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Hot N' Cold

(ehem. Melting)
von

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Eisskulpturen lebensecht

Hallo Leute,
 

tut mir wirklich Leid, dass ich so lange nichts mehr hier hochgeladen habe.

Aber zum einen hatte ich oft keine Zeit und zum anderen hatte ich irgendwie die Lust an der Geschichte verloren ._.

Das hat sich zwar immer noch nicht ganz eingestellt, aber ich konnte mich zumindest aufraffen, das Kapitel hier on zu stellen. Es ist schon etwas länger fertig gewesen, aber ich bin nicht wirklich zufrieden damit (gewesen) und wollte es umschreiben, doch mir ist bisher nichts Besseres eingefallen =_="

Ich hoffe, ihr mögt das Kapitel trotzdem und es fällt nicht allzu sehr auf, wie lustlos ich in der Hinsicht im Moment bin. Sorry.

Nun aber trotzdem viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 9: Eisskulpturen lebensecht
 

Es war Anfang Dezember und die Temperaturen waren bereits unter 50°F geschritten. Das nasskalte Wetter tat sein übriges, um selbst durch dicke Pullover und warme Jacken zu schlüpfen und die Schüler bibbern zu lassen.

Seit Tagen hatte man deswegen keinen Schüler mehr freiwillig draußen gesehen, doch das würde sich sicher bald ändern, wenn die Wettervorhersage hielt, was sie versprach: nämlich Schnee. Und das nicht nur ein bisschen, sondern zentimeterdick.

Bobby freute sich schon auf den ersten Schnee in diesem Jahr.

Winter war seine liebste Jahreszeit, insofern es kalt und trocken und mit Schnee und Eis verbunden war. Wie John – der Winter nicht ausstehen konnte – früher immer gemeckert hatte, wäre das bei seiner Mutation wohl nicht verwunderlich. Allerdings hatte Bobby Schnee und Eis auch schon gemocht, als er noch nicht wusste, dass er diese Kräfte besaß. Eigentlich mochte er den Winter, seit er denken konnte.

Mittlerweile hatte sich die Situation zwischen ihm und Rogue auch wieder gebessert. Sie gingen wesentlich entspannter miteinander um; konnten auch wieder zusammensitzen, sich ganz normal miteinander unterhalten und zusammen lachen.

Es war befreiend, diese Trennungsspannung zwischen ihnen langsam zu verlieren und ohne mulmiges Gefühl und irgendwelche nervösen Gedankenspiele miteinander umgehen zu können.

Dennoch war Bobby klar, dass sie die größte Hürde, einfach Freunde zu sein, noch nicht überwunden hatten.

Das Vertrauen war einfach noch nicht wieder da und das merkte man am deutlichsten daran, dass sie nur über allgemeine, oberflächliche Themen sprachen.

Es waren Smalltalks und sinnlose Gespräche, fast so, als wären sie nur gute Bekannte oder Schulkameraden.

Aber nach einer Trennung - und dann auch noch bei einem solch bitteren Beigeschmack – war es normal, dass man erst wieder Vertrauen neu schöpfen musste. Und das ging oft langsamer, als wenn man sich neu kennen lernen würde.

Es würde noch dauern, bis sie wieder Freunde sein konnten.

Aber Bobby war schon zufrieden, dass es in dieser Hinsicht überhaupt vorwärts ging und alles sich langsam normalisierte, wenn man mal von seinen Gefühlen für John absah. Doch darüber wollte er lieber gar nicht nachdenken. Mit den Wochen, die bisher vergangen waren, hatte er auch gelernt, seine Gedanken über und seine Gefühle für John soweit zu unterdrücken, dass er nicht permanent von ihnen heimgesucht wurde. Die meiste Zeit des Tages schaffte er es, all das zu verdrängen und darüber war er froh. Dennoch passierte es ihm immer noch oft, dass er, gerade dann wenn John ihm für seine Verhältnisse zu nah kam, dieses Verlangen nach dem anderen Mutanten spürte und dann stundenlang von diesem Gefühl und den dadurch ausgelösten Gedanken beherrscht war.

Zum Glück war John gerade nicht mal in seiner Nähe.

Bei dem feuchten, kühlen Wetter hatte der Feuermutant es vorgezogen, keinen einzigen Schritt nach draußen zu wagen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Selbst das Fenster in ihrem Zimmer wollte er erst dann öffnen, wenn Bobby das Gefühl hatte, sie würden schon fast ersticken.

