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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Ein neuer Freund für Yugi

Shisara war erleichtert, als es ihren Eltern wieder gut ging. Doch die Sorge um ihre Ei-Mama und ihr Brüderchen blieb. Shisara verbrachte viel Zeit bei ihren Müttern, als ihr Vater davon geflogen war. Das Ei zog all ihre Aufmerksamkeit auf sich. Tea konnte sich kaum von Moka und ihren Kühen lösen, das war alles wahnsinnig interessant und spannend für sie. Und Yugi? Yugi fühlte sich auf einmal ziemlich allein gelassen. Wenn er bei den Mädchen war, fühlte er sich irgendwie ziemlich überflüssig... Und mit Shisara konnte er auch nicht so richtig etwas anfangen... Ziemlich verloren streifte Yugi durch den Wald, überprüfte seine Fallen und erledigte die Dinge, um die Ishizu ihn bat.
 

Ishizu hatte Mitleid mit dem Kleinen. Fieberhaft überlegte sie was ihm eine Freude machen könnte, doch schließlich brachte Yugi selbst ihr die Antwort.

„Wenn wenigstens Seth und Jono hier wären, dann hätte ich jemanden für mich.“, seufzte er traurig. Ishizu brauchte nur noch einen Anlass. Als Yugi ihr wieder einige Kaninchen brachte, putzte sie die Kaninchen mit Kisara und bat Yugi, die Reste zu den Drachen zu bringen, denn sie mussten nicht verkommen.

Etwas lustlos machte Yugi sich auf den Weg – SO hatte er sich den Sommer nicht vorgestellt, da war es im Dorf ja noch interessanter... Nein, im Dorf war es nicht interessanter, aber er würde sich nicht so fehl am Platze vorkommen.
 

Shisara spürte die große Traurigkeit, die in Yugi war, als er mit den Kaninchenresten vorbei kam.

>Was hast du denn?< wollte Shisara von ihm wissen.

„Nichts.“, antwortete Yugi.

>Das stimmt nicht, du bist traurig.< entgegnete Shisara. >Warum bist du denn traurig?< wollte sie wissen.

Yugi schaute angestrengt auf den Boden... er wollte nicht so gerne antworten.

>Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nichts sagst.< meinte Shisara geknickt. >Meine Mamas haben es mir verboten.< Shisara konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand traurig war – sie musste dann einfach etwas tun... Wie leicht wäre es, Yugis Gedanken zu lauschen...

„Was haben deine Mamas dir denn verboten?“, wollte Yugi dann doch nach einer Zeit neugierig wissen.

>Das ich deinen Gedanken zuhöre.< beantwortete Shisara die Frage Yugis.

„Wie? So was kannst du?“, fragte Yugi ziemlich erstaunt nach. Shisara nickte. „Und wie machst du das?“

>Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann einfach das, was du denkst, genauso hören, wie das, was du sagst.< meinte Shisara ehrlich.
 

Yugi war sichtlich verblüfft.

„Und du machst wirklich, was deine Mamas sagen?“, wollte er neugierig wissen. Also, er würde sich bestimmt nicht daran halten, wenn ihm das verboten würde.

>Ich hab ziemlichen Ärger bekommen.< sagte Shisara kleinlaut. Sie konnte sich sehr gut denken, WAS Yugi gerade dachte.

„Oh.“, war das einzige, das Yugi dazu einfiel.

>Und – warum bist du nun traurig?< ließ Shisara nicht locker. DAS hatten ihre Mamas ihr nicht verboten.

„Na ja, Tea ist die ganze Zeit mit Moka zusammen, oder mit ihr bei den Kühen... und du bist auch nur noch bei dem Ei... niemand ist mehr für mich da. Es ist wohl besser, wenn ich ins Dorf zurückgehe.“, schloss Yugi geknickt.
 

>Und warum kommst du nicht zu mir?< wollte Shisara wissen. >Wir könnten gemeinsam darauf warten, dass mein Brüderchen schlüpft.<

„Woher willst du das denn wissen?“, fragte Yugi skeptisch nach. „Es kann genauso gut ein Mädchen sein.“

>Ich weiß es eben.<, antwortete Shisara leicht beleidigt.

„Außerdem, was hab ich davon, wenn ich mit dir auf das Schlüpfen des Drachens warte?“, wollte Yugi von Shisara wissen.

>Du wärst direkt dabei und könntest sein Freund werden.< Verschmitzt blickte das Drachenmädchen den neben ihr sitzenden Jungen an. >Du wünschst dir doch einen Drachenfreund...?< Yugi schaute sprachlos das kleine Drachenmädchen an. Woher wusste sie...?
 

