Zum Inhalt der Seite

What I've Done

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dark Nights

What I’ve done
 

Kapitel 1
 

Völlig übermüdet lief der Jugendliche durch die nur mäßig erleuchteten Straßen und Gassen Tokios. Es war irgendwann im März, welches Datum genau es war, wusste er nicht. Die einzige Wärme, die der Junge spürte war die, die von seiner schwarzen Vanille Zigarette, die in seinem Mundwinkel steckte. Sein schwarzes Haar hatte er einseitig in sein Gesicht gekämmt und im Moment trug er ein etwas schlabberiges Oberteil, das seine viel zu schlanke und zerbrechlich wirkende Erscheinung versteckte und dazu eine Armyhose, die ihre besten Tage auch schon hinter sich hatte. Seine Füße wurden nur von schwarz-rot karierten Vans bedeckt, weswegen seine Zehen erbärmlich kalt waren.

Seufzend durchstreifte er nun den Park, setzte sich auf eine Bank, die mitten im Park stand. Er war wirklich ziemlich müde, sodass dunkle Ringe sein jugendliches, schönes Gesicht zierten. „Yuu.“ Hörte er nur seinen Namen und blickte auf. Nicht allzu weit entfernt stand eine Gestalt, die ihn auffordernd ansah. Sofort verstand Yuu, was die Person von ihm wollte: Es war sein Dealer, der ihm alles besorgen konnte, was sich der Junge nur erträumen ließ.

Warum er so etwas überhaupt nahm? Speed? Ecstasy? Heroin? Anfänglich war es eine Erleichterung für ihn gewesen, als ihn seine Eltern ohne Vorwarnung auf die Straße gesetzt hatten, doch nun war es einfach nur seine Sucht, die ihn dazu trieb, denn wirken taten die Drogen schon lange nicht mehr.

Yuu ging auf seinen Dealer zu und streckte ihm die Hand entgegen, worin er ein paar Geldscheine hielt. Mit einem Händeschütteln überreichte Yuu ihm so das Geld und erhielt dafür seine Drogen. Nachdem die geschehen war trennten sich die beiden schon wieder und der junge Japaner ging erneut auf die Bank zu, von der er sich gerade erst erhoben hatte. Er zog die Beine mit auf die Sitzfläche und schlang die Arme um diese, wobei er leise seufzte. Er hasste sich selbst dafür, dass er so schwach war und den Betäubungsmitteln nicht standhalten konnte. Doch noch mehr verachtete er sich dafür, dass er auf den Strich gehen musste, um das Geld für die Drogen zu bekommen.

Jedes mal musste er sich danach übergeben, aus Ekel, Ekel vor sich selbst.

Je mehr seine Gedanken abtrieben, weg von der Realität, desto näher kam er der Traumwelt und dem erholenden Schlaf, der ihn nun endlich – nach ungefähr zwei Tagen – einholte.
 

„Oni-chan,“ Sanft lächelnd drehte sich Yuu zu seiner jüngeren Schwester um und fing sie auf, da sie ihm förmlich in die Arme sprang. „Hey, nicht so stürmisch,“ meinte er lächelnd. „sonst landen wir beide noch im Schnee.“ „oniiii-chaaaaaaaaan~“ rief die Kleine begeistert, als sie sich zusammen drehten. „Komm, gehen wir nach Hause, sonst erkältest du dich noch.“ sprach Yuu sanft. Er liebte seine Schwester über alles und das sah man auch. Seine Eltern waren nicht gerade vorbildlich: Beide waren Alkohol abhängig und gewalttätig. Yuu war der einzige, der sich um seine kleine Schwester kümmerte und sie liebevoll umsorgte. Nun ergriff er die Hand seiner Schwester und lief mit ihr über den Zebrastreifen, als er auf einmal Reifenquietschen und Schreie hörte. Mit schockgeweiteten Augen drehte er sich herum und-
 


 

Mit einem Mal wachte der Japaner auf und viel von der Bank, richtete sich schnell atmend und zitternd auf. Schon wieder, dachte er sich und schüttelte den Kopf. Langsam setzte er sich wieder auf die Bank und begann zu fröstelnd. Wie viel Uhr wohl war? Fast im selben Augenblick begann die Turmuhr in der Nähe zu schlagen: 2 Uhr am Morgen.

Erschöpft schloss er seine Augen und lehnte sich gegen die Rückenlehne der Bank.

„Na, was macht ein so junger Mann wie du bei dieser Kälte hier draußen?“ ertönte auf einmal eine Stimme neben ihm. Erschrocken öffnete Yuu seine Augen und blickte den Mann an, der sich neben ihn gesetzt hatte.

Er hatte schwarze, lange Haare, wobei zwei Strähnen über seine Schultern hingen. Er trug einen knöchellangen, hautengen Mantel der am Rücken und seitlich an den Armen dekorativ geschnürt war und die schlanke, aber dennoch muskulöse Gestalt betonte . Die langen, schlanken Beine des Fremden steckten in einer ebenso engen schwarzen Jeans, die dennoch an den Enden weit über die Stiefel ausfielen, die der andere trug. Doch auch die Stiefel waren nicht normal, sie hatten kaum Absatz, doch dort, wo normalerweise bei Springerstiefel die Stahlkappen saßen, waren die Stiefel mit Spikes besetzt.

Erst in diesem Moment wurde Yuu klar, wie er die hochgewachsene Gestalt mit Blicken abgetastet hatte. Wie gut er doch aussah, dachte er und wandte beschämt den Kopf zur Seite. „War ich hier mache?“ kam es nun als verspätete Reaktion auf die Frage. „Ich schlafe hier.“ Meinte Yuu nun, war jedoch sehr verwundert darüber, dass er so offen sprach, was ihm normalerweise nicht sehr ähnlich sah.

„So? Wäre da ein warmes Bett nicht um einiges bequemer?“ ertönte die dunkle, ruhige und fast schon hypnotisierende Stimme des Mannes rechts neben Yuu.. „Schon, aber das habe ich leider nicht.“ Antwortete der junge Japaner wie in Trance. „Na dann komm doch mit zu mir, ich habe noch ein Plätzchen frei.“ Sprach der dunkle und erhob sich von der Bank drehte sich zu Yuu um und betrachtete ihn., wobei die Augen des Hochgewachsenen kurz silbern aufflackerten.

Ohne auch nur im geringsten Nachzudenken erhob sich der 18-jährige und blickte seinem Gegenüber in die Augen. Langsam nickte der Japaner. Er war wirklich wie hypnotisiert, von dem bezauberndem Aussehen des Dunklen, dessen Namen er nicht kannte. Nun ging der Dunkle auch noch auf Yuu zu, schlang seine Arme um den benebelten Jungen und versenkte seine spitzen Zähne in dessen Hals, woraufhin Yuu langsam aber sicher erschlaffte und nun gänzlich von den starken, muskulösen Armen des Dunklen gehalten wurde.

Bad Dreams And A Terrible Truth

Kapitel II Bad Dreams And A Terrible Truth
 

„Oni-chan,“ Sanft lächelnd drehte sich Yuu zu seiner jüngeren Schwester um und fing sie auf, da sie ihm förmlich in die Arme sprang. „Hey, nicht so stürmisch,“ meinte er lächelnd. „sonst landen wir beide noch im Schnee.“ „oniiii-chaaaaaaaaan~“ rief die Kleine begeistert, als sie sich zusammen drehten. „Komm, gehen wir nach Hause, sonst erkältest du dich noch.“ sprach Yuu sanft. Er liebte seine Schwester über alles und das sah man auch. Seine Eltern waren nicht gerade vorbildlich: Beide waren Alkohol abhängig und gewalttätig. Yuu war der einzige, der sich um seine kleine Schwester kümmerte und sie liebevoll umsorgte. Nun ergriff er die Hand seiner Schwester und lief mit ihr über den Zebrastreifen, als er auf einmal Reifen quietschen und Schreie hörte. Mit schockgeweiteten Augen drehte er sich herum und blickte dem Sprinter direkt auf den Kühler.

Dann ging alles ganz schnell. Seine schreiende Schwester, der unglaubliche Schmerz, noch mehr Reifenquietschen, aufgeregte Rufe von Passanten, die dem zugesehen hatten.

Langsam aber sicher legte sich die wohltuende Finsternis über Yuu und der damals 15 jährige Junge verlor das Bewusstsein, vergaß alles um sich herum. Die Rufe, das Chaos, einfach alles wurde immer leiser, bis er nicht mehr den geringsten Laut hören konnte.
 

Mit einem Mal war Yuu wach, schweißgebadet und hektisch atmend. Der junge Japaner saß aufrecht in einem großen, wirklich sehr großen, Himmelbett, doch durchfuhr ihn als Reaktion auf diese hektische Bewegung ein stechender Schmerz an seinem Hals, sodass er zusammenzuckte. Langsam hob der Junge seine Rechte und betastete vorsichtig die Stelle an seinem Hals, die schmerzte. Er spürte zwei Unregelmäßigkeiten, doch konnte er sich nichts darunter vorstellen, was das sein könnte. Doch nun, da der Schmerz abebbte sah er sich in dem Zimmer genauer um und rutschte vorsichtig zu der Bettkante und erhob sich.

Wo war er? Was war geschehen? Mit klopfendem Herzen schlang Yuu seine Arme um den Körper, da er zu frösteln begann. Seine Jacke fehlte, wie er bemerkte und was wohl der Grund für das Frösteln war, da der junge Japaner sehr empfindlich auf Kälte reagierte, weswegen er auch im Winter nach einem überdachten, warmen Plätzchen suchte.

Das Zimmer, in dem er aufgewacht war, war wirklich sehr groß, mit großen, zweiflügligen Fenstern, einer alten aber dennoch schönen Kommode und einem antiken Nachtisch neben dem Bett. Diesem gegenüber stand eine große Schrankwand, ebenfalls sehr alt und doch passte alles zusammen. Es war, als würde sich der Junge in einem Museum befinden, voller alter, schöner Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Staunend drehte sich der Japaner einmal um die eigene Achse um auch wirklich alles zu erblicken, was es hier drinnen gab.

Langsam aber sicher kamen auch die Erinnerungen wieder, an den vergangenen Abend. Da war doch dieser unheimliche Typ gewesen, erinnerte sich Yuu. Er war auf das Angebot eingegangen, bei dieser bedrohlich wirkenden Gestalt zu übernachten, doch nur warum? Niemals würde Yuu einfach so mit einem Fremden gehen und bei diesem schlafen. Er wusste, wie gefährlich so etwas werden konnte. Doch warum war er dem Mann dennoch gefolgt? Und wieso erinnerte er sich nicht an den Weg hierher? Oder wo er war? Er erinnerte sich nur daran, dass er eben diesem Angebot zugestimmt hatte und dann war da der Filmriss. Und ein Filmriss war niemals gut. Der Junge erschauderte, als er daran dachte, was alles hätte passieren können – oder vielleicht sogar geschehen war.

Yuu entschied sich dafür, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen, weswegen er sich in dem Zimmer nach einer Tür umsah. Er fuhr zusammen, als er zu der Tür blickte und dort nun eine große, völlig in schwarz gehüllte Gestalt gegen die Wand gelehnt stand und ihn mit seinen beiden, fast schon silbern schimmernden Augen fixierte. Wie war der andere hier hereingekommen, ohne dass Yuu ihn bemerkt hatte? War er wirklcih so tief in Gedanken versunken gewesen?

Seine Fantasie spinnte die verwegensten Theorien, Annahmen, wie der Dunkle den Raum betreten hatte, doch traute sich Yuu nicht, diese Gedanken und Theorien weiter zu ergründen, weswegen er es auf seine Verwirrtheit schob.

Als sich der Junge etwas beruhigt hatte – was bedeutete dass er nicht befürchten müsse, sein Herz würde bei jedem Schlag zerspringen – sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus:

„Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Wie komm ich hierher? Wie kommen Sie hier herein? Wie heißen Sie überhaupt?“ Fast schon ängstlich blickte Yuu sein dunkles Gegenüber an. Der andere schwieg, schien die Ruhe selbst zu sein. Doch dann löste er sich von der Wand und ging auf den jungen Japaner zu, der im gleichen Maße zurückwich. Aus diesem Grund blieb der Fremde auch stehen. „Es zeugt nicht gerade von Höflichkeit, sein Gegenüber mit so vielen Fragen zu löchern.“ Sprach der Dunkle mit einer ruhigen, dennoch festen Stimme. „Aber du hast Recht, du musst verwirrt sein, du hast fast zwei Tage geschlafen.“ Zwei Tage? Yuu wurde etwas bleich. Wieso seit wann schlief er zwei Tage durch? Wieder wich der junge Japaner zwei Schritte zurück. „Zwei Tage?“ fragte er unsicher, bekam jedoch nur ein Nicken des Dunklen als Antwort. Okay, er war müde gewesen, sehr müde, aber das reichte doch niemals um zwei Tage durchzuschlafen!

„Du bist hier bei mir, in meinem Anwesen. Vor zwei Tagen haben wir uns im Park getroffen. Du scheintest mir ziemlich verfroren und alleine. Aus diesem Grund bot ich dir an, mitzukommen, was du auch angenommen hast.“ Fuhr der Dunkle mit seinen Erklärungen fort. „Das ist absurd!“ rief Yuu, „Ich würde niemals einfach so einem Angebot zustimmen, nicht wenn ich die Person nicht kenne! Ich weiß nicht einmal Ihren Namen!“ Hatte ihm dieser Dunkle etwas verabreicht? Hatte er deswegen diese zwei Unregelmäßigkeiten an seinem Hals? Das Herz des Japaners begann schneller zu schlagen. Diese Situation war doch völlig absurd! Und so untypisch für ihn! „Du brauchst keine Angst haben,“ begann der Dunkle von Neuem. „Mein Name ist Seth. Ich habe dir übrigens nichts verabreicht, wenn du dich davor fürchtest.“

Seth? Dieser Name, er hallte seltsam in den Ohren des Jungen wieder. Ob es aus Angst war? Da war sich der Junge nicht so sicher, doch dieser Klang dieses einen Wortes, Es schien etwas in seinem tiefsten Innern zu bewegen, doch was, das wusste er nicht. Er vermochte das Gefühl noch nicht einmal richtig beschreiben. Aber in etwas stimmte sein rationaler Seelenteil mit dem emotionalen überein: Er wollte hier raus. Jetzt. Sofort.

Dieser Drang, an dem Dunklen mit dem außegewöhnlichem Namen vorbeizurennen, die Flure entlang, durch das Tor in die Freiheit, er war fast übermächtig, sodass sich Yuu wirklich beherrschen musste, diesem Drang nicht nachzugeben.

Der Junge versank wieder derart in Gedanken, dass er die Bewegung nur aus dem Augenwinkel wahrnahm und aus purem Reflex das Ding ergriff, das auf ihn zugeflogen kam: Seine Jacke.

„Du scheinst zu frieren, komm mit, im Wohnzimmer kannst du dich am Feuer wärmen.“ sprach Seth und drehte sich herum. Er ging durch die Türe doch blieb er dann stehen und schien auf Yuu zu warten, der in seine Jacke schlüpfte und nur zögerlich dem Dunklen folgte.

Yuu betrachtete den anderen ganz genau: Jede kleine Bewegung nahm er auf und schlich Seth fast schon verstohlen nach. Er war wirklich groß, sicher über 1,80. Der Körper ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass Seth regelmäßig viel Sport treib, denn durch das schwarze Oberteil zeichneten sich deutlich die Muskeln ab, die dem Dunklen ein fast schon übermächtiges Aussehen verliehen. Und dennoch musste Yuu zugeben, dass er wirklich attraktiv war. Sicher arbeitete er als Model für eine große Agentur, was das große Anwesen erklären würde.
 

Im Wohnzimmer angekommen setzte sich das Bild eines antiken, alten Anwesens fort. Der Boden des großen Zimmers – es war mindestens doppelt so groß wie das Schlafzimmer, in dem Yuu erwacht war – war mit einem wunderschönen Teppich ausgelegt, alte Möbel, ja sogar ein Grammophon stand in diesem Raum. Der große Kamin, in dem ein Feuer knisterte war natürlich nicht zu vergessen. An der Wand hingen wie in alten Schlösser Portraits, sogar zwei gekreuzte Degen über dem Kamin.

Unsicher blickte sich Yuu um und bekam einen Platz nahe dem Feuer angeboten, was er sofort wahrnahm. Das Feuer war so herrlich warm, dachte sich der Japaner und schloss genießend die Augen.

Auf einmal wurde der Raum in ein wahres Meer aus Tönen getränkt, sodass Yuu zusammenzuckte und aufschreckte. Doch er sah, wie Seth an dem Grammophon stand und die düsteren, bedrohlichen Töne aus dem großen Schalltrichter kamen und den Raum in ein noch dunklereres, gespenstisches Licht rückten. Die Atmosphäre war geprägt von den dunklen, angserfüllenden Tönen von ‚The Hall of the mountain king“ von Edward Grieg. Yuu wusste nicht, ob der Fremde dies mit Absicht tat, oder einfach nur diesem Stück lauschen wollte – letzteres bezweifelte er ziemlich stark, da er Seth nicht als jemand einschätzte, der gerne klassische Musik hörte.

Doch durch diese nun bedrohliche Atmosphäre fiel dem Japaner auf, wie dunkel es hier überall war. An der Wand hingen zwar einige Leuchter, doch gaben diese nur ein gedämpftes Licht von sich.

Nun wurde es Yuu doch ziemlich anders. Diese ganze Erscheinung, diese Töne, das Mobiliar mit den großen Bücherregalen voller alter, in Leder gebundene Bücher deren Titel Yuu nicht einmal kannte. Sein Herz begann wieder wie wild zu klopfen und er blickte zu seinem ‚Gastgeber‘, der diesen Blick erwiderte. „Möchtest du etwas zu essen oder trinken?“ fragte er den jungen, der kurz überlegte, dann jedoch nickte.

So stand der Dunkle auf und verließ den Raum durch die Türe die der gegenüber lag, durch die Yuu und Seth diesen Raum betreten hatten.

Der junge Japaner hatte nur auf diese Gelegenheit gewartet, denn nun sprang er förmlich auf, gehetzt von den Tönen aus dem Grammophon, die diese zusätzlich etwas verzerrten und die bedrückende Stimmung dadurch noch etwas ankurbelte. Er rannte auf gut Glück in eine Richtung, in der er die rettende Türe in die Freiheit hoffte und ließ sich von den dunklen Accessoires nicht weiter beängstigen, er rannte einfach nur um diesem Spukhaus zu entkommen.

Und er hatte Glück: Instinktiv hatte er die richtige Richtung gewählt und stürzte nun in die Freiheit. Kurz sah er sich um, rannte die Auffahrt entlang zu dem großen Gittertor, den ihn nur noch von der völligen Freiheit trennte. Er hoffte, betete und flehte innerlich, dass das Tor offen war und nicht verschlossen. Denn die Mauer, die das Anwesen umgab war sicher zwei Meter hoch und dort würde der Junge niemals emporklettern können.

So rüttelte er nun panisch an dem Tor, das sich auch öffnen ließ und schlüpfte hindurch, schloss das Tor und blickte zurück zu dem Haus. Sein Blut gefror schier, als er die Dunkle Gestalt an der Haustüre erblickte. Er spürte förmlich, wie ihn Seth ansah. Und dieser Blick machte Yuu Angst, panische Angst. Erneut fuhr er herum und rannte los, als würde er befürchten, dass ihm der Dunkle folgen würde.
 

Seth hatte gespürt, wie Yuu fliehen wollte, so war er ihm bis an die Türe gefolgt, gegen deren Rahmen er sich nun lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er maß den Jungen mit einem langen, stechenden Blick, woraufhin der Kleine seine Beine in die Hand nahm und rannte. Er musste ihm nicht folgen, er hatte ihn förmlich gebranntmarkt. Langsam führte Seth Zeige- und Mittelfinger an seine Lippen. Das Blut des Jungen war wirklich gut gewesen – und er war so leicht zu erschrecken. Ein dunkles, düsteres Lächeln zierte das Gesicht des großen dunkelgekleideten Mannes, bevor er sich umdrehte und sein Anwesen betrat, die Türe sich mit einem quietschen hinter ihm schloss.
 

Yuu rannte die Straße entlang, doch war er nicht in Tokio, sondern auf einer Art Berg, Tokio zu seinen Füßen. Nein, er musste hier weg. Wer weiß, ob Seth nicht wirklich hinter ihm her würde? Hier oben konnte ihm niemand helfen.

Aus diesem Grund nahm Yuu auch die Beine in die Hand und stolperte den Berg mehr hinunter, als dass er rannte und hielt erst inne, als er den Wald erreicht hatte, der ihn nun von der Hauptstraße und Tokio trennte. Kurz gab er seinem Körper eine verschnaufpause, schließlich war er nicht sehr sportlich. Er nahm Drogen, die seinen Körper auszeehrten, noch dazu war er untergewichtig. Yuu war ziemlich erstaunt darüber, dass er es ohne Pause bis hierher geschafft hatte, doch wahrscheinlich hatte die Angst ihr übriges getan und ihm die nötige Kraft verliehen.

Noch einmal schaute er sich um um sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte, bevor er den Wald betrat, der durch das erlebte noch bedrohlicher aussah, als sonst. Noch dazu begann es zu regnen und von der Ferne, besser gesagt aus der Richtung, aus der er kam hörte er das dunkle Grollen eines herannahenden Gewitters. Verdammt, dachte sich der Junge. Damit hatte wohl seine Glückssträhne ein Ende.

Er rannte los, in den Wald, doch das Gewitter war schneller, es begann heftigst zu regnen, Blitze zuckten über den nachtschwarzen Himmel und das Grollen des Donners war das beängstigendste, was der Junge im Moment erlebte.

Völlig durchnässt suchte er unterschlupf in einer Höhle, die er jedoch nicht zur Gänze betrat, sondern nur soweit, dass er nicht wieder nass wurde. Bei jedem Donner, bei jedem Blitz fuhr er zusammen, bildete sich dunkle Gestalten ein, die auf ihn zu kamen, nach ihm griffen.

Yuu zitterte wie Espenlaub. Das hier war schlimmer als jeder Horrortrip von Drogen. Er saß hier, mitten im Wald, über ihm tobte das Gewitter, das ihn nur bei einem Blitz weiter als 50 meter sehen ließ, dazu hallten die verzerrten Töne von ‚The hall of the mountain king‘ in seinen Ohren wieder. Der junge Japaner hatte mehr als nur Angst, sein Innerstes war auf’s tiefste erschüttert, sodass dem jungen Tränen über die Wangen liefen und er sich zusammenkauerte, bei jedem Geräusch, Blitz auf’s äußerste zusammenzuckte.

Doch das schlimmste waren die Geräusche, die aus der Höhle zu kommen schienen. Ein Heulen, Schreien von Menschen, das alles ließen Yuu fast den Verstand verlieren. Als er nun auch noch bei einem nächsten Blitz, dem sofortigen darauffolgenden Donner auch noch ein Aufleuchten zweier Augenpaare in der Tiefe der Höhle erblickte, fasste der Junge allen Mut, den er noch aufbringen konnte und rannte aus der Höhle, wieder in den Regen.

Die Orientierung hatte er schon lange verloren, so bemerkte er auch nicht, wie er immer tiefer in den Wald lief, bis er in der verschlingenden Dunkelheit des Waldes verschwand.

Freefall

Kapitel III Freefall
 

Nach Stunden des Umherirrens hatte es Yuu schließlich aus dem Wald geschafft. Weder hatte ihn irgendein Untier verfolgt, noch war der unheimliche Dunkle hinter ihm her. Das Gewitter und seine angespannten Nerven hatten das Fass einfach zum Überlaufen gebracht, mehr nicht.

Doch war der Junge völlig ausgezehrt, seelisch wie auch körperlich. Nachdem er nun endlich in Tokio angekommen war, setzte er sich erst einmal in den Bahnhof, der ihm am nächsten war und schloss erschöpft die Augen. Noch immer war er total aufgekratzt, noch dazu völlig durchnässt und so saß er frierend auf dem Boden.

Langsam hob er den Kopf und blickte auf die Uhr, die ihm gegenüber hing. 3 Uhr morgens. Er konnte nicht mehr. Zögerlich fuhr eine seiner Hände in die Jackentasche und zog ein kleines Beutelchen hervor.

Wie motorisch stand der junge Mann auf und begab sich auf die Jungentoilette des Bahnhofes wo er sich in einer Kabine einschloss und den Toilettendeckel herunter klappte und sich daraufsetzte. Schnell und mit geübten Fingern bereitete er eine Spritze vor, zog einen dreckigen, alten Löffel hervor auf den er nun das Pulver aus dem Tütchen gab.

Die Spritze nahm er in der Zwischenzeit in den Mund und verflüssigte das Pulver mit Hilfe eines Feuerzeugs. Nachdem dies geschafft war zog er die Flüssigkeit auf die Spritze und entfernte seinen Gürtel von der Hose und legte diesen um seinen rechten Arm, drückte sich somit das Blut ab, bevor er die Spritze ansetzte und sich das Heroin verabreichte.

Langsam sank Yuu zurück, bevor er seine Augen schloss und die Ruhe genoss, die er aus der Droge ‚zog‘ Doch diese Ruhe dauerte nicht lange an, weswegen er nun aufstand und mehr nach draußen taumelte, als dass er lief.

Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen, dachte er sich.

Nun setzte sich Yuu in eine Straßenbahn und fuhr damit in die Richtung, der Gegend in der er normalerweise schlief.

Nach ein paar Stunden war er in dem Park angekommen in dem er sich nun auf eine Bank setzte und sich auf dieser zusammenrollte. Jedoch schlief. Geplagt von Alpträumen und Horrorvisionen in denen stets der Dunkle und sein seltsames Anwesen vorkam, aber auch spitze Zähne, die in der völligen Finsternis vor ihm auftauchten, hämisches Lachen, dunkle Wörter in einer Sprache, die er nicht kannte. All das waren Teile seines Traumes, die schließlich auch dazu führten, dass er aufwachte.

Wieder einmal saß er schweißgebadet auf der Parkbank und hielt sich seinen Kopf, kamen ihm diese zwei Unregelmäßigkeiten an seinem Hals wieder in den Sinn und er tastete sie erneut ab. Er hätte eigentlich nachsehen können, was das war, als er im Bahnhof war, aber dafür war es jetzt wohl zu spät.

Leise seufzte er und rieb sich über die Augen, als er ein fröhliches „Oniiii-chaaaan!“ hörte. War das etwa immer noch ein Traum, fragte er sich und wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Doch das war kein Traum, da war sie: seine Schwester. „Azumi!“ rief Yuu erfreut und erhob sich, da ihm seine Schwester wie immer um den Hals fiel. „Es ist schön dich wiederzusehen!“ sagte sie erfreut und strahlte ihren großen Bruder an. Doch als sie ihn nun genauer betrachten konnte, runzelte sie besorgt die Stirn. „Du siehst gar nicht gut aus,“ mit einer raschen Bewegung legte sie ihre Hand auf die Stirn von Yuu und ihr Blick wurde etwas besorgter. „Du hast ja Fieber.“ Stellte sie fest. „Wirklich?“ fragte der Junge überrascht und befühlte seine eigene Stirn, musste jedoch zugeben, dass er doch wärmer war als normal. Wohl eine Folge seines nächtigen Ausfluges...mitten im Regen....dazu noch Schlafen in völlig nasser Kleidung, da musste man einfach krank werden.

„Ach mach dir keine Sorgen, das ist nichts schlimmes.“ tat er es mit einem sanften Lächeln ab. „Wie geht es dir eigentlich? Und wie läuft es zu Hause und in der Schule?“ fragte er nun seine Schwester um sie abzulenken, was gleich funktionierte. „Ach weißt du, Mum und Dad sind nicht mehr so schräg drauf, seitdem...“ sie zögerte kurz und blickte ihren Bruder unsicher an. „Seitdem ich weg bin.“ Ergänzte er ihren Satz und sie nickte beschämt. „Du brauchst dich nicht zu schämen, ich wusste das. Deswegen bin ich doch gegangen, beziehungsweise wurde rausgeschmissen.“ Noch immer lächelte Yuu seine kleine Schwester liebevoll an, woraufhin diese nickte. „Najaaaaa~ weißt du, wir waren sogar zusammen einkaufen, Mum und ich. Und in der Schule läuft es super, ich bin zweitbeste in der Klasse!“ berichtete Azumi stolz und ihr Bruder nickte, legte seine Hand auf ihren Kopf und strich über diesen. „Das wusste ich doch, dass du das kannst. Und warte ab, nächstes Jahr bist du Klassenbeste!“ meinte er aufmunternd und sie nickte. „Ach Oni-chan, ich muss dich öfters besuchen kommen!“

Das sanfte Lächeln, das Yuus Lippen umspielte blieb auch fortwährend bestehend. Er liebte seine kleine Schwester über alles. Sie war sein Sonnenschein, der Grund, warum er überhaupt auf dieser Welt fristete. Wenn sie nicht wäre hätte er sich wahrscheinlich schon vor die Bahn geworfen. „Komm!“ rief sie nun freudig und sprang auf, griff nach seiner Hand und zog ihn nach oben. „Wir gehen jetzt zusammen frühstücken!“ „Aber Azumi, du weißt doch, mein Geld ist knapp....“ „Genau aus diesem Grund lade ich dich auch ein!“ meinte sie freudestrahlend und zog Yuu fast schon hinter sich her. „Aber Azumi, dass kann ich nicht annehmen, du-„ „Papperlapapp, ich bin deine Schwester und lade dich auf ein Frühstück ein, das kannst du mir doch nicht ausschlagen, oder?“ fragte sie und sah den Japaner nun fast schon mit einem bettelnden Hundeblick an. „Nein, das kann ich dir wirklich nicht ausschlagen.“ Sagte Yuu kopfschüttelnd. „Außerdem fällst du mir noch vom Fleisch, wenn das so weiter geht. Wahrscheinlich wiegst du weniger als ich und dabei bist du mindestens 10 Zentimeter größer als ich!“ entgegnete sie schon fast beleidigt. „Das ist doch gar nicht wahr.“ „Und ob das wahr ist und keine Widerrede, ich kenne dich!“ Ihr Schmollmund war nun wieder zu einem Lächelnd geworden und zusammen gingen sie in das nächst beste Restaurant und bestellten sich ihr essen.
 

„Arbeiten Mum und Dad eigentlich wieder?“ fragte Yuu wieder und Azumi nickte, schaufelte sich gerade etwas Salat in den Mund, welchen sie erst aß, bevor sie ihre Aussage weiter untermauerte. „Mum arbeitet in einer Bäckerei und Dad bei irgendeinem Autounternehmen...“ Nachdenklich nickte der junge Mann und Azumi maß ihn mit einem langen Blick. „Wieso kommst du eigentlich nicht zurück?“ fragte sie ihn nun direkt, woraufhin ihr Bruder seufzte. „Das ist alles nicht so einfach, Azumi. Ich war niemals ein gewolltes Kind und das weißt du. Es gab immer sehr viel Streit zwischen Mum und Dad, wenn ich zu Hause war. Nach dem Unfall haben mir beide die Bedingung gestellt, entweder zu gehen, oder sie würden uns beide ins Heim abschieben. Aber ich wusste, dass sich die beiden deinetwegen ändern würden, weißt du? Mum hatte immer etwas in ihrem Blick, wenn sie dich ansah, genauso wie Dad. Deswegen bin ich gegangen.“ „Aber...!“ Yuu hob seinen Blick und sah Azumi an, die nun fast weinte. „Das ist nicht fair! Du bist mein Bruder! Ich will nicht zusehen, was mit dir passiert. Ständig habe ich Angst um dich. Dass dir etwas passiert, wegen dem was du tust...“ sie griff über den Tisch und nahm Yuus Hand. „Ich vermisse dich. Ich will nicht, dass du ständig draußen herumstreunerst. Dir wird irgendwann noch etwas passieren. Und was wird dann aus mir?“ Ein leises Schniefen kam nun von ihr und Yuu drückte sanft die Hand, die Azumi hielt. „Mach dir keinen Kopf. Ich werde immer für dich da sein. Ich lass dich nicht alleine, keine Angst. Du kennst mich doch. So schnell gebe ich den Löffel nicht ab, ich muss doch auf dich aufpassen, damit aus dir mal etwas großes wird. Du sollst nicht so enden, wie der Rest unserer Familie und das wirst du auch nicht. Du bist intelligent, schön und freundlich. Du hast doch alle Voraussetzungen um es im Leben weit zu bringen. Im Gegensatz zu mir-„ „Sag so was nicht, Oni-chan!“ nun liefen ihr wirklich Tränen über die Wangen, auch wenn Yuu wusste, wie sehr sie versuchte, diese zu unterdrücken. „Ich sehe immer wieder das Bild vor meinen Augen, wie du halbtot in irgendeiner Klokabine liegst und ich komme zu spät,“ Ihr Stimme brach ab und sie hielt sich eine Hand vor ihren Mund.

Nun wurde auch Yuus Blick traurig. Er machte seiner Schwester noch immer solche Probleme. Er machte sie traurig und das wollte er nicht. „Hey,“ sprach er nun sanft und erhob sich, ging zu ihr und ließ sich neben ihr in die Hocke gleiten, nahm ihre beiden Hände und drückte diese sanft. „Hab keine Angst, das wird nicht geschehen.“ Sprach er sanft und im selben Moment warf sich Azumi ihm in die Arme, begann nun wirklich hemmungslos zu weinen. „Es tut mir Leid, Azumi, dass du das durchmachen musst. Dass du meinetwegen weinst...das wollte ich nicht, verzeih mir.“ „Baka,“ kam die erstickte Stimme seiner Schwester von seiner Brust, gegen die sie ihr Gesicht gedrückt hielt. „du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Wärst du nicht, dann wäre ich bei dem Unfall doch schon gestorben.“ Flüsterte sie leise und beruhigte sich allmählich wieder, verharrte jedoch mit ihm in dieser Stellung. Die beiden Geschwister verband ein starkes Band, sie hatten beide vieles durchgemacht, dennoch war der eine stets für den anderen da, wenn dieser ihn brauchte. So wie auch jetzt. Die bloße Anwesenheit seiner Schwester war wie Balsam für die gequälte Seele Yuus.

„Du hast mir schon so oft geholfen, in der Schule, wenn da wieder irgendwelche Schläger waren, die mein Essen wollten, das du extra für mich gekauft hast, wenn ich von irgendwelchen Kerlen belästigt worden war...immer warst du für mich da.“ Yuu lächelte nun wieder sanft. Das stimmte, er hatte sich immer als Azumis Beschützer gesehen, der immer für sie da war und da sein würde. „Aber natürlich. Du bist doch meine kleine, geliebte Schwester.“ Sprach er nun sanft und legte die Arme um Azumi, drückte sie an sich.

„Ähm....Oni-chan? Die Leute starren uns schon an.“ wisperte Azumi nun mit einer peinlich berührten Stimme. Erst jetzt fiel dies auch Yuu auf und er ließ Azumi los, räusperte sich verlegen. „Das ist ja mal wieder typisch wir“ murmelte er leise, „Treten in jedes Fettnäpfchen...“ Leise lachte Azumi wieder, als sie beide wieder auf ihren Stühlen saßen. Diese plötzlichen und abrupten Stimmungsschwankungen seiner Schwester waren nichts neues, sie war schon immer so gewesen, selbst als kleines Kind. In einem Moment weinte sie, im nächsten lachte sie schon wieder unbeschwert und ausgelassen.
 

Die beiden aßen noch gemütlich ihr Essen, bis sie sich erhoben und Azumi das Essen bezahlte. „Dad wird mich gelich hier abholen,“ erklärte sie ihrem Bruder und sah ihn an. „Hm“ machte Yuu und seufzte innerlich. Das letzte Mal hatte er seinen Vater vor zwei Jahren gesehen, als dieser ihm offenbart hatte, dass er seine Sachen packen und abhauen sollte. Wie er wohl reagieren würde? Würde er überhaupt etwas sagen? Wäre er sogar zornig? Yuu vermochte sich nicht ausmalen, wie sein Vater reagieren würde, aber das würde er wahrscheinlich gleich erfahren.

So verließen die beiden das Lokal und warteten auf der Straße, bis ein altes Auto angeklappert kam und ihr Vater ausstieg. Zum Abschied umarmte Azumi ihren Bruder noch einmal und winkte ihm zu, bevor sie einstieg. Ihr gemeinsamer Vater maß den Jungen mit einem langen, verachtenden und fast schon vernichtenden Blick, dem Yuu standhielt und ihn sogar erwiderte. Er wollte seinem Vater zeigen, dass er stark war und nicht vor ihm buckelte. Doch nun ging er wortlos an Yuu vorbei und stieg in den Wagen, fuhr mit Azumi davon, ließ Yuu hier alleine zurück.

Der 18 jährige seufzte leise und setzte sich auf den Boden, wo er jedoch schon bald von dem Restaurantbesitzer verjagt wurde. So schlenderte der Junge wieder in Richtung des Parks. Er hatte innerlich wohl schon gewusst oder zumindest geahnt, wie sein Vater reagieren würde, dennoch war es wie ein Stich in sein Herz gewesen. Dieser lange, verachtende Blick....als wenn er sich für Yuu schämen würde, dass dieser sein eigen Fleisch und Blut war. Betrübt ließ sich Yuu wieder auf die Parkbank fallen und betrachtete das Blatt zu Füßen der bank, wie es langsam aber sicher vom Wind weg geweht wurde.

Wieso konnte sein Leben nicht normal verlaufen sein? Was hatte er getan, dass Gott ihn so bestrafte? Langsam hob Yuu den Kopf und blickte in den Himmel. Gab es so etwas wie Gott überhaupt? Wenn ja, wieso tat er nichts gegen das Elend hier auf der Welt?

Just Tell Me Why

IV Just Tell Me Why
 

Yuu hatte gar nicht gemerkt, wie er eingeschlafen war, doch nun wachte er auf, noch immer auf der Bank, auf welcher er Platz genommen hatte nachdem er seine Schwester verabschiedet hatte.

Seit langem hatte er keinen Alptraum mehr gehabt, was ihn zwar wunderte, aber nicht weiter störte, denn so konnte er wenigstens einmal richtig schlafen.

Langsam und verschlafen setzte er sich auf und rieb sich über die Augen. Leise seufzte der Junge, bemerkte jedoch erst recht, dass es schon mitten in der Nacht war. „Scheiße!“ fluchte Yuu und stand auf. Schon längst hätte er damit beginnen müssen, zu „arbeiten“, Geld hatte er keines mehr. Weder für Essen, noch für Drogen, die seinen Alltag noch mehr bestimmten als das Essen.

Kurz wurden die grünen Augen des Jungen trüb vor Traurigkeit, die er dann jedoch mit einem Kopfschütteln gekonnt abschüttelte. Es brachte nichts, in Selbstmitleid zu versinken, dachte er sich und machte sich auf zu seiner ‚Arbeit‘.

Auch wenn man es vielleicht nicht glauben wollte waren doch die meisten seiner sogenannten Kunden feine Betriebschef, die viel Geld besaßen. Sie nahmen sich immer was sie wollten, bezahlten dafür jedoch wirklich besser als andere normal Verdienenden.
 

Der junge Japaner übergab sich ein weiteres, drittes Mal und drückte auf die Spülung. Er war am Bahnhof, besser gesagt in einer Kabine der Toiletten. Mit einem erschöpften Seufzen ließ er sich gegen die Kabinenwand sinken und legte den Kopf in den Nacken, blickte so an die Decke. Jetzt hatte er wenigstens Geld, dachte er sich, spürte auf einmal Tränen in den Augen und auch den dicken Kloß in seinem Hals. Wieso heule er jetzt schon wieder fast?! Er tat dies öfters, seinen Körper verkaufen, doch in den seltensten Fällen kamen ihm die Tränen und in noch wenigeren Fällen konnte er sie nicht unterdrücken. Heulen brachte nichts, dachte er sich immer, wenn er es doch tat. Es brachte ihm weder Geld, noch ein besseres Gefühl und schon gar kein besseres Leben. Wieso also sollte er seine Gefühle zeigen? Seine Schwächen derartig offenbaren?

Schnell rieb er sich mit dem Handrücken über die Augen, schloss diese nun und atmete einige Male tief ein.

Wahrscheinlich, so dachte Yuu, lag es an diesem schnulzigen Lied, das gedämpft durch die Lautsprecher drang.
 

Langsam erhob sich der Junge, verließ die Kabine und trat an das Waschbecken und betrachtete sich selbst in dem großen Spiegel. Er brauchte keine Angst haben, dass ihn jemand so sah, schließlich war es drei Uhr in der Früh. Gelinde ausgedrückt sah er schrecklich aus:

Dunkle Ringe unter den Augen, bleiche fast schon weiße Haut – die noch dazu alles andere als gesund aussah – und dazu noch seine matten Augen.

Yuu wusch sich ausgiebig das Gesicht in der Hoffnung, dass es besser werden würde, was jedoch natürlich nicht das geringste brachte. Noch einmal zählte er sein Geld und kam auf eine Summe von gerade einmal 6000 Yen. Immerhin besser als nichts. Doch hatte er nicht alles nur zum Leben, 5000 Yen würden alleine für seinen Dealer und somit seinen Drogen draufgehen, die restlichen 1000 hatte er zum Leben für diese Woche. Es mochte sich nach viel anhören, doch selbst ein vernünftig belegtes Brötchen kostete schon knapp 400 Yen. Und es war gerade einmal Montag.

Nie mehr als nötig wollte Yuu auf den Strich zum Geld verdienen, aber wie früher Geld stehlen wollte er nicht. Schließlich hatte er früher nicht auf den Strich gehen können und vor allem nicht wollen. Aus diesem Grund hatte er stets so wenig Geld.

Mit diesen Überlegungen verließ er nun endgültig die Toilette und betrat den wie leer gefegten Bahnhof. Er begann leicht zu frösteln, weswegen er sich über die arme rieb und zähneklappernd weiterlief.

Draußen angekommen blickte er sich nun um und überlegte, wo er nun hingehen sollte, als sein Magen ein lautstarkes Knurren von sich gab. Doch jetzt konnte er schlecht etwas essen, selbst McDonald hatte schon zu....kurz dachte der Junge nach. Es gab doch sicherlich ein paar 24-h Läden, die noch offen hatten und er sicher etwas essbares bekommen würde. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, spürte Yuu einen Schlag gegen seinen Nacken, der ihn zu Boden gehen ließ, danach hörte er ein hämisches Lachen. Er hatte schon oft von den Gangs gehört, die nachts auf dem Bahnhofsvorplatz lauerten, doch dass sie ihn angreifen würden, damit hatte er nicht gerechnet.

Er drehte sich um, sodass er auf seinem Rücken lag und blickte den Angreifer nun an. Und dieser war mehr als nur groß. Alleine das Wort war eine Untertreibung. Der andere war gute drei Köpfe größer als yuu und verdammt muskulös gebaut. Yuu hätte nicht die geringste Chance. Langsam kroch Yuu nach hinten, doch brachte ihm das nichts viel, denn schon im nächsten Moment hatte ihn der Angreifer am Kragen seiner Jacke gepackt und hochgezogen, sodass Yuu nun fast 30 Zentimeter über dem Boden, an der Hand des Hünen. Yuu wollte sich wehren, er versuchte sich von dem Arm loszureissen, doch das brachte nichts. Mit einem eisernen Griff wurde Yuu festgehalten. „Sieh nach ob er Geld dabei hat!“ verlangte einer der Gruppe und ein anderer rührte sich, ging auf Yuu zu und wollte dessen Taschen durchsuchen, was der junge Japaner natürlich nicht ohne weiteres zuließ. Er begann um sich zu schlagen und zu treten, bekam jedoch nur einen schmerzhaften Schlag des Hünen in die Magengegend, was ihn aufkeuchen ließ. So musste er wohl oder übel still halten und mit ansehen, wie der Durchsuchende fündig wurde und Yuus gerade erst verdientes Geld nahm. „Mehr hat der Penner nicht.“ Stellte der Mann fest und Yuu wurde mit einem Mal losgelassen, weswegen er auch unsanft auf dem Boden aufkam und hochsah. „Finger weg von meinem Geld!“ schrie Yuu nun und sprang auf seine Beine – was er fast im selben Moment bereute, da sein Kreislauf etwas absackte und ihm kurz etwas schwindelig wurde – doch er konnte nicht mit ansehen, wie ihm sein Geld geklaut wurde. Die Gruppe, die sich schon abgewandt hatte und einige Schritte gegangen war, blieb nun stehen und drehte sich zu Yuu um. „Was?“ zischte der vermeintliche Anführer mit den kurzen, schwarzen Haaren, die einige blonde Strähnen aufwiesen und der auffälligen Lederjacke. „Dir sollte man mal eine Lektion puncto Benehmen beibringen. Haku, mach ihn fertig!“ sagte er und der Hüne Haku reagierte, weswegen Yuu einige Schritte zurückwich. Er hatte nicht nachgedacht, was diese Typen mit ihm anstellen würde, wenn er es wagen würde zu widersprechen.

Nun kam Haku auf ihn zu, holte aus und schlug mit einer Geschwindigkeit zu, die man dem großen muskulösen Mann niemals zutrauen würde – und traf Yuu direkt ins Gesicht, weswegen dieser erneut zu Boden geschleudert wurde und den kupfernen Geschmack seines Blutes im Mund spürte. Er musste husten und spuckte damit etwas Blut aus, spürte jedoch, wie sofort neues nachfloss. Yuu krümmte sich etwas auf dem Boden, sah jedoch noch hoch und bemerkte mit Schrecken, dass Haku erneut auf ihn zukam, dann auf einmal vor ihm stand und er so einen Tritt in die Magengegend kassierte, weswegen der junge Japaner erneut Blut spuckte und über den Boden rollte. Er schlang seine Arme um den Magen und wimmerte leise. Scheiße, dachte er sich, presste die Augen zusammen. Kurz öffnete er seine Augen und nahm mit Schrecken wahr, dass Haku erneut auf ihn zu kam und erneut ausholte. Sofort presste Yuu wieder die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz, der jedoch ausblieb.
 

„Was?“ zischte der Anführer. „Jack, Kaoru, wieso habt ihr nicht gesagt, dass jemand kommt?!“ Langsam, nur ganz langsam wagte es Yuu, die Augen zu öffnen, konnte jedoch nicht glauben, was er da sah:

Der Dunkle stand schützend vor ihm und hatte den Angriff des Hünen mit der Hand aufgefangen. Wie immer trug Seth schwarz, einen langen, enganliegenden Mantel und sein Haar war zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, wobei ihm zwei Strähnen seiner nachtschwarzen, glatten Haare über die Schulter fielen. Zwar war Seth groß, aber immer noch gute zehn Zentimeter kleiner als Haku. „Hau ab!“ rief ihm Yuu zu. Er wusste selbst nicht, warum er nicht wollte, dass Seth etwas geschah. Es könnte ihm gleich sein, was mit dem Dunklen geschah, doch entgegen aller Logik war es das nicht.

Doch der Schwarze reagierte nicht, ließ gerade einmal die Faust des Hünen los, die er bis eben noch gehalten hatte.

„Ihr solltet lieber von hier verschwinden.“ Ertönte die ruhige sanfte Stimme von Seth.

„Ich will wissen, warum ihr nichts gesagt habt!“ verlangte der Anführer noch immer von den zwei, doch die Angesprochenen zuckten nur ratlos mit den Schultern. „Alter, ich schwöre, vor ‘ner Sekunde war der noch nicht da!“ bemerkte einer wobei der andere nickte.

„Redet keinen Scheiß, Haku, kümmer dich um die beiden!“ schrie die Lederjacke nun und der Hüne begann zu reagieren. Doch im selbem Moment reagierte Seth und packte den Daumen des Angreifers und drehte ihn herum, weshalb Haku das Gesicht vor Schmerzen verzog. Yuu wagte es kaum, hinzusehen, doch Seth hatte es wirklich getan, er hatte Haku angegriffen! Doch was konnte er tun? Er konnte weder Karate, noch Kung-fu, noch sonst irgendwas. Er war ein 18-jähriger Junge mit Immunschwäche, was sollte er da großes tun?

Genau jetzt wollte Haku wieder angreifen, doch im selben Moment schlug ihm der Dunkle mit dem Handrücken gegen den Kehlkopf und der Hüne gab ein entsetztes Keuchen von sich, bevor er bewusstlos zusammenbrach.
 

Eine kurze Zeit herrschte völlige Stille, bevor die Gruppe erschrocken zu tuscheln begann. Einen Moment später war die Gruppe verschwunden und Seth drehte sich zu Yuu herum, der noch immer auf dem Boden saß. „Bist du okay?“ fragte der Dunkle nun und streckte Yuu die Hand entgegen was dieser jedoch ausschlug. Er konnte alleine aufstehen, was dachte der andere sich dabei?

Als Yuu jedoch aufstand packte ihn ein ziemlicher Schwindel: sein Kreislauf sackte wieder ab. Er hielt sich keuchend den Kopf, bevor er nun völlig nach vorne kippte, dem Dunklen direkt in die Arme, wie er am Rande des Bewusstseins wahrnahm.

Seth fing ihn auf, hob ihn auf die Arme und blickte ihn an. „Keine Angst.“ Sprach er ruhig zu Yuu, der kaum mehr die Augen offen halten konnte. „Ich beiße nicht.“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, war Yuu auch schon bewusstlos. „Jedenfalls noch nicht.“ Fügte der Dunkle nun mit einem düsteren Lächelnd hinzu. Dann löste er sich zusammen mit Yuu im Schatten auf, hatte er sich zuvor vergewissert, dass ihn niemand sah.
 

Langsam kam Yuu wieder zu sich, spürte etwas nasses, oder zumindest feuchtes auf seiner Stirn und etwas warmes um sich herum. War er gerade nicht noch auf dem Bahnhofsvorplatz gewesen? Er hörte ein Geräusch, weswegen er nun langsam die Augen öffnete und die gleiche Decke anstarrte, die er am Abend zuvor schon betrachtet hatte. War er etwas wieder beim Dunklen? Erschrocken setzte er sich auf, bereute es im selben Moment wieder, da ihm schwindelig und schlecht wurde. So kam ein leises, klägliches Stöhnen von Yuu, das den Verursacher des Geräusches auf ihn aufmerksam machte. „Ah, du bist wach?“ fragte Seth und ging zu Yuu, drückte ihn mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück. „Du solltest noch etwas liegen bleiben, mit einem Kreislaufkollaps ist nicht zu spaßen.“ Sprach der Dunkle ruhig. „Was meinst du?“ fragte Yuu verwirrt, ließ sich jedoch zurück drücken. „Am Bahnhof. Der Schlag in den Nacken hatte den Kollaps zur Folge.“ Erklärte Seth fachmännisch, blickte jedoch nur in ein ratloses Gesicht. „Hä?“ kam postwendend die Frage des Jungen, was Seth seufzen ließ. „Er Schlag gegen den Nacken. Erinnerst du dich?“ Ein langsames Nicken kam von Yuu. „Gut, er hat wahrscheinlich einen Vitalpunkt erwischt, der den Kollaps herbei geführt hat.“ Wieder nickte Yuu, dieses Mal schien er verstanden zu haben. „Wieso bin ich hier?“ fragte Yuu nun und Seth seufzte erneut. „Junge, du bist direkt in meine Arme gefallen, warst ohnmächtig und ich soll dich liegen lassen? Mitten auf dem Bahnhofsvorplatz? Bei der Kälte?“ Yuu wurde etwas rot und sah weg. „Tut mir Leid.“ Nuschelte er verlegen, als ein lautes Knurren von dem Magen des Jungen kam. Ein leichtes Lächeln huschte über die Züge des Dunklen und er stand auf. „Bleib liegen, du hast noch etwas Fieber.“ Stellte er fest. „Ich hole dir etwas zu essen. Magst du Ichigo-Daifuki?“ Ein aufblitzen in Yuus Augen bestätigten die Vermutung und der Dunkle verschwand aus dem Raum. Wieso war er auf einmal so freundlich? Er war so völlig anders, als der Dunkle, stellte Yuu nachdenklich fest. Wieso war alles in letzter Zeit noch abstrakter als sonst?

Und die Wohnung sah auch viel heller aus als sonst. Komisch, dachte Yuu und schloss seine Augen. Doch nun hörte er wieder die Türe und sah den Dunklen, der auf das Bett zukam, mit einem Tablett in der Hand. „Ich hab auch noch etwas Tee gemacht. Es wäre besser, wenn du noch etwas liegen bleiben würdest, sonst passiert dir das gleiche noch einmal.“ Mit diesen Worten stellte Seth das Tablett auf den Nachttisch neben dem Bett, blickte dann zu Yuu und bemerkte den begierigen Blick des Jüngeren, so gab er ihm das Tablett nachdem sich Yuu ein weiteres Mal aufgesetzt hatte. Dieser plazierte es auf seinen Oberschenkeln und begann sofort zu essen. Er war also doch recht ausgehungert, dachte der Dunkle und maß den Japaner mit einem langen, nachdenklichen Blick. Er schien ziemlich lebensfroh zu sein, selbst nach allem, was ihm geschehen war. Vielleicht hatte es der Jüngere nicht mitbekommen, doch Seth beobachtete ihn schon seit längerem. Und er hatte das Gefühl, dass er der richtige war. Jung, attraktiv und willensstark. Zwar müsste er noch einiges ändern, aber die Grundzüge passten.

„Sag mal, was starrst du mich die ganze Zeit an?“ fragte Yuu nun und blickte ihm misstrauisch in die Augen. „Oh, verzeih, ich war in Gedanken.“ Sprach Seth nun und schüttelte seinen Kopf um die Gedanken loszuwerden, die ihn hatten abschweifen lassen. „Wieso tust du das eigentlich alles?“ fragte er den Jungen nun direkt, der den Reiskuchen daraufhin sinken ließ und seinen Kopf senkte. „Manche Sachen entwickeln sich eben mit der Zeit.“ Sagte er und Seth verstand sofort. „Tut mir Leid, ich hätte das nicht fragen sollen.“ sagte er und stand auf. „Ruh dich aus, bevor du wieder Hals über Kopf aus dem Haus stürmst, mitten in ein Gewitter.“ – „Ja, werde ich.“ kam die seltsam monoton klingende Stimme des Jungen, bevor Seth den Raum verließ. Wieso fragte der Dunkle das auf einmal? Wieso war er so anders wie das letzte Mal? Leise seufzte Yuu, bevor er weiter aß. Wieso nur?

At Times Like These

Kapitel V At Times Like These
 

Entgegen aller Erwartung und jeglicher Logik blieb Yuu fast den gesamten Nachmittag bei Seth, um genau zu sein verbrachte er die Zeit in dem Bett seines Gastgebers. Er fühlte sich seltsam ausgelaugt, was ihm komisch vorkam, da er nicht wirklich viel hatte einstecken müssen. Es war einfach nur eine normale Schlägerei gewesen. Wieso also fühlte er sich so matt? Nun ja, eine Möglichkeit wäre wohl, dass er nun zum ersten Mal seit dem Rausschmiss wieder in einem Bett geschlafen hatte und die andere, dass er eine Dusche benutzen konnte.

Warmes Wasser, fast schon wie ein Segen fühlte sich die fast schon heiße Flüssigkeit auf seiner Haut an. So war es auch kein Wunder, dass der Junge fast eine gesamte Stunde damit verbrachte, sich ausgiebig zu waschen. Um ein Haar wäre Yuu auch unter der Dusche eingeschlafen, doch stieß er sich etwas unsanft den Kopf an der Fliesenwand, weswegen er sich nun über die Stirn rieb und leise vor sich hingrummelte.
 

In einem anderen Teil des großen Anwesens des Dunklen stand dieser vor dem großen offenem Kamin und starrte in die Flammen, die hin und her zuckten. Dabei lehnte er sich mit dem Unterarm gegen den gemauerten Abzug und war völlig in Gedanken versunken, summte die leise Melodie, die von dem Grammophon her ertönte, unbewusst mit. Das Flackern der Flammen ließ ein wahres Spiel von Licht und Schatten auf dem Gesicht Seth’s entstehen, was ihn in seiner Erscheinung noch einmal düsterer erschienen ließ. „Wieso gerade er...“ murmelte der Dunkle nun vor sich hin. „Ein Penner, noch dazu Drogenabhängig....“ Mit einem leisen Seufzen löste Seth den Blick von dem Kamin und wand sich nun dem Zimmer zu, das er wie immer ziemlich dunkel hielt. Sonne war schlicht und einfach ein störender Faktor in seinem Leben. „Hmm, vielleicht liegt es gerade daran.“ Sprach er nun zu sich selbst, was er des Öfteren tat. So etwas gewöhnte man sich schnell an, wenn man ständig alleine lebte. Selbstgespräche verschafften wenigstens den Eindruck, als würde einem eine Person gegenüber stehen und einem zuhören.

„Ein starker Charakter....“ dachte Seth laut weiter, schreckte fast schon durch das Geräusche der Badezimmertüre hoch. Zwar befand sich diese am anderen Ende des Hauses, noch dazu im Obergeschoss, doch sein Gehör war fein, sodass er selbst diesen kleinen Laut wahrnahm. Er schien wohl endlich fertig zu sein mit duschen, dachte der Dunkle und blickte auf die alte Standuhr. Meine Güte, der Junge hatte fast eine Stunde unter der Dusche gestanden! Ein leicht besorgtes Kopfschütteln kam von dem Dunklen und er verließ das Zimmer mit dem Kamin, ging nach oben und klopfte anstandshalber gegen die Türe des Raumes, in dem sich Yuu befand.
 

Der Junge hatte gerade die Türe hinter sich geschlossen und wollte das Handtuch, das er sich um die Hüften gewickelt hatte lösen, als er das Klopfen vernahm.

Im ersten Moment war er doch etwas erschrocken und zusammengefahren, doch erinnerte er sich daran, dass er hier bei dem Dunklen war. Nun ja, ob dies nun beruhigend war, war die andere Frage, doch diese Gedanken verdrängte Yuu schnell wieder. „Ja?“ kam es zögerlich von dem Jungen, der nun erwartungsvoll zu der Türe blickte, die sich kurz darauf öffnete.

Natürlich kam weder ein Gespenst, noch irgendein Monster durch die Türe gesprungen um sich auf Yuu zu stürzen, wie es sich der Japaner schon fast ausgemalt hatte, sondern lediglich sein Gastgeber, der ihn etwas stirnrunzelnd betrachtete.

Und im selben Augenblick wurde Yuu rot wie eine Tomate. Er hatte völlig vergessen, dass er hier fast vollständig nackt – nur bekleidet durch das Handtuch – in dem Schlafzimmer von wahrscheinlich Seth stand, der damit anscheinend nicht gerechnet hatte.

„Soll ich draußen warten?“ ertönte nun die tiefe und ruhige Stimme von Seth, dem das alles anscheinend wenig ausmachte. „Demô.....anô......“ stotterte Yuu, war er noch sichtlich mit der Situation überfordert, weswegen der Dunkle einfach die Türe wiederschloss und anscheinend vor der Tür auf Yuu wartete.

Oh mein Gott. Oh mein GOTT! Der einzige Satz, der dem Japaner immer wieder durch den Kopf schoss. Er war noch immer hochrot und machte in dieser Hinsicht jeder Tomate Konkurrenz, als er etwas durch den Wind versuchte seine Hose falsch herum anzuziehen. Als er dieses Missgeschick bemerkte verfluchte er sich selbst und fluchte leise vor sich hin.
 

Mit diesem Anblick hatte Seth wirklich nicht gerechnet, denn der Junge stand fast vollständig entkleidet vor ihm. Kurz wanderte der Blick des Älteren über den jungen Körper, bevor er die Scham Yuus bemerkte und höflich nachfragte, ob er das Zimmer verlassen sollte. Das Stottern des Jungen deutete er als ein eindeutiges ‚Ja‘ weswegen er die Türe auch wieder schloss.

Nun stand er hier, vor der Türe seines eigenen Schlafzimmers und wartete darauf, dass Yuu heraus kam. Doch so hatte er genug Zeit gehabt, den Körper des Jungen zu betrachten. Und was er gesehen hatte erweckte selbst in seiner verkommenen Seele Mitleid. Er sah einige kleiner Narben, frische blaue Flecken und noch einige andere Blessuren, wie auch den sehr zerbrechlichen Körperbau. Die Knochen des Jungen waren deutlich zu sehen, zwar war er nicht vollkommen abgemagert, doch schätzte der Dunkle, dass er doch fünf, sechs Kilo Untergewicht hatte. Und das war schon zu viel.

Von drinnen hörte er ein leises Fluchen, was ihm ein kurzes amüsiertes Lächeln auf die Züge zauberte. Anscheinend hatte er den Jüngeren mit seinem plötzlichen Auftauchen ziemlich aus dem Konzept gebracht. Gut so.
 

Nach ungefähr zehn Minuten – und einer gefühlten Ewigkeit – hatte sich Yuu vollständig und richtig angezogen und schlüpfte aus dem Zimmer, blickte dem Älteren kurz in das Gesicht, sah jedoch sofort wieder weg, als er das kurze, amüsierte Lächeln des Dunklen sah. „Ähm, ich glaube, ich gehe jetzt lieber wieder.“ nuschelte er verlegen vor sich hin. Er stand direkt an der Wand und wagte es nicht, seinem Gegenüber ins Gesicht zu blicken, zierte wieder ein leichter Rotschimmer seine Wangen. „So eilig wie immer?“ hörte er nun die Stimme des Dunklen, die ihm einen Schauer den Rücken jagte und sich die kleinen Härchen auf seinen Armen aufstellten. „I-ich will Ihnen nicht zur Last fallen.“ Nuschelte er wieder verlegen, was den anderen wieder leicht lächeln ließ. „Naja, wenigstens hast du es nicht so eilig, wie das letzte Mal.“ Sprach er ruhig und ging einen Schritt auf Yuu zu. „Ich...ehm...tut mir Leid, falls ich Sie beleidigt habe.“ „Das hast du nicht, keine Angst, ich bin diese Reaktion gewöhnt, schließlich ist mein Haus auch nicht gerade gewöhnlich. Noch dazu wenn man auf einmal in einem fremden Haus aufwacht, richtig?“ Ein schüchternes Nicken erhielt Seth als Antwort.

Es herrschte Stille, die von Yuu unterbrochen wurde, als er sich leise räusperte. „Also....ich werde dann mal“ murmelte er und blickte dem Älteren noch immer nicht ins Gesicht.

Gerade war er einen Schritt in Richtung der Treppe gegangen, als mit einem lauten Knall Seth’s Hand neben seinem Gesicht auf die Wand schlug. Vor Schrecken hielt der junge Japaner die Luft an und drehte seinen Kopf, blickte Seth nun direkt in die Augen, da dessen Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem seinigen entfernt war.

Seth hatte den Jungen praktisch an die Wand genagelt und stützte sich mit seinen beiden Händen jeweils recht und links neben dem Gesicht von Yuu an der Wand ab. Er blickte dem Jungen tief in die Augen, schwieg ihn zunächst jedoch nur an.

Er schien wieder nervös zu werden, dachte sich der Dunkle und blickte noch immer in die grünen Augen des Jungen. Sie waren schön, klar, hell und zeigten die Innere Stärke von Yuu, die er selbst wahrscheinlich nicht kannte.
 

Yuu traute sich kaum zu atmen, als ihn Seth so überrumpelte und ihm jeden Fluchtweg versperrte. Dann sah er ihm auch noch so direkt in die Augen. Yuu konnte gar nicht anders, als auch Seth in dessen leicht goldene Augen zu blicken. Sie waren so unendlich schön, dennoch tief und unergründlich. Man sagte, dass die Augen die Fenster zur Seele waren, doch bei Seth....da war es irgendwie anders. Seine goldenen Augen hatten etwas fesselndes an sich, sodass Yuu den Blick nicht von ihm ablassen konnte. Er bemerkte dabei gar nicht, dass die Pupille des Dunklen eher schlitzförmig wie etwa bei einer Schlange, als rund wie es sich einem Menschen gehörte. Die Augen des Dunklen waren dabei viel zu fsazinierend.

„Du solltest auf dich aufpassen.“ durchbrach nun die wohlklingende Stimme des Älteren die Stille.

Erneut erschauderte Yuu und löste noch immer nicht den Blick von ihm. Er spürte den Atem des Dunklen auf seiner Haut, weswegen er nur eine erneute Gänsehaut bekam. „Es ist gefährlich dort draußen, das hast du gestern am eigenen Leib erfahren.“ Nur ein leichtes Nicken kam von dem Jungen. „Und ich kann nicht immer auf dich aufpassen.“ „Ich...komme schon alleine zurecht.“ Aha, anscheinend hatte Yuu wieder seine Sprache gefunden, dachte Seth, der noch immer direkt vor dem Gesicht des Jungen war. „Das glaube ich aber nicht.“ Da war es wieder, das Funkeln in den Augen des Jungen, der Kampfgeist. Ja, er wollte es allen zeigen, das spürte Seth. Der Junge hatte eine ganz besondere Stärke. Aus diesem Grund löste sich Seth von der Wand und trat einen Schritt zurück, ließ Yuu somit frei. Dieser nutzte die Chance zur Flucht sofort und stürzte die Treppe hinunter zum Haupteingang.

Seth trat an das Geländer der Treppe und blickte Yuu nach. Sie würden sich sicher bald wieder sehen.
 

Sein Herz klopfte wie verrückt, als er die Treppe hinunter stürmte und das Haus zum zweiten Mal fluchtartig verließ. Wieso war er so aufgekratzt? Hatte es an der Nähe des Dunklen gelegen? War er deswegen so verwirrt?

Er hatte die Auffahrt erreicht und trat nun durch das offene Tor, verließ damit das Grundstück Seth’s.

Dieses Mal war das Wetter sogar auf seiner Seite und der Spaziergang durch den Wald war nicht geplagt von irgendwelchen Horrorvisionen, sodass es eigentlich recht angenehm war. Ein Spaziergang an der frischen Luft hatte auch etwas für sich, dachte sich Yuu und schlenderte den Weg entlang Richtung Stadt, die er knappe zwei Stunden später erreichte.
 

Erschöpft ließ sich der Junge auf seine ‚Stammbank‘ im Park fallen und schloss seine Augen. Er lehnte sich zurück und saß etwas breitbeinig auf der Sitzgelegenheit, während er seine Arme auf der Lehne ausbreitete und den Kopf in den Nacken legte und die kühle Brise an diesem doch eher ungewöhnlich warmen Tag genoss.

Ungewohnt in der Hinsicht, da sie erst Frühling hatten, doch beklagte sich der Junge keineswegs, das würde bedeuten, dass er bald keine Angst mehr haben musste, im Schlaf einfach zu erfrieren. Denn das passierte häufig schneller, als man dachte oder erwartete.

So kam es auch, dass Yuu in dieser Position leicht eindöste und erst wieder aufwachte, als er ein düsteres Lachen hörte. Sofort war er hellwach und sah sich einer Gruppe von Schlägern gegenüber, die mit Fahrradketten und Schlagringen bewaffnet war. Irgendwie schien Yuu das Pech und den Ärger anzuziehen wie der Magnet das Metall. Nervös blickte er von Seite zu Seite, erkannte, dass er nur über die Bank Richtung Parkmauer fliehen konnte. Er blickte wieder zu der Gruppe vor sich und erkannte die Lederjacke, die ihm am Tage zuvor schon fast schlimm zugespielt hatte. „Haben wir dich endlich gefunden.“ Sprach er und ging grinsend auf den jungen Japaner zu, ließ dabei demonstrativ die Kette in seiner Hand rascheln. „Heute scheint dein Leibwächter wohl blau zu machen, dein Pech.“ Die Gruppe lachte und Yuu spürte, wie sein Puls nach oben schoss. Gegen die Gruppe hatte er keine Chance, nicht einmal Seth hätte sie. Egal wie stark er war. Das war unmöglich! „Dank deinem Freund ist Haku im Krankenhaus. Der wär‘ fast abgekratzt.“ fuhr die Lederjacke fort und war nun fast direkt vor Yuu, der sichtlich angespannt war. „Na, was denkst du wohl, was wir jetzt mir dir machen?“ fragte er grinsend, doch Yuu tat ihm nicht den Gefallen, zu antworten. „Scheint wohl, als wenn es dir die Sprache verschlagen hätte, aber das macht es nur leichter für uns!“ sagte die Lederjacke und wollte zuschlagen, doch im selben Moment fuhr Yuu herum, sprang über die Bank und rannte durch das Gebüsch in Richtung der Mauer, die gute zwei Meter hoch war. Natürlich wurde er verfolgt und hörte das Rascheln der Ketten und die Rufe der Gruppe. Doch genau das veranlasste ihn, schneller zu rennen. Er sah die Wand, die sich vor ihm in eine schier unerreichbare Höhe erstreckte, doch wie der Volksmund so schön sagte: Angst verleihte einem Flügel. Und dem war auch so. Mit einem gewaltigen Satz bekam Yuu das obere Ende der Mauer zu fassen und zog sich daran nach oben, sprang auf der anderen Seite herunter und rannte in Richtung Einkaufsmeile Tokyos. Dort war immer viel los, weswegen er sich dort in Sicherheit wiegte. Außerdem patrouillierten dort öfters Polizisten, die Gruppe würde sich nicht trauen, ihn dort zu verschlagen.

