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'cause my past

junge Profikillerin, schweres Leben
von

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eine Klassenfahrt und eine unerwartete Wendung

Aber zuerst werde ich mir das Interview von meinen Rivalen schauen.

Ich setzte mich, schaltete den Fernseher ein, suchte den richtigen Kanal, auf der gerade ein Liebesfilm lief, voller Verzweiflung, Trauer und Tränen- also die perfekte Komödie (Spätesten JETZT erscheint in euren Köpfen, das Wort 'ERROR' in Neon grünen Buchstaben). Nach dieser Herzzerreisendes Schnulze schalteten sie endlich live zu der Konferenz. Zu meiner Enttäuschung hatte diese schon angefangen (sorry, ich hab einfach keinen Bock alles aufzuschreiben):

"...Woher wollen sie wissen, dass 'trockene Rose' das Land verlassen wird?", fragte ein Reporter, der sich erhoben hatte, damit ihn alle sehen konnten.

"Wir haben einen zuverlässigen Informanten, dieser berichtet, dass 'Röschen' für kurze Zeit verreisen wird" Schnelles Gekritzel aller Anwesenden.

Bei den Worten horchte ich auch. Es gab nur einen, der dies wusste und das war mein -bald toter- Partner. Da ich ja nicht wollte, dass er erfährt, dass ich ihn auf de Kieker habe, habe ich ihm die Wahrheit erzählt. Aber eins störte mich ebenfalls: Er hatte mich 'Röschen' genannt. NIEMEND nannte mich so.

"Haben sie keine Angst um ihre Sicherheit?", fragte ein anderer Reporter.

"Nein, denn ich weiß, dass mir mein 'kleines Röschen' nichts antun wird. Ich weiß zwar nicht genau wer das ist, weil mein Informant mir das nicht sagen wollte, aber ich werde es bald herausfinden."

"Woher wissen sie, dass 'trockene Rose' ihnen nichts antun wird?"

Chefchen grinste nur selbstsicher und verlies mit den Worten "Die Konferenz ist beendet" den Konferenzsaal.

Lautes Gemurmel ging herum.

Ich war baff. Nicht nur, dass er mich 'sein KLEINES Röschen' genannt hatte. Nein, es schien ihn offenbar Spaß zu machen mich zu jagen.

Und wie kam er darauf, dass ich ihn nichts tun werde?

Es war besser, wenn ich ihn gleich umlegen würde, aber das konnte ich diese Nacht nicht tun. Zuerst musste ich die Morde für nächste Woche vorbereiten. Seit der Verkündigung der Klassenfahrt bin ich fleißig an Aufträge sammeln, die ich so präparieren konnte, dass man sie in verschiedenen Nächten finden würde. Und mit den richtigen Chemikalien, konnte man den Todeszeitpunkt nicht richtig schätzen.

Meinen Partner konnte ich auch nicht mehr so einfach töten, denn er stand bestimmt unter Schutz, weil er ja der einzige ist, der mein Gesicht kannte. Also musste er einfach mal warten, wenn er bis jetzt nicht erzählt hat wer genau ich bin, dann wird er es in nächster Zukunft ebenfalls nicht tun, nicht wahr?

Also machte ich mich mal auf alles für meine Abwesenheit vorzubereiten.
 

Ich kam fix und foxy wieder nach Hause, nahm eine Dusche und legte mir eine Bleistiftmiene neben meiner Tür zurecht. Wenn ich am nächsten morgen die Wohnung verlasse, steck ich sie in die Scharniere der Tür. Wenn irgendjemand die Tür aufmacht, zerbricht sie. Also für mich ein dringender Hinweis zu verschwinden.
 

"Gut ich habe alles". am nächsten Tag sah ich zufrieden auf meinen Koffer hinunter. Schnell füllte ich noch einmal mein Wasserglas voll, trank, stellte es ab und verlies die Wohnung.

Ich war gerade aus der Tür raus, als ich mich schon wieder umdrehte um meine Wohnung zu stürmen.

Zwar hatte ich mein Koffer fertig gepackt, aber ihn blöderweise liegen lassen. Sowas konnte echt nur mir passieren...

Ich schnappte meinen Koffer und ging wieder raus. So dass mich die Kamera auf den Flur nicht sehen konnte was ich tat, platzierte ich die Bleistiftmiene auf ihren Posten.

Schlendernd ging ich in die Schule, wo wir uns treffen sollten.

Dort angekommen bot mir ein recht vertrauter Anblick. Alle Schüler, die mitfahren würden, wurden von ihren Eltern gebracht und ab geknuddelt. Wie eine Horde von Schafen standen sie dicht aneinander gedrängt. Ich setzte mich etwas abseits hin und beobachtete sie. Manchmal wünschte ich mir auch eine Familie, die mich lieben würde, aber auch nur manchmal. Mir gefiel es unabhängig zu sein und mein eigenes Ding durchzuziehen.

Ziellos streifte mein Blick durch die Menge. Ich erblickte Hanna. Sie stand mit den Rücken zu ihrer Mutter, welche sie von hinten herum umarmte. Beide sahen lächelnd auf einen kleinen Jungen herab. Er weinte und sein Gesicht in die Hose seines Vaters vergrub. Der Junge war ihr kleiner Bruder.

"Guten Morgen, Zanbi.", ich drehte mich um. Hinter mir stand mein Klassenlehrer.

"Guten morgen.", grüßte ich höflich zurück. Warum musste er mich ansprechen?

"Was machst du hier?"

"Warten, dass wir losfahren und ich endlich mal wieder snowboarden kann?"

"Das ist mir klar. Ich meinte warum du hier rumsitzt."

"Sollte ich was anderes tun?" Ich zog eine Augenbraue hoch. Erwartete er etwa ich würde mich in die Meute stürzen?