>Das ist doch nicht zu übersehen... so wie du Seth und Jono immer hinterher schaust.< erklärte Shisara dem verblüfften Jungen. >Jono hat Seth, Tea hat Moka und die Kühe, ich habe die kleine Ishizu und mein Brüderchen hätte dann dich zum Freund. Wär das nicht schön?< versuchte Shisara Yugi für ihren Vorschlag zu gewinnen. Yugi war hin und her gerissen, die Aussicht auf einen Drachenfreund war ja sehr verlockend.

„Und wenn deine Mama das nicht erlaubt?“, wagte er vorsichtig einzuwenden.

>Ich glaub nicht, dass sie was dagegen hat.< meinte Shisara zuversichtlich. >Aber wir können sie doch gleich fragen.<

Shisara hielt nicht viel davon, etwas auf die lange Bank zu schieben, und so schnappte sie sich Yugi und ging mit ihm zu ihrer Mutter Kisara.
 

>Mama.< wollte sie von Kisara wissen. >Hast du etwas dagegen, wenn Yugi der Freund von meinem Brüderchen wird?<, kam Shisara gleich auf ihr Anliegen zu sprechen. Kisara schaute ihre Tochter etwas verblüfft an.

>Nein, im Prinzip habe ich nichts dagegen. Aber warum will Yugi denn sein Freund sein?< erkundigte sich Kisara bei ihrer Tochter und warf einen Blick auf Yugi, der ganz verlegen neben Shisara stand.

„Ich hab mir schon immer gewünscht, einen Drachen zum Freund zu haben, ganz besonders, seit ich Seth und Jono kenne.“, gestand Yugi schüchtern der weißen Drachendame, die ihn gerade aufmerksam musterte.

>Das ist aber noch ein Drachenbaby, kein ausgewachsener Drache.< meinte Kisara erst. > Und er wird sich auch nicht so schnell entwickeln, wie Shisara.< wies Kisara ihn auf eine wichtige Tatsache hin.

„Ich kann ja auf ihn aufpassen und ihm Geschichten erzählen.“, meinte Yugi mit leuchtenden Augen und war immer mehr von der Idee angetan. Er sah sich schon in seinem geistigen Auge mit einen kleinen weißen Drachen auf der Wiese sitzen, ihm Geschichten aus den Alten Zeiten erzählen und ihn dabei beobachten, wie er lernte Mäuse zu jagen.
 

Shisara musste sich ein Grinsen verkneifen. Natürlich konnte sie nicht widerstehen und lauschte Yugis Gedanken. Das Bild, das sich ihr dabei bot, war unwahrscheinlich niedlich. Kisara entging das wechselnde Minenspiel ihrer Tochter nicht.

>Shisara.< sagte sie streng. Shisara zuckte zusammen und wurde etwas rot.

>Entschuldige.< meinte sie kleinlaut zu ihrer Mutter. >Ich konnte einfach nicht widerstehen.<

>Nicht bei mir, bei Yugi musst du dich entschuldigen.< stellte Kisara richtig und die Röte in Shisaras Gesicht vertiefte sich noch ein wenig.

>Entschuldige Yugi, dass ich deinen Gedanken gelauscht habe.< wandte sich Shisara kleinlaut an Yugi.

„Ach, das ist nicht schlimm.“, verzieh ihr Yugi großmütig. Es hatte ihn ja sowieso schon sehr gewundert, dass Shisara so gehorsam sein sollte.
 

>Willst du das Ei mal anfassen?< wollte Shisara eifrig von Yugi wissen und vergaß dabei ganz ihre Ei-Mama erst mal um Erlaubnis zu fragen.

„Ich weiß nicht.“, antwortete Yugi zurückhaltend. „Und wenn deine Mama das gar nicht mag?“, wandte er vorsichtig ein. Kisara war nach diesem vorsichtigen Einwand von Yugi ziemlich angetan. Diesem Jungen konnte sie wohl wirklich ihr Junges anvertrauen. Er würde nichts Unüberlegtes tun und immer verantwortlich handeln.

>Ich hab nichts dagegen.< meinte Kisara lächelnd. >Außerdem muss ich mich sowieso kurz erheben.< bemerkte sie mit einem kurzen Blick auf Shizuka.
 

Shizuka hatte der ganzen Unterhaltung mit einem wohlgefälligen Lächeln gelauscht. Sie hatte sich schon gewundert gehabt, warum der Menschenjunge zu ihrem Lagerplatz gekommen war, doch nun verstand sie die ganze Angelegenheit. Ishizu, vermutete sie mal, hatte Yugi zu ihnen geschickt, damit er auf andere Gedanken kam. Sie tauschte mit Kisara den Platz, damit diese sich erleichtern und etwas zu Fressen jagen konnte.
 

