Freund oder Feind?
Es war eine ganze Weile ruhig im Abteil, nachdem Harry jetzt endlich erfahren hatte, warum seine Eltern gestorben sind und warum alle so komisch auf seinen Namen reagieren.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, denn alle warteten auf eine Reaktion von Harry, da sie an seiner Stelle noch Unmengen an Fragen hätten.
Aber nichts geschah.
Der Held saß einfach nur da und starrte Löcher in die Wand und wurde von Minute zu Minute immer blasser.
Je blasser Harry wurde, desto nervöser und sogar besorgter wurde Draco, denn er hatte jetzt schon ein schlechtes Gewissen, dass sie dem schwarzhaarigen seine Vergangenheit nicht schonender beigebracht hatten.
Als besagter jetzt auch noch eine leicht grünliche Farbe im Gesicht bekam, verfluchte Draco seinen bis dato besten Freund dafür, dass der mal wieder nicht sein vorlautes Mundwerk halten konnte.
Blaise neigte nämlich grundsätzlich dazu einfach so und ohne umschweifen zu sagen, was ihm gerade in den Gedanken herumschwirrte, ohne sich vorher Gedanken um die folgenden Konsequenzen zu machen.
Auch wenn sich Draco schon denken konnte, wie die Antwort ausfallen würde, fragte er Harry dennoch, ob mit ihm alles in Ordnung wäre, denn er wollte endlich eine Reaktion, ob nun positiv oder negativ, dass spielte im Moment keine große Rolle, aber alles war besser als dieses lethargische Verhalten.
Harrys Reaktion folgte auch prompt und wie nicht anders zu erwarten war diese nicht gerade positiv.
„Ob alles in Ordnung ist?“ quietschte er nur ungläubig und funkelte Draco an.
„Also mal davon abgesehen, dass ein bekloppter meine Eltern umgebracht hat und dasselbe dann auch bei mir versucht hat, dabei aber selbst draufgegangen ist und von der Tatsache mal abgesehen, dass ich in einem Abteil voller Schwarzmagier sitze, deren Eltern vermutlich auch noch Anhänger von diesem Irren waren und mir dessen Tot wohl auch noch übel nehmen, also dann geht es mir gut! Wirklich fantastisch!“ antwortete er sarkastisch.
„Ich glaub mir wird schlecht!“ meinte Harry dann noch hinterher und seine Gesichtsfarbe machte der einer Kröte stark Konkurrenz.
Kaum war dies gesagt schon stürmte der Held der Zaubererwelt mehr oder weniger schwankend mit Hand vor dem Mund aus dem Abteil, aus welchem ihm zum Teil wütende und besorgte Blicke folgten.
Von diesem starken Ausbruch überrascht, konnten Draco, Blaise, Theodore, Millicent und Pansy dem flüchtendem erst einmal nur sprachlos hinterher starren. Zwar hatten sie mit einem Wutausbruch gerechnet, aber nicht mit einem der solche Ausmaße annimmt.
„Blaise!“ erklang Dracos Stimme Unheil verkündend.
Genannter wusste auch gleich, dass es ein ausgewachsenes Donnerwetter geben würde, was wohl jeden Wutausbruch einer Veela wie ein Kindergeburtstag erscheinen lässt.
„DAS DU AUCH NIE DEIN LOSES MUNDWERK HALTEN KANNST! ALLMÄHLICH HAB ICH WIRKLICH DIE BEFÜRCHTUNG, DASS DU MIT EINEM FLUBBERWURM NÄHER VERWAND BIST ALS MIT EINEM MENSCHEN!“ brüllte es auch schon durch das Abteil, sodass sich die anderen Insassen die Ohren zuhalten mussten, denn diese Lautstärke war nicht zu verachten.
Wie eine wild gewordene Furie stürmte Draco nach seinem Ausbruch auf den Gang, um nach Harry zu suchen, denn er wollte Schadensbegrenzung betreiben, da er befürchtete, dass Harry nie wieder ein Wort mit ihm sprechen würde nachdem, was er erfahren hatte.
