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Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus

Chiaki Vs. Marron
von

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Patient Ben Houston

Erst mal vielen lieben Dank für die Kommentare zum 20.Kapitel.

Ich hab wieder richtig viel Spaß weiter schreiben, wenn ich so viele und so schöne Kommentare bekomme, deswegen ist das 21.Kapitel auch schon heute fertig geworden und nicht erst im Laufe der Woche:

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Kapitel 21: Patient Ben Houston
 

„Guten Morgen, Dr. Karev“, wurde dieser, der gerade einen intubierten Patienten in deren Bett durch die Gänge schob, von Kaiki Nagoya angesprochen. Dieser blickte die Patientin an. „Was gibt`s?“

„Linienbus hat einen betrunken Fußgänger erwischt.“ Alex schon den Patienten in die Notaufnahme. „Offene Hüftfraktur. Stumpfes Bauchtrauma. Übernimmst du mal?“, fragte Alex den Assistenten, der neben ihm stand, dieser nickte zu und griff nach dem Beatmungsbeutel, den Alex bis eben in der Hand gehalten hatte. „Ich dachte an Laborathothermie“, erklärte Alex seinem Chef, Kaiki.

„Ich hab ihre Beurteilungen noch nicht. Gehen Sie weiter“, sagte Kaiki zu Alex und deutete den Schwestern und Assistenten, den Patienten weiter in Richtung Notaufnahme zu bringen.

„Dr. Ross wollte Sie Ihnen ins Fach legen.“

„Bis jetzt ist jedenfalls nichts da.“

„Sie ist sicher unterwegs.“

„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mit der neuen Rotation erst anfangen können, wenn die alte abgehakt ist. Das sind nun mal die Regeln, Dr. Karev“, erklärte Kaiki dem jungen Mann.

Alex verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper und seufzte. „Und was passiert jetzt?“

„Solange ich Ihre Unterlagen nicht habe, gar Nichts.“

„Dr. Nagoya, bitte.“

„Suchen Sie Dr. Ross und bringen Sie die Beurteilungen, bis dahin liegen sie auf Eis und arbeiten nicht in der Notaufnahme.“ Er folgte dem Patienten und zog die Tür der Notaufnahme hinter sich zu.
 

Ein neuer Monat hatte angefangen und Marron würde diesen Monat wieder in der Kinderstation bei Dr. Mehdi Kaan verbringen. Einerseits freute sie sich sehr darauf, wieder mit den Kindern zusammen arbeiten zu können.

Doch andererseits hatte sie das Gefühl, dass sie noch mit Chiaki reden musste. Sie wollte ihm so einiges erklären, vor allem warum sie so bei Sina und Marvin reagiert hatte.

Sie wollte es ihm erklären. Vielleicht würde sie ihn in ihrer Pause treffen können.

Dr. Mehdi Kaan kam ihr gerade den Gang entgegen und lächelte sie an. „Dr. Kusakabe, das ist aber schön, dass Sie wieder für unsere Abteilung zuständig sind. Ich habe schon gehört, dass sie diesen Monat wieder bei uns sind.“

Sie lächelte ihm zu und nickte. „Ja, ich bin gerne bei den Kindern.“

„Ja, und das spüren diese auch“, meinte er und lächelte Marron an.

Irgendetwas an diesem Lächeln ließ Marron aber erschaudern, sie wusste nicht, was es war. Aber das Lächeln war kälter als sonst. Es wirkte nicht echt. Irgendetwas stimmte nicht mit Dr. Kaan, zumindest kam er ihr etwas verändert vor. Er hatte auch dunkle Augenringe, was aber auch daran liegen konnte, dass er einfach ein paar 24h-Schichten zu viel hintereinander hatte.

„Der Junge erstickt hier gleich“, sagte eine Schwester laut, erweckte so die Aufmerksamkeit von Dr. Kaan und Marron auf sich. Die Schwester in ihrem rosafarbenen Kittel hatte einen kleinen Jungen im Arm. Ein Mann mittleren Alters folgte der Schwester, vermutlich war das der Vater des Jungen.

„Was hat er denn?“, fragte Marron und schon eilten Dr. Mehdi Kaan und Marron zur Schwester, die den Jungen auf ein Bett legten, das im Flur stand. Der kleine Junge hatte noch seinen Schlafanzug an. Der Vater musste ihm direkt aus dem Bett geholt haben.

