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Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

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Schmerzen und Glauben

Vielen Dank für eure Kommentare,

Ich freu mich immer so riesig ^^
 

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Johann Wolfgang von Goete schrieb einmal:

"Alles geben Götter, die unendlichen, ihren Lieblingen ganz, alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen, ganz."
 

„Marron?“ Chiaki war gerade in die Wohnung gekommen, seine Wohnung, in der er nun seit ein paar Wochen zusammen mit Marron lebte. „Bist du da?“ Eigentlich wollten sie zusammen Feierabend machen, aber sein Vater hatte ihm mal wieder noch ein ordentliche Portion Papierkram aufgehalst. Seitdem Kaiki von der Verlobung von Marron und seinem Sohn wusste, stellte sich der alte Herr eh ein wenig merkwürdig an. Aber das sollte Chiaki nicht weiter interessieren. Für ihn galt nur eins, Marron.

Er ließ seinen Haustürschlüssel in die Glasschüssel fallen, die auf dem Schuhschrank stand und schlüpfte aus seinen Schuhen, hinein in die Hausschuhe. Er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass Marron zu hause war. Ihre Schuhe standen zumindest an ihrem Platz, ihre Jacke hing noch am Hacken und ihr Schlüssel lag ebenfalls in der Glasschüssel. Er schlurfte durch die Wohnung und suchte seine Verlobte. Im Schlafzimmer blieb er stehen und sah, dass die Vorhänge sich durch den Wind bewegten. Sie hatte sich bestimmt auf den Balkon gesetzt, um noch ein wenig Sonne abzubekommen.

Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, als er Marron wirklich auf dem Balkon entdeckte. Doch anders als erwartet, hatte sie ihn nicht gehört, weil sie vielleicht mit Kopfhörern Musik hörte, nein, sondern, weil sie eingeschlafen war. Der Blauhaarige kniete sich neben die Liege und strich ihr eine ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht. Es war einfach wundervoll, nach hause zu kommen und seine Liebste vorzufinden. Es war einfach toll, dass da jemand war, der auf einen mit dem Essen wartete. Na gut, Marron kochte eigentlich nie. Meistens war er es, der kochte. Aber sie machte gerne Gratin und das liebte er.

Ein Schmunzeln kam ihm über die Lippen, als Marron sich unter seiner Berührung bewegte und langsam aufwachte. „Hallo, Dornröschen.“

Langsam und verschlafen öffnete sie ihre braunen Augen. „Hallo.“

„Hast du lange gewartet?“

Sie richtete sich auf und Chiaki setzte sich zu ihr auf die Liege. Sie zog ihn sofort an sich und legte die Arme um ihn. „Nein, ich hab hier ein wenig gelesen.“ Chiaki nickte und griff nach dem Buch. „Aber ich bin einfach eingeschlafen.“ Marron strich ihm durch seine Haare und er spürte selber, wie er so langsam unter ihren Händen sich entspannte.

„Anstrengender Tag?“, fragte sie ihn sanft.

„Na ja, ich konnte nicht mal mit dir zu Mittagessen, geschweige denn mit dir nach Hause gehen.“ Chiaki kuschelte sich an Marron und schloss die Augen. Er fand es wundervoll, wenn Marron ihm so durch die Haare fuhr und mit ihren Fingern leicht über seine Kopfhaut fuhr, es war wie eine Massage, eine sehr angenehme Massage. Nie hätte er gedacht, dass er je auf so etwas reagieren würde, doch Marron hatte es ihm bewiesen. Sie ließ ihn nicht oft an sich ran, aber das tat sie immer, wenn ihr danach war. Sie musste ihre Hände in Bewegung haben und irgendwann hatte sie damit einfach angefangen und als sie merkte, das Chiaki es mochte, hatte sie einfach nicht mehr damit aufgehört.

„Warum liest du so was?“ Er hielt ihr das Buch unter die Nase. Aber das hätte er gar nicht machen müssen. Sie wusste, um welches Buch es ging.