"Keine Ahnung...", gestand er.

"Na also.", sagte ich und drehte mich wieder um. Er hatte es tatsächlich erwartet…

Der Lehrer drehte sich auch um, nuschelte etwas von "hab noch was zu erledigen" und verschwand.

Ich sah ihn kopfschüttelnd nach.

Aber große Gedanken machte ich mir nicht. Warum auch? Wenn er noch was zu sagen gehabt hätte, dann hätte er es mir schon mitgeteilt.
 

Nach einer viertel Stunde ging es dann endlich weiter. Wir saßen alle aufgeregt in den Bussen.

Hanna und ich hatten sozusagen die hinteren 5 Plätze gepachtet. So ausgebreitet wie wir uns hatten, passte dort keiner mehr rein, aber das störte keinen. Es waren gerade noch genug Plätze für alle da.

Aber aus unerklärlichen Gründen fuhren wir nicht los, obwohl doch schon jeder verstaut war.

"Ähm.", kam es aus den Lautsprechern. Unser Lehrer machte eine kurze Durchsage.

"Wir müssen noch etwas Geduld haben, denn es fehlt noch einer."

Lautes Gestöhne von allen Seiten.

"Es tut mir ja Leid, aber dieser Jemand ist wichtig.", schmollte der Lehrer. "Hanna, Zanbi! Bitte macht doch da hinten einen Platz frei, damit sich dieser jemand auch einen Platz hat."

Wir taten wie uns geheißen, wenn auch widerwillig.
 

Keine drei Minuten später kam ein schwarzes Auto auf den Parkplatz. Und der Jemand auf den wir alle gewartet haben stieg aus.

Ein Mädchen kreischte hysterisch auf:

"Oh mein Gott!"

Ehrlich gesagt, wäre mir der richtige Gott lieber gewesen als den, wen ich da sah, denn wen ich da sah war der Teufel persönlich.

"Das ist doch Garbo Huge, der Chef der Organisation, welche hinter 'Trockene Rose' her ist.", seufzte das Mädchen.

»Garbo Huge heißt er also wirklich. Garbo ist doch spanisch und heißt doch die Anmut...« Ich betrachtete ihn. Er sah schon gut aus und sein Gang hatte auch etwas anmutiges, aber was machte er hier? »Naja, ich bleib bei Chefchen«

»Hat mein ehemaliger Partner ihm geflüstert, dass ich noch zur Schule gehe, oder hatte er es aus dem Brief herausbekommen? Was zum Henker macht er hier??« Ich erinnerte mich an das gestrige Interview. Er wusste ja, dass ich für kurze Zeit nicht anwesend sein würde und nun begriff ich auch, warum er sich so sicher war, dass ich ihn nichts tun würde. Wenn ihm jetzt etwas passieren würde, wäre klar, dass jemand aus den Klassen der Täter sein musste.

Chefchen hatte schon den Bus betreten und man wies ihn auf seinen Platz.

Alle schauten ihn hinterher. Die Mädchen verträumt und die Jungs begeistert, dass sie einen 'Promi' im Bus hatten.

Ich schaute skeptisch.

"Tag die Damen!", begrüßte er Hanna und mich mit einer melodischen Stimme, die die Mädchen im Bus aufseufzen ließen- über so viel mädchenhaftes Verhalten konnte ich nur die Nase rümpfen.

"Tag.", kam es von Hanna und mir.

Er setze sich auf sein Platz, welcher sich unglücklicher Weise neben mir befand. (Na klar, das musste doch so kommen)

"Wir fahren los!", kam es vergnügt vom Lehrer.

Es war still im Bus.

Alle Augen ruhten auf Chefchen und niemand sagte ein Wort.

Er hatte sich so hingesetzt, dass er schon fast lag und hatte, die Augen geschlossenen, den Kopf an die Sitzlehne gelehnt.

Einzelne Strähnchen vielen ihm ins Gesicht.

Dann wurde die Stille für mich zu bedrückend. Ich nahm mein MP3-Player raus und machte Korn an.

Großer Fehler.

Nun schauten mich alle böse an, da sich die Musik ziemlich laut in dem stillen Bus anhörte.

"Mach es gefälligst aus. Das ist unhöflich.", maulte mich Gabriel von der Seite an.

Ich zog eine Augenbraue hoch. Unhöflich?

"So? Ist es das? Aber es ist höflicher von dem da..." Ich deutete mit den Daumen auf Chefchen, "heimlich Fotos zu machen?"

Alle lachten, das übliche Herumgealber begann und ich machte mein MP3-Player lauter.

Meine Sitznachbarn beachtete ich nicht mehr, weder Chefchen noch Hanna.

Doch nach einer Weile stupste mich Hanna an. Also setzte ich mir die Kopfhörer ab und schaute sie an. Sie machte ein Zeichen, dass ich ein näher zu ihr kommen sollte und sie flüsterte mir leise was ins Ohr.

"Herr Huge starrt dich ständig an."

"Stört dich das?", fragte ich wispernd.

"Mich nicht, aber die anderen Mädel im Bus." Maaaaan wie mir diese Schnepfen gegen den Strich gehen.

Ich drehte mich zu dem Übeltäter um und sagte:

"Warum starren sie mich die ganze Zeit an?"

"Ist das verboten?"

"Es stört einfach."

Er beugte sich etwas zu mir runter und meinte leise:

"Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, junges Fräulein. Ich weiß, jemand wie du ist schwer damit beschäftigt nicht angepasst zu sein, also dürfte es dir doch egal sein, was die anderen denken."

Warum ist mir vorher nicht aufgefallen wie gut er riecht?

Er lehnte sich wieder zurück und beobachtete mich.

Ich schnaubte und machte meinen MP3-Player so laut es ging.