„Weiß ich nicht“, sagte der Vater schnell und trat hinter die Schwester. Er sah nervös und ängstlich aus. Marron erkannte sofort, dass er um Sorge um seinen Sohn war.

„Wann ging das los?“, fragte Dr. Kaan den Mann und schaute sich den Jungen so gut es ging an.

„Vor zehn Minuten“, antwortete der Mann.

Dr. Mehdi Kaan legte seinen Kopf über den offenen Mund des Jungen, er wollte hören, ob er atmete. „Er atmet nicht mehr“, meinte Dr. Kaan schnell. Sofort schob man den Jungen in das nächste freie Behandlungszimmer. „Schnell in den Raum. Es muss schnell gehen.“

Schwestern, Marron und Dr. Kaan betraten schnell den Raum.

Sie legte den Jungen richtig aufs Bett.

Dr. Kaan ging um das Bett herum, stand nun am Kopfende und fragte schnell eine Schwester nach einer Zange. Er öffnete den Mund des Jungen.

„Jemand sollte die Intensivstation anrufen“, gab Marron den Auftrag an eine Schwester. „Und wir brauchen ein Beatmungsgerät“, forderte sie weiter.

Dr. Kaan zog dem Jungen die Jacke aus.

Marron half ihm.

„500 ml Kochsalzlösung, mit Sultanol“, forderte er weiter.

Marron griff nach einer Schere, sie schnitt des Jungen Schlafanzug auf. Sie hatten nicht auch noch Zeit, den Schlafanzug auszuziehen. Es ging um das Leben des kleinen Jungen, das stand fest.

Dr. Mehdi Kaan versuchte einen Inkubationsschlauch einzupassen. „Sofort an den Monitor anschließen.“

Marron nickte ihm zu.

„Ich komm nicht rein. Da ist irgendwas drinnen. Er muss was verschluckt haben und das steckt fest und versperrt mir den Weg.“ Er versuchte etwas zu erkennen. „Es sieht aus wie eine kleine Kugel.“

„Sauerstoff bei 80“, sagte eine Schwester.

„Er ist zyanotisch.“ Marron erkannte die bläuliche Farbe der Zyanose an den Lippen und an den Fingernägeln des Jungen. Als Zyanose bezeichnete man eine violette bis bläuliche Verfärbung der Haut, der Schleimhäute, der Lippen und der Fingernägel. „Kriegst du die Kugel raus?“

„Nein, sie sitzt fest.“ Dr. Kaan hatte eine Zange in der Hand und versuchte die Kugel zu erwischen und gleichzeitig versuchte er den Inkubationsschlauch einzusetzten, sich vielleicht an der Kugel vorbei zu schieben.

Ein monotones Piepsen ertönte den Raum.

„Er wird tachikat.“

„Gibt ihm 15 Lydokain“, forderte Dr. Kaan an.

„Ich werde ihn schocken“, sagte Marron und griff nach den Pads. Sie dachte gar nicht lange darüber nach, dazu hatte sie auch keine Zeit. Es musste einfach nur schnell gehen. Sie wollten den kleinen Jungen retten. Es ging um Leben und Tod.

Sie schockte ihn zweimal.

Beim ersten Mal hörte man immer noch das Piepsen.

Beim zweiten, hörte man einen schwachen Puls.

Eine Erleichterung für alle im Raum.

Und dennoch hatten sie nicht viel Zeit.

„Luftröhrenschnitt“, forderte Dr. Kaan nun an und blickte Marron dabei an.

Es musst alles verdammt schnell gehen. Hier durfte man nicht lange überlegen, hier musste schnell und intuitiv gehandelt werden.

Sie nickte ihm zu. „Ich brauch eine 16-ner Nadel mit Spritze.“

„Tracheotomie-Set“, sagte Dr. Kaan zu einer Schwester und die reichte es Marron.

Marron nickte und setzte das Skalpell an der Haut des kleinen Jungen an.

„Warte!“, sagte Dr. Kaan plötzlich.

Marron hielt an und blickte ihn überrascht an.

„Die Kugel löst sich.“ Er zog nun langsam die Kugel mit der Zange aus dem Mund des Jungen heraus.

„Ein Glück“, sagte Marron schnell und legte das Skalpell wieder weg. Ja, es war wirklich Glück.

„Atmet er?“, fragte Dr. Kaan, der die Kugel auf ein Tablett legte.

