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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Wiedersehen

Am Morgen erwachte Seth wie erwartet dadurch, dass Jono sich verwandelt hatte und sich wie immer an ihn kuschelte. Seth griff nach der Decke und deckte sie Beide damit zu, und kam zu dem Schluss, dass er das schon viel eher hätte machen können, denn dann hätte er zu Vollmond nicht extra aufstehen müssen... Jono begann wie immer mit seinen tatkräftigen Träumen, und Seth lächelte nur und schloss genießerisch die Augen. Jono verwöhnte ihn jedes Mal auf seine so unglaublich unschuldige Art... er wollte es schon nicht mehr missen.

Doch Jono runzelte unzufrieden die Stirn, etwas war überhaupt nicht so, wie es zu sein hatte... Er öffnete seine Augen und schaute Seth unwillig an.

„Wo ist denn deine wunderschöne Haut geblieben, die so wunderbar riecht?“ Erst wollte Seth sich ganz schnell entkleiden, doch dann kam ihm eine Idee.

„Such sie doch.“, lächelte er Jono auffordernd an. Jono runzelte noch einmal kurz die Stirn, doch dann war er blitzschnell unter der Decke verschwunden... Jono hatte verstanden...
 

Schließlich machten sich die Beiden nach einem kräftigen Frühstück auf den Weg. Sie waren übereingekommen, einen großen Bogen um das Dorf zu machen, schließlich wollten sie zuerst bei Seths Familie vorbei schauen, und hatten keine Lust erst einmal im ganzen Dorf für Aufsehen zu sorgen. Endlich waren sie bei Seths Elternhaus angekommen...
 

Seth schlug das Herz bis zum Hals... da fasste Jono beruhigend nach seiner Hand und drückte sie ganz fest.

„Keine Angst, ich bin doch bei dir.“, meinte Jono aufmunternd und streichelte zärtlich mit dem Daumen über Seths Handrücken. Mit einem dankbaren Blick auf Jono, holte Seth tief Luft und hob die Hand, um anzuklopfen, als sich die Tür öffnete...
 

Ziemlich überrascht blickten blaue Augen in Graue, und die Trägerin der grauen Augen zuckte erschrocken zusammen.

„Erschreckt mich doch nicht so.“, meinte sie nach einem kurzen Blick auf die beiden jungen Männer, die vor ihrer Tür standen.

„Mama, wir haben Besu-huch...“, rief das Mädchen ins Haus hinein. „Lasst ihr mich bitte mal vorbei?“ Auffordernd blickte sie die beiden jungen Männer an.

„Äh, ja...“ Verlegen machten Seth und Jono dem jungen Mädchen Platz.

„Wer ist es denn?“, kam es fragend von drinnen, doch das Mädchen hörte die Frage seiner Mutter schon nicht mehr. Mit nassen Händen und einem Trockentuch in der Hand kam eine Frau um die Ecke, wandte sich den Besuchern zu und erstarrte...
 

Seth schluckte heftig, als er seiner Mutter mit einem Mal gegenüberstand. Sein Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt... Dankbar drückte er Jonos Hand, die ihn immer noch umfasst hielt, und ihm so ein wenig Halt gab...
 

„Nein...“, hauchte Kisara und musste sich an der Wand festhalten. Sooft hatte sie in der letzten Zeit an ihren Jungen gedacht, und nun stand er vor ihr... Es gab keinen Zweifel, Seth war das ganze Abbild seines Vaters, hatte dasselbe braune Haar, dieselben Gesichtszüge, sogar sein verlegenes Lächeln war gleich... dazu diese blauen Augen, die sie nur allzu gut kannte...

„Bist du es wirklich?“, fragte Kisara ungläubig.

„Hallo, Mama.“, kam es leise von Seth. Er konnte seine Augen nicht von ihr nehmen. Sie hatte sich in den fünf Jahren überhaupt nicht verändert, nun ja, ein paar tiefe Linien zierten ihr Gesicht und sprachen von großem Leid, das sie erlebt hatte. Lange standen sie sich gegenüber und blickten sich stumm an.
 

