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Mondzeiten

Eine Drachengeschichte
von

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Ishizu

Ishizu war nicht mehr die Jüngste, ihr Körper wollte nicht mehr so, wie noch vor ein paar Jahren. Sie hatte bereits 99 Sommer gesehen, doch ihre Augen und ihr Geist waren immer noch so wach, wie die eines jungen Mädchens. Seit Jahrzehnten wartete sie darauf, dass ihr ein Mädchen geboren wurde, das Mädchen, das ihr Wissen weiter tragen würde. Ihr war bewusst, dass sie eine besondere Rolle spielte, da sie bisher noch keine weibliche Nachfahrin hatte. Die Frau ihres jüngsten Enkels war gerade schwanger und würde in Kürze ihr erstes Kind gebären, vielleicht bekam sie ja das Mädchen, auf das sie schon so lange wartete.
 

Heute war sie auf dem Weg zu Solomons Dorf. Zwei junge Männer begleiteten sie, sie waren auf der Suche nach einer Braut und in Solomons Dorf gab es einige passende Mädchen für sie. Ishizu kannte jeden hier in dieser Gegend, sie wanderte zwischen den vielen Dörfern umher und trug das Wissen um sämtliche Blutsverwandtschaften mit sich. Früher führte sie Buch über alle Heiraten und Geburten, jetzt hatte die Frau ihres jüngsten Enkels diese Aufgabe für sie übernommen. Wenn sie einmal nicht mehr wäre, dann würde sie ihre Nachfolgerin sein.

Sie hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht, und wenn ihr Kind kein Mädchen wäre, dann würde sie sie in das Familiengeheimnis einweihen, das immer nur von Mutter zu Tochter vererbt wurde. Ihr Wissen durfte nicht verloren gehen, wer wusste schon, wie lange sie noch leben würde…
 

Als sie das Dorf Solomons erreichte, wurde sie jubelnd empfangen. Die jungen, heiratsfähigen Frauen beäugten neugierig die jungen Männer, die sie begleiteten, und die Kinder freuten sich immer auf ihre Geschichten. Doch diesmal hatten auch die Kinder etwas zu erzählen. Sie erzählten ihr von dem Fremden, der hier gewesen war und Leder bei ihnen eingetauscht hatte, und dass es wegen ihm sogar ein Fest gab, bei dem alle gemeinsam gegessen hatten. Die Kinder durften deswegen später schlafen gehen, deshalb war dies für sie so besonders gewesen. Und die jungen Frauen und Mädchen schwärmten alle von seinen blauen Augen.
 

Als Ishizu das mit den blauen Augen hörte, wurde sie hellhörig. Könnte es sein, dass nun ihre Zeit gekommen war?

Sie begann vorsichtig die Dorfbewohner auszufragen, und dass, was sie zu hören bekam, ließ sie hoffen und sich innerlich auf eine ganz gewisse Begegnung vorbereiten. Jedoch zwei Kinder verhielten sich seltsam, fand sie. Sie waren nicht so aufgeschlossen, wie die anderen Kinder, und schienen sich ganz genau zu überlegen, was sie erzählten, und was nicht. Sie beschloss diesem Verhalten auf den Grund zu gehen.
 

Yugi fürchtete sich ein wenig vor Ishizu, sie hatte Augen, die bis auf den Grund seiner Seele blicken konnten, fand er. Auf jeden Fall konnte man nichts vor ihr geheim halten, sie wusste immer alles über einen. Das war ihm unheimlich. Selbst seine Mutter wusste nicht so viel über ihn, wie Ishizu. Deswegen ging er ihr lieber aus dem Weg, ganz besonders jetzt, denn er wollte Seth und Jono nicht verraten. Aber egal wohin er auch ging, Ishizu war schon da. Sie schien überall zu sein, es war ihm unmöglich sich vor ihr zu verstecken. Es kam ihm so vor, dass sie ihn suchen würde…
 

„So, junger Mann, jetzt will ich aber wissen, was genau du vor mir verheimlichen willst!“ stellte sie ihn zur Rede. Yugi schwitzte Blut und Wasser.