Marron nickte erleichtert, als sie die Atmung feststellte. Der Körper des Jungen entspannte sich wieder. „Ja, er atmet“, sagte sie lächelnd und blickte den Vater an, der vor Erleichterung anfing zu weinen.
 

Marron hatte gerade eine Pause.

Sie wollte zu Chiaki, war auf den besten Weg zu seinem Büro. Sie wollte mit ihm reden. Aber nicht in der kleinen Pause. Sie wollte mit ihm in Ruhe reden. Vielleicht würde er nachher ein wenig Zeit für sie haben. Sie hatte lange genug darüber nachgedacht. Sie brauchte ihn. Sie brauchte ihn als Verbündeten, gegen die neuen Feinde, die sie nun als Jeanne bezwingen musste. Außerdem brauchte sie ihn auch als Freund. Er war ihr Freund und das hatte sie in den Tagen, wo sie ihn so von sich gewiesen hatte, nur mehr als deutlich gespürt.

Und er war immer noch für sie da.

Er war für sie da gewesen, als sie gegen Silar antreten musste. Er hatte ihr als Chiaki beigestanden und dafür war sie ihm sehr dankbar.

Die Brünette wollte gerade an der Bürotür von Chiaki Nagoya anklopfen, als die Tür geöffnet wurde und Kaiki aus dem Zimmer trat. „Oh, Hallo Miss Kusakabe. Das ist ja eine Überraschung.“

„Hallo, Dr. Nagoya.“

„Sind Sie ab heute nicht Dr. Kaan unterstellt?“

„Ja, das stimmt, ich wollte auch nur kurz...“

„Lassen Sie Dr. Kaan nicht warten. Sie sind nun mal gerade nicht in der Chirurgie“, sagte Kaiki ermahnend.

„Ja, Sir.“ Marron nickte.

„Marron...“, hörte sie schließlich die vertraute Stimme von Chiaki, der hinter seinem Vater aus seinem Büro kam. „Wolltest du zu mir?“

„Ja, hatte ich eigentlich vor.“

„Chiaki, denk daran, dass Marron ab heute Dr. Kaan unterstellt ist.“

„Ja, Vater. Marron hat sich bestimmt bei Dr. Kann abgemeldet.“

„Ja, Sir, das habe ich.“ Marron kam sich ziemlich dumm vor. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind vor Dr. Nagoya Senior und sie wusste nicht, warum das auf einmal so war.

„Gut, komm rein, Marron. Bis später Vater“, sagte Chiaki mit deutlicher Stimme und schloss die Tür, nachdem Marron in sein Büro getreten war. „Ich kann dir nicht sagen, was in ihn gefahren ist“, meinte Chiaki zu Marron, als die Tür zu war.

Marron wusste, das Chiaki von seinem Vater sprach. Sie konnte sich allerdings sehr gut denken, was in seinem Vater gefahren war. Er hatte es von Anfang an nicht gern gesehen, dass es eine private Beziehung zwischen seinem Sohn und ihr gab. Er hatte etwas gegen sie. „Ich kann mir das schon denken.“

„Wie?“, fragte Chiaki überrascht.

„Aber deswegen bin ich nicht hier“, fing sie nun an und blickte ihn an. Es war gar nicht so einfach ihn nun so anzuschauen. Als sie zusammen im Operationssaal standen, war es etwas anderes, als wenn sie hier nun doch privat vor einander standen.

„Weswegen bist du denn gekommen?“, fragte er sie. Seine Stimme klang ruhig. Chiaki stand immer noch an die Tür gelehnt.

Marron stand in der Mitte des Raumes und blickte ihn nun an. „Ich möchte dir gerne danken.“

„Für was denn?“

„Das du für mich da bist. Ich meine weiterhin.“

Er nickte. „Das ist schon okay, Marron. Ich habe es selber so entschieden, dass ich immer an deiner Seite sein werde, egal wie du darüber denkst.“

Sie nickte. „Ich habe nicht lange Zeit und wollte fragen, ob wir uns nicht in der Mittagspause mal zusammen hinsetzen wollen.“

„Gerne.“ Er strahlte auf, als er das hörte.

