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Another Precious Rainbow

Nothing's like it seems to be
von

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De Svartkledde Teil 3

III Zwielicht
 

Großer Verkehr war auf den Straßen zu verzeichnen und vor allem zu hören. Wie immer gab es während der Hauptverkehrszeiten Stau in dem es fast unmöglich war, voran zu kommen. Es war Nachmittag, die Wolkenkratzer der Hauptstadt Japans waren in den weißen Verkehrsdunst gehüllt und verboten den freien Blick auf den noch so blauen Himmel oberhalb der Stadt. Die vielen Gebäude der Geschäftsviertel in Tokio erhoben sich mit der Weisheit der Einwohner und waren ein Symbol der modernen Zivilisation und vermischten sich mit dem Verkehrlärm und dem Stress des neuen Jahrhunderts.

Aus einem altertümlich erscheinenden Gebäude, mitten im Zentrum Tokios, kam ein Mann mit europäischem Aussehen und schwarzem Anzug heraus, er hatte einen rechteckigen Aktenkoffer, der ebenfalls in schwarzer Farbe gehalten war. Der blonde Mann mit dem strähnigen Haar machte den Eindruck eines Versicherungsvertreters oder Bankangestellten. Es war derselbe Herr, welcher vor ein paar Wochen überstürzt das Haus der Andersens verlassen hatte. Nervös sah er auf seine silbernfarbene Armbanduhr und überlegte ob er es sich leisten konnte im Stau zu stehen oder ob er lieber mit dem Zug fahren sollte. Gerade als er sich dazu entschlossen hatte, lieber nichts zu riskieren kam ein weiterer Mann mit weißen Mantel aus dem Parlamentsgebäude und wandte sich an den Europäer: „Harald-kun!“

„Ah, Kaoru-sama!“, die Überraschung stand Johans Vater ins Gesicht geschrieben und wirkte nun noch nervöser als zuvor, „Was... was machen Sie denn hier!?“

Der junge Mann mit Sonnenbrille lachte leise auf: „Aber, aber, Harald-kun, ich glaube wir haben beide hier gearbeitet. Wollen Sie zurück zu ihrer Unterkunft?“

„Ja ganz Recht, ich fliege heute wieder nach Norwegen zurück und ich dachte mir, ich sollte lieber die Bahn nehmen um meine Sachen abzuholen. Ich darf mein Flugzeug nicht verpassen.“

„Macht Ihre Frau Ärger? Ich kann Ihnen eine gute Adresse geben, dort könnten Sie...“, begann der Mann namens Kaoru und erhielt einen mahnenden Blick seines Bekannten, also winkte er kurz ab und fuhr mit einem anderen Thema fort, „Scheuen Sie nicht mit mir zu fahren. Ich werde sie nach Narita bringen.“

Überrumpelt von diesem Angebot ging Harald Andersen auf dieses Angebot ein obwohl es ihm eigentlich widerstrebte die Hilfe des Japaners anzunehmen. Folgsam ging er hinter seinem Bekannten her und stieg dann in eine weiße Limousine. Kaoru nahm neben Herrn Andersen Platz und gab seinem Chauffeur den Befehl loszufahren.

„Und Ihre Geschäfte? Wie laufen die?“, erkundigte sich Johans Vater höflich.

„Nicht so gut, das müssten Sie eigentlich wissen. Seitdem eine der Farben verschwunden ist, haben wir keine Fortschritte mehr gemacht. Es fehlt uns immer noch ein Anhaltspunkt“, erklärte der Japaner und bekam einen betroffenen Blick des Norwegers, „Was haben Sie denn, Harald-kun? Wissen Sie etwa, wer damals das ganze Unternehmen hat platzen lassen?“

„Nein, zu jener Zeit war ich zu Hause“, versicherte Harald.

Kaoru ließ es damit auf sich beruhen, dennoch wirkte der Diplomat etwas mitgerissen von den schlechten Nachrichten seines Bekannten. Zu Recht, denn es war ein wirklich wichtiges Projekt für Kaoru gewesen und er hatte ihn eine Zeit lang nicht unterstützt.