„Na ja, es geht um Gott und um die Aufgaben, die er uns gibt.“

„Das klingt fast so wie die Bibel. Ich wusste gar nicht, dass du so religiös bist?“

„Bin ich auch gar nicht. Aber ich arbeite schließlich für Gott.“

„Nein, du arbeitest für mich. Ich bin dein Arbeitgeber.“ Er grinste sie an, löste sich unter ihren Händen und küsste sie liebevoll auf den Mund.
 

„Ich habe schon länger leichte Rückenschmerzen.“ Marron stand mit der Akte an der Brust am Bett der jungen Patientin. Die Patientin war asiatischer Abstammung, hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Chiaki hielt gerade das linke Bein der Patientin ein wenig hoch und beugte es. „Ich dachte, das ergibt sich wieder von ganz allein.“

Chiaki nickte.

„Gestern Abend...“

Chiaki griff nun nach ihrer Hand. „Drücken Sie nun meine Hand.“

„Da hatte ich so ein Taubheitsgefühl in den Beinen. Und heute früh waren die Schmerzen kaum auszuhalten.“

„Miss Chou, wir geben Ihnen eine PCA-Prognose. Sie bekommen dann Morphin.“ Marron schrieb die Sachen auf das Blatt das im Klemmbrett heftete.

Chiaki tastete nun ein wenig ihren Rücken ab, er hatte Miss Chou leicht zur Seite gedreht. „Das hilft gegen die Schmerzen.“

„Danke.“

„Okay, aber es gibt da ein schlimmeres Problem.“ Er ließ sie sich wieder auf den Rücken legen. „Ich habe mir Ihr MRT angesehen.“

„Anna!“ Ein älterer Mann und eine ältere Frau kamen nun herein, beide ebenfalls asiatischer Herkunft. Vermutlich waren das die Eltern der jungen Frau. „Warum hast du uns nicht vorher angerufen?“, machte der Vater ihr nun den Vorwurf.

„Es tut mir Leid, aber...“ Sie blickte schnell zu Dr. Nagoya, vermutlich war ihr der Auftritt ihres Vaters ein wenig unangenehm. „Das sind meine Eltern.“

„Hi“, meinte Chiaki.

„Hallo“, meinte auch Marron freundlich. Sie strich sich eine ihrer Strähnen hinters Ohr. Sie trug für Chiaki die Haare meistens nur zu einem lockeren Zopf, da er diesen strengen Zopf einfach nicht mochte.

„Was ist los?“, fragte der Mann unfreundlich und bestimmend.

„Ich war gerade dabei zu erklären, das Annas MRT ein Ependymom zeigt. Das ist ein Tumor im Wirbelsäulenkanal“, erklärte Chiaki. Er blickte in die Gesichter von Anna und ihren Eltern und wollte die Reaktion auf diese Diagnose erkennen. Marron sah sofort, dass der Vater erschrocken die Luft anhielt, als Chiaki das sagte.

„Die gute Nachricht ist, dass wir das operieren können. Sie haben eine 95%ige Chance wieder völlig gesund zu werden, wenn wir sofort operieren.“ Chiaki blickte ihren Vater an, dieser atmete schwer und blickte seine Tochter an. „Wir dürfen wirklich nicht warten, denn bei einem so aggressiven Tumor kann jeder weitere Tag eine dauerhafte Lähmung bedeuten.“

Anna nickte, dass sie verstanden hatte und blickte zu ihrem Vater. „Vater?“

Dieser schüttelte den Kopf. „Nein.“

Überrascht blickte Chiaki nun wieder den Vater an.

„Keine Operation.“

Der Mann dachte anscheinend nicht mal wirklich darüber nach. Wollte er seine Tochter etwa im Rollstuhl sehen, statt laufend und rennend? „Mister Chou, ohne Operation ist Anna in den nächsten 24 Stunden gelähmt.“

Der Mann blickte wieder zu seiner Tochter und sagte mir ruhiger Stimme. „Es wird heute nicht operiert. Wir werden sie nach Hause fahren.“

„Anna braucht diese Operation“, mischte sich nun auch Marron ein.