Marron wollte also wieder Kontakt zu ihm. Das war eine wundervolle Nachricht. Vermutlich die Beste des heutigen Tages. Nein, die Beste der letzten Tage, trifft es wohl eher. „Also, wo sollen wir uns treffen?“

„Ich weiß nicht. Ich würde mich gerne in Ruhe mit dir unterhalten, da ist die Kantine nicht der passende Ort dafür. Vielleicht auf dem Dach?“

Chiaki nickte. „Ja, das ist eine gute Idee. Dann treffen wir uns später auf dem Dach.“

Marron lächelte. „Danke.“

„Ich habe zu danken, Marron.“
 

Dr. Mehdi Kaan, zog Marron mit sich, die gerade wieder auf dem Weg in die Kinderstation war. „Kommen Sie. Ein Patient braucht unsere Hilfe.“

Marron nickte und eilte mit ihm aus dem Krankenhaus heraus. An einem Auto wurde ein junger Mann schon in einen Rollstuhl gesetzt.

„Er kriegt keine Luft mehr. Er hat Mukiviszidose“, erklärte eine junge Frau Marron und Dr. Kaan. Sie sah nicht aus, wie seine Schwester oder seine Mutter. Eher wie eine Freundin. Mukiviszidose ist die häufigste angeborene, chronische Stoffwechselerkrankung.

„Wie heißt er?“, fragte Dr. Kaan die junge Frau.

„Ben.“ Ben zitterte stark, es war mehr schon wie ein Anfall.

„Gut, wie alt ist er? Und wie heißt du?“

„Ich bin Katie. Er ist 19.“

Dr. Kaan untersuchte den Patienten schon so gut es ging an Ort und Stelle. Der Junge rang nach Luft. „War er schon mal hier?“

„Nein“, sagte Katie schnell. „Wir wohnen in Southside“, antworte sie Dr. Kaan.

Marron versuchte Ben auf dem Rollstuhl still zu halten, doch er zappelte sehr stark. Zu sehr rang sein Körper nach Luft. „Kann also losgehen.“ Ein Pfleger griff nun nach dem Rollstuhl und schob ihn hinter Dr. Kaan und Marron hinterher, direkt ins Krankenhaus.

„Was machen Sie hier in der Stadt?“, fragte Marron die junge Frau.

„Wir sind zu Besuch hier.“

„Wer krank ist, sollte nicht unbedingt reisen“, meinte Dr. Kaan ein wenig schroff.
 

„Ah, Tomoki, das ist aber toll, das ich dich treffe“, meinte Miyako, fing ihren Kollegen ab.

„Was gibt es denn?“ Tomoki hatte gerade eine Menge Akten in den Armen und hoffte, dass er keine davon verlieren würde, weil bücken konnte er nun mit den ganzen anderen Akten im Arm vergessen.

„Marron, unsere Freundin. Du weißt schon, wen ich meine.“

„Ja, was ist mit ihr?“

„Weißt du, wo sie nun untergebracht ist?“

„Ja, sie ist in der Kinderstation, bei Dr. Mehdi Kaan“, antwortete Tomoki ihr und blickte sie fragend an.

„Verstehe“, meinte Miyako nur.

„Was möchtest du denn von ihr?“

„Ach, eigentlich ist es nichts Besonderes.“

„Was denn?“, fragte er nun interessiert.

„Weißt du, diese Jeanne, von ihr hast du doch schon gehört?“, fragte sie ihn und blickte ihn an.

„Ja, hab ich.“

„Mein Vater ist einer neuen Spur auf den Fersen.“

„Dein Vater ist bei der Polizei?“

Miyako nickte. „Ja, genau und das wollte ich Marron erzählen.“

„Warum denn das?“

„Ach, sie hat sich einfach mal dafür interessiert, als ich ihr erzählt habe, dass mein Vater bei der SOKO „Jeanne“ arbeitet.“

„Verstehe. Also wenn du sie suchst, sie ist in der Kinderstation“, sagte Tomoki noch mal. „Ich muss dann mal wieder weiter.“

„Ja, okay.“
 

„Blutbild. Thoraxaufnahme. O2-Werte.“

„Sauerstoffsättigung ist schlecht“, sagte eine Assistentin. Man hatte Ben inzwischen auf ein Bett gelegt. Doch sein Körper war immer noch mehr als nur unruhig. „Bei unter 85.“

Ben fing an zu husten. Marron versuchte ihn ruhig zu halten. Doch dann hustete er plötzlich Blut.

Das sah alles nicht sehr gut aus. „Er hustet Blut“, sagte sie zu Dr. Kaan, der ihn noch abhörte.

