Zum Inhalt der Seite

Und dann kam der Fremde

aus der Jugend Inu Taishous
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sag auf Wiedersehen....

And whoever he is after,

it will be disaster,

this man is gonna take him to the very end...
 

Chris de Burgh: The Traveller
 

7. Sag Auf Wiedersehen
 

Der Hundeyoukai dachte nach, bemüht, das Gefühl der Hilflosigkeit tief in sich zu halten. Seine Lage war in der Tat vertrackt. Von Haus aus war es eine ungünstige Ausgangsposition, auf dem Boden zu liegen und der Gegner rittlings auf ihm drauf, ihn würgend. Um wie viel mehr, wenn er eigentlich nicht seine volle Energie zeigen wollte, um sein Spiel weiter spielen zu können und um herauszufinden, ob Yutaka allein der Schuldige wäre, oder aber einen Auftraggeber hatte.

Nein, dachte er dann entschlossen. Noch war er nicht halb erwürgt, noch fiel ihm etwas ein. Also brauchte er augenblicklich nicht seine wahre Macht zeigen. Um Okino abzulenken hob er seinen Kopf etwas von seinem Kinn, als sei er zu ermattet, weiterhin Widerstand gegen den Würgegriff zu leisten. Mit aller geistigen Kraft verdrängte er die Panik, die in ihm aufstieg, als der Auftragsmörder seine rechte Hand fest gegen seinen Kehlkopf drückte. Er benötigte seine volle Konzentration für den einen, entscheidenden, Schlag, um sich aus dieser Lage zu befreien.

Der Hundeyoukai fasste mit der Linken das Ende des Ärmels der würgenden Hand, während er gleichzeitig über Kreuz mit der rechten Hand den Haori an der rechten Schulter seines Gegners packte. Dann drückte, zog und schob er mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand, in dem Bewusstsein, Okino gleich aus dem Gleichgewicht zu bringen, um ihn links von sich zu Fall kommen zu lassen. Gleichzeitig bewegte er die Hüften, kippte sich unter dem Gewicht seines Widersachers nach links, um den Schwung zu unterstützen. Dadurch schlug sein rechter Ellbogen empor, prallte gegen den Mund des Katzenyoukai, der mit einer solchen Energie aus derlei Lage trotz allem nicht gerechnet hatte, und auf den Rücken rollte, für einen winzigen Moment hilflos durch den harten Schlag gegen die Zähne. Blut rann aus seinem Mund.

Der Fremde warf sich mit seiner ganzen Länge auf ihn.
 

In diesem Augenblick zeigte sich die gesamte Meisterschaft des Katzenyoukai. Benommen durch den Schlag, vollkommen überrascht, erkannte er dennoch seine einzige Chance. Durch den Kampf waren sie weit vom ihrem ersten Treffpunkt abgekommen. Und keinen Meter neben ihm lag nun sein Schwert. Er tastete mit der Linken dorthin. Gelang es ihm, an die Waffe zu kommen, hatte er praktisch gewonnen. Das war zwar gegen die Absprache, aber im Endeffekt zählte nur, wer das hier überleben würde.
 

Der Fremde bemerkte die Bewegung aus den Augenwinkeln. Noch ehe er erfasste, was sein Gegner plante, zog er mit aller Kraft das Knie hoch, traf den Auftragsmörder in den Schritt.
 

Okino entrang sich ein keuchender Aufschrei. Im nächsten Moment fühlte er die rechte Hand des Hundeyoukai um seine Linke, die sich wie Stahl um die Finger schloss, diese gegen den Griff des Schwertes presste. Knochen knirschten. Und dann spürte er die Schneide seiner eigenen Klinge an der Kehle, geführt von seiner Hand und der des Fremden. Benebelt von Schmerz, panisch in ungewohnter Todesangst, überlegte er, was er tun könne. Es musste doch noch etwas geben…

Er sah auf, in die goldenen Augen des Fremden, in der Hoffnung, Mitleid zu finden, aber alles, was er entdecken konnte, war das Versprechen, dass er sterben würde.

Nicht besiegt, dachte er in jäher, wilder Furcht, nicht besiegt….Er war Okino! Wer konnte ihn schlagen?