„Ich weiß gar nicht, wovon du redest.“ versuchte er sich noch raus zu reden.

„Na, dann will ich dir mal ein wenig auf die Sprünge helfen,“ meinte Ishizu, „der Fremde war nicht das, was er vorgab zu sein. Nicht wahr?“

„Der Fremde? Meinst du Seth?“ versuchte Yugi immer noch auszuweichen. Er wand sich innerlich, er wollte doch nicht…, aber Ishizu sah ihn mit ihren Augen

so wissend an…

„Ja, genau der. Seth war nicht allein, hab ich Recht? Er hatte jemanden bei sich, der nicht gesehen werden sollte. Oder täusche ich mich etwa?“ forschte

Ishizu nach. „Aber wenn du mir nicht antworten willst, kann ich es ja einmal bei Tea versuchen.“
 

Damit hatte sie Yugis Widerstand gebrochen. Es fiel Tea sowieso schon viel schwerer als ihm, dieses Geheimnis zu bewahren, aber sie sollte nicht an einem schlechten Gewissen leiden müssen, weil sie Ishizu alles gesagt hätte. Und so erzählte er ihr, wie er zufällig gesehen hatte, dass Seth auf einem Drachen angeflogen kam und diesen Drachen auf der Lichtung zurück ließ, als er ins Dorf ging, mit einem Hirsch, den er gejagt hatte. Er erzählte auch, wie er sich am Tag darauf wieder zur Lichtung schlich, um sich den Drachen genauer anzusehen, denn vorher musste er unbedingt ins Dorf zurück, da es dunkel wurde. Und er erzählte ihr, dass Tea ihm nachgeschlichen war und so den Drachen entdeckte. Aber auch, dass Seth ihn entdeckt hatte, als er das Dorf wieder verließ, um mit dem Drachen wieder fort zu fliegen, und dass sie beide, Tea und er, auf dem Drachen sitzen durften, da fliegen als zu gefährlich von Seth und Jono abgelehnt wurde. Ach wie gern wäre er auch einmal auf einem Drachen geflogen. Ishizu lächelte, als Yugi leise am Ende aufseufzte.
 

„So, so, du träumst also davon, ein Drachenreiter zu sein.“ schloss sie Yugis Erzählung ab. „Danke für dein Vertrauen, du hast mir sehr geholfen.“ bedankte sie sich bei Yugi und streichelte ihm über seinen Kopf. „Bewahre dir deinen Glauben an die Drachen und an das Gute in ihnen.“
 

Nun hatte sie alle Informationen zusammen, die sie brauchte. Die Zwei, die zusammen gehörten, hatten sich also gefunden. Es war also an der Zeit, sich zu dem See zu begeben, an dem die Dorfbewohner ihren Zusammenstoß mit dem Drachen hatten, und dort zu warten, bis sie Besuch von den Beiden bekam. Sie würden zu ihr kommen, das stand fest, denn es gab keinen Weg für sie, um zu den Beiden zu gelangen.
 

Ihre Aufgabe war es jetzt, auf die zwei zu warten und ihnen alles zu erklären, was sie betraf. Darauf wartete ihre Familie schon über hundert Jahre, dies war die Aufgabe, die seit Jahrhunderten (oder –tausenden?) von Mutter auf Tochter überging. Sie hatte stets alles bei sich, was sie brauchte, um diese Beiden treffen zu können. Immer war sie dazu bereit, schon seit 59 Jahren, als ihre Mutter starb.

Die beiden jungen Männer, die sie begleitete, würden sie noch zu dem See bringen und ihr beim Zelt aufbauen helfen, bevor sie in ihr Dorf zurückkehrten und ihrem Enkel sagten, wo sie zu finden sei. Sie würde so lange an diesem See bleiben, bis sie die Beiden getroffen hatte, die zu treffen ihre Bestimmung war.