Von dem Lärm angelockt steckten manche Schüler ihre Köpfe aus den näheren Abteilen, um zu sehen was denn geschehen ist, aber alles was sie sahen, war ein silberner Schweif, der an ihnen vorbeisauste.
„Du bist so gut wie tot!“ war Pansys nüchterne Bemerkung auf den Abgang des blonden, was ihr von Theodore und Millicent ein zustimmendes Nicken einbrachte.
Harry währenddessen war am anderen Ende des Zuges angekommen und ließ sich dort erst einmal auf einem ausklappbaren Sitz auf dem Gang nieder, um zu verschnaufen.
Die frische Luft, welche aus dem geöffneten Fenster neben ihm kam, sorgte dafür, dass auch seine Übelkeit langsam abflaute.
So saß er eine ganze Weile mit geschlossenen Augen auf dem Gang und versuchte zu verarbeiten, was er erfahren hatte. Dies war allerdings alles andere als einfach, denn zu erfahren, dass man Schuld am Tod eines Menschen war, auch wenn dieser die eigenen Eltern umgebracht hatte, war nicht einfach zu verdauen, genau wie die Information, dass man selbst schon lange hätte tot sein können.
„Ey Mann! Hast du ne Kröte gesehen?“ wurde Harry unerwartet aus seinen Gedanken gerissen und er sah seinen Gegenüber erschrocken an, da er wegen diesem fast vor Schreck von seinem Sitz gefallen wäre.
Ein Junge hatte ihn angesprochen, der, genau wie er selbst, abgetragene Klamotten trug, nur dass die seines Gegenübers nicht Meilenweit zu groß waren.
Das auffälligste an diesem Jungen waren wohl aber die Haare, denn diese leuchteten in einem Karottenton, welchen es so in Natura nicht geben dürfte.
Als Harry ihm gerade antworten wollte, bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung neben sich auf dem Boden und er wand sich dieser zu.
Als er erkannte, was sich neben ihm bewegt hatte, beugte er sich zu diesem runter, um es aufzuheben und es danach dem Jungen mit einem grinsen unter die Nase zu halten.
„Meinst du die hier?“
„Boah ey! Da wird sich Neville aber freuen!“ meinte der rothaarige überrascht und nahm Harry die Kröte ab.
„Mein Name ist übrigens Ron!“ stellte sich der Junge vor und reichte Harry die Hand.
„Und wie heißt du?“ wollte er dann noch neugierig wissen.
Harry kam allerdings nicht dazu zu antworten, denn das wurde ihm von einem blonden Jungen abgenommen.
„Harry, hier bis du ja! Ich hab dich schon überall gesucht!“ meinte Draco und ignorierte den rothaarigen geflissentlich, denn er hatte sich ernsthafte Sorgen um Harry gemacht, da dieser nicht gerade gesund ausgesehen hatte, als er aus dem Abteil gestürzt war.
Da der Gang, auf dem Harry sich niedergelassen hatte, recht breit war, konnten sich Dracos Begleiter, welche sich unbemerkt von dem blonden an dessen Fersen gehängt hatten, rechts und links von diesem aufbauen.
Dracos Begleiter erinnerten Harry an Bodyguards, denn sie waren groß, breit und vor allem sahen sie kräftig aus.
Niemand der so vor dem blonden stand würde es sich wohl trauen ihn schief anzumachen, wenn diese beiden Schränke in der Nähe waren, es sei denn man ist dumm, oder einfach nur lebensmüde.
Draco schien sich an diesen beiden allerdings nicht zu stören, da er sie zu kennen schien, sondern betrachtete weiterhin Harry, der wie überfahren da saß.
Ron verstand die Situation allerdings falsch, da er nicht das besorgte glimmen in den Augen von Draco wahrnahm und wollte `Harry´ wie er jetzt wusste beschützen, da dieser sich nicht rührte.