„Wer bist du?“ brachte er hervor: „Du, der so gut töten kann?“

Der Fremde beugte sich ein wenig tiefer und flüsterte es ihm zu.

Und der Katzenyoukai schloss die Augen, um nicht erkennen zu müssen, dass es seine eigene Hand war, die ihm die Kehle durchschnitt.
 

„Er hat es geschafft“, sagte Tano aufatmend. „Ich dachte schon…“

„Ich auch, “ gab Torajiro zu, der beobachtete, wie der Fremde sich von der Leiche erhob und ein wenig streckte. Er konnte spüren, dass dessen Youki noch fast ebenso hoch war, wie zu Beginn des Kampfes. Wie stark dieser Mann war. Sicher würden die Verletzungen aus dem Duell schon bald abgeheilt sein.

Der Hundeyoukai kam zu den Zuschauern: „Tano.“

Der Herr von Izekawa war für einen Moment überrascht, ehe er begriff, dass er ihm helfen sollte, wieder die Rüstung anzuziehen. Nun, das war für einen Menschen seiner gesellschaftlichen Stellung ungewohnt, aber nach dem, was er gerade mit angesehen hatte, war Widerspruch unmöglich. So stand er auf und bückte sich nach dem Brustpanzer.

„Wie man es von Euch erwarten konnte, Oyakata-sama“, kommentierte Saya und schwebte vor seinen Herrn: „Ihr habt nichts von Eurer Schnelligkeit und Kraft verloren…“

Er brach ab, denn sein Gebieter hörte ihm nicht zu, sondern blickte nachdenklich über die Reisfelder. Saya nahm an, dass er den vergangenen Kampf noch einmal ablaufen ließ und überlegte, wo er Fehler gemacht hatte, während er sich ankleiden ließ.

„Danke“, sagte er erst, als Tano ihm den Unterarmschutz als letztes Teil angelegt hatte: „Hole das Pferd. - Du wirst reiten können, Torajiro?“

Der Burgvogt nickte matt. Er musste es können, wollte er nicht allein hier bleiben. Wer wusste schon, ob Yutaka weitere Männer nach ihm ausgesandt hatte. Der Stellvertreter schien es wirklich auf ihn abgesehen zu haben.
 

So wanderte bald ein ungewöhnliches Trio die alte Strasse nach Norden. Voran ging ein Hundeyoukai, dahinter ein Pferd, das ein Mensch führte, der gleichzeitig den reitenden Wolfsyoukai stützte. Dies war keine Lage, in die Tokajiro gern gekommen war, aber er sah sich außerstande, Tano deswegen zu zürnen. Die Alternative wäre gewesen, allein zurückzubleiben, statt doch im Schutz des Fremden zu reisen. Hoffentlich kamen die angeforderten Wolfskrieger erst, wenn er sich schon ein wenig besser regeneriert hatte. Aber beides würde noch Stunden dauern.
 

Yutaka blieb für einen Moment am Beginn des alten Schachtes stehen. Der Geruch, der daraus drang, nach Krankheit und Fäulnis, beleidigte seine Nase. Er warf einen raschen Blick um sich. Das Schloss von Kuragari war so nahe an den steilen Berg gebaut worden, dass dieser die vierte Seite der Schlossmauern bildete. Von hier aus führte die Hauptmine, aber auch andere Schächte, in den Felsen. Er bemerkte niemanden seiner Männer, der ihn beobachtete. So betrat er den Schacht, die vorderste, größte Kammer.

„Osamu?“ rief er. Wo steckte diese Ratte? Er verspürte nicht die mindeste Lust weiter in das Kammersystem vorzudringen. Er wusste nur zu gut, dass dort einige Youkai und Menschen angekettet waren, um dem Byoki bei seinen Experimenten, nun, behilflich zu sein. Er konnte Fieber wittern.

„Ich komme, Yutaka-sama!“ Der Rattenyoukai verriet durch nichts seine Überraschung. Der Wolf kam selten hierher. So beeilte er sich und verneigte sich höflich: „Welch unerwarteter Besuch, mein teurer Freund.“

„Ganz so unerwartet auch nicht, oder?“

„Was ist geschehen?“ Die Ratte zog ihr Gewand ein wenig zurecht, betrachtete aber aufmerksam den Besucher.