Jono schaute abwechselnd von Seth zu seiner Mutter und es war interessant für ihn zu sehen was die beiden Gesichter erzählten...
 

Moka versorgte in der Zwischenzeit die Kühe und dachte über die beiden Besucher nach. Etwas an dem Braunhaarigen kam ihr bekannt vor... Moka grübelte vor sich hin, dann mit einem Mal, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen – es waren die Augen... Blaue Augen... die hatte nur einer...

Aufgeregt stürzte Moka ins Haus zurück...

„GROSSER BRUDER...“, stürmisch umarmte Moka ihren Bruder, der nun ein erwachsener Mann war, doch das störte sie nicht im geringsten. „Endlich bist du wieder da...“

„Na, das nenn ich aber mal einen herzlichen Empfang.“, schmunzelte Jono und machte so erst auf sich aufmerksam.

„Oh, hallo...“, begrüßte Moka verlegen den Gast mit den blonden Haaren und streckte ihm die Hand entgegen, um ihn willkommen zu heißen. „Ich heiße Moka. Und wie heißt du?“

Etwas verwirrt blickte Jono auf die ihm dargebotene Hand. Doch das Mädchen schaute ihn so erwartungsvoll an, dass er zögernd die Hand ergriff und leicht zudrückte.

„Ich heiße Jono. Schön dich kennen zu lernen. Dein Bruder hat schon viel von dir erzählt.“, antwortete Jono.

„Ja?“ Moka strahlte. Also hatte ihr Bruder sie doch nicht vergessen, so wie sie es immer gehofft hatte...
 

Während zwischen Moka und Jono der Kontakt hergestellt war, standen die beiden Hauptpersonen sich immer noch stumm gegenüber. Immer noch versanken sie in den Augen des Anderen und suchten nach Spuren der Ablehnung, der Anklage, des Zorns... doch sie fanden nur Liebe und große Trauer...

Endlich fand Kisara den Mut und öffnete ihre Arme, um ihren Sohn willkommen zu heißen. Zögernd nahm Seth die Einladung an, und als er seine Mutter, die nun kleiner als er selbst war, endlich umarmte, flossen auf beiden Seiten die Tränen. Immer wieder streichelte Kisara über die Haare ihres Sohnes und überzeugte sich selbst davon, dass sie nicht träumte und Seth sog die Berührungen seiner Mutter wie ein vertrockneter Schwamm auf.
 

Nach einiger Zeit, als sie ihre Fassung wieder gefunden hatte, besann sich Kisara ihrer Gastgeberpflichten.

„Setzt euch doch.“, forderte sie die Beiden auf und zeigte auf die Sitzgruppe am anderen Ende des Raumes. „Möchtet ihr etwas zu essen oder zu trinken?“, fragte sie, nachdem sich Seth und Jono gesetzt hatten. Aber Kisara wartete die Antwort gar nicht erst ab.

„Moka, geh in das Lager und hol einen Käse.“, forderte sie ihre Tochter auf, während sie einen Kessel mit Wasser auf das Feuer stellte. Als das Wasser kochte brühte sie eine große Kanne Tee auf und schnitt das Brot in gleichmäßige Stücke. Kisara versuchte ihre Verlegenheit auf diese Art und Weise zu überspielen.
 

„Kann ich irgendwie helfen?“, wollte Seth von seiner Mutter wissen, doch diese ließ nicht zu, dass er aufstand. Sie war gerade damit fertig den Tisch zu decken, als Moka mit dem Käse wiederkam, und auch noch einen Krug Milch mitbrachte. Die Milch war noch warm, als Moka sie auf den Tisch stellte und sich mit ihrer Mutter dazu setzte. Seth ließ sich nicht zweimal bitten, sondern griff beherzt zu, als seine Mutter ihn zum Essen aufforderte, doch Jono betrachtete sich das ganze erst einmal neugierig. Mit Milch und Käse konnte Jono nichts anfangen, das hatte es in Solomons Dorf, bei der Hochzeit nicht gegeben, überhaupt schienen die Menschen hier ganz anders zu leben.
 