Yugi betrachtete staunend das Ei, er konnte gerade noch so darüber gucken. Vorsichtig fasste er mit seiner Hand dagegen, er hatte Angst, dass er das Ei zerbrechen könnte.

>Du kannst ruhig schon mit ihm reden.< ermunterte Shisara ihren menschlichen Freund. >Er kann dich hören. Er wird sich später immer an deine Stimme erinnern können.<

„Hallo, ich bin Yugi.“, sagte Yugi daraufhin zu dem Ei und kam sich ziemlich seltsam dabei vor. „Ich wäre gerne dein Freund, wenn du magst.“ Yugi wurde vor Verlegenheit ganz rot.

>Sprechen Menschen denn nicht mit ihren Babys, bevor sie auf der Welt sind?< wollte Shisara wissen, die sich Yugis Zurückhaltung nicht so recht erklären konnte.

„Ähm, ja, doch...“, stammelte Yugi.

>Na also, das ist nichts anderes.< antwortete Shisara zufrieden. >Hallo Brüderchen. Dein Freund ist ganz nett, und ich glaube er wird gut zu dir passen.< erzählte Shisara dem Ei, bevor Shizuka ihren Platz darauf einnahm.
 

>So, ihr Beide könnt ruhig ein wenig im Wald herumstreifen, oder auch mal nach den beiden Mädchen schauen.< scheuchte Shizuka nun Shisara und Yugi fort. Es war ihr ganz recht, dass Yugi hier war, denn so konnte sie Shisara mal ein wenig dazu bringen, noch etwas anderes zu tun, als nur auf das Ei aufzupassen. Außerdem wollte sie gerne ein paar Worte mit Kisara allein reden, wenn diese zurückkam.
 

~~~
 

Shizuka gab sich zwar ziemlich gelassen, doch insgeheim machte sie sich langsam Sorgen um ihren Bruder. Er wollte doch nur kurz nach dem Rechten sehen und dann wieder zurückkommen. Er war aber jetzt schon fünf Tage fort, ein bisschen lang, um nur mal kurz nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht hatte er ja noch einen Abstecher bei der Kolonie gemacht... Shizuka seufzte auf, Shisara war tatsächlich zu überreden gewesen, mit Yugi in den Wald zu gehen.
 

„Was ist los?“, wollte Kisara von dem schwarzen Drachenweibchen wissen, als sie gesättigt zurückkam. „Weshalb seufzt du so?“

„Ich mache mir Gedanken um Katsuya.“, antwortete Shizuka sorgenvoll. „Er ist nun schon so lange weg. Ein wenig ZU lange, wenn du mich fragst. Immerhin wollte er NUR nach dem Rechten sehen...“

„Vielleicht hat er sich dafür entschieden, in der Kolonie Bescheid zu sagen.“, meinte Kisara aufmunternd. „Und jetzt lassen sie ihn nur nicht wieder fort.“

Kisara glaubte fest an diese Möglichkeit, denn sonst würde sie vor lauter Sorge durchdrehen. Shizuka blickte Kisara überrascht an, doch dann erkannte sie die Sorge, die auch in Kisara mitschwang, und beschloss, die Jüngere nicht weiter darauf anzusprechen. Kisara hatte schon genug damit zu kämpfen, dass Katsuya nicht hier war – und wenn sie einen Weg gefunden hatte, sich von ihrer Sorge nicht überrollen zu lassen, dann wollte Shizuka die Letzte sein, die die Hoffnung Kisaras zerstören würde.
 

„Was hältst du davon, wenn ich mal nachschauen fliegen würde?“, wollte Shizuka von Kisara wissen.

„Wenn dein Bruder in zwei Tagen nicht wieder zurück ist...“, nickte Kisara, „dann sind genau sieben Tage um.“

„Willst du wirklich noch so lange warten?“, forschte Shizuka nach. Fünf Tage waren etwas viel, um nach dem Rechten zu sehen, fand sie.

„Gut.“, stimmte sie Kisara schließlich zu, noch zwei Tage, wenn er dann nicht wieder zurück ist, fliege ich.“

„Danke.“, flüsterte Kisara leise, es zog ihr das Herz zusammen, wenn sie an Katsuya dachte, sie konnte doch ihr Ei nicht verlassen. Nicht ein zweites Mal...

„Es wird schon nichts geschehen sein.“, sprach sie sich selbst Mut zu.
 

„Hast du eigentlich schon einen Namen für dein Junges?“, fragte Shizuka um Kisara und auch sich selbst auf andere Gedanken zu bringen.

„Na ja, vielleicht.“, meinte Kisara verlegen. „Da Shisara mir ja verraten hat, dass es ein Junge wird, hab ich schon angefangen darüber nachzudenken. Ich dachte an Mokuba, so hieß der Vater meiner Mutter. Was meinst du?“

„Ich finde, das ist eine sehr gute Idee.“, nickte Shizuka. „Hast du ihn denn kennen gelernt?“

„Als ich noch ziemlich klein war.“, nickte Kisara. „Doch ich kann mich kaum noch an ihn erinnern.“, meinte sie betrübt. „Nachdem, was meine Mutter mir über ihn erzählt hatte, musste er ein sehr mutiger Drache gewesen sein. Er stellte sich etwas älteren Drachen entgegen, als diese eine benachbarte Kolonie überfallen wollten. Aber leider geriet er in einen Hinterhalt, die diese Raufbolde ihm stellten, und wurde dabei tödlich verletzt.“

„Ein wahrhaft mutiger Drache.“, nickte Shizuka bewundernd. „Jetzt weiß ich auch, woher du deinen Mut hast.“

Kisara errötete und schwieg dazu.
 

„Mama Kisara, Mama Shizuka, seid ihr mir böse, wenn ich heute Nacht bei Yugi schlafe?“, kam Shisara ganz atemlos angeflogen.

„Nein. Wieso?“, wollte Shizuka interessiert wissen.

„Weil ich euch dann nicht dabei helfen kann, auf mein Brüderchen aufzupassen.“, erklärte Shisara ganz ernsthaft.

„Wir schaffen das auch zu zweit.“, meinte Kisara und schaute lächelnd zu ihrer Tochter. Es war so schön zu sehen, wie sie jetzt schon Anteil an ihrem Bruder nahm, und wie sie sich sorgte... allerdings hatte sie zum Teil auch berechtigten Grund dazu.

Stürmisch drückte sich Shisara an ihre Mütter, wünschte ihnen eine Gute Nacht und war auch schon wieder verschwunden.

„Sie ist ein richtiger Goldschatz.“, sinnierte Shizuka, als sie Shisara hinterher schaute.

„Ja, das ist sie. Sie hat das Herz am rechten Fleck.“, bestätigte Kisara.
 