Er grinste.

Ich mochte ihn nicht.

Stimmt schon, dass ich nicht angepasst war, aber das hatte was mit meiner Lebenseinstellung zu tun und nicht, weil ich als ein Freak angesehen werden wollte.

Mich kurz im Bus umblickend merkte ich, wie böse mir alle waren, wie konnte ich es wagen Chefchen anzusprechen?

Gabriel fuhr sich kurz mit den Zeigefinger am Hals entlang um mir zu verdeutlichen: Sie hatte eine Mordswut auf mich. Da blieb mir nur den Sturz von der Brücke.

Ich schoss die Augen, grinste in mich hinein. Sie war jetzt schon wütend auf mich? Was würde sie machen wenn ich das tun würde?

"Warum fährst du eigentlich mit uns auf Klassenfahrt?", fragte ich Chefchen, nachdem ich die Musik ausgemacht hatte.

"Du bist ja dreist. Duzt mich einfach, aber wenn du willst: Gerne."

STRIKE! Heute Nacht werde ich von Gabriel erdolcht! Diese sah aus als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Ich freute mich.

"Und warum ich mit euch auf Klassenfahrt fahre? Ganz einfach: Ich will mal wieder Skifahren!"

"Ehrlich: Das glaube ich dir nicht."

"Ach nein? Und warum nicht, du Stöpsel?"

"Du bist doch Chef für die Organisation die hinter 'trockene Rose' hinterher ist. Da kannst du doch nicht einfach so Skiferien machen, Krümel"

"Meine Partner sind sehr vertrauenswürdig und fähig. Sie werden auch 11 Tage ohne mich auskommen, Stöpsel."

"Also bleibst du die ganze Fahrt mit uns."

"Jetzt schon."

"Jetzt?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "War der Plan vorher anders?"

"Eigentlich schon, aber ich habe mich jetzt halt dazu entschlossen länger zu bleiben."

"Und was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen, Krümel?"

"Du bist ganz schön neugierig." Er beugte sich wieder zu mir vor und ich konnte wieder seinen Duft wahrnehmen, "Weil ich dich in Auge behalten möchte."

»Sobald ich zu Hause bin, werden die Koffer gepackt.«

"Also wirklich!", spielte ich leicht übertrieben gerührt und beschämt, „Sie wissen doch, ich bin Schülerin! Und das geht mir doch schon etwas schnell."

"Du bist seltsam."

"Oha, was für Neuigkeiten, warum bin ich es denn ihrer Meinung nach?"

"Jedes andere Mädchen hier im Bus wäre schon vor Begeisterung in Ohnmacht gefallen."

Wir lachten und die anderen drehten sich beleidigt weg.

Kurz ein Blick zur Seite in das grinsende Gesicht von Hanna und ich wusste: Es würde eine verdammt lange Nacht werden. Ich kannte sie: Männer waren eines ihrer Lieblingsthemen und über so einem Kerl konnte man sich doch Stundenlang unterhalten.
 

Am Abend kamen wir in der Jugendherberge an und die Zimmeraufteilung begann. Warum wir das nicht vorher getan hatten, war mir schleierhaft. Ich kam in ein Zimmer mit Hanna, Gabriel und das Mädchen, welches so hysterisch im Bus geschrien hatte, als sie das erste Mal Chefchen sah- na das kann heiter werden.

Es überraschte mich keinesfalls, dass Krümel ein Zimmer in derselben Etage wie wir hatten.
 

Die Dunkelheit ist toll. Das fand ich schon immer, aber nun fand ich sie noch besser, denn so musste ich nicht in das Gesicht von Gabriel schauen, die schnarchend in ihrem Bett lag und den Mund dabei sperrangelweit offen hatte, sodass man jeden ihrer Zähne sehen konnte. Auch das hysterische Mädchen schlief fest. Dabei war es erst 10:30.

Hanna saß auf meinem Bett und fragte mich- wie ich erwartet hatte- über Krümel aus.

"Nachdem mit ihm gelacht hast, hast du gegrinst wie ein Honigkuchenpferd."

"Du auch."

"Du magst ihn, oder?"

"Nein."

"Aber er mag dich"

"Glaub ich nicht."

"Warum?"

"Weil ich diejenige bin, die er hinter Schloss und Riegel bringen möchte. Weil ich es bin, die in unsere Stadt für Angst und Schrecken- vor allem in der Unterwelt- sorgt.", konnte ich ja schlecht sagen.

"Weibliche Intuition.", sagte ich schlicht.

So langsam hatte ich echt kein Bock mehr. Diese Art von Gesprächen mochte ich nicht so gerne und wurde es schnell Leid. Morgen konnte man sich auch noch darüber unterhalten…

Ich streckte mich, gähnte und meinte:

"Lass uns schlafen gehen. Ich bin müde und morgen geht es auf die Piste!"

Hanna sah zwar gar nicht erfreut darüber aus, aber willigte trotzdem ein.

Schnell war sie in ihrem Bett schlief.

»Ich bin echt kein bisschen müde... Normalerweise bin ich jetzt unterwegs und erledige meine Aufträge.«

Ich legte mich hin und versuchte einzuschlafen.

»Wohin werde ich gehen, nachdem ich zuhause bin?? Vielleicht Amerika? Oder Großbritannien? London wäre toll... Ja, ich glaub ich zieh nach London. Mein ganzes Geld habe ich ja schon auf ein gut verstecktes Konto gebracht, also wird es kein so großes Problem werden....

BOAH!! Wie mich das aufregt einfach hier zu liegen! Ich hol mir etwas aus der Küche zu trinken, dann hab ich wenigstens etwas zu tun«

Mit neuem Elan stand ich auf. Ich huschte durch den Zimmer und die Gänge als wäre ich dabei zu meiner Zielperson zugelangen. Es machte mir Spaß auf ahnungslose Opfer zu zupirschen.