Aber als Jono sah, mit welcher Freude Seth nach den dargebotenen Dingen griff, versuchte er es ebenfalls. Fragen konnte er ihn später immer noch danach. Die Milch schmeckte gut, wenn auch ziemlich ungewohnt, etwas süßlich... der Käse war genauso ungewohnt, aber wesentlich aromatischer... Brot kannte er schon, doch auch dieses schmeckte ganz anders, als bei Solomon...
 

Mit vollem Magen und einer heißen Tasse Tee, ließ es sich dann schon viel leichter reden. Doch fiel es Seth und seiner Mutter schwer den Anfang zu finden.

„Bleibst du jetzt wieder zu Hause?“, wollte Moka wissen und machte somit den Anfang.

„Nein, das geht nicht.“, schüttelte Seth leicht den Kopf und warf einen kurzen Seitenblick zu Jono.

„Aber warum denn nicht?“, gab Moka nicht auf.

„Du weißt doch, was ich bin.“, begann Seth seufzend.

„Ich weiß was du kannst.“, unterbrach ihn Moka. „Du kannst dich verwandeln, und dann kannst du dem ganzen Pack mal zeigen, wer hier der Stärkere ist.“

Moka konnte ihre Gefühle nicht mehr zurück halten.
 

„MOKA.“ Entsetzt stand Kisara auf, so kannte sie ihre Tochter gar nicht. „Was redest du da?“

„Aber wenn es doch stimmt.“, antwortete Moka patzig. „Seit Papa fort ist verachten uns alle nur noch, und mich nennen sie Drachenmonster, und die großen Jungs lauern mir immer auf. Ich wünschte, ich könnte mich auch in einen Drachen verwandeln, dann würde ich es ihnen mal so richtig zeigen.“ Moka redete sich in Rage und konnte nicht mehr aufhören. Viel zu lange hatte sie all dies schon in sich rein gefressen, nur um ihre Mutter nicht zu belasten. „Niemand will mehr etwas mit uns zu tun haben, sie haben sich ja schon längst selbst eigene Kühlhöhlen gebaut, nur um unsere nicht mehr benutzen zu müssen. Was meinst du denn, wer sich immer wieder an unseren Kühen vergreift?“ Mit hochrotem Gesicht stand Moka vor ihrer Mutter und schaute sie trotzig an.
 

Mit bleichem Gesicht sank Kisara wieder auf ihren Stuhl. Dass es so schlimm war, davon hatte sie keine Ahnung gehabt. Sie hatte wohl gemerkt, dass die Leute hinter ihrem Rücken tuschelten, und sie ihren Käse kaum noch verkauften... So aßen sie ihn selber und brauchten weniger von den anderen Dingen... doch Kinder sind erbarmungslos, sie verachteten einander noch offen, und nicht so still und heimlich, wie es die Erwachsenen taten.

„Kannst du uns dann wenigstens mitnehmen?“ Wenn Seth nicht bei ihnen bleiben konnte, so wollte Moka mit ihm mitgehen, denn es hielt sie schon lange nicht mehr in dem Dorf. Und jetzt, wo ihr Bruder zurückgekommen war, zählte auch das Argument ihrer Mutter nicht mehr. Seth hatte sie gefunden, und nun konnten sie sich einen neuen Platz zum leben suchen, das stand für Moka fest.
 

Seth und Kisara hörten dem Ausbruch Mokas betroffen zu.
 

„Mitkommen, das ginge vielleicht, aber noch nicht gleich.“, gab Seth zu bedenken. Kisara blickte überrascht auf. Sie hatte noch nie wirklich mit dem Gedanken gespielt, von hier fort zugehen, immerhin wollte sie, das Seth sie finden konnte, aber auch ihr Mann war ja schon zwei Jahre verschwunden.