Die Fahrt in der Limousine dauerte nicht sehr lange, denn der Chauffeur kannte die abgelegenen Seitengassen Tokios sehr gut, was ihm dazu verhalf auf Umwegen trotzdem zu dem Luxushotel zu gelangen, in dem Harald Andersen untergebracht war. Johans Vater stieg aus dem Wagen und verbeugte sich tief vor dem Japaner: „Ich danke Ihnen sehr für die Fahrt, Kaoru-sama! Ich hoffe wir sehen uns bei meinem nächsten Japanaufenthalt ebenfalls wieder.“

Der in weiß gekleidete Japaner sah den Norweger verwirrt an: „Aber, Harald-kun, ich bestehe darauf, dass wir Sie zum Flughafen fahren. Bitte holen Sie ihre Sachen und lassen Sie sich hinfahren. Mir liegt sehr viel daran, jetzt da wir uns endlich wieder getroffen haben.“

Noch einmal verbeugte sich der Europäer tief vor Kaoru und nahm sein Angebot nun wortlos an. Tief im Inneren seufzte er, dass er so viel Pech hatte und verschwand im Hotel um seinen Koffer zu holen.
 

Der viele Regen hatte deutliche Spuren hinterlassen. Obwohl es erst September war, wirkten die Bäume schon schlaff und kraftlos, ihre Blätter hingen trübe nach unten und verfärbten sich langsam, um die Welt in herbstliches Gold zu tauchen. Dennoch hatte sich das Wetter wieder gebessert und der Sonne spätsommerliche Kraft verliehen um der Erde noch ein wenig Wärme zu spenden.

Langsam aber sicher bereiteten sich auch die kleinen Tiere auf ihren Winterschlaf vor, oftmals sah man Eichhörnchen in den Bäumen sitzen, die ihre Nüsse von den langsam verarmenden Baumkronen stahlen um sie in der feuchten Erde zu verstecken. Viele von diesen, würden sie nie wieder finden.

Juudai saß vor dem Fenster auf dem Sofa und starrte hinaus. Schon seit Tagen hatte ihn ein melancholisches Gefühl erreicht. Zwar hatte Ruki richtig vorrausgesagt, dass das Wetter wieder freundlicher und wärmer werden würde, aber immer wieder erwischte er sich dabei, wie er sich zur Schule sehnte. Es war keines Falls der Unterricht, der ihm so fehlte, auch das Gebäude bedeutete ihm nichts. Was er am meisten vermisste, war Johans Stimme. Diese helle leichte Stimme eines frechen Sommervogels voller Energie die mit ihm japanische Worte sprach, aber Juudai wollte auch gern Ruki wieder sehen, allerdings musste er sich wohl oder übel erst einmal auskurieren und so brach die zweite Woche an, die Juudai noch zu Hause verbringen musste. Seine Laune besserte sich auch in dieser nicht, immer noch ärgerte er sich darüber krank geworden zu sein, die Bitterkeit in seinem Körper nahm ebenfalls zu, denn er erwartete verzweifelt Post von seinen Freunden. Er hatte ihnen bereits vor zwei Wochen geschrieben und langsam konnte er einen Besuch von Johan erwarten. Juudai musste zugeben, dass die Briefe seiner Freunde nicht das aller Wichtigste waren und selbst wenn, musste er wohl einsehen, dass seine Freunde ihn nicht für sonderlich wichtig hielten, wenn sie sich so viel Zeit ließen um ihm einen Brief zu schreiben. Im Augenblick konnte Juudai sich nur über Papier mit seinen Freunden verständigen und sie nicht sehen, deshalb war es ihm wichtiger, sich auf seine Freunde zu konzentrieren die er hier gefunden hatte.

Sein Lager hatte der Japaner im Wohnzimmer auf der Couch aufgeschlagen und sah sich zumeist Glamour Serien im Fernsehen an, doch des Öfteren war er sowieso nicht konzentriert dabei. Seine Gedanken schweiften ab. Sie glitten zu seinem norwegischen Freund. Den Jungen, den er wie niemand sonst in sein Herz geschlossen hatte. Wenn Juudai es sich recht überlegte, dann mochte er Johan fast ein bisschen zu sehr für seinen Geschmack.

Gegen Mittag, als seine Mutter wieder zur Spätschicht gegangen war, klingelte es an der Tür. Mit noch leichten Kreislaufproblemen erhob sich Juudai vom Sofa und schleppte sich in den Flur. Er konnte durch die Glasscheibe die schwarzen Schemen des Mädchens erkennen, es war dasselbe, das mit ihm in eine Klasse ging. Juudai spürte sofort, dass Freude wie der helle Klang eines kleinen Glöckchens Kontrolle über seinen Körper erlangte. Schnell öffnete Juudai die Tür und blickte in das lächelnde Gesicht seiner Freundin.