~~~
 

Nach drei weiteren Nächten war Katsuya immer noch nicht erschienen, und so machte sich Shizuka wie verabredet auf den Weg. Sie flog auf direktem Weg zu ihrer Höhle, und stellte sofort fest, dass jemand hier gewesen sein musste. Das Nest war nicht mehr an seinem Platz – auf den ersten Eindruck schien die Höhle unverändert zu sein, doch beim zweiten hinsehen, erkannte Shizuka die kleinen Änderungen. Ein schwacher Geruch, den sie nicht kannte, war noch zu vernehmen. Shizuka hatte so eine Ahnung, wer der fremde Besucher gewesen sein könnte. Nach einer kurzen Rast am See, in dem sie ihren Hunger mit Fischen stillte, flog Shizuka sorgenvoll zur Kolonie. Sie hatte ein fürchterliches Gefühl in ihrer Magengegend, und so flog sie so schnell sie konnte, das Stück zur Kolonie.
 

Mit der untergehenden Sonne erreichte Shizuka ihre Kolonie und steuerte zielstrebig auf die Höhle des Ältesten zu. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr Bruder nicht in seiner Höhle sein würde. Die Gefährtin des Ältesten begrüßte sie überrascht, aber freundlich.

„Oh, hallo Shizuka.“, begann die Gefährtin des Ältesten zurückhaltend. „Raphael ist über Nacht nicht da, du wartest am Besten auf ihn. Er kann dir alles besser erklären.“ Rebekka hielt nichts davon, groß um den heißen Brei herumzureden. Es war doch klar, weshalb Shizuka in der Kolonie aufgetaucht war.

„Möchtest du die Nacht in unserer Höhle verbringen, oder lieber in deines Bruders Höhle?“, erkundigte sich Rebekka fürsorglich.

„Ich schlaf gerne in deiner Höhle.“, nahm Shizuka dankend die Einladung an. Je weniger sie sahen, und mitbekamen, dass sie da war, umso besser... und schon gar nicht war sie erpicht darauf, ihrem ehemaligen Gefährten über den Weg zu laufen...
 

Erst gegen Mittag kam Raphael wieder, seine Gefährtin hatte Shizuka mit einem kleinen Reh versorgt, damit sie die Höhle erst mal nicht verlassen musste.

So ganz überrascht sie in seiner Höhle vorzufinden, war der Älteste nicht – aber er freute sich trotzdem Shizuka wieder zu sehen.