„Dann muss das ein anderes Mal sein“, meinte Mister Chou nur. Ging es dem Mann etwa um den Tag? Passte es nicht in seinen Terminkalender, dass seine Tochter heute operiert werden sollte?

„Hören Sie Mister Chou, ich...“

„Wir werden unsere Tochter nach Hause fahren“, sagte dieser bestimmend und blickte Chiaki ernst an.

Chiaki ließ so eigentlich nicht mit sich reden, schon gar nicht, wenn es um das Leben eines Patienten ging. Um das gesunde Leben eines Patienten in diesem Fall. Doch er seufzte schließlich und blickte die eigentliche Patientin wieder an. „Anna, Sie sind über 18. Sie brauchen die Erlaubnis ihres Vaters nicht für diese Operation.“ Dabei deutete Chiaki mit seinen Augen auf besagte Person.

Doch die junge Frau seufzte nun ebenfalls. „Wir sind Remote. Mein Vater ist der Älteste.“ Man sah, dass ihr die Worte schwer fielen, dennoch sagte sie diese. „Wenn er sagt, ich gehe nach Hause, dann gehe ich nach Hause.“

Marron biss sich auf die Lippen. Sie wollte so viel sagen, wollte das junge Mädchen retten, sie heilen und doch dachte sie an das Versprechen, dass sie Chiaki gegeben hatte. Sich nicht wieder so sehr an einen Patienten zu binden, wie sie es mit Zen getan hatte. Zumindest wollte sie es versuchen.

Chiaki seufzte, als er die Worte der jungen Frau hörte.
 

„Remote?“, fragte Chiaki genervt und ging mit Marron die Treppen im Treppenhaus hinauf. Er hatte keine Lust gehabt, den Aufzug zu nehmen, er musste sich ein wenig abreagieren. „Finden wir raus, was das ist. Und Marron“, er blickte sie an. „Versuch einen Sozialarbeiter aufzutreiben.“ Er musste einfach eine Lösung für diesen Fall finden. Er ging weiter. Sie hatten nicht ewig Zeit. Sie mussten schnell handeln. „Einer, der mit denen redet.“

„Soll ich trotzdem ihre Entlassung vorbereiten?“ Das war nun mal Regel, auch wenn keiner der Beiden daran denken wollte.

„Das müssen wir. Verrückt, aber wir müssen das tun. Das erinnert mich an einen Fall in New York, als diese Frau...“, fing er an.

„Brauchst du sonst noch etwas?“, unterbrach Marron ihn. Er sah genervt aus. Diesmal war es wohl er, der sich zu sehr an einen Fall klammerte und sie konnte nun nachvollziehen, wie sehr dieser Anblick doch wehtat. „Medizinisches?“

Chiaki seufzte und fuhr sich durchs Haar und blickte sie an. „Siehst du nun, wie ich mich gefühlt habe.“ Sie nickte, doch er schien es gar nicht zu sehen. „Ich brauche nur Verständnis, Marron.“ Sein Vater ging ihm mal wieder auf den Keks. Er war heute Morgen mal wieder einfach in sein Büro gekommen und hatte ihn genervt und immer wieder hatte er auf die Verlobung angespielt und genauso oft hatte er sie auch wieder runter gemacht und betont, was er davon dachte. So langsam hatte Chiaki keine Lust mehr darauf. „Marron, bitte...“ Er wollte mit ihr einfach nur nach Hause. Er wollte sich mit ihr im Bett verstecken und sie einfach nur ansehen und alles andere vergessen.

Seinen Vater.

Dieses Krankenhaus.

Die Dämonen.

Der böse Ritter Noyn Claude.

Und auch Gott. Ja, er wollte sie alle aus seinem Kopf verbannen und Marron nur für sich haben, sie lieben.

Sie lächelte und küsste ihm auf die Stirn. „Ich bin doch bei dir.“

Er nickte und griff nach ihrer Hand. „Ja, das weiß ich. Danke schön.“ Aber da war einfach dieser Schmerz in seiner Brust, sein Vater sorgte für einen Teil dieses Schmerzes. Es war Wut. Wut, weil sein Vater ihn nicht unterstützte. Wut, weil diese Dämonen immer wieder dafür sorgten, dass Marron ihr Leben riskieren musste.
 