„Nichts ist geschehen! Das ist es ja! Die Nacht ist hereingebrochen und ich habe noch nichts von Okino gehört.“

Osamu stellte für sich fest, dass Yutaka in Hektik verfiel: „Nun, davon war auch kaum auszugehen. Bedenkt, dass Okino erst zum Kozan-yama reisen muss, in die Burg der Wölfe, nach einer Gelegenheit suchen muss, Torajiro herauszufordern….“

„Das dauert doch nicht so lange.“

„Mein teurer Freund, bitte, zügelt Eure Ungeduld. Gute Arbeit dauert eben.“

„Ich habe jedenfalls alle Männer hierher befohlen.“

„Das bedeutet: keine weiteren Tribute?“

„Stimmt. Aber Okino ist nicht zurück und ich weiß nicht, wo sich dieser Fremde aufhält, was der vorhat…“ Yutaka zuckte ein wenig die Schultern: „Wir haben ja schon davon gesprochen, hier aufzuhören.“

„Wie Ihr meint.“ Osamu klang gelassen: „Dann werde ich den Rest der Vorräte morgen abschicken, in die Märkte nach Norden, zum Verkauf.“

„Gut.“ Der Wolfsyoukai nickte: „Dann werde ich diese Stellvertreter-Sache sein lassen. Wichtig ist Torajiro. Bin ich erst der Herr des Nordrudels, habe ich auch auf diese Art wieder Zugriff auf die Reichtümer von Sanshi. Vollkommen legal.“

„Das stimmt. Aber was wollt Ihr mit den Menschen und Youkai machen, die im Moment in der Mine stecken?“

„Da sehe ich nur eine Lösung, damit sie nicht gegen uns aussagen können.“

„Gut. Ich werde die Sprengladungen vorbereiten.“ Osamu war das Wörtchen „uns“ nicht entgangen. Noch schien Yutaka an ihm festzuhalten.

„Und wenn die Waren morgen weg sind, erledigen wir die Sprengung.“

„Und Eure Krieger?“ Das klang nach keiner Frage.

„Sie werden sich rein zufällig ebenfalls in der Mine befinden. Keine Zeugen.“ Yutaka nickte: „Du solltest deine Mittelchen bis dahin auch eingepackt haben.“

„Natürlich.“

Der Wolfsyoukai wandte sich um und verließ den Schacht, ein wenig froh, der fürchterlichen Luft dort entronnen zu sein.
 

Osamu sah ihm nachdenklich hinterher. Sein Instinkt riet ihm zur Vorsicht. Warum war Yutaka auf einmal so nervös? Nur wegen des Fremden? Aber warum? Was konnte ein einzelner Mann schon ausrichten?

Er bedachte die Angelegenheiten der letzten drei Tage: der Überfall dreier Youkai auf Torajiro war von dem Fremden vereitelt worden, das hatten Menschen im Ort erzählt. Die „Steuereintreibung“ bei Menschen war von dem Fremden verhindert worden, der nebenbei immerhin Kojo getötet hatte. Ein zweiter Bärenyoukai war wohl in der Nacht von ihm erledigt worden. Aber das war alles gewesen. Warum verfiel Yutaka daraufhin in solche Hektik? Er selbst hatte ihm zwar den Rat gegeben, Okino anzuheuern, aber das war mehr zur Vorsorge gewesen. Stattdessen hatte der Wolf nun alle Pläne umgeworfen. Statt noch einmal Steuern von Tano Izekawa zu verlangen, die dieser sicher bezahlt hätte, hatte er seine Männer zurückgerufen.

Nun gut, es war an sich keine schlechte Idee, den Burgvogt zu töten und so rechtmäßig der Herr der Wölfe zu werden. Okino würde doch mit Torajiro fertig werden. Aber nun wollte Yutaka alles, was sie hier bislang aufgebaut hatten, überstürzt verlassen. Warum nur diese Hast? Sicher, sie hatten bereits davon gesprochen, hier aufzuhören, ehe der Herr der westlichen Länder dahinter kam, dass seine Steuern verschwunden waren. Aber dennoch: ihm erschien die Sache übereilt. Und ein nervöser Partner war ein schlechter Partner.
 