„Hallo, Shizuka, lange nicht gesehen.“, begrüßte er die schwarze Drachendame. „Wie mir scheint, hast du in der letzten Zeit recht viel erlebt.“ Wie seine Gefährtin, liebte er es nicht, lange um den heißen Brei herum zu reden. Außerdem hatte er keine Lust darauf unwichtige Höflichkeiten auszutauschen...

„Das kannst du wohl sagen.“, erwiderte Shizuka erleichtert. Auch ihr brannte es förmlich unter den Nägeln...

„Doch bevor ich mit meiner Geschichte beginne – Was ist mit Katsuya?“, stellte Shizuka die ihr wichtigste Frage.

„Er lebt, doch er ist schwer verletzt, und ich kann noch nicht sagen, ob er es schaffen wird.“, antwortete Raphael ehrlich. „Es gab einen Kampf mit einem weißen Drachen – und er hat ihn nur geradeso überlebt.“

„Gozaburo war hier?“, fragte Shizuka nach.

„Du kennst ihn also.“, stellte der Älteste fest.

„Ja.“, antwortete Shizuka. „Denn ich bin in die Geschichte ebenfalls verwickelt.“
 

Raphael und Rebekka schwiegen. Es war ein gedankenschweres Schweigen.

„Lass uns zu meiner Höhle fliegen, bzw. an den See, dort können wir in alles Ruhe über alles reden.“, schlug Shizuka vor. Sie wollte verhindern, dass es ungewollte und ungebetene Zuhörer gab, denn der Älteste würde sehr viel zu überdenken haben, wenn er die ganze Geschichte kannte. Raphael nickte zu ihrem Vorschlag, das war ihm ganz recht, und er war erfreut, als er bemerkte, dass Shizuka signalisierte, dass seine Gefährtin in diese Einladung mit einbezogen war. So flogen die drei Drachen zu Shizukas Wald, stillten ihren Hunger und ihren Durst und setzten sich vor Shizukas Höhle zusammen.
 

„Also, wie fange ich am besten an?“, überlegte Shizuka laut und dachte einen Augenblick nach. „Im Großen und Ganzen geht es um Kisara...“

„Ist das die Gefährtin von dem Weißen?“, erkundigte sich Raphael vorsichtig.

„Ja“, nickte Shizuka, „das ist sie.“

„Und was hat Katsuya mit dieser, wie heißt sie noch mal...“, begann Raphael seine Frage.

„Kisara.“, ergänzte Shizuka.

„Nun, was hat Katsuya mit Kisara zu tun?“, beendete Raphael seine Frage. „Wie kommt der Weiße dazu zu behaupten, Katsuya röche nach seiner Gefährtin?“
 

Shizuka holte tief Luft. Das was sie jetzt zu sagen hatte, würde dem Ältesten gewiss nicht gefallen.
 

„Genau genommen ist KATSUYA ihr Gefährte.“ Shizuka wartete auf die Reaktion des Ältesten. Raphael sog scharf die Luft ein und schaute Shizuka streng an. Es war eine Ungeheuerlichkeit, die Shizuka da eben behauptete. Ein schwarzer Drache mit einem weißen Weibchen...

„Mit solchen Behauptungen treibt man keinen Schabernack.“, meinte er sehr ernst. „Wie konnte es dazu kommen?“
 

„Katsuya hatte einen Ausflug gemacht und bei seinem Rastplatz unerwartet die Gesellschaft eines jungen weißen Weibchens bekommen. Sie musste sich zwischen zwei Männchen entscheiden, doch eigentlich fühlte sie sich zu keinem der Beiden hingezogen. Das Werben der Beiden dauerte nun schon zwei Jahre, und so wurde sie von allen Seiten bedrängt, sich doch nun endlich zu entscheiden. Sie wusste sich in ihrer Not nicht anders zu behelfen, und ging den Beiden aus dem Weg... dabei traf sie auf Katsuya. Als sie ihm ihr Herz ausschüttete, tröstete Katsuya sie und dabei ist es dann geschehen, dass sie sich gepaart haben.
 