„Aber was ist mit Vater?“, wollte Seth als erstes wissen.

„Vor gut zwei Jahren ist er von der Reise in die Hauptstadt nicht mehr zurückgekommen. Er wollte Käse und Bogen in der Hauptstadt verkaufen, doch die beiden, mit denen er die Reise gemeinsam angetreten hatte, wollten noch länger bleiben, und so hätte er sich alleine auf den Rückweg gemacht, erzählten sie, als sie schließlich wieder im Dorf waren. Doch dein Vater war noch nicht da, und kam auch in den folgenden Tagen nicht wieder. Also müssen wir von dem Schlimmsten ausgehen.“, erzählte Kisara müde. Es war eine sehr schwere Zeit für sie gewesen, als sie plötzlich mit ihrer Tochter alleine dastand. Und nur dem Umstand ihres ’Monstersohnes’ war es zu verdanken, dass ihr die anderen Männer nicht auf die Pelle rückten, doch das wusste sie glücklicherweise nicht.
 

Betroffenes und nachdenkliches Schweigen herrschte für eine Weile an dem Tisch.
 

„Du meinst, wir könnten wirklich mit dir mitkommen?“, fragte Moka vorsichtig nach, als sie das Schweigen nicht mehr länger ertragen konnte.

„Ja, das ginge schon.“, meinte Jono nach einem kurzen Seitenblick auf Seth. „Doch es ist ein ziemlich weiter Weg nach Norden. Neumond wäre ein guter Zeitpunkt.“

„Wieso ausgerechnet zu Neumond?“, wollte Moka neugierig wissen. Seth schluckte und holte tief Luft.

„Nun, dann kommen wir schneller voran, und können die Strecke an einem Tag zurücklegen.“, sagte Seth mit fester Stimme. „Doch bevor ihr euch entscheidet, solltet ihr noch etwas wissen.“ Wenn sie mitkommen wollten, dann mussten sie auch alles wissen. Fragend schaute Kisara ihren Sohn an.
 

„Wie ihr euch sicherlich denken könnt, verwandle ich mich zu Neumond immer noch in einen weißen Drachen. Das wird auch immer so bleiben, daran lässt sich nichts ändern.“, begann Seth mit seiner Erklärung. „Ich kenn jetzt auch mittlerweile den Grund dafür. Es hat mit den Alten Zeiten zu tun, und ist ein Bund zwischen Drachen und Menschen gewesen, den sie im Angesicht der Sterne geschlossen hatten. Leider ging diese wichtige Geschichte verloren, als Drachen und Menschen Krieg gegeneinander führten.“

„Was ist das für ein Bund?“, wollte Moka wissen.

„Menschen und Drachen schenkten der anderen Gattung ein Kind als Zeichen der Verbundenheit der Gattungen zu einander, und zum besseren Verständnis. Diese Kinder waren gesegnete und geachtete Kinder, und der Tag ihrer ersten Verwandlung sollte ein Festtag für alle sein. Doch das Wissen um den Bund ist bei Drachen und Menschen verloren gegangen, bis auf eine Linie... Diese Frau haben wir kennen gelernt, und sie hat uns das Rätsel um unser Geheimnis erklärt. Zu Neumond verwandelt ein Mensch sich in einen Drachen und zu Vollmond ein Drache in einen Menschen.“
 

Kisara hatte schweigend zugehört. Ja, es war nicht gut gewesen, dass die Menschen nichts mehr von diesem Bund wussten. Dann hätten sie Bescheid gewusst und wären auf jenen Tag vorbereitet gewesen.

„Gibt es denn ein Zeichen, woran man diesen Menschen erkennen kann?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Kisara hatte so eine Vermutung...

„Augen so blau wie der Himmel für das Menschenkind und Haare so gelb wie die Sonne für das Drachenkind. Und als Zeichen ein rautenförmiges Mal hinten am Hals.“, antwortete Jono. Kisara nickte.