Der Rattenyoukai begann mit den Vorbereitungen für die Sprengladungen und packte auch seine eigenen Mittel zusammen. Er würde seine Aufträge erfüllen, ja. Aber irgendwie erschien es ihm besser, diesmal nicht mit Yutaka Hand in Hand in die untergehende Sonne zu wandern, sondern allein und heute Nacht zu verschwinden. Falls es der Wolfsyoukai wirklich schaffte, der Herr des Nordrudels zu werden, war es zwar schade, dass er nicht mehr dessen Berater war, aber er nahm sowieso nicht an, dass die anderen Wölfe das zulassen würden. Sein Clan hatte einen zu schlechten Ruf. Nein. Es wäre günstiger, jetzt zu gehen und sich das Gold zu holen, das ihm zustand, ehe doch noch etwas schief lief. So war er in jedem Fall auf der sicheren Seite – und reich.
 

Torajiro entkam ein gequältes Aufstöhnen, Der Ritt dauerte, machte ihm zu schaffen. Er hätte sich gern niedergelegt, aber sein letzter Funken Stolz hielt ihn davon ab, den Fremden zu bitten, eine Pause zu machen. Zuerst hatte er ihm sogar noch Bericht erstatten können, über seinen Kampf mit Okino und über alles, was der Auftragsmörder erzählt hatte, aber das war schon längst ein Ding der Unmöglichkeit geworden.

Tano Ikezawa sah besorgt zu ihm auf. Wie schon seit Stunden hielt er einen Arm um den Wolfsyoukai. Er konnte das Zittern spüren. Nie zuvor hätte er geglaubt, ein Wesen dieser Art so schwach zu erleben. Aber ein Mensch wäre mit einer solch fürchterlichen Verletzung schon dreimal gestorben. „Torajiro-san…“ Er war äußerst besorgt. Konnten auch Youkai in Ohnmacht fallen?

Dann sah er nach vorne, wo der Hundeyoukai noch immer in gleichmäßigem Tempo ging. Wusste der nicht, wie der Wolf litt? Oder war ihm das egal? Nun, gleich, wie die Spielregeln unter Youkai lauteten und ob er dabei war, sich in die Nesseln zu setzen, er würde nie verleugnen, ein Mensch zu sein und menschliche Eigenschaften zu haben: „Bitte, wir müssen um Torajiro-sans Willen eine Pause machen…“ Er dachte daran, wie die kleinen Geister den Fremden ansprachen, ehe er ohne weiteres ergänzte: „Oyakata-sama.“ Die überhaus höfliche, ehrerbietige Anrede an einen Ranghöheren.

Der Fremde drehte sich um und musterte seine beiden Begleiter. In der Tat, Torajiro befand sich am Rande der vollkommenen Erschöpfung, aber auch der Mensch sah mitgenommen aus. Er hatte wohl die Kräfte beider überschätzt. „Wartet hier auf mich.“ Mit diesem Befehl verschwand er in der Nacht, um der Witterung zu folgen, die ihn seit einer halben Stunde auf eine Fährte gebracht hatte.
 

Osamu eilte durch die Nacht. Es war für ihn nicht schwer gewesen, die Wachen zu umgehen und das Schloss von Kuragari zu verlassen. Noch ehe Yutaka merkte, dass er verschwunden war, wäre er über die Berge nach Osten entkommen. Dort drüben war ein raues Land, soweit er wusste, schließlich herrschte dort ein Drachenclan, aber als Byoki-Ratte war man nirgendwo gern gesehen. Allerdings besaß er genug Gold, um sich zumindest ein Haus leisten zu können, schon mehr, als andere seines Clans. Und der dortige Drachenherr hatte vielleicht doch auch Verwendung für seine Künste. Er müsste ihn behutsam kontaktieren, um sicher zu gehen, dass dieser Versuch nicht mit seinem Tod endete. Drachen waren immer sehr schwer einzuschätzen.

