Zum Inhalt der Seite

Dude, zieh dir was an

Dean+Sammy
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erste Gefühlsregungen

Dean nickte grimmig und drehte die Zündung des Impala.

Der Motor erwachte grollend zum Leben, das Radio spielte Black Sabbath und es war so, wie es immer gewesen war.

„Na also.“

Er brachte den Wagen auf die Straße und sie fuhren eine Zeit lang schweigend.

„Eigentlich ist es doch lächerlich, oder?“

Dean zuckte ein wenig zusammen und warf Sam dann einen kurzen Blick zu: „Was ist lächerlich?“

„Dass wir es ausgerechnet jetzt herausfinden. Jetzt, wo endlich alles vorbei ist.“

Dean schnaufte: „Es wird nie vorbei sein, Dude.“

„Gut, dann eben jetzt, wo wir aus dem Gröbsten raus sind!“, erwiderte Sam genervt.

Er bemerkte weder Deans breites Grinsen, noch den Blick, den dieser ihm zuwarf.

Wieder zogen die nächsten Minuten in aller Stille dahin, bevor Sam eine berechtigte Frage stellte: „Wo fahren wir eigentlich hin?“

„Tja…“, machte Dean und dann eine Weile nichts und Sam drehte ihm den Kopf zu, berechtigterweise alarmiert: „Wo fahren wir hin, Dean?“

„Sag ich dir nicht.“, verkündete Dean mit einem diabolischen Grinsen und fügte erschreckend überzeugt hinzu: „Es wird dir gefallen, keine Sorge.“

„Gefallen?“, japste Sam, „Wie könnte mir ein Job gefallen?“

„Oh, es ist mehr als nur ein Job, Dude… es ist mehr als nur ein Job.“

Deans kryptische Äußerungen beruhigten Sam nicht unbedingt, aber ihm war durchaus klar, dass es absolut keinen Sinn hatte, ihn um eine klare Antwort zu bitten – es machte ihm viel zuviel Spaß, Sam im Ungewissen zu lassen.

Während er den Klängen von ACDC lauschte, hatte Sam zur Genüge Muße, über seine neue Situation nachzudenken.

Er war ein Einzelkind.

Der Mann, den er jahrelang für seinen Bruder gehalten hatte, der Mann für den er so ziemlich alles tun würde und der noch viel mehr für ihn getan hatte, war – zumindest genetisch gesehen – ein Fremder.

Er musterte Dean aus dem Augenwinkel und war über dessen Gesichtsausdruck stillen Vergnügens mehr als nur irritiert.

Man mochte meinen, Dean würde es sich etwas mehr zu Herzen nehmen, dass er adoptiert war, aber nein, es schien ihn überhaupt nicht zu kümmern.

Im ersten Moment nach der Offenbarung durch die Krankenschwester hatte er ein wenig verwirrt gewirkt, Sam sekundenlang seelenvoll angestarrt – und dann gelächelt.

Sam konnte es nicht fassen. Gut, er kannte Dean inzwischen lange genug, um keine rührseligen Gefühlsausbrüche von ihm zu erwarten, aber Dean hatte oft genug gesagt, dass seine Familie alles sei, was er habe und jetzt – jetzt hatte er keine Familie mehr.

Wieso war ihm das so verdammt egal?

Schön, sie würden sich augenscheinlich trotzdem nicht trennen – immerhin hatten sie nur einander, aber… Dean konnte so stur sein, wie er wollte, es war jetzt anders.

Alles hatte sich verändert.

Und das nur, weil Dean ihm hatte Blut spenden wollen.

Das Gesicht der Krankenschwester, als sie ihnen erzählt hatte, dass sie unmöglich miteinander verwandt sein konnten, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Die Recherche danach war so einfach gewesen.

Ein kurzer Besuch in Lawrence und sie hatten herausfinden können, wann und warum die Winchesters Dean adoptiert hatten und auch, dass er außer Sammy keinen Menschen auf der Welt hatte.

Seine Eltern waren bei einem Flugzeugabsturz gestorben, als er erst zwei Monate alt gewesen war.

Sam rutschte ein wenig auf dem Sitz hin und her.

Wieso hatte sein Vater nur nie etwas gesagt? Wieso hatte er sie all die Jahre in dem Glauben gelassen, sie seien Brüder?

Wollte er einfach nur ihren Zusammenhalt stärken? Hatte er Angst vor Deans Reaktion gehabt?

Alles sinnlose Fragen, er würde nie eine Antwort darauf bekommen.
 

Es brauchte ein paar Tage, bis Sam erkannte, dass sie sich beständig nach Osten vorarbeiteten. Was Dean damit bezweckte, war ihm noch immer nicht ganz klar. Er hatte seinen Exbruder in Verdacht, sich einfach nur in Florida am Strand sonnen zu wollen.

Urlaub hatten sie sich definitiv verdient und im Prinzip hatte er ja auch nichts dagegen, aber Dean hatte schließlich behauptet, es werde ihm auch gefallen.