„Hallo Juudai-kun!“, begrüßte sie ihn, „Kann ich reinkommen?“

„N-natürlich“, antwortete er überrascht und machte ihr etwas Platz damit sie hinein konnte, seine Stimme noch immer rau und kratzig, denn die geschwollenen Mandeln verhinderten, dass er vernünftig reden konnte. Vergnügt, wie Ruki die meiste Zeit über war, wenn sie Juudai nicht gerade neckte, trat sie ein und schlüpfte aus ihren Schuhen. Noch immer war Juudai etwas perplex, sie so plötzlich vor seiner Tür vorzufinden. Dennoch freute er sich wie ein junges Kitz über das erste junge Grün des Jahres. Er beobachtete das Mädchen ein paar Sekunden lang. Sogleich warf Ruki einen Blick in das Wohnzimmer und konnte nicht verhindern leise loszulachen.

„Was ist denn so witzig?“, fragte Juudai ein wenig verwirrt.

Das Mädchen zeigte auf den blauen Teppichboden, auf dem zerknüllte Taschentücher herumlagen und ließ ihren Finger dann auf Juudais unordentliches Lager gleiten: „Das da sieht aus als hätte es ein Mädchen angerichtet, während es Liebesfilme guckt!“

Juudai ließ ein leises Murren hören: „Bin ich aber nicht...“

Er folgte ihr ins Wohnzimmer und legte sich ohne zu zögern wieder auf das Sofa, sein Kreislauf ärgerte ihn ungemein. Ruki hingegen nahm auf dem Sessel platz und sah ein wenig nachdenklich aus: „Sag mal Juudai, schleichen hier immer so merkwürdige Gestalten rum?“

Nun blickte Juudai noch verwirrter in das Gesicht des deutschen Mädchens und stellte eine Gegenfrage: „Was für Gestalten meinst du?“

„Na ja so Männer“, antwortete sie ohne Umschweife.

„Na toll, so genau wollt ich das gar nicht wissen“, bemerkte der Junge sarkastisch, worauf er seiner Freundin ein Grinsen entlocken konnte, dass aber recht schnell wieder erstarb, „Hier laufen doch manchmal Leute rum, weil sie auf den Kolsåstoppen wollen.”

Ruki widersprach sogleich: „Doch dann eher am Wochenende, Juudai! Außerdem waren die schon ziemlich auffallend, die sahen ja aus wie Totengräber. Ganz groß in langen schwarzen Mänteln! Sie kamen mir entgegen als ich herkam.“

„Als du herkamst?“, fragte Juudai etwas überrascht.

„Ja“, antwortete Ruki mit einem Nicken und beugte sich leicht zu Juudai hinüber, „Du dealst doch nicht etwa?“

Ein skeptischer Blick von Juudais Seite aus erklärte Ruki, dass sie wieder ernst werden sollte und nicht so einen Unsinn sagen sollte. Schließlich fuhr sie fort: „Leider hatten sie Sonnenbrillen auf, sonst hätte ich mehr erkennen können. Die sahen eben ein bisschen unheimlich aus, das ist alles.“

„Ernsthaft? So was kann dich erschrecken? Na ja, vielleicht gehörten die ja zum Vermieter, wer weiß das schon“, antwortete der Braunhaarige etwas gelangweilt. Ruki nickte wobei sie eigentlich nur so tat als gäbe sie sich mit Juudais Antwort zufrieden. Ihr war nach Protest zumute, denn normalerweise legte sie ihr Augenmerk nur schwer auf Menschen, die ihr über den Weg liefen und schon gar nicht auf solche zwielichtigen Männer, allerdings wollte sie den Kranken nicht unnötig aufregen.
 