Man möge sich die Frage stellen, warum er über die Mauer gesprungen war und nicht wie jeder andere normale Mensch das Eingangstor benutzt hatte, doch das ließ sich schnell erklären: Das nächste Tor lag gute 200 Meter weiter weg und in der Zeit hätte man ihn problemlos einholen können.

So rannte er nun weiter, bis er die Einkaufsmeile erreicht hatte und dort in der Menge untertauchte.
 

Noch einige Male sah er die Gruppe, die sich nicht so einfach geschlagen geben wollte, doch wurde er – zu seinem Glück – nicht entdeckt. Dennoch ging er sofort in die andere Richtung weiter und war ständig auf der Hut.

Gegen Ende des Tages zog sich der Himmel zu und es begann zu Regnen.

Der Junge suchte sich einen Unterschlupf, doch wurde er meist von den Ladenbesitzern unter dessen Vordach er Schutz suchte vertrieben, sodass er erst nach einer Weile eine weitere Unterkunft für sich beanspruchte: Die Brücke. Zugegeben, komfortabel war es nicht, doch wenigstens einigermaßen trocken.

So saß er nun unter der Brücke, zog die Beine an den Körper, bettete sein Kinn auf seinen Knien und schlang die Arme um die Beine. In solchen Zeiten würde er alles geben für einen heißen Kaffee und ein dach über den Kopf. Und noch einiges mehr für eine Familie, die ihn liebte.

„Willst du wirklich nicht mit zu mir?“ hörte er nun eine Stimme und fuhr erschrocken hoch, erblickte den Dunklen, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Brücke lehne und ihn mit einem langen, besorgten Blick maß. Er sah wieder unglaublich gut aus, nein, sogar noch besser als gestern, denn der Regen lief ihm über das Gesicht und seine nassen Haare, die sich eng an seine Konturen anpassten. „Du?“ fragte der Junge leise, war es jedoch mehr eine überraschte Feststellung, als eine Frage. „Was machst du hier?“ „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und das anscheinend zurecht. Yuu, du brauchst Hilfe. Kein Junge kann alleine für sich sorgen.“ Sprach er ruhig und Yuu blickte weg. Innerlich wusste der Junge, dass Seth Recht hatte, doch das wollte er sich nicht eingestehen. Er wollte allen zeigen, dass er besser war, dass er die Kraft hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. So schüttelte er nun energisch den Kopf. „Nein, ich brauche keine Hilfe.“ Sagte Yuu und sah nun wirklich komplett weg, nahm nur noch das leise seufzen des Älteren wahr, der darauf hin verschwand.

War es richtig gewesen, was Yuu getan hatte? Wäre es nicht besser gewesen, mit dem Dunklen mit zugehen?

Road To Dawn

Kapitel VI Road To Dawn
 

Der junge Japaner hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, was man ihm auch ansah. Noch dazu hatte er sich eine Erkältung eingefangen.

Eigentlich kein Wunder, schließlich hatte er die ganze Nacht in völlig durchnässter Kleidung auf dem nackten Boden unter der Brücke geschlafen. Er selbst hatte schon früher damit gerechnet, nach seiner ersten Flucht von Seth’s Anwesen, sich eine Erkältung einzufangen, doch damals war er noch davongekommen. Jetzt sah das anders aus.

Yuu nieste und fröstelte vor sich hin. Seine Kleidung war zwar nun trocken, aber noch immer klamm, was bei dem kühlen Wind extrem unangenehm war.

Zähneklappernd ließ sich Yuu von dem Strom der Menschen auf der Einkaufsmeile mit tragen, ohne ein wirkliches Ziel zu haben. Nun bereute er wirklich, dass er Seth’s Angebot vom Abend zuvor ausgeschlagen hatte, denn allein der Gedanke an das weiche, große Bett und allem voran der offene Kamin ließen Yuu alle Ängste und peinliche Momente vergessen.

Ein Bett, ein Kamin, heißer Tee und frische Kleidung....Das waren Dinge, die sich der Junge im Moment am meisten wünschte.

Einen Moment später spürte er, wie er am Kragen gepackt und in die Seitengasse, aus der der Angreifer kam, gezogen wurde.

Gerade wollte er schreien und um sich schlagen, als sich eine Hand auf seinen Mund legte. „Ey Mann, beruhig dich, ich bin’s!“ Erleichterung, es war kein Angreifer, kein Schläger, Polizist oder sonst wer, nein, es war sein Dealer. Alle Anspannung wich mit einem Mal aus Yuu und er amtete erleichtert aus, schloss dabei kurz seine Augen. „Was zum Henker ist mit dir los, ich such dich seit zwei Tagen! Du bist einfach so verschwunden, ich hab schon gedacht, du bist abgekratzt.“ rief der Dealer, der nun seine Hand von Yuus Mund nahm, sodass dieser antworten konnte. „Khay, ist ja gut, mir geht’s gut, ich hatte nur ein paar Probleme.“ Murmelte Yuu und bekam dafür ein kurzes Nicken von Khay, der nun etwas beruhigter schien. Das hieß nicht, dass Yuu und Khay beste Freunde waren, ganz im Gegenteil, sie waren nur Verkäufer und Kunde, eine rein geschäftliche Beziehung.

„Ich hab dein Zeug.“ Fuhr der Dealer nun fort, dämpfte er hierbei seine Stimme und blickte kurz in Richtung der vollen Bummelstraße, bevor er Yuu wieder in die Augen sah. Dieser nickte leicht und fuhr mit der Hand in die Hosentasche, zog ein paar Geldscheine heraus und gab diese Khay.

Der junge Dealer zählte die Scheine kurz durch, seufzte dann jedoch leise, was Yuu jedoch gleich als Mittel zum Zweck enttarnte. Er konnte sich denken, was jetzt kam, auch wenn er es nicht wahr haben wollte.

„Ey, Mann, die Preise sind gestiegen...das Zeug kostet jetzt mehr. 20 %“

Yuu starrte sein Gegenüber ungläubig an „20%?!“ fragte er und wurde bleich. „Tut mir Leid, aber sonst krieg ich nichts mehr ab. Du hast doch genug, oder?“ Khays Blick wurde wachsam und musterte Yuu. So schätzte er immer ab, ob er über’s Ohr gehauen werden würde, oder nicht.

Langsam zog Yuu zwei weitere Scheine aus der Tasche und drückte sie dem Dealer in die Hand woraufhin er sein begehrtes Tütchen, in dem sich das wertvolle weiße Pulver befand.

Nachdem der Austausch vollzogen war verschwand Khay auch wieder in den Massen der Hauptstraße.
 

Seufzend lehnte sich Yuu gegen die Wand und rutschte an dieser zu Boden, zog die Beine an den Körper, schlang die Arme um die Beine und versteckte sein Gesicht hinter den Beinen und begann leise zu schluchzen.

Der Dunkle hatte Recht, Recht mit allem. Er war alleine, 18 Jahre und einfach noch nicht bereit, alleine für sich zu sorgen. Als er zu Hause rausgeflogen war, hatte er die Schule geschmissen, versucht eine Ausbildung oder einen Job zu bekommen, doch nichts. Aus diesem Grund war er auch auf der Straße gelandet. Denn für den Rest seiner Familie war er das schwarze Schaf, das nicht eingeplant war und das sich nicht ‚richtig‘ entwickelte, denn so wie seine Eltern es wollten. Für seine Familie war er ein Eintrag im Stammbuch, den man am Besten löschen sollte und das hatten ihm seine Eltern deutlich gemacht.

Doch das war nicht der einzige Grund für seine Lage. Damals, vor einigen Jahren, er war mit seiner kleinen Schwester unterwegs gewesen, als es geschehen war. Der Grund, warum er das alles auf sich nahm, warum er Drogen konsumierte: Das immense Schuldgefühl, das auf seinen Schultern lastete und drohte, ihn zu Boden zu stoßen und gnadenlos zu erdrücken. Er hatte damals jeden sozialen Kontakt zu Freunden abgebrochen. Ohne Vorwarnung, war einfach so verschwunden und nie wieder aufgetaucht.

Heiße Tränen rannen über seine Wangen. Er konnte sie nicht stoppen, doch das wollte er im Moment auch nicht. Er hatte niemanden, bei dem er sich fallen lassen konnte. Niemand, dem er sich anvertraute. Bei seiner Schwester zwang er sich immer ein Lächeln auf die Züge, damit sie sich nicht um ihn sorgte, doch wenn er alleine war, wollte er die meiste Zeit nur weinen, seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Doch nur in den seltensten Fällen gestattete er sich solche emotionale Ausbrüche. Und jetzt war eben einer dieser Momente.

Langsam begann es wieder zu regnen, spürte er die kleinen Tropfen auf seiner Haut.

Er hob seinen Kopf gen Himmel und genoss das Wasser auf seinem Gesicht, bevor seine eine Hand ein Feuerzeug hervorzog, die andere einen dreckigen Löffel, eine Spritze. Das alles legte er auf den Boden vor sich, holte dann das Päckchen mit Pulver hervor und tat etwas davon auf den Löffel, verschloss daraufhin das Tütchen wieder sorgfältig und verstaute es in der Innentasche seiner Jacke. Yuu löste seinen Gürtel und band ihn sich um den linken Arm, surrte ihn zwar schon etwas fest, doch nicht zu sehr, sodass er seinen Arm noch ohne Probleme bewegen konnte. Nun machte er sich daran, das Pulver mit Hilfe des Feuerzeugs zu erwärmen und letztendlich zum schmelzen zu bringen und die Flüssigkeit mit der Spritze aufzunehmen.

Die Spritze nahm er in den Mund, räumte derweil die restlichen Sachen weg, bevor er den Gürtel um seinen linken Arm fest surrte, sodass er bald jegliches Gefühl aus den Fingern und der Hand verschwand und sich ein unangenehmes Prickeln ausbreitete. Genau in dem Moment spannte er seine Armmuskeln und spritze sich die Flüssigkeit direkt in die Ader, die durch die Anspannung deutlich hervortrat.

Yuu löste den Gürtel um seinen Arm wieder und schloss seine Augen, spürte förmlich, wie das Mittel durch seine Adern gepumpt wurde und seine Wahrnehmung, vor allem seine Gefühle betäubte. Und genau das brauchte er im Moment. Er wollte sich nicht länger seinen Gefühlen hingeben, sondern einfach nur die Zeit vertreiben, den Tag dahin ziehen lassen, in der Hoffnung, dass es morgen besser werden würde.

„Yuu!“ hörte er auf einmal eine weibliche Stimme und er drehte träge den Kopf in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete. „Azumi?“ er konnte es nicht glauben, da stand seine kleine Schwester, mit einem schwarz-pinken Regenschirm. Sie blickte geschockt zu ihm, bevor sie wieder auf ihn zu ging und sich vor ihm auf die Knie fallen ließ. „Yuu! Was machst du nur?!“ rief sie vorwurfsvoll. Yuu blickte sie nur etwas unverständlich an, betäubte das Heroin genauso sein Denkvermögen. „Du kannst doch nicht hier draußen sitzen bleiben, es regnet!“ Sie maß ihn nun mit einem längeren, besorgten Blick, bemerkte, dass die Wangen ihres Bruders doch röter waren, als normal. So legte sie kurzer Hand ihre Rechte auf seine Stirn. „Yuu, du hast Fieber!“ „Na und?“ murmelte der Junge leise und blickte sie mit seinen trüben Augen an. „Mach dir keine Sorgen um mich.....was machst du überhaupt hier. Hast du keine Schule?“ Ein Kopfschütteln von Azumi war die Antwort. „Yuu, damit ist nicht zu spaßen, du weißt, dass dein Immunsystem schwach ist!“ Sie dachte kurz nach, bevor sie aufstand. „Warte hier, ich hole dir Medizin, die Apotheke ist nicht weit. Rühr dich nicht von der Stelle, ja?“ mit einem fast schon mütterlichen Ton sprach sie diesen Satz, dachte er sich und blickte sie einfach nur an, was sie als eine Stumme Bestätigung annahm, weswegen sie herumfuhr. „Ich beeil mich auch!“ rief sie, bevor sie die Gasse entlang Richtung Hauptstraße lief.

Yuu sah ihr nach, ließ seinen Kopf noch eine kleine Weile in der Richtung, bevor er sich langsam erhob. Er wusste nicht wieso, doch er wollte hier weg. Seine Schwester sollte ihn so nicht sehen, schwach und am Ende seiner Kräfte und Nerven. Nein, das war kein Bild, dass sie von ihrem großen Bruder haben sollte.
 

Als Azumi zurück zu der Seitengasse kam, in der sie ihren Bruder zurückgelassen hatte, musste sie mit Schrecken feststellen, dass er nicht auf sie gehört hatte und auf und davon war. "Oh nein, Yuu....!“ „Na, kleines Mädchen, hast du dich verlaufen?“ ertönte auf einmal eine Stimme von vorne. Das Mädchen zuckte zusammen und hob ihren Kopf, den sie gerade enttäuscht gesenkt hatte. Vor ihr stand ein großer, breitschultriger Mann in Lederjacke. Hinter ihm einige Jungs, die wie Schläger aussahen. Instinktiv ließ sie diese Erkenntnis zurückweichen, wurde ihr jedoch von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt. „Wohin denn so eilig?“ fragte die Lederjacke grinsend. „Hey, Boss, das ist die Schwester von dem Penner, mit dem wir Probleme hatten.“ tönte es nun von einem aus der Gruppe. „Ach, ist dem so?“ Die Lederjacke grinste düster, was Azumi kalte Schauer über den Rücken jagte. „Was.....was ist mit Oni-chan?“ fragte sie besorgt. Hatten diese Kerle ihm etwas angetan? War er deswegen nicht hier? Ihr Herz begann schneller zu schlagen, bis sie die Befürchtung hatte, dass es gleich zerspringen würde. „Na wenn wir nicht ihn bekommen, nehmen wir eben seine Schwester....“ Die Gruppe lachte und in Azumi stieg nun wirklich Panik auf. Was hatte ihr Bruder mit solchen Leuten zu schaffen? Wo war er? Hatte er Schwierigkeiten? Was war hier nur los?

Sie versuchte sich von dem Griff zu befreien, doch die Person hinter ihr hielt das zierliche Mädchen in einem eisernen Griff. Die Lederjacke kam ihr nahe, zu nahe für ihren Geschmack. Er war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. „Aber hübsch ist sie:“ gab er dreckig lächelnd zu. „Mit ihr werden wir viel Spaß haben....“ Azumis Augen weiteten sich und sie begann am ganzen Körper zu zittern. „N-nein! Lasst mich gehen, ich habe euch nichts getan!“ sagte sie, wobei selbst ihre Stimme vor Angst zitterte. „Bitte! Ich habe euch nichts getan!“ wiederholte sie, doch die Lederjacke schien das nicht zu interessieren. Im Gegenteil, er packte sie grob am Kinn und zog ihr Gesicht nach oben und wollte ihr gerade einen Kuss auf die Lippen zwingen, als er von etwas unterbrochen wurde. Besser gesagt von jemandem: Yuu.

Er war zurückgekommen um sich bei seiner Schwester zu entschuldigen, als er die Szene beobachtet hatte und eingegriffen hatte. Und zwar mit einem Stein. Er hatte zielsicher einen Stein an den Hinterkopf der Lederjacke geworfen.

Es war ein wahres Wunder gewesen, dass er ihn auf die Entfernung und noch dazu unter Einfluss von Drogen getroffen hatte, doch hatte er förmlich die Angst seiner Schwester gespürt. Sie brauchte ihn. Jetzt und hier. Und er würde sie nicht enttäuschen. „Lass deine dreckigen Pfoten von meiner Schwester!“ rief er verärgert und warf dem Punk in der schwarzen Lederjacke einen vernichtenden Blick zu. Wenn er etwas nicht dulden konnte dann, dass seine Schwester bedroht wurde. Von solchen......Idioten!

Sofort fuhr der Punk herum und funkelte Yuu an. „Du hast Nerven, hier aufzutauchen, du Penner!“ zischte er und ließ von Azumi ab. „Gestern bist du noch davon gekommen, aber heute wirst du nicht mehr so viel Glück haben!“

Kurz blickte Yuu na der Lederjacke vorbei zu seiner Schwester, sie schien okay zu sein. Dann war er wohl gerade rechtzeitig gekommen, aber....nun stand er sich einer Gruppe von 8 Männern gegenüber, die sicherlich auch bewaffnet waren. Und mager waren sie auch nicht gerade.

Der Puls und die Herzfrequenz des Jungen explodierten förmlich zu einem schnellen Rhythmus, sodass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Nein, weglaufen würde er nicht. Aber genauso gut konnte er nicht gegen sie alle gewinnen. Wahrscheinlich könnte er nicht einmal einen fertig machen. In was hatte er sich da nur reingeritten? Vor allem, seine Schwester, ihr durfte nichts passieren. Er wollte nicht schon wieder für etwas schlimmes verantwortlich sein. Wenn er an damals dachte, an....nein, diese Gedanken gehörten nicht hierher. Er musste sich konzentrieren! Yuu atmete tief ein und ballte seine rechte Hand zur Faust.

„Du willst wirklich gegen uns alle antreten?“ ein amüsiertes Lachen von der gesamten Gruppe. „Junge, ich glaube du bist nicht mehr ganz sauber in der Birne! Aber mir soll es Recht sein, ich hasse es kleinen Mädchen weh zu tun.“ Mit diesen Worten schnippte er mit den Fingern und die Gruppe stürzte sich auf den jungen Japaner.

„Nein!“ schrie Azumi, völlig schockiert, doch nun wurde sie von der Person hinter sich so festgehalten, dass sie nicht zu ihrem Bruder konnte, ihm nicht helfen konnte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie sah, wie ihr Bruder immer wieder getroffen wurde, von Schlägen und Tritten. Sie versuchte sich loszureissen, stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Mann hinter sich, doch das brachte nichts. Yuu konnte zwar auch austeilen und traf des öfteren auch einige Angreifer, die ihm zu nahe kamen und zu langsam waren, doch gegen acht konnte er sich alleine nicht durchsetzen. Immer und immer wieder wurde er getroffen, im Gesicht, an den Armen, Beinen, Brust und Bauch. So kam es auch, dass er nach einiger Zeit auf dem Boden landete, wo die anderen jedoch nicht begannen auf ihn einzutreten, sondern abwarteten.

Keuchend versuchte er sich aufzurichten, konnte sich auf Händen und Knie abstützen, als er ein metallenes Geräusch hörte, das er nicht wirklich einordnen konnte. Als er wieder auf den Beinen stand taumelte er etwas und drehte sich um, blickte der Lederjacke ins Gesicht. „Na, hast wohl immer noch nicht genug!“ Die Lederjacke grinste ihn an und schwang eine Eisenstange. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir dich fertig machen.“ Sagte er grinsend, bevor er auf Yuu zustürzte und mit dem Eisenrohr ausholte. Azumi, die bereits kläglich weinte, konnte das nicht glauben, sah sie dem zu, fing dann jedoch laut an zu schreien, weswegen ihr der Mund zu gehoben wurde. Immer mehr Tränen liefen ihr über die Wangen und sie versuchte sich loszureissen, als sie sah, wie ihr Bruder einen Schlag mit der Eisenstange abbekam.

Er wurde am Rücken getroffen, ging jedoch sofort zu Boden und krümmte sich unter den Schmerzen. Wieso half niemand? Wieso konnte ihnen niemand helfen? Azumi wurde fast verrückt, als sie sah, was ihr Bruder alles einstecken musste.
 

Das alles hatte erst ein Ende, als Yuu einen erneuten Treffer mit der Eisenstange kassierte, dieses Mal jedoch gegen den Hinterkopf. Der Schlag war so gewaltig, dass er augenblicklich das Bewusstsein verlor und zu Boden ging, dort reglos liegen blieb.

„Hauen wir ab, bevor die Bullen kommen!“ meinte die Lederjacke und die Gruppe verschwand.

So wurde auch Azumi losgelassen, doch das Mädchen war derart angetan von dieser Szene, dass sie kraftlos auf die Knie sank und den reglosen Körper ihres Bruders anstarrte.

Den Regen nahm sie schon lange nicht mehr wahr, nur ihren Bruder, der dort lag, wie....sie traute sich den Gedanken kaum weiterzudenken, ja, wie eben tot. Sie kauerte sich zusammen, zitterte heftig am ganzen Körper, war unfähig, sich zu bewegen. Alles nur wegen ihr. Wenn sie nicht hier gewesen wäre, dann wäre Yuu nicht wiedergekommen, dann wäre er nicht auf diese schrecklichen Menschen getroffen...

Langsam kroch sie nun auf allen vieren zu ihrem Bruder, betrachtete eine Regenpfütze in unmittelbarer Nähe des reglosen Körpers, in der sie gerade ihre Hand versenkt hatte. Sie hob ihre Hand hoch und sah das verdünnte Blut in dem Wasser.

Noch einmal schlug ihr das Herz bis zum Hals, Angst durchströmte ihren Körper, lähmte sie. Nein, sie durfte nicht schwach werden, ihr Bruder brauchte sie jetzt! „Yuu!“ rief sie mit Tränen erstickter Stimme und berührte den Jungen mit ihrer zitternden Hand an der Schulter.

Keine Reaktion.

„Yuu!“ rief sie erneut, rüttelte dieses Mal etwas an dem Körper ihres Bruders.

Wieder keine Reaktion.

Langsam wurde sie hysterisch. Was, wenn er tot war? Was, wenn er nie wieder für sie da wäre? Schnell blickte sie sich um, sah ihre kleine Handtasche auf dem Boden liegen, griff diese und zog ihr Handy aus der Tasche, wählte die einzige Nummer, die ihr in dem Moment der völligen Hysterie und Panik einfiel.

„Daddy?“ rief sie. „Daddy!“ es erleichterte sie etwas, als sie die Stimme ihres Vaters hörte, doch dann begann sie lauthals zu wimmern und erneut zu weinen. „Daddy, hilf mir, bitte!“
 

Wie in Trance sah sie allem zu, wie ihr Vater kam und die beiden sah, Yuu bewusstlos und in einem schrecklichen Zustand, sie daneben, durch den Regen völlig durchnässt. Sie nahm seine Stimme nicht wahr, nich, wie er ihr das Handy aus der Hand riss und den Notruf wählte.

Erst als der Krankenwagen ankam und Yuu auf die Trage gehoben und in den Transporter verladen wurde, regte sie sich. „Ich will mit!“ rief sie aufgebracht und schlüpfte durch die noch offene Türe, bekam sie einen Platz zugewiesen.

In dem Krankenwagen herrschte blanke Hektik, doch Azumi nahm alles wie in Zeitlupe wahr. Ihr Bruder wurde notdürftig versorgt, an diverse technische Geräte angeschlossen, die sie alle nicht kannte. Erst, als ihm vorsichtig eine Atemmaske angelegt wurde, erwachte sie aus ihrer Trance. „Wie geht es ihm?“ fragte sie noch immer leicht panisch den einen Arzt. „Wir wissen es nicht so genau, wir können bis jetzt nur Mutmaßungen anstellen. Im Krankenhaus wird er geröntgt und auf innere Verletzungen und Blutungen untersucht, dann werden wir mehr wissen. Im schlimmsten Fall hat er ein Schädel-Hirn-Trauma.“ Mit all den Begriffen konnte sie im Moment wenig anfangen, doch das brauchte sie auch nicht, denn fünf Minuten später kamen sie an dem Krankenhaus an.

Yuu wurde sofort zum Röntgen gebracht und Azumi musste im Wartezimmer auf den Arzt waren.
 

In Filmen hatte sie sich gerne darüber lustig gemacht, dass das Zeitempfinden immer so hoch gespielt wurde, doch nun, da sie selbst darauf wartete, auf die Erlösende Aussage des Arztes, kamen ihr die Sekunden wie Stunden vor und die Minuten wie Ewigkeiten.

Zwar hatte sie die ganze Zeit auf die Uhr gestarrt, doch im Endeffekt wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Immer wieder, wenn ein Arzt in Sichtweite war, war sie aufgesprungen, doch bis jetzt hatte niemand ihr etwas sagen können. Dabei sorgte sie sich doch so sehr. Ihr geliebter Bruder. Stets war er für sie da gewesen und sie? Sie hatte mit ansehen müssen, wie er fast zu Tode geprügelt wurde.

Wieder stiegen in ihr die Tränen auf, doch schämte sie sich nicht dafür. Irgendwann hatte sie von einer Schwester einen Kaffee bekommen und eine Decke, da ihre Kleidung völlig durchnässt war. Die Schwester hatte auch versucht, mit ihr zu reden, doch Azumi war einfach zu verwirrt und zerstreut, als dass sie sinnvolle Antworten geben konnte.
 

Und endlich wurde sie erlöst. Ein Arzt kam geradewegs auf sie zu. „Sind sie die Angehörige?“ fragte der Arzt und das junge Mädchen nickte sofort. „Nun, er hat einige Prellungen davon getragen, zwei Rippen sind angebrochen und er hat ein Schädel-Hirn-Trauma.“ Und das alles hatte so lange gedauert? Nur um das zu diagnostizieren? Als sie ihre Fragen aussprach schüttelte der Arzt den Kopf. „Nein, es kam noch eine innere Blutung im Magenbereich hinzu, die wir sofort operieren mussten.“ Azumis Augen wurden wieder groß, doch der Arzt schüttelte den Kopf. „Es besteht kein Grund zur Sorge, die Operation ist wie geplant verlaufen und es kam zu keinen Komplikationen. Er ist noch immer bewusstlos, aber sie können jetzt schon zu ihm, wenn sie wollen.“ Was für eine Frage. Natürlich wollte sie. Nichts lieber als das!

Sofort stimmte sie dem Angebot zu und der Arzt brachte sie in ein Zimmer der Intensivstation, in dem ihr Bruder untergebracht worden war.

Und das, was sie sah, erschreckte sie zutiefst. Er war an noch mehr Geräte angeschlossen, die ständig piepsten, noch dazu die Verbände, Katheter und alles andere.

Noch dazu war er so schrecklich bleich. Viel bleicher als sonst. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich an das Bett ihres Bruders, griff vorsichtig dessen Hand und drückte sie. „W-wird er wieder vollständig gesund?“ fragte sie nun leise und blickte zu dem Arzt. „Das kommt ganz darauf an.“ Meinte er ernst und sah sie ebenso an. „Mit einem Schädel-Hirn-Trauma diesen Grades ist nicht zu scherzen. Noch dazu der hohe Blutverlusst während der OP....“ Leise seufzte er. „Wir haben auch noch Herpin in seinem Blut gefunden....sie wissen sicher, dass sich Drogen und Medikamente nicht sehr gut vertragen. Also würde ich sagen, dass es da ganz auf ihn selbst ankommt.“

Mit diesen Worten verließ der Arzt das Zimmer und ließ Azumi alleine zurück. Diese hielt zitternd die Hand ihres Bruders. „Werde bitte wieder gesund, Oni-chan. Dann mach ich dir ganz leckeres Essen. Das verspreche ich dir. U-und du hast mir doch versprochen, immer bei mir zu sein und mir zu helfen...“ wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, die sich auch ihren Weg nach draußen bahnten. „D-du kannst mich doch nicht einfach so alleine lassen, oder?“

Eine gespenstische Stille war die Antwort auf ihre Frage.

Bring Me To Life

Kapitel VII Bring Me Back To Life
 

So, jetzt meld ich mich auch mal zu Wort xD

Erstmal will ich mich bei allen lieben Kommischreibern bedanken. Ich hab nicht gedacht, dass die so gut ankommt °_°;;;

Ihr seid toll ;O;

*alle mal knuffelz*
 

Jaaaaaaaaahaaaahaaaaaaaaaaaaa und dann wollt ich nochmal auf das letzte Kapitel zu sprechen kommen. Anscheinend ist mein Plan aufgegangen, weil ihr alle (zumindest fast xD) alle geglaubt habt, dass Seth kommt und Yuu-chan aus der Patsche hilft °_°; Muahahahahahaaaa <>___<>

Und genau das wollte ich bezwecken, ich liebe es, genau nicht das zu tun, was man erwartet, herrlicher Effekt °_°
 

Aber jetzt genug gelabert, hier kommt das nächste Kapi °o°
 

Kapitel VII Bring Me To Life
 

Yuu wanderte durch völlige Finsternis. Er konnte sich nur sehr vage an das erinnern, was geschehen war und selbst bei diesen wenigen Erinnerungen handelte es sich mehr um Erinnerungsfetzen, als sinnvolle Bilderreihen.

Da war die Lederjacke und seine Gang, Schmerzen, eine Eisenstange, immer wieder das Bild seiner Schwester, ihr geschocktes Gesicht und dann......dann kam die Finsternis.

War er tot?

So Recht wusste Yuu das nicht. Er fühlte keine Schmerzen, doch die Tatsache, dass er hier mitten im nichts war und er gerade einmal die Hand vor den Augen sehen konnte, störte ihn etwas. Er machte einige vorsichtige Schritte nach vorne, doch dann auf einmal erschienen Bilder seiner Kindheit, seiner Eltern und seiner Schwester. Als sie noch klein war und er sie erzogen hatte. Doch sie war damals schon wie heute, sie hatte immer gelächelt und gelacht, sie war ein wahrer Sonnenschein gewesen.
 

Doch dann wechselten diese freundlichen Bilder von seiner Schwester mit grausamen:

Er blickte seine junge Schwester, damals vielleicht 10 Jahre alt: Er sah ihr blutverschmiertes Gesicht, ihren leblosen Körper, der nicht atmete und er daneben lag. Im Gegensatz zu ihr war er bei Bewusstsein, doch konnte er sich nicht bewegen. Er wusste, dass seine Schwester ihn brauchte, dass sie nicht mehr atmete, doch er musste nur zusehen, wie sie langsam aber sicher starb.

Nein, er wollte nicht an diesen Tag erinnert werden. Er wollte ihn verdrängen, vergessen, einfach aus seinen Erinnerungen streichen. Doch das war leider nicht möglich.

Yuu hätte damals auf seine Schwester aufpassen müssen, doch er hatte versagt. Und wegen seiner Unaufmerksamkeit wäre sie um ein Haar gestorben. Und er hätte ihr dabei hilflos zusehen müssen. Er wusste nicht, was er tun sollte, was ihm diese Bilder sagten und ob er nun wirklich tot war. Hieß es nicht, dass man beim Sterben sein Leben noch einmal ablaufen sah, wie einen Film?

Nein, nein, er wollte nicht sterben. Azumi brauchte ihn. Er hatte ihr versprochen, immer für sie da zu sein, für sie zu Sorgen und an ihrem Abschluss dabei zu sein. Und das konnte er nicht brechen.
 

Nun verschwanden die Bilder des Unfalls, sah er ein Augenpaar, golden in der Farbe und die Pupille mehr ein Schlitz, als kreisförmig. Er kannte diese Augen, doch woher? Wie als eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage tauchte die Gestalt, zu dem das Augenpaar gehörte dazu auf: Seth. Der Dunkle.

Yuu schrak automatisch zurück, doch erkannte er das Bild schnell als Teil seiner Erinnerung, die er an den Dunklen hatte.

Was machte er bei seinen Erinnerungen? Er hatte ihn doch erst kennen gelernt. Er kannte den Dunklen nicht einmal richtig. Er wusste nichts über die große Gestalt, die ihm einmal das Leben gerettet hatte. Nichts, überhaupt gar nichts. Nicht, wo er her kam, wie alt er war, einfach gar nichts.
 

„Willst du etwa so sterben?“

Yuu riss ungläubig die Augen auf. Das Bild von Seth begann zu sprechen! Aber, das war doch nicht möglich!

Sofort wich der Junge einige Schritte zurück, doch dann bewegte sich auch der Dunkle, verschränkte seine Arme vor der Brust. „Deine Schwester braucht dich. Und nun ist es langsam an der Zeit, zurück ins Leben zu kommen, meinst du nicht? Du hast lange genug geschlafen.“

Mit diesen Worten verschwand das Bild des Dunklen und zurück blieb ein völlig verwirrter Yuu.

Er? Zurück ins Leben? Zu Azumi? Sein Herz begann schneller zu schlagen. Seth hatte Recht, er konnte Azumi nicht alleine lassen, er musste zurück, zurück zu ihr!
 

Desinfektionsmittel. Das erste, was Yuu wahrnahm. Der ekelerregende Geruch von Desinfektionsmittel. War er in einem Krankenhaus?

Das lästige, hohe Piepsen bestätigte seine Vermutung, da das Geräusch regelmäßig war, jetzt jedoch etwas schneller wurde. Hörte er da etwa ein Ticken einer Uhr?

Langsam öffnete der Junge seine Augen, musste dabei jedoch erst ein paar Mal blinzeln um überhaupt etwas wahrnehmen zu können.

Und nun blickte er genau auf Seth’s Gestalt, die gegen die Wand gelehnt seinem Bett gegenüberstand, wie immer völlig in Schwarz, mit vor der Brust verschränkten Armen.

Doch kaum hatte er ein weiteres Mal geblinzelt, war er auch schon verschwunden. War das nur eine Halluzination gewesen?

Er spürte nun jedoch etwas an seiner rechten Hand und sah nun den Grund für diesen Druck: Azumi.

Das Mädchen hielt seine Hand und war über dem Bett zusammengesunken und schlief. Sie sah wirklich ziemlich erschöpft aus. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und ihr sonst so glattes Haar war ziemlich zerzaust.

Doch nun, da Yuu sanft den Druck auf ihre Hand erwiderte, öffnete sie die Augen und blickte ihren Bruder erst einmal ungläubig an. „Oni-chan“ flüsterte sie mit brüchiger Stimme. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie begann zu Schluchzen. „Endlich bist du wach!“ Sie versteckte ihr Gesicht hinter ihrer freien Hand und weinte hemmungslos.

„Azumi, beruhig dich.“ Flüsterte Yuu und erschrak selbst vor seiner dünnen, brüchigen Stimme. Sofort blickte Azumi zu ihm. „W-warte, i-ich hol den Arzt.“ Sagte sie verwirrt und sprang auf, verließ mit schnellen Schritten das Zimmer.

Nun hatte Yuu die Zeit, sich genauer umzusehen, vor allem, sich seines Körpers anzunehmen. An seinem Kopf spürte er einen straff angelegten Verband, an seinem rechten Ellbogen war ein Katheter. Auch seine Brust war von einem strahlend weißen, fest angelegten Verband verdeckt. Oh Mann, ihn schien es wirklich ziemlich schlimm erwischt zu haben. Und jetzt spürte er auch die zunehmenden Kopfschmerzen, weswegen er die Augen mit einem leisen Stöhnen schloss.
 

Wahrscheinlich war er wieder eingedöst, denn als er die Augen wieder öffnete, stand auf einmal der Arzt im Zimmer und betrachtete ihn. „Ah, Sie sind wieder wach.“ Stellte er fest und trat an Yuu heran. „Erst einmal heiße ich Sie wieder im Leben willkommen.“ „Hä?“ kam es direkt von Yuu, der kein bisschen verstand. „Sie lagen eine Woche im Koma und waren einmal klinisch tot.“

Ein Scherz. Das war doch nur ein billiger Scherz! Er und klinisch tot? Dann eine Woche Koma? Was für ein Unsinn! Doch tief im Innern spürte er, dass es die Wahrheit war. Und deswegen begann auch das Gerät, an das ich angeschlossen war, ärgerlich zu piepsen, da mein Puls und mein Herzschlag anstieg. „Beruhigen Sie sich bitte, es ist alles in Ordnung. Anscheinend waren Sie stark genug um den Weg zurückzufinden.“

Hatte Seth das damit gemeint? ‚Du hast lange genug geschlafen.‘ Verwirrt schüttelte er den Kopf.

„Jedoch heißt das nicht, dass Sie völlig genesen sind, Sie werden noch einige Zeit bei uns bleiben müssen, mindestens drei Tage. Sie haben ein Schädel-Hirn-Trauma und zwei ihrer Rippen sind noch angebrochen.“ Leicht nickte Yuu, doch dann sah er wieder zu Azumi. „Wissen.....Wissen Mum und Dad davon?“ fragte er nun leise.

Seine Schwester nahm seine Hand und nickte leicht. „Ja, als.....als du da gelegen hast, ich....mir ist nichts anderes eingefallen, ich habe Dad angerufen.“ Meinte sie nun und drückte beruhigend die Hand Yuus. „Aber...naja,“ sie zuckte ratlos mit den Schultern, „nachdem der Notarzt gekommen war, ist er wieder gegangen und seit dem nicht mehr hergekommen, er ruft mich nur auf dem Handy an und fragt, wann ich wieder kommen.“ Betrübt senkte das Mädchen den Kopf. „Mach dir nichts daraus.“ ergriff nun Yuu das Wort. „Es war absehbar, dass das passiert.“ „W-wenn ich nicht gewesen wäre,“ begann nun seine Schwester von Neuem, „dann wärst du nicht zurückgekommen.“ Sie begann wieder zu schluchzen, „und dann wäre das alles nicht passiert. Dann wärst du jetzt nicht hier und du wärst nicht fast gestorben.“ „Nein, Azumi, sprich nicht so. Es ist nicht deine Schuld. Ich hatte Probleme mit ihnen. Ich müsste eher sagen, dass wenn ich keine Probleme mit ihnen gehabt hätte, dann wäre es gar nicht so weit gekommen und du wärst nicht in Gefahr gewesen.“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Züge Yuus und er hob unter großem Kraftaufwand seine Hand und strich seiner Schwester die Tränen von der Wange.

„Entschuldigen Sie,“ begann nun der Arzt und sah u Azumi. „Ich würde gern mit ihm alleine sprechen.“ Das Mädchen nickte und stand auf. „Ich hol dir etwas zu essen, Oni-chan“ sagte sie, bevor sie das Zimmer verließ und Yuu mit dem Arzt alleine ließ.

Dieser maß Yuu mit einem nachdenklichen, langen Blick, setzte sich auf den Stuhl, auf dem Azumi bis gerade noch gesessen hatte. „Sie hatten großes Glück.“ Sprach er ernst. „Sie standen unter Einfluss von Drogen, das hätte einen gewaltigen Schaden anrichten können. Noch dazu hätten sie alleine an ihrer inneren Verletzung und an der Kopfverletzung sterben können.“ Yuu senkte nachdenklich den Kopf. „Ich weiß.“ „Darf ich Sie duzen?“ Ein leichtes Nicken von Yuu. „Wieso nimmst du eigentlich Drogen? Die Blutuntersuchung ergab, dass du regelmäßig konsumierst. Hast du schon mal daran gedacht eine Therapie zu machen?“

Leise seufzte der Junge und begann zu erzählen, von seinen Problemen mit seiner Familie und dass er dadurch in die Drogenszene gerutscht war. Auch, dass er schon mehrere Male eine Entgiftungskur versucht hatte, doch er hatte sie nicht durchstehen können, was übrigens sehr häufig vorkam.

Der Arzt nickte immer wieder verstehend, hörte Yuu jedoch schweigend zu, bis er fertig war. „Du weißt, dass du eigentlich ein Fall für ein Heim wärst...?“ Dieses Mal ein Nicken von Yuu. Schließlich galt man in Japan erst mit 21 als Volljährig. „Und noch einmal zu dem Angriff auf dich: Willst du keine Anzeige erstatten? Du weißt doch sicher, wie deine Angreifer aussahen, oder?“ – „Ja, das schon, aber es würde nur noch mehr Probleme geben, wenn ich es tun würde. Jetzt haben sie sich ausgetobt und werden mich schon in Ruhe lassen.“ Jedenfalls hoffte das der junge Japaner. „Und was wenn nicht?“ fragte der Arzt ernst nach. „Was, wenn sie erneut angegriffen werden und nicht so viel Glück haben, wie dieses Mal. Was dann?“ Yuu schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber das werde ich mir dann durch den Kopf gehen lassen, wenn es so weit ist.“

Kopfschüttelnd stand der Arzt auf. „Du solltest nicht so leichtfertig mit deinem Leben umgehen.“ Sagte er und legte Yuu eine Karte auf den Nachttisch. „Das ist meine Karte, falls wir uns nicht mehr sehen – was ich zwar bezweifle, aber hier kann man nie wissen – du kannst dich gerne bei mir melden, wenn du Probleme hast und jemanden zum Sprechen brauchst.“ Yuu nickte dankend und betrachtete den Arzt nun genauer.

Dafür, dass er Arzt war, war er ziemlich jung, höchstens Mitte 30. Und er war ganz in Ordnung, aber das Angebot würde er niemals wahrnehmen. Der Junge schämte sich eigentlich immer, wenn er frei über seine Gefühle sprach und so war es auch dieses Mal. „Ach, wenn du irgendwelche Schmerzen oder Beschwerden hast, dann ruf die Schwester, sie wird dir helfen. Du rufst sie mit dem Knopf da.“ meinte der Arzt und deutete auf einen kleinen Schalter, der an dem Bett angebracht war. „Man sieht sich dann hoffentlich noch.“ Sagte der Arzt zum Abschied und verließ das Zimmer.

Im selben Moment betrat Azumi das Zimmer, hatte sie ein Tablett mit Essen und Trinken in den Händen. Sie setzte sich lächelnd auf den Stuhl neben dem Bett und begann etwas von dem Essen auf die Gabel zu häufen. „Es ist zwar nicht gut, aber besser als nichts.“ Sagte sie und begann Yuu zu füttern, da dieser viel zu schwach war, um eine Gabel zu halten.
 

Am Abend hatte Yuu seine Schwester gebeten, nach Hause zu gehen, damit auch sie wieder richtig schlafen könnte.

Er selbst hingegen fand auch spät am Abend noch keine Ruhe, weswegen er lange wach lag.

„Hm, sieht so aus, als hättest du es wirklich geschafft, zurück ins Leben zu finden, beeindruckend.“

Yuu zuckte heftig zusammen, als er die ihm bekannte, tiefe Stimme wahrnahm. „W-wie kommst du hier rein?!“ rief Yuu laut und setzte sich umständlich auf. Da stand er wirklich, halb im Schatten, halb beleuchtet durch das Mondlicht, das durch das Fenster schien und verlieh ihm einen weiteren, mysteriösen und beängstigenden Touch. Aber das erschreckendste war, dass Seth eindeutig nicht in durch die Türe gekommen war. Denn da hatte Yuu gerade permanent hingestarrt.

Doch als Antwort erhielt er ein dunkles Lachen. „Lassen wir das Thema erst einmal, du wirst es schon noch erfahren.“ Sagte er und lächelte. „Ich wollte nur nach dir sehen.“ – „Nach mir sehen?“ Der Dunkle nickte. „Wie gesagt, ich wollte nur nach dir sehen.“ Er drückte sich von der Wand ab, gegen die er sich gerade noch gelehnt hatte um zu gehen. „Nein, warte!“ rief Yuu nun und erhielt einen fragenden Blick von Seth.

„Als ich.....noch im Koma lag, da habe ich dein Abbild gesehen, du hast mich förmlich zurück gebracht...ich würde gerne mehr über dich erfahren.“

Wieder lachte der Dunkle und schüttelte den Kopf. „Hier und jetzt? Wohl kaum. Du kannst gerne wieder zu mir kommen, wenn du mehr über mich erfahren willst, aber wie gesagt, nicht hier und jetzt. Du brauchst Schlaf und musst dich erholen.“ Mit diesen Worten blickte der Dunkle Yuu tief in die Augen.

Dieser wurde wieder förmlich von den goldenen Augen des Älteren eingefangen, doch seltsamerweise wurde Yuu wieder träge, bis ihm schließlich die Augen zufielen und er in die Traumwelt abdriftete.

Seth blickte noch einen Moment auf den schlafenden Jungen, bevor er wieder verschwand.

Releasing The Demons

Kapitel VIII Releasing The Demons
 

Auf den Fluren des Krankenzimmers herrschte völlige Dunkelheit, kein Arzt, Besucher oder Schwester. Yuu kämpfte sich an der Wand gestützt den Gang mühsam entlang. Irgendwas hatte ihn in aller Herrgottsfrühe – es war kurz vor drei Uhr am Morgen – aus dem Bett geworfen. Was genau wusste er nicht, aber die gespenstische Stille hatte ihn zutiefst beunruhigt, weswegen er nach einer Schwester hatte Rufen wollen, doch selbst als er immer wieder auf den Knopf drückte, der ihm vom Arzt gezeigt worden war, blieb es gespenstisch still, keine Schwester kam.

Tagsüber herrschte hier ein wahres Durcheinander, da waren viele Stimmen der Besucher, Ärzte, Schwestern, die Wägen und Betten herumschiebten, doch nachts verschwand all das und zurück blieb ein wie leer gefegtes Krankenhaus.

Eine Gänsehaut ließ den jungen Verletzten erschaudern. Es war ein wahres Wunder, dass er überhaupt so weit gekommen war, doch seltsamerweise taten seine Verletzungen nicht mehr weh und seine Kopfschmerzen hatten aufgehört. Anscheinend wirkten endlich die Schmerzmittel, die er bekommen hatte.

Doch die Kälte konnte er sich nicht erklären. Immer wieder blickte sich der Junge nervös um, als müsse er befürchten, dass etwas von hinten auf ihn zukam und an jeder Kreuzung von Gängen hielt er inne und lauschte, als würde eine Bestie auf ihn warten um ihn zu zerfleischen.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er wusste nicht warum. Was hatte ihn überhaupt geweckt, abgesehen von dem komischen Gefühl in der Magengegend? War etwa etwas hier? Lauerte ihm etwas auf? Doch was sollte es sein?

Schritte.

Yuu erstarrte und drückte sich an die Wand, da er gerade an einer Kreuzung der Gänge wartete. Nein, keine Schritte. Mehr ein Schlurfen. Und es kam immer näher. Aus dem Gang rechts neben ihm.

Dazu der rasselnde Atem, der Yuu bis aufs Mark erschütterte und immer kamen die Schritte näher. Diese grausame Schlurfen, als wäre das etwas zu schwach, seine Beine zu heben.

Oder es war kein Mensch, ertönte eine Stimme in seinem Hinterkopf.

Das Schlurfen wurde immer lauter und war nun nur noch wenige Schritte entfernt. Yuu begann heftigst zu zittern und hielt den Atem an. Wo waren nur die Schwestern? Der Nachtwächter. Irgendjemand! Der junge drückte sich weiter an die Wand und rührte sich keinen Millimeter. Er konnte sich nirgends verstecken, hier war nichts. Das Etwas musste ihn sehen, es gab keine Zweifel, doch Yuu wollte das nicht. Um keinen Preis. Sein Instinkt sagte ihm, dass das, was den Gang entlangschlurfte, abgrundtief böse war.

Die Augen hielt der Junge weit aufgerissen, erwartete er den Moment mit vollkommener Furcht, wenn ihn das etwas anstarrte, was immer es war. Er malte sich die schrecklichsten Szenen aus, das deformierte Gesicht, herunterhängende Hautlappen, gefährlich listige Augen, einfach alles.

Das Schlurfen hielt inne, nur noch der rasselnde Atem war wahrzunehmen. Und das Etwas konnte nur unmittelbar vor der Kreuzung stehen. Hatte es ihn etwa gehört? Yuu wagte nicht, den Kopf zu drehen oder sich in irgendeiner Art zu bewegen.

Und dann erklang ein Pfeifen. Es war schief, verzerrt und klang mehr als nur unheimlich. Es hörte sich an, als würden die schiefen Töne aus der Hölle selbst stammen.

Yuu spürte, wie sein Herz einen Moment lang aussetzte.

Schlurfende Schritte.

Die Panik ließ Yuu förmlich zu einer Salzsäule erstarren. Jetzt war das Ding auf der Kreuzung, doch blieb Yuu die Sicht auf das Etwas versperrt. Es war einfach zu dunkel, er konnte nichts erkennen, außer grobe Umrisse.

Doch anscheinend wurde er selbst nicht gesehen, das Wesen pfiff weiter die diabolische Melodie, bis es im Schatten des Ganges verschwand.

In dem Moment wurde Yuu klar, dass er hier sofort verschwinden musste. Er durfte nicht zögern, dieses Ding war hinter ihm her.

Seine verkrampften Muskeln entspannten sich soweit, dass der Junge wieder laufen konnte und schon stürzte Yuu den Gang weiter entlang, den das Wesen nicht genommen hatte. Noch immer hörte er in einiger Entfernung die Melodie, doch entfernte er sich immer schneller und weiter, sodass die Töne bald verstummten.

Was zum Teufel war hier los? Das konnte nicht normal sein. Wo war er hier? In keinem Krankenhaus der Welt herrschte eine solche Stille und Finsternis, obwohl es massenhaft Fenster gab!

Er hastete so schnell er konnte den Gang entlang und suchte nach dem Ausgang. Er konnte sich nicht verlaufen haben, er wusste, dass es hier entlang ging. Dort vorne müssten die Aufzüge sein und das Treppenhaus. Drei Stockwerke musste er nach unten, ins Erdgeschoss, dann nur den Gang nach rechts, dann wäre er in dem Eingangsbereich und schon draußen.

Ein leises Pfeifen.

Yuu drehte sich um, doch sah er nichts, lag der Gang hinter ihm nun in völliger Finsternis hinter ihm. So dunkel war es gerade eben noch nicht gewesen, da war er sich sicher!

Schlurfende Schritte.

Mit einem Schrecken erkannte Yuu dass das Wesen zurückkam und nun den Gang gewählt hatte, den auch der Junge genommen hatte. Und damit ging es direkt auf ihn zu! Das Herz des Verletzten begann wieder schneller zu schlagen, nahm er die Beine in die Hand, achtete auf nichts, rannte einfach in die Dunkelheit vor sich und erkannte grob die Türen des Fahrstuhls. Er musste nur noch da rein, dann wäre er sicher!

Panisch drückte er immer wieder den Knopf, doch die rettende Kammer ließ auf sich warten.

Das Pfeifen und die schlurfenden Schritte wurden immer lauter. Das Ding konnte nicht mehr weit entfernt sein.

Mit einem klaren ‚Pling‘ wurde Yuu aus diesem Schrecken gerissen, doch gleichzeitig in einen größeren gestoßen. Das Geräusch war nur leise gewesen, doch bei der fast völligen Stille –abgesehen von denen des Verfolgers – war das Klingen wie ein Donnerschlag mitten in der Nacht.

Zum zweiten Mal in dieser Nacht setzte Yuus Herzschlag einen Moment aus.

Doch genau im selben Moment verstummte das Pfeifen der höllischen Töne und auch das Schlurfen verschwand.

Man hatte ihn gehört.

Yuu stürzte nun ohne auf irgendetwas zu achten in den Fahrstuhl und hämmerte förmlich auf den Knopf des Erdgeschosses ein, starrte er auf die noch immer offenen Türen des Lifts.

Oh Gott, bitte, schließ endlich diese verdammten Türen! Der Junge verfiel in Panik, als er erneut das Schlurfen vernahm und dieses Mal war es schneller. Das hieß, das Ding wollte schnell zu ihm.

Langsam schlossen sich die Türen.

Schneller, verdammt, schneller! Panisch wartete der Junge darauf, dass zwei Hände erschienen und den Schließmechanismus verhinderten.

Doch die Türen hatten sich geschlossen, bevor ihn dieses Ding erreichte. Kaum hatten sich die Türen vollständig geschlossen trommelte etwas gegen diese und Yuu drängte sich an die Wand, ließ sich daran zu Boden sinken. Er hatte es wirklich geschafft. Er hatte es verdammt nochmal geschafft!

Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug in Bewegung und Yuu stand langsam auf. Er durfte nicht trödeln. Er blickte auf die Anzeige und schließlich erschien ‚E‘ auf dem Display erschien.

Als sich jedoch die Türen öffnete wich alle Farbe aus dem Gesicht des Jungen. Er blickte direkt in das Gesicht eines völlig entstellten....Dinges- Wie....wie war es so schnell nach unten gekommen?

Der rasselnde Atem spürte der Junge auf seinem Gesicht, war er wieder einmal vor Angst zur Salzsäule erstarrt. Doch als das Ding seinen Mund aufriss und seine spitzen, halb verfaulten Zähne offenbarte, schloss Yuu die Augen.
 

Als er sie wieder öffnete blickte er direkt in das Gesicht des jungen Arztes, was ihn im ersten Moment so erschreckte, dass er wild anfing zu schreien und um sich zu schlagen und zu treten, wobei er nicht auf die Schmerzen achtete.

„Yuu, beruhige dich! Es ist alles gut, ich bin es!“ rief der Arzt und packte den Jungen an den Schultern und drückte ihn so auf das Bett. Es war kurz vor drei Uhr am Morgen, als Yuu begonnen hatte, zu schreien

Nach einiger Zeit beruhigte sich Yuu und begann am ganzen Leib zu zittern. Er blickte den Arzt fragend, aber auch ängstlich an, anscheinend hatte er keine Ahnung, was geschehen war.

„Ganz ruhig, Junge, alles ist gut. Du hattest nur einen Horrortrip.“ Erklärte der Arzt. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, wann so etwas geschehen würde.
 

Yuu blickte den Arzt noch immer unverständlich an. ‚Nur‘ ein Horrortrip? Wusste der Kerl überhaupt, was er da sprach? Das war alles so real gewesen, er hatte gefühlt, gedacht, er hatte wirklich Panik gehabt und der Kerl sprach ‚nur‘ von einem Horrortrip?

Im nächsten Moment überkam ihneine Übelkeit und er presste seine Hand gegen den Mund. „Entzugserscheinugen.“ Sprach nun der Arzt und sah den jungen Japaner ernst an. „Deine Körpertemperatur war zeitweilig auch unter 35° C gesunken.“

Yuu senkte den Kopf etwas und schloss seine Augen. „Ich lass dich dann wieder alleine.“ Sprach der Arzt und stand auf, verließ den Raum und ließ Yuu alleine zurück.

Warum verschwand er so schnell, fragte sich Yuu, schüttelte denn jedoch den Kopf. Er fühlte sich gar nicht gur und schlafen konnte er jetzt erst Recht nicht.

Und er wusste, dass er seine Dosis brauchte, sonst würde er durchdrehen.
 

Der junge Japaner wartete noch zwei Stunden, bevor er sich langsam erhob und sich von den Geräten losriss, zu dem Schrank ging und seine normale Kleidung anzog. Er musste hier raus, er brauchte Drogen und zwar jetzt. Er zitterte sehr heftig und hatte es schwer, klar zu denken. Hinzu kamen die Schmerzen an seinem Kopf und seiner Seite.

Dennoch verließ er unbemerkt das Krankenhaus und lief durch die Gassen in Richtung Zentrum der Stadt.

Dabei bemerkte er nicht, dass er beobachtet wurde.
 

Seth war auf dem Dach des Krankenhauses, hatte sich in die Hocke gleiten lassen, als Yuu das Gebäude verließ.

„Ts,ts,ts“ machte er und seine goldenen Augen funkelten leicht im Mondlicht. „Wenn du so weiter machst, wirst du schneller sterben als eine Eintagsfliege.“ Sprach er zu sich selbst und stand nun auf, zögerte dann jedoch und drehte sich um.

Er blickte zum Horizont und verengte seine Augen etwas. Er hatte keine Zeit mehr, etwas kam. So verschwand Seth von dem Dach des Krankenhauses in der Dunkelheit der Nacht.

What The Hell Is Wrong With You?

Kapitel IX What The Hell Is Wrong With You?
 

Ja, ich meld mich auch mal wieder zu Wort! °_°

Seth: Das will niemand wissen >_>

Ich: Gar nich wahr Q_Q Ich wollt mich doch nur wegen der lieben Kommis wieder bedanken Q__Q

Seth: Heulsuse

Ich: Hey, vorsicht, sonst wirst du der Geschichte suspendiert! <_<

Seth: .....

Ich: Aber ich glaube dann hab ich en Fanclub am Hals >_<

Seth: *Ohren spitz* ich hab nen Fanclub? *-*

Ich: ......

Seth: MUAHAHAHAHAHAR! <>___<> Das beweist, die die böse erscheinen sind beliebt!

Ich: ............................

Seth: Naja, dann will ich meinen Fanclub mal nicht vom lesen abhalten! *o* *an alle Blumen und ein zuckersüßes Lächeln verteilt* *winkt* °_°
 


 

Yuu hatte sich an dem Abend die totale Kante gegeben:

Er hatte sich erst mit Ecstasy und dann mit Kokain abgeschossen. Natürlich wusste er, dass dies eine explosive und auch tödliche Mischung sein konnte, doch hatte Yuu das alles nur getan um den Schmerzen und Entzugserscheinungen zu entkommen. Und das hatte auch vortrefflich funktioniert.

Er saß an ein Gebäude gelehnt auf dem Boden und fühlte sich – jedenfalls für den Moment – viel besser. Doch dann dachte er nach, dachte an Seth, der einfach in seinem Zimmer gestanden hatte, die vielen Fragen, die er ihm stellen wollte.

Er blieb einige Zeit auf dem Boden sitzen, bis er wieder einigermaßen klar denken und vor allem gerade laufen konnte, bevor er aufstand und sich daran machte, Tokio zu verlassen.

Den Weg zu dem Dunklen konnte der junge Japaner langsam wirklich im Schlaf, so oft, wie er schon von dort geflohen war. Jedoch war der Weg lang und es war kurz vor vier Uhr am Morgen, eine Straßenbahn fuhr im Moment nicht, jedenfalls nicht in die Richtung, in der er eine bräuchte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich per pedes auf den Weg zu machen und Tokio zu verlassen.
 

Nach gut ein einhalb Stunden hatte er den Stadtrand erreicht und erblickte den Wald, der nicht weit vor ihm anfing. Und wieder einmal durchquerte er den dicht bewachsenen Wald mitten in der Nacht.

Yuu befand sich im Moment mitten in dem Wald, als er ein Geräusch hörte. Der Junge blieb stehen und lauschte.

Ein Pfeifen. Weit entfernt. Schrecklich schief und verzogen.

Das Blut des Japaners gefror auf der Stelle.

Nein, das war nicht real. Das war eine Halluzination, hervorgerufen durch die Drogen.

Das war nicht real!

Und dennoch begann das Herz Yuus schneller zu schlagen. Nicht real, nicht real! Immer wieder sagte er sich das, beschleunigte er seine Schritte und rannte schließlich durch das Dickicht
 

Der Weg konnte doch nicht so lange sein, er hätte schon längst auf das Ende des Waldes treffen müssen! Hatte er sich etwa verlaufen? Nein, das konnte nicht sein, er lief wie immer, das hier war der richtige Weg!

Yuu blieb stehen und lauschte in die Dunkelheit des Waldes. Nichts. Kein Pfeifen, kein rasselnden Atem, kein Schlurfen. Nur die normalen Geräusche des Waldes.

Er hatte sich das alles also doch nur eingebildet. Erleichterung. Nun konnte er auch wieder langsamer laufen und mehr auf seine Umgebung achten. Denn dadurch, dass er ohne nachzudenken herumgerannt war, war er leider auch in einige Dornensträucher gerannt. Noch dazu kam, dass die betäubende Wirkung der Drogen nachließ und seine angebrochenen Rippen kund taten, dass sie eine starke Belastung nicht mochten.

Und von den Kopfschmerzen war überhaupt keine Rede.

Doch endlich, nach Ewigkeiten, wie es schien traf er wieder auf den kleinen Trampelpfad, der hinauf zu Seth’s Anwesen führte. „Endlich.“ Seufzte Yuu erleichtert und blieb erst einmal stehen, atmete durch, legte dabei seine Linke an die verletzten Rippen. Nur eine kleine Pause, dachte er sich und setzte sich auf einen Stein, der dafür wie gemacht schien. Kurz schloss er seine Augen um sich zu erholen, doch nach kurzer Zeit öffnete er sie wieder, obwohl er doch sehr erschöpft war.

Da oben, da war Seth und wartete vielleicht auf ihn. Nur auf ihn. Und er hatte doch so viele Fragen an den Älteren. Also würde er erst später schlafen, unter Umständen auch wieder in seinem Schlafzimmer, in seinem Bett.....

Energisch schüttelte er den Kopf. Was zum Henker dachte er da schon wieder? Schluss mit diesen abstrusen Gedanken und weiter!

Nach dieser kurzen, inneren Standpauke lief er weiter und hatte nach kurzer Zeit das Tor erreicht, das da Anwesen Seth’s förmlich von der Außenwelt abschnitt.

Doch irgendwas stimmte hier nicht, dachte sich Yuu und sah sich um. Er hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, das hieß immer, dass etwas nicht in Ordnung war.

Nachdenklich senkte er seinen Kopf und blickte auf den Boden, erkannte den Grund für seine innere Unruhe:

Blut.

Direkt vor ihm auf dem Boden war ein kleines Blutpfützchen. Wieder begann Yuus Herz schneller zu schlagen, war ihm etwa etwas zugestoßen?

Schnell öffnete der junge Japaner das Tor und lief die Auffahrt entlang. Immer wieder traf er dabei auf Blut, die ihn immer mehr beunruhigte.

Und nun kam noch etwas hinzu:

Ein blutiger Händeabdruck neben der Türe, die weit offen stand. Was, wenn der Angreifer noch immer dort drinnen war? Was, wenn er bewaffnet war?

Das Herz schlug dem Jungen bis zum Hals, als er das Haus betrat. Es war so still, totenstill, kein Geräusch. Weder von dem Kamin, noch von dem Grammophon.

Hier war definitiv etwas nicht in Ordnung. „Seth?“ rief Yuu leise in den Flur, wagte er es nicht, die Stimme weiter zu heben.

Keine Reaktion.

„Seth!“ rief er nun etwas lauter, doch wieder blieb die erhoffte Reaktion des Älteren aus. Es blieb ihm also nichts anderes übrig als den Dunklen zu suchen. Selbst die Beine des jungen Japaners zitterten, bei jedem Schritt. „Oh Gott, lass ihm nichts passiert sein.“ Flüsterte er leise vor sich hin und tapste durch die Dunkelheit, da er keinen Lichtschalter fand.

Doch dafür hörte er ein leises ‚Plitsch‘ als er wieder in eine Blutpfütze trat. Er folgte den blutverschmierten Wänden, an denen man ganz klar Handabdrücke erkennen konnte und wurde so nach oben gelotst, Richtung Badezimmer. Als er vor der Türe stand erblickte er rechts auf dem Boden ein Oberteil, das ohne Zweifel von Seth stammte. Yuu griff nach diesem und spürte, dass es feucht war an einigen Stellen. Fragend blickte er auf seine Hände und erstarrte. Sie waren dunkel, das war Blut.

Was war dem anderen widerfahren, dass seine Kleidung voller Blut war. Und die wohl größte Frage war, ob es das Blut von Seth war oder das von jemand anderes.

Doch nun atmete der Junge tief ein und klopfte gegen die Türe. „Seth?“ fragte er erneut, doch noch immer keine Antwort. So streckte er seine zitternde Hand aus und drückte die Klinke nach unten, öffnete die Türe.
 

Yuu konnte den Würgreflex nicht unterdrücken. Überall war Blut. An dem Spiegel und in dem Waschbecken.

In letzterem konnte der Junge zwei Kugeln ausmachen, die ebenfalls blutverschmiert waren. Doch ebenso lag dort drinnen ein Messer, was wie alles hier blutbesudelt war.

Auf dem Boden lag Seth. Regungslos.

Er lag auf der Seite und regte sich kein Stück. Yuus Herz schlug erneut bis zum Hals, doch dann war er schon neben Seth, kniete sich hin und drehte den Körper des anderen, so dass er dessen Gesicht sehen konnte.

Der Ältere hatte drei tiefe Kratzer auf der Wange, die sonst so gepflegten Haare hingen nass in sein Gesicht. Doch das schrecklichste war der freie Oberkörper Seth’s.

Dieser war voller Blut und zwei Wunden zierten den schönen, muskulösen Körper. Schussverletzungen. „Oh mein Gott.“ Flüsterte Yuu atemlos. Stammten etwa diese Kugeln aus den Verletzungen? Yuu wurde schlecht. Hatte sich Seth die etwa selbst herausgeholt? Dieses Mal unterdrückte der Junge die aufsteigende Übelkeit. Seth brauchte ihn jetzt. „Seth, wach auf!“ rief er panisch, betrachtete weiter den Oberkörper und nahm mit Erleichterung wahr, dass sie sich noch regelmäßig hob und senkte. Er lebte also noch. Doch er hatte so viel Blut verloren, er brauchte einen Arzt! „Seth, komm zu dir!“ rief er panisch, doch dann geschah etwas, womit er nicht im Geringsten gerechnet hatte: Seth öffnete mit einem Mal die Augen, packte Yuu an der Kehle und drehte sich schlagartig so mit ihm, dass der Junge unten lag und sich Seth über ihm befand. „Ach du bist’s“ murmelte Seth leise und man merkte, wie erschöpft er war. Selbst seine sonst so strahlenden Augen waren matt und trüb. Er ließ von Yuus Kehle los und stand nun auf, taumelte dabei jedoch stark. Sofort war der Junge auf den Beinen und stützte den Älteren. „Seth, du musst sofort in’s Krankenhaus, du hast...das ist alles.....du wirst sterben!“ rief er durcheinander, erntete jedoch nur einen vernichtenden Blick. „Fass mich nicht an!“ zischte Seth. „Ich komm alleine klar, verzieh dich!“

Yuu blickte ihn verdutzt an. Verstand er nicht, dass mit so einer Verletzung nicht zu spaßen war? „Seth!“ rief er aus diesem Grund empört. „Nein!“ erhielt er die strikte Antwort. „Ich brauche keine Hilfe!“ – „Bitte, Seth, lass mich wenigstens die Wunde verbinden, ich flehe dich an!“

Ein überraschter Ausdruck auf Seth’s Gesicht. „In Ordnung, aber nur verbinden, nicht mehr!“ sagte er streng und Yuu nickte. „Kannst du dich hinsetzen? Dann kann ich besser hantieren.“ Anstatt einer Antwort setzte sich Seth auf die Ecke der Badewanne und schloss seine Augen. Im Vergleich zu eben hob und senkte sich die Brust Seth’s sehr schnell was ein Zeichen dafür war, dass ihn die Bewegungen wohl sehr angestrengt hatte.

Yuu kramte nun nach einem Waschlappen und säuberte erst einmal die Brust von Seth, bevor er ihn verarztete. „Du solltest dich besser hinlegen.“ Wisperte Yuu leise und etwas schüchtern. Seth erhob sich nun langsam, stützte er sich etwas gegen die Wand, weswegen der jüngere reagierte und ihn stützte. So brachte er den Dunklen in sein Schlafzimmer und half ihm auf das Bett, deckte ihn dann zu. „Versuch zu schlafen, das ist das Beste in so einer Situation....bist du sicher, dass du nicht ins Krankenhaus willst?“ vergewisserte sich Yuu noch einmal, bekam jedoch nur ein Nicken als Antwort. Er sah zu, wie der ältere die Augen schloss und nach einiger Zeit sehr regelmäßig atmete. Er schlief.

Erleichtert seufzte Yuu und strich dem anderen eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Er war so beeindruckend, hatte kein Laut von sich gegeben, als Yuu ihm etwas ungeschickt den Verband angelegt hatte....noch dazu hatte er sich selbst die Kugeln aus den Verletzungen geholt.....er selbst könnte das niemals tun.