Gegen den Strand hatte er zwar nichts, aber die Aussicht auf simples Sonnenbaden konnte jawohl kaum sein, was Dean in den Dauerzustand frivolen Vergnügens versetzt hatte, in dem er sich nun schon seit Tagen befand.

Früher hatte Sam es als recht einfach empfunden, seinen Bruder zu durchschauen, aber da war er ja schließlich auch noch sein Bruder gewesen.

Sein Bruder hatte ihren Vater mehr als alles andere respektiert, war ein passionierter Jäger gewesen, sein großer Beschützer, der seine Gefühle hinter einer Mischung aus Sarkasmus und Gleichgültigkeit, der Liebe zu seinem Auto und einer verhängnisvollen Hingabe an schöne Frauen und gutes Essen verborgen hatte.

Seinen Bruder hatte er verstanden, Dean war ihm ein Rätsel.

Der war zwar noch immer zuverlässig verschlossen, wirkte aber gleichzeitig erleichtert. Sicher, ihre Arbeit war um ein Vielfaches leichter geworden, seit sie die Wurzel allen Übels beseitigt hatten, ihre Jobs waren weit weniger gefährlich als früher, aber Sam hatte das Gefühl, dass da noch etwas Anderes war.

Dean lächelte so oft.

Es war ein richtiges, ehrliches Lächeln, das sich in seine Mundwinkel schlich, wann immer er sich unbeobachtet fühlte.

Sam glaubte nicht, dass er dieses Lächeln vorher schon jemals gesehen hatte.

Er fühlte sich komisch, wenn er Dean so lächeln sah.

Ihm selbst war nicht nach Lächeln zu Mute.

Auch wenn es albern war, er fühlte sich, als habe er einen wichtigen Teil seines Lebens verloren – und das, obwohl Dean die ganze Zeit neben ihm im Auto saß.

Ihr Leben hatte sich nicht verändert, Dean behandelte ihn nicht anders als zuvor und doch fühlte er sich auf eine merkwürdige Art und Weise einsam.

Das Gefühl, einen Bruder zu haben, hatte ihm wohl mehr gegeben, als er sich jemals bewusst gewesen war und wann immer sein Blick auf Dean fiel und er daran dachte, dass er ihm nicht so nahe stand, wie er geglaubt hatte, musste er trocken schlucken.
 

„Du willst ernsthaft krank werden oder?“

Sam sah von seinem Labtop auf und bedachte Dean mit einem irritierten Blick: „Bitte?“

„Trockne dich wenigstens ab, wenn du dir schon nichts anziehst!“, grummelte der Ältere ungehalten und warf Sam ein Handtuch an den Kopf.

Sie waren wieder einmal in einer dieser merkwürdigen Absteigen, die sich für besonders brillant hielten, wenn sie jedes ihrer Zimmer einem Thema unterwarfen.

Während Sam es sich nach einer heißen Dusche, mit einem Handtuch um die Hüften, auf dem mit „Buffy“ Bettwäsche bezogenen Bett bequem gemacht hatte und sein Möglichstes versuchte, die Kreuzmotivtapete zu ignorieren, von der ihm schwindelig wurde, hatte Dean sich am Fenster verschanzt und schien jetzt sein Möglichstes zu tun, Sam zu ignorieren.

„Es kümmert dich also doch…“, murmelte der nun lächelnd, legte den PC beiseite und stand auf. Dean, der sein Gemurmel nicht gehört hatte, wandte ihm den Blick zu und zog die Stirn in Falten: „Zieh dir was an, Dude.“

Sams Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln: „Du nimmst diese großer Bruder Sache jetzt noch ernster als früher, kann das sein?“

Dean grunzte zur Erwiderung und drehte sich wieder zum Fenster.

Er verspannte sich merklich, als Sam sich neben ihn stellte.

„Ich dachte schon, es wäre dir wirklich völlig egal…“, sagte Sam leise und Dean hob den Kopf und sah ihm in die Augen: „Wovon redest du, Dude?“

„Davon, dass wir keine Brüder sind.“

„Musst du schon wieder davon anfangen?“, knurrte Dean genervt und Sam lächelte schwach. Das war etwas, womit er umgehen konnte. Deans Angst vor Intimität war schon fast sprichwörtlich.

„Ich fürchte schon.“, erwiderte Sam also trocken und unterdrückte ein Grinsen, „Ich verstehe nämlich nicht, warum du so tust, als würde es dich nicht kümmern.“

„Ich tue nicht nur so, es geht mir am Arsch vorbei! Und jetzt hör auf, mir auf die Eier zu gehen!“

Dean ließ Sam am Fenster stehen und warf sich auf sein Bett, musste jedoch bald feststellen, dass das ein Fehler gewesen war, da er Sammy, der eindeutig in einer seiner widerwärtigen „öffne dein Herz“ Stimmungen war, jetzt wesentlich mehr Angriffsfläche bot.