„Was willst du hier Malfoy?! Verschwinde zurück zu den restlichen Schlangen und lass uns in ruhe!“ keifte Ron den blonden auch schon an, was ihm einen entgeisterten Blick von Harry einbrachte, da dieser nicht geglaubt hätte, dass die zwei sich kannten.
Draco mochte es allerdings gar nicht so angefahren zu werden.
So drehte er sich mit einem abschätzenden Blick dem rothaarigen zu, betrachtete ihn von oben herab und kräuselte belustigt die Lippen.
„Den abgetragenen Klamotten nach zu urteilen und nicht zu vergessen diesen roten Haaren…du musst ein Weasley sein!“ meinte Draco nonchalant und dachte nicht daran zu tun, was von ihm verlangt wurde.
Harry betrachtete die beiden mit Verwunderung, denn er wusste nicht was er von dieser ganzen Charade halten sollte, denn zu ihm war Draco die ganze Zeit nett gewesen und dieses Verhalten jetzt von dem blonden war ihm suspekt, erinnerte es ihn doch an Mr. Malfoy.
Dracos Worte machten Ron wohl mehr als nur wütend, denn dieser bekam ganz rote Ohren und sah so aus, als wenn er den blonden gleich anspringen würde.
Der rothaarige war wohl aber klug genug dies nicht zu tun, denn die beiden Gorillas neben Draco hätten das wohl nicht zugelassen, stattdessen begnügte er sich damit den blonden anzuschreien.
„HALT DIE KLAPPE MALFOY!“
Dieser allerdings ignorierte den Weasley und wand sich wieder Harry zu, welcher immer noch zwischen den beiden saß und alles gespannt mitverfolgte.
„Komm Harry, gehen wir zurück.“ meinte Draco um einiges freundlicher und reichte Harry die Hand, um ihm von dem Sitz aufzuhelfen.
Ron war damit allerdings alles andere als einverstanden und schlug die Hand des blonden weg um sich dann zwischen ihm und Harry zu stellen.
„Ich hab gesagt du sollst ihn in Ruhe lassen, Malfoy! Er will nicht mit dir mit und nun verschwinde!“
Die beiden Schränke wollten sich auf Ron stürzen, da dieser Dracos Hand weg geschlagen hat, allerdings wurden sie von einem Blick von Malfoy aufgehalten.
Dieser maß sein Gegenüber mit einem ruhigen Blick und sah dann an diesen vorbei zu Harry und meinte, dass sie zurück in ihr Abteil gehen sollten und er dort alle Fragen von ihm beantworten würde.
Dem rothaarigen platzte dabei allerdings endgültig der Kragen, wurde er doch nun schon zum dritten Mal ignoriert und stürzte sich auf den blonden.
Bevor Draco oder einer seiner Begleiter auch nur ansatzweise reagieren konnten, was Harry schon aufgesprungen und pinnte Ron an die gegenüberliegende Wand.
Dort hielt er ihn fest und sah ihm ernst ins Gesicht.
„Es ist nicht gerade nett jemanden anzugreifen. Und bevor du jetzt anfängst zu behaupten, dass Draco angefangen hat dich zu provozieren, so muss ich dir widersprechen, denn er hat dich von Anfang an ignoriert. Du hast immer weiter gestachelt!“ meinte Harry mit einem harten Ton, der allen anwesenden einen Schauer über den Rücken jagte.
„Trotzdem danke, dass du mich beschützen wolltest, aber ich bin groß genug, um selber zu entscheiden, mit wem ich gehe und mit wem nicht.“ fügte er noch an, bevor er Ron losließ, um sich Draco zuzuwenden.
„Gehen wir zurück.“
tbc
das war also kappi 4^^
hoffe ich konnte euren erwartungen entsprechen^^
bis zum nächsten mal
eure nekochan666