Hier am See hatte sie alles, was sie brauchte: frisches Wasser, Fische, und genügend Platz um ein Trockengestell für Kräuter aufzustellen. Außerdem war sie nicht ungeschickt im Fallen stellen und Beeren und Wurzeln fand sie überall.

Nun brauchte sie nur noch auf ihren Besuch zu warten.
 

Zu Neumond träumte sie, dass ihr Enkel eine kleine Tochter bekommen hätte, mit genau dem gleichen kleinen Muttermal auf der Stirn, wie sie es auch trug, genau wie ihre Mutter vor ihr, und deren Mutter, und deren Mutter…
 

Ishizu nutzte die Zeit des Wartens, um ihre Kräutervorräte aufzufüllen, und überprüfte ihre Schriftrollen, als sie am Nachmittag des Neumondes die beiden Drachen über den See fliegen sah, einen Schwarzen und einen Weißen. Zufrieden blickte sie ihnen nach.

Sieben Tage später kam ihr Enkel vorbei, um ihr etwas Mehl zu bringen und von seiner süßen kleinen Tochter zu erzählen, die er bekommen hatte. Da sie ebenso wie Ishizu ein kleines rautenförmiges Muttermal auf ihrer Stirn trug, wollten sie sie gerne ebenfalls Ishizu nennen. Darüber freute sich Ishizu sehr, denn sie mochte ihren Namen, und es zeigte ihr, wie sehr ihr Enkel und seine Frau sie ehrten und liebten.
 

