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Devil may cry

Die verlorenen Kinder
von

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Geheimnisse die aus der Tiefe kommen

<<Geheimnisse die aus der Tiefe kommen«
 

Der Sturm von letzter Nacht war endlich vorbei und die Sonne kehrte wieder zurück. Es war allgemein bekannt das heiße Regentage immer diese fürchterlichen Sommergewitter mit sich brachten aber das von heute nacht war schon wirklich nicht von schlechten Eltern gewesen. So empfanden es wenigstens die Einwohner von Caledonia Mills.
 

Dante hatte seine erste stürmische Nacht in seinem Zimmer gut verbracht. Das Bett war zwar seiner Meinung nach etwas zu weich aber man konnte sich ja bekanntlich an alles gewöhnen.
 

Das einzige was den Halbdämonen die ganze Nacht über noch beschäftigt hatte waren Gedanken die ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gegen wollten. Deswegen hatte sich Dante schon die ganze Nacht unruhig hin und her gewältzt. Sie war gestern sehr komisch gewesen. Persönlich wie auch am Telefon. Natürlich hatte Dante damit gerechnet das er nicht mehr die alte Trish wiederfinden würde aber das sie sich so verändert hatte war ihm dann doch schon etwas unheimlich. Dante ging ins Bad ohne dabei von seinen trüben Gedanken abzulassen.

„Du hast dich auch ganz schön verändert im Laufe der Zeit...“ grummelte Dante als er einen kritischen Blick in den Spiegel warf. Er sah noch immer verdammt heiß und sexy aus, dass wusste er. Auch wenn er aufgehört hatte sich regelmäßig zu rasieren und sich schon langsam die ersten kleinen Bartstoppeln in seinem Gesicht dunkel abzeichneten. Er fand das eigentlich ganz witzig. Die meisten menschenhaften Dämonen die ihm begegnet waren hatten nie Bärte oder so etwas in der Art gehabt und es war schon etwas skurril als er von einem Bekannten erfuhr, das Dämonen überhaupt keine Bärte tragen konnten, genauso wenig wie es bei Engeln der Fall war. Einzig und allein Menschen und auch Gott wurden öfters so dargestellt. Dieser Gedanke war auch der Grund warum sich an jenem Tag eine hitzige Diskussion in Dantes Stammkneipe ausbreitete ob Luzifer vielleicht nicht deswegen rebelliert hatte weil er sah das Adam ein gleicher Stoppelbart wuchs wie bei dem lieben Gott- skurril und so was von abgedroschen das es schon weh tat.

Dante warf sich jetzt schon die dritte Fuhre von kaltem Wasser ins Gesicht ohne dabei einen munteren Eindruck zu machen. Manchmal hasste er einfach solche Nächte in denen er sich wegen einer Sache fünfmal rumdrehte und ums verrecken nicht einschlafen wollte.
 

Heute würde er also Trish wiedersehen. Das konnte ja vielleicht was werden. Er hatte zwar noch massig Zeit bis dahin aber Dante wollte den Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er hatte sich vorgenommen Trish ordentlich die Meinung zu sagen und außerdem wollte er dieses selbstherrliche Frauenzimmer mal zeigen was ein Analphabet wie er drauf hatte! Dante wollte sich selbst noch mal im Stadtarchiv und dann auf dem Polizierevier umhören. Außerdem hatte er jetzt schon fest geplant noch einmal Claudia Spreytons Vater aufzusuchen und mit ihm über alles noch mal zu sprechen. Vielleicht sah er sich da auch bei nächster Gelegenheit auch gleich ihr Zimmer an. Immerhin hatte Trish da gar nicht mal so Unrecht mit ihrem Gedanken. Mr. Spreyton würde wohl nach jedem Strohhalm greifen den man ihm bot, solange es nur erklärte was mit seinem Kind geschehen war.
 

Normalerweise war das einzige was Dante an Essen zu sich nahm nur seine geliebte Pizza, jeden Liter an Alkohol den er finden konnte und Strawberry-Sundae. Hin und wieder genehmigte er sich schon ein ordentliches Frühstück. Vor allem da ihm so gut wie alle Kosten erspart worden waren konnte er sich schon mal ein größeres Frühstück leisten.
 

Candy war dieses Mal nicht die Bedienung sonder die Mutter von ihr die auch gestern Abend sein Gespräch mit Trish mitbekommen hatte. „Hier, ihr Kaffee Sir. Schwarz und stark.“ Sie stellte ihm die Tasse neben dem Teller voller Spiegeleier und etwas Speck hin und sah ihn dann wie immer leicht skeptisch an. Was hatte so ein Mann nur hier verloren? Er war offenbar geschäftlich hier aber in was für einem Gewerbe war er dann hier tätig?

Dante bemerkte den Blick der Frau und sah auf. „Ist etwas?“ wollte er ruhig wissen und griff nach seiner Tasse. Die Frau räusperte sich nur etwas, brachte dann das Thema auf den Punkt.

„Sie sollten aufpasen das sie den drei jungen Herren von gestern nicht so schnell über den Weg laufen.“

Das überraschte den Halbdämonen dann doch etwas sehr und er sah sie mit erhobener Augenbraue fragend an. „Und wieso wenn ich fragen darf?“ wollte er noch von ihr wissen und kaute auf seinem Stück Speck herum.

Die Frau mit dem strengen Dutt sah ihn mitleidig an. „Sie haben ihre Neugierde geweckt, deswegen. Besucher haben es hier immer schwer bei uns, so leid es mir tut aber diese Burschen von gestern haben sich noch den halben Abend darüber unterhalten wie gerne sie sich mal mit ihnen näher unterhalten würden. Ich würde mich an ihrer Stelle vor denen in Acht nehmen.“

Dante lächelte nur verschmitzt und winkte dann mit den Händen ab. „Danke für den guten Rat aber ich habe mich schon mit viel schlimmeren Leuten befasst.“ Und das war nicht mal angeberisches Getue sondern die bittere Wahrheit.Vor ein paar Straßenrowdys hatte er doch keine Angst. Die Frau meinte es ja gut mit ihm aber wenn sie wüsste wen sie da vor sich hatte...

„Verzeihen sie wenn ich frage aber was genau hat sie dann hierher nach Caledonia Mills gebracht wenn ich das wissen dürfte.“ Fragte sie zaghaft weiter.

Dieses Mal erwiderte er ihren Blick nicht sondern ass seelenruhig sein Frühstück weiter. „Geschäftliches.“

Mit einem kurzen ´Aha´ machte sich die Wirtin dann von dannen und verschwand wieder hinter der Tür die zur Küche führte und Dante hatte die restliche Zeit die er im Restaurant verbrachte seine Ruhe. Außer ihm waren noch einzelne Personen anwesend die er entweder auf Urlauber oder Stadtbewohner schätzte aber das konnte ihm ja jetzt auch egal sein.
 

Kurz bevor Dante das Hotel verließ rief er noch einmal Charles Spreyton an und fragte ihn ob er im Laufe des Tages für ihn Zeit hätte und dieser konnte ihm sogar in der Mittagszeit eine Stunde erübrigen. Wie gestern in diesem Schnellimbiss und den Weg zum Stadtarchiv, besser gesagt zum Rathaus konnte er ihm auch gleich mitteilen- praktisch.

Der Weg dorthin war nicht weit und konnte wirklich auch zu Fuß gegangen werden. Auf seinem Weg dorthin traf Dante auch ein paar der neuen Gesichter der Stadt die ihm gestern im Restaurant begegnet waren. So gehörte auch dieser bullige Typ mit der lauten Stimme dazu der sich gerade über einen Gartenzaun lehnte und mit einer Frau die dort im Garten stand ein hitziges Gespräch über den Sturm von letzter Nacht führte. Offenbar hatte dieser schlimmeres angerichtet als anfangs erwartet und bei der nahen Gärtnerei waren sogar ein paar Scheiben zu Bruch gegangen. Der kleinen Stadt Caledonia Mills war es nicht anzusehen das sie auch eine funktionstüchtige Gärtnerei hatte die eigentlich die ganze Stadt mit frischem Gemüse versorgte während große Laster mehrere Male die Woche hin und herfahren mussten um neue Lebensmittel aus den größeren Städten zu holen. Ein mühseeliges Geschäft.
 

Der Halbdämon im roten Mantel ging auch wieder an der Schule vorbei wo er denselben Wagen von gestern stehen sah. Aber ansonsten konnte er niemanden entdecken der ihm etwas hätte sagen können.

Auf seinem weiteren Weg durch die Stadt kam er auch an der Autowerkstatt vorbei wo Daniel Arley als Mechaniker arbeitete. Er sah draußen nur ein paar kleinere Wagen stehen sehen die man zum Verkauf anbot. Außerdem wollte man hier für wenig Geld den Wagen für die alljährliche Prüfung fit machen und noch weitere Feinheiten wurden angeboten für den Autoliebhaber von heute. Dante aber hatte zwar einen Führerschein sowie ein Auto, fuhr aber so selten damit das es sich kaum noch lohnte dafür Steuern zu zahlen und wenn er nicht so sehr an der Kiste hängen würde, würde sie jetzt schon wahrscheinlich in so einem ähnlichen Geschäft auch zum Verkauf angeboten werden.

Schulterzuckend setzte er seinen Weg fort und fand sich sobald auf dem Marktplatz wieder der aber kaum Stände aufzuweisen hatte. Er sah das Rathaus schon von weitem und sah auch die große Kirche die noch etwas älter zu sein schien. Jedenfalls wirkte sie nicht wie diese neuartigen Gebäude so wie Dante sie kannte. Sie war ein recht rustikales Stück und schien mit ihren großen Fenstern und ihrem großen Vorhof mit den Engelsfiguren an den Seiten erhaben auf ihre Besucher herab zu blicken. Dante ging langsam auf das Bollwerk der christlichen Religion zu und betrachtete es mit Ehrfurcht. Er wusste nicht so genau ob er jetzt an Gott glaubte oder nicht da er schon so viel schlechtes in der Welt erlebt hatte die im Namen es Einen begangen wurden. Da konnte man schon langsam zu den Skeptikern üerlaufen. Aber war es nicht sogar einmal Trish die ihm gesagt hatte, dass es sogar noch Teufel und gefallene Engel in der Unterwelt gab die zu ihrem einstigen Schöpfer beteten?
 

Die große Tür war aus dem massivsten Holz gemacht und ließ sich sehr schwer öffnen. Dante musste sich ganz schön anstrengen damit er sie aufbekam und als er dann endlich im stillen Vorraum der Kirche war, besah er sich erst mal das schwarze Brett. Hier hing sogar ein Trauerkasten für kürzlich verstorbene. Die kleine Claudia hing an einem anderen Brett das man an der gegenüberliegenden Wand angebracht hatte. Es galt den verlorenen Kindern, wie man sie nannte und das auch in einem weißen Banner über dem Brett hingeschrieben hatte.

„An die verlorenen Kinder von Caledonia Mills, ihr alle werdet gesucht und vermisst.“ Das Dante leise für sich und er musste verächtlich lachen. Das die Kinder vermisst werden glaubte er ja noch aber das mit dem Suchen bezweifelte er dann schon etwas.