Kisara entschied sich schweren Herzens dazu zu ihrer Kolonie zurückzukehren und einen der Beiden zum Gefährten zu nehmen, denn es war den Beiden nur zu klar, dass sie als Gefährten in keine ihrer Kolonien zurückkehren konnten. Nur stellte sich dann ein Problem ein: Sie stellte schon kurz nach ihrer Rückkehr fest, dass ihre Begegnung mit dem Schwarzen nicht ohne Folgen geblieben war. Sie konnte ihre Entscheidung noch solange hinauszögern, bis sie ihr Ei gelegt hatte, doch dann musste sie einem der Bewerber ihre Zusage geben. So lange nannte sie es eine letzte Prüfung für die Bewerber. Sie entschied sich für Gozaburo – keine gute Entscheidung. Er hat sich als furchtbarer Tyrann herausgestellt... kein Paarungstanz, keine zärtlichen liebevolle Worte, nur brutales Besteigen, Besitz markieren, als wollte er unbedingt, dass sie ihm ein Ei legt. Als sie schließlich ein Ei von ihm trug, verließ sie ihn – sie wollte nicht, dass ihr Junges mit diesem Vater groß wurde. Und so kam sie zu mir.“
 

„Und deine Rolle in dieser Sache?“, wollte Raphael nun wissen. Nachdenken und sich eine Meinung bilden würde er erst später...
 

„Vor einiger Zeit hatte ich einen seltsamen Traum.“, fuhr Shizuka fort. „Er drängte mich, in östliche Richtung zu fliegen, bis ich zu einer Lichtung käme und dort ein verlassenes Ei vorfinden würde. Ich gab diesem seltsamen Traum nach, und fand tatsächlich dieses Ei – es war noch warm, und so entschloss ich mich, es auszubrüten. Denn nichts anderes schien mein Traum von mir verlangt zu haben.

Dabei lernte ich das Weibchen kennen, das sein Ei ausgesetzt hatte, denn natürlich interessierte es sie, was aus ihrem Ei wurde, das sie allein lassen musste.

Ihrem Gefährten gegenüber gab ich an, dass es mein Ei wäre, welches ich ausbrüten würde, und dass ich es bis zur Eiablage leider nicht mehr zu meiner Kolonie geschafft hätte. So bat ich um Erlaubnis bleiben zu dürfen, bis das Junge geschlüpft sei, da es ein Andenken an meinen kürzlich verstorbenen Gefährten sei... Er gestattete es mir und wies seine Gefährtin an, mich während der Zeit zu versorgen, denn dann letzte Andenken an ein Männchen müsse man ehren, meinte er.
 

Während Kisara mir nun täglich etwas zu fressen brachte, lernte ich sie näher kennen und sie erzählte mir ihre Geschichte. Doch dass ich das Ei meines Bruders ausbrüten würde, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Weder Katsuya noch Kisara kannten den Namen des Anderen...

Wie durch ein Wunder saß Kisara auf dem Ei, als ihre, unsere, Tochter schlüpfte, und es war gut so, dass Gozaburo an dem Tag nicht in der Nähe war, denn sonst würde Shisara nicht mehr leben. Sie ist von der Gestalt her ein Rotaugendrache, doch so weiß wie ihre Mutter, mit den blauen Augen. Ein perfekter Mischling. Schweren Herzens verabschiedete Kisara sich von uns, nach dem ich ihr sagte, wo sie uns finden könnte, wenn sie die Sehnsucht nach ihrem Jungen packt, und ich machte mich mit der Kleinen auf den Weg zu meiner Höhle.
 

Und von Jono erfuhr ich dann, warum ich mich um dieses Ei kümmern sollte...“ Abwartend schaute Shizuka den Ältesten an.
 

„Danke, für deine ausführliche Erzählung.“, meinte Raphael zurückhaltend. „Du wirst verstehen, dass ich das alles erst einmal sehr genau durch den Kopf gehen lassen muss. „Wir nehmen dankend die Gastfreundschaft deiner Höhle an. Morgen zeig ich dir, wo dein Bruder ist, und übermorgen teile ich dir meine Antwort mit.“ Damit war für den Ältesten erst einmal das Thema erledigt. Er suchte sich einen Schlafplatz und Rebekka begab sich zu ihm. Auch ihr ging so manches durch den Kopf, doch sie würde erst etwas dazu sagen, wenn sie gefragt wurde. Schließlich war sie die Gefährtin des Ältesten, er hatte immer mehr zu bedenken, als jedes andere Paar.
 

Nach einem ausgiebigen Frühstück flogen die drei Drachen zu dem Ort, an dem Katsuya sein Lager hatte. Shizuka erschrak. als sie ihren Bruder so verletzt daliegen sah. Er war wirklich schlimm zu gerichtet, es war noch deutlich zu erkennen, dass der andere Drache seinen Tod im Sinn hatte. Viel konnte sie auch nicht ausrichten, doch sie kannte jemanden, der ihrem Bruder höchst vorzüglich helfen konnte... Doch bevor sie diesen Vorschlag machen konnte, musste sie die Antwort Raphaels abwarten.
 