„Wassergeräusche und Atemgeräusche, Beidseits“, sagte Dr. Kaan, der die Lunge abhörte. Man setzte Ben höher auf, in dem man das Kopfteil des Bettes etwas anhob.

„Willst du ein Brochtelatator?“, fragte Marron ihn.

„Ja. Gibt ihm 5 Milligramm Salbuterol und 200 Milligramm Cubazinaerosol.“

Marron wollte ihm gerade eine Sauerstoffmaske aufsetzten, doch Ben zog sie sich selber wieder vom Gesicht. „Die musst du drauf lassen, Ben“, versuchte sie es ihm zu sagen, doch er schüttelte den Kopf.

„Sättigung runter auf 80.“

„Herzfrequenz bei 130.“

„Ich muss intubieren“, sagte Dr. Kaan schnell.

„Nein“, sagte der Patient, gegequält und hechelte. „Nein.“

„Es muss sein“, meinte Marron zu dem jungen Mann, der da im Bett lag und krampfte.

„Er will diese Apparate nicht“, mischte sich nun auch Katie ein, die mit im Raum stand.

„Gibt es ein Patiententestament?“, fragte Dr. Kaan.

„Ich denke schon“, antwortete sie.

Ben nickte Katie zu.

„Ja, hat er.“, sagte sie noch mal deutlich.

„Wenn das so ist, können wir nicht intubieren“, sagte Marron und seufzte auf. Sie wollte dem Patienten helfen. Doch so war es gegen seinen Willen und das wollte sie ganz und gar nicht.

„Er stirbt aber, wenn wir nicht intubieren“, Dr. Kaan blickte dabei Katie an.

Ihre Augen weiteten sich, als Dr. Kaan ihr das sagte. Katie nickte, das wollte sie nicht. „Ben, bitte.“ Sie wollte nicht, dass er starb.

Doch Ben schüttelte nur den Kopf. „Nein“, flehte er.

„Bitte.“ Sie wollte ihn nicht sterben sehen. „Verlass mich nicht.“

„Wer ist sein Arzt?“, fragte Dr. Kaan Katie.

„Joe Green oder so ähnlich“, sagte Katie, blickte Ben aber weiterhin verzweifelt an.

„Lydia, ruf bitte Joe Green an und frag ihn nach dieser Patientenverfügung und beeile dich“, beauftragte Dr. Kaan eine Schwester.

Diese nickte und eilte aus dem Zimmer.
 

„Wir verlieren ihn.“ Seine Werte sausten regelrecht in den Keller.

„Haben wir diesen Arzt schon erreicht?“, fragte Dr. Kaan und versuchte weiterhin sein Bestes. Sie versuchten ihn einfach nur stabil zu halten, was gar nicht so leicht war. Ben wollte nicht, dass man ihm half.

„Nein, Lydia hat ihn noch nicht erreicht“, sagte Marron. Sie fühlte sich schrecklich. Vor ihr lag ein Junge, mit einer schweren Krankheit, aber er wollte nicht, dass man ihm half.

„Ich habe eine Pfeife und etwas Hasch bei ihm gefunden“, sagte nun eine Schwester, die den Rucksack des Jungen unter die Lupe genommen hatte.

Katie war nicht im Zimmer. Marron hatte eine Schwester gebeten, dass diese mit Katie in die Cafeteria gehen sollte.

„Und das während seiner Krankheit?“, fragte Marron entsetzt und blickte Ben fragend an. Warum hatte der Junge das genommen? Er wusste doch sehr gut über seine Krankheit Bescheid.

„Vielleicht Todessehnsucht?“, meinte eine Schwester sarkastisch. Hatte er vielleicht wirklich nicht mehr lange zu Leben und wollte nun einfach noch ein wenig was vom Leben haben. Sie seufzte. Der Junge tat ihr Leid.

„Sie versuchen, Dr. Green übrigens anzupiepen. Dieser ist übrigens Kinderarzt“, sagte nun Lydia.

Dr. Kaan blickte Katie fragend an, die gerade wieder ins Zimmer kam. „Wie alt ist er?“, fragte er mit drohender Stimme.

„Sagte ich doch, er ist 19 Jahre.“ Doch ihre Stimme begann zu zittern.