In der Kirche innen sah es genauso aus wie Dante sich das schon immer vorgestellt hatte. An den Wänden waren gigantische Säulen errichtet und weit über dem Altar hing das Kreuz das für so viele Menschen Symbol ihres Glaubens waren. Die langen Reihen sahen etwas leer aus wohl dewegen weil noch keine Gebetsbücher auf ihnen verteilt waren oder sonst auch kein heiliger Gottesdienst anstand. Dante ging also weiter nach vorne bis er am Ende angekommen war. Hier also feierte man in regelmäßigen Abständen seinen Gottesdienst. Er war noch nie so der Kirchenfan gewesen und auch sonst interessierten ihn die Bauten wenig aber heute hatte ihn etwas magisch hier her gezogen. Er ging zu der alten Steinwand die weiter hinten in einer Nische zu finden war. Hier hatte man alte Fotos von früher angebracht. Die Bilder waren nicht mal in Farbe also mussten sie sehr alt sein.
 

„Das sind Bilder für unser alljährliches Sommerfest. Es wird von der Kirche veranstaltet deswegen stellen wir hier schon mal ein paar Bilder aus.“ Hörte er eine freundliche warme Stimme von hinten sagen die etwas kratzig wirkte. Er sah einen Pfarrer in seiner Alltagskleidung zwar dafür mit dem schwarzen Stehkragen. Sein Gesicht hatte schon die ein oder andere Sorgenfalte abbekommen und seine buschigen Augenbrauen hingen ihm sogar etwas von den Seiten weg. Er wirkte recht eigen mit seinem dichten weißen Haar das ihm glatt nach hinten gekämmt war. Er sah ihn aus munteren grünen Augen neugierig an und hatte ein paar neue Akten unter seinem Arm verstaut.

„Sie müssen hier neu sein... Ich erinnere mich sonst an jedes Gesicht das ich mal gesehen das sich mir mit Namen vorgestellt hat.“ Lächelte ihn der Vater freundlich an. Er hatte schon fast etwas überirdisches an sich so wie er ihn gütig anlächelte und ihm die Hand hinreichte. „Ich bin Pater O´Delly, freut mich.“ Er wartete eigentlich darauf das Dante ihm die Hand reichte aber als ihm diese verwehrt wurde zog er seine nur etwas zögerlich zurück. „So feindlich gesinnt? Nicht hinter jedem Lächeln verbergen sich falsche Absichten.“ Meinte Pater O´Delly dann nur freundlich und trat auf die Wand zu die links noch ein paar Plätze für Bilder frei hatte. „Ich muss die hier schnell noch anbringen, sind sie so gütig mein Sohn und halten diesen Stapel hier kurz?“ Na wenn er schon mal hier war, jeden Tag eine gute Tat. Dante hielt einen Berg von Akten und sah dann dem Priester dabei zu wie er sich eine dicke Brille aus der Tasche zog mit der er begann die Fotos auf der Tafel mit ein paar neuen Bildern zu vervollständigen.

„Glauben wir wirklich das sich jemand diese alten Teile noch ansieht und weiß was er darauf sieht?“ wollte Dante dann mal wissen als er sah das nicht mal Karten darunter abgebildet waren die ihm vielleicht hätten sagen können was das genau eigentlich war. Der Priester sah sich kurz zu Dante um und lächelte ihm dann mutig zu. „Aber aber! Sie scheinen unsere Stadt wirklich noch nicht so gut zu kennen! Das hier sind für die Stadt wichtige Ereignisse die ich älljährlich ausleihen darf. Ich bin mir zwar sicher das sich die jüngeren Menschen nicht für so etwas begeistern können aber unterschätzen sie niemals die Macht von Eltern die ihren Sprösslingen noch etwas Kultur eintrichtern wollen.“ Dante lächelte über diese Bemerkung selbst schon etwas. Der Priester war auch nicht auf den Kopf gefallen und wusste offenbar schon das es heutzutage nicht besonders üblich war alle besonderen Ereignisse aus dem Kopf heraus zu können.

„Wann genau ist dieses Fest?“ fragte der Devil-Hunter dann einfach nach. Konnte ja sein das sich etwas für ihn dort ergab und eine Abwechslung war es alle mal. Konnte Lady wenigstens nicht behaupten das er nicht unter die Leute ging.

„Nächste Woche Freitag fängt es an und geht bis Sonntag. Endet sozusagen mit unserem Gottesdienst.“

„Ist bei diesem Gottesdienst etwa Anwesenheitspflicht?“ mutmaßte Dante etwas vorsichtiger und erntete dafür nur ein Lachen des Priesters der gerade aus einer Schachtel ein paar Stecknadeln holte. „Aber nein! Wir sind hier nicht nur Katholiken, wissen sie! Aber in der Kirche ist bekanntlich jeder willkommen und so lassen wir natürlich alle verlorenen Kinder durch unser Türen, dass sollten sie schon wissen.“

„Wo wir gerade davon sprechen... Ihre Tafel draußen mit den Kindern...“

Kaum hatte Dante das Thema darauf angesprochen verfinsterte sich die Miene des Pfarrers auch wieder und er drehte sich wieder schweigend um und begann damit weiter ein paar Fotos ordentlich hin zu pinnen.

„Verstehe. Sie sind also auch wegen den Kindern hier. Na gut... Ich glaube das dieser arme Mann, ich glaubte Spreyton war sein Name mir von jemandem erzählt hat der ihm vielleicht mehr helfen könnte.“

„Hat Charles Spreyton noch mit mehr Leuten über seine Tochter gesprochen? Wissen sie das?“ hakte Dante dann weiter nach. Immerhin hatte er es hier mit einem Mann zu tun von dem er ausgehen konnte das er wohl eher einer von den Wohlgesinnten war.

Der Pater nickte nur beiläufig während er dann die Seiten wechselte und Dante ihm einfach folgte. Auf der anderen Seite der Kirche gab es ebenfalls so eine Nische mit der gleichen Tafel die allerdings noch komplett leer war. „Er hat mit vielen Leuten hier gesprochen. Hat ihn völlig fertig gemacht das ihm jetzt auch noch seine Tochter genommen wurde. Er hat sich zwar nicht lange mit mir unterhalten aber er saß hier oft stundenlang wenn er mal nicht draußen war und hat um die Sicherheit seiner Tochter gebeten. Aber so wie es schien war es ihm nicht vergönnt seine Tochter noch mal in den Arm zu nehmen. Manchmal verstehe selbst ich die Wege es Herrn nicht.“ Seufzte der alte Mann dann schwer und begann damit die anderen Fotos aufzuhängen. „Ich weiß noch wie Mr. Spreyton überglücklich damals vor vier Jahren zu mir gekommen war mit einer dicken weißen Kerze die er allein kaum tragen konnte. Als ich ihn fragte was das sein sollte sagte er nur `Ich habe Gott darum angefleht das er, wenn ich schon meine Frau bei diesem Unfall verloren habe, er mir doch wenigstens meine Tochter lassen kann und jetzt ist sie aus dem Koma erwacht! Jetzt will ich mich bedanken!´ Das hat er gesagt und diese große Kerze hat fast ein ganzes Jahr über bei uns in der Kirche gestanden und wurde an jedem Sonntag angezündet. Ein so gütiger Mann.“ Er schüttelte seinen Kopf und steckte weiter Fotos an.

„Ein Autounfall?“ schoss es Dante durch den Kopf dann sah er wieder auf den Rücken des Priesters. „War das ein Unfall mit dem Wagen?“

„Das war mehr als nur ein einfacher Unfall, mein Sohn. Claudia und ihre Mutter sind damals soweit ich weiß mit dem Wagen an der Klippenstraße die durch ihre Nähe zu den Klippen ihren Namen bekommen hat, entlang gefahren weil das ein kürzerer Weg zu ihrem Haus gewesen war, sind dann aber von der Fahrbahn abgekommen und ins Meer unter ihnen gestürzt. Ein paar Kinder haben das zum Glück gesehen und sofort Hilfe geholt. Wer weiß was sonst noch alles passiert wäre.“

„Verstehe... Kann ich sie noch etwas fragen Pater?“

Der Priester schenkte ihm ein breites Schmunzeln. „Bin ich nicht dafür auf Erden um Fragen zu beantworten?“

Dante schloss die Augen und schüttelte dann genervt den Kopf. „Nicht so eine Frage...“ seufzte er und nach dem Nicken des Pfarrers fuhr er dann sacht fort. „Kennen sie sich hier gut mit den Leuten in dieser Stadt aus? Ich meine, sie haben selbst gesagt das sie sich fast an jedes Gesicht erinnern können das sich ihnen mal namentlich vorgestellt hat.“

„So ist es auch mein Sohn. Ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant.“

Nun galt es sorgsam vorzugehen. Dante wählte seine Worte mit Bedacht. „Kennen sie auch eine Frau namens Trish? Sie ist ungefähr einen Meter und siebzig vielleicht auch kleiner, hat blone Haare bis zu den Schultern und dunkelblaue Augen, meistens trägt sie auch ein schwarzes Band um ihren Hals, sagt ihnen das was?“

Jetzt überlegte der Pfarrer angestrengt nach und man sah ihm deutlich an das er sich Mühe gab aber so ganz sagte ihm die Beschreibung nichts. Zwar hatte er sie sicherlich schon einmal gesehen aber so auf die Schnelle fiel ihm nichts dazu ein. Außerdem gab es hier kaum einen Einwohner mit dem Namen Trish.

„Wenn sie jemanden suchen dann gehen sie doch zum Einwohnermeldeamt und fragen da nach. Die können ihnen mit Sicherheit weiterhelfen.“

Dante kratzte sich bei diese Antwort hilflos am Hals und sah dann den Priester etwas verstimmt an. „Das es so eine Frau gibt weiß ich ja schon, ich würde nur gern etwas über sie persönliches in Erfahrung bringen von Personen die nicht so den direkten Kontakt mit ihr haben.“

„Wenn sie das so ausdrücken könnte man glatt glauben das sie so etwas wie ein Detektiv sind.“ Langsam wurde der Priester misstrauisch und sah Dante auch schon argwöhnisch an. „Kann ich fragen was sie genau von der Dame wollen?“

„Sicherlich nicht das was sie gerade von mir denken!“ ´Alter Lustmolch´ fügte Dante noch in Gedanken hinzu. „Ich will nur etwas über eine alte Freundin wissen die, wie es mir scheint, sich in eine Richtung verändert hat die ich gar nicht so gut finde für sie. Ich mache mir nur Sorgen und sie selbst würde mir eher die Augen auskratzen bevor sie mir etwas erzählt.“

Wahrscheinlich war es die Ehrlichkeit die aus Dantes Augen sprach und die den Priester davon überzeugte das er auch keine gesetzlosen Dinge mit der Frau vorhatte. So ließ er sich schließlich erweichen. „Also versprechen kann ich ihnen nichts aber sollte die Frau neu hier in der Stadt so wie sie sein, dann müssten sie sich mal im Supermarkt umhören. Nicht in diesen kleinen Lebensmittelläden sondern in diesem großen Kasten, da können sie eigentlich ganz gut herausfinden welche Frau mit welcher gut befreundet ist. Da treffen sich die meisten Hausfrauen um die Mittagszeit meistens. Sollte das ein Reinfall werden kann ich ihnen nur noch folgenden Rat geben.“ Er war inzwischen fertig mit dem aufhängen der Fotos und nahm seinen Aktenstapel wieder zurück. „Wenn die Dame länger als zehn Jahre hier wohnt, dann hätte ich sie mit Sicherheit gekannt. Sollte die Dame aber die letzten sechs bis sieben Jahre hier sein, dann kann ich ihnen Hailey Gordon empfehlen. Die Frau ist im örtlichen Krankenhaus Hebamme und Krankenschwester, eine wirklich fähige Frau und hilft gerne anderen Leuten und die letzte gute Seele die mir da noch so spontan einfällt ist Sukey Aubres die hier auch den örtlichen Imbiss mal geleitet hat. Das war aber noch bevor sie diesen Esoterikladen übernommen hat.“ Der letzte Satz kam ihm gar nicht so leicht über die Lippen. Anscheinend hatte er mit diesem Kram wohl nicht ganz so viel zu tun und wollte auch das es so blieb.

