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heute und für immer

the wolrd is not too much - search you all over the world
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Lie

heute und für immer

Kapitel 6

Lie
 

Das musste ein Traum sein. Ein wunderschöner, rosaroter Traum, wie ihn jedes Teenager-Mädchen zu haben pflegte und sich Mr. Amillo Wibbire als Freund wünschte. Es war unwirklich, es war zu perfekt. Nie in seinem Leben hatte er eine Vollkommenheit dieser Art gespürt. Es war für ihn selber schwer zu verstehen, er hatte sich nie nicht ganz oder komplett gefühlt, aber jetzt wo dieser Engel neben ihm herlief, ohne etwas zu sagen fühlte er sich wie... etwas gefunden zu haben, was er hätte eigentlich immer vermissen müssen, es aber nie tat, weil er es nie kennen gelernt hatte. Paradox – vermutlich, aber das war ihm vollkommen egal.
 

„Nun erzähl mal was Loverboy!“, sie grinste schelmisch, während sie sich im Gehen zu ihm umdrehte und sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht hinters Ohr klemmte.

„Du bist wunderschön!“ – Wie pathetisch!

Sie grinste ihn von unten herauf an, eine kleine Röte hatte sich über ihre Wangen gezogen.

„Du sollst mir was über dich erzählen! Außerdem musst du mich nicht mehr umschmeicheln und mit Heuchelei versuchen mich in ein Bett zu zerren!“, sie schüttelte leicht verschlagen den Kopf und drehte sich um, sodass sie nun wieder vorwärts lief und durch den herben Nachtstrandwind ihr weißes Kleid furchtbar an ihren Frontkörper gedrückt wurde. Verloren stöhnte er auf.

„Huh?“, sie neigte den Kopf zu ihm, schaute ihn nichts wissend an.

Gott machte ihre leichte kindliche Naivität ihn an.

„Weißt du wie schwer es für einen Mann ist, zu wissen, dass er eine attraktive Frau in den nächsten achtundvierzig Stunden irgendwann lieben darf, aber dieser Anblick...“, er strich ihr einmal vom Hals, über ihr Dekollete, zwischen ihren Brüsten auf dem Kleid bis zum Bäuchlein hinab, „noch einhundert Mal schlimmer ist, weil diese attraktive Frau sich ihrer Ausstrahlung noch nicht einmal bewusst ist?“

Ihre Wangen wurden von einem leichtrosa zu einem purpurrot. Ihr Nase kräuselte sich und ihre süßen roten Lippen verzogen sich zu einem undefinierbaren Lächeln.

„Du machst mich ein wenig verlegen“, nuschelte sie.

Gott, er musste sie einfach noch einmal küssen.
 

„Ein wenig?“, fragte er, als seine warmen Lippen ihren heiß geküssten Mund verließen.

„Hab ich nicht gesagt, nicht mehr Küssen, du bist ja fast so schlimm, wie meine Mama!“

Er zog die Augenbrauen hoch. Er küsste also wie ihre Mutter?

„Bitte?“, um sie vom Gegenteil zu überzeugen, wollte er sie abermals küssen, was ihm jedoch misslang, da auch endlich Marron seine Bewegungen hatte lernen einschätzen können, und sich ihm, die Zunge rausstreckend, geschwind entzog.

Lachend drehte sie sich um, lief ihm rasant davon, so schnell es halt möglich war, in Turnschuhen, auf Sand und gegen den Wind. Sie hatte null Chancen ihm zu entwischen, doch wollte sie das überhaupt wirklich? Eher nicht.

Zwei starke Arme schlangen sich von hinten um ihre Taille, zogen sie an einen muskulösen Oberkörper, sodass sie für einige Sekunden den Boden unter ihren Füßen verlor.

„Ich küsse also wie deine Mutter, ja?“, zischte er gespielt scharf nahe ihres Ohres, während seine Hände an Druck verloren, dafür aber zu ihren Rippenbögen fuhren und einen hexischen Plan ausübten, sie durchkitzelten.