Seth sah so unglaublich entspannt aus, wenn er schlief und er wirkte überhaupt nicht mehr so bedrohlich wie sonst. Eher wie ein normaler Mensch, wie jeder andere auch.

Aber wie kam es überhaupt zu den Verletzungen von Seth? Nachdenklich zog Yuu die Beine auf den Stuhl, den er sich genommen hatte. Hatte Seth etwa Probleme? War es, weil er viel Geld hatte? Der Junge schüttelte den Kopf. Es wäre besser, wenn er sich nützlich machen würde, so stand er auf und ging in das Bad, suchte etwas zum putzen und säuberte den gefliesten Boden. Danach säuberte er den Dolch und das Waschbecken, aber auch die Kugeln und besah sich dieser genauer. Sie schimmerten so seltsam- Waren sie etwa aus Silber? Doch seit wann stellte man silberne Kugeln her?

Fragen über Fragen, die sich der Junge nicht erklären konnte. „Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?“ murmelte er leise zu sich selbst, sah dabei in die Richtung in der Seth’s Schlafzimmer lag.

Last Breath

Kapitel X Last Breath
 

Der Dunkle erwachte langsam aus seinem tiefen Schlaf. Was war geschehen? Richtig, der Kampf, er hatte den Angreifer getötet, aber es war alles andere als leicht gewesen. Vorsichtig setzte er sich auf und blickte sich um. Er war hier eindeutig zu Hause....was war gestern noch alles geschehen? Yuu. Er erinnerte sich schwach an Yuu. Der Junge war auf einmal in seinem Badezimmer gewesen, hatte ihn in Armen gehalten und wollte ihn unbedingt verarzten.

Kurz rieb sich Seth über die Augen um wieder völlig wach zu werden und stand dann auf. Die Wunden taten noch immer weh, dieses verdammte Silber. Kurz betastete er seinen Oberkörper dem Verband entlang ab und stellte fest, dass die Heilung schon begonnen hatte.

Die Meisten Geschichten über Vampire waren völliger Schwachsinn. Sie fürchteten weder Tageslicht, noch Knoblauch und schon gar keine Kruzifixe. So weit würde es noch kommen! „Ts!“ machte Seth verächtlich und ging auf seinen großen Kleiderschrank zu. Er brauchte unbedingt frische Kleidung. Seine Hose war auch schon einmal sauberer gewesen und ein Oberteil hatte er gar nicht an. Das hatte er sich selbst noch ausgezogen, als er sich mit letzter Kraft ins Badezimmer geschleift hatte um sich dort die Silberkugeln herauszuholen.

Dieser verdammte Vampirjäger! Wie hatte man ihn überhaupt so schnell gefunden? Er saß hier mitten im Nichts. Kopfschüttelnd zog er nun ein schwarzes Hemd heraus und eine enganliegende Hose.

Er zog sich bis auf die Shorts aus und griff nach der Hose, zog sie sich an und schlüpfte dann in das Hemd, knöpfte es nur bedürftig zu und verließ dann sein Zimmer.

Wenn Yuu nicht hier im Zimmer war, wo war der Kleine dann? War er etwa zur Polizei oder einen Arzt benachrichtigen? Wenn ja, dann würde das viel Ärger bedeuten und darauf hatte Seth im Moment überhaupt keine Lust. Zwar fühlte er sich viel besser als gestern, aber Lust auf eine erneute Auseinandersetzung hatte er nicht wirklich.

Doch nun, wo er auf den Flur trat roch er Essen. Kochte der Junge etwa? Stirnrunzelnd aber sich noch immer am Geländer stützend wankte der Vampir die Treppen nach unten und ging Richtung Küche, wobei ihm eines auffiel: Das ganze Blut war weg. Sogar das an den Wänden. Nun zog Seth auch noch die Augenbraue hoch, schwieg jedoch und betrat die Küche. Und wirklich: Der Kleine stand am Herd und machte Pancakes. Er schien dabei ziemlich vertieft zu sein, denn er hatte nicht gemerkt, wie der Dunkle die Küche betreten hatte.

„Hast du Spaß?“ fragte er nun und Yuu zuckte zusammen, fuhr herum. „Ich....ähm....ich wollte nur was zu Essen machen und.....da...“ Er begann wieder zu stottern, wie süß. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, ich meinte sowieso eher die Sache mit dem Putzen.“ entgegnete der Dunkle gewohnt ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ähm...naja... du hast geschlafen......da hab ich gedacht, ich mach mich nützlich.“ Nuschelte der Kleinere der beiden und Seth schüttelte den Kopf. „Du hattest also Spaß.“ Sagte er seufzend und sah amüsiert dabei zu, wie Yuu rot wurde. Doch auf einmal blickte ihn der Junge fast schon schockiert an. „Wieso bist du überhaupt hier unten? Du solltest oben im Bett liegen, du musst dich erholen! Deine Wunden sind noch lange nicht verheilt!“ Ein leichtes Lächeln huschte über Seth’s Züge. „Mach dir um mich keine Sorgen, sieh lieber mal in den Spiegel.“ Entgegnete er und Yuu ließ den Kopf etwas hängen. Anscheinend wusste er, wovon der Ältere sprach. „Du machst einem echt Sorgen.“ Fuhr der Dunkle dann fort. „Du kannst doch nicht einfach aus dem Krankenhaus abhauen und dich gleich danach mit Drogen vollpumpen. Sieh dich an. Wenn du so weiter machst bist zu in zwei Jahren entweder ein Wrack oder tot.“ Sagte er nun völlig ernst. „Dein Körper wird nicht mehr lange mitmachen.“ Yuu schloss die Augen. „Ich weiß.“ Flüsterte er nun leise. „Aber ich kann nicht aufhören. Ich hatte schon einen Horrortrip, weil ich Entzugserscheinungen hatte. So etwas will ich nicht noch einmal durchmachen. Es war so....real. Da war dieses Ding.....dieses schlurfende Ding, es hatte spitze Zähne....und dieses Pfeifen. Dieses höllische Pfeifen. Es ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe es selbst im Wald noch gehört. Das bekomm ich nie wieder raus und werde eine ewige Phobie vor dunklen, verlassenen Krankenhausfluren haben.“ Kam es nun sarkastisch von Yuu.

„Ein schlurfendes, pfeifendes menschenänliches Ding?“ „Ja, sagte...“ Yuu stockte. Er hatte niemals etwas von einem menschenähnlichem Ding gesagt! Der Junge wurde bleich und ließ um ein Haar die Pfanne, die er gerade in der Hand hielt fallen. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte er mit erstickter Stimme.

Da hatte er wohl etwas gesagt, was er nickt hätte sagen sollen, dachte sich Seth und schüttelte den Kopf. „Nein, ich hatte einmal denselben Traum.“ log er. Ein leichtes Nicken von dem Jüngeren, der keineswegs beruhigt schien. „Du lügst mich jetzt doch nicht an, oder?“ fragte er, wobei seine Stimme zitterte. „Nein, ganz ruhig.“ Ein leichtes Lächeln des Älteren. „Mach lieber deine Pancakes weiter, ich hab einen gigantischen Hunger.“

Mit diesen Worten drehte sich der Dunkle um und ging in das Wohnzimmer. Was hatte das zu bedeuten? Wieso hatte Yuu einen Traum von ihnen gehabt? Man sagte sich einige Geschichten über diese Gestalten, dass sie vom Vatikan persönlich waren um alles unnatürliche –wozu auch Vampire zählten – auszulöschen.

Die Labore dir unter der Kontrolle des Vatikans standen hatten den Auftrag immer neuere Wesen zu erschaffen, die nur darauf warteten, Vampire aufzuspüren und zu töten. Ausgestattet mit der Fähigkeit des Alchemismus war es anscheinend auch kein großes Problem für diese Laboratorien gewesen, diese Wesen zu erschaffen. Diese Dinger, die aus menschlichen Experimenten erschaffend worden sind, mehr aus Zufall, als geplant. Doch sie hatten erkannt, das sie fast schon perfekt Vampire töten konnten. Sie achteten nicht auf eigene Schmerzen, sie lebten nur um den Auftrag ihres Meisters, des Papstes höchstpersönlich auszuführen. Und das war das gefährliche an diesen Wesen. Selbst wenn man dachte, dass sie aufgrund einer Verletzung nicht mehr aufstehen konnten, doch dann sprangen sie auf einmal wieder auf die Beine und stürzten sich auf einen. Und das lautlos.

Diese Dinger, diese kleinen Biester hatten nicht einmal Namen. Aber sie waren Killer.

Mit einem Seufzen ließ sich der Dunkle auf das Sofa fallen und schloss seine Augen. Was wollten sie von dem Kleinen?
 

Etwas durch den Wind und mit höllischen Kopfschmerzen machte sich Yuu wieder daran, Pancakes zu kochen. Der Ältere hatte ihn ziemlich beunruhigt mit dem was er gesagt hatte. Waren diese Dinger etwa echt? Doch er hatte eindeutig geträumt gehabt. Er war in den Armen des Arztes aufgewacht und hatte ihn angeschrien.

Oh mein Gott, was wenn es die Dinger wirklich gab? Was, wenn er das Pfeifen im Wald gehört hatte?

Er ließ den einen Pancake fast anbrennen und wurde durch den Geruch aus seinen Gedanken gerissen. „Scheiße!“ rief er und wendete den Teigkuchen schnell.

Ihm war so unglaublich schlecht. Diese ganzen Drogen gestern hatten ihm wirklich nicht gut getan, damit hatte der Dunkle Recht. Noch ein paar Mal solche Gaudis und er würde das Zeitliche segnen. Was würde er für ein Aspirin geben, dachte er sich und schloss seine Augen, verteilte die Pancakes auf zwei Tellern. Diese brachte er dann nach draußen, zu dem Dunklen ins Wohnzimmer. Unwillkürlich musste er lächeln als er den Älteren sah. Er hatte sich auf die Couch gesetzt und die Augen geschlossen. Die völlig entspannten Gesichtszüge....diese feinen Gesichtslinien, es stimmte einfach alles.

„Hat es einen Grund, dass du mich so anstarrst?“ ertönte nun die ruhige Stimme des Dunklen. Sofort wurde er wieder rot und schüttelte den Kopf. „Nein, entschuldige.“ Murmelte Yuu leise.
 

Draußen begann es zu regnen.

„Kann ich heute vielleicht noch bei dir bleiben?“ fragte Yuu leise und blickte seinen neuen Freund an. „Ja, klar, ich will dich bei dem Wetter nicht vor die Türe setzen.“ „Außerdem muss ich mich doch um deine Verletzungen kümmern.“ Nuschelte Yuu verlegen und sah beschämt zur Seite. „Danke übrigens für das Essen, es war sehr gut, auf jedenfall besser als meine Kochkünste.“ Ein schiefes Lächelnd des Dunklen. „Kein Problem, ich hab früher öfters für mich und meine Schwester gekocht.“ – „Wie kam es eigentlich, dass du auf der Straße gelandet bist?“ fragte der Dunkle nun und blickte Yuu fragend an. Diese seufzte leise. „Das ist eine lange Geschichte.“ – „Und es wird lange Regnen.“ Ein leichtes Nicken von Yuu, er hatte verstanden.

„Ich war niemals ein gewolltes Kind meiner Eltern. Es war mehr ein Unfall und das haben sie mich tagtäglich spüren lassen. Die beiden waren ziemlich aggressiv und alkoholabhängig, weswegen ich oft verprügelt wurde. Doch als meine Schwester geboren wurde, da hatten sie etwas im Blick. Jedesmal, wenn meine Eltern sie ansahen hatten sie so ein Funkeln in den Augen, so ein kurzes Aufflackern von Liebe. Keine Ahnung. Aber sie hatten immer noch ein großes Problem mit Alkohol, weswegen sie sich nicht wirklich um Azumi gekümmert haben, doch dann ist es passiert. Eines Tages sind wir draußen spazieren gewesen. Es war Winter und sie war noch so jung. Sie hatte so viel Spaß.“ Yuu unterbrach sich selbst kurz und schüttelte den Kopf. „Wir waren gerade auf dem Weg zurück, als wir auf die Straße, den Zebrastreifen sind. Ich hörte nur noch Reifenquietschen, Schreie von Passanten. Dann habe ich meine Kopf gedreht und gesehen, wie dieser Sprinter auf meine Schwester zugerast ist. Ich hab ihren Namen geschriene, sie ist stehen geblieben und ich konnte sie schnappen. Der Sprinter war direkt neben uns. Ich konnte mich nur noch drehen, sodass das Auto erst mich erwischte. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, dass wir auf dem Boden lange, ich sah meine Schwester, direkt vor mir, doch ich konnte mich nicht rühren, nicht ein Zentimeter. Ich sah genau, dass sie nicht atmete, ich sah wie sie blutete, doch es ging nicht. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte mich nicht bewegen. Ich sah, wie sie immer schwächer wurde, dann wurde alles schwarz um mich herum. Ich wachte irgendwann im Krankenhaus auf. Niemand war in meinem Zimmer. Ich war völlig alleine. Ich hatte Angst, panische Angst. Ich wusste nicht, was passiert ist. An die Tage in dem Krankenhaus kann ich mich auch nicht erinnern. Irgendwann war ich wieder zu Hause, meine Schwester nicht. Sie wäre damals fast gestorben, meine Eltern stellten mir die Bedingung, dass ich entweder abhaue, oder sie uns beide ins Heim stecken. Und da ich wusste, dass sie meine Schwester liebten, entschied ich mich zu gehen. Ich war ziemlich depressiv und ich bin es immer noch. Schließlich hätte ich besser aufpassen müssen, dann wäre es nicht so weit gekommen. Naja und so....bin ich eben auf der Straße gelandet.“ Endete Yuu seine Erzählung und stutzte. Er hatte gar nicht bemerkt, wie ihm Tränen über die Wange liefen. „Tut mir Leid.“ Sprach der Dunkle nun mitfühlend und stand auf. Er ließ sich vor Yuu in die Hocke gleiten und hob langsam seine Hand. Zuerst zuckte Yuu zurück, doch dann entspannte er sich, als er den Daumen des Älteren an seiner Wange spürte.

Sanft strich Seth dem Jüngeren die Tränen von der Wange. Er verstand sich selbst nicht. Wieso war er so mitfühlend? Wieso interessierte er sich für die Geschichte von Yuu? Wieso fühlte er Mitleid? Wieso wollte er den anderen trösten?

Nachdem er die Tränen weggewischt hatte stand er wieder auf und drehte sich weg. „Tut mir Leid.“ Sagte er nun leise. Yuu staunte nur. Hatte er sich gerade aufrichtig entschuldigt? War es ihm peinlich, was er gerade getan hatte? „Ich bin dir dankbar.“ Sagte er nun und sah den Dunklen an. „Aber....was ist eigentlich mit dir passiert? Wer hat auf dich geschossen? Und wieso bist du nicht tot?“ Letzteres war eine gute Frage, schließlich hatte Seth viel Blut verloren und ein normaler Mensch wäre daran wirklich zu Grunde gegangen. „Ich...“ begann Seth und seufzte leise. „Ich habe einen Genfehler, ich kann mich schneller heilen und bin auch stärker.“ Yuu blickte den Dunklen an. „Genfehler?“ Ein bestätigendes Nicken. „Wie meinst du das?“ Dieses Mal folgte nur ein Schulterzucken. „Ich weiß es nicht. Ich habe es seit meiner Geburt. Und da wo ich herkam hatte ein Junge perfekt zu sein. Meine Eltern ließen mich zum Sterben in einem Müllkontainer. Yuu erschrack und schlug die Hand vor den Mund. So etwas abartiges hatte er noch nie gehört. „Doch jemand hat mich gefunden und aufgezogen, als wäre ich sein eigener Sohn. Er war mir der Vater, den ich nie hatte, der beste Freund, einfach alles. Denn er hatte den gleichen Genfehler wie ich. So etwas ist selten, doch wir beide fanden zusammen. Ein paar Jahre später als ich ungefähr in deinem Alter war wurde er ermordet.“ „Es.....es tut mir Leid.“ Flüsterte Yuu schockiert und bemerkte, dass der andere zitterte und ging nun auf ihn zu, umarmte ihn auf einmal von hinten.
 

Stille. Beide schwiegen, doch dann legte Seth seine Hände auf die Arme von Yuu.

Der Grund, warum sich die beiden wohl gefunden hatten: Sie brauchten sich gegenseitig.

Comatose

Kapitel XI Comatose
 

Alleine stand Seth auf der Terrasse, mit einem Glas Whiskey in der Hand. Mit seiner Linken stützte er sich auf dem Geländer ab. Der Junge war schon längst schlafen, es war auch schon relativ spät, kurz vor zwölf. Kurz drehte sich der Dunkle um und sah zu dem Fenster, da zu seinem Schlafzimmer gehörte, in dem nun Yuu schlief.

Ein leises Seufzen entfuhr dem Älteren und er drehte sich wieder um, blickte zu dem Wald. Wieso hatte er ihm alles erzählt? Was interessierte es Yuu, was in seinem Leben geschehen war? Dass er alleine war? Dass er ein Monster war?
 

~~
 

I hate feeling like this

I'm so tired of trying to fight this

I'm asleep and all I dream of
 

Is waking to you

Tell me that you will listen

Your touch is what I'm missing

And the more I hide I realize I'm slowly losing you
 

~~
 

Er nahm einen Schluck aus dem Glas mit dem Alkohol. Dieser hatte nicht einmal die geringste Wirkung und dennoch versuchte er es immer wieder. Jedes Mal, wenn er Yuu sah, dachte er daran, dass er selbst etwas für den Jungen fühlte, doch was es war, das wusste er nicht. Aber er konnte ihn auch nicht einfach zu einem Vampir machen. Er wusste, dass der Junge für seine Schwester weiterlebte und da konnte er nicht einfach so dessen Leben zerstören.

Ein erneutes Seufzen kam von ihm und er blickte die Flüssigkeit in seinem Glas an. Was sollte er tun? Sollte er den Jungen wegschicken? Es wäre das Beste, schließlich würden mehr Vampirjäger kommen, jetzt, da einer nicht zurückkam. Und das würde bedeuten, dass es gefährlich werden würde, für ihn selbst, aber auch für die Menschen um ihn herum.

Menschen. Hatte er sich nicht geschworen, sie zu hassen? Sie zu verachten? Nie hatten sie ihm etwas anderes gezeigt, als Hass, Wut und Zerstörung. Sie kannten ihre Fehler, doch ihr gnadenloser Kapitalismus war ihnen wichtiger als ihre Mitmenschen. Firmenchefs ließen ohne mit der Wimper zu zucken Kinder in Asien verhungern, obwohl sie es ändern könnten. Und wieso änderten sie nichts? Weil es weniger Geld erbringen würde. Geld, mehr gab es für Menschen nicht. Geld und wenn sie Geld hatten, wollten sie immer mehr Geld.

Leicht schüttelte der Dunkle den Kopf und trank einen weiteren Schluck.

Doch der Junge, er war anders. Trotz seines Leids teilte er, wollte keinem eine Last sein und klagte nicht über sein Leid. Das war wirklich bewundernswert. Es gab nicht viele Menschen, die so waren wie Yuu.

~~
 

Comatose

I'll never wake up without an overdose of you
 

I don't wanna live

I don't wanna breathe

'les I feel you next to me

you take the pain I feel

waking up to you never felt so real

I don't wanna sleep

I don't wanna dream

'cause my dreams don't comfort me

The way you make me feel

Waking up to you never felt so real
 

~~
 

In dem Wald flackerte kurz ein Licht auf, wie von einer kleinen Laterne, die jedoch nicht elektrisch betrieben war, sondern mit einer Kerze. Das war daran zu erkennen, dass das Licht immer mal wieder ein wenig flackerte.

Sie waren schon draußen? Es war doch viel zu früh....

Mit diesen Gedanken blickte er auf seine Uhr, musste mit Erstaunen feststellen, dass es schon nach zwölf war. Viertel nach, um genau zu sein.

Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. Wann hatte er das letzte Mal so philosophische Gedanken gehabt? Kurz flackerte ein Lächeln über seine Züge. Zu lange war es her.

Immer mehr Lichter flackerten auf. Nun wachten sie langsam alle auf.

Die schlurfenden Bestien, die sich immer häufiger Menschen suchten, um ihren Blutdurst zu stillen. Erneut drehte er sich herum und sah zu dem Fenster. Wieso hatte Yuu von ihnen geträumt? Kam es etwa von seinen Biss? Kurz strich er mit seinem linken Zeigefinger über seine Eckzähne. War es zu leichtsinnig gewesen, ihn zu beissen und nicht zu einem Vampir zu machen oder zu töten? Aber...damals hatte ihn irgendetwas davon abgehalten, de Jungen zu töten. Etwas hatte seine verlorene Seele berührt. Sein kaltes, eisernes Herz. Niemals hatte er gedacht, dass so etwas möglich war, doch der Junge hatte es geschafft. Als er damals auf der Bank gesessen war und so erbärmlich gefroren hatte. Da hatte er irgendwie das Gefühl gehabt, den Jungen beschützen zu müssen.
 

~~
 

I hate living without you

Dead wrong to ever doubt you

But my demons lay in waiting

Tempting me away

Oh how I adore you

Oh how I thirst for you

Oh how I need you
 

Breathing life
 

Waking up My eyes

Open up
 

Don't leave me alone
 

~~
 

Zitterte er etwa? Ein leicht trauriges Lächeln huschte über seine Züge.

Lag es daran, dass er sich nach Nähe sehnte? Nach Jahren, nein, Jahrhunderten der Einsamkeit?

War es so falsch etwas zu empfinden? Er blickte auf seine Hand und ballte sie zur Faust. Er war doch auch nur ein Lebewesen, dass sich nach Gemeinschaft sehnte, wie sehr er es auch nach außen hin ablehnte.

Die Einsamkeit machte einen verrückt. Der ständige Hass ließ einen nach außen hin hart und kaltherzig erscheinen, doch wie es innen aussah, das wussten die meisten nicht.
 

Im Wald war ein wahres Lichtermeer entstanden.
 

Der Dunkle leerte sein Glas und blieb noch einige Weile draußen stehen.

Er fror nicht, auch wenn er gerade einmal eine lässige Jogginghose anhatte, ein Hemd, das er nicht zugeknöpft hatte. Nicht einmal Socken hatte er angezogen. Kurz schloss er seine Augen und genoss die Ruhe und den kühlen Wind, der hier aufkam.

Dann ertönte ein markerschütternder Schrei. Und zwar aus seinem Schlafzimmer! Yuu!

Sofort fuhr der Dunkle herum, ließ sein Glas einfach fallen und stürmte in das Haus, die Treppen nach oben. Nur noch wenige Meter trennten ihn von der Türe seines Schlafzimmers. Er riss die Türe auf und machte sich auf alles gefasst, nur nicht das, was er sah: Yuu saß senkrecht im Bett, hielt sich die Ohren zu und starrte vor sich hin. Er war bleich und ihm liefen Tränen über die Wangen. „Yuu.“ Sagte Seth erleichtert, da er schon mit einem Angriff gerechnet hatte. „Was ist denn passiert?“ Er ging auf ihn zu und setzte sich an die Bettkante, berührte sacht Yuus Schulter, da dieser noch immer vor sich hinstarrte. „Hey, Yuu.“ Sprach er nun etwas lauter und nun blickte ihn der Junge aus seinen verheulten Augen an, doch schien er noch immer etwas neben sich zu stehen.

Anscheinend hatte er einen schrecklichen Alptraum durchlebt. Seth zögerte etwas, doch dann streckte er beide Arme aus und zog den jungen Japaner in seine Arme. „Beruhige dich Yuu, es war nur ein Traum.“ Beruhigend strich er dem zitternden Jungen über den Rücken. „Es war nur ein Traum.“ wiederholte er.
 

~~
 

I don't wanna live

I don't wanna breathe

'les I feel you next to me

you take the pain I feel

waking up to you never felt so real

I don't wanna sleep

I don't wanna dream

'cause my dreams don't comfort me

The way you make me feel

Waking up to you never felt so real
 

~~
 

Nach einiger Zeit beruhigte sich Yuu wieder und krallte sich etwas in das Hemd des Älteren. „Geht es wieder?“ fragte Seth sanft und erhielt ein Nicken von Yuu. „Versuch zu schlafen, du musst dich noch immer erholen, deine Verletzungen werden sich sonst nie regenerieren, okay?“ Mit sanfter Gewalt drückte er den Jungen zurück in das Bett und lächelte ihn leicht an. „Du brauchst noch viel Erholung.“ Von Yuu kam nur ein leichtes, schüchternes Nicken, als Seth ihn nun auch noch zudeckte.

Mit großen Augen sah er Seth nach, wie dieser wieder das Zimmer verließ und die Türe hinter sich schloss, den Jungen so alleine ließ.
 

Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich Seth auf die Couch in dem Wohnzimmer fallen und schloss seine Augen. Er hatte einen ziemlichen Schrecken bekommen und wirklich mit dem Schlimmsten gerechnet. Doch nun entwich ihm alle Anspannung mit einem Mal.

Im Kamin knisterte das Feuer fröhlich vor sich hin, doch nach einiger Zeit hörte Seth ein Geräusch, sodass er die Augen wieder öffnete. War das nicht eben die Türe seines Schlafzimmers gewesen? Er spitzte seine Ohren und lauschte. Verstohlene Schritte auf der Treppe, ein leises Schniefen.

Kurz darauf trat Yuu durch die Türe und blickte beschämt zur Seite. „I-ich kann nicht schlafen.“ nuschelte er leise. „Kann ich....bei dir bleiben?“ fügte er noch stärker nuschelnd hinzu.

Seth nickte und so ging Yuu auf ihn zu, setzte sich erst neben den Vampir und starrte in das Feuer, strich sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Tut mir Leid, wenn ich dich belästige.“ murmelte der Junge verlegen, ohne den Blick vom Feuer abzuwenden. „Das tust du nicht, ich freue mich über Gesellschaft.“

Yuu blickte kurz zu Seth und lehnte sich dann gegen dessen Schulter und schloss seine Augen. Sein Herz schlug dem Jüngeren bis zum Hals und die Schamröte stieg ihm ins Gesicht. Was tat er hier nur? Wahrscheinlich würde ihn Seth gleich wegstoßen! Und...und dann würde er ihn im hohen Bogen rauswerfen und Yuu würde wieder auf der Straße landen. Wieder begann der Junge zu zittern, aus Angst, was geschehen könnte.

Doch das einzige was geschah war, dass der Dunkle einen Arm um Yuu legte, damit dieser nicht wegrutschte. „Alpträume können ziemlich schlimm sein, hum?“ begann er auf einmal. „Willst du mir davon erzählen?“

Der Japaner blickte zu dem Älteren hinauf und sah ihn etwas verwirrt an. Geschah das gerade wirklich oder war das nur ein abgedrehter Drogentraum? Leicht schüttelte Yuu seinen Kopf auf die Frage und schmiegte sich etwas an den starken Oberkörper von Seth, bis ihm etwas einfiel.

„Wie geht es dir eigentlich?“ fragte er leise. „Ach, schon viel besser. Ich habe dir doch gesagt, dass ich einen Genfehler habe. Dadurch ist meine Heilung verbessert.“ – „Also hast du keine Schmerzen oder so, wenn ich hier so auf dir liege?“ fragte er leise und erhielt ein leises Lachen von Seth. „Nein, sonst hätte ich mich schon bemerkbar gemacht, keine Sorge.“ „Macht es dir nichts aus, wenn ich so....hier....“

Der Dunkle spürte förmlich die Wärme die Yuu ausstrahlte. „Nein, schon in Ordnung, glaub mir.“ Ein leises, erleichtertes Seufzen kam von Yuu und er schloss die Augen.

„Wann...wann soll ich eigentlich wieder verschwinden? Du willst sicherlich keinen drogenabhängigen, verratzten Stricher bei dir haben....du verdienst sicher viel Geld und bist ein hohes Tier oder arbeitest als Model. Ich passe nicht wirklich in deine Welt....also...du brauchst nur sagen, wenn ich gehen soll.“ Sponn sich der Junge nun zusammen, mit einem leichten, sarkastischen Unterton, spürte jedoch im nächsten Moment Seth’s Hand an seinem Kinn, der dieses etwas zu sich zog, sodass ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Wie damals im Gang, dachte Yuu und hörte sein Herz so laut schlagen, dass er die Befürchtung hatte, Seth könne es hören. „Rede nicht so abfällig von deinem Leben. Du lebst, das ist das wichtigste. Und mir ist es egal, was du bist. Für mich bist du ein netter, aufgeweckter Junge, dem meine Haustüren jederzeit offen stehen.“

Yuus Augen wurden groß vor Scham, aber auch vor dem, was sein Gegenüber sagte. „Meinst du das ernst?“ fragte er leise. „Denkst du etwa, dass ich in so einer Hinsicht Scherze mache? Oder dich erst aufnehme und dann einfach so rausschmeiße?“

Die beiden hatten sich so weit in ihrer Stellung so gedreht, dass Yuu nun förmlich auf dem anderen lag und Seth seine Arme um den Jungen hatte. „Bleib einfach hier, solange du willst.“

Nun sah Yuu weg. „Danke.“ Flüsterte er leise. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin.“ Sprach Yuu nun leise und versteckte sein Gesicht an der Brust des Älteren.

Dieser lächelte leicht und schloss ihn in seine Arme, schloss dabei seine Augen.
 