Der Vorteil an Johns Abscheu gegenüber kaltem Wetter war, dass er so nicht fürchten musste, dass John nach draußen käme und ihn damit an seine Gefühle für ihn erinnern würde, während er hier mit Kitty stand.

Froh darüber lächelte er und beobachtete wie Kitty ihre Hand durch das kalte Wasser gleiten ließ. Ihr machte Kälte ebenso wenig aus wie ihm. Er wusste nicht, ob das eventuell an ihrer Mutation liegen konnte, aber er vermutete eher, dass sie einfach ein Winter-Typ war.

Er erinnerte sich noch, als sie auf diesem Brunnen Schlittschuh gefahren waren. Dass sie sich kurz geküsst hatten, war für sie beide mittlerweile abgehakt. Es war nichts gewesen, nur ein kleiner Kuss, und auch wenn Kitty – was sie Bobby niemals sagen würde – wirklich etwas mehr als Freundschaft für ihn empfunden hatte, hatte sie akzeptiert, dass er mit Rogue zusammen war.

Mittlerweile hätte sie natürlich „freie Bahn“, was Bobby anging, doch diese „Schwärmerei“, wie sie es heute nannte, war längst vorbei.

Von Piotr zu Bobby… das wäre aber auch ein mächtiger Sprung gewesen.

Und als guter Freund, auf den sie sich verlassen konnte, war er ihr eh viel lieber, als in einer Beziehung.

„Hoffentlich stimmt es und es schneit nächste Woche wirklich!“, sagte sie hoffnungsvoll und setzte sich auf den Rand des Brunnens.

Bobby, der tief in Gedanken versunken zu sein schien, blickte sie für einen Moment etwas perplex an, bis er offensichtlich verstand, was sie gesagt hatte.

In letzter Zeit ist er immer so abwesend, wunderte Kitty sich.

Das war nicht nur ihr aufgefallen, sondern auch anderen.

Zusammen mit Jubilee hatte sie zig Möglichkeiten durchdacht, warum Bobby auf einmal so abwesend und gedankenverloren wirkte, doch ihr war kein plausibler Grund eingefallen, außer dass es vielleicht an der Trennung von Rogue lag.

Doch sie wollte ihn nicht darauf ansprechen und würde es auch nicht tun.

„Haben sie nicht schon für diese Woche Schnee gemeldet?“

Kitty zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Hauptsache, es gibt überhaupt Schnee! Vielleicht friert ja auch der See hier in der Nähe zu oder der Brunnen.“

Sie zwinkerte mit ihrem rechten Auge und lachte.

Bobby grinste leicht. „Ansonsten kann ich ja wieder nachhelfen.“

Kitty nickte begeistert. „Au ja, mein persönlicher Eislieferant.“

Neckend versuchte Bobby sie zu erwischen, um in ihre Seite zu kneifen, doch sie war schneller und wurde immateriell, sodass er durch sie hindurch ins Leere griff.

„Das hättest du wohl gerne“, meinte er scherzend. „Wenn dann bin ich für alle zuständig und nicht nur für dich.“

Sie grinste leicht. „Tja, wenn du dir so viel Arbeit auflasten willst. Bietest du denn auch noch mehr an, als nur zugefrorene Brunnen? Wie wäre es mit… hm…“ – sie schien spielerisch kurz zu überlegen, obwohl sie schon wusste, was sie sagen würde – „…lebensnahen Eisskulpturen.“

Bobby zog beide Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf.

„Lebensnahe Eisskulpturen?“, fragte er noch einmal nach. „Wen hättest du denn gern?“

Sie lachte laut auf und stellte sich in eine lachhafte Diva-Position. „Natürlich mich.“

Bobby grinste breit.

„Geht klar. Wie lange gibst du mir Zeit?“, meinte er scherzend.

Grübelnd tippte Kitty sich an ihr Kinn.

„Oh, nicht allzu lange“, sagte sie dann und wog ihren Kopf abschätzend hin und her. „Zwei Tage vielleicht?“

„Na, hoffentlich bezahlst du dann wenigstens gut“, sagte Bobby gespielt schwermütig und legte einen Arm um ihre Schulter.