Er blieb mit einem erschreckten Quieken stehen, als er vor sich in der Dunkelheit eine Gestalt erblickte. Selbst das Sternenlicht zeigte ihm eine schwere Rüstung, weiße Haare, einen Zopf. Er hatte den Bericht gehört, wie die überlebenden Krieger den Mann beschrieben hatten, der Kojo getötet hatte, den bärigen Anführer. Das war der Fremde, der Yutaka solches Kopfzerbrechen bereitete. Immerhin hatte er sein Schwert noch in der Scheide auf dem Rücken.

„Streck deine Arme aus, Byoki“, befahl der Hundeyoukai kühl: „Und spreize die Finger. Ich will jeden von ihnen einzeln sehen.“

Osamu gehorchte ängstlich. Mit einem Auftragsmörder, noch dazu mit diesem Youki, konnte er sich nicht messen. Und dieser Kerl schien auch noch zu wissen, dass er in seiner Kleidung allerlei Dinge verwahrte, die Krankheit oder auch den Tod bringen konnten: „Wer…was willst du?“

„Mir wurde erzählt, Yutaka habe eine Ratte des Byoki-Clans bei sich. Zwei von eurer Sorte hier wären zuviel. Also bist du das? Hast du deinen Freund etwa allein gelassen?“

Osamu überlegt hastig. Wenn der Fremde etwas mit Yutaka zu schaffen hatte, sollte er ihn von dem Gedanken abbringen, er sei zu sehr daran beteiligt: „Ich...ich arbeitete für Yutaka-sama, das stimmt. Und heute Nacht bin ich ihm davongelaufen….“

„Ein besonderer Grund?“

„Bitte…lass mich doch in Ruhe…“ Osamu hörte selbst, dass seine Stimme nur ein Quieken war. Aber die ruhige Sachlichkeit seines Gegenübers jagte ihm mehr Furcht ein, als es jede Drohung vermocht hätte.

„Antworte.“

„Ich…du bist der, den man den Fremden nennt, oder? Du hast Kojo getötet, den Bären?“

„Ja.“

Osamu schluckte: „Ich will hier weg, über die Berge. Ich….“ Er wusste nicht weiter.

„Yutaka sagt, er sei der Stellvertreter des Herrn der westlichen Länder.“

„Ja.“

„Wie kommt er auf diese Idee?“

„Ich...ich weiß es nicht. Ich habe mich mehr mit meinen Wissenschaften beschäftigt…“

„Zum Beispiel mit dem Tod eines kleinen Wolfs?“

„Es war der Befehl von Yutaka-sama!“ keuchte Osamu hastig. Das sah nach massivem Ärger aus. Vorsichtig ließ er die Arme ein wenig sinken. Die Haltung war anstrengend, aber er hoffte auch auf ein Nachlassen der Aufmerksamkeit. In einer Tasche trug er ein Pulver, das diesem Hund mit der feinen Nase genug Probleme bereiten würde…ja, wenn er es nur wagen könnte, es herauszunehmen. Aber die Augen des Fremden beobachteten jede seiner Regungen.

„Die Arme wieder höher!“ kam auch prompt der Befehl. „Yutaka wollte den Kleinen tot sehen. Und Torajiro auch. Um der Herr des Nordrudels zu werden?“

„Ich…ich denke schon.“

„Und was wolltest du dann sein?“

„Nichts. Ich weiß doch um die…nun, Ratten und Wölfe oder Hunde vertragen sich nie.“ Das war zwar ein wenig riskant, das ausgerechnet einem Hundeyoukai zu erzählen, aber vielleicht ließ der ihn doch laufen, wenn er ihn für ehrlich hielt. „Und als Biyoki ist man nirgendwo gern gesehen.“

„Dein Geruch ist widerwärtig genug. Und seit einer Stunde habe ich ihn gewittert.“

„Dafür kann ich nichts. So sind wir eben….“

„Das ist wahr.“

Osamu atmete ein bisschen auf. Aber er war neugierig genug, zu fragen: „Ich….hast von jemandem namens Okino gehört?“

„Ich habe ihn getroffen.“

Also war der Katzenyoukai tot. Und dieser Hund vor ihm machte keinen schwerverletzten Eindruck. Verdammt. Wie stark war der Kerl? Der Byoki sah sich eilig um, mehr in Panik, als dass er angenommen hätte, tatsächlich flüchten zu können.