Yuu öffnete kurz seine Augen und hob den Kopf und blickte dem Älteren in die Augen. Wie süß, dachte er sich und lächelte. Der Ältere war wirklich eingeschlafen. Und er sah immer so süß aus, wenn er schlief. Seine entspannten Gesichtszüge, die ruhige Atmung, einfach alles. „Gute Nacht.“ Flüsterte Yuu leise, obwohl er wusste, dass ihn Seth nicht mehr hören konnte. Dann kuschelte er sich an die Brust des größeren und zog noch die Decke, die auf der Couch lag über sich und Seth. Dann schloss auch er die Augen und schlief nach kurzer Zeit ein.
 

~~~~
 

Jaaaaaaaaaa, mein neues Lieblingskapitel xD

Der englische Text ist natürlich ein Liedtext, der – wie ich finde – sehr passend für die Stelle war. Das Lied ist von Skillet und hört auf den Namen ‚Comatose‘ ^__^

Deswegen auch der Kapitelname

*hüstel*

Naja, danke nochmal für die ganzen Kommis ;O;~

Ihr seid so toll Q_Q~

*buckel*
 

Liebe Grüße

Hisa

Howlings

Kapitel XII Howlings
 

Als Yuu erwachte lag er alleine auf der Couch, um ihn die Decke. „Hmmm~“ kam es verschlafen von ihm und er schloss die Augen wieder und war gerade wieder dabei, wegzudösen, als er die Augen aufriss. Gestern Abend, Nacht, da....!

Der Junge setzte sich ruckartig auf, was ihm sein Kopf jedoch mit einem bösartigen Stechen dankte. Er biss sich auf die Lippe und hielt sich den Kopf.

Gestern Abend, da war er doch bei Seth gewesen. Er hatte nicht schlafen können, hatte einen Alptraum gehabt. Doch der Dunkle war für ihn dagewesen, hatte ihn in den Arm genommen und getröstet. Und dennohc hatte er nicht schlafen können. Jedenfalls nicht alleine. Deswegen war er zu dem Älteren gegangen und......war auf dessen Brust eingeschlafen!

Yuu ließ seine Erinnerungen Revue passieren, wobei er rot wurde. Oh mein Gott, Seth hatte die ganze Situation fehl gedeutet, hundertprozentig! Und er Idiot hatte sich wie ein kleines Kind aufgeführt, dass nicht fähig war, alleine einzuschlafen, weil es vor dem großen, bösen Monster Angst hatte, das unter seinem Bett lauerte. Was für ein Schwachsinn! Innerlich hielt er sich eine gehörige Standpauke, sah sich dann jedoch um. Wo war Seth?

Der junge Japaner stand auf und sah erst in der angrenzenden Küche nach, doch war dort keine Spur von Seth. Er durchkämmte das ganze Untergeschoss, bevor ihm die Idee kam, dass der andere vielleicht in seinem Bett lag und dort schlief. So machte sich der Rothaarige auf, suchte auch dort nach dem Dunklen, fand ihn jedoch nirgends. „Oh mann“ murmelte Yuu und schüttelte den Kopf. Vielleicht war er ja einkaufen? Oder arbeiten, was wahrscheinlicher war. Seufzend betrat Yuu das Badezimmer und erstarrte im selben Zug, starrte mit weit offenem Mund und Augen Seth an, der mehr als nur hlabnackt – lediglich hatte er ein kurzes Handtuch um die Hüften gewickelt, das gerade das Nötigste bedeckte – vor ihm stand und ihn überrascht ansah.

Aber....Seth, er sah so anziehend aus, sein muskulöser Körper, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Es stimmte einfach alles bei diesem Körper.

Oh Gott. Oh. Mein. Gott, dachte sich der Junge und war unfähig sich irgendwie zu rühren. Gefesselt von diesem Adoniskörper, der vor ihm stand. „Ehm,“ räusperte sich nun Seth und rührte sich etwas. „Hast du genug gestarrt?“ fragte er nun direkt den Jüngeren, grinste ihn dabei an.

Yuu wurde noch röter und er stürzte ohne Wort aus der Türe heraus, lehnte sich von außen gegen die Türe. Wieso konnte nicht einfach ein Loch erscheinen und ihn verschlucken?! Oh Gott! Wie er ihn angestarrt hatte! Nur ein Blinder würde nicht erkennen, dass Yuu schwul war. Oh mein GOTT! Das war so peinlich gewesen! Er wollte ein Loch zum darin versinken. Und zwar sofort!

Oh mann, wie hatte ihm das nur passieren können? Hatte der andere sich nicht bemerkbar machen können oder die Türe abschließen können? Dem Jungen war nun wirklich nach Schreien zu Mute. Schließlich war das eben die peinlichste Situation in seinem gesamten Leben gewesen.
 

Noch eine Weile murrte sich Yuu in Gedanken selbst an, bewegte sich jedoch nach unten und setzte sich im Wohnzimmer vor den Kamin, ließ sich von den Flammen wärmen und schloss die Augen.
 

Der arme, dachte Seth amüsiert und schüttelte den Kopf, als Yuu die Türe hinter sich geschlossen hatte. Es blieb für ihn auch kein Fettnäpfchen unberührt. Noch immer grinste er vor sich hin, betrachtete sich dann im Spiegel. Nun ja, er hatte auch nicht damit gerechnet, dass Yuu schon wach werden würde. Und schon gar nicht, dass er ohne Klopfen das Badezimmer betreten würde.

Leicht schüttelte er den Kopf. Mit dem Jungen wurde es einem auch nie langweilig, dachte er sich und betrachtete nun seinen Körper, besonders die zwei Stellen, an denen ihn die Kugeln durchbohrt hatten. Sie waren schon fast verheilt, gut so, dachte Seth zufrieden und zog sich nun ein frisches Hemd, das er sich bereit gelegt hatte an, wie auch Unterwäsche und die Hose. Dann kämmte er sich das nasse Haar nach hinten und trat aus dem Badezimmer. Es ging doch nichts über eine erfrischende Dusche am morgen.

Der Ältere ging gerade nach unten, als ihm etwas einfiel. Sicher hatte Yuu Hunger, aber er hatte gestern alles, was Seth an essbaren Dingen zu Hause hatte, aufgebraucht. Kurz runzelte er die Stirn, betrat dann jedoch das Wohnzimmer. „Hast du Hunger?“ fragte er Yuu nun direkt, welcher ihn erst einmal ansah, dann jedoch langsam nickte. Er war noch immer rot und ein amüsiertes Lächeln huschte über Seth’s Züge. „Grins nicht so blöd!“ kam nun das beleidigende Murren von Yuu, der sich langsam erhob. „Schon okay, schon okay.“ Sagte Seth, musste jedoch nur noch mehr grinsen. „Was hältst du davon, wenn wir zusammen frühstücken gehen?“ fragte er den Jungen nun, der daraufhin begeistert nickte. „Danach können wir vielleicht noch frische Kleidung für dich kaufen, seit ich dich kenne läufst du in den Klamotten herum.“ Meinte Seth nachdenklich und runzelte dabei die Stirn. Wieder wurde Yuu rot, nickte dann jedoch. „Aber...ich habe überhaupt kein Geld.“ Nuschelte er verlegen. „Ach, du denkst auch noch, dass ich dich das alles zahlen lasse?“ fragte Seth sarkastisch. „Ich lade dich ein und nein, ich wäre beleidigt, wenn du das Angebot ausschlagen würdest, also versuch es gar nicht erst!“

Yuu senkte leicht den Kopf, war dem Dunklen jedoch wirklich sehr dankbar, dass er das alles für ihn tat. „Wieso hilfst du mir eigentlich. Oder besser gefragt, warum tust du das alles für mich?“ kam es nun leise von dem jungen Japaner woraufhin eine kurze Stille herrschte. „Weil ich dich bewundernswert finde.“ Sagte Seth nun jedoch sehr ernst. „Und weil ich dir helfen will. Und jetzt komm, ich habe Hunger.“ Sagte Seth und Yuu stand gehorsam auf und folgte dem Dunklen durch einige Zimmer und Fluren die der Jüngere noch nicht kannte. Schließlich kamen die beiden in eine Garage, in der ein nachtschwarzer Lamborghini stand.

Yuu fielen ja fast die Augen aus, als er dieses brandheiße Gerät sah. „Du willst mir doch nicht sagen, dass das deiner ist.“ Brachte er staunend hervor. „Oh doch, den habe ich aber noch nicht so lange.“ Sagte Seth lächelnd.

Zugegeben, Seth hatte ziemlich dick aufgetragen, doch musste er sich eingestehen, dass er sich damals in dieses Auto verliebt hatte, den Lamborghini Murciélago GT1. Es war einfach ein Traum. Schnell, elegant und begehrt.

„na komm, steig ein.“ Sagte der Ältere nun lächelnd und öffnete die Hebetüre und stieg auf der Fahrertüre ein.

Yuu ließ sich das nicht zweimal sagen und setzte sich ebenfalls in das Auto und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: schwarze Ledersitze, ein schwarzes Armaturenbrett mit silbernen Verzierungen. Wahnsinn.

„Wahnsinn.“ Staunte Yuu und strich behutsam über die Armaturen. Seth grinste nur, öffnete per Fernbedienung das Garagentor und drehte den Zündschlüssel herum, ließ den Motor aufheulen, die Kupplung kommen und drückte dann das Gas durch, woraufhin der Wagen beschleunigte und förmlich aus der Garage schoss. „Irgendwelche besonderen Wünsche wo es hin gehen soll?“ fragte der Dunkle nun und drückte auf den Knopf für den CD Player, woraufhin das Lied „Bring the Pain“ von Mindless Self Indulgence – also hatte er damals das diese klassische Musik nur aufgelegt um Yuu zu erschrecken - ertönte. Dieser Klang, perfekt durch die Bassanlage. Das Auto war wirklich der Wahnsinn. “Öhm, naja, nicht wirklich. Irgendwohin, wo man richtig gut essen kann.“ antwortete Yuu und wurde etwas in den Sitz gedrückt. „Sag mal, der Wagen ist einfach der Hammer!“ - „der einzige Nachteil des Wagens ist, dass du an jedem Bordstein hängen bleibst.“ Scherzte Seth und fuhr mit knapp 160 km/h die Straße entlang, die nicht durch den Wald führte, sondern um diesen herum. Der Zustand der Fahrbahn war einwandfrei, weswegen das Tempo kein Problem war.

So erreichten sie Tokio auch schon nach 10 Minuten, wo sich jeder nach dem Lamborghini von Seth herumdrehte. Schließlich sah man so ein Geschoss nicht täglich.

Und irgendwie befriedigte es Yuu, dass alle zu ihnen sahen. Als hätte er etwas erreicht, was sonst niemand geschafft hatte. Das war doch ziemlich absurd, schließlich gehörte der Wagen Seth, doch das kümmerte ihn nicht, im Gegenteil, Yuu genoss die Blicke förmlich.

„Hm,, was hältst du von dem da?“ fragte Seth und deutete auf ein Restaurant, das geöffnet hatte.

Yuu nickte nur und sah zu, wie Seth den Wagen auf den Parkplatz lenkte und ausstieg.

Die Sonne schien zwar kaum, doch hatte der Ältere schon die ganze Zeit über eine elegante Sonnenbrille mit schwarzem Gestell und roten Gläsern auf. „So weit ich weiß ist das Essen ganz gut hier.“ Meinte Seth nun und schloss den Wagen ab und betrat mit Yuu das Restaurant.

Es war nicht wirklich viel los in dem Restaurant, aber das konnte man um neun Uhr am Morgen auch nicht erwarten, noch dazu kam, dass es nicht störend war, sondern eher angenehm. Die Gespräche der wenigen, die anwesend waren, wie auch die Musik aus den Lautsprechern waren gedämpft. Und im Moment waren sie ganz abgerissen, da sie alle die beiden ansahen. Anscheinend hatten sie bemerkt, dass Seth Unmengen an Geld hatte. „Willkommen!“ sagte die Bedienung freundlich und verbeugte sich vor den beiden. Yuu erwiderte die Verbeugung kurz, doch Seth rührte sich nicht. „Ein Tisch für zwei?“ fragte die Dame und Seth nickte. „Dann folgen Sie mir bitte“ die junge Frau machte eine einladende Handbewegung und führte Yuu und Seth zu einem Tisch. „Ich werde Ihnen sofort die Karte bringen. Möchten Sie schon das Trinken bestellen?“ fragte sie überfreundlich und Seth setzte die Sonnenbrille ab. „Ich nehme einen Kaffee, schwarz.“ Sagte er und blickte nun erwartend zu Yuu. „Ich nehm einen Tee.“ murmelte der Junge etwas und die Bedienung nickte. „Einen kleinen Augenblick bitte, ihre Getränke und die Karte kommen sofort!“ Schon huschte die Dame davon und Seth gab ein genervtes Seufzen von sich. „Kaum zeigt man, dass man etwas Geld besitzt, schon wird man bevorzugt und angeschleimt.“ Murrte er genervt und dieses Mal musste Yuu lachen. „Du bist selber Schuld, wenn du hier mit einem Lamborghini vorfährst. Sie erhofft sich wahrscheinlich einen Batzen Trinkgeld und wenn du den nicht gibst, wird sie dich für einen Geizkragen halten. Aber wenn du zu viel gibst, dann denken die Leute du würdest sie bemitleiden.“ Lachte Yuu und betrachtete Seth, der erneut seufzte. „Das Leben ist kein Ponyhof.“ Meinte er nun kopfschüttelnd.

Als dann die Karte kam bestellten sich beide ihr Essen und Seth nahm die Tasse mit Kaffee und nahm einen Schluck. „Weißt du schon, wo wir Kleidung für dich bekommen, oder sollen wir einfach etwas ‚bummeln‘?“ fragte der Dunkle nun sein Gegenüber, das kurz überlegte. „Nein, ich weiß, wo ich einkaufen will.“ Sagte Yuu und strahlte den anderen an. „Um so besser, vielleicht finde ich auch noch einige Sachen für mich.“ Meinte Seth nachdenklich und nahm einen Happen von seinem French Toast.
 

Nach dem Essen erhoben sich beide und machten sich in dem schwarzen Sportwagen auf, neue Kleidung zu kaufen. Dabei dirigierte Yuu seinen neuen Freund zielsicher in ein Parkhaus und dann in die Einkaufsmeile Tokios. „Es ist nicht weit von hier, aber es gibt keinen besseren Parkplatz als das Parkhau.“ Erklärte der Junge den kleinen Umweg. „Schon okay, der kleine Spaziergang wird uns schon nicht umbringen.“ Scherzte Seth und nach kurzer Zeit betraten die beide den X-tra-X Shop.

Sofort zog Yuu Seth in die Herrenabteilung die beeindruckend groß war und so sah sich der Vampir interessiert um.
 

Yuu hatte sich gleich auf die Hosen gestürzt und sich mehrere Paare geschnappt, dann zu den Oberteilen und schließlich in die Umkleide.

Das war wie ein Traum, er konnte sich aussuchen, was er wollte und musste nicht auf den Preis achten. Nun ja, eigentlich sollte er schon auf den Preis achten, schließlich zahlte Seth für ihn. Nun kam er aus der Umkleide, hatte eine schwarze, etwas weitere Hose, die mit einigen Ketten und Bänder verziert war, an. Das Oberteil war ebenfalls schwarz, doch mit einem bestickten Totenkopf und einigen Sternen, die das alles noch aufpeppten. So betrachtete sich der Junge in dem großen Spiegel und freute sich ungemein, schließlich hatte er noch nie seine Kleidung so aussuchen können, wie im Moment.

Nun blickte er sich um und suchte nach Seth, doch dieser war nirgends zu sehen. „Seth?“ fragte er und sah sich um. Doch der ältere war nirgendwo zu sehen. Hatte er ihn etwa nur verarscht und war abgehauen? Leise seufzte Yuu und atmete tief ein, als er sich umdrehte und Seth ansah, der gerade aus der Umkleide kam. „Hm?“ fragte er und lächelte den Jungen an. „Du siehst gut aus.“ - „Du aber auch.“ Nuschelte Yuu verlegen und betrachtete den anderen genauer. Seth hatte ein ärmelloses, schwarzes Shirt an mit einem Tribalmuster. Dazu kam die schwarze, enganliegende Hose, die jedoch nach unten hin weiter wurde und locker über dessen Boots fielen. An der Seite waren einige silberne Ketten, die ihn lässig jung aussehen ließen. Noch dazu hatte sich Seth einige Accessoires genommen: Ein schwarzes Lederband um seines rechtes Handgelenk, zwei Ketten und einen Ohrring an seinem linken Ohr.

„Ich hatte so etwas schon lange nicht mehr an.“ Meinte Seth und sah dann wieder in den Spiegel, lächelte dann jedoch. „Du kannst dir gerne noch etwas aussuchen, damit du wenigstens etwas zum anziehen hast.“ Sagte Seth lächelnd und Yuu blickte den Älteren freudig an, verschwand dann für eine gute halbe Stunde.

Seth zog sich derweil wieder um und wartete dann auf den Jungen.
 

Seth bezahlte alles und ging dann mit Yuu nach draußen, in Richtung des Autos, als Yuu etwas nervös wurde. „Ehm,“ räusperte sich Yuu und blickte Seth an. „Ich muss mal kurz verschwinden.“ Nuschelte er und wich den Blicken des Älteren aus. „Kannst du im Auto auf mich warten?“ fragte er leise und Seth nickte. „Ich versteh schon.“ Meinte er und ging dann voraus, zum Wagen.
 

Yuu machte sich auf zu seinem Dealer, um sich eine erneute Dosis zu besorgen. Er hatte schon den ganzen Tag mit Entzugserscheinungen zu kämpfen gehabt, weswegen er es nicht mehr aushielt.

Er bezahlte seinen Dealer und machte sich dann auf den Weg zurück zu Seth, traf dabei auf Azumi.

„Hey, Oni-chan. Wer war denn der gut aussehende Mann an deiner Seite?“ fragte sie grinsend. „Ich hab euch beide vorhin gesehen~“ Der Junge wurde etwas rot und sah weg. „Er.....er hat mich aufgenommen.“ Murmelte er leise. „Ach deswegen bist du aus dem Krankenhaus abgehauen. Ich dachte schon wegen.....naja, du weißt schon, deinen Problemen.“ Murmelte sie nun leise. „Nein, es war nicht direkt wegen ihm, ich hatte wirklich ziemliche Probleme, deswegen bin ich verschwunden und Seth hat mich freundlicherweise aufgenommen.“ – „Aaaaah~ Seth heißt er also. Da kommen wir der Sache doch schon um einiges näher~“ meinte sie und grinste Yuu wissend an. „Nein, es ist nicht so wie du denkst!“ sprach er sofort und wurde noch etwas röter. „Er hat mir nur geholfen, mehr nicht!“ – „Schade~~ ich hab mir schon Chancen ausgemalt, naja, dann eben nicht~ Ich muss jetzt zur Schule, viel Spaß mit deinem >Freund< und meld dich mal wieder bei mir!“ sagte sie grinsend, gab ihm einen kurzen Abschiedskuss auf die Wange und verschwand dann in den Menschenmassen. „Er? Verliebt ihn Seth? Auch noch sein Freund? Schnell schüttelte er den Kopf. Das konnte nicht sein, das war ein völliger Schwachsinn!

Kopfschüttelnd kehrte er zu Seth zurück und setzte sich neben ihn. „Gehen wir nach Hause und heute Abend noch einmal essen. Oder sollen wir uns etwas bringen lassen?“ fragte Seth nun und Yuu wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Nein, etwas bringen lassen hört sich gut an.“ Sagte der Jüngere lächelnd. Seth nickte und so fuhren sie nach Hause.
 

Der restliche Tag verlief ziemlich langweilige im Vergleich zu dem, was sonst schon alles geschehen war, denn sie unterhielten sich einfach nur über dies und das.

Am Abend ließen sie sich zwei große Pizzen liefern, die sie sich vor dem Kamin aßen. „Wie sieht es eigentlich aus?“ fragte Seth nach dem Essen. „Willst du fernsehen?“ „Du hast einen Fernseher?“ fragte Yuu überrascht. Seth nickte nun und erhob sich. „Machen wir kurz das Geschirr, dann können wir fernsehen.“ Der Junge nickte und erhob sich, nahm seinen Teil des Geschirrs und folgte Seth in die Küche. Da der Ältere keine Spülmaschine hatte, machten sie das Geschirr per Hand, als Seth stutzte. „Stimmt was nicht?“ fragte Yuu, doch Seth bedeutete ihm ruhig zu sein. Und dann hörte Yuu das Geräusch auch:

Ein verstohlenes Schlurfen um das Haus, das Quietschen von etwas metallenem. Und dann das diabolische Pfeifen.

Yuus Blut gefror in den Adern und er krallte sich in Seth’s Kleidung, der sich ein Küchenmesser schnappte. „Wir müssen nach oben!“ zischte ihm der Ältere zu und zog Yuu hinter sich mit nach oben. Sie verbarrikadierten sich in Seth’s Schlafzimmer und lauschten. „Sie können rein theoretisch gesehen nicht ins –„

Das Klirren einer Glasscheibe. „Okay, anscheinend können sie doch.“ Meinte Seth und biss sich leicht auf die Lippe. Das war ein ganz unpassender Zeitpunkt: Seth hatte seit zwei Tagen keinen Tropfen Blut getrunken und eine Menge dafür verloren. „Damnit.“ Knurrte Seth und besah sich der Klinge des Messers, die er in Händen hielt. „Seth, was ist hier los?“ fragte Yuu verängstigt und drückte sich an den Älteren. „Bitte, das kann doch nicht sein!“ Der ältere stand nun auf und schüttelte den Kopf. „Bleib genau da, halte dich von der Türe und dem Fenster fern, klar?!“ zischte Seth und ging langsam auf die Türe zu.

Aber, Seth konnte ihn doch nicht einfach so verlassen! „Seth bleib hier!“ rief Yuu nun mit gedämpfter Stimme. „Bitte, lass mich nicht alleine!“

Doch der Ältere sah ihn nur kurz an. „Verschließ die Türe hinter mir!“ sagte er ernst und verschwand durch die Türe.
 

Er wollte den Jüngeren nicht alleine lassen, doch er konnte nicht vor ihm kämpfen, mit seinen Fähigkeiten. Yuu würde erkennen, dass er kein Mensch mit einem Genfehler war, sondern ein Monster. So musste er ihn wohl oder übel alleine lassen.

The Doom That Came That Night

Kapitel XIII The Doom That Came That Night
 

Wie hatte ihn der Dunkle in so einer Lage alleine lassen können? Wie? Nun saß er hier, im Schlafzimmer, wohlgemerkt in dem dunklen Schlafzimmer und hörte ständig diese grausamen Geräusche, das Schlurfen und Ächzen, hin und wieder das Pfeifen. Dann ein Kratzen an der Türe, das den Jungen auffahren ließ.

Das Herz des Japaners schlug ihm bis zum Hals.

Das Kratzen lief über die Türe, an der Wand entlang und erstarb schließlich.

Yuu kauerte sich gegen die Schrankwand und zitterte am gesamten Körper. Was war mit Seth? War er in Ordnung? War er vielleicht in Gefahr? Brauchte er Hilfe? Wie sollte Seth auch ohne Hilfe zurecht kommen? Da unten waren sicherlich mehrere von diesen Schlurfern. Und diese Dinger waren nicht einmal normale Lebewesen! Was die anrichten konnten wusste der Junge nicht.

Auf dem Schreibtisch klingelte ein Handy.

Yuus Herz setzte aus. Sie würden ihn hören, wenn es so weiterging!

Ein Schlag ließ die Türe erzittern und der Japaner sprang auf die Beine, stürzte auf das Bett zu, warf sich über die Matratze auf die andere Seite. Die Schläger wurden lauter und brutaler und Yuu griff nach dem Handy das ihm jedoch durch den Vibrationsalarm entglitt und zu Boden ging, dort weiter vor sich hinklingelte.

Die Schläge sprengte fast die Türe.

Da der junge Japaner noch auf dem Bett lag konnte er das Handy nicht erreichen, das einfach nicht aufhören wollte zu klingeln.

Genau in diesem Moment wurde die Türe gesprengt und schnelle, schlurfende Schritte näherten sich dem panischen Junge, der sich panisch vorkroch. Durch die Panik kam er jedoch kaum voran, doch dann konnte er das Handy greifen, selbst aufstehen und dieses Höllending zum Schweigen bringen.

Nun drehte sich Yuu um und starrte direkt in das grausam entstellte Gesicht eines dieser Dinger.

Er wagte nicht zu atmen, konnte es auch gar nicht, so sehr er es auch wollte, Yuu starrte einfach nur in das Gesicht mit den hängenden Hautlappen und den vielen spitzen Zähnen. Die Haut war gelb, an manchen Stellen sogar braun gefärbt und warf fiele Falten, obgleich das Wesen nicht wirklich alt erschien.

Aber eins war merkwürdig: Dieses Etwas schien ihn nicht zu bemerken und wartete anscheinend auf etwas, vielleicht ein Geräusch?

Yuu schloss die Augen, spürte den Atem der Kreatur in seinem Gesicht und rührte sich keinen Millimeter, um kein verräterisches Geräusch zu erzeugen.

Oh Gott, bitte, flehte der Junge, bitte, hilf mir! Und das Wunder geschah: Aus dem Untergeschoss ertönte ein Splittern, nein, eigentlich ein lautes Klirren von Glas, weswegen das Ding vor Yuu herumfuhr und so schnell es konnte zur Türe schlurfte, die zertrümmerten Teile nicht beachtete und in Richtung Treppe verschwand.
 

Und nun begann der Japaner heftig z zittern, lehnte er sich nun gegen die Glasfront hinter ihm, da seine Beine nachzugeben drohten. Er hatte überlebt, das Ding war weg und er lebte noch!

Doch was war mit Seth? Das Klirren, bedeutete das, dass Seth verletzt und in Gefahr war? Noch immer schlug das Herz des Jungen heftig, doch war er nicht in der Lage, sich zu bewegen. Er wünschte sich, dass Seth kam, unverletzt, ihn in den Arm nahm und ihm zuflüsterte, dass alles vorbei war und die Dinger weg waren. Aber dieses Mal wurden seine Wünsche nicht erhört, im Gegenteil: Das Glas hinter Yuu splitterte und er zwei Arme spürte, die sich um seinen Körper legten und ihn nach draußen ziehen wollten.

Yuu hielt sich verzweifelt an dem Rahmen fest, zerschnitt sich dabei die Handinnenfläche, doch das war ihm egal, er wollte nicht hier raus. Gerade wollte er schreien, nach Seth, doch in dem Moment legte sich eine der Hände auf seinen Mund legte und ihn am schreien hinderte. Nun wurde Kraft benutzt, um Yuu aus dem Zimmer zu ziehen, der sich noch immer verbissen in die spitzen Glasscheiben klammerte, doch spürte er, wie ihn langsam die Kraft verließ. Nein, er wollte nicht aufgeben, er durfte nicht aufgeben! Aber mehr und mehr nahm seine Kraft ab und der Schmerz in seinen Händen zu. Schließlich konnte er sich nicht mehr festhalten und ließ los, sah jedoch noch im Fallen, wie Seth in das Zimmer stolperte, blutüberströmt. Er nahm mit Schrecken wahr, dass Yuu gerade von einem dieser Dinge entführt wurde. In diesem Moment verschwand Yuu hinter der Häuserwand und Seth stürzte an das Fenster, sah jedoch nur noch, wie Yuu in Richtung Wald getragen wurde.

„Verdammt!“ fluchte Seth und wollte schon aus dem Fenster springen, als ihm etwas einfiel: Er brauchte Waffen!

So fuhr er herum, ging an die Schrankwand und öffnete diese, nahm einige Wurfmesser und zwei Dolche heraus.

Er ging sofort zurück an das zerstörte Fenster und sprang hinaus, landete katzenhaft auf den Beinen und erhob sich, sah sich um und erblickte ein paar Blutstropfen. Natürlich, der Junge hatte sich an den Scherben verletzt und das würde diesen verdammten Dingern Leid tun!

Leise knurrte Seth und strich mit dem Zeigefinger durch die Blutstropfen, leckte diese dann von seinen Fingern. „Ich werde euch finden,“ knurrte er bedrohlich in die Dunkelheit der Nacht. „und wenn, dann gnade euch Gott!“ Mit diesen Worten folgte er der Blutspur in Richtung des Waldes.
 

Yuu wurde mit einer unglaublichen Geschwindigkeit immer tiefer in den Wald getragen. Seth, dachte der Junge panisch. Seth hatte ihn retten wollen! Doch....er war voller Blut, würde er etwa sterben? War er Schuld, dass es Seth so schlecht ging? Nein, das wollte er nicht wahrhaben. Das konnte nicht sein. Seth würde niemals einfach so sterben! Noch immer zitterte er und spürte, dass seine Hände förmlich pulsierten, was auf die Wunden an seinen Händen zurückzuführen war. Ihm liefen Stumm Tränen der Angst über die Wangen, doch der Junge hatte einen solchen Schock, dass er sich nicht bewegen konnte, so verkrampft waren seine Muskeln. Und noch dazu kam, dass er fast nicht atmen konnte. In dem Moment glaubte er wirklich, dass er einfach vor Angst sterben würde.
 

Nach einer Ewigkeit, wie es schien, kamen sie an dem Versteck an: Die Höhle, in der Yuu sich in der Nach seiner ersten Flucht versteckt hatte und aus der er die menschlichen Schreie gehört hatte. Er war hier in einer Höhle und alles was er sah waren menschliche Knochen, was seinen Schock nur verschlimmerte. Nun begann er wieder wie Espenlaub zu zittern, rang nach Atem. Er wollte hier weg, sofort. Er wollte nicht nur, er musste. Wenn er hier bleiben würde, dann würde er sterben.

Doch trotz dieser rationalen Gedanken konnte er seinen Körper nicht dazu bewegen, das zu tun, was er von ihm verlangte. So wurde er in einen Käfig geschmissen, in dem er sich zusammenkauerte und weiter zitterte, starr vor sich hinstarrte. Dann schluchzte er leise und begann hemmungslos zu weinen.
 

Seth derweil folgte dem für ihn starken Blutgeruch und kam nach einer halben Stunde bei der Höhle an. Er spürte die Wesen dort unten, hörte das Pfeifen und die Schnalzgeräusche, mit denen sich die Viecher unter einander verständigten. Doch dort unten war Yuu. Und er würde alles geben um ihm zu retten. Dennoch, er hatte einen heiden Respekt vor den Wesen, schließlich waren sie ernst zunehmende Gegner, wie er vorhin hatte feststellen müssen. Er hatte zwei dieser Dinger besiegen können.

Entschlossen griff er nach drei der Wurfmessern und betrat die Höhle, verzog jedoch bei dem feuchten, fauligen Geruch das Gesicht. Es stank nach verwestem Fleisch.

Und dennoch ging er Schritt für Schritt vorwärts, immer darauf gefasst, dass eines dieser Dinger erscheinen und ihn angreifen könnte.
 

Kampfgeräusche?

Yuu hob den Kopf und strich sich die Tränen von den Wangen. War es etwa Seth? War er gekommen um ihn zu retten? Der Junge stand noch immer unter einem Schock, weswegen er noch immer Probleme mit der Atmung hatte und seine Brust schmerzte ungemein, doch hatte er keine Wahl als durchzuhalten.

IM nächsten Moment flog auch schon eines der Dinger gegen die Wand an Yuus Käfig, weswegen er in die andere Ecke des Käfigs kroch, in dem er noch nicht einmal stehen konnte. Er hatte Angst, panische Angst, als dieses Ding an der Wand zu Boden rutschte und direkt neben seinem Gefängnis liegen blieb. Und dann trat Seth durch den Eingang, hatte ein weiteres Wesen an der Kehle gepackt, ließ dieses jedoch fallen, als er Yuu erblickte. „Yuu!“ rief er erleichtert und war sofort an dem Käfig. „Warte, ich hol dich hier raus!“ sagte Seth und begann an dem Schloss herumzuhandtieren, als von Yuu ein ersticktes Keuchen kam, was den Vampir herumfahren ließ. Und das genau im richtigen Moment, denn so konnte er noch rechtzeitig die Hand ergreifen, die den Dolch hielt und auf Seth niedersauste. Eine der Kreaturen hatte sich wieder erhoben und ihn angegriffen, doch nun drückte Seth ihn mit all seiner Kraft gegen die Wand und versuchte den Arm des Wesens zu brechen, sodass es die Waffe losließ, doch das geschah nicht.

Kurz überlegte der Ältere, bevor er sich zu dem Wesen beugte und seine Fänge in dessen Hals versenkte, so kräftig wie er nur konnte zubiss und dann ruckartig seinen Kopf zur Seite bewegte, sodass er dem Wesen Fleisch aus dem Hals riss und die Arterie verletzte, woraufhin das Ding zusammenbrach.

Nun jedoch sank Seth in die Knie, hatte der Vatikan an eine solche Tat gedacht und das Blut der Wesen mit feinsten Silberteilchen versetzten schreckliche Verbrennungen in Seth. Doch konnten sie den Dingern keine für Vampire tödliche Dosis injizieren, da diese sonst sterben würden. Keuchend und hustend wischte sich Seth mit dem Ärmel seines Hemdes das Blut aus seinem Gesicht und blickte erneut zu Yuu, der ihn wiederum panisch und zitternd anstarrte.

Natürlich, er hatte sich verraten. Nun war es Yuu klar, dass Seth kein Mensch sein konnte. Dennoch näherte sich Seth dem Käfig und zerstörte kurzer Hand das Schloss und öffnete die Käfigtüre, streckte Yuu eine Hand entgegen. „Yuu, lass mich erklären, es ist....“ Er fand nicht wirklich die richtigen Worte, weswegen er den Kopf senkte, ihn dann jedoch wieder hob und ihn anlächelte. „Lass uns Heim gehen.“ Sprach er sanft und nun kam Yuu langsam auf den Älteren zugekrabbelt, wobei er noch immer wie Espenlaub zitterte. Als er die Öffnung erreicht hatte, nahm ihn Seth auf die Arme und trug ihn aus dieser Hölle heraus, zurück zu seinem Anwesen.
 

Während dem ganzen Rückweg herrschte eine gespenstische Stille, nur die Atmung der beiden war zu hören.
 

Seth‘ Anwesen war zwar etwas ramponiert, aber noch immer zu gebrauchen. So trug der Ältere Yuu erst einmal in das Wohnzimmer und legte ihn auf das Sofa. „Ich bin gleich wieder da.“ Flüsterte er fast schon sanft zu dem Jüngeren, bevor er in der Küche verschwand und sich gründlich das Gesicht wusch und den Mund ausspülte.

Endlich hatte er diesen ekligen Geschmack aus dem Mund, dachte sich Seth als er sich mit dem Küchentuch das Gesicht trocken rieb. Danach kehrte er in das Wohnzimmer zurück und setzte sich neben Yuu, legte zögerlich einen Arm um ihn und zog ihn an sich. „W-was bist du eigentlich?“ fragte nun Yuu leise, was Seth seufzen ließ. „Es ist schwer, das einfach so zu sagen, Yuu, aber ich bin ein Vampir. Ja, ganz Recht, ein Vampir, der sich von menschlichem Blut ernährt.“ Sprach er dennoch sehr ruhig, auch als ihn Yuu schockiert ansah. „Ein Vampir?“ fragte der Junge ängstlich nach und entfernte sich etwas von Seth, der ihn ziehen ließ. „Ja, ein Monster, wie es viele gerne bezeichnen, eine Rasse, die man vernichten sollte. Dabei nehmen wir uns nur das, was wir brauchen.“ Erklärte Seth und lehnte sich zurück, schloss seine Augen.

Eine kurze Pause des Schweigens, in der sich Seth fragte, ob ihn Yuu nun auch verlassen würde, so wie unzählige vor ihm.

„Warum...warum hast du mich bei dir aufgenommen? War ich nichts mehr als nur......Nahrung?“ fragte nun der Kleinere und man merkte sofort, wie schwer es ihm fiel, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken, was ihm nicht wirklich gelang. „Nein, ja, anfangs schon, als ich dich an dem Abend auf der Bank angesprochen habe. Und um ehrlich zu sein habe ich dich damals gebissen. Aber irgendetwas hinderte mich daran, dich zu töten.“ Nun sah er den Jüngeren an. „Und ich glaube langsam, ich weiß auch warum..“

Seth betrachtete jede noch so kleine Regung, die Yuu zeigte, doch etwas war anders, als bei den Menschen davor. Er schien nicht wegrennen zu wollen. Nein, viel mehr, etwas in seinen Augen sagte Seth, dass er verstanden wurde.

„Und warum?“ fragte Yuu nun leise. „Was ist so toll an mir? Ich bin ein Wrack und das weißt du, wahrscheinlich krepier ich in den nächsten zwei Jahren, hab kein Geld, geh auf den Strich und nehm Drogen und-„ weiter kam der Junge nicht, da Seth seine Hand packte, ihn zu sich zog und seine Lippen mit den eigenen versiegelte.
 

Yuu blickte Seth erst schockiert an, doch dann schloss er seine Augen und gab sich völlig dem Kuss hin. Schon oft hatte er Männer geküsst, als Stricher war das keine Seltenheit, doch dieses Mal war es so viel anders, Seth war so liebevoll, fast schon vorsichtig, als hätte er die Befürchtung, dass er ihm dabei schaden könnte. So erwiderte Yuu den Kuss ebenso liebevoll und ließ sich etwas in Seth‘ Armen fallen, genoss die Zuneigung, die er von dem Älteren erhielt. Es war ihm egal, was Seth war. Ihm war es egal, ob er Menschen tötete, ihm war alles egal, solange er bei ihm bleiben könnte. Dieser Mann hatte ihn schon so oft gerettet, wie könnte er ihn da hassen oder verachten?

Langsam löste Seth nun den Kuss und lächelte Yuu sanft an, der seine rechte Hand an die Wange des Älteren legte, dann jedoch zusammenzuckte. Sofort wurde der Gesichtsausdruck des Dunklen besorgt und er nahm vorsichtig Yuus Hand, besah sich deren Innenseite und sah den Jungen noch einmal kurz an, um sich zu vergewissern, dass er es durfte, bevor er sich zu der Hand beugte und das Blut sanft wegleckte.

Sofort schoss Yuu die Schamröte ins Gesicht und sein Herz begann wie wild zu schlagen, doch es war nicht eklig, im Gegenteil, es war schön, wunderschön. Die weichen Lippen des Dunklen auf seiner verletzten Hand, die zärtlichen Liebkosungen, sie waren wie eine Wohltat und ließen die Schmerzen verschwinden.

Als Seth das gesamte Blut weg geleckt hatte hauchte er nun sanfte Küsse auf die verletzte Hand von Yuu, wandte sich dann der anderen zu und kümmerte sich genauso intensiv um die linke.

Danach lächelte er den Jungen an und stand auf. „Warte kurz hier, ich hol einen Verband.“ Sprach er sanft und verschwand kurz, kam nach kurzer Zeit mit einem Verbandskästchen wieder und begann Yuus Hände vorsichtig zu verbinden.

„Aber Seth, du brauchst das mehr, du bist voller Blut...!“ sprach Yuu nun besorgt und sah die blutverschmierte Brust von Seth, strich das Hemd vorsichtig zur Seite. „Mach dir um mich keine Sorgen, das kommt nur von einer unwichtigen Wunde, die schon längst wieder abheilt.“ Sprach der Dunkle nun sanft und zog den Kleinen in seine Arme. „Du solltest dich ausruhen, das war sicher sehr anstrengend für dich.“ Hauchte Seth und nahm Yuu auf die Arme, trug Yuu in ein zweites Schlafzimmer, da sein anderes eine kaputte Glasfront hatte und legte den Japaner auf das Bett und wollte wieder gehen, als ihn der Junge an der Hand zurückhielt. „Kannst du.....?“ Seth blickte erst fragend zu dem Liegenden, doch dann lächelte er und nickte. „Wenn du es wünscht.“ Sprach er und legte sich in das Bett, zog Yuu in seine Arme. „Mach dir keine Sorgen, so schnell kommen sie nicht wieder.“ hauchte er dem Jüngeren beruhigend zu, der sich an den Körper des Älteren schmiegte und leicht zögerlich nickte. „Ich werde immer für dich da sein.“ War der letzte Satz von Seth, den Yuu zutiefst berührte. So etwas hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Nein, er konnte den Dunklen nicht hassen. Nicht nachdem, was er alles für ihn getan hatte.

Mit diesen Gedanken schlief er ein.
 


 

Mahahaha °____°

@ Fischi: Da hast du’s °x° Ich hoffe du bist zufrieden, nachdem ich dich wieder aufziehen musste XDDD

Und danke schon mal allen Kommischreibern ^____^v

The Night After

Kapitel XIV The Night After
 

Langsam, ganz langsam öffnete Yuu die Augen, schloss diese jedoch gleich wieder da ihm die Sonne in die Augen stach und ihn somit blendete.

„Mmmmh~“ kam es verschlafen von Yuu und er kuschelte sich gegen den Körper hinter sich und seufzte wohlig.

Mit einem Mal öffnete er wieder seine Augen. Da war nicht nur der Körper des Älteren, nein, er spürte auch den Arm von Seth, der auf ihm ruhte. Ohne jegliche Spannung. Anscheinend schlief er noch.

Ein leichtes Lächeln zierte die Züge Yuus als er an den vergangenen Abend, an den Kuss dachte. Ja, hier wollte er bleiben, bei dem Dunklen, der ihn umsorgte und sich liebevoll um ihn kümmerte.

„Seth?“ fragte Yuu nun leise, doch keine Reaktion. „Hey, Seth, bist du wach?“ Dieses Mal war er etwas lauter, er musste aufwachen! Doch nichts geschah. Nichts. Nicht die geringste Regung kam von Seth. „Seth, das ist nicht lustig!“ maulte der Japaner und richtete sich auf, wobei Seth’s Arm leblos von ihm glitt und auf die Matratze fiel. Mit einem flauen Gefühl im Magen drehte sich Yuu um und sah in Seth’s Gesicht, erschrak dabei. Der Dunkle war bleich, erschreckend bleich. Sein sonst so gepflegtes Haar war so glanzlos und stumpf. „Seth?“ fragte Yuu nun erneut, doch wieder keine Reaktion. Der Junge betrachtete den Vampir genauer, sah, dass Seth nur flach atmete.

Nur nicht in Panik geraten, sprach sich Yuu zu, um nicht unmittelbar verrückt zu werden. Was sollte er tun? Wie konnte er Seth helfen?

„Einen klaren Kopf bewahren!“ versuchte er sich selbst zu beruhigen, was ihm jedoch nur mäßig gelang. Er war ein Vampir und Vampire ernährten sich von Blut. Und in Filmen tranken sie auch Blut, wenn sie verletzt waren, um sich zu heilen. Hieß das, dass Seth nun Blut brauchte? Aber was, wenn das jetzt genau das falsche war? Schließlich war die Geschichte mit dem Sonnenlicht auch falsch, er selbst war am hellichten Tag mit Seth draußen gewesen, hatte eingekauft und war frühstücken gewesen! Nein, er musste es versuchen, sonst würde ihm der Ältere im schlimmsten Fall unter den Händen wegsterben und das konnte Yuu nicht zulassen, nicht einmal riskieren, nicht, nachdem was Seth alles für ihn getan hatte. Er hatte zweimal das Leben für Yuu riskiert und nun konnte der Junge nicht einfach so weglaufen und ihn hier zurücklassen.

„Ich komme gleich wieder!“ sagte er zu Seth, obwohl ihn dieser nicht hören konnte.

Schnell lief der Junge die Treppe nach unten und suchte nach seinem Parcker, den er nach kurzer Zeit des Suchens auch fand. Er wühlte ihn den Taschen der Jacke, fand sogar was er suchte: Eine neue, unbenutzte Spritze, die er sich noch bei Khay gekauft hatte. Nun ging er mit dieser in die Küche, suchte dort nach einem Glas. Als er jenes gefunden hatte löste er erneut seinen Gürtel und setzte sich auf einen Stuhl, band sich mithilfe des Gürtels das Blut im linken Arm ab und spannte die Muskeln an, zögerte kurz, doch dann stach er die Nadel der Spritze in seinen Arm, traf zielsicher die Arterie und zog die Spitze auf, die sich mit seinem Blut füllte.

Als diese zur Gänze gefüllt war, zog er sie heraus, weswegen ihm Blut über den Arm lief. Schnell drückte er das Blut aus der Spritze in das Glas und wiederholte diese Prozedur weitere zwei Mal, bevor er den Gürtel löste und das Glas, in dem sich das Blut befand, nahm. Ihm wurde schwindelig, als er sich so plötzlich aufsetzte, ignorierte er dies jedoch, ebenso wie auch das Blut, das seinen Arm herab ronn.

Mit dem Glas machte er sich auf den Weg nach oben, betrat das zweite Schlafzimmer und sah Seth noch immer auf dem Bett liegen. „Ich werde dir helfen.“ Flüsterte Yuu zu sich selbst und ging auf das Bett zu, zog Seth’s Kopf in seinen Schoß und flößte Seth langsam aber sicher das ganze Blut ein.

Und das Wunder geschah: Nachdem das Glas geleert war kam ein leises Stöhnen von Seth, der die Augen erst zusammenpresste und dann öffnete. „Yuu?“ fragte er, klang es fast so als hätte er nur geschlafen.

Erleichtert seufzte der Junge. „Du hast mir eine Heiden Angst eingejagt.“ Sprach Yuu und tockte mit seiner Stirn gegen die des Älteren. „Sorry.“ Kam es leise von dem Dunklen, der wieder die Augen schloss. Anscheinend hatten ihn die Kämpfe von gestern ziemlich angestrengt. Aber das war auch kein Wunder, noch immer war das getrocknete Blut an Seth’s Oberkörper, weswegen Yuu nun sanft über diesen strich, da Seth noch immer das offene Hemd trug. „So schlaf ich ja gleich wieder ein~“ schnurrte Seth nun leise, wobei er noch immer die Augen geschlossen ließ und das sichtlich genoss. „Nein, nicht wieder einschlafen.“ Murmelte Yuu nun und sah Seth fest an, der nun auch wieder die Augen öffente und den Jungen anlächelte. Schlagartig wurde der Junge rot, erwiderte jedoch das sanfte Lächeln. „Gehen wir in die Stadt?“ fragte er nun leise, woraufhin Seth die Stirn runzelte. „In die Stadt?“ fragte er und richtete sich etwas auf. „Wieso in die Stadt?“ „Na, zum Einkaufen, wenn ich ab heute bei dir wohnen soll brauch ich auch etwas zu essen und dein Kühlschrank ist völlig leer.“ Seth seufzte, nickte aber. „Das stimmt. Aber.....was essen Menschen eigentlich so? Also ich meine vom Einkaufen her.“ Nun lachte Yuu leise. „Du warst noch nie einkaufen?“ Seth schüttelte etwas beschämt den Kopf. „Nein, die Eier habe ich mal auf dem Markt draußen geschenkt bekommen, aber sonst...“ Seth zuckte mit den Schultern. „Das musste ich ja nie.“ „Dann gehen wir jetzt zusammen einkaufen, du brauchst sowieso noch mehr Blut, ich hab dir nicht unglaublich viel geben können. Also, los, geh unter die Dusche, dann können wir los!“ sagte Yuu lächelnd und stand nun auch auf. „Du bist grausam~“ murrte Seth und ging auf die Schrankwand zu, holte sich einige frische Klamotten und ging dann zu Yuu, küsste ihn kurz aber sanft auf die Wange, bevor er aus dem Zimmer ging.
 

Nach kurzer Zeit kam Seth wieder zurück, frisch geduscht und mit noch immer feuchten Haaren. „Wie geht es eigentlich deinen Händen?“ fragte er und kam auf den Jungen zu, der nur zu seinen Händen sah. „Keine Ahnung, sie tn noch weh.“ Murmelte er und Seth entfernte vorsichtig den Verband, runzelte dann die Stirn an einer Hand hat sich das etwas entzündet, aber das ist auch kein Wunder....ich will nicht wissen, was die Dinger alles an sich haben an Bakterien und Bazillen.“ Murmelte er. „Warte, ich hole etwas zum Desinfizieren.“

Yuu nickte nur und wartete auf dem Bett, bis der Dunkle erneut zurückkam. „Das wird jetzt etwas weh tun.“ Meinte er und tat etwas von dem Desinfektionsmittel auf die verletzte Hand von Yuu, der sich auf die Lippen biss und das Gesicht etwas verzog. Danach legte Seth einen neuen Verband an. „So, ich glaube, daraus wird nichts schlimmeres. Du hattest wirklich Glück.“ „Danke“ nuschelte Yuu nun etwas verlegen und lächelte den anderen an. „Können wir dann los?“ fragte er lächelnd und Seth nickte. „Klar“ sagte er und so machten sich die beiden wieder in dem Lamborghini auf in Richtung Stadtmitte zum Einkaufen.

Sie fuhren in das große Parkhaus des Einkaufshauses und betraten das große Gebäude. „Ich glaub hier hat es alles.“ Meinte der Dunkle stirnrunzelnd, wurde dann jedoch von Yuu zu den Einkaufswägen gezogen. „Da tust du eine Yenmünze rein, dann kannst du ihn benutzen und musst nicht alles auf den Händen tragen.“ erklärte er und Seth folgte dieser stummen Aufforderung, schob nun den Wagen vor sich her. „Ziemlich ungewohnt.“ gestand der Ältere und sah sich um. „Ist hier immer so viel los?“ – „Ja, eigentlich schon, vor allem Nachmittags, wir haben ja schon 15 Uhr.“ Erklärte der Kleine lächelnd. „Und was brauchen wir jetzt alles?“ fragte Seth, der etwas verloren wirkte. „Na wir nehmen einfach alles mit, was wir brauchen.“ Sagte er lachend. „Wir sehen uns um und wenn uns etwas gefällt, dann nehmen wir es mit.“ – „Aha.“ Machte Seth, der etwas die Stirn runzelte. „Und das nennt sich dann einkaufen.“ Stellte der Dunkle fest. „Genau, das schimpft sich dann einkaufen.“
 

Die beiden verbrachten mehrere Stunden in dem Einkaufszentrum, machte Seth’s Unwissenheit die Lage ziemlich kompliziert aber auch sehr lustig. Yuu erklärte ihm dies und das, was zum Beispiel Chips waren und was Tütensuppen waren. Fertiggerichte kannte der Ältere wirklich kein Stück, doch schien er seinen Spaß damit zu haben, da er gute 20 Packungen in den Einkaufswagen tat. Und nicht nur damit ging er so großzügig um, am Ende war der Einkaufswagen sogar von einem Haufen gekrönt. „Oh mann, wir haben hier gerade einen ein Jahres Einkauf getätigt.“ Sagte Yuu lachend, als sie an der Kasse standen und das gesamte Band in Anspruch nahmen.....okay, sie nahmen zweimal die komplette Länge in Anspruch.

Am Ende hatten sie eine Rechnung von ca. 41 000 Yen. „So einen gigantischen Einkauf habe ich noch nie getätigt. Ehrlich mal. Das reicht locker für das ganze Jahr.“ Meinte Yuu, als er den überfüllten Einkaufswagen ansah. „Sag mal, wie ist das eigentlich mit dem Essen bei dir?“ fragte er den Dunklen, der anscheinend sehr viel Spaß hatte. „Ach, ich kann essen so viel ich will ohne wirklich zuzunehmen, mein Stoffwechsel läuft etwas anders als bei euch Menschen.“ „WAS?!“ rief der junge Japaner „Das ist ja gemein! Ich muss immer aufpassen, was und wieviel ich wovon esse und du?“ – „Tut mir ja Leid.“ Meinte der Dunkle und lächelte verschmitzt. „Was hältst du davon, wenn wir noch zum Eiscafé gehen und einen Kaffee trinken oder so?“ fragte Seth nun, woraufhin Yuu wieder begeistert nickte. „Au ja, das hört sich echt super an!“
 

So verbrachten die beiden ihren Nachmittag und den frühen Abend in dem kleinen Eiscafé in der Nähe des Einkaufszentrum. Yuu bestellte sich einen gewaltigen Eisbecher mit Sahne, was Seth ziemlich skeptisch betrachtete, doch dann machte er einen Schritt Richtung Zukunft und bestellte sich ebenfalls einen großen Eisbecher. „Hmm, ist ziemlich lecker.“ Stellte der Dunkle fest und schaufelte das Eis förmlich in sich hinein, bis er leise stöhnte. „Mein Kopf tut weh“ murrte er nun und Yuu lachte leise. „Das passiert, wenn man Eis zu schnell isst.“ Lachte Yuu und lächelte den Dunklen an. Er war so süß und was er alles nicht wusste....

„Wie wär’s, wenn wir nachher bei dir noch DVD’s anguggen?“ fragte er. „DVD’s? Hm, dann sollten wir erst noch einen Fernseher und das ganze Zeug kaufen.“ Bemerkte Seth.
 

Nach ganzen drei Stunden waren sie wieder zu Hause, hatten sie die Hi-Fi Anlage gleich liefern lassen. Diese bestand aus einem gewaltigen HD Flatscreen Fernseher von mehr als einem halben Meter Bildschirmdiagonale, einen neuen DVD Player und sämtliche DVD’s, die Yuu ausgesucht hatte.

Als alles angeschlossen war ließ sich Seth mit einem Seufzend auf das Bett fallen. Jetzt war er doch nicht dazu gekommen, Blut zu trinken, dachte er und schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hatte soviel Spaß mit Yuu gehabt, da hatte er glatt vergessen, sich den roten Lebenssaft einzuverleiben. Er ließ den Kopf in den Nacken gleiten und starrte somit an die Decke, als sich auf einmal Yuu über ihn beugte. „Du bist sicher durstig, oder?“ fragte der Jüngere und lächelte ihn an, küsste Seth dann kurz und zärtlich. „Na komm, du kannst etwas von mir haben.“ Sprach Yuu leise und ging um das Sofa herum, setzte sich auf Seth’s Schoß und zog sein Oberteil etwas zur Seite, sodass sein Hals freilag. Der Vampir hob langsam, zitternd eine Hand, strich über die freie Stelle. Dann schloss er seine Augen und beugte sich zu Yuu, biss ihm vorsichtig in den Hals und trank etwas von dem Blut des Jüngeren, schloss dabei genießend die Augen. Doch nach einiger Zeit ließ er von dem Japaner ab und leckte entschuldigend über die Stelle. „Du solltest dich etwas ausruhen, der Blutverlust....“ sprach Seth und hielt den Jüngeren sanft in den Armen, strich ihm beruhigend über den Rücken. „Was willst du denn für einen Film sehen?“

Gentle Moments

Kapitel XV Gentle Moments
 

Wie konnte das alles nur geschehen? Wie konnte es so weit kommen? Der junge Japaner zitterte am ganzen Leib und war völlig still, um kein Geräusch von sich zu geben. Und er war auch noch selbst Schuld an seiner misslichen Lage! Er bekam Angst, Angst, dass sein Herz zu laut schlagen würde und man ihn so hören würde. Oh Gott bitte, hilf mir! Dachte Yuu panisch und biss sich auf die Lippe. Schon wieder war es passiert! Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie? Er traute sich kaum, zu atmen in Furcht vor dem, was das bewirken könnte. Er wünschte, dass es niemals so weit gekommen wäre, dass dieser Alptraum endlich vorbei war!

Er spürte, wie sich etwas um seine Schultern legte und so fuhr er zusammen.

„Also wenn du solche Angst vor dem Film hast, warum wolltest du ihn dann ansehen?“ fragte Seth, der ihn etwas amüsiert angrinste. „Ich habe keine Angst!“ widersprach Yuu wobei ein leichter Rotschimmer seine Wangen zierten. „So könntest du nicht einmal einen Blinden belügen.“ Entgegnete der Dunkle und zog den Jungen nun völlig in die Arme und lächelte ihn von oben an. „Dabei ist der Film doch gar nicht so gruselig“ sprach der Dunkle sanft und beugte sich über den Japaner, schloss seine Augen und küsste ihn zärtlich. „Natürlich ist er gruselig~“ nuschelte Yuu gegen die Lippen des anderen. „Vor allem nachdem, was gestern passiert ist!°“ maulte der Junge. „Hey, jetzt tu nicht so, als ob es meine Schuld ist, du hast den Film ausgesucht!“ entgegnete der Vampir und grinste erneut. „Wir könnten auch nach oben gehen~“ raunte ihm der Dunkle nun ins Ohr und so erschauderte der Junge. „Nein, ich will noch wissen, wie es ausgeht~“ Ein amüsiertes Lächeln war die Antwort von Seth. „Pff“ machte Yuu nun und setzte sich richtig auf, lehnte sich dabei jedoch leicht an die Brust seines Nebensitzers. Dieser strich dem Jungen sanft über seinen Arm, da er seinen Arm noch immer über die Schultern von Yuu liegen hatte. Ihn selbst schockierten diese sogenannte Horrorfilme nicht wirklich, in seinem Leben hatte er schon schlimmeres durchgemacht, sodass ihn der Film ziemlich kalt ließ. Doch Yuu schien die Bilder wirklich mehr zuzusetzen, als er dachte.

Der Dunkle nahm die Hülle der Dvd und besah sie sich. ‚The Amityville Horror‘ war der Titel, darunter: ‚nach einer wahren Geschichte‘ Hm, dachte Seth und laß sich die Inhaltsangabe auf der Rückseite durch. Vielleicht war es das? ZU wissen, dass so etwas, beziehungsweise etwas ähnliches schon einmal geschehen war? Angst vor Geister? Gut, das Problem mit Geistern war, wenn sie eine unerledigte Aufgabe hatten, dann blieben sie als Schemen auf der Welt zurück und verkümmerten zu hassenden, gewalttätigen Geistern, die auch Menschen töten konnten. Aber das würde er dem Jungen wohl besser verschweigen. Sonst würde das die Sache nur komplizierter machen, dachte er sich und schüttelte den Kopf, blickte wieder zu dem Fernseher. Der Clue hierbei war, dass sie die Lautsprecher, ausgestattet mit Dolby Digital 5.1 Surround Systems, hinter ihnen waren und so den Eindruck erweckten, als kämen die Geräusche von hinten. „Haben wir noch Chips?“ fragte nun Yuu der zu der leeren Schüssel vor sich blickte. „Wir haben noch gute 30 Tüten.“ Erwiderte Seth grinsend und ließ von dem anderen ab und stand auf. „Ich hol auch was zu trinken okay?“ fragte er und erhielt ein leichtes Nicken von Yuu. „Aber beeil dich!“ fügte der Kleinere leise hinzu in der Hoffnung Seth würde dies nicht hören, doch wusste er nichts von dem außerordentlich guten Gehör des Älteren. So zierten Seth’s Züge ein sanftes Lächeln als er die Küche betrat, eine neue Flasche Cola und zwei Tüten Chips holte. So schnell wie Yuu das vernichtete würden sie noch drei Tüten benötigen, bevor der Film aus war, dachte er seufzend und schüttelte den Kopf. Gut, dass er so vermögend war, sonst sähe er ziemlich alt aus. Noch dazu würden sie bald auf der Straße sitzen.....so viel Geld hatte der Dunkle in seinem ganzen Leben nicht ausgegeben, was Yuu innerhalb von 3 Stunden verschleudert hatte. Doch konnte man es ihm verübeln? Er hatte immer auf Sparflamme gelebt....nun ja, man konnte dieses Leben nicht einmal als Leben bezeichnen, war es da falsch auch mal verschwenderisch zu sein? Der Dunkle lehnte an dem Türrahmen und betrachte Yuu, der völlig gebannt, wenn auch eingeschüchtert den Geschehnissen auf dem Bildschirm folgte, und lächelte. Der Junge war wirklich unglaublich. Nicht nur durch das, was er erlebt hatte, sondern seine ganze Art. Seine Offenheit, sein Lachen,....einfach alles. Und er war der erste, der Seth nicht ablehnte, der ihn so akzeptierte, wie er war, mit all seinen Fehlern.
 

~~
 

There were nights when the wind was so cold

That my body froze in bed

If I just listened to it right outside the window
 

There were days when the sun was so cruel

That all the tears turned to dust

And I just knew my eyes were drying up forever
 

~~
 

Nun drehte sich Yuu um und lächelte den Älteren offen an, stutzte dann jedoch. „Seth?“ fragte er besorgt. „Alles okay?“ Er sah, wie sich der Jüngere erhob und einige Schritte auf ihn zukam und jetzt erst bemerkte Seth, dass über seine rechte Wange Tränen liefen. Er...er weinte?

Die Cola und die Tüten Chips gingen zu Boden und Seth hob eine Hand, berührte seine von Tränen feuchte Wange. Er weinte wirklich. „Ich...ich...“ Er spürte die Hand des Japaners auf seiner Wange, die ihm zärtlich die Tränen wegwischte, auch wenn immer wieder neue nachflossen. Dieses sanfte Lächeln von Yuu, als wenn er wüsste, was in dem Vampir vorging. Nun ging der Junge leicht auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich und sanft.
 

~~
 

There were moments of gold

And there were flashes of light

There were nights of endless pleasure

It was more than any laws allow
 

If I kiss you like this (kiss you like this)

And if you whisper like that (whisper like that)

It was lost long ago but it‘s all coming back to me

If you want me like this (if you want me like this)

And if you need me like that (if you need me like that)

It was dead long ago

But it‘s all coming back to me

It's so hard to resist

and it‘s all coming back to me

I can barely recall

But it's all coming back to me now
 

~~
 

Der Film war völlige Nebensache geworden. Er hörte nichts, auch wenn er sich darauf konzentrieren würde. Für den Dunklen zählte im Moment nur Yuu, der ihn so sanft küsste und somit zu trösten versuchte.

Langsam wanderten seine Hände zu der Hüfte des Jüngeren und zogen ihn mehr an sich, während Yuu seine Hände hinter Seth’s Nacken verschränkten und den Kuss inniger werden ließ.

Vorsichtig stupste Seth’s Zunge gegen die Lippen des Jüngeren, der diese langsam öffnete und ihm somit Einlass gewährte. Der Ältere umspielte nun zärtlich mit seiner Zunge die des Jüngeren, der das Zungenspiel zärtlich erwiderte.

Beide hatten die Augen geschlossen und es schien, als würde dieser eine Moment für ewig anhalten. Nur langsam trennten sich die beiden wieder und Yuu lächelte den Vampir sanft an, strich ihm erneut die Tränen von der Wange. „Mach dir keine Sorgen, ich werde immer hier bei dir bleiben.“ Flüsterte der Junge nun sanft und küsste sanft die letzten Tränen von der Wange des Dunklen. Dieser lehnte nun seine Stirn gegen die Schulter des Japaners, schloss dabei seine Augen. „Verzeih mir.“ Flüsterte er leise. „Du solltest mich so nicht sehen. Es ziemt sich nicht für einen Mann zu weinen.“ – „Rede nicht so einen Unsinn.“ Widersprach im Yuu etwas energisch aber dennoch sanft. „Es zeigt doch nur, dass die anderen Unrecht haben. Du bist kein herzloses Monster, du hast Gefühle und bist damit nicht weniger wert als ein Mensch. Im Gegenteil.“ Sprach Yuu sanft und strich zärtlich durch die langen schwarzen Haare des Vampirs, der sein Gesicht nun völlig an Yuus Schulter vergraben hatte.

„Wieso?“ kam es nun leise von Seth. „Wieso akzeptierst du mich? Obwohl ich....dieses Monster bin?“ „Weil du kein Monster bist. Menschen sehen nur das, was sie in jemandem sehen wollen.“ Erklärte Yuu leise und strich ihm weiter durch die Haare. „Aber sie übersehen dabei das Wichtigste: Jedes Lebewesen hat das Recht zu leben, egal was es ist und was es tut. Nur weil du anders bist bist du noch lange kein Monster.“ „Aber ich töte Menschen“ sprach Seth und seufzte leise. „Na und? Es gibt genug Menschen, die das auch tun und die Meisten werden noch nicht einmal bestraft. Sie tun es aus Langeweile und du, weil du sonst nicht überleben könntest. Wieso sollte man sich deswegen aufregen?“ „...“ Der Dunkle schwieg, küsste dann jedoch sanft den Hals des Jüngeren. „Du gibst mir sogar dein Blut.“ Stellte er nun fest und küsste fast schon entschuldigend die kleinen Schrammen, die er an Yuu hinterlassen hatte. „Weil ich dich liebe.“ Kam es nun leise und etwas verlegen von Yuu. „Außerdem hast du mich schon so oft gerettet. Ohne dich wäre ich schon längst nicht mehr hier. Du schenkst mir so ein gutes Leben, ich hätte mir das niemals erträumen lassen....da ist es doch das Mindeste, was ich tun kann, meinst du nicht?“ Ein sanftes Lächeln zierte nun die Züge des Vampirs, auch wenn dies für Yuu nicht sichtbar war. „Danke.“ Flüsterte er dem Jüngeren zu und ergriff dessen Hand, drückte diese sanft und löste sich langsam wieder von der Schulter des Japaners, lächelte ihn sanft an. Als Yuu jedoch etwas erwidern wollte legte der Ältere seinen Zeigefinger auf die Lippen des Jüngeren und beugte sich erneut nach unten, versiegelte nun die Lippen von Yuu mit einem sanften, liebevollen Kuss, wobei er seine Augen schloss.

Yuu lächelte nur und erwiderte diesen Kuss, schloss ebenfalls seine Augen, als diese schöne Stimmung von einem lauten Schrei unterbrochen wurde. Seth löste sich von dem Jungen und sah fast schon beleidigt zu dem Fernseher. „So was, macht die ganze Stimmung kaputt.“ maulte der Vampir, ließ nun jedoch Yuus Hand los und hob die Cola und die Chips auf, beäugte das Cola skeptisch. „Ich glaub wenn man das jetzt aufmacht könnte man das gesamte Haus damit sprengen.“ Scherzte der Dunkle wobei er sich todernst anhörte und Yuu musste sich ein Lachen verkneifen. „Ich hol eine Neue, du kannst dich schon mal hinsetzen.“ Sagte Yuu und nahm die Flasche von Seth, brachte sie zurück in die Küche und nahm eine neue aus dem Kühlschrank, ging damit zurück zu Seth, der sich auf das Sofa gesetzte hatte und die Chips in die Schüssel füllte.

Frech wie der Junge war setzte er sich wieder auf den Schoss von Seth und lehnte sich an ihn, stellte derweil die Cola auf den Tisch. Der Vampir lächelte leicht und legte seine Arme um den Japaner und zog ihn etwas mehr an sich. „Sag aber, wenn ich dir zu schwer werde.“ nuschelte Yuu verlegen, spürte jedoch nur wieder die Lippen des Älteren an seinem Hals, entlockte dem Jungen somit ein leises, wohliges Seufzen.

Jetzt, wo er in den Armen des Dunklen lag war der Film gleich nur noch halb so schlimm, dachte sich der Kleinere und spürte, wie Seth nun seinen Kopf an seiner Schulter plazierte und so dem Film folgte. Die Hände des Dunklen ruhten dabei auf seinen eigenen, über die Seth sanft strich. Anscheinend war er wirklich nicht so hart, wie er sich nach außen hin gab. Und wieder ein bestätigtes Sprichwort: Harte Schale, weicher Kern.
 

Nach dem Film schaltete Seth sämtliche Anlagen aus und hob Yuu auf seine Arme, trug ihn nach oben in das Schlafzimmer, weswegen der Jüngere rot wurde. Die Schlafanzüge hatten die beiden schon vor dem Film angezogen, da Yuu gemeint hatte, dadurch würde es bequemer werden, weswegen er den Japaner nun auf das Bett legte und selbst in dieses schlüpfte, die Decke über sich und Yuu zog und ihn sanft in seine Arme schloss.

Die Hände des Älteren strichen sanft über die Brust von Yuu, der daraufhin noch röter wurde, es aber sichtlich genoss und wohlig erschauderte. Nun spürte der Jüngere erneut die Lippen des anderen an seinem Hals der kurz daraufhin von Seth mit sanften Küssen bedeckt wurde. Kurz unterbrach Yuu diese Liebkosungen und drehte sich um, dass er nicht mehr mit dem Rücken zu Seth lag, sondern ihn auch ansehen konnte. Erst hatte der Dunkle ihn skeptisch angesehen, doch nun lächelte er wieder strich Yuu nun über den Rücken, fuhr dabei unter das Oberteil des Jungen und fuhr sanft jeden einzelnen Wirbel nach.

Yuu hingegen hob seine Linke Hand und strich Seth damit sanft über die rechte Wange, beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. „Ai shiteru“ flüsterte er dem Dunklen dabei zu, der dieses Geständnis mit einem noch liebevolleren und zärtlicheren Kuss erwiderte.

Das Zimmer war in ein gedämpftes Licht getaucht was durch den Mond, der durch die großen Fenster hereinschien, erzeugt wurde.
 

~~
 

But you were history with the slamming of the door

And I made myself so strong again somehow

And I never wasted any of my time on you since then
 

If you forgive me all this (forgive me all this)

If I forgive you all that (forgive you all that)

We forgive and forget

And it‘s all coming back to me now
 

~~
 

-----------------------------------------------------------------
 

So, ein tolles Zuckerkapi, wie ich finde *das jetzt mal so sagen muss* der Liedtext ist, wer es bis jetzt immer noch nicht weiß von Meat Loaf ‚It’s all coming back to me now“

War ziemlich lustig, ich hab’s bei „Ich Trazan, du Jane“ oder wie immer die Casting sendung da heißt gehört, dann die Cd aus’m Wohnzimmer geholt und die ganze Zeit angehört, als ich das Kapi geschrieben hab.

Ich hab wirklich mit dem Gedanken gespielt, weiterzuschreiben, aber das werdet ihr noch im nächsten Kapi erfahren, warum nicht ^__^~

Thanks for all the Kommis ;O;~

Gone With The Wind

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Gone With The Wind - Zensiert -

Kapitel XVI Gone With The Wind
 

„Nein, verdammt, ich hab nicht mit ihm ge****!“ donnerte der junge Japaner, schlug sich im selben Moment die Hand vor den Mund und wurde knallrot, da sich das gesamte Lokal zu ihm herum gedreht hatte und ihn anstarrte. Azumi grinste ihren Bruder nur an. „Ach SO ist das~“ meinte sie und grinste ihn anzüglich an. „Awwwwww, mein Bruder ist verliebt~ das ist ja so niedlich! Kyaaaaaa~!“ Yuu seufzte. Sie schien sehr viel Spaß damit zu haben, ihn damit aufzuziehen, aber er war ja selbst Schuld, er hatte es ihr erzählt. „Oh mann, Azumi, jetzt tu bloß nicht so.“ murrte er. „Wie tu ich denn~?“ fragte sie und grinste ihren Bruder noch immer breit an. „Genau das meinte ich.“ Murmelte er und seufzte erneut.

„Das Essen kommt~“ unterbrach Seth die beiden und tat so, als hätte er von Yuus Geschrei nicht das Geringste mitbekommen. Er stellte das Tablett mit drei Tellern und drei Getränken auf den Tisch und setzte sich selbst hin.
 

Am frühen Nachmittag hatte sich Yuu dazu entschlossen, dass sie alle zusammen, das hieß Seth, Azumi und er selbst essen gehen sollten, damit er seiner Schwester seinen neuen Freund vorstellen konnte. So war es überhaupt erst zu der überaus peinlichen Situation gekommen. Denn sie hatten sich zu dritt für ein Selbstbedienungsrestaurant entschieden, in dem sie nun – am Abend – aßen. Nun fragte man sich bestimmt, wieso sie nicht in ein erste Klasse Restaurant gegangen waren, doch das erklärte sich schnell, da dies Azumis Lieblingsrestaurant war und selbst Seth würde bald zugeben, dass das Essen hier gut schmeckte.
 

„Und ihr seid nun zusammen?“ fragte Azumi direkt und trank etwas von ihrer Cola, während Yuus Kinnlade nach unten fiel. Wie konnte sie nur so direkt sein? „Kann man so sagen.“ Erwiderte der Dunkle eben so lässig und trank etwas von seinem Orangensaft. „Ich hoffe du behandelst ihn gut, sonst muss ich mal bei euch vorbeikommen.“ Azumi lächelte den Vampir an, der Nickte. „Selbstverständlich behandle ich ihn gut. Wir sind zusammen, da ist Liebe ein großer wichtiger Punkt.“ Azumi nickte, schien sie mit dieser Antwort befriedigt. „Sehr gut.“ Sagte sie noch einmal bestätigend. „Wie geht es eigentlich in der Schule heran?`“ fragte Yuu nun um von dem Thema abzulenken. „Ah, sehr gut, nach den neusten Zwischenergebnissen bin ich Klassenbeste!“ sagte seine kleine Schwester nun stolz und strahlte ihn an. „Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt.“ Sagte der junge Japaner lächelnd und sie nickte. „Dank dir bin ich erst so weit gekommen. Es bleibt ja dabei, dass du bei meinem Abschluss kommst, oder?“ fragte sie und Yuu nickte „Natürlich, ich hab es dir doch versprochen.“ Sagte er lächelnd. „Du kannst natürlich dann auch kommen.“ Sagte sie und wand sich Seth zu, der sie nun ansah. „Es wäre mir eine Freude.“ Sagte er zwar höflich, doch seit sie hier zu dritt waren hatte er keine sonderlichen Gefühle gezeigt.

Doch nun öffnete sich die Türe und man hörte die Schritte einer Person, die den Laden betrat. Interessiert drehte sich Seth um, blickte den Mann an, der geradewegs zu der Kasse lief an und sog kurz, scharf die Luft ein.

Dies blieb Yuu nicht verborgen, der Seth fragend ansah, jedoch nur ein Kopfschütteln bekam. „Es ist nichts.“ Sagte Seth, das jedoch nicht wirklich überzeugend klang. „Seth....“ – „Es ist nichts.“ sagte er noch einmal, bestimmender und drehte sich um, begann zu essen. Jedoch schien er in gewisser Weise angespannt zu sein, was Yuu gar nicht gefiel. So war er das letzte Mal gewesen, als diese Schlurfer hinter ihnen her waren, doch beschloss der junge Japaner es dabei zu belassen oder ihn später erneut zu fragen, wenn sie beide wieder alleine waren.

„Dad wird mich nachher wieder abholen.“ unterbrach Azumi nun die peinliche Stille und lächelte ihren Bruder aufmunternd an. Naja, es war ein ziemlich kläglicher Versuch, Yuu aufzumuntern, aber besser als nichts. „Ah, wie geht’s den beiden eigentlich?“ fragte er und selbst Seth schien sich etwas zu entspannen und hörte unserem Gespräch zu. „Naja, Mum hat einen leichten Rückfall, aber Dad meistert die Sache eigentlich recht gut und arbeitet wirklich gut in dem Autohaus.“ Erzählte die Japanerin und ihr Bruder nickte. „Das hört sich wirklich gut an.“ Sagte er lächelnd.
 

Nach zwei Stunden war es dann auch so weit, der Vater von Azumi und Yuu fuhr vor und die drei gingen nach draußen. Der Vater der beiden stieg aus dem Wagen und maß Yuu wieder mit dem gleichen verachtenden Blick wie das letzte Mal, doch dieses Mal ergriff Seth die Hand des Jungen und drückte diese um ihm zu zeigen, dass Yuu nicht alleine war. „Ach sieh an,“ sprach der Vater nun verächtlich. „Wohl auch noch unter die Schwulen gegangen? Ich wusste nicht, dass du noch tiefer sinken kannst, als du schon gesunken bist.“ Sprach er abfällig und Yuu senkte den Kopf. „Sie sollten lieber einmal nachdenken, bevor Sie so abfällig über Ihren eigenen Sohn sprechen, der es im Leben schon weiter gebracht hat, als Sie es gebracht haben und bringen werden.“ Entrüstet blickte der Vater Seth an. „Was bilden Sie sich ein? Sie haben keine Ahnung, was uns der Junge gekostet hat!“ rief er und Seth kramte kurz in seiner Tasche, zog seine Brieftasche hervor, zog eine große Summe an Yenscheinen hervor und warf sie Yuus Vater direkt ins Gesicht. „Wenn es Ihnen nur ums Geld geht, dann bitte, bedienen Sie sich, davon hab ich mehr als genug.“ Yuu blickte Seth ungläubig an, doch dann lächelte er, während sein Vater vor Wut fast zu platzen schien. „Na, na, na. Sie sollten wohl auch gleich zum Psychiater gehen. Soll ich Sie deswegen auch noch entschädigen oder kriegen Sie zur Abwechslung auch mal alleine etwas hin?“ Nun begann Yuu wirklich zu Lachen, auch wenn er versuchte, es zu verkneifen. Es war göttlich, wie der Dunkle mit seinem Vater umsprang und dieser auch noch so hilflos war. „Ach, jetzt fehlt Ihnen auch noch die Sprache? Wollen Sie auch noch eine Sprachtherapie?“ fragte Seth ernst und betrachtete den Vater skeptisch, bevor er Yuu zu sich zog und sanft küsste. „Gehen wir nach Hause.“ hauchte er dem Jüngeren zu, der nur nickte. So setzten sich beide in den Lamborghini und Seth ließ demonstrativ den Motor aufheulen, bevor er mit quietschenden Reifen davonfuhr. „Oh mein Gott, Seth! Das war göttlich! Sein Gesichtsausdruck! Der wusste gar nicht, was er sagen sollte!“ lachte Yuu und freute sich wie ein kleines Kind an Weihnachten.

„Ach komm, der Kerl hat es nicht anders verdient.“ Grinste Seth und fuhr nun wieder normal, ohne quietschende Reifen und ohne heulenden Motor. „ja schon, aber das...das war die Krönung!“ lachte Yuu.

„Ach übrigens,“ begann der Dunkle nun und sah kurz zu Yuu, lächelte geheimnisvoll. „Hm?“ fragte Yuu und legte den Kopf schief. „Herzlichen Glückwunsch zum vierten Tag ohne Drogen und Entzugserscheinungen.“

Der Junge blickte Seth einfach nur starr an, doch dann realisierte er, dass es wirklich stimmte. Doch wie konnte das sein? „Wie?“ – „Ich muss zugeben, ich habe dir etwas geholfen, als ich dich gebissen habe, aber das Meiste hast du alleine geschafft.“ Ergänzte Seth und lächelte den Jungen an. „Seth...“ sprach der Junge nun überwältigt und sah den Dunklen an. „Ich....danke.“ wisperte er leise. Wie konnte er sich jemals bei Seth revanchieren? Er hatte schon so viel für den Jungen getan, doch was konnte Yuu für ihn tun? „Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen soll.“ Flüsterte der Junge nun beschämt und starrte auf das Armaturenbrett. „Das musst du auch gar nicht.“ Erwiderte Seth und legte seine Rechte, die auf der Gangschaltung ruhte auf den Oberschenkel des Jüngeren und sah ihn kurz an, lächelte, bevor er wieder auf die Straße sah. „Ach,“ fluchte Seth nun etwas zornig. „Ich muss mir angewöhnen regelmäßig zu trinken.“ Maulte er und seufzte über seine eigene Fahrlässigkeit. „Ich halte da vorne noch kurz, sonst muss ich dich heute schon wieder aussaugen.“ scherzte der Dunkle und Yuu nickte. So parkte Seth den Wagen an einer Straßenecke und stieg dort aus, ließ jedoch den Motor an, damit Yuu Musik hören konnte.

Seth sprach blindlings eine Frau an und ging mit dieser in eine Seitengasse, in der er für einige Minuten verschwunden blieb.

Yuu schloss gerade die Augen, als er einen Schuss hörte und sofort hochschreckte. Gerade wollte er aus dem Wagen springen, als er Seth erblickte, der schnell aus der Gasse kam, sich über die Motorhaube schwang und einstieg. „Seth, was ist los?“ fragte der Junge besorgt und sah den Vampir an, der sofort losfuhr. „Der Typ vorhin,“ begann nun der Dunkle und blickte in den Rückspiegel, als wenn sie verfolgt werden würden. „Der aus dem Restaurant?“ Ein kurz angebundenes Nicken von Seth. „Er ist kein Mensch.“ Yuu stutzte. „Kein Mensch?“ – „Naja, eigentlich schon, aber nicht so wie du denkst. Er ist vom Vatikan.“ Oh nein, Yuu konnte sich denken, was das bedeutete. „Heißt das etwa...?“ fragte er wobei seine Stimme etwas zitterte. „Ja, er ist ein Vampirjäger.“ bestätigte der Dunkle ernst wobei sich seine Miene etwas verfinsterte. „Ich musste erst vor einiger Zeit einen aus dem Verkehr ziehen. Es war klar, dass sie irgendwann weitere schicken würde, doch dass sie so schnell sind hätte ich nicht gedacht.“ Murmelte er und seufzte, schüttelte den Kopf. „Aber bei dir ist alles okay, oder? Du bist nicht verletzt oder so?“ fragte Yuu nun besorgt und sah seinen Lover direkt an, der daraufhin den Kopf schüttelte. „Nein, bei mir ist noch alles dran.“ – „Und was machen wir jetzt?“ Erneut ein Seufzen von Seth, der anscheinend nachdachte. „Das ist die Frage. Er wird sicher bald herausfinden wo ich wohne und dann geht das ganze Gemetzel wieder von vorne los. Wir sind nicht mehr so viele Vampire, deswegen schätze ich, dass sie keinen normalen Vampirjäger geschickt haben, sondern einen aus ihrer Elitereihen. Der Papst wäre ganz schön umnachtet, wenn er weiß, dass ich einen Vampirjäger getötet hatten und nur einen normalen wieder schickt.“

Erneut herrschte eine kurze Zeit des Schweigens. „Ich dachte, jetzt ist alles okay.....die Schlurfer sind weg.....aber nein, jetzt geht es wohl erst richtig los.“ Meinte Yuu und seufzte ebenfalls. Die Freude von eben war wie weg geblasen. „Tut mir Leid dass ich dich damit reinziehen.“ Sagte Seth, waren die beiden nun auf der Straße durch den Wald, wo Seth nun anhielt. Er lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze und schloss seine Augen. Anscheinend hatte nicht nur Yuu einen Schrecken bekommen, sondern auch der Ältere.

Und nun verstand der Junge, was es hieß, mit einem Vampir zusammen zu leben. Der Dunkle war nicht wirklich der Jäger sondern der Gejagte. Nicht nur von der Zeit, sondern auch von Menschen. Yuu senkte den Kopf. Wie lange musste Seth das nun schon ertragen? Die ständigen Kämpfe und Jagden? Kein Wunder, dass der andere nach außen hin so kalt und emotionslos erschien. Nun blickte der Junge dem Vampir ins Gesicht, der noch immer die Augen geschlossen hatte. Irgendwie hatte er nun Mitleid mit seinem Freund, weswegen er sich losschnallte und etwas umständlich über die Gangschaltung krabbelte und sich wieder auf Seth’s Schoß niederließ. „Du hast es auch nicht gerade leicht, hum?“ fragte er nun sanft und lehnte sich gegen die Brust des Größeren, der nun nur langsam die Augen öffnete und ihn ansah. „Wie alt bist du eigentlich?“ fragte Yuu nun leise und strich Seth sanft über die Wange. „623“ antwortete der Vampir nun leise und fing Yuus Lippen mit den seinigen und küsste ihn so zärtlich. 625 dachte Yuu und schmiegte sich weiter an ihn. So viele Jahre voller Leid. Eine Hand des Dunklen fuhr sanft unter das T-shirt des Jungen und strich dort jeden einzelnen Wirbel entlang, was dem Jüngeren ein wohliges Seufzen entlockte. Ihre Lippen trennten sich für einen kurzen Moment, in dem sie sich einfach nur verliebt ansahen, ließen ihre Lippen dann jedoch wieder zu einem weiteren Kuss verschmelzen. Nun begann auch Yuu damit zärtlich über das Hemd des Älteren strichen und es schließlich auch aufzuknüpfen und es von den Schultern Seth’s zu streichen. Nun malte er kleine Kreise auf den Bauch und die Brust des Dunklen woraufhin dieser – ganz zur Verwunderung Yuus – erschauderte und eine leichte Gänsehaut bekam. Nun musste Yuu den Kuss lösen und den anderen etwas belustigt, aber immer noch verführerisch ansehen. „Wer hätte gedacht, dass du so empfindlich bist~“ schnurrte Yuu und hauchte dem Älteren einen kurzen Kuss auf die Brust, leckte dann leicht über eine der Brustwarzen. „Yuu?“ keuchte Seth etwas überrascht, der ihn nur anzüglich angrinste. „Ich bin nicht so pröde wie du denkst~ ich hab schließlich Erfahrung~“ - „Hmm~ simmt auch wieder~“ flüsterte der Dunkle und bedeckte wieder den Hals des Japaners mit sanften Küssen. „Aber willst du das wirklich?“ fragte Seth sanft, woraufhin der Junge nickte. „Hai~ das will ich.“ Hauchte er leise.
 

Es begann leicht zu Regnen und der Himmel verdunkelte sich, zogen dunkle Gewitterwolken auf, die die Stimmung jedoch nicht im geringsten trübten. Im Gegenteil, das sanfte Prasseln des Regens gegen die Scheiben trugen ihr Übriges zu der schönen, entspannten Stimmung bei und das dunkle Grollen des Donners hörte sich wenn man genauer hinhörte gar nicht so dunkel an. Langsam flackerten immer mehr Lichter in dem Wald auf, weswegen Yuu unruhig wurde. Waren das etwa die Schlurfer? Etwas ängstlich kuschelte er sich an den Dunklen, der seine Angst verstand. „Es wird uns nichts geschehen.“ Flüsterte Seth leise und biss sich mit seinen scharfen Zähnen auf den Finger, bis eine feine Blutlinie über seinen Daumen lief. „Ich habe noch ein paar Tricks drauf.“ Hauchte er zur Erklärung in Yuus Ohr, weswegen dieser unweigerlich erschaudern musste.

Mit dem Blut malte er sich einen kompliziert wirkenden Runenkreis auf die Handfläche und schloss diese Hand zur Faust und schloss kurz die Augen, flackerte es kurz rötlich auf und Yuu wurde von einer seltsamen Wärme erfüllt. Er wusste nicht, was geschehen war, dennoch wusste er, dass sie nun in Sicherheit waren.

Die sanft wiegenden Lichter der Schlurfer erweckten einen Anblick eines wahren Lichtermeers inmitten des Waldes, doch die beängstigenden Töne drangen nicht an das Ohr Yuus.
 

Yuu sank schwer atmend gegen die Brust Seth’s, der sanft seine Arme um den Jungen schloss und ihm zärtlich über den Rücken strich. Auch er war erschöpft, was man an der schnellen Hebung und Senkung seiner Brust erkennen konnte und auch an den kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn und seinem Oberkörper. Doch es war wunderschön gewesen, für sie beide.

Der Vampir öffnete seine Augen und blickte aus der Windschutzscheibe, draußen regnete es noch immer, doch war es kein Platzregen sondern vielmehr ein sanfter Sprühregen vermischt mit einem leichten Gewitter.

Und überall die kleinen Leuchten der Laternen. Alles in allem ein wunderschöner Anblick. Doch der schönste Anblick war doch der Junge auf seiner Brust, der anscheinend eingeschlafen war, weswegen er auch so ruhig atmete und keinen Laut von sich gab. Aber nun, da die Hitze des Aktes langsam verschwand drehte er die Heizung etwas höher und plazierte Yuu vorsichtig auf dem Beifahrersitz, zog ihm das Hemd des Vampirs an, dass dem Jungen mindestens drei Nummern zu groß war. Und Yuu schlief einfach weiter, kuschelte sich etwas in den Sitz und wisperte leise den Namen des Vampirs. Dieser zog sich derweilen seine Shorts und die Hose an, beugte sich dann noch einmal kurz zu Yuu herüber und küsste ihn sanft auf die Stirn. „Schlaf schön,“ flüsterte er leise. „Und träum was süßes.“

Mit diesen Worten startete er den Motor und fuhr los, darauf bedacht so leise zu möglich zu sein, um den Japaner nicht aufzuwecken.

Zu Hause angekommen parkte er den Wagen direkt vor den Stufen zum Eingangsportal und stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür wobei ihm Yuu fast schon in die Arme viel mit nicht mehr an als dem viel zu großen Hemd, dass dem Jungen bis fast zu den Knien hing. So nahm er den Kleinen auf die Arme und trug ihn schnell nach drinnen in die Wohnung, legte ihn im Obergeschoss in das große Bett und ging selbst noch einmal nach unten um den Kamin erneut anzufeuern.

Als das Feuer in dem Kamin knisterte und die Flammen nur so zuckten legte der Vampir einen großen Scheit auf das Feuer und ging dann nach oben zu seinem Geliebten, betrat das Zimmer und schloss die Türe hinter sich.

Yuu hatte die ganze Zeit über geschlafen und tat es noch immer, hatte er sich dabei auf dem Bett zusammengekringelt und die Decke förmlich umarmt. „So eine Schlafmütze.“ Flüsterte der Dunkle kopfschüttelnd zu sich selbst, doch dann ging er zu ihm, hatte alle Mühe die Decke Yuus Griff zu entwenden und schlüpfte dann zu ihm ins Bett, breitete die Decke nun über sich selbst und Yuu aus, der den Vampir als Teddybären missbrauchte und seine Arme um diesen schlagen, sich an ihn kuschelte. Sanft lächelte der Dunkle und legte ebenfalls seine Arme um ihn, bevor er die Augen schloss und ebenfalls langsam aber sicher einschlief.

Encounter

Kapitel XVII Encounter
 

„Mmmmh~“ wohlig seufzte Yuu und schlang die Arme noch enger um den Körper, den er wie einen Teddy umarmt hielt. „Yuu, du erdrückst mich gleich.“ ertönte eine verschlafene Stimme und Yuu öffnete die Augen blickte zu dem Vampir. „Huu~ du bist wach?“ fragte der Junge und Seth öffnete langsam die Augen, lächelte den Japaner leicht an, beugte er sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. „Wie komm ich denn eigentlich hier her~?“ „Na wie wohl?“ stellte der Dunkle als Gegenfrage. Der 18-jährige wurde knallrot und drückte sich an die Brust des Älteren. „Hmm~ du brauchst dich doch nicht schämen~“ schnurrte der Dunkle und strich seinem Gegenüber sanft über die Seiten. „Gehen wir heute ein wenig in der Stadt spazieren?“ fragte Yuu leise, merkte dann auf einmal, dass er ein viel zu großes Hemd trug und darunter nichts.....Wieder wurde er knallrot und versteckte sein Gesicht an der Brust des Dunklen. „Nein~“ wisperte Yuu leise, beschämt. „Was? Hab ich denn so einen schlechten Geschmack? Oder würdest du lieber nackt neben mir liegen?“

Mit einem kleinen ‚Paff‘ landete das große Kissen in Seth’s Gesicht. „Du bist blöd!“ sagte der Junge und setzte sich auf, glühte sein Gesicht noch immer vor Röte. Das Kissen fiel nun wieder auf die Matratze und das grinsende Gesicht des Dunklen kam wieder zum Vorschein. „Ach jetzt sei doch nicht so gemein.“ Meinte er und setzte sich auf, zog den Jüngeren sanft in seine Arme. „Aber spazieren gehen hört sich gut an.“ Hauchte er dem Jüngeren ins Ohr, der daraufhin wieder erschauderte. „Ich geh aber erst noch duschen.“ Nuschelte der Kleine verlegen und spürte, wie Seth an seinem Ohr knabberte. „Was dagegen, wenn ich mitkomme?“ fragte er und knabberte ein wenig mehr, weswegen Yuu eine Gänsehaut bekam. Er war so was von empfindlich an seinen Ohren und nun knabberte der andere auch noch daran. „Seth, lass das, da bin ich kitzelig!“ maulte er nun leise. „Das war aber keine Antwort auf meine Frage~“ schnurrte der Dunkle mit tiefer Stimme, was den Jungen erneut erschaudern ließ. Wieder wurde Yuu etwas rot, doch dann schloss er Seth in die Arme. „Nein, ich habe nichts dagegen.“ Flüsterte er nun leise und wurde kurz darauf von dem Vampir auf die Arme gehoben. „Dann mal los~ vielleicht vernasche ich dich noch einmal~“ kam es von dem Dunklen, der ihn breit angrinste. „Ah! Seth! Nein! Nimm deine Hände von da weg!“ rief Yuu empört und trommelte mit seinen Fäusten gegen die Brust des Dunklen. „Ach was denn?“ fragte der Vampir im Gegenzug und grinste Yuu gespielt unschuldig an.

Dann brachte er den Jungen in das gewaltige Badezimmer und setzte ihn dort ab. Da er selbst nur seine Hose und Shorts anhatte entledigte er sich schon einmal seiner Hose und schloss die Türe hinter sich. Da das Badezimmer mit einer Fußbodenheizung ausgestattet war, war es auch nicht wirklich kalt in dem Bad, da die Füße nicht im Kalten standen und die Wärme nicht nach oben durchdringen konnte. Yuu stand noch immer etwas bedröpelt dort, nur mit dem Hemd von Seth bekleidet, dass ihm fast bis zu den Knien ging. „Anô....“ murmelte er leise und wurde wieder etwas rot. „Ach, sag bloß, dass du dich auf einmal schämst.“ Meinte der Dunkle grinsend, tat dann den ersten Shritt und entledigte sich seiner Shorts, stand nun völlig nackt vor Yuu, der nicht so Recht wusste, wo er hinsehen sollte und sich deswegen auch darauf beschränkte, das Hemd aufzuknöpfen und in die große, geräumige Duschkabine zu huschen und die schönen dunkelroten Fließen an der Wand zu begutachten. Doch schon im nächsten Moment spürte er die Arme Seth’s, die sich um ihn legten und seine Lippen, die seinen Hals küssten. Dann löste sich jedoch eine Hand und kurz darauf fühlte Yuu das warme Wasser, das auf ihn niederprasselte und das sanfte Rauschen. „S-soll ich dir den Rücken einseifen?“ fragte Yuu nun, der noch immer mit dem Rücken zu Seth stand und von diesem an seinem Hals verwöhnt wurde. „hmm~ das wäre wirklcih nett von dir.“ Die Stimme des Dunklen war fast schon ein dumpfes Vibrieren auf der Haut und langsam erschien ihm der Dunkle mehr als eine Schmusekatze, als ein gefährliches ‚Monster‘. Er hatte es sich schon öfters gedacht, das emotionslose war nur eine Fassade Seth’s um sich selbst vor Schmerzen und Verletzungen anderer zu schützen. Langsam drehte sich Yuu nun um und lächelte den Vampir etwas unsicher an. Dieser erwiderte das Lächeln und drehte sich um. Der junge Japaner griff zu dem wohlriechenden Duschgel und ließ etwas davon auf den Rücken des Älteren tropfen.

Sanft verstrich er dies nun und strich mit seinen Händen zu den Schultern und dem Nacken des anderen, wo er ihn nun sanft massierte. „Du bist ziemlich verspannt.“ Stellte Yuu fest. Der Dunkle war wirklich extremst verspannt, seine Muskeln waren so unglaublich hart und das durchgehend. Aber das war ja kein Wunder bei seinem Leben, dachte Yuu und massierte ihn etwas stärker. „Und du kannst wunderbar massieren~“ schnurrte der Ältere und schloss genießend die Augen. Mit Freude erkannte der Kleinere dass es dem Älteren wirklich zu genießen schien. „Du bist blöd.“ Murmelte der Junge nun, der schon wieder rot angelaufen war. „Was denn? Ich habe doch nichts getan.“ Maulte Seth und lächelte. „Und selbst wenn. Wenn ich blöd bin, dann bist du eben süß.“

Stille.

„Und was war das jetzt für ein Zusammenhang?“ fragte der Kleinere und runzelte die Stirn, massierte ihn jedoch weiter. „Na du hast gesagt, was ich bin und ich hab gesagt was du bist, ganz einfach.“ anwortete Seth und lächelte auch wenn Yuu das nicht sehen konnte. „Baka.“ Ein leises, gedämpftes Lachen des Vampirs, der sich nun umdrehte und den Jungen in die Arme schloss. „Ich liebe dich.“ Hauchte er gegen den Hals des Jüngeren. „Ich dich auch.“ Kam die leise Antwort von Yuu, der wieder die Arme um den Dunklen legte und sich an die breite und starke Brust von Seth.

„Wir sollten uns beeilen, sonst schrumpeln wir....und mich holen meine Jahre ein.“ Ertönte die ruhige Stimme des Älteren und erhielt ein leichtes Nicken als Antwort.
 

So beeilten sich die beiden, zogen sich an und verließen das Badezimmer. „Können wir los?“ fragte Seth und Yuu nickte erneut. „Meine Haare sind zwar noch nass, aber ich wird schon nicht krank werden. Wir können im Auto die Heizung aufdrehen.“ schlug er vor, nahm die Hand des Größeren und so gingen sie nach draußen, stiegen wieder in den Wagen ein, wobei Yuu unwillkürlichen den vergangenen Abend denken musste. „Du wirst ja ganz rot.“ meinte Seth grinsend, woraufhin ihn der Junge empört ansah und knallrot wurde. „Gar nicht wahr!“ – „Jetzt schon!“ Grisend wurde er von Seth angesehen, weswegen er nun aus dem Fenster sah und den Beleidigten spielte. Doch dann beugte sich der Vampir zu ihm und küsste ihn zärtlich auf die Wange, bevor er den Wagen startete und der Dunkle in seiner CD-Sammlung kramte und die CD wechselte. „Ich hoffe du hast kein Problem mit meinem Musikgeschmack.“ Sagte er und Yuu schüttelte den Kopf. „Nein, ganz im Gegenteil.“ Sagte der Junge lächelnd und blickte seinem Freund in die unergründlichen, goldenen Augen.

Kaum hatte er den Satz ausgesprochen dröhnte auch schon von Disturbed das Lied ‚Decadence‘ aus der gewaltigen Anlage. „Wo kann ich eigentlich am Besten parken, dass wir nicht zu weit laufen müssen?“ fragte der Vampir, als er die Auffahrt entlang fuhr und auf die gut ausgebaute Straße bog, Richtung Tokyo-Innenstadt. „Hm, am Besten vielleicht in einem Parkhaus in der Nähe. Dreu Straßen vom Park ist eins, das eigentlich nie voll ist, so weit ich weiß.“ Meinte Yuu und der Dunkle machte kurz eine nachdenkliche Miene, nickte dann jedoch langsam. „Ich glaube ich weiß wo du meinst.“

So fuhren sie also in das besagte Parkhaus und schlenderten gemütlich in Richtung Stadtpark, den sie nach knapp zwei Minuten auch erreichten. Natürlich hielten sie dabei – wie es sich für Pärchen gehört – Händchen, weswegen sie zwar ziemlich skeptisch und schief angeschaut wurden, doch das interessierte keinen von den Beiden. Es gab sogar einige Mädchen, die rot wurden und Dinge flüsterten wie „Kyaaaaa, hast du das gesehen?“ oder „Wie süß! Ich liebe Schwule!“ Alles in allem etwas sinnlose Bemerkungen, aber es zeigte doch, dass sie nicht völliger Abneigung gegenüberstanden.
 

Es war unbeschreiblich schön in dem Park, da die Kirschblüten in voller Pracht blühten und den Garten einen helles Rosa tauchten. Mitten in dem Park der große Teich, Bänke und die gewaltigen Grünanlagen, Bambus, einfach allem, was man sich vorstellen konnte. „Im Frühling ist es hier am schönsten.“ Sprach der Junge und schmiegte sich etwas an den Arm des Älteren, deren Hand er auch hielt und er erhielt ein zustimmendes Nicken. „Es ist wirklich wunderschön.“ Bestätigte Seth noch einmal. „Komm, wir setzen uns da auf die Bank!“ sagte Yuu und deutete auf eine Bank, die nahe dem Teich stand. „Wenn du willst.“ Der Vampir lächelte sanft und ging mit seinem Geliebten zu jener Bank und zusammen setzten sie sich auf diese. „Hmm~“ machte Seth und atmete tief die frische Luft – die angenehm nach Kirschblüten roch – während er seine Augen schloss und sich gegen die Lehne lehnte. Auch der Japaner seufzte wohlig und lehnte sich an die Schulter des Dunklen, der trotz der angenehmen Wärme seinen schwarzen, enganliegenden, langen Mantel trug. Doch etwas durfte an seiner Erscheinung bei einem solch sonnigen Tag nicht fehlen: Seine Sonnenbrille mit den dunkelroten Gläsern. „Hast du eigentlich auch einen großen Garten? Also ich meine nicht gerade die Grünanlagen an der Auffahrt, sondern so einen richtigen, schönen Garten in dem man auch grillen kann. Oder sich zumindest reinsetzen kann.“ Fragte nun der Junge und sah dem Älteren ins Gesicht, der seine Augen wieder öffnete und ihn ansah. „Naja, ich habe einen ziemlich großen Garten aber....ich hab mich Jahrzehnte nicht darum gekümmert und....dementsprechend sieht er auch aus.“ meinte er und lächelte etwas verschmitzt. „Du hast einen großen Garten und lässt ihn einfach so verwildern?“ fragte Yuu entrüstet und stand auf, stellte sich Seth gegenüber und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Das kann es nicht geben! Ich brauche einen Garten, wenn ich bei dir wohnen soll, das heißt, morgen geht die Gartenarbeit los und das ohne wenn und aber!“ Verdutzt wurde er von einem goldenen Augenpaar gemustert, doch dann lächelte der Dunkle wieder sein sanftes Lächeln und nickte. „Dann geht es morgen in den Garten.“ bestätigte er und versprach es seinem Geliebten somit.

„Sieh mal da.“ Sagte Seth nun leise und deutete mit dem Zeigefinger hinter Yuu, der sich umdrehte und ein grau-schwarzes Eichhörnchen sah. Der Junge ließ sich nun langsam in die Hocke gleiten und streckte vorsichtig die Hand aus. Und es funktionierte wirklich: Das Eichhörnchen kam auf ihn zu gehuscht und knabberte leicht an seinem Zeigefinger, was den Jungen lächeln ließ. „Wie süß.“ Flüsterte er leise zu sich selbst. Doch dann zuckte das Tier leicht mit seinen flauschigen Ohren und rannte weg, stand der Junge jedoch auf und entfernte sich weiter von Seth und blickte sich genauer in dem Park um. Er hatte immer in einem anderen Park geschlafen, weswegen er nur wirklich sehr, sehr selten in diesem Park gewesen war.

So bemerkte er auch nicht, wie ihm ein ebenfalls dunkel gekleidete immer näher kam. Doch war diese auch völlig verhüllt, ein dunkler langer Mantel mit seltsamen Symbolen, die Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Und diese Person ging direkt auf ihn zu, ohne dass es Yuu bemerkte.

Doch dann auf einmal hörte er Seth, der seinen Namen rief und er drehte sich um, erkannte nun die dunkle Gestalt und erstarrte. Instinktiv wusste er, wer ihm nun fast schon gegenüberstand, fünf Meter vor ihm.

Allen, der Vampirjäger.

Und das abstrakteste war, dass er sich für den Jungen interessierte, dabei war er nicht einmal ein Vampir! Er war ein Mensch verdammt nochmal!

Mit einer schnellen Bewegung hatte Allen etwas aus seinem Mantel gezogen und richtete es auf Yuu. Eine Waffe. Um genau zu sein eine Desert Eagle. Der Junge wurde bleich, fast schon weiß und wieder einmal versagten ihm seine Füße den Dienst. Nicht, dass er nicht stehen konnte, nein, er konnte sich keinen Millimeter bewegen. „Ich bin kein Vampir!“ schrie Yuu dann auf einmal voller Panik. „Ich bin ein Mensch!“ Doch das schien den Jäger nicht zu interessieren, im Gegenteil, er lud die Waffe und drückte ab. Ein lauter Knall ertönte und der Junge presste die Augen zusammen, wartete auf den Schmerz, der jedoch nicht kam. Stattdessen spürte er etwas anderes. Es war wie ein Vibrieren der Luft, ein leises elektrisches Geräusch und im nächsten Moment eine leichte Druckwelle. Die Luft schien förmlich zu brennen, weswegen Yuu unweigerlich in die Knie sank und seine Augen langsam öffnete.

Seth.

Seth stand direkt vor ihm und um ihn zuckten immer wieder kleine, rötliche Blitze. Es war sein Geliebter und doch schien er so völlig anders zu sein, wie noch vor zwei Minuten. Und dann wurde dem Jungen klar, dass sein Geliebter diese Spannungen in der Luft erzeugten. „Seth...“ begann er leise und streckte die Hand aus, doch dann drehte sich der Angesprochene herum und Yuu zuckte vor dem eiskalten Ausdruck in den goldenen Augen zurück. Man sah ganz deutlich die zwei scharfen Eckzähne, als er den Mund öffnete um etwas zu sagen, dann jedoch wortlos den Kopf schüttelte. „Du solltest hier verschwinden. Es ist hier gefährlich.“ Sagte er nur und schon stürzte sich der Vampir auf den Jäger, der seine Kapuze nun abgenommen hatte und grinste. Noch immer stand der Junge wie angewurzelt an der Stell, schockiert von dem Anblick seines Geliebten, der Szene des Kampfes, die sich ihm bot.

Dann sank er langsam in die Knie und starrte auf den Boden, sah, dass etwas dunkles das Gras an einigen Stellen bedeckte. Stirnrunzelnd streckte er die Hand nach den Flecken aus und berührte sie, sah es sich an und erstarrte erneut.

Blut.

Dunkelrotes Blut. Das konnte doch nur heißen, dass....! Sofort hob der Junge seinen Kopf und blickte zu den zwei Kämpfenden. Seth, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! „Seth..!“ flüsterte Yuu erneut. Das hieß, dass der Vampir die Kugel keinesfalls aufhalten konnte, er hatte sich selbst geopfert um ihn zu retten! Und das nur, weil er vorgeschlagen hatte, spazieren zu gehen! Dabei hatte er den Vampirjäger doch selbst am Vortag gesehen! Doch warum hatte Seth es dann nicht abgelehnt? Nein, nur nicht in Panik geraten, dachte der Junge und blickte sich um. Überall schrien die Menschen, wenn sie nicht schon längst aus dem Park geflohen waren.

Wieder wanderte sein Blick zu seinem Geliebten. Bei jedem Zusammentreffen der Beiden wurde alles von einem leichten Wind erfasst und Yuus Herz begann schneller zu schlagen. Doch dann trennten sich die Kontrahenten mit einem Mal und für eine kurze Zeit geschah nichts. Doch dann zeichnete der Jäger mit Blut – Der Japaner wusste nicht, ob es das Blut des Vampirs war, oder das des Jägers – und zeichnete auf seinen Handrücken einen Kreis mit seltsamen Runen, so wie Seth im Auto.

Bei diesen Zeichen geschah jedoch etwas anderes, denn der Boden leuchtete kurz rot auf und brach kurz daraufhin auf, erhoben sich zwei abscheuliche Bestien aus diesen Verstecken unter der Erde. Sie waren groß, eine Schulterhöhe von sicher 1,50 Metern. Diese Dinger hatten eine große Ähnlichkeit mit Wölfen, jedoch auch nur auf eine völlig abstrakte Art und Weise, denn ich Kopf wurde von einem seltsamen Gerüst geschützt, die zugleich stählerne, messerscharfe Fänge bildeten und den Kopf dieser Wesen schützen sollte. Dieses grausame Knurren, Knirschen, wenn sie ihre stählernen Fänge auf und zuschnappen ließen jagten Yuu einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken. Was würde Seth tun? Er konnte doch nicht mit bloßen Händen gegen sie kämpfen!

Er blickte zu seinem Geliebten und sah, dass auch er einen dieser alchemistischen Kreise zeichnete, auf seine Handinnenseite. Was er nur vorhatte? Ihm durfte nichts geschehen, er musste gewinnen, wo sollte Yuu sonst hin? Wie sollte er es überstehen, wenn er seinen Geliebten verlieren würde?

Energisch schüttelte er den Kopf. Nur nicht hysterisch werden, das half Seth kein bisschen weiter und ihn selbst auch nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen, nur was?

Die Bestien stürzten auf den Vampir zu, der die Hand mit dem Zeichen ausstreckte und mit einem Mal erhob sich ein gewaltiger Wind, fast schon ein Sturm. Nun biss sich der Dunkle wieder in den Daumen und das Blut wurde sofort von dem Wind erfasst, wurde zu spitzen, schwarzen Dornen, die auf die Wesen zurasten und sie so aufhalten sollten. Doch mit einem Mal verschwanden die Bestien wie auch Allen.

Fluchend fuhr Seth herum.

Ein weiterer Schuss fiel.

„Du wirst langsam, Vampir.“ Ertönte die Stimme des Jägers, der hinter dem Vampir aufgetaucht war. „Nicht nur du kannst mit Illusionen spielen.“ Eine feine Linie aus Blut lief Seth vom Mundwinkel aus hinab zu seinem Kinn und Yuu schlug sich die Hand vor den Mund. „Ts und du denkst noch immer viel zu primitiv, Allen.“ Erwiderte der Dunkle und sah dem Jäger in die Augen. Und im nächsten Moment wurde der Vampirjäger von einer Bö getroffen, die ihm den Mantel, die darunterliegende Kleidung und seine Haut aufschnitt. Allen keuchte leise und taumelte einige Schritte nach hinten, funkelte Seth dann an. „Du weißt doch, immer wieder für eine Überraschung gut!“ knurrte Seth, zeigte seine Zähnen bei einem fast schon diabolischen Grinsen. „Mach mir nichts vor, Seth, ich kenne dich gut genug und ebenso deine Grenzen. Auch dir dürfte aufgefallen sein, dass die Kugeln keine normalen waren, oder?“ Der angesprochene Vampir ballte die Hand zur Faust, doch selbst Yuu erkannte, dass der Dunkle langsam an seine Grenzen stieß: Die Brust hob und senkte sich rasch, die zwei großen, dunklen Flecken auf seinem Mantel, die nass schimmerten, der Schweiß auf seiner Stirn. „Dann müsstest du doch wissen, dass ich niemals gegen dich verlieren würde.“ – „Ach Seth, diese Tage sind schon längst vorbei, hör auf mit den Geschichten aus alten Tagen!“ – „Ach komm, so lange sind sie auch nicht wieder her.“ Erwiderte Seth und lächelte überlegen. „Es ist egal, Vampir, es wird hier enden!“ wieder richtete er die Waffe auf den geschwächten Vampir und lud die Waffe. Doch bevor er schießen konnte erschien Yuu vor dem Dunklen und breitete schützend die Arme vor seinem Geliebten aus.

Sein Herz schlug wie verrückt, doch er konnte nicht mit ansehen, wie Seth starb, niemals könnte er dies. Lieber würde er sterben. „Du wirst ihn in Ruhe lassen!“ reif er nun laut und deutlich, wobei seine Stimme zitterte. „Sagt wer?“ fragte der Jäger und hatte die Waffe nun direkt auf den Kopf des Jungen gerichtet, sah ihn erwartend an. „Ein Mensch!“ war die Antwort und Allen seufzte. „Soso, gibst du dich wirklich mit Menschen ab.“ Stellte der Jäger fest, zog die Waffe dann jedoch herum. „Wir werden das nachholen und dann wird mich kein Bengel aufhalten, denke daran!“ sagte Allen, bevor er sich umdrehte und davon schritt.
 

In der Ferne Sirenen der Polizei.

Ein leises Platschen.

Der schwere Atem des Älteren.
 

Er wusste nicht, warum Allen gegangen war, noch warum er gezögert hatte zu schießen, doch dass war nun egal. Zitternd drehte sich Yuu zu seinem Geliebten um und musste fest stellen, dass er weitaus schwerer verletzt war, als es den Anschein gemacht hatte. Da waren nicht nur die zwei Schussverletzungen, nein, auch mehrere kleine Schnittwunden. Seltsamerweise hatte der Junge davon nicht mitbekommen, doch nun versuchte er Seth zu stützen, da dessen Knie bedrohlich zitterten. Und schließlich gaben diese nach, landeten sie beide auf dem Boden, hielt Yuu jedoch die Arme um den Älteren. „Seth!“ rief er panisch und musste feststellen, dass die Sirenen immer lauter wurden. Wahrscheinlich die Polizei. Sie mussten hier weg, sofort! „Seth, bitte, du musst aufstehen! Wir müssen hier weg, bitte!“ rief er panisch und der Dunkle versuchte sein Bestes um wieder auf die Beine zu kommen, doch gelang es ihm erst beim dritten Versuch mit Yuus Hilfe.

Der Junge legte einen Arm um die Hüfte des Vampirs und einen Arm des Verletzten um seine Schultern um ihn besser stützen zu können. „Bitte, Seth, halte durch!“ Sie mussten erst einmal zum Auto, doch dann? Yuu war noch nie in seinem Leben hinter dem Lenkrad gesessen und schon gar nicht als Fahrer! Er konnte definitiv kein Auto fahren! Aber er konnte nicht einfach so aufgeben, das leben Seth’s stand auf dem Spiel! Denn so wie sich der Zustand des anderen immer verschlechterte, desto deutlicher wurde ihm das.

„Bitte, halte noch etwas durch!“ flüsterte er und schleppte den anderen durch die Straßen. Diese zwei Minuten, die sie bis zum Park gebraucht hatten, benötigten sie nun vielfaches davon. Doch endlich hatten sie den Wagen erreicht, brachte er Seth auf dem Beifahrersitz unter und stieg auf der Fahrerseite ein, startete den Motor und....würgte ihn sofort wieder ab. „Verdammt nochmal!“ schrei Yuu den Wagen an. „Kupplung.“ keuchte Seth. „Was?“ er blickte zu Seth, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er musste nachdenken, er hatte es schon so oft gesehen! Yuu probierte herum und schaffte es wirklich den Wagen am Laufen zu halten, würgte ihn jedoch ab, als er losfahren wollte. Der Junge war nun wirklich am Verzweifeln, den Tränen nahe. Und dann liefen ihm auch die Tränen über die Wangen. Er konnte es nicht! Er konnte kein Auto fahren und er konnte den anderen nicht retten!

Schluchzend lehnte er seinen Kopf gegen das Lenkrad, weinte wirklich hemmungslos und machte sich die schlimmsten Vorwürfe, als er eine Hand spürte, die nach seiner tastete und diese sanft drückte. „Du schaffst das.“ Hörte er die Stimme des Dunklen, die sich so unendlich schwach anhörte. Er hob sein tränenerfülltes Gesicht und blickte zu Seth, der ihn noch immer sanft anlächelte. „Bleibe ganz ruhig, ich sage dir, was du machen musst, okay?“ keuchte er leise. „N-nein! Du musst dich ausruhen! Du darfst dich nicht überansterngen!“ rief Yuu nun und drückte die Hand des Dunklen. „Wenn ich nicht irgendwas rede werde ich vielleicht nicht mehr aufwachen.“ Keuchte er und der Junge schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein! Sag so was nicht!“ rief Yuu. „Ich will so etwas jetzt nicht hören, klar?!“ Ein leises Lachen kam von Seth, doch wurde das Lachen zu einem Husten. „Dann erzähl mir was von dir!“ rief er und schaffte es, den Wagen zum Laufen und fahren zu bekommen.

„Ich bin als eines von drei Kindern aufgewachsen, vor 623 Jahren. Ich war der einzige von zwei Brüdern, der dieses fehlerhafte Gen hatte. Das Gen entwickelt sich in Laufe der ersten Jahre, deswegen brauchte ich als kleines Kind noch kein Blut, aber dann mit zehn, elf Jahren fing es an und ich spürte jedes Mal eine unbändige Gier in mir, wenn ich Blut sah. Das blieb auch meinen Eltern und den anderen aus unserem Dorf nicht verborgen, weswegen ich schon bald als ‚Teufelsjunge‘ bezeichnet wurde. Ich wurde von der Kirche, die damals wichtig war, und sämtliche7n gesellschaftlichen Dingen ausgeschlossen, weswegen ich auch keine Freunde hatte.“ Begann der Dunkle keuchend zu erzählen während er krampfhaft versuchte, die Augen offen zu halten. „Bald begann ich das Blut von Tieren zu trinken weswegen auch meine Eckzähne zu wachsen begannen und in dem Jahr wurde der Hass meiner Eltern und meiner Brüder auf mich unerträglich. Aber im selben Jahr kam auch er. Sein Name war Lestat, er war auch ein Vampir, doch im Gegensatz zu mir schon längst erwachsen. Ich hatte ständig irgendwelche Blessuren, von den Schlägen meiner Eltern, meinen Brüdern oder den Leuten aus dem Dorf. Ich werde seinen Blick nie vergessen, mit diesem wissenden, fast schon mitleidigen Blick.“ Ein leichtes Lächeln huschte über das bleiche Gesicht des Dunklen. „Es gewitterte als er eines Abends vor unserer Türe stand und mich fragte, ob ich mit ihm mit gehen wollte oder nicht. Du kannst dir sicherlich denken, dass mir diese Entscheidung nicht gerade schwer gefallen ist.“ Ein Husten des Vampirs, bei dem er etwas Blut mit aushustete.

„So bin ich mit ihm mit, ohne zu wissen, wer er war, ich kannte ihn nicht, nicht seinen Namen, einfach gar nichts. Aber dennoch wusste ich, dass ich das richtige tat.“ Die Stimme von Seth wurde immer leiser, bis er schließlich verstummte. „Seth?“ fragte Yuu und blickte kurz zu Seth, während er langsam aber sicher in Richtung Krankenhaus holperte. Der Junge wusste, dass der Vampir Blut brauchte. Viel Blut. Und er selbst konnte ihm das nicht alles geben. Und wo kam man leichter an Blut kommen als im Krankenhaus?

Er hielt im Hinterhof des Krankenhaus und sah zu Seth, nahm seine Jacke und deckte den Dunklen zu. „Keine Angst, ich bin gleich wieder da! Du musst noch etwas durrchhalten!“ flüsterte er leise und küsste Seth sanft auf die Wange, wobei er spürte wie kalt der Ältere war. Er musste sich wirklich beeilen.

So betrat er das Krankenhaus und sah sich um. Blutkonserven lagen schließlich nicht einfach so irgendwo herum, dachte er und lief einige Gänge hin und her. Und dann sah er ein Zimmer voll mit Utensilien, sicherlich ein Kühlhaus da es aus der offenen Tür etwas dampfte und ein Arzt kam. Mit einer Blutkonserve. Dieser wollte gerade die Türe schließen als Yuu “Halt!“ schrie und auf den Arzt zu ging. „Da...da vorne, vor dem Krankenhaus liegt jemand, er ist verletzt und braucht Hilfe, bitte beeilen Sie sich!“ Der Arzt nickte und rannte sofort los, schloss die Türe nicht, so wie es sich Yuu erhofft hatte. Also schlüpfte er durch die Türe, lehnte diese etwas zu und sah sich um, erblickte viel Konserven und auch die mit der ersehnten Flüssigkeit. So schnappte sich Yuu knapp 15 Stück, die er an seinem Körper versteckte und rannte dann auf dem schnellsten Weg aus dem Krankenhaus, zu dem Hinterhof in Seth’s Auto. „Seth, ich hab Blut!“ rief er zu dem Dunklen und sah zu ihm, lud die Konserven auf den Schoß des Älteren, der sich kein Stückchen regte. „Seth?“ Voller Panik starrte Yuu auf den Brustkorb, der sich nicht hob und senkte. Er wurde bleich und sein Herz setzte aus. „Seth?“ seine Stimme war nicht mehr als ein Zittern. „Seth, wach auf! Bitte!“ schrie Yuu nun gab dem Angesprochene eine Ohrfeige, doch nichts geschah. „Seth, verdammt, lass mich nicht alleine!“ Er konnte nicht richtig Nachdenken, wusste nicht was zu tun war, weswegen er nun einfach auf den Brustkorb mit Fäusten trommelte. „Seth!“ schrie er dem anderen zu, liefen ihm wieder Tränen über die Wangen. „Bitte! Wach auf!“ Er flehte, das ein Wunder geschehen würde und ihm helfen würde, dass Seth wieder atmen würde.....nein, das er einfach die Zeit zurückdrehen konnte und sie niemals in den Park gegangen wären!
 

Und wieder wurden seine Gebete erhört, Seth’s Brustkorb begann wieder leicht zu atmen, weswegen Yuu schnell den Motor startete und losfuhr. Er durfte keine Zeit verlieren, man würde den Diebstahl sicher schon bemerkt haben. So fuhr er – schon weniger hoppelnd – zurück zu Seth’s Anwesen, wo er vor dem nächsten Problem stand: Wie sollte er den Vampir aus dem Wagen bekommen, wenn er ohne Bewusstsein war? Leicht schüttelte er den Kopf und stieg aus, ging zur Türe des Beifahrersitzes und öffnete dieses. „Seth?“ fragte er und berührte den anderen sanft an der Wange. „Seth, bitte wach auf.“ Und langsam öffnete der Dunkle sogar die Augen und blickte Yuu an, verstand dann jedoch und kämpfte sich unter großem Kraftaufwand aus dem Wagen, half ihm Yuu dabei in dem er ihn stützte. Die Blutkonserven, die aus diesem Grund zu Boden fielen interessierten Yuu nicht. „Komm, ich bring dich nach oben.“ Flüsterte Yuu und schaffte Seth nach oben in das Schlafzimmer, wo er ihn auf das Bett legte. „Ich bin gleich wieder da, ich hol dir nur Blut, ja? Schlaf nicht ein hörst du? Du musst wach bleiben!“ – „Schon okay.“ Kam die leise Antwort von Seth, der anscheinend wirklich Mühe damit hatte, wach zu bleiben. „Ich beeil mich!“ rief Yuu und rannte aus dem Zimmer, die Treppe nach unten, zu dem Auto und schnappte sich die Blutkonserven, rannte dann wieder nach oben in das Badezimmer holte Verbandsmaterial und damit zurück zu Seth. Der andere war noch wach, das war auch gut so. „Komm, du bekommst gleich Blut, dann geht es dir schon viel besser!“ Ein leichtes Nicken von Seth und Yuu stach mit Hilfe von einem Dolch, den er in einer Schublade fand, ein kleines Loch in die Konserve und gab sie Seth, der sofort trank. Nachdem er die Konserve geleert hatte schloss er wieder die Augen. „Ich werde dich verarzten, aber...“ hilflos sah er den Dunklen an. „Die Kugeln müssen raus.“ Keuchte Seth und öffnete kurz die Augen. „Mach dir keine Sorgen, ich werde nicht sterben, das vorhin war nur durch den Blutmangel.“ Beruhigte er den Jungen, der leicht nickte. „Ruh dich aus, damit du bald wieder fit bist.“ Kaum hatte Yuu diesen Satz ausgesprochen war der Vampir auch nicht mehr ansprechbar.

Nun begann das Grauen für Yuu, als er Seth’s Mantel öffnete und das Oberteil mit dem Dolch zerschnitt. Hervor kamen zwei grausame Wunden die heftig bluteten. Die Kugeln? Rausholen? Er?

Zitternd nahm er ein Handtuch und wischte erst einmal das Blut weg, bevor er eine Pinzette aus dem Verbandskasten und versuchte die Kugeln so aus dem Körper zu ziehen, doch das funktionierte nicht, da die Kugeln zu tief saßen. Immer wieder musste er den Würgereiz unterdrücken, um sich nicht zu übergeben. Doch nun? Was sollte er tun? Die Kugeln mussten raus, sonst würde der andere daran elendig verenden. So schloss Yuu kurz die Augen und begann dann mit zitternden Fingern in den Wunden die Kugeln mit zwei Fingern herauszufischen.

Ständig liefen dem Jungen die Tränen über die Wangen. Er wusste nicht, was er tat oder tun sollte. Aber er konnte nicht einfach nur dort sitzen und mit ansehen, wie Seth starb.

Als er die beiden Kugeln draußen hatte sank er erst einmal gegen die Lehne des Stuhls, den er sich zuvor an das Bett gestellt hatte.
 

~~
 

If I had to

I would put myself right beside you

So let me ask

Would you like that?

Would you like that?
 

And I don't mind

If you say this love is the last time

So now I'll ask

Do you like that?

Do you like that?
 

Something's getting in the way

Something's just about to break

I will try to find my place in the diary of Jane

So tell me how it should be
 

~~
 

Leise schluchzte Yuu, der von oben bis unten voll mit Blutflecken war, selbst im Gesicht. Doch das war ihm egal, er musste Seth weiter versorgen. So erhob er sich wieder und verband den anderen, hielt den Verband straf sodass er hoffte, dass es die Blutung stoppen würde. Danach deckte er den Vampir richtig zu und setzte sich auf den Stuhl, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um diese, weinte stumm.
 

Er wartete, hoffte, dass der Dunkle wieder zu sich kam, ihn anlächelte und sagte, dass alles wieder in Ordnung sei, dass er sich keine Sorgen mehr machen müsste, doch dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt.

Seth lag totenbleich in dem Bett, rührte sich keinen Millimeter. Der einzige Beweis, dass er noch lebte war der Atem.
 

~~
 

And I don't mind

If you say this love is the last time

Just let me say that I like that

I like that
 

Something's getting in the way

Something's just about to break

I will try to find my place in the diary of Jane

As I burn another page

As I look the other way

I still try to find my place in the diary of Jane

So tell me how it should be
 

Desperate I will crawl

Waiting for so long

No love, there is no love!

Die for anyone

what have I become?
 

~~
 

Der Junge schlief nicht, auch nicht als es dunkel wurde. Er schaltete kein Licht an, saß nur apathisch auf dem Stuhl und blickte auf den reglosen Körper des Vampirs. Seine Augen waren schon gerötet, denn noch immer weinte er, wusste nicht was er tun konnte um dem Dunklen zu helfen oder dessen Schmerz zu lindern. Er konnte nichts tun als hier sitzen und nichts tun, abgesehen auf das Warten. Warten, dass Seth seine Augen wieder öffnete.

„Lass mich nicht alleine.“ Flüsterte Yuu leise und wieder kullerten ihm Tränen über die Wange.
 

Stille.

Bedrückende Stille.

Kein Laut.

Kein Licht.

Nur Hoffnung.
 

~~

°__°; Omg, mein längstes Kapi xDDDD

*fähnchen schwenk* liegt sicher an den ganzen Keksen

*hust*

Da will ich mich glatt mal bei meiner Keksdealerin midoriyuki bedanken xD

*flauschel* °_°;
 

Ja, das Lied ist dieses Mal von Breaking Benjamin ‚The Diary Of Jane‘, aber die Acoustic

Version, die is so....hach Q_Q Drollig, herrlich traurig ;_;

And Also The Devils May Cry

Kapitel XVIII And Also The Devils May Cry
 

Seit vier Tagen saß Yuu nun an dem Bett. Tagein, Tagaus. Ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sein Gesicht war gerötet und war der Beweis dafür, dass er noch mehrere Male geweint hatte und kein bisschen Schlaf gehabt hatte. Nicht einmal das Blut hatte er sich von der Haut gewaschen.

Wieder ein leises Schniefen von dem jungen Japaner. Zusammengekauert auf dem Stuhl, das hieß er hatte die Beine an den Körper gezogen und die Arme um sie geschlungen, starrte er auf den regungslosen Körper des Vampirs. Wieso wachte er nicht auf? Er hatte ihm jeden Tag Blut gegeben und die Wunden versorgt. Der 18 jährige wischte sich die aufkommenden Tränen aus den Augen und zündete sich eine erneute Zigarette. Gut, dass er sich das letzte Mal einen wahren Vorrat an Zigaretten gekauft hatte: In den ganzen vier Tagen hatte er knapp drei Schachteln Zigaretten geraucht und sich kein Stück besser gefühlt. Zum Glück hatte er keine Drogen dabei gehabt, sonst hätte er sich womöglich noch unbewusst und vor allem ungewollt eine Überdosis bei der Aufregung verpasst. Immer wieder fuhr sich Yuu nervös durch die Haare und nahm einen tiefen Zug an dem Glimmstängel. „Wach doch endlich wieder auf.“ Flüsterte der Junge leise, mehr zu sich selbst, als zu dem bewusstlosen Älteren, der noch immer totenbleich in dem Bett lag. Völlig hilflos starrte er auf den Körper Seth’s, spielte mit dem Gedanken, den Arzt anzurufen, der ihn betreut hatte, doch was sollte er ihm sagen? Dass hier ein Vampir vielleicht im Sterben lag? Dass sie von einem Vampirjäger angegriffen worden sind? Yuu schüttelte über diese Gedanken nur den Kopf. Wenn ihn der Arzt nicht damals schon für verrückt gehalten hätte, dann würde er es spätestens dann, wenn der Junge ihm diese verrückte und abstruse Geschichte erzählen würde. Nein, er konnte niemanden um Hilfe bitten, er war auf sich alleine gestellt. Wie immer. Erneut kamen dem Japaner die Tränen, versuchte er sie erneut niederzuringen, doch dieses Mal gelang es ihm nichts. Nun, da er die Tränen nicht unterdrücken konnte, begann er hemmungslos zu weinen, es konnte ihn sowieso niemand sehen. Er lehnte die Stirn gegen die Knie.

Nichts, nur das leise Schluchzen des Jüngeren erfüllte den dunklen Raum. Zwar war es gerade erst zwei Uhr Nachmittags, doch draußen gestatteten es die schweren dunklen Wolken der Sonne nicht, ihr strahlendes Antlitz zu zeigen. Statt dessen immer wieder vereinzelte Wetterleuchten und das leise Prasseln des Regens an den großen Fenstern.

Yuu stand nicht auf um das Licht anzuschalten. Einerseits um nicht von der Seite seines Geliebten zu weichen, andererseits hatte er auch Angst, dass ihn so die Schlurfer entdecken konnten und erneut angreifen würden.

Wieso war er nur so verdammt hilflos? Wie hatte er es nur so weit kommen lassen? Wieso hatte er Allen nicht schon vorher bemerkt? Und wieso hatte er nicht nachgedacht?!

Die Selbstvorwürfe ließen den Jungen wieder Schluchzen, rannen ihm heiße Tränen über die Wangen.

Wieso war das alles nur geschehen? Warum konnte er nun nicht einfach die Wanduhr zurückdrehen und alles wäre wieder wie vorher?

Er begann zu frösteln, war es in dem Raum so ungewohnt kalt, sonst hatte Seth immer ein Feuer in dem großen Kamin entzündet, doch nun? Yuu stutzte und streckte vorsichtig und zitternd die Hand aus, berührte Seth’s Wange, die so kalt war wie Marmor. Er sollte einheizen. Wer weiß, ob es Seth vielleicht leichter fiel? So entschied sich der Junge aufzustehen und nach unten in das Wohnzimmer zu gehen.

Etwas ratlos blickte er auf den großen Kamin, in dem noch Asche und einige verkohlte, kleine Holzscheite lagen. Die Asche musste irgendwie raus, sonst würde er kein vernünftiges Feuer zustande bringen. Doch wohin damit? Der Japaner blickte sich um, suchte dann in dem ganzen Zimmer nach einem Behälter für die Asche, doch fand er nichts. Erneut wanderte sein Blick zu dem Kamin. Manchmal gab es doch selbst unter solchen Kaminen ein Behältnis für die Asche. Fast schon wie eine Falltüre. Jedenfalls hatte er das mal von jemandem gehört, als diese Person von einem Film erzählt hatte.

So schob er die Asche mit einem Schürhaken von der Feuerstelle und fand wirklich ein kleines Fächchen, beziehungsweise eine kleine Falltüre, die er hochhob und in dessen Behältnis die Asche gelagert wurde. So schaffte er die Asche wieder mit dem Schürhaken in das Fach und verschloss es danach wieder, suchte das leicht entzündbare Material um ein kleines Feuer entfachen zu können und fand dieses rechts neben dem großen Kamin, nahm etwas von den Zeitungen und den kleinen Holzspaten und legte diese auf die Feuerstelle. Nach geraumer Zeit des Suchens hatte er sogar ein Feuerzeug gefunden und konnte den kleinen Haufen entzünden. Yuu schaute den Flammen dabei zu, wie sie sich langsam durch das dünne Holz fraßen und legte einen größeren und dickeren Holzspaten in das Feuer, nachdem dieses eine beachtliche Größe erreicht hatte.

Nach Wärme suchend streckte der Japaner nun die Hände aus und wärmte diese an dem Feuer, während er genüsslich die Augen schloss. Erst jetzt, vor dem Feuer bemerkte er, wie kalt es doch gewesen war. Nun ja, kein Wunder, er hatte auch nicht mehr an als ein T-shirt und eine Hose. Beides war nicht sonderlich warm oder wärmend. Und für einen kurzen Moment vergaß Yuu seine Sorgen, drohte er selbst, in der Hocke einzuschlafen, was kein Wunder war, nach 4 Tagen und Nächten ohne Schlaf. Doch bevor dies geschehen konnte öffnete er wieder entschlossen die Augen und ging nach oben zu Seth, setzte sich wieder an das Bett und wartete.
 

Die Erschöpfung drohte ihn zu übermannen, denn immer wieder und in immer kürzeren Abständen fielen dem Jüngeren die Augen zu, bis er schließlich zusammengekauert auf dem Stuhl einschlief.

Und er erwachte erst, als er etwas an seiner Wange spürte, woraufhin er heftig zusammenzuckte und die Augen öffnete und – erstarrte.

Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen und wieder war es ihm unmöglich, sie zurückzuhalten. Seth. Er hatte sich halb aufgerichtet und seine Wange berührt. Und nun dieses sanfte Lächeln. Endlich, dachte der Junge und begann wieder zu weinen, doch dieses Mal aus purer Erleichterung. Endlich war er wieder wach und für ihn da! Nun musste er nicht mehr fürchten, dass der Ältere starb und ihn alleine zurückließ. Nichts konnte den Jungen mehr halten, er sprang von dem Stuhl auf und wollte Seth um die Arme fallen.
 

Mit einem Mal öffnete der Junge seine Augen wieder und fand sich in der grauen, tristen Realität wieder. Er blickte zu Seth, doch dieser war noch immer bewusstlos. Nun hatte er also nur geträumt, dachte Yuu enttäuscht und seufzte leise. Wieso hatte dieser Traum nicht einfach andauern können? Oder noch besser, wieso hatte es nicht die Realität sein können? Wieso musste er sich hier wiederfinden? In diesem dunklen, kalten Zimmer.

Die sonst so strahlenden Augen des Jungen waren schon lange trüb geworden, doch nun hatte es den Anschein, als würden sie noch mehr an Glanz und Lebensfreude verlieren. Wieder einmal befand er sich mehr in einer Trance, als dass der Japaner in der Realität war, weswegen er auch nicht wahrnahm, dass sich Seth etwas regte.

Schließlich setzte er sich auf, wobei er leise Stöhnte.

Aus diesem Grund erwachte Yuu auch aus seiner Trance und blickte den Dunklen aus leeren Augen an. „Wieder ein Traum?“ flüsterte er sich leise selbst zu und senkte den Blick wieder, spürte abermals die sanfte Berührung Seth’s auf seiner Wange. Das konnte nur ein Traum sein. Der Gedanke allein, dass Seth aufwachen könnte, schien in diesem Moment abstrus. „Hey, Yuu“ ertönte nun auch die ruhige Stimme, auch wenn sie noch immer etwas schwach klang, den Angesprochenen jedoch dazu verleitete, aufzusehen. „Das ist nur wieder ein Traum.“ Flüsterte Yuu und eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. „Nein, das ist kein Traum. Ich bin es wirklich.“ Hauchte der Vampir und zog das Gesicht des Jüngeren etwas zu sich. „Und das werde ich dir auch beweisen.“ Sprach er und versiegelte die Lippen seines Geliebten mit seinen eigenen. Genau in diesem Moment realisierte auch Yuu, dass dies kein Traum war.

Der Japaner schlang seine Arme um den Körper des Älteren und löste den Kuss drückte sich völlig an ihn, schluchzte wieder leise. „Hey, Kleiner, ist ja gut.“ Sprach der Dunkle sanft und strich dem Jungen beruhigend über den Hinterkopf. „Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut.“ hauchte er sanft, doch dann schloss der Vampir seine Augen. Auch er genoss die Wärme, Nähe und Zuneigung seines Geliebten. „Es tut mir Leid.“ Flüsterte Yuu nun erstickt und der Dunkle öffnete etwas fragend die Augen. „Was tut dir Leid?“ fragte er leise und zog den Jungen in seine Arme, somit auf das Bett und hielt ihn fest, als würde er befürchten, den Jungen verlieren zu können. „Ich hätte niemals vorschlagen dürfen, dass wir spazieren gehen. Wenn ich das nicht vorgeschlagen hätte, dann wäre das alles nicht geschehen und dann wärst du nicht so schwer verletzt worden u-und...“ – „Nein, Yuu, sprich nicht so. Ich bin mit dir mit, weil ich dich liebe und mit dir mit wollte. Ich wusste, dass das Risiko groß war, aber ich bereue es wirklich kein bisschen.“ Der Junge löste sich von der Brust des Dunklen und sah ihn unsicher an. „A-aber-„ „Nichts aber.“ Sagte der Vampir sanft, dennoch bestimmend. „Du musst dir keine Vorwürfe machen.“ Ein leichtes Nicken von Yuu. „Aber,“ begann nun der Dunkle von Neuem. „an deinen Fahrkünsten müssen wir aber noch arbeiten.“ Sagte er dann grinsend und die Miene des Jungen wurde wieder zu einem leichten Lächeln. „Wäre vielleicht besser für die Zukunft.“ Murmelte er etwas beschämt und kuschelte sich wieder an den Dunklen. „Wie geht’s dir eigentlich?“ fragte Yuu nun, schämte sich etwas, dass er jetzt erst fragte. „Naja, nicht gerade blendend, aber immerhin bin ich noch am Leben.“ scherzte er.

Doch dann erkannte Yuu, dass der Dunkle fror, da er eine Gänsehaut hatte. „Ist dir kalt?“ fragte er aus diesem Grund und der Vampir nickte etwas. „Ja, es ist schon ziemlich kalt.“ – „Tut mir Leid, ich hab nicht eingeheizt, aber jetzt ist unten ein Feuer...“ nuschelte der Japaner verlegen und blickte Seth in die Augen. „Na dann gehen wir doch nach unten.“ Meinte der Vampir lächelnd und ließ Yuu los, der sich aufrichtete und dem Dunklen aufhalf. „Aber wehe du übernimmst dich.“ Murrte der Jüngere, dessen Blick besorgter wurde, als sich der Ältere vor Schmerzen etwas zusammenkrümmte. „Ist schon okay.“ sagte Seth leicht lächelnd.
 

Zusammen saßen sie nun auf der Couch vor dem Kamin, wobei Yuu dieses Mal Seth an sich drückte, schließoliclh wollte er ihm nicht andauernd auf irgendwelchen Wunden liegen. Und wirklich schwer war der Ältere nicht, wie der Japaner erstaunt feststellen musste. „yuu~“ schnurrte Seth dann aufeinmal und sah den Jüngeren von unten an. „hmm~?“ kam es sanft von dem Angesprochenen, der den Dunklen sanft über die Arme strich. „Danke, dass du mir geholfen hast.“

Eine kurze Zeit des Schweigens.

„Natürlich hab ich dir geholfen.“ Murmelte der junge Japaner nun und strich dem Älteren weiter über dessen Arme. „Du hast mir so oft geholfen....mich gerettet oder sonst irgendwas....und...“ Yuu machte eine kurze Pause. „Ich liebe dich...ich bin fast verrückt geworden...“

Wieder eine kurze Pause.

„Tut mir Leid, dass ich dir solche Sorgen gemacht habe~“ flüsterte Seth und strich dem Jungen über die Wange. „Sag mal, als ihr beiden gesprochen habt...also du und Allen, da hat es sich so angehört, als ob ihr euch kennen würdet.“ Kurz huschte ein Schatten über Seth’s Gesicht und er wich Yuus Blick aus. „Nein....naja, besser gesagt wir kannten uns schon vorher.“ sprach der Dunkle ernst. „Aber das ist eine lange Geschichte.“ Kurz seufzte Seth. „Wir haben nichts anderes vor, oder?“ Yuu strich seinem Geliebten nun zärtlich über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wenn du es hören willst.“ Meinte der Vampir und der Jüngere nickte sofort. „natürlich, erzähl mir davon. Nein, nicht nur davon, ich will mehr über dich erfahren.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ja, eine etwas längere Pause, GOmen ne

xD"""""

Dafür wird das nächste Kapi wieder länger °_°~ Und es kommt schneller v///v

If I Can Remember

Kapitel XIX If I Can Remember
 

Grollender Donnerschlag wie das bedrohliche Knurren einer gewaltigen Beste, die einem todbringenden Alptraum entsprungen war.

In dem dunklen, dichten Wald leuchtete bei jedem Blitz ein rotes Augenpaar auf, das sich in den Gebüschen verborgen hielt

„Seth!“ ertönte eine Stimme, die gegen das Brüllen des Sturmes anschrie. „Wir wissen genau, dass du hier bist, du brauchst dich nicht zu verstecken!“

Ein Rascheln in den Büschen.

Bitte Herr, lass sie mich hier nicht finden, flehte der junge Seth gedanklich. Er hatte sich in den Büschen verborgen, denn die Menschen, die ihn suchten waren seine Brüder. Er fürchtete sich vor ihnen, denn er war kein normaler Junge. Jedesmal, wenn er Blut sah schlug ihm das Herz bis zum Hals und manchmal konnte er sich nicht zurückhalten, stürzte sich förmlich auf das Blut und trank es begierig.

Er wurde gehasst, von Gott und der Welt, wie Seth das Gefühl hatte. Seine Eltern behandelten ihn als wäre er Luft, seine Brüder und die anderen Dorfjungen jedoch hackten auf ihm herum und nutzten jede Chance die sich ihnen bot um über den Jüngeren herzufallen. Nicht selten wurde er mit Steinen beworfen, wobei die Größe der Steine oft sehr variierte von klein bis ziemlich groß. Fast jedes Mal ging eine solche Begegnung für den jungen Vampir mit blutigen Wunden aus. Und jedes mal flüchtete er in den Wald, in den tiefsten Tiefen, in die sich die Dorfjungen nicht trauten, aus Angst vor wilden Bestien oder Wölfen. Doch dem Jungen war das egal. Sollten ihn doch die wilden Bestien holen, es war ihm gleich.

So wie auch jetzt war er in den Wald geflüchtet, aus Angst vor seinen älteren Brüdern. Angsterfüllt blickte der Junge auf die Lichtung, auf der die beiden älteren und größeren Geschwister Seth’s standen und nach ihm suchten. Immer wieder wischte er sich dabei die Tränen weg und unterdrückte das Schniefen. Zu viel Angst hatte er davor, dass sie ihn hören könnten.
 

~~
 

Sensation washes over me

i can't describe it

pain i felt so long ago

i don't remember

tear a hole so i can see

my devastation

feelings from so long ago

i don't remember
 

holding on, to let them know

what's given to me, given to me

to hide behind

the mask this time

and try to relay
 

~~
 

Bitte, Gott, du warst nie für mich da, bitte, bitte sei es jetzt! Flehte der Vampir in Angst. Er wusste nicht, warum er so gehasst wurde. Er wusste nicht einmal, was mit ihm falsch war. Selbst hielt er sich für einen normalen Jungen und doch wurde er von allen anderen als ‚Teufelsjunge‘ bezeichnet, als ‚Ausgeburt der Hölle‘. Solche Worte verletzten den Jungen, sie taten weh, schlimmer als jeder Schlag seiner Brüder oder der Dorfjungen. Die grenzenlose Abneigung aller, sie war für den 11-jährigen Seth nur schwer zu ertragen. Wenn sie es überhaupt waren. Eltern- oder Geschwisterliebe, beides waren Fremdwörter für ihn. Jedenfalls als er angefangen hat, so extrem auf Blut zu reagieren. Ab da begann es auch, dass er für sich selbst Sorgen musste. Denn für seine Eltern existierte er nicht. Er hatte nicht einmal mehr ein Bett in dem elterlichen Haus. Nichts. Wenn er dort war schlief er auf dem nackten Boden vor der Feuerstelle.

Ein Junge blickte direkt in die Richtung, in der sich Seth versteckt hielt. „Hey, ich glaube da ist er!“ rief er triumphierend und Seth verschwendete keine Sekunde sondern fuhr herum und rannte tiefer in den Wald.

Dolch schon bald hatten ihn seine Geschwister eingeholt und stießen ihn zu Boden. „Gugg mal, das Monster heult wie ein Mädchen!“ Hämisches Gelächter der Beiden und immer wieder Schläge.

Im Endeffekt wusste Seth über die Zeit, in dem ihn seine Brüder so misshandelten nichts mehr, denn wie jedes Mal verschloss er sich selbst so sehr, dass er nichts von seinem Umfeld wahrnahm, nur stets darauf hoffend, dass sie gingen.

Nun, da sie weg waren setzte sich der Junge auf und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Stirn. Leise schluchzte er und zog die Beine an den schmerzenden Leib. Er blieb so sitzen, völlig durchnässt in dem Regen, mitten im Wald umgeben von nichts außer Dunkelheit.

Hieß es nicht immer das Gott immer da war? Dass er in der größten Not da war? Sein Licht aussendete? Doch wo war er jetzt? Wo war die helfende Hand, die ihm half? Wo war das warme, göttliche Licht? Er konnte es nicht finden, so sehr er auch danach suchte. War es vielleicht zu weit weg? Oder war der Junge einfach nur blind? Verdammt zur ewigen Finsternis? Jedes Mal verfolgten den Vampir diese Gedanken. Er verstand die Welt einfach nicht. Was hatte er getan, dass Gott ihn so strafte und ihm die Hilfe verwehrte? Er verstand es nicht. Er konnte es nicht verstehen und wenn es einen Grund hatte, dass er so bestraft wurde, dann wollte er es auch nicht verstehen. Nie hatte er etwas sündiges getan. Er war ein Kind!

Der Donner übertönte die verzweifelten Rufe des Kindes.
 

Er strafte sich selbst, in dem er kein Blut trank, trieb dies manchmal so weit, bis er völlig die Kontrolle über sich verlor und einen förmlichen Filmriss erlitt.

Es war wieder ein solcher Tag. Selten war er in dem Dorf, doch jedes Mal, wenn er es war, hoffte er, dass ihn seine Eltern mit offenen Armen empfangen würden. Doch seine Hoffnungen wurden bis jetzt immer enttäuscht. So wie auch an diesem Tag. Vielleicht war das auch der Grund für seinen ‚Unfall‘. Völlig zersträut lief der junge Seth über das Feld, als er von dem Bauern angehalten und auf schlimme Weise beleidigt wurde. Und genau da geschah es. Der Vampir, der sich selbst seit Tagen am Trinken hinderte, verlor völlig die Kontrolle über sein Handeln. Seine Kräfte verstärkten sich derartig, dass er den Bauer zu Boden stieß und seine spitzen Eckzähne in die Arterie am Hals seines Opfers schlug. Begierig trank er die warme, rote Flüssigkeit und spürte wie eine noch nie dagewesene Stärke seinen Körper durchströmte. Er hörte nur noch die Bäuerin schreien und in Richtung des Dorfes rennen. Doch Seth bewegte sich nicht, ließ nicht von seinem ersten menschlichen Opfer ab sondern saugte es bis auf den letzten Tropfen aus.

So schnell, wie diese Übermacht Kontrolle über Seth erlangt hatte, so schnell verschwand sie auch wieder und der Junge fand sich blutverschmiert neben dem toten Bauern wieder, der am Hals eine Verletzung aufwies, die Seth gut kannte. So sah es auch immer aus,wenn er ein Tier getötet hatte. Zitternd wich er zurück und versuchte sich panisch das Blut aus dem Gesicht zu wischen, da hörte er schon ein lautes „Seht, da ist die Bestie, die meinen Mann tötete!“ Panisch drehte sich Seth zu dem Mob um und erkannte an vorderster Front seine Eltern, die ihn nun mit geweiteten Augen anblickten. Er nahm nicht wahr, wie ihn seine Eltern anstarrten, für ihn zählte im Moment nur, dass er nach so vielen Jahren der Verachtung wieder von seinen Eltern wahrgenommen wurde. „Mutter, Vater...ich..“ – „Schweig!“ donnerte die herrische Stimme seines Vaters und Seth zuckte unwillkürlich zusammen. „Ich habe dich in meinem Haus ertragen und geduldet und nun?! Du Monster tötest einen Menschen?!“ schrie er und die Augen des Jungen füllten sich wieder mit Tränen. Wieder solche verletzende Worte. „Vater, ich...ich kann das erklären!“ rief der Junge panisch, doch sein Vater hörte ihm nicht zu. „Du bist wirklich eine Ausgeburt der Hölle! So etwas wie dich sollte es nicht geben! Und ich werde diese Welt von deiner Anwesenheit befreien!“ Mit geweiteten Augen nahm der wehrlose Junge wahr, wie sein Vater auf ihn zuging und sein Schwert zog. „Vater!“ rief Seth panisch und rutschte auf dem Boden immer wieter von seinem Vater weg. „Nenn mich nicht so, Bestie der Hölle!“ Sein Vater stand vor ihm und holte aus, ließ das Schwert niedersaußen und der Junge schloss seine Augen voller Angst.

Ein Geräusch, Metall auf Metall. Der Schmerz, auf den der Junge gewartet hatte, blieb aus. Als Seth vorsichtig die Auen wieder öffnete stand er vor ihm. Sein Retter. Der Engel, der ihn vor dem Tod bewahrte. Dabei sah er nicht aus wie ein Engel: kurzes schwarzes Haar, Kleidung eines Ritters, sogar den Brustharnisch trug er, ein wundervoll gearbeitetes Schwert und die edlen Gesichtszüge. Und dennohc kalte, stechende Augen, die Seth’s Vater musterten. Den Angriff hatte der Retter mit seinem eigenen Schwert abgewehrt. Die Klingen waren noch gekreuzt, so gab der Retter Seth’s Vater einen Impuls, der diesen zurücktaumeln ließ.

Es musste ein Engel sein. Gott hatte seine Gebete doch erhört, dachte Seth, auch wenn er noch immer voller Angst war und am ganzen Leib zitterte.

„Wer seid Ihr?!“ zischte der Vater des Vampirs und funkelte den Mann vor ihm an. „Das hat Euch nichts anzugehen.“ War die ruhige Antwort. „Doch wie ich sehe wollt Ihr Euren eigenen Sohn töten u-„ - „Er ist ein Monster!“ Ein ärgerliches Aufblitzen in den Augen des Retters. „Wag es nicht, mich noch einmal zu unterbrechen, sonst verlierst du deinen Kopf!“ kam die bedrohliche Antwort und Seth’s Vater wich einige Schritte zurück. „Hütet Eure Zunge in Gegenwart eines Edelmannes!“ Die Augen der Menge und Seth’s Vater wurden groß. Anscheinend hatten sie selbst aufgrund der Kleidung und das Auftreten des Retters nicht damit gerechnet. „Herr, bitte verzeiht mir, wir sind nur einfache Bauern...“ begann nun der Vater demütig zu erklären. „Ja, einfache Bauern ohne Sinn und Verstand! Euer Sohn ist kein Monster sondern das edelste Geschenk auf Gottes Erde!“

Stille.

Niemand wagte dem Fremden zu widersprechen aus Angst vor dessen Macht. Dieser drehte sich nun um und blickte zu Seth, der noch immer auf dem Boden hockte und erbärmlich zitterte in seinen Lumpen. Und dieses Mal lächelte der Fremde sanft und ging in die Hocke, zog seinen Umhang aus und legte ihn um Seth’s Schultern. „Hab keine Angst.“ Sprach er sanft und strich dem jungen Vampir die Tränen von der Wange. „B-bist du ein Engel?“ fragte der Junge nun ängstlich und musterte den Fremden, der daraufhin erneut sanft lächelte. „Wenn du das willst.“ Sprach er ruhig. „n-nimmst du mich mit? In den Himmel? Bitte, i-ich will hier nicht mehr leben!“ rief der Junge nun und erneut liefen ihm Tränen über die Wange und er fiel dem Fremden um den Hals, der daraufhin etwas verdutzt schien. Doch dann legte auch er die Arme um den Jungen. „Ich kann dich nicht mit in den Himmel nehmen, doch wenn du willst, dann kannst du mit mir.“ Ein empörtes Schnauben von Seth’s Vater, der jedoch mit einem einzigen, eisigen Blick von dem Fremden zum Schweigen gebracht wurde. Seth hingegen starrte den Fremden nur ungläubig an. .Er würde ihn mitnehmen? Weg von diesem grausamen Ort?

„Also, junger Mann, willst du mit mir reisen?“ fragte der Fremde. Der junge Vampir warf seinen Eltern einen letzten, langen Blick zu, doch dann blickte er wieder in die Augen des Retters und nickte. „Ja, bitte, nehmt mich mit.“ Flüsterte er leise, kaum hörbar, doch dem Fremden reichte dies aus, nahm er den Jungen auf die Arme und schwang sich mit ihm auf sein Pferd, richtete sich ein letztes Mal an die Dorfbewohner. „Und wenn Ihr noch einmal eine derart schändliche Tat vor habt werde ich Euer Dorf ohne Gnade ausmerzen!“ drohte er und ritt mit Seth davon, ließ eine völlig perplexe Menschenmenge zurück.
 

„Ich bin froh, dass ich dich noch rechtzeitig gefunden habe.“ Sprach Seth’s Retter, sah den jungen Vampir dann an. „Na mein Junge, wie heißt du?“ fragte der Fremde nun sanft, als sie einige Meilen von dem Dorf entfernt waren. „Verzeiht, mein Name ist Seth. Aber was meint Ihr damit, dass ihr mich noch rechtzeitig gefunden habt?“ flüsterte der Junge beschämt, der sich noch immer an die Brust des unbekannten Retters drückte. „Seth, hum? Ein guter, starker Name. Mein Name ist Ashriel Delaney.“ Stellte sich der Unbekannte nun selbst vor, überging dabei jedoch die Frage des Jüngeren.. „Verzeiht, aber...warum habt Ihr mich gerettet?“ fragte Seth nun leise, vorsichtig um seinen Retter nicht zu verärgern. „Weil du genauso bist wie ich.“ Sprach Ashriel nun ernst und vermied es Seth anzusehen. „Wie ich? Was meint Ihr?“ – „Der Durst nach Blut, die unbekannte dunkle Kraft tief in uns.“ Fuhr Ashriel mit seiner Erklärung fort. „Dann...!“ Ashriel nickte. „Ich kenne deine Ängste, aber mach dir keine Sorgen, bei mir wird es dir besser gehen. Ich kann dich vieles lehren, wenn du möchtest. Über dich und die Gabe der Finsternis.“ Die Augen des Jungen wurden groß, doch sein Retter lächelte nur geheimnisvoll. „Du solltest schlafen, wir haben einen langen Ritt vor uns.“ Und kaum hatte er diese Worte ausgesprochen vielem dem Jungen schon die Augen zu und er fiel in einen tiefen Schlaf.
 

Exakt zwanzig Jahre vergingen, in denen Seth zu einem starken Vampir heranwuchs, erzogen von Ashriel, der ihm die Familie und besten Freund ersetzte. Sie waren fast schon wie Brüder. Seitdem Seth bei Ashriel aufgenommen waren hatte ihm der ältere Vampir viele Dinge beigebracht über Magie, seine Gabe der Finsternis, die von Vampir zu Vampir unterschiedlich war, seine wahre Stärke und alles, was es sonst noch über Vampire zu wissen gab. Sie lebten in dem großen Schloss Ashriels und verbrachten oft Stunden vor dem großen Kamin, wobei sie sich nur unterhielten, manchmal sogar Stunden lang schwiegen und die Zweisamkeit genossen. Zusammen gingen sie nachts hinaus in die nicht weit entfernte Stadt und stillten ihren Durst nach Blut.

In diesen Jahren war Seth glücklich. Glücklich darüber, dass er noch lebte und den besten Freund, Bruder und Vater in seinem damaligen Retter gefunden hatte. Oft dachte er über ihre erste Begegnung nach und musste oft darüber lächeln. Ja, Ashriel war wirklich der Engel gewesen, auf den er so lange gewartet hatte.

Aber dann kam erneut die Zeit des Horrors und des Grauens. Seth war alleine im Wald spazieren und genoss die kühle winterliche Luft. Die Gegend war mit Schnee bedeckt sodass er einen völligen Kontrast dazu bildete: In schwarz gekleidet, schwarze Harre, doch er genoss es. Es war jedes Mal so still hier. So ruhig und friedlich. Aber dann nahm sein außerordentlich feines Gehör ein Knacksen aus den Büschen wahr. Sofort drehte er sich in diese Richtung und wich gerade noch dem Pfeil aus, der auf ihn geschossen wurde. „Wer wagt es?!“ knurrte Seth und schon blitzte es magisch um seinen rechten Arm auf. Doch anstatt einer Antwort kamen immer mehr Menschen aus dem Gebüsch, sah sich der Vampir, der trotz seiner 31 Jahre noch zu einem kind unter den Vampiren zählte, eingekreist. Schnell erkannte er, dass es sich um Gesandte der Kirche handelte, da überall Kreuze auf den Rüstungen waren. Moment mal, Rüstungen? Der Vampir wurde nervös, egal was das hier sollte, es gefiel ihm nicht. Und dann trat ein Mann hervor, dessen Gesicht durch ein Helm verdeckt war. „Vampir, dein Weg endet hier!“ sagte er und zog sein Schwert. Woher wussten diese Menschen, was er war? Deutlich nervös blitzten immer wieder magische Blitze um Seth herum auf. „Gott hat uns gesandt um deiner Existenz ein Ende zu bereiten! Deiner wie auch der deines Meisters!“ Meisters? Meinten sie etwa Ashriel? „Verschwindet von hier!“ knurrte Seth und formte einen Feuerball, schleuderte ihn auf den Hauptmann, doch dieser hob blitzschnell sein Schild und so wurde er nicht verletzt. Das waren doch keine Menschen! „Damit hättest du wohl nicht gerechnet, Vampir, oder?“ Genau konnte Seth den amüsierten Unterton in der Stimme des Hauptmannes erkennen. „Wir sind von der heiligen Inquisition, hier um das Leben der ungläubigen Ausgeburten der Hölle auszumerzen!“ Diese Worte kannte der Vampir nur zu gut, doch er wusste irgendwie, dass er nicht gegen diese Menschen ankam. Nicht alleine.

„Sieh an, sieh an.“ ertönte dann die ruhige Stimme Ashriels, der sich nun dem Kreis näherte und diesen betrat. Er baute sich vor dem Hauptmann auf und funkelte ihn bedrohlich an. „So sieht man sich also wieder.“ Sprach er ruhig. „Nimm den Helm ab, Allen, du hast doch nicht etwa Angst, oder?“ Ein verächtliches Schnauben von Allen und er nahm den Helm ab, kam darunter die schwarzen leicht gewellten Haare hervor und die dunkelbraune Augen, die Seth’s Meister ebenso gefährlich anfunkelte. „Tss, mach dich bereit zu sterben! Du und dein Schüler! Es ist kein Platz für euch hier auf der Erde!“ Mit diesen Worten griff er und die anderen kirchlichen Angreifer an.

Der junge Vampir war gerade mit zwei Angreifern beschäftigt, als ein gleißender Blitz vom Himmel zuckte und er förmlich spürte, wie es Ashriel traf. Kurz fuhr er herum, doch dann spürte er schon, wie sich eines der Schwerter in seine Seite bohrte. Doch das, was wichtiger war war das, dass Ashriel verletzt war. Der Blitz war von diesem Allen erschaffen worden. Ein Mensch der Magie benutzte? So etwas gab es nicht! Aber bevor der Vampir weiter seinen Gedanken nachhängen konnte musste er sich um die Angreifer vor ihm kümmern. Immer wieder tötete er die Angreifer, doch immer wieder kamen mehr. Panisch blickte sich Seth um, blickte zu seinem Meister, der sich einen erbitterten Kampf mit Allen leistete. Sie konnten nicht an Kraft gleich sein! Ashriel war ein mächtiger Vampir, er musste siegen! Es konnte gar nicht sein, dass er verlieren würde! Doch das Duell der beiden wurde gestört, denn der junge Vampir sah, wie sich zwei Angreifer von hinten an Ashriel anschlichen, ihre Schwerter erhoben. Nein, das konnte Seth nicht zulassen! Er benutzte seine Gabe der Finsternis und erschien hinter seinem Meister. Er hatte zwar schon einige, magische Fähigkeiten, doch sie zu benutzten strengten den jungen Vampir noch immer sehr an. So war er für einen kurzen Moment auch nicht fähig, sich zu verteidigen und sah noch, wie die beiden Lanzen auf ihn zu rasten. „Seth!“ ertönte die Stimme seines Meisters hinter ihm, der herumfuhr und Seth beiseite stieß. Doch nun wurde Ashriel von den zwei Lanzen durchbohrt.

Die Augen des jungen Vampirs weiteten sich, doch Ashriel fuhr herum, blockte den Angriff Allens und blickte zu Seth. „Verschwinde von hier!“ rief er dem jungen Vampir entgegen. „Sofort!“ – „Nein, ich kann dich hier nicht all-„ – „Keine Widerrede, verschwinde von hier!“ schrie er und nun zögerte der junge Vampir keine Sekunde mehr, hatte er gelernt seinem Meister zu gehorchen und so rannte er in den Wald, immer tiefer.

Er hielt erst inne, als er eine gewaltige Druckwelle wahrnahm. „Ashriel!“ rief Seth und benutzte erneut eine seiner Fähigkeiten und erschien kurz vor dem Schlachtfeld. Stille. Totenstille. „A-ashriel?“ fragte Seth zögernd und betrat nun die Lichtung. Gute fünfzehn Leichen der Angreifer lagen hier. „Ashriel?“ rief Seth erneut, dieses Mal lauter. Und dann sah er ihn. Etwas abseits. Er lag verwundet auf dem Boden. „Ashriel!“ sofort war der junge bei seinem Freund und blickte ihn panisch an. „Hey Kleiner.“ Keuchte der angesprochene und lächelte sanft. Ein Schwert ragte noch aus der Brust des älteren Vampirs. „Nein, Ashriel! Warte, ich helf dir!“ sprach Seth mit zitternder Stimme und griff nach dem Schwert, wurde dann jedoch von dem Verwundeten aufgehalten. „Nein, lass es.“ Flüsterte Ashriel leise. „Aber Ashriel, wenn ich nichts tue, dann wirst du sterben!“ Ein leise Lachen von dem Älteren. „Nein, ich lebe schon zu lange. Meine Zeit ist gekommen.“ Über Seth’s Wange lief eine Träne. „Nein, sag so etwas nicht, ich brauche dich! Du drafst mich nicht verlassen!“ rief der Junge. „Nein, du brauchst mich nicht. Ich habe dich alles gelehrt, was ich weiß. Nun bist du auf dich alleine gestellt.“ – „Ich will nicht auf mich alleine gestellt sein!“ schrie Seth. „Ich will dass du bei mir bleibst! Du kannst mich nicht alleine lassen, was soll denn aus mir werden?!“ – „Weißt du noch, als wir das erste Mal aufeinander trafen? Damals hast du mich gefragt, weshalb ich gesagt habe, dass ich es rechtzeitig geschafft habe.“ Ein leichtes Nicken von Seth der Ashriel nun sanft in seine Arme zog. „Ich habe von dir geträumt. Ich habe das alles in meinem Traum gesehen, deswegen bin ich gekommen um dich zu retten.“ Mit einer zitternden Hand strich Ashriel über die Wange seines Schülers. „Ich bin wirklich froh, dass ich es damals rechtzeitig geschafft habe.“ Langsam schloss der ältere Vampir seine Augen und die Hand fiel leblos herab. „Ashriel?“

Keine Reaktion.

„Ashriel, mach die Augen auf! Du kannst mich nicht alleine lassen! Verdammt, ich brauche dich doch!“ schrie Seth, doch nichts geschah. Das Herz Ashriels hatte aufgehört zu schlagen.
 

Rotes Blut auf dem Weiß des Schnees
 

Lange blieb Seth mit Ashriel in den Armen in dem Wald sitzen, bis er den Älteren begrub und das Schwert stellvertretend für einen Grabstein in die gefrorene Erde rammte.

Drei Tage und Nächte blieb der Vampir an dem Grab seines geliebten Freundes, der ihm das Leben gerettet hatte, unzählige Male und nun für immer fort war.
 

Langsam lief Seth zurück zu dem Schloss, setzte sich vor den Kamin und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Nun war er alleine. Erneut. Er hatte niemanden mehr. Keinen Freund, keinen Bruder und keinen Vater, der für ihn da war und ihn tröstete.
 

Nach diesem Ereignis ging es förmlich bergab mit Seth. Er zog sich völlig vom Leben zurück und führte ein einsames Leben auf dem Schloss seines Meisters, an dem so viele Erinnerungen hingen. Er konnte sich nicht von diesem Ort trennen. So sehr es ihm auch schmerzte, alleine an dem großen Kamin zu sitzen und in Erinnerungen sein Dasein zu fristen. Wenn der Schmerz über den Verlust Ashriels zu groß wurde griff er nach einem Dolch, der immer auf dem Tisch in greifbarer Nähe stand und ertränkte seinen Schmerz in dem er sich selbst Verletzungen zufügte. Tagein Tagaus schnitt er sich den Arm blutig, manchmal derart schwer, dass er aufgrund des Blutverlusts das Bewusstsein zeitweilig verlor. Doch er konnte nicht sterben. Er konnte sich nicht einmal selbst das Leben nehmen, so sehr er es auch wollte. Irgendetwas hinderte ihn daran. Vielleicht war es der Gedanke daran, dass Ashriel sein Leben für ihn gegeben hatte und er ihn nicht enttäuschen wurde, doch vielleicht hatte er auch zu große Angst. Er wusste es nicht. Doch er schwor sich Rache. Rache an Allen, der nicht unter den Leichen gewesen war. Er würde ihn vernichten. Egal was ihn dies kosten würde und egal was dieser Jäger überhaupt war. Allen würde sterben. Soviel war sicher.
 

„Naja, mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen.“ Endete der Vampir seine Erzählung und blickte Yuu nun das erste Mal wieder in die Augen, stellte mit Schrecken fest, dass er weinte. „Hey, Yuu. Was ist denn los?“ sprach er sanft und wischte ihm vorsichtig die Tränen von der Wange. „D-das...d-du-....!“ Weinend drückte sich der Junge an den Oberkörper des Vampirs.

Eine derart tragische Geschichte hatte er noch nie gehört. Er hatte förmlich den Schmerz seines Geliebten gefühlt. All der Hass, all die Finsternis und die Einsamkeit. „Ich werde immer für dich da sein.“ Flüsterte Yuu nun leise, wollte dem Älteren so Trost spenden. Denn trotz der Fassade des Vampirs sah yuu wie schwer es ihm fiel, selbst jetzt noch, darüber zu reden. Ein leichtes, trauriges Lächeln des Dunklen. „Danke Yuu.“ Sprach er sanft und küsste ihn, sanft und zärtlich.

„Aber sag mal. Dieser Allen. Ist das etwa der Allen von..?“ fragte Yuu nun leise und Seth nickte. „Ja, es ist der Allen, der mich verletzt hat.“ – „A-aber das würde bedeuten, dass er mehrere hundert Jahre alt ist!“ Wieder nickte der Dunkle leicht. „Ich weiß noch immer nicht, wie es eigentlich möglich ist, aber wir sind noch des öfteren aufeinander getroffen.“ Erklärte der Vampir. Deswegen hatten sie so vertraut miteinander geredet, dachte der Junge und strich Seth sanft über den Rücken, schließlich hielt er den Älteren noch immer in den Armen. „Seth?“ flüsterte er leise. „hmm~?“ kam die leise Antwort von dem Angesprochenen. Er schien müde zu sein. „Ich liebe dich.“ Hauchte Yuu und küsste ihn sanft auf die Wange. „Ich dich auch~“ schnurrte Seth leise was den Jungen lächeln ließ. „Mein kleiner Kater“ „mhm~“ Weiterhin strich Yuu dem Dunklen über den Rücken und blickte auf die Uhr, blickte ziemlich verdutzt auf die Uhr. Die Erzählung hatte fast vier stunden in Anspruch genommen, kein Wunder, dass der Vampir so erschöpft war. Schließlich war er noch immer schwer verletzt. „Schlaf gut.“ Hauchte Yuu noch leise, bevor er die Augen schloss und ebenfalls leicht eindöste.
 