Schließlich, als die beiden einen Moment lang dem Fernseher gelauscht hatten und wohl darüber nachdachten, was sie mit dem jeweils anderen anfangen sollten, ergriff der Japaner das Wort: „Sag mal, gibt es einen bestimmten Grund für dein Kommen?“

„Ich wollte nur Mal nach dir sehen und...“, antwortete Ruki sofort doch brach mitten in ihrem Satz ab, sie überlegte ob sie ihn zu Ende bringen sollte, oder nicht. Das Mädchen machte sogar ein etwas bedrücktes Gesicht, was auch Juudai nicht entging und so wollte er der Sache nachgehen: „Was hast du denn?“

„Also... na ja Johan hat im Moment ein bisschen Ärger mit seiner Arbeit in Gesellschaftskunde. Er hat dieses Mal nur eine vier geschafft“, antwortete Ruki.

Juudai runzelte entrüstet die Stirn und sah seine Freundin mit skeptischer Miene an. So wie er Johans Eltern erlebt hatte und auch durch die Erzählungen seines besten Freundes, konnte er sich zwar denken wie die beiden auf diese Zensur reagiert haben mussten. Juudai war sich sicher, dass sich seine Mutter für ihn gefreut hätte, wenn er in Japan über fünfzig Punkte erzielte.

„Hm...“, kam es eintönig von dem Brünetten.

„Schon ein wenig kompliziert, oder?“, hakte Ruki nach und erhielt ein Nicken als Antwort.

„Eigentlich ein bisschen zu kompliziert!“, antwortete Juudai, „Vielleicht sollte ich ihm einen Spontanbesuch abstatten. Immerhin...“

Ruki musterte Juudais Miene. Er hatte plötzlich ein ziemlich unverwüstliches Grinsen auf den Lippen, als hätte er eben einen Entschluss gefasst. Sie konnte sich schon denken worum es ging, aber Johan in einem solchen Moment zu besuchen war nie besonders klug. Also musste sie schnell vom Thema ablenken: „Ach ja, Juudai... da fällt mir noch was ein! In den Ferien haben Johan und ich schon Pläne geschmiedet. Ich hoffe du wirst dabei sein!“

Der Junge warf seiner Freundin einen überraschten Blick zu: „Das kommt wohl darauf an, was ihr so plant.“

„Wir wollen auf den Kolsåstoppen gehen und dort im See schwimmen. Es ist dort meistens ziemlich verlassen um den See herum, ich weiß eigentlich gar nicht wieso... auf jeden Fall wollen wir dort hinauf klettern. Kommst du mit?“, erklärte Ruki sofort.

„Na klar, was für eine Frage!?“, entgegnete Juudai aufgeregt und sprang beinahe von seinem Lager, keine gute Idee für seine schlechte Konstitution und so ließ er gleich ein gequältes Stöhnen verlauten. Ruki schüttelte leicht den Kopf und erhob sich vom Sessel. Juudai warf ihr einen verwirrten Blick zu und beobachtete das Mädchen während sie an seine Seite trat. Sie zwinkerte ihm keck zu: „Da Johan nicht hier ist, sollte ich wohl dafür sorgen, dass du dich ruhig im Bett hältst, hm?“

„N - nein danke!“, entgegnete Juudai geniert und zog sich die Decke an die Nasenspitze, „Ich komme ganz gut klar, wirklich!“

Ruki kicherte leise: „Juudai, Juudai, wie kommt es, dass du vor einem einfachen netten Mädchen Angst hast?“

„Du und nett?“, neckte der Japaner mit frecher, jedoch immer noch leicht protestierenden Stimme. Der Brünette spürte, dass er leicht errötete, allerdings nur weil Ruki eigentlich schon wieder den Nagel auf den Kopf traf. Johan kümmerte sich schließlich immer rührend um ihn. Das Mädchen stemmte ihre Hände in die Hüften und sah zur Tür: „Eigentlich bin ich jetzt alles losgeworden was ich wollte. Ich freue mich darauf dich endlich wieder neben mir im Klassenraum sitzen zu sehen. Sonia ist schrecklich und ich langweile mich im Unterricht! Ich mache mich mal wieder auf den Weg, ja? Gute Besserung, Juudai!“

„Wa- warte Mal Ruki, ich bringe dich zur-...“, begann der Junge und war schon von dem Sofa aufgestanden, doch das Mädchen gebot ihm sich sofort wieder hinzulegen.

„Lass das Juudai“, mahnte sie, „Ich weiß schon wo die Tür ist und du solltest dich wirklich schonen und bemühen so schnell wie möglich wieder ganz gesund zu werden!“

„Gut“, entgegnete er und setzte sich wieder.