In der Küche traf- wie sollte das anders sein- auf Krümel, der machte ich gerade über eine Schüssel Cornflakes her.

"Na so eine Überraschung.", sagte ich und trat aus den Schatten hervor. Chefchen zuckte vor Schreck zusammen.

"Stöpsel! Meine Güte! Musst du mich denn so erschrecken?"

"Ich dachte, Cops wären nicht so leicht zu erschrecken."

"Das ist totaler Quatsch, natürlich sind die schreckhaft. Außerdem bin ich kein Cop."

"Ach nein? Was dann?"

"Kommissar."

"Für mich ist das das Gleiche, Krümel"

"Was machst du eigentlich hier? Es ist schon fast 11 geh ins Bett und schlaf."

"Ich bin hierher gekommen um was zu trinken." Mit diesen Worten zog ich auch schon in Glas aus einen der Schränke und füllte es mit Leitungswasser.

Gelangweilt setze ich mich an den Tisch, an den Chefchen saß, und trank. Ich hasste es zuzugeben, aber irgendwas hatte der Kerl an sich, was mir gefiel. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich ihn mochte!! Am liebsten würde ich ihn hier um die Ecke bringen. Selbst wenn es gegen meine Prinzipien wäre und es ohne Auftrag tun müsse.

Wir schwiegen uns an. Ich trank mein Glas zu ende.

"Warum tust du das?"

"Weil ich Durst habe. Weißt du das ist das Gefühl,..."

"Das meine ich nicht, Ich meine warum tust du DAS." ER betonte das Wort das ziemlich. Ich wusste was er meinte. Das Morden.

"Keine Ahnung was du meinst." Ich blickte ihn verwirrt an.

"Oh doch, das tust du."

"Ich weiß NICHT was du meinst.", sagte ich etwas eingeschnappt.

Er lächelte mich an. Ein ehrliches Lächeln war es. Man an daran könnte ich mich gewöhnen.

"Es ist spät, ich geh jetzt schlafen", meinte ich und ging. Als ich rausging spürte ich seinen Blick auf meinem Rücken.

»Was bildet der sich ein?? Wenn er mich verhaften möchte, dann soll er es gefälligst tun und nicht eine auf... auf... ach verdammt! Es ist doch egal. Sicher ist, dass er mich hier nicht festnimmt und wenn ich zuhause bin werde ich flink wie ein Wiesel nach London abdampfen! Dann wird er mich nie wieder sehen! Was mit meinem 'Partner' passieren wird weiß ich noch nicht. Aber darüber werde ich mir erst morgen erst wieder den Kopf zerbrechen, oder wann andermal, habe ja schließlich noch 10 Tage vor mir«

Ich legte mich ins Bett und schlief sofort ein.
 

„Juhuuu!“ Mit Höchstgeschwindigkeit sauste ich den Abhang hinunter. Oh ja, die kalten mit Schneebedeckten Berge sind super.

Lange, steile Strecken. Ein Paradies für mich. Am Ende dieser Strecke angekommen, atmete ich einmal tief durch. Ein herrliches Gefühl, den ganzen Tag den Abhang runterzufahren, davon kriegte ich einfach nicht genug.

Ein kurzer Blick auf meiner Uhr, sagte mir, dass es Zeit für eine heiße Tasse Schokolade. Ich schlitterte zu einem Gasthaus. Drinnen entdeckte ich Hanna, die mit ihren Schwarm und anderen aus unseren Klassen zusammengesetzt hatte. Ich wollte sie nicht stören, also setzte ich mich an die Bar.

„Guten Tag! Was kann ich ihnen bringen?“, fragte mich die Bedienung gelangweilt.

„Eine heiße Schokolade bitte.“

„Kommt sofort.“

„Machen sie doch bitte aus der einer Schokolade zwei.“, meinte eine warme Stimme hinter mir.

Die Bedienung wuselte davon.

“Ich habe doch gesagt, dass ich dich nicht aus den Augen lassen werde.“, lächelte mich Chefchen an.

„Hallo, Krümel.“

„Na, Stöpsel. Ich hab dich beobachtet.“

„Überrascht mich nicht.“

„Du bist gut auf dem Board, aber leider nicht so gut wie ich.“

„Das glaube ich kaum und was soll das leider heißen?“

„Weil ich dachte, endlich mal eine Konkurrenz bekommen zu haben.“

„Wer sagt denn, dass ich heute alles gegeben habe?“

Die Schokolade kam.

Sie sah richtig lecker aus mit Sahne und ein Zuckerpäckchen und ein Keks auf jeder Untertasse. Ohne zu fragen nahm ich mir seinen Keks und er nahm sich meinen Zucker.

„Wie süß trinkst du deine Schokolade?“

„Wie kannst du nur Schokolade mit Keksen zu dir nehmen?“

„Ist lecker.“

„Siehst du?“

Ich lächelte.

Schweigend tranken wir.

„Wie wäre es wenn wir mal Gegeneinander fahren?“, fragte ich als ich den letzten Schluck nahm.

„Klar, aber zuerst werde ich zu Ende trinken.“ Ich sah in seine Tasse.

„Die ist ja erst halb leer.“

„Ach, ich würde sagen sie ist halb voll.“

Darauf erwiderte ich nichts, sondern schnappte mir seine Tasse und trank sie in drei Zügen leer.

„Heeeey.“ Er machte große, enttäuschte Augen, als er in seine leere Tasse schaute.

„Bäh, viel zu süß!“

Ich packte ihn am Kragen und schliff ihn raus.
 

Chefchen schaute mich an. „Du kannst mich eh nicht schlagen.“

„Das werden wir ja sehen. Ich werde dich vernichtend schlagen.“

Wir begaben uns in Position zählten bis drei und fuhren den Berg hinab.
 

