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Brüder

von

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"Brüder"
 

Er trug die typische leichte Rüstung seiner Stadt.

Ein bequemer Brustpanzer, ein verstärktes Beinkleid, ein Helm, unter dem das lockige Haar hervorquoll. Den Anblick rundete sein Schwert ab, welches seinem Herrn schon lange gute Dienste geleistet hat. Meeresbrise hat er es in geselliger Runde oft genannt.
 

»Ruffel, lass ihn!« Dieser sicher gut gemeinte Rat hatte einigen Erfolg. Abrupt stürmte der Schlachtenlärm wieder auf ihn ein, diese Kakophonie aus sich kreuzenden Klingen, dumpfen Schlägen und barbarischen Schreien der Sterbenden.
 

Gesellige Runde..., in seinen Gedanken kam ihm dieser Begriff so unwirklich vor, wie es nur möglich war. Hinter ihm kämpften seine Freunde Duke und Serapho gegen die Übermacht, die sich ihnen entgegenwarf. Warum kämpften sie hier nur? Ging es um Land, Reichtümer, Macht? Der Anblick, der sich um ihn herum bot, verneinte dies.
 

Zu viele Menschen waren auf beiden Seiten gefallen, um auch nur einen dieser Gründe zu rechtfertigen. Es war die alte Schlacht, die schon Ewigkeiten geführt wurde und wahrscheinlich auch nie enden würde.
 

Die Schlacht zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten... Tempelrittern und der schwarzen Horde.
 

Der erneute Blick auf den vertrauten Körper seines im Staube des Schlachtfeld liegenden Freundes war ungleich realitätsnaher. Sinured war zweifellos der Schönste unter ihnen gewesen. Selbst im Tod besaß er noch diese fast weiblichen Züge und das immerwährende Lächeln, für das er so oft von ihnen geneckt worden war.
 

Doch nun wob sich ein Netz aus rotem Blut seine Bahnen über den verstaubten Harnisch. Der Quell mochte die langgezogene klaffende Wunde auf seiner Brust sein, wo das Schwert seines Gegners seine Rüstung auf groteske Weise verunstaltet hatte. Es schien genau über seinem Herzen zu liegen.
 

Hätte er noch Tränen gehabt um sie zu vergießen, wären sie ihm jetzt wohl entwichen. Doch sie waren ihm schon seit langer Zeit versiegt. Das Leid, das Elend, welches sie erlebt hatten und das viele Blut, das von ihren Schuhen mittlerweile kaum mehr wegzudenken war, hatten ihren Tribut gefordert.
 

»Ruffel!«, ermahnte Serapho atemlos. Ernsthafte Sorge schwang in seiner Stimme mit. Das wiederholte Nennen seines Namens riss ihn vollends in die Wirklichkeit zurück.
 

Ein letztes Mal sah er auf seinen toten Freund hinunter. Seine Körper füllte sich nun mit Entschlossenheit und Kraft, von der er nicht gedacht hätte, dass sie noch in ihm schlummerte.

Die Finger seiner Hände gruben sich in die Erde, bis sie Fäuste bildeten. War Wut das Richtige um dem Krieg zu begegnen? Vielleicht nicht, aber sie war das Einzige, was seinen Körper jetzt noch zu beseelen schien.
 

Sämtliche Muskeln spannten sich, als er seinen Schild abstreifte und nach Sinureds Meeresbrise griff. Das Schwert schien damit einverstanden, denn es glühte förmlich in seiner Hand. Ein Gegner schien der Wachsamkeit seiner Freunde entwichen zu sein, denn er bekam die Möglichkeit sein Schwert zum Hieb zu erheben und sein Ziel war nichts Geringeres als Ruffels Nacken.
 

»Ruffel!!«, schrieen Serapho und Duke fast wie aus einem Mund, nun eindeutig warnend.
 

Ein mächtiger Hieb fällte den Angreifer und warf ihn weit in die Reihen der Feinde zurück. Die Sorge war nicht mehr nötig. Ruffel stand nun in voller Größe aufrecht da.
 

Meeresbrise, das nun einen weiteren Tod zu verantworten hatte, gen Himmel gestreckt.
 

Sein eigenes Schwert in einer Lauerhaltung in der anderen Faust und den Blick zu Boden gerichtet, dies bot einen wahrlich Ehrfurcht gebietenden Anblick. Die Wucht des Schlages und die Aura, welche von Ruffel nun auszugehen schien, ließen die vordersten Angreifer fast angstvoll zurückdrängen.
 

Sie würden sich bald wieder fangen, doch der Moment reichte Duke und Serapho sich frei zu machen und Ruffel zu erreichen.
 

»Schon gedacht wir hätten dich auch verloren«, grinste ihn Duke an. Dukes seltsamer Humor war allzeit vorhanden und würde wahrscheinlich sogar dessen Tod überdauern.
 

Ruffel hob seinen Kopf und ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel als er antwortete. »So leicht mache ich es ihnen nicht. «
 

Serapho sah nun kurz zu Sinured. »Ist er ...?«
 

»Ja«, unterbrach ihn Ruffel. »Aber ich habe nicht vor, sie vergessen zu lassen, was er für uns wert war.« Dabei maß er mit einem beinahe gierigen Blick die in dunkle Rüstungen gehüllten Feinde.
 

Duke streckte sich. »An sich wollte ich ja grade eben aufhören, aber diesen Spaß werde ich mir dann wohl noch gönnen.« Grimmig lächelnd beendete er seine sicherlich nicht schmerzfreie Dehnung und trat zu Ruffels Linken. Nahm sein Schwert in die Hand und schützte mit seinem Schild ihre linke Flanke.
 

Nun trat auch Serapho fast selbstverständlich an Ruffels rechte Seite. Sein schwerer Zweihänder würde tödliche Furchen hinterlassen. »Ein wenig Bewegung vor dem Essen wird schon nicht schaden.«
 

»Für Sinured!!!«
 

Es klang wie ein Donnerschlag, als die drei mit diesen Worten in die Reihen der Gegner fuhren.

Wahrscheinlich würden sie den Krieg nicht beenden. Ja, wahrscheinlich nicht einmal die Schlacht gewinnen. Auch die Chancen, dass sie den Tag überleben würden, standen gering.
 

Aber sie würden kämpfen, Gegner um Gegner würde ihren Hieben zum Opfer fallen und das nicht für die Seite des Guten, die sie gewählt hatten, sondern für Sinured, ihren Freund, ihren Kampfgefährten, ihren Bruder...
 

~Ende~



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