„Wenn die Qualität stimmt… es soll so aussehen, dass mich niemand verwechseln kann und man sofort sieht, dass ich es bin. Jede Kleinigkeit originalgetreu bitte!“

Bobby schüttelte den Kopf, während er sie mit sich zurück zum Haus zog.

„Alles klar, Miss Pryde.“
 

Nur wenige Tage später saß Bobby auf seinem Bett; die Beine angewinkelt, die Arme auf die Knie abgelegt.

Heute war wieder einer dieser Tage; dieser Tage, an denen er es kaum aushielt, in Johns Nähe zu sein.

Wann immer er ihn sah, klopfte sein Herz so stark, dass er das Gefühl hatte, es würde seine Brust zersprengen. Dazu kam noch dieses Kribbeln in seiner Magengegend, fast wie, als würden dort Ameisen Polka tanzen. Er konnte es einfach nicht abstellen, egal wie sehr er sich bemühte.

Wenn John ihm näher kam, als zwei Meter Abstand zwischen ihnen, wurde ihm merkwürdig heiß und er hatte das Gefühl, zu schwitzen, und das nicht nur, weil Johns Nähe an sich ihn nervös machte, sondern auch, weil er krampfhaft versuchte, sich zu beherrschen und sich nicht zu verraten. Die ganzen letzten Wochen hatte er verzweifelt versucht, sich so normal wie möglich zu verhalten, doch ihm war klar, dass dies nicht sonderlich gut gelungen war.

John war längst aufgefallen, dass mit Bobby etwas nicht stimmte.

Erst letzte Woche hatte er ihn genervt darauf angesprochen.

„Verdammt noch mal, was ist denn los mit dir? Du benimmst dich ja, als hätte ich die Pest!“, erinnerte Bobby sich noch gut an Johns Worte. „Hab ich dir eigentlich irgendetwas getan?“

In einem kitschigen Liebesfilm hätte Bobby an dieser Stelle sicher den berühmt-berüchtigten Spruch „Ja, du hast mein Herz gestohlen“ gesagt. Doch er lebte in keinem Liebesfilm, sondern in der Realität. Niemals würde er so etwas sagen, zumal er eh nicht vorhatte, John zu gestehen, was er für ihn empfand.

Mittlerweile war er sich sicher, dass er John liebte. Mehr als einen Kumpel oder einen besten Freund.

Es ließ sich auch nicht mehr abstreiten. Er konnte sich nicht selbst belügen.

Das Kribbeln in seinem Bauch, wenn er an ihn dachte, die Versuchung, ihn zu küssen, wenn sie sich nah waren und die prickelnden Träume, aus denen er mit fleckiger, klebender Unterwäsche aufwachte, sprachen für sich.

Doch es hatte lange gedauert, bis er sich selbst dies eingestanden hatte.

Am liebsten würde er diese Gefühle immer noch verdrängen, doch er hatte gemerkt, dass es zumindest für ihn selbst einfacher war, damit umzugehen, seit er sich selbst nichts mehr vorspielte.

Dennoch hatte sich dadurch der Umgang mit John nicht verändert.

Manchmal wunderte Bobby sich, dass es nicht längst schon mehr Leute gemerkt hatten, denn so distanziert, wie er sich in manchen Fällen benahm, müsste es manche eigentlich wundern.

Aber vielleicht dachten sie auch, John hätte mal wieder einen dummen Spruch von sich gelassen, und nun hätten sie sich unterschwellig in die Haare gekriegt.

Schon früher, als sie noch jünger gewesen waren, hatten sie aufgrund von Johns losem Mundwerk öfters eine Zeit lang kein Wort miteinander gesprochen.

Doch das war schon lange her und dementsprechend auch nicht mehr vorgekommen. Sie waren älter geworden und John weniger dreist, auch wenn er trotzdem noch viel dummes Zeug redete.

Genau dieser John stand nun aber mit dem Rücken zu ihm am Fenster.

„Es hat tatsächlich geschneit“, meinte er, während er auf den weißbedeckten Rasen schaute. Seine Stimme klang dabei so erstaunt wie unzufrieden.

Er drehte sich zu Bobby, doch dieser hatte bisher keine Reaktion gezeigt.

Innerlich rollte John die Augen. Mittlerweile ging Bobbys Verhalten ihm gehörig auf die Nerven.

„Was ist los, du Eiszapfen?“, meinte er betont locker. „Draußen ist alles weiß und du willst es dir nicht einmal angucken? Bist du krank?“

Erneut bekam er keine Antwort, doch schließlich stand Bobby mit einem undeutbaren, aber genervten Blick auf.