Spät am Abend kamen wir in der Jugendherbere an. Eigentlich hätte ich schon vor einer halben Stunde da sein sollen.

Wir schlichen leise in sein Zimmer.

Ich setzte mich auf sein Bett und er sich auf einen Stuhl.

„Ich kann es nicht verstehen. Wie können wir nur gleich gut sein?“

„Ich versteh es auch nicht. Eigentlich sollte ich besser sein und mich nicht mit jemanden wie dir auf die Gleiche Stufe stellen.“

„Wie jemanden wie mir?“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Er schaute mir direkt in die Augen. Bei den Versuch darin zu lesen, fand ich nur lauter Vorwürfe, „Ich sollte jetzt besser gehen. Ich bin müde.“

„Vielleicht sehen wir uns wieder in der Küche.“

„Das glaube ich weniger.“ Ich ging an ihm vorbei ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

»Ich sollte damit aufhören mich mit ihm zu unterhalten. Er will mich doch eh hinter nur hinter Gittern bringen«

Ich legte mich ins Bett und schlief überraschend schnell ein.
 

„Wo warst du den gestern Abend?“ Hanna funkelte mich böse an, „Ich hab mir totale Sorgen gemacht. Ich dachte du hättest einen Unfall gehabt oder so.“

„Ich habe gehofft, dass es so wäre.“, meinte Gabriel trocken.

„Keiner fragt nach dem was du hoffst!“, fauchte Hanna Gabriel an.

„Entschuldigung, dass ich mir Gedanken über meine Klassenkameraden mache.“

„Es wäre nicht zu entschuldigen, wenn deine Gedankengänge etwas anders wären!“

„Was geht dich das an was ich denke!“

„Wenn es mich nichts angeht warum sagst du es dann?“

„Das ging schon so gestern den ganzen Abend so.“, flüsterte mir das hysterische Mädchen zu.

Ich hatte keine große Lust mich da einzumischen, also schlich ich aus dem Zimmer um mir meine nächsten Schritte zu überlegen.

»Vielleicht sollte ich wirklich ein Unfall vortäuschen, damit ich hier weg komme«, überlegte ich mir.

»Wenn ich nicht mehr da bin, dann kann mich Chefchen nicht mehr beaufsichtigen. Man wird mich nach Hause bringen und ich mache ne Fliege. London ich komme. Aber wie verschwinde ich am Bes…«

„ZANBI!“, rief eine Stimme von hinter mir. Da ich doch etwas sehr in meinen Gedanken versunken war, zuckte ich etwas zusammen. Dieses nicht geistig anwesend sein, sollte ich mir nicht angewöhnen.

„Guten morgen, Herr Lehrer.“

„Wo warst du gestern Abend?“, mein Lehrer war richtig sauer auf mich, ob es daran lag, dass ich länger weg war oder die Tatsache, dass ich wieder aufgetaucht bin wusste ich nicht.

„Ähm… Es tut mir Leid ich habe die Zeit vergessen.“

„Pack deine Sachen! Der nächste Zug fährt in fünf Stunden.“ Konnte das besser kommen? Es hat also doch seine Vorteile, wenn man gehasst wird- und mit etwas Glück würde Krümelchen alles zu spät erfahren.

„Eigentlich war es ja es meine Schuld.“, sagte jemand anderes.

„Guten morgen, Mister Huge.“, grüßte mein Lehrer.

„Was machst du denn hier, Krümel?“ Der ließ mich echt keine Sekunde aus den Augen -.-

„Das kleine Fräulein und ich hatten gestern Abend noch ein Wettrennen. Ich bitte sie, diesen Fehltritt zu entschuldigen.“, sprach Chefchen ohne mich zu beachten.

Mein Lehrer schürzte die Lippen und ich begann eine tiefe Abneigung gegen Chefchen zu entwickeln- nicht, dass ich sie nicht schon vorher hatte, aber diese Abneigung vertiefte sich einfach nur EXTREM. Was bildete er sich ein mir zu ‚helfen‘?

„Na gut, aber einen weiteren verzeihe ich nicht.“, damit drehte er sich um und ging. Da ich nicht weiter die Anwesenheit von Chefchen ‚genießen‘ wollte, setzte ich mich ebenfalls in Bewegung.

„Wo gehst du hin?“

„Möglichst weit weg von dir!“, beantwortete ich seine Frage.

„Wirklich? Das klingt ja toll. Warte ich komme mit!“ Er klang wirklich begeistert.

„Nein tust du nicht!“ Ich war leicht angesäuert, als ich merkte, dass er neben mir her ging.

»Vielleicht sollte ich ihn ein Stuhl über den Schädel ziehen und fliehen«

„Denk erst gar nicht erst daran, irgendwie von hier wegzukommen, bevor deine Klassenfahrt vorbei ist.“

„Wer sagt denn, dass ich weg möchte?“

„Ich hatte einfach nur den Eindruck, als möchtest du mir aus den Weg gehen um nicht mit mir mitzukommen.“

„Ach wirklich?“ Ich schnaubte. Das hätte jeder gemerkt. Auch wenn man sich nichts hätte anmerken lassen, wäre es nur logisch gewesen.

Er hielt mich an und flüsterte mir etwas Ohr. Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen.

„Das werden wir ja noch sehen.“, sagte ich darauf.

Hier trennten sich unsere Wege.

Chefchen machte einen ganz fatalen Fehler: Er unterschätzte mich, auch wenn mich der Letzte Part etwas verwirrte, aber am Besten nicht beachten.