„Wenn wir also Bescheid gewusst hätten, dann hätten wir gewusst, dass unser Sohn dieses besondere Kind ist.“, folgerte Kisara. Denn es waren Zeichen die jeder sehen konnte, zumindest die Augen. Und das Mal am Hals, das hatte Seth auch... „Kann es sein, dass du nur heute ein Mensch bist?“, wollte sie von Jono wissen. Jono nickte.

„Dann warst du also der schwarze Drache, der neulich hier mit dem Weißen vorbei geflogen ist?“, forschte Kisara weiter nach.

„Ja.“ Jono war von Seths Mutter fasziniert. Sie war ja richtig klug...
 

Nun stand Moka doch ein wenig der Mund vor Staunen offen. Der Begleiter ihres Bruders war in Wirklichkeit ein Drache?
 

„Und wo wohnst du jetzt?“, erkundigte sich Moka neugierig. Wenn sie mit ihrem Bruder mitging, dann wollte sie schon wissen, was sie erwartete.

„Ich wohne mit Jono in einer Drachenhöhle.“, antwortete Seth lächelnd. „Aber es gibt ein Dorf in der Nähe, dort könntet ihr leben, denke ich.“

„Schade.“, seufzte Moka. Sie wäre schon gern mit ihrem Bruder zusammen gewesen. „Kann ich dich dann wenigstens besuchen kommen?“, wollte sie daraufhin wissen.

„Ich weiß nicht, ob das möglich ist.“, antwortete Seth vorsichtig. Er war sich wirklich nicht sicher, ob seine Schwester das Tal betreten konnte, denn außer ihm hatte kein Mensch in den letzten siebzig Jahren das Tal betreten. „Aber ich kann dich besuchen kommen.“, versuchte er seine Schwester auf zu muntern.

„Außerdem gibt es wenigstens zwei Kinder, mit denen du dich wunderbar verstehen wirst. Sie sind zehn Jahre alt, also ungefähr so alt wie du, und kennen unser Geheimnis. Sie werden dich nicht als Monster verschreien. Von den anderen Kindern kann ich es dir leider nicht sagen, denn wir haben gerade erst beschlossen, Menschen und Drachen wieder ein wenig näher zu bringen – und die Dorfbewohner kennen uns bisher nur in unserer menschlichen Gestalt.“
 

„Das finde ich schön.“, meinte Kisara, denn sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass auch der Drache ein recht einsames Leben geführt haben musste. Aber wenn es Drachen und Menschen gab, die wieder über diesen Bund bescheid wussten, und friedvoll miteinander lebten, dann wäre es für die Kinder des Bundes auch nicht mehr so schwer.

„Ja, ich glaube, ich möchte gern in deiner Nähe leben.“, schloss Kisara ihre Betrachtung der Dinge. Das, was sie unbedingt wissen musste, das wusste sie nun, und alles war besser, als hier zu bleiben – hier, wo sie nur noch mehr schlecht als recht geduldet wurden. Das hatte ihr Mokas Ausbruch gerade nur allzu deutlich gemacht.

„Aber“, wollte Kisara doch noch wissen, „wieso sollen wir ausgerechnet bis Neumond warten?“ Das war etwas, das sie wirklich noch nicht verstand.

„Nun ja“, eine leichte Röte zierte Seths Gesicht, „wir dachten dabei an Fliegen. Wir haben fast einen ganzen Tag gebraucht, um zu euch zu fliegen...“
 

„Oh.“ Moka stand schon wieder der Mund offen, bevor sich eine helle Freude auf ihrem Gesicht abzeichnete. „Wir sollen auf euch als Drachen reiten und durch die Luft fliegen? Oh, man, ich kann es gar nicht glauben.“ Wie ein kleiner Brummkreisel drehte sich Moka vor lauter Freude durch den Raum.