Dante bedankte sich schließlich nach einer langen Weile und ging wieder auf die offene Straße hinaus wo ihm die Morgensonne entgegen schien. Eigentlich hätte er genauso gut diesen Rob Myers ausquetschen können aber dann lief er auch Gefahr das Trish es früher oder später erfahren hätte und so gut wie die beiden sich zu kennen schienen war es sogar sehr wahrscheinlich das der Vogel zu singen begann.

Sukey Aubres... Dante beschloss sich diese Dame mal näher anzusehen nachdem er sich im Archiv etwas weiter umgesehen hatte. Der Name von der dicklichen Schwarzen sagte ihm schon etwas vor allem da er sie gestern auch noch kennen gelernt hatte. Vielleicht musste er sich dann den einen oder andeern Anmachspruch von ihr anhören aber er hatte schon weitaus schlimmeres überlebt. Dante wappnete sich eben gut und machte sich dann auf den Weg ins Archiv.
 

Als der Wecker klingelte und kurz darauf an die Wand gepfeffert wurde war es der kleine Romeo der sich einfach wieder etwas fester an seine Mutter kuschelte. Sie waren gestern gemeinsam noch mal Zähneputzen gegangen und danach zusammen während des Sturmes darußen ganz eng zusammen unter die Bettdecke gewurschtelt. Nun schliefen sie seelig zusammen bis Trish von dem nervigen Klingeln des Weckers geweckt wurde. Sie hatte ihn vorsichtshalber gestellt weil sie genau wusste das Romeo um zehn zu diesem Kurs musste und außerdem hatte sie heute genügend in Robs Laden zu tun und anschließend sollte sie auch noch den Aubres beim einkaufen Gesellschaft leisten. Das war im Grunde eine ganz gute Sache. Sie konnte so ihre Besorgungen erledigen und die Aubres hatten dafür auch einen Bus für ihre Kinderschar von sechs Kindern. Trish sparte so auch noch den Weg und außerdem musste sie dann nicht so viel schleppen und ihr Junge hatte dann den Tag über frei und sie konnte ihn so noch von dem Kurs abholen. Anschließend würde dann der Seargent so gegen Mittag im Imbiss von Sukey auf alle Kleinen und auch Großen warten bis sie sich dann wieder aufmachten um unten am großen Strand sich einen schönen Tag zu machen. So war auch der kleine Romeo wieder sicher untergebracht.

So sollte sich zumindest der ungefähre Tagesablauf gestalten. Bislang sah es noch so aus das die beiden Schlafmützen im Bett lagen und friedlich dösten. Natürlich war Trish längst wach und natürlich war auch Romeo längst wach der mit gekonnter Bravour den Wecker wie seine Mama sonst immer an die Wand geschmissen hatte das der alte Kasten noch ein paar Schrammen mehr bekam. Das war so etwas wie das allmorgendliche Ritual in der Familie.

Romeo war es auch der die Decke einfach so über beide drüber zog und so seine Mutter, die ihm in ihren dünnen Trägerhemd und ihrer kurzen Hose einen kessen Blick zu warf. „Guten Morgen Liebling.“ Murmelte sie noch leicht verschlafen ihrem Kind entgegen und drückte ihm einen lieblichen Kuss auf die Stirn. „Gut geschlafen?“ Romeo nickte. Auch wer wollte noch etwas neben seiner Mama liegen bleiben. „Dann ist´s Recht mein Schatz.“ Sie streichelte ihn lieb und ließ zu das er mit einer Strähne von ihren Haaren anfing zu spielen. Früher hatte der kleine Romeo immer gesagt das seine Mama Haare aus reinem Gold hatte was die Umstehenden dann immer zum lachen gebracht hatte. Trish hatte noch lange Zeit ihre langen Haare gelassen aber dann mit der Zeit und auch mit Romeos Älterwerden hatte sie es immer kürzer schneiden lassen und nun hatte es eine ganz annehmbare Länge die ihr gut gefiel. Gerade vergrub sich ihr Kleiner mit dem Gesicht in ihre noch verbliebene Haarpracht und lachte als er die goldenen Spitzen an seinem Gesicht spürte.

Das hatte Dante auch einmal gemacht... nur einmal und dann irgendwie nie wieder aber Trish ging davon aus das es dem Halbdämon wohl etwas zu albern war sich so zu verhalten. Er hatte schon immer etwas gegen dieses herumturteln gehabt auf offener Straße und auch zu Hause war er kein Fan von großer Romantik. Zwar punktete er damit eine Zeit lang bei ihr vor allem wenn er ihr dann immer mit einem schelmischen Grinsen ins Ohr hauchte „Ich bin ein Mann der Tat, nicht der Worte.“ War das schon erregend aber auf Dauer kam man sich dann doch vor wie eine besser behandeltes Stück Fleisch das man sich zu jeder Tages- und auch Nachtzeit nehmen konnte. Dafür war sich Trish auch am Ende irgendwann zu Schade gewesen, schließlich hatte sie auch ihren Stolz.
 

„Mami?“ fragte sie plötzlich eine leise Stimme von der Seite und Trish sah zu ihrem Sohn. „Was ist denn Liebling?“ fragte sie sanft und legte sich zu ihm ins Kissen.

„Darf ich heute wieder in meinem Bett schlafen? Meinst du das Oma nichts mehr dagegen hat?“ wollte er mit leiser Stimme wissen.

„Das weiß ich nicht Liebling, das müssen wir sie fragen. Oma kennt sich in solchen Dingen einfach besser aus als die Mami.“ Lächelte sie ihn lieb an.

„Aber dafür kannst du besser...“ jetzt musste er überlegen. Es musste doch etwas zu finden sein das seine Mutter besser konnte als seine Oma. Sein angestrengtes Denken war schon etwas zermürbend so früh am morgen wenn sich seine Mutter gleich so etwas anhören musste aber sie sah ja auch wie sehr er sich Mühe gab sie noch in ein rechtes Licht zu rücken. Dann schien ihm etwas einzufallen und er strahlte sie wieder aus diesen hellen, graublauen Augen an. „Du kannst viel schöner singen als alle anderen Mamis hier!!“

„Was? Wann habt ihr mich denn singen gehört?“ fragte Trish ihren Son überrascht dieser aber kicherte keck. „Na als du vor ein paar Wochen im Garten gearbeitet hast, da hast du auch ganz schön gesungen. Da war ich drüben bei Kyle und seine Geschwister und auch Tante Sukey meinte auch das du eine schöne Stimme hast! JA! Du kannst total schön singen!“

Stimmt! Das hatte sie wirklich getan Wenn Trish ihr schwarzes Halsband abnahm dann wurde auch ein Teil ihrer dämonischen Seite wieder wach. Eine Seite die sie nicht einmal Dante gezeigt hatte. Mundus hatte ihr diese Kraft eigentlich gar nicht geben wollen aber irgendwann hatte es sich so ergeben und sie entwickelte ohne dem schwarzen Band das ein magischer Dämpfer war, ihre Stimmbänder immer weiter ohne es wirklich zu merken. Bis Mundus eines Tages merkte das er unwillkürlich einer Dämonenfrau auch noch Gene von den Sirenen gegeben hatte die mit ihrer Stimme so gut wie alles bewirken konnten. Aber Trish sang nur noch selten. Es bedeutete ihr eigentlich nichts und auch wenn sie eine schöne Stimme hatte so war es nicht ihr Hobby diese auch zu benutzen. Es gab noch solche Frauen die kein schillernder Star werden wollten. Vor allem weil Trish davon überzeugt war das es kaum Lieder auf der Welt gab die von ihrem Inhalt her und von der Art und Weise wie man sie dann rüberbringen musste überhaupt geeignet waren um wieder gesungen zu werden. So war das eben mit der heutigen Musikszene.

Dafür war es umso rührender das ihr Kind zusammen mit seinen Freunden darüber bestimmt hatten welche Mutter als Sängerin erfolgreich sein könnte, jeenfalls hier in Caleonia Mills. Sie gab ihrem Sohn noch einen lieben Kuss auf die Wange und stand dann notgedrungen auf. Sie wollte heute noch duschen und außerdem musste sie frisch aussehen wenn sie sich Dante wieder gegenüber stellen wollte.
 

Ihr Sohn dagegen hatte nicht mal vor sich wirklich anzuziehen sondern stiefelte gleich so wie er war die Treppen herunter und begab sich in Richtung Küche wo er schon seine Cornflakes auf dem Tisch sehen sah und die dazu gehörige Milch. Seine Oma werkelte noch etwas im Wohnzimmer herum und als sie endlich zu ihrem kleinsten Hausbewohner kam war dieser schon dabei sich selbst Frühstück zu machen. Er stand auf der Sitzbank und goss sich selbst so die Milch über seine Schüssel die schon mit Frosties gefüllt waren. Er mochte dieses Schockozeug nicht mal in der früh aber etwas Zucker durfte schon dabei sein und so gab es noch neben einer Schüssel Cornflakes Obst zu essen. Oma Aya hatte ihm sogar schon vorsorglich einen Apfel kleingeschnitten und eine Mandarine wurde gerade für sie selbst geschält.

„Na Romeo? Hast du gut geschlafen mein Schatz?“ fragte sie ihn gleich und setzte sich zu ihm an den Küchentisch. „Wo ist denn deine Mutter abgeblieben? Schläft sie noch?“

Romeo stellte die Milch wieder neben die Schachtel und setzte sich auf seine zwei Sitzkissen damit er besser über den Tischrand sehen konnte. „Mami duscht gerade.“ Sagte der kleine Fratz und begann damit fleißig seine Schüssel zu lehren.

„Heute ist deine Prüfung, nicht wahr mein Kleiner? Freust du dich schon?“

Romeo schluckte kurz und sah dann seine Oma groß an bevor er dann heftig nickte. „Jaaa!“ Na da war aber jemand schon gut gelaunt. Schön zu wissen das wenigstens einer kein Morgenmuffel war.

„Nachher kommt dich Kyle und sein Vater abholen zu dem Kurs, dass weißt du doch noch, oder?“ fragte Aya nach und sah zu wie Romeo sie wieder aus seinen großen Kinderaugen ansah und erneut nickte. Dieses Mal aber sagte er kein Wort dazu und ass einfach weiter. Aya seufzte. Mittlerweile war es schon so weit das die Kinder verstanden wenn ein anderes nur mit der Mutter herum lief. Trish hatte in den wenigen Jahren die sie hier in diesem Haus vebrachte sich auch nie wirklich um eine neue Beziehung gekümmert obwohl es dafür schon den einen odern anderen Anwärter gegeben hätte. Nun war Romeo Redgrave schon neun lange Jahre auf der Welt und bislang hatte es für ihn nie wirklich so etwas wie einen Vater gegeben. Kein Wunder das man es da dem kleinen Herzchen schon ansah wenn ihm etwas auf der Seele lag. Mommy war mit Sicherheit auch nicht wirklich mit dieser Situation wie sie eben war zufrieden aber was konnte ein kleiner Junge schon groß tun?