Ein schlimmer Sturm wütete über diesem Teil der Stadt. In einem Teil, des Krankenhauses war auch für kurze Zeit der Strom ausgefallen und nur das Notaggregat funktionierte noch. Zum Glück war das nicht in dem Teil in dem die Patienten der Intensivstation lagen. Marron war bei Miss Chou. Chiaki war mal wieder in einer Besprechung mit seinem Vater.

„Wissen Sie, warum das Licht flackert?“

„Das hat was mit dem Notaggregat zu tun“, erklärte Marron Miss Chou. Marron schloss nun das Kabel an Annas Körper an. „Mit dieser Pumpe können Sie das Morphin selbst dosieren. Dann haben Sie keine Schmerzen mehr.“

„Ich sage es Ihnen doch, ich gehe nach Hause.“ Selbstsicher klang diese Stimme aber ganz und gar nicht mehr. Eher ängstlich. „Also werde ich das nicht brauchen.“

Marron blickte auf den Monitor der Pumpe und stellte den Anfangswert ein. Doch nun blickte sie in das Gesicht der jungen Frau. „Wenn Sie gegen ärztlichen Rat nach Hause gehen wollen, müssen Sie uns das noch mit Ihrer Unterschrift bestätigen.“

Anna nickte und schloss die Augen. Vermutlich kam nun gerade eine neue Welle des Schmerzes. „Weiß ich.“

Marron seufzte. Sie wollte der jungen Frau so viel sagen, dass es besser wäre für diese Operation. Dass sie so ein viel besseres Leben hätte. So viel und dennoch kam kaum ein Wort über ihre Lippen. „Ich weiß, das ist neu für Sie und bestimmt verwirrend.“ Marron holte tief Luft. „Ich habe eine Sozialarbeiterin angerufen, die Ihnen das alles besser erklären wird.

Anna Chou blickte nun Marron an. „Sie brauchen mir nichts über kulturelle Unterschiede vorzufaseln. Ich bin hier aufgewachsen. Und war auf der Uni. Ich spiele in einer Band. Ich verstehe Sie schon, aber mein Vater nicht.“ Sie stoppte kurz, atmete zwei Mal und sprach weiter: „Wenn er Nein sagt, dann heißt das Nein.“

„Wir reden hier darüber, ob Sie je wieder Laufen können.“

Das konnte ihr doch nicht so egal sein?

Wie konnte sie so sehr an ihren Glauben festhalten?

Wie konnte sie so an den Glauben ihres Vaters festhalten und dabei den Menschenverstand vernachlässigen? War das wirklicher Glaube?

„Darüber reden Sie.“ Nun wurde die Stimme von Anna energischer. „Aber ich rede über meine Familie. Kennen Sie das Volk der Remote überhaupt? Unsere Religion hat uralte Regeln. Die sind sehr festgelegt und extrem spirituell. Damit ist nun mal nicht zu spaßen, verstehen Sie?“ Sie hatte Tränen in den Augen und dennoch drückte ihr Gesicht Ernsthaftigkeit aus. „Man verärgert die Ahnen nicht.“ Sie rollte nun die Augen. „Auch wenn man sich die Zunge gepierct hat und in einer Band spielt.“

„Wie lauten denn dies Regeln genau?“ Vielleicht konnte Marron so etwas über diese Religion herausfinden und etwas finden, was ihnen vielleicht doch behilflich sein konnte, wenn es um das Leben dieser jungen Frau ging.

Anna Chou holte tief Luft und blickte Marron ernst an.
 

„Alle Intensivpatienten kommen in den Südflügel“, ordnete Kaiki Nagoya einer Schwester an. „Alle Frischoperierten in den Nordflügel.“ Er wollte so schnell wie möglich das Problem mit dem Strom beheben.

„Vater, du wolltest mich sprechen?“

„Pornos als Schmerzmanagement?“, fragte er seinen Sohn nur.