So verbrachte Ishizu ihre Zeit am See und wartete auf den Vollmond. Ob sie an diesem Vollmond schon Besuch bekommen würde? Oder erst zum nächsten? Sie wusste es nicht und konnte einfach nur abwarten.
 

~~~
 

Seth seufzte zufrieden auf und kuschelte sich an Jono. Ihm ging es gerade so richtig gut, denn sein Bauch machte ihm keine Probleme mehr. Seine Bauchfalte war geöffnet und die Paarung mit Jono war einfach toll gewesen. Er fühlte sich angenehm entspannt, satt und zufrieden und hatte noch den ganzen Tag als Drache vor sich, ohne das lästige, störende Jucken der Bauchfalte.
 

Jono war glücklich. Die Tage, an denen er seinen kleinen Weißen hatte, waren die schönsten in seinem Leben. Natürlich liebte er Seth auch in seiner menschlichen Form, aber er war nun einmal ein Drache…

Dass sie Seths „kleines“ Problem so schnell behoben bekamen, damit hatte er nicht gerechnet, und auch noch auf diese besondere Art und Weise… Ob andere männliche Jungdrachen sich eventuell auch auf diese Weise Abhilfe verschafften, um die Bauchhaut zum zerreißen zu bringen? Er hielt es nicht mehr für ausgeschlossen. Es hatte auf jeden Fall etwas an sich, an der Bauchfalte des Weißen zu lecken hatte ihm sehr gut gefallen, das könnte er öfter machen…

Jetzt ruhten sie sich erst einmal aus, um wieder zu Kräften zu kommen, obwohl er sich fühlte, als könnte er die ganze Welt aus ihren Angeln heben.
 

„Wie geht es dir?“ fragte Jono nach einer Weile.

„Wunderbar!“ meinte Seth schläfrig.

„Hast du Lust ein wenig zu fliegen?“ schlug Jono vor.

„Wohin?“ erkundigte sich Seth träge.

„Raus aus dem Tal vielleicht, und ein Wild jagen?“ kam Jonos Vorschlag.

„Und die Menschen?“ wandte Seth vorsichtig ein.

„Ich glaub nicht, dass wir auf welche treffen.“ entgegnete Jono.

„Und die Männer aus Solomons Dorf?“ setzte Seth dagegen.

„Glaub mir, die werden die Gegend um den See noch eine ganze Weile meiden.“ meinte Jono, „Und ihn dann erst einmal lange beobachten. Außerdem müssen wir ja nicht bis an den See heran fliegen, in der Nähe gibt es eine Menge Lichtungen, die hervorragend zum Jagen geeignet sind.“

„Wenn du dir sicher bist?“ stimmte Seth dem Ausflug zu.

„Ganz sicher. Außerdem bleiben die Menschen immer auf der anderen Seite des Sees, und wir kommen ja vom Gebirge her.“ erklärte Jono.
 

Langsam reizte ihn der Flug doch. Er hatte immerhin nicht so oft die Möglichkeit selbst zu fliegen, längere Strecken zu fliegen. Und die Aussicht auf frisches Wild… in seinem Drachenmaul lief der Speichel zusammen. So flogen die Beiden los, raus aus ihrem Tal, hinweg über das Gebirge und zu dem See in der Nähe von Solomons Dorf (na ja, so nah dann auch wieder nicht, es war schon ein sehr strammer Tagesmarsch, und gemütlicher mit Übernachtung).

Das Fliegen machte Seth riesigen Spaß, die Welt so von oben anzusehen, ließ alles auf einmal in einem anderen Licht erscheinen, klein und unbedeutend. Sie fanden eine Lichtung, auf der mehrer Rehe ästen, groß genug, dass sich jeder eines schnappen konnte, bevor alle davon stoben. Es war eine neue Erfahrung für Seth so ein ganzes Reh auf einmal zu verspeisen, und dazu auch noch roh. Aber als Drache schmeckte es ihm ausgezeichnet. Als Mensch zog er es allerdings in gebratener Form vor. Nach einer kleinen Verdauungspause flogen sie noch eine kleine Runde über den See, bevor sie in ihr Tal zurückkehrten.
 

Als sie vor ihrer Höhle auf dem Plateau saßen fragte Seth:

„Hast du auch das kleine Zelt und die alte Frau am See bemerkt?“

„Nein!“ Jono schaute Seth überrascht an. „Da war eine Frau?“

„Ja, sie war am Ufer und hängte Kräuter an einem Trockengestell auf. Ich denke, dass sie uns gesehen hat.“ meinte Seth nachdenklich.