„Dein Bruder war bisher nicht in der Lage gewesen meine Fragen zu beantworten.“, erklärte ihr Raphael. „Doch nun, da ich die Geschichte kenne, kann ich zur Kolonie der Weißen fliegen und mit ihnen beratschlagen, was mit dem toten Gozaburo geschehen soll. Denn das drängt langsam, wenn er noch an einen anderen Platz gebracht werden soll, dann muss das schnell geschehen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Älteste von Shizuka und seiner Gefährtin und flog in Begleitung der beiden Drachen, die bisher Wache gehalten hatten, in Richtung der Kolonie der weißen Blauaugendrachen davon.
 

Shizuka und Rebekka wachten in der Zwischenzeit über die beiden Drachen, damit Aasfresser sich nicht über sie hermachen konnten. Shizuka setzte sich zu ihrem Bruder und seufzte.

„Also hat mein Gefühl mich doch nicht getrogen. Bloß gut, dass wir nicht mehr da waren, als Gozaburo zur Höhle gekommen ist. Ich mag gar nicht daran denken, was sonst geschehen wäre.“, flüsterte sie leise.

Rebekka setzte sich mitfühlend zu Shizuka. Sie konnte sie gut verstehen, ihr Bruder war das einzige, was ihr von ihrer Familie geblieben war – ihr Gefährte hatte sie verstoßen, nachdem sie auf die Suche nach ihrem Sohn gehen wollte und ihre Eltern hatten das ganze Drama um Jono schon gar nicht mehr mitbekommen.

„Du hast deinen Sohn wieder gesehen?“, erkundigte sie sich vorsichtig mit dem Versuch ein Gespräch anzufangen.

„Ja, ganz zufällig.“, nickte Shizuka leicht abwesend. „Und er hat mich erst gar nicht erkannt.“

„Das war bestimmt bitter für dich.“, meinte Rebekka ehrlich.

„Ach, das war eher witzig, und vielmehr peinlich für ihn.“, antwortete Shizuka lächelnd in Erinnerung an ihr Wiedersehen.

„Und?“, wollte Rebekka neugierig wissen. Sie hatte immerhin einen Sohn in Jonos Alter und war mächtig stolz auf ihn.

„Er ist zu einem stattlichen Männchen herangewachsen.“, antwortete Shizuka stolz. Und das konnte sie in allem auf ihren Sohn sein.

„Hat er denn eine Gefährtin gefunden – nachdem...“, es fiel Rebekka nicht leicht über jenen Tag zu reden.

„Er ist nicht mehr allein.“, antwortete Shizuka diplomatisch. Mehr wollte sie noch nicht verraten.

„Und, ist er schon Vater?“, stellte Rebekka die typischste Frage aller Mütter.

„Nein, ist er nicht.“, meinte Shizuka schmunzelnd und stellte sich vor, wie das wohl gehen sollte...
 

Ein leises Stöhnen Katsuyas unterbrach das Gespräch der beiden Weibchen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2014-09-04T15:16:34+00:00 04.09.2014 17:16
Hey ヾ(◍’౪`◍)ノ゙♡

oh weh, das ist eine bittere Sache, das Katsuya so
schwer verletzt wurde, aber ich bin froh, das seine
Schwester endlich geflogen ist, denn er war ja bisher
auch angeschuldigt und zu hören, das er ja doch mehr
im Recht war als der Tote Drache, erleichter es dem
Ältesten sicher auch, da eine Entscheidung zu treffen.

*ggg* Yugi ist süß, schmollt er da einfach so rum, weil sich
keiner mehr um ihn kümmert. Ich find es cool, das er vielleicht
jetzt sogar den ersehnten Drachenfreund bekommt. Allerdings
wird es wohl etwas schwer, so jung wie der kleine dann ist,
und ich denke mal das die Drachen dann auch viel langsamer
wachsen, wenn sie erst mit 50 Geschlechtsreif sind, da ist
Yugi ja schon ein alter Mann.

CuCu Jyorie

Von:  Firesplash
2008-12-18T10:38:08+00:00 18.12.2008 11:38
ach der arem katsuya ;^;
ich hoffe er kommt gut durch. ishizu könnte ihm betsimmt gut helfen..... ob sie das am ende vielleicht sogar darf? beim muskelkater konnte sie ja auch shcon etwas helfen. hm na ich bin gespannt XD
und ich hoffe dich sehr, dass der älteste nicht allzu shclecht über all das denkt. ist halt mal zeit für veränderungen... XD"
Von:  Schreiberling
2008-12-11T18:35:58+00:00 11.12.2008 19:35
Hallo Drachenlady
Also ich muss schon sagen, ein wirklich schöner neuer Teil. Vor allem gefällt mir die Idee, dass Yugi nun seinen persönlichen kleinen Drachenfreund bekommt.^^
Hoffentlich übernimmt er sich da nicht. Kann ja nicht jeder Drache so sein wie Shisara.
Apropo Drachen.
Die sind wirklich super vernünftig und sozial eingestellt. Da können sich die Menschen noch ne echte Scheibe von abschneiden. Klasse.
Ich hoffe Katsuya wird es bald besser gehen und dass er es schafft. Außerdem hoffe ich dass die Weißen die Sach genauso diplomatisch hinnehmen. Tot ist ja tot und ich hoffe sie zerstören das Glück der Familie um Shisara nicht.
Jedenfalls ein tolles Pittel.^^
VLG
Von:  night-blue-dragon
2008-12-07T17:03:47+00:00 07.12.2008 18:03
Hi Drachenlady,