Oh nein, bitte nicht so viel Enthusiasmus, dachte John sich.

Mit leichten, aber doch für John auffälligen Abstand zu ihm, stellte Bobby sich ebenfalls ans Fenster.

„Ja, sieht gut aus“, meinte Bobby und seine Stimme klang vergleichsweise emotionslos. „Winter ist eine schöne Jahreszeit.“

Verwundert hob John eine Augenbraue an.

„‘Winter ist eine schöne Jahreszeit?‘ “, wiederholte er Bobbys Worte skeptisch und legte bewusst dieselbe Tonlage auf wie der Eismutant. „Willst du mir nicht wieder die Freuden des Winters näher bringen, mir zeigen, wie toll Schnee und Eis sein können und mich zum hundertsten Mal versuchen zu überreden, mit dir eine Schneeballschlacht zu machen?“

Bobby schüttelte nur den Kopf und John hatte erneut das Gefühl, dass er sich nicht sonderlich wohl in seiner Nähe fühlte.

„Das habe ich aufgegeben“, sagte Bobby schließlich. „Du wirst es eh nie verstehen.“

John grinste ein wenig schräg und blickte noch einmal aus dem Fenster über die zugeschneite Landschaft. „Da wirst du vermutlich Recht haben.“

Dann drehte er sich wieder zu Bobby, dessen hellblauen Augen immer noch auf das grelle Weiß starrten.

Weiterhin grinsend ging er einen Schritt auf ihn zu und bevor dieser reagieren konnte, piekte er ihn spaßeshalber in die Seite.

Wie er erwartet hatte, zeichnete sich für einen flüchtigen Moment ein Lächeln auf Bobbys blassen Lippen ab und seine Augen blickten aus Reflex ins Johns Gesicht. Als seine hellblauen Augen jedoch auf Johns Braune trafen, erstarrte Bobby für einen Moment.

In den letzten Tagen und Wochen hatte er es vermieden, dem Feuermutanten direkt in die Augen zu sehen, schon gar nicht, wenn sie sich so nah waren, wie jetzt.

Die Intensität, die Bobby in diesen Blick interpretierte, schien seine komplette Gedankenwelt mit einem Schwung wegzufegen.

Es kam ihm so vor, als würden sie schon ewig so verharren und er bemerkte auch nicht, wie Johns Blick immer verwirrter wurde.

Bobbys gesamte Sorgen schienen sich in den Hintergrund zu drängen. Es war, als gäbe es überhaupt kein Problem. So als wäre das hier, dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – Augenblick, einfach das Richtige, das Normale.

Seine Gedanken standen quer; er schien kaum noch fähig zu sein, zu denken.

Nur zögerlich beugte er sich vor, bemerkte nicht, wie John langsam zurückwich.

Doch noch bevor John sich irgendwie abdrehen konnte, lagen Bobbys Lippen auf seinen.

Das Gefühl von Johns warmen, weichen Lippen auf seinen eigenen, etwas kühleren ließ Bobbys Herz für einen Moment lang stehen, ehe es noch schneller zu schlagen begann als zuvor.

Er merkte nur unterschwellig, dass John sich versteifte und sah aufgrund seiner halb geschlossenen Augen nicht, wie die des Feuermutanten sich geschockt weiteten.

Schließlich bemerkte er ein bekanntes, aber merkwürdig fern klingendes Klicken.

Es folgten ein leises Zischen, der kurz aufsteigende Geruch von Benzin und schließlich eine leichte Erwärmung in der Nähe seines rechten Arms.

Obwohl er im ersten Moment nicht zuordnen konnte, was er war, reagierte Bobby instinktiv.

Er ließ nur wenige Zentimeter von John ab; seine Hand immer noch ans Johns rechten Arm gelegt, was er zuvor gar nicht bemerkt hatte.

Er ließ sich selber zu Eis werden, ein reiner Schutzmechanismus aus Affekt.

Zu spät bemerkte er, als er wieder aufblickte, dass vor ihm ein erstarrter John stand, ebenfalls von einer dünnen Eisschicht überzogen.

Nur vage konnte man darunter noch die Farben seiner Haut, seiner Haare und seiner Kleidung ausmachen. In seiner linken Hand hielt er das glühende Feuerzeug.