Als Juudai die Haustür ins Schloss fallen hörte und um ihn herum wieder die Stille einbrach, die nur vom Fernseher durchdrungen wurde, überkam den Japaner wieder ein leeres Gefühl als habe ihn gerade ein wichtiger Teil seines Lebens für immer verlassen. Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr seinen Kopf, worauf er seine Hand schnell zu seiner Stirn gleiten ließ: „Oh verdammt... nicht schon wieder...“

Juudais Jammern erstarb allerdings gleich wieder. Aus heiterem Himmel musste er an seinen Vater denken. Wie so oft, wenn er seine plötzlich auftauchenden Kopfschmerzen loswurde.

Warum bist du eigentlich verschwunden? Suchst du vielleicht nach uns, Vater?

Wieder einmal holte Juudai den blauen Stein aus seinem T-Shirt hervor und betrachtete ihn lange.

Wieso hat er ihn mir eigentlich geschenkt... Vor allem... ach verdammt!

Juudai wurde sich langsam bewusst, dass er sich nicht mehr erinnern konnte was genau an jenem Tag geschehen war. Als er diesen blauen Stein bekommen hatte, war es gleichzeitig das letzte Mal, dass er ihn gesehen hatte. Erneut verfiel Juudai in langes anstrengendes Grübeln.
 

Schwer sinnierend war er über eine weitere Matheaufgabe bebeugt. Er zerbrach sich schon seit zehn Minuten den Kopf darüber warum er an einer bestimmten Stelle nicht weiter kam. Zwar gehörte dies zu keiner Hausaufgabe, aber Johan wollte sich beweisen, dass er auch schwierigere Probleme lösen konnte. Ruby lag wie üblich auf seinem Bett und schnurrte vor sich hin. Langsam wie in Zeitlupe hob Johan seinen Kopf und sah aus dem Fenster. Die Sonne noch immer hell obwohl es bereits Abend war, allerdings drang statt Vogelgesang, die Stimmen seiner Eltern in sein Zimmer. Sie diskutierten also immer noch.

Johan hatte ihren Gesprächen schon eine ganze Weile mitverfolgt, allerdings hatten ihn nur ein paar Fetzen erreicht, da er sich nicht so gern vor ihnen zeigen wollte. Was der Junge aber aus den wenigen Fetzen heraus bekommen hatte, handelte von der Arbeit seines Vaters. Teilweise hörte sich der Tonfall seiner Mutter so an als wäre sie sehr echauffiert. Er stand nun langsam von seinem Stuhl auf, der vor seinem Schreibtisch platziert war und beschloss in die Küche zu gehen um sich etwas zu Trinken zu holen. Dabei würde er sicher noch einiges vom Streitgespräch seiner Eltern mitbekommen.

Johan tat so, als würde er nicht schon lange mitbekommen haben was los war und machte sich schnurstracks auf in die Küche. Sein Vater hatte während dieser Auseinandersetzung eindeutig die schlechteren Karten. Johan schüttelte verloren den Kopf, er war sich sicher, dass er eines Tages wirklich jemanden heiraten würde, den er von ganzem Herzen liebte, wenn überhaupt.

Glaubst du ich habe das freiwillig getan?“, schimpfte die Stimme seines Vaters, „Ich glaube nicht, dass ich ihm hätte aus dem Weg gehen können, immerhin hat er ebenfalls seine Geschäfte zu erledigen!

Ich will trotzdem nicht, dass du mit diesen Leuten verkehrst! Du weißt was beim letzten Mal passiert ist und jetzt ist auch noch diese Familie...“, die Stimme seiner Mutter brach unmittelbar ab, Johan hatte das Gefühl gehabt, dass sie sich schnell davon abbringen wollte etwas falsches zu sagen. Für ein paar Sekunden war es wieder still im Wohnzimmer, allerdings ergriff sein Vater wieder das Wort: „Hör mal zu Helene. Ich weiß nur, dass Kaoru-sama immer noch mit seinem Projekt beschäftigt ist und ich wieder zurück bin. Das heißt, wir werden wohl kaum Gelegenheit dazu haben uns zu treffen.

Dieser Irre ist immer noch hinter diesem Zeug her? Wie besessen kann man denn sein?“, herrschte die junge Frau weiter, „Ich wette diese gesamte verdammte Gruppe darauf aus ist dich wieder in ihre Pläne einzuspannen. Ich will nicht, dass du ihnen noch einmal bei so was hilfst, hast du gehört!?