~~~

Soooo, mal wieder ien längeres Kapi, muss bei der Gelegenheit sagen, dass ich die Steckbriefe mal um eine person erweitert habe. Dreimal dürft ihr raten, welche Chara jetzt dabei ist

xDDDDD

Jaa, das Lied, das ich oben mal erwähnt habe ist von Distrubed und heißt 'Remember'. Ich fand es ziemlich passend^^
 

Ach ja und ihr wisst anscheinend, dass ich auf Kekse steh xD Vielen Dank

°___°~

*alle knuffz*

lG

Hisa

Rising Assassin

Jahahahahaaaa~ die Autorin meldet sich mal wieder °_°; Erst einmal danke für die ganzen Kommis, aber mein eigentlicher Beweggrund ist der, mich zu entschuldigen xD

Nein, ich hör nicht auf |D So leicht werdet ihr mich nicht los

Sondern für meine stilistischen Fehler manchmal XD Ich les mir die Kapis nämlcih nach dem Schreiben nicht mehr durch sondern lad sie einfach hoch |DDDDD

Aber jetzt das nächste Kapi~ viel Spaß dabei ^^
 

Kapitel XX Rising Assassin
 

Seufzend ließ sich Allen auf die große Designercouch seines Appartements fallen. Ein anstrengender Tag für den Jäger, doch seine Gedanken kreisten nicht um sein Training des Ordens der Jäger, das er heute absolviert hatte, sondern um den Kampf mit dem verfluchten Vampir, einige Tage zuvor.

Wie so oft stellte er sich die Frage, wieso er nicht einfach abgedrückt hatte. Mensch hin, Mensch her. Er hatte den Vampir so weit gehabt, die Möglichkeit gehabt, ihn zu vernichten und er hatte gezögert! Wegen eines Menschen!

Mit einem hellen Klirren knallte Allen das Whiskeyglas auf den Glastisch vor sich und verfluchte sich innerlich für seine Unfähigkeit. Eine Hundertstel Sekunde hatten ihn von seinem größten Erfolg getrennt und er hatte sie freiwillig zwischen seinen Fingern gleiten lassen! Freiwillig! Seit fünf Tagen regte sich Allen regelmäßig am Abend über sich selbst auf.

Grummelnd fuhr er mit seiner rechten Hand in die Hosentasche und zog eine Zigarettenschachtel heraus und steckte sich eine Zigarette der Marke ‚West‘ an Nikotin. Das einzige Beruhigungsmittel, das ihm wirklich half.

Erinnerungen an früher durchzogen förmlich die schweren Rauchschwaden. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal auf Seth getroffen war? Viel zu lange. Ein Jahrhundert war es sicherlich.

Kopfschüttelnd lehnte sie der Schwarzhaarige zurück und schloss seine Augen, genoss die beruhigende Wirkung der Zigarette.

Stille.

Kein Laut drang an seine Ohren. Kein Licht brannte in seiner Wohnung. Wieso? Der Jäger fühlte sich einfach wohl in dieser Dunkelheit, ja, fast schon geborgen. Wenn er sich daran erinnerte, als er zum Orden gebracht wurde...da hatte er fest damit gerechnet, getötet zu werden. Doch man hatte ihn vor die Wahl gestellt. Leben oder Dienen für den guten Zweck. Die Antwort war für den damals fünfzehnjährigen ganz klar gewesen. Für wen auch nicht? Leben oder Tod? Die Antwort fiel nie sehr schwer.

So hatte das damals angefangen, er hatte sich bewährt, bei den Prüfungen, bei seinem Glauben und vor allem hinsichtlich seines Willens. Er bereute seine Entscheidung nicht im Geringsten.

Langsam richtete sich Allen auf und schritt auf seinen Balkon, hoch über den Dächern Tokyos. Das Zimmer war nicht billig, doch für den Vatikan keine größere Ausgabe. Nicht für einen der besten Jäger. Nein, er konnte sich so vieles erlauben.

Allens Blick ruhte auf der Stadt, die selbst nachts so hell erleuchtet war...doch zugleich konnte man sich diese Stadt des Lebens auch nicht anders vorstellen. Und genau das erinnerte ihn an seine Aufgabe. Er musste die Vampire vernichten. Alle. Sonst würden nicht nur die Lichter dieser Stadt für immer erlischen. Die Stadt würde verschwinden, die Menschen, einfach alles. Und die Welt würde in ewiger Finsternis versinken. Das würde er nicht zulassen. Niemals. Noch dazu hatte er eine Rechnung mit dem Namen ‚Delaney‘ offen. Auch wenn der Urheber des Problems schon längst tot war, Seth war nicht besser. Sie mussten sterben. Alle. Ob mit diesem Menschen, oder nicht.

Und da kam dem Vampirjäger eine Idee. Dieser Junge, Yuu hieß er seines Wissens nach, er könnte ihm noch nützlich sein. Der Dunkle würde sein Leben für das Wohl des Japaners geben, so viel war sicher. Er würde mehr riskieren.....mehr opfern....und mehr geben. Das hieß, wenn er es schaffen würde, an den Jungen heranzukommen, dann hätte er den Vampir in der Hand. Er könnte ihn erneut herausfordern, ein letztes Mal und prüfen, ob Seth die Gabe hatte. Wenn ja, dann wäre es ihm gleich, ob er bei dem Kampf sterben würde, solange auch der Vampir sterben würde. Ja, er würde sich selbst opfern, solange der Vampir mit der Gabe sterben würde.

Nun müsste Allen nur noch den Jungen abpassen....möglichst ohne Vampir.
 

~~
 

Tell me exactly what am I supposed to do

Now that I have allowed you to beat me

Do you think that we could play another game

Maybe I could win this time
 

I kind of like the misery you put me through

Darlin' you can trust me completely

If you even try to look the other way

I think that I could kill this time
 

~~
 

In aller Ruhe rauchte der Jäger seine Zigarette und bließ den Rauch in die kalte, dunkle Nacht hinaus. Ein Kind entführen....Allen schüttelte den Kopf über sich selbst. Das war völlig gegen seine Prinzipien, doch was blieb ihm anderes übrig? Der Tod des Vampirs ging vor. Und der Jäger würde jeden Preis zahlen, um dies auch zu erreichen. Er wollte den reglosen Körper Seth’s vor sich sehen. Erneut nahm der junge Mann einen tiefen Zug an der Zigarette und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Geländer des Balkons ab und ließ seinen Blick noch immer über die Dächer der Häuser schweifen.

Verdammt, wieso hatte er nicht einfach abgedrückt?! Die Durchschlagkraft wäre aus dieser Nähe für beide tödlich gewesen. Aber nein, er hatte ja zögern müssen! Wenn das der Papst erfahren würde, dann könnte Allen gleich den Beruf an den Nagel hängen.