Gackernd, schreiend, heulend, lachend, wütend, bettelnd und unterlegen beugte sie ihren Oberkörper nach vorn und ließ sich auf die Knie sinken, vollends kraftlos winselte sie unter lachenden Tränen, dass er doch aufhören sollte.
 

„Wer küsst wie deine Mutter“, fragte er, als auch er sich in den Sand niederließ, sie vom Bauch auf den Rücken drehte, damit er ihre wunderbaren glänzenden Augen sehen konnte, wenn sie ihm versicherte, dass er gut war, dass sie es genoss, dass sie es selbst wollte, dass sie verloren war, wenn er sie so erbarmungslos küsste!

„Um Gottes Willen...“, noch einige kleine Kichereien schüttelten ihren Körper, ehe sie sich zusammenriss und ihm in die nur wenig entfernten Augen schaute, „du küsst nicht wie meine Mutter, aber du willst es so oft, wie meine Mama!“ Sie musste sich zusammenreißen, um nicht unentwegt auf seine Lippen zu starren.

Oh je, sie war doch nicht mehr ganz bei Trost. Was hatte dieser Mann, was andere nicht auch hatten? Zwei Augen, wunderschöne braune, funkelnde, lachende und weise Augen; eine Nase, eine Nase, die in sein markantes Gesicht perfekt hineinpasste, weder zu groß, noch zu klein, und auch keine hässlichen Nasenhaare hingen heraus; Zwei Wangen, keine pausbackigen, keine hohen, sondern wunderbare, harte Wangen mit dazugehörigen Wangenknochen, einem Raubtiergebiss; und (!) einen samtweichen, perfekt für ihren eigenen, unwiderstehlichen, Lust bescherenden, verheißungsvollen Mund.

Sie hatte nicht wirklich das Wissen, was einen Mann, Jungen, besonders machte, dafür war ihr 60.000$ Eliteinternat von zu vielen Snobs und Schönlingen vergiftet gewesen. Aber bei ihm stimmte einfach alles. Ja, dieser Mann war schlichtweg atemberaubend schön! Den harten muskulösen Körper, der gerade halb auf ihr lag, nicht zu vergessen. Ergeben seufzte sie auf.

Er grinste schelmisch und erhob sich von ihr, setzte sich aufrecht hin und schaute auf das schwarze Meer, in dem sich der helle Vollmond immer noch geduldig spiegelte.

„Was hat dich eigentlich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern? Ich meine, heute Nachmittag... gestern Nachmittag warst du eher weniger angetan von meinem unwiderstehlichen Charme!“, er gab ihr einen wissenden Blick, worauf sie sich nun auch hinsetzte und ihre Turnschuhe öffnete.

„Es lag an Kalani!“, sagte sie schlicht und verpackte ihre nun ausgezogenen Schuhe mit samt den Socken in ihre Tasche.

„So?“

„So!“, erwiderte sie schlicht, errötete leicht.

„Nun sag schon!“, er piekste sie zwischen eine ihrer Rippen, worauf sie einen unterdrücken Lacher hervorpresste.

„Nun ja,... er meinte, dass ich vielleicht ein unglaublich gutes Erlebnis verpassen würde und...“, sie räusperte sich „dass ich noch was...“, sie begann zu nuscheln „vielleicht dazu lernen könnte.“

„Huh?“, mit Augen ähnlich groß wie Teller schaute er auf das Mädchen, was nun ihre kleinen nackten Füße im Sand vergrub, hinab.

Verstand er das richtig, dass sie von einem gewissen Kalani, dazu aufgefordert wurde, ihre Sex-Techniken, anscheinend besser gesagt fehlenden Sex-Techniken, zu verbessern? Warum?... Vielleicht, weil dieser Kalani selbst mit ihr keinen Spaß im Bett hatte? War es das? Wurde er hier jetzt als Sexlehrer benutzt, weil dieser Kalani eine Flasche im Bett war?

Doch bevor er ausrasten konnte und ihr unsägliche Dinge an den Kopf werfen konnte, die er von diesem reinen Engel eigentlich nie gedacht hätte, wurde er aufgeklärt.