Es kam keine weitere Antwort. Wahrscheinlich hatte sein Vater einfach nur ein Signal mit dem Kopf gegeben. Allerdings war Johan nun hellhörig geworden und beschloss nun wieder in sein Zimmer zu gehen. Mit einem Glas Wasser in der Hand machte er sich auf dem Weg und hielt kurz an der geöffneten Wohnzimmertür an um einen kurzen Blick auf seine Eltern zu erhaschen. Beide saßen auf dem Sofa während sie diskutiert hatten. Es war seine Mutter, die zuerst auf ihn aufmerksam wurde und warf Johan, während er verloren mit seinem Glas Wasser in der Hand im Gang stand, einen scharfen, beinahe mahnenden Blick zu, der ihm sagen sollte, dass er sich lieber um seine Studien kümmern sollte. Gerade als der Junge ihr diesen Wunsch erfüllen wollte, klingelte es laut an der Tür. Das schrille Geräusch scheuchte nicht nur Johans Katze auf, sondern fuhr auch dem Jungen durch Mark und Knochen.

„Ich geh nachsehen wer das ist!“, rief Johan seinen Eltern entgegen, stellte sein Glas geschwind auf seinem Schreibtisch ab und lief ebenso schnell zur Tür.

Als er sie öffnete, konnte Johan nicht anders, als verwirrt auf den kleineren brünetten Jungen zu schauen und ihn schweigend aber höflich wie es sich gehörte, hinein zu bitten. Juudai, der noch ziemlich krank im Gesicht aussah, zögerte nicht um in Johans Haus zu kommen. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, schwindlig wie ihm im Augenblick war, musste der Japaner sich erst einmal an der Kommode abstützen.

„Juudai-kun! Du bist doch krank, was machst du hier!?“, fragte Johan mit einigermaßen mahnender Stimme und fühlte die Stirn seines Freundes. Sie war heiß und fühlte sich schwitzig an, jedoch bekam Johan noch nichts weiter als ein freches Grinsen aus seinem Freund heraus.

„Mensch du hast doch Fieber!“, mahnte Johan und schüttelte den Kopf.

„Tut mir ja leid...“, gestand Juudai und ließ sich langsam von Johan in dessen Zimmer führen, nachdem er Herrn und Frau Andersen gegrüßt hatte. Dankbar legte sich Juudai auf Johans Bett nieder und fuhr sich mit der Hand über die Augen.

„Aber jetzt sag mal Juudai-kun... Was machst du denn hier?“, wollte Johan wissen, „Warum bist du nicht zu Hause in deinem Bett!?“

„Glaub es oder nicht, Johan... Du hast mir unglaublich gefehlt. Ich hab dich vermisst und mich zu Tode gelangweilt!“, entgegnete Juudai und lächelte matt. Ruby hatte es sich indessen wieder neben dem Japaner gemütlich gemacht, „Bist du jetzt böse auf mich?“

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Johan leise und strich seinem Freund ein paar Haarsträhnen zur Seite.

„Na ja, weil du so aufgebracht bist. Übrigens war Ruki-chan heute bei mir und sie hat mir gesagt, dass wir in den Ferien schwimmen gehen“, berichtete Juudai.

Johan nickte: „Das werden wir. Juudai-kun, wenn ich böse auf dich wirke dann...“

Johan biss sich leicht auf die Unterlippe. Er wusste nicht genau wie er es ausdrücken sollte, ohne dass es sich merkwürdig anhörte. Das letzte was er wollte war, Juudai auf falsche Gedanken zu bringen. Die Stimme des Japaners drang leise an sein Ohr: „Dann?“

„Dann nur, weil ich mich um dich sorge, Juudai-kun. Ich will nicht, dass dir etwas passiert und mit Fieber durch die Gegend zu laufen ist die Chance groß, dass du einfach zusammenbrichst!“, erklärte er und gab Juudai einen leichten Knuff in die Wange. Juudai errötete unmerklich mit einem leichten Rosaschimmer. Er mochte diese traute Zweisamkeit zwischen ihnen beiden, so als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Juudai lächelte sanft in Johans Gesicht, am liebsten hätte er sich in diesem Moment in seine Arme gelegt. Vielleicht kam der Wunsch nach Nähe durch sein Fieber und das Gefühl im Augenblick eher schwach zu sein, aber Juudai wünschte es sich im Augenblick sehr.