Das Hochgefühl, das Bobby noch gerade verspürt hatte, ließ augenblicklich nach.

Ihm war klar, dass er es nur Johns vermutlicher Verwirrung zu verdanken hatte, dass der Feuermutant nicht schneller gewesen war und ihn gegrillt hatte.

Verdammte Scheiße!

Er besah sich den eingefrorenen John vor sich.

Er hatte ihn wirklich geküsst. Das allein hätte Bobby zurück in diese kribbelige, phantastische Welt des Verliebt-Seins katapultieren können, doch die Ernüchterung traf ihn recht schnell.

Wenn John wieder enteist sein sollte, würde er ihm Feuer unterm Hintern machen und das vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes.

Lassen wir ihn erst mal so!, dachte Bobby und versuchte sich mehr Zeit zu schaffen, einen Plan zu entwickeln, der ihn vielleicht etwas aus dieser misslichen Lage herausholen könnte.

Doch ihm wollte nichts einfallen. Sein Kopf war durchzogen von wirren Gedankengängen und er schien keinen von ihnen ordnen zu können.

Von seinem eigenen Körper hatte er das Eis mittlerweile wieder verschwinden lassen, doch er wusste, dass er nicht die Macht dazu hatte, andere Vereisungen aufzuheben, selbst wenn er sie eigenhändig erschaffen hatte.

Du bist so egoistisch!

Schuldgefühle drohten ihn zu unterdrücken.

Verdammte Scheiße, was hast du nur getan?
 

Doch noch bevor Bobby darüber nachdenken konnte, wie er John aus diesem Eisüberzug befreien noch wie er sich selbst aus dieser verfahrenen Situation retten konnte, öffnete sich die Tür.

Oh scheiße, nein!

Blitzschnell stellte er sich vor den eingefroren John, um ihn möglichst gut zu verdecken, doch ihm war klar, dass er dies nicht gänzlich klappen würde.

Was hast du nur getan?

Innerhalb von wenigen Bruchteilen einer Sekunde schlüpften Rogue und Kitty durch den Türrahmen.

„Hey, wir wollten euch fragen, ob ihr Lust habt heute-“, begann Rogue, stockte jedoch aber und runzelte die Stirn.

Bobby merkte, dass sie an ihm vorbei sah und bereits John entdeckt haben musste, dessen Eisschicht in der tiefen Wintersonne ein wenig glitzerte.

„Was hast du denn da?“, fragte sie verwundert und auch Kitty versuchte nun, an Bobby vorbeizugucken.

Bobby hatte das Gefühl, alles würde über ihn herabstürzen.

Ein Angstgefühl beschlich ihn, sein Herz klopfte schneller; er wollte fliehen.

Doch das konnte er nicht. Das wusste er.

„Sieht aus wie eine Eisskulptur“, meinte Rogue verwundert.

Kitty grinste schräg. „Das habe ich doch nicht ernst gemeint.“

Bobby wusste nicht, was er sagen wollte.

Nichts hätte erklären können, was passiert war, außer, dass er dumm, unvorsichtig und vollkommen kopflos gehandelt hatte. Doch er wollte weder Kitty noch Rogue erzählen, dass er John geküsst hatte – eine Tatsache, die ihm nun kein Hochgefühl mehr bescherte.

Rogue kam näher und als sie schließlich neben Bobby stand, merkte dieser wie ihre Augen größer wurden. Ihr Blick wirkte geschockt.

„Ist das John?“

Kitty lachte leise. „Wirklich lebensnah, Bobby, aber du wolltest doch mich machen.“

Sie schien Rogues Aussage für einen Scherz zu halten. Offensichtlich konnte sie aus ihrer Entfernung nicht sehen, dass die Farben von Johns Kleidung, Haaren und seiner Haut durchschimmerten.

„Ich würde eher sagen, lebensecht“, korrigierte Rogue und zog beide Augenbrauen zusammen. „Oh mein Gott, Bobby, ist das wirklich John?“

Bobby merkte, wie sich Hitze und Nervosität in ihm ausbreiteten. Er merkte wie er leicht zu schwitzen begann.

Er bemerkte, wie Kittys Gesicht nun auch zu einer Mischung aus Verwunderung und Erschrockenheit wurde. „Wie? Meinst du… darin steckt der echte John?“

Bobby atmete tief durch. Er bemerkte, dass sein Atem rasselnd erklang.