„Ich glaub, die hab ich da schon öfter gesehen.“ erinnerte sich Jono nach einer Weile. „Ich denk nicht, dass sie eine Gefahr für uns ist.“

Stimmt ja, Jono lebte hier ja schon seit annähernd 70 Jahren, dachte Seth und schmiegte sich wieder an Jono.
 

Zum Sonnenuntergang wollte Seth wieder eine Geschichte aus den Alten Zeiten erzählen, doch diesmal unterbrach ihn Jono.

„Heute will ich dir mal eine Geschichte erzählen.“ sagte er bestimmt. Überrascht wandte Seth Jono sein Gesicht zu und sah ihn neugierig an.

Jono erzählte die Geschichte von einem Drachen, der seine Kolonie verlassen musste und einsam sein Leben fristete, bis er einen kleinen weißen Drachen fand und mit ihm die Liebe in sein Leben einkehrte. Darüber war der einsame Drache so froh, dass er von nun an nie mehr ohne den kleinen weißen Drachen sein wollte.

Jono war so glücklich, seinen kleinen Weißen zu haben, dass ihm zwei Tränen die Wangen herab liefen. Zärtlich leckte Seth sie auf.

„Komm, lass uns rein gehen.“ forderte er Jono leise auf.
 

Als sie sich auf ihr Lager begaben, seufzte Jono tief auf. Ihm wurde bewusst, dass nun wieder ein Tag zu Ende ging.

„Was ist los?“, fragte Seth besorgt.

„Ach, der Tag mit dir geht immer viel zu schnell vorbei. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten, damit du immer ein weißer Blauaugendrache bleibst, mein weißer Blauaugendrache…“antwortet Jono ihm bekümmert.

Der Weiße musste schlucken. So sehr bekümmerte es den Großen, das sie immer nur diesen einen Tag zusammen hatten? Er fand es ja auch nicht schön, dass sie immer nur einen Tag verwandelt waren, egal in welcher Gestalt. Aber sie hatten doch alle 14 Tage die gleiche Gestalt, zu Vollmond würden sie beide ein Mensch sein.

„Warum willst du, dass ich ein Drache bleibe? Warum du nicht ein Mensch?“ fragte er vorsichtig nach.

„Ich liebe dich so sehr,“ flüsterte Jon leise. „Dein Geruch, dein Wesen, du füllst mich ganz aus, du lässt mich mich lebendig fühlen… doch immer wenn die Nacht kommt, ist es mir, als würdest du mich für eine lange Zeit verlassen.“ schniefte Jono unglücklich.

„Aber ich bleibe doch bei dir, für immer.“ versuchte Seth ihn zu trösten.

„Das weiß ich ja,“ entgegnete Jono, „aber ich wünsche es mir trotzdem sooo sehr.“

Darauf wusste Seth auch nichts mehr zu antworten, denn diesen Wunsch konnte er Jono nun mal nicht erfüllen. Schweigend lagen sie nebeneinander, jeder in Gedanken versunken, und versuchten sich Trost zu spenden, die Nüstern dicht am Körper des anderen, um seinen Geruch tief in sich auf zu nehmen.
 

Den kleinen Weißen bekümmerte es sehr seinen großen Schwarzen so traurig zu sehen. Er sollte nicht traurig sein. Er sollte stark und zuversichtlich sein.

ER wollte doch bei ihm Schutz suchen können, sich sicher bei ihm fühlen. Doch er wusste nicht, wie er ihn trösten konnte. Mit einem Mal fiel ihm ein, dass Jono ja kitzlig war. Immer wenn seine kleine Schwester traurig war, konnte er sie mit einer Kitzelattacke wieder aufmuntern. Vielleicht half das ja auch bei Jono.

Sein Plan ging auf. Zuerst war Jono etwas irritiert, weil Seth nicht mehr mit ihm kuschelte, aber als er an seine kitzlige Flanke kam und dort verweilte, musste er sich so heftig schütteln und lachen, dass es ihm gleich wieder besser ging. DAS konnte er nicht auf sich sitzen lassen – dieses Spiel konnten zwei spielen. Also fing auch er an, an Seth zu schnuppern, bis er seine kitzlige Stelle fand. So „jagten“ sie sich eine ganze Weile, bis ihr Spiel auf einmal zärtlichere Formen annahm. Sie hatten nun mal nur diesen einen Tag und diese eine Nacht, und so nahmen sie sich die ganze Nacht Zeit, um sich zärtlich zu lieben. Ausruhen konnten sie sich ja nach Sonnenaufgang.
 