„Na, ich weiß nicht.“ Kisara war wesentlich skeptischer, was das Reisen durch die Lüfte betraf. „Und wie sollen wir unsere Sachen mitnehmen?“

„Ich hab ein Gestell gebaut, dass Jono auf den Rücken gebunden werden kann, und für mich könnte ich auch eines machen. Daran könntet ihr euch gut festhalten, und alles Sachen festzurren.“

„Ja, so ginge es wohl.“, antwortete Kisara nach einigem Überlegen.

„Aber dann können wir ja gar nicht unsere Kühe mitnehmen.“, fiel Moka auf einmal erschrocken auf. Sie hing an ihren Kühen.
 

Das war wirklich ein Problem. Was sollte mit den Kühen geschehen?

„Könnt ihr sie nicht verkaufen?“, wollte Seth wissen.

„Aber doch nicht meinen Seth (das war ein junges Stierkälbchen), meine Kisara und meine Moka.“ Von ihnen wollte Moka sich auf keinen Fall trennen und schaute ihren Bruder verzweifelt an. Fliegen klang toll, und schneller wären sie auch... doch ihre Lieblinge wollte Moka nicht zurück lassen...

Seth und Jono schauten sich betroffen an. Dieses Problem war nicht so einfach zu lösen, obwohl... Jono hatte so eine Idee, doch ob sie auch durchführbar wäre...
 

„Wir könnten sie doch tragen, so wie erlegte Beute.“, meinte er vorsichtig. Seth schaute ihn überrascht an. Ja, das wäre wirklich eine Möglichkeit.

„Nein.“, schüttelte Kisara bestimmt den Kopf, „Sie würden sich vor Angst die Lunge aus dem Hals brüllen. Das geht nicht.“ Moka ließ den Kopf wieder hängen, nachdem sie schon Hoffnung geschöpft hatte. Aber sie wollte noch nicht aufgeben.

„Und was ist, wenn sie es gar nicht mitkriegen?“, stellte sie die Frage in den Raum.
 

Kisara dachte eine Weile nach. Wenn sie schliefen, das würde wohl gehen... aber sie würde ja wach werden, sobald die Drachen sich näherten... Nein, das war immer noch keine Möglichkeit.

„Sie schlafen nicht lang genug.“, sagte Kisara. „Sie würden es immer noch mitbekommen. Und selbst wenn wir eine Lösung finden, sie können jeder nur eine Kuh tragen.“

„Kannst du ihnen denn nicht was zum Schlafen geben? So wie du es mal bei der alten Kari gemacht hattest, als sie vor lauter Schmerzen nicht mehr schlafen konnte?“, wollte Moka wissen. Kisara dachte nach. Was für einen Menschen ging und harmlos war, sollte man doch auch auf eine Kuh anwenden können, oder?

„Vielleicht ist das möglich, aber versprechen kann ich dir nichts. Trotzdem kannst du nur zwei Kühe mitnehmen.“, antwortete ihre Mutter bestimmt.
 

„Und wenn Katsuya und meine Mutter mitkämen?“, überlegte Jono laut, als er die Verzweiflung in Mokas Gesicht sehen konnte.

„Das würde tatsächlich gehen.“, meinte Seth zuversichtlich. Er zweifelte nicht daran, dass die Beiden ihnen behilflich sein würden. Mokas Blick hellte sich augenblicklich auf.

„Meinst du wirklich? Dann könnte ja noch eins mitkommen.“ Sie blickte aufgeregt zwischen allen Dreien hin und her.

„Aber nur noch eins von den Jungtieren.“, bestimmte Kisara. Die netten Drachen sollten dann nicht mehr als nötig zu tragen haben.

„Und was geschieht dann mit dem Rest, der nicht mitkommen kann?“, wollte Moka weiter wissen.

„Ob wir wohl einige zum Fressen haben könnten?“, fragte Jono mit leicht eingezogenem Kopf. Er rechnete fest mit einem lauten Ausbruch von Moka.