„Herrgott nochmal.“ Murrte der Jäger und schnippte den Zigarettenstummel von dem Balkon. Zwar arbeitete er für die Kirche, doch glaubte er nicht an Gott. Beziehungsweise, er glaubte schon, dass es eine höhere Instanz gab, die man vielleicht als Gott bezeichnen könnte, aber er achtete und allen voran fürchtete ihn nicht. Wieso auch? Für ihn konnte es keinen Himmel geben, nicht nachdem, was er alles getan hatte. Und solange er lebte interessierte es ihn kein Stück, was nach dem Leben kam.

Zum zweiten Mal an diesem Abend ließ er sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen, als ihm eine neuerliche Idee kam. Wieso den Vampir nur töten, wenn er ihn leiden lassen könnte? Ein kurzes, düsteres Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. Es war nicht einmal so schwer, da war noch jemand gewesen, abgesehen von Yuu, ein junges Mädchen, vielleicht seine Schwester. Leise lachte er nun und schüttelte den Kopf. Dieser Platz war ebenso genial wie auch grausam. Ganz nach seinem Geschmack.

Wenn er Glück hatte, dann würde er den Plan gleich morgen in die Tat umsetzen können.

Der Zorn von vorhin verflog und überließ grimmiger Vorfreude den Platz. Nun konnte der Vampirjäger den nächsten Tag kaum erwarten.
 

~~
 

Is she not right?

Is she insane?

Will she now

Run for her life in the battle that ends this day
 

You always wanted people to remember you

To leave your little mark on society

Don't you know your wish is coming true today

Another victim dies tonight
 

~~
 

Am nächsten Tag war der Jäger schon früh auf den Beinen und in der Stadt. Von zuverlässigen Informanten hatte er erfahren, dass sein Opfer Azumi Hideki hieß und auf die Schule ganz in der Nähe ging. Und da der Unterricht schon begonnen hatte, war es sogar noch einfacher, die Kleine zu entführen.

Mit ruhigen Schritten näherte sich Allen der Schule und als er diese betreten hatte, dem Rektorat. Kurz erklärte er dem Direktor der Schule, dass Azumi Hideki umgehend in das Rektorat kommen solle, wäre ihrem Bruder etwas zugestoßen.

Natürlich erklärte sich dieser leichtgläubige Tölpel dazu bereit, das Mädchen zu rufen, die auch keine fünf Minuten später schwer keuchend vor uns stand. „Was ist denn?“ fragte sie leise und betrachtete Allen, der betroffen dreinschaute. „Du musst sofort mit, ich bin ein Freund des Freundes von deinem Bruder! Es ist etwas schreckliches passiert, du musst sofort mit, er hatte einen schrecklichen Autounfall!“

Allen konnte genau sehen, wie Azumi erbleichte. Gut, er hatte genau das erreicht, was er wollte. „W-wo ist er? Ist es schlimm? Bitte, bring mich zu ihm, sofort!“ rief sie panisch und Allen nickte sofort zustimmend. „Natürlich, er ist im Krankenhaus, es sieht wirklich nicht gut aus, wir müssen und beeilen!“ Wieder nickte das Mädchen. „Bitte, sofort! Ich muss zu ihm!“ – „Dann komm mit.“ Schnell verließ der Jäger das Zimmer, ging mit schnellen Schritten den Gang entlang. „Es sieht wirklich nicht gut aus. Er ist sehr schwer verletzt, die Ärzte sagen, dass seine Chancen sehr schlecht stehen.“ „A-aber....nein, ich will nichts davon hören, Oni-sama wird überleben! Er hat es mir versprochen!“ – „Beruhige dich, es wird alles gut, wir müssen uns nur beeilen, Yuu hat nach dir gefragt, deswegen bin ich gleich zu dir.“ Ein verständliches Nicken von Azumi.

Die beiden verließen das Schulgebäude, verließen jedoch auch die Hauptstraße. „Hier lang, hier geht es schneller!“ sagte Allen und wurde in dem Moment von Azumi überholt. Genau das, worauf der Junge gewartet hatte. Er griff in seine Manteltasche und zog ein Tuch getränkt mit Chloroform, presste dieses von hinten gegen Mund und Nase von Azumi, hielt sie dabei mit seiner freien Hand fest, sodass sie sich nicht wehren konnte.

Kurz darauf sackte sie leblos zusammen. Alles, was er wollte.

Grinsend hob er den reglosen Körper auf seine Arme und schaffte sie in sein Auto, durchsuchte ihre Taschen und stieß auf ein Handy, nahm er mit Freude wahr, dass sogar Yuus Nummer eingespeichert war. Das war noch leichter, als einem Kind den Lutscher wegnehmen, dachte sich Allen und grinste vor sich hin. Er drückte auf die Taste mit dem grünen Hörer und wartete, bis er eine Antwort erhielt.

Freizeichen.

Fast eine halbe Minute brauchte er, bis sich die verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung meldete. „Azumi? Solltest du nicht in der Schule sein? Ist irgendwas passiert?“ fragte der Junge und gähnte verhalten. „Nein, es ist alles in Ordnung mit ihr, aber du solltest sicher gehen, dass dich der Vampir nicht hört. Wenn er es mitbekommt, wird deine kleine, süße Schwester sterben, klar?“

Stille.

Okay, er gab dem Jungen Zeit, diese Nachricht erst einmal zu verdauen, was gewiss nicht ganz einfach war. „Was hast du mit ihr gemacht?“ ertönte nun die ruhige, hellwache Stimme Yuus. „Ach, bis jetzt noch nichts. Es liegt ganz bei dir, ob du sie lebend wieder siehst, oder in der Leichenhalle. Also hör zu. Wir werden uns heute Abend treffen. Im Park. Und zwar alleine. Ohne Seth. Wenn du mich verarscht, ist sie tot, kapiert?“ Allen konnte sich gut vorstellen, dass der Junge daraufhin nickte, auch wenn das der Jäger nicht sehen konnte. „J-ja, okay. Um wieviel Uhr?“ – „Genau 22 Uhr. Sei pünktlich. Wie du es anstellst ist mir egal. Keine Polizei und kein Vampir oder sonst irgendwer.“ Mit diesen Worten legte der Jäger auf und fuhr los, zu seinem Appartement, wo er das junge Mädchen in ein Zimmer sperrte. Zwar hatte dies ein Fenster, doch wie gesagt waren sie hier oben in einem Penthouse, wenn sie springen wollte würde er sie sicherlich nicht aufhalten.

Nun jedoch setzte er sich in das Wohnzimmer, zündete sich erneut eine Zigarette an und rauchte diese genüsslich, wobei er weiter vor sich hin lächelte.

Nun hieß es wirklich warten.

Warten auf Einbruch der Nacht.

Warten auf 22 Uhr.
 

Schockiert legte Yuu das Handy beiseite, begann zu zittern. Er hatte seine Schwester. Dieses Monster hatte seine Schwester! Der junge Japaner saß auf der Couch unten im Wohnzimmer und presste das Handy an sich. Er hatte den Vampirjäger sofort an der Stimme erkannt. Seth schlief oben noch und wahrscheinlich würde er den ganzen Tag noch schlafen. Wenn nicht, dann müsste er sich eine Ausrede einfallen lassen, doch er durfte das Leben seiner Schwester nicht riskieren. Doch was wollte Allen überhaupt von ihm?

Die Sekunden vergingen nach Empfindung des Jungen, immer langsamer. Er musste noch so lange warten. Den ganzen Tag. Und er wurde fast verrückt vor Sorge um seine Schwester. Oh Gott, bitte lass ihr nichts geschehen, flehte Yuu innerlich.

Away From Me

Kapitel XXI Away From Me
 

Zehn vor zehn.

Schon lange hatte sich die erdrückende Finsternis der Nacht über den Park gelegt, der nur spärlich beleuchtet wurde.

Ungeduldig wartend stand der junge Japaner in der Nähe einer Laterne, hatte die Arme um den Körper geschlungen und wartete.

Schon seit knapp einer halben Stunde.

Er hatte es einfach nicht ertragen können.

Der gedanke, seiner Schwester könne etwas zustoßen raubte ihm fast den Verstand, weswegen er immer wieder nervöse Züge von der Zigarette nahm. Wie ein Tiger im Käfig lief er einige Schritte auf und ab.
 

Noch 7 Minuten.
 

Vielleicht kam er ja früher....vielleicht war das alles nur ein Missverständnis. Vielleicht würde er seine Schwester wiedersehen, unverletzt.
 

Noch 6 Minuten.
 

Motorengeräusche. Yuu schreckte auf und hob seinen Kopf. Doch es war nicht der Entführer.

Seufzend schüttelte er den Kopf.
 

Der Junge hatte Glück gehabt, Seth war nicht einmal aufgewacht. Niemand, der ihn hatte aufhalten können. Niemand, der ihm hätte helfen können.

Eilig wurde der dritte Zigarettenstummel auf den Boden geworfen und ausgedrückt.
 

5 Minuten.
 

War es nicht schon eben fünf vor gewesen? Unbewusst ließ Yuu den Blick immer wieder über den Park schweifen. Niemand hier.

Ein kühler Windhauch ließ den Jungen erschauern. Was konnte Allen nur von ihm verlangen? Etwas schlimmes? Aber...was sollte er schon ausrichten? Was sollte er tun? Wie könnte er von Nutzen sein?

Es gab keine besonderen Fähigkeiten, die Yuu besaß, er war nicht einmal besonders sportlich.

Nein, beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, was der Vampirjäger von ihm wollte.
 

Schritte ließen den Kies knirschen und abermals schreckte der Junge aus seinen Gedanken hoch, blickte in die Richtung aus der die verräterischen Geräusche ertönten.

Langsam, ganz langsam schälte sich ein Schemen aus der Dunkelheit der Nacht, als sich die Gestalt der einzigen Lichtquelle in der Nähe näherte.

Ein langer Mantel, schwere Stiefel ein leises, metallisches Klirren.

In einiger Entfernung schlug die Turmuhr zehn.
 

„Wie ich sehe bist du überpünktlich. Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten.“ Ertönte die ruhige Stimme Allens, der nun Yuu gegenüberstand. „Wo ist meine Schwester?“ wollte der Japaner sofort wissen. „Nicht hier, du wirst sie sehen, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast.“ Der Vampirjäger musterte den Jungen ausgiebig. Er schien nervös, vielleicht sogar etwas ängstlich. „Ich will erst wissen, ob sie noch lebt! Ich will einen Beweis!“ aufgebracht funkelte Yuu sein Gegenüber an. „Und zwar jetzt. Sonst werde ich nichts tun! Kein Stück, egal was Sie von mir verlangen!“ Die Aufregung trieb dem Jungen die Röte ins Gesicht und der Jäger konnte förmlich spüren, wie sehr in Rage Yuu war. „Hm, wenn du willst.“ Er zog ein Handy heraus, tippte eine Nummer ein und wartete. Als sich jemand meldete gab er eine kurze Anweisung, die Yuu nicht verstand, da sie in einer anderen Sprache ausgesprochen wurde. Der Junge glaubte, etwas italienisches zu verstehen. Dann drückte der Mann einen Knopf auf der Tastatur und ein lautes „Onii-sama!“ war zu hören. „Azumi?“ kam postwendend die Antwort des Jungen. „Geht es dir gut, bist du verletzt?“ – „Nein, Oni-sama, mir geht es soweit ganz gut, aber bitte, lass dich uaf nichts du-“ In dem Moment unterbrach Allen das Gespräch indem er einfach auflegte. „So, ist dir das Beweis genug?“ Ein kurzes, grimmiges Nicken kam als Antwort und der Jäger schien zufrieden. „Gut. Nun zum ‚geschäftlichen‘. Du weißt, dass ich ein Vampirjäger bin. Und du weißt auch, dass ich hier bin um Seth zu töten. Doch will ich mir nicht länger die Hände schmutzig machen, ich habe diese ständigen Kämpfe mit ihm satt.“ – „Das zeigt nur, dass du nicht stark genug bist, ihn zu töten!“ unterbrach Yuu den Mann, der sich lautstark räusperte. „Du solltest mich lieber nicht unterbrechen, wenn dir etwas an deiner Schwester liegt. Haben wir uns verstanden?“ Auf diese Drohung hin konnte Yuu abermals nur nicken. „Und weil ich diese ständigen Kämpfe satt habe, wirst du ihm den Gnadenstoß verpassen.“

Das Rauschen der Kirschblüten im Wind kam dem Jungen auf einmal so übermäßig laut vor. Hatte er das richtig verstanden? Er sollte Seth töten? Die Person, die er liebte und von der er geliebt wurde? Wie sollte er das tun? Er....er konnte Seth nicht töten! Nie im Leben.

„Das kann ich nicht!“ brachte der Japaner nun mit einiger Verzögerung hervor. „Das tut mir schrecklich Leid, aber dann wird deine Schwester sterben.“
 

Yuu wich ein paar Schritte zurück und schüttelte den Kopf. „Nein, das....das...können Sie nicht verlangen!“ Ein düsteres Lachen, dass dennoch amüsiert klang. „Natürlich kann ich. Ich kann und werde sogar. Entweder er oder deine Schwester. Wobei, wenn du den Tod deiner Schwester wählst, dann wird das nicht heißen, dass Seth davonkommt. Ich werde auch ihn töten. Und dann? Genau. Dann bist du wieder alleine und deine Eltern werden dich noch mehr hassen. Du wirst nirgends willkommen sein. Vielleicht wirst du sogar ins Gefängnis gesteckt. Mord an der eigenen Schwester....eine schöne Schlagzeile, findest du nicht auch?“

Ein fast schon angewidertes Kopfschütteln. Wie konnte man eine solch unmenschliche Entscheidung fällen? Wie? Es war unmöglich, Yuu konnte weder das eine, noch das andere. Aber...er konnte nicht zulassen, dass seine Schwester dort noch mehr hineingezogen wurde, als sie schon war.

„W-wie?“ fragte der Junge stottern und fing die silberne Schusswaffe auf, die ihm entgegen flog. „Bevor du auf die dumme Idee kommen solltest und mich erschießen, sollte ich dir sagen, dass wenn ich binnen einer Stunde nicht zurückkehren werde, deine Schwester so oder so stirbt, also komm nicht auf dumme Gedanken.“ Der Jäger machte eine kurze Pause. „Darin befindet sich genau eine silberne Kugel. Du wirst sie nutzen und den Vampir damit zur strecke bringen. Hier und heute.“

Die Augen Yuus weiteten sich. „W-wieso machen Sie es nicht selber?“ fragte er nun panisch, wobei seine Stimme zitterte. „Weil es für ihn die größere Qual ist, von einem geliebten Menschen getötet zu werden. Er soll leiden, so wie ich litt.“ – „Er wird die Falle spüren! Er wird niemals kommen, so dumm ist Seth nicht!“ Mit einem Mal blickte der Junge in den Lauf einer weiteren Waffe. Er hatte gar nicht gesehen, wie der andere seine Waffe gezogen hatte. „Das heißt, ich sollte dich und deine Schwester gleich auf der Stelle töten, da ihr beiden völlig nutzlos seid?“ fragte er und der eiskalte Ausdruck in Allens Augen jagte Yuu eisige Schauer über den Rücken. Er zweifelte keine Sekunde. Dieser Mann würde ihn und seine Schwester auf der Stelle töten, wenn er nichts unternahm. „A-aber wi-wie soll ich ihn rufen? Er hat kein Telefon oder Handy...jedenfalls habe ich die Nummer nicht.“ Wisperte der Junge angsterfüllt. Ein erneutes Lachen war die Antwort. „Was? Du weißt nicht einmal, was Seth mit dir angestellt hat?“ Auf das Kopfschütteln Yuus konnte Allen nur erneut lachen und auf den Hals des Japaners deuten. „Als er dich biss hat er dich förmlich gebranntmarkt. Kein anderer Vampir würde es wagen, dich anzurühren. Aber andersherum, wenn du ihn rufen wirst, dann wird er auch kommen. Ein mächtiges und uraltes Bündnis des Blutes erlaubt euch das.“

Wie konnte es nur sein, dass der Jäger so viel über Vampire und deren Fähigkeiten und Rituale Bescheid wusste?

„Du solltest dich beeilen, du hast nur noch 45Minuten, bevor deine Schwester stirbt.“ Erinnerte Allen. „N-nur abdrücken?“ – „Nur abdrücken.“

Zitternd besah sich der Junge der Waffe in der Hand, dann wollte er gerade nach Seth rufen, als ein lautes „Oni-sama“ über den Park hallte. Azumi! Sofort drehte sich Yuu in die Richtung und erblickte seine Schwester, die auf ihn zugerannt kam, dabei jedoch anscheinend ganz den Jäger übersah und direkt in dessen Arme lief.

Sofort hatte dieser das Mädchen gepackt und hielt ihr die Waffe an die Schläfe. „Rufe ihn! Sofort! Und dann setze ein Ende! Ein für alle Mal! Sonst stirbt deine Schwester!“
 

Die blanke Panik in Azumis Augen erschraken den Jungen. Selten hatte er seine Schwester so gesehen: Sie zitterte am ganzen Leib, blass wie kalter Marmor.

Und dies veranlasste Yuu, zu handeln. Er durfte seine Schwester nicht sterben lassen, egal wie schwer ihm die Tat auch viel.

Er drehte sich weg, weg von seiner Schwester und dem Vampirjäger, dem er das ganze Drama zu verdanken hatte. Langsam schloss er die Augen, atmete tief ein und aus und umgriff die Waffe fest, rief in Gedanken nach seinem Geliebten.
 

~~
 

I hold my breath as this life starts to take its toll

I hide behind a smile as this perfect plan unfolds

But oh, God, I feel I've been lied to

Lost all faith in the things I have achieved

And I
 

I've woken now to find myself

In the shadows of all I have created

I'm longing to be lost in you

(away from this place I have made)

Won't you take me away from me
 

~~
 

Erst geschah nichts, weshalb Yuu ein weiters Mal rief. Und dann sah er etwas: ein Schatten, wo keiner sein dürfte. Der Schatten wurde zu einem Schemen, einer Gestalt und schließlich zu Seth.

„Seth.“ Flüsterte der Junge leise, doch der absolute, gefühllose Ausdruck in Seth’s Gesicht machte ihm Angst. So hatte er ihn noch nie gesehen. Voller Hass, voller Wut.

Der Vampir hatte sich ein weißes Hemd angezogen um die Verbände zu verdecken. Kein Wort verließ den Mund, der eisige Blick auf Allen gerichtet.

„Tu es!“ verlangte dieser und Yuus Arm hob sich von selbst, richtete die Waffe auf den Vampir.

Nein, er wollte das nicht. Er wollte Seth nicht töten! Nicht nachdem, was er alles getan hatte, den Spaß, den sie zusammen gehabt hatten, die Zärtlichkeit und Liebe, die sie ausgetauscht hatten. Nein, er konnte das nicht, durfte es nicht!

Die Waffe begann in Händen des jungen heftig zu zittern. Eine Träne ronn ihm über das Gesicht, obwohl er sich schon mit aller Macht auf die Unterlippe biss, um die Tränen zu verbergen.

Und dann traf Seth’s Blick auf seinen. Lange blickten sie sich an. In dem des Vampirs konnte er so viel lesen, so viele Gefühle. Enttäuschung, Trauer, Leid, Schmerz, doch ebenso glaubte er Verständnis in den goldenen Augen seines Geliebten zu erkennen. Und dies wurde durch das kurze, sanfte Lächeln des Dunklen bestätigt.

Er würde ihm verzeihen.

Er würde ihm keine Vorwürfe machen.

Er würde ihn weiterhin lieben.

Er würde ihn nicht hassen.

Er würde ihn nicht verachten, wenn Yuu nun abdrücken würde um sich selbst und seine Schwester zu retten.
 

Nein, Seth würde ihn nicht hassen.
 

„Verzeih mir, Seth.“ Flüsterte Yuu leise. „Aber ich bitte dich, pass auf meine geliebte Schwester ebenso auf, wie auch auf mich.“ Offen lächelte der Junge seinen Geliebten an.
 

Nein, Seth würde ihn nicht hassen, aber Yuu würde es sich selbst niemals verzeihen. Er würde mit dieser Schuld nicht leben können. Niemals.
 

Ein kurzes, verständnisloser Blick von Seiten Seht’s, dann das blanke Entsetzen in dessen Augen, als Yuu die Waffe gegen sein eigenes herz richtete und abdrückte.
 

~~
 

Please, please forgive me,

but I won't be home again.

Maybe someday you'll look up,

and, barely conscious, you'll say to no one:

Isn't something missing?
 

You won't cry for my absence, I know -

you forgot me long ago.

Am I that unimportant?

Am I so insignificant?

Isn't something missing?

Isn't someone missing me?
 

~~
 

Nein, er spürte keinen Schmerz. Da war nichts. Nur sein gesamter Körper, der sich mit einem Mal so schwer anfühlte. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten, brach zusammen, hörte nicht den Schrei seiner Schwester, blickte nur in die völlig schockierten Augen seines Geliebten. Seth rührte sich nicht. Yuu konnte ihm förmlich den Schock ansehen, der es dem Dunklen verwehrte, sich zu bewegen.
 

~~
 

Even now I'm the sacrifice,

you won't try for me, not now.

Though I´d die to know you love me,

I'm all alone.

Isn't someone missing me?
 

And if I bleed, I'll bleed,

knowing you don't care.

And if I sleep just to dream of you

awake without you there,

isn't something missing?

Isn't something...
 

~~
 

Es wurde kalt. Unglaublich kalt.

Yuu war wie taub, nahm keine Geräusche wahr, nichts. Langsam spürte er etwas warmes, was über seine Brust sickerte und das Gras unter ihm benetzte. Seine Augen wurden immer matter und erschwertem ihm die klare Sicht.

Die Lider, sie wurden immer schwerer und eine unglaubliche Müdigkeit erfasste den Jungen. Er war müde, wollte schlafen, dieser grausamen Welt entfliehen.

Hoffentlich hatte er seine Schwester und Seth retten können.

Hoffentlich wurde alles gut für die beiden.

Hoffentlich wartete irgendetwas schönes auf der anderen Seite auf ihn. Doch was sollte das sein? Er hatte nichts gehabt, niemanden, der auf ihn warten könnte, ihn lächelnd und warmherzig empfangen würde.

Tränen liefen über seine Wangen.

Früher hatte er sich oft den Tod gewünscht. Gehofft, dass sein Leben einfach enden würde, doch nun? Nun war es so weit und er wollte nichts sehnlicher, als leben. Bei seiner Schwester sein, bei Seth, seinem Vater beweisen, dass er nicht nutzlos war.

Tiefste Verzweiflung brach über den Jungen herein. Nein, er wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Doch besser er als seine Schwester oder Seth.

Trotz der Traurigkeit ein Lächeln auf den immer blasser werdenden Gesicht.

Die Lippen, nicht mehr als ein blutleerer Strich.
 

Etwas berührte seine Schulter, seine Wange. Unter großem Kraftaufwand wand Yuu den Blick zu der Gestalt, die nicht mehr als ein schwarzer Schatten in der schwarzen Nacht war.

Yuus Blick ging an der Gestalt vorbei, glitt zum Sternen erfüllten Himmel.

So schön.

So klar.

So unendlich weit.

Was würde ihn auf der anderen Seite erwarten?
 

Etwas drang an sein Ohr, war es eine Stimme? Ein Ruf? Er wollte nicht mehr, er hatte keine Kraft mehr. Nichts war besser als die drohende Dunkelheit, die ihn zu verschlingen drohte. Nichts besser als der Gedanke, die Augen zu schließen.
 

Etwas berührte seine Lippen und er wusste, dass es Seth war. Diese sanfte berührung würde er überall wiedererkennen. Sicher wollte er nicht, dass Yuu ging. Jedenfalls hoffte dieser dies.

Wieder das seltsame Gefühl, als würde ihn etwas rufen, daran hindern wollen, die Augen zu schließen. Doch es war so leicht. Nur die Augen schließen und alles wäre weg. Der Schmerz seiner Seele, die Sorge, die Depressionen, einfach alles wäre weg.

Er war es Leid einen Kampf zu kämpfen, den er nicht gewinnen konnte. Was sollte er tun? Er konnte nichts. Sein Vater hatte Recht gehabt, er war zu nichts gute. Zu nichts? Nein, er hatte seine Schwester beschützt, so wie es die Aufgabe eines großen Bruders war.

Nein, er durfte diesen Gedanken nicht nachgeben. Er wollte Leben. Er wollte bei Seth sein, noch mehr von diesen schönen Stunden wie die im Auto im Wald erleben.

Yuu fühlte, wie sich zwei Arme um den Körper des Jungen legten und ihn etwas nach oben zogen, an die warme Brust der Dunklen.

Wieder hatte der Junge das Gefühl, etwas zu hören, etwas, was sich anhörte wie....wie....“..ben“.....“Leben“....“du leben?“ was sollte das bedeuten? Konnte die Stimme nicht lauter reden? Nur etwas lauter, ein klein wenig. Nicht einmal, damit er es vollständig verstand, er wollte nicht alleine sterben. Wenn er hier starb, dann wollte er wenigstens das Gefühl haben, dass jemand an seiner Seite war.

„Willst du leben?“

Willst du leben? Was war das für eine Frage? Natürlich wollte er leben, verdammt! Und wenn es noch so schmerzlich war, er wollte leben! Er wollte mit seiner Schwester am Abschlussball tanzen, verdammt nochmal! Der Junge spürte, wie etwas seine Hand griff, die daraufhin zu kribbeln begann. Sie fühlte sich so taub und pelzig an.

Und er wurde immer müder.

Irgendwer.

Konnte ihn nicht irgendwer retten?

Ein dumpfes Gefühl an seinem Hals, etwas saugte ihm wirklich die letzte Kraft aus den schon ermüdeten Gliedern. Eine Flüssigkeit in seinem Mund.

Kupfern.

Dunkelheit.
 

Azumi stand neben dem Dunklen, der ihren Bruder sanft und behutsam in die Arme gezogen hatte. Tränen liefen über ihre Wange. Sie konnte nicht mehr schreien, nicht reagieren. Das ganze Blut, der leblose Körper Yuus. Das war einfach zu viel.

Doch dann sah sie etwas, was sie erstaunte:

Der Dunkle, der Mann, der mit seinem Blick die Luft gefrieren lassen konnte, weinte. Stumm liefen ihm Tränen über die Wange, während er immer wieder versuchte, Yuu zum Sprechen zu bringen. Und dann die Frage, die er stellte: ‚Willst du leben?‘

Verständnislos betrachtete das Mädchen die Szene, die sich ihr bot.

Langsam beugte sich Seth über Yuu, biss ihm in den Hals und trank sein Blut. „Wa-!“ aufgebracht wollte Azumi protestieren, doch sie konnte nicht viel mehr tun, als ihre Stimme zu erheben, was den Dunklen nicht kümmerte. Kurze Zeit später löste sich der Vampir wieder von seinem Geliebten und biss sich stattdessen in den Unterarm, ließ sein Blut in den Mund seines Schützlings tropfen. Dann hob er ihn vorsichtig ganz auf die Arme und stand auf. „Geh nach Hause.“ Sprach er zu dem Mädchen, das nicht wirklich verstand. „Du kannst nichts für ihn tun. Es liegt an ihm, ob er es schafft, oder nicht.“ Mit diesen Worten war der Vampir verschwunden. Zurück ließ er ein völlig aufgelöstes Mädchen, die nicht einmal mitbekommen hatte, wieso und wann eigentlich der Vampirjäger verschwunden war.

Nichts.

Stille.

Dunkle Flecken auf dem Boden.

Das Blut ihres Bruders.

Save Me From The Dark

Kapitel XXII Save Me From The Dark
 

Völlige Finsternis umgaben den Jungen. Und dann auf einmal Schmerz. Einen Schmerz, den der Junge noch nie zuvor erlebt hatte. Einen Schmerz der so grausam war, dass er ihn wieder in die Realität und das Bewusstsein drängte.

So öffnete Yuu langsam die Augen, wobei er im ersten Moment nichts sah. Sein Blick klärte sich langsam wieder, erkannte er die Decke eines Zimmers. Ein Zimmer, das er gut kannte. Er war zurück bei Seth. Seth? Aber war er nicht eben noch im Sterben gelegen? Noch einmal schloss er seine Augen bevor er diese wieder öffnete und den Kopf zur Seite wand.

Da saß er.

Seth.

Der Dunkle schlief und einige Strähnen hingen in sein Gesicht, sodass seine Augen verborgen blieben. Und doch konnte Yuu die getrockneten Flüsse von Tränen auf den Wangen de Dunklen sehen.

Tränen? Der Vampir?

„Seth?“ flüsterte er leise und der Angesprochene fuhr zusammen, blickte etwas verständnislos zu Yuu, dem es nun möglich war auch die geröteten Augen des Dunklen zu sehen. Er hatte also wirklich geweint. „Yuu.“ Flüsterte er erleichtert und saß sofort an der Bettkante und strich dem jungen Japaner sanft über die Wange. „Du lebst...“ ein kurzes Lächeln huschte über die Züge, dann liefen Seth wirklich wieder Tränen über die Wange. „Ich dachte ich würde dich verlieren.“ Flüsterte er leise und beugte sich über den Jungen, küsste ihn sanft. „Seth, was ist passiert? Ich dachte....da war Allen, ich sollte dich töten, aber....ich...“ langsam hob Yuu die Hand und führte diese an seine Brust an der er sich selbst verletzt hatte. Er spürte einen leichten Schmerz. Also war es doch nicht nur ein Traum gewesen. „Ssh~“ sprach Seth nun sanft und schmiegte sich etwas an den Jungen. „Ich....ich.“ anscheinend wusste der Dunkle nicht so ganz, wie und wo er anfangen sollte. „Du...du wärst auch fast gestorben.“ sagte er nun fest. „Aber ich......ich habe dir mein Blut gegeben.“ Ein verständnisloser Blick von Yuu. „Ja, du bist ein Vampir, Yuu. Verzeih mir, aber mir blieb keine andere Wahl. Du wärst sonst gestorben.“ Vorsichtig tastete Seth nach der Hand des Jungen und drückte diese leicht. Doch dieser Druck wurde nicht erwidert, im Gegenteil, der Junge zog seine Hand zurück und stand auf, tapste nach unten und dort hörte der Dunkle die Türe zum Balkon.

Kurz seufzte der Vampir, wartete noch einige Zeit, doch dann stand er auf, folgte er Yuu nach unten auf den Balkon, sah den Jüngeren dort stehen, rauchend. Noch einmal zögerte Seth, doch dann schritt er an den Japaner und umarmte ihn von hinten. „Verzeih mir.“ hauchte er leise gegen die Haut des Jüngeren, der jedoch schwieg. Dann nahm der Dunkle die Zigarette aus den Fingern des Jungen und nahm einen tiefen Zug. „Du rauchst?“ fragte Yuu dann nach einer scheinbar ewigen Pause. „Naja, rauchen würde ich das nicht nennen.....“ flüsterte der Dunkle gegen den Hals des Jungen. „Ich seh dich nur ungern mit diesem Glimmstängel“ – „Und deswegen rauchst du ihn jetzt selber?“ kam die prompte Antwort. „Ach Yuu~“ flüsterte der Dunkle sanft und strich seinem Geliebten über die Seiten. „Wir sollten morgen zu dir nach Hause, deine Schwester wird sich noch Sorgen machen, ich hab sie nach Hause geschickt und seit dem nicht mehr gemeldet.“ - „....“ Seth fühlte etwas nasses auf seinem Arm und öffnete die Augen, die er vor kurzem geschlossen hatte, sah dann, dass der Junge weinte. „Hey, Kleiner,“ flüsterte der Dunkle nun etwas besorgt. “E-es ist nichts.“ sagte der Angesprochene schnell und strich sich die Tränen von der Wange. „Wenn ich gewusst hätte, dass es dich so belastet dann....dann wäre es wohl besser gewesen, wenn ich es nicht getan hätte.“ Der Dunkle klang enttäuscht, dachte Yuu, vielleicht auch verletzt, weswegen der Junge schnell den Kopf schüttelte. „Nein, es ist wirklich gut so. Ich bin dir dankbar, dass du es getan hast. Ich..ich wollte nicht sterben, aber ich glaube, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen.“ Nun spürte der Dunkle das Gewicht des Japaners, als sich dieser gegen den älteren Vampir sinken ließ. „Hab keine Angst, ich bin für dich da.“ Hauchte der Dunkle in das Ohr des jüngeren, hielt ihn fest in seinen Armen. „Ja, das weiß ich.“ Flüsterte der Kleinere leise. „Und ich bin dir wirklich zuriefst dankbar, dass du hier bist....bei mir.“ – „Und ich werde dich niemals verlassen.“ Ein kurzes Lächeln von Yuu. Ja, das hatte er all die Jahre gebraucht: Jemanden, der ihn festhielt und ihm Halt gab. Ihm zeigte, dass es keinen Grund gab, Sterben zu wollen, dass ihm Hier und Jetzt jemand auf ihn wartete und ihm Liebe gab.

Und diese eine Person war Seth.

Es war zwar etwas schwer für den Jungen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, nun ein Vampir zu sein. Menschen zu töten und deren Blut zu trinken. „Ich versteh dich.“ Ertönte dann erneut die Stimme des Dunklen. „Es ist nicht leicht am Anfang, aber wenn du willst kannst du von mir Blut trinken, dann musst du keinen Menschen töten.“ Yuu öffnete seine Augen. „Würdest du das für mich tun?“ Der Junge konnte das nicht wirklich glauben, schließlich war er bis jetzt –aus seinen Augen – nur eine Last für den Dunklen gewesen, wegen ihm war er verletzt worden und nun wollte er ihm auch noch helfen. „Natürlich.“ kam die Antwort, gefolgt von einem sanften Kuss auf Yuus Hals. „Ich liebe dich, mein Kleiner~“ – „Seth! Du sollst mich nicht ‚Kleiner‘ nennen!“ Empört drehte sich der Japaner um und blickte dem Älteren beleidigt in die Augen. „Ach komm schon~“ raunte der Duknle lächelnd. „Du wirst immer mein Kleiner bleiben. Und nichts wird das jemals ändern.“ Und nun lächelte auch der Junge, umarmte Seth wieder. „Danke.“ Flüsterte er lächelnd. „Und dein Angebot nehme ich gerne an...“ Kurz biss er sich auf die Lippe, doch der ältere Vampir schien zu verstehen. „Nimm dir ruhig. Du brauchst es jetzt, dann können wir auch zu deiner Schwester.“ Zögerlich nickte Yuu und strich Setz die Haare von dem Hals, ging etwas auf die Zehenspitzen und biss fast schon zu vorsichtig in den Hals des Älteren und schloss die Augen.

Es schmeckte so völlig anders, das Blut. Viel besser, nicht mehr so kupfern, eher süß.

Und diese unbeschreibliche Gier, die tief in seinem inneren saß.

Er genoss förmlich das Blut, die rote Flüssigkeit, die seine Kehle herabronn und die ersehnte Stärke lieferte. Der Junge wollte gar nicht mehr von dem Vampir lassen, den Fluss des Blutes nicht stoppen.

Erst als Seth ihn mit sanfter Gewalt von seinem Hals löste, wurde sich der Junge bewusst, was beinahe passiert wäre: Um ein Haar hätte er die Kontrolle verloren und weiß Gott was angestellt.

Erschrocken wich Yuu zurück, blickte jedoch in das sanft lächelnde Gesicht von Seth. „Keine Angst, das ist normal beim ersten Mal. Wenn du regelmäßig trinkst, dann wird das nicht geschehen.“ Erklärte er und strich Yuu über die Haare, beugte sich zu ihm und leckte die Reste seines eigenen Blutes weg. „Gehen wir.“ Hauchte er und nahm Yuus Hand, der nickte. Er wollte unbedingt zu seiner Schwester und ihr alles erklären, sie hatte ein Recht, es zu erfahren. Aber das würde heißen, dass er zu sich nach Hause müsste.

Leicht begann er zu zittern und drückte Seth’s Hand etwas stärker.

„Willst du fahren?“ fragte der Dunkle, um seinen Geliebten abzulenken, der jedoch nur zögerlich nickte. „Na komm, Autofahren wird dir sicher gefallen.“ Sagte er lächelnd und zog Yuu in Richtung der Garage, warf dem Jungen die Autoschlüssel entgegen. „Aber tu meinem Baby nicht weh.“ Scherzte Seth und stieg auf dem Beifahrerseite ein. „Ich versuch’s“ nuschelte der Junge schüchtern und stieg ebenfalls ein, stellte erst einmal alles so ein, wie es Seth ihm erklärte.

Oh Gott, dachte Yuu. Gott sei Dank war das Garagentor so breit, dass zeitgleich zwei Autos hindurch passten.
 

Nach fast einer Stunde konnte Yuu das Auto soweit bringen zu fahren ohne dieses sofort wieder abzuwürgen. Jedoch hatte der Junge das Steuer schnell wieder an den Älteren abgegeben, da er sich und dem Auto den Stadtverkehr und seine Fahrweise nicht antun wollte. So saß er nun wieder auf dem Beifahrersitz und dirigierte Seth in die Straße, in der sein Haus stand.

Seufzend stand der Junge Japaner nun vor dem Haus und drückte die Hand seines Geliebten, zitterte dabei. Doch der Dunkle spürte die Angst und das Unbehagen seines Schützlings und erwiderte den Druck, küsste Yuu sanft auf die Wange. „Ganz ruhig.“ Raunte er dem Jungen ins Ohr. „Ich bin da.“

Ein kurzes Nicken, dann drückte der Junge die Klingel und wartete.

Nach kurzer Zeit wurde die Tür von einer Frau geöffnet, die Yuu mit einem langen, verachtenden Blick ansah. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog etwas an der Zigarette, die in ihren Mundwinkel hing. „Was willst du hier?“ fragte sie kalt und der Junge schluckte etwas. „Ich will zu meiner Schwester, Kimiko.“ Sprach der Junge erstaunlich ruhig und blickte seiner Mutter ernst entgegen. „Tss, das sie überhaupt an so etwas wie dir noch interessiert ist...“ erwiderte die Frau gehässig. Kurz biss sich der Junge auf die Lippe, doch unterdrückte er seine Gefühle. „Ich wüsste gerne, was du von ihr willst, sie hat besseres zu tun, als sich mit einem Penner wie dir herumzutreiben.“

Die Augen des Jungen blitzten kurz auf, jedoch nur vor Trauer und Schmerz. „Sag doch etwas.“ Ertönte die Stimme des Älteren in seinem Kopf und Yuu blickte den Größeren fragend an, der jedoch nur bestätigend nickte. So atmete der Junge tief ein und blickte seiner Mutter fest in die Augen. „Das hat dich nichts anzugehen!“ sagte er nun ernst. „Und jetzt lass mich rein, ich habe ein Recht sie zu sehen! Ich hab ihr mehr gegeben als du jemals!“ mit diesen Worten stieß er seine Mutter beiseite und betrat das Haus, zog Seth vorsichtig hinter sich her.

Oh mein Gott, er hatte es gesagt. Er hatte wirklich gesagt, was er dachte! Er hatte ihr die Meinung gesagt! Und anscheinend war seine Mutter genauso fassungslos, denn sie hatte kein Wort gesagt.

„Du lernst schnell~“ hörte er die ruhige, tiefe Stimme des Dunklen, der ihn zurückhielt das Zimmer seiner Schwester zu betreten und küsste ihn kurz und sanft auf die Lippen. Wieder nickte der Junge nur kurz und lehnte sich gegen den Größeren, schlug sein Herz wie verrückt. So etwas hatte er noch nie getan!

„Yuu?“ ertönte nun die Stimme seiner Schwester, die ihn ungläubig anstarrte. „Yuu!“ Sofort fiel sie dem Jungen um den Hals. „Ich hatte solche Angst! Ich hab gedacht dass du stirbst!“ Ein leises Schniefen war von dem Mädchen zu vernehmen. „Mach das nie wieder, hörst du?! Ich bin fast krank geworden vor Sorge!“ „Tut mir Leid, Nee-chan“ sprach der Junge sanft und schloss seine Augen, legte die Arme um seine Schwester und drückte sie so an sich. Doch dann löste sich das Mädchen von ihrem Bruder und blickte nun eindringlich den Dunklen an. Dieser erwiderte den Blick, hatte er seine Hände mittlerweile in den Hosentaschen. „Ich denke......ich weiß was du getan hast.....mit Yuu.“ sprach sie ruhig und ernst und kurz wich der Vampir ihren Blicken aus. „Aber ich bin dir dankbar. Sehr dankbar. Dank dir habe ich meinen geliebten Bruder behalten.“ Kurz ging sie auf die Zehenspitzen und hauchte Seth einen sanften Kuss auf die Wange. „Vielen Dank.“ Sie lächelte sanft und bemerkte mit Freuden, wie der Vampir errötete. „Und wieder danke ich dir, weil du meinen Bruder erneut gerettet hast.“ Fügte sie noch einmal bestätigend hinzu. „Du bist wirklich....unbeschreiblich. Aber ich bin dir wirklich unendlich dankbar.“ Wieder füllten sich ihre Lippen mit Tränen, die sie jedoch schnell wegwischte. „Mach dir keine Sorgen, deinem Bruder wird nichts mehr geschehen, nicht so lange ich hier bin.“ Beruhigte der Dunkle Azumi, die nickte. „Ich bin nur so glücklich, dass er lebt.“ schluchzte sie leise und wurde wieder von Yuu gedrückt.

„Was machen die beiden hier?!“ donnerte dann die Stimme von Yuus und Azumis Vater, weswegen sich alle drei umdrehten. „Na sieh an, der vorbildliche Vater.“ Sprach der Dunkle amüsiert. „Verlassen sie beide auf der stelle das Haus! Ihr beiden!“ – „Nein, Dad, bitte, es ist okay, bitte, ich will nicht dass sie gehen!“ versuchte Azumi die Situation zu retten, erhielt jedoch nur eine schallende Ohrfeige. „Misch dich nicht ein!“ herrschte ihr Vater sie an, wollte erneut zuschlagen, als Yuu dazwischen trat und die Ohrfeige kassierte. „Lass Azumi in Ruhe!“ sagte er ruhig. „Sonst was?“ schrie ihr Vater in Rage und wollte erneut zuschlagen als Yuu auswich und nun seinerseits seinem Vater eine Ohrfeige verpasste. „Du wirst Azumi in Ruhe lassen, hast du verstanden?! Sonst werde ich sie mitnehmen und dann könnt ihr sehen wo ihr bleibt!“ schrie der junge Japaner nun voller Zorn und funkelte seinen Vater an.

Stille.

Doch als sein Vater wutentbrannt zuschlagen wollte, wurde er dieses Mal von Seth aufgehalten. „Yuu, wir gehen.“ Sagte er ruhig und ließ die Hand des Vaters sinken. „Okay?“ Ein sanftes Lächeln. „Ich muss dir noch so einiges erklären.“ Sprach er sanft und küsste Yuu sanft auf die Wange, der dieses Mal leicht nickte. „Kann....kann?“ er blickte zu seiner Schwester und der Dunkle nickte. „Ja, klar, sie kann mit. Aber mein Auto ist nur ein Zweisitzer, also muss sie wohl oder übel auf deinem Schoß sitzen.“ erklärte er und Azumi wedelte nur abfällig mit der Hand. „Das ist kein Problem, ich wüsste gerne, wo mein großer Bruder nun wohnt.“ Azumi lächelte und so verließen die drei das Haus stiegen in den Wagen ein. „Woooooo~w!“ kam es staunen von Azumi. „Das ist ja ein Wahnsinnsteil!“ Azumi strahlte den nachtschwarzen Wagen an Dann stiegen sie auch schon schnell ein. „Ja, warte bis du das Haus siehst!“ meinte Yuu lächelnd und der Dunkle konnte dazu nur den Kopf schütteln.

Als sie schon die Auffahrt an Seth’s Anwesen hinauffuhren bekam sich Azumi fast nicht mehr ein, fielen ihr förmlich die Augen aus dem Kopf. So etwas großes und edles hatte sie noch nie aus der Nähe gesehen.

„Es ist so groß! Ich kann es kaum erwarten rein zu gehen!“ rief sie begeistert und sprang aus dem Wagen, als dieser stand.
 

Nach gut vier Stunden wurde Azumi zurück nach Hause gebracht, bevor Yuu und Seth wieder nach Hause fuhren. „Hmmm~ den ganzen Tag habe ich darauf gewartet“ schnurrte Seth in das Ohr des Jüngeren als die beiden auf der Couch vor dem Kamin saßen. „Auf was denn?“ fragte Yuu leise und blickte zu dem älteren Vampir, da Yuu auf dessen Brust lag. Seth lächelte sanft und kraulte den Jungen am Nacken. „na auf das hier~“ raunte der Dunkle und strich Yuu sanft über die Seiten. „Ach, meine Schmusekatze ist wieder da~“ flüsterte er lächelnd und küsste sanft den Hals des Dunklen. „Hmmm~ aber nur für dich bin ich die Schmusekatze~“ schnurrte der Ältere und fing die Lippen des Jungen mit seinen eigenen ein und küsste ihn somit sanft und zärtlich. „Mh!“ machte Yuu auf einmal und löste sich von den weichen Lippen des Dunklen. „hm?“ fragte der dunkle etwas bleieidigt darüber, dass der Junge den Kuss löste. „Du hast jetzt gar nichts getrunken!“ meinte Yuu empört. „ich...wenn du.....!“ Er wurde etwas rot und wusste nicht so ganz, was er sagen sollte. „Keine Sorge, ich verfall nicht so schnell in einen Blutrausch, ich kann bis zu vier Tage nichts trinken, aber dann wird es wirklich kritisch.“ erklärte der Ältere lächelnd und küsste Yuu wieder sanft. „Hmm~ wir müssen noch herausfinden, was deine dunkle Gabe ist~“ hauchte Seth und knabberte sanft an den Lippen des Jüngeren. „Dunkle Gabe?“ Ein Nicken von dem Dunklen. „Jeder Vampir hat seine individuellen Fähigkeiten, manche mehr, manche weniger. Sie erwachen, sobald man Vampir wird, entwickeln sich jedoch mit der Zeit immer weiter. Also werden immer stärker.“ Yuu schmiegte sich an die Brust der Größeren und strich sanft mit einer Hand über diese, genauer gesagt über die Verbände die die Brust des Dunklen zierten. „Fähigkeiten....“ flüsterte er leise. „Welche sind denn deine?“ fragte der Junge leise und blickte dem Vampir in die goldenen Augen. „Dadurch, dass ich seit Geburt ein Vampir bin, habe ich mehrere Fähigkeiten. Zum einen kann ich etwas den Wind manipulieren, zum anderen kann ich Illusionen erzeugen, in das Bewusstsein anderer eindringen und....“ kurz schwieg der Dunkle, schüttelte dann den Kopf. „nein, das war es.“ Sagte er lächelnd. „Und Ashriel lehrte mich den Umgang mit Waffen und den Nahkampf.“ – „Also bist du sozusagen auf alles vorbereitet?“ fragte Yuu und lächelte leicht. „Ja, das kann man so sagen, aber das war auch gut so, Es gab immer wieder Momente, beziehungsweise Zeiten in denen Vampire gnadenlos gejagt und vernichtet wurden, viel schlimmer als es jetzt ist. Und auf so etwas muss man vorbereitet sein.“ Erklärte Seth und blickte seinen Geliebten an, runzelte dann jedoch besorgt die Stirn, als er Yuus etwas ängstlichen Blick sah. „Hey, mach dir keine Sorgen, ich werde dich alles lehren, was ich weiß und außerdem werde ich immer für dich da sein~“ schnurrte er und küsste Yuu sanft auf die Wange, legte seine Arme um ihn und drückte den Jungen an sich. „Wie ich deiner Schwester schon gesagt habe, ich werde nicht zulassen, dass dir noch einmal etwas zustößt.“ Und nun lächelte der Japaner wieder und nickte. „Ich vertraue dich.“ Flüsterte er leise und genoss die Nähe zu Seth. „Was meinst du, können wir morgen gemütlich zusammen frühstücken?“ fragte er und hörte das leise Lachen des Dunklen. „Natürlich, wenn du das willst, dann wecke ich dich morgen früh und dann frühstücken wir zusammen.“ Flüsterte er und liebkoste seinen Liebsten weiter. „Und dann ergründen wir eine vampirische Ader etwas genauer~“ hauchte er leise.

The Gift Of Darkness

Oh mein Goooooo~tt es tut misch so sorry, dass ihr so lange habt warten müssen >__________________< *das total peinlich ist* Ich wollte die ganze Zeit weiterschreiben, hab's dann aber immer auf den nächsten Tag verschoben ;O; Sorry ey, kommt nie wieder vor

Q_Q~

*gemerkt hat wie sehr an FF hängt*

Q_Q~

Ich hoffe ihr seid mir nicht böse~ Q_____________Q

*sich von Pommes stürz*

Ich will euch jetzt nicht noch länger aufhalten, deswegen hier das neue Kapi, frisch getippselt ;O;~
 


 

Kapitel XXIII The Gift Of Darkness
 

„Es gibt auch ‚böse‘ Fähigkeiten?“ fragte Yuu erstaunt und erhielt ein Nicken von Seth. „Ja, sie sind nicht gerne gesehen und können verheerenden Schaden anrichten, wenn man sie nicht kontrollieren kann.“ erläuterte der Dunkle und blickte den Jüngeren an, der ihm gegenüber im Garten stand. Jedenfalls die kleine Fläche, die nicht völlig zu gewuchert war. „Mensch, morgen müssen wir wirklich erst einmal deinen Garten auf Vordermann bringen.“ murmelte der Jüngere nun und blickte sich kurz um, schüttelte jedoch nun den Kopf und blickte wieder zu Seth. „Aber wie kann eine Kraft stärker sein als der Wille? Wenn ich etwas nicht will, dann kann es mein Körper doch nicht machen, oder?“ fragte der Japaner nun und blickte skeptisch drein.

„So einfach ist es leider nicht. Sieh mal: Wenn du Angst vor engen Räumen hast weißt du, dass die Angst völlig unbegründet ist, aber dennoch kannst du nichts gegen diese Angst tun. Mit diesen Kräften ist es ziemlich ähnlich. Manche Kräfte, insbesondere die dunkelsten sind verbunden mit einer eigenen Persönlichkeit. Man muss deswegen nicht gleich schizophren werden, sie kann auch in deinem Innern sein. Und diese Persönlichkeit kann ihre Kraft soweit ausbauen, dass du völlig die Kontrolle verlierst. Nicht nur über die Fähigkeit, sondern über alles, deine anderen Fähigkeiten, deinem Verstand und dein Handeln. Aus diesem Grund sind sie so gefährlich. Wenn du so außer Kontrolle gerätst, dann kannst du gravierenden Schaden anrichten.“ Erklärte der Dunkle ernst und blickte Yuu tief in die Augen. „Es sind verbotene Fähigkeiten, die niemals benutzt werden dürfen, auch nicht in der größten Not. Aber ich bezweifle, dass du diese Fähigkeiten hast, aber erklären muss ich es trotzdem.“ Ein kurzes Lächeln legte sich auf die Züge des Älteren. „Aber genug mit Belehrungen, lass mich mal sehen, was du alles kannst.“ sprach der Dunkle nun lächelnd und erhielt ein Nicken von Yuu, der seine Augen schloss als er die Finger seines Geliebten an seinen Schläfen spürte. „Entspann dich einfach, den Rest mach ich.“ Flüsterte der Dunkle leise und schloss nun ebenfalls seine Augen, drang in Yuus Bewusstsein ein.
 

Er nahm so vieles wahr, sah viele Dinge aus Yuus Vergangenheit, aus Zeiten, als er noch in die Schule ging, aber auch schlechte Zeiten, der Ärger mit seinen Eltern, der Unfall mit seiner kleinen Schwester und die Einsamkeit, die den Jüngeren so sehr plagte. Besonders eindrucksvoll war dabei die Zeit, als Yuu nach dem schweren Unfall mit Azumi im Krankenhaus war. Alleine. Der Vampir spürte förmlich die Hoffnung des Jungen, als er auf seine Eltern wartete, die ihn besuchen kamen, aber diese Hoffnung jeden Tag zunichte gemacht wurde. Wie der Junge auf diese Enttäuschung hin mit Rauchen angefangen hatte, als er gerade mal 11 Jahre war. Seine ersten Drogen mit 14 nahm, nachdem er sich selbst verletzt hatte.

Schnell schüttelte Seth den Kopf und die Bilder verschwanden, erkannte er schließlich das, was er suchte. Eine schwarze Gestalt, die Yuu wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Seine vampirische Seite. Es war dabei anders wie mit den Dunklen Künsten, denn dies war nur eine Widerspiegelung, keine eigene selbstständige Persönlichkeit, mehr ein Geist. Gut, dachte der Dunkle. So konnte er wenigstens sicher sein, dass der Jüngere nicht die Gabe der schwarzen Zerstörung in sich trug. Langsam schritt er auf die Gestalt zu, die sich nicht im geringsten bewegte. Kurz berührte Seth das Abbild seines Geliebten mit der Hand an der Wange, bevor er sich zu ihm beugte und abermals seine Stirn an die des Jungen lehnte. So drang der ältere Vampir noch tiefer in das Unterbewusstsein von Yuu ein um dessen Fähigkeiten zu finden.

Und er fand sie. In den tiefsten Abgründen der Seele des Jungen.

So kehrte er zurück in sein eigenes Bewusstsein, das sich daraufhin etwas aufrichtete, da sein Körper leblos gegen den des Jungen gesunken war, der ihn nun sanft im Arm hielt. „Und?“ fragte Yuu sanft. „Hast du etwas gefunden?“ Ein leichtes, erschöpftes Nicken von Seth war die Antwort. „Es ist eine sehr schöne Fähigkeit.“ Sagte er leise und schmiegte sich wieder an den Jungen. „Telekinese ist deine Basisfähigkeit.“ fuhr der Dunkle nun fort. „Telekinese?“ – „Die Gabe, mit Gedanken Gegenstände zu bewegen.“ Erläuterte der Ältere. „Das weiß ich doch auch.“ Murmelte Yuu leise und schmiegte sich ebenfalls an den Dunklen. „Ich fand das schon immer faszinierend, Telekinese.“ – „Das erklärt auch, warum du diese Fähigkeit hast.“ Der Junge hob seinen Kopf und blickte dem Älteren fragend ins Gesicht. „Wenn man von Klein auf von etwas fasziniert ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, diese Art auch irgendwie in seinen Fähigkeiten zu verfestigen.“

Ein versändliches Nicken kam von Yuu der sich weiter an den Körper des Älteren schmiegte. „Weißt du, was uns ganz gut tun würde~?“ „Hmmmm~?“ schnurrte der Ältere in das Ohr des Jungvampirs. “Ein heißes Bad~ nur wir beide~“ Leise lachte der Dunkle und küsste den Jungen sanft auf die Wange. „Na dann los.“ Wisperte er leise.
 

Langsam umschritt der Vampirjäger seine neue ‚Beute‘. Man sollte fast schon sagen seine neue ‚alte‘ Beute. „Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns so schnell wieder sehen.“ Sagte er ruhig und blickte in die angsterfüllten Augen des jungen Mädchens. „Dein Bruder soll nicht denken, dass er so leicht davonkommt. Ich weiß genau, dass er noch lebt. Habe ich Recht?“ Das Mädchen war zu keiner Antwort fähig, weswegen Allen ein entnervtes Seufzen von sich gab. Dann nahm er einen Dolch in die Hand und rammte ihn in den Oberschenkel von Azumi, weswegen das Mädchen aufschrie. „Lebt dein Bruder noch?“ fragte der Vampirjäger erneut und erhielt ein panisches Nicken von der Verletzten, die noch immer wimmerte, vor Schmerzen aber auch Angst. Grinsend beugte sich Allen nun über das Mädchen, hin zu dessen Ohr. „Dann wird es Zeit, deinen Bruder einzuladen.“ Raunte er gefährlich in das Ohr von Azumi, die noch immer gefesselt auf dem Stuhl saß. „Findest du nicht auch?“
 

„Seth!“ rief der Junge empört. „Was machst du hnn~ da?“ sofort schoss ihm die Schamröte ins Gesicht, als der Ältere über seine Oberschenkel strich und seinen Hals küsste. „Ach komm, dir gefällt das genauso gut~“ entgegnete Seth grinsend. „Außerdem ist es hier schön warm~“ schnurrte er und knabberte kurz an dem Ohr Yuus, der sich nun umdrehte um auf Seth’s Schoß zu sitzen und ihm zugewandt zu sein. In der Badewanne nicht ganz einfach, aber es ging, vor allem da die Wanne von Seth jegliche Maße sprengte. Manche würden das sicher schon als Pool bezeichnen.

Doch der Junge genoss sichtlich das warme Wasser, den vielen Schaum und natürlich die Nähe zu dem älteren Vampir. So strich er Seth nun sanft über die Brust und lehnte seinen Kopf an seine Schulter, spürte die Hand des Älteren über seinen Rücken fahren, wie er zärtlich und sanft jeden einzelnen Wirbel nachfuhr, bis er bei Yuus Steißbein ankam und kurz lächelte, dann weiter über Yuus Po strich. „Hrm~ mein Nachtisch~“ wisperte der Dunkle und küsste Yuu sanft, der seinen Kopf gehoben hatte und wieder empört widersprechen wollte. Aber er konnte nicht anders, er gab sich dem Kuss des Älteren leidenschaftlich hin und wurde nun auch etwas intimer, indem er über die Brust des Dunklen nach unten strich, bis zu dessen Beckenknochen, die schön hervorstanden. „Mein Gott, du kannst alles mit mir machen, wenn du nichts anhast.“ Nuschelte Yuu nun beschämt worauf Seth ein leises, dezentes Lachen von sich gab. „Das ist gut wissen~“ raunte der Dunkle und knabberte erneut an Yuus Ohr. „Ehrlich mal, dein Körper, der ist so.....geil!“ Nun war der Junge wirklich puterrot und versteckte sein Gesicht an der starken Brust des Dunklen, der erneut lachte. „Ach Yuu-chan~,“ wisperte er leise. „du bist süß.“ Dieses Mal hob der Dunkle das Kinn des Jungen an und küsste ihn erneut auf die Lippen, wanderte seine Hand weiter nach unten. „Das lass ich mir jetzt nicht nehmen~“ flüsterte der Dunkle lächelnd. „Ich bin zuckersüchtig, das musst du wissen~ Und du bist mein Zucker~“ mit diesen Worten biss der Vampir in den Hals des Jüngeren, saugte etwas Blut von ihm, bevor er fast schon entschuldigend über die Stelle leckte und den Hals des Jüngeren liebkoste.

So genossen die zwei drei Stunden zusammen in der Badewanne.
 

Nachdem sich die beiden angezogen hatten beschlossen sie noch in die Stadt zu fahren und dort essen zu gehen. Zeitgleich wollte Seth ihm noch seine Fähigkeiten näher bringen und einige Versuche durchführen.

So saßen die beiden nun beim Italiener wobei Yuu eine Pizza aß und der Dunkle eine Lasagne. Das Abendessen konnte man fast schon als romantisch bezeichnen, zwei Vampire, sich gegenüber sitzend, noch dazu im Kerzenschein bei leiser Musik, die im Hintergrund lief. Als ihre Teller abgeräumt wurden streckte der Dunkle seine Hand aus und strich zärtlich über den Handrücken des Jüngeren. „DU könntest es versuchen.“ Begann der Ältere nun und blickte Yuu an. „Du musst dich nur konzentrieren. Nimm zum Beispiel am Anfang das Glas.“ Sagte er und deutete auf sein Wasserglas. „Hier? Und wenn es jemand sieht?“ nuschelte der Jüngere verlegen, woraufhin Seth nur den Kopf schüttelte. „Keine Angst, es wird sicher nicht beim ersten Mal funktionieren. Du sollst nur einmal ein Gefühl dafür bekommen.“ Nun nickte Yuu gehorsam und fixierte das Wasserglas, versuchte sich völlig auf das Wasser zu konzentrieren, doch nichts bewegte sich. Nur das Wasser im Glas bewegte sich kurz., bevor sich der Junge erschöpft zurücksinken ließ. „Das ist anstrengend.“ Murmelte er und trank nun einen Schluck von seiner Cola. „Nun ja, deswegen wirst du einige Zeit brauchen, um deine Fähigkeiten voll auszubilden und sie zu benutzen, wie deine Beine zum Laufen. Aber das schaffst du schon. Du musst nur genug üben.“ Sagte der ältere Vampir lächelnd. Der Junge zog einen leichten Schmollmund und sah sein Gegenüber an. Seth lächelte und trank den letzten Rest seines Wassers und blickte ihn an. „Lass uns gehen, ich muss noch etwas ‚besorgen‘“ Erst blickte Yuu etwas fragend drein, doch dann verstand er. „Ja, klar.“ Sagte er lächelnd und trank ebenfalls aus. Dann stand der ältere Vampir auf und legte einen Geldschein auf den Tisch, nahm dann Yuus Hand und drückte diese sanft. Dies zog zwar einige, neugierige Blicke auf sich, doch die beiden ließen sich davon nicht stören. Wieso sollte man sich an solchen Kleinigkeiten aufschaukeln, wenn man die Ewigkeit hatte?

Draußen auf der Straße jedoch ließ Seth die Hand seines Geliebten los, küsste ihn kurz, aber sanft auf die Wange. „Warte kurz hier, ich brauche auch nicht lange, ja?“ hauchte er sanft in das Ohr der Jüngeren, der lächelnd nickte. „Klar.“ Bestätigte er noch einmal und sah Seth nach, bis dieser in einer Seitengasse verschwand.

Kurz darauf hörte er Reifenquietschen, sah der junge Japaner einen schwarzen Mercedes, der direkt neben ihm hielt, dessen Schiebetüre aufgerissen wurde. Zwei Männer in Kutten stürzten heraus, der eine hielt ihn fest, der andere presste ihm ein feuchtes Tuch gegen Mund und Nase, sodass der Junge einige Momente später erschlaffte und sein Bewusstsein verlor. So bekam Yuu nicht mit, wie er in den Transporter gezogen wurde und weggebracht wurde.

Nur einige Minuten später kam Seth wieder auf die Straße und blickte an die Stelle, an der Yuu stehen sollte. Doch der Junge war nicht da. Stattdessen roch er etwas. Etwas, was ihm nicht gefiel: Chloroform. Das durfte nicht wahr sein. „Yuu,“ flüsterte der Dunkle fassungslos. Erneut war es ihm unmöglich gewesen, seinen Geliebten zu beschützen. Das konnte nicht sein! Nicht erneut! Zornig ballte der Dunkle seine Hand zur Faust, begann er leicht zu zittern.

Ein düsteres Lachen.

„Ich und du, wir wussten beide, dass du alleine schwach bist.“ Raunte die kalte, angsterfüllende Stimme und ein kalter Hauch legte sich um den Dunklen, den ihn erzittern ließ. „Du wusstest genau, dass du mich brauchst. Du kannst ohne mich nicht existieren. Ich bin ein Teil von dir.“ Diese Stimme, mehr ein Flüstern ließ Seth seine Augen schließen. „Das stimmt nicht.“ Sagte er dann ruhig, worauf ihm mit einem schallenden Lachen geantwortet wurde. „Ach? Wirklich nicht? Denkst du etwa, das wäre geschehen, wenn ich da gewesen wäre? Wenn du mich akzeptieren würdest? Sicher nicht. Und das weißt du auch. Du fürchtest mich, Seth. Und das ist auch gut so. Aber ich werde nicht zulassen, dass du mich unterdrückst.“ – „Wieso jetzt?“ Eine kurze Pause, dann wieder ein düsteres Lachen. „Warum jetzt? Warum nicht? War ich nicht immer da, wenn du nicht weiter wusstest? Wenn du dachtest, verzweifeln zu müssen? Ich war es, Seth, der immer da war. Und ich werde auch immer da sein. Ich bin deine Kraft. Akzeptiere mich, fürchte mich, aber akzeptiere mich, sonst werde ich mir das was ich will mit Gewalt holen.“ Mit diesen Worten verschwand die Stimme, der eisige Hauch, doch als Seth seine Augen öffnete erstrahlten sie nicht mehr in dem sanften gold, nein, sie waren rubinrot.
 

Langsam kam der Junge wieder zu sich, spürte gleich, dass er gefesselt war. Mit einem Mal war er wieder hellwach und blickte sich um, erkannte er seine Schwester ihm gegenüber, die ihn mit tränenüberströmten Blick ansah. Sofort erkannte er, dass sie bleich war und als er sie weiter betrachtete erkannte er auch den Grund hierfür: Sie war verletzt. Verletzt an ihrem Bein und die Wunde blutete noch immer – wer wusste schon, wie lange sie hier so saß? „Azumi,“ seine Stimme war leise, fast nur ein Flüstern, doch dann schüttelte er seinen Kopf. „Nein, keine Angst, sprich nicht. Ich werde dich hier rausholen, mach dir keine Sorgen!“ – „Da wäre ich mir aber nicht so sicher.“ Ertönte eine ihm wohl bekannte Stimme, sodass Yuu den Kopf drehte und Allen erblickte ,der in dem Schatten des Raumes stand, nun in das Licht des Mondes trat. „Dieses Mal kommst du mir nicht so leicht davon. Mach dir keine Hoffnungen, Seth wird dich nicht aufspüren können, der Ring an deinem Finger ist mit Magie versehen, die deine Aura verdeckt. Also scheidet er schon einmal aus. Und du? Du vermagst nichts gegen mich auszurichten.“ Allen schritt nun ganz auf Yuu zu und blickte ihm tief in die Augen. „Und deine Schwester wird jetzt sterben.“

Im ersten Moment konnte Yuu nicht verstehen, was sein Gegenüber gerade sagte, erst als er den Dolch zog, verstand der Junge. „Nein! Allen!“ rief er panisch. „Lass sie aus dem Spiel, ich weiß doch nicht einmal, was du von mir willst!“ hysterisch wurde seine Stimme, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Und Allen hielt inne, drehte sich um, sah den Japaner gleichgültig an. „Oh doch, falls du es vergessen haben solltest hast du dich nicht an unsere letzte Abmachung gehalten. Ich wäre fast draufgegangen und das macht mich wütend.“ Die unglaubliche Ruhe, die in der Stimme des Vampirjägers lag war genau das, was Yuu am meisten Angst machte und ihm zeigte, dass der Jäger nicht davor zurückschrecken würde, seine Schwester zu töten. Hier und jetzt. „Nein! Bitte, Allen! Ich flehe dich an!“ schrie Yuu panisch, doch der Angesprochene drehte sich nur um und holte aus. „ALLEN!“ schrie Yuu nun völlig außer sich. „Bitte, ich tue alles, was du willst! Wirklich alles!“ – „Hm, alles?“ Der Vampirjäger drehte sich um und blickte dem Jungen in die Augen. „Wirklich alles was ich will?“ Ein zögerliches Nicken von Yuu.

Allen grinste zufrieden und ließ den Dolch sinken. „Vielleicht kann diene Schwester doch überleben...ich habe da nämlich schon eine Idee~“ sagte der Jäger grinsend und steckte den Dolch zurück. „Einen sehr guten, sehr schönen Plan. Ich bin mir sicher, dass er dir gefallen wird.“

Slow Bleed

Kapitel XXIV Slow Bleed
 

~~
 

Und wieder ein Kapi mehr °_°~

Ich hoffe mal euch gefällt’s und danke für die lieben Kommis ^__^~

Das Lied ist von ‚Thousand Foot Krutch‘ und heißt ‚Slow Bleed‘. Das Lied ist einfach nur genial und wie ich finde sehr passend für die Szene. Also wer will kann es sich ja mal dazu anhören °_°~

Greeeeeeeeeets
 

Kapitel XXIV Slow Bleed
 

Langsam und mit ruhigen Hand richtete der Junge die Schusswaffe auf sein Opfer. Sein Finger schloss sich um den Abzug und keine Sekunde später lag sein Opfer sterbend auf dem Boden. Gut, dass es Schalldämpfer gab, so hörte man nur ein leises Zischen, mehr nicht. Vorsichtig und achtsam sicherte er die Waffe und steckte sie an die Halterung an seiner Hüfte, dann ging er auf den leblosen Körper zu und kontrollierte, ob er auch wirklich getroffen hatte.