So einfach konnte man mich nicht kontrollieren. Und nun hatte ich die Anfänge eines Planes. Ich konnte mir also keinen weiteren Fehltritt erlauben was?? Nun von können konnte nicht die Rede sein. So habe ich mir mein Ticket zurück gesichert. Aber was ist mit Chefchen? Irgendetwas musste ihn so lange wie möglich aufhalten. Zuerst dachte ich an einen Mord, aber ohne Auftrag kein Mord. Ich verwarf also diesen Gedanken wieder.

„Zanbi!“, schon wieder wurde ich aus meinem Gedanken gerissen und ich sah mich verärgert um. Wehe es ist nichts Wichtiges! Und außerdem wollte ich es mir doch nicht angewöhnen zu tief in Gedanken zu versinken!

„Du hast mir immer noch nicht geantwortet wo du gestern Abend warst.“ Hanna lief auf mich zu.

„Was ist denn mit deinem Auge passiert?“ Ein prachtvolles Veilchen prangte in ihrem Gesicht.

„Ach das war Gabriel. Du solltest sie sehen. Zwar hab ich ein Veilchen von ihr verpasst bekommen, aber dafür hat sie eine blutige Kratzspur in ihrem Gesicht.“ Das sagte sie mit ziemlichem Stolz in der Stimme. „Du hast unserer Gabriel Kratzspuren…“

„Jepp, Baby!“

„Du weißt, dass du dafür nach Hause geschickt werden kannst.“

„Mir egal! Es hat sich hundert pro gelohnt.“ War das wirklich meine kleine Hanna?

„Hanna, so kenne ich dich gar nicht…“

„Ich weiß, aber sie hat es nicht anders verdient.“

„Was hat sie denn gesagt, dass sie so etwas verdient haben soll?“

„Ach zuerst haben wir uns wegen dir gestritten, dann kamen wir irgendwie auf meinem Schwarm zu sprechen und…“

„Es hat sich herausgestellt, dass sie ebenfalls was von ihm will, dann habt ihr euch angeschrien von wegen ‚lass ja deine Finger von ihn‘ und dann ist euer Streit eskaliert und ihr habt euch geprügelt.“, beendete ich den Satz für sie.

„So ungefähr. Bevor es richtig eskalieren konnte, ist unser Schwarm reingekommen mit den Worten: Hanna, wollen wir Skifahren gehen. Dann ist Gabriel ausgetickt und hat mich geschlagen daraufhin hab ich ihr die blutige Wange verpasst. Er war ziemlich geschockt, hat mich aber dennoch an der Hand genommen und hat sich um mein Veilchen gekümmert.“

„Jetzt mal ehrlich: Das ist die verrückteste Klassenfahrt ever.“, meinte ich.

„Also wo warst du gestern Abend noch?“, kam Hanna auf das eigentliche Thema zu sprechen.

„Ich hatte einen kleinen Wettstreit mit Krümel.“

„Was habt ihr gemacht?“

„Snowboard!“

„Und wer hat gewonnen?“

„Keiner.“ Seufzte ich, „Es ist unentschieden.“

„Na, dann wird es sich heute entscheiden!“

„Vielleicht, wenn ich ihn heute überhaut sehe.“

„Du Zanbi?“ Ich schaute von der Seite her an. Sie war etwas rot angelaufen, als ob es ihr peinlich wäre etwas zu fragen.

„Was ist?“

„Ich will dich etwas fragen…“

„Dann tu’s“

„Was läuft da eigentlich zwischen euch?“

„Was meinst du?“

„Nun: Im Bus habt ihr euch ja prächtig amüsiert und Gestern ward ihr zusammen im Gasthaus- leugne es nicht, ich habe eure ‚Keks-Zucker-Aktion‘ gesehen, dann seid ihr plötzlich weg gewesen und nun erfahre ich, dass ihr beide ein Wettrennen hattet und ich kann mir vorstellen, dass ihr auch gemeinsam zurück gekommen seid.“ Sie sah mich erwartungsvoll an.

„Zwischen uns läuft nichts.“, sagte ich etwas schroffer als beabsichtigt. Hatte ich es ihr nicht schon mal gesagt? Wieso glaubte sie mir nicht?

„Ach so…“, während des ganzen Tages sprachen wir nicht mehr Chefchen. Hanna hatte anscheinend gemerkt, dass ich nicht darüber reden wollte.

Wir unterhielten uns über vieles unwichtiges und zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich so richtig wohl. Das lag zum Teil daran, dass ich kaum über einen bestimmten langhaarigen Kerl nachdachte und es lag auch daran, dass ich nun endlich wusste wie ich am besten hier wegkomme ohne, dass eben dieser Langhaariger Kerl etwas Spitz kriegte.

Am Abend saßen wir zusammen mit unseren restlichen Klassenkameraden am Tisch und aßen. Zum ersten Mal konnte ich die Kratzspuren in Gabriels Gesicht bewundern. Es sah eigentlich gar nicht mal so schlimm aus wie ich es erwartet hatte. 4 rote Striemen, die bald nicht mehr zu erkennen sein würden. Da hatte es Hanna eigentlich schlimmer erwischt. Irgendwie hatten die Beiden den Lehrer davon überzeugen können sie nicht nach Hause zu schicken, wie sie es schafften war mir schleierhaft- vermutlich mochte der Lehrer sie nur.

„Mensch du hast ja ganze Arbeit geleistet.“, murmelte ich zu Hanna.

„Naja, eigentlich habe ich gedacht, dass ich mehr angerichtet habe.“ Ihre Stimme hatte etwas Wehleidiges.

Wir aßen schwatzend weiter, als Hanna mich an stupste und zu einer der Eingangstür rüber nickte.