„Also... uh... ich habe also eher selten zwischenmenschlichen Körperkontakt. Und... uh... ich bin neunzehn Jahre alt und seit ich eben nicht mehr zur Schule gegangen bin da... nun... also...“

Seine unbegründete Wut und auch ein bisschen Verletztheit nahmen augenblicklich ab, als er verstand. Dieser Kalani hatte ihr geraten, nicht so viel nachzudenken und zu wagen um möglicherweise zu gewinnen. Etwas anderes konnte man von diesem reinen Engel, der nun schon bis zu den Fußknöcheln im Sand eingegraben war, gar nicht erwarten. Er schämte sich fast dafür, so brutal schlecht von ihr gedacht zu haben.

„Soso.“, er grinste und schaute von ihr wieder auf das Wasser. Die Wellen schwappten sekündlich immer mehr über den Strand. Er rückte ein Stückchen näher an das zierliche Mädchen neben ihn ran, legte seinen linken Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Schulter, als er bemerkte, dass sich eine leichte Gänsehaut auf ihren Unterarmen gebildet hatte.

Verschmitzt grinsend schaute sie zu ihm auf, drehte seinen Kopf energisch und gab ihm einen kleinen dankenden Kuss, für die spenden Wärme, auf seine Wange.

Mit einem ergebenen Seufzen schloss sie für einen Moment die Augen und lehnte ihren Kopf in Chiakis Halsmulde.

„Loverboy?“, sie öffnete ihre Augen wieder und schaute über den Horizont zum Mond hinauf.

„Hm?“

„Willst du nicht langsam mal anfangen, etwas von dir zu erzählen? Sonst kommst du am Ende doch nicht auf deine Kosten.“

Er lachte herzhaft auf. Sie redete, als ob er sie nur als Eintagsfliege abhaken würde, allerdings, war dem nicht so? Genau diesen Grund hatte er ihr deklariert; aber belog er sich eigentlich nicht nur selbst?
 

Sie seufzte, als er nicht sprach:

„Also, da du selber nicht sprichst, werde ich dich halt ausfragen müssen!“, sie befreite ihre fragilen Füße aus dem angenehmen warmen Sand und setzte sich dann direkt vor ihn in einen Schneidersitz, blickte ihm verbindlich in seine Augen.

„Warum ist so ein Prachtexemplar von der Spezies Mann eigentlich noch ungebunden?“

Es war wie der präzise gesetzte Schlag, den sie schon am gestrigen Nachmittag seinem Gesicht verplättet hatte, nur war diese Situation weitaus verfänglicher.

Mit gespielter Ironie, die ja im Grunde gar keine Ironie war, weil er ja log, fragte er sie aufgesetzt nachdenklich:

„Wer hat jemals behauptet, dass ich ungebunden bin?“

Ihre Augen verdunkelten sich gefährlich, ihre Wangenknochen erhärteten sich, wie er es zuvor eigentlich nur bei rasenden Männern gesehen hatte, ein winziger Muskel nahe ihres Ohrläppchens pulsierte im Takt zu ihren leicht aufeinander reibenden, knirschenden Zähnen. Es war offensichtlich wie sie zu One-Night-Stands stand, die auf einen Treuebruch hinauslaufen sollten.
 

„Was denkst du von mir? Also wirklich!“

Keck lachte er auf, fand, dass es sehr echt wirkte, und wurde mit einer sich entspannenden Marron belohnt.

Noch hatte er nicht wirklich gelogen, nur eine Frage mit einer Frage beantwortet, diese ein wenig in der Stimmlage verändert, so dass es entrüstet klang, als eine Feststellung, dass sie nämlich genau das richtige von ihm, Chiaki Nagoya, dachte.

Leicht verunsichert und auch beschämt, so schlecht von ihm gedacht zu haben, räusperte sie sich:

„Also nur fürs Protokoll, du bist weder Ehemann mit Kindern, die auf ihren Papa warten, noch bist du verheiratet ohne Kinder, oder gar überhaupt in einer Beziehung.“

Chiaki schluckte dramatisch.

„Nein, wo denkst du hin? Glaubst du wirklich, ich wäre so ein schlechter Mensch?“ Oh ja, er war ein solch schlechter Mensch, noch dazu ein Lügner. Nein, keine Notlüge, oder eine Überraschungs-Lüge, das hier war eine Lüge-Lüge!