Doch es war alles nach Plan verlaufen. Der Vampir war tot. Ein weiterer Strich auf seiner Liste, ein weiterer Schandfleck und allen voran eine weitere Schuld, die auf seinen Schultern lastete. Seufzend rieb sich Yuu die Augen. Wie lange das noch so weitergehen sollte wusste er nicht. Schon seit einem Jahr tötete er Seinesgleichen. Gut, nicht ganz ein Jahr. Man hatte ihn innerhalb von drei Monaten alles mögliche Beigebracht, Nahkampf, Umgang mit Waffen, einfach alles was man sich vorstellen konnte.

Ein langes Jahr indem er Seth nicht gesehen hatte. Ein Jahr, indem er mehr als nur einhundert Prozent geben musste. Ein Jahr voller Hass, Gewalt und purem Drill. Hätte er die Ausbildung nicht so schnell geschafft, hätten sie seine Schwester getötet. Würde er den Ring, der seine Aura verbarg und es Seth somit unmöglich machte, ihn zu finden, abnehmen, würde sie sterben. Und auch wenn er sich weigern würde Vampire zu töten, würde Azumi sterben.

Dieses eine Jahr war wohl das schwerste für den jungen Japaner gewesen. Nach außen hin gab er sich stark, lächelte seine Schwester an und sprach ihr Mut zu. Sie ging zwar wieder ihrem normalen Leben nach, doch hatte man sie gewarnt. Wenn sie irgendjemandem etwas erzählen würde, dann würde ihr Bruder sterben. So sahen sich die Geschwister nur selten. Doch wenn sie sich sahen spielten sie beide die starke Persönlichkeit, obwohl sie beide wussten, dass es im Innern des jeweiligen anderen völlig anders aussah.

Ein Jahr voller Illusionen und herben Rückschlägen.

Um diese äußerliche Stärke zu wahren hatte Yuu vor einiger Zeit wieder begonnen, Drogen zu konsumiere, nun noch mehr als jemals zuvor. Normalerweise hatten solche Dingee keine Auswirkungen auf Vampire, doch der Junge war noch ein sehr junger Vampir, so war er mehr Mensch, als Vampir. Zwar musste er seine Dosis um einiges erhöhen, doch wenigstens funktionierte es. Und er rauchte, auch wenn es Seth hasste. Manchmal bis zu drei Schachteln am Tag.

Jedes mal, wenn er den Glimmstängel in seiner Hand betrachtete musste er bitter lächeln und sich einreden, dass er wenigstens nicht an Lungenkrebs sterben konnte. Wenn er jedoch wieder an den Dunklen denken musste kamen seine ganzen Gefühle zum Vorschein. Meist geschah es nach einem Auftrag, wenn er seine Drogen nahm und in irgendeiner verlassenen Gosse saß. In solchen Momenten musste er an Seth denken. Und sie waren die härtesten Momente. Oft war er kurz davor den Ring von seinem Finger zu ziehen und sich wieder in Seth’s Armen zu wissen, doch wie könnte er so etwas tun, wenn doch Azumis Leben davon abhing, es nicht zu tun?
 

Wie jedes Mal ließ sich der Junge an der gemauerten Wand eines Hauses zu Boden sinken und nach seinen Drogen zu suchen.

Und wieder liefen ihm Tränen über die Wange, als er an Seth denken musste, den er immer sah, wenn er konsumierte. Wie es ihm wohl ging? Ob er ihn vermisste oder ob er sein Leben einfach nur weiterlebte.

In jenen Momenten drückte ihn die Last auf seinen Schultern einfach nieder und er konnte nichts dagegen tun.

Mit zitternden Fingern zündete er sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.

Er fühlte sich dreckig, schmutzig und nicht lebenswert. Wie hatte ihn Allen nur dazu zwingen können, so grausam zu handeln? ZU so einem Monster zu werden? Wieso konnte Seth nicht einfach vor ihm erscheinen, ihn überlegen angrinsen und dann in den Arm schließen? Ihn fragen, ob sie nicht nach Hause gehen wollten? Yuu zog die Beine an den Körper und verbarg sein Gesicht hinter den Knien, hielt die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger. Wieso konnte nicht alles so sein wie früher?

Heiße Tränen der Verzweiflung liefen über sein Gesicht. Wie konnte man das zulassen? Wieso half niemand?

Schluchzend und wie ein Häufchen Elend blieb der Junge in der kleinen Gasse sitzen, auch als langsam der kalte Abendwind aufkam und ihn frösteln ließ.
 

Erschöpft und mit zitternden Knien ließ sich der Dunkle in seinem Wohnzimmer auf die Couch sinken und schloss erschöpft die Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch und er legte den Kopf in den Nacken, als er ein amüsiertes Lachen hörte. „Ich wusste ja, dass du schwach geworden bist, aber gleich so schwach?“ Seth hob seinen Kopf und öffnete die Augen, blickte zu einer Stelle vor dem Kamin, wo langsam ein flackernder Schatten erschien, mit glühend roten Augen. „Was willst du?“ fragte er ruhig und betrachtete den Schatten. „Nicht viel, ich wollte nur sehen, wie weit du mit deinen Vorbereitungen bist. Ich hätte nicht wirklich damit gerechnet, dass du das ernst meinst, aber.....“ ein leises Kichern von dem Schatten, der aus diesem Grund etwas mehr flackerte. „Du weißt genau, dass du niemals die erforderliche Stärke erreichen wirst, um ihn vollständig zu kontrollieren, oder?“ Ein gefährlich wissendes Aufblitzen in den roten Augen der flackernden Gestalt. „...“ erst schwieg der Dunkle, er wusste genau, dass der Schatten zwar Recht hatte, doch er musste auf der Hut sein. Dieses Wesen war listig und gab alles nur um wieder an die Macht zu kommen. „Und was willst du nun wirklich?“ fragte er aus diesem Grund und erwiderte den starrenden Blick des Schattens. „Hmmm~ ich weiß nicht~“ meinte die Gestalt ironisch, was Seth nur ein leises Knurren entlockte. „Okay, okay, großer Meister, ich werde dir helfen. Aber im Gegenzug verlange ich ebenso deine Hilfe.“ Der Dunkle verengte seine Augen, Nun galt es jedes Wort aufmerksam zu erfassen, die Betonung und vor allem die Wortwahl richtig zu interpretieren. Denn das war das gefährliche an der Dunklen Seite: Sie machten gerne Vorschläge und formulierten ihre Ideen derart kompliziert und listig, dass man schnell über’s Ohr gehauen werden konnte, wenn man nicht auf jedes kleinste Detail achtete. „Und an was für eine Art von Hilfe hast du da gedacht?“ – „Nun ja. Gewissermaßen einen Kompromiss, du willst etwas von mir, und ich etwas von dir. Wir können uns helfen, unterstützen. Wir könnten zusammen noch stärker werden, wie in alten Zeiten. Du weißt um meine Macht und ich um deine Fähigkeiten, verbindet man diese beiden Komponenten, so erhält man eine Macht von unschätzbarem Wert. Dir giert genauso danach wie mir. Alleine erreicht niemand all das. Aber wir zu zweit können es sehr wohl schaffen. Ich gebe dir das, was du an Macht benötigst und du gibst mir etwas Freiheit.“ – „Nein.“ Sagte Seth ernst. „Ich werde dir keine Freiheit geben, egal wie sehr du auch bettelst und flehst.“ Ein dunkles, amüsiertes Lachen. „Flehen? Betteln? Seth mein Lieber, ich denke du bist dir nicht im Klaren in welcher Position du dich befindest.“ Von dem Schatten ging eine eisige Kälte und eine erdrückende Aura aus. „Du machst mir keine Angst, Schatten.“ Erwiderte der Dunkle ruhig und ließ den Schatten keine Minute aus den Augen. „Gut, dann ändern wir den Deal. Ich gebe dir die Kraft, die du brauchst.“ – „Und im Gegenzug?“ Ein leises Kichern. „Nichts. Ich bin im Moment sehr großzügig. Ich gebe dir das was du brauchst. Ist das nicht großzügig?“ Großzügig. Irgendetwas sagte dem Vampir, dass da etwas ganz faul an dem Deal war. Doch er konnte nichts erkennen, keine besondere Betonung, noch dazu ein kurz gehaltener Vorschlag. Ein weiterer Grund um nervös zu werden. Andererseits, Yuu brauchte ihn. Seit einem Jahr musste der Junge sonst was erleiden Er konnte nicht zögern. Die Dunkle Seite hatte recht, er musste den Deal akzeptieren. Alleine erreichte er nicht die Kraft, die er benötigte um Yuu zu retten. Seufzend schloss er die Augen, öffnete sie im nächsten Moment wieder. „Okay. Mit der Einschränkung, dass du mir die Kraft erst gibst, wenn ich sie brauche.“ Ein Nicken des Schattens. „Gut, dann haben wir einen Deal.“ Meinte Seth ruhig. Wieder ein dunkles Lachen, dann verschwand der Schatten.

Im nächsten Moment durchfuhr den Dunklen einen unglaublichen Schmerz, etwas das ihn auseinander riss, sein Herz zerriss und es verschmähte. Eine unglaubliche Finsternis, eine Kälte, die selbst der Vampir fürchtete.

Der Körper Seth’s erschlaffte und fiel auf die Couch. Für einen winzigen Moment stand das Herz des Dunklen still, doch dann holte Seth tief Luft und öffnete seine Augen. Rubinrot. „Ach Seth.“ Wisperte er mit einer dunklen Stimme. „Die Liebe macht dich blind und noch dazu taub.“ Lachend schüttelte Seth den Kopf.

Nicht länger war er Herr seines Körpers, die Dunkle Seite hatte ihr Versprechen wahrgemacht. Sie würde sich nehmen, was sie brauchte.
 

~~
 

Sometimes I fall asleep and then I lose control

I try to find my way out without letting go

And will I lose my mind if it comes back this time?

If I don't turn out perfect will you be a friend of mine?
 

It's coming around again and I've found somtimes thatI sit

When I should get up and just walk away

Sometimes I pretend and act like I do

But don't listen to a word you say

And sometimes when I start talking out loud

Should just shut my mouth and walk away

Somtimes I feel like maybe it's real and think like nobody else

Too close to myself and suffocate
 

~~
 

„Es ist lange her, dass ich diese Freiheit genießen durfte~ aber Deal ist Deal.“ Kurz fuhr sich dieser andere Seth durch die Haare und schloss seine Augen. „Freiheit~“ raunte er das Wort bevor er sich auflöste und im Schatten des Raumes verschwand.
 

Mit sehr wackeligen Schritten druchschritt Yuu die Straßen der Stadt- Für Menschen wäre die Dosis die er im Moment intus hatte mehr als tödlich, doch im als Vampir war dies genug um eine ‚normale‘ Wirkung der Droge zu erzielen. Mit einer Hand an die Häuserwand gestützt und einer Zigarette im Mundwinkel lief Yuu durch die leergefegten Straßen, als ihm eine Gestalt entgegenkam. Im ersten Moment konnte er nur einen dunklen Schemen erkennen, als sie näher kam dachte er Seth in ihr zu erkennen, doch als ihn die Gestalt umarmte und somit stützte wurde er aus seinen Träumen gerissen. „Onii-sama.“ Wisperte seine kleine Schwester leise, die ihn an sich drückte. Anscheinend sorgte sie sich zusehends um ihren Bruder. Yuu jedoch konnte nur etwas kraftlos gegen sie sinken, sodass sie ihn vorsichtig zu Boden führte und ihn weiter an sich zog. „Onii-sama, ich will nicht, dass du weiter leidest.“ Wisperte sie leise. Als der Junge etwas erwidern wollte legte sie ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Ich sehe doch, wie sehr du leidest und wie sehr du dich nach ihm sehnst.“ fuhr sie weiter fort. „Onii.sama, ich habe nichts zu verlieren auf dieser Welt. Ich will nur, dass du glücklich wirst.“ Ihre Stimme begann zu zittern, doch dann erhielt sie eine schallende Ohrfeige.

Verdutzt blickte sie ihren Bruder an, der noch immer die Hand erhoben hatte. „Onii-sama.“ wisperte sie leise und hielt sich die gerötete Wange. Doch dann erstarrte sie, als sie die Tränen ihres Bruders sah. Noch nie zuvor hatte er vor ihr geweint. Noch nie. „Sag so einen Unsinn nie wieder!“ verlangte er nun. „Du darfst nicht einmal eine Sekunde daran denken, hast du verstanden?! Ich will dich nicht auch noch verlieren! Also denk nicht daran!“ Ein leichtes Nicken kam von dem Mädchen, der nun auch die Tränen über die Wangen liefen. Dann schloss Yuu sie fest in die Arme. „Hörst du? Ich will dich nicht auch noch verlieren. Wir werden einen Weg finden, da bin ich mir sicher!“ flüsterte er leise.

Doch dann piepste seine Uhr und er löste sich von seiner Schwester. „Verzeih mir, ich muss gehen.“ Sagte der Junge und stand auf, zog seine Schwester mit nach oben. „Wann....wann sehen wir uns wieder?“ fragte Azumi leise, erhielt jedoch nur ein Schultern zucken. „Ich weiß es nicht, es kommt darauf an, was in nächster Zeit ansteht.“ Erläuterte der Japaner und sah sie an, strich ihr die letzten Tränen von der Wange, bevor er sie zum Abschied auf die Stirn küsste. „Mach du mal deinen Abschluss, ich werde da sein.“ Lächelnd blickte Yuu seine kleine Schwester an, bevor er an ihr vorbei die Straße weiter entlang ging.

Zurück beim Orden der Vampirjäger war dort das hellige Chaos ausgebrochen, überall liefen aufgeregte Mitglieder umher. „Was ist hier los?“ fragte der Junge ruhig, erhielt jedoch nur eine leise, hektische Antwort, dass man eine merkwürdige Aura aufgespürt hatte und sich diese zielgenau auf das Quartier des Ordens zubewegte.Eine merkwürdige Aura? Zielgenau auf das Quartier zu? Das Herz des Jungen begann heftig zu schlagen. Vielleicht war es Seth, dachte er. Seth, der ihn endlich holen kam? „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.“ Sagte eine kühle Stimme neben ihm. Allen. „Er würde niemals uns alle besiegen können. Außerdem hat er eine ganz andere Aura.“ Mit einem Schlag vernichtete er fast jegliche Hoffnungen des Jungen. „Egal was da kommt, die Kraft dieses Wesens reicht nicht aus, um uns alle zu vernichten.“

„Sir!“ kam es nun von einem der Mitglieder, der vor einem Bildschirm saß. „Wir haben ein Bild, Sir!“ Allen trat zu dem Mann. „Zeig es mir.“ verlangte er und auch Yuu schritt neben den Mann, blickte mit heftig schlagendem Herz auf den Bildschirm. Man konnte deutlich eine Gestalt erkennen, jedoch keine Einzelheiten wie Gesicht oder ergleichen. „Ranzoomen!“ Die Stimme Allens wurde um ein deutliches Grad ruppiger und befehlender. Sein Befehl wurde rasch ausgeführt, wurde immer näher an die Gestalt herangezoomt. Und je größer das Gesicht auf dem Bildschirm wurde, desto lauter und stärker wurde der Herzschlag des Jungen. Und dann drehte sich der Unbekannte der Kamera zu, blickte direkt in das Visier der Kamera. Der Blick so eiskalt, sodass sogar Allen etwas zurückschreckte. „Das kann nicht sein!“ knurrte der Jäger dunkel, doch Yuu wurde nun fast verrückt. Es war sein Geliebter. Er war hier! Nun würde alles besser werden! Er würde ihn retten! Der Horror hatte ein Ende!

Wieder blickte Yuu auf den Bildschirm. Noch immer starrte der Dunkle in das Visier der Kamera. Diese Augen, sie waren...so völlig anders als sonst. Sie strahlten pure Finsternis, Hass und Kälte aus. So hatte er seinen Geliebte n noch nie gesehen. „Sir, die Aura steigt an! Sie wird noch mächtiger!“ rief nun der Mann vor dem Bildschirm panisch. „Das kann nicht sein, es muss sich um eine Störung handeln!“ – „Nein Sir, alles richtig, ich habe alles doppelt und dreifach überprüft. Sie steigt immer weiter an!“ – „Dann ist er es wirklich!“ rief Allen fast schon siegessicher. „Die Dunkle Gabe, wir haben sie! Machen sie alles bereit für den Eingriff!“ Der Mann nickte eifrig und gab einige Daten in den PC ein, machte dann zwei Durchsagen. Allen währenddessen fuhr herum, packte Yuu im selben Moment am Kragen und zog ihn mit. „Du wirst mitkommen, wir werden zu ihm gehen!“ befahl Allen und zog den Jungen mit sich.

Allen war immer schon die Sorte von Jäger gewesen, die seine Waffen immer mit sich trugen. Egal wohin er ging. Und das war auch gleichzeitig das gefährliche an ihm. Er hatte förmlich keinen Schwachpunkt, so sehr der Junge auch gesucht hatte.
 

Nun standen sie im Innenhof, der gute 40 auf 60 Meter maß. Yuu und Allen auf der einen Seite, Seth auf der ihnen gegenüber. Immer mehr Ordensmitglieder fanden sich auf der Seite der beiden Jäger ein, als Allen einige Schritte nach vorne trat und seine Doppelschwerter zog, eines davon auf Seth richtete. „Gib es zu Seth, du kannst es nicht mit uns allen aufnehmen!“ rief er zu dem älteren Vampir, woraufhin ein schallendes, dunkles Lachen ertönte. „Du vergisst eines, Jäger, ich bin nicht Seth, das weißt du, also tu nicht so. Und andererseits, ich denke schon, dass ich es mit euch aufnehmen kann. Denn so schwer ist das nicht. Nicht für mich.“ Mit diesen Worten setzte sich Seth in Bewegung und kam auf die Jäger zu, die daraufhin allesamt ihre Schusswaffen zogen und auf Seth richteten. „Nein!“ rief Yuu panisch und wollte losrennen, doch wurde er von Allen zurückgehalten, der ihn zurückschleuderte und sein Schwert in den Boden vor sich rammte, was den gewaltigen Bannkreis aktivierte. Der Innenhof wurde in ein rötliches Licht getaucht und Blitze zuckten. Mit einem Mal sank Seth in die Knie und schrie vor Schmerzen. Wieder wollte der Junge los und wieder wurde er von Allen zurückgehalten. „Sieh hin wie er leidet!“ verlangte der Jäger und packte Yuu an den haaren, hielt ihn so fest, dass er zu dem Dunklen sehen musste, der am ganzen Leib zitterte und unglaublich zu leiden schien. Allen grinste schon siegessciehr, doch dann ertönte wieder ein schallendes Lachen und der Dunkle erhob sich ohne irgendwelche Probleme. „Du denkst, du kannst mich mit diesem mickrigen Zauber aufhalten? Oder noch schlimmer, bändigen? Denkst du das wirklich?“ wieder ein dunkles, schallendes Lachen. von Seth und dann auf einmal eine erdrückende Aura die die meisten Jäger zu Boden zwangen. Die Luft begann zu flimmern wie sonst nur bei großer Hitze im Sommer. „Du musst noch sehr viel lernen, Jäger.“ Meinte Seth diabolisch grinsend, biss sich dann die Pulsader auf woraufhin schnell Blut über sein Handgelenk lief und zu Boden tropfte. „Ich werde dir zeigen, was wahre Magie ist.“ Sagte Seth nun und schuf ein Kreis aus Blut um sich herum, malte sich dann Runen auf beide Unterarme, auch mit seinem Blut. Dann sprach er in einer uralten, längst für den Menschen vergessenen, Sprache Formeln, die allein schon ausreichten um einem Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.
 

~~
 

It's coming around again and I've found somtimes that I sit

When I should get up and just walk away

Sometimes I pretend and act like I do

But don't listen to a word you say

And sometimes when I start talking out loud

Should just shut my mouth and walk away

Somtimes I feel like maybe it's real and think like nobody else

Too close to myself and suffocate
 

All this time, we've been mislead

...Does anyone care at all?
 

Sometimes I fall asleep and then I lose control

I try to find my way out without letting go

And will I lose my mind if it comes back this time?

If I don't turn out perfect will you be a friend of mine?
 

~~
 

Und dann kam das Grauen.

Man konnte es einfach nicht anders beschreiben.

Überall auf dem Innenhof taten sich Löcher auf, Löcher, die aus purer Finsternis schienen. Und aus ihnen kamen sie.

Die Dämonen.

Zweieinhalb Meter groß, auf zwei Beinen laufend. Doch sie hatten nur grobe Ähnlichkeiten mit Menschen, sie hatten zwei Arme, zwei Beine, zwei Augen, einen Mund. Damit hörten auch schon die Ähnlichkeiten auf. Die Haut der Dämonen war feuerrot, voller Schuppen, Krallen besetzte Hände, die Füße wie schuppige Pranken, lange spitze Fänge, listige Augen, spitze Hörner.

Alles in allem die erschreckendsten Kreaturen die die Welt je gesehen hat. Sie waren so abscheulich und erschreckend das ein Raunen durch die Menge der Jäger ging.

Zitternd blickte der Junge auf und sah zu Seth der seinen Arm nun hob und auf die Jäger deutete. Die Bestien reagierten sofort, alle sechs stürmten los, auf die Vampirjäger und zerfleischten sie auf grausamste Weise.

Allen zückte sein Schwert und stürzte sich einfach in den Kampf, auch wenn er wissen musste, dass es völlig sinnlos war. Diese Dämonen waren nicht von dieser Welt, kein Mensch vermochte sie zu töten.

Aus diesem Grund sank Yuu auch zitternd zu Boden und hielt sich die Ohren zu um diese grausamen Geräusche nicht mehr hören musste, diese Zerfleischen. Doch dann hob er den Kopf, blickte zu seinem Geliebten. Was war nur mit ihm geschehen? Was war mit Seth los, dass er so außer sich war? Allen hatte irgendetwas gesagt von ‚Dunkle Gabe‘, er erinnerte sich dumpf daran, dass Seth etwas derartiges gesagt hatte, etwas schlechtes. Aber er...er hatte ihm nicht gesagt, dass er selbst diese Fähigkeit, beziehungsweise Gabe hatte. „Seth.“ wisperte er leise den Namen des Dunklen, als auf einmal einer der Dämonen direkt vor Yuu erschien und ihn aus seinen listigen Augen anfunkelte. Er holte mit seiner Pranke aus, doch dann verschwanden sie. Alle mit einander. Nur noch er und Seth standen. Als sich Yuu umdrehte sah er nur noch leblose Körper. Als sich der Junge wieder zu dem Dunklen umdrehte war er nicht mehr 50 Meter weg, sondern direkt vor dem Japaner. Er starrte ihm mit seinen rubinroten Augen direkt in seine grüne. „Du bist also Yuu.“ Sagte er ruhig und packte den Jungen am Kinn, zog ihn brutal an sich heran. „Nur wegen einem Schwächling wie dir ist er so schwach geworden?“ Nun huschte ein amüsiertes Grinsen über das Gesicht des Dunklen. „Phantastisch. Aber sehr nutzlos. Dein Tod ist mein Ticket in die Freiheit.“ Raunte er gefährlich und holte mit seiner rechten Hand aus.

Die Gedanken des Jungen überschlugen sich förmlich. Dieser...seth, dieser andere Seth wollte ihn töten! Er musste es verhindern. Er wollte nicht sterben, er hatte Angst, Panik. Und dann tat er das, was ihm als einzige, mögliche Lösung blieb: Er schnellte nach vorne und versiegelte die Lippen des Dunklen mit seinen Eigenen und schloss seine Augen. Er wartete auf den Schmerz, doch dieser blieb aus.

Stattdessen spürte er wie sich zwei Arme sanft um ihn legten und ihn sanft in seine Arme schloss. Der Dunkle löste den Kuss und drückte Yuu an sich. „Verzeih mir,“ flüsterte Seth leise. „Verzeih mir, es tut mir so Leid. Ich....ich hätte es dir sagen sollen, ich hätte besser auf dich achten sollen, ich hätte schneller hier sein sollen, bitte, vergib mir Yuu.“ Begann der Dunkle auf einmal, erhielt jedoch nur ein leises Schluchzen als Antwort. Dennoch blieben seine Worte nicht ungehört. Die Arme des Jungen legten sich an seine Schultern und drückte Seth so an sich. Dann begann er schamlos zu weinen. Und Seth hielt ihn in seinen Armen. „Yuu,“ flüsterte er leise. „Lass uns nach Hause gehen.“ Aus tränengeröteten Augen blickte Yuu seinen Geliebten an, nickte dann jedoch und drückte sich an ihn. Vorsichtig hob Seth seinen kleinen Geliebten auf die Arme und verschwand im Schatten.

Standing At The Edge Of The Earth

Kapitel XXV Standing At The Edge Of The Earth
 

~~
 

I knew that this moment would come in time

That I'd have to let go and watch you fly

I know you're coming back so why am I dying inside

Are you searching for words that you can't find

Trying to hide your emotions but eyes don't lie

Guess there's no easy way to say goodbye

So I'll be standing at the edge of the earth

Hoping that someday you'll come back again

I'll be standing at the edge of the earth hoping for someday

Don't misunderstand what I'm trying to say

I don't want to let you leave this way

I want you to know that I stand right by your side
 

~~
 

Nachdenklich saß der ältere Vampir an seinem Bett und strich dem Jungen zärtlich über die Wange. Yuu schlief tief und fest, doch das war kein Wunder bei dem, was der Junge hatte alles durchmachen müssen. Seth war kaum in dem Wohnzimmer erschienen als er gespürt hatte, wie der junge Japaner in seinen Armen erschlaffte. So hatte er ihn kurzerhand in sein Bett gelegt und wartete nun an seiner Seite, dass er wieder aufwachte.

Dennoch war der Dunkle sehr besorgt um seinen Gefährten. Seine Haut war nicht blass, sie war mehr gräulich. Vielleicht von den Strapazen, vielleicht von den Drogen, doch wer wusste das schon? „Ach Yuu.“ Flüsterte er leise und beugte sich über den Jungen, hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Verzeih mir.“ Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem Yuus entfernt und er sah den jungen fast schon leidend an. Es tat ihm weh, ihn so zu sehen. Er hätte für ihn da sein müssen, er hätte ihn beschützen müssen. Doch was hatte er getan? Ein Jahr hatte er ihn den Vampirjägern überlassen. Ein Jahr, das so schrecklich für Yuu gewesen sein musste. Wie sollte er das nur wieder gut machen? Konnte er das überhaupt? Würde Yuu ihm je wieder vertrauen können? „ Ach Yuu, wach bitte wieder auf.“ Flüsterte er leise.

Doch der Junge ließ auf sich warten.

Ganze drei Tage und Nächte wachte Yuu nicht auf, wachte der Dunkle üben den Schlaf seines Schützlings und wartete tagein tagaus auf dessen Erwachen. Seine Sorge stieg von Tag zu Tag, doch nun, am Abend des vierten Tages öffnete Yuu langsam seine grünen Augen. Verwirrt darüber, wo er war setzte er sich auf, erblickte dann Seth und erneut füllten sich seine Augen mit Tränen. „Seth,“ wisperte der Junge leise und fiel seinem Gegenüber um den Hals. „I-ich...“ Sofort legte der Dunkle seine Arme um Yuu und drückte ihn so an sich. „Ssh~ Yuu, beruhige dich.“ Ertönte die ruhige Stimme des Dunklen. „Bitte, du musst dich beruhigen. Es ist alles gut, du bist wieder bei mir.“ Flüsterte der Vampir dem Jüngeren ins Ohr. „Und ich werde dich nie wieder gehen lassen.“ Sanft küsste er den Hals des Jungen und strich ihm beruhigend über den Kopf. „Ich bin da.“ Wiederholte er wieder um den aufgedrehten Japaner zu beruhigen. „A-aber! A-azumi!“ schluchzte Yuu. „Es ist alles in Bester Ordnung, sie ist hier.“ Sanft küsste er nun den Jüngeren. „Sie wartet darauf, dass du aufwachst. Sie hat sich solche Sorgen um dich gemacht.....und ich erst.“ Liebevoll strich Seth über die Wange des Jüngeren. „Ich lass nie wieder zu, dass so etwas geschieht, darauf gebe ich dir mein Wort.“ Sanft küsste er die Wange Yuus. „A-aber Seth....was, was waren das für Wesen? Du warst so anders, du wolltest mich töten, du hast alle getötet!“ Nun begann der Jüngere zu zittern, krallte sich in das Oberteil des Älteren. „Du hast mir Angst gemacht.“ Wisperte er leise. „W-war das die dunkle Gabe, von der du einmal geredet hast?“ flüsterte der Junge noch immer zittern.

Eine kleine Pause folgte dieser Frage, doch dann nickte der Vampir langsam. „Ja, es ist die dunkle Gabe.“ Bestätigte er leise. „Ich weiß, ich hätte es dir schon viel eher sagen müssen, aber ich....ich wollte nicht dass du es erfährst.“ Fragend sah der Junge den älteren Vampir an. „Aber wieso nicht?“ fragte er nun ganz leise. „Normalerweise....reagieren selbst Vampire anders, wenn es um die Dunkle Gabe geht,“ begann Seth zu erzählen. “Die meisten suchen schleunigst das Weite und wollen nichts mehr mit einem zu tun haben. Ich kann sie sehr gut verstehen, es ist nicht garantiert, dass ich diesen Fluch unter Kontrolle habe. Es kann gut sein, dass ich nun noch bei vollem Verstand bin und im nächsten Moment könnte ich zu einem wahren Monster werden.“ Yuu bemerkte, dass der Vampir leicht zitterte, anscheinend war es schon öfters vorgekommen, dass man ihn alleine gelassen und somit im Stich gelassen hatte. „Aber Seth,“ sprach der Junge nun sanft und strich dem Älteren sanft über die Wange. „Du weißt doch, ich bin anders als die anderen.“ Sanft und aufmunternd lächelte er den Dunklen an. „Ich liebe dich und du bist kein Monster, das weiß ich. Du bist ein aufrichtiger Mann, liebevoll und stark.“ Während der Japaner so sprach wurde er selbst rot und blickte beschämt zur Seite. „Ich werde dich nicht verlassen, Dunkle Gabe hin oder her.“

Erst blickte Seth nur etwas verdutzt in das Gesicht des Jüngeren, doch dann begann auch er sanft zu lächeln. „Danke, Yuu.“ Flüsterte er leise und beugte sich zu ihm nach unten, hauchte ihm einen zärtlichen und liebevollen Kuss auf die Lippen.

Nachdem er diesen gelöst hatte stand er auf und blickte zu seinem kleinen Schützling. „Komm, deine Schwester wartet sicher schon voller Sehnsucht auf dich.“ Sprach er lächelnd und erhielt ein leichtes Nicken von Yuu, der sich wackelig erhob und gleich wieder in die Arme des Dunklen kippte. „Ieeeeeee~“ nuschelte er und hielt sich leicht an Seth fest. „Komm, trink erst einmal von meinem Blut.“ Sprach Seth nun und machte seinen Hals frei. „Nimm dir so viel du brauchst.“ Das ließ sich der Japaner nicht zweimal sagen, zumal dieser Instinkt des Trinkens einfach präsent war. So beugte er sich zu Seth und biss ihm in den Hals, trank sein Blut. Es war so völlig anders wie das Blut eines gewöhnlichen Menschen, es schmeckte...viel reiner, besser. Und es durchströmte ihn viel mehr Kraft. Wohlig seufzend schloss er die Augen und genoss, wie das Blut seine Kehle herabronn, leckte er dann zum Schluss noch über die Wunde, nahm somit das letzte bisschen Blut auf, bevor sich die Wunde auch wieder schloss..

„Hnn~ danke.“ Wisperte Yuu leise und lehnte sich etwas gegen den Dunklen, genoss es, wieder in seinen starken Armen zu liegen. So lange hatte er darauf warten müssen. „seth~“ seufzte der Junge wohlig, spürte, wie sich die Arme des Dunkle um ihn schlossen und ihn an sich drückte. „Ich hab dich so vermisst.“ Fügte Yuu hinzu. „Ich dich auch, Kleiner.“ Hauchte der älterre Vampir, der sich zu Yuu heruntergebeugt hatte und ihm einen sanften Kuss auf die Wange hauchte. „Gehen wir lieber runter.“ Hauchte er dem Jüngeren ins Ohr. „Sonst kommen wir nie zu deiner Schwester.“ Nur sehr widerwillig und langsam löste sich der junge Japaner von dem Vampir und nahm gleich dessen Hand in Besitz, drückte diese leicht. „Na dann los.“ Sprach er lächelnd und so gingen die beiden nach unten, wo Azumi auf der Couch im Wohnzimmer saß und Fernseh sah. Doch als sie die Schritte hörte drehte sie sich um und strahlte Yuu freudig an. „Oniiiiii-chaaaaaaaaaaaan!“ rief sie und sprang sofort auf, fiel ihrem Bruder um den Hals. „Endlich bist du wach!“ Fest drückte das Mädchen ihren Bruder und wollte ihn gar nicht mehr los lassen. „Ich freu mich so, ich hatte schon solche Angst um dich! Und dein Freund erst!“ Nun musste sie grinsen und ließ von Yuu ab. „Ich hab gedacht derstirbt mir noch weg vor Sorge. Der konnte keine Minute ruhig sitzen! Und von deiner Seite wollte er auch nicht weichen! Die ganzen drei Tage und Nächte saß er an deinem Bett und hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Aber innerlich...du hast es total gespürt, ist er fast wahnsinnig geworden!“ Etwas ungläubig blickte der junge Japaner zu Seth hoch, der verlegen zur Seite sah und sich am Hals kratzte. Dennoch zierte ein leichter Rotschimmer die Wangen des Älteren, der sich daraufhin räusperte, da er förmlich das breite Grinsen Yuus spürte. „Ja, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ist doch auch normal, oder?“ fragte er leise nuschelnd, was Azumi und ihren Bruder nur noch breiter grinsen ließ. „Da hast du dir einen super Fisch geangelt!“ sagte Azumi und grinste von einem Ohr bis zum anderen. „Wirklich mal, gut aussehend, wohlhabend und noch dazu total süß!“ Sie konnte nicht anders und wuschelte dem Dunklen durch sein Haar, sodass es völlig zerzauste.

Nun lachte selbst Yuu, denn Seth schien nicht wirklich begeistert davon zu sein, wie sein Haar misshandelt wurde und die Schnute, die er dazu zog, war einfach köstlich. „Ach, Oni-chan, es tut gut, dich wieder lachen zu sehen.“ Sagte Azumi nun lächelnd und betrachtete ihn.

Zur Krönung des Abends entschlossen die drei, sich den Abend richtig schön zu entspannen, Azumi hatte sogar schon vorsorglich eingekauft, sodass sie sich bereit erklärte, für sie alle zu kochen, was sie auch gleich in die Tat umsetzte.
 


 

~~
 

Under the stairs and beyond your horizon

There lives a creature that wants to be free

Under your skin and beneath the dark water

There ascends a shining light secretly
 

Ah there is blood on the horizon

Ah and the flood comes in from the sea

Ah and a storm behind your eyes and

Ah there is no one left to see
 

~~
 

Langsam öffnete er seine Augen und blickte an eine aschgraue Decke. Dennoch schloss er seine Augen gleich wieder, denn er musste sich erst einmal sammeln um richtig aufzuwachen. Schließlich war er im Moment noch nicht einmal Imstande gewesen, klar und deutlich zu sehen.

Ein weiteres mal öffnete er seine Augen und drehte seinen Kopf, konnte er nun erkennen, dass er in einem fremden Bett lag. Was war eigentlich geschehen? So ganz konnte er sich nicht erinnern, weswegen er versuchte sich aufzusetzen. Wie gesagt, er versuchte es, denn er ließ sich mit einem lauten Stöhnen wieder zurücksinken und biss sich vor Schmerzen auf die Lippe. „Du solltest es ruhiger angehen, Allen,“ sprach eine ruhige Stimme von der Türe her, zu der Allen nun sah. „Meister?“ fragte er etwas überrascht, als er die Gestalt an der Türe erkannte. Erneut wollte er sich aufsetzen, doch wurde er von der Gestalt zurück gedrückt, die schnell auf das Bett zugegangen war. „Ich habe doch gesagt, dass du es nicht überstürzen solltest, du bist noch immer sehr verletzt. Der Angriff des Vampirs hat dir ziemlich zugesetzt.“ – „Vampir?“ fragte der Jäger und hielt sich leicht den Kopf. Stimmt, da war der Vampir gewesen. „Meister, Ihr hattet Recht, er besitzt die Gabe.“ Sprach Allen nun etwas aufgebrachter. „Er...er hat sie beschworen! Dämonen, richtige Dämonen! Keine Illusionen! Sie waren da! Sie haben geatmet, sie habe wirklich gelebt!“ – „Shh~ Ich habe es dir doch erzählt. Dieser Vampir ist gefährlich. Sehr gefährlich. Und das hat er nun bewiesen, wir müssen ihn loswerden. Und das schnell, sonst wird er die Welt ins Chaos stürzen, so wie es die Prophezeihung voraussagt!“ Die Stimme des Erzbischofs war ernst, aber dennoch ruhig. „Wir müssen schnell handeln, denn diese prophezeihung darf sich niemals erfüllen! Das Leben der Menschheit hängt davon ab.“ Der Vampirjäger schwieg betroffen. „Und aus diesem Grund habe ich dich herbringen lassen. Ich will, dass du dich so schnell wie möglich auf den Weg machst. Nimm dir die besten unserer Krieger und mach diesem Schrecken ein Ende! Dieser Auftrag hat höchste Priorität. Sämtliche Regeln sind dafür aufgehoben, du darfst nicht versagen, diese Mission ist von äußester Wichtigkeit, verstanden? Du darfst dich von nichts vom rechten Weg abbringen lassen! Von nichts und niemandem!“ Die Miene des Jägers verfinsterte sich, doch dann nickte er. „Verstanden.“ Sagte er und setzte sich langsam und vorsichtig auf. Kurz schaute er an sich hinunter, stellte fest dass seine Wunden zum Großteil schon geheilt waren. Nun jedoch hielt ihm der Erzbischof ein Glas mit roter Flüssigkeit entgegen. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Betonte er noch einmal und verließ dann den Raum. Kurz blickte Allen dem Mann hinterher, doch dann trank er das Blut, ging auf den Schrank zu und zog sich frische Kleidung an. Eine schwarze Hose, schwarzes Hemd, ein langer Mantel mit Kapuze dazu. Auf dem Mantel direkt über seinem Herzen befand sich das Wappen des Vampijägerclans. Ein Runenkreis mit den verschiedensten Symbolen. Kurz schloss Allen die Augen, doch dann zog er die Kapuze tief in das Gesicht und schritt durch die weiß marmorierten Gänge des großen Gotteshauses und suchte sich seine Anhänger zusammen.
 


 

„KYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH~~!“ Das Mädchen drückte Gesicht in das Kissen. „Mensch Azumi, schrei doch nicht so laut, das ist doch nur ein Film.“ Sagte Yuu lächelnd, während sich Seth das Ohr rieb. „Ich glaub ich bin taub.“ Meinte er wieder trocken und schüttelte den Kopf. „Aber es ist so gruselig~~!“ nuschelte Azumi, die nun wieder aufsah und auf den Bildschirm blickte. „Du musst ja nicht mitschaun, du kannst ja nach oben ins Bett.“ entgegnete ihr Bruder. „Alleine?!“ fragte Azumi entrüstet. „Vergiss es, jetzt hab ich schon eine Heidenangst, jetzt bleib ich auch hier!“

Erneut musste der ältere Vampir den Kopf schütteln, wobei er jedoch lächelte.

Vor den dreien auf dem Tisch stand eine rießige Menge an Essen stand. Azumi hatte ihnen wirklich ein wahres Festmahl gezeubert, dass auch unglaublich gut geschmeckt hatte. Nun waren die drei dabei den Abend mit einem schönen Horrorfilm ausklingen zu lassen. Gut, das Mädchen hatte sich mit Händen und Füßen gegen einen solchen Film gewehrt, aber am Ende war sie doch überstimmt worden, weswegen sie nur widerwillig dem Film beiwohnte, denn alleine oben bleiben wollte sie auch nicht.

Von den diabolischen Plänen des Vatikans ahnten die drei nichts.

Doch wie sollten sie das auch?
 

~~
 

Eh, ja, ein weiters Kapitel XD

Langsam entwickel ich eine richtige Story xD

Ich kann im Moment nur nich so viel schreiben, da ich mich mit der Bindehautentzündung rumschlagen muss

X_X

So was ist grausam und böse! Ò_ó

Hrr~ >_>

Naja, ich hoffe euch gefällt’s trotz der Kürze >____<;;;;;

Liebe Grüße °_°

Hisa-chan

Rusted From The Rain

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rusted From The Rain - Zensiert -

Nach dem Film war Azumi recht schnell eingeschlafen, sodass die beiden Vampire wieder zeit für sich hatten. Nebeneinander standen sie auf dem Balkon und blickten auf den verwunschenen Wald herab, in dem immer mehr kleinere Lichter erstrahlten.

Seth stand sehr nahe bei dem jungen Japaner, was diesem sichtlich gut tat.

"Ich bin wirklich froh, dass du gekommen bist." Die Stimme des jüngeren war leise, um die Stille nur soweit zu durchbrechen, wie ötig war.

"Ich hätte dennoch viel früher da sein müssen. Ein Jahr ist eine sehr lange Zeit." sprach Seth etwas bitter. Einen Moment lang blickte der ältere auf de Wald, doch dann löste er den Blick und sah Yuu dafür in die Augen.

"Ich hab so viele töten müssen." wisperte der Junge leise, seine Stimme, wie auch seine Hände begannen zu zittern. "Es...es war so schrecklich." Nun biss sich Yuu fest auf die Lippe und senkte seinen Kopf etwas. "Ist okay." sprach Seth sanft und legte seine Arme um seinen Geliebten und drückte ihn so sanft an sich. Leise schluchzte Yuu nun, doch dann krallte er sich an den älteren und schluchzte wieder leise.

So sehr hatte er auf diesen Moment gewartet, dass Seth ihn einfach in die Arme schließen würde und mit ihm das Gefühl von Geborgenheit teilte.

Der Dunkle beugte sich vorsichtig zu dem Jüngeren herunter und gab ihm einen sanften, aber liebevollen Kuss. Nie wieder wollte er dieses Gefühl vermissen. Nie wieder.

Yuu spürte, wie Seth seine hände über seinen Rücken gleiten ließ, wie dessen Finger unter sein Shirt wanderten und einzeln jeden Wirbel wieder nach oben strich. Wohlig seufzte der Junge und schiegte sich an die Brust des Dunklen und schloss seine Augen.

Kurz darauf nahm er das seltsame Gefühl wieder in seiner Morgengegend wahr und als der Japaner wieder die Augen öffnete, befanden sie sich in Seth's Schlafzimmer. Rückwärtsgehend steuerte Yuu auf das bett zu und wurde dann von Seth mit sanfter Gewalt auf dieses gedrückt. Der Dunkle beugte sich über Yuu und gab ihm einen erneuten, sanften und innigen Kuss.

Die Hände des Älteren strichen erneut unter das Shirt des jungen Japaners und zog dieses schließlich ganz aus.

Auf der brust des jüngeren waren mehrere, kleinere Narben zu erkennen; Zeugen des vergangenen Jahres.

Seth beugte sich erneut über den kleineren und begann jede einzelne Narbe mit einem sanften Kuss zu liebkosen. Yuu seufzte leise wohlig auf und genoss sichtlich diese Zuneigung. Mit seinen freien Händen strich er über die Schultern Seth's und schließlich über dessen Rücken. Langsam knöpfte Yuu das Hemd des Dunklen auf und striff es ihm etwas über die Schultern, strich dann über die Muskeln.

Der Duft des Dunklen betörte ihn und ließ ihn diese Situation och schöner werden. Er fühlte sich endlich wieder gut.

Er war zu Hause.

Bei Seth.

.

Yuu kuschelte sich gleich an den erhitzten Körper des älteren Vampirs und schloss die Augen. "Ai shiteru~" wisperte der Junge erschöpft, spürte, wie Seth einen arm umm ihn legte und ihn so an sich zog. "Ai shiteru mo." war die sanfte Antwort, die Yuu schließlich völlig in den Schlaf abdriften ließ.
 

Am nächsten Tag wachte Yuu weit nach Sonnenaufgang auf. Verschlafen blinzelte er einige Male, bevor er sich wieder an das Etwas kuschelte, an dem er schon die ganze Zeit hing.

Kurz öffnete Yuu wieder die Augen und blickte das Etwas an, an das er sich kuschelte: Seth.

Ein sanftes Lächeln umspielte Yuus Züge, als er an die vergangene Nach dachte und strich Seth sanft über den Oberkörper und seufzte wohlig.

der Ältere war wirklich unheimlich süß, wenn er schlief, dachte Yuu und schloss seine Augen wieder und wartete darauf, dass Seth aufwachte.

Als sich der Dunkle dann nach einiger Zeit etwas regte öffnete der Japaner die Augen und sah seinen Geliebten liebevoll an, als dieser verschlafen die Augen öffnete.

"Guten Morgen~" sprach Yuu lächelnd und gab seinem geliebten Vampir einen liebevollen Kuss. "Morgen~" kam die genuschelte Antwort von Seth, der scheinbar nnur langsam in die Gänge kam, weswegen Yuu ihm auch zärtlich über die Brust strich. "Was hälst du davo, wenn wir duschen und dann mit Azumi frühstücken gehen?" fragte Yuu und der Dunkle nickte. "Können wir gerne." meitne Seth und lächelte verschlafen.

"Aber du?" begann Yuu nun ernster. "Hm?" fragend sah Seth den jüngeren an. "Wegen....wegen der dunklen Gabe..." begann Yuu unschlüssig, er wollte nicht die Stimmung vermiesen, weswegen er hilfesuchend in Seth's Augen sah, in denen er jedoch keinen Vorwurf fand, weswegen er fortfuhr. "Du hast gesagt, dass du..'es' icht sicher kontrollieren könntest, aber was ist 'es' eigentlich? Und wieso ist die Gabe so gefährlich?"

Nun stützte Seth seinen Kopf mit der Hand auf. "Die dunkle Gabe ist eigentlich gar keine Gabe. Sie ist mehr ein Fluch. Ein Fluch, der von dir Besitz ergreift und in dir eine eigene Persönlichkeit entwickelt." begann der Dunkle zu erklären. "Eine eigene Persölichkeit?" wiederholte Yuu ungläubig, doch Seth nickte. "Ja, eine Persönlichkeit. Es wird zu deiner anderen Seite, das Böse in dir" sprach er und blickte in Yuus Augen.

"Sie gibt mir unglaubliche Kraft. Kraft, Dämonen zu beschwören und zu kontrollieren. Doch sie versucht stets die Kontrolle über den Körper zu ergreifen und ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Meine andere Seite ist skrupellos und brutal. Jede Sekunde ist sie präsent und versucht die Kontrolle über meinen Körper zu ergreifen. Und wenn ich ihre Kraft in Anspruch nehme, dann ist das sehr gefährlich. Wenn ich nicht aufpasse überrennt sie förmlich mein normales Ich." sprach Seth und Yuu hörte ihm aufmerksam zu.

"Aber wieso? Ich versteh nicht, wie sie überhaupt von die Besitz ergreifen konnte." murmelte der Japaner verwirrt.

"Man sagt, dass die dunkle Gabe ein Geist sei, ein rachsüchtiger Geist eines mächtigen Schwarzmagiers. Und er hat von mir Besitz ergriffen weil ich früher voller Hass war. Da war der unbändige Hass auf meine Eltern, auf die ganzen Menschen, sodass ich eine leichte Beute für ihn war. Und das wäre ich auch, wenn ashriel ich nicht mitgenommen hätte und mir gezeigt hätte, dass es auch noch andere Dinge im Leben gab, nicht nur Hass."

Yuu nickte nachdeklich und kuschelte sich an Seth's Brust. "Auf jedenfall hast du mir echt Angst gemacht." murmelte er leise und spürte Seth's weiche Lippen auf seiner Stirn.

"Na komm, gehen wir duschen." sprach er lächelnd und Yuu nickte, stand dann auf, wurde jedoch von Seth auf die Arme gehoben und in die Dusche getragen.
 

Die beiden duschten ausgiebig, bevor sie sich anzogen und nach unten gingen, zu Azumi, die auch schon wach war. "Guten Morgen~!" meinte sie freudestrahlend und drückte Yuu etwas. "Wir wollten frühstücken. Gehst du mit?" fragte Yuu und Azui ichte. "Ja, klar! Ich hab totalen Hunger!" rief das Mädchen, so gingen die drei zu Seth's Wagen und fuhren in die Stadt.
 

-------

So, endlich mal wieder ein kapi, aber mal wieder ist meine Liebe zu der FF geweckt, ich schreib auch schon am nächsten Kapi weiter und so viel verrat ich, es geht um Allen ;)
 

Grüße

Hero

Kapitel XXVII Hero
 

~~
 

I'm just a step a away

I'm just a breath away

Losing my faith today

-Falling off the edge today-

I am just a man

Not superhuman

-I'm not superhuman-

Someone save me from the hate!
 

~~
 

Allen starrte stur aus dem Fenster des Zuges, sah, wie die nadelbäume an ihnen vorbeipreschten. Mit einem leisen Seufzer blickte er er auf seine Uhr.

Noch zwei Stunden, dann würden sie Budapest erreichen. Dort hieß es Umsteige und weiter Richtung Deutschland und schließlich nach England.

Sicher, die sechs Vampirjäger könnten auch fliegen, doch der Erzbischof hatte die Reise mit dem Zug angeordnet. Wahrscheinlich damit er sich noch erholen konnte, dachte Allen seufzend.

Kurz schüttelte er den Kopf, bevor er seine Augen schloss und unbemerkt in eine Traumwelt abdriftete.
 

Tiefstes Mittelalter.

Rasselnd hörte er seinen eigenen Atem.

Der etwa 14 jährige Allen lag auf dem Boden eines alten Bauernhauses. In seiner eigenen Blutlache.

Er wusste gar nicht, was wirklich geschehen war, da war der Fremde gewesen, mitten in der Nacht, in dem Haus seiner Eltern. Kurz darauf hatte der junge Schreie gehört und war nach unten, in das Wohnzimmer. Sein größter Fehler. Er hatte seine Eltern dort liegen sehen, dann hatte er noch einen stechenden, heftigen Schmerz in seiner Brust gespürt und dann war da ein Filmriss.

Tränen liefen über die Wangen des Jungen, pure Angst spiegelte sich in seinem Blick wieder.

Er lag etwa einen Meter vor dem reglosen Körper seier Schwester, die ihn aus toten, weit aufgerissenen Augen aus anstarrte.

Ein leises Keuchen entfloh Allens Kehle. Er konnte sich nicht regen, seine Glieder waren viel zu taub und ihm fehlte auch einfach jegliche Kraft.

Doch sein Keuchen blieb nicht ungehört.

Allen hörte wieder das Geräusch von schweren Stiefeln auf dem alten Holzboden, die sich ihm näherten. Verzweifelt keuchte der Junge wieder auf, als er den Mörder seiner Familie hörte. "Du lebst noch, was?" Er spürte, wie der unbekannte Angreifer ihn mit seinem Fuß anstieß udn so auf den Rücken drehte.

Gequält stöhnte der junge Allen auf, als sich der Holzsplitter tiefer in seinen Oberkörper bohrte.

Er wollte endlich sterben. Er wollte, dass die Schmerzen ein Ende nahmen, dass er seiner Familie in den Himmel folgen konnte.

Doch anstatt dass der tod kam und ihn holte spürte er, wie etwas warmes, flüssiges in seine Mund tropfte. Blut.

Er wollte die Flüssigkeit wieder ausspucken, doch es ging nicht, ihm fehlte die Kraft. Und irgendetwas in ihm sagte, dass er das Blut nicht trinken durfte. Doch was blieb ihm anderes übrig? Er konte nicht anders und schluckte das Blut um wieder atmen zu können.

"Du wirst Leben." hörte er den Fremden und erneut füllten sich seine auge mit Tränen. Dann verschwand der Angreifer einfach. Er ging nicht einfach, sondern von einem Lidschlag auf den anderen war er eifnachverschwunden und ließ ihn zurück.

Alleine.

Mit einem Mal spürte er den Schmerz, als ob jeder Knochen einzeln brach.

Dennoch war Allen nur zu einem leisen Schmerzensschrei imstande. Die Verwandlung schien ewig anzudauern, ohne Ende, ohne Erlösung.

Aber dann, zwischen all dem Schmerz konnte Allen wieder Schritte hören. Schritte von mindestens zwei Personen und diese näherten sich ihm schnell.

Langsam öffnete er die Augen und sah, wie ein Priester in den Raum trat. Schockiert von den drei Leichen in dem Raum, bis sein Blick zu dem Jungen glitt, der noch immer atmete, jedoch unglaubliche Schmerzen zu haben schien.

Der Priester stürzte sofort auf Allen zu, doch kurz bevor er ihn erreicht hatte, zögerte er und ein weiterer Mann betrat den Raum und sah Allen an.

"Du musst das Monster töten!" konnte Allen deutlich von dem Mann hören.

Und erneut spürte er die unbändige Angst, Monster? Er? Panisch blickte er zudem Priester, der einen Dolch zückte, doch erneut zögerte. "Töte ihn, es ist zu spät, du kannst ihn nicht mehr retten!" Der Priester sah kurz zu dem anderen Mann, dann wieder zu Allen, der ihn fast schon flehend ansah.

Als sich der Priester etwas über ihn beugte und zustechen wollte sah Allen den Rosenkranz, der um den Hals des Priesters hing und mit letzter Kraft hob er seie Hand zu dem Kreuz und berührte dieses.

Erneut liefen Tränen über die Wangen des Jungen und dann sah er, wie der Priester den Dolch wegsteckte und zu Allen sah und sanft lächelte. "Ganz ruhig," sprach der Priester sanft. "ich bin Alec, ich werde dir helfen."

Mit diesen Worten verließen Allen nun vollends die Kräfte und er verlor das Bewusstsein.
 

"Allen, wach auf!"

Mit einem Mal war der Angesprochene wach und blickte sich um, sah dann in das Gesicht seines Kollege. "Wir erreichen Budapest." erklärte der Vampirjäger und drehte sich um, nahm sein Gepäck.

Allen hingegen blieb noch sitzen, strich sich über die schweißbedeckte Stirn und atmete tief aus.

Er hatte die ganzen zwei Stunde durchgeschlafen und von seiner Vergangenheit geträumt.

Mit einem Ruck hielt der Zug schließlich an, was auch Allen nun dazu bewegte aufzustehen und sein Gepäck zu nehmen.

Bevor sie auf das Gleis traten zogen alle sechs noch einmal ihre Kapuzen tiefer ins Gesicht. Auf dem Bahgleis war recht viel los und Allen sah sich zur Orientierung um, deutete dann wortlos auf ein anderes Gleis und so setzten sich die sechs in Bewegung. Auf dem gleis angekommen setzte sich Allen auf eine Bank und schloss die auge. Es war lange her seitdem er das letzte Mal von damals geträumt hatte.

Aber den Priester von damals hatte er niemals vergessen.

Erneut drifteten Allens Gedanken ab.
 

Ein leises Schluchzen war auf dem langen, dennoch verlassenen Gang zu hören. Allen saß in einem der gemauerten Fenster, zusammengekauert und weinend. Wie jeden Tag hatte ihn die anderen Lehrlinge gehänselt und auf's übelste beschimpft.

Seit einem Har unn war er in der Kirche, als Lehrling. Er wollte ebenfalls Vampirjäger werde, wie Alec, der sein Leben gerettet hatte. Obwohl Allen selbst ein Vampir war.

Das war auch der Grund, warum ihn hier niemand, mit Ausnahme von Alec, akzeptierte. Weder die anderen Lehrlinge, noch die Lehrmeister.

Alec sagte dann immer, dass sie sich nur fürchteten, aber das machte das tägliche Martyrium des Jungen nicht besser.

Wieder wusch sich Allen die Tränen weg und zückte den Dolch, den er immer bei sich trug. Er wüschte sich, dass der Vampir ihn damals einfach getötet hätte. Er wollte nicht leben. Nicht so.

Wieder wollte sich Alle wie so oft selbst verletzen um den Schmerz und die Trauer zu vergessen, doch da spürte er eine ruhige Hand, die seine dennoch bestimmend umgriff. Ängstlich blickte Allen auf und sah in die sanften Gesichtszüge von Alec, der ihm nun das Messer aus der Hand nahm.

"War es heute wieder so schlimm?" fragte Alec und setzte sich neben seinen Schützling, der schniefte und nickte. "Na komm her." flüsterte Alec leise und legte seine Arme um Allen und drückte ihn so tröstend an sich. "Es stimmt schon, du bist anders, du bist ein Vampir, aber weißt du was viel wichtiger ist?" ein fragendes Augenpaar blickte zu dem Priester. "Du bist einer von uns. Das ist viel wichtiger. Du bist einer von uns und mir ist es egal, ob du ein Vampir bist oder nicht. Du hast dich für unsere Seite entschlossen. Und das macht dich einzigartig." meite der Priester. "Ich bin mir sicher, dass du eines Tages großes vollbringst." ein aufmunterndes Lächeln.
 

Langsam öffnete Allen seine Augen und das gerade im richtigen Moment, da der Zug in dem Moment einfuhr. "Etwas großes, hum?" murmelte Allen leise zu sich selbst, doch ein Vampirjäger neben ihm sah ihn fraged an, woraufhin Allen nur den Kopf schüttelte und aufstand.

Allen und die anderen Vampirjäger betraten den Wagon, der extra für sie reserviert worden war und verstaute ihr Gepäck in denen dafür vorgesehene Stützen über den Sitzen. Kaum hatten sie sich gesetzt glitt Allens Blick wieder nach draußen aus, dem Fenster. Schweigend betrachtete er die meschen auf dem Gleis, die sich begrüßten oder verabschiedeten, ein- der ausstiegen. Fast eine Ewigkeit schienen sie dort zu stehen, bevor sich der Zug mit einem Ruck in Bewegung setzte.

Leise seufzte Allen, blickte weiter nach draußen, wie der Bahnhof immer kleiner wurde und schließlich ganz verschwunden war.

Die Vapirjäger saßen schweigend zusamen wie immer, doch Allen spürte, dass es zum Teil auch an seiner Anwesenheit lag.

Aus diesem Grund stand der Vampir auch nach einiger Zeit auf und verließ den Wagon. Er durchquerte einige wagons voller ärmlich gekleideter Mensche, bis er spürte, wie etwas seinen Mantel festhielt. Stirnrunzelnd drehte sich der Vampirjäger um und blickte etwas nach unte es war ein kleiner Junge, vielleicht sieben Jahre alt, der seinen Mantel festhielt und ihn mit großen Augen ansah. Die Kleidung des Junge verriet Allen, dass das Kind wohl am Rande der Existez lebte. Dann ischte sich eine ebenso ärlich gekleidete Frau ein, die sich vielmals für ihren Sohn etschuldigte und versuchte, eben diese dazu zu bringen, Allens Mantel loszulassen. Eindeutig hatte die Frau Angst voor dem Vampirjäger, denn sie entschuldigte sich immer weiter, als ihr Sohn den Mund aufmachte.

"Ich will auch so gut gekleidet sein wie du." sprach er mit einem Mal. "Du verdienst sicher viel, oder? Wir haben meistens nichts zu essen....aber ich will mal genauso werde wie du! Aber ich werde das sicher nicht können, ich kann nämlich nicht zur Schule" meinte das Kind und ließ Allens Mantel los. Dieser jedoch betrachtete das Kind noch weiter und drehte sich schließlich ganz zu ihm um und ging auch noch in die Hocke, sodass er mit dem Jungen auf Augenhöhe war und zog seine Kapuze herunter. "Wenn du etwas willst, dann kannst du das auch erreichen. Als ich so klein war wie du war ich auch arm. Eine Schulbildung bekam ich erst mit 14 Jahren." sprach Allen, fast schon sanft. "Mein Lehrer sagte mir stets, dass ich alles geben sollte für das, was ich erreichen will. Es war zwar ein langer und harter Weg, aber das sind alle Wege. Wenn du etwas ganz fest willst, dann kannst du es auch erreichen." meinte der Vampirjäger und nahm eine Kette mit einem Kreuz aus seiner Tasche und hängte sie dem Jungen um, stand dann auf und wuschelte ihm durch die Haare, bevor er auch diesen Wagon verließ.

Er ging durch viele Wagons, bis er schließlich auch den letzten verließ und sich von außen an den Wagon lehnte und daran hinabsak und sich so setzte.

Sein Atem ließ kleine weiße Wölkchen vor seinem Gesicht aufsteigen, es war definitv Winter geworden. Kurz rieb er die Hände aneinander obgleich ihn die Kälte nicht störte. Aber es weckte wieder die Erinnerung in ihm.

Er war damals 17 Jahre alt, jedenfalls äußerlich, wahrscheinlich jedoch war er schon über 20 gewesen, als er Alec das erste Mal auf eine Mission begleiten durfte. Er hatte sich richtig auf diesen Tag gefreut, nun war er gekommen.

Sie hatten damals in einer Kutsche gesessen, es hatte geschneit...
 

Es war recht kühl, was wohl an dem frischen Schnee lag. "Ist es noch weit?" fragte Allen und blickte zu Alec, der den Kopf schüttelte. "nein, ich schätze noch etwa zehn Minuten. Bist du nervös?" fragte Alec lächelnd, woraufhin alle ehrlich den Kopf schüttelte. "Nein, ich bin völlig ruhig." sprach er zur Bestätigung. "Das ist gut, du wirst deine Kraft und Ruhe sicher brauchen." Nun nickte Allen und blickte nach draußen, sah, wie der Schnee dichter fiel. "Das Wetter hilft uns, einen kühlen Kopf zu bewahren." - "Ja und ich denke, dass das auch nötig ist." murmelte Allen leise.

Er hatte irgendwie ein ungutes Gefühl im Magen, was er auch Alec mitteilte, der ihn nicht auslachte, sondern ernst ansah. "Okay, dann werden wir besonders aufpassen." sprach Alec ernst.

Er nahm es sich immer zu Herzen, was Allen sagte, er fühlte sich schon wie ein Vater für ihn.

Schließlich hatten sie ihren Bestimmungsort erreicht und kurz darauf sahen sie auch den Vampir: dieser war hochgewachsen, hatte schwarzes, langes Haar und kalte, goldene Augen.

Allen sah, wie der Vampir wohl ein ganzes, nahegelegenes Dorf auslöschen wollte, als sich Alec ihm in den Weg stellte.

"Sieh an, ein Priester." ertönte die kalte Stimme des Vampirs. "Denkst du etwa, dass du ich aufhalten könntest? Du bist ein Mensch." - "Ein Mensch, der die Kraft hat, dich zu vernichten. Wie lautet dein Name?" verlangte Alec und blickte dem Vampir fest in die Augen. "Seth." war die kurze Antwort. "Dann bist du der, den ich suche." Mit diesen Worten griff Alec seine Waffen und stürzte auf den Vampir zu, der düster lächelte.

Dann ging für Allen alles sehr schnell. Der Vampir wich den Angriffen Alecs ohne Probleme und fast schon spielerisch aus und das flaue Gefühl in Allens Magengegend nahm zu. Er konnte nicht mehr. Allen stürzte aus seiner Deckung. "Alec, geh da weg!" rief er laut und panisch, aber zu spät. Die Erde riss an einigen Stellen auf und wahrhaftige Dämonen erschienen aus den Spalten.

Einer direkt vor Allen. "Allen!" hörte er den Ruf seines Lehrmeisters, der auf ihn zu gestürmt kam und ihn doch niemals erreichte. Denn auf halben Weg wurde Alecs Brust von einer Dämonenklaue durchbohrt.

Allen schrie entsetzt auf, musste mitansehen, wie Alec zu Boden ging, bevor er sich aus seiner Starre löste und auf Alec zurannte. Den letzten Meter schlitterte Allen auf Knien über den Schnee und zog dann Alecs Kopf vorsichtig in seinen Schoß, versuchte die Blutung zu stoppen.

Tränen liefen über seine Wangen und brannten wie Feuer "Alec!" rief er und blickte in die matten Augen seines Freundes. Dieser lächelte sanft und legte seine Hand an Allens Wange "Hab ich nicht gesagt, dass du nicht mehr weinen sollst?" fragte er sanft und ohne Vorwurf in seiner Stimme. "Ich weine nicht! Und jetzt hör auf zu rede, ich helfe dir! Du musst ruhig bleiben!" sprach Allen panisch, doch Alec schüttelte den Kopf. "Meine Zeit ist gekommen. Du musst jetzt beweisen, dass du auch ohne mich zurecht kommst." flüsterte Alec. "Nein, nein, ich komm nicht ohne dich klar! Du musst mir noch so vieles zeigen! Ich schaffe das nicht ohne dich!" - "Oh doch, das schaffst du, da bin ich mir ganz sicher." Mit letzter Kraftlöste Alec den Rosenkranz um seinen Hals und gab diesen Allen. "Du schaffst das schon, ich bin stolz auf dich." flüsterte er leise, bevor er die Augen schloss und seine Hand leblos zurückfiel.
 

~~

The countdown begins to destroy ourselves

I need a hero

To save me now

I need a hero -save me now!-

I need a hero to save my life

A hero'll save me -just in time-

I need a hero to save my life

I need a hero just in time

Save me just in time

Save me just in time

Who's gonna fight for what's right?

Who's gonna help us survive?

We're in the fight for our lives

-And we're not ready to die-

Who's gonna fight for the weak?

Who's gonna make them believe?

I've got a hero - living in me!

I've got to fight for what's right!

Today I'm speaking my mind

And if it kills me tonight

-I will be ready to die-

A hero's not afraid to give his life

A hero's gonna save me just in time
 

~~
 

Seth war schon längst verschwunde, doch das nahm Allen alles gar nicht wahr. Sein Blick war auf den Körper seines Ziehvaters gerichtet.

Nur sehr langsam began Allen zu realisieren, was geschehen war. Und als diese Erkenntnis völlig zu ihm durchgedrungen war, schrie Allen seine ganze Verzweiflung und Trauer aus sich heraus.

Tagelang saß er regungslos bei Alecs Leiche im Wald und starrte leer auf den Körper vor sich. Er reagierte auch nicht, als ein Suchtrupp zu ihm kam und ihn nach einiger Zeit von Alec wegzerrte, den man vorsichtig in eine andere Kutsche trug, wie man Allen brachte.

Doch selbst in der Kutsche starrte Allen leer vor sich hin.

Seth.

Dieser Name hallte laut in seinen Ohren wider, spukte in seine Kopf herum.

Er würde diese verfluchten Vampir in die Hölle schicken. Er selbst würde ihn töten. Allen spürte in sich diesen unbändigen Hass, Hass, der einfach alle anderen Gefühle verdrängte.

Purer, grenzenloser Hass.
 

Allen atmete tief ein und öffnete die Augen. Es hatte zu schneien begonne, wie er feststellen musste.

Kleine, weiße Eiskristalle fielen vom Himmel. Mit einer Hand tastete er nach dem Rosenkranz um seinen Hals und blickte auf das Kreuz, an dem man noch immer das schwarze, getrocknete Blut von Alec sehen konnte.

"Du bist heute so abwesend." ertönte eine Stimme neben Allen, der seinen Kopf drehte und einen seiner Kollegen sah. "Du redest noch weniger als sonst und bist wie weg getreten." sprach Kyle und ging zwei Schritte und stützte sich dann auf das Holzgeländer, blickte in den grauen Himmel.

Allen hingegen streckte seine Hand aus und blickte zu den Schneeflocken, die auf seinen Handschuh flogen und dort nicht zu schmelzen schienen.