Chiaki grinste. „Du hast also Henry kennen gelernt. Ein toller Kerl, nicht? Es gibt viele Theorien über Schmerzbehandlung.“ Und da Henry momentan auf keine Schmerzlindernden Medikamente ansprach, hatte Chiaki sich für eine andere Lösung entschieden. Diese Pornos setzen nun mal Endorphine in seinem Körper frei und diese sorgen dafür, dass er sich schmerzfrei fühlte.

„Pornos als Schmerzmanagement?“, wiederholte Kaiki die Frage an seinen Sohn und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Möglicherweise stimulieren Pornos so wie Musik und Kunst die Produktion der Endorphine im Hirn und lindert somit Schmerzen.“ Er hatte damit echt kein Problem.

„Pornos als Schmerzmanagement?“, fragte Kaiki nun noch mal und fragte sich ernsthaft, ob das wirklich noch sein Sohn war, der da vor ihm stand.

„Ich habe sie ihm nicht verschrieben. Beschimpfe also nicht mich, sondern seinen behandelten Arzt, Vater.“

„Wenn dieser Mann irgendwann so ein perverser Sexwiderling ist, dann mache ich dich dafür verantwortlich.“ Kaiki drehte seinem Sohn den Rücken zu und ging.

Chiaki seufzte. „Mal im Ernst, Vater. Du suchst doch nur wieder einen Grund, um mir zu sagen, dass du gegen die Verlobung mit Marron bist. Du suchst einen Grund, um mir zu beweisen, dass Marron mir schadet. Aber Vater, ich sage es dir gerne noch mal. Ich liebe sie und Marron ist das Beste, was mir je passiert ist.“

Chiaki zog den Pager aus seiner Hosentasche und las die Nachricht.

„Chiaki.“

„Hey Marron“, meinte er strahlend und mehr als nur froh, sie jetzt zu sehen.

„Du musst mit Annas Vater sprechen. Ich würde es ja selber tun. Aber anscheinend ist der Besitz von Hoden Voraussetzung.“

Chiaki blickte Marron überrascht an, dass sie solche Worte in den Mund nahm. Dergleichen hatte er noch nie bei ihr gehört. Er seufzte schließlich nur. „Was ist mit dem Sozialdienst?“

„Anna sagt, er kann uns nicht helfen. Anscheinend glaubt ihr Vater, dass Anna etwas fehlt, was sie für diese Operation braucht.“

Er blickte sie überrascht an. „Ihr fehlt was? Was denn?“

„Eine ihrer Seelen“, meinte Marron im ernsten Ton zu Chiaki. Nun wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. „Wir brauchen keinen Sozialarbeiter, wir brauchen einen Schamanen.“

„Schamanen?“, fragte er überrascht. Das war doch alles mehr als nur merkwürdig. Aber die Menschen waren nun mal in ihrer Rasse unterschiedlich und oft kam es eben den einen vor, dass die anderen merkwürdig sind.
 

Chiaki entdeckte Mr. Chou draußen im Regen stehend, als er durch die Eingangshalle ging. Er griff noch schnell nach einem Schirm, der an der Rezeption lag und eilte nun auch raus in den Regen. Mr. Chou paffte gerade an einer großen Zigarre als Chiaki bei ihm ankam. Chiaki war gefrustet, doch er wollte es nicht an diesem Mann auslassen, auch wenn dieser seinen Teil zu Chiaksi Stimmung getan hatte. „Mr. Chou, Anna soll nach Hause wegen einem Heilungsritual?“

„Wenn eine Krankheit kommt, dann fehlt uns eine unserer Seelen“, erklärte der Mann in seinem Glauben. „Annas Seelen müssen wieder hergestellt sein, bevor sie operiert wird.“

Chiaki nickte. Ja, von mir aus, dachte er sich.

„Sie braucht einen Schamanen.“

„Das hätten Sie doch vorhin sagen können.“ Der Regen war echt widerlich. Es war kalt und windig und nass. Chiaki hasste solches Wetter.