„Lieber bekommt ihr Drachen sie zu fressen, als diese Idioten im Dorf.“, antwortete Moka sofort. „Immerhin tut ihr Drachen ja etwas für uns, da ist dies eine angemessene Entlohnung.“
 

Die Drei schauten verblüfft zu dem jungen Mädchen – damit hatten sie jetzt nicht gerechnet.
 

„Dann wär das ja fast schon geklärt.“, meinte Kisara. „Aber ich glaub nicht, das es gut wäre, wenn ihr Drachen hier auf dem Hof eure Mahlzeit zu euch nehmt, nicht wahr?“ Kisara war nicht unbedingt erpicht darauf, Drachen beim Verspeisen ihrer Beute zu zusehen.

„Glaub ich auch.“, stimmte Seth seiner Mutter zu. „Es wäre außerdem auch zu belastend für die Tiere, die mitkommen sollen. Ich schlage vor, dass ihr sie in den Wald bringt, in die Nähe der Lichtung, sieben müssten reichen. Ein Tier nach dem langen Flug und eins zum Frühstück, vor dem Flug.“

„Ähm, Seth, wären das dann nicht aber acht?“, verbesserte Moka ihren Bruder. Seth grinste und streichelte durch ihr Haar.

„Dummchen, ich komm doch noch als Mensch hier an. Erst mit Sonnenaufgang verwandle ich mich in einen Drachen. Die Verwandlung dauert immer von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang.“
 

Kisara stand auf, kochte neuen Tee und bereitete ein Mittagessen zu, während Seth und Jono Moka dabei halfen die Kühe zu versorgen. Nach einer kräftigen Mahlzeit, bei der sie sich angeregt unterhielten, begleiteten Kisara und Moka die Beiden zurück zu ihrem Lager, denn es war ihnen jetzt nur zu verständlich, warum sie nicht bei ihnen schlafen konnten. Was würde das für einen Tumult geben, wenn am frühen Morgen ein Drache in ihrer Scheune liegen würde und alle Kühe in Panik gerieten. Auf dem Weg zu ihrem Lager erzählte Seth ihnen von ihrem ersten Versuch sich ein Lager zu bauen, und durch die Verwandlung wieder zerstört worden war. Und welche Überlegungen sie angestellt hatten, was sie machen konnten, ohne dass die Verwandlung ihrem Lager schaden konnte.

Moka lachte herzlich, als sie sich einen Drachen mit Zelthalskrause vorzustellen versuchte, doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. Kisara lobte Seth über seinen Einfallsreichtum und über das Zelt, als sie endlich an ihrem Lager angekommen waren. Gemeinsam suchten sie sich einen Platz aus, an den Kisara die Kühe einen Tag vor Neumond bringen sollte.
 

Kisara und Moka umarmten Seth und Jono herzlich, verabschiedeten sich von ihnen bis zum Neumond und machten sich wieder auf den Heimweg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2014-09-03T20:53:17+00:00 03.09.2014 22:53
Hey ❣◕ ‿ ◕❣

och ne, ich mag nicht, das Gozaburo der Höle so nahe
kommt und am Ende sogar Kisara findet. Das wäre doch
echt doof. hm ... was cool wäre, wenn Shizara ihn in die
Flucht schlagen könnte.

Aber ich hoffe ja, das der andere Drache ihn vielleicht
auffliegen läßt. und mir gefällt die neue Einstellung des
anderen Rivalen – bei ihm wäre Kisara sicher besser
aufgehoben gewesen.