„Gut“, sie atmete beruhigt aus.

Dann hob sie den Kopf wieder ein Stück an und grinste ihn schelmisch an:

„Dann sag doch aber, warum ist so jemand wie du noch nicht vergeben?“

Chiaki wusste gar nicht so wirklich was er sagte, erlebte alles gar nicht so wirklich mit, als er ihre kleine zierliche Hand in seine großen nahm, diese dann zu seinem Mund führte und eine Hauch von Kuss auf ihren Handrücken drückte:

„Vielleicht, weil ich noch keine gefunden habe, die mich so verzaubern konnte, wie du es geschafft hast?“

Dies war keine Lüge.

„Schleimer“ lachte sie herzhaft.
 

„Und du? Warum ist so eine attraktive Prominente noch solo?“

Marron saugte die Unterlippe zwischen ihren Zähnen ein und kaute nachdenklich darauf herum.

„Ich überhöre jetzt einfach mal das „Prominent“ und sehe es als Kompliment an...“, sie schenkte ihm ein viel sagenden suborientierten Blick, damit er doch vorher einfach denken sollte, um dann möglicherweise immer noch das falsche zu sagen.

„... aber ich bin ebenso ungebunden und kann dir leider keine so charmante Antwort geben!“

„Das habe ich gar nicht von dir verlangt! Nun sag schon und mach es nicht so spannend? Warum gibt es bei dir keinen Mann an deiner Seite? Die Männer müssten doch Reihenweise Schlange stehen.“

„Nein...“, sie schüttelte belustigt den Kopf, konnte ihn leider immer noch zu wenig einschätzen, um zu wissen, was denn nun ehrlich gemeint und was schlichtweg überheblich übertriebene Taktik war.

„Außerdem, wolltest du nichts über mich wissen, sondern ich wollte dein übergroßes Ego kennen lernen, Loverboy! Deine Familie, Eltern, verheiratet? Geschwister? Weiterentfernte Familie gutes oder schlechtes Verhältnis. Nachbarschaftsstreit, in was für einem Haus wohnst du,... vielleicht immer noch bei Muttern’, oder vielleicht ist...“

„Stop!“, er amüsierte sich köstlich über ihren Übereifer alles über ihn zu erfahren. Vermutlich würde sie am Ende ihrer Arrangements mehr über ihn wissen, als es seine besten Freunde, geschweige seine Ehefrau, je von ihm erfahren hatten.

„Noch einmal... langsam...“, er stupste leicht ihr Nasenspitze mit dem Finger an.

„Okay. Deine Eltern... erzähl mir was von deinen Eltern...“
 

„Uuuh... ja, meine Eltern sind ein Fall für sich. Mein Vater ist Chefarzt in der Klinik seines Vaters. Es wird in der vierten Generation geführt. Er ist ein Workaholic schlecht hin, und meine Mutter beschwert sich zumeist immer bei meiner Fr... Freundin... also bei meiner besten Freundin...“, >Wie blöd bist du eigentlich, Chiaki, erst erzählst du ihr, dass du gar keine Beziehung hast, von einer Ehe einmal ganz abgesehen, und dann verplapperst du dich doch fast... dummer, dummer Junge!< „... dass er zumeist nie da ist.“

„Also ist dein Vater mit seiner Arbeit verheiratet?“

„So kann man es nennen. Nun ja, meine Eltern führen eine durchschnittliche Ehe...“

„Was ist denn bitte eine Durchschnittsehe?“

Chiaki seufzte: „Im Durchschnitt gehen 63% der Nord-Amerikaner mindestens einmal in ihrer Ehe fremd... und genauso ist es ebenfalls bei meinen Eltern.“

Marron schluckte einen Kloß so groß wie eine Bulette in ihrem Hals herunter.

„Und es stört dich gar nicht?“

„Ich denke, es hätte mich mehr gestört, wenn ich in meiner Teenagerzeit davon erfahren hätte. Und das kaschieren sie vor meiner Schwester wirklich einsame spitze. Wo wir zu einem weiteren Punkt kommen... Geschwister, nicht?“ Ein bisschen abwesend nickte Marron.