„19-Jährige gehen nicht zum Kinderarzt. Wie alt ist er wirklich?“

Katie blickte zu Ben, der sich mal wieder die Atemmaske vom Gesicht zog, er zuckte, sein ganzer Körper krampfte. Man konnte ihr ansehen, wie sein Anblick sie schmerzte. Sie seufzte. „Er ist 17 Jahre.“

Ben seufzte auf.

„Einen achter Tubus“, sagte Dr. Kaan sofort. Er wollte nun keine Zeit mehr verlieren.

„Er kollabiert“, stellte Marron sofort fest.

„Sollen wir ihn festschnallen?“

„Ja“, antwortete Dr. Kaan den Schwestern.

Dr. Kaan intubierte Ben.

Etwas, was er schon die ganze Zeit hatte tun wollen.

Etwas, was die ganze Zeit schon nötig gewesen war.

„Den Kopf höher“, bat Dr. Kaan.

Marron legte den Kopf von Ben höher, sodass Dr. Kaan besser arbeiten konnte.

„Es tut mir Leid, Ben“, sagte Katie mit leiser Stimme und trat an sein Bett.

Sie hatte Tränen in den Augen. Sie hatte sein Alter vermutlich verschwiegen, weil er eben nicht intubiert werden wollte. Doch als 17 Jähriger stand ihm diese Entscheidung nicht zu. Nur einem Erwachsenen, seinen Eltern.

Als 19 Jähriger hätte er das entscheiden können.
 

Marron hatte sich wie versprochen zur Mittagspause auf das Dach abgesetzt.

Sie wollte hier auf Chiaki warten. Sie blickte auf die Uhr. Sie kam selber fünf Minuten zu spät. Sie hoffte, dass sie ihn nicht verpasst hatte, doch dann ging die Tür zum Dach auf und Chiaki kam mit einem kleinen Korb aus dem Treppenhaus.

Er lächelte, als er sie entdeckte. „Entschuldige die Verspätung. Ich hoffe, du wartest nicht schon lange.“

Marron schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Bin selber eben erst gekommen.“

Chiaki nickte und setzte sich neben Marron. „Ich hab uns was zum Mittagessen besorgt.“ Er deutete auf den Korb, der wie ein Picknickkorb aussah.

„Echt?“, fragte sie überrascht.

Er nickte. „Ja, ich dachte, da wir schon nicht in die Kantine gehen, aber dennoch Hunger haben werden, ist das gar keine so schlechte Idee. Sind aber nur Sandwiches“, stellte er klar. Er öffnete den Korb und reichte ihr eins. „Ich hoffe, sie schmecken dir.“

Marron lächelte und packte die Folie aus. „Hast du die selber gemacht?“

„Nein, leider nicht. Das war meine Nachbarin.“

„Deine Nachbarin?“

Er nickte. „Ja, die alte Dame denkt immer, ich ernähre mich nicht gesund und deswegen macht sie mir öfters mal was zu essen. Ich komme dann gerne zu ihr herüber und esse mit ihr zusammen zu Abend. Ihre Kinder besuchen sie nicht so oft, deswegen hat sie Langeweile und fühlt sich einsam.“

„Und du besuchst sie dann.“

„Na ja, sie kocht wundervoll“, erklärte Chiaki ihr.

Marron lächelte und biss von dem Sandwich ab. Es war wirklich sehr lecker. Käse, Salat, Tomaten, Vollkornbrot. Es war wirklich sehr lecker. „Sag ihr, dass ihre Sandwichs wundervoll schmecken.“

Chiaki lächelte Marron an und nickte. „Ich werde es Mrs. Tylor ausrichten.“

Marron nickte und biss noch mal ab. Es war schön, mit Chiaki hier oben zu sitzen und einfach nur alleine zu sein. „Chiaki...“

„Mmmh?“, fragte er sie mit vollem Mund.

Sie grinste ihn an. Ihr Lächeln verstummte aber. „Es tut mir Leid, wie ich dich die letzte Zeit behandelt habe.“

„Nein, ist schon okay. Ich habe es verdient.“

„Hey, lass mich bitte ausreden“, bat sie ihn.

„Okay.“ Er nickte ihr zu und blickte wieder geradeaus.