CuCu Jyorie

Von:  CuddlyKitty
2008-10-03T12:21:29+00:00 03.10.2008 14:21
hey
wirklich schön dass die familie wieder zusammen ist jetzt fehlt nur noch der papa ^^

lg
wish
Von:  Firesplash
2008-10-03T09:08:16+00:00 03.10.2008 11:08
Oh wie schön, nun war Seth bei seiner Familie un wurde sogar herzlich empfangen. Das freut mich sehr für ihn. Und vllt trifft er ja sogar noch auf seinen Vater irgendwann ^^
Und dass die beiden mitkommen und dann wohl bie Solomon im Dorf wohnen, finde ich auch schön. So gib es doch nun nahc und nach Menschen, die nicht gleich mit Ablehnung den beiden und auch den Drachen entgegentreten. Vielleicht schaffen sie es so wirklich nahc und nach wieder Menschen und Drachen zu verbinden. Würde mich jedenfalls für sie freuen.

Wieder ein sehr schönes Kapitel ^____^
Freu mich shcon aufs nächste *~*
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-10-02T00:51:27+00:00 02.10.2008 02:51
Ein wirklich SEHR schönes Kapi mal wider von dir *smilie*
Wirklich sehr schön zu sehen das das treffen von Seths Mutter und seiner Schwester so gut abgelaufen ist *lächel*
Und die zwei werden dann auch noch mit kommen wie klasse da geht es ihnen dann auch besser als wenn sie da bleiben würden *knuddel*
Bin ja mal gespannt wie es weiter gehen wird *smilie* kann es garnicht mehr abwarten weiter zu lesen also immer schön fleißig weiter schreiben ja *knuddel*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/ *zwinker*

Von:  soraya-solan
2008-10-01T19:51:20+00:00 01.10.2008 21:51
Hallo Drachenmama,

ein wunderschönes Kapitel.

Wie die Mutter von Jono hat auch die Mutter von Seth
ihren Sohn nie vergessen.
Sie hat immer gehofft ihn wieder zu sehen.
Und war deswegen auch sehr glücklich ihn jetzt wieder zu sehen.

Jetzt sind wieder alle vereint.
Und beim nächsten Familientreffen, wird s dann ein großes Treffen.
Jetzt fehlt nur noch der Vater von Seth,
aber der findet auch noch zu ihnen.

Ja, der Umzug ist die beste Lösung.
Denn in ihrem jetzigen Dorf werden sie ja doch nicht mehr glücklich werden.
Und Solomon nimmt sie bestimmt gern in seinem Dorf auf.
Und Yugi und Thea werden sich über eine neue Freundin sehr freuen.
Und Moka bekommt endlich richtige Freunde.
Darf sie dann auch den Sommer mit am See verbringen?

Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

VLg deine Kükenmama
Von:  night-blue-dragon
2008-10-01T15:21:22+00:00 01.10.2008 17:21
Hi,

wie schon gesagt, wieder ein super Kapitel.

Ich freue mich mit Seth, das er endlich den Mut hatte, seine
Mutter aufzusuchen. Und es ist auch richtig gut gelaufen. Der Gute
wird Jono noch recht danken müssen, das dieser ihn 'gezwungen' hat,
seine Familie aufzusuchen.

Moka ist klasse, sie passt zu Shisara, finde ich. Sie wird sich mit Tea und Yugi sehr gut verstehen.*nick*

Bedauerlich, das die Beiden eine so harte Zeit hatten, erst das
mit ihrem Sohn, dann der Verlust des Mannes und Vaters. Kein Wunder
das es ihnen leicht fällt, ihre Zelte abzubrechen und ihr Glück woanders, sprich in der Nähe ihres Sohnes, wieder zu finden.

Das Moka gleich einverstanden war, die Kühe als Drachenfutter herzugeben, hat mich auch ein bisschen gewundert. Aber sie ist halt praktisch und verkauft, zu einem angemessenen Preis, hätten sie die Kühe
nicht bekommen.

Da ich dich ein bisschen kenne, gehe ich davon aus, das Seths Vater auch noch auftauchen wird. Ich bin neugierig, wann, wo und wie das geschehen wird. Vielleicht ja schon nächste Woche *grins*

Ich freu mich auf das nächste Kap.

Bis dahin

*knuddel* glg

deine
night-blue-dragon


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