„Sag mal Johan-kun, macht’s dir was aus, wenn ich noch ein bisschen hier bleibe? Ich störe dich auch nicht beim Lernen!“, meinte Juudai leise und kraulte Ruby leicht hinter den Ohren. Johan schüttelte lächelnd den Kopf und erhielt gleich einen enttäuschten Blick seines Freundes: „Es wäre wirklich besser, wenn du dich zu Hause ausruhst. Aber ich mache dir einen Vorschlag, ich bringe dich nach Hause und dann bleibe ich noch ein bisschen, einverstanden?“

„Na schön...“, antwortete der Japaner und raffte sich noch einmal auf. Johan hatte wirklich Recht. Es war eigentlich viel besser, wenn er sich zu Hause ausruhte, doch tief in seinem Inneren hatte Juudai den Drang gehabt Johan endlich wieder zu sehen. Sein Herz hatte in einem merkwürdigen Rhythmus geschlagen, als er endlich wieder die leuchtenden Smaragde seines Freundes erblicken konnte.
 

Auch Johan stand wieder auf und nahm seinen Freund behutsam mit in den Flur. Ein kurzes Gespräch mit seinen Eltern genügte um sie davon zu überzeugen, dass Juudai wirklich eine Begleitung brauchte um nach Hause zu gehen, also schlüpfte der Norweger in seine Schuhe und begleitete Juudai nach draußen.

Die Sonne war mittlerweile schon hinter dem Horizont verschwunden und nur noch blasse Farbschemen des Tages waren noch weit entfernt am Himmel zu sehen. Der erste Abendstern leuchtete schon seit einer Weile am Firmament. Während Johan seine Hand beschützend um die des Japaners gelegt hatte, sah Juudai müde zum Himmel hinauf. Er hatte nicht gedacht, dass ihm gehen allein soviel Kraft kosten könnte. Es war still zwischen den beiden, doch ein inneres Gefühl sagte ihnen, dass sie sich zusammen ganz wohl fühlten, ganz egal wo sie sich gerade befanden. Gerade, als Juudai sich dazu durchringen wollte etwas zu sagen um die behagliche Stille zu durchbrechen, bemerkte er am Ende der Straße drei dunkle Gestalten. Es schienen Männer in langen dunklen Mänteln zu sein, die miteinander tuschelten. Der Junge bemerkte sofort, dass auch Johan ein wenig inne hielt.

„Was ist denn los, Johan-kun?“, fragte Juudai leise.

Die Männer hörten schlagartig auf miteinander zu sprechen. Der Japaner bekam auf einmal das Gefühl, dass es aufgrund seines Japanisch war, allerdings konnte das wohl kaum der Wahrheit entsprechen. Johan verstärkte den Händedruck ein kleines Bisschen, um seinem Freund ein Signal zu geben still zu sein. Es war vielleicht nur ein belangloses Gefühl, dass Johan erreichte, doch er fühlte auf eine Weise, dass sie diesen zwielichtigen Männern besser aus dem Weg gingen und so setzten sie ihren Weg schweigend bis zu Juudais Haustür fort. Hinter der Haustür taute die Stimmung allerdings wieder auf: „Was war denn los, Johan-kun?“

„Keine Ahnung, ich kannte diese Leute nicht. Man sollte in einer Großstadt immer behutsam sein, Juudai-kun. Aber das erzähle ich wohl dem Falschen!“, scherzte Johan und kümmerte sich darum, dass Juudai wieder ins Bett kam und einen warmen Tee zu sich nehmen konnte.
 

~Fortsetzung folgt in Teil 4~
 

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Und wie immer Leute ^^

Vielen Dank für eure Kommentare ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2008-06-16T13:48:08+00:00 16.06.2008 15:48
Nun ich kann mich mit diesem Kaoru-Menschen nicht richtig anfreunden er wirkt mir wirklich suspekt. Was der wohl für ein Projekt hat? Ich vermute nichts Gutes wenn Johans Mutter nicht begeistert von ihm ist sonst wäre es ihr egal ob ihr Mann mit dem Umgang hat.
Sowieso erscheint mir die Ehe von Johans Eltern nicht mehr die beste zu sein, eher so wie Gewohnheit, Johan tut mir wirklich richtig leid!