Die nächsten Tage verbrachten sie wie gewohnt, und Seth dachte darüber nach, was er genau mit den Lederhäuten anstellen konnte. Für einen großen Unterstand auf der kleinen Insel waren es zu wenige. Nach einigem hin und her kam er zu dem Schluss, dass ein „offenes“ Rundzelt am praktischsten wäre. Wenn er Stangen und Leder so zu einer Einheit verband, das Anfang und Ende nur übereinander gestellt, aber nicht miteinander verbunden wurden, dann wäre es egal, ob Jono sich in einen Drachen verwandelte, das Zelt würde auseinander fallen, aber nicht kaputt gehen. Außerdem könnten sie es auch auf Ausflüge außerhalb des Tals mitnehmen. Und wenn Jono sich wieder zu einem Drachen verwandelte, würde es wie ein kleines Häubchen einfach auf ihm drauf liegen. Er erklärte Jono seine Idee und gemeinsam suchten sie alles Nötige zusammen, denn Jono wollte mit Seth zusammen das Zelt bauen.
 

In der Nacht vor Jonos Verwandlung hatte Seth einen seltsamen Traum. Er träumte von seiner Schwester. Sie waren gemeinsam im Wald unterwegs und wollten nach ihren Fallen sehen, die sie ausgelegt hatten, als sie sich plötzlich am See wieder fanden, an dem er die alte Frau gesehen hatte. Sie winkte ihm zu und bedeutete ihm, dass er zu ihr kommen sollte, doch gerade als er sich auf den Weg machen wollte, kamen Räuber aus dem Wald und überfielen die Frau. Es war ihm, er riefe sie ihm zu: „Beeil dich, sonst ist es zu spät!“
 

Seth wachte schweißgebadet auf. Der Traum hatte ihn erschreckt und er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie besser so schnell wie möglich dorthin kommen sollten. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass es bis Sonnenaufgang noch ein wenig dauern würde und sie es bis zu Jonos Verwandlung vielleicht noch schaffen könnten. Er schnappte sich zwei Hosen und zwei Kittel und weckte Jono. Der wollte gar nicht gerne wach werden, da er gerade so schön träumte. Doch Seth ließ nicht locker:

„Schnell, wir müssen jetzt SOFORT zum See, wo ich die alte Frau gesehen habe.“ drängte er den verschlafen Jono.

>Wieso?< murrte der verschlafene Jono.

„Jetzt flieg schon los, wir haben nicht mehr viel Zeit!“ drängelte Seth wieder. „Ich erklär die alles unterwegs.“

>Ja, ja, ich flieg ja schon.< beeilte sich Jono. Langsam wurde ihm Seth ein wenig unheimlich, so kannte er ihn ja gar nicht. Das Seth so drängelte war schon sehr ungewöhnlich, also gab er lieber nach, denn es schien ihm ziemlich wichtig zu sein.
 

Jono flog mit Seth so schnell er konnte in Richtung See. Seth erzählte ihm währenddessen von dem Traum und Jono hatte begriffen, dass er bis Sonnenaufgang so nah wie möglich bis zu dem See kommen musste. Er konnte den See schon sehen, und überflog die Lichtung in der sie die Rehe gejagt hatten, als er spürte wie seine Kräfte nachließen. Er landete gerade noch rechtzeitig, als er den Boden unter seinen Füßen spürte ging gerade die Sonne auf und er verwandelte sich in einen Menschen.
 

Seth reichte eines der Kleiderbündel an Jono.

„Hier, das solltest du besser anziehen. Wir wissen nicht, ob wir auf andere Menschen treffen werden, und wie du weißt, laufen Menschen normaler Weise nicht unbekleidet herum.“ Er half Jono beim Anziehen der Sachen und kleidete schließlich sich selbst an. Sie machten sich auf den Weg in Richtung See und erreichten ihn, als die Sonne die Welt zu wärmen begann.

Am See angekommen erkannte Seth, dass drum herum zu laufen bis fast zum Abend dauern würde, der Weg über den See aber sehr viel kürzer sein würde. Er würde die Strecke schwimmen können.

„Schaffst du es über den See zu schwimmen?“ wollte er von Jono wissen. Jono warf einen prüfenden Blick über den See.