„Es war nicht fair, da du auch weiterhin für mich da warst. Es war komisch, dass obwohl ich sauer auf dich war, du dennoch für mich da warst“, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Ich bin ein von der Vergangenheit geprägtes Kind und ich kann Menschen nicht leicht vertrauen, das hast du schließlich schon bemerkt und dennoch warst du da. Und dennoch hast du nicht aufgeben.“ Sie blickte ihn an und lächelte. „Ich glaube dir inzwischen, dass du es nicht böse gemeint hast, dass du mich vom Stehlen abhalten wolltest und dass du so an mich heran kommen wolltest. Ich glaube dir inzwischen, dass du doch etwas für mich empfunden hast.“

„Marron, nicht empfunden hast... ich empfinde immer noch etwas für dich“, klärte er sie auf. Er blickte sie an und seufzte. „Ich hätte von Anfang an ehrlich sein sollen. Aber ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte. Als ich raus gefunden habe, dass du Jeanne bist, waren wir uns schon als Jeanne und Sindbad begegnet und ich hab dich auch schon als meine Praktikantin kennen gelernt. Das stimmt alles. Ich wollte nicht mehr, dass du stiehlst....“ Er stoppte kurz und schien nachzudenken, was er als nächstes sagen sollte. „Marron, ich bin immer an deine Seite. Das hab ich mir geschworen. Ich will mit dir kämpfen und dir beistehen. Und es tut mir Leid, dass ich dein Vertrauen verletzt habe. Du bist so ein wundervoller Mensch und du hast mich geändert, das alles war mein Ernst.“

Marron nickte.

Sie atmete tief ein. Das war doch ein schwierigeres Gespräch als sie dachte. Es war doch ziemlich emotional und nahm sie ziemlich mit.

„Ich habe einen Patienten“, fing sie an.

Chiaki spürte, dass sie wollte, dass sie das Thema wechselten und vielleicht war es auch erst mal ganz gut so. Sie waren sich wieder näher gekommen und er wollte nun nichts überstürzen. „Was ist mit ihm?“

„Er ist 17 Jahre alt und hat Mukiviszidose“, erzählte sie ihm.

Chiaki hörte ihr zu und nickte.

„Seine Freundin hat ihn hierher gebracht. Sie hat bei der Einlieferung gesagt, dass er schon 19 Jahre alt ist, weil er nicht mehr an die Geräte angeschlossen werden möchte.“

„Mukiviszidose ist eine Krankheit, die mit Schmerzen verbunden ist. Vermutlich will er einfach nicht mehr an die Maschinen angeschlossen werden, sondern sein Leben alleine leben, ohne Medizin. Wisst ihr schon etwas über den Verlauf seiner Krankheit? Wie weit sie fortgeschritten ist?“

Marron schüttelte den Kopf. „Nein, seinen Arzt konnten wir noch nicht erreichen und seine Mutter ist unterwegs.“

Chiaki nickte. „Hör auf dein Herz Marron und tue das, was du denkst, was richtig ist.“ Überrascht blickte sie Chiaki an. „Das mit Sina, als du ihr von der Operation abraten wolltest...“

„Das hat mit meiner Vergangenheit zu tun“, sagte Marron schnell.

„Möchtest du darüber reden?“, fragte er sie vorsichtig.

Marron blickte ihn fragend an und nickte. „Meine Großmutter hatte Alzheimer....“, fing sie an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2008-11-02T20:16:25+00:00 02.11.2008 21:16
wie schön dass alles wieder gut wird...

aber mal ne frage: woher kennst du diese ärztlichen dinger^^...hihi...ich mein das hört sich gut an...hab mich gefragt woher dus weisst...

tolle entwicklung^^
Von:  TigerNagato
2008-10-22T21:34:05+00:00 22.10.2008 23:34
das kapitel war von anfang an geil.
die schnelllen und so gut gewälten wechsel zu den anderen figuren, die die eigentliche geschichte unterbrachen waren gut gewählt.
das ende war allerdings ein wenig unerwartet. ich hätte nicht gedacht, das marron chiaki von ihrer vergangenheit erzählt. sie scheint ihm ja nun wirklich zu trauen
Von:  Silberwoelfin
2008-10-22T15:36:16+00:00 22.10.2008 17:36
Man hat sich hier viel getan =) Hatte leider ne ewigkeit kein Internet =(
Studierst du iwie Medizin oder woher kannst das so gut beschreiben ?
Find den Verlauf echt klasse =)
Von:  Kyoko-Hizuri
2008-10-22T13:12:53+00:00 22.10.2008 15:12
wieder ein schönes Kap^^
kann es sein das du viel über OPs, Krankheiten, ect. ...weißt^^, mir kommt das so vor als wärst du selbst schon mal im Krankenhaus oder recherschierst du viel für deine ff??? *am kopf kratz*
auf jedenfall kann man sich alles bildlich vorstellen^^, und das Maron Chiaki endlich mehr vertraut ist ja schon die halbe miete zur endlosen Liebe^^
mach bitte schnell weiter
freue mich schon auf das nächste Kap
Patrice-Kyoko
Von: abgemeldet
2008-10-21T14:26:37+00:00 21.10.2008 16:26
Hallöchen :),