„Vergiss es.“ Der Fremde konnte sich den Blick deuten. Aber da war etwas anderes: „Woher weißt du von Okino?“

„Wir…wir haben ihn angeheuert…“

„Wir?!“ kam es unverzüglich eisig.

„Ich meinte…Yutaka-sama...“ keuchte der Rattenyoukai in jäher Panik. Das Youki seines Gegenübers war übergangslos gestiegen.

„Lüg mich nicht an. Das mag ich nicht.“ Der Hundeyoukai klang jedoch fast sanft: „Ich verstehe schon. Du hast deinen Freund im Stich gelassen, die Lage wurde dir zu heiß. Und du hast gehofft, mich anlügen zu können und so tun zu können, als ob du nur ein Untergebener Yutakas wärst. Aber dein „wir“ hat dich gerade verraten. Ihr seid Partner.“

„Bitte….bring mich nicht um!“

„Wer kam auf die Idee, dass sich Yutaka als Vertreter des Herrn der westlichen Länder ausgeben soll?“

„Yutaka-sama…das…das hatte in Yoban ja auch schon funktioniert.“ Nur gnadenlose Offenheit konnte ihm hier vielleicht noch helfen, das war Osamu klar. Diese Energie…. „Die Nachrichten kommen nur langsam in so entfernte Provinzen.“

„Ihr habt diesen Trick also schon einmal durchgezogen.“ Damit war auch klar, dass keiner seiner neuen Ratgeber Yutaka angeworben hatte. Immerhin etwas Positives.

„Ja…ja, genau….Darf ich jetzt gehen? Ich komme auch ganz bestimmt nicht wieder her.“

„Du könntest ja deinen alten Freund Yutaka treffen, oder?“ Der Fremde wandte ein wenig den Kopf, ohne jedoch den Fehler zu begehen, Osamu aus den Augen zu lassen: „Siehst du dort die beiden Felsen in fünfhundert Schritt Entfernung, die wie ein Tor erscheinen?“

„Ja...ja, natürlich..“

„Wenn es dir gelingt, sie zu erreichen, bist du außerhalb der westlichen Länder. Und bleibst am Leben.“

„Ja…?“ Die Ratte warf einen Blick hin. Gab es da noch Fallen an der Grenze der Länder? Irgendwelche Magien? Er konnte nichts spüren. Aber das war seine einzige Chance. So ließ er die Arme sinken und lief los, so rasch er konnte.

Der Hundeyoukai sah ihm regungslos nach, ehe er die rechte Hand hob, zu einer Klaue versteifte und empor sprang. Seine Finger schienen nur durch die Luft zu fahren, aber Osamu fiel in mehreren Teilen auf den Boden.

Der Fremde landete: „Es ist dir nicht gelungen“, sagte er, ehe er sich umwandte und ging.
 

*********************************
 

Sie haben nicht so unrecht, wenn sie ihn für einen Profi halten.

Im nächsten Kapitel macht sich Yutaka auf die Suche nach seinem Berater und findet ein unerwartetes Duo auf dem Silbertablett...
 

Wer so nett ist, einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine InfoEns, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye

hotep



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (27)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-11-27T14:51:48+00:00 27.11.2008 15:51
Ich wiederhole mich^^
Super geschrieben
JLP
Von:  Teilchenzoo
2008-11-10T11:55:46+00:00 10.11.2008 12:55
Schade ... Okino ist tatsächlich gestorben. Naja, Pech.
Dass Osamu auch gestorben ist, ist allerdings nur gut. so ein feiges Stück ... Das kenne ich aus der östlichen Mentalität über Ratten (siehe chinesisches Sternzeichen) gar nicht. Dabei hat sie doch gut zu meiner Belustigung beigertagen: Hand in Hand in die untergehende Sonne ... wie romantisch! *grins*

Der arme Burgvogt allerdings ... so ein lieber Kerl, und so schwer verletzt ... und Tano ist mir auch sehr sympathisch, Menschlichkeit geht eben vor ...