„Wieso?“ Er hielt die Zigarre einen Moment in den Händen. „Damit Sie mich lächerlich machen.“

„Auch wenn ich Sie nicht verstehe, respektiere ich andere Traditionen.“ Er blickte den Mann an. „Aber Sie stehen hier in einen 3000 Dollar Anzug und daher werden Sie verstehen, wenn ich Ihnen folgendes sage.“

Mister Chou nahm wieder seine Zigarre aus dem Mund und blickte Chiaki an.

„Ohne diesen Eingriff in den nächsten 24 Stunden wird Anna nie wieder laufen können. Sie darf das Krankenhaus nicht verlassen.“

„Sie stirbt, wenn der Eingriff ohne ihre Seele geschieht“, meinte Mr. Chou beharrlich. Er blickte wieder über den Platz und nahm seine Zigarre wieder zwischen die Lippen.

Chiaki seufzte. Irgendwie erinnerte ihn dieser Mann an seinen eigenen Vater, der so beharrlich von seiner eigenen Meinung überzeugt war. „Okay.“ Chiaki knabberte aber dennoch an diesem Mann. Warum konnte er so einfach das Leben seiner Tochter aufs Spiel setzen. „In Ordnung.“ Er blickte den Mann wieder an. „Dann brauchen wir einen Schamanen. Heute“, sagte nun Chiaki sehr ausdrücklich. Er wollte das gesunde Leben seiner Patienten auf keinen Fall verlieren. „Hier im Krankenhaus.“

Der Mann blickte ihn überrascht an, sagte aber: „Schamanen stehen nicht in den gelben Seiten. Unserer wohnt 500 Meilen entfernt von hier.“ Er lachte auf. „Sie sind ein arroganter Mensch.“

„Nein.“ Chiaki grinste. Er ließ sich bestimmt nicht von diesem Menschen sagen, dass er arrogant war. „Nur einer mit einem Zugang zu einem Helikopter.“

Nun wusste der Mann nichts mehr zu sagen. Doch stattdessen reichte er Chiaki ebenfalls eine Zigarre, die er aus der Innentasche seiner Jacke zog.

„Danke“, meinte Chiaki erstaunt und roch an der Zigarre. Ah, sehr gut.

„Ihre Seele zu finden wird nicht leicht sein“, stellte Mr. Chou klar.

„Na ja, was ist denn schon leicht“, meinte Chiaki lächelnd und ging nun wieder ins Krankenhaus. Er hatte schließlich ein paar Dinge zu regeln.
 

„Das ist unzumutbar“, meinte Kaiki genervt. „Wir haben nicht genug Strom, um den Aufzug zu bewegen?“

„Die arbeiten mit Hochdruck an einem Ersatz-Aggregat“, meinte die Oberschwester erklärend. „Und die Feuerwehr ist in Bereitschaft.“

„Alle kritischen Patienten?“

„Sind in den Südflügel verlegt, Sir.“

„Und neue Notfälle?“

„Gehen direkt ins West.“

„Wir hätten schon im letzten Jahr das Notstromaggregat ersetzen sollen“, meinte Kaiki genervt.

„Ja genau.“

„Wieso ist das nicht passiert?“

„Ähm“, Sie stammelte. „Na ja, da müssen Sie beim Gebäudemanagement fragen. Ich kann da...“

„Oberschwester Satsuki, Sie wissen doch Bescheid. Wem muss ich dafür in den Hintern treten?“

Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich fürchte, sich selbst Chef“, sagte sie vorsichtig. „Sie haben das Geld für das neue Aggregat nicht freigegeben, weil Sie für ein neues MRT-Gerät sparen wollten.“ Sie schluckte. „So, ich geh dann mal wieder runter, in die Ambulanz“, meinte sie und verschwand dann auch schon aus der Blickrichtung von Kaiki Nagoya, der die Arme in die Seiten gestemmt hatte und aufseufzte.
 

Miyako seufzte. „Mr. Lamont, was ist denn los?“ Sie hatte heute den Porno-Patienten, wie ihn alle im Krankenhaus nannten. „Ihr Blutdruck ist erhöht“, stellte sie fest, als sie das Krankenblatt las. Der Mann seufzte schwer. Sie griff nach seinem Handgelenk. „Ihr Puls rast.“ Sie blickte den Mann im Krankenbett an. „Sie haben echt Schmerzen“, meinte sie. Die Überraschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

„Was denken Sie denn?“, meinte er leicht empört.