„Mein Schwester. Ester. Fünfzehn. Leicht dem Magerwahn verfallen. Boygroups sind der absolute Hit. Ist momentan so ’ne Gothik-Punk-Rock-ach-keine-Ahnung-nicht-Band aus Deutschland total angesagt...“

„Uh, ja ich weiß welche Band du meinst, meine Güte, die sind ja total, aber total...“ Marron setzte einen Ekel erregenden Würgelaut hinter ihren Satz, der ihre nichtvorhandene Sympathie mit diese Band Ausdruck verleihen sollte. Sie schaffte es wirklich hervorragend.
 

Chiaki grinste.

„Ja, Teenager!“

„Aus, pfui! Ich bin schließlich auch noch einer und weder Boygroups verrückt noch bin ich dem Magerwahn verfallen...eher im Gegenteil!“, letzteres nuschelte sie kaum hörbar.

„Wie alt bist du denn jetzt eigentlich genau?“, er konnte ja nur schätzen und hatte sie etwa auf achtzehn junge Jahre getippt.

„Ich?“

„Nein, der Sand...“

„War das eine Kritik an meinem Aufnahmevermögen?“

„Würde ich doch nie wagen... Nun sag schon, wie alt“, er grinste breit.

„Du weißt schon, dass es nicht angebracht ist, eine Frau nach ihrem Alter zu fragen?“

„Sagt das Mädchen, was ungefähr so reich ist wie Hilari Ponts, aber dennoch in einem unscheinbaren Club in Honolulu arbeitet und durch die Welt tingelt. Ziemlich exzentrisch, nicht?“

„Nein.“, antwortete sie schlicht.

„Nun gut, dann erkläre mir, warum das nicht exzentrisch ist, und versuche gleich über deinen Schatten zu springen, und über dein Alter zu sprechen!“

Sie räusperte sich umständlich.

„Mein Alter, Geburtsdatum, und Werdegang meines neunzehn Jahre alten Lebens, steht alles in einer Enzyklopädie im Internet, auf meiner Homepage, auf der Homepage der Familie Kusakabe und in fast jedem Klatschblatt. Und... ich finde es nicht exzentrisch. Es wirkt vielleicht so, aber nur auf Leute, die meinen Hintergrund nicht kennen...“

„Zu deinem Leben gibt es einen Hintergrund?“

„Kann man so sagen... aber solltest du mir nicht Fragen beantworten, und nicht umgekehrt?“

„Ich finde es sehr interessant mehr über meinen Weihnachtsengel und Weltenbummlerin zu erfahren.“

„Huh? Weihnachtsengel?“

„Ich hab dich zu Weihnachten kennen gelernt“, seine Augen funkelten wunderschön und sie bemerkte, wie sie sich daran gewöhnen könnte diese Augen immer zu sehen.

„Ah...“

„Kommen wir auf den Hintergrund zurück...“

„Kennst du die „Statistik zum Nachdenken“?“

„Uh... Nein, muss ich leider passen.“

„Wenn du dir die immer mal wieder vor Augen hältst wird dir bewusster, dass es Menschen gibt, die mehr Hilfe benötigen als du oder ich sie je verspüren könnten. Und nicht nur irgendwelche Spendengelder, von irgendwelchen Menschen die im Internet surfen, oder Fernsehen schauen oder am Telefon Hunderte von Dollars spenden, sondern Menschen, die etwas anpacken. Die selber etwas in die Hand nehmen und das nicht immer nur zur sentimentalen Vorweihnachtszeit sondern das ganze Jahr immer wieder...“
 

So hatte er das noch nie gesehen.

Er war einer der Menschen, die sich im Dezember vor den Fernseher setzen und in einer Unterhaltungsgala 500$ spendete. Doch das Jahr über, kümmerte er sich ausschließlich um sich und seine eigenen Probleme... eher Problemchen.

„Deiner Reaktion zur Folge, entnehme ich wohl, dass du auch so einer bist!“, sie lächelte leicht.