„Ja... schon“, gab er zu. Es nützte eh nichts, zu lügen. „Es ist einfach so passiert.“

Mit jedem Wort fühlte er sich schlechter.

Rogue beäugte ihn skeptisch. „Wie ’einfach so passiert’? So einfach passiert so was nicht!“

Bobby fühlte sich, als hätte sich ein Kloß in seinem Hals festgesetzt und würde ihm Atem und Sprache verschlagen.

Sein Herz pumpte krampfhaft so schnell, dass er das Gefühl hatte, es würde in seinem ganzen Kopf pochen.

Kitty ging derweil näher auf John zu. Ihr Blick war erschrocken und neugierig zugleich. Langsam hob sie ihre Hand, ehe sie ihren immateriellen Finger durch Johns Stirn piekte.

„Na, wenigstens kann er einen jetzt nicht in Feuer setzten, wenn man so was macht“, sagte sie und konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen.

Bobby verzog leidig das Gesicht.

„Das ist nicht lustig“, sagte er gequält und fühlte sich mittlerweile von seinen Schuldgefühlen überrannt.

Soweit hatte er es nicht kommen lassen wollen.

„Aber ich weiß nicht, wie ich ihn da wieder rausholen soll“, gab er ehrlich zu und seufzte schwer. Warum hatte er sich auch so von seinen Gefühlen leiten lassen?

„Also ich auch nicht. Könntest du ihn nicht da rausholen, Kitty?“, fragte Rogue und besah sich ein weiteres Mal Johns eingefrorenen Körper genauer.

Kitty schüttelte den Kopf. „Er ist ja nicht in einer Eisschicht, die ihn umrundet, gefangen, sondern sie sitzt ja an seinen Körper. Ich bezweifle, dass das gehen würde. Und ausprobieren möchte ich es auch nicht, sonst bring ich ihn noch zerfleischt zurück.“

Rogue nickte, um zu zeigen, dass sie Kitty gehört hatte, doch ihr Blick lag weiterhin auf John, während sie sich nachdenklich auf die Lippe biss.

Bobby stand neben ihr und er fühlte sich, als sei er nicht wirklich hier. So als wäre das eine Traumwelt, an der er nur mäßig teilhaben konnte. Alles um ihn herum wirkte stumpf und unecht auf ihn. Sein Kopf tat weh und es war schwer, sich auf einen Gedanken zu konzentrieren.

„Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Eisschicht schmelzen zu lassen“, meinte Rogue. „Jetzt wäre es natürlich praktisch, wenn er uns seine Feuerkraft leihen könnte, aber vielleicht versuchen wir es mit ein paar von seinen Feuerzeugen?“

„Das würde viel zu lange dauern“, meinte Kitty.

Bobby, der bisher immer noch nichts gesagt hatte, fühlte sich, als würde er an einem Abgrund stehen, der immer tiefer wurde, je länger er hineinblickte. Nur noch wenige Zentimeter seiner Schuhsohlen schienen ihn auf dem sicheren Grund zu halten, doch bald würde er hineinfallen, wenn er sich noch weiter vorbeugte.

„Das ist alles nur meine Schuld…“, murmelte er leise und ließ sich verzweifelt auf der hinteren Ecke von Johns Bett nieder. Ihm war zum Heulen zumute, auch wenn er das jetzt nicht tun würde.

„Das stimmt, aber das hilft uns auch nicht weiter“, sagte Kitty und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „John hat auch schon einigen von uns wehgetan, ob jetzt mit Worten oder mit seinen Kräften. Ich denke nicht, dass du dich jetzt so schuldig fühlen solltest. Er ist ein mächtiger Mutant und auch wenn Eis nicht gerade sein Element ist, wird es bei ihm wohl weniger ausrichten, als bei einem normalen Menschen.“

Bobby nickte knapp. Auch wenn er wusste, dass John keine bleibenden Schäden davontragen würde, beruhigte ihn das kaum. Er würde schrecklich unterkühlt sein, vermutlich ein paar Tage krank sein und noch schlimmer: er würde furchtbar wütend sein. Die Vereisung allein würde ihn schon rasend machen, doch Bobby bezweifelte, dass John den Kuss vergessen hatte.

Das konnte Kitty nicht wissen und er hoffte, würde er es ihr auch nie erzählen müssen.

„Ich hab eine Idee“, meinte Rogue plötzlich.