"Es liegt am Wetter." sprach Allen dann ruhig und Kyle drehte sich zu ih um. "Na komm, drinnen wird gerade Suppe verteilt. Ich kann mir vorstellen, dass das bei der Kälte auch dir ganz gut tut, hab ich Recht?" Allen sah zu dem anderen auf und blickte dann wieder auf die Schneeflocken auf seiner Handfläche, bevor er leise seufzte und die Hand zur Faust ballte und aufstand. "Wahrscheinlich hast du Recht." meinte Allen ruhig und blickte zu Kyle, der lächelnd nickte und den Wagon betrat, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Allen ihm folgte.

Der Vampir drehte sich im Türrahmen noch einmal um und blickte nach draußen, wo sich immer mehr kleine weiße Flöckchen in der Luft tummelten, bevor er endgültig in den Wagon trat und die Türe schloss.

Hier drinnen erst bemerkte er, wie kalt es doch draußen gewesen war. So rieb er leicht seine Hände aneinander und folgte Kyle in ihren Wagon, wo eine Frau gerade die heiße Suppe verteilte, die alle dankend annahmen. Selbst Allen.

Draußen senkte sich auch langsam die Nacht herab, sodass sich die Vapirjäger nach dem Essen auch hinlegten. Auch Allen legte sich schlafen, doch anders als die anderen schlief er nicht sofort ein, sondern blickte noch einige Zeit aus de Fenster, wo der Mond die dichten Wolken beleuchtete.

Nicht mehr lange, dann würde er seine Rache bekommen, dachte Allen, bevor auch er die Augen schloss und einschlief.
 

---------------

So dele, und wieder ei Kapitel °_° Mit einer Tastatur, die nicht richtig funktioniert und mir deswegen sämtliche Nerven raubt °_________°;

naja, wie gesagt, ein Kapi über Allen.

Ich finde er ist ein ziemlich schwieriger Chara weil er einerseits nicht der totale Killer sein soll, sondern auch Gefühle haben soll, andererseits aber auch gefühjllos erscheinen soll X_X

Ich finde das Kapi wichtig, seine Person zu verstehen und mag das Kapi auch :3
 

Der englische Liedtext ist von de genialen Lied "Hero" von Skillet.

Ich vergöttere es °_°
 

Und vielen Dank an meien treuen Kommischreiber, die trotz solanger Pause noch meie FF lesen ;O; Ihr seid Hamma! ;O;<3

The Night Of The Great Ball

The Night Of The Great Ball
 

Kapitel XXVIII The Night Of The Great Ball
 

Nach dem Frühstücken waren die drei noch zu einem gemeinsamen Spaziergang durch den Park aufgebrochen. In diesem war noch nicht wirklich viel Betrieb, schließlich war es Montagfrüh, sodass der Großteil der städtischen Bevölkerung arbeiten oder zur Schule musste. Nur vereinzelt konnte man etwas ältere Menschen sehen, die genauso einen Spaziergang genossen.

Es war Frühling, doch dieser Tag schien etwas wärmer zu sein, als die vergangenen Wochen. Vielleicht lag es daran, dass es die Sonne seit 14 Tagen das erste Mal geschafft hatte, die dichte, graue Wolkendecke zu durchbrechen und so etwas Wärme zu spenden.

"Onii-chan?" begann Azumi nun, die einige Schritte vor Seth und Yuu lief und sich somit zu ihnen umdrehen musste. "Übermorgen ist Abschlussball an der Schule." Yuu blickte seine Schwester überrascht an. "Schon?" fragte er, schüttelte jedoch gleich wieder den Kopf. "Dann brauchen wir noch ein Kleid für dich!" sagte er und lächelte. "Und einen Anzug für dich." fügte Seth hinzu. "Und ich weiß auch, wo wir das alles bekommen." Mit einem Fingerdeut bezeichnete Seth eine recht noble Boutique. "Die Kleidung von dort ist wirklich gut, auch von der Qualität her."

Azumi war natürlich gleich hin und weg, weswegen das Mädchen auch schnurstracks auf die Boutique zutänzelte. Allein Yuu blickte skeptisch zu Seth. "Aber das sieht so furchtbar teuer aus." murmelte er leise und griff nach Seth's Hand. "Du solltest doch langsam wissen, dass ich Geld wie Heu habe." antwortete der Dunkle lächelnd doch Yuu blieb skeptisch. "Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, sieh doch, wie sich Azumi freut." meinte Seth und blickte seinen kleineren Begleiter fast schon beleidigt an. "Okay, weil du es bist und du nicht so eine Schnute ziehen sollst." meinte Yuu lächelnd und ging nun auch mit ihm zu Azumi, die sich förmlich die Nase an dem Schaufenster platt drückte.

Alle drei betraten dann das Geschäft, in dem sie die Verkäuferin gleich in Empfang nahm. Seth zählte dann kurz auf, was sie alles benötigten und die Verkäuferin nickte, rief dann ihren Kollegen für Yuus Wunsch und ging mit Azumi zu den Ballkleidern.

Die beiden Vampire folgten währendessen dem Verkäufer in das Obergeschoss in die Männerabteilung.

„Ich weiß gar nicht ob mir so ein Ding steht.“ Murmelte Yuu nun und drückte Seth’s Hand etwas fester. „Ach quatsch, jedem steht ein Anzug, glaub mir.“ Entgegnete Seth lächelnd und erklärte dem Verkäufer dann den Anlass. So konnte der Mann gezielt einige Anzüge in den Farben schwarz, grau und beige heraussuchen. Etwas hilflos blickte der junge Japaner dann zu seinem älteren Begleiter auf. „Was meinst du?“ fragte er etwas leise. „Hrm, ich denke wenn dann schwarz oder grau, beige sieht so…..naja, du weißt schon.“ Antwortete Seth grinsend. Kurz nickte Yuu und nahm dann auch erst einmal den schwarzen und verschwand in der Umkleidekabine. Ganze fünf Minuten später kam Yuu wieder aus der Umkleide und blickte noch hilfloser zu Seth. „Ich weiß nicht.“ Meinte der junge Vampir etwas schüchtern und betrachtete sich selbst im Spiegel. „Also ich finde, dass es dir steht.“ Sprach Seth und betrachtete seinen Geliebten einmal von unten nach oben, nickte dann jedoch. „Ja, mir gefällt es, aber du kannst noch den grauen anprobieren, vielleicht steht er dir besser.“ Schlug er vor und Yuu nahm sich als Antwort den grauen Anzug und verschwand abermals in der Umkleidekabine.

Als er dieses Mal wieder nach draußen kam blickte Seth ihn etwas skeptisch an. „Naja,“ begann er und kratzte sich etwas am Kopf. „Ich glaube der Schwarze stand dir besser.“ Meinte er und blickte kurz zu dem Verkäufer, der zustimmend nickte. „In der Tat, der schwarze Anzug stand Ihnen deutlich besser.“ Bestätigte er und Yuu nickte. „Ging doch recht flott.“ Meinte Seth dann lächelnd, als Yuu wieder in seiner Alltagskleidung aus der Kabine kam und dem Verkäufer beide Anzüge überreichte. „Dann sehen wir mal, wie weit deine Schwester ist, aber ich glaube die braucht um einiges länger als wir.“ Fügte Seth schmunzelnd hinzu.

Und wirklich, als die beiden wieder in das Erdgeschoss kamen konnten sie eine etwas ratlose Verkäuferin sehen, die gerade einen Berg voll Kleidern wieder fein säuberlich einsortierte, neue nahm und zu den Kabinen verschwand. „Ich glaube das wird ein langer Nachmittag.“ Meinte Seth und Yuu nickte zustimmend. „Sehr lange.“

„O-Niiiiiii-chaaaaaan!“ rief Azumi schon und kam in einem Traum aus Tüll und Rüschen aus der Umkleidekabine.

Fast gleichzeitig rutschten bei Yuu und Seth die Augenbrauen in die Höhe.

„Azumi, du gehst auf einen Abschlussball, nicht auf deine Traumhochzeit.“ Meinte Yuu und blickte seine Schwester an. „Ich weiß doch, aber ich wollte das unbedingt mal anziehen!“ mopperte Azumi. „Aber ich kann mich alleine nicht entscheiden was ich anziehen soll, ihr müsst mir helfen!“

Ganze fünf Stunden dauerte es schließlich bis Azumi das perfekte Kleid für sich entdeckt hatte und zufrieden war. Mit einem erleichterten Seufzen bezahlte Seth dann alles und nahm die Tasche. „Wunderbar, Problem eins kann abgehakt werden.“ Meinte er. „Und kommen wir nun zu einem noch viel größerem Problem,“ führte Yuu weiter. „Schuhe!“ rief Azumi dann und deutete auf einen exklusiven Schuhladen.

Dieses Mal seufzten die beiden Vampire synchron.

Doch so schlimm, wie beide gedacht hatten, war es dann doch nicht, denn ‚schon‘ nach drei Stunden hatte Azumi das passende Paar Schuhe gekauft.

Auf dem Rückweg zum Auto kauften sie dann auch noch Schmuck für das Mädchen und konnten dann endlich, erschöpft in das Auto steigen. „So, nachdem alle glücklich sind fahren wir am Besten nach Hause.“ Meinte Seth und Yuu nickte. „Unbedingt.“
 

„Ich glaube ich geh erst einmal baden.“ Meine Yuu laut seufzend, als Seth die Türe aufschloss und die drei sein Haus betraten. „Ich zieh noch einmal alles an!“ meinte Azumi freudig und verschwand gleich oben in ihrem Zimmer.

„Und ich werde dir Gesellschaft leisten.“ Schnurrte Seth in Yuus Ohr und umarmte den Jungen sanft. „ein schönes, heißes, gemeinsames Bad.“ Schnurrte er weiter. „Hmmm, mein Schmusekater ist wieder zurück.“ Meinte der junge Vampir lächelnd und lehnte sich etwas an Seth. „Na dann komm mit.“ Sprach Yuu und nahm Seth’s Hand, ging mit ihm in das Badezimmer.

Kurze Zeit später lagen die beiden in der Wanne, Yuu vor Seth. Wohlig seufzte der Japaner auf und lehnte sich an seinen Geliebten. „So lässt es sich doch leben.“ Murmelte er leise und spürte, wie der Dunkle ihm hauchzart über die Arme strich, woraufhin er eine Gänsehaut bekam. „Schön.“ Seufzte er wohlig. „Hm, ganz deiner Meinung.“ Raunte Seth ihm ins Ohr und knabberte leicht an diesem. „Nyaaaaa, Seth!“ nuschelte Yuu. „Das kitzelt!“ – „Na und?“ fragte Seth lächelnd und pustete Yuu auch noch leicht in das Ohr, weswegen der Junge auch schauderte. „Du bist fies!“ maulte Yuu, lächelte jedoch sanft und schmiegte sich weiter an seinen älteren Begleiter.
 

Die beiden blieben lange zusammen in der Wanne, bis sie schließlich aufstanden und zusammen mit Azumi etwas aßen und sich dann auch shcon schlafen legten, denn am nächsten Tag war der große Abschlussball und aus diesem Grund wollte vor allem Azumi ausgeschlafen sein.
 

Am Morgen waren alle drei schon reichlich früh auf und frühstückten auch zusammen. „Sag mal,“ begann Yuu nun am Frühstückstisch und sowohl Azumi als auch Seth blickten auf. „sind unsere Eltern eigentlich auch da?“ fragte der Japaner dann und Azumi nickte leicht. „Ja, sind sie. Jedenfalls glaube ich das. Sie haben zugesagt zu kommen, deswegen denk ich eigentlich schon, dass sie auch da sein werden.“ Meinte Azumi nachdenklich. „Ist das ein Problem für dich?“ Schnell schüttelte Yuu den Kopf. „Nein, schon gut, hat mich nur interessiert.“ Sprach er lächelnd und aß auch weiter.

Als Azumi auf die Uhr blickte stand sie auch auf. „Naja ihr beiden Süßen, ich muss los, wir haben noch Generalprobe und den ganzen Pi-pa-po.“ Meinte sie und Yuu nickte. „Dann sehen wir uns heute Abend, hum?“ fragte er und dieses Mal nickte Azumi. „Genau und wehe ihr kommt zu spät, dann rede ich keinen Ton mehr mit euch!“ meinte das Mädchen gut gelaunt und ging dann nach oben, holte ihjre Sachen und verschwand dann auch.

„Ich freu mich schon total auf heute Abend, auch wenn meine Eltern da sein werden.“ Meinte Yuu lächelnd und blickte zu Seth. Stille. „Hey Seth, freust du dich nicht?“ fragte der Japaner und legte den Kopf etwas skeptisch schief. „Was?“ fragte Seth und blickte etwas verwirrt zu ihm, doch dann lächelte er. „Doch, natürlich, ich freu mich auch, ich war schon lange nicht mehr auf so einer gesellschaftlichen Veranstaltung.“ Meinte er lächelnd. Dass er ein ziemlich schlechtes Gefühl in der Magengegend hatte, verschwieg Seth. Wahrscheinlich bildetete er sich das nur ein. Jedenfalls redetete er sich das so ein.

Noch immer etwas skeptisch nickte Yuu, schob Seth’s geistige Abwesenheit jedoch nur darauf, dass, wie Seth es selbst gesagt hatte, lange her war, seit er das letzte Mal eine solche Veranstaltung besucht hatte.

„Und was machen wir jetzt noch den ganzen langen Tag?“ fragte Yuu und schwenkte seine Kaffeetasse etwas hin und her. „Hm,“ machte Seth nachdenklich. „wir könnten vielleicht fernsehen. Oder noch etwas spazieren gehen.“ Schlug er vor. „Naaaaa, dann lieber einen Film sehen, sonst fällt uns noch der Himmel auf den Kopf und Azumi spricht nie wieder mit mir.“ Scherzte der Junge und Seth nickte lächelnd. „Na dann komm.“ Meinte er und stand auf.
 

„Ich bin ja so aufgeregt, ich hoffe, dass ich nicht irgendwie auf die Nase falle oder über mein Kleid stolpere oder so.“ sprach Azumi zu ihrer Freundin um ihre Nervosität etwas zu überspielen. „Ach komm schon, das wird schon alles.“ Meinte Nao lächelnd. „Das ist unser großer Tag, da wird schon nichts schief gehen.“ Meinte sie lächelnd und Azumi nickte. „Ich hoffe es mal.“ Nnervös blickte sie auf die Uhr. „Ich frage mich wo die beiden bleiben.“ Murmelte sie zu sich selbst. „Deine Eltern?“ fragte Nao, doch Azumi schüttelte den Kopf. „Nein, mein Bruder und sein Freund.“ „Ach komm, der Einlass hat erst vor zwei Minuten begonnen, sie werden schon pünktlich sein!“ meinte Nao aufmunternd. „Ich hoffe es, sonst spreche ich kein Wort mehr mit den beiden.“ Nuschelte Azumi und Nao lächelte.

Doch die Zeit verging und die beiden kamen einfach nicht. Schon fast alle geladenen Gäste waren anwesend. „Wo bleiben sie denn?“ fragte das Mädchen leise, fast schon den Tränen nahe. Sie hatte sich das alles so toll ausgemalt, wie sie zusammen mit ihrem Bruder hier sein würde, an ihrem Abschlussball. Es konnte jetzt nicht sein, dass sie nicht kommen würden!

„Ich wusste schon immer, dass dein Bruder ein Nichtsnutz ist.“ Hörte sie die verächtliche Stimme ihres Vaters. „Daddy, bitte! Er wird kommen, da bin ich mir ganz sicher!“ sprach das Mädchen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.

Und schließlich hörte sie das Röhren einse Sportmotors. Das konnte nur Seths Wagen sein, dachte sie voller Euphorie und wirklich, der schwarze Lamborghini fuhr langsam vor und stellte sich auf einen Parkplatz. Sofort wurde die Beifahrertüre geöffnet und Yuu sprang heraus, blickte zu der Fahrerseite wo Seth, erheblich gemütlicher, ausstieg.

„Oh mein Gott, wer ist denn das?!“ hörte Azumi ihre Freundin die gebannt auf Seth blickte. Dieser lief gerade um sein Auto zu Yuu und nahm dessen Hand.

„Er sieht aus, als ob er gerade aus einem Film aus dem 18. Jahrhundert herausgesprungen ist!“ sprach Nao und damit hatte sie nicht unrecht, denn Seth trug einen strahlendweißen Anzug, der zwar verziert war, doch auf eine Weise, die ihn nicht kitschig aussehen ließ, im Gegenteil, Seth sah unglaublich vornehm und edel aus. Die Weise, wie er sich bewegte, seine Haare, die er locker zusammengebunden hatte, alles passte zusammen. „Oh Gott, er sieht so gut aus!“ hörte Azumi nur ihre Freundin schwärmen. „Meinst du ich-„ doch weiter kam das Mädchen nicht, denn sie musste mit ansehen, wie er die Hand Yuus nahm. „Nein, du hast keine Chancen, tut mir Leid.“ Meinte Azumi lächelnd und ging auf die beiden zu. „Ihr habt es doch noch geschafft!“ meinte sie freudig nud umarmte die beiden. „Ja, tut mir Leid, meine Krawatte wollte nicht so, wie ich wollte.“ Meinte Yuu entschuldigend. „Aber es hat ja noch gereicht, oder?“ fragte er und Azumi nickte. „Ja, wir fangen in etwa fünf Minuten an, kommt, ich zeig euch eure Sitzplätze!“

In der großen Halle wurde es doch etwas stiller, als Yuu und Seth eintraten. Zum einen wohl, weil Seth in seinem Anzug doch sehr auffällig aussah, zum anderen weil zwei Männer Hand in Hand durch die Reihen spatzierten, es war nicht gerade ein alltäglicher Anblick. „Hier sitzt ihr!“ meinte Azumi lächelnd, deutete dabei auf zwei Sitzplätze. „Wow, ziemlich weit vorne.“ Meinte Yuu lächelnd und setzte sich mit Seth. „Naja, ich muss los, wir müssen uns aufstellen und so.“ sprach Azumi und verschwand dann auch gleich.

Zu Yuus grenzenloser Begeisterung saßen sie direkt neben seinen Eltern, doch da diese ihn und seth völlig ignorierten lief nichts Gefahr, aus dem Ruder zu laufen, was Yuu doch ziemlich beruhigte.

Es war ein wirklich schöner Abend, das Programm war unterhaltsam und witzig und selbst Seth schien Spaß zu haben.

Schließlich wurde zum Tanz aufgerufen, weswegen Azumi zielsicher Yuu ansteuerte und ihn an der Hand nahm. „Komm, darauf hab ich die ganze Zeit gewartet!“ meinte sie Freudestrahlend und ging zusammen mit ihrem Bruder auf die Tanzfläche. Gut, dass er doch noch einen Crashkurs im Tanzen bei Seth genommen hatte, dachte sich Yuu.

Zusammen tanzten sie zwei Lieder, als Azumi dann langsam seine Hand losließ. „Daddy schaut schon so, ich glaub ich tanz mal etwas mit ihm, okay? Du hast schließlich auch noch einen Begleiter, der sich sicher freut, wenn du ihn zum Tanzen aufforderst.“ Sagte Azumi und zwinkerte ihm dabei zu, bevor sie zu ihrem Vater ging.

Der junge Vampir bahnte sich aus diesem Grund den Weg zu Seth hindurch und lächelte ihn an. „Willst du?“ fragte er etwas unsicher, doch Seth lächelte ihn nur charmant an und stand auf, nahm Yuus Hand und hauchte ihm einen sanften Handkuss auf den Handrücken. „Natürlich will ich mit dir tanzen.“ Meinte Seth lächelnd und sah, wie Yuu rot wurde, schließlich wurden sie nun noch mehr angestarrt. Doch davon ließ sich Seth nicht beeindrucken, zusammen mit Yuu ging er auf die Tanzfläche und legte seinen einen Arm um Yuus Hüfte, mit dem anderen griff er die Hand seines jüngeren Begleiters und lächelte ihn an.

Und dieses Mal lächelte auch Yuu, der langsam aber sicher die anderen Leute verdrängte und sich einzig und allein auf den Tanz mit Seth konzentrierte.

Es fühlte sich unglaublich gut an, wie Seth ihn sanft aber dennoch bestimmend führte, die Musik, einfach alles. Fast schon, dachte Yuu, wie in den Filmen von früher, als die Frauen noch prächtige Ballkleider trugen und die Herren in Anzügen wie Seth ihn trug, die Damen zu einem Tanz aufforderten. Eine Zeitreise zusammen mit Seth. Zufrieden lächelte Yuu und lehnte sich etwas an Seths Schulter, tanzte jedoch mit ihm weiter. Er wollte nicht, dass das alles aufhörte.

So tanzten die beiden, gute fünf Lieder, bis Seth langsam seine Hand von Yuus Hüfte nahm und ihm ein kurzes Küsschen auf die Wange gab. „Na komm, sonst fallen dir morgen noch die Beine aus.“ Flüsterte er Yuu leise zu und setzte sich wieder zusammen mit ihm.
 

Und dann schaffte es ein kleiner, winziger, Moment, den gesamten Abend zu ruinieren. Denn die Tür des Saales wurde wie so oft an diesem Abend geöffnet. Doch es trat kein Schüler herein, kein Familienmitglied, kein Kellner.

Allen.

Seelenruhig trat der Vampirjäger durch die Reihen und setzte sich auf den Platz, der schon den ganzen Abend lang leer gestanden hatte und blickte mit geheucheltem Interesse auf die Bühne.

Als Yuu den Vampirjäger sah verkrampfte sich sein inneres und er griff Seth’s Hand, drückte diese fest und blickte angstvoll zu Seth hoch. „Keine Angst.“ Sprach Seth leise und blickte zu Yuu. „Er wird uns nichts tun, hier sind zu viele Menschen.“ Flüsterte er leise und gab Yuu einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Doch dieser Satz war keine Freikarte. Es hatte einen Grund, warum der Vampirjäger gerade heute hier war.

Allen blickte zu Yuu und grinste ihn etwas an, winkte ihm dann sogar noch zu, was Yuu erschaudern und Seth’s Hand fester drücken ließ.

Wie Seth jedoch prophezeiht hatte blieb der Abend ruhig, bis der Abschlussball schließlich zu ende war. Der letzte Schüler hatte sein Zeugnis erhalten, die letzten Ehrungen waren ausgeteilt worden, den letzten Eltern gedankt. Der Abend offiziell vorbei.

Azumi kam gleich zu den beiden Vampiren. „So, ich denke wir können nach Hause, oder? Es ist schon ziemlich spät, fast ein Uhr am Morgen!“ meinte Azumi erstaunt, als Seth sie ernst ansah. „Du kannst nicht mit.“ Sagte er ruhig. „Was?!“ fragte das Mädchen verwirrt. Kurz blickte Yuu zu Allen, der noch immer seelenruhig auf seinem Platz saß und Azumi folgte diesem Blick und erstarrte. „Du und Yuu ihr werdet irgendwohin anders gehen, zu einer deiner Freunde oder sonst irgendwo hin.“ Sagte Seth ernst.

„Nein.“ Verwirrt blickte Seth zu Yuu. „Was meinst du mit nein?“ fragte er den Jungen. „Dass ich nicht mit ihr gehen werde.“ Antwortete Yuu und blickte zu Seth hoch, drückte seine Hand wieder fester. „Ich lasse dich nicht alleine.“ Sagte er ruhig, aber dennoch ernst. „Yuu, du begreifst das nicht, er ist nicht alleine hier.“ Mahnten Seth, doch Yuu schüttelte nur den Kopf. „Nein, du begreifst nicht, dass ich Angst habe dich wieder zu verlieren! Vielleicht für immer!“ sprach Yuu und in seinen Augen sammelten sich wieder Tränen, weswegen Seth seine Arme um den Jungen legte und ihn an sich zog. „Schon gut.“ Sprach Seth sanft, da er sehr wohl wusste, wie der Japaner wusste. „Aber es wird gefährlich.“ Meinte der ältere Vampir überflüssigerweise. „Schon okay.“ Sprach Yuu leise und blickte zu Azumi. „Du gehst am Besten zu Nao.“ Sagte er dann und das Mädchen nickte, aber auch nur langsam, was ihren widerwillen zeigte.
 

Seth nahm nun wieder Yuus Hand, die er für die Umarmung losgelassen hatte und verschwand mit ihm auf der Herrentoilette. „Ich bring uns direkt zu mir nach Hause.“ Sprach Seth ernst und legte seinen freien Arm um Yuu und verschwand im selben Moment mit ihm, um an seinem Anwesen wieder aufzutauchen.

Doch dort hatte man schon auf sie gewartet. Ein gutes Dutzend Vampirjäger stand um sie herum, die Waffen auf sie gerichtet. Dann erschien Allen vor ihnen. „Ein gelungener Abend, muss ich zugeben. Und er wird ein perfektes Ende nehmen.“ Sprach er und lächelte düster. „Weil ihr beiden sterben werdet. Hier und heute.“ Meinte Allen und richtete seine Waffe auf die beiden Vampire und schoss.

Die Kugel jedoch ging in einem tosenden Feuersturm einfach unter, sie schmolz unter der unendlichen Hitze von Seths Feuer. „Lauf!“ rief er Yuu zu und drehte sich selbst um und rannte los, hielt dabei noch immer Yuus Hand. Der Dunkle wusste, dass das nicht irgendwelche Vampirjäger waren, sondern nur die Besten. Sie wollten nun endlich einen Schlussstrich ziehen.

Immer wieder schossen die Jäger, doch keine Kugel traf ihr Ziel, alle schmolzen durch das Feuer, dass Seth immer wieder aufs Neue beschwor. Erneut erschien Allen vor ihnen, doch dieses Mal streckte Seth seine Hand aus und schloss Allen mit seiner Feuermagie ein. Er wollte ihn bei lebendigem Leibe verbrennen.

Aus dem Feuer jedoch hob sich eine Hand, eine Waffe, die sich auf Seth richtete und schoss. Im nächsten Moment verschwand das Feuer und Allen stand völlig unverletzt vor ihnen. Seth sowie Yuu waren entsetzt über diese Tatsache, sodass beide stehen blieben. Doch als Allen erneut schießen wollte legte Seth seinen Arm um Yuu. „Halt dich fest.“ Sprach er und bevor Yuu nur irgendwie fragen konnte waren sie hinter Allen.

Doch sie hatten sich nicht teleportriert, so wie Seth es eigentlich immer tat, das hier hatte sich völlig anders angefühlt. Aber wieder blieb Yuu keine Zeit zu fragen, denn wieder erschienen sie weiter weg, immer wieder und wieder wiederholte Seth was auch immer er tat, bis sie schließlich tief in einem Wald waren und er Yuu losließ und sich umdrehte. „Sie werden uns so nicht spüren, ich habe unsere Auren verdeckt.“ Sprach Seth erklärend, blickte noch immer in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Aber wir müssen weiter.“ Fügte er hinzu. „Seth!“ rief Yuu plötzlich und der Angesprochene, der auf alles vorbereitet war, fuhr herum und blickte zu Yuu, der die Augen weit aufgerissen hatte und auf Seth deutete. Jetzt erst blickte Seth an sich herab und sah, wie sich sein weißer Anzug an seiner rechten Seite rot färbte. „Verdammt!“ fluchte Seth und zog sein Jackett und sein Hemd aus. Ohne groß nachzudenken zog er sich die Kugel aus dem Bauch und ließ sie in den Schnee fallen. „Gott, wir brauchen was zum verbinden!“ rief Yuu und zog nun ebenfalls sein Jackett und sein Hemd aus.

Sein Hemd zeriss er und band die Fetzen behelfsmäßig um Seths Verletzung. Danach half er seinem Geliebten wieder in das Jackett und zog sein eigenes wieder an. „Gott, was sollen wir machen? Kannst du uns nicht an irgendeinen sicheren Ort bringen?“ wollte Yuu wissen und blickte seinen älteren Begleiter an, der jedoch den Kopf schüttelte. „Nein, das ist keine normale Kugel, sie hindert mich fast vollständig an der Benutzung von Magie. Ich bin froh, wenn ich einen kleinen Feuerfunken hinbekomme.“ Sprach Seth und versuchte seine Erschöpfung zu überspielen. „Wir müssen wohl oder übel laufen.“ Fügte er hinzu. „Was?!“ kam es entsetzt von Yuu. „Du verblutest noch!“ rief er panisch und nun kullerten Yuu doch einige Tränen über die Wange. „Hey, du musst dich jetzt zusammen reissen, okay? Wir schaffen das zusammen, glaub mir!“ meinte Seth ernst und Yuu schniefte kurz, wischte sich dann jedoch die Tränen von den Wangen und nahm seine Hand. „Wo lang?“ fragte er und Seth deutete in eine Richtung.

Stumm setzte sich Yuu in Bewegung.

Es würde bald dunkel werden.

Es wurde schon kälter.

Rotes Blut auf weißem Schnee.

Würden sie dieses Mal auch entkommen?

Omega

Omega
 

Kapitel XXIX Omega
 

„Seth, du musst dich ausruhen!“ ertönte die mahnende, aber auch besorgte Stimme von Yuu. „Nein, wir müssen noch weiter, sie wissen, dass ich verletzt bin, sie werden keine Pause einlegen!“ meinte Seth etwas gereizt. „Seth, bitte!“ Nun blieb der junge Japaner stehen und hielt somit auch Seth zum halten an, da sie Hand in Hand gingen. „Du kannst doch kaum noch stehen!“ sagte Yuu nun fester und bestimmender. Seth blickte ihm in die Augen. „Bitte.“ Sprach der junge Vampir nun wieder um einiges sanfter, fast schon flehend. Und nun wurden auch Seth’s Züge wieder weicher. „Okay.“ Sprach der ältere nun nachgiebig und sah sich um. „Das da vorne sieht aus wie eine kleine Höhle, dort haben wir wenigstens etwas Schutz vor der Kälte.“ Meinte er und so gingen sie zusammen zu dem kleinen Unterschlupft, wo sich Seth leise stöhnend an der Wand zu Boden gleiten ließ. „Lass mich noch mal sehen.“ Sagte Yuu und löste vorsichtig den provisorischen Verband. Er biss sich fest auf die Lippe, als er sah, dass die Blutung zwar etwas besser geworden war, aber jedoch nicht völlig gestoppt hatte. Kein Wunder, dass Seth noch bleicher war als sonst. „Du brauchst unbedingt Blut.“ Stellte Yuu fest und verband die Wunde wieder, band sie etwas fester ab in der Hoffnung, die Blutung so völlig stoppen zu können. „Ich weiß.“ Gab der Dunkle zu Yuus Überraschung zu. Doch wo sollten sie hier mitten im Nichts Blut herbekommen?

„Nimm meins.“ Sagte Yuu dann und blickte Seth wieder fest an. „Du stirbst sonst.“ Sprach er leise, wobei seine Stimme wieder zitterte. Es war Yuus größte Angst, seinen Geliebten zu verlieren. Die Person, die ihn aus der Drogensucht geholt hatte, aus der Depression, aus der schwersten Zeit seines Lebens. Und Seth schien die Angst seines Gegenübers zu spüren, denn er nickte leicht und so beugte sich der junge Japaner zu Seth herab und ließ sein Jackett etwas von den Schultern gleiten. Nur einen kurzen Moment lang spürte er den Schmerz, dann wich der Schmerz einer wohltuenden Taubheit. Es war angenehm, ganz anders als das letzte Mal. Yuu hätte es fast genossen, wenn sie sich nicht in einer solchen Situation befunden hätten. Als der Dunkle genug getrunken hatte zog sich Yuu das Jackett wieder richtig hin und setzte sich neben Seth, lehnte sich an ihn.

„Ich hab Angst.“ Wisperte er nun leise, kaum hörbar. Doch Seth hatte ihn gehört. Er spürte den starken Arm des Dunklen, wie er diesen um Yuu legte und ihn vorsichtig an seine Brust zog. „Wir schaffen das schon.“ Flüsterte Seth leise und gab dem jüngeren einen sanften Kuss auf die Wange. „wir stehen das schon gemeinsam durch.“ Yuu schniefte nur leise, bevor er sein Gesicht an Seth’s Brust vergrub und stumm zu weinen begann. Er hatte einfach Angst, dass alles enden könnte. Dass ihm alles genommen werden könnte, was ihm etwas bedeutete. Seth war der neue Sinn seines Lebens geworden. Er würde nicht verkraften, ihn zu verlieren. Niemals.

In der Nacht war es erbärmlich kalt und Yuu schmiegte sich eng an Seth, nicht nur um sich selbst zu wärmen, sondern vor allem auch um Seth Wärme zu spenden, schließlich brauchte er das viel dringender. So war es auch kein Wunder, dass der Junge diese Nacht kein Auge zu tat. Nicht nur aufgrund der Kälte, sondern auch wegen Seth’s Zustand. Zu groß war die Angst, am nächsten Morgen aufzuwachen und sich bei einem toten Seth wiederzufinden. Allein bei dem Gedanken drehte sich Yuu der Magen um.

Die Nacht schien kein Ende nehmen zu wollen, was in Wirklichkeit nur Minuten waren, kamen Yuu wir Stunden vor, wie Ewigkeiten. Der Wald selbst schien gegen die beiden zu sein, die Bäume rauschten düster im Wind, von irgendwoher konnte man einen Kauz hören, dessen schriller Schrei immer wieder die Nacht zerriss. War da nicht auch das Heulen eines Wolfes gewesen? Angestrengt lauschte Yuu in die Nacht hinein. Nichts. Nur das schrille Schreien. Seth’s ruhiger Atem.

Ein Ast knackste und der Junge fuhr alarmiert auf. Hatte man sie gefunden? Waren es Allen und die anderen Jäger? Yuu sah im Licht des Mondes einen Schatten an der Höhle vorbei huschen. Die Nerven des Japaners waren bis zum Zerreißen angespannt. Nichts. Ein Hase. Nichts weiter. Nur ein Hase.

Als Yuu schon dachte, nie wieder Tageslicht sehen zu können schimmerte durch den dichten Wald ein rötliches Licht. Die Sonne ging auf. Die Schrecken der schier endlosen Nacht waren besiegt.

Es wurde Morgen.

Fröstelnd rieb sich Yuu über die Ärmel seines Jacketts und blickte in Seth’s bleiches Gesicht, das trotz allem doch entspannt schien. Seine Brust hob und senkte sich auch noch immer regelmäßig. Sie hatten die Nacht wirklich überlebt. Müde und erschöpft rieb sich Yuu über das Gesicht und ließ Seth noch gute drei Stunden weiter schlafen, bis er ihn vorsichtig weckte. Sanft küsste er die Wange des Dunklen. „Seth, wach auf.“ Flüsterte er leise, doch das reichte aus, der Angesprochene öffnete langsam die Augen und blickte Yuu an. „Fühlst du dich wenigstens etwas besser?“ fragte Yuu und strich seinem Geliebten vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. “Ein wenig.“ Murmelte Seth. „Wir sollten langsam weiter.“ Sprach er dann und Yuu runzelte besorgt die Stimme. „Schon?“ fragte er und seufzte leise. „Du bist doch gerade erst aufgewacht.“ Murmelte Yuu und blickte Seth in die Augen. „Ich weiß, aber wir können keine langen Pausen machen, sie finden uns sonst.“ Ein kurzes Nicken kam von Yuu als er aufstand und Seth vorsichtig aufhalf, der im ersten Moment bedrohlich wackelig auf den Beinen stand und sich an der Wand abstützen musste. „Keine Sorge, nur der Kreislauf.“ Sagte Seth schnell und schloss einen Moment die Augen um sich zu sortieren.

Nachdem er etwas sicherer auf den Beinen stand gingen die beiden auch los, weiter durch den Schnee und immer Richtung Norden. „Wieso eigentlich Norden?“ wollte Yuu nun wissen. „Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht, aber etwas in mir sagt mir, dass wir nach Norden müssen. Und zwar weit nach Norden.“ Meinte Seth und blickte Yuu lächelnd an. „Naja, wenn dir das dein Gefühl sagt…“ murmelte Yuu und nahm wieder die Hand des Älteren und drückte diese leicht. Seth zog Yuu dann vorsichtig an sich und gab ihm einen kurzen, aber sanften Kuss auf den Kopf. „Keine Sorge, wir schaffen das.“ Sprach er leise und Yuu nickte, verstärkte jedoch seinen Druck auf Seth’s Hand. „Zusammen schaffen wir das.“ Meinte Yuu dann etwas leiser. Auch wenn er im Moment nicht so ganz daran glaubte. „Ich lieb dich.“ Wisperte Yuu dann und spürte Seth’s weiche Lippen an seiner Wange. „Ich dich auch.“ Flüsterte Seth zurück.

Sie gingen etwa den halben Tag durch den Wald und kamen auch nur langsam voran, doch irgendwann konnte Seth einfach nicht mehr, seine Beine gaben nach und er sackte auf die Knie. „Seth!“ rief Yuu gleich besorgt und ging vor seinem Geliebten in die Knie, legte seine Hände an seine Wangen. „Hey, komm schon, wir machen eine Pause.“ Sprach er sanft und gab Seth einen sanften Kuss auf die Stirn, wobei er erschrocken zurückzuckte. „Du hast ja Fieber!“ meinte Yuu und sein Gesichtsausdruck wurde gleich um einiges besorgter. „Schon gut, ich brauch nur eine kleine Pause.“ Sprach Seth leise und lehnte sich nun gegen Yuu. „Nur fünf Minuten.“ Flüsterte er leise. Vorsichtig legte Yuu seine Arme um den Dunklen und gab ihm so den nötigen Halt. Ein Zeichen für ihn, dass er nicht alleine war. „Du kannst wieder mein Blut trinken, dann geht es dir sicher wieder etwas besser.“ Schlug Yuu leise vor und kurz darauf spürte er auch schon, wie Seth ihm in den Hals biss und wieder von seinem Blut trank. Yuu schloss seine Augen und strich dem Dunklen sanft über den Rücken. Er sollte nur so viel trinken, wie er wollte. Nach einiger Zeit ließ Seth dann wieder von ihm ab, stand jedoch nicht auf, sondern lehnte sich wieder an Yuu. „Nur noch kurz.“ Sprach er leise, doch Yuu sagte nichts dazu.

„Wir schaffen es zusammen, oder?“ fragte Yuu ganz leise, mit einem zweifelnden Unterton. Vier kleine Worte, die ihm Hoffnung gaben. Vier Worte, an die er sich mit aller Macht klammerte. Und ein Wort, das alles verändern könnte. Ein Wort, das mit einem Mal alle Hoffnungen, jegliche Zuversicht zerstören könnte. Ein Wort, das mit einem Schlag ihr Ende besiegeln könnte. Aber es kam nicht.

„Natürlich schaffen wir das.“ Sprach Seth leise und legte seine Arme um Yuu, kraulte den Jüngeren beruhigend im Nacken. „Wir beide schaffen alles.“ Flüsterte er leise.

Zusammen blieben sie noch eine Zeit lang so sitzen, bis sich Seth wieder auf die Beine zwang. „Komm, gehen wir weiter, ich fühl mich schon etwas besser.“ Sprach er und Yuu nickte, stand mit ihm auf und nahm wieder seine Hand, an die er sich ebenso klammerte, wie an seine Hoffnung. Als hätte er Angst, dass Seth einfach so verschwinden könnte, von dem einen auf den anderen Moment. Aber Seth erwiderte den Druck ebenso. Anscheinend war Yuu nicht alleine mit seiner Angst. Angst davor, dass alles enden könnte.
 

„Vielleicht sollten wir doch in eine andere Richtung gehen.“ Sprach Seth nach einiger Zeit, in der sie schweigend nebeneinander gelaufen waren. „Hier ist nichts, der Wald wird nicht lichter, kein Haus, keine Stadt, nichts.“ Yuu blickte zu seinem Freund auf. „Nein. Wenn es dein Gefühl sagt, dass wir da lang müssen, dann werden wir da lang gehen.“ – „Aber was ist, wenn sich mein Gefühl irrt?“ Zweifel. Etwas, was das langsame Ende aufzeigte und etwas, was sie im Moment überhaupt nicht brauchen konnten. „Nein!“ sagte Yuu nun laut und bestimmend.“Dein Gefühl irrt sich nicht! Wenn ich etwas auf der Straße gelernt habe, dann ist es das, auf seine Gefühle zu hören! Und wenn es das erste war, was du gespürt hast, dann ist es definitiv richtig!“ Ernst blickte Yuu Seth in die Augen. „Wir dürfen nicht zweifeln! Bitte!“ Seth blickte ihn erst etwas überrascht an, doch dann lächelte er sanft und nickte. „Du hast Recht, verzeih.“ Sprach Seth sanft und gab ihm einen zärtlichen und liebevollen Kuss. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt um zu zweifeln. Wir werden weitergehen. Nach Norden.“ Sagte Seth und lächelte.

Stunden irrten sie weiter, orientierten sich dabei immer an dem Verlauf der Sonne.

„Weißt du“, begann Yuu auf einmal und durchbrach damit die zermarternde Stille zwischen den beiden. „Als ich dich das erste Mal gesehen hab, hatte ich totalen Schiss vor dir.“ Meinte er lächelnd. „Ehrlich mal, ich hab gedacht du bist der leibhaftige Teufel oder so. Auch wenn du mir geholfen hast. Aber du hast diesen Typen einfach so umgenietet, als ob er ein Fliegengewicht wäre.“ – „Naja. Um ehrlich zu sein wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht einmal warum ich dir geholfen habe. Ich habe dich als mein Opfer angesehen, als Beute, die ich jagte. Aber irgendwas hat mir an dem Abend gesagt, dass ich dir helfen muss. Und naja, dann hab ich es einfach getan ohne darüber nachzudenken.“ Entgegnete Seth lächelnd. „Boah und dann bei dir zu Hause, ich hab da echt solche Panik bekommen. Ich wusste ja nicht, wo ich war und dann die Gruselstimmung und so…..ich hätte mir fast in die Hosen gemacht.“ Nun lachte Seth wirklich etwas. „Ach komm, so schlimm war es doch sicher nicht.“ – „Doch! Und wie! Ich bin einfach in deinem Bett aufgewacht und dann kommt da aus diesem Höllending diese verzerrte Melodie! Gugg doch! Ich bekomm Gänsehaut, wenn ich nur daran denke!“ mopperte Yuu und zeigte seinen Arm, an dem man doch tatsächlich eine recht heftige Gänsehaut erkennen konnte. „Tut mir ja Leid.“ Meinte Seth und gab Yuu einen sanften Kuss auf den Arm. „Wirklich, ich wollte dir nicht so eine Heidenangst einjagen.“ Sprach er und strich dem jüngeren sanft durch die Haare. „Hast du aber!“ maulte Yuu gespielt weiter. „Aber du bist wieder bei mir gelandet.“ Meinte Seth lächelnd und dann bist du auch bei mir geblieben und das war die beste Entscheidung, die du jemals getroffen hast.“ Sprach er und drückte Yuu etwas an sich. „Ich bin wirklich froh, dass du hier bei mir bist und ich nicht alleine bin.“ Flüsterte Seth leise. „Ich weiß doch, dass man dich nicht alleine lassen kann!“ meinte Yuu und erwiderte die Umarmung sanft. „Und dass du nichts so sehr hasst wie die Einsamkeit, deswegen bin ich doch bei dir geblieben, du Baka.“ Meinte Yuu lächelnd und schloss einen Moment die Augen.

Alle Sorgen und Ängste schienen mit einem Mal, auch wenn es nur für einen kleinen Moment war, in weiter Ferne. Fast schon vergessen. „Mir hätte nichts Besseres passieren können, als dir zu begegnen. Du bist so wichtig für mich geworden.“ Wisperte Yuu nun leise. „Du hast mir so geholfen. Ohne dich würde ich sicher nicht mehr leben.“ – „Sag sowas nicht.“ Sprach der Dunkle ruhig, aber sanft. „Man weiß nie, was kommen würde, wenn man anders gehandelt hätte. Aber das ist auch unwichtig. Wir haben uns. Und wir sind beide glücklich. Mehr können wir nicht verlangen, oder?“ Sanft küsste Seth den jüngeren Vampir auf die Wange. „Und deswegen werden wir zwei uns auch nicht unterkriegen lassen, weil wir noch so viel zusammen erleben wollen. Ich muss dir noch so viele Dinge der Welt zeigen.“

Endlich wieder Hoffnung. Richtige Hoffnung. Sie durften nicht sterben. Sie hatten sich gerade erst wieder gefunden, da würde Yuu es nicht zulassen, ihn jetzt wieder zu verlieren. Nicht noch einmal. Er hatte den Dunklen einmal verloren und dieses Gefühl wollte er kein zweites Mal erleben. „Du hast Recht. Und wenn ich so darüber nachdenke fällt mir auf, dass ich eigentlich kaum etwas über dich weiß.“ Wisperte Yuu leise. „Wenn das alles vorbei ist, dann wirst du mir mehr über dich erzählen müssen.“ Sprach Yuu und Seth lächelte, nickte dabei. „Klar mach ich das.“ Flüsterte er Yuu ins Ohr. „Ich mach alles was du willst, wenn das vorbei ist.“ – „Alles?“ fragte Yuu grinsend. „Alles ist ein ziemlich gefährliches Wort bei mir, das müsstest du doch wissen.“ Sagte er und sein Grinsen wurde noch um einiges breiter. „Klar weiß ich das, aber das ändert nichts daran, dass ich dennoch alles tun würde, nur um dich glücklich zu machen.“ Wieder ein sanfter, kurzer Kuss. „Baka, ich bin glücklich, wenn du bei mir bist, das reicht mir.“ – „Na aus welchem Schnulzfilm hast du das, hum?“ – „Nyargh, Seth, ich mein das ernst!“ maulte Yuu und zog eine Schnute. „Ich weiß doch.“ Meinte Seth versöhnlich und gab dem jüngeren einen Kuss auf die Stirn. „Ich weiß doch.“ Flüsterte er noch einmal und schloss seine Augen. „Na komm, weiter geht’s.“ sprach Seth.

Wieder vergingen einige Stunden, bevor sich Yuu etwas aufmerksamer umsah. „Wir sollten uns langsam etwas für die Nacht suchen.“ Murmelte der Junge und blickte zu Seth auf, der nickte. „Du hast Recht, es wird langsam dunkel.“ Meinte er und seufzte leise. Dieses Mal hatten sie nicht das Glück wie vom Vortag, dass sie innerhalb von fünf Minuten einen geeigneten Unterschlupf hatten, dieses Mal mussten sie noch knapp eine halbe Stunde suchen, bis sie etwas gefunden hatte, das wenigstens etwas Schutz vor der Kälte bot.
 

„Allen, wir sollten eine Pause machen, seit 48 Stunden laufen wir schon durch diesen Wald und noch keine einzige Spur von den beiden. Wir wissen nicht einmal, ob wir in die richtige Richtung laufen!“ beklagte sich einer der Vampirjäger. „Wir sind richtig.“ Beharrte Allen ohne sich umzudrehen. „Ach und woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass sie nach Norden gegangen sind?“ erfolgte die schnippische Gegenfrage. „Weil ich sein Blut rieche.“ Erstauntes Schweigen. „Aber wir haben noch keine Blutspur gefunden.“ – „Noch nicht, aber hier in der Nähe müsste es sein.“ Sagte Allen und ging weiter, sein Blick glitt dabei suchend über den Boden. „Da.“ Sagte er schließlich und vier neugierige Vampirjäger schlossen rasch zu ihm auf. „Sie laufen immer weiter nach Norden, so wie es aussieht. „Und so alt ist die Blutspur noch nicht. Höchstens einen Tag.“ Meinte Allen. „Das heißt sie sind noch nicht weit gekommen. Du hast Seth direkt erwischt.“ Meinte nun ein anderer Vampirjäger. „Eben. Spätestens morgen Abend werden wir auf sie treffen. Und dann werden beide sterben.“ Sprach Allen kalt und lief nun weiter, immer der feinen Blutspur nach, die eigentlich nur immer wieder kleinere Blutstropfen darstellte.
 

Erstaunlicher Weise war Yuu im Laufe der Nacht doch eingeschlafen, denn als er erwachte war die Sonne schon aufgegangen. Doch das Wetter war alles andere als gut: Dicke Wolken verdeckten die Sonne und es würde wohl im Laufe des Tages noch schneien. Wunderbare Voraussetzungen für einen weiteren Marsch durch den Schnee, dachte Yuu etwas säuerlich und blickte zu Seth, der noch immer schlief. „Hey.“ Sprach Yuu nun etwas lauter und gab Seth einen sanften Kuss auf die Wange. „Aufwachen.“ Murmelte er sanft und wieder öffnete Seth langsam die Augen, blickte sich erst etwas desorientiert um, dann schien er sich daran zu erinnern, wo sie hier waren. „Ist schon morgen?“ fragte er überflüssigerweise, doch genau das brachte den jüngeren Vampir zum Lächeln. „Ja, schon länger….denke ich.“ Fügte er nachdenklich hinzu und schmuste sich an seinen Geliebten. „Aber das Wetter ist gar nicht gut. Naja, noch ist es nur bedeckt, aber es sieht so aus als ob da noch was Größeres runterkommen würde.“ Seufzte er und strich Seth sanft über die Brust. „Und wie geht’s dir heute?“ fragte er, gab Seth einen sanften Kuss auf die Lippen. „Hmm, naja, nicht blendend, aber doch besser als gestern und den Tag davor.“ Sprach der Dunkle und strich Yuu sanft über den Kopf.

„Das ist doch schon mal gut, oder?“ fragte der jüngere und stand schließlich langsam auf und streckte seine noch müden Glieder. Wieder mehr Hoffnung. Wenn seth sich wirklich erholte, dann hätten sie doch eine reelle Chance, das alles zu überstehen. „Ich denke demnächst müsste dieser verdammte Wald auch wieder aufhören…..dann kommt sicher eine Stadt und wir können uns mal richtig um deine Verletzung kümmern, hum?“ meinte Yuu wobei er seinen Kopf schief legte und Seth dabei zusah, wie auch er sich langsam erhob. „Hm, ich denke auch, der Wald kann schließlich nicht ewig weiter gehen.“ Murmelte Seth nachdenklich und streckte sich ebenfalls kurz.

„Dann beeilen wir uns lieber mal, hum?“ fragte Seth und trat aus dem kleinen Unterschlupf hervor und genoss die frische, leicht kühle Luft.

Als sie schon eine Weile gegangen waren kam es schließlich, wie Yuu es schon geahnt hatte: Es begann zu schneien. Erst nur ein wenig, doch dann immer heftiger. Zum Glück wurde das ganze nicht zu einem Schneesturm, dachte der junge Vampir und blickte immer wieder etwas besorgter zu Seth.

Es wurde auch nicht schlimmer, wie Yuu anfangs befürchtet hatte, sondern weniger, schließlich stoppte der Schneefall ganz. „Scheint sich wieder beruhigt zu haben, hum?“ fragte Yuu und drehte sich lächelnd zu Seth, der nickte. „Scheint fast so.“ sagte er und blickte in den Himmel. „Aber ich würde nicht gerade darauf wetten, dass heute nichts mehr runterkommt.“ Fügte er skeptisch hinzu. „Vielleicht haben wir ja Glück.“ Murmelte Yuu und blickte über die Lichtung, die vor ihnen lag. „Man weiß ja nie, was kommt.“ Fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.“
 

„Eben, man weiß nie, was kommt.“
 

Entsetzt fuhr Yuu herum und blickte zu der schwarzgekleideten Gestalt. Allen. Sie hatten sie gefunden. Aber das war unmöglich! Völlig unmöglich! Geschockt blickte Yuu zu Seth und drückte dessen Hand fester denn je. „Beziehungsweise wer kommt.“ Korrigierte Allen seine eigene Aussage. „Tja, ihr habt euch auf eurer Flucht nicht gerade intelligent angestellt, das muss ich schon sagen.“ „Was bist du Allen?“ zischte Seth und funkelte den Jäger an. „Was ich bin? Aber nicht so beleidigend, mein Freund. Ich bin einer deines Gleichen.“ Meinte Allen ruhig. „Was?!“ fragte Yuu entsetzt. „Meinst du etwa, dass du auch….?“ – „Ja, ganz recht, ich bin auch ein Vampir. Oder was meinst du, warum ich ebenso verschwinden kann, wie Seth? Oder dass mir sein Feuer nicht geschadet hat, hum? Ein ganz normaler Mensch kann ich wohl schlecht sein.“ Bei diesem Satz wich Yuu deutlich zurück, doch hielt er noch immer Seth’s Hand. „Das kann nicht sein.“ Flüsterte der jüngere Vampir leise. „Nun, ich habe mir mein Dasein zwar nicht ausgesucht, aber sag Seth, ist es dir noch nie aufgefallen?“ – „Was aufgefallen?“ zischte Seth und funkelte den Jäger an. „Eine gewisse Ähnlichkeit. Von mir. Mit einem anderen Jungen?“ fragte Allen ruhig. „Von was zum Henker redest du eigentlich?“ fuhr Seth ihn nun scharf an. „Ach, ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe. Es war in einem Wald, ich war nicht alleine. Zugegeben, du hast dich seit dem gewaltig geändert, aber es ändert nichts an dem, was du getan hast.“ Meinte Allen ruhig. Unverständlich blickte Yuu zu Seth hoch, sah wie dessen erst ernstes Gesicht langsam einen geschockten Gesichtsausdruck annahm. „Wie ich sehe erinnerst du dich, habe ich Recht?“ fragte Allen, nun deutlich kälter. „Du erinnerst dich daran, wie du mir meinen Meister genommen hast. Den Mann, der für mich wie ein Vater war!“ zischte Allen nun bedrohlich. „Du hast ihn getötet. Eiskalt. Mit deinen höllischen Fähigkeiten!“ – „Deswegen warst du die Jahre lang hinter mir her….“ Sprach Seth leise. „Natürlich. Du warst nicht länger nur ein Vampir unter vielen Vampiren. Nein, dich wollte ich persönlich töten. Und das werde ich heute tun. „Heute werde ich Rache an dir nehmen und dich dafür bestrafen, was du getan hast!“

„Seth, was redet er?“ fragte Yuu nun etwas unruhig. „Hast du wirklich seinen Meister umgebracht?“ noch einmal verstärkte Yuu den Druck auf Seth’s Hand. Doch dieser nickte leicht. „Ja. Ich war damals voller Hass. Hass auf die Welt und die Menschen. Ich fühlte mich als etwas Besseres und habe mich auch dementsprechend verhalten.“ Sprach Seth ruhig. Kurz blickte er zu Yuu, fast schon entschuldigend. „Aber ich habe mich geändert. Ich bin nicht mehr dieses Monster. Schon lange nicht mehr.“ Fügte er hinzu. „Das spielt keine Rolle, Vampir. Du hast etwas getan, was ich dir niemals vergeben werde. Du wirst durch meine Hand sterben. Und dein Freund auch.“

Doch Seth drehte sich zu Yuu herum. „Geh.“ Sagte er ruhig aber bestimmend. Er konnte die anderen Vampirjäger spüren, die wohl auch gleich auf der Lichtung sein würden. „Verschwinde, so schnell du kannst!“ meinte Seth nun und blickte seinem Geliebten tief in die Augen. „Ich will nicht, dass du stirbst.“

Yuu hingegen stand einfach nur da und schien nicht zu begreifen, was hier vor sich ging. Alles hatte doch so gut angefangen. Seth hatte sich besser gefühlt, sie waren den Jägern entkommen. Und doch überschlugen sich jetzt mit einem Male die Ereignisse derart, dass sich Yuu einfach nicht mehr sicher sein konnte, dem allen noch folgen zu können. Und dann verlangte Seth auch noch, zu verschwinden. Ihn alleine zu lassen. Alleine zum Sterben. Der junge Japaner begann am ganzen Körper zu zittern. Er hatte Angst, er wusste, dass sie dieses Mal nicht mehr entkommen könnten. Nicht zusammen. Seth würde sterben weil Allen ihn nicht noch einmal entkommen lassen würde. Das sah er in dem Blick des Jägers. Hass und Entschlossenheit konnte er in diesem erkennen. Dort war kein Platz für Gnade. Kein Platz für Hoffnung. Langsam begriff Yuu, was das alles hieß. Und sein Herz begann daraufhin so heftig zu schlagen, dass es schon schmerzte. Er würde Seth verlieren.

Aber du könntest überleben. Eine Stimme tief in seinem Inneren meldete sich zu Wort. Du könntest überleben, du Idiot, also steh nicht dumm herum, sondern nimm die Beine in die Hand!

Was faselte diese Stimme da, fragte sich Yuu. Weglaufen? Überleben?

Ja, ganz richtig, leben! Seth würde dir einen Vorsprung verschaffen, der ausreichen würde! Und er hat selbst gesagt, dass du verschwinden sollst! Seine Zeit ist vorüber, deine nicht! Du hast eine Schwester, die auf dich wartet und wahrscheinlich schon krank vor Sorge ist! Hast du ihr nicht ein Versprechen gegeben? Solange du bei Seth bleibst, ist der Tod dein steter Begleiter, willst du das etwa? Seth wird so oder so sterben, also lauf!

Und langsam ließ Yuu Seth’s Hand los. Er wollte es nicht, er wollte nicht verschwinden, er wollte Seth’s Hand nicht loslassen, doch seine Hand gehorchte ihm nicht mehr. Ebenso wenig seine Beine, die sich langsam bewegten.

Es war das, was die Menschen Überlebenstrieb nannten. Der Körper wollte den Organismus am Leben erhalten. Um jeden Preis. Liebe war kein Argument. Leben war viel wertvoller.

Mit grausamer Gewissheit begriff Yuu, dass er wirklich abhauen würde. Dass er wirklich davonrennen würde und seinen Geliebten hier alleine zurücklassen würde. Zum Sterben verdammt.

Doch dann drehte sich Seth noch einmal zu ihm um. Der Vampir lächelte ihn sanft an, doch seine Augen sprachen eine andere Sprache. Schmerz. Seth litt unter dem Wissen, dass Yuu gehen würde und ihn alleine lassen würde. Und das erkannte der jüngere Vampir.

Und dieser Blick von Seth war stärker als jeder Überlebenstrieb. Stärker, als Yuus Verstand, der noch immer an ihn appellierte, zu gehen. Doch statt auf ihn zu hören ging Yuu wieder auf Seth zu und nahm dessen Hand. Fest hielt er die Hand des älteren Vampirs gedrückt und blickte zu ihm auf. Er sah Seth tief in die Augen. „Ich lasse dich nicht alleine.“ Sprach Yuu ganz leise, doch er war sich sicher, dass sein Gegenüber diese Worte verstand. Als Beweis dafür drückte Seth die Hand Yuus ebenfalls fester. „Yuu, bitte!“ flehte der ältere Vampir schon fast, doch Yuu schüttelte nur den Kopf. „Nein.“ Sagte er mit ruhiger, zugleich fester Stimme, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. „Ich liebe dich Seth. Und wenn es heißt, dass ich mit dir sterben werde, dann werde ich mit dir sterben, aber ich würde dich niemals alleine lassen. Schon gar nicht, wenn ich wüsste, dich nie wieder zu sehen. Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Meinte Yuu und wieder lächelte Seth, auch wenn es ein trauriges Lächeln war. „Es tut mir Leid, dass ich dir kein besseres Leben gegeben habe. Dass unsere Beziehung enden wird, bevor sie richtig begonnen hat. Und es tut mir Leid, dich in all das mit hineingezogen zu haben, wi-“ doch weiter kam Seth nicht, da Yuu ihm den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Für nichts in der Welt würde ich die Zeit mit dir eintauschen. Für nichts, hörst du? Die Zeit mit dir war ein Geschenk, du hast mir gezeigt, was es heißt zu leben. Du hast mir gezeigt, wie tot ich ohne dich war. Deswegen entschuldige dich bitte nicht dafür.“ Dann ging Yuu kurz auf die Zehenspitzen und gab Seth einen sanften Kuss auf die Lippen. Er wusste, dass es der letzte war. Nichts und niemand würde sie vor ihrem Schicksal retten können.

Ja, er hatte Azumi ein Versprechen gegeben. Doch er hatte Seth ebenso versprochen, ihn niemals mehr alleine zu lassen. Er hatte Azumi versprochen, mit ihr auf ihren Ball zu gehen und mit ihr zu tanzen. Ihr Versprechen hatte er eingehalten. Jetzt war die Zeit gekommen, Seth zu beweisen, dass er sein Versprechen ernst meinte.

Sanft lächelte Yuu seinen Geliebten an, dann blickten die beiden zu Allen, der das alles wohl nur sehr argwöhnisch betrachtet hatte. Und nun kamen auch die anderen Vampirjäger.

Erneut spürte Yuu die Angst in sich, doch Seth schien dies zu spüren, denn er drückte Yuus Hand etwas fester. Gleich würde alles vorbei sein, dachte Yuu und sah, wie Allen etwas befahl, doch er verstand nichts, als ob er die Stimmen und die Geräusche die von den Jägern aus kamen, nicht hören würde. So, als ob sie nicht real wären.

Er sah, wie sie ihre Waffen auf die beiden richteten. Noch einmal blickte er zu Seth hoch, der den Blick kurz erwiderte und ihn ehrlich lächelnd ansah. Dann blickten sie wieder zu den Jägern, die in dem Moment feuerten. Allen voran Allen.

Nur kurz spürte Yuu den Schmerz, der ihn durchfuhr, als ihn vier Kugeln durchbohrten und er durch die Kraft der Aufschläge das Gleichgewicht verlor. Doch er ließ Seth’s Hand nicht los, sah zu seinem Geliebten und musste mit ansehen, wie auch er zu Boden ging, das Gesicht Yuu zugewandt.

Heiße Tränen liefen Yuu über die Wange, als er sah, wie sich Seth’s Brustkorb immer langsamer hob und senkte und wie der Atem seines Geliebten schließlich völlig anhielt. Unglaublich fest drückte er Seth’s Hand, versuchte seinen Namen zu rufen, doch ihm fehlte die Kraft. Er war noch nicht einmal zu einem Flüstern Imstande.

Er spürte, wie ihn die Kraft immer mehr verließ. Wie seine Glieder immer tauber wurden. Und die Kälte immer präsenter wurde. So fühlte sich sterben an, das wusste Yuu. Er würde hier sterben. Zusammen mit Seth.

Langsam drehte Yuu den Kopf in Richtung Himmel. Ob die Vampirjäger noch da waren wusste er nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Wieso auch? Nun, da alles enden würde.

Yuu hatte gar nicht gemerkt, dass es wieder zu schneien begonnen hatte.

Kleine, weiße Schneeflocken fielen sanft vom Himmel herab, eine direkt auf seine Wange. Sie schmolz augenblicklich. Er sah, wie sich die Bäume im Wind bewegten, doch er hörte das Rauschen nicht. Er hörte gar nichts mehr. Kein Wind, kein nichts. Er spürte nur den kalten Schnee, der sich auf ihn legte.

Es hatte keinen Sinn mehr, sich weiter gegen den Tod zu wehren, für das Leben zu kämpfen. Es war zu Ende. Aus diesem Grund schloss Yuu auch die Augen, teils auch aus Erschöpfung. Es war dunkel. Und es schien immer dunkler zu werden.

Der kalte Schnee auf seinen Wangen, er spürte ihn nicht mehr. War es schon so weit, dass er ihn nicht mehr wahrnahm? Ein letzter Blick, nahm sich Yuu vor. Ein letztes Mal wollte er den Himmel sehen und ein letztes Mal wollte er die frische, kühle abendliche Luft einatmen. Ein allerletztes Mal. Doch als der Junge die Augen öffnete sah er den Himmel nur teilweise.

War da nicht ein Schirm? Ein Schirm der ihn vor dem Schnee schützte? Und war da nicht ein Schatten? Ein Schatten einer Gestalt, die ihn anzusehen schien?

Er musste phantasieren oder den Tod sehen.

Hier war niemand.

Und nun schloss Yuu wieder die Augen und gab sich der Finsternis hin.

Er hatte seinen letzten Moment in der Welt der Lebenden getan.

Seine Zeit war um.

Die letzte Kraft, die der Junge noch hatte, war die, die ihn veranlasste Seth’s Hand weiter fest zu halten.

Gleich würde er ihn wieder sehen, dachte Yuu und dieses Mal spürte er wirklich nicht mehr, wie ihm Tränen über die Wangen liefen.

Gleich wären sie wieder vereint. Und dann könnte sie nichts mehr trennen.

Nie wieder.

Wie schön dieser Gedanke doch war.
 

So °_°

Das letzte Kapitel.

Jedenfalls vom ersten Teil °_°;

Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht ließt man sich ja im zweiten Teil wieder °o°

Ich hoffe es mal xD“

Und danke allen Kommischreibern, die mich über manche flaute gebracht haben °_°v



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (97)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]
/ 10

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Alexa_Sasako
2009-10-14T18:59:15+00:00 14.10.2009 20:59
Oh, ich finde deine Fanfic super. Hab zwei Tage gebraucht sie zu lesen. Mal schauen wie der zweite Teil wird. Kannst du mir bitte bescheid geben wenn der zweite Teil da ist. Ich will wissen wie es weiter geht.

See you
Von:  ReinaDoreen
2009-10-08T21:24:31+00:00 08.10.2009 23:24
Allen hat sie doch gefunden. Das ist nun das Ende für Yuu und Seth ( oder doch nicht?)
Jedenfalls wäre ich wirklich enttäuscht gewesen wenn Yuu weggelaufen wäre und Seth alleine gelassen hätte.
Reni
Von:  ReinaDoreen
2009-10-06T18:27:08+00:00 06.10.2009 20:27
Ich hoffe es so sehr das die beiden entkommen.
Doch ob sie wirklich Ruhe haben werden vor Allen, egal wohin sie gehen. Ich habe das Gefühl, Allan ist kurze Zeit später auch dort
Reni
Von:  ReinaDoreen
2009-08-22T11:57:47+00:00 22.08.2009 13:57
Jetzt verstehe ich warum Allan Seth so sehr verfolgt und hasst.
Aber auch Allan treiben da wohl eher Rachegefühle.
Reni
Von:  ReinaDoreen
2009-08-21T18:52:17+00:00 21.08.2009 20:52
Ich hab schon nicht mehr an eine Fortsetzung geglaubt, um so mehr hat es mich gefreut, wieder mal ein neues Kapitel zu lesen.
Die dunkle Seite von Seth, kann sie auch Yuu gefährlich werden? Ich vermute schon, denn wenn Yuu nicht mehr wäre würde Seth wahrscheinlich für immer seine dunkle Seite sein Ich übernehmen lassen.
Reni
Von:  underweihnachtsmann
2009-08-21T18:06:56+00:00 21.08.2009 20:06
hey
schön das du wieder weiter schreibstt
und das neue kap is echt super geworden
Von:  underweihnachtsmann
2008-08-15T01:47:54+00:00 15.08.2008 03:47
hi
klasse kapi kannst du mir bitte ne ens schiken wenn es weiter geht?
Von:  ReinaDoreen
2008-07-24T17:49:47+00:00 24.07.2008 19:49
Yuu und Seth haben nur eine kurze Pause, denn Allan ist schon wieder auf dem Weg um Seth endgültig zu vernichten. Und diesmal soll der Kampf ohne irgendwelche Regeln geführt werden nur um zum Ziel zu kommen.
Was ist das für eine Prophezeiung, von der dieser Erzbischof spricht?
Reni

Von:  saspi
2008-07-24T15:00:56+00:00 24.07.2008 17:00
Hey!!!
Super kappi!!! Bitte schreib schnell weiter!
Bin schon neugierig wie 's weitergeht!!!
Freu mich aufs nächste kappi.
Bye

Von:  ReinaDoreen
2008-06-29T20:45:29+00:00 29.06.2008 22:45
Das war ein sehr dramatisches Kapitel. Seth hat mit seiner dunklen Seite einen Pakt abgeschlossen. Yuus Entscheidung Seth zu küssen war da einzig richtige. Nur hat er Seth jetz wieder? So einfach wird doch das Dunkle nicht wieder verschwinden wollen? Und was ist mit Allan? Lebt der noch?
Wenn der entkommen ist, wird Yuu doch keine Ruhe haben. Immerhin hat er ihn soweit gebracht, zum Mörder für viele Vampire zu werden.
Was ist mit Yuus Schwester. Sie ist doch gar nicht sicher bei sich zu hause. Kann Yuu so einfach wieder mit den Drogen aufhören?
Ach, ich seh schon ich hab mal wieder viele Fragen.
Reni


Zurück