Das Yugi sich ein bisschen zurückgesetzt gefühlt hat, ist zu verstehen. Tea hat Moka und dann sind da ja auch noch die interessanten Kühe.
Shisara hält sich nur noch bei ihren Müttern auf, ist ganz besorgt um ihr Brüderchen. Und Yugi…..Yugi hat nur die ‘olle’ Ishizu…. Keine Wunder, das er lieber im Dorf wäre….Doch Ishizu wäre nicht Ishizu, hätte sie nicht eine Lösung parat…
Shisaras Vorschlag, der Freund von ihrem Brüderchen zu werden, lässt Yugis Herz wieder höher schlagen…..*freu*
Das Beste ist, das Kisara nichts dagegen hat…. Ganz nebensächlich ist die Tatsache, das ihr Junges eine ‘normale’ Entwicklung haben würde.

Kisara und Shizuka machen sich Sorgen um Katsuya…..sie haben ja keine Ahnung, wie schlimm es um ihn steht.
Aber Kisara hat einen Weg gefunden, nicht vor Sorge verrückt zu werden.

Nun wissen der Älteste und seine Gefährtin Bescheid. Es war auch nötig, das diese Dinge endlich erzählt wurden. Ich bin gespannt, wie seine Entscheidung ausfallen wird. Er muss wirklich viel bedenken. Dabei weiß er ja noch nicht mal alles, aber vielleicht erzählt Shizuka es ja Rebekka, so von Drachenfrau zu Drachenfrau.
Ob Shizuka Ishisu holen will? …. Auf die Antwort muss ich wohl bis zum nächsten Kapitel warten….

Danke für dieses schöne Kapitel


glg
night-blue-dragon

Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-12-06T23:52:20+00:00 07.12.2008 00:52
Ein wirklich mal wider sehr schönes Kapi *lächel* aber das kennt man ja von dir *knuddel*
Und Yugi kann einen echt leid tun aber nun bekommt er ja balt ein kleinen Drachen zum Freund was er sich schon immer gewünscht hat *lächel*
Wirklich zu süß das Bild was sich Yugi mit dem kleinen Drachen vor stellt *smilie*
Und hoffentlich über steht das Katzuya denn die Sorgen der beiden ist ja berechtigt weil er so lang nicht zurück gekommen ist *knuddel*
Aber er scheint auf zu wachen nah das ist doch mal ein gutes Zeichen *kiss*
Bin mal gespannt wie es weiter gehen wird *knuddel* also weiter schön fleißig sein *Kiss*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von:  soraya-solan
2008-12-06T20:16:29+00:00 06.12.2008 21:16
Hallo,

super Nikolausgeschenk.
*knuddel*

*grins* ja wie soll das funktionieren.
Jono wird Vater.
Wer von Beiden ist dann die "Mutter". *breit grins*

Ja, jetzt kriegt Yugi endlich das was er sich schon immer gewünscht hat.
Einen Drachenfreund.
Er wird jetzt bestimmt jeden Tag der vergeht aufgeregter werden.
Denn bald ist es so weit
und er kann es mit erleben.

Ich hoffe es geht Katsuya bald wieder besser.
Denn immerhin hat er eine Familie die er versorgen muss.
Ich bin gespannt wie sich die Ältesten entscheiden.
*gebahnt dasitz und vor aufregung an fingernägeln kau*
Und vor allem wie werden sie auf die Mondkinder reagieren.
Denn ewig können sie es nicht verheimlichen.

Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Danke noch mal für diesen tollen Nikolaus.
*große Schale mit Weihnachtsplätzchen hinstell*

VLG deine Kükenmama
Von:  Kyuuo
2008-12-06T19:57:19+00:00 06.12.2008 20:57
Tolles Kapi
Wie werden die weisen reagieren und wie entscheidet der Älteste
Er weis noch nichts über die Verbindung von jono und seth oder?
Was wird er darauf sagen
Schnell weiter
mfg Kyuuo


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