„Und du, Weltenbummlerin, bist also anders, weil du in einem Szeneclub auf einer Ferieninsel arbeitest?“, er schnaubte verächtlich. Eine Heilige war sie dadurch sicher nicht.

„Nein, das macht mich nicht ‚anders’ oder gar besser, und es hat auch sehr wenig mit dem Open-Air Club von Kalani zu tun, aber er war der Einzige, mit dem ich den Vertrag habe abschlißen können, dass ich bei ihm arbeite, dafür aber kostenfrei in einem seiner Wohnungen leben darf. In Europa sind die da weitaus freundlicher, da kannst du denen diesen Deal bei fast jedem Job anbieten und die würden es so machen. In Amerika ist das... komplizierter.“

Chiaki runzelte immer noch skeptisch die Stirn.

Doch je länger er über ihre Worte nachdachte, desto mehr Sinn ergaben sie. Und auch sein eigenes Ansehen für sich selbst nahm proportional ab, zu jedem Wort was Marron gesprochen hatte.

„Und was bewirkst du hier?“

„Versteh mich nicht falsch, ich bin keine Samariterin, die täglich einhundert gute Taten vollbringt und ähnlich wie Hippies den Luxus absolut für unangebracht halten, aber ich denke, auch wenn es nicht viel ist, kann ich auch ärmeren Leuten ein Gefühl vermitteln, dass sie da sind, dass man sie nicht vergisst. Das es Menschen gibt, die sich nicht um ihrer Selbstwillen um andere kümmert, sondern weil endlich jemand etwas vorantreiben muss. Auch wenn man auf dem Posten, auch als Prominenter, sehr, sehr allein dasteht.“

„Und dein Vermögen? Ich meine...“, er wusste selbst nicht warum er versuchte, in Marron irgendetwas schlechtes zu sehen. Vielleicht das schlechte Gewissen, einen so reinen Menschen letztendlich zu belügen, damit er auf seine Kosten kam, bzw. damit er sie endlich vergas, wie jede andere Frau auch...

„Zinsen, Loverboy, Zinsen. Es ist eine ganze Menge was bei rund 25mio$ bei einem Zinssatz von 11,5 % so rumkommt. Es reicht nicht, wohl war... aber ich denke, es ist mehr damit geholfen, wenn jeden Monat, jedes Jahr etwas zusammen kommt an Geld, als wenn man einmal einfach drauf los irgendwas unterstützt...“

Chiaki schwieg.

Wann hatte ihre anfangs so schnelle und wortgewandte Unterredung einen solch melancholischen Punkt erreicht?

„Du bist ein unglaublich guter Mensch, weißt du das eigentlich?“, Chiaki hatte, tief bewegt, einige leichte Schluckbeschwerden.

„Lass mal stecken, ich weiß, ich könnte vielleicht mehr tun, aber...“, sie seufzte, ließ den Satz unbeendet.

Doch Chiaki kannte das Ende.

Aber ich bin auch nur ein Mensch und kann nicht immer alles – so gern ich vielleicht auch wollte.

Eben, aber würde es mehr solche Menschen wie Marron geben, vielleicht nur einen, zwei in jeder Stadt, würden Kinder in Afrika nicht an Wasserbäuchen und mit Fliegen in den Augen sterben.

„So nun bist du wieder dran...“ geräuschvoll zog Marron die Nase hoch. Es war furchtbar kalt geworden.
 


 

BOOM

BACK

with new power

with new creativity

with new ideas

with a new spirit

with a brand new view of the world
 

MANNEY'S BACK
 

@animexx: ich hasse euer neues ff-layout... wenn ihr schon weißen untergrund haben wollt, dann nehmt euch ein beispiel an ff.net ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ItachiUchih4
2016-06-23T22:52:17+00:00 24.06.2016 00:52
Hiho,
schaue grade die JdKD FF's durch und bin auf deine hier gestoßen,
finde ich echt klasse wie du schreibst und vor Allem die Geschichte an sich!

Chiaki ist verheiratet O.O und lügt Maron an :(
Das is alles so wundervoll geschrieben^^ auch die Küsse, der in der Stadt oder der vor dem Club :)
Einfach toll!

Gabs denn hierzu eine Fortsetzung?

Grüße


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