Auf gehts zum nächsten Kapi!!

Lg
Von: abgemeldet
2008-05-11T13:19:12+00:00 11.05.2008 15:19
Mir wurde trotz der Rolle des Katzendämons schwer ums Herz als es dem Ende entgegen ging. Selten einen Gegner mit soviel Raffinesse, Kalkül und auch Geschick gelesen, der einem über so kurze Zeit schon Ehrfurcht abrang. Vor allem hatte der Abgang Stil, die Augen zu schließen und .. eine wunderbare Szene einfach. Auch wenn sie nicht einer gewissen Grausamkeit entbehrt.
Dasselbe findet sich auch bei der Ratte am Ende des Kapitels. Ihre fiepsige Art, der Versuch sich selbst noch aus der Schlinge zu ziehen und ein einfaches Wort, das den Hundeohren nicht entgeht - ein `wir` zuviel, definitiv. Die Methode, die Inu no Taishou am Ende anwandte, ist so bekannt wie vorhersehbar und trotzdem hatte man für den Moment den Glauben, er ließe ihn entkommen. Unwirklich, da er einen Feind am Leben ließe, der gewiss auf Rache sinnt für die Schmach, aber denkbar.
Ich finde die Brücke, die du zwischen menschenfreundlichem Hundeyoukai und gewissenhaften Herrscher schlägst hier beachtlich. Es macht viel Freude das mitzuverfolgen, Hotep! :-)

Morgan
Von:  Bridget
2008-04-23T17:41:47+00:00 23.04.2008 19:41
He, Sylvester Stallone, es gibt Rattenburger!!!
Da hat versucht sich jemand lieb Kind beim Hundeyoukai zu machen und ist kläglich gescheitert.
Okino ist auch tot. Seine Gegenwehr war selbst für ihn eine Überraschung, die er gleich mit dem Leben bezahlen musste. Seine Fürstlichkeit geht wirklich über Leichen um das zu verteidigen, was nun ihm gehört.
Sicherlich ist er auch immer noch angepisst wegen dieser ganzen Lage und kühlt sich so etwas ab. Gut, die Ratte erledigt man nebenher, da hat er sich noch nicht mal groß angestrengt. Irgendwie hatte ich angenommen, dass sie es doch schafft und er sie laufen lässt. Anscheinend sind diese Ratten keine netten Zeitgenossen, wenn jeder sie verachtet. Scheint mir so, als wären sie die ersten, die biologische Kriegsführung bewusst anwenden würden.
Und dafür sogar nette, kleine Experimente mit Gefangenen machten. Da hat sich Yutaka aber einen netten Partner ausgewählt.
Gut, nun ist er alleine auf weiter Flur. Aber trotzdem haben sie zusammengearbeitet.
Was mich mal interessieren würde, warum sie in dieser anderen Ecke nicht weitergemacht haben? Weil es nichts mehr zu holen gab?
Oder die Leute dort sie vertrieben haben? Vermutlich beides. Als ihnen der Boden zu heiß wurde, sind sie einfach weitergezogen. Vielleicht hat auch die Nachricht über einen neuen Herren der westlichen Länder in ihnen den tollen Plan ausreifen lassen.
Momentan erinnert mich der Inu no Taishou eher an Sesshoumaru als an ihn selbst. Aber irgendwann wird man älter, hat einen Erben, dem man unangenehme Angelegenheiten aufs Auge drücken kann....
Von: abgemeldet
2008-04-13T07:48:16+00:00 13.04.2008 09:48
Haha, gestern lief "Once upon a time in the west" im Fernsehen, da bin ich gleich in Stimmung auf diese FF gekommen, hab sie mir glatt nochmal vom Anfang durchgelesen. *gg*
Aaaach, dieser Western ist einfach genial, die Musik, Henry Fonda und Claudia Cardinale... *schwarm*
So, jetzt aber ran ans Kommentieren.