„Sie wollen mir sagen, die Pornos hätten Sie tatsächlich beruhigt?“

„Meinen Sie etwa, ich bin pervers und es macht mir Spaß, so was in Ihrer Gegenwart zu schauen?“, meckerte er sie an.

„Ja, also...“ Sie wusste nun wirklich nicht, was sie sagen sollte. „Ja.“ Genau, das hatte sie eigentlich gedacht. Genau das hatten doch eigentlich alle gedacht.

Nun blickte er sie empört an. Doch er atmete schwer und konnte den Blick nicht lange standhalten.

„Okay. Okay.“ Sie griff noch mal nach dem Krankenblatt, irgendwas, musste man ja wohl für diesen Mann tun können. „Sie sind also allergisch gegen die meisten Anergetika. Ich... ich würde sagen“, sie griff sich ans Ohr und spielte mit ihrem Ohrläppchen, was sie immer machte, wenn sie scharf nachdachte. „Wir könnten Dropheridol und Diphenylhydramin versuchen.“ Sie legte die Akte wieder zurück.

„Davon bin ich letztes Jahr ins Koma gefallen“, kommentierte der Patient Henry Lamont.

„Vielleicht... dann... ich könnte einen Anästhesisten her holen. Aber wegen der Operation morgen denk ich nicht, dass er Ihnen einen Epidoral-Katheder legt“, meinte Miyako schnell zu sich selber.

„Was mach ich denn nur?“

Sie fuhr sich durchs Haar. „Sekunde.“
 

Schmerz kommt in vielen Formen vor. Das leichte Zwicken, das bisschen Brennen oder der zufällige Schmerz. Das sind die normalen Schmerzen, mit denen jeder Mensch jeden Tag lebt.

Aber es gibt auch den anderen Schmerz.

Den, den man nicht ignorieren kann. Ein so heftiger Schmerz, der alles andere verdrängt.

Der die ganze Welt verblassen lässt, sodass man an nichts anderes denken kann, außer daran, wie weh es tut.

Wie man mit seinen Schmerz umgeht, liegt an jeden selbst.

Schmerz.

Manche betäuben ihn. Halten ihn aus. Umarmen oder ignorieren ihn. Und für manche ist es der beste Weg, damit umzugehen, sich einfach durchzubeißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yoshy03
2009-03-27T21:17:44+00:00 27.03.2009 22:17
der typ mit dem Porno is ja der hammer^^
ich mein was für ein einfall^^
Von: abgemeldet
2009-02-27T20:12:56+00:00 27.02.2009 21:12
Wie immer ein Genuss!!!

*g*
Bereit für`s nächste Kapitel *g*

なぎ
Von: abgemeldet
2009-02-27T18:20:58+00:00 27.02.2009 19:20
schönes kapitel!!!!!

ich frage mich was wohl mit anna passiert.....

ich hoffe das nächste kommt schnell

mfg shila1^^
Von: abgemeldet
2009-02-25T21:31:44+00:00 25.02.2009 22:31
hey
das kappi is echt klasse
der mann hat aber ine seltsame religion, aber jedem das seine
chiakis vater spinnt doch...der soll sich nich so haben
*böse blicke zu werf*
freu mich schon wenns weiter geht
liebe grüße<3
nami
Von:  Sakura-Jeanne
2009-02-25T11:40:48+00:00 25.02.2009 12:40
hammer kaitel
Von:  Devilkruemmel
2009-02-25T09:58:09+00:00 25.02.2009 10:58
*chiakis vater mit wattebällchen bewerfen*
schnössel

Egal freu mich schon riesig auf das nächste kapi von dir :)
mach weiter so
Von:  stefanie22
2009-02-24T23:49:48+00:00 25.02.2009 00:49
das war mal wieder wunderschon freue mich jetzt schon auf nachste kapittel

lg stefanie22


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