Ich wollte jetzt nicht zu allem ein kommentar schreiben, also schreib ich jetzt. Deine FF fasziniert mich voll!!! Es entspricht alles einfach dem wahrem leben!.. So komisch es auch klingen mag. Naja auf jeden Fall ist deine FF richtig klasse! Mach weiter so ;) Bin schon auf weiteres gespannt!^^

Gruß
Diamond
Von:  Adlerauge
2008-10-20T20:37:27+00:00 20.10.2008 22:37
Hi,

erstmal, klasse Story...

aber ich stelle die selbe frage wie vertschl...woher hast du das wissen? bzw. die ideen für solche Fälle (Nägel im Kopf...klingt nach einer dieser ganzen Krankenhausserien), wobei ich Ahnung von dem Krempel hab, manchmal erscheinen mir die Vorgehensweisen logisch und richtig, andererseits läuft es mit den verschiedenen Spezialisten so in einem KH nicht ab...und auch der Ablauf...eher nicht...

Deshalb interessiert es mich vorallem dingen eben, woher du dein Wissen hast? Ich bin in der Ausbildung zur Krankenschwester und kann daher einiges Nachvollziehen (gut, jetzt ncihts zu den Medikamenten...das haben wir im Unterricht erst angekratzt, aber Untersuchungsmethoden...naja wie auch immer...würd mich über ne Antwort via ENS freuen, weil ich nach dem Dienst immer mal nur schnell reingucke und nur manchmal weiterlese...)

Danke

LG Adlerauge
Von:  kaya17
2008-10-20T18:29:29+00:00 20.10.2008 20:29
Tolles Kapitel^^ bin mal gespannt wie sich das weiter entwickelt.
Von:  Yoshy03
2008-10-20T15:35:04+00:00 20.10.2008 17:35
ein ganz tolles kapi.
vorallen weil Marron und Chiaki sich wieder näher kommen.
Freu mich auf´s nächste^^
Von: abgemeldet
2008-10-20T08:12:38+00:00 20.10.2008 10:12
Hey!

wow super wie du des geschrieben hast, die OP's sind klasse.
Wie du des schreibsch einfach toll!
Das Maron wieder mit Chiaki redet ist super und das sie es mit ihm geklärt hat. Hoffentlich werden sie wieder zusamemn kommen. Das sie ihm des ENDLICH vu ihrer Großmutter erzählt ist auch toll. zeigt das sie ihm vertraut...

naja mach weiter so ^^

glg _mausi_
Von: abgemeldet
2008-10-19T19:22:09+00:00 19.10.2008 21:22
Ui, ist das süß, sie nähern sich an. Wenn das nichts ist. Das ist so schön mit anzusehen, wie Marron langsam aber sicher wieder Vertrauen zu Chiaki fasst.

Und wieder tauchen einige neue Fragen auf.
Zum Einen die wiedermal ablehenende Haltung von Kaiki zu Marron, dann die Stelle wo Miyako Marron sucht, nur um ihr was von dem Jeanne-Fall zu erzählen und irgend irritiert mich auch gerade der Anfang der FF. Irgendwie ist das so ohne Zusammenhang zum Rest des Kapitels, geschweige denn zur restlichen Geschichte. Irgendwie sehe ich die Bedeutung noch nicht, aber vielleicht kommt das noch...

Die Szene auf dem Dach war so rührend. Das Picknick und alles. Und wiedermal hat man gesehen, dass Chiaki doch gar nicht so ein schlechter Kerl ist, wie es immer scheint (nicht das ich so gedacht hätte ;)), wenn er sich so um seine einsame Nachbarin kümmert. Ihr Gesellschaft leistet und alles. Irgendwie voll niedlich.

Wie dem auch sei, ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Marrojeanne


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