Aussicht der Hoffnung
Einsam, verlassen und meinen eigenen Gedanken hinterher hängend, spaziere ich dem schmalen, vertrauten Sandpfad entlag, welcher mich zu jener Meeresbucht bringen sollte, welche ich unendlich, ja man könnte fast sagen abgöttisch, verehre und liebe. Man findet eine Stille, unheimlich und erschreckend zugleich, wie man sie noch nie vorher gesehen hat, geschweige denn geträumt hat. Es ist doch immer wieder faszinierend, in welch wundervollem Klang die Wellen die Brandung treffen, um dann leise und langsam wieder zurück zu gehen, immer und immer wieder, wie der ewig andauernde Kreislauf des Lebens. Als ich einen Moment anhalte und meine Augen schliesse, um den frischen, leicht salzigen Wind in meinen Haaren zu spüren, und sie dann wieder öffne, bemerke ich zum ersten Mal das kleine, kaum sichtbare Mausloch am Rande des weiten, mit den verschiedensten Blumen in den unterschiedlichsten Farben schimmernden Feldes, dass mit dem Einfall der Sonne wie ein Regenbogen schillert, und beobachte gerade noch, wie eine kleine Maus in das noch kleinere Loch schlüpft. Leicht lächelnd setze ich meinen Weg fort, und noch bevor ich um die letzte Kurve des Weges gehe, vernehme ich schon das leicht salzige und doch erfrischende Aroma des Meeres und die verschiedenen Rufe der Möven wahr, welche sich um diese Zeit auf Fischfang befanden. Einen letzten Blick zurückwerfend, schreite ich um die Kurve und werfe für heute den ersten Blick auf das kristallblaue und glasklare Meer, welches mit seinem Stich smaragdgrün wie die Juwelen der Krone einer Königin wirken, und doch wegen seines Farbenspiels mit dem Touch Weiss wie die luftigen Wolken hoch im Himmel ihr Spiel präsentieren. Erneut kommt ein kräftiger Wind auf, welcher die Blumen tanzen lässt und für einen Moment überkommt mich das Gefühl, als hätte ich Flügel bekommen, und als stiege ich in die Lüfte, als könne mich nichts mehr am Boden festhalten - als wäre ich selbst der Wind und als würde ich meine weite Reise über die weitesten Meere, die grünsten Felder, die grössten Städte und die schneereichsten Gebirge antreten. Als der Wind sich langsam legt und nur noch ein laues Lüftchen weht, steht auf einmal ein junger Mann vor mir, lediglich wenige Meter entfernt, die Hände in den Hosentaschen und mit gutmütigem Blick und einem sanften Lächeln auf den Lippen zu mir hinüber sehend. Für einen Moment hätte ich ihn für eine Illusion, eine Wunschvorstellung gehalten, doch sein alles durchdringender Blick liess mich meine Entscheidung nochmals überdenken. Alles an ihm scheint so real. Seine dunkelbraunen Haare, welche im Sonnenlicht zu einem sanften nussbraun tendierten, seine glänzend blauen Augen, in welchen man sich, wenn man genau hinsieht, sogar klar spiegeln kann. Es ist wie ein Traum, doch ein wunderschöner Traum, der niemals enden soll, denn ich kann nicht aufhören in seine blauen Augen zu schauen, die mich wie gefangen halten, mich davon abhalten auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Doch mit dem nächsten Augenaufschlag, ebenso kurz wie ein Moment, von der einen auf die andere Sekunde, ist er so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
War er nur ein Traumdenken meinerseits oder hat mir die Natur mit
einer Fata Morgana nur einen Streich gespielt? Ich weiss es nicht...