Aya sah dem kleinen Kerl dabei zu wie er damit beschäftigt war seine Schüssel zu lehren und lächelte innerlich. Er gab sich trotz alledem tapfer.

„Fertig!“ Trish kam herunter und hatte sich in ihrem Bademantel an den Tisch gesetzt. „Das gute an diesen kurzen Haaren ist einfach das sie viel weniger Zeit zum trocknen und auch zum waschen in Anspruch nehmen.“ Lächelte sie wieder glücklich und rubbelte sich mit einem Handtuch die nassen Haare wieder trocken. „Und? Gut geschlafen Aya?“

„Sicher. Ich doch immer. Im Kreise meiner Lieben schlafe ich immer bestens.“ Damit meinte sie ihr Schlafzimmer obwohl dieses mehr einem Gedenkstein im räumlichen Maße erinnerte. Überall standen diese ganzen Bilder von nahen Familienverwandten und auch von ein paar Göttern oder Heiligen waren aufgestellt und natürlich durften ihre Kerzen einfach nicht fehlen. Sie hatte sogar ein kleines Duftkännchen aufgestellt das sie jeden Morgen mit den unterschiedlichsten Kräutern füllte damit es dann am Abend wohlig roch. Nicht umsonst hatte Trish schon heimlich dieses Haus auf ´Der Tempel der Aya´ umgetauft.

„Und? Was hast du heute noch alles vor Liebes?“ fragte ihre Vermieterin und reichet Trish ihre morgendliche Tasse Kaffee.

„Erst mal werde ich Rob im Laden aushelfen und dann... werde ich zusammen mit den Aubres einkaufen fahren, dass könnte ich alles noch vor zwölf Uhr erledigen. Anschließend hole ich den Kleinen dann wieder so gegen zwei wieder bei Sukey erwartet, du weißt ja, heute ist Drachensteigen angesagt.“ Sie warf ihrem Sohn einen freundlicen Blick als sie daran dachte wie stolz der Kleine auf den selbstgebastelten Drachen aus rotem Papier war. Er würe ihn heute also endlich mal steigen lassen können.

„Sag Oma noch mal was du bekommst wenn du mit dem Drachen ganz hoch steigen kannst.“ Forderte sie ihr Kind lieb auf. Romeo war inzwischen dabei sich über den Apfel herzumachen. „Wer den Drachen am höchsten steigen lassen kann, bekommt eine Überraschung aber niemand weiß genau was es ist.“

„Natürlich weiß das keiner Romeo, Liebling, sonst wäre das ja auch keine Überraschung mehr, oder?“ Oh! Da hatte Romeo aber etwas ganz wichtiges vergessen! Stimmt ja und er klatschte sich dabei sogar auf die Stirn. Daran hatte der Neunjährige nicht gedacht aber das hinderte ihn nicht daran gleich weiter zu reden. „Ich weiß das Thomas und Jason ihre Drachen schon sehr hoch steigen lassen können. Das haben ihre Väter ihnen schon mal gezeigt! Und Jasons Papa hat sogar das ganze Bastelzeug bereit gestellt aber ich wette das Jasons Papa ihm wieder beim schummeln geholfen hat!“ maulte dann Romeo sauer und biss in sein Stückchen Apfel hinein.

„Wieso das denn?“ bohrte seine Oma mit fragendem Blick nach auch Trish wusste nicht so recht was ihr Kleiner damit meinte.

„Ich weiß das Jasons Vater als Besitzer des einzigen Heimwerker- und Bastelladens hier im Ort sicherlich gerne dazu bereit war etwas dem alljährlichem Drachensteigen etwas beizusteuern aber wo der da bitteschön gemogelt haben soll. Weißt du was dein Kurzer damit meint?“ Wieder nur Kopfschütteln. Trish war bislang sowieso immer der Meinung gewesen das man Drachen doch sonst immer im Herbst steigen ließ aber hier gab es so kräftige Winde im Sommer das man das Drachensteigen auch locker im Sommer veranstalten konnte. Außerdem war es da deutlich wärmer als im Herbst.

„Jason hat es uns in der großen Pause mal gesagt das sein Papa im letzten Jahr seinen Drachen einfach noch mal gebaut hat, damit er besser fliegen kann.“ Rückte dann endlich Romeo mit der Sprache heraus und hatte so eben den kläglichen Rest seines Apfels verputzt.

Trish und Aya waren schon etwas von dieser Aussage geschockt. Ein Vater der bei dem Drachensteigen schummelte war natürlich etwas ganz gemeines! Schließlich ging es doch nur darum das man seinen Spaß haben sollte und nicht jetzt schon in den frühen Jugendjahren alles nur auf das Gewinnen zu setzen.

Aya aber winkte nur mit ihren Händen ab und goss Romeo etwas von dem Orangensaft nach den er soeben auch geleert hatte. „Weißt du Romeo, Väter wie der von Jason gibt es überall auf der Welt. Wenn die meinen das sie und ihre Kinder etwas besseres sind, dann lass sie einfach. Es geht nicht nur ums Gewinnen sondern das du dabei warst und Spass hattest.“

„Aber ich will auch mal gewinnen!“ maulte Romeo zurück.

„Du hast doch schon mal gewonnen, sogar zweimal wenn ich mich recht erinnere.“ Kam dann Trishs vorsichtiger Einwand.

„Ja aber das war doch als ich noch ein kleines Kind war! Jetzt bin ich schon viel größer!!“ er streckte seine Arme zu den Seiten aus und strengte seine Muckis an auch wenn sich da nicht viel tat es war trotzdem süß mit anzusehen.

„Wenn du schon so groß bist, dann kannst du dich ja auch selbst ins Bad begeben und dich waschen und dann auch selbst anziehen, oder?“ fragte ihn seine Mutter schnippisch zurück das Romeo gleich wieder ganz klein wurde auf seinem Stuhl. Waschen ging ja gerade noch so aber selbst anziehen?

„Ich hab dir gestern noch was rausgelegt, das kannst du anziehen Kleiner.“ Sagte Aya dann versöhnlich und wuschelte dem kleinen Kauz lieb durch das weiße Haar. „Aber wehe du rührst etwas an das um dein großes Fenster herum verteilt ist! Die Zeichnungen an der Wand lässt du auch, verstanden?“ Aya sah ihn dann doch etwas herausfordernd an und Romeo hatte inzwischen genügend Respekt vor der Frau gelernt das er ihr lieber nicht wiedersprach.

„Dann ab mit dir nach oben!“ sie half ihm beim aufstehen und schickte ihn dann mit einem Klapps auf den Po zurück nach oben.

„Bin ich die einzige hier die sich nicht wirklich auf das Stadtfest freuen kann?“ vermutete Trish und schälte sich eher mühselig ihre Banane die sie sich aus dem am Tisch stehenden Obstkorb gefischt hatte.

„Du konntest dich doch noch nie so wirklich für das Stadtfest begeistern, Trish.“ Gab Aya ihr müde Antwort und holte sich noch etwas Kaffee. „Aber das die Väter hier schon genauso spinnen wie in der Großstadt, dass macht mir dann schon etwas Sorgen. Tauscht der einfach die Drachen aus – so ein gemeiner Kerl aber auch. Nur weil sein Sohn so mies im basteln ist...“

„So sind eben die Männer...“ seufzte Trish und biss von ihrer Banane ab. „Denen kann man vieles zutrauen sind aber zu nichts zu gebrauchen.“

Diese Bemerkung lies Aya nur verständnislos den Kopf schütteln. „Mit der Einstellung ist es ja kein Wunder das du nie einen Mann abkriegst.“

Trish war mit ihrer Banane fertig und stand auf damit sie die Schale in den Bioeimer werfen konnte. „Wer braucht denn schon einen Mann, ich jedenfalls nicht.“

„Aber Romeo braucht einen Vater.“

Das sollte wohl wieder eine dieser Bemerkungen werden die Trish zu einem Denkanstoß bringen sollten, mit eher dürftigen Erfolg. „Romeo geht es gut so wie es im Moment ist.“

„Das glaubst aber nur du, Liebes. Wenn du gestern in seinem Zimmer noch gewesen wärst würdest du anders darüber denken.“ Kam es leise von Aya zurück und das brachte ihr dann schon wieder Trishs Aufmerksamkeit zurück.

„Doch kein lockerer Rahmen? Du hättest mich damit auch schon fast überzeugt.“ Gab Trish offen zu und stellte ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine.

„Ich weiß auch nicht genau was es war aber...“ Aya richtete sich ihre in einem Haarzopf gebändigte Haarpracht und stützte ihr breites Kinn auf die Hand ab. „Was auch immer es war, es hat jedenfalls versucht zu deinem Sohn ins Zimmer reingelassen zu werden.“

„WAS?“ Bei Trish wurden die mütterlichen Alarmglocken geläutet und helle Panik ergriff ihr Herz. Etwas oder irgendjemand wollte gestern nacht zu ihrem Sohn ins Zimmer einsteigen?! „Und hast du wirklich nichts erkennen können?“

„Das ist eben das merkwürdige was mich so erstaunt hat. Ich habe etwas gesehen was garantiert auch keine Einbildung gewesen war aber so ganz komme ich damit auch noch nicht zu Recht.“

„Was genau hast du denn gesehen?“ flehte Trish ihre Vermieterin schon fast auf den Knien an. Aya aber konnte nur ihre Nase etwas krumm machen und sich ihre schwarze Mähne richten. „Aya!“ kam es dann noch mal von Trish zurück die langsam nicht mehr wusste wo ihr der Kopf stand. Sie hatte immer gewusst das in dieser Stadt etwas eigenarties vorging aber sie hatte nie damit gerechnet das es auch ihre Familie treffen könnte.

„Ich habe Romeos Fenster mit mehreren Schutzzaubern belegt und außerdem werde ich mir heute noch mal das Zimmer genau ansehen und auch alles um das Haus herum. Zur Not gehe ich mit Räucherkerzen durch die Gegend. Die Leute halten mich sowieso schon für verrückt, da macht es nichts aus wenn ich ihnen mal etwas Futter zuwerfe für ihre Lästermäuler. Ich bin mir nicht sicher aber das was ich gestern Abend gesehen habe, war mit großer Wahrscheinlichkeit ein Geschöpf aus der Anderswelt.“

„Du meinst aus dem Reich der Toten oder der Dämonen?“ fragte Trish nach und setzte sich vor Aya auf den Platz wo bis eben noch ihr Sohn gesessen hatte und verschränkte die Arme auf dem Tisch.

„Es war mit Sicherheit ein Wesen das mal unter uns gelebt hat aber... Jetzt dient es anderen Wesen, jedenfalls sagen mir das die Geister die ich in der Morgendämmerung gefragt habe.“

„Und wissen deine Geister auch warum jetzt gerade mein Kind?“ wollte Trish weiter nervös wissen und begann damit sich ihre Nägel ins eigene Fleisch zu stechen. Aya hatte die Tasse genommen die vor ihr stand und schwabbte das Gebräu in ihr immer wieder hin und her. „Ich habe nicht alles verstanden aber die Geister die ich gefragt habe meinten das es so sein muss, dass diese Geschöpfe nicht zufällig in der Nacht kommen und sich der Kinder bemächtigen. Sie verfolgen ein bestimmtes Ziel... Sie können auch so lange in das Zimmer des Kindes nicht herein, bis das Kind das Fenster geöffnet hat.“

„Das heißt das dieses Klopfen was Romeo gestern gehört hatte...“

„Richtig. Wenn Romeo nicht ganz so verängstigt gewesen und schnurstracks zu dir gelaufen wäre um das Fenster dann zu öffnen...“

Trish bettete ihr Gesicht in ihre Hände und schluchzte einmal laut bevor die nächste Tränenflut kam. Ihr Sohn war in Gefahr! Was sollte sie denn jetzt tun?