Mit eleganten Schritten trat Chefchen ein. Alle Mädchen schauten zu ihm rüber. Er beachtete sie gar nicht, sondern suchte meinen Blick, als er ihn gefunden hatte, schaute ich ihn böse an, wandte mich ab, widmete mich mein Essen, vernichtete die Reste, stand auf und verlies den Raum aus der anderen Tür, bevor er mich erreichen konnte, denn er ging auf mich zu und dich hatte keine Lust mich mit ihm zu unterhalten.

Natürlich wusste ich, dass er mir folgen würde. Deswegen rannte ich nach der ersten Biegung los. Schnell in mein Zimmer. Schnell meine Jacke packend. Schnell aus der Jugendherberge flüchtend. Ich wollte weg von ihm. Ich wollte nicht, dass er mich beobachtete, ich wollte nicht, dass er mich einengte, ich wollte nicht, dass er mich kriegte und mich ins Gefängnis steckte. Ich wollte mein altes Leben wieder. Kalt machen konnte ich ihn nicht mehr, weil alle wussten, dass wir Zeit miteinander verbracht haben und wenn er jetzt starb werden alle mich in Verdacht haben. Vor allem die Organisation, da sie bestimmt wussten warum er hier war.

Ich rannte weiter. Fast wäre ich gestürzt, wenn mich nicht zwei starke Arme von hinten gepackt hätten.

„Warum rennst du vor mir weg?“

„Weil ich mich nicht mit dir unterhalten möchte.“

„Aber was ist wenn ich mich mit dir…“

„Das wäre mir egal!“

„Mir aber nicht! Komm lass uns ein Stück gehen.“ Er hatte mich immer noch von hinten umschlungen, damit ich nicht wieder weglaufe. Jeder andere der uns gesehen oder gehört hätte, hätte uns womöglich für ein Paar gehalten und würde nie daran denken, dass man Verfolger und Verfolgte ist.

„Wie wäre es wenn sie mich loslassen würden, dann könnten wir ein Stück gehen.“, meinte ich geschlagen.

Er lächelte und nahm mich bei der Hand. Ich versuchte mich gar nicht zu wehren. Eine Weile gingen wir neben einander, ohne ein Wort zu sagen.

Dann sprach Chefchen.

„Warum tust du das?“

„Warum nicht?“

„Weil du erst 17 Jahre alt bist und du dein ganzes Leben vor dir hast.“

„Haben sie etwa Mitleid mit mir?“

„Nein, wenn du dein Leben aus eigenen Willen wegwirfst dann ist das nichts zum bemitleiden.“

„Das find ich gut.“

„Was?“

„Dass sie mich nicht bemitleiden.“

Wieder Schweigen.

„Warum jagst du mich?“, fragte ich ihn nun.

„Warum nicht?“

„Weil du noch so jung bist und man eigentlich, solche Fälle erfahrenere Kommissare übergibt.“

Er antwortete nicht und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. Also fragte ich nicht weiter.

Wieder Schweigen. Es war eine ziemliche außergewöhnliche Situation, fiel mir grad auf. Nichts Alltägliches. Seit wann gehen Verfolger und Verfolgte so miteinander um? Das ist Paradox. In letzter Zeit war in meinem Leben nur paradox. Wie konnte es soweit kommen? Nie zuvor hat jemand wirklich ernsthaft darüber nachgedacht mich zu verfolgen, dann plötzlich war da eine komplette Organisation, die mir das Leben schwer machte- Nein, nicht die Organisation, sondern Chefchen. Chefchen machte mir das Leben schwer. Warum? Warum ist er hinter mich her? Habe ich jemanden umgebracht, der ihm wichtig war? Aber es waren alle nur Menschen, die jede Menge Dreck am Stecken hatten. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er mit solchen Menschen zu tun hatte, aber dennoch fiel mir keine andere Erklärung ein.

„Erzähl mir von deiner Vergangenheit.“ Riss mich Chefchen aus meinen Gedanken.

„Was?“

„Erzähl mir von deiner Vergangenheit, ‚trockene Rose‘. Ich möchte wissen wer deine Eltern sind und wo du aufgewachsen bist.“

„Warum willst du es wissen?“

„Weil ich wissen möchte, wie man so werden kann.“

„Ich glaube, dass werden sie nie verstehen. Sowas kann man nicht verstehe. Selbst ich verstehe es nicht.“, Meine Gedanken reisten zu meiner Mutter und zu meinem Vater. Meine Eltern, die mich nie haben wollten. Meine Eltern, die mich nie geleibt haben. Meine Eltern, die so wenig für mich empfunden haben um mich zu verstoßen oder wahrzunehmen. Aber sie haben mir dennoch klar gemacht, wie sehr sie mich hassten, oder hatte ich es mir nur eingeredet?

„Erzähl es mir trotzdem.“ Gott, dieser Typ gab echt nie auf.

„Ich war ein Unfall. Meine Eltern wollten mich nie haben. Ich weiß bis heute nicht warum sie mich nicht einfach weggegeben haben, wenn sie mich nicht geliebt haben.“

„Was macht es dich so sicher, dass es nicht taten?“

„Sie haben mich nie angeschaut. Aber sie unterhielten sich immer über mich, sowas wie: ES ist noch da, oder wann zieht ES denn aus, oder warum geht ES nicht einfach weg, oder wann merkt ES denn, dass es nicht hier willkommen ist.

Ich weiß bis heute nicht, ob sie mich wirklich gehasst haben, oder ob sie ich einfach nur nicht liebten.“ Das war einer der Fragen, die schon immer an mir nagten.

„Und dann bist ausgezogen?“

„Ich hatte keine Lust mehr drauf. Jeder hat so über mich gesprochen: Die Nachbarn, meine Klasse, sogar die Kassiererinnen im Supermarkt. Nur die Lehrer hatten nicht so mit mir gesprochen, weil sie mich bemitleideten. Am Anfang mochte ich es, aber es dauerte nicht lange, bis ich begriff welche Heuchelei es war. Im Alter von 12 Jahren verschwand ich. Zog in eine andere Stadt.“

Ich schwieg. Es war alles wahr, was ich erzählte, aber natürlich hatte ich Dinge ausgelassen.