Die Männer in Schwarz sind aber wirklich unheimlich. Ich habe immer ein schlechtes Gefühl wenn ich von denen lese als wenn sie jeden Moment irgendwas machen könnten oder sowas... diese Männer sind wirklich spannungsträchtig!
Aber Juudai geht mit Fieber aus dem Haus? Kann er nicht mehr einen Tag ohne Johan aushalten? Na gut, es war mehr als ein Tag aber man tut doch so was nicht wenn man krank ist :P Das zeigt aber wieder wie nahe sich die beiden stehen!
Von:  cloudy_wolf
2008-06-09T17:01:44+00:00 09.06.2008 19:01
An was für nen projeckt is dieser kaorou dran?? und was hat johans vater damit zu tun?? seine mutter war ja nich sehr davon angetan das ihr mann mit dem typ kontakt hat!!
boha ich will wissen wies weiter geht, das is voll spannend süße!!O.o

der arme johan, ich will gar net wissen was der fün anschiss bekommen hat wegen seiner schlechten note.-_-"
wie können seine ellis sich da nur so ankötten?!

so jetzt fängt es also bei juudai auch langsam an!XD
darauf hab ich gewartet.
ich bin schon gespannt was die beiden so gaaaaanz allein bei juudai zu hause so treiben!XD
die beiden sind so süß zusammen.>///<

was wollen diese mantelman typen?
sind die hinter juudai und seiner mutter her?
haben die was mit diesem kaorou zu tun??O.o
*will meeeeeehr*

~Awrooo~
Von:  Raychel_Lacrima
2008-06-09T16:38:08+00:00 09.06.2008 18:38
Es wird spannend! *_______*
Was geht da vor?!
*neugirieg desu*
Diese Kaoru ist mir sehr suspekt, aber ich hab da so eine Vermutung....
Awww, Ja Judai dreht vor sehnsucht noch mal durch! >///<
Knuffig!
Und Ruki fin dich auch imer wieder besser! ^o^
Johan hätte das recht gahabt, immehin betrifft es ihn auch zum teil u.u
...
Johan pass jetzt bloß gut auf Judai auf....
ich glaube, da passiert noch was... und das ist nicht unbedingt gut...

Warte gespannt auf das nächste Kapitel! X3
*knuddel*

Raychel
Von: abgemeldet
2008-06-08T17:32:31+00:00 08.06.2008 19:32
ach gottchen.. was passiert dnen jetzt noch alles? x_X
uiuiui das wird aba noch spannend dnek ich x3
aba mit fieber durch die gegend laufen.. also echt XD
und das mit dme lauschen... also.. ich hätte alles belauscht XD
bin viel zu neugierig um nur die hälfte zu hören XD"
Von:  Yamis-Lady
2008-06-08T11:00:47+00:00 08.06.2008 13:00
wie.... johans vater war in kriminelle geschäfte verwickelt?! @.@
oder... wie darf ich das verstehen? XD`

juudai ist wieder voll knuffig gewesen.... *aww*
er hat solche sehnsucht nach seinem johan ^~^
*hihii*
und...
es wird endlich richtig spannend >///<
diese männer.... ich glaub, die sind hinter juudai her, kann das sein? XD
(oder sie sind zumindest schuld mit seinem vater?.... *grübel*)

aahh!
du musst ganz schnell weiter schreiben >///<
ich will das jetzt endlich wissen XD
Von:  CarpathianWolf
2008-06-08T10:46:16+00:00 08.06.2008 12:46
erste ò-óV

*___* muhahahah ich bin hibbelig geworden X3 als ich gelesen hab, dass wir in Japan sind *kya* Kaoru-sama? *kicha* <3 ich ahne =3
xD lol Ruki is echt gut! xD So Männer halt lol xD ich hab mir echt einen abgegrinst!
Und ja ja X3 Amnesie ist was böses nech *g*

Ich an Johans Stelle hätte erst Recht das ganze Gespräch belauscht ô.ó
Ich bin auch viel zu neugierig um es nicht zu tun xD und Johan hat nen gutes Bauchgefühl was Gefahr angeht ô.ô ich wäre auch vorsichtig wenn da so Leute halt rumrennen



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