Der Kampf war klasse. Ich werd mich jetzt nicht daruber auslassen, dass hab ich schon tausendmal gemacht, wir wollen ja nicht langweilig werden. Aber bei manchen deinen Satzen wird einem echt kalt: "Und der Katzenyoukai schloss die Augen, um nicht erkennen zu müssen, dass es seine eigene Hand war, die ihm die Kehle durchschnitt." O mann, echt heftig... O_o

Ich. Hasse. Diesen. Osamu. Das erinnert mich immer an diese "Arzte", die im KZ Experimente an den Gefangenen durchgefuhrt haben *graus*. Jedenfalls hasse ich diese Ratte und bin wirklich froh, dass sie jetzt tot ist. Nur ging es ziemlich schnell, so schnell hat es dieses Miststuck nicht verdient. Aber wenigstens wird er nie wieder irgendwelche Experimente durchfuhren.

Jetzt bleibt uns noch der Mochtegern-Herrscher...
Von:  chaska
2008-04-11T19:01:20+00:00 11.04.2008 21:01
WOW, bei manchen Formulierungen läuft es einem eiskalt den Rücken runter: "..um nicht erkennen zu müssen, dass es seine eigene Hand war, die ihm die Kehle durchschnitt."
Es sind Youkai's, die dort kämpfen. Dunkle, mächtige Wesen. Manchmal vergisst man es, doch Töten haben sie fast zu Vollendung perfektioniert.
Der Burgvogt unterdessen lernt auf einmal, wie es sich anfühlt hilflos zu sein. Zum Glück hat er einen Freund an der Seite.
Osamu hat die Zeichen der Zeit wohl erkannt. Ratten sind eben doch intelligente Viecher. Leider war es nun mal Pech, dass er gerade dem Fremden über den Weg gelaufen ist. Für seine grausamen Taten an Menschen und Youkais ist er noch einen gnädigen Tod gestorben.
Das nächste Kapitel ist schon online. Ich werde mich gleich mal hinklicken. Ich wette, Yutaka macht sich auf die Suche nach seinem entlaufenden Kumpel. Und vielleicht kann es ja sein, das er da auf einen Wolf und einen Menschen trifft.
Liebe Grüße
chaska
Von: abgemeldet
2008-04-06T15:36:25+00:00 06.04.2008 17:36
Also das Ende war ja einfach großartig, aber kannst du nicht mal wieder etwas romantisches reinbringen???? *kicher*

lini


Von:  don-kun
2008-04-06T14:01:03+00:00 06.04.2008 16:01
Ui, also das klang reichlich kompliziert, wie er sich da befreit hat. Ich habs ehrlich nicht ganz nachvollzhen können. ^^°

Na, aber nun können wir ja wieder hoffen. ^^ Und Osamu hat auch seine Starfe erhalten, fand ich aber irgendwie gemein. -.-
Von:  Cistus
2008-04-06T12:54:32+00:00 06.04.2008 14:54
Zwei sind hin, bleibt also noch einer dem sich unser guter Ino no Taishou widmen muss. Yutaka kann schon mal für seinen Sarg maß nehmen lassen, denn nun weiß der Herrscher ja, das er nicht beauftragt wurde und alles auf seinem Mist gewachsen ist. Es kann ja nicht mehr lange dauern bis seine Begleiter dahinter kommen, wer nun eigendlich ihr Gruppenführer in Wirklichkeit ist. Auf den Augenblick wo ihnen das bewusst wird bin ich nun schon gespannt! Dürfte ziemlich Lustig werden wenn sie begreifen das sie die ganze Zeit dem Herrscher der westlichen Gebiete gefolgt sind.
mfg
Cistus
Von: abgemeldet
2008-04-05T20:56:13+00:00 05.04.2008 22:56
sodala, nach einer recht stressigen zeit komm ich auch wieder mal zum nachlesen ^^
ich mag torajiro, allein schon deswegen weil er alles für den schutz seines clans geben würde. ich hoffe, dass ihm nicht noch etwas passiert!
tjaaa, sieht so aus, als hätte sich okino etwas überschätzt. so schnell kanns vorbei sein ^^
interessant ist ja auch, dass es für inutaishou einfacher ist als fremder zu reisen als als fürst.
hatte osamu ernsthaft gehofft über die grenze zu kommen? wenn ja, war er entweder zu panisch um normal zu denken, oder einfach nur sehr naiv...

ich freu mich schon auf weitere kapitel!


Zurück