„Wie hast du es geschafft Fuß zu fassen?“ Er setzte sich auf eine Bank, welche wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir weiter gegangen waren. Ich habe nur stur auf dem weißen Boden gestarrt. Chefchen zog mich auf seinen Schoss. Ich wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Ich wusste nicht, warum wir so mit einander umgingen. Aber irgendwie fühlte ich mich mit ihm verbunden, da war keine Liebe, kein Hass und keine Freundschaft, aber eine gewisse Verbundenheit war da. Wie ich darauf kam wusste ich ebenfalls nicht. Ich war verwirrt. Er strich mir einzelne Haare aus meinem Gesicht und ich bettete meinen Kopf auf seine Schulter.

„Ich habe mich bei alten, reichen, gesellschaftssüchtigen Omas ein geschleimt. Ich war nicht stolz drauf und ich hasste mich dafür, mehr noch als ich es ohnehin schon tat. Weil sie einsam waren, haben sie als sie starben mir alles vererbt. Keine Sorge ich habe sie nicht umgebracht. Sie waren zwar nur Mittel zum Zweck, aber ich habe sie trotzdem gemocht. Als ich dann genug Geld hatte, mietete ich mir eine Wohnung.“ Ich seufzte. „Mein Nachbar hatte mich mal in seine Wohnung eingeladen. Er war ein netter Mann, also hatte ich keine Einwände. Ich folgte seiner Einladung. In seiner Wohnung habe ich ein Gespräch mitgehört, was ich nie hören sollte.

Er erzählte am Telefon jemanden, wie toll es war. Wie toll es war, jemanden die Hände um die Kehle zu drücken. Wie toll es war zu sehen wie die Augen seines Gegenübers im Raum umher huschen, suchend, suchend nach einer Möglichkeit sich zu wehren, sich zu schützen, sich zu schützen vor den Tod. Die ganze Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosigkeit in eben diesen Augen zu sehen. Dann entdeckte er mich.“ Ich machte eine kleine Pause, nicht, weil ich mich nicht erinnern konnte, sondern, weil ich mich nicht Erinnern wollte (Gott, wie dramatisch das alles ist…). Chefchen strich mir über den Kopf.

„Ich mag sowas nicht.“ Sofort zog er seine Hand zurück.

„Wie ging es weiter?“

„Bevor er etwas Weiteres machen konnte, fragte ich ihn ob er mir das noch mal erzählen könnte. Ich war irgendwie fasziniert an den Gedanken, dass man so einfach das Leben von jemand anderes in der Hand haben konnte. Er schaute mich irritiert an. Ich setze mich einfach auf sein Sofa, worauf er noch irritierter schaute und ich bat ihn noch mal. Seine Miene erhellte sich und er schilderte mir alles von Anfang an. Mir wurde sofort klar, dass ich es auch tun wollte. Einen Monat zog ich mit meinem Nachbarn durch die Stadt. Er war auch ein Killer, aber kälter. Wenn es ging, tötete er jeden. Dieses Verhalten war mir zuwider. Zwar liebte ich es durch Aufträge ‚Gott‘ zu spielen, aber dieses ungezügeltes Morden mochte ich nicht. Nach diesem Monat wurde er verhaftet und ich beschloss als Profikiller eine Kariere anzufangen. Ich zog wieder um und legte mir einen Namen zu.“

„Wie hast du es geschafft in nur drei bis vier Jahren so erfolgreich zu sein?“

„Durch mein Markenzeichen. Am Anfang wollte ich es nicht machen, aber ich brauchte wieder Geld also legte ich mir die Rosenblüten zu, da sie billig waren. Da ich in dieser Stadt die Einzige war, die überhaupt ein Markenzeichen benutzte, wurde ich recht schnell populär.“

Wir schwiegen uns wieder an. Irgendwie war es mir so als ob ich zu viel gesagt hätte. Und plötzlich bekam ich Panik. Ich wollte nur noch weg. Warum ich so reagierte wusste ich nicht und mir wurde schwindelig. Ich sprang auf ich hatte das Gefühl als ob mich etwas von innen zerdrückt. Es war das Gefühl von Angst. Aber wovor hatte ich Angst und das so plötzlich? Ich schwankte. Alles vor meinen Augen verschwamm, ich fiel, aber es war jemand da, der mich stützte. (Heute denke ich, dass es einfach nur war, eil ich nie darüber gesprochen habe und mit meiner jetzigen Situation kam meine Psyche nicht zurecht. Hätten andere Umstände geherrscht wäre es mit vermutlich nicht passiert. ES war mir zu dem Zeitpunkt einfach alles zu viel)
 

Ich schlug die Augen auf. Das erste was ich fühlte war ein Würgreiz, den ich unterdrückte. Das zweite war ein Gewicht auf dem Fußende des Bettes in dem ich mich befand. Ich brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, wer es war. Ich wusste auch sofort wo ich mich befand. Ich setzte mich auf und ohne Chefchen zu wecken, stand ich auf und schlich auf mein Zimmer zu. Überall war es leise und die Flügelschläge von einem Nachtfalter hörten sich an wie ein Hubschrauber, welcher mit Höchstgeschwindigkeit über jemanden hinweg saust. Ich stahl mich in den Raum und packte mir meine kleine Tasche, die ich in meinem Koffer verstaut hatte. Ich war zu lange hier geblieben.

Leise wie ein Panther schlich ich in die Dunkelheit Richtung Bahnhof.

Am nächsten Tag war ich schon unterwegs nach Großbritannien.



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