zum Nightshade mitspielte?"
 

Aureli bedachte ihren Vater mit einem langen Blick, indem sowohl Unglaube wie auch Missbilligung, vielleicht sogar Verachtung zu lesen waren, schüttelte dann verwirrt den Kopf und folgte Draco aus dem Saal. Hinter sich konnte sie noch das amüsierte Lachen ihres Vaters hören.
 

Sie atmete tief durch, als Einsicht sie traf. Der Dunkle Lord hatte ihres Vaters Sinne vernebelt. Von dem einst so stolzen und gerechten Mann, der er einstmals war, war kaum noch etwas zu spüren. Er hatte sich verändert, wahrlich, und heute hatte sie es zum ersten Male erkannt. Dieser blonde Nightshade hatte ihr die Augen geöffnet. Endlich konnte sie klar sehen...
 

~*~
 

A/N: Kennt ihr mich eigentlich noch *gg* so lang ist's schon her, soooooorry leutz, aber ich hab die meiste zeit an meiner anderen FF "Auf der Suche nach Glück" gearbeitet. Ich hab sie jetzt fast fertig, nur noch ein ende muss ich schreiben *freu*
 

Ich hatte in diesem Kapitel schon wieder so viele Ideen und so viele Seiten, die beleuchtet werden, dass meine eigentlichen vorangekündigten Szenen doch erst im 27. Kapitel geschehen werden, aber dann endlich wird uns Arabella Figg wieder mit ihrer Anwesenheit beehren und Spruce kommt mal wieder mehr zum Zuge, es wird etwas enthüllt huuuui, wie spannend *gg* außerdem erfahren wir mehr über die befreite Professorin, über das Amulett, über Draco und Aureli und auch usner Liebling Jin darf natürlich nicht fehlen, also stay tuned und schreibt mir was nettes ^_______^
 

Man liest sich

Feary



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Leviath
2005-05-25T17:16:27+00:00 25.05.2005 19:16
Hm.. jetzt weiß ich, warum ich den 2. Teil dieser geschichte noch nciht ausgedruckt bei mir liegen habe..
sie ist noch nicht fertig? Oo
Seit über einem Jahr kein einziges neues Kapitel mehr geladen... *schnüff*
Kommt noch was neues, oder hast du diese FF völlig vergessen?
Das fände ich äußerst schade.. wirklich...
Von:  Viebi
2004-05-30T14:31:40+00:00 30.05.2004 16:31
Sorry das ich erst jetzt ein Kommi dazu abgebe!-.-
Ich weis ich bin die Schnellste! ><++++++
Lassen wir das!!!^^°°°°
Einfach genial...also so wir immer!! *lol*
*Hundeblick aufsetzt* Bitte schreib schnell weiter! UU"" Ich weis ich bin schlimm und nerve...!

bye sagt deine Viebi =^-^=""""""""
Von:  HorusDraconis
2004-04-27T08:42:35+00:00 27.04.2004 10:42
Die Geschichte ist dir echt gelungen. Der Sohn Voldemorts bringt Spannung rein. Kannst du bei Gelegenheit ne Charbeschreibung dazu abgeben?
Von: abgemeldet
2004-04-19T15:25:10+00:00 19.04.2004 17:25
Hey!
Die Story wird langsam wirklich sehr interessant. Wird Zeit,dass du ma weiterschreibst,damit wir antworten bekommen^^
Was du jetzt mit Draco und Aureli machst möchte ich wissen.Und soweiso,wie's weitergeht.
mfg
Von: abgemeldet
2004-04-14T10:34:23+00:00 14.04.2004 12:34
die sache mit draco und aureli scheint interessant zu werden :-)
sehr guter teil, ich freu mich auf den nächsten.
Von:  Leviath
2004-03-17T18:47:22+00:00 17.03.2004 19:47
Ich hoffe es geht bald weiter mit deiner Geschichte!
Find die voll spannend!
*auf Fingernägeln rumbeiß*
Weiter weiter weiter ^^
*diese FF auch in meine Fovouriten geteckt hab *g*

Bye Sirius
Von:  Leviath
2004-03-17T18:46:02+00:00 17.03.2004 19:46
Ich hoffe es geht bald weiter mit deiner Geschichte!
Find die voll spannend!
*auf Fingernägeln rumbeiß*
Weiter weiter weiter ^^
*diese FF auch in meine Fovouriten geteckt hab *g*

Bye Sirius
Von:  KimRay
2004-02-14T23:27:33+00:00 15.02.2004 00:27
*gggggggggggrrrrrrrrrrrrrrrr*

Dritter Versuch jetzt, einen Kommi zu schreiben! Du siehst, ich bin hartnäckig!

Sosososo! Jetzt hab ich es gelesen! Und es bewegt sich in die Richtung, die ich gehofft!Habe!Sorry,ich weiß,und ich schätze, Du auch, ich bin voreingenommen! KimRay eben!

Also! Eins bewundere ich immer wieder aufrichtig und das ist Deine Fähigkeit neue Charas zu schaffen! Ich hab es einmal versucht und bin kläglich gescheitert!

Mal ehrlich! Das ganze nimmt für mich eine überraschende Wendung, dass unser guter Malfoy so schnell zu Sinnen kommen würde, hätte ich nicht erwartet! Ich bin ehrlich gespannt, was da raus kommt und ich hoffe, dass Du uns nicht solange warten lässt!

Auf den Ausgang dieser Story bin ich echt gespannt! Sie hat ne ganze Menge Ecken und Kanten und das mag ich ungemein, denn man weiß nie,was als nächstes kommt!

So denne!

Grüße Kim Ray!

PS: Hoffe ich kann auch bald von mir behaupten endlich was zu bewegen! Konzept ist jedenfalls irgendwie ins Wanken geraten! *gggrrrrrrrrrr* Ich hasse es nicht zu wissen, wo es lang geht!
Von:  KimRay
2004-02-14T22:32:06+00:00 14.02.2004 23:32
So! jetzt führt hier gerade jemand einen Freudentanz auf! hab mich schon gefragt, ob es hier irgendwann weiter geht!

Ha! Na endlich! Zeit wird's! So! Jetzt werd ich das erst mal lesen!

Nochmal, Grüße KimRay!
Von: abgemeldet
2004-02-13T21:32:56+00:00 13.02.2004 22:32
Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass du weiter schreibst!!!!!
Jetzt kann ich nur sagen, dass dir der Teil echt gelungen ist.
Bitte schreib schnell weiter


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