Aya beugte sich über den Tisch und strichihr sanft über den Ellenbogen. „Mach dir jetzt mal keinen Kopf darüber, Schätzchen! Romeos Zimmer wird heute von mir systematisch versiegelt und auch um das Fensterbrett werde ich mich kümmern. Ich werde mich heute am Abend auch noch mit ein paar meiner anderen Freunde unterhalten und sie fragen was es genau mit diesen nächtlichen Besuchen auf sich hat. Aber bevor ich es noch vergesse, wenn du heute mit diesem Mann zusammen die Leute befrägst, dann sollst du auf bestimmte Zeichen achten.“

Trish sah langsam wieder hoffnungsvoll hoch und sah direkt in Ayas tiefgrüne Augen und fühlte sich ein klein wenig besser. Das Aya Dejiba so etwas wie ein Medium war wusste sie schon und hatte es auch schon lange gespürt und das war es jetzt auch was ihr langsam wieder Hoffnung zurück gab.

„Auf was für Zeichen denn soll ich achten?“ fragte Trish vorsichtig zurück und auch Ayas Miene verdunkelte sich. „So wie es aussieht, kommt dieses Wesen nur zu den Kindern in der Nacht die nicht wirlich von ihren Eltern erwünscht sind.“

„Was soll das denn jetzt bitte heißen? Soll das bedeuten das ich meinen Sohn nicht haben will oder was? Wie kommen die da drauf?“ Trish hatte noch nicht mal richtig angefangen loszulegen da wurde sie schon wieder von Aya zurück gehalten. „Du musst mir jetzt einfach zu hören. Ich weiß nicht genau ob das die Geister auch damti gemeint haben aber mir ist da etwas eingefallen was durchaus sein könnte. Du musst während deiner Befragungen auf die Eltern oder besser noch die gesamte Familie im Auge behalten. Es gibt Familien die einfach so Kinder bekommen weil es eben im Laufe einer Ehe so sein muss, wie bei den Ordays. Ich weiß das Mrs. Orday sich schon ein paar Male beschwert hat das sie, wenn sie nicht schwanger gewesen wäre, ein völlig anderes Leben hätte führen können. Kurz darauf verschwand doch ihr Sohn, erinnerst du dich? Vielleicht ist dieses Wesen auf die Art von Kindern aus, denen es durch ihre Eltern schlecht ergangen ist und will es an einen anderen Ort bringen. Genau kann ich dir das leider nicht sagen und jetzt hör auf mich so anzusehen! Wenn du mir erzählen willst das es keine Schwierigkeiten mit Romeos Vater geben wird sobald er herausfindet was du die letzten neun Jahre vor ihm verheimlicht hast, dann ist das deine erste große Lüge heute.“

„Ich liebe meinen Sohn!“ beteuerte Trish noch mal kräftig.

„Das bezweifelt auch keiner von uns aber ich sage das du wegen Romeos Vater Höllenqualen erlitten hast und das dich das immer noch mitnimmt! Auch wenn jetzt schon einige Zeit ins Land gegangen ist du denkst immer noch daran und das Romeo diesem Kerl jeden Tag ähnlicher wird, hilft dir nicht gerade!“

„Meinst du... wegen mir wäre mein Sohn gestern nacht beinahe entführt worden?“ fauchte Trish wütend zurück und die alte Dämonenjägerin kam in ihr langsam wieder zum Vorschein, jedenfalls hörte Aya an der Veränderung ihrer Stimme etwas heraus das sie lange nicht mehr gehört hatte. Sie zwang sich zur Ruhe und stand dann ebenfalls auf um langsam den Tisch abzuräumen. „Was ich dir damit sagen will ist, dass du dich mit Romeos Vater aussprechen solltest! Solange du diesen Hass und diese Verbitterung in dir trägst Kind, wird auch dein Sohn nicht wirklich glücklich werden und beide haben ein Recht darauf zu erfahren das es den anderen gibt. Romeo sollte seinen Vater kennen lernen dürfen und umgekehrt genauso- wenn du seinem Vater nicht mal die Chance gibst alte Fehler wieder gut zu machen oder sich dafür zu entschuldigen DANN bist du eine schlechte Mutter.

Okay, das hatte jetzt gesessen und Trish fing wirklich an langsam darüber nachzudenken. Fraglich war nur eines, sie hatte schon lange diese Wut im Bauch wenn sie an Romeos biologischen Erzeuger dachte aber warum kam das jetzt erst zum Vorschein? Vielleicht weil Dante hier in der Stadt und ihr und ihrer bislang heilen Welt so nah wie noch nie zuvor war? Möglich wäre alles...
 

Papierkram war einfach nichts für den Halbdämonen und er hasste sich durch unmengen von Akten wühlen zu müssen. Er konnte sich besseres vorstellen als sich am frühen Morgen durch alte Zeitungsberichte zu wälzen nur damit er wieder das selbe herausfand wie andere zuvor. Nach nicht mal einer Stunde stand der Halbdämon wieder mit Sack und Pack auf offener Straße ohne wirklich schlauer gewesen zu sein und langsam verging ihm wirklich die Lust. Was eigentlich hatte ihn nur dazu bewogen diesen Job hier anzunehmen?

Dante ging missgelaunt über die Straßen von Caledonia Mills und hing seinen eigenen Gedanken nach. Inzwischen war es schon nach zehn Uhr und der Erste-Hilfe-Kurs war im vollen Gange. Dante kam wie gestern auch an dem großen Schultor vorbei wo sich auch wie gestern eben kleinere Schüler unter einer dicken Eiche versammelt hatten um den Worten ihres Lehrers zu lauschen. Dieses Mal konnte er sogar von seiner Position aus den kleinen Jungen mit den weißen Haaren wieder sehen der sich gerade mit dem kleinen Afroamerikaner leise kichernd unterhielt. Die beiden heckten wohl mal wieder irgendwelchen Blödsinn aus und wurden kurz darauf auch von einer Frau ermahnt die aus dem Schatten eines großen Lieferwagens an sie herantrat. Sie hatte ebenfalls fast so blondes Haar wie Trish aber ihres verlief in langen Wellen fast bis zur Hüfte und war auch durch einen Haarreifen ordentlich zurück gehalten. Sie hatte ganz normale Bürosachen an und schien wohl eine von den Lehrerinnen zu sein. Als sie sich wieder aufrichtete und Dante erblickte schien sie etwas verstört. Wahrscheinlich weil er wirklich einen etwas sonderbaren Eindruck bei den fast weltfremden Leuten hier bot. Trotzdem ging sie nach einer kurzen Gewöhnungszeit auf den Mann im roten Mantel am Zaun zu und lächelte ihn freundlich zu. „Kann mann ihnen mit etwas behilflich sein?“ wollte sie freundlich von ihm wissen und ihre weißen Zähne blitzten dabei in der Sonne auf.

„Nicht wirklich. Ich wollte mir nur mal die Schule hier ansehen.“ Log Dante mal so schnell auch wenn er sich nicht sicher war ob die junge Dame mit der Löwenmähne ihm das auch abnahm. Sie legte den Kopf etwas schief und drehte sich dann wieder leicht zu den Kindern um. Sie schien ein bestimmtes Kind im Auge zu haben und als sie sich wieder zu Dante umdrehte war ihr Blick schon nicht mehr so fragend. „Ach so! Dann sind sie wohl der Vater von Romeo oder? Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist ja wirklich verblüffend.“

„Vater?! Ich? Wirklich nicht.“ Dante hob sogar abwehrend die Hände und steckte sie sich dann wieder zurück in seine Manteltasche. „Ich habe keine Kinder. Ich bin nicht mal verheiratet.“

„So was aber auch... Zufälle gibt es. Dabei sehen sie genauso aus wie er... kein Wunder das man da meinen könnte sie beide während verwandt. Bitte entschuldigen sie.“ Sie schien wirklich überrascht zu sein als sie sich klar machen wollte das Dante und Romeo nicht miteinander verwandt waren. Obwohl sie sich jetzt schon glichen wie ein Ei dem anderen. Die gleichen Haare, die Wangenknochen die sich schon bei dem Jungen abzeichneten. Nur die Augen von dem Jungen waren etwas dunkler als die des Mannes.

„Dauert der Kurs noch lange?“ wollte Dante dann beiläufig wissen. Die junge Dame aber verneinte. „Heute ist unser letzter Tag, da machen wir nur bis um halb zwölf. Die Kinder wollen heute auch noch zum Drachensteigen runter zum Strand gehen da sollen sie nicht so ausgepowert sein.“

„Drachensteigen? Im Sommer?“

„Die Winde wissen sie sind bei uns immer etwas stärker. Vor allem unten am Strand gibt es eine große Sandbank wo die Kinder dann herrlich toben können aber bitte entschuldigen sie mich jetzt, ich werde gebraucht!“ sie drehte sich rasch zu zwei kleinen Mädchen um die gerade damit angefangen hatten sich untereinander zu streiten. Die Frau ging sofort dazwischen und begann zu schlichten während Dante am Zaun zurück blieb und nur seinen Blick über die Runder der Kinder schweifen ließ. Er blieb bei dem Jungen stehen und musterte ihrn so gut es ging von seiner Entfernung aus. Das Kind hatte heute eine blaue Bermudahose mit Sommersandalen und einem weißen Shirt darüber an. Sein Gesicht war schön geformt und war etwas schmaler als das der anderen. Im Grunde konnte man ihn wirklich für eine Miniausgabe von Dante halten.
 

Der Kursleiter, ein netter junger Mann der vom Krankenhaus aus damit beauftragt war den Kindern etwas von der ersten Hilfe beizubringen weil auch die kleinen Leute von Caledonia Mills das lernen konnten, war kurz davor den Unterricht zu beenden. Die Kinder waren dann einzeln aufgerufen worden und mussten zeigen was sie gelernt hatten. So kamen alle langsam aber sich durch ihren ersten Kurs. Auch Romeo und sein bester Freund Kyle stellten sich nicht einmal so ungeschickt an und meisterten ihre Sache prima. Als ihre Lehrerin ihnen dann endlich mitteilen konnte das sie für heute den Unterricht beendete war das Jubeln groß. So packten sich die Schüler von der Caledonia Grundschule ihre Rucksäcke wieder und steckten auch ihre neu bekommenen Sachen dazu. Heute hatten sie wirklich viel gelernt.

Am Tor warteten wie immer ein paar der Eltern auf ihre Kleinen, meistens überfürsorgliche Hausfrauen die sich die letzte halbe Stunde vor der Mittagszeit frei räumen konnten. Auch Kyles Mutter war heute hier, zusammen mit der Mutter von Romeo! Genau, Trish stand in einem adretten Sommerkleid neben der dicklicheren schwarzen Frau und ihrer Rastalocken und wartete darauf das ihre Sprößlinge zurück kamen.

Trish hätte um diese Uhrzeit noch in Robs Laden stehen sollen um ihm bei der Inventur zu helfen aber dieser bekam überraschend Besuch von seinem Cousin welcher selbst so ein Sammlerfreak war und so hatte Trish doch noch mal frei beommen. Das kam der guten Sukey Aubres die mit einer leichten Bluse und einem langen Sommerrock bekleidet war nur recht. Jetzt hatten sie zusammen mit Sukeys Mann, Jeoffrey Aubres die Einkäufe für nächste Woche schon früher erledigen können und wollten sich jetzt noch etwas mit ihren Kindern beschäftigen. Kyle Aubres war der Jüngste von sechs Kindern, wo von drei sogar schon aus dem Haus und zwei verheiratet waren. Kyle war sozusagen das Nesthäkchen der Familie und hatte dementsprechend auch seinen Sonderstatus während Romeo als Einzelkind ganz glücklich damit war weil er dann niemanden hatte mit dem er sein Spielzeug teilen musste, auch wenn Romeo niemanden hatte auf den er etwas schieben konnte wenn er etwas angestellt hatte. So konnte jeder von ihnen ein Liedchen davon singen was es hieß in einer Familie groß zu werden.
 

Jedenfalls war die Freude übergroß als die beiden Jungs sahen das ihre Mütter gekommen waren um sie abzuholen. Sie waren zwar schon recht groß aber dennoch noch neunjährige Kinder und liebten ihre Mütter wahnsinnig! Da kümmerten es den kleinen Romeo und den kleinen Kyle auch nicht wenn sich ihre Mitschüler darüber manchmal lustig machten wenn sie freudenstrahlend von ihren beiden berufstätigen Müttern erzählten. Beide hatten anstrengende Jobs, Trish sogar zwei unter einen Hut zu bringen und dennoch arbeiteten beide hart daran ein gutes Verhältnis zu ihren Söhnen zu halten. Es war nicht immer einfach und die bevorstehende Pubertät würde garantiert so ihre Opfer fordern aber bislang waren so noch kleine Jungs die ihre Kindheit genießen wollten.
 

Kyle sprang seiner Mutter sofort hoch und sieß sie fast um aber da Sukey Aubres kräftig gebaut war blieb es dabei ihren Sohn einmal hoch zu hieven und ihn dann wieder herunter zu lassen.

Trish ging dafür nur in die Hocke und erwartete ihr Kind mit offenen Armen und wurde sogleich stürmisch begrüßt. Sie waren zwar schon neun Jahre alt aber von der Mama ließ man sich immer noch gerne kurz zur Begrüßung umarmen bevor es dann weiter ging.

Heute wollten sie in ihrem Familienimbiss noch etwas essen gehen bevor die Jungs dann für den Seargent fertig gemacht wurden. Trish nahm ihren kleinen Lederrucksack auf die Schulter und ging dann an der Seite ihres Sohnes zusammen mit den Aubres in Richtung Schnellrestaurant. Dabei quasselten die beiden Jungs ohne Punkt und Komma und natürlich war das Dachensteigen hier besonderes Thema. Immerhin winkte heute eine besondere Überraschung von der niemand wissen konnte was es war, weil es sonst ja keine Überraschung mehr war.

Kyle ging zusammen mit Romeo vorraus und machten gerade eine Wette wer von beiden wohl gewinnen würde während ihre Mütter mit einem hellen Lächlen auf den Lippen über ihre beiden Strolche wachten.

„Sie werden immer größer, ist dir das schon mal aufgefallen?“ wollte Sukey dann nach einer Weile von Trish wissen als ihre Söhne nebeneinander her gegangen waren. „Die beiden schießen ja richtig in die Höhe.“

Trish nickte schmunzelnd. „Romeo stellt sich schon immer mit voller Absicht neben größere Männer und prüft ob es nicht vielleicht schon sein könnte das er genauso groß ist.“

„Man will ja wissen wann es soweit ist das man ohne Hilfe an die Keksdose herankommt, nicht?“ fragte Sukey dann mit einem Augenzwinkern zurück.

„Und dabei könnte ich schwören das es erst gestern war als man mir den kleinen in den Arm gedrückt hat. Ganz blutverschmiert aber überlücklich.“ Lächelte Trish verträumt als sie an den Tag von Romeos Geburt zurück dachte. Sukey nickte ihr zustimmend. „Neun Monate die reinste Hölle und dann erlebt man mit ihnen den vollkommenen Himmel.“ Sinnierte sie und strich sich eine ihrer mit Perlen bestückten Haare zurück. „War der kleine Romeo nicht ein Spätzünder? Ich glaube jedenfalls das du das mal erzählt hast...“

„Yep. Er kam genau viereinhalb Tage später auf die Welt als es der Arzt ausgerechnet hatte.“

„Und du hast ihn nicht holen lassen? Die Halbgötter in weiß haben Kyle frühzeitig holen müssen...“

Trish aber schüttelte ihren Kopf und faltete ihre Hände hinter ihrem Rücken. „Sie wollten ihn wirklich holen aber ich war dagegen. Ich weiß nicht warum aber irgendwie hatte ich das Gefühl das er noch eine Weile da drinnen bleiben wollte und so habe ich ihm seinen Willen gelassen.“

„Also hat er schon im Mutterleib den Ton angegeben?“ lachte Sukey laut wo ihr Trish mit einstimmte.

„Romeo hat eben seinen eigenen Rhythmus und dem folgt er auch.“ Trish sah ihren Sohn von hinten verträumt an und konnte nur friedlich lächeln. „Ich wusste wenn er rauskommen will, dann wird er sich schon bemerkbar machen.“

„Schon recht eigenartig. Es gibt Mütter die können schwören das sie genau wussten was ihre Kinder wollten und haben das dann auch befolgt. Ich weiß von einer Mutter die glaubte das ihr Kind unbedingt im Wasser geboren werden wollte. Egal wo, hauptsache im Wasser.“

Trish neigte ihren Kopf zu Sukey und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Eine Wassergeburt? Ist das nicht schon etwas normales für die heutige Zeit?“ Sukey nickte und ging dann weiter auf das Ende von der Straße zu wo eine der wenigen großen Kreuzungen in Caledonia Mills zu finden war. Sie sah schon ihren Sohn wie der mit seinem besten Freund zum Schnellimbiss rüberwinkten wo sie Sharon auf der anderen Straßenseite sehen konnten.

„Normal ist es sicherlich. Aber diese Mutter konnte SCHWÖREN das sich ihr Kind das wirklich von Herzen wünschte.“

„Eine Geburt im Wasser?“

„Ganz genau. Sie teilte das dem Arzt natürlich so mit als wäre das ihr eigener Wunsch und so wurde das dann auch gemacht. Jahre später dann wurde aus diesem Mädchen das damals unbedingt im Wasser zur Welt kommen wollte eine berühmte Schwimmerin. Die Mutter hat dann am zwanzigsten Geburtstag ihrer Tochter auch gesagt, dass sie es schon damals gewusst hatte das sie eng mit dem Element Wasser verbunden war.“

„Irgendwie romantisch so etwas...“ hauchte Trish und stellte sich endlich hinter ihrem Sohn und schloss so auf. Sie gingen langsam über die Straße und achteten dabei artig auf den Verkehr. Zur Zeit waren weniger Autos unterwegs aber sie wollten es erst gar nicht riskieren unter die Räder zu kommen.
 

Im Schnellimbiss ´Aubres Dinner´ war es dann auch herrlich kühl und angenehm. Sie setzten sich an den hintersten Fensterplatz wo sich später wahrscheinlich auch der Seargent hinsetzen würde. Trish und Sukeys Familie stand in der Gunst dieses Mannes höher als andere Familien durch einen Vorfall in der Vergangenheit über den aber kaum jemand sprach. Der Seargent wollte es nicht und so behielt man es für sich.

Die Jungs waren natürlich viel zu aufgeregt um sich jetzt einfach hinzusetzen und ruhig auf ihr Mittagessen zu warten also erlaubten ihre Mütter ihnen noch einmal kurz rauszulaufen auf den nahen Spielplatz um dort noch etwas zu toben.
 

So saßen die beiden Alleingelassenen also an ihrem Platz und bekamen auch von Sukeys zweitjüngstem Familienmitglied Sharon ihre wohlverdienten Getränke.

„Es geht doch nichts über Eiskaffee an einem heißen Sommertag.“ Seufzte Trish und lehnte sich zurück. „Dein Wort in Gottes Gehörgang.“ Seufzte Aya hinterher und verschränkte ihre Arme vor ihrer breiten Brust und sah dann etwas skeptisch auf die Männer die gerade den Dinner betraten. „Und jetzt machen sie sich bitte alle bereit für den nächsten Affentanz.“

„Wieso Affentanz?“ fragte Trish und drehte sich um, da sie zum Rücken der Eingangstür saß und über die breiten Rückenlehnen aus hellbraunem Leder nicht so gut sehen konnte wie Sukey. Was sie da sah wurde ihr auch schnell zu wieder. Es waren zwar nicht gerade die Dorfältesten aber es waren Leute die man hier eigentlich eher weniger sah. Unter anderem natürlich wieder einmal den Richter Korowell und dessen treue Schosshündchen. Dieses Mal war auch der blondrasierte, gut gebaute Mann dabei den Dante bereits mal gesehen hatte und der Sukey und vor allem Trish bestens vertraut war.

„Hat sich der gute Dr. Orday eigentlich schon mal iweder bei dir gemeldet?“ feixte Sukey Trish böse und spielte damit auf bestimmte Szenen ab die mittlerweile schon gut durchgekocht von der Gerüchteküche im Dorf waren. Trish selbst nur verzog eine Miene als hätte sie gerade etwas verfaultes gegessen und fuhr sich mit der Hand durch ihr Gesicht.
 

Drei der Männer setzten sich auf der andere Seite des Dinners, wo noch eine Sitzreihe angebracht war die zur anderen Straßenseite ausgerichtet war und etwas schattiger lag. Der Vierte allerdings hatte schon gesehen wer noch heute im Dinner zu Mittag essen würde und kam nun in einer dunkelblauen fast schwarzen Jeans, einem gestreiften Poloshirt und einer übergezogenen Bomberjacke mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht auf die beiden Ladys zu und begrüßte sie. „Schönen Tag die Damen! Hallo Mrs. Aubres, sie sehen gut aus und ihr Sohn? Wie geht es dem kleinen Kyle?“

Sukey gab sich freundlich auch wenn sie die freundliche Art von diesem Mann nicht besonders zu schätzen wusste. Nicht das sie etwas dagegen hatte wenn sie jemand grüßte aber dieser Mann hier war aus einem anderen Grund mit ihrem Sohn als Vorwand an ihren Tisch herangetreten.

Douglas Orday war einer der Ärzte hier in Caledonia Mills und als angesehener Kinderarzt sah man natürlich auch viel und hörte so einiges von anderen Müttern. Aber von einer Mutter hatte er bislang noch nicht so wirklich etwas zu hören bekommen obwohl ihn die Meinung dieser Frau am meisten interessieren würde.

„Hallo Mrs. Redgrave^^ Wie geht es ihnen heute?“ fragte Douglas Orday wie immer in höflicher Manier und wünschte sich ein gutes Gespräch aber...

„Danke, mir geht es ausgezeichnet und meinem Sohn auch.“ Es kam nicht wirklich etwas zurück. Als Dante dachte das nichts mehr von der Dämonin in Trish zu erkennen war, hatte er sich geirrt. Trish war durchaus nicht so menschlich wie sie sich hier gab- im Gegenteil. Es gab Momente da wurde ihre dunkle Seite hervorgelockt und das schaffte dieser Mann hier ganz besonders gut.

„Das hört man immer gerne auch wenn ich als Arzt sagen muss das ich das Schade finde. Schon allein weil mir dadurch so nette Kundschaft wie sie ausbleibt.“

„Soll das heißen sie missbilligen den guten Gesundheitszustand meines Kindes, Mr. Orday?“ kam es dunkel von Trish zurück. Mr. Orday schüttelte natürlich sofort den Kopf als er das hörte und sah dann hilfesuhend auf Sukey aber die beschäftigte sich gerade ausgelassen mit ihrer Tasse Kaffee.

„Schicken sie ihre Kinder heute auch mit runter zu diesem Drachensteigen?“ wollte er dann weiter wissen und dieses Mal übernahm zum Glück Sukey das Reden. „Ja, das tun wir und wir wären ihnen dankbar wenn sie den Vätern beim diesjährigem Stadtfest etwas von uns sagen könnten. Wir sind zwar ´nur´ Frauen und kennen uns da wohl nicht so aus was das bauen und fliegen lassen von Drachen angeht aber wenn einer unserer Söhne noch einmal zu uns kommt und uns erzählt das wieder geschmuuelt wurde, dann können sich die Kerle hier in diesem Ort aber auf etwas gefasst machen! Der der letztes Jahr beim alljärhlichen Drachensteigen nicht nach den Regeln gespielt hat, wird schon wissen was ich meine.“

Jetzt war Douglas Orday wirklich etwas erstaunt über das was ihm die ältere Dame da erzählte. Jemand sollte schummeln? Beim alljährlichen Drachensteigen? Er hob abwehrend die Hände und sah wieder etwas hilflos aus der Wäsche. „Ich bitte sie! Das sind doch nur Kinder die einander den Sieg nicht gönnen! Welcher Vater würde denn freiwillig so etwas gemeines tun?“

„Jemand der es nicht abhaben kann wenn andere als seine Kinder gewinnen.“ Kam es schnippisch von Sukey zurück. „Geben sie es einfach weiter und wir wollen sehen was schneller ist wenn es nicht eingehalten wird: Die Telefonkette die ich und alle Mütter diese Stadt in Gang setzen werden oder die Männer auf der Flucht und jetzt entschuldigen sie uns bitte, sie versperren dem Seargent den Weg.“ Und da sprang der Kinderarzt dann doch schnell zur Seite und sah auch gleich den alten Mann mit dem Bart und der Baseballkappe herannahen. Mit dem wollte sich hier niemand anlegen und so nickte er noch einmal beiden Damen zu und besonders Trish bekam einen heißen Blick zugeworfen. Diese ignorierte ihn aber gekonnt und sah nur genervt zur Seite.

„Idiot.“ Schnaufte sie und rückte etwas nach hinten damit sich der Seargent neben sie setzen konnte. Dieser hatte natürlich wieder seine Zeitung und seinen Flachmann mitgebracht. „Wer?“ fragte er in einem brummigen Ton das man glaubte ein Bär habe gerade gesprochen.

„Unser Kinderarzt mal wieder.“ Gab Sukey zu verstehen und der Seargent der heute in einem luftigen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln am Tisch saß das man seine weißen Armhaare sah und auch fast jeden Muskel nachzeichnen konnte, nickte nur beiläufig und legte die Zeitung neben sich auf den Platz.

„Er kann eben nicht genug von dir kriegen Trish. Deine Abfuhren werden jedes Mal kürzer und aggressiver. Woran liegt das nur?“ lächelte sie ihre Nachbarin breit an. Diese gab sich völlig ruhig und gelassen und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Glas Eiskaffee.

„Ich weiß nicht was ihr alle habt.“ Schnalzte sie mit der Zunge und stellte das Glas wieder ab. „Ich steh eben nicht auf Weißkittel.“

„Sondern?“ fragte der Seargent brummig und gab bei Sharon die selbe Bestellung wie immer auf. Kaffee. Pechschwarz mit zwei Stück Süßstoff und eine kleine Tomatencremesuppe. Sukey fand diese Frage auch nicht ganz so schlecht gestellt. Immerhin galt Trish als eine der Frauen hier die am wenigsten etwas mit Männern zu tun hatte und wenn dann nur im freundschaftlichen Bereich. Trish aber gab auch auf diese Frage wie immer keine Antwort. Es ging ja schließlich niemanden etwas an was für einen Typ von Mann sie bevorzugte.
 

In diesem Augenblick ging erneut die Eingangstür mit einem Schwingen auf und zwei Männer kamen herein. Trish sah sie nicht, auch nicht als sie schon so gut wie hinter ihnen standen und sich hinter sie setzen wollten. Erst als Sukey aufstand und nach einem von ihnen die Hand ausstreckte.

„Charles!! Ich dachte mir doch das ich dieses Hemd schon mal gesehen habe!“ lachte sie und nahm ihren alten Freund wie immer freundschaftlich in die Arme. Charles sah fast wie immer aus. Helles Hemd und helle Hosen. Eigentlich wirkte er nicht wie jemand der im Baugeschäft tätig war.

„Hallo Sukey! Wie geht es dir heute? Der Sturm gestern war ja wirklich heftig oder? Habt ihr noch dran gedacht euren Wagen in die Garage zu schaffen?“ wollte Charles dann gleich wissen und stellte sich seitlich neben Sukey damit sein Gast sich etwas besser neben ihn selbst stellen konnte und spätestens JETZT hatte ihn auch Trish erkannt.
 

„Dante?“ schoss es ihr siedendheiß durch den Kopf. Sie brauchte ihm nicht mal ins Gesicht sehen. Sie kannte diese Hose und auch diese Gürtelschnalle sowie seine Weste und auch seine restlichen Sachen. Ihre Blicke fesselten sich kurz und Dante erwischte Trish ausnahmsweise mal völlig unvorbereitet.

Sukey unterdessen unterhielt sich ganz normal weiter mit Charles Spreyton und achtete gar nicht mal mehr so richtig auf Dante und auf Trish die sich immer noch ansahen.

„Nett. Wirklich nett... Hübscher Ausschnitt.“ Dachte sich Dante als er seine Ex-Partnerin in diesem weißen Sommerkleid mit den Spaghettiträgern ansah die hinter ihrem Nacken zusammen gebunden waren. Um ihren Hals hatte sie ein weißes Tuch gespannt, dass tat sie aber nur weil sie darunter immer noch ihr schwarzes Halsband trug, welches sie so gut wie niemals absetzte. Es kaschierte ihren wunderschönen Hals auch wenn sie noch in einem Müllsack gut ausgesehen hätte. Und Trish? Tja... Sie hatte ihn damals bei Rob noch gar nicht so wirklich betrachten können aber er sah wie immer umwerfend aus. Wenn Dante ein Lokal betrat dann war er mit Sicherheit einer der Höhepunkte des Abends...

„... Und das ist der nette hübsche Mann von gestern, oder? Wie war ihre erste Nacht in Caledonia Mills?“ fragte Sukey freundlich zurück und hatte den großen Mann mit seinen eisgrauen Augen schon längst in sein Herz geschlossen. Er sagte zwar kaum etwas aber eine innere Stimme flüsterte ihr, dass dieser Mann das Herz am rechten Fleck sitzen hatte. Seine Sachen wirkten aggressiv und anders was auch meistens für sein Verhalten und seine Körpersprache galt aber Sukey Aubres war mit ihren fast schon fünfzig Jahren etwas zu lange auf der Welt um sich von solchen Dingen noch täuschen zu lassen. In seinen Augen lass sie niemlich überhaupt nichts von diesen Dingen. Weder Aggressivität noch etwas von dieser falschen Freundlichkeit. Sie sah nur diese warme Ehrlichkeit in seinen Augen und deren leichten Glanz wenn ihr Blick auf Miss Redgrave fiel. Sukey lächelte sich still eines. Hier waren schon einige Männerherzen an ihr gescheitert aber vielleicht geschahen noch Zeichen und Wunder.

Dante hingegen wusste nichts von all diesen Gedanken der Frau die in ihrem Kopf umhergingen als sie ihn nach seiner ersten Nacht hier ausfragte. Er ließ seine Hände weiterhin in der Manteltasche und gab freundlich zur Antwort, dass er gut geschlafen habe, die Betten aber eindeutig zu weich für ihn waren.

„Tja... Manche Leute mögen es eben einfach etwas härter.“ Lachte Sukey.

„Aber das stimmt doch was er sagt.“ Meinte plötzlich der Seargent der gerade mit seiner Suppe fertig wurde. „Die Betten im Hotel sind wirlich viel zu weich.“

„Und woher willst du das jetzt wissen?“ wollte Sukey mal so ganz nebenbei von ihm wissen aber der Seargent zuckte nur mit seinen Schultern. Er wollte also darauf nicht antworten.

„Aber Charles, hast du diesen Mann etwa aus der Stadt kommen lassen damit er sich die Sache mit Claudia ansieht?“ wollte Sukey dann doch etwas besorgt wissen und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und blickte mit sorgenvollen Augen hoch zu Charles Spreyton. Dieser sah Dante dann an und nickte. Sukey schüttelte nur ihren Kopf und schloss dabei die Augen. „Du kannst sie nicht ruhen lassen, was? Na ja... ich würde wohl auch wissen wollen was mit meinen Kindern passiert ist.“

„Wo wir schon mal von ihnen sprechen, wo stecken eure beiden eigentlich? Ich sehe sie hier nirgendwo, ich dachte die gehen nachher auch noch mit runter zum Strand oder?“ dabei galt der Blick eher dem Seargent der immer noch mit seinem Kaffee beschäftigt war und dieses Mal sogar ein Nicken von sich gab.

„Kyle und Romeo sind noch mal rausgegangen, spielen. Du weißt ja wie die beiden sind. Dann sind sie heute Abend wenigstens schön müde.“

O.O ROMEO? Dante glaubte sich verhört zu haben. Romeo? Der kleine Junge mit den weißen Haaren? Der Junge der Dante schon zweimal begegnet war? Er wollte es eigentlich kaum glauben! Romeo gehörte also zu...

Trish hatte das kurze Zusammenfahren von Dante bemerkt und ihr schwante nichts Gutes. Sie wusste das das etwas zu bedeuten hatte. Er hatte auf die Namen der Kinder so eigenartig reagiert und ihr wurde richtig Angst als sie an seine Reaktion dachte, sollte er herausfinden das...
 

„MOM!! MOM!!“ hallte plötzlich eine vertraute Jungenstimme an ihr Ohr die sie nur zu gut kannte und ruckartig drehten sich alle zur Eingangstür um. Kyle stand dort. Sand klebte überall an ihm der auf der dunklen Haut leuchtete und auch in seinen Haaren klebte erdiger Schmutz. Seine dunklen Mandelaugen waren von Angst erfüllt, dass konnte man sehen und sein ganzer Körper zitterte und er war völlig ausser Puste als wäre er lange gerannt.

„Was ist denn Kyle? Mein Gott wie siehst du denn aus? Schau dich nur an, der ganze Schmutz... Und die gute Hose! Voller Dreck!“ jammerte seine Mutter die jetzt auf ihn zukam. Aber Kyle hatte dafür überhaupt keine Zeit sondern hüpfte nur wild auf und ab und wollte gleich wieder verschwinden als er panisch zu schreien begann. „Ihr müsst sofort kommen!! Die haben Romeo immer noch!!“

Jetzt war es Trish die aufgesprungen war und zu Kyle lief, Sukey hinterher und auch der Seargent war jetzt aufgestanden. Selbst die restlichen Besucher sahen sich jetzt etwas verdutzt an.

„Was ist los? Wer hat Romeo noch und wo ist er?“ fragte Trish Kyle hell aufgeregt und in vollster Sorge um ihr Kind.

