Regen, nichts als Regen
Es war ein verregneter Januar Tag. Die Sonne war nicht einmal am Himmel erschienen und eine junge Frau namens Samya Dane lief mit ihrem Regenschirm zu ihrem Loft.
*Warum ist das Wetter bloß so verdammt scheiße?!*, fragte sich die schwarzhaarige Samya.
Der Regen prallte von ihrem blauen Regenschirm nur so ab - man hätte denken können, es würde hageln. Eine kräftige Windböe riss Samya den Regenschirm aus der Hand und er flog davon.
"Scheiße!!!", rief Samya laut aus, doch da hatte ein großer stattlicher Mann, der wie aus dem Nichts erschien, den Regenschirm schon aufgefangen. Er kam zu Samya. Er war groß, hatte einen Bart ums Gesicht und sah gar nicht mal so schlecht aus. Samya wunderte sich, wo der Mann herkam.
"Bitte Miss, Ihr Schirm", sagte der Mann mit einer tiefen Stimme.
Samya war verwundert und sagte kurz: "Danke."
Ihr gefiel der Mann und fragte nach kurzer Zeit: "Haben Sie keinen Schirm?"
"Nein, habe ich nicht. Brauche ich auch nicht - ich bin ja nicht aus Zucker", der Mann lachte und Samya fand sein Lachen unwiderstehlich.
Unerwartet krümmte sich der Mann vor Schmerzen. Samya dachte zu erst, er würde sich vor lachen krümmen, weil er immer noch ein Lächeln auf den Lippen hatte, doch dann erkannte sie den Ernst der Lage.
"Was ist mit Ihnen!?!", fragte sie ihn.
"Nichts, es geht schon!", antwortete der Mann energisch, "mir geht es gut."
"Sie sehen nicht so aus. Soll ich nicht lieber Hilfe holen?"
"Nein!!! Ich brauche keine Hilfe!!!"
Der Mann ging auf die Knie und sagte leise:
"Zu schwach, einfach noch zu schwach. Aber ich spüre ihre Kraft..."
Samya verstand ihn kaum, fing jedoch einzelne Bruchstücke seiner Aussage auf - behielt sie jedoch für sich.
Dann stand der Mann auf und meinte:
"Ich muss weiter."
"Geht es Ihnen auch wirklich so gut, dass ich Sie alleine weiter gehen lassen kann?"
"Ja, kein Problem", antwortete er. Er drehte sich um und ging.
Samya schaute ihm nach, sie hielt ihren Regenschirm fest in der Hand, hielt ihn sich aber, vor Verwunderung über den Mann, nicht mehr über den Kopf.
Nach einer Weile drehte sie sich um und ging weiter. Völlig perplex drehte sie sich dann doch noch mal ein letztes Mal um, um zu sehen, dass der Mann weiterhin ging, doch da sah sie ihn nicht mehr! Er war wie vom Erdboden verschluckt. So, als wäre er nie da gewesen. Wie er gekommen war, so war er wieder verschwunden - auf unklärbare Weise...
Samya schüttelte den Kopf und ging nach Hause. Der Regen hörte nicht auf. Samya ließ sich vom Wetter mitnehmen und wurde melancholisch.
Zu Hause, in ihrem Loft in der Stadt angekommen, legte Samya ihre nassen Klamotten weg, zog sich etwas Bequemes an und setzte sich einen Tee auf. Hier und da machte sie ein paar Kerzen in ihrer Wohnung an und setzte sich dann mit ihrem Tee auf eine etwas größerer Fensterbank.
Sie schaute raus und sagte:
"Was für ein Wetter. Ich dachte es sei Winter und nicht Herbst..."
Plötzlich musste sie an den Mann, der ihr heute den Regenschirm gefangen hatte, denken. Sie dachte sogar, sie hätte sein Gesicht in der kleinen Spiegelung im Fenster gesehen.
"Ich bin doch verrückt oder dieses Wetter macht es zu mindestens. Es ist auch nichts als Regen da draußen..."
Samya saß noch ein paar Stunden da und dachte nach. Ihr gefiel der Mann, doch er war ihr ebenso suspekt durch seinen Schwächeanfall und sein merkwürdiges Gemurmel. "Zu schwach.... spüre ihre Kräfte..." hatte sie verstanden, doch was steckte dahinter? Sie war verwirrt.
Draußen war es dunkel geworden und Samya merkte nicht, wie die Zeit verging. Morgen musste sie zu einem Vorstellungsgespräch bei einer Zeitarbeitagentur und wollte dafür ausgeschlafen sein. So ging sie zu Bett.