„Ich glaube schon.“ meinte er.

„Dann lass uns einen Ast mit Buschwerk suchen, auf den wir unsere Kleidung packen können.“ forderte Seth auf.

Als sie einen passenden Ast gefunden hatten, zogen sie ihre Kleidung aus und banden sie darauf fest. Seth schob den Ast vorsichtig ins Wasser und sie stiegen hinterher. Ach, so unbekleidet fühlte sich Jono gleich wieder besser. Er hatte ja vorher noch nie etwas angehabt und fühlte sich dadurch etwas eingeengt.
 

Mit ruhigen, gleichmäßigen Zügen begann Seth los zu schwimmen und Jono tat es ihm gleich. Noch bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, kamen sie am anderen Ufer an und legten sich einen Augenblick ans Ufer, um sich trocknen zu lassen. Danach kleideten sie sich wieder an und machten sich auf den Weg zum Zelt der alten Frau.

Vor dem Zelt saß eine alte Frau, die mit dem trocknen von Kräutern beschäftigt war. Sie schaute auf, als die Beiden aus dem Wald heraustraten.

Schwarze tiefgründige Augen blickten Seth und Jono an, als sie vor der alten Frau standen.
 

„Augen so blau, wie der Himmel – Haare so gelb, wie die Sonne.

Tretet ein, ich habe euch erwartet.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2014-08-30T07:50:31+00:00 30.08.2014 09:50
Hey o(^▽^)o

das ist eine interessante Geschichte, wie die
Mondkinder entstanden sind, aber auch sehr
traurig, weil mit dem Kampf der Völker so viel
Leid über alle gekommen ist. Das ist echt schade.

Was die drei jetzt wohl tun werden?

CuCu Jyorie

Von:  Schreiberling
2008-04-05T14:59:07+00:00 05.04.2008 16:59
Hallo Drachenlady^^

Da bin ich wieder.
Die Kapis bis hierher waren echt spannend.
Yugi und Tea waren echt super süß zusammen, vor allem als beide Versteckten gleichzeitig rauskamen.

Jono war aber auch sehr sehr lieb, dass er sie hat auf sich klettern lassen.

Schön war auch das Gespräch zwischen Seth und Yami.
Hach ich könnte den ganzen Tag nur schwärmen.

Deine Kapis sind immer so schön, auch die neue Drachenpaarung. HIHI
Endlich ist diese blöde Falte aufgegangen, die hat aber auch genervt.^^

Ishizu fand ich zu beginn etwas bedenklich bzw. gruselig.
Aber nun wird es ja so richtig interessant.
Ich kann es kaum erwarten mehr zu erfahren.
VLG
deine Tastenlady^^
Von:  night-blue-dragon
2008-04-02T12:48:45+00:00 02.04.2008 14:48
So was aber auch, bin ich nicht die erste *grins*

Ishizu's Geheimniss macht mich neugierig, sie scheint da etwas über die Beiden zu wissen. Es muss sehr wichtig sein, wenn es über Generationen gehütet wird.

Ist der Traum eine Zukunftsvision oder drückt er nur die Dringlichkeit eines Treffens aus, schließlich ist Ishizu nicht mehr die jüngste.

Jetzt beeile ich mich das nächste Kapi zu lesen, bevor mir wieder was dazwischenkommt.

lg
nbd
Von:  soraya-solan
2008-04-02T12:34:01+00:00 02.04.2008 14:34
Hallo Drachenmama,

diesmal bin ich erste.

Ishizu ist eine besondere Frau, das fühle ich. Sie hat den Beiden etwas sehr wichtiges mitzuteilen. Und es muss sehr wichtig sein, wenn es schon seit Generationen von Mutter zu Tochter weiter gegeben wird.
Bin gespannt was sie den Beiden erzählen wird.

Ich frage mich was der Traum von Seth zu bedeuten hat. Es scheint zu mindestens sehr wichtig zu sein. Und ich kann verstehen das er ihn so sehr verschreckt hat, das er sich sofort auf den Weg gemacht hat.

Jono´s Wunsch kann man verstehen, ich schätze mal das Seth in etwa den gleichen Wunsch wie Jono hat. Jeder der Beiden möchte den anderen für immer so haben wie der selber ist und nicht nur für einen Tag.

VLG deine Kükenmama
werd jetzt gleich noch das nächste Kapitel lesen


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