Sofort blickten Kitty und Bobby zu ihr und Bobby spürte augenblicklich ein merkwürdiges Gefühl in sich. Zum einen freute er sich natürlich, dass sie anscheinend eine Lösung gefunden hatten, doch zum anderen müsste er sich so schneller wieder mit John auseinandersetzen, und davor fürchtete er sich ungemein.

„Logan hat so einen Heizstrahler oben“, erklärte Rogue. „Den hatte er sich mal gekauft, als er öfters unterwegs war. Wenn wir den auf volle Pulle stellen, wird es hier drin zwar wie in der Wüste, aber schmelzen würde die Eisschicht alle mal.“

Sie lächelte und war offensichtlich froh, dass ihr doch noch etwas eingefallen war.

Kitty nickte ihr zu. „Tolle Idee! Dann lass ihn uns mal sofort holen.“

Sie ging ein paar Schritte auf Rogue zu, doch diese blieb noch einmal im Türrahmen stehen und blickte zu Bobby.

Er hatte das Gefühl, dass sie ahnte, was ungefähr zwischen ihm und John vorgefallen war. Sicherlich wusste sie nicht, dass Bobby John geküsst hatte, aber sie vermutete sicherlich, dass es etwas mit der Tatsache, dass Bobby mehr für John empfand, zu tun hatte.

Doch sie sagte kein Wort, wandte sich unter einem irritierten Blick von Kitty wieder ab und schließlich verließen die beiden Mädchen das Zimmer.

Bobby war froh, als sie dabei die Tür hinter sich zuzogen. Nicht noch mehr Schüler sollten sehen, was hier passiert war. Es war ihm schon unangenehm genug, dass Rogue und Kitty nun davon wussten. Doch auch wenn ihm das immer noch Magenschmerzen bereitete und es ihm peinlich war, war er mittlerweile froh, dass sie ihm halfen.

Nun, wo er wieder allein mit dem zugefroren John war, fühlte sich sein Körper wieder schwer und träge an.

Kurz blickte er hoch und bemerkte das Feuerzeug, welches John kurz zuvor geöffnet hatte und welches nun immer noch als kleines Flämmchen im Raum brannte. Das Eis direkt an Johns Hand, welche das Feuerzeug umschlossen hielt, war langsam etwas getaut, jedoch reichten die kleine Flamme und die kurze Zeit nicht aus, um die ganze Hand eisfrei zu machen.

Du bist so ein Idiot, Bobby.

Nun, wo der erste Schockmoment etwas verklungen war, fühlte Bobby Mitleid mit John, der vermutlich fürchterlich frieren würde, wenn er wieder bei Bewusstsein war.

Was hast du nur getan…?

Es war ein Reflex gewesen. Ein Schutzmechanismus, als er das Feuerzeug hatte klicken hören. Doch er hätte John gar nicht erst in diese Lage bringen dürfen. Er hätte ihn nicht küssen dürfen.

Warum hat das Leben beschlossen, mich zu hassen?
 

TBC
 

Sodele, das war's.

Ich hoffe, es hat euch trotz allem gefallen und ein wenig für die lange Wartezeit entschädigt. Kommis, Anregungen, Kritik... alles zu mir. Vielleicht find ich ja so auf den Pfad des Schreiberlings zurück *lol*

Ich versuch wirklich, das nächste Kapitel etwas schneller fertig zu stellen, aber versprechen kann ich nichts. Was meine eigenen Geschichten angeht, hab ich nämlich im Moment wohl echt ein richtiges Krea-tief.
 

Danke schon mal und bis zum nächsten Mal,

motte



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
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Von:  Origamisalami
2009-06-01T20:05:45+00:00 01.06.2009 22:05
ich finde diese story einfach super und sie macht mich süchtig weiter zu lesen...

bitte schreib schnell weiter, ich möchte Johnny´s reaktion erfahren!