Sein ehemaliger kleiner Bruder setzte sich zu ihm ans Bett und warf ihm einen seiner Hundeblicke zu, mit denen er vielleicht kleine Kinder und einsame Frauen um den Finger wickeln konnte, aber sicherlich nicht ihn.

„Spar dir bitte diesen Blick.“, schnaufte er also ungehalten und versuchte, Sams grün-braunen Augen zu entkommen.

„Dean, bitte.“

Oh Gott, das war doch nicht zum Aushalten!

„Sammy, hör auf, ja? Es geht mir gut! Alles ist in Ordnung, verstanden?“

„Aber du… ich … es ist nicht alles in Ordnung!“, fuhr Sam ihn an, urplötzlich Zorn in der Stimme, „Wie kannst du sowas behaupten! Bist du wirklich so kalt, dass dir egal ist?! Wieso bin ich immer der Einzige, der etwas zu empfinden scheint?! Wieso zeigst du immer nur Gefühle, wenn du Angst hast, etwas zu verlieren, aber nie, wenn du etwas verloren hast?!“

Dean starrte ihn sekundenlang schweigend an, bevor er etwas umständlich nach den richtigen Worten zu suchen begann: „Du… willst du mir sagen… heißt das, dass ich dich verloren habe?“

Seine Stimme war belegt, noch viel rauer als sonst und Sam schluckte. Er konnte Dean plötzlich nicht mehr ansehen.

„Sammy… soll das heißen, du willst allein weiter machen?“

Sams Kopf schnellte wieder hoch und er sah so entsetzt aus, dass Dean beinahe versucht war, zu lachen. Ihm war nur alles andere als nach Lachen zu Mute.

„N-nein… natürlich nicht…“, antwortete Sam schließlich leise und Dean seufzte ebenso leise auf, „Aber ich… ich fühl mich jetzt einfach so anders. Verstehst du das denn nicht? Es ist fast, als wärst du gestorben – und nur dein Schatten ist noch da… ich…“

Dean erkannte alarmiert, dass Sam den Tränen nahe war und legte dem Jüngeren die Hand auf die nackte Schulter.

„Warum nimmst du dir nie die Zeit, dich an sowas zu gewöhnen? Warum ist es immer meine Schuld, wenn ich anders mit etwas umgehe?“, fragte er gereizt und bewirkte damit nur, dass Sammy den Tränen noch ein wenig näher kam.

„Dean…“

Der Ältere knurrte unzufrieden, packte Sam am Arm und zog ihn an sich heran und in eine feste Umarmung.

„Bitch…“, knurrte er Sam ins Ohr, „Jerk…“, erwiderte der trotzig und eine Träne kullerte über seine Wange, als er die Augen zudrückte.

Er hielt Sam eine Weile im Arm und hatte den Jüngeren schon fast in Verdacht, der sei einfach eingeschlafen, als er sich doch noch von ihm löste und sich unsicher mit der Hand durchs braune Haar fuhr.

Dean verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen und erhob sich vom Bett: „Und jetzt zieh dir endlich was an, Dude… es ist kalt hier drin und ich hab keine Lust, dass du mir ein Auge ausstichst.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-10-18T13:42:04+00:00 18.10.2008 15:42
Wieso Dean nur so ne gute Laune hat.... wer weiß, wer weiß *g*
Aber schon i-wie traurig, dass Sam denkt, dass er was verloren hat, nur weil Dean nicht sein "richtiger" Bruder ist!

Sam ist mal wieder den tränen nahe, und sein Brüderchen kann nicht anders und tröstet ihn!
Wie süüüß XD

Bin auf die überraschung gespannt!
Mach weiter so^^
Von:  Ayume-ko
2007-12-01T22:12:37+00:00 01.12.2007 23:12
Auch dieses Pitel finde ich wieder super!!!!^^
Es ist einfach genial!! XD
Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis der Beeiden entwickelt, denn anscheinend bahnt sich da was an...lol
Es ist wirklich super!!!^^ Und dein Scheibstil gefällt mir auch immer besser...*smile*
Weiter so!!!
LG Ayume ^-^
Von: abgemeldet
2007-11-15T19:39:37+00:00 15.11.2007 20:39
ich will mal wissen, wie du auf den namen der geschichte gekommen bist... (der ist zu genial XD)
das kappi war echt gut, du hast dean und seine gefühle echt toll wiedergebracht XD (der typ ist so geil x3)

mach schnell weiter und schick mir bitte eine ENS, wenns weitergeht!
lG, strawberry-e
Von: abgemeldet
2007-11-15T11:57:52+00:00 15.11.2007 12:57
Ich sag nur: "Werd jetzt bloß nicht sentimental!"
Sehr cool^^ hatte ja erst so meine Bedenken, da ich ja strikt gegen Inzest bin, aber die Lösung ist ernsthaft genial :) Wäre ich nie drauf gekommen :)
hoffe du schreibst schnell weiter :)
lg Los


Zurück