„Ein paar von den älteren Jungs waren draußen auf dem Spielplatz und haben uns dann mit ihren Fahrrädern gejagt! Romeo hat sie abgelenkt und sich mit Benjamin angelegt! Sie verprügeln ihn garantiert!! Bitte helft uns!!“ jammerte er flehentlich mit Tränen in den Augen. Für Trish reichte das schon um nach draußen zu laufen, Kyle im Schlepptau. Auch die anderen Erwachsenen waren jetzt arlamiert und ein paar rannten ihnen nach. Douglas Orday natürlich ganz vorne mit dabei.
 

Kyle führte sie an den Waldspielplatz der auf einer hohen Lichtung in der Nähe des ersten Waldrandes aufgebaut war. Hier hatte man überall zwischen den alten Eichen und Buchen mehrere dicke Seile gespannt und auch Klettergerüste sowie Schaukeln aufgestellt. Die kleine Gruppe blieb vor der großen Rutsche stehen und sah sich um.

„Wo denn Kyle?“ fragte Trish noch einmal die in einem Affenzahn in ihren Sommerschuhen laufen konnte, Übung macht ja Meister. Kyle deutete auf eine kleine Anhöhung. „Da hinten nahe den Felsen! Am Wasserwerk!“ rief er und Trish wurde gleich anders. Da hinten entsprang auch einer der wenigen großen Flüsse der Stadt die direkt ins Meer flossen! Das Wasserwerk belieferte fast die halbe Stadt mit Strom und ein Staudamm sorgte für den nötigen Rest. Die Felsen waren glatt und im Winter sperrte man sogar diesen Bereich weil man dort zu leicht ausrutschen konnte. Der Fluss entsprang unterhalb des Bergwerkes welches man wegen des dortigen Wassereinbruches schließen musste und so hatte man das Fundstück anderweitig gentutz.
 

Nun kamen ihnen von der Anhöhe auch eine Gruppe von Jungs entgegen. Teils auf Fahrrädern, teils nicht. Sie waren allesamt leichenblasse und standen wohl unter Schock oder soetwas. Der armen Trish reichte schon ein Blick und sie wusste wer fehlte.
 

„Romeo!“ sie rannte wie eine Wahnsinnige die Anhöhung hinauf, über die größeren Wurzeln, fiel sogar mehrmals hin und schrammte sich alles auf. Ihre Beine hechteten von einem Stein zum anderen und nutzte dabei das sie fast fliegen konnte dabei. Sie wollte nur noch zu ihrem Kind und es wieder in ihre Arme nehmen. Wo war ihr Sohn?
 

Unten nahe der ersten Stromschnelle kam sie an und sah sich hektisch um. Hier lagen noch ein paar Rucksäcke... Einer davon gehörte definitiv ihrem Sohn!

„Romeo!!“ schrie sie laut. Endlich kamen auch die anderen an. Dante ebenfalls dicht hinter Trish und trat schon mutiger geworden an das Geländer heran und sah über die breite Brüstung hinab. Der Strom unter ihm jagte in einem Wahnsinnstempo dahin und riss dabei alles mit sich. Ein paar größere Felsen die noch von einer alten Sprenung abgefallen und dann hier im Flussbett liegen gelassen waren trotzten den Stromschnellen und hielten gegen die nässliche Flut. Das Wasser das im glänzenden Schaum aufgewühlt wurde glänzte im Licht der Sonne und gab kaum Sicht auf das andere Ufer frei.

„Wir müssen weiter hoch!“ sagte Trish zu Dante und lotste ihn, zusammen mit ein paar anderen an eine andere Stelle wo man von einer breiteren Holzbrücke über den Fluss gehen konnte. Es war der Fussgängerweg der zum Altenheim führte und sehr rutschig! Trish hatte sich gerade noch so an Dantes Mantel halten können bevor sie ausgerutscht wäre, so aber bekam sie eine Sicht die es ihr ermöglichte unter das Geländer zu blicken das fast auf Sichthöhe gebaut war.

„ROMEO!“ schrie sie in Panik und stürmte auf das Ende der Brücke zu. Dante hievte sich kurz hoch und sah dann den Schlamassel in dem sich der Junge von Trish befand.
 

Romeo war zusammen mit einem anderen Jungen ins Wasser gefallen. Sie waren kurz vor Beginn des Kraftwerkes wo der tödliche Sog begann welcher alles in seine reißende Tiefe mitnahm der dumm genug war sich in seinen Fluss zu begeben. Das Wasser jagte wie wild in das Werk hinein und gab dabei zischende sowie heulende Laute von sich die wie wehklagen anhörte. Trish stand wie gefesselt am Ufer und sah dabei zu wie ihr Sohn um sein Überleben kämpfte. Er hatte den anderen Jungen auf einen der größeren Steine hieven können und hielt ihn dort oben aber er selbst würde bald abrutschen wenn das so weiterging. Sie hatten es gerade noch so auf einen etwas erhöhten Stein geschafft aber dieser ragte nicht so weit über das Wasser hinaus als das er den nötigen Schutz hätte bieten können.
 

Eine eiskalte Hand, kälter der Tod nicht hätte sein können, griff nach dem Herz der jungen Mutter und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie verfluchte sich selbst dafür das sie niemals hatte schwimmen gelernt und so ihrem Jungen nicht helfen konnte. Romeo konnte zwar wie ein Fisch im Wasser schwimmen aber gegen diese reißende Strömung war selbst er machtlos! Trish flehte gen Himmel das Gott ein Wunder geschiehen ließe! Etwas musste geschehen sonst war ihr Junge verloren...
 

Und Gott hatte wohl an diesem Tag ein Einsehen und schickte so zur rechten Zeit Hilfe. Ein Schutzengel im blutroten Gewand sprang plötzlich in die Fluten und tauchte gänzlich dort unter bis ein weißer Kopf am ersten größeren Stein wieder auftauchte und der Mann mit den weißen Haaren und den roten Klamotten sich aus den reißendem Fluss hinauf zog.

Trish konnte nicht glauben was sie da sah! Dante kletterte gerade inmitten eines reißenden Flusses auf den Stein und peilte den nächsten Anlaufpunkt an. Er nahm nicht einmal groß Anlauf sondern sprang direkt aus der Hocke auf den nächsten Stein und kam dort gerade noch so zum stehen. Der Stein hier war deutlich kleiner und auch noch in der Hälfte geteilt, dass hatte Dante nur nicht sehen können aus seiner Position aus.

Das Wasser preschte an seinen Füßen vorbei und er selbst konnte sich gerade noch so auf den Beinen halten. Die Jungs waren noch ein gutes Stück entfernt und so fixierte er den nächsten Punkt an – und sprang zielsicher auf den nächsten Stein zu.
 

Die anderen die das ganze mitansehen mussten starrten mit offenen Mündern auf den Mann der sich da gerade so zielsicher auf den Steinen bewegte als hätte er nie etwas anderes getan und dann sprang er auch noch so gekonnt das ihm auch wirklich nichts geschehen konnte.

„Wisst ihr wer das ist?“ wollte ein Mann wissen der ebenfalls im Dinner saß und einfach mitgegangen war. Auch Charles Spreyton beobachtete wie sich der Dämonnjäger zielsicher von einem Punkt zum anderen bewegte. Er wusste nicht das Dante so viel auf dem Kasten hatte. Ungläubig sah er dabei zu wie sich Dante seinen Weg zu den Jungs bahnte und langsam seinem Ziel dabei immer näher kam.
 

Das größte Problem war wohl den bewußtlosen Jungen sowie Romeo gleichzeitig von dort wegzubekommen. Sie waren fast mittig und das Flußbett hier war besonders tief. Es grenzte schon an einem kleinen Wunder das sich Romeo so lange halten konnte.

„Dante!“ er drehte sich um und sah da schon Rettung nahen. Trish hatte einen der Rettungsreifen geholt und holte nun weit aus und schleuderte ihn so weit sie konnte auf Dante zu. Dieser sah den Reifen, sprang nach oben und fing ihn auf alndete wieder auf seinem eigenen kleinen Felsen. Damit ließ sich schon etwas mehr anfangen!
 

Er nahm noch einmal kräftig Anlauf und sprang dann in die Fluten hinein. Sie waren noch immer nicht wärmer geworden und zogen heftig an seinem Körper. Nur mit aller Gewalt konnte er sich halten und sich langsam so voran arbeiten bis er bei den Kindern angekommen war.
 

Es war das erste Mal das sich Romeo und Dante in die Augen sahen und beinahe schon konnte sich Dante die Frage selbst beantworten die er sich selbst gestellt hatte. Einige Dinge aus Dantes Vergangenheit hatten sich jetzt geklärt, auch wenn sie verdammt weh taten und noch einiger Klärung bedarften. Er sah in Romeos große graue Augen und erkannte sich selbst in dem Jungen wirklich wieder. Sie hatten dasselbe Blut in ihren Adern! Sie gehörten der gleichen Familie an! Romeos Augen waren zwar schon vom vielen Wasser völlig entzündet und angeschwollen aber noch immer brachte er Kraft auf sie offen zu halten und so sahen Dante hoffnungsvoll zwei große, eisgraue Kulleraugen müde an während sich seine Finger blutig gekratzt an dem rauen Stein festhielten. Er war am Ende seiner Kraft und war kurz davor aufzugeben als er Dantes starken Arm um sich herum spürte.

„Hallo Kleiner.“ Sagte Dante nur und zog ihn dann gleich näher zu sich heran.

Romeo sagte erst mal gar nichts sondern ließ alles mit sich machen. Dante bugsierte den Jungenso das er jetzt wie ein Rucksack hinten am ihm dranhing.

„Gut festhalten dahinten!“ forderte er Romeo auf und schon holte er den bewusstlosen Knaben vom Felsen der ihm jetzt auch wieder bekannt vorkam. Das war doch dieser Bengel von neulich der ihn so nett begrüßt hatte! Dante erkannte die vielen Pflaster und stülpte so gut es ging den Rettungsreifen über den Bewußtlosen, dann wurde kräftig an dem Seil gezogen und es begann eine für alle Beteiligten anstrengende Rückholaktion.
 

Dante hangelte sich so gut es ging so an den Felsen vorbei das sie die Kinder nicht treffen konnten und dabei machte ihm die starke Strömung fast einen Strich durch die Rechnung. Immer und immer wieder musste er sich neu orientieren um dem Zug des Seiles folgen zu können. Es war kräftezehrend und nun realisierte erst der Halbdämon was für Reserven in Trishs.... er schüttelte kurz seinen weißen Schopf damit die nassen Strähnen aus seinem Gesicht waren. Dabei sah er auch das Romeo sich eng an ihn gedrückt hatte und die Augen geschlossen hielt. An einem Felsen hielt er kurz an und verlagerte den bewusstlosen Jungen anders damit er nicht herausfiel und irgendwie kam es über den Halbdämonen das er mit der Hand die er sich mühevoll freischaufelte, nach oben zu dem Kopf des Kindes an seinem Rücken fuhr und ihn sanft streichelte.

„Du warst ganz tapfer... mein Sohn.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cleris
2008-02-21T15:03:58+00:00 21.02.2008 16:03
Na jetzt wird das ganze doch richtig interessat...^^ Endlich hat Dante es auch verstanden. Tja, scheint so als würde da ganz schön Gesprächsbedarf für Trish und Dante anstehen. Romeo ist auch irgendwie einfach nur süß, bin gespannt was du für die drei noch so geplant hast.^^ Also dann bis zum nächsten Kapitel, das hoffentlich bald folgt. :)


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