LG Katze
Von:  JoeyB
2009-05-31T11:40:13+00:00 31.05.2009 13:40
Hi,

zu deinen Sorgen: Ich finde das Kapitel wie immer gut und dein Schreibstil ist wie immer klasse. Du hast zwar schon bessere Kapitel geschrieben, aber trotzdem ist das hier sehr viel besser als das meiste andere, was man hier auf Animexx zu lesen bekommt ;)
Das, was ein wenig gefehlt hat, war halt der Humor. Normalerweise sind die Dialoge, die du schreibst, auf ihre Art und Weise sehr amüsant und auch die Gedankengänge der Charaktere haben an der richtigen Stelle etwas Lustiges an sich. Aber das kann man verschmerzen, da in diesem Kapitel generell sehr wenig Dialoge sind. Zunächst das Gespräch mit Kitty, das schon irgendwie niedlich war (Eisskulpturen *-*), dann das kurze Gespräch mit John, das natürlich etwas verstörend wirkte und am Ende... Klar, das am Ende wenig Witz aufgetaucht ist. irgendwie hat sich das mit dem Witz nur am Anfang des Kapitels angeboten. Hm... *grübel* Also ist es ja schon passend, dass es sonst fast nur ernst war.

Naja, jetzt komme ich mal zur Handlung ^^
Einerseits ist es natürlich toll, dass sie sich geküsst haben - oder eher, dass Bobby John geküsst hat. Jetzt ist sein Geheimnis endlich raus (ich könnte mir zumindest nicht vorstellen, wie John sich den Kuss sonst erklären will). Aber die Reaktion darauf... Das war wirklich außergewöhnlich. ich habe schon überlegt, ob John den Kuss erwidert, ob er abhaut, ob er danach rumschreit... An deren Mutationen hab ich anfangs gar nicht mehr gedacht. Also, Johns Reaktion mit dem Feierzeug und Bobbys Reflex, sich sofort zu vereisen, haben mich überrascht und irgendwie hat die Idee nicht bloß etwas Bizzares, sondern auch etwas niedliches. Bobby hat John vereist oo" Auf das Donnerwetter im nächsten Kapitel bin ich echt gespannt *lach* Und ich könnte mir vorstellen, dass das dann auch wieder etwas amüsanter werden wird (zumindest für uns Leser, natürlich nicht für Bobby *hust*)

Insgesamt war das Kapitel trotz des fehlenden Witzes wirklich gut und ich bin schon auf das nächste gespannt :D
LG,
Joey
Von: abgemeldet
2009-04-28T16:29:51+00:00 28.04.2009 18:29
was soll man groß sagen? :D ich mags <3
und du musst sowas von weiter schreiben du xD ...sons bin ich wohl ebenso stinkig wie es johny boy wohl sein wird ;)
*anpoke*
und ich hoffe deine schreiblauen kehrt widda zurück :DD
denn wie hier bereits gesagt wurde: man merkt es schon iwie manchmal dass du keine wirkliche lust hattest xD
Von: abgemeldet
2009-03-28T11:30:30+00:00 28.03.2009 12:30
gail
*will mehr*
^^
Von:  Vampire-Hero
2009-03-16T17:38:30+00:00 16.03.2009 18:38
Hab irgendwie Mitleid mit Bobby bekommen, denn wer weiß wie nun sein Verhältnis zu John ist, sobald dieser wieder aufgetaut ist. Und vor allem wie John auf ihn reagiert, ob mit Abstand oder mit Nähe ^^

LG
Vampire
Von: abgemeldet
2009-03-15T21:16:13+00:00 15.03.2009 22:16
Boah...
Armer Bobby, er is ja so tot...
Aber man merkt schon irgendwie, dass dir die rechte Lust fehlte...
Trotzdem mag ich es.
Johnny am Stiel, bald gibts Bobby en flambé...
Nett^^
Von:  Murtagh
2009-03-15T16:14:55+00:00 15.03.2009 17:14
Juhu, er hat ihn geküsst, *_*~

Ich fand das Kapitel gut, aber es war nicht dein bestes. Mir hat irgendwie ein bisschen die Spritzigkeit gefehlt, besonders bei den Dialogen. Die Idee mit dem eingefrorenen John gefällt mir allerdings sehr, er wird ihn sooo fertigmachen wenn er wieder zu sich kommt, XD
Aber Bobby fällt bestimmt schon was ein womit er ihn aufwärmen kann, ;)

Mich interessiert ja brennend (*lol*), was John über diesen Überfall denkt, ich hoffe du schreibst was dazu, *_*~

An der Stelle mit der Unterwäsche musste ich grinsen, die ist super, ;)
Von:  SweetHeart26
2009-03-15T13:42:08+00:00 15.03.2009 14:42
geiles kappi
wie so imma
bitte beeile dich mit dme nächsten
lg


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