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Träume bleiben Träume

von

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Traurige Erinnerungen

"Liebes Tagebuch,

ich hoffe, du verstehst mich. Du bist der Einzige, dem ich alles sagen kann",
 

lass ich aufmerksam die ersten Zeilen. Ich konnte es immer noch kaum glauben, doch diese einfachen Worte, die dort aufgeschrieben waren, berührten mich zutiefst.

Im Grunde waren sie so simpel und einfach und trotzdem erzählten sie die reine Wahrheit und zeigten unverhüllt ihre Gefühle. Die Einsamkeit, die tief in meinem Herzen saß, hatte sich also schon damals in mir eingenistet. Auch die dumme Angewohnheit, besonders negative Erfahrungen mir intensiv zu merken, stach hervor.

Ein Großteil handelte von damaligen Freunden, die mich verlassen hatten.
 

In Gedanken versunken drehte ich die Musik lauter und schloss meine Augen. Ich versuchte, mir die Zeit in der Grundschule ins Gedächtnis zu rufen. Hunderte kleiner Bilder blitzten vor meinen Augen auf. Manche zeigten Menschen, mit denen ich damals zu tun hatte, andere wiederum Orte, an denen ich viel Zeit verbracht hatte.

Ich erinnerte mich. Da war ein Mädchen. Ich hatte sie sehr gern gehabt. Einen Großteil unserer Freizeit verbrachten wir zusammen und obwohl wir uns ab und zu am liebsten gegenseitig die Köpfe abgerissen hätten, so vertrugen wir uns doch zum Schluss immer wieder und blieben Freunde. Freunde für immer. Das versprachen wir uns einst.
 

Für immer...
 

Da sieht man mal, wie lange so ein Versprechen hält. Kaum kam jemand, mit dem sie sich besser verstand und der mich nicht leiden konnte, schon geriet ich in Vergessenheit. Immer ein bisschen mehr, bis ich schließlich für sie nicht mehr existierte.
 

Es ging also?
 

Sie hatte mich vergessen.
 

Richtig?
 

Warum konnte ich das dann nicht? Warum erinnerte ich mich noch so genau an unsere gemeinsame Zeit? Hing ich etwa zu sehr an der Vergangenheit fest? Doch wieso? Wo doch so viel Trauriges vorgefallen war. Warum konnte ich trotzdem nie vergessen? Oder wollte ich es gar nie?
 


 

Mich dazu zwingend blätterte ich ein paar Seiten weiter. Das Meiste war für mich recht uninteressant. Jedenfalls in diesem Moment. Schließlich war ich ja auf der Suche nach etwas bestimmten. Jedoch kam ich an einem Namen einfach nicht vorbei.
 

"Jenny..."
 

Wie sehr ich diesen Namen doch verabscheute und liebte zu gleich. Warum? Weil ich in meinem späteren Leben noch mehr Personen mit diesem Namen treffen sollte...

Ich weiß nicht, aber irgendwie glaubte ich langsam, dass Namen und Charakterzüge doch Verbindungen miteinander besaßen. Ich verstand nur nicht, warum ich nie so etwas wie Hass gegen sie empfunden habe. Aber wer verstand schon die Gefühle eines Menschen?
 

Das einzige, was ich über die 1. Jenny sagen konnte war, dass sie mein Leben in der Grundschulzeit um einiges verschlimmert hat. Nicht nur, dass sie ständig meinte, meine Sachen zu ihrem Eigentum erklären zu müssen, sie tat alles dafür, um mir das Leben zur Hölle zu machen. Und ich weiß bis heute den Grund dafür nicht. Hätte ich irgendwas gemacht, was sie beleidigt hätte, dann könnte ich das ja noch halbwegs nachvollziehen, doch sie fing gleich bei unserer ersten Begegnung damit an.

Ich kannte sie vorher noch nicht einmal. Wir hatten weder den gleichen Freundeskreis, sonst begegnete ich ihr anderswo nach der Schule. Schon merkwürdig, wenn man bedachte, dass ich die einzige Person war, die sie so behandelte. Klar, sie war auch unfreundlich zu vielen anderen Klassenkameraden, doch niemanden sonst legte sie so viele Steine in den Weg.
 

Doch genug davon. Das war eindeutig eine Erinnerung, die ich am liebsten für alle Zeiten verbannt hätte.
 

Eine Auszeit brauchend nahm ich mein Headset ab und legte das Tagebuch auf mein Kopfkissen. Rikku war bereits eingeschlafen, so versuchte ich möglichst vorsichtig und leise aufzustehen. Ich begab mich in die Küche und griff nach dem großen Kessel, der die Form eines Apfels besaß. Nachdem ich ausreichend Wasser hinein getan hatte, stellte ich ihn wieder auf den Herd, den ich bereits auf 3 gestellt hatte. Mir Zeit lassend holte ich eine Tasse aus dem oberen Küchenschrank und fischte einen Teebeutel Pfefferminztee aus dem Behälter.

Der einzige Tee, den ich wirklich mochte. Seit meiner Kindheit trank ich Pfefferminztee. So fern ich mich jedenfalls erinnern konnte.
 

Wo wir auch schon wieder beim Thema waren.
 

Aus welchem Grund prägten sich manche Ereignisse eigentlich so stark ins Gedächtnis und andere wiederum hatte man bereits nach ein paar Wochen vergessen?
 

Erschrocken drehte ich mich plötzlich um, als ein unangenehmes Geräusch mich erreichte. Das nervtötende Pfeifen des Kessels machte mir klar, dass das Wasser bereits am Kochen war. Schnell nahm ich ihn herunter und goss das heiße Wasser in die Tasse. Jetzt noch 4 Zücklitabletten rein und dann musste ich nur noch kurz warten, bis der Tee durchgezogen war, bevor ich ihn genießend in mein Zimmer zurückgehen konnte.

Was ich nach kurzer Zeit auch tat.

Den Beutel ließ ich vorerst im Abwasch zurück. Langsam trug ich die nun sehr heiß gewordene Tasse herein und stellte sie auf meine Kiste, die sich vor dem Bett befand. Ich nahm einen kräftigen Schluck und angelte schließlich nach dem Tagebuch, welches irgendwie in der Zwischenzeit auf dem Boden gelandet war. Gebannt schaute ich mir die nächsten Seiten an. Sie waren einem weiteren Thema gewidmet, welches ich lieber für immer verdrängen wollte.
 


 

"Ich mag meinen Vater nicht. Meist erzähle ich ihm nur wenig, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen. Er schreit mich dann immer an und schlägt mich. Ich wünschte, ich hätte einen anderen Vater."
 

Kleine Tränen kullerten meine Wangen entlang. Zu schmerzhaft waren diese Rückblicke. Verzweifelt versuchte ich mit meinen Fingern, meine Augen zu verschließen, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fließen. Meine Augen schließend ließ ich mich nach hinten fallen. Ich konzentrierte mich nur auf das Schwarz vor mir. Ich wollte jetzt keine anderen Bilder mehr sehen und bevor ich weiter darüber nachdenken konnte entschwand ich ins Land der Träume.
 

Oder doch eher der Alpträume?
 

Mein Traum führte mich zu einem weit entfernten Ereignis.
 

Der Duft von frisch aufgesetztem Kaffe drang in meine Nase. Mein Vater saß bereits am gedeckten Tisch im Wohnzimmer, während meine Mutter noch den Kuchen herein trug.

"Jetzt komm endlich her", hallten seine Worte in meinen Ohren. Der Anweisung folgend setzte ich mich auf das Sofa.
 

Im Grunde ein Tag wie jeder andere auch, wenn nicht diese paar Kleinigkeiten passiert wären. Seit heute besaßen wir nämlich im Wohnzimmer einen neuen Teppich. Meiner Meinung nach mal wieder eine unnötige Investition, aber es war ja nicht mein Geld. Wie immer lief der Fernseher nebenbei. Da ich mich jedoch nicht mehr an das Programm erinnern konnte, sah ich dort nur ein verschwommenes Bild, welches ich nicht weiter zu entziffern vermochte.
 

Nach einer Weile stand ich auf, da ich dringend auf Toilette musste. Und es kam, wie es kommen musste. In aller Eile riss ich eine der Kaffeetassen um und die braune Flüssigkeit breitete sich auf dem hellen Teppich aus.
 

Bevor ich überhaupt begreifen konnte, was ich da angerichtet hatte, bekam ich auch schon eine Ohrfeige verpasst und mein Vater brüllte mich lauthals an: "Bist du zu allem zu blöd? Wie kann man nur so dämlich sein, Kaffee auf den neuen Teppich auszuschütten? So einen Idioten wie dich gibt es wirklich nur einmal. Ich verbiete dir, noch einmal irgendwas im Wohnzimmer zu essen oder zu trinken, damit das klar ist! Dich kann man echt nicht aus den Augen lassen. Ständig stellst du irgendwelchen Blödsinn an."
 

Mit jedem Wort, das aus seinem Mund kam, sank ich weiter zusammen und obwohl tausende Tränen meine Augen verließen, fühlte sich meine Kehle an, als ob sie jeden Moment verbrennen würde.
 

Das wollte ich doch nicht.
 

Das wollte ich wirklich nicht.
 

Ich habe es doch nicht mit Absicht getan...
 

Meine schmerzende Wange nahm ich schon gar nicht mehr war, zu geschockt starrte ich auf den großen, dunklen Fleck.
 

Weg...
 

Weg von hier.
 

Das war mein einziger Gedanke im Augenblick.
 

Weg von meinem Vater.
 

Langsam und leise machte ich kleine Schritte nach hinten. Darauf bedacht, nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Meine Mutter war damit beschäftigt den verschütteten Kaffee aufzuwischen und mein Vater stand mal wieder nur daneben und folgte jeder Bewegung, damit auch ja alles ordentlich gemacht wurde. Als ich schließlich fast die Tür zum Flur erreicht hatte, packte er mich am Arm und riss mich zu Boden.
 

"Was glaubst du, wo du hin willst mein liebes Fräulein? Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede!"

Mit einem kräftigen Ruck schleifte er mich zurück zu der Stelle, an der ich den Kaffee verschüttet hatte. Ohne zögern drückte er mein Gesicht nach unten, so dass ich, wenn es hoch kam, noch 2 cm Abstand hatte.

"Da! Schau dir gefälligst an, was du angerichtet hast! Wenn er nicht mehr raus geht, dann darfst du den neuen Teppich bezahlen!"
 

Immer wieder versuchte ich, mich aus seinem Griff zu befreien und einfach in mein Zimmer zu rennen, doch er war einfach zu stark für mich. Nicht einmal ein paar Millimeter gab er nach. Als ich schließlich laut zu schluchzen und heulen begann, schaltete sich meine Mutter ein: "Es reicht! Hör auf damit. Das kann doch jedem mal passieren."

Wenig davon beeindruckt setzte mein Vater seine Beschimpfungen fort: "Wenn man vorsichtig ist und vorher mal überlegt, was man macht, dann passiert einem so etwas nicht. Aber du bist ja zu blöd, um dein Gehirn einzuschalten! Das gibt ein Monat Hausarrest und das Wohnzimmer ist ab sofort für dich tabu! Und jetzt geh mir aus den Augen! Ich will dich heute nicht mehr sehen!"
 

Damit ließ er mich endlich los und ich rannte heulend in mein Zimmer. Dort ließ ich mich einfach auf mein Bett fallen. Nun lag ich weinend dort und starrte die weiße Decke an. Eine Beschäftigung, der ich auch den nächsten Stunden hinterher ging.
 

Es neigte sich dem Abend hin, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Gespannt lauschte ich den Schritten meiner Mutter. Freudig begrüßte sie die Ruhestörer. "Steffi, komm mal her", rief sie mich leise zu sich. Eilig richtete ich mich auf und trabte zum Eingang. Als ich dort angelangt war, standen meine Mutter und meine Großeltern vor mir. Mich darüber freuend sie zu sehen, umarmte ich die beiden und hieß sie willkommen.

Meine Oma schaute mich fragend an: "Du bist ja noch nicht mal fertig. Hast du vergessen, dass wir zur Katzenshow wollten?"
 

Schlagartig wurde es mir wieder bewusst. Aber ja. Der Tag war heute. Ich hatte es tatsächlich vergessen.
 

"Mach dich schnell fertig, aber sei leise. Dein Vater schläft gerade."
 

Dies lies ich mir nicht 2mal sagen und so zog ich mich schleunigst an und packte ein paar wichtige Sachen in meine Tasche. Ich hörte meine Mutter noch mit meinen Großeltern quatschen und so weit ich es mitbekommen habe, hatte sie vor, uns zu begleiten. Keine 10 Minuten später war ich fertig. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe und zog mir die grüne Jacke an.

Wir waren gerade dabei die Wohnung zu verlassen, als mein Vater um die Ecke stürmte und uns die Tür vor der Nase zuknallte. Erschrocken blickte ich ihn an. Entfernt nahm ich das Klopfen und Klingeln auf der anderen Seite war.

Auf der Seite, wo ich jetzt sein wollte.
 

"Wo wolltest du hin? Glaubst du, du kannst dich einfach davon schleichen, während ich schlafe? Du hast Hausarrest, vergiss das nicht!" Ohne weitere Worte an mich zu verschwenden, schubste er mich und meine Mutter in das Bad und noch bevor einer von uns etwas erwidern konnte, stieß er auch diese Tür zu.

"Ich lass mich doch hier nicht einfach hintergehen. Ich hatte klare Anweisungen gegeben oder bist du neuerdings auch taub geworden?"
 

Ich weiß nicht, was er sonst noch alles von sich gab, denn ich hörte den Rest nur noch unklar. Das einzige Geräusch, welches nervtötend in meinen Ohren lag, war mein eigenes Geschluchze. Ja, ich weinte schon wieder. Warum konnte ich mich nicht einmal zusammen reißen? Musste ich ihm den jedes Mal so offen zeigen, dass ich Angst hatte?

Meine Mutter flehte indes meinen Vater an, er solle doch wenigstens mich gehen lassen. Doch es half alles nichts. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir eigentlich dort saßen und wie ich zurück in mein Zimmer gelangte. Auf jeden Fall lag ich erneut auf meinem Bett und musterte die Decke, die auf einmal so interessant für mich aussah.
 

Den Rest des Abends würde ich wohl auch auf diese Weise verbringen.
 

So dachte ich.
 

Das Eintreten meines Vaters ließ mich schlagartig hochschrecken. Was wollte er? Habe ich noch etwas falsch gemacht? Oder hatte ich vergessen etwas zu machen, was ich eigentlich hätte machen sollen? Ich hätte in diesem Moment mit allem gerechnet, nur nicht mit diesen Worten, die er gleich aussprach.
 

"Tut mir Leid. Ich habe vorhin ein klein wenig überreagiert. Zieh dich an. Wir fahren dich zu deinen Großeltern."
 

Als wäre an diesem Tag nichts Besonderes passiert lächelte ich ihn an und sprintete ins Bad. Alle Gedanken an meinen Vater waren verschwunden. Für mich existierte nur noch die Freude, auf die diesjährige Rassekatzenshow. Er hatte sich entschuldigt. Damit war doch alles wieder in Ordnung? Wieso auch nicht? Ich meinte, er fuhr mich doch zur Wiedergutmachung sogar zu meinen Großeltern und das, obwohl er Tiere nicht ausstehen konnte?
 

Ungefähr eine halbe Stunde später befand ich mich in den Armen meiner Oma, die mich am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte.

Was war los? So recht verstand ich die sorgenvollen Gesichter nicht. Es war doch alles wieder in Ordnung. Die Ausraster meines Vaters waren doch nichts Neues.

Davon abgesehen tat es ihm doch jedes Mal hinterher leid und er entschuldigte sich.
 

Damit war doch alles wieder gut.
 

Oder etwa nicht?
 

Ich für meinen Teil hatte das Geschehen schon längst abgehackt und freute mich bloß noch auf den Abend.

Es hatte sich wieder einmal gelohnt dort vorbei zu schauen. So viele niedliche Katzen, die in den verschiedenen Käfigen saßen und miteinander spielten. Eines hübscher als das andere. Irgendwann wollte ich auch mal eine eigene haben. Das wünschte ich mir schon seit langem.
 

So klang der Tag friedlich ab und ich genoss die restliche Zeit, bevor es wieder nach Hause ging. Ein zu Hause, welches in mir sowohl Angst, als auch Geborgen- und Sicherheit hervor rief.
 

Liebte oder hasste ich es nun eigentlich?
 

Ich vermochte es nicht zu sagen...
 

Immerhin lebten meine Eltern dort. Ich konnte doch nicht meine eigenen Eltern hassen. Und auch wenn mich mein Vater oft schlecht behandelte, so hatte er mich doch trotz allem lieb. Schließlich war ich seine einzige Tochter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Inoue-
2008-01-30T21:26:38+00:00 30.01.2008 22:26
omg........solche leute mag ich nicht >___<"
die so tun,als ob man blöde sachen mit absicht mache -.-+
gott...jetzt hab ich schon wieder fast angefangen etwas zu weinen ^////^
*dich umknuddel* ich find das gut geschrieben *sich immer so vorkommt,als ob sie dabei